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Neue Väter - andere Kinder? Vaterschaft, familiale Triade und ...

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<strong>Neue</strong> <strong>Väter</strong> - <strong>andere</strong> <strong>Kinder</strong>? <strong>Vaterschaft</strong>, <strong>familiale</strong> <strong>Triade</strong> <strong>und</strong> Sozialisation<br />

Projektverantwortung: Prof. Dr. Axel Honneth, PD Dr. Martin Dornes<br />

Projektbearbeitung: Dipl. Soz. H.-W. Gumbinger, Dipl. Soz. Andrea Bambey<br />

Stand der Projektarbeiten (Januar 2005)<br />

Die Auswertung von 1524 Fragebögen nach dem Verfahren der Clusteranalyse auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Skalen Traditionalismus, Vater-Kind-Beziehung, Akzeptanz durch die Mutter,<br />

Engagement/Interesse <strong>und</strong> Reflexion/Sicherheit ergab 6 Vatertypen:<br />

Cluster 1: Unkonturierter Vater 376 <strong>Väter</strong> 24,7 %<br />

Cluster 2: Partnerschaftlich-traditioneller Vater 91 <strong>Väter</strong> 6,0 %<br />

Cluster 3: Randständiger Vater 156 <strong>Väter</strong> 10,2 %<br />

Cluster 4: Zurückgezogener-traditioneller Vater 271 <strong>Väter</strong> 17,8 %<br />

Cluster 5: Unsicherer-gereizter Vater 195 <strong>Väter</strong> 12,8 %<br />

Cluster 6: Egalitärer Vater 435 <strong>Väter</strong> 28,5 %<br />

Gesamt 1524 <strong>Väter</strong> 100 %<br />

Vertiefende Analyseschritte wurden zudem anhand der Skalen Partnerschaft/Ehebeziehung,<br />

Familiale <strong>Triade</strong> sowie einer ergänzenden Skala Vater-Kind-Beziehung vorgenommen. Die<br />

umfassendere statistische Auswertung steht ausführlicher – auch bezüglich psychologischer<br />

Skalen – demnächst in einer PDF-Datei zur Verfügung.<br />

Cluster 1: Der unkonturierte Vater (376 Mitglieder, 24,7 %)<br />

Bei diesem Typus ist zwar eine Ablehnung traditioneller Rollenklischees zu verzeichnen,<br />

diese steigert sich aber in keiner Frage zu wirklich deutlicher Ablehnung <strong>und</strong> wirkt daher eher<br />

wie ein erst leichtes Heraustreten aus traditionellen Mustern. Für das Vater-Kind-Verhältnis<br />

markiert dieser Typus – im Gegensatz zu den <strong>andere</strong>n Typen - weder ein eindeutig positives<br />

noch ein negatives Verhältnis. Die Akzeptanz durch die Mutter ist deutlich hoch, nur leichte<br />

Ablehnung wird allerdings in der Frage angegeben, ob das Kind für die Frau wichtiger ist als<br />

die Beziehung. Der Typus betont Sicherheit bezüglich des allgemeinen Erwartungshorizontes<br />

an die Ausgestaltung von <strong>Vaterschaft</strong>, ebenso im konkreten Verhalten gegenüber dem Kind ,<br />

gleichzeitig bleibt er aber unsicher, ob er seine Frau im Hinblick auf die Erziehung des<br />

Kindes nicht für kompetenter halten soll. Insgesamt verbleibt dieser Typus eher unkonturiert,<br />

insbesondere auch, da er im Vergleich mit allen <strong>andere</strong>n Typen keine skalenspezifische<br />

Ausprägung zeigt.<br />

Cluster 2: »Der partnerschaftlich traditionelle Vater« (91 Mitglieder, 6 %)<br />

Dieser Vatertyp ist zwar nur einem moderaten Sinne von traditionellen Einstellungen geprägt,<br />

hat allerdings im Vergleich zu den <strong>andere</strong>n Vatertypen – neben dem »zurückgezogenentraditionellen<br />

Vater« – die prägnantesten Werte in der Skala Traditionalismus. Er fühlt sich<br />

stark für den Unterhalt der Familie zuständig, zeigt eine skeptische Haltung bezüglich der<br />

Emanzipation der Frauen <strong>und</strong> versteht sich selbst eher als Vater im traditionellen Sinn. Sein<br />

Beziehung zum Kind, das Engagement in der Erziehung, die Akzeptanz durch die Mutter<br />

sowie die Sicherheit in der väterlichen Rolle werden als ausgesprochen positiv dargestellt,<br />

wenngleich eine gewisse Unsicherheit darüber besteht, ob die Frau nicht kompetenter ist in<br />

der Erziehung.<br />

Cluster 3: »Der randständige Vater« (156 Mitglieder, 10,2 %)<br />

Der randständige Vater sieht sich von seiner Frau an den Rand der Familie gedrängt, da sie<br />

ihm in der Erziehung sehr misstraut. Er gibt an, seiner Frau sei die Beziehung zum Kind<br />

wichtiger als die zum Vater, zugleich schätzt er die mütterliche Kompetenz seiner Frau eher<br />

negativ ein. Da die Partnerschaft von diesem Vater als durchaus unbefriedigend beschrieben


wird, ist ein Zusammenhang von wechselseitigem Misstrauen in Erziehungsfragen <strong>und</strong> der<br />

Unzufriedenheit in der Partnerschaft zu vermuten.<br />

Da dieser Typus sich jedoch aus zwei stark differierenden Untergruppen zusammensetzt, in<br />

der in einer Gruppe ein leichter Traditionalismus, ein angespanntes Vater-Kind-Verhältnis<br />

<strong>und</strong> geringes Engagement mit einer größeren Rollenunsicherheit gepaart ist, während die<br />

<strong>andere</strong> Gruppe durch ganz gegenteilige Werte gekennzeichnet ist, sind durchaus auch<br />

unterschiedliche Gründe für die Randständigkeit dieses Vatertypus zu erwarten.<br />

Cluster 4: »Der zurückgezogene-traditionelle Vater« (271 Mitglieder, 17,8 %)<br />

Der „zurückgezogene-traditionelle Vater“ ist ein besonders homogener Typus, der in allen<br />

Skalen die stärksten Ausprägungen zeigt. Er ist in hohem Maße traditionellen Rollenklischees<br />

zur Elternschaft <strong>und</strong> zu den Geschlechtern verhaftet, hat ein offensichtlich gereiztes<br />

Verhältnis zum Kind <strong>und</strong> eine große Verhaltensunsicherheit in seiner <strong>Vaterschaft</strong>. Er hat,<br />

gemessen an allen <strong>andere</strong>n Vatertypen - außer selbstverständlich dem »randständigen Vater« -<br />

die geringste Akzeptanz durch die Mutter. Er geht von einer biologischen Rollenstereotypie<br />

aus, in der Frauen von Natur aus besser mit <strong>Kinder</strong>n umgehen können <strong>und</strong> bemisst sich als<br />

Vater in einem traditionellen Selbstverständnis auch einen höheren Einfluss bei<br />

Entscheidungen in der Familie zu.<br />

Er ist zugleich ein sich zurückziehender Vater insofern, als er in der Skala<br />

Engagement/Interesse die schlechtesten Werte aufweist, <strong>Kinder</strong>erziehung bei ihm demnach<br />

keinen hohen Stellenwert zu genießen scheint <strong>und</strong> er daraus keine Befriedigung ziehen kann.<br />

Er überlässt die Erziehung der <strong>Kinder</strong> hauptsächlich der Mutter, die er in höchstem Maße für<br />

kompetenter hält. Gleichwohl bestätigt dieser Vatertypus mehr als alle <strong>andere</strong>n, dass seine<br />

Frau eine höhere Beteiligung in der Erziehung von ihm wünscht.<br />

Cluster 5: »Der unsichere-gereizte Vater« (195 Mitglieder)<br />

Der unsichere-gereizte Vater äußert nachdrücklich, dass er meist ungeduldig <strong>und</strong> gereizt auf<br />

das Kind reagiert <strong>und</strong> folglich sehr froh ist, wenn sich die Mutter mit dem Kind beschäftigt.<br />

Obgleich er sich überdurchschnittlich von seiner Frau in seiner <strong>Vaterschaft</strong> bestätigt sieht, ist<br />

er mit großen Selbstzweifeln behaftet, sowohl hinsichtlich dessen, wie man heute als Vater<br />

sein sollte als auch konkret in der Frage, was das eigene Kind von ihm erwartet.<br />

Seine Ablehnung traditioneller Rollenauffassungen führt offenbar nicht zu einem neuen,<br />

Sicherheit vermittelnden Rollenmodell. Sein Engagement in der <strong>Kinder</strong>ziehung scheint eher<br />

zögerlich, hier steht er nur leicht hinter dem zurückgezogenen Vater. Die Auswertung der<br />

psychologischen Skalen bestätigt hier jedoch die Vermutung einer vornehmlich charakterlich<br />

bedingten Rollenunsicherheit <strong>und</strong> Beziehungsstörung.<br />

Cluster 6: »Der egalitäre Vater« (435 Mitglieder)<br />

Auch der egalitäre Vater ist ein in sich sehr homogener Typus, der in allen Skalen eine<br />

eindeutige Richtung zeigt. Seine Ablehnung traditioneller Rollenklischees geht einher mit<br />

einem guten Vater-Kind-Verhältnis, einer stabilen Akzeptanz durch die Mutter, einem hohen<br />

Engagement <strong>und</strong> einer großen Sicherheit in der väterlichen Rolle.<br />

Der egalitäre Vater hat in der Abweisung von Rollenklischees bzw. in der Skala<br />

Traditionalismus die höchsten Ablehnungswerte. In der Vater-Kind-Beziehung, in der<br />

Akzeptanz durch die Mutter <strong>und</strong> in der Reflexion <strong>und</strong> Sicherheit wird er – wenn auch<br />

geringfügig - vom »partnerschaftlich-traditionellen Vater« übertroffen. Es kann deshalb<br />

davon ausgegangen werden, dass die Gr<strong>und</strong>haltung des egalitären Vaters (nach seiner<br />

Einschätzung) von der Lebenspartnerin gut akzeptiert wird. Er kann auf eine hohe Sicherheit<br />

<strong>und</strong> ein hohes Engagement in der <strong>Vaterschaft</strong> verweisen.<br />

Derzeit werden die durchgeführten Eltern- <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>interviews sowie die <strong>Kinder</strong>tests<br />

ausgewertet.

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