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Stadtteilreport<br />
Ein großes begehbares Museum<br />
Vorwärts in die Vergangenheit: Substanzerhaltung im Michaelisviertel<br />
D<br />
as Blöken von ein paar hungrigen Ziegen schallt einem nach, wandert man die kopfsteingepflasterte<br />
Gasse Am Sülzwall hinunter, vorbei an rot und pink erleuchteten Fenstern aus denen halbnackte Frauen<br />
gequält lüstern dreinblickend ihre Dienste anbieten. Nur wenige Meter weiter versuchen Studierende den<br />
Stoff für die nächsten Prüfungen in den Kopf zu bekommen. Ein paar Eingänge weiter erzählen sich die<br />
Damen und Herren der Seniorenresidenz Bargenturm von ihren aktuellen Wehwehchen und spielen die<br />
Kinder der Kindertagesstätte im Alten Handelshof voller Enthusiasmus „Der Plumsack geht rum“.<br />
YB. Im gleichen Viertel produziert Jürgen Bulgrin<br />
CDs der ganz großen Klassiker und die junge<br />
Künstlerin Swantje Crone ihre neuesten farbenfrohen<br />
Werke. Direkt am Johann-Sebastian-Bach-<br />
Platz, im Hinterhof vom „Altstadt-Eck“ riecht es<br />
abscheulich verbrannt und nach Bauschutt:<br />
Anfang Februar hatte hier jemand am Dachstuhl<br />
einfach ein paar Balken herausgesägt und brachte<br />
damit die Alte Brennerei zum Einsturz: Nur ein<br />
weiterer Skandal in der langen Geschichte der<br />
Westlichen Lüneburger Altstadt.<br />
Unter Denkmalschutz steht hier fast jedes Haus<br />
und jeder Schuppen. Aber dies war nicht immer so:<br />
Über Jahrhunderte wurde aus dem Untergrund<br />
dieses Viertel aus der nahe liegenden Saline Salz<br />
abgebaut. Das „Weiße Gold“. Dies verhalf Lüneburg<br />
zu seinem ehemals imposanten Reichtum.<br />
Doch seit Mitte des letzten Jahrhunderts machten<br />
sich hier die Folgen dieser unermüdlichen<br />
Salzproduktion in negativer Hinsicht bemerkbar:<br />
Erdfälle<br />
Kaum ein Haus blieb ohne Senkungschäden, die zu<br />
einer großen Gewissheit durch den Abbau des<br />
Salzes und nur geringfügig auf natürliche Ablaugungen<br />
der Erdoberfläche zurückzuführen sind.<br />
Die Westliche Altstadt wurde damit zum Sen-<br />
Für den Betrieb der Saline nahm man die<br />
Schädigung vieler alter Gebäude in Kauf.<br />
kungsgebiet erklärt und viele Gebäude fielen nach<br />
Pressung, Torsion und Verkippung der Abrissbirne<br />
zum Opfer.<br />
„Die vielen Lücken und kahlen Flächen wirkten wie<br />
offene Wunden im Baukörper der westlichen<br />
Altstadt“, so Werner-Axel Hofmann in einem<br />
Aufsatz über die Stadtentwicklung und Architektur<br />
Lüneburgs. Wer konnte zog in die neueren<br />
Stadtteile Rotes Feld, Kreideberg und Kaltenmoor.<br />
Instandsetzung einer Bürgerhausreihe<br />
Obere Ohlingerstr/ Auf der Altstadt