Artikel als pdf. - bei der Hamburg Media School
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und können vor diesem Hintergrund <strong>als</strong> Informationsquelle<br />
<strong>bei</strong> Kaufentscheidungen im Social Web dienen (Brown et<br />
al. 2007; Liang et al. 2011). Wie in Kapitel 2 erläutert, weisen<br />
Brand Communities ähnliche Merkmale auf wie Fanpages.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „Magazine Communities“ liefern<br />
damit mehrere bedeutsame Hinweise: Erstens wird gezeigt,<br />
dass Printmedienmarken alle Kriterien erfüllen, die eine Marke<br />
aufweisen muss, um eine Community zu lenken: „a well<br />
defined brand image“, „expressive hedonic nature“, „rich<br />
and lengthy history“, und „threatening competition“ (Davidson<br />
et al. 2007: 210). Weitere zentrale Ergebnisse <strong>der</strong> Studie<br />
sind, dass eine hohe Loyalität das Vertrauen in die Informationen<br />
und Empfehlungen des Heftes sowie die Kaufwahrscheinlichkeit<br />
von mit <strong>der</strong> Printmarke assoziierten Produkten<br />
erhöht, was für eine starke Positionierung auf dem Werbemarkt<br />
relevant sein dürfte.<br />
4.4 Untersuchungen auf <strong>der</strong> Mikroebene 1: Nutzerspezifische<br />
Merkmale<br />
Das Web 2.0 hat ein interaktives Kommunikationsumfeld<br />
geschaffen, was den Konsumenten in eine völlig neue Rolle<br />
gebracht hat. Darin entscheidet dieser maßgeblich, welche<br />
Informationen nützlich sind und definiert die Regeln des Engagements<br />
<strong>der</strong> Kommunikation. Den Marketingverantwortlichen<br />
entzieht sich damit vielfach die Kontrolle über Inhalte.<br />
Ein positiver Einfluss kann hauptsächlich dann erfolgen,<br />
wenn die Marke auf die psychologischen und sozialen Bedürfnisse<br />
von Social <strong>Media</strong> Nutzern eingeht (Keller 2008).<br />
So auch <strong>bei</strong>m Management <strong>der</strong> Fanpage: Um positive Effekte<br />
erzielen zu können, müssen Inhalte passgenau auf<br />
die spezifischen Nutzer zugeschnitten werden. Beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig, um Markenloyalität zu erzeugen, ist ein kontinuierliches<br />
Interagieren mit den Fans. Im Gegensatz zu deutlich<br />
steigenden Fanzahlen nimmt die Interaktionsrate auf den<br />
meisten Fanpages allerdings deutlich ab, was daran liegen<br />
könnte, dass „es Unternehmen nicht gelingt, den Kommunikationsprozess<br />
dauerhaft anzuregen. Sie nutzen die Bedingungen<br />
des Mediums sowie die Bedürfnisse <strong>der</strong> Community<br />
nicht optimal und interagieren nicht systematisch genug mit<br />
ihren Fans.“ (Mertens/ Caspari 2012: 117). Für Zeitungsverlage,<br />
<strong>der</strong>en Kerngeschäft in <strong>der</strong> Generierung zielgruppenspezifischen<br />
Contents liegt, besteht daher im Vergleich zu<br />
Fanpages <strong>bei</strong>spielsweise aus <strong>der</strong> Konsumgüterindustrie<br />
ein Kompetenzvorteil. Neben <strong>der</strong> Bindung von Rezipienten<br />
an die Marke und <strong>der</strong> Gewinnung neuer Leser besteht für<br />
Medienmarken aufgrund <strong>der</strong> zweiseitigen Märkte weiteres<br />
Potential in <strong>der</strong> Fan-Community. So stellt sich unter an<strong>der</strong>em<br />
die Frage, ob Fans einen höheren Informationsbedarf <strong>bei</strong>m<br />
Kauf von Produkten haben und mehr Bereitschaft zeigen,<br />
die Informationen mit ihren Kontakten zu teilen, was sie zu<br />
einer attraktiven Zielgruppe für Werbungtreibende machen<br />
würde. Obwohl Unternehmen zum Teil erhebliche Summen<br />
in den Aufbau und die Pflege <strong>der</strong> Beziehung zu ihren Fans<br />
investieren, gibt es bisher noch kaum Forschung zur Charakterisierung<br />
dieses spezifischen Segments. Studien, die<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Erkenntnisse hierzu liefern, sind hauptsächlich in dem Forschungsbereich<br />
<strong>der</strong> Psychologie verwurzelt (siehe Tabelle<br />
3) und beschäftigen sich mit <strong>der</strong> Motivation von Nutzern Sozialer<br />
Netzwerkseiten.<br />
Die Einstellung gegenüber Sozialen Netzwerkseiten (SNS)<br />
ist ein wichtiger Aspekt, um zu verstehen, warum Menschen<br />
User Generated Content-Seiten wie Facebook nutzen und<br />
bereit sind, dort Informationen mit an<strong>der</strong>en zu teilen. Gangadharbatla<br />
(2008) liefert in <strong>der</strong> Studie „Facebook Me: Collective<br />
Self-Esteem, Need to Belong, and Internet Self-Efficacy<br />
as Predictors of the iGenerations Attitudes toward Social<br />
Networking Sites“ Ergebnisse, die zeigen, welche Konstrukte<br />
auf <strong>der</strong> individuellen Ebene eine Schlüsselfunktion in <strong>der</strong><br />
Beeinflussung <strong>der</strong> Einstellung gegenüber SNS einnehmen.<br />
Fanpages, die den Wunsch des Dazugehörens von Nutzern<br />
reflektieren, sind beson<strong>der</strong>s erfolgsversprechend. Für die<br />
Praxis bedeutet dies, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung und Gestaltung <strong>der</strong><br />
Fanpage die drei signifikanten Treiber zur Erhöhung <strong>der</strong> Partizipation<br />
zu berücksichtigen (Tabelle 3). So kann <strong>der</strong> Faktor<br />
„Internet self-efficacy“ <strong>bei</strong>spielsweise durch eine Optimierung<br />
<strong>der</strong> Fanpage-Navigation gesteigert werden. Smith et<br />
al. (2007) kommen zu dem Ergebnis, dass die Vernetzung <strong>der</strong><br />
meisten Nutzer Sozialer Netzwerke untereinan<strong>der</strong> eher locker<br />
ist und grundsätzlich je<strong>der</strong> Nutzer das Potenzial besitzt,<br />
Word of Mouth zu generieren, wenn er dazu motiviert wird.<br />
Eine Erweiterung des User Generated Content-Ansatzes um<br />
die Facette Brand Related Content, <strong>der</strong> soziale Interaktionsmöglichkeiten<br />
mit Marken mit Theorien von Nutzerrollen in<br />
Sozialen Medien verknüpft, liefert <strong>der</strong> COBRA Ansatz. Muntinga<br />
et al. identifizieren in ihrer Ar<strong>bei</strong>t drei Motivationsebenen,<br />
Brand Related Content in Sozialen Medien zu nutzen.<br />
Die Ergebnisse von Ellison et al. (2007) weisen darauf hin,<br />
dass Facebook Sozialkapital entwickeln kann, indem es Nutzern<br />
da<strong>bei</strong> hilft, Freundschaften zu vertiefen (Bonding Capital),<br />
das individuelle Netzwerk zu erweitern (Bridging Capital)<br />
und alte Kontakte aufrecht zu erhalten (Maintaining Capital).<br />
Weitere Ar<strong>bei</strong>ten, die sich mit den Motiven <strong>der</strong> Nutzung von<br />
Social <strong>Media</strong> auseinan<strong>der</strong>setzen, beruhen auf dem Uses &<br />
Gratification Ansatz (siehe Tabelle 3, Raacke/ Bonds-Raacke<br />
2008 sowie Park et al. 2009). Aufschluss darüber, welche<br />
persönlichen Charaktereigenschaften einen Einfluss darauf<br />
haben können, sich aktiv <strong>bei</strong> Facebook zu engagieren, liefern<br />
Ar<strong>bei</strong>ten von Moore/ McElroy (2012), Correea/ Hinsley/<br />
de Zúniga (2009) und Tywica/ Danowski (2008). Die Untersuchungen<br />
verwenden Faktoren des Big Five Konstruktes nach<br />
Gosling, welches die wesentlichen Unterschiede <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
in fünf Dimensionen klassifiziert. In Bezug auf die<br />
Nutzung von SNS haben frühere Ar<strong>bei</strong>ten gezeigt, dass die<br />
drei Faktoren Extrovertiertheit, emotionale Stabilität und Experimentierfreudigkeit<br />
beson<strong>der</strong>s charakterisierend sind. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass Facebook den Nutzern da<strong>bei</strong> helfen<br />
kann, ein geringes Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit<br />
mit ihrem Leben aufzuwerten. Weitere Einflüsse beruhen auf<br />
Alter und Geschlecht <strong>der</strong> Nutzer. So ist <strong>bei</strong>spielsweise eine<br />
emotionale Instabilität nur <strong>bei</strong> Männern ein Indikator für eine<br />
regelmäßige SNS Nutzung (Correa 2009: 248f).<br />
4/2012 MedienWirtschaft 33