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Industriedenkmalpflege in Deutschland. "Die ... - DenkmalDebatten

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Axel Föhl: <strong>Industriedenkmalpflege</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>. "<strong>Die</strong> verspätete Nation"<br />

aus: Bauten der Industrie und Technik. Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz Bd. 47. Berl<strong>in</strong> 2000, S. 28–38<br />

"Technikgeschichte" des VDI, 1926 gestartet, um Material für se<strong>in</strong>e ab 1927 laufende Rubrik<br />

"Technische Kulturdenkmäler" zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Da es e<strong>in</strong>e Geschichte der <strong>Industriedenkmalpflege</strong> noch nicht gibt, sei nur kurz der Versuch<br />

e<strong>in</strong>er Charakterisierung der Erfassungs- und Erhaltungsbestrebungen technischer Denkmale<br />

<strong>in</strong>nerhalb und außerhalb der eigentlichen Denkmalpflege<strong>in</strong>stitutionen zwischen 1910<br />

und dem Beg<strong>in</strong>n des Zweiten Weltkrieges unternommen: Neu vom ersten Jahrzehnt des<br />

20. Jahrhunderts an ist das Interesse an Erforschung und Erhaltung von Sachzeugen der<br />

Technikgeschichte. Es entspr<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>mal der Wahrnehmung des Erlöschens traditioneller<br />

Fertigungs- und Bearbeitungsmethoden im Zuge der Hoch<strong>in</strong>dustrialisierung des Deutschen<br />

Reiches ab etwa 1870, die sich etwa 1890/1900 noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>tensivierte. Vor dieser Zeit<br />

hatte lediglich die Industrie selbst sporadisch und aus pragmatischen Gründen die punktuel-<br />

le Erhaltung e<strong>in</strong>zelner Anlagen angestrebt, so zum Beispiel der Bergbau aus dem Interesse<br />

an unentdeckten Lagerstätten (Ra<strong>in</strong>er Slotta). Zu dem Bewußtwerden des Verschw<strong>in</strong>dens<br />

lange Zeit unverändert gebliebener gewerblicher Tätigkeit und ihrer Überreste, die unter-<br />

halb und neben <strong>in</strong>dustrieller Aktivität bislang fortgedauert hatten, trat das <strong>in</strong> der Gründung<br />

des Deutschen Museums manifest werdende berufsständische Interesse der Ingenieure und<br />

Techniker, sich über den Erwerb "technischer Stammbäume" auf die bisher von anderen<br />

Diszipl<strong>in</strong>en gehaltene Ebene gesellschaftlicher Achtung und Anerkennung emporzuschw<strong>in</strong>-<br />

gen. Der Begriff "technisches Kulturdenkmal" hat hier se<strong>in</strong>en Ursprung, ebenso der Name<br />

des Deutschen Museums "von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik". Architek-<br />

turhistorisch kam am Rande noch das Motiv h<strong>in</strong>zu, <strong>in</strong> dem Fundus der überkommenen Nutz-<br />

architektur nach Vorbildern zu suchen, die bei der Formulierung e<strong>in</strong>er der Phase der Hoch-<br />

<strong>in</strong>dustrialisierung angemessenen architektonischen Ausdrucksform behilflich se<strong>in</strong> könnten.<br />

Kurzfristig berührten sich dabei vergleichsweise unmittelbar historisches und aktuelles Bau-<br />

geschehen, wie die 1910 vom Rhe<strong>in</strong>ischen Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Barmen abgehaltene Jahrestagung zu<br />

Industriebauten belegt. <strong>Die</strong> im Spannungsfeld von Werkbund, Rhe<strong>in</strong>ischem Vere<strong>in</strong> und<br />

kommerziellen Interessen 1910 gegründete Zeitschrift "Der Industriebau", die schon <strong>in</strong> der<br />

ersten Nummer e<strong>in</strong>e Rubrik "Beschreibung alter Fabrikbauten" führte, belegt diese Tatsa-<br />

che. Der Erste Weltkrieg beendete - soweit bis jetzt zu sehen - auf allen Sektoren erst e<strong>in</strong>-<br />

mal jegliche Aktivität für mehr als e<strong>in</strong> Jahrzehnt. <strong>Die</strong> Motive für die Wiederaufnahme von<br />

Bestrebungen zu Erforschung und Erhaltung technischer Denkmale s<strong>in</strong>d nicht ganz e<strong>in</strong>fach<br />

auszumachen. Der relativ späte Zeitpunkt gegen Ende der 20er Jahre zeigt zunächst e<strong>in</strong>mal,<br />

daß man die knappen Mittel der Wirtschaftskrisenjahre auf anderes konzentrierte, zum an-<br />

deren bedurfte es sicher auch. e<strong>in</strong>er gewissen Vorlaufzeit, bis man mit Ergebnissen an die<br />

Öffentlichkeit treten konnte. Ob die heraufziehende Weltwirtschaftskrise und der mit ihr<br />

verbundene Zuwachs an Skepsis gegenüber dem technisch-<strong>in</strong>dustriellen System e<strong>in</strong>e Rolle<br />

spielte, ist noch nicht untersucht. E<strong>in</strong>en F<strong>in</strong>gerzeig <strong>in</strong> diese Richtung stellt aber vielleicht die<br />

Tatsache dar, daß zwischen den Kriegen die Zeugnisse der handwerklich-gewerblichen Pro-<br />

duktionsweise das Feld beherrschten. Hatte das Themenheft des Rhe<strong>in</strong>ischen Vere<strong>in</strong>s 1910<br />

noch zum Ersche<strong>in</strong>ungszeitpunkt m<strong>in</strong>imal siebzig Jahre alte, veritable Fabrikbauten ange-<br />

führt, so f<strong>in</strong>den sich Ende der 20erJahre nur mehr W<strong>in</strong>d- und Wassermühlen, vierhundert<br />

Jahre alte Rhe<strong>in</strong>kräne oder alte Dorfschmieden im Vordergrund. Auch verme<strong>in</strong>tliche Aus-<br />

nahmen, wie die ab 1930 auf Veranlassung des Aachener Lehrstuhl<strong>in</strong>habers für Bauge-<br />

schichte, Rene von Schäfer, vorgenommenen Bauaufnahmen von Tuchfabriken des 18. und<br />

<strong>DenkmalDebatten</strong> – Was ist e<strong>in</strong> Denkmal? Und wie geht man mit ihm um?<br />

Grundlagentexte auf www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de<br />

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