Artikel als pdf. - bei der Hamburg Media School
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Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Potenziale Sozialer Netzwerke für<br />
Printmedienmarken<br />
Überblick zu ersten empirischen Erkenntnissen<br />
aus <strong>der</strong> Forschung<br />
Titel wie Focus o<strong>der</strong> NEON gehören nach ihrer<br />
aktuellen Anzahl von Fans zu den beliebtesten<br />
Printmedienmarken <strong>bei</strong> Facebook. Für die<br />
Verlagspraxis stellt sich in Zeiten von Medienkonvergenz<br />
und Digitalisierung vermehrt die<br />
Frage, ob und inwieweit Aktivitäten in Sozialen<br />
Netzwerken das klassische Markenportfolio<br />
stärken und damit die Wettbewerbsposition<br />
nachhaltig sichern können. Der vorliegende<br />
Beitrag liefert eine Übersicht zu ersten empirischen<br />
Nachweisen hierzu und stellt zentrale<br />
Faktoren zum Aufbau einer erfolgreichen Fan-<br />
Marken-Beziehung im Social Web heraus.<br />
24 MedienWirtschaft 4/2012<br />
Dipl.-Kffr. Lisa Wolter<br />
Doktorandin und Projektleitung „ Think<br />
Tank Marken- und Werbewirkungsforschung“,<br />
<strong>Hamburg</strong> <strong>Media</strong> <strong>School</strong><br />
E-Mail:<br />
l.wolter@hamburgmediaschool.com<br />
Prof. Dr.<br />
Claudia Fantapié Altobelli<br />
Helmut-Schmidt-Universität<br />
E-Mail: fantapie@hsu-hh.de<br />
Schlüsselbegriffe: Social <strong>Media</strong> Branding | Nutzerbedürfnisse | Printmedienmarken<br />
1. Hintergrund<br />
Soziale Netzwerke sind in unserem Alltag präsent und Facebook<br />
fasziniert allein in Deutschland mittlerweile 24,6 Millionen<br />
aktive Nutzer (allfacebook.de 2012). Für klassische Medienmarken<br />
und <strong>der</strong>en Management stellt das Social Web ein<br />
neues Marktumfeld mit vielfältigen Kommunikationsformen<br />
dar und bietet die Möglichkeit, ein innovatives Markenimage<br />
unterstützend zu etablieren, um aus <strong>der</strong> Masse substituierbarer<br />
Medien sichtbar zu werden. Auch klassische Medien<br />
sollten im Social Web <strong>als</strong> einzigartige Marke wahrgenommen<br />
werden, um in den Köpfen <strong>der</strong> Rezipienten verankert zu<br />
sein und um potenzielle Leser gewinnen und die Kernleserschaft<br />
binden zu können. Die Zeiten, in denen Unternehmen<br />
ohne Strategie auf Facebook experimentiert haben, sind<br />
vor<strong>bei</strong>. Starke Medienmarken wie zum Beispiel die Washington<br />
Post nutzen Soziale Netzwerke gezielt, um sich in <strong>der</strong> digitalen<br />
Welt zu positionieren und nachhaltige Beziehungen<br />
zwischen Rezipienten und Medienmarke aufzubauen. Eine<br />
Möglichkeit zum Beziehungsaufbau liefert Facebook mit seinen<br />
Marken-Fanpages. Die Plattform ermöglicht es, Content<br />
zu teilen und sich aktiv auszutauschen. Ein explizites „liken“<br />
<strong>der</strong> Marke lässt den Facebooknutzer zum offiziellen Fan und<br />
damit zum potentiellen Markenbotschafter werden, was dem<br />
Markeneigner einen vielversprechenden Mehrwert liefern<br />
kann. Facebook bindet zurzeit den größten Teil <strong>der</strong> Community-Nutzer<br />
im Internet an sich und bietet Medien unternehmen<br />
für ihre Produkte attraktive Kommunikations- und Distributionswege.<br />
Die Möglichkeiten zur direkten und persönlichen<br />
Interaktion mit ihren Zielgruppen werden von den meisten<br />
Medienunternehmen allerdings bisher eher zurückhaltend<br />
genutzt. Die schnelle Entwicklung von Social-<strong>Media</strong>-Communities<br />
zu einem wichtigen Instrument im Marketing stellt die<br />
Unternehmen vor beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ungen (Klingler<br />
et al. 2012: 442; Weidlich/Vlaši 2011). Eine bloße Auszählung<br />
<strong>der</strong> Facebook-Fans greift hier <strong>als</strong> Informationsgrundlage zu<br />
kurz. Um das Potenzial Sozialer Netzwerke für markenwertbildende<br />
Strategien einschätzen und nutzen zu können, bedarf<br />
es eines tiefergehenden Verständnisses <strong>der</strong> Motive von<br />
Rezipienten, Fan einer Marke zu werden und aktiv mit ihr im<br />
Social Web zu interagieren (Lipsman et al. 2012: 41). Zudem<br />
steigt mit den Marketingbudgets für Social <strong>Media</strong> Strategien<br />
auch das Interesse an nachweisbaren Effekten auf den<br />
Markenwert und dem damit einhergehenden ökonomischen<br />
Erfolg. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des vorliegenden<br />
Beitrags, eine Übersicht zu zentralen Erkenntnissen <strong>der</strong> Wirkungsweise<br />
von Marken-Fanpages in Sozialen Netzwerken<br />
zu liefern. Aufgrund <strong>der</strong> Neuartigkeit <strong>der</strong> Thematik werden in<br />
einem ersten Schritt grundlegende Begrifflichkeiten vorgestellt<br />
und Bezeichnungen wie Fan o<strong>der</strong> Facebook-Fanpage<br />
theoretisch eingeordnet. Im Anschluss erfolgt ein kompakter<br />
Blick auf die aktuelle Nutzung Sozialer Netzwerke auf dem
deutschen Zeitschriftenmarkt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Literaturauswertung<br />
erfolgen nach einer Darstellung des Bezugsrahmens,<br />
<strong>der</strong> die vielfältigen Potentiale aus <strong>der</strong> Perspektive von<br />
Printmedienmarken systematisch kategorisiert.<br />
2. Grundlagen<br />
Was genau ist eigentlich eine Fanpage <strong>bei</strong> Facebook, was<br />
macht einen Nutzer zum Fan einer Marke und was bedeutet<br />
es für das Unternehmen, hinter <strong>der</strong> Marke eine Fan-Community<br />
zu besitzen? Aufgrund <strong>der</strong> uneinheitlichen Verwendung<br />
von Definitionen im noch jungen Forschungsfeld des Social<br />
<strong>Media</strong> Marketing sollen zunächst die grundlegenden Begriffe<br />
für die vorliegende Bestandsaufnahme bestimmt und abgegrenzt<br />
werden.<br />
2.1 Web 2.0 und Soziale Netzwerke<br />
Die Evolution des Web 2.0 hat zu vielfältigen neuen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
wie auch dem Sozialen Netzwerk<br />
Facebook geführt, welches vor<strong>der</strong>gründig eine Plattform<br />
bietet, um mit Freunden, Familie und Kollegen zu kommunizieren.<br />
Medienangebote im Internet, die auf Web 2.0-Technologien<br />
basieren und die Produktion sowie den Austausch<br />
nutzergenerierter Inhalte ermöglichen, werden nach Kaplan<br />
und Haenlein dem Sammelbegriff Social <strong>Media</strong> zugeordnet<br />
(Kaplan/Haenlein 2010: 60 f.). Die vom Community-Gedanken<br />
geleiteten Angebote unterscheiden sich hinsichtlich ihrer<br />
Themen- und Inhalteausrichtung o<strong>der</strong> ihrem Nutzerfokus.<br />
Neben Weblogs, Consumer Communities, File Sharing Communities,<br />
Knowledge Communities o<strong>der</strong> Game Communities,<br />
gehören Social Network Communities zu den relevantesten<br />
Anwendungen des Web 2.0 (W<strong>als</strong>h et al. 2011: 12). Hess und<br />
Lorenz definieren Soziale Netzwerke <strong>als</strong> „Internet-basierte<br />
Softwaresysteme, die es den Nutzern ermöglichen, Kontakte<br />
zu knüpfen, diese sichtbar zu machen und mit ihnen zu interagieren“<br />
(Lorenz/Hess 2010: 23). Mit den drei zentralen<br />
Funktionen Selbstdarstellung, Netzwerkbildung und Kontaktpflege<br />
weisen Soziale Netzwerke eine schnell wachsende<br />
Nutzerschaft auf, die neben den technischen Treibern auf<br />
direkten und indirekten Netzwerkeffekten beruhen. Die Zahlen<br />
in Abbildung 1 veranschaulichen da<strong>bei</strong>, dass das Feld <strong>der</strong><br />
Sozialen Netzwerkplattformen mit großem Abstand von Facebook<br />
dominiert wird. Daher wird im Rahmen dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />
ein entsprechen<strong>der</strong> Fokus auf Facebook gelegt.<br />
2.2 Merkmale und Einordnung <strong>der</strong> Fanpage<br />
Die Nutzer Sozialer Netzwerke können sich auf <strong>der</strong> Plattform<br />
Facebook nicht nur mit an<strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n befreunden,<br />
son<strong>der</strong>n auch Fan von Marken auf sogenannten Fanpages<br />
werden. Der Status „Fan“ beschreibt einen Nutzer, <strong>der</strong> auf<br />
einer Fanpage „Gefällt mir“ angeklickt hat und damit seinem<br />
Netzwerk signalisiert, dass er die Marke mag und dies <strong>als</strong><br />
Teil seines persönlichen Profils für an<strong>der</strong>e sichtbar macht.<br />
Fans erhalten Content <strong>der</strong> Fanpage automatisch im Bereich<br />
ihres persönlichen Newsfeeds (Jahn/Kunz 2012: 346). Unter-<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Abb. 1: Konzentrierte Besucherzahlen auf<br />
Facebook<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
39,88<br />
Unique Visitors (in Mio.)<br />
4,97 3,67 3,26 3,08 2,85 2,39 2,38 2,34<br />
Facebook<br />
Xing<br />
Google+<br />
Stayfriends.de<br />
Wer-kennt-wen.de<br />
VZ-Netzwerke<br />
LinkedIn<br />
Tumblr.com<br />
Odnoklassniki<br />
Quelle: statisda.de/comScore, August 2012<br />
nehmen nutzen Fanpages <strong>als</strong> Kommunikations- und Interaktionskanal,<br />
um die Beziehung zwischen Kunde und Marke zu<br />
vertiefen. Das Gestaltungspotential umfasst neben <strong>der</strong> Präsentation<br />
produkt- und unternehmensbezogener Inhalte via<br />
Text, Bild und Video auch Applikationen wie Online-Games<br />
o<strong>der</strong> Produktkonfiguratoren (Bauer et al. 2012: 36).<br />
In <strong>der</strong> Studie „Brand Communities Embedded in Social Networks“<br />
kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Marken-<br />
Fanpages nahezu die gleichen Merkmale aufweisen wie<br />
Brand Communities (Zaglia 2012: 5). Auch Jahn und Kunz<br />
ordnen Fanpages aufgrund ihres Aufbaus um eine bestimmte<br />
Marke herum <strong>der</strong> Definition von Brand Communities nach<br />
Muniz und O`Guinn (2001: 412) zu: „…specialized, non-geographically<br />
bound community, based on a structured set of<br />
social relationships among admirers of a brand. It is specialized<br />
because at its center is a branded good or service.”<br />
Nach von Loewenfelds umfassen<strong>der</strong> Klassifikation werden<br />
zur Differenzierung von Communities die <strong>bei</strong>den Dimensionen<br />
„Art <strong>der</strong> primären Gemeinsamkeit“ und „Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> Community“ unterschieden. Die Einordnung von Fanpages<br />
anhand dieser Dimensionen in <strong>der</strong> 3X3 Matrix (siehe<br />
Abbildung 2) macht deutlich, dass gemeinsame Interessen<br />
an <strong>der</strong> Marke den Kern einer Fanpage bilden. Je nach kommerzieller<br />
Ausrichtung steht zudem die Bedürfnisorientierung<br />
allein o<strong>der</strong> in Kombination mit einer Werteorientierung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund (von Loewenfeld 2006: 44 ff.).<br />
Allerdings gibt es trotz <strong>der</strong> Ähnlichkeiten auch Differenzierungsmerkmale<br />
zwischen Online Brand Communities und<br />
Fanpages. Wesentlicher Unterschied ist, dass Fanpages in<br />
ein nicht marktbezogenes, natürlich gewachsenes Netzwerk<br />
sozialer Verknüpfungen eingebettet sind und die sogenannten<br />
„Freunde“, die auch Nicht-Fans <strong>der</strong> Marke sein können,<br />
4/2012 MedienWirtschaft 25
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Abb. 2: Klassifikation von Communities nach von Loewenfeld<br />
Gemeinsame<br />
Interessen<br />
Gemeinsame<br />
Charakteristika<br />
Gemeinsamer<br />
Ursprung<br />
überwiegend Kontakte aus <strong>der</strong> realen Welt darstellen. Die<br />
Zugehörigkeit zu einer Fanpage kann <strong>als</strong>o Ausdruck <strong>der</strong> persönlichen<br />
Identität des Nutzers gegenüber seinen Kontakten<br />
sein. Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass <strong>bei</strong> Fanpages,<br />
nicht wie <strong>bei</strong> Online Brand Communities, die Beziehung<br />
zwischen Anhängern <strong>der</strong> Marke, son<strong>der</strong>n die zwischen Marke<br />
und Nutzer im Fokus steht (Jahn/Kunz 2012: 348). Damit<br />
bieten Fanpages neben den Funktionen klassischer Online<br />
Brand Communities zusätzlich die Vorteile einer höheren<br />
Kontaktchance auch <strong>bei</strong> Nicht-Fans und einer fokussierten<br />
Vertiefung <strong>der</strong> Marken-Kunden-Beziehung. Fans sind für<br />
Unternehmen wichtige Ansprechpartner, da sie potenzielle<br />
Markenmultiplikatoren darstellen. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />
für sogenannte Brand Advocates, d. h. gut vernetzte Fans,<br />
die markenbezogene Botschaften unter ihren Facebook-<br />
„Freunden“ verbreiten, da Empfehlungen von „Freunden“<br />
eine hohe Glaubwürdigkeit genießen (Fantapié Altobelli/Hilger<br />
2013).<br />
Mit einer gezielten Nutzung von Marken-Fanpages<br />
<strong>bei</strong> Facebook lassen sich<br />
insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> zukünftigen Kernleserschaft<br />
einzigartige Beziehungen zwischen<br />
Marke und Rezipient aufbauen.<br />
26 MedienWirtschaft 4/2012<br />
Art <strong>der</strong> primären Gemeinsamkeit<br />
Sekte, Umwelt -<br />
organisation,<br />
Subkultur<br />
Religiöse<br />
Gemeinschaft<br />
Familie, dörfliche<br />
Gemeinschaft, Clan<br />
Werte im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Fantasie- und Spielgemeinschaften,Transaktionsgemeinschaften<br />
Communities für<br />
bestimmte<br />
Berufsgruppen bzw.<br />
Funktionen<br />
Verbraucherorientierte<br />
geographische<br />
Communities<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Community<br />
Bedürfnisse im<br />
Vor<strong>der</strong>grund<br />
Marken-<br />
Fanpage<br />
Brand Community<br />
Beziehungsgemeinschaften<br />
Hypercommunity<br />
Werte und Bedürfnisse<br />
im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Quelle: Loewenfeld, F. v. 2006: 46<br />
3. Soziale Netzwerke <strong>als</strong> Segment des<br />
Printmedienmarktes<br />
Angesichts <strong>der</strong> in Kapitel 2 dargestellten Gestaltungsmöglichkeiten<br />
von Fanpages und <strong>der</strong> schnell wachsenden Nutzerzahlen<br />
von Facebook verwun<strong>der</strong>t es nicht, dass weltweit<br />
über 12.000 Marken ihre eigene Fanpage betreiben (Bauer<br />
et al. 2012: 36). Für das Management von Printmedienmarken<br />
bedeuten die Entwicklungen des Web 2.0 enorme Herausfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Um den tendenziell sinkenden Erlöszahlen auf<br />
dem Rezipienten- und Werbemarkt (siehe Abbildung 3) aufgrund<br />
<strong>der</strong> neuen Angebote entgegenzuwirken, gewinnt <strong>der</strong><br />
Aufbau einer starken plattformübergreifenden Marke weiter<br />
an Relevanz. Der Transfer klassischer Printmedienmarken in<br />
Soziale Netzwerke kann die Verlage <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Positionierung<br />
eines innovativen Markenportfolios unterstützen. Mit einer<br />
gezielten Nutzung von Marken-Fanpages <strong>bei</strong> Facebook lassen<br />
sich insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> zukünftigen Kernleserschaft<br />
einzigartige Beziehungen zwischen Marke und Rezipient<br />
aufbauen.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> „Studie Social <strong>Media</strong> Performance Screen<br />
(SMPS): Medienmarken in Facebook“ weisen allerdings darauf<br />
hin, dass die Mehrzahl <strong>der</strong> reichweitenstärksten klassischen<br />
Medien zwar auf Facebook vertreten sind, die strategische<br />
Nutzung des Kommunikationskan<strong>als</strong> jedoch erhebliches Optimierungspotential<br />
aufweist (Weidlich/Vlaši 2011). Das spiegelt<br />
sich auch in Abbildung 4 wi<strong>der</strong>: Bei vielen Printmedienmarken
Abb. 3: Überblick zur Nutzung Sozialer Netzwerke durch Printmedienmarken<br />
Titel Verlag<br />
OffizielleHomepage<br />
Präsenzen weitere Soziale<br />
Netzwerke<br />
Reichweite<br />
nach ma<br />
2012 Presse<br />
II in Mio.<br />
(+/- Verän<strong>der</strong>ung<br />
zu ma 2011<br />
Presse II<br />
in %)<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Bruttowerbeumsatz<br />
2011 in<br />
Mio. (+/-<br />
Verän<strong>der</strong>ung<br />
zum<br />
Vorjahr<br />
in %)<br />
Anzahl<br />
"Gefällt<br />
mir"-<br />
Angaben<br />
Facebook<br />
(Stand:<br />
26.10.2012)<br />
Stern Gruner + Jahr Ja Twitter, Google+ 7,93 (+1,02) 153,75 (+0.8) 76.938<br />
Der Spiegel SPIEGEL-Verlag Ja Twitter, Google+, studiVZ/meinVZ 6,35 (-2,76) 135,97 (-3,1) 37.177<br />
FOCUS<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter, Google+ 5,01 (-3,09) 111,98 (-1,0) 52.814<br />
Brigitte Gruner + Jahr Ja Twitter, Google+, Pinterest 2,71 (-14,78) 93,33 (-4,4) 11.869<br />
freundin<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter, Google+ 1,89 (-19,57) 76,88 (+3,8) 12.775<br />
Bild <strong>der</strong> Frau Axel Springer Ja Google+ 6,04 (-3,67) 70,65 (+1,5) 3.201<br />
BUNTE<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter, studiVZ/meinVZ 4,01 (6,09) 69,78 (-4,0) 13.528<br />
Auto Bild Axel Springer Ja Twitter, Google+ 2,74 (-6,80) 61,78 (+13,4) 66.137<br />
Gala Gruner + Jahr Ja Twitter, Google+ 2,26 (-8,13) 57,98 (+10,7) 8.310<br />
auto motor<br />
und sport<br />
Verlag Motor<br />
Presse Stuttgart Ja Twitter, Google+ 2,08 (-7,14) 57,31 (+7,9) 23.689<br />
TV Movie Bauer Ja Twitter, Google+ 5,73 (-8,47) 51,48 (-4,7) 6.747<br />
Wirtschaftswoche<br />
InStyle<br />
TV SPIEL-<br />
FILM<br />
Glamour<br />
Vogue<br />
FÜR SIE<br />
Verlagsgruppe<br />
Handelsblatt Ja Twitter, Google+, studiVZ/meinVZ 1,00 (-21,88) 49,73 (+4,1) 15.745<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter, Google+ 1,51 (+3,42) 48,80 (+8,5) 29.791<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter, Google+ 5,91 (+0,34) 47,09 (+1,3) 8.849<br />
Condé Nast<br />
Verlag Ja Twitter, Google+ 1,45 (+1,40) 45,38 (+22,8) 39.469<br />
Condé Nast<br />
Verlag Ja Twitter, Google+, Pinterest 0,91 (+5,81) 43,91 (+21,4) 80.756<br />
Jahreszeiten<br />
Verlag Ja Google+ 1,78 (-5,32) 42,02 (-1,3) 2.493<br />
TV Digital Axel Springer Ja Twitter, Google+ 4,23 (+5,49) 41,89 (+0,5) 9.446<br />
ELLE<br />
Hubert Burda<br />
<strong>Media</strong> Ja Twitter 0,69 (-1,43) 38,64 (12,9) 28.959<br />
Cosmopolitan<br />
MVG Medien Ja<br />
NEON Gruner + Jahr Ja<br />
Twitter, Google+, Pinterest, studiVZ/meinVZ<br />
1,47 (+0,00) 36,20 (-2,4) 53.002<br />
Twitter, Google+, Pinterest, studiVZ/meinVZ<br />
0,87 (-22,32) 10,45 (+0,2) 181.301<br />
© Medienwirtschaft<br />
4/2012 MedienWirtschaft 27
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Abb. 4: Positionierung Printmedienmarken nach Werbeumsätzen und Fanzahlen auf dem<br />
deutschen Markt<br />
Facebook-<br />
Fans<br />
[in Tausend]<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
181<br />
28 MedienWirtschaft 4/2012<br />
MW = 64<br />
24<br />
66<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200<br />
weisen die starken Titel (gemessen an ihren Werbeumsätzen)<br />
noch unterdurchschnittliche Fanzahlen auf. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Seite können Printmedienmarken wie NEON o<strong>der</strong> Vogue ihre<br />
überdurchschnittlich starke Fangemeinde <strong>als</strong> Ausgangspunkt<br />
nutzen, um ihre Werbeumsätze zukünftig zu steigern.<br />
4. Der Wert von Facebook Marken-Fanpages<br />
für Printmedien: Analyse zentraler Insights<br />
aus <strong>der</strong> Forschung<br />
4.1. Bezugsrahmen <strong>der</strong> Analyse: Überblick zu Dimensionen<br />
<strong>der</strong> Effekte<br />
Die Nutzung von Facebook Marken-Fanpages birgt vielfältige<br />
Effekte, die sich auf den Ebenen des globalen Verlagsmanagements,<br />
des Kommunikations- und Markenmanagements<br />
auswirken und auf den spezifischen Merkmalen von Social<br />
<strong>Media</strong> Nutzern basieren. Diese Effekte können wie<strong>der</strong>um<br />
sowohl auf dem Rezipienten- <strong>als</strong> auch auf dem Werbemarkt<br />
positive Wirkungen auslösen. Das Ziel <strong>der</strong> vorliegenden Ar<strong>bei</strong>t<br />
ist es, einen Überblick zu zentralen Erkenntnissen aus<br />
53<br />
37<br />
MW = 36<br />
Bru�o-<br />
Werbeumsatz<br />
[in Millionen<br />
Euro]<br />
<strong>der</strong> Forschung zu liefern, <strong>der</strong> Wirkungsweisen und Potenziale<br />
Sozialer Netzwerke für Printmedienmarken aufzeigt.<br />
Die Erschließung <strong>der</strong> Quellen erfolgte in einem iterativen<br />
Suchprozess. Um einen möglichst umfassenden Überblick<br />
zu erhalten, fand eine systematische Literaturrecherche in<br />
Meta-Datenbanken und Journ<strong>als</strong> verschiedener Fachbereiche<br />
statt. Gleichzeitig konnte die nötige Tiefe mit einer<br />
strukturierten Analyse auf Basis eines aus den spezifischen<br />
Wirkungen abgeleiteten Bezugsrahmens und den dazu gehörigen<br />
Schlagwörtern erzielt werden. Der in Abbildung 5<br />
dargestellte Bezugsrahmen <strong>der</strong> Analyse folgt einer Systematisierung<br />
<strong>der</strong> Literatur auf drei Ebenen, mit <strong>der</strong> relevante<br />
deutsch- und englischsprachige Ar<strong>bei</strong>ten aus den Forschungsbereichen<br />
Kommunikation, Psychologie, Marketing<br />
und Soziologie identifiziert werden konnten.<br />
Die Recherche erfolgte zum einen über Universitätskataloge,<br />
zum an<strong>der</strong>en in Meta-Datenbanken wie Social Science Citation<br />
Index o<strong>der</strong> EBSCO, sowie direkt in Fachzeitschriften wie<br />
dem Journal of Business Research o<strong>der</strong> CyberPsychology &<br />
Behavior.
Abb. 5: Bezugsrahmen <strong>der</strong> Literaturübersicht<br />
Rezipientenmarkt<br />
Mikroebene 1<br />
Kommunikationsmanagement<br />
Nutzerspezifische<br />
Merkmale<br />
Werbemarkt<br />
Rezipientenmarkt<br />
Die wenigen Quellen, die einen direkten Bezug zu Printmedien<br />
aufweisen, sind in den Tabellen mit einem * markiert<br />
worden. Neben wissenschaftlichen Journ<strong>als</strong> wurden auch<br />
aktuelle Beiträge in Sammelbänden und Working Papers in<br />
die Suche mit einbezogen. Aufgrund <strong>der</strong> geringen Anzahl an<br />
Ar<strong>bei</strong>ten, die sich speziell auf die Verlagsbranche und Printmedienmarken<br />
beziehen, wurden auch branchen- und markenübergreifende<br />
Ergebnisse mit in die Analyse einbezogen.<br />
Auf diese Weise konnten in einem ersten Schritt 90 Quellen<br />
identifiziert und anschließend anhand des Bezugsrahmens<br />
selektiert werden. Das Selektionsergebnis wird in den Literaturtabellen<br />
eins bis drei zusammenfassend vorgestellt und<br />
stellt eine Auswahl <strong>der</strong>jenigen Quellen dar, die empirische<br />
Ergebnisse und einen Beitrag zum Wirkungsnachweis auf<br />
den drei Managementebenen liefern.<br />
Auf <strong>der</strong> Makroebene steht <strong>der</strong> Nachweis des ökonomischen<br />
Erfolges des Verlags, <strong>der</strong> durch Social <strong>Media</strong> Aktivitäten generiert<br />
werden kann, im Vor<strong>der</strong>grund (Tabelle 1). Zentrale Erkenntnisse<br />
zu psychologischen und verhaltenswissenschaftlichen<br />
Effekten durch Soziale Netzwerke auf die Marke bilden<br />
die Mikroebene 2 <strong>der</strong> Literaturanalyse (Tabelle 2). Da <strong>der</strong><br />
Nutzer im Social Web eine entscheidende Rolle in <strong>der</strong> Kommunikation<br />
einnimmt, wurden auf <strong>der</strong> Mikroebene 1 Studien<br />
zu dessen Motiven und Eigenschaften beson<strong>der</strong>s beleuchtet<br />
(Tabelle 3). Damit wird ein Überblick zu empirischen Ergebnissen<br />
von Social <strong>Media</strong> Effekten geliefert, die zentral für die<br />
Kommunikation und Markenführung sind und den Verlag insgesamt<br />
betreffen. Die Tabellen zeigen jeweils die Disziplin <strong>der</strong><br />
Untersuchung, die Art <strong>der</strong> Untersuchung, wenn möglich die<br />
Stichprobe und den Betrachtungsfokus auf.<br />
4.2 Untersuchungen auf <strong>der</strong> Makroebene: Ökonomische<br />
Effekte durch Social <strong>Media</strong><br />
Nachweise hinsichtlich direkter ökonomischer Effekte, die<br />
auf den Einsatz von Social <strong>Media</strong> zurückzuführen sind, finden<br />
sich, wie in Tabelle 1 ersichtlich, hauptsächlich in Bei-<br />
Mikroebene 2<br />
Markenmanagement<br />
Branding Effekte<br />
Werbemarkt<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Rezipientenmarkt<br />
Literatur � Tabelle 3 Literatur � Tabelle 2 Literatur � Tabelle 1<br />
Makroebene<br />
Verlagsmanagement<br />
Ökonomische<br />
Effekte<br />
Werbemarkt<br />
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Bruhn et al. 2011: 41<br />
trägen aus <strong>der</strong> Unternehmenspraxis. So werden in <strong>der</strong> Studie<br />
„Turning buzz into gold“ Best Practice Cases auf allen Wertschöpfungsebenen<br />
von Unternehmen aufgeführt, die den<br />
Effekt durch den Einsatz von Social <strong>Media</strong> erzielten: Auf <strong>der</strong><br />
Ebene <strong>der</strong> Produktentwicklung gelang es Procter & Gamble,<br />
die F&E-Kosten um 6 % p.a. zu senken. Case Studies speziell<br />
aus <strong>der</strong> Verlagsbranche liefert <strong>bei</strong>spielsweise die Printmarke<br />
„Business Punk“. Der Verlag Gruner + Jahr konnte durch<br />
gezielte Social <strong>Media</strong> Aktivitäten auf Facebook neue Abonnenten<br />
für die Zeitschrift gewinnen (Schwegler 2011). Die<br />
Konsumgütermarke „Old Spice“ hat durch den Einsatz von<br />
Social <strong>Media</strong> ihre Abverkaufsrate um 16 % steigern können<br />
und da<strong>bei</strong> gleichzeitig ihre Kampagnenkosten um 80 % gesenkt.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Human Resources konnten u.a. Bertelsmann<br />
und Henkel eine Reichweitensteigerung von 20 %,<br />
Kostenreduktion von 27 % und eine Qualitätssteigerung von<br />
36 % erzielen. Eine wissenschaftliche Studie, die einen direkten<br />
ökonomischen Effekt von <strong>der</strong> Marken-Fanpage nachweist,<br />
wurde von Dholakia und Durham durchgeführt. Sie<br />
zeigen, dass Fans einer Marke <strong>bei</strong> Facebook dieser gegenüber<br />
eine höhere Kaufbereitschaft und Weiterempfehlungswahrscheinlichkeit<br />
aufweisen <strong>als</strong> Nicht-Fans, was in dem<br />
Experiment in direkte Abverkaufssteigerungen im Geschäft<br />
resultierte (Dholakia/ Durham 2010).<br />
4.3 Untersuchungen auf <strong>der</strong> Mikroebene 2: Branding<br />
Effekte durch Social <strong>Media</strong><br />
Alle in Tabelle 2 zusammengefassten Studienergebnisse<br />
belegen positive Effekte auf psychologische Zielgrößen, die<br />
auf Social <strong>Media</strong> Aktivitäten zurückzuführen sind. Beispielsweise<br />
weisen Christodoulides, Jevons und Bonhomme (2012)<br />
darauf hin, dass das User Generated Content (UGC) Involvement<br />
von Konsumenten einen positiven Einfluss auf die Markenwahrnehmung,<br />
die hier über den Consumer Based Brand<br />
Equity (CBBE) gemessen wurde, hat. Die Autoren definieren<br />
UGC <strong>als</strong> von Konsumenten produzierte Inhalte, die durch<br />
Medien wie das Internet frei zugänglich sind, ein gewisses<br />
4/2012 MedienWirtschaft 29
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Tab. 1: Untersuchungen zu Wirkungen von Social <strong>Media</strong> auf <strong>der</strong> Makroebene<br />
Quelle Disziplin/Untersuchungsdesign Zentrale Ergebnisse<br />
An<strong>der</strong>son, Sims, Price, Brusa<br />
(2011): Turning “Like” to “Buy”:<br />
Social <strong>Media</strong> Emerges as a Commerce<br />
Channel<br />
Dholakia, U. M., Durham, E.<br />
(2010). One Café Chain’s Facebook<br />
Experiment<br />
Keath, Jason (2012). Facebook<br />
Advertising Case Study: 20th<br />
Century Fox*<br />
Kinsman, Matt, Botelho, Stefanie<br />
(2011). New Frontiers: Case Studies<br />
In Social <strong>Media</strong> Marketing*<br />
Mattern, F. et al (2012): Turning<br />
buzz into gold – How pioneers<br />
create value from social media<br />
Riley, Jack (2011).<br />
New ‘Like’ Features on Independent.co.uk*<br />
Schwegler, Petra (2011). Social<br />
<strong>Media</strong> <strong>bei</strong> Gruner+Jahr*<br />
30 MedienWirtschaft 4/2012<br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Marketing<br />
- Experiment/ Online-Befragung<br />
- n1 = 689, n2 = 1.067<br />
- Befragte = Kunden <strong>der</strong> Mailingliste<br />
eines Unternehmens<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse mit 200 Unternehmen<br />
in Deutschland<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Unternehmenspraxis<br />
- Case Study Analyse<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
Maß an kreativem Aufwand wi<strong>der</strong>spiegeln und ohne Kosten<br />
und nicht professionell erstellt wurden (Christodoulides<br />
2012: 55). Das UGC Involvement wird wie<strong>der</strong>um durch die<br />
Faktoren Co-Creation, Community und Self Concept positiv<br />
beeinflusst. Markenmanager sollten daher einen verstärkten<br />
Fokus darauf legen, Konsumenten zu UGC zu motivieren.<br />
Erzielt werden kann das <strong>bei</strong>spielsweise durch die Bereitstellung<br />
von Möglichkeiten, sich kreativ auszudrücken, und<br />
das funktioniert beson<strong>der</strong>s gut auf Sozialen Netzwerkseiten.<br />
Fanpages von Printmedienmarken liefern<br />
aufgrund ihres Bezugs zum etablierten<br />
Printprodukt eine hohe Source Credibility<br />
und können vor diesem Hintergrund<br />
<strong>als</strong> Informationsquelle <strong>bei</strong> Kaufentscheidungen<br />
im Social Web dienen.<br />
- Praxis<strong>bei</strong>spiele: (1) Dell: hat Produkte im Wert von 6,5<br />
Mio. U.S. $ über Twitter verkauft. (2) 1-800 Flowers: Das<br />
Unternehmen hat seinen E-Store <strong>bei</strong> Facebook integriert<br />
und damit Einnahmen in Höhe von 700 Mio. U.S. $ erreicht.<br />
- Fans wiesen höheren Traffic auf <strong>als</strong> Nicht-Fans und generierten<br />
auch mehr positives WoM<br />
- Fans investierten mehr Geld in den Store und bevorzugten<br />
die untersuchte Marke zumeist gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
- Aufbau und gezielte Bewerbung <strong>der</strong> Fanpage zum Film<br />
Wall Street – Money Never Sleeps<br />
- Tracking-Studie kam zu dem Ergebnis, dass 1,1 Mio Menschen<br />
nach einem Werbekontakt auf Facebook vorhatten,<br />
den Film im Kino zu sehen<br />
- Praxis<strong>bei</strong>spiel: Condé Nast aggregiert <strong>bei</strong>spielsweise mit<br />
dem Tool „Social Sidekick“ den in sozialen Netzwerken<br />
meist „gelikten“ Content versch. Magazine (Glamour, Teen<br />
Vogue u.a.) auf einer Seite u. gibt Werbungtreibenden die<br />
Möglichkeit, darauf zugeschnittene Anzeigen zu integrieren<br />
- Stößt auf großes Interesse <strong>bei</strong> Werbekunden (z.B. Gucci)<br />
- Social <strong>Media</strong> Aktivitäten haben einen direkten positiven<br />
Einfluss auf die gesamte Wertschöpfungskette <strong>der</strong> untersuchten<br />
Unternehmen<br />
- Externe Facebook App des „The Independent“ ermöglicht<br />
das Abonnieren einzelner Journalisten u. Themen<br />
- “referr<strong>als</strong> from Facebook have grown 680 % comparing<br />
January and December 2010 with referr<strong>als</strong> from Twitter up<br />
250 %”<br />
- Direkter Kontakt und Interaktion mit Facebook-Fans <strong>der</strong><br />
G+J-Produkte führt zu indirekten Einnahmen wie Reichweitensteigerung<br />
- Direkte Einnahmen durch Abo-Gewinnung<br />
© Medienwirtschaft<br />
Einen direkten Bezug zu Fanpages findet sich nur <strong>bei</strong> Jahn/<br />
Kunz, Lipsman et al. und Nelson-Riebe, allerdings wurden<br />
hier keine Medienmarken untersucht. Ein erweiterter Blick<br />
auf Untersuchungen zu Printmedien im Social Web zeigt,<br />
dass <strong>der</strong> Social <strong>Media</strong> Auftritt die Kaufwahrscheinlichkeit<br />
positiv beeinflussen kann: … „This means that respondents<br />
were more likely to buy products they had previously learned<br />
about in blogs, in social networks, or via other forms of<br />
social media. Customers, therefore, do perceive social media<br />
activities and are more likely to buy publishing products<br />
with a social media strategy behind them.” (Liz/ Berz 2011:<br />
208). Wertvolle Erkenntnisse für Medienunternehmen bestehen<br />
außerdem darin, dass Word of Mouth durch die Source<br />
Credibility beeinflusst wird und Social Commerce das<br />
Shopping-Verhalten im Internet zunehmend prägt. Die Ergebnisse<br />
hierzu zeigen Hinweise für die Erschließung neuer<br />
Geschäftsmodelle von Printmedien im Social Web auf. Fanpages<br />
von Printmedienmarken liefern aufgrund ihres Bezugs<br />
zum etablierten Printprodukt eine hohe Source Credibility
Tab. 2: Untersuchungen zu Wirkungen von Social <strong>Media</strong> auf <strong>der</strong> Mikroebene 2<br />
Quelle Disziplin/Untersuchungsdesign Zentrale Ergebnisse<br />
Brown, Bro<strong>der</strong>ick, Lee (2007):<br />
Word of Mouth Communication<br />
within Online Communities<br />
Bruhn, Schwarz, Schäfer, Ahlers<br />
(2011): Wie Social <strong>Media</strong><br />
im Vergleich zur klassischen<br />
Marketingkommunikation die<br />
Marke stärken<br />
Christodoulides, Jevons,<br />
Bonhomme (2012): Memo<br />
to Marketers: Quantitative<br />
Evidence for Change<br />
Davidson, L./ McNeill, L./<br />
Ferguson, S. (2007): Magazine<br />
communities: brand community<br />
formation in magazine<br />
consumption*<br />
Hutton, Fosdick (2011): The<br />
Globalization of Social <strong>Media</strong><br />
Consumer Relationships with<br />
Brands Evolve in the Digital<br />
Space<br />
Jahn, Kunz (2012): How to<br />
Transform Consumers into Fans<br />
of your Brand<br />
Liang, Ho, Li, Turban (2011):<br />
What Drives Social Commerce<br />
- The Role of Social Support<br />
and Relationship Quality<br />
Lipsman, Mudd, Rich, Bruich<br />
(2012): The Power of “Like”:<br />
How Brands Reach (and Influence)<br />
Fans<br />
Through Social-<strong>Media</strong> Marketing<br />
Liz, Berz (2011): Using Social<br />
<strong>Media</strong> for Branding in Publishing*<br />
Mathur, Black, Cao, Berger,<br />
Weinberg (2012): The Impact of<br />
Social <strong>Media</strong> Usage on Consumer<br />
Buying Behavior<br />
Nelson-Field, Riebe, Sharp<br />
(2012): What’s Not to “Like?”:<br />
Can a Facebook Fan Base Give<br />
a Brand The Advertising Reach<br />
It Needs?<br />
- Psychologie<br />
- Befragung (qualitativ)<br />
- n = 30<br />
- Befragte = Studenten, Fachpersonal,<br />
Manager<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung<br />
- n = 600<br />
- Befragte = Repräsentanten verschiedener<br />
Branchen<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Befragung<br />
- n = 202<br />
- Befragte = Social <strong>Media</strong>-Nutzer<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- zweistufiges qualitatives Untersuchungsdesign<br />
mit teil-strukturierten<br />
Interviews und Fokusgruppenuntersuchung<br />
- Phase I: 92 Interviews, Phase II: 3 Fokusgruppen<br />
(je 7-8 Teilnehmer)<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Inhaltsanalyse<br />
- Einheiten = Datensatz einer zuvor durchgeführten<br />
Studie<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Fokusgruppen & Online-Befragung<br />
- n Fokusgruppe = 6; n Befragung = 523<br />
- Befragte = Fanpage-Nutzer<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung<br />
- n = 463<br />
- Befragte = Nutzer eines Microblogging<br />
Services<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Marketing<br />
- Inhaltsanalyse<br />
- Einheiten = Datensatz einer zuvor durchgeführten<br />
Studie<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung<br />
- n = 125<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung<br />
- n = 220<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung<br />
- n = k.A.<br />
- Befragte = Facebook-Nutzer<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
- Web Sites können <strong>als</strong> „social proxy“ dienen<br />
- Die Hypothese, dass WoM durch Source Credibility<br />
begünstigt wird, konnte verifiziert werden<br />
- Social <strong>Media</strong> wirken sich in allen Branchen positiv auf<br />
Kaufabsicht, Markenbekanntheit und -image aus<br />
- insbeson<strong>der</strong>e in Branchen empfehlenswert, in denen<br />
Produkte mit einem hohen Informationsbedarf angeboten<br />
werden<br />
- Brand Equity wird positiv durch das UGC Involvement<br />
beeinflusst<br />
- „co-creation“, „community“, and „self-concept“ haben<br />
indirekten positiven Einfluss auf UGC Involvement <strong>der</strong><br />
Nutzer<br />
- Zeitschriften erfüllen die notwendigen Attribute, um<br />
Brand Communities zu beeinflussen<br />
- Sehr loyale Leser kaufen jede Ausgabe <strong>der</strong> Zeitschrift,<br />
sogar wenn <strong>der</strong> Content <strong>bei</strong> einer Ausgabe nicht ansprechend<br />
ist<br />
- Loyale Leser zeigen eine erhöhte Kaufbereitschaft gegenüber<br />
Produkten, die in <strong>der</strong> Zeitschrift beworben werden<br />
und werden <strong>bei</strong> Erhöhung des Involvements zu „brand<br />
missionaries“<br />
- 60 % <strong>der</strong> Personen, die einer Online-Markencommunity<br />
<strong>bei</strong>getreten sind, würden Produkte <strong>der</strong> betreffenden<br />
Marke auch mit höherer Wahrscheinlichkeit kaufen<br />
- Fan Pages haben messbare Effekte auf die Brand Loyalty<br />
und die wie<strong>der</strong>um indirekte Effekte auf WoM, Commitment<br />
und Purchase Intention<br />
- Indirekte Effekte über Fan Page Engagement, Fan Page<br />
Use Intensity, Hedonic/functional Value<br />
- 83 % aller Online-Shopper würden Infos über ihren<br />
Einkauf mit Freunden teilen<br />
- 67 % würden auf Basis <strong>der</strong> Empfehlungen ihrer Community<br />
kaufen<br />
- Shopping-Informationen von Freunden werden <strong>als</strong><br />
wertvoll betrachtet und beeinflussen das Online-Kaufverhalten<br />
maßgeblich<br />
- Fanwert misst sich daran, wie ein Nutzer das Engagement<br />
unter an<strong>der</strong>en Fans vertieft<br />
- Fans besuchen die Corporate Website signifikant häufiger<br />
<strong>als</strong> Nicht-Fans<br />
- Unternehmen profitieren von Brand Impressions <strong>bei</strong> ihren<br />
Fans, aber auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong>en Freunden (Sekundäreffekte<br />
erreichen eine bis zu 34-mal größere Gruppe von Nutzern)<br />
- Befragte weisen eine höhere Kaufwahrscheinlichkeit<br />
gegenüber Printprodukten auf, die eine Social <strong>Media</strong><br />
Strategie haben<br />
- Social <strong>Media</strong> Aktivitäten haben einen positiven Einfluss<br />
auf das Kaufverhalten<br />
- Im Gegensatz zur üblichen Verteilung <strong>der</strong> Variable „buying<br />
concentration“ in Form einer abfallenden Kurve von<br />
non- zu heavy-buyer ist die Konzentration <strong>bei</strong> Facebook<br />
genau umgekehrt<br />
- Es gibt quasi keine non-buyers, heavy-buyers sind am<br />
häufigsten.<br />
© Medienwirtschaft<br />
4/2012 MedienWirtschaft 31
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Tab. 3: Untersuchungen zu Social <strong>Media</strong>-Effekten auf <strong>der</strong> Mikroebene 1<br />
Quelle Disziplin/Untersuchungsdesign Zentrale Ergebnisse<br />
Correa, Willard Hinsley, de<br />
Zúñiga (2009): Who Interacts on<br />
the Web?: The Intersection of<br />
Users‘ Personality and Social<br />
<strong>Media</strong> Use<br />
Dholakia, Utpal, Bagozzi, Pearo<br />
(2012): A Social Influence Model<br />
of Consumer Participation<br />
in Network- and Small-Group-<br />
Based Virtual Communities<br />
Ellison, Steinfeld, Lampe (2007):<br />
The Benefits of Facebook<br />
“Friends”<br />
Gangadharbatla (2008): Facebook<br />
Me<br />
Moore, McElroy (2012): The<br />
Influence of Personality on Facebook<br />
Usage, Wall Postings,<br />
and Regret<br />
Muntinga, Majorlein, Moorman<br />
(2011): Introducing COBRAs:<br />
Exploring motivations for<br />
brand-related social media use<br />
Park, Kee, Valenzuela (2009):<br />
Being Immersed in Social<br />
Networking Environment<br />
Raacke, Bonds-Raacke (2008):<br />
MySpace and Facebook:<br />
Applying the Uses and Gratifications<br />
Theory to Exploring<br />
Friend-Networking Sites<br />
Smith, Coyle, Lightfoot, Scott<br />
(2007): Reconsi<strong>der</strong>ing Models<br />
of Influence<br />
Zywica, Danowski (2008): The<br />
Faces of Facebookers<br />
32 MedienWirtschaft 4/2012<br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung n = 959<br />
- Befragte = Erwachsene in den U.S.A.<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung n = 554<br />
- Befragte = Nutzer verschiedener Virtual<br />
Communities<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung n = 800<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Psychologie<br />
- Befragung n = 237<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung n = 21<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung (nicht-standardisiert)<br />
n = 20<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Social <strong>Media</strong><br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung n = 1.715<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Psychologie<br />
- Befragung n = 116<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Marketing<br />
- Online-Befragung, Qualitative Interviews<br />
n1 = 11.791, n2 = 18, n3 = 4.947<br />
- Befragte = Besucher von (CNET-)Webseiten<br />
- Betrachtungsfokus: Soziale Netzwerke<br />
- Psychologie<br />
- Online-Befragung n = 614<br />
- Befragte = Studenten<br />
- Betrachtungsfokus: Facebook<br />
- Social <strong>Media</strong> Nutzung wird durch (1) Extraversion und (2)<br />
Offenheit für Erfahrungen positiv beeinflusst<br />
- (3) Emotionale Stabilität stellt dagegen einen negativen<br />
Prädiktor dar<br />
- Partizipation in Sozialen Netzwerken hängt stark von (1)<br />
„We-Intentions“ und (2) „Entertainment Value“ ab<br />
- Social Identity wird von (3) “Group Norms”, (4) “Purposive<br />
Value” und (5) “Entertainment Value” beeinflusst<br />
- Starker Zusammenhang zwischen Facebook-Nutzung und<br />
(1) Bridging, (2) Bonding sowie (3) Maintaining<br />
- Facebook-Nutzung hängt außerdem mit dem psychologischen<br />
Wohlbefinden und Selbstwertgefühl zusammen<br />
- (1) Internet self-efficacy, (2) need to belong, und (3) collective<br />
self-esteem haben einen positiven Einfluss auf die<br />
Einstellung gegenüber SNS<br />
- indirekte Effekte über die Einstellung gegenüber SNS auf<br />
die Beziehung zwischen SNS und (1) Internet self-efficiacy<br />
und (2) need to belong<br />
- Emotional instabile (neurotizistische) Individuen verbringen<br />
mehr Zeit auf Facebook<br />
- Extrovertierte nutzen Facebook signifikant weniger <strong>als</strong><br />
Introvertierte (die SNS <strong>als</strong> Kompensation für mangelnde<br />
soziale Interaktion nutzen)<br />
- Nutzertypologie von brand-related Content in (1) Consumers,<br />
(2) Contributors und (3) Creators<br />
- Motive <strong>der</strong> Nutzertypen: (1) = „Information“, „Entertainment“,<br />
„Renumeration“; (2) = „Personal Identity“, „Integration<br />
and Social Interaction“, „Entertainment“; (3) =<br />
„Personal Identity“, „Integration and Social Interaction“,<br />
„Entertainment“, „Empowerment“<br />
- Zentrale Gratifikationen durch die Nutzung von<br />
Facebook-Gruppen sind: „socializing“, „entertainment“,<br />
„self-status seeking“ sowie „information“<br />
- Variation auf Basis von demographischen Variablen<br />
- Zentrale Gratifikationen für die Nutzung von Social <strong>Media</strong><br />
sind (1) to keep in touch with old friends (96.0%), (2) to<br />
keep in touch with current friends (91.1%), (3) to post/look<br />
at pictures (57.4%), (4) to make new friends (56.4%), und<br />
(6) to locate old friends (54.5%)<br />
- nicht nur stark vernetzte Nutzer zeigen in Sozialen Netzwerken<br />
Bereitschaft Inhalte zu teilen<br />
- wesentliche Motivation Word of Mouth zu produzieren<br />
beruht auf (1) dem menschlichen Bedürfnis <strong>der</strong> Hilfsbereitschaft<br />
und (2) Freude von Individuen daran, wertvolle<br />
Informationen ausfindig zu machen<br />
- Extrovertierte Facebook-Nutzer mit hohem Selbstwertgefühl<br />
werden über (1) Social Enhancement zur Teilnahme<br />
motiviert, indem sie ihre Popularität aus dem echten<br />
Leben erhöhen / auf SNS erhöhen können<br />
- Offline introvertierte Menschen mit geringem Selbstwertgefühl<br />
und geringer Beliebtheit nutzen Facebook zur<br />
Kompensation (2) Social Compensation<br />
© Medienwirtschaft
und können vor diesem Hintergrund <strong>als</strong> Informationsquelle<br />
<strong>bei</strong> Kaufentscheidungen im Social Web dienen (Brown et<br />
al. 2007; Liang et al. 2011). Wie in Kapitel 2 erläutert, weisen<br />
Brand Communities ähnliche Merkmale auf wie Fanpages.<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie „Magazine Communities“ liefern<br />
damit mehrere bedeutsame Hinweise: Erstens wird gezeigt,<br />
dass Printmedienmarken alle Kriterien erfüllen, die eine Marke<br />
aufweisen muss, um eine Community zu lenken: „a well<br />
defined brand image“, „expressive hedonic nature“, „rich<br />
and lengthy history“, und „threatening competition“ (Davidson<br />
et al. 2007: 210). Weitere zentrale Ergebnisse <strong>der</strong> Studie<br />
sind, dass eine hohe Loyalität das Vertrauen in die Informationen<br />
und Empfehlungen des Heftes sowie die Kaufwahrscheinlichkeit<br />
von mit <strong>der</strong> Printmarke assoziierten Produkten<br />
erhöht, was für eine starke Positionierung auf dem Werbemarkt<br />
relevant sein dürfte.<br />
4.4 Untersuchungen auf <strong>der</strong> Mikroebene 1: Nutzerspezifische<br />
Merkmale<br />
Das Web 2.0 hat ein interaktives Kommunikationsumfeld<br />
geschaffen, was den Konsumenten in eine völlig neue Rolle<br />
gebracht hat. Darin entscheidet dieser maßgeblich, welche<br />
Informationen nützlich sind und definiert die Regeln des Engagements<br />
<strong>der</strong> Kommunikation. Den Marketingverantwortlichen<br />
entzieht sich damit vielfach die Kontrolle über Inhalte.<br />
Ein positiver Einfluss kann hauptsächlich dann erfolgen,<br />
wenn die Marke auf die psychologischen und sozialen Bedürfnisse<br />
von Social <strong>Media</strong> Nutzern eingeht (Keller 2008).<br />
So auch <strong>bei</strong>m Management <strong>der</strong> Fanpage: Um positive Effekte<br />
erzielen zu können, müssen Inhalte passgenau auf<br />
die spezifischen Nutzer zugeschnitten werden. Beson<strong>der</strong>s<br />
wichtig, um Markenloyalität zu erzeugen, ist ein kontinuierliches<br />
Interagieren mit den Fans. Im Gegensatz zu deutlich<br />
steigenden Fanzahlen nimmt die Interaktionsrate auf den<br />
meisten Fanpages allerdings deutlich ab, was daran liegen<br />
könnte, dass „es Unternehmen nicht gelingt, den Kommunikationsprozess<br />
dauerhaft anzuregen. Sie nutzen die Bedingungen<br />
des Mediums sowie die Bedürfnisse <strong>der</strong> Community<br />
nicht optimal und interagieren nicht systematisch genug mit<br />
ihren Fans.“ (Mertens/ Caspari 2012: 117). Für Zeitungsverlage,<br />
<strong>der</strong>en Kerngeschäft in <strong>der</strong> Generierung zielgruppenspezifischen<br />
Contents liegt, besteht daher im Vergleich zu<br />
Fanpages <strong>bei</strong>spielsweise aus <strong>der</strong> Konsumgüterindustrie<br />
ein Kompetenzvorteil. Neben <strong>der</strong> Bindung von Rezipienten<br />
an die Marke und <strong>der</strong> Gewinnung neuer Leser besteht für<br />
Medienmarken aufgrund <strong>der</strong> zweiseitigen Märkte weiteres<br />
Potential in <strong>der</strong> Fan-Community. So stellt sich unter an<strong>der</strong>em<br />
die Frage, ob Fans einen höheren Informationsbedarf <strong>bei</strong>m<br />
Kauf von Produkten haben und mehr Bereitschaft zeigen,<br />
die Informationen mit ihren Kontakten zu teilen, was sie zu<br />
einer attraktiven Zielgruppe für Werbungtreibende machen<br />
würde. Obwohl Unternehmen zum Teil erhebliche Summen<br />
in den Aufbau und die Pflege <strong>der</strong> Beziehung zu ihren Fans<br />
investieren, gibt es bisher noch kaum Forschung zur Charakterisierung<br />
dieses spezifischen Segments. Studien, die<br />
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
Erkenntnisse hierzu liefern, sind hauptsächlich in dem Forschungsbereich<br />
<strong>der</strong> Psychologie verwurzelt (siehe Tabelle<br />
3) und beschäftigen sich mit <strong>der</strong> Motivation von Nutzern Sozialer<br />
Netzwerkseiten.<br />
Die Einstellung gegenüber Sozialen Netzwerkseiten (SNS)<br />
ist ein wichtiger Aspekt, um zu verstehen, warum Menschen<br />
User Generated Content-Seiten wie Facebook nutzen und<br />
bereit sind, dort Informationen mit an<strong>der</strong>en zu teilen. Gangadharbatla<br />
(2008) liefert in <strong>der</strong> Studie „Facebook Me: Collective<br />
Self-Esteem, Need to Belong, and Internet Self-Efficacy<br />
as Predictors of the iGenerations Attitudes toward Social<br />
Networking Sites“ Ergebnisse, die zeigen, welche Konstrukte<br />
auf <strong>der</strong> individuellen Ebene eine Schlüsselfunktion in <strong>der</strong><br />
Beeinflussung <strong>der</strong> Einstellung gegenüber SNS einnehmen.<br />
Fanpages, die den Wunsch des Dazugehörens von Nutzern<br />
reflektieren, sind beson<strong>der</strong>s erfolgsversprechend. Für die<br />
Praxis bedeutet dies, <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Planung und Gestaltung <strong>der</strong><br />
Fanpage die drei signifikanten Treiber zur Erhöhung <strong>der</strong> Partizipation<br />
zu berücksichtigen (Tabelle 3). So kann <strong>der</strong> Faktor<br />
„Internet self-efficacy“ <strong>bei</strong>spielsweise durch eine Optimierung<br />
<strong>der</strong> Fanpage-Navigation gesteigert werden. Smith et<br />
al. (2007) kommen zu dem Ergebnis, dass die Vernetzung <strong>der</strong><br />
meisten Nutzer Sozialer Netzwerke untereinan<strong>der</strong> eher locker<br />
ist und grundsätzlich je<strong>der</strong> Nutzer das Potenzial besitzt,<br />
Word of Mouth zu generieren, wenn er dazu motiviert wird.<br />
Eine Erweiterung des User Generated Content-Ansatzes um<br />
die Facette Brand Related Content, <strong>der</strong> soziale Interaktionsmöglichkeiten<br />
mit Marken mit Theorien von Nutzerrollen in<br />
Sozialen Medien verknüpft, liefert <strong>der</strong> COBRA Ansatz. Muntinga<br />
et al. identifizieren in ihrer Ar<strong>bei</strong>t drei Motivationsebenen,<br />
Brand Related Content in Sozialen Medien zu nutzen.<br />
Die Ergebnisse von Ellison et al. (2007) weisen darauf hin,<br />
dass Facebook Sozialkapital entwickeln kann, indem es Nutzern<br />
da<strong>bei</strong> hilft, Freundschaften zu vertiefen (Bonding Capital),<br />
das individuelle Netzwerk zu erweitern (Bridging Capital)<br />
und alte Kontakte aufrecht zu erhalten (Maintaining Capital).<br />
Weitere Ar<strong>bei</strong>ten, die sich mit den Motiven <strong>der</strong> Nutzung von<br />
Social <strong>Media</strong> auseinan<strong>der</strong>setzen, beruhen auf dem Uses &<br />
Gratification Ansatz (siehe Tabelle 3, Raacke/ Bonds-Raacke<br />
2008 sowie Park et al. 2009). Aufschluss darüber, welche<br />
persönlichen Charaktereigenschaften einen Einfluss darauf<br />
haben können, sich aktiv <strong>bei</strong> Facebook zu engagieren, liefern<br />
Ar<strong>bei</strong>ten von Moore/ McElroy (2012), Correea/ Hinsley/<br />
de Zúniga (2009) und Tywica/ Danowski (2008). Die Untersuchungen<br />
verwenden Faktoren des Big Five Konstruktes nach<br />
Gosling, welches die wesentlichen Unterschiede <strong>der</strong> Persönlichkeit<br />
in fünf Dimensionen klassifiziert. In Bezug auf die<br />
Nutzung von SNS haben frühere Ar<strong>bei</strong>ten gezeigt, dass die<br />
drei Faktoren Extrovertiertheit, emotionale Stabilität und Experimentierfreudigkeit<br />
beson<strong>der</strong>s charakterisierend sind. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass Facebook den Nutzern da<strong>bei</strong> helfen<br />
kann, ein geringes Selbstwertgefühl und die Zufriedenheit<br />
mit ihrem Leben aufzuwerten. Weitere Einflüsse beruhen auf<br />
Alter und Geschlecht <strong>der</strong> Nutzer. So ist <strong>bei</strong>spielsweise eine<br />
emotionale Instabilität nur <strong>bei</strong> Männern ein Indikator für eine<br />
regelmäßige SNS Nutzung (Correa 2009: 248f).<br />
4/2012 MedienWirtschaft 33
Übersichts<strong>bei</strong>träge<br />
5. Forschungs- und Managementimplikationen<br />
Soziale Netzwerke und speziell Facebook sind mittlerweile<br />
fester Bestandteil des Medienalltags und Fanpages bieten<br />
Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, um mit potenziellen<br />
Markenbotschaftern intensive Beziehungen aufzubauen. Der<br />
vorliegende Beitrag liefert einen Überblick zentraler Ergebnisse<br />
zu Potenzialen Sozialer Netzwerke für Printmedienmarken.<br />
Mit <strong>der</strong> Analyse auf drei Ebenen konnten wertvolle Erkenntnisse<br />
für das globale Verlagsmanagement (Makroebene), das<br />
Markenmanagement (Mikroebene 2) und das Kommunikationsmanagement<br />
(Mikroebene 1) identifiziert werden. Hervorzuheben<br />
ist, dass Printmedienmarken sich aufgrund ihrer<br />
spezifischen Eigenschaften beson<strong>der</strong>s gut <strong>als</strong> Basis für den<br />
Aufbau einer Brand Community eignen. Umso mehr verwun<strong>der</strong>t<br />
es, dass die meisten Ar<strong>bei</strong>ten in diesem Feld bisher keine<br />
Anwendung <strong>der</strong> Untersuchung in <strong>der</strong> Printmedienbranche<br />
hatten und wenn doch, handelt es sich vorwiegend um qualitative<br />
Forschungsar<strong>bei</strong>ten. Damit erschließen sich folgende<br />
Implikationen und Anregungen für die zukünftige Forschung:<br />
1. Auf <strong>der</strong> Ebene des Verlagsmanagements:<br />
Hier empfiehlt es sich, einen detaillierten Einblick in Return<br />
on Social <strong>Media</strong> Investment Zahlen <strong>der</strong> Medienbranche zu<br />
gewinnen. In Anlehnung an die Case Study Analysen (Tabelle<br />
1), sollten Effekte entlang <strong>der</strong> Wertschöpfungskette speziell<br />
von denjenigen Verlagen erhoben werden, die in Social<br />
<strong>Media</strong>-Aktivitäten investiert haben.<br />
2. Auf <strong>der</strong> Ebene des Markenmanagements:<br />
Die bisherigen Untersuchungen zu Effekten auf Marken können<br />
<strong>als</strong> Ausgangspunkt für einen Transfer auf Medienmarken<br />
dienen. Aufgrund <strong>der</strong> hohen Relevanz <strong>der</strong> Source Credibility<br />
im Social <strong>Media</strong> Umfeld, sollte diese Facette in zukünftigen<br />
Messungen von Markeneffekten berücksichtigt werden.<br />
3. Auf <strong>der</strong> Ebene des Kommunikationsmanagements:<br />
In den bisherigen Ar<strong>bei</strong>ten wurde entwe<strong>der</strong> ein Schwerpunkt<br />
auf verhaltenswissenschaftliche Ansätze zur Erklärung <strong>der</strong><br />
Motivation, mit Marken im Social Web zu interagieren, herangezogen<br />
o<strong>der</strong> die Persönlichkeitsmerkmale von SNS-<br />
Nutzern beleuchtet. Um ein ganzheitliches Bild von Marken-<br />
Fans zu gewinnen und die Kommunikation darauf basierend<br />
auszurichten, empfiehlt es sich, die Ansätze zu verknüpfen.<br />
Die Gewinnung fundierter Erkenntnisse im Bereich <strong>der</strong> aufgezeigten<br />
Forschungslücken kann wie<strong>der</strong>um einen Mehrwert<br />
für Printmedienmarken auf <strong>der</strong> Makro- und den <strong>bei</strong>den<br />
Mikroebenen liefern: Ein Wissen um nutzerspezifische Merkmale<br />
führt zu einer bedürfnisgerechteren Kommunikation<br />
mit <strong>der</strong> Zielgruppe und kann die Kundenbindung nachhaltig<br />
stärken o<strong>der</strong> die Nutzer gezielt zu UGC motivieren. Das Brand<br />
Management kann durch den strategischen Einsatz von Fanpages<br />
den Aufbau einer starken Marke unterstützen, was<br />
34 MedienWirtschaft 4/2012<br />
sich auf dem Rezipientenmarkt unter an<strong>der</strong>em in einer höheren<br />
Loyalität gegenüber <strong>der</strong> Printmarke wi<strong>der</strong>spiegelt. Auf<br />
dem Werbemarkt bietet eine starke crossmediale Medienmarke<br />
eine attraktive Plattform für Werbungtreibende, die<br />
die Vorteile <strong>der</strong> etablierten Printmedienmarke im Social <strong>Media</strong><br />
Umfeld nutzen wollen. Auf dem Rezipientenmarkt können<br />
zudem direkte Erlöse durch den Ausbau eines F-Commerce<br />
Channels o<strong>der</strong> einer erhöhten Abogenerierung durch die<br />
Fanpage erzielt werden. Zusätzliche Werbeerlöse, die auf<br />
diese Weise generiert werden, liefern einen Beitrag zur langfristigen<br />
Stärkung <strong>der</strong> Wettbewerbsposition des Verlages. Es<br />
empfiehlt sich aus Sicht des Medienmanagements demnach,<br />
fundierte Nachweise zu liefern, ob diese vielversprechenden<br />
Effekte für Printmedienmarken greifen und wenn ja, auf welche<br />
Weise diese realisiert werden können.<br />
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