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agenda 21 | xxx allgemein Demografischer Wandel – ein Phänomen mit vielen Gesichtern Oberösterreichs Bevölkerung wird bis ins Jahr 2040 wachsen. Danach setzt ein Schrumpfungsprozess ein. Die Geburtenbilanz wird bereits ab 2025 negativ sein. Sinkende Geburtenzahlen führen zu Rückgängen bei Kleinkindern, Kindergartenkindern und in weiterer Folge auch bei Volks- und Hauptschüler/innen sowie Lehrlingen. Die Jungen werden weniger, die Gruppe der Senioren/innen nimmt aufgrund der steigenden Lebenserwartung zu: Unsere Gesellschaft altert demografisch. 2 Einundzwanzig 04 | 2008 „Die voranschreitende demografische Alterung hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche und -abschnitte“, sagt Dr. Michael Schöfecker von der Abteilung Statistik des Landes Oberösterreich. Es ist ein Phänomen mit vielen Gesichtern, das den Arbeitsmarkt genauso berührt wie das Schulwesen, die Kinderbetreuung, die Altenpflege, die Pensionssicherung oder den ländlichen Raum. Tatsache ist, dass die Zahl der Einwohner/innen in Ober österreich ab dem Jahr 2040 zu schrumpfen beginnt. Die ältere Bevölkerung (Senioren/innen ab 65 Jahre) nimmt stark zu, die jungen Menschen werden weniger. Bis 2040 wird der Anteil der Senioren/innen von derzeit 16,5 auf 29,2 Prozent steigen. „Das ist nahezu eine Verdoppelung“, stellt Michael Schöfecker fest. Im selben Zeitraum sinkt der Anteil der Jungen (bis unter 20 Jahre) von 23 auf 18,5 Prozent. Die Generation der Senioren/innen gewinnt massiv an Gewicht. Voraussichtlich im Jahr 2025 wird in Oberösterreich die Geburtenbilanz erstmals ein negatives Vorzeichen haben. Das heißt, es werden mehr Sterbefälle als Geburten zu verzeichnen sein. Die Lebenserwartung, ein Indikator für den Gesundheitszustand einer Be völkerung, nimmt stark zu. Frauen, die 2040 zur Welt kommen, werden
durchschnittlich 88 Jahre (derzeit: 83,0) alt. Die Lebens erwartung der Männer steigt von 77,5 auf 83,1 Jahre. „Ein Verlierer des demografischen Wandels könnte – ohne wirksame Maßnahmen – zweifellos der ländliche Raum sein“, sagt Michael Schöfecker. „Der Prozess der Suburbanisierung setzt sich fort.“ Gemeinden, die unmittelbar an größere Städte grenzen oder sich in mittlerer Entfernung von diesen be finden sowie Gemeinden im Umkreis der Bezirkshauptstädte werden Einwohner/innenzuwächse verzeichnen. Profitieren wird vor allem der durch die Achse Linz-Wels-Steyr und deren Umland gemeinden definierte Zentralraum. Einwohner/innenverluste von bis zu 15 Prozent werden – mangels adäquaten Arbeitsplatzangebotes – insbesondere grenznahe Gemeinden des Oberen und Unteren Mühlviertels, des Bezirkes Schärding, Gemeinden im Inneren Salzkammergut sowie der Pyhrn-Eisenwurzen- Region erleiden. Prozess schreitet langsam voran Einundzwanzig 04 | 2008 agenda 21 | allgemein Dr. Michael Schöfecker, Jahrgang 1966, ist verheiratet, Vater von drei Kindern und lebt in St. Georgen/Gusen. Seit 1992 ist der Absolvent der Johannes-Kepler-Universität (Diplomstudium der Sozial- und Wirtschaftsstatistik) Mitarbeiter in der Abteilung Statistik beim Amt der Oö. Landesregierung mit den Arbeitsschwerpunkten Bevölkerungsstatistik, Sozialstatistik, Prognosen und Wahlen. MAGAzin 21 hat den Experten zum interview gebeten. wie dramatisch ist der demografische wandel, der sich gerade vollzieht? Um Missverständnissen vorzubeugen: Der demografische Wandel mit all seinen Facetten ist ein sehr langsam voranschreitender Prozess, dessen Wurzeln etwa 130 Jahre zurückliegen. Er findet also nicht erst jetzt statt. Wir befinden uns noch mittendrin. Unser Verhalten wird den demografischen Wandel noch einige Jahrzehnte mitbestimmen. Aus meiner Sicht hat er nichts Dramatisches an sich. Kann der demografische wandel aufgehalten werden? Die Frage, ob es möglich ist, den Alterungsprozess mit demografischen Mitteln aufzuhalten, kann ich mit einem dreifachen NEIN beantworten. Erstens können wir unsere demografische Vergangenheit nicht mehr ändern. Die niedrigen Geburtenraten und die weiterhin steigende Lebenserwartung haben ihre Spuren hinterlassen und den Altersaufbau einer alternden Bevölkerung ausgeformt. Zweitens ist aus heutiger Sicht ein Ansteigen der durchschnittlichen Kinderzahl je Frau unwahrscheinlich. Und drittens richtet sich die Hoffnung, den Alterungsprozess stoppen beziehungsweise umkehren zu können, auf die Zuwanderung. Und die kann das Altern nicht aufhalten, sondern nur abmildern. Hat die Politik Möglichkeiten, die demografische Entwicklung positiv zu beeinflussen? und welche Rolle könnte die agenda 21 in diesem zusammenhang spielen? Dem demografischen Wandel ist mit demografischen Mitteln nicht beizukommen. Das bedeutet, dass die gesellschaftlichen Antworten auf die Konsequenzen des demografischen Wandels dort zu suchen sind, wo sie entstehen: in den sozialen Sicherungssystemen, den Bereichen der Familien-, Bildungs-, Beschäftigungs- und Zuwanderungspolitik. In diesem Zusammenhang könnte die Agenda 21 einen nachhaltigen Beitrag auf kommunaler Ebene leisten. Ich darf beispielhaft nennen: Erhaltung von Arbeitsplätzen in den Gemeinden, Aufleben der Kommunikationskultur und Bewahrung gewachsener Kulturlandschaften. 3
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