03.02.2013 Aufrufe

newsletter - iwb - TUM

newsletter - iwb - TUM

newsletter - iwb - TUM

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

August 2006 | Jahrgang 14<br />

Nr. 3 ISSN 1434-324X<br />

<strong>newsletter</strong><br />

Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. Michael Zäh | Prof. Dr.-Ing. Gunther Reinhart | Technische Universität München | www.<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

Prognose von Prozess-Struktur-Wechselwirkungen<br />

bei Werkzeugmaschinen<br />

In einem von der deutschen Forschungsgemeinschaft (dFG) geförderten Projekt<br />

wird in Zusammenarbeit mit dem lehrstuhl für angewandte Mechanik der tU<br />

München ein effizientes und experimentell verifiziertes Vorgehen zur Modellbildung<br />

und Simulation der Prozess-Struktur-Wechselwirkungen bei der drehbearbeitung<br />

entwickelt. Basis der Untersuchungen ist das Modell eines dreh-Fräs-Zentrums,<br />

das neben dem elastischen, reibungsbehafteten antriebsstrang und den nachgiebigen<br />

Gestellbauteilen auch die auftretenden Zerspankräfte berücksichtigt.<br />

EdItorIal<br />

Längst sind die Zeiten vorbei, als Lernen nach Schule,<br />

Ausbildung oder Studium aufhörte. Für den, der heute beruf-<br />

lich erfolgreich sein möchte, gilt die Devise des „lebenslangen<br />

Lernens“.<br />

Das <strong>iwb</strong> bietet nicht nur angehenden Ingenieuren ein breit<br />

gefächertes Ausbildungsangebot an, sondern engagiert sich<br />

auch im Bereich der beruflichen Weiterbildung. Alljährlich ver-<br />

anstaltet das <strong>iwb</strong> eine Reihe an Fachseminaren, die sich an<br />

den aktuellen Bedürfnissen der Unternehmen orientieren und<br />

den Teilnehmern neue Technologien, Methoden und Trends<br />

aus dem Bereich der Produktionstechnik vorstellen. Unsere<br />

Referenten sind Professoren der Technischen Universität Mün-<br />

chen, Wissenschaftler aus der Forschung und Spezialisten<br />

aus der Wirtschaft, die für Kompetenz und Innovation stehen.<br />

Details zu unseren diesjährigen Seminaren erfahren Sie in die-<br />

sem <strong>newsletter</strong>. Außerdem stellen wir Ihnen neue Möglich-<br />

keiten des Rührreibschweißens und Werkzeuge zur ganzheit-<br />

lichen Simulation von mehrachsigen Werkzeugmaschinen vor.<br />

Wir wünschen Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.<br />

Herzlichst<br />

Ihr<br />

Michael Zäh<br />

3<br />

Bei spanenden Werkzeugmaschinen ist<br />

neben dem dynamischen Bewegungsverhalten<br />

der Antriebe und Achsen auch<br />

die Stabilität im Bearbeitungsprozess ein<br />

entscheidendes Auslegungskriterium. Die<br />

bei der Spanabhebung auftretenden Kräf-<br />

Inhalt<br />

(Fortsetzung Seite 2)<br />

Seite 1–3<br />

n Prognose von Prozess-Struktur-<br />

Wechselwirkungen bei Werkzeugmaschinen<br />

Seite 3–4<br />

n Mechatronik-Simulation<br />

einer mehrachsigen Werkzeugmaschine<br />

Seite 4–6<br />

n Schneller von der Entwicklung zur<br />

fertigen Maschine<br />

Seite 6-8<br />

n Rechnergestützte Konfigurationsoptimierung<br />

adaptronischer Komponenten<br />

für Werkzeugmaschinen<br />

Seite 8–9<br />

n Reibschweißen – Auf dem<br />

Weg zu einem besseren<br />

Prozessverständnis<br />

Seite 10<br />

n Die <strong>iwb</strong> Forschungsberichte feiern<br />

Jubiläum: Im August erscheint die<br />

Ausgabe 200<br />

n Produktionsmanagement<br />

– Herausforderung Variantenmanagement<br />

Seite 11<br />

n Rapid Manufacturing: Heutige<br />

Trends – Zukünftige Anwendungsfelder<br />

n Optimierungspotenziale der Werkzeugmaschine<br />

nutzen<br />

Seite 12<br />

n Virtuelle Inbetriebnahme –<br />

Von der Kür zur Pflicht?<br />

n CARV2007 – 2nd International<br />

Conference on Changeable,<br />

Agile, Reconfigurable and Virtual<br />

Production


te wirken am Werkstück und am Werkzeug<br />

auf die Maschinenstruktur ein und verursachen<br />

sowohl statische als auch dynamische<br />

Verformungen. Die dabei auftretenden relativen<br />

Bewegungen zwischen Werkzeug<br />

und Werkstück sind den eingestellten Spanungsgrößen<br />

überlagert, wodurch sich neben<br />

der unmittelbaren Beeinträchtigung der<br />

Fertigungsqualität auch zeitlich veränderliche<br />

Spanungsquerschnitte ergeben. Die<br />

dynamische Modulation der Prozesskräfte<br />

über diesen Rückkopplungsmechanismus<br />

kann je nach Prozesseinstellung zu einem<br />

instabilen Anklingen der Schwingungen und<br />

damit zum Rattern der Maschine führen.<br />

Einflussgrößen auf die<br />

Zerspanung<br />

Die mathematische Beschreibung der Prozess-Struktur-Wechselwirkungen<br />

stellt nach<br />

wie vor eine Herausforderung dar. Dabei<br />

kann die Abbildung der Systemdämpfung<br />

des Wirkungskreises Maschine-Zerspanprozess<br />

als bisher ungelöste Problemstellung<br />

hervorgehoben werden. Des Weiteren sind<br />

Nichtlinearitäten im Systemverhalten und die<br />

komplexen Wirkzusammenhänge aller rele-<br />

Abb. 1 (oben):<br />

Geometrische<br />

Verhältnisse bei<br />

der Drehbewegung.<br />

Abb. 2 (links):<br />

Versuchsaufbau<br />

zur Ermittlung<br />

der Prozess-<br />

Struktur-Wechselwirkungen.<br />

vanten Einflussgrößen in die Betrachtungen<br />

einzubeziehen.<br />

Die bei der Zerspanung verrichtete Arbeit<br />

wird größtenteils in Wärme und zu einem<br />

geringen Prozentsatz in latente Energie im<br />

Span, Werkstück und Werkzeug umgewandelt.<br />

Die latente Energie setzt sich dabei aus<br />

der kinetischen Energie zur Spanbeschleunigung<br />

sowie aus chemischen, elektrischen<br />

und durch plastische Formänderung im<br />

Werkstückstoff gebundene Anteile zusammen.<br />

Die Umwandlung der eingebrachten<br />

Zerspanungsenergie in Wärme kann als adiabatischer<br />

Vorgang betrachtet werden. Dabei<br />

verändern sich die Temperaturfelder im<br />

Werkstück und Werkzeug so lange, bis ein<br />

Gleichgewicht zwischen zu- und abgeführten<br />

Wärmemengen erreicht ist. Da die Temperatur<br />

eine wesentliche Einflussgröße bei<br />

der Zerspanung darstellt, sind deren vielfältigen<br />

Wechselwirkungen mit anderen Parametern<br />

in einem ganzheitlichen Zerspankraftmodell<br />

zu berücksichtigen. So bewirken<br />

beispielsweise die mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit<br />

steigenden Temperaturen<br />

einerseits eine Entfestigung des Werkstoffes.<br />

Andererseits führen sie zu höherem Werkzeugverschleiß,<br />

was sich negativ auf die Reibung<br />

an der Span- und Freifläche auswirkt<br />

und damit wiederum eine größere Wärmeeinbringung<br />

in das System hervorruft.<br />

Implementierung eines<br />

Zerspankraftmodells<br />

Bisherige empirische und analytische Modelle<br />

besitzen nur für einen spezifischen Anwendungsbereich<br />

Gültigkeit. Daraus ergibt sich<br />

die Forderung, einen flexiblen und modularen<br />

Aufbau der Zerspankraftmodellierung<br />

zu realisieren. Der am <strong>iwb</strong> entwickelte Ansatz<br />

baut auf dem Scherebenenmodell auf<br />

und berücksichtigt bei der mathematischen<br />

Beschreibung des Scherwinkels sowohl das<br />

Verhältnis von Reib- zu Spanwinkel als auch<br />

die Temperatur und den Werkzeugverschleiß.<br />

Die geometrischen Verhältnisse bei Drehprozessen<br />

sind vereinfacht in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Bei der Implementierung des Zerspankraftmodells<br />

wird ergänzend die Abhängigkeit<br />

des Reibwertes von der Normalspannung<br />

sowie die des Scherwinkels von der<br />

Kontaktlänge der Schneide zum Span untersucht.<br />

Bei Werkstoffverfestigung wird auf<br />

das Scherzonenmodell zurückgegriffen. Die<br />

Ermittlung des Verformungsverhaltens erfolgt<br />

basierend auf materialkundlichen Vorgängen,<br />

wobei auch der Einfluss der Temperatur<br />

und der Formänderungsgeschwindigkeit<br />

auf die Werkstoffwiderstandsgrößen mit einbezogen<br />

wird. Bei Zerspanprozessen ist die<br />

Voraussetzung der Coulomb’schen Reibung<br />

aufgrund der hohen auf der Spanfläche wirkenden<br />

Normalspannungen nicht mehr gegeben.<br />

Zusätzlich rufen variierende Eingriffsverhältnisse<br />

veränderliche Reibungskräfte an<br />

Span- und Freifläche hervor, die sich dämpfend<br />

auf vorhandene Strukturschwingungen<br />

auswirken können. Starke Reibung auf der<br />

Spanfläche bewirkt ferner einen kleineren<br />

Scherwinkel, der eine stärkere Formänderung<br />

des zu spanenden Werkstoffes bedingt.<br />

Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist der Einfluss<br />

der Regelung, die das dynamische Prozess-Struktur-Verhalten<br />

je nach Einstellung<br />

der Reglerparameter positiv oder negativ beeinflusst.<br />

Experimentelle Verifikation des<br />

Prozess-Struktur-Modells<br />

Die Simulation der Prozess-Struktur-Wechselwirkungen<br />

erfolgt mit Hilfe eines hybriden<br />

Mehrkörpersystems, in welchem das Übertragungsverhalten<br />

der Verbindungselemente<br />

und auch die nachgiebige Gestellstruktur<br />

abgebildet sind. Die Ermittlung der Strukturparameter<br />

erfolgt anhand eines Finite-Elemente-Modells<br />

mit integrierten Antriebssträngen,<br />

welches mit einer experimentellen Modalanalyse<br />

abgeglichen wurde. Aufgrund des<br />

hohen Detaillierungsgrades bei der Modellbildung<br />

des mechanischen Systems konnte<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006


dabei bei den Eigenmoden eine Übereinstimmung<br />

von 98,5 % zwischen Simulation und<br />

Messung erreicht werden.<br />

Für die experimentelle Verifikation der Prozess-Struktur-Wechselwirkungen<br />

wird im<br />

Rahmen des Forschungsprojektes ein Verfahren<br />

entwickelt, mit dem gleichzeitig die<br />

Zerspankräfte und die Verlagerungen von<br />

Werkstück bzw. Werkzeug aufgenommen<br />

werden können. Für die Messung von<br />

Schnitt-, Vorschub- und Passivkraft kommt<br />

ein 3-Komponenten-Werkzeughalter-Dynamometer<br />

zum Einsatz (Abbildung 2). Die<br />

Bestimmung der relativen Verlagerung an<br />

der Wirkstelle des Zerspanprozesses erfolgt<br />

am Werkzeug mit Hilfe von 3D-Beschleunigungsaufnehmern<br />

und werkstückseitig mit<br />

induktiven Wirbelstromsensoren. Zur Ermittlung<br />

der Systemdämpfung an der Wirkstelle<br />

wird in einem weiteren Schritt eine im-<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006<br />

pulsförmige Anregung in die Struktur eingebracht.<br />

Parallel werden die zeitlichen Weg-<br />

Verläufe in den Messsystemen aufgezeichnet,<br />

um den Einfluss der Regelung auf die<br />

Systemdämpfung abschätzen zu können.<br />

Um einen Zusammenhang zwischen der<br />

auf die Spanfläche wirkenden Normalspannung<br />

des abfließenden Spanes und dem<br />

Reibwert zu bestimmen, wird die Freifläche<br />

einer Wendeschneidplatte mit definierter<br />

Kraft gegen ein rotierendes Werkstück gedrückt.<br />

Aus den gemessenen Kraftverläufen<br />

kann anschließend die auftretende Reibkraft<br />

in Abhängigkeit der Temperatur und<br />

der Normalspannung ermittelt und mathematisch<br />

im Zerspankraftmodell beschrieben<br />

werden. Bei der Abbildung der Normal- und<br />

Schubspannungsverteilung auf der Spanfläche<br />

wird dabei auf vorhandene Analysen<br />

zurückgegriffen. Für die Untersuchung der<br />

Temperaturabhängigkeit des Reibwertes<br />

Mechatronik-Simulation einer mehrachsigen<br />

Werkzeugmaschine<br />

Bei der Entwicklung und optimierung von mechatronischen Systemen müssen<br />

die Wechselwirkungen zwischen den einzelnen physikalischen Effekten<br />

berücksichtigt werden. die kopplung von mechanischen, elektrischen und regelungstechnischen<br />

teilsystemen erfordert Methoden, die eine effiziente Untersuchung<br />

der relevanten Eigenschaften anhand eines virtuellen Maschinenmodells<br />

ermöglichen. am <strong>iwb</strong> werden dazu Werkzeuge entwickelt, die für die<br />

ganzheitliche Simulation von mehrachsigen Werkzeugmaschinen eingesetzt<br />

werden können.<br />

Werkzeugmaschinen sind in ihrer heutigen<br />

Form typische Beispiele für mechatronische<br />

Systeme. Zwischen dem Erzeugungspunkt<br />

der Führungsgrößen im<br />

Interpolator und ihrem Bestimmungsort an<br />

der Prozessstelle liegt eine informationstechnisch<br />

verzweigte Übertragungsstrecke<br />

mit regelungstechnischen, elektrischen und<br />

mechanischen Teilstrecken. Aufgrund der<br />

Rückführung von Messgrößen an die Antriebsregelung<br />

und der Rückwirkung des<br />

Zerspanprozesses auf die mechanische<br />

Struktur liegen mehrfache Rückkopplungen<br />

innerhalb des Gesamtsystems vor. Die<br />

Prozesslasten aus den Antrieben und dem<br />

Werkzeug-Werkstück-Eingriff rufen Kraftreaktionen<br />

an den Koppelstellen der mechanischen<br />

Komponenten hervor. Die Verbindungs-<br />

und Übertragungselemente (Führungen,<br />

Lager, Spindeln, etc.) sowie die Gestellkörper<br />

selbst erfahren Deformationen<br />

statischer und dynamischer Art. Die damit<br />

verbundenen Schwingungen des mechanischen<br />

Systems überlagern einerseits die<br />

Messwerte der Sensorsysteme und begrenzen<br />

die Regelkreisdynamik, andererseits<br />

besteht die Gefahr der regenerativen<br />

Rückkopplung durch die Zerspankräfte.<br />

Mechanisches System<br />

Um für ein Maschinenkonzept ein maximales<br />

Leistungsergebnis zu erzielen, muss<br />

während der konstruktiven Gestaltung der<br />

Maschine ein Kompromiss aus maximaler<br />

Steifigkeit und minimaler Masse gefunden<br />

werden. Die Finite-Elemente-Methode<br />

(FEM) stellt in diesem Zusammenhang<br />

ein weithin akzeptiertes und verifiziertes<br />

Verfahren zur Ermittlung dynamischer<br />

Schwachstellen der Maschinenstruktur dar.<br />

Die Analyse der Antriebssysteme erfordert<br />

dabei ein integriertes FEM-Modell des Maschinengestells<br />

und der mechanischen Antriebskomponenten.<br />

Die in diesem Beitrag beschriebenen Simulationsverfahren<br />

wurden anhand eines<br />

9-achsigen Dreh-Fräszentrums verifiziert.<br />

Der kinematische Aufbau dieser Maschine<br />

ermöglicht die parallele Bearbeitung von<br />

zwei Werkstücken und zeichnet sich durch<br />

den flexiblen Einsatz der beiden Werkzeugeinheiten<br />

aus. Abbildung 1 zeigt u. a. das<br />

FEM-Modell des Dreh-Fräszentrums, in dem<br />

die Übertragungsmechaniken der translatorischen<br />

und rotatorischen Achsen als detaillierte<br />

FEM-Strukturen modelliert sind.<br />

werden im Werkstück und Werkzeug Thermoelemente<br />

ein- bzw. angebracht.<br />

Zusammenfassung<br />

In dem vorliegenden Beitrag wurde die Erweiterung<br />

bestehender Zerspankraftmodelle<br />

vorgestellt. Dabei wurden Parameter<br />

aufgezeigt, deren gegenseitige Beeinflussungen<br />

in bisherigen Modellen nicht<br />

in vollem Umfang berücksichtigt werden.<br />

Um der Vielzahl an Bearbeitungssituationen<br />

gerecht zu werden, ist dabei ein modularer<br />

Aufbau unabdingbar. Durch intensive<br />

Grundlagenforschung werden hierzu<br />

am <strong>iwb</strong> Verfahren erarbeitet, mit denen die<br />

Wechselwirkung von Zerspanprozess und<br />

nachgiebiger Maschinenstruktur im Vorfeld<br />

simuliert und damit ein Optimum aus Produktivität<br />

und gewünschter Bearbeitungsgenauigkeit<br />

ermittelt werden kann.<br />

Florian Schwarz<br />

kopplung der teilsysteme<br />

Die lagegeregelten elektrischen Antriebe<br />

werden in der üblichen Form eines regelungstechnischen<br />

Blockmodells abgebildet.<br />

Dieses berücksichtigt das Verhalten von<br />

der Vorgabe der Führungsgrößen durch<br />

den Interpolator, über die Aufnahme der<br />

aktuellen Istwerte, hin zur Umsetzung der<br />

Ergebnisse der Regelungssysteme in die<br />

Antriebsmomente der Servomotoren. Um<br />

das FEM-Modell des mechanischen Sys-<br />

tErMInE 2006<br />

n <strong>iwb</strong> Seminare<br />

(Fortsetzung Seite 4)<br />

Mechatronik<br />

Optimierungspotenzial der Werkzeugmaschine<br />

nutzen<br />

21.09.2006 – <strong>iwb</strong> Garching<br />

Virtuelle Inbetriebnahme<br />

Von der Kür zur Pflicht?<br />

28.09.2006 – <strong>iwb</strong> Garching<br />

— VorankündIGUnG —<br />

CarV 2007<br />

2nd International Conference on Changeable,<br />

Agile, Reconfigurable and Virtual Production<br />

23. – 24. 07. 2007, Toronto, Canada.<br />

n <strong>iwb</strong> Messen<br />

Euromold 2006<br />

Frankfurt/Main, 29.11. – 30.11.2006


Abb. 1: Mechatronisches Gesamtmodell<br />

tems in die Regelungssimulation einzukoppeln,<br />

werden die modal reduzierten Bewegungsgleichungen<br />

in die für die numerische<br />

Integration im Zeitbereich besser geeignete<br />

Darstellungsform einer Zustandsraumdifferentialgleichung<br />

überführt. Als Eingangsgrößen<br />

des Gleichungssystems werden die<br />

an den Motorwellen anliegenden Antriebsmomente<br />

der Servomotoren verwendet.<br />

Als Ausgangsgrößen werden die von den<br />

Weg- und Geschwindigkeitssensoren gemessenen<br />

Systemzustände aus dem Gleichungssystem<br />

ausgeleitet (Abbildung 1).<br />

Mechatronik-Simulation<br />

Die aus der Modellkopplung der dargestellten<br />

elektrisch-regelungstechnischen<br />

und mechanischen Teilsysteme hervorgehende<br />

Simulationsmethodik ermöglicht die<br />

Analyse des Maschinenverhaltens in Regelung<br />

unter Einbeziehung der nachgiebigen<br />

Gestellstruktur. Durch Simulation kann damit<br />

frühzeitig im Entwicklungsprozess die<br />

Leistungsfähigkeit der zu realisierenden<br />

Maschine abgeschätzt werden. Für die<br />

Verifikation des mechatronischen Simulationsmodells<br />

des oben beschriebenen<br />

Dreh-Fräszentrums wurden Messungen<br />

im Zeit- und im Frequenzbereich durchgeführt.<br />

Abbildung 2 zeigt beispielhaft einen<br />

Vergleich von gemessener und simulierter<br />

Drehzahlreglerstrecke. Dabei sind quantitativ<br />

sehr gute Übereinstimmungen zwischen<br />

Wie eine Studie der Forschungsvereinigung<br />

Werkzeugmaschinen und<br />

Fertigungstechnik gezeigt hat, ist der<br />

Entwicklungsprozess im Maschinen- und<br />

Anlagenbau stark sequentiell geprägt. Zu<br />

Beginn legt die mechanische Konstruk-<br />

dem Modell und der realen Maschine erkennbar.<br />

optimierung mehrachsiger<br />

Maschinen<br />

Die Untersuchung hat ergeben, dass insbesondere<br />

im Fall der parallelen Werkstückbearbeitung<br />

(z. B. Schlichten an der Hauptspindel,<br />

Schruppen an der Gegenspindel)<br />

die Simulation der Wechselwirkungen zwischen<br />

den einzelnen Vorschubachsen einen<br />

wichtigen Beitrag zur Verbesserung<br />

des dynamischen Gesamtverhaltens liefert.<br />

So kann bei Anregung auf die Achse i die<br />

Auswirkung auf die Achse j simuliert werden<br />

(Crosstalk). Dabei kann das mechatronische<br />

Gesamtsystem einerseits durch Anpassung<br />

der Reglerparameter und andererseits durch<br />

konstruktive Verbesserungsmaßnahmen in<br />

der Gestellstruktur und den Vorschubachsen<br />

optimiert werden.<br />

Für die Betrachtung des Einschwingverhaltens<br />

wurde die Simulation einer Sprunganregung<br />

von 1 mm Höhe auf eine Achse<br />

i durchgeführt und die Auswirkungen<br />

am Messsystem einer anderen beliebigen<br />

Achse j detektiert. Abbildung 3a zeigt dabei<br />

den Soll- und den Istwertverlauf der simulierten<br />

Daten der Achse i bei Variation<br />

des Verstärkungsfaktors des Lagereglers.<br />

In Abbildung 3b wird die Wirkung der Verringerung<br />

dieses Verstärkungsfaktors veranschaulicht,<br />

die bei Übernahme des Parameters<br />

in die reale Maschine zu einem<br />

qualitativ besseren Bearbeitungsergebnis<br />

auf der Achse j führen würde.<br />

Zusammenfassung<br />

Voraussetzung für die effiziente Entwicklung<br />

hoch leistungsfähiger und genauer<br />

Werkzeugmaschinen ist die frühzeitige integrierte<br />

Analyse des mechatronischen Gesamtsystems<br />

durch Simulation. Die dafür<br />

benötigten Verfahren werden hierzu am <strong>iwb</strong><br />

in Zusammenarbeit mit der Industrie entwi-<br />

Schneller von der Entwicklung zur fertigen Maschine<br />

der Maschinen- und anlagenbau steht vor der aufgabe, immer mehr Funktionalität<br />

in einem System unterzubringen. Gleichzeitig müssen zunehmend kundenanforderungen<br />

zur spezifischen anpassung, insbesondere bei der auswahl<br />

der Betriebsmittel, erfüllt werden. Mit organisatorischen und softwaretechnischen<br />

Maßnahmen kann Sorge dafür getroffen werden, dass insbesondere<br />

bei anpassungskonstruktionen den stetig steigenden anforderungen rechnung<br />

getragen wird.<br />

tion die wesentlichen Eigenschaften des<br />

Systems fest. Darauf aufbauend werden<br />

die fluidtechnischen und elektrischen<br />

Komponenten sowie deren Beschaltung<br />

festgelegt. Die Entwicklung bzw. Anpassung<br />

der Software erfolgt meist zum<br />

Abb. 2: Drehzahlreglerstrecke Simulation-<br />

Messung<br />

Abb. 3: Sprunganregung<br />

ckelt und zur Anwendung gebracht. Durch<br />

die detaillierte Abbildung aller im Kraftfluss<br />

befindlicher mechanischer Elemente kann<br />

dabei eine sehr gute Übereinstimmung<br />

zwischen Simulation und Messung erreicht<br />

werden. Die Kopplung der elektrisch-regelungstechnischen<br />

und mechanischen<br />

Teilmodelle ermöglicht die ganzheitliche<br />

Analyse des geregelten Maschinenverhaltens<br />

unter Berücksichtigung strukturdynamischer<br />

Einflüsse. Durch die iterative Abstimmung<br />

der Reglerparameter kann dabei<br />

ein Gesamtoptimum ermittelt und so die<br />

Produktivität und Genauigkeit einer Werkzeugmaschine<br />

maximiert werden.<br />

Marcus Hennauer, Florian Schwarz<br />

Schluss, oftmals an der fertigen Maschine.<br />

Funktionsbeschreibung<br />

Der Grund für ein stark sequentiell geprägtes<br />

Vorgehen ist, dass die Konstrukteure<br />

der einzelnen Fachrichtungen auf die<br />

Arbeiten der jeweils anderen aufbauen.<br />

Beispielsweise wird zuerst eine Schutztür<br />

konstruiert und anhand ihrer Maße und ihres<br />

Gewichts ein Zylinder zum Betätigen<br />

sowie ein zugehöriges Schaltventil und ein<br />

Endlagenschalter ausgesucht. Erst dann<br />

wird die elektrische Beschaltung geplant<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006


und die zugehörige Steuerungssoftware<br />

entwickelt.<br />

In einer Funktionsbeschreibung werden die<br />

wesentlichen Eckdaten der Schutztür festgelegt,<br />

bevor man mit der Konstruktionsarbeit<br />

beginnt. Wird im Vorfeld festgelegt,<br />

dass sie pneumatisch betätigt und in ihren<br />

Endlagen überwacht wird, können die Entwicklungstätigkeiten<br />

der einzelnen Fachbereiche<br />

weitgehend parallel erfolgen. Am<br />

<strong>iwb</strong> wurde eine Vorgehensweise entwickelt,<br />

mittels derer die funktionalen Aspekte von<br />

Maschinen und Anlagen formal spezifiziert<br />

werden können. Aus dieser Spezifikati-<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006<br />

on ist es möglich Kerndokumente für die<br />

Konstruktion, wie Stromlauf- und Fluidpläne<br />

sowie Weg-Zeit-Diagramme teilautomatisch<br />

abzuleiten.<br />

Zur Unterstützung des Vorgehens wurde<br />

eine Software entwickelt, die mittlerweile<br />

als kommerzielles Produkt am Markt erhältlich<br />

ist. Abbildung 1 zeigt eine Aufnahme<br />

dieses Produkts mit einer Funktionsbeschreibung<br />

und verschiedenen Dokumenten.<br />

Die Software verfügt neben den oben<br />

aufgeführten Merkmalen über eine Anbindung<br />

zu den 3D-CAD-Systemen Catia und<br />

Pro/Engineer.<br />

Abb. 1: Werkzeug zur integrierten Funktionsbeschreibung und Konstruktion mit einer Funktionshierarchie<br />

(links), einer Wirkskizze (rechts oben), einem Weg-Zeit-Diagramm (rechts<br />

unten) und einem Stromlaufplan (Mitte)<br />

Abb. 2: Konzept der virtuellen Inbetriebnahme.<br />

Virtuelle Inbetriebnahme<br />

Während die Funktionsbeschreibung die<br />

Konstruktion der Hardware einer Maschine<br />

unterstützt, bietet sie noch keinen geschlossenen<br />

Ansatz zur Entwicklung der<br />

Steuerungssoftware. Da diese erst an der<br />

fertig gestellten Maschine programmiert<br />

und getestet wird, kann sie erst kurz vor<br />

der Maschinenabnahme erstellt werden. In<br />

der Folge stehen die Programmierer meist<br />

unter Zeitdruck.<br />

Um die geschilderte Problematik zu entschärfen,<br />

können Maschinen an einem virtuellen<br />

Modell in Betrieb genommen werden.<br />

Die Steuerung wird hierzu über einen<br />

Feldbus an einen Simulationsrechner angebunden,<br />

auf dem das physikalische Verhalten<br />

der Maschine abgebildet wird (vgl.<br />

Abb. 2). Dieses wird aus der Maschinendokumentation<br />

in Form von technischen<br />

Zeichnungen sowie Stromlauf- und Fluidplänen<br />

modelliert.<br />

Durch dieses Vorgehen ist es möglich, Maschinensoftware<br />

zu testen, bevor die zugehörige<br />

Hardware fertig gestellt wird. Somit<br />

können Abläufe parallelisiert werden. Ein<br />

weiterer Vorteil liegt darin, dass gefahrlos<br />

Fehlersituationen geprüft werden können,<br />

die an einer realen Maschine zur Gefährdung<br />

des Bedienpersonals oder zu hohem<br />

Sachschaden führen können.<br />

Zusammenfassung<br />

Der steigende Funktionsumfang von Maschinen<br />

und Anlagen erfordert neue Vorgehensweisen,<br />

um die gestiegene Komplexität<br />

zu beherrschen und den Entwicklungsaufwand<br />

in Grenzen zu halten. Mittels einer<br />

geordneten Funktionsbeschreibung wird eine<br />

Basis geschaffen, um die wesentlichen<br />

Aspekte für die Konstruktionsarbeiten in<br />

der Mechanik, Elektrik und Fluidtechnik zu<br />

parallelisieren.<br />

Darüber hinaus ermöglicht die virtuelle Inbetriebnahme<br />

die Erstellung und das Testen<br />

der Maschinensoftware zu einem gegenüber<br />

dem klassischen Vorgehen vorgezogenen<br />

Zeitpunkt.<br />

MItarBEItEr<br />

neue Mitarbeiter<br />

Dipl.-Ing. Martin Ostgathe<br />

Dipl.-Ing. Pascal Krebs<br />

Dipl.-Ing. Tobias Föckerer<br />

(Fortsetzung Seite 6)<br />

ausgeschiedene Mitarbeiter<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Wagner


ausblick<br />

Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe,<br />

dass die Modelle für die virtuelle Inbetriebnahme<br />

teilweise bereits aus der Funktionsbeschreibung<br />

abgeleitet werden können. In<br />

der Folge würde der Aufwand für die Erstellung<br />

der Simulationsmodelle deutlich<br />

verringert. Dadurch ist eine weitere Verkürzung<br />

der Entwicklungszeiten denkbar.<br />

der Begriff Adaptronik beschreibt unter<br />

anderem die aktive Dämpfung von<br />

Strukturschwingungen und Schallemissionen.<br />

Diese Disziplin wird bereits seit einigen<br />

Jahren in Grundlagenprojekten intensiv<br />

untersucht. Dabei werden aufgrund<br />

der hohen dynamischen Anforderungen ty-<br />

Zukünftige Forschungsarbeiten des <strong>iwb</strong><br />

werden sich daher darauf konzentrieren,<br />

wie Simulationsmodelle aus Konstruktionsdaten<br />

abgeleitet werden.<br />

Denkbar ist beispielsweise auch das<br />

schrittweise Programmieren einer Steuerung<br />

zu einem noch weiter vorgezogenen<br />

Zeitpunkt begleitend zur Maschi-<br />

rechnergestützte konfigurationsoptimierung<br />

adaptronischer komponenten für Werkzeugmaschinen<br />

obwohl die Vorteile aktiver Schwingungsdämpfung auf der hand liegen, findet<br />

eine industrielle anwendung kaum statt. der Grund hierfür liegt in der fehlenden<br />

Systematik zur aktiven reduktion der dynamischen nachgiebigkeit von<br />

Maschinenstrukturen. das hier beschriebene, rechnergestützte Verfahren ermöglicht<br />

den gezielten Einsatz von aktorik, Sensorik und regelung in den frühen<br />

Entwicklungsphasen. damit soll die Basis für eine effiziente Integration der<br />

adaptronik in die Werkzeugmaschinenindustrie geschaffen werden.<br />

IMPrESSUM<br />

Der <strong>iwb</strong> <strong>newsletter</strong> erscheint vierteljährlich<br />

und wird herausgegeben vom<br />

Institut für Werkzeugmaschinen und<br />

Betriebswissenschaften (<strong>iwb</strong>)<br />

Technische Universität München<br />

Boltzmannstraße 15, D-85748 Garching<br />

Tel.: 089/289-155 00, Fax: 089/289-155 55<br />

ISSN 1434-324X<br />

Redaktion: Dipl.-Kffr. Nicole Raab (verantw.)<br />

Tel.: 089/289-155 37<br />

E-Mail: nicole.raab@<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

Web: www.<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

herstellung:<br />

dm druckmedien gmbh<br />

Paul-Heyse-Strasse 31a, 80336 München<br />

Verlag:<br />

Herbert Utz Verlag<br />

Zieblandstr. 7, 80799 München<br />

Tel.: 089/27 77 91-00, Fax: 089/27 77 91-01<br />

E-Mail: info@utzverlag.com<br />

Web: www.utzverlag.com<br />

Natürlich gedruckt auf chlorfrei<br />

gebleichtem Umweltpapier.<br />

adressverteiler:<br />

Möchten Sie in den Verteiler aufgenommen<br />

werden oder hat sich Ihre Adresse<br />

geändert? Dann schicken Sie bitte eine<br />

E-Mail an info@<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

pischerweise Piezokeramiken sowohl als<br />

Aktoren als auch als Sensoren eingesetzt.<br />

Bislang fehlt eine Systematik zur gezielten,<br />

optimalen Platzierung aktiver Komponenten<br />

an Maschinenstrukturen. Die Erarbeitung<br />

eines solchen systematisierten Vorgehens<br />

ist Ziel des vorliegenden Forschungsvorhabens<br />

und wird im Rahmen des Schwerpunktprogramms<br />

1156: „Adaptronik für<br />

Werkzeugmaschinen“ durch die Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft gefördert.<br />

Zielsetzung<br />

Gegenstand des Vorhabens ist die Erarbeitung<br />

eines Verfahrens zur optimalen Platzierung<br />

und dem automatisierten Entwurf<br />

der Reglerstruktur aktiver Komponenten.<br />

Es gilt mit Hilfe piezokeramischen Funkti-<br />

Abb. 1: Relativnachgiebigkeit des Fallbeispiels (Virtumat)<br />

nenentwicklung. Hierzu könnte der Code<br />

schrittweise auf einer virtuellen Steuerung<br />

erstellt werden. Zu jedem beliebigen Zeitpunkt<br />

kann der aktuelle Stand der Software<br />

dann gegen das Simulationsmodell,<br />

wie es aus den CAD-Daten abgeleitet<br />

wird, getestet werden.<br />

Florian Grätz<br />

Georg Wünsch<br />

onsmaterialien möglichst viele kritische Eigenschwingungen<br />

von Werkzeugmaschinen<br />

gleichzeitig zu reduzieren. Abbildung 1<br />

zeigt das im Rahmen dieser Arbeit herangezogene<br />

Fallbeispiel, repräsentiert durch<br />

ein Fräsportal, welches beispielsweise eine<br />

kritische Relativnachgiebigkeit bei 88 Hz<br />

aufweist.<br />

Auf der Basis von modalen Maschinenmodellen<br />

und Aktorkennfeldern sollen, unter<br />

Verwendung eines am <strong>iwb</strong> zu entwickelnden<br />

Software-Tools, bestmögliche Positionen<br />

von Aktor-Sensor-Konfigurationen<br />

bestimmt werden. Hierzu wird ein Optimierungsalgorithmus<br />

mit mehreren Kriterien<br />

formuliert, um so unter der Berücksichtigung<br />

von Randbedingungen wie u. a. Bauraum,<br />

Aufwand und Kosten schon während<br />

der frühen Entwicklungsphasen Aktor-Sensor-Varianten<br />

aufzeigen zu können.<br />

lösungsansatz<br />

Aus dem Nachgiebigkeitsverhalten ergibt<br />

sich für einen Arbeitspunkt mit einer<br />

bekannten Erregerkraft für jeden Struk-<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006


turpunkt eine Schwingung mit einer bekannten<br />

relativen Verlagerung und einer relativen<br />

Dehnungsenergie. Damit kann nun<br />

einem Punktepaar, dessen Punkte auf benachbarten<br />

Komponenten liegen, ein Wegbetrag<br />

(relative Verlagerung) und ein Kraftbetrag<br />

(umgerechnet durch die Steifigkeit<br />

der Verbindung) zugeordnet werden. Abbildung<br />

2 zeigt das Knotenmodell einer Fräsmaschine<br />

mit vier markierten Strukturstellen.<br />

Für die vier beispielhaften Punkte der Maschine<br />

gemäß Abbildung 2 werden die entsprechenden<br />

Arbeitspunkte in ein qualitatives<br />

Aktorkennfeld in Abbildung 3 eingetragen.<br />

Um die höchste Betriebsleistung des<br />

Aktors zu erreichen ist der Arbeitspunkt in<br />

den mittleren Bereich des Kennfelds zu legen.<br />

Der maximale Stellweg ist durch die<br />

Konstruktion und die Größe des Aktors<br />

festgelegt. Die Grenzwerte der Belastung<br />

sind von der mechanische Konstruktion<br />

des Aktors abhängig, wobei die Piezomaterialien<br />

sehr empfindlich sind. Über Hebelmechanismen<br />

zwischen Aktor und Struktur<br />

können die Arbeitspunkte entlang von<br />

Hyperbeln konstanter Energie verschoben<br />

werden. So kann z. B. der Strukturpunkt<br />

3, der aufgrund einer zu großen erforderlichen<br />

Kraft außerhalb des Aktorkennfeldes<br />

liegt, durch einen entsprechenden Mechanismus<br />

(Hebel) in den Arbeitspunkt 3 innerhalb<br />

der Kennfelder der vorhandenen<br />

Aktoren überführt werden. Dieser verfügt<br />

über Reserven gekennzeichnet durch die<br />

Abstände zu den maximal zulässigen Werten<br />

für Spannung, Kraft und Stellweg. Arbeitspunkte<br />

1 und 2 können auch zu einem<br />

günstigeren Bereich bewegt werden. Punkt<br />

4 zeigt exemplarisch, wie der gewählte Aktor<br />

an einer Strukturstelle nicht eingesetzt<br />

werden kann.<br />

Das oben beschriebene Vorgehen ist zur<br />

Wahl einer geeigneten Stelle zum Einsatz<br />

des Aktors mittels eines Optimierungsverfahrens<br />

vorzunehmen. Hierfür eignet sich<br />

besonders die Methode der Multi-Objective-Optimization,<br />

da die optimale Lösung<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006<br />

in diesem Fall einen Kompromiss zwischen<br />

mehreren Designvariablen darstellt. Wie<br />

Abbildung 4 zeigt, werden beispielsweise<br />

neben Kriterien wie Kraft-, Dehnungs- und<br />

Spannungsreserve auch Kosten, Geometrie<br />

und der Aufwand für den Einbau berücksichtigt.<br />

Nachdem wie in Abbildung 5 rechts gezeigt<br />

die optimale Aktorkonfiguration be-<br />

Abb. 4: Kriterien des Optimierungsalgorithmus<br />

Abb. 5: Reglerstruktur und optimale Aktorkonfiguration<br />

Abb. 2 (links): Modales<br />

Ersatzmodell<br />

Abb. 3 (rechts): Aktorkennfeld<br />

(qualitativ)<br />

stimmt ist, werden aus dem modalen Ersatzmodell<br />

der Maschine automatisch die<br />

Parameter für einen Loop-Forward-Regler<br />

abgeleitet (vgl. Abbildung 5 links).<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten die Reglereingangsgröße,<br />

also die Prozesskraft, zu<br />

identifizieren. Entweder erfolgt die Erfassung<br />

(Fortsetzung Seite 6)


über eine Kraftmessplattform direkt am Ort<br />

des Prozesses oder über einen im Aktor integrierten<br />

Sensor. In diesem Fall wird die wirkende<br />

Prozesskraft auf der Basis der modalen<br />

Ersatzmodelle berechnet. Das Übertragungsverhalten<br />

zwischen Aktor und Werkzeug<br />

bzw. Aktor und Einspannung wird moduliert<br />

und ergibt dann die Aktorkraft, die<br />

der Deformation durch die Prozesskraft entgegenwirkt.<br />

Durch die Regelung des Aktorspannungssignals<br />

kann diese Kraft mit hoher<br />

Genauigkeit eingestellt und variiert werden.<br />

ausblick<br />

Die bisherige Arbeit soll um weitere Aktorprinzipien<br />

und Aktorgeometrien erweitert<br />

werden. Hierzu müssen alle Punkte des<br />

Knotenmodells berücksichtigt werden, da<br />

beispielsweise ein Aktor mit einer Gegenmasse<br />

theoretisch an allen Strukturpunkten<br />

angreifen kann.<br />

Mit der Verallgemeinerung der Methodik ist<br />

eine Systematisierung des Einsatzes von<br />

Adaptronik für Werkzeugmaschinen mög-<br />

lich. Für die Konstruktion ist es von großem<br />

Vorteil, die Integration von aktiven Komponenten<br />

anhand von Knotenmodellen bzw.<br />

vereinfachter FE-Modelle zukünftig automatisiert<br />

beurteilen zu können.<br />

Deshalb ist das Forschungsziel die entwickelten<br />

Programme in der industriellen<br />

Entwicklung von Werkzeugmaschinen zur<br />

Anwendung kommen zu lassen.<br />

Haitham Rashidy<br />

Matthias Waibel<br />

reibschweißen – auf dem Weg zu einem besseren<br />

Prozessverständnis<br />

Für das reibschweißen sind zwei unterschiedliche Prozess- und anlagentypen<br />

bekannt. Zum Schwungradreibschweißen sind im Gegensatz zum kontinuierlichen<br />

reibschweißen nur wenige Untersuchungen verfügbar. durch das geringe<br />

Wissen zum schwungradgetriebenen Prozess ist ein definierter regelnder<br />

Eingriff in die Schweißung bisher nicht möglich. Mit dem ausbau der kenntnisse<br />

zum Schwungradreibschweißen und dem aufbau eines entsprechenden<br />

Prozessmodells kann dieses defizit behoben werden. auf der Basis eines ausreichend<br />

abgesicherten Prozessmodells kann das Schwungradverfahren zu<br />

einem Verfahren für das drehwinkelgenaue Verschweißen von vorbearbeiteten<br />

Bauteilen erweitert werden.<br />

In Zusammenarbeit mit MTU Aero Engines<br />

GmbH und Kuka Schweissanlagen<br />

GmbH bearbeitet das <strong>iwb</strong>, gefördert durch<br />

die Bayerische Forschungsstiftung, ein<br />

Projekt zur Untersuchung des Reibschweißens.<br />

Ziel ist es, Fertigteile vornehmlich im<br />

Bereich der Luftfahrttriebwerke, zu verschweißen<br />

und dadurch neue Möglichkeiten<br />

für den Triebwerksbau zu eröffnen<br />

und Kosten einzusparen.<br />

anwendungsbereich und<br />

aktuelle Entwicklungstrends<br />

Das Reibschweißen bietet den Vorteil, dass<br />

Werkstücke mit unterschiedlichen Geometrien<br />

und Durchmessern stoffschlüssig<br />

miteinander verbunden werden können.<br />

Ein weiterer Vorteil liegt in der Möglichkeit,<br />

unterschiedliche Werkstoffe miteinander zu<br />

verbinden, so z. B. ein Turbinenläuferrad<br />

aus einer warmfesten Nickellegierung mit<br />

einer Welle aus Einsatzstahl.<br />

Aufgrund dieser wichtigen Vorteile findet<br />

das Reibschweißen Anwendung im Automobilbau<br />

sowie in der Luftfahrtindustrie.<br />

Wegen zunehmendem Einsatz warmfester<br />

Werkstoffe wächst das Interesse an<br />

Reibschweißverfahren. Häufig werden jedoch<br />

neue Werkstoffkombinationen gefügt,<br />

was aufgrund fehlender Daten eine<br />

neue Untersuchungsreihe notwendig<br />

macht, um die Schweißparameter zu ermitteln.<br />

Um Fertigteile präzise zu verschweißen,<br />

muss nicht nur die Ausrichtung entlang<br />

der Achse zu kontrolliert werden, sondern<br />

auch die Drehlage um die Achse. Dies ist<br />

notwendig, da bereits gefertigte, nicht rotationssymmetrische<br />

Konturen eine zueinander<br />

vorgegebene Lage einnehmen müssen.<br />

Entsprechendes kann für kontinuierliches<br />

Reibschweißen durch geregeltes<br />

Abbremsen der Spindel bereits durchgeführt<br />

werden. Für das in der Luftfahrtindustrie<br />

meist angewendete Schwungradreibschweißen,<br />

ist entsprechendes noch nicht<br />

realisiert. Die Drehlage nach dem Schweißen<br />

ist nicht definiert, da der Prozess erst<br />

zum Stillstand kommt, wenn die Rotationsenergie<br />

aufgebraucht ist.<br />

Prozessablauf für das<br />

reibschweißen<br />

Zwei Werkstücke werden in einem fest stehenden<br />

und in einem rotierenden Spannfutter<br />

eingespannt und die Schweißflächen<br />

miteinander in Kontakt gebracht. In<br />

der Einreibphase werden bestehende Unebenheiten<br />

entfernt und die Flächen passen<br />

sich gegenseitig an. Durch Reibung<br />

wird in der Erwärmungsphase Wärme in<br />

die Schweißflächen eingebracht (Abb. 1)<br />

und es stellt sich ein konstantes Gleichgewicht<br />

ein. Die Abbremsphase ist durch<br />

einen Anstieg des Reibmoments und eine<br />

kontinuierlich sinkende Drehzahl in Verbindung<br />

mit dem Anstieg des Reibmoments<br />

gekennzeichnet. In der letzten Phase wird<br />

während dem Nachstauchen aus der bereits<br />

vorhandenen Verbindung ein homogener<br />

Stoffschluss hergestellt.<br />

Zwei unterschiedliche<br />

Prozessverläufe<br />

Das kontinuierliche Reibschweißen ist weiter<br />

verbreitet als das Schwungradreibschweißen.<br />

Der hauptsächliche Vorteil<br />

besteht darin, dass die Rotationsenergie<br />

durch einen zusätzlichen Antrieb eingebracht<br />

wird und dadurch verhältnismäßig<br />

BErIChtE<br />

n <strong>iwb</strong> Seminarberichte<br />

Michael F. Zäh,<br />

Gunther reinhart, (hrsg.)<br />

Rapid Manufacturing<br />

Heutige Trends – Zukünftige Anwendungsfelder<br />

Gunther reinhart,<br />

Michael F. Zäh (hrsg.)<br />

Produktionsmanagement<br />

Herausforderung Variantenmanagement<br />

n <strong>iwb</strong> Forschungsberichte<br />

Johann härtl<br />

Prozessgaseinfluss beim Schweißen mit<br />

Hochleistungsdiodenlasern<br />

Bernd hartmann<br />

Die Bestimmung des Personalbedarfs<br />

für den Materialfluss in Abhängigkeit von<br />

Produktionsfläche und -menge<br />

Michael Schilp<br />

Auslegung und Gestaltung von Werkzeugen<br />

zum berührungslosen Greifen kleiner Bauteile<br />

in der Mikromontage<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006


geringe Anlagenkosten entstehen. Das in<br />

der Literatur bekannte Prozessmodell ist<br />

relativ gut verifiziert und ausreichend genau<br />

für die Prozesssteuerung, Abb. 2.<br />

Das Schwungradreibschweißen wird<br />

hauptsächlich dann verwendet, wenn<br />

kurzfristig eine hohe Energiedichte benötigt<br />

wird, die mit einem herkömmlichen Motor<br />

nicht wirtschaftlich bereitgestellt werden<br />

kann. Die Schwungmassen werden über<br />

einen kleinen Antrieb auf Solldrehzahl beschleunigt.<br />

Dadurch wird die Energie kurzfristig<br />

gespeichert und für den Prozess bereitgestellt.<br />

Beide Prozessmodelle unterscheiden sich<br />

im Verlauf zum einen durch die Drehzahlkurve<br />

und zum anderen durch den Momentenverlauf,<br />

siehe Abb. 2, 3.<br />

Ziel: Winkelgenaues<br />

reibschweißen mit dem<br />

Schwungradverfahren<br />

Das Ziel, auch mit dem Schwungradverfahren<br />

drehlagenrichtig verschweißte Bauteile<br />

zu erhalten, erfordert einen steuernden<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006<br />

Abb. 1: Reibschweißung<br />

in der Erwärmungsphase<br />

oder regelnden Eingriff in den Prozessverlauf.<br />

Dies bedeutet, dass ein eindeutig verifiziertes<br />

Prozessmodell vorliegen muss, um<br />

überhaupt die Wirkung des Eingriffs abschätzen<br />

zu können.<br />

Die bisher bekannten Prozessmodelle für<br />

das Schwungradreibschweißen beruhen<br />

jedoch hauptsächlich auf abgeleiteten<br />

Größen. Üblicherweise wird die Drehlage<br />

γ 1 der rotierenden Spindel mittels inkrementellem<br />

Drehgeber gemessen und über<br />

eine Zählerkarte in eine Drehzahl n umgewandelt,<br />

(1).<br />

n = γ = dγ<br />

dt<br />

Zur Bestimmung des Drehmomentverlaufs,<br />

wird ebenfalls auf die differenzierte Drehlage<br />

zurückgegriffen, (2).<br />

1 Die Drehlage wird mit γ bezeichnet, da<br />

es sich um die Drehung um die c-Achse<br />

handelt.<br />

M = dL<br />

dt<br />

= J · γ¨<br />

Durch das zweimalige Differenzieren einer<br />

bereits mit Ungenauigkeiten behafteten<br />

Größe wird die Ungenauigkeit erhöht, was<br />

hohe Anforderungen an die Messtechnik<br />

stellt.<br />

Weiterentwicklung des<br />

Prozessmodells<br />

In einem ersten Schritt muss das Prozessmodell<br />

modifiziert werden, so dass<br />

mit möglichst geringem Messaufwand die<br />

Realität dargestellt werden kann. Dadurch<br />

wird es möglich, die Auswirkungen eines<br />

Eingriffs zu simulieren.<br />

In einem Schweißversuch konnte gezeigt<br />

werden, dass die kritische Betrachtung des<br />

Drehmomentverlaufs berechtigt ist. Hier<br />

hat sich ein deutlich geringeres maximales<br />

Moment eingestellt, als es sich durch eine<br />

Berechnung nach (2) ergeben hätte.<br />

Weitere Schritte in richtung<br />

Clocking<br />

Für das drehlagengenaue Schweißen wird<br />

sinnbildlich die Lage zweier Zeiger auf der<br />

Uhr verwendet. Diese stehen in jeder Position<br />

in einem bestimmten Winkel zueinander.<br />

Da hier ein ähnliches Ziel verfolgt<br />

wird, wird im Allgemeinen beim drehlagengenauen<br />

Verschweißen auch von „Clocking“<br />

gesprochen.<br />

Um das Ziel „Clocking“ zu erreichen, wird<br />

in weiteren Schritten die Abhängigkeit zwischen<br />

Momentenverlauf und Drehzahlverlauf<br />

untersucht. Weitere Einflüsse wie<br />

die Veränderung der Reibbeiwerte in Abhängigkeit<br />

von der Temperatur oder dem<br />

Prozessfortschritt müssen in das Prozessmodell<br />

integriert werden. Auf dieser Basis<br />

kann dann eine entsprechend schnelle Regelung<br />

das Clocking ermöglichen.<br />

Axel Pöhler<br />

Abb. 2: Prozessmodell kontinuierliches Reibschweißen Abb. 3: Prozessmodell Schwungradreibschweißen


die <strong>iwb</strong> Forschungsberichte feiern<br />

Jubiläum: Im august erscheint die<br />

ausgabe 200<br />

die Forschungsberichte des <strong>iwb</strong> blicken auf eine lange tradition zurück: die<br />

erste dissertation in dieser reihe wurde 1985 veröffentlicht, herausgegeben<br />

von dem damaligen Institutsleiter Joachim Milberg.<br />

die Jubiläumsausgabe wurde verfasst<br />

von Dr.-Ing. Florian Grätz (28) und<br />

beschäftigt sich mit der teilautomatischen<br />

Generierung von Stromlauf- und Fluidplänen.<br />

Darin zeigt Grätz einen Ansatz, durch<br />

den Zeiten zur Erstellung der Maschinendokumentation<br />

reduziert werden können.<br />

Gleichzeitig werden die Anzahl der Fehler<br />

in diesen Dokumenten verringert. Um den<br />

Bezug zur Praxis der Entwicklung von Maschinen<br />

und Anlagen zu gewährleisten,<br />

wurden die Ergebnisse am Tagesgeschäft<br />

der Konstruktionsabteilungen eines Herstellers<br />

von Fräsmaschinen gespiegelt.<br />

In seiner Arbeit, die mit „sehr gut“ bewertet<br />

wurde, leitete Grätz ausgehend von den<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschieden von<br />

Stromlauf- und Fluidplänen ein Kreislaufmodell<br />

ab, das als Metamodell für die Planung<br />

von Elektrik, Hydraulik und Pneumatik<br />

dient. Hierzu wurden basierend auf der Sys-<br />

Produktionsmanagement –<br />

herausforderung Variantenmanagement<br />

das Management von Varianten ist zu<br />

einer bedeutenden Aufgabe der Unternehmensführung<br />

geworden. Die individuelle<br />

Erfüllung des Kundenwunsches bringt<br />

dem Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile<br />

und die Möglichkeit, die eige-<br />

temtheorie verschiedene Typen von Knoten<br />

definiert, die der Verknüpfung von Kreisläufen<br />

miteinander oder von Kreisläufen mit ihrer<br />

Umgebung dienen. Aus diesen Basiselementen<br />

wurden der Aufbau und das Zusammenwirken<br />

von Kreisläufen gefolgert. Aus<br />

der Funktion der Knoten wurde ein Vorgehen<br />

abgeleitet, wie aus einer Festlegung der Maschinenfunktionalität<br />

der Aufbau von Kreisläufen<br />

abgeleitet wird. In seiner Dissertation<br />

zeigt Grätz auch, wie basierend auf dem entwickelten<br />

Kreislaufmodell Stromlauf- und Fluidpläne<br />

abgeleitet können und welche Auswirkungen<br />

auf die mechanische Konstruktion<br />

aus dem Kreislaufmodell entstehen können.<br />

Zur Unterstützung der Konstrukteure beim<br />

Einsatz der oben geschilderten Methode<br />

entwickelte Grätz zusätzlich einen Softwareprototyp<br />

und beschreibt die Erfahrungen,<br />

die mit der erarbeiteten Methode<br />

sowie dem zugehörigen Softwareproto-<br />

<strong>iwb</strong>-Institutsleiter Michael Zäh erklärte auf dem diesjährigen Produktionsmanagementseminar,<br />

wie durch die Erfüllung individueller kundenwünsche<br />

entscheidende Wettbewerbsvorteile generiert werden können.<br />

nen Produkte von denen der Wettbewerber<br />

zu differenzieren. Gleichzeitig steigt der<br />

technische und organisatorische Aufwand<br />

in der Produktion exponentiell an.<br />

Im Eröffnungsvortrag des Seminars betonte<br />

Michael Zäh die Bedeutung der individualisierten<br />

Produktgestaltung, warnte aber davor,<br />

die damit verbundenen Kosten zu unterschätzen.<br />

„Kosten- und Differenzierungsstrategie<br />

sollten immer gleichzeitig verfolgt<br />

werden“, forderte Zäh. Der dabei entstehende<br />

Zielkonflikt lässt sich nach Meinung Zähs<br />

durch ein geeignetes Variantenmanagement<br />

lösen. „Die durch eine steigende Individualisierung<br />

erhöhten Anforderungen an eine<br />

effiziente Auftragsabwicklung lassen sich in<br />

nahezu allen Bereichen durch die Unterstützung<br />

von EDV-Systemen bewältigen“, so<br />

Zäh weiter. „Die Auftragsabwicklung ist nur<br />

dann effizient und effektiv, wenn der Infor-<br />

typen im Rahmen von Pilotprojekten gesammelt<br />

wurden. Im Auftrag eines Herstellers<br />

für Fräsmaschinen wurden sämtliche<br />

Aktoren und Sensoren einer Maschinenbaureihe<br />

erfasst sowie die Konstruktion<br />

einer neuen Baugruppe begleitet. Hierfür<br />

waren spezifische Anpassungen, wie<br />

die Berücksichtigung von Konstruktionsvarianten<br />

sowie die Programmierung von<br />

Schnittstellen zur Anbindung an die vorhandene<br />

IT-Infrastruktur notwendig. Ferner<br />

wird beschrieben, wie ein Hersteller<br />

von CAD-Systemen die Ergebnisse dieses<br />

Projektes in ein neues Produkt einfließen<br />

lässt.<br />

mationsfluss zwischen den beteiligten Bereichen<br />

sichergestellt ist.“<br />

Die Gestaltung optimaler Variantenvielfalt<br />

ist auch ein Anliegen der AUDI AG.<br />

Um eine Eskalation der Gestaltungsmöglichkeiten<br />

und den damit einhergehenden<br />

Gefahren für Prozesssicherheit und Kosten<br />

zu verhindern, wurde bei der AUDI<br />

AG ein Projekt zur Komplexitätsreduzierung<br />

gestartet, dessen Ergebnis die optimale<br />

Variantenvielfalt sein soll. Mit Hilfe<br />

dieses neuen Variantenmanagementprozesses<br />

werden ausgehend von einer detaillierten<br />

Beschreibung des Ist-Standes<br />

mit Variantenbaum und Kostenbewertung<br />

Zielrichtungen formuliert, so dass<br />

bis zum Lastenheft konkret durchdachte<br />

und bewertete Szenarien mit einer Empfehlung<br />

des Variantenziels vorliegen. „Zu<br />

den Erfolgsbausteinen für ein erfolgreiches<br />

Variantenmanagement“, erklärte<br />

Dr. Klaus Alders, Leiter Komplexitätsmanagement<br />

bei AUDI, „gehören neben<br />

der Priorisierung des Themas durch die<br />

10 <strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006


Geschäftsleitung auch Transparenz, die<br />

aktive Gestaltung der Varianten und die<br />

Einbeziehung von Teams, die sich aus<br />

Vertretern der betroffenen Geschäftsbereiche<br />

zusammen setzen.“<br />

optimierungspotenziale der<br />

Werkzeugmaschine nutzen<br />

die steigenden Forderungen nach einer<br />

Reduzierung der Entwicklungszeiten<br />

und schnelleren Arbeitsprozessen bei<br />

gleichzeitiger Steigerung der Fertigungsgenauigkeit<br />

zwingen Werkzeugmaschinenentwickler<br />

dazu, die Potenziale einer Werkzeugmaschine<br />

vollständig auszunutzen. Ungenutzte<br />

Reserven verteuern die genutzten<br />

Funktionen im Vergleich zum Wettbewerb,<br />

da die zusätzlichen Kosten übertragen werden.<br />

Diese Optimierungspotenziale lassen<br />

sich realisieren, wenn die Eigenschaften der<br />

Maschine bereits in einem frühen Entwicklungsstadium<br />

bekannt sind und das Verhalten<br />

vorhergesagt werden kann.<br />

Weitere Vorträge beschäftigten sich u.a.<br />

mit Qualitätsrisiken infolge des Variantenreichtums<br />

und mit dem effizienten Variantenmanagement<br />

als Basis für leistungsfähige<br />

Supply Chain Prozesse.<br />

rapid Manufacturing:<br />

heutige trends – Zukünftige anwendungsfelder<br />

das <strong>iwb</strong> anwenderzentrum in augsburg beschäftigt sich seit 10 Jahren mit<br />

dem thema rapid Manufacturing und präsentierte auf dem gleichnamigen<br />

Seminar die neuesten trends auf diesem Gebiet<br />

Ziel der Veranstaltung war es, den Bekanntheitsgrad<br />

von Rapid-Technologien<br />

zu erhöhen und neue Anwendungsmöglichkeiten<br />

vorzustellen. Die umfangreichen<br />

Potenziale dieser Verfahren ermöglichen<br />

auch die Anwendung in Sonderbereichen,<br />

so ist es beispielsweise heute<br />

schon möglich, hochkomplexe Mikrostrukturen<br />

sowohl generativ herzustellen als<br />

auch abzuformen. Diese Innovationen prägen<br />

die Begriffe Rapid Manufacturing und<br />

Rapid Tooling neu. Darüber hinaus wurden<br />

für bereits etablierte Verfahren Optimierungsmöglichkeiten<br />

durch den Einsatz von<br />

Simulationsmethoden aufgezeigt.<br />

Michael Zäh erklärte in seinem Einführungsvortrag<br />

die Grundlagen generativer<br />

Fertigungsverfahren und stellte die Potenziale<br />

und Anwendungsfelder der Rapid<br />

Technologien vor. Rapid-Technologien er-<br />

lauben die schichtweise Generierung eines<br />

Bauteils und bieten damit eine völlig neue<br />

Formgebungsfreiheit. Zudem lassen sich<br />

Bauteile in sehr kurzer Zeit fertigen und unterstützen<br />

damit eine wirtschaftliche Produktion<br />

komplexer Produkte.<br />

das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (<strong>iwb</strong>) stellt<br />

im Seminar Mechatronik am 21. September 2006 neue Möglichkeiten in der<br />

Maschinenentwicklung vor.<br />

Aufgrund der wachsenden Bedeutung dieser<br />

Thematik veranstaltet das Institut für<br />

Werkzeugmaschinen und Betriebwissenschaften<br />

(<strong>iwb</strong>) auch in diesem Jahr wieder<br />

ein Seminar zum Thema Mechatronik. Neben<br />

Vorträgen, die über die neuesten Forschungsergebnisse<br />

berichten, stellen Referenten,<br />

wie zum Beispiel Herr Dr. Alois<br />

Mundt von der Liebherr Verzahntechnik<br />

GmbH und Herr Dr. Jens Kummetz von<br />

der Dr. Johannes Heidenhain GmbH die<br />

neuen Möglichkeiten in der Maschinenentwicklung<br />

durch Simulation und Optimierungspotenziale<br />

mittels Sensoren und Aktoren<br />

dar.<br />

Der Tagungsband zu diesem Seminar ist<br />

beim Utz-Verlag erschienen und kann bei Interesse<br />

dort bestellt werden. Nicole Raab<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.utzverlag.de<br />

Den Zeitvorteil betonte auch Dr.-Ing.<br />

I. Ederer von der Augsburger Voxeljet<br />

Technology GmbH in seinem Vortrag. Mittels<br />

3D-Druck werden Formen für den Metallguss<br />

in fünf oder weniger Tagen direkt<br />

vom CAD-Modell hergestellt. In Folge entstehen<br />

einsetzbare Gussteile in nur zwei<br />

Wochen. Nach Meinung Ederers weist das<br />

3D-Drucken weitere hohe Potenziale auf<br />

und könnte in naher Zukunft neben etablierten<br />

Techniken wie Spritzgruss ein Standardfertigungsverfahren<br />

für Kunststoffteile<br />

werden.<br />

Weitere vorgestellte Trends waren u.a. das<br />

Rapid Manufacturing von Blechformteilen<br />

und die Prozesssimulation für Sintervorgänge<br />

mit der Finite-Elemente-Methode.<br />

Der Tagungsband zu diesem Seminar ist<br />

beim Utz Verlag erschienen und kann bei<br />

Interesse dort bestellt werden.<br />

Nicole Raab<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.utzverlag.de<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

unter www.<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

<strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006 11<br />

Quelle: EMCO Maier GmbH


Virtuelle Inbetriebnahme –<br />

Von der kür zur Pflicht?<br />

das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (<strong>iwb</strong>) stellt im<br />

Seminar Virtuelle Inbetriebnahme am 28. September 2006 die Möglichkeiten<br />

der virtuellen Inbetriebnahme im Maschinen- und anlagenbau vor.<br />

durch die Virtuelle Inbetriebnahme<br />

lässt sich Steuerungssoftware frühzeitig<br />

entwickeln und testen. Damit trägt<br />

sie dazu bei, die Qualität der Software zu<br />

steigern und die Inbetriebnahmezeit zu<br />

verkürzen.<br />

Wegen der zunehmenden Bedeutung<br />

der virtuellen Inbetriebnahme im Maschinen-<br />

und Anlagenbau veranstaltet<br />

das <strong>iwb</strong> in diesem Jahr wieder ein Seminar<br />

zu diesem Thema. Neben Vorträgen<br />

über die neuesten Forschungsergebnisse<br />

stellen Referenten, wie zum Beispiel<br />

Herr Dr.-Ing. Rainer Lutz von der<br />

Schuler Pressen GmbH und Herr Dr.-<br />

Ing. Rainer Stetter, Geschäftsführer der<br />

ITQ GmbH, Ansätze aus der Praxis vor.<br />

Sie berichten über Konzepte für eine<br />

funktionale Maschinensimulation sowie<br />

über den wirtschaftlichen und strategischen<br />

Nutzen der Virtuellen Inbetriebnahme.<br />

Zum Abschluss der Veranstaltung<br />

findet ein Diskussionsforum statt,<br />

das Besuchern die Möglichkeit bietet,<br />

individuelle Fragestellungen zu erörtern<br />

und neue Kontakte zu knüpfen.<br />

Weitere Informationen und Anmeldung<br />

unter www.<strong>iwb</strong>.tum.de<br />

CarV2007 – 2nd International Conference on Changeable,<br />

agile, reconfigurable and Virtual Production<br />

Im Spätsommer 2005 fand zum ersten Mal die internationale konferenz CarV in<br />

München statt. aufgrund des großen Erfolges der Veranstaltung ist für 2007 die<br />

Fortsetzung geplant, diesmal mit internationaler Unterstützung durch das Intelligent<br />

Manufacturing Systems (IMS) Centre der University of Windsor, ontario, in<br />

kanada. die Veranstaltung wird vom 23. bis 24. Juli 2007 in toronto stattfinden<br />

Ziel der Konferenz, zu der rund 300 Teilnehmer<br />

aus Europa, Nordamerika und<br />

Asien erwartet werden, ist es, die beiden<br />

dargestellten Handlungsfelder, die Wandlungsfähige<br />

und die Virtuelle Produktion, in<br />

ihren jeweiligen Ausprägungen zu diskutieren<br />

und synergetisch zu verbinden.<br />

Folgende Themenschwerpunkte sind geplante<br />

Bestandteile der Konferenz:<br />

n Manufacturing Systems Paradigms<br />

n Factory Planning and Controlling<br />

n Product Development and Production<br />

Planning<br />

Auf der Internetseite der Konferenz können<br />

sich Interessierte über alle Themen und<br />

Termine informieren.<br />

n<br />

n<br />

Cost Management and Risk Management<br />

Enterprise Design and Knowledge<br />

Management<br />

Die Konferenz dient der internationalen<br />

Wissenschaft als Podium für einen zielgerichteten<br />

Dialog und Wissenstransfer<br />

und richtet sich an Universitäts- und Industrieforscher<br />

aus den Bereichen Wandlungsfähige<br />

und Virtuelle Produktion. Neben<br />

den neuesten Forschungsergebnissen<br />

der genannten Themenschwerpunkte<br />

werden erfolgreich umgesetzte<br />

Anwendungen präsentiert. Ausblicke<br />

orGanIZInG<br />

CoMMIttEE<br />

Conference Chairs:<br />

H. A. ElMaraghy (Kanada)<br />

M. F. Zäh (Deutschland)<br />

Co-Chairs:<br />

W. H. ElMaraghy (Kanada)<br />

G. Reinhart (Deutschland)<br />

auf zukünftige Forschungsschwerpunkte<br />

und neue Herausforderungen runden<br />

das Konferenzprogramm ab und sollen<br />

Impulse für zukünftige Forschungsaktivitäten<br />

geben.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />

www.carv-production.com<br />

SCIEntIFIC CoMMIttEE<br />

n L. Alting (Dänemark)<br />

n H. Van Brussels (Belgien)<br />

n D. Ceglarek (USA)<br />

n H. A. ElMaraghy (Kanada)<br />

n W. H. ElMaraghy (Kanada)<br />

n J. Gausemeier (Deutschland)<br />

n N. Gronau (Deutschland)<br />

n S. Jack Hu (USA)<br />

n Y. Ito (Japan)<br />

n F. Kimura (Japan)<br />

n P. Koshi (Kanada)<br />

n L. Laperrière (Kanada)<br />

n L. Monostori (Ungarn)<br />

n P. Nyhuis (Deutschland)<br />

n H.-S. Park (Süd-Korea)<br />

n Z. Pasek (Canada)<br />

n G. Perrone (Italien)<br />

n G. Reinhart (Deutschland)<br />

n P. Schönsleben (Schweiz)<br />

n G. Schuh (Deutschland)<br />

n K. Shea (Deutschland)<br />

n Nam P. Suh (USA)<br />

n M. Zäh (Deutschland)<br />

1 <strong>iwb</strong> Newsletter 3 8/2006

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!