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Der »Klon - Zentrum für Literatur

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oman marek · Klon<br />

Abb. 1: Links: terror tales November–Dezember 1938, Cover-Illustration: Leo Morey (1899–1965), Rechts: Uncanny tales Juli<br />

1942, Cover-Illustration: G.M. Rae.<br />

Auch das Motiv der Vervielfältigung besitzt eine lange tradition und ist in seiner Faszinationskraft ungebrochen.<br />

19 In der potentiell unendlichen Multiplikation des Klons findet das Motiv zwar sein Extrem,<br />

die große nähe zu Verdopplung, Double 20 und Zwillingskult 21 sowie zum weit verbreiteten literarischen<br />

Motiv des Doppelgängers (mit den verwandten Motiven des schattens, des spiegelbilds, des Porträts, der<br />

Maske) ist jedoch kaum von der Hand zu weisen. <strong>Der</strong> <strong>Literatur</strong>wissenschaftler gerald Bär charakterisiert<br />

den Doppelgänger in seiner umfassenden studie als:<br />

Oberbegriff <strong>für</strong> verschiedene physische, psychische und parapsychologische Phänomene [...]. Ein Ausdruck,<br />

der in einem literarischen Werk geprägt wurde, um den nur scheinbar einfachen Sachverhalt<br />

der physischen und psychischen Ähnlichkeit fassbar zu machen, ist bis heute mit Konnotationen aus<br />

Psychiatrie, Psychologie, Psychoanalyse und Parapsychologie befrachtet. 22<br />

Als künstlichen Menschen kategorisiert Bär den Klon zusammen mit Vampiren, Automaten, robotern und<br />

golems als eine Untergruppe des Doppelgängermotivs 23 , wobei <strong>für</strong> Bär der Aspekt physischer Ähnlichkeit<br />

entscheidend ist. <strong>Der</strong> Unterschied zum Doppelgänger ist jedoch, dass der Klon nicht als inner- oder<br />

parapsychologisches Phänomen (z. B. alternierende Persönlichkeiten) in Erscheinung tritt. Vieles, was<br />

laut Bär an Doppelgängern thematisiert wird, lässt sich problemlos auf den Klon übertragen: Fragen zur<br />

19 Zur Faszination von Zwillingen, Duplikaten etc.: Hillel schwartz: The Culture of the Copy. Striking Likenesses, Unreasonable Facsimiles, new York<br />

1996.<br />

20 Joan Peternel: »the Double«, in: Jane garry/Hasan M. El–shamy (Hg.): Archetypes and Motifs in Folklore and <strong>Literatur</strong>e. A Handbook, new York<br />

2005, s. 453–458, hier s. 453.<br />

21 Ebd.<br />

22 gerald Bär: Das Motiv des Doppelgängers als Spaltungsphantasie in der <strong>Literatur</strong> und im deutschen Stummfilm, Amsterdam 2005, s. 33.<br />

23 Ebd., s. 446.<br />

Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte I (2012), Heft 2<br />

19

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