04.02.2013 Aufrufe

Hautkrebs Krukenberg-Krebszentrum Dem Himmel ein Stück näher

Hautkrebs Krukenberg-Krebszentrum Dem Himmel ein Stück näher

Hautkrebs Krukenberg-Krebszentrum Dem Himmel ein Stück näher

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

palliative Therapie stellen <strong>ein</strong>e gravierende<br />

subjektive Belastung dar, die ausnahmslos<br />

jeden Betroffenen erheblich<br />

belastet und bei etwa jedem Fünften<br />

<strong>ein</strong>e fachpsychologische Behandlung<br />

erforderlich macht. Unbedacht bleiben<br />

dabei oft die Angehörigen, die dieselben<br />

Nöte und dies oft akzentuierter erleben,<br />

als die Betroffenen selbst 6 .<br />

Als häufigste Ursache <strong>ein</strong>er psychosozialen<br />

Dekompensation erlebe ich immer<br />

wieder mangelhafte Aufklärung. Zwar<br />

ist sie erfolgt, vor der Operation, der<br />

Bestrahlung, der Chemotherapie usw.,<br />

aber nicht ausreichend, nicht wiederholt,<br />

und ohne, dass auf die Unsicherheit<br />

<strong>ein</strong>gegangen und nach Ängsten<br />

gefragt wurde.<br />

Der ehrlich und nachhaltig, d. h. wiederholt<br />

informierte Patient bedarf nur<br />

ausnahmsweise psychoonkologischer<br />

Behandlung. Man erspart ihm Not, der<br />

Onkologie Kosten, Zeit und Geld. Dabei<br />

gilt weiter der Rat von Leo Tolstoj: „Es<br />

ist wichtig nicht zu lügen, man muss<br />

nicht alles sagen was man weiß und<br />

was wahr ist, aber alles was man sagt,<br />

muss wahr s<strong>ein</strong>“ 7 .<br />

Dies selbst in der terminalen Phase,<br />

wenn Palliativtherapie hinter Palliativmedizin<br />

zurücktritt. Ein <strong>ein</strong>zelner Onkologe,<br />

auf sich all<strong>ein</strong> gestellt, ist dabei<br />

leicht überfordert. Gejagt von Pflichten,<br />

Mangel an Zeit und Gelegenheit, muss<br />

er, gestützt auf s<strong>ein</strong> onkologisches und/<br />

oder palliativmedizinisches Team von<br />

verschiedener Seite und mit unterschiedlichen<br />

Kompetenzen, Aufklärung<br />

und Begleitung vermitteln.<br />

Nachsorge praktiziert aus dem Verlangen<br />

nach Sicherheit, dem Aufspüren<br />

<strong>ein</strong>er Fernmetastasierung durch Blutteste<br />

und Bildgebung, mit immer moderneren<br />

Verfahren und immer früher,<br />

hat, von Ausnahmen abgesehen, die<br />

Heilungsraten und Überlebenszeiten<br />

nicht verbessert. Statt Sicherheit kann<br />

aber <strong>ein</strong>fühlsame onkologische Begleitung<br />

Geborgenheit vermitteln. Immer<br />

noch gilt die alte Erfahrung, dass die<br />

Früherkennung <strong>ein</strong>er Tumordissemination<br />

nicht die Lebenszeit, sondern nur<br />

die Leidenszeit verlängert 8 .<br />

Es gilt auf die Sorge um das „Danach“<br />

<strong>ein</strong>zugehen, die Patienten sorgsam zu<br />

betreuen. Das „danach umsorgen“ entspricht<br />

dem Bedürfnis der Patienten. Es<br />

leben 02/2012 · Forum Onkologie<br />

gilt subjektive Wünsche mit dem objektiven<br />

Bedarf in Einklang zu bringen. Wir<br />

können unsere Patienten darin unterstützen,<br />

das Rückfallrisiko zu mindern,<br />

geistiges und körperliches Wohls<strong>ein</strong>,<br />

also Heilung zu fördern und oftmals<br />

Schlimmeres zu verhüten. Dazu muss<br />

Nachsorge immer individuell s<strong>ein</strong>.<br />

Schema F belastet wo wir entlasten<br />

wollen und schützt nicht vor Rückfall!<br />

Aus Chemotherapie, endokriner und<br />

Strahlentherapie resultieren bei 20 bis<br />

30% der Patienten <strong>ein</strong>e passagere kognitive<br />

Behinderung, depressive Verstimmung<br />

und das körperlich wie seelisch<br />

belastende Fatigue-Syndrom 9, 10 .<br />

Auch nach 5 Jahren und später bestehen<br />

immer noch höhere Raten an körperlichen<br />

Symptomen, speziell Fatigue,<br />

Gefühle von Unsicherheit, Angst vor<br />

<strong>ein</strong>em Rückfall und <strong>ein</strong>e größere Aufmerksamkeit<br />

gegenüber körperlichen<br />

Symptomen. Umgekehrt erfahren 30<br />

bis 50% der Patienten günstige Entwicklungen<br />

wie <strong>ein</strong> positiveres Selbstempfinden,<br />

bessere soziale Beziehungen,<br />

<strong>ein</strong>e größere Wertschätzung des<br />

Lebens, welches nicht mehr als selbstverständlich<br />

hingenommen wird 11 .<br />

Ergänzend zu stationärer Rehabilitation<br />

und für die Erholung entscheidend<br />

ist <strong>ein</strong>e vorbeugende, kontinuierliche<br />

und ganzheitliche Begleitung während<br />

der Therapie mit Betonung der Lebensführung<br />

(Ernährung und Bewegung) 12 .<br />

Sie ggf. zu ändern ist <strong>ein</strong> psychologisches<br />

Problem, das kontinuierliche Motivation<br />

und Remotivation erfordert,<br />

jetzt die führende Aufgabe der Nachsorge.<br />

Allerdings lässt der Wunsch<br />

Selbstheilungskräfte anzuregen, viele<br />

Krebskranke nach komplementären<br />

Maßnahmen greifen. Aufgabe des onkologischen<br />

Teams ist es, auf Patienten<br />

frühzeitig zuzugehen, ihr Verständnis<br />

von der Erkrankung zu eruieren, häufig<br />

genug dies zu korrigieren und sie ggf.<br />

vor Gefahren durch unbedachte komplementäre<br />

Medizin zu bewahren. Eine<br />

gute Kommunikation vorausgesetzt,<br />

sollten wir sie gewähren lassen, wenn<br />

ihnen durch das angestrebte komplementäre<br />

Verfahren nach sorgfältigem<br />

Ermessen k<strong>ein</strong> gesundheitlicher oder<br />

psychosozialer Schaden erwächst. Wissenschaftlich<br />

belegt ist all<strong>ein</strong> der Nutzen<br />

von Ernährung in Verbindung mit<br />

Bewegung. Das kostet Mühe aber k<strong>ein</strong>e<br />

solidarisch aufzubringende Ressourcen.<br />

Es ist wohl menschliche und soziale Tragik,<br />

dass der <strong>ein</strong>fachere, bequeme Weg<br />

Heilung mit Medikamenten zu suchen<br />

der Erkenntnis zuwiderläuft, durch aktive<br />

Lebensführung Krankheit vermeiden<br />

und wirksam begegnen zu können.<br />

Fähigkeit zur Kommunikation, also erlerntes<br />

Wissen statt Intuition, die sehr<br />

wichtig, aber nicht Jedermann gegeben<br />

ist, vermeidet, lindert, ja heilt psychosoziale<br />

Not des Kranken und der<br />

Angehörigen. Gute psychosoziale Begleitung<br />

ersetzt in den meisten Fällen<br />

fachpsychologische Behandlung. Sie<br />

muss nicht zeitaufwändig s<strong>ein</strong>, kann<br />

auch nonverbal die richtige Saite zum<br />

Klingen bringen 13 . Sie muss aber immer<br />

das onkologische Team mit <strong>ein</strong>beziehen.<br />

Hierfür an sich zu arbeiten spart<br />

Zeit, Belastung, eigene Kosten und die<br />

der Solidargem<strong>ein</strong>schaft, dies insbesondere<br />

wo wir immer drängender darüber<br />

nachdenken müssen, wie wir das<br />

Gesundheitswesen entlasten können.<br />

/Prof. Dr. med. Ulrich Kleeberg, HOPA Hamburg<br />

1 Higginson I. J., Costantini M.: Communication in endof-life<br />

cancer care : a comparison of team assessments<br />

in three European countries. J. Clin. Oncol.: 2002; 20:<br />

3674 - 82<br />

2 Kleeberg U. R., Feyer P., Günther W., Behrens M.: Patient<br />

satisfaction in outpatient cancer care: a prospective survey<br />

using the PASQOC questionnaire. Support Care Cancer<br />

2008; 16: 947 - 54<br />

3 Pierce J. P., Stefanick M. L., Flatt S. W. et al.: Greater survival<br />

after breast cancer in physically active women with<br />

high vegetable – fruit intake regardless of obesity. J. Clin.<br />

Oncol. 2007; 25: 2345 – 51<br />

4 Blanchard C. M., Courneya K. S., St<strong>ein</strong> K.: Cancer survivors’<br />

adherence to lifestyle behavior recommendations<br />

and associations with health-related quality of life: Results<br />

from the American Cancer Society’s SCS-II. J. Clin.<br />

Oncol. 2008; 26: 2198 – 2204<br />

5 Scheier M. F., Helgeson V. S., Schulz R. et al.: Interventions<br />

to enhance physical and psychological functioning<br />

among younger women who are ending non-hormonal<br />

adjuvant treatment for early stage breast cancer. J. Clin.<br />

Oncol. 2005; 23: 4298 - 3011<br />

6 Grov e. K., Dahl A. A., Moum T., Fossa S. D.: Anxiety, depression,<br />

and quality of life in care givers of patients<br />

with cancer in late palliative phase. Ann. Oncol. 2005;<br />

16: 1185 – 91<br />

7 Leo Tolstoj (1886): Der Tod des Iwan Iljitsch.<br />

8 Kleeberg U. R.: Nachsorge Krebskranker: Individuelle prognosebezogene<br />

Begleitung, somatische und psychosoziale<br />

Rehabilitation und Qualitätssicherung als zentrale<br />

Aufgabe der Nachsorge. InFoOnkologie 1999; 2:81-82<br />

9 Mar Fan H. G., Houédé – Tchen N., Yi Q-L. et al.: Fatigue,<br />

menopausal symptoms, and cognitive function in women<br />

after adjuvant chemotherapy for breast cancer: 1-<br />

and 2-year follow up of a prospective controlled study. J.<br />

Clin. Oncol. 2005; 23: 8025 – 32<br />

10 Armes J., Crowe M., Colbourne L. et al. : Patients’ supportive<br />

care needs beyond the end of cancer treatment:<br />

a prospective, longitudinal survey. J. Clin. Oncol. 2009;<br />

27: 6172 – 79<br />

11 Bower J. E.: Behavioral symptoms in patients with breast<br />

cancer and survivors. J. Clin.Oncol. 2008; 26: 768-77<br />

12 Knols R., Aaronson N. K., Uebelhart D. et al.: Physical exercise<br />

in cancer patients during and after medical treatment:<br />

A systematic review of randomized and controlled<br />

clinical studies. J. Clin. Oncol. 2005; 23: 3830 – 42<br />

13 Fogarty L. A., Curbow B. A., Wingard J. R. et al.: Can 40<br />

seconds of compassion reduce patients anxiety? J. Clin.<br />

Oncol. 1999; 17: 371 – 379<br />

15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!