Preisträger 2010 - Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Personal

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30 Pflege erachten über 80 % der Hämodialysepatienten als sehr wichtig (Abb. 1). Dimension Kommunikation Aus der Befragung ging hervor, dass sich der größte Teil der Untersuchungsteilnehmer (64 %) zu jeder Behandlung ein gezieltes (Beratungs-) Gespräch wünscht (Abb. 2). Nach Auswertung der Freitextfelder sollten die Pflegekräfte dabei die Fähigkeit besitzen, den individuellen Gesprächsbedarf jedes Einzelnen zu erkennen und darauf eingehen zu können. Darüber hinaus gaben die Patienten Gesprächsthemen, wie zur Dialyse allgemein, zur Ernährung, zum Umgang mit der Krankheit und deren Verlauf, zur Bedeutung der Laborwerte, zum Shunt und zur Punktion sowie zur Organisation und dem Ablauf einer Transplantation an. Des Weiteren bestand der Wunsch, über „dies und das, was mich im Moment beschäftigt“ zu reden. Das können aus Sicht der Patienten auch persönliche Themen Abb. 2 Patientenwünsche zur Häufigkeit von (Beratungs-)Gesprächen mit dem Pflegepersonal. Abb. 3 Patientenwünsche zur Häufigkeit von Blutdruckkontrollen während der Behandlung. Abb. 4 Wünschenswerte Eigenschaften des Pflegepersonals im Notfall aus Sicht der Patienten. sein, wie etwa Freizeitaktivitäten, Urlaubsdialysen, Ratschläge für den Alltag, sozialrechtliche Angelegenheiten sowie private Gesprächsthemen. Diesem Wunsch nach individueller Information zum Umgang mit der Krankheit im Alltag, wurde mit 75 % und dem Wunsch nach Ratschlägen für die dialysefreie Zeit (z. B. über die Einhaltung der Trinkmenge) mit 76 % zugestimmt. Abschließend erhielt die Antwort auf die Frage, ob diese Art der pflegerischen Beratungsgespräche auch tatsächlich hilfreich sind, einen sehr hohen Wert von 80 % Zustimmung. Dimension Sicherheit und Vertrauen Mit 64 % Zustimmung bestand in dieser Dimension der Wunsch, dass eine Pflegekraft in ständiger Präsenz im Behandlungsraum verweilen sollte. Demgegenüber scheint die Bedeutsamkeit, pflegerische Leistungen immer durch dieselbe Pflegekraft zu erhalten, bei den Patienten weniger ausgeprägt zu sein. Hier erachteten es nur 55 % als relevant, vorwiegend von derselben Pflegekraft betreut zu werden. In diesem Zusammenhang wurde auch das Bedürfnis, dass immer eine identische Pflegekraft den Shunt punktieren bzw. den Katheterverband durchführen sollte, nur mit 53 % bzw. mit 50 % Wichtigkeit beurteilt. Im Rahmen der Sicherheit und unter Berücksichtigung der medizinischen Notwendigkeit war es auch das Ziel festzustellen, wie häufig aus Sicht der Patienten Blutdruckmessungen stattfinden sollten. Mit großer Mehrheit bevorzugten sie eine stündliche Blutdruckmessung (Abb. 3). Als die in einem möglichen Notfall wichtigsten Attribute kreuzten die Patienten die Eigenschaften Sicherheit/Kompetenz, Ruhe und Schnelligkeit am häufigsten an (Abb. 4). Die Pflegenden sollten Notfallsituationen erkennen und die erforderlichen Maßnahmen schnell und kompetent ausführen. Die Abbildung zeigt, dass das Pflegepersonal aus Sicht der Patienten im Wesentlichen nicht nur durch die fachlichen, sondern auch durch die menschlichen Fähigkeiten maßgeblich zu einem positiven Verlauf der raschen Hilfe beitragen kann. Dimension Persönlichkeit Zur Persönlichkeitsstruktur einer Pflegekraft in Dialyseeinrichtungen sollten nach Meinung der Patienten primär Sorgfältigkeit, Freundlichkeit und Kompetenz gehören (Abb. 5). Darüber hinaus sehen Patienten in der Ausgeglichenheit, Einfühlsamkeit und Flexibilität wichtige persönliche Eigenschaften, sodass neben den fachlichen Merkmalen ebenso zwischenmenschliche Fähigkeiten für die Patienten eine große Rolle spielen. Bei der Frage, in welchem Verhältnis das Pflegepersonal zu den Patienten stehen sollte, gaben die meisten der Patienten ein vertrauensvolles, freundschaftliches und respektvolles Verhältnis Dialyse aktuell 2011; 15 (1): 26–35
32 Pflege Abb. 5 Wichtigste Solleigenschaften der Pflege aus Sicht der Patienten. Abb. 6 Sollverhältnis zur Pflege aus Sicht der Patienten. an (Abb. 6). Der starke Wunsch nach Vertrauen kann damit erklärt werden, dass der Patient die Pflegeperson offenbar als eine Stütze und als einen Begleiter während der chronischen Erkrankung sieht. Gleichzeitig löst ein vertrauensvolles Verhältnis ein Gefühl von Sicherheit bei dem Patienten aus: „Erst wenn ich jemandem vertraue, fühle ich mich sicher“. Besonderheit des Dialysepersonals 64 % aller Studienteilnehmer waren der Meinung, dass sich das Pflegepersonal in Dialyseeinrichtungen von dem im Krankenhaus auf einer Normalstation arbeitenden Personal generell unterscheidet und größeren Herausforderungen ausgesetzt ist. Die Patienten gaben in den Freitextfeldern vor allem Unterschiede in den persönlichen Eigenschaften wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Sorgfalt und Verständnis sowie in berufsspezifischen Eigenschaften wie Kompetenz und Fachwissen an: „Das Dialysepersonal muss technisch und in menschlicher Situation den Anforderungen gewachsen sein“. Ferner wurde das Verhältnis zwischen der Pflegekraft und dem Dialysepatienten als ein persönlicheres und vertrauteres beschrieben, sodass die Patienten in der Dialyse einer individuelleren Betreuung und Behandlung bedürfen: „Durch die stetige Anwesenheit kann besser Vertrauen aufgebaut werden“. 11 % der Befragten nutzten die Möglichkeit, noch weitere Vorschläge vorzubringen: „Ein wenig mehr Geduld mit sehr alten Patienten, für die die pünktliche Einhaltung der Termine nicht immer leicht ist“, „peinliche Sauberkeit“, „Freude am Umgang mit den Patienten“ sowie „Distanz wahren und nicht duzen“ waren einige der Anregungen. Gruppenunterschiede Die Subgruppenanalyse ergab, dass in dem Dialysezentrum, in dem der Anteil lediger und somit auch alleinstehender Patienten größer war, sich die Patienten mit 80 % Zustimmung signifikant mehr Informationen im Alltag wünschten als in dem Vergleichszentrum, in dem nur 68 % Zustimmung erzielt wurde (p = 0,043). Verheiratete oder in Partnerschaft lebende Patienten empfanden es zudem als angenehmer, wenn immer dieselbe Pflegekraft den Shunt punktiert (58 % vs. 42 %; p = 0,035) und wenn sie weiterhin immer von denselben Pflegenden betreut werden (61 % vs. 42 %; p = 0,011). Der Gruppe der Älteren (> 65 Jahre) war es im Vergleich zu den jüngeren Dialysepatienten (≤ 65 Jahre) wichtiger, dass sich eine Pflegeperson ständig im Behandlungsraum befindet (71% vs. 57 %; p = 0,011) und dass immer dieselbe Pflegekraft den Shunt punktieren sollte (62 % vs. 44 %; p = 0,048). Schließlich erachteten die älteren Dialysepatienten die (Beratungs-)Gespräche mit der Pflege als signifikant hilfreicher (85 % vs. 75 %; p = 0,049). Die Patienten, die sich noch nicht so lange an der Dialyse befanden (< 3,5 Jahre), gaben im Vergleich mit Langzeitdialysepatienten (≥ 3,5 Jahre) einen weit höheren Informationsbedarf für das dialysefreie Intervall an (83% vs. 68 %; p = 0,008) und empfanden es zudem als angenehmer, wenn immer dieselbe Pflegekraft den Verbandswechsel des Dialysekatheters durchführt (60 % vs. 38 %; p = 0,047). Im Vergleich zu den technischen Kompetenzen bevorzugten Frauen, im Gegensatz zu Männern, signifikant mehr zwischenmenschliche Fähigkeiten beim Pflegepersonal (68 % vs. 44 %; p = 0,029). Allerdings unterschieden sich die beiden Geschlechtergruppen bezüglich des Familienstandes ebenso signifikant (p = 0,003). In der Gruppe der Frauen war der Anteil der verwitweten Personen um ein 5-Faches höher als in der Gruppe der Männer (40 % vs. 8 %), sodass soziodemografische Einflussfaktoren auf die Ergebnisse nicht auszuschließen sind. Insgesamt konnten wir durch die Subgruppenanalysen zeigen, dass offenbar die soziodemografischen Variablen wie Familienstand, Alter, Geschlechtszugehörigkeit sowie die Zeit seit Beginn der Dialysebehandlung die Anforderungen an das Dialysepersonal beeinflussen. Diskussion In unserer Untersuchung haben wir festgestellt, dass Hämodialysepatienten vielfältige Erwartungen und Anforderungen an das sie betreuende Pflegepersonal haben. Die Gruppe der Pflege ist dabei für die Patienten der primäre Ansprechpartner und fungiert durch den intensivsten Patientenkontakt offensichtlich als ein Vermittler Dialyse aktuell 2011; 15 (1): 26–35
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