Dienende Leiterschaft
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Kapitel 6, Betrieb der Quelle AP601_07_15 / 0<br />
Es geht hier vor allem um die Motivation der Person, welche die Fragen stellt. Es fällt dem<br />
Leiter sehr leicht zu unterscheiden, ob unsere Frage auf einer Anschuldigung basiert oder auf<br />
Demut. Sind wir frustriert und böse, fühlen wir uns vernachlässigt oder missbraucht, so sind wir<br />
vielleicht von einem falschen Motiv ausgegangen. Sind wir völlig von unserem Standpunkt<br />
überzeugt, können wir nicht aus Demut fragen. Besteht keine echte Unterordnung, dann kann<br />
der Leiter uns weder Anweisungen geben, noch Korrekturen anbringen, was wir jedoch beides<br />
so sehr in unserem Leben benötigen. Wir begehen einen grossen Fehler, wenn wir uns der<br />
Stimme der Autorität entziehen.<br />
Wir dürfen nicht überrascht sein, wenn unsere Leiter nicht auf unsere Anschuldigungen und<br />
unsere Klagen eingehen. Werden unsere Argumente von Ablehnung und Bitterkeit beeinflusst,<br />
so kommen wir nicht zu brauchbaren Schlussfolgerungen.<br />
Unterordnung bedeutet, dass man seine Meinung mitteilt und dann in der Entscheidung des<br />
Leiters ruht. Befriedigung muss im Ausdrückenkönnen der eigenen Ideen gefunden werden und<br />
nicht im Nachgeben des Leiters. Steht die Entscheidung des Leiters im Widerspruch zu unserer<br />
Meinung, was oft der Fall ist, wird unsere Unterordnung geprüft.<br />
Wir wollen Gottes Wort befolgen und uns unseren Leitern unterordnen, aber manchmal<br />
hinterlassen ihre Entscheidungen bei uns ein Gefühl der Besorgnis oder der Unruhe. Was<br />
sollen wir dann tun? Unsere natürliche Neigung ist, eine Warnung auszusprechen, um<br />
sicherzustellen, dass unsere Leiter keinen Fehler machen. In Wahrheit geht es uns besser,<br />
wenn wir die Konsequenzen der Fehler unserer Leiter ertragen und mittragen, als dass wir uns<br />
dem Schutz und der Deckung durch unsere Leiter entziehen. Natürlich gibt es Ausnahmen,<br />
dessen sind wir uns bewusst, aber um solche Situationen geht es hier nicht.<br />
Oft hegen wir noch Rebellion in uns, auch wenn wir unsere Meinung mitteilen konnten. Ich<br />
stellte mir früher vor, Unterordnung bedeute, eine Entscheidung ertragen zu müssen, meine<br />
Uneinigkeit damit aber für mich behalten zu dürfen. Nun finde ich heraus, dass der Akt der<br />
Unterordnung in diesem Fall bedeutet, meine Unstimmigkeit loszulassen und die Entscheidung<br />
als meine eigene anzunehmen.<br />
Dies ist nicht eine Tat der Zwiespältigkeit, es ist eine Tat der Einigkeit. Unseren Unmut<br />
loszulassen, ist nicht eine Tat der Unverantwortlichkeit, bei welcher wir unsere Wachsamkeit<br />
aufgeben, indem wir nicht mehr sicherstellen, dass unsere Autorität die 'richtige' Entscheidung<br />
trifft. Im Gegenteil, es handelt sich um eine Tat der Verantwortlichkeit und der Demut. Es setzt<br />
einen anderen an erster Stelle. Es anerkennt unsere Schranken. Es fördert die<br />
Zusammenarbeit. Es setzt Beziehung vor Meinung.<br />
Ist uns die Erfüllung einer Aufgabe wichtiger als unserem Leiter, so dass wir die uns gesteckten<br />
Grenzen überschreiten, dann sind wir nicht untergeordnet. Sagt uns unsere Autorität, wir sollten<br />
etwas loslassen, halten aber daran fest, so geniessen wir nicht den Segen der Autorität in<br />
unserem Leben.<br />
Stellen wir Fragen und klammern uns an Erwartungen, wie die Antwort ausfallen soll, so sind<br />
wir nicht untergeordnet.<br />
Ruhe ich nicht in der Entscheidung meines Leiters, bin ich offen für jede Art rebellischer<br />
Stimmen. Bitterkeit und Ablehnung werden an mir nagen: "Weshalb tut er dies weiterhin?".<br />
Herablassung und Gönnerhaftigkeit werden sagen: "Eines Tages wird er aufwachen und es<br />
richtig machen... auf meine Art!". Subversion und Verrat werden drohen: "Zeig’s ihm, es wird<br />
nicht funktionieren. Lass es nicht zu.".<br />
Ist der Weg einmal frei, die Entscheidung getroffen, dann kann Unterordnung als Lebenshaltung<br />
sich ausbreiten. Es ist nicht mehr nötig, die eigene Sichtweise zu rechtfertigen. Unterordnung<br />
als Ereignis lässt keine Ruhe, sie beharrt darauf, dass etwas anders hätte gemacht werden<br />
sollen. Sie eröffnet eine Debatte, ob die richtige Entscheidung gefällt wurde oder nicht.<br />
Vielleicht klammern wir uns so sehr an Meinungsverschiedenheiten, weil wir nicht wollen, dass<br />
uns jemand vorschreibt, was wir tun sollen. Eines der grössten Hindernisse auf dem Weg zur<br />
AP601_07_15_0_<strong>Dienende</strong> <strong>Leiterschaft</strong>.DOC Ev. Gemeinde Bern / K. Kammermann / 1996 Seite 13 von 15