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Die integrierte banksteuerung von morgen

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42<br />

I T & O R G A N I S AT I O N<br />

R I S I k o - u n D e R g e b n I S S t e u e R u n g<br />

<strong>Die</strong> <strong>integrierte</strong><br />

<strong>banksteuerung</strong> <strong>von</strong> <strong>morgen</strong><br />

Kreditinstitute müssen die Ergebnisse und Methoden der internen Steuerung und die<br />

externen Anforderungen aus IFRS und Basel II integrieren. Finanzvorstände und<br />

IT-Architekten sollten dabei eng kooperieren.<br />

↗<br />

Michael britze / Jens gabriel<br />

<strong>Die</strong> Banken stehen vor wachsenden Publizitäts-<br />

und unterjährigen Berichterstattungspflichten<br />

sowie großen Veränderungen<br />

bei der Segmentberichterstattung. <strong>Die</strong>s zei-<br />

gen die neuen Anforderungen durch die<br />

International Financial Reporting Standards<br />

(IFRS) und das Transparenzrichtlinie-<br />

Umsetzungsgesetz (TUG). Damit steigt der<br />

Druck, Ergebnisse und Methoden der inter-<br />

nen Steuerung und die externen Anforde-<br />

rungen aus IFRS und Basel II zu integrieren.<br />

Der neue IFRS 8 (Segmentberichterstat-<br />

tung) greift bei Segmentabgrenzung/-infor-<br />

mationen auf interne Organisationsstruktu-<br />

ren und Berichtsinhalte zurück. Finanzinfor-<br />

mationen müssen dabei auf der Basis der<br />

internen Steuerung berichtet werden. Zudem<br />

müssen nach IFRS 8 Überleitungsrech-<br />

nungen <strong>von</strong> den operativen Segmenten auf<br />

die korrespondierenden Positionen im Jah-<br />

resabschluss erstellt werden. Damit zielt der<br />

IFRS 8 auf eine weitere Integration der inter-<br />

nen und externen Ergebnissteuerung.<br />

TUG zielt auf mehr Transparenz der<br />

Kapitalmärkte. Für die Finanzberichter-<br />

stattung <strong>von</strong> Banken bedeutet das unter<br />

anderem, dass mehr interne Informationen<br />

nach außen berichtet werden müssen.<br />

Halbjahresberichte müssen zum Beispiel<br />

künftig einen verkürzten Abschluss und<br />

einen Zwischenlagebericht inklusive Risi-<br />

kobericht enthalten. Dabei sind auch<br />

Schnittstellen zu dem für Banken wichtigen<br />

IFRS 7 (Finanzinstrumente: Offenlegung)<br />

und zum IAS 34 (Zwischenberichterstat-<br />

tung) zu beachten.<br />

<strong>Die</strong>se Beispiele verdeutlichen: <strong>Die</strong> gestie-<br />

gene Anzahl und Komplexität der regulato-<br />

rischen Anforderungen hat weit reichende<br />

Folgen für Banksteuerung und Reporting.<br />

Aufgrund der in immer kürzeren Fre-<br />

quenzen und in einer hohen Qualität zu<br />

veröffentlichenden Ergebnissen bedarf es<br />

der Harmonisierung <strong>von</strong> Ergebnissen und<br />

Methoden der internen Steuerung und der<br />

externen Anforderungen aus IFRS, Basel II<br />

bzw. der Solvabilitätsverordnung (SolvV).<br />

IFRS: StRenge nebenbeDIngung<br />

DeR bankSteueRung<br />

<strong>Die</strong> betriebswirtschaftliche Integration<br />

erfordert einen Paradigmenwechsel in der<br />

Banksteuerung: <strong>Die</strong> IFRS sind als strenge<br />

Nebenbedingung in die ökonomische Steu-<br />

erung zu integrieren. Dazu zählt, dass die<br />

Überleitung des betriebswirtschaftlichen<br />

Ergebnisses (Kundengeschäfts-, Risiko-,<br />

Produktivitätsergebnis) auf IFRS-Bilanz<br />

sowie eine Gewinn- und Verlustrechnung<br />

(GuV) jederzeit möglich sein sollten. Erfor-<br />

derlich ist zudem, eine IFRS-GuV-Planung<br />

zu implementieren aufgrund der Unter-<br />

schiede zwischen der Ergebnissteuerung<br />

nach Handelsgesetzbuch (HGB) und IFRS.<br />

Während im HGB zum Beispiel eine<br />

nachgelagerte Ergebnisadjustierung mög-<br />

lich ist (Auflösung und Bildung <strong>von</strong> stillen<br />

Reserven, Rückstellungen und Berücksich-<br />

tigung interner Geschäfte zur sachge-<br />

rechten Ergebnisallokation), findet die Steu-<br />

erung in IFRS grundsätzlich nur auf der<br />

vorgelagerten Ebene statt (IAS 39-Kategori-<br />

sierung, Hedge Accounting und Eliminie-<br />

rung <strong>von</strong> internen Geschäften). Daher wird<br />

die Ergebnisvorschau-Rechnung mit einer<br />

IFRS-GuV-Simulation an Bedeutung ge-<br />

winnen. Mit Hilfe eines solchen Instrumen-<br />

tariums ist es bei der operativen Planung<br />

und Steuerung möglich, geplante Kapital-<br />

maßnahmen und ihre Folgen auf Bilanz-<br />

sowie GuV-relevante Größen besser abzu-<br />

bankMagaZIn 12.07 www.all4finance.de www.bankmagazin.de


schätzen. Ähnlich wie bei der Harmonisie-<br />

rung der internen und externen Ergebnis-<br />

steuerung bedarf es einer Integration auf<br />

Ebene der Risikosteuerung. <strong>Die</strong> Mindestan-<br />

forderungen an das Risikomanagement<br />

(MaRisk) und die IRB-Ansätze der SolvV<br />

sind ein Meilenstein auf dem Weg zur Inte-<br />

gration der internen und externen Risiko-<br />

steuerung. Mittel- bis langfristig wird es das<br />

Ziel sein, eine Annäherung zwischen öko-<br />

nomischem und regulatorischem Kapital<br />

herzustellen.<br />

Eine noch größere Herausforderung ist<br />

schließlich die Integration der Ergebnis- mit<br />

der Risikosteuerung. Ziel einer <strong>integrierte</strong>n<br />

Risk-/Return-Steuerung wird es etwa sein,<br />

Risikotragfähigkeitsanalysen zu entwickeln<br />

und prozessual in die Gesamtbanksteue-<br />

rung zu implementieren, die den neuen<br />

externen Anforderungen gerecht werden<br />

und den Kreditinstituten ein Steuerungsins-<br />

trumentarium an die Hand geben, mit dem<br />

diese zeitnah entscheidungsrelevante Infor-<br />

mationen zur Verfügung haben. Auch in<br />

diesem Umfeld ist also eine stark zuneh-<br />

mende Komplexität zu beobachten.<br />

IntegRatIon DeR It-aRchItektuR<br />

<strong>Die</strong> fachlich getrennte Struktur entspricht<br />

den IT-Landschaften der meisten Banken:<br />

Es gibt unterschiedliche Systeme für Ertrags-<br />

steuerung einerseits und Risikosteuerung<br />

andererseits. <strong>Die</strong> Abhängigkeiten zwischen<br />

diesen Bereichen versucht man durch<br />

Abstimmungen und Überleitungsrech-<br />

nungen in den Griff zu bekommen.<br />

<strong>Die</strong>se zahlreichen Insellösungen sind<br />

jedoch den steigenden regulatorischen<br />

Anforderungen nicht mehr gewachsen: Sie<br />

produzieren unterschiedlichste Berichtsfor-<br />

mate und Schnittstellenprobleme, die zu<br />

widersprüchlichen Steuerungsimpulsen<br />

führen können. <strong>Die</strong> extreme Dateninflation<br />

und inkonsistente Methoden verstärken das<br />

Problem zusätzlich.<br />

<strong>Die</strong> Lösung liegt in einem semantisch<br />

<strong>integrierte</strong>n Datenhaushalt („Single Point of<br />

Truth“). <strong>Die</strong>ser korrespondiert auf IT-Seite<br />

mit der betriebswirtschaftlichen Integration<br />

der klassischen vier „Blöcke“ (siehe Grafik).<br />

Um ein einheitliches Kennzahlensystem zu<br />

schaffen, sind zunächst alle Kennzahlen aus<br />

den unterschiedlichen Systemen zu verglei-<br />

↗ InteRne/exteRne RISIko- unD eRgebnISSteueRung<br />

<strong>Die</strong> klassischen vier „blöcke“ der internen/externen Risiko- und ergebnissteuerung<br />

und die Möglichkeiten ihrer betriebswirtschaftlichen Integration<br />

▶ MPR<br />

▶ ADR<br />

▶ OPR<br />

▶ LIQR<br />

▶ Sonsige<br />

IcaaP<br />

IRb-ansätze, Interne Modelle<br />

▶<br />

▶<br />

▶<br />

▶<br />

Basel II<br />

SolvV<br />

MaRisk<br />

LiquV<br />

Interne<br />

Risikosteuerung<br />

externe<br />

Risikosteuerung<br />

Risk-/<br />

Return-<br />

Steuerung<br />

Managementcommentary<br />

Prudential<br />

Filters<br />

Interne<br />

ergebnissteuerung<br />

IFRS 8: operative Segmente<br />

Interne geschäfte<br />

externe<br />

ergebnissteuerung<br />

▶<br />

▶<br />

▶<br />

Kundenergebnis<br />

Risikoergebnis<br />

Produktivitätsergebnis<br />

▶ HGB<br />

▶ IAS/IFRS<br />

▶ DRS<br />

▶ US­GAAP<br />

▶ Multi GAAP<br />

▶ RechKredV<br />

Quelle: ifb group<br />

chen. <strong>Die</strong> IT-Architektur muss eine inte-<br />

grierte Umsetzung der Methoden und Pro-<br />

zesse gewährleisten. Dazu bedarf es inte-<br />

grierter Softwarearchitekturen, die<br />

redundanzfreie Methoden und Kennzahlen<br />

gewährleisten, die Prozesse transparenter<br />

und schlanker gestalten, ohne an der<br />

Schnittstellen-Komplexität zu scheitern.<br />

Sind die IT-seitig implementierten Metho-<br />

den über eine Vielzahl <strong>von</strong> Systemen ver-<br />

teilt, ist deren fachliche Konsistenz nur sehr<br />

schwer sicherzustellen.<br />

<strong>Die</strong> IT-Architekturen müssen zudem<br />

organisatorisch sinnvoll in das Unterneh-<br />

men integriert werden und aufeinander<br />

abgestimmte, weitgehend standardisierte<br />

Reportingstrukturen ermöglichen. Ziel sind<br />

konzerneinheitliche und zeitnahe Steue-<br />

rungsinformationen. <strong>Die</strong> Softwareanbieter<br />

werden sich dieser Herausforderung stellen<br />

müssen und über serviceorientierte Archi-<br />

tekturen (SOA) praxistaugliche, perfor-<br />

mante und integrationsfähige Lösungen<br />

anbieten müssen.<br />

FaZIt<br />

I T & O R G A N I S AT I O N<br />

Nach den „Pflichtveranstaltungen“ IFRS<br />

und Basel II ist nun der Zeitpunkt für die<br />

Kür: den Aufbau einer <strong>integrierte</strong>n Bank-<br />

steuerung aus fachlicher und IT-architekto-<br />

nischer Perspektive. So können Banken die<br />

zunehmende Dateninflation und Komplexi-<br />

tät <strong>von</strong> Kennzahlmodellen bewältigen und<br />

der Anforderung nach immer schnelleren<br />

Frequenzen und qualitativ hochwertigeren<br />

Reports gerecht werden. <strong>Die</strong>s schafft auch<br />

klare Wettbewerbsvorteile: besseres Pricing<br />

<strong>von</strong> Finanzinstrumenten/-geschäften, ein<br />

schnelleres Go-to-Market (neue Märkte und<br />

Produkte), eine deutliche Zeitersparnis,<br />

Kostenvorteile und eine Verbesserung bei<br />

der Kapitalmarkt-Kommunikation. ↙<br />

autoRen: Dr. Michael Britze ist<br />

Managing Consultant und Jens<br />

Gabriel Senior Consultant bei der ifb group.<br />

www.all4finance.de www.bankmagazin.de 12.07 bankMagaZIn<br />

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