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Der »Klon - Zentrum für Literatur

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22 Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte I (2012), Heft 2<br />

roman marek · Klon<br />

lings im Kontext einer technikkritik interpretiert worden 29 und nicht als Verweis auf die gefahren des<br />

Klonens. Mit den bekannten Worten »Die ich rief, die geister, werd’ ich nun nicht los« erscheint die Figur<br />

des Zauberlehrlings als symbol einer Menschheit, die von ihren eigenen technischen schöpfungen mit<br />

dem Untergang bedroht wird, da sie deren Beherrschbarkeit verloren hat. Handelt es sich bei den außer<br />

Kontrolle geratenen Besen also um technik, oder sind es versinnbildlichte Klone? Zur Beantwortung<br />

dieser Frage soll dem Entstehungskontext dieses Motivs weiter nachgegangen werden.<br />

Abb. 4: Escoba Hechizada, Plüschfigur anlässlich des 70. Geburtstages von Fantasia 30<br />

sowohl Dukas (1897) als auch Disney (1940) fußen mit ihrer Arbeit auf goethes Ballade <strong>Der</strong> Zauberlehrling<br />

(1797). Im Gegensatz zu Disneys Zeichentrickfilm ist in Goethes Ballade das Motiv der Vervielfältigung<br />

nicht auf die spitze getrieben, hier wird der Besen nur in zwei teile gespalten. 31 Damit tritt das Motiv der<br />

spaltung/Doppelung zwangsweise in den Hintergrund, und hierin mag auch der grund liegen, weshalb<br />

goethes Zauberlehrling zu einem topos der technikkritik wurde. Ein weiterer entscheidender Aspekt<br />

mag sein, dass der Trickfilm ungleich stärker als die Ballade mit visuellen Mitteln die Verlebendigung<br />

bzw. Vermenschlichung des Besens auszudrücken vermag: <strong>Der</strong> Besen teilt sich unten in zwei Füße, aus<br />

dem stiel wachsen zwei Arme mit Händen (Abb. 3), und folgsam erfüllt er seine Aufgabe: Erst mit beschwingten<br />

schritten die treppe hoch, und dann – ächzend unter der Last der schweren Wassereimer –<br />

wieder hinunter. In der ursprünglichen Konzeption Disneys sollten die Besen noch ein gesicht erhalten. 32<br />

Erstaunlicherweise ist der vermenschlicht-unmenschliche Besen schließlich sogar ohne gesicht zum<br />

sympathieträger geworden. Davon zeugen noch heute hergestellte Plastik- 33 und Plüschfiguren (Abb. 4)<br />

29 Vgl. Johan Hendrik Jacob van der Pot: Die Bewertung des technischen Fortschritts. Eine systematische Übersicht der Theorien, Bd. 2, Assen 1985,<br />

S. 816 ff.<br />

30 Quelle der Abbildung: <br />

31 Johann Wolfgang von goethe: »<strong>Der</strong> Zauberlehrling«, in: Friedrich schiller (Hg.): <strong>Der</strong> Musenalmanach <strong>für</strong> das Jahr 1798, s. 32–37, hier s. 35–36.<br />

32 Ananke ro: <strong>Der</strong> Zauberlehrling. <br />

33 Vgl. oder [8.10.2012].

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