Jahresbericht 2009/10 - Behindertenstiftung TANNENHOF
Jahresbericht 2009/10 - Behindertenstiftung TANNENHOF
Jahresbericht 2009/10 - Behindertenstiftung TANNENHOF
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<strong>2009</strong>/<strong>10</strong><br />
<strong>10</strong>. <strong>Jahresbericht</strong> der <strong>Behindertenstiftung</strong><br />
<strong>TANNENHOF</strong> Ulm<br />
Buchstaben malen, Ingrid Seel
Besuch am Blautopf, Kurt Weiss<br />
2
Der Stiftungsgründer und Vorstand<br />
Eberhard Wegener mit seinem Sohn Andreas<br />
und Vorstand Franz Schweitzer.<br />
<strong>Behindertenstiftung</strong> <strong>TANNENHOF</strong> Ulm<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
nach 11-jährigem Wirken die Weiterentwicklung der Stiftung,<br />
verbunden mit einem <strong>Jahresbericht</strong>, darzustellen, ist schwierig<br />
und anspruchsvoll. Wir bemühen uns, es jedes Jahr ein wenig<br />
besser zu können.<br />
Erinnert wird an die Anfänge 1999: Warum wurde die<br />
<strong>Behindertenstiftung</strong> <strong>TANNENHOF</strong> errichtet. Andreas, der<br />
einzige Sohn der Stifter ist geistig behindert. Er lebt seit 1980<br />
im Wiblinger Behindertenheim Tannenhof, einer Einrichtung<br />
der Behindertenhilfe für erwachsene geistig- und mehrfach<br />
behinderte Menschen. Die Mitarbeiter der Einrichtung helfen<br />
Eltern und Angehörigen, mit ihren behinderten Söhnen und<br />
Töchtern zu leben.<br />
Mit der Gründung der Stiftung bedanken sich die Stifter,<br />
Eberhard und Ursula Wegener, beim Träger der Einrichtung,<br />
dem Landeswohlfahrtsverband Württemberg-Hohenzollern.<br />
Der LWV wurde 2004 aufgelöst; Betriebsträger des Tannenhofs<br />
wurde in der Nachfolge die LWV.Eingliederungshilfe GmbH.<br />
Seit 1996 werden durch den Gesetzgeber die Gelder für die<br />
Eingliederungshilfe Behinderter gekürzt. Vorrangiger<br />
Stiftungszweck ist deshalb deren Ergänzung durch private<br />
Zuwendungen für die "aktivierende Betreuung" der im<br />
Tannenhof lebenden Menschen. Die begrenzten Möglichkeiten<br />
sind ein Beitrag, Teilhabe am „ganz normalen Leben“ zu<br />
unterstützen.<br />
Wir hoffen, dass der Bericht Sie über die derzeitigen Aktivitäten<br />
informiert. Für das angestrebte künftige Stiftungshandeln<br />
wünschen wir uns neue Partner.<br />
www.behindertenstiftung-ulm.de Partnerstiftung<br />
Eberhard Wegener Franz Schweitzer<br />
Rückblick 1999 bis <strong>2009</strong><br />
Förderung zusätzlicher Betreuungszeit für die „aktivierende<br />
Betreuung“ mit über 30.200 Stunden.<br />
Ausgaben 412.432 €<br />
Einnahmen 420.955 €<br />
Stiftungskapital<br />
1999 51.129 €<br />
20<strong>10</strong> 257.000 €<br />
Ausblick<br />
Wir wünschen uns die Zusammenarbeit mit einer neuen<br />
Stiftung zur Förderung der Teilhabe.<br />
3
Teilhabe Behinderter in Baden-Württemberg<br />
Der KVJS hat nach dem Jugend- und Sozialverbandsgesetz<br />
den ausdrücklichen Auftrag, die 44 Stadt- und Landkreise in<br />
Baden-Württemberg bei der Planung in der Alten- und<br />
Behindertenhilfe zu beraten und zu unterstützen. Wo stehen<br />
wir nun in der Hilfe für behinderte Menschen und wie werden<br />
sich Angebotsstrukturen weiterentwickeln?<br />
Auszug aus dem Interview mit Verbandsdirektor<br />
Roland Klinger<br />
März 2007, Ausgabe 2<br />
www.kvjs.de/publikationen/spezial.html<br />
„Alle müssen lernen, aufeinander zuzugehen“<br />
Das Dilemma der Sozialpolitik: Auf der einen Seite gilt es<br />
Kosten zu senken. Gleichzeitig sollen damit aber keine<br />
Einbußen in der Lebensqualität der hilfebedürftigen Menschen<br />
verbunden sein. Ist dieser Spagat überhaupt zu meistern?<br />
Klinger: “Die Zahl der zu betreuenden Menschen in den<br />
nächsten zehn Jahren ist weitgehend bekannt und<br />
berechenbar. Ebenso zweifelsfrei ist die zu hohe<br />
Sozialleistungsquote bei den Kommunen. Würde man<br />
also den Spagat nicht meistern, würde das System<br />
dauerhaft nicht mehr zu finanzieren sein. Lebensqualität und<br />
Standardabsenkung müssen kein Widerspruch sein.<br />
Im Gegenteil: Eine Standardabsenkung, die die Teilhabe<br />
behinderter Menschen und damit ihre Selbstständigkeit<br />
und Eigenverantwortung stärkt, führt zu einer höheren<br />
Lebensqualität“.<br />
Muss also die Integration schon im Kindergarten beginnen?<br />
Klinger: “Kurz und bündig: Ja. Das Ziel der Eingliederung ist<br />
die „Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft“. Es muss daher<br />
jeder Einzelne in unserer Gesellschaft bereit sein und damit<br />
lebenslang lernen, auf andere zuzugehen und sich dann mit<br />
den Stärken statt mit den Handicaps eines behinderten oder<br />
pflegebedürftigen Menschen zu befassen und ihn so<br />
anzunehmen, wie er oder sie ist. Damit kann man nicht früh<br />
genug beginnen“.<br />
Der Teilhabeplan 2008 für behinderte Menschen in Ulm<br />
und im Alb-Donau-Kreis benennt die Ziele:<br />
� Realisierung von Teilhabe in der Gemeinde<br />
� Miteinander-Leben aller Bürger eines Sozialraumes mit<br />
ihren unterschiedlichen Interessen, Fähigkeiten und<br />
Schwächen.<br />
4
5<br />
Sommerglück - eine Gemeinschaftsarbeit
Anstiften zur Teilhabe durch gemeinsames Wohnen<br />
Der Stifter lebt 2 Km vom Tannenhof entfernt im Stadtteil Ulm<br />
Wiblingen. Durch 30-jährige Begleitung seines Sohnes kennt<br />
er die Wünsche und Erwartungen vieler Heimbewohner an die<br />
Bürger des Stadtteils. Behinderte Menschen sagen: „Wir sind<br />
wie wir sind“, sie wollen von den Wiblinger Bürgern akzeptiert<br />
werden.<br />
Das Behindertenheim Tannenhof wurde 1974 eröffnet.<br />
Die Wohnhäuser waren für Menschen geplant, die infolge ihrer<br />
schweren geistigen Behinderung das Heim Zeit ihres Lebens<br />
als schützende Heimat benötigen. Heute, 30 Jahre später,<br />
werden die stationären Heimplätze reduziert, der Tannenhof<br />
wird dezentralisiert. Die Kosten der stationären Wohnformen<br />
für die Kommune sind zu hoch, der Standard der Betreuung<br />
wurde abgesenkt.<br />
Die <strong>Behindertenstiftung</strong> <strong>TANNENHOF</strong> verfolgt über das<br />
Internet die Aktivitäten der Stiftung Liebenau als Mitglied<br />
des Netzwerks „SONG - Soziales neu gestalten“.<br />
www.zukunft-quartier.de.<br />
Der Teilhabeplan der Stadt Ulm entspricht den Zielsetzungen<br />
von SONG. Mit der LWV.Eingliederungshilfe GmbH und der<br />
Stadt Ulm sollen diese über das Projekt „Teilhabe durch<br />
gemeinsames Wohnen“ in Verbindung mit einer neuen Stiftung<br />
realisiert werden.<br />
An der Gründung dieser Stiftung sind zu beteiligen:<br />
Der Grundstückseigentümer des Heimgeländes (LWV in<br />
Abwicklung), die LWV.Eingliederungshilfe GmbH, die<br />
Mitarbeiter des Heims, die Stadtverwaltung Ulm, Ulmer Bürger<br />
und Unternehmer.<br />
www.behindertenstiftung-ulm.de<br />
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Der <strong>TANNENHOF</strong> (gelbe Markierung) und seine Randlage in Ulm-Wiblingen - www.dialogmodell.telebus.de/wiblingen<br />
Eine „gated community“ der behinderten Menschen statt ein „Ort zum Leben mittendrin“?<br />
Projekt A - Lageplanskizze für<br />
ein barrierefreies Wohnhaus<br />
www.behindertenstiftung-ulm.de<br />
Partnerstiftung<br />
Projekt A „Teilhabe durch gemeinsames Wohnen“<br />
Mit unserem Projekt geben wir Impulse zur Weiterentwicklung<br />
der Hilfesysteme und zur Vernetzung der Hilfestrukturen.<br />
Von den nicht behinderten, Bürgern wird erwartet, mit den<br />
behinderten Bürgern des Tannenhofs die Teilhabe am Leben<br />
in Ulm-Wiblingen zu praktizieren.<br />
Dieses freiwillige Engagement ist selbstverständlich nicht ganz<br />
kostenlos zu haben, u.a. ist dessen Organisation zu<br />
finanzieren.<br />
Mittel für das Management der Teilhabe sollen u.a. durch eine<br />
neue Stiftung für Ulm eingebracht werden.<br />
Das Stiftungskapital besteht aus einer anteiligen Fläche des<br />
Grundstücks Tannenhof (Eigentümer LWV Württemberg-<br />
Hohenzollern in Abwicklung).<br />
Durch die Übertragung auf eine Stiftung bleiben das Eigentum<br />
am Grundstück und dessen Zinseinnahmen für die neue<br />
Stiftung auf Dauer erhalten. Diese gemeinnützige Stiftung für<br />
Ulm („Stiftung Gemeinsam Wohnen Ulm“) könnte Zustiftungen,<br />
Treuhandstiftungen, Testamente, Spenden einwerben.<br />
Die Angehörigen können die Teilhabe ihrer behinderten Söhne<br />
und Töchter durch ihre Beteiligung an der Stiftung unterstützen<br />
und sichern.<br />
Ein überzeugendes Leuchtturmprojekt für ein neues<br />
Miteinander im Quartier (www.zukunft-quartier.de) kann<br />
gemeinsam mit der Stadt Ulm und den Bürgern zusätzliche<br />
Mittel und „Zeit für Menschen“ einwerben.<br />
7
Unsere Aktivitäten<br />
Die <strong>Behindertenstiftung</strong> trägt mit der Unterstützung und<br />
Finanzierung verschiedener Projekte und Aktivitäten dazu bei<br />
den behinderten Menschen am Tannenhof auf vielfältige,<br />
ganz individuelle Art und Weise kulturelle und soziale Teilhabe<br />
zu ermöglichen.<br />
Kreativwerkstatt Tannenhof<br />
Die <strong>Behindertenstiftung</strong> hat vor über <strong>10</strong> Jahren die<br />
Kreativwerkstatt am Tannenhof ins Leben gerufen und<br />
finanziert seitdem eine Kunsttherapeutin.<br />
Dort erschaffen behinderte Künstlerinnen und Künstler ihre<br />
ganz eigenen Bilder und Werke.<br />
„Ich bin wie ich bin“<br />
Anlässlich des Gedenktages 27.Januar 20<strong>10</strong> an die Ulmer<br />
Opfer des Nationalsozialismus: NS-„Euthanasie“ haben<br />
behinderte Künstler und Künstlerinnen der Kreativwerkstatt<br />
ihren Gedanken und Gefühlen zur Ermordung behinderter<br />
Menschen im Nationalsozialismus künstlerischen Ausdruck<br />
verliehen.<br />
Die Künstler selbst haben diesem Projekt den Titel gegeben<br />
„Ich bin wie ich bin“. Die Bilder waren vom 1. bis zum 26.<br />
Februar 20<strong>10</strong> in der Ulmer Stadtbibliothek zu sehen.<br />
Freiwilliges Soziales Jahr<br />
Die Stiftung finanziert seit 2001 jedes Jahr zwei Helferinnen im<br />
Freiwilligen Sozialen Jahr.<br />
Diese Helferinnen leisten jedes Jahr über 2500 Arbeitsstunden<br />
bei der Betreuung und Begleitung behinderter Menschen.<br />
8
Freizeitangebote<br />
Auch behinderte Menschen wollen ab und zu durch die Stadt<br />
bummeln, im Cafe sitzen, das Leben an sich vorbei ziehen<br />
lassen. Nicht wenigen ist es wichtig, jeden Sonntag am<br />
Gottesdienst der Stadtteilgemeinde teilzunehmen. Sehr beliebt<br />
sind nicht zuletzt die Heimspiele des SSV Ulm.<br />
Zu vielen dieser Aktivitäten benötigen behinderte Menschen<br />
am Tannenhof eine Begleitperson.<br />
Die Tannenhof-Band „Neuland“ spielt regelmäßig bei<br />
öffentlichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel im Ulmer Zelt<br />
oder anlässlich des „Tages der Menschen mit Behinderung“<br />
im Ulmer Stadthaus, ebenso wie bei Festen im Tannenhof.<br />
Urlaub<br />
Urlaub machen, raus aus dem Alltag, andere Menschen<br />
erleben, neue Erfahrungen machen.<br />
Bei unseren Urlaubsangeboten legen wir Wert auf eine gute<br />
personelle Begleitung. Dadurch ist gewährleistet, dass auch<br />
Menschen mit schweren Behinderungen daran teilnehmen<br />
können. Denn für alle Teilnehmer soll es ein individuell<br />
betreuter und erholsamer Urlaub sein.<br />
Die <strong>Behindertenstiftung</strong> sorgt für die Organisation der Urlaube<br />
und übernimmt die Hälfte der Kosten für die Begleitpersonen.<br />
Der Tannenhof übernimmt die Kosten für die Fahrzeuge.<br />
Bildung für alle<br />
Bildungskurse an der Ulmer Volkshochschule<br />
„Wir machen einen Film“, „Lesen und Schreiben“ oder<br />
„Englisch ganz einfach“ - so heißen Bildungskurse der<br />
„Sommerschule“, die die Ulmer Volkshochschule jedes Jahr<br />
für Menschen mit geistiger Behinderung anbietet.<br />
Damit die Teilnahme auch für Menschen mit hohem<br />
Unterstützungsbedarf verwirklicht werden kann, hilft die<br />
Stiftung mit der Finanzierung von Kursleitern.<br />
9
Blau, Frank Riessler<br />
<strong>10</strong>
Ergebnis <strong>2009</strong><br />
Stiftungskapital <strong>2009</strong> 257.000 €<br />
Einnahmen 47.800 €<br />
Ausgaben 54.960 €<br />
Fehlbetrag 7.160 €<br />
Förderung 48.732 €<br />
Vermögensverwaltung 1.611 €<br />
Geschäftsführung 4.617 €<br />
54.960 €<br />
Förderung zusätzlicher<br />
Betreuungszeit <strong>2009</strong><br />
3.500 Stunden 37.264 €<br />
Begleitpersonen 443,0 Stunden 4.308 €<br />
Begleitung Freizeit 157,5<br />
Freizeitbereich 78,5<br />
Fußballgruppe 95,0<br />
Musikgruppe 112,0<br />
443,0<br />
bei Urlaubsangeboten<br />
5 Begleitpersonen x 60 = 300,0 Stunden 2.950 €<br />
Kunsttherapeutin der<br />
Kreativwerkstatt 227,0 Stunden 6.802 €<br />
Zwei Freiwillige im sozialen Jahr<br />
22 Monate 2.530,0 Stunden 23.204 €<br />
37.264 €<br />
Sonstige Förderung<br />
Schränke Kreativwerkstatt 7.686 €<br />
Beteiligung Urlaubsangebote 3.782 €<br />
Beiträge der Teilnehmer 3.600 € 11.468 €<br />
Förderung <strong>2009</strong> 48.732 €<br />
Ergebnis 2008<br />
Stiftungskapital 2008 255.000 €<br />
Einnahmen 54.849 €<br />
Ausgaben 52.450 €<br />
Überschuss 2.399 €<br />
Förderung 47.960 €<br />
Geschäftsführung 4.490 €<br />
52.450 €<br />
Spendenkonto <strong>Behindertenstiftung</strong> <strong>TANNENHOF</strong><br />
Sparkasse Ulm - Konto Nr. 641160 - BLZ 63050000<br />
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Ulmer Münster, Kurt Weiss<br />
Impressum<br />
<strong>Behindertenstiftung</strong> <strong>TANNENHOF</strong> Ulm<br />
Vorstand und Stifter Eberhard Wegener<br />
E-Mail e.wegener@online.de<br />
Telefon 0731 41<strong>10</strong>6<br />
Vorstand Franz Schweitzer<br />
E-Mail franz.schweitzer@lwv-eh.de<br />
Telefon 0731 4013 261<br />
Texte Eberhard Wegener, Franz Schweitzer<br />
Bilder Kreativwerkstatt Tannenhof<br />
Fotos Franz Schweitzer<br />
Stand Mai 20<strong>10</strong>