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1 0 0 J a h r e 1900 – 2000 - Kirchenchor Sta. Maria Ebikon

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<strong>1900</strong> <strong>–</strong> <strong>2000</strong><br />

1 0 0 J a h r e


100 Jahre<br />

Chor<br />

Santa <strong>Maria</strong><br />

<strong>Ebikon</strong>


Impressum<br />

2 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Redaktion Berty von Niederhäusern, Hans Affolter, Werner Christen<br />

Umschlag und Gestaltung Esther Portmann<br />

Druck Brunner AG, Kriens<br />

Ausrüstung Werner Thomann, Industriebuchbinderei, <strong>Ebikon</strong><br />

Sponsor Luzerner Kantonalbank <strong>Ebikon</strong>


Das denkwürdige Jubiläum lässt uns<br />

Rückblick und Ausschau halten. Die<br />

Kirchenmusik und der Kirchengesang<br />

wurden in <strong>Ebikon</strong> seit jeher gepflegt.<br />

In einer Zeit, wo in einer Gemeinde<br />

sehr wenige Vereine existierten, hatte<br />

ein <strong>Kirchenchor</strong> neben der Feldmusik<br />

eine wichtige kulturelle Aufgabe. Er<br />

gehörte zu einer lebendigen Dorfgemeinschaft.<br />

Die seit der Gründung vollständig<br />

erhaltenen Protokollbücher halfen uns,<br />

die vorliegende Festschrift gut zu<br />

dokumentieren. Sie möchte die Festschriften<br />

von 1950 und 1975 ergänzen<br />

und erweitern. In sauberer, anfänglich<br />

altdeutscher Schrift wurde das kirchliche<br />

und gesellige Vereinsgeschehen<br />

aufgezeichnet. Auch von Krisensituationen<br />

wurde berichtet. Zur Illustration<br />

haben wir Fotos aus Protokollen und<br />

von privater Seite verwendet. Wir danken<br />

allen, die uns mit Auskünften und<br />

Textbeiträgen unterstützt haben.<br />

Das Festschrift-Team<br />

Vorwort<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 3


4 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

100 Jahre <strong>–</strong> alt oder modern?<br />

100 Jahre sind wirklich ein Grund zum<br />

Feiern! Ist es die Vergangenheit, die<br />

es zu feiern gibt <strong>–</strong> oder der Umstand,<br />

dass der Chor Santa <strong>Maria</strong> <strong>Ebikon</strong><br />

(immer noch) lebt <strong>–</strong> oder eben beides?<br />

Tatsache ist: Der Chor lebt, er erlebt<br />

Freuden und Schwierigkeiten, wie sie<br />

in jedem Verein vorkommen, und er<br />

leistet einen kuturellen und religiösen<br />

Beitrag in <strong>Ebikon</strong>.<br />

Kultur<br />

Singen ist ein elementarer Bestandteil<br />

jeder menschlichen Kultur. Es scheint<br />

mir aber, dass die Kultur des Singens<br />

trotz verbessertem Musikunterricht<br />

in der Schule allgemein schwächer<br />

geworden ist. Das hängt sicher auch<br />

mit der modernen Unterhaltungselektronik<br />

zusammen. Es ist aber unbestreitbar,<br />

dass das Singen <strong>–</strong> jedenfalls<br />

wenn es gepflegt wird <strong>–</strong> eine physisch<br />

und psychisch positive Wirkung auf<br />

uns Menschen hat.<br />

Der geübte Umgang mit unserer eigenen<br />

Stimme stärkt unser Selbstwertgefühl<br />

und fördert unsere Kommunikationsfähigkeit.<br />

So ist der Chorgesang<br />

ein wertvoller Beitrag gerade<br />

zu unserer modernen Kultur.<br />

Religion<br />

Eine zusätzliche Schwierigkeit für<br />

Kirchenchöre und ihren Nachwuchs<br />

ist heute die verbreitete Kirchenabstinenz.<br />

Das Interesse, in einem <strong>Kirchenchor</strong><br />

mitzusingen, ist wohl noch kleiner<br />

als bei weltlichen Chören. Daran wird<br />

auch die Namensänderung in Chor<br />

Santa <strong>Maria</strong> nichts ändern. Umgekehrt<br />

ist es aber schon so, dass das Singen<br />

(und Musizieren) im Gottesdienst ein<br />

wichtiges Element ist, damit «das<br />

Herz in Schwung kommt». Der Chor<br />

trägt dazu bei, sowohl wenn er für die<br />

Gemeinde singt, als auch wenn er mit<br />

der Gemeinde singt.<br />

Liebe Chorsängerinnen und Chorsänger!<br />

Als scheidender Präses wünsche<br />

ich euch zum 100-Jahr-Jubiläum<br />

zuerst einmal viel Freude beim Singen,<br />

sodann das Bewusstsein, dass ihr<br />

wesentlich dazu beiträgt, dass der Gottesdienst<br />

für die Gläubigen in der Kirche<br />

zum Erlebnis wird. Gott selber ist<br />

euer Zuhörer; zu seinem Lob singt ihr!<br />

Er möge auch dafür sorgen, dass sein<br />

Lob durch euren Dienst nicht mangels<br />

Sänger und Sängerinnen verstummt.<br />

Herzliche Gratulation zum grossen<br />

Jubiläum!<br />

Pius Troxler, Präses


<strong>Kirchenchor</strong>gesang ist nicht nur Zuckerguss<br />

Ich bin mit <strong>Kirchenchor</strong>gesang aufgewachsen.<br />

Meine Eltern sangen beide<br />

begeistert im Sopran und Tenor, übten<br />

auch gelegentlich daheim. Abwechselnd<br />

nahmen sie eines der Kinder im<br />

Vorschulalter auf die Kirchenempore<br />

mit, um den Babysitter zu entlasten.<br />

Später sang ich selber in Studenten-<br />

und Kammerchören mit. Schliesslich<br />

durfte ich über Jahre den Chorgesang<br />

von Gymnasiasten leiten. Als Mitsänger<br />

ebenso wie als Chorleiter erfuhr<br />

ich buchstäblich hautnah, wie Gesang<br />

den ganzen Menschen ergreift: wie<br />

es einem mitunter kalt den Rücken<br />

«hinunterlaufen» oder den Atem<br />

vor Rührung hochgehen lässt. Wie<br />

kann Gesang das, und was sucht<br />

der Gesang im Gottesdienst? Zum<br />

Jubiläum also auch Gedanken zum<br />

<strong>Kirchenchor</strong> aus der Sicht des Liturgen,<br />

vom Altar aus.<br />

«Zur Verschönerung des Gottesdienstes<br />

hat auch der <strong>Kirchenchor</strong> beigetragen»<br />

<strong>–</strong> ein Satz, wie er gelegentlich<br />

im Pressebericht über einen Festgot-<br />

tesdienst zu finden ist. Das Wort «Verschönerung»<br />

sticht mich ebenso wie<br />

der Hinweis im gleichen Bericht, dass<br />

der <strong>Kirchenchor</strong> die Messe von W.A.<br />

Mozart «aufgeführt» hat.<br />

Was soll da weh tun? Dass mit<br />

«Verschönerung» der Chorgesang<br />

im Gottesdienst nur als Zuckerguss<br />

betrachtet, mit Aufführung hingegen<br />

fälschlich zum angeblichen Zentrum<br />

gemacht wird. Tatsächlich hat jedoch<br />

der Chorgesang seine bestimmte<br />

eigenständige Teilaufgabe: er steht im<br />

Dienst der Verkündigung, genauso wie<br />

das gesprochene Wort, wie Ritus und<br />

Geste. Gemäss Liturgiekonstitution<br />

des Zweiten Vatikanischen Konzils<br />

ist «der mit dem Wort verbundene<br />

gottesdienstliche Gesang ein notwendiger<br />

und integrierender Bestandteil<br />

der feierlichen Liturgie», also Wesensbestandteil<br />

des Gottesdienstes. Die<br />

Sängerinnen und Sänger stehen dabei<br />

auf gleicher Stufe mit anderen Diensten:<br />

«Auch die Ministranten, Lektoren<br />

und Mitglieder der Kirchenchöre<br />

vollziehen einen wahrhaft liturgischen<br />

Dienst.»<br />

Christen müssen singen!<br />

Weil Singen eine hervorragende Ausdrucksform<br />

für religiöses Suchen und<br />

Erleben ist, bleibt der Gottesdienst<br />

ohne Gesang eine verkümmerte Gottesdienstform.<br />

Musik, die in jeder<br />

Form die Tiefenschichten des Menschen<br />

erreicht, ist im Gottesdienst ein<br />

Mittel zur Glaubensvertiefung. Singen<br />

im Gottesdienst ist geistgewirkt, ist<br />

österliche Freude über die Erlösung<br />

durch Jesus Christus. Christen müssen<br />

singen, um ihr Gottvertrauen kundzutun.<br />

Der <strong>Kirchenchor</strong> nun übernimmt den<br />

Dienst, im gemeinsamen, eingeübten<br />

und mehrstimmigen, also anders<br />

qualifizierten Gesang, diese Botschaft<br />

den Zuhörenden in die Herzen zu tragen,<br />

indem auch das Gemüthafte im<br />

Menschen angerührt wird. So kann<br />

Chorgesang mehr als das gespro-<br />

chene Wort zu tiefer Gottergriffenheit<br />

führen.<br />

Räumliche Verhältnisse zwingen den<br />

<strong>Kirchenchor</strong> da und dort auf Distanz<br />

zum Geschehen im Altarraum. So<br />

könnte er leicht als «Hintergrundmusik»<br />

empfunden werden, wie sie in<br />

Einkaufszentren und Restaurants auf<br />

uns rieselt. Sein eigenständiger und<br />

wertvoller Beitrag zum Gottesdienst<br />

jedoch lässt Nähe und Gemeinschaft<br />

mit Sängerinnen und Sängern erfahren<br />

und verbindet alle Feiernden zur<br />

Gemeinde vor Gott und mit Gott.<br />

Für diesen Dienst sage ich dem <strong>Kirchenchor</strong><br />

von Herzen Dank. Ich gratuliere<br />

zum hundertjährigen Bestehen<br />

und freue mich, wenn der Chor Santa<br />

<strong>Maria</strong> auch künftig mit der reichen<br />

Gesangsvielfalt aus der Vergangenheit<br />

wie aus der Gegenwart unseren<br />

Glauben fördert und unsere Herzen<br />

erfreut.<br />

Peter Müller-Herger, Pfarreileiter<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 5


M i t s i e b e n D i r e k t o r e n d u<br />

Die zündende Idee<br />

6 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Am Abend des 28. Juni <strong>1900</strong> beschlossen<br />

Xaver Brugger, Alois Rigert und<br />

Alois Weingartner, einen Cäcilienverein<br />

ins Leben zu rufen. Zur Gründungsversammlung<br />

vom 6. Juli erschienen<br />

«sechs Herren und acht Fräuleins».<br />

Xaver Brugger, Organist und Lehrer,<br />

orientierte in klaren Worten über den<br />

Zweck des Vereins: «1. Den Kirchengesang<br />

zu pflegen und nach Kräften<br />

Xaver Brugger<br />

mitzusingen. 2. Den Bürgern von <strong>Ebikon</strong><br />

auch im gesellschaftlichen Leben<br />

etwas zu bieten.» Sein Vorhaben<br />

begeisterte. Noch am gleichen Abend<br />

wurde ein Vorstand aus zwei Damen<br />

und drei Herren bestimmt. Schon<br />

kurze Zeit später konnten den Mitgliedern<br />

die <strong>Sta</strong>tuten mit 15 Paragraphen<br />

vorgelegt werden.<br />

Damals galten strenge Bräuche:<br />

§ 7<br />

Es finden wöchentlich zwei Proben<br />

statt. Dem Direktor ist es gestattet,<br />

die Zahl derselben nach Gutdünken zu<br />

vermehren.<br />

§ 8<br />

Die Aktivmitglieder verpflichten sich,<br />

sich in der Kirche würdig und ruhig zu<br />

verhalten.<br />

§ 11<br />

Am Fest der heiligen Cäcilia am 22.<br />

November ist ein feierlicher Gottesdienst,<br />

an dem sich alle Mitglieder zu<br />

beteiligen haben.<br />

Der Verein pflegte seit der Gründung<br />

anspruchsvollen Kirchengesang, engagierte<br />

sich aber auch im profanen<br />

Bereich. An Unterhaltungsabenden<br />

mit Theater gewann der Chor bei der<br />

Bevölkerung und besonders bei den<br />

Ehrenmitgliedern viel Sympathie. Als<br />

Ehrenmitglied aufgenommen werden<br />

konnte «jedermann, der Ehre und<br />

guten Namen besitzt, die Sache des<br />

Vereins unterstützt und jährlich Fr. 1.20<br />

in die Vereinskasse bezahlt».<br />

Kriminalgerichtspräsident interveniert<br />

An der ausserordentlichen Generalversammlung<br />

vom 26. Juli 1903 gab<br />

es Meinungsverschiedenheiten mit<br />

Pfarrer Habermacher. Dieser machte<br />

Lehrer Brugger Vorwürfe, weil er nicht<br />

zum Ausflug eingeladen worden war.<br />

Die Mitglieder beschlossen einstimmig,<br />

an der nächsten Monatsprozession<br />

zu streiken. Kriminalgerichtspräsident<br />

Räber musste intervenieren. Nach<br />

einer heftigen Aussprache zwischen<br />

Kirchenrat, Pfarrer und Vorstand kühlten<br />

sich die erhitzten Gemüter ab. Der<br />

Friede war wieder hergestellt, der


c h d a s J a h r h u n d e r t<br />

Cäcilienverein <strong>Ebikon</strong> 1901<br />

Streik abgeblasen. Viele frohe Stunden<br />

waren dem Verein beschieden durch<br />

gesangliche Darbietungen bei verschiedenen<br />

Anlässen, unter anderem<br />

an der Pfarrinstallation von Pfarrer<br />

Johann Portmann am 2. Januar 1916.<br />

Regelmässig war der Chor an den<br />

Jahresversammlungen des Katholischen<br />

Frauenbundes zu Gast. Bereits<br />

im ersten Vereinsjahr gönnte sich der<br />

Cäcilienverein einen Ausflug. Zu Fuss<br />

ging es aufs Michaelskreuz. Nach<br />

einer kurzen Andacht in der Kapelle<br />

gab es im Restaurant ein Zobig und zur<br />

Freude aller noch Tanz. Ab 1921 wurde<br />

der gregorianische Choral wieder ver-<br />

mehrt gefördert und «ebenfalls sollen<br />

die Kirchenbesucher animiert werden,<br />

bei den Laudate-Liedern fleissig<br />

mitzusingen». Für das Konzert 1922<br />

entschlossen sich der Kirchen- und<br />

der Männerchor zu einem gemeinsamen<br />

Auftritt. Nebst Chorliedern, teils<br />

mit Sopransolo und Duett, wurde<br />

ein Volksstück «Der Wildschütz» mit<br />

Gesang zum Besten gegeben. Das<br />

«Vaterland» war voll des Lobes. Der 9.<br />

Mai 1923 wurde für den Cäcilienverein<br />

ein Ehrentag. Anlässlich der Firmung<br />

in der Stiftskirche zu St. Leodegar in<br />

Luzern durfte der Chor die Liturgiefeier<br />

mitgestalten und sogar im Anschluss<br />

einige Lieder vortragen. «Die heilige<br />

Cäcilia habe dabei einen besonderen<br />

Einfluss gehabt.»<br />

Zum ersten Mal seit der Gründung<br />

des Vereins gab es nach 23 Jahren<br />

einen Präsidentenwechsel. Alois Rigert<br />

übergab sein Amt an Josef Zurkirchen.<br />

1927 trat Direktor Xaver Brugger<br />

altershalber als Organist und Chorleiter<br />

zurück. Für sein jahrelanges Wirken<br />

wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft<br />

verliehen.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 7


8 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Anton Knüsel<br />

Im Protokoll von 1927 ist zu lesen:<br />

«An Stelle des abgehenden Dirigenten<br />

X. Brugger wurde nach reiflicher<br />

Beratung durch die hohen Herren<br />

Erziehungsräte unter Berücksichtigung<br />

des Willens der Herren Schulräte aus<br />

einem Zweiervorschlag Herr Anton<br />

Knüsel, Lehrer und Organist aus Büron,<br />

berufen.»<br />

Der Cäcilienverein konnte sich glück-<br />

lich schätzen, einen jungen, fortschrittlichen<br />

Direktor begrüssen zu dürfen.<br />

An Arbeit fehlte es ihm von Anfang an<br />

nie. Die neurenovierte Pfarrkirche verlangte<br />

eine Verstärkung des Chores.<br />

Zusätzliche Mitglieder wurden geworben.<br />

«Dabei sei speziell auf gesanglich<br />

talentierte Personen von gutem Ruf zu<br />

achten.»<br />

Weihe der neu renovierten Kirche<br />

Am 23. Oktober wurde die Pfarrkirche<br />

durch Bischof Joseph Ambühl eingeweiht.<br />

Der Chor, nun auf 20 Damen<br />

und 16 Herren angewachsen, trug die<br />

«Salve Regina Messe» unter der neuen<br />

Direktion «recht schön» vor.<br />

Mit dem Direktor wechselte auch das<br />

Präsidium. Franz Portmann, Weichlen,<br />

stellte sich zur Verfügung. Ihm fiel die<br />

schwere Aufgabe zu, zusammen mit<br />

dem Direktor und zwei Vorstandsmitgliedern,<br />

bei Kommissar Dr. Segesser,<br />

Luzern, vorzusprechen, um Hilfe und<br />

guten Rat einzuholen. Pfarrer Portmann<br />

war nämlich nicht gewillt, vor<br />

Festtagen die Kirche für Proben freizugeben.<br />

Schliesslich konnte man sich<br />

gütlich einigen.<br />

An Weihnachten 1928 erklang zum<br />

ersten Mal das von Direktor Anton Knüsel<br />

komponierte Lied «Weihnacht».<br />

1932 meldeten sich einige Freiwillige<br />

zu einem Stimmbildungskurs. Wäh-<br />

rend der ganzen Amtszeit war dies ein<br />

spezielles Anliegen von Lehrer Knüsel.<br />

Am 7. Mai 1933 durfte der Chor<br />

gemeinsam mit dem «löbl. Cäcilienverein<br />

Perlen» während der Firmfeier<br />

die Messe «Ave verum corpus» vortragen.<br />

Das waren noch Zeiten<br />

1934 gelangte der Vorstand mit einer<br />

Anfrage an die «Titl. Kirchgemeinde<br />

um Bewilligung von zwei Feriensonntagen<br />

für den ganzen Chor». Bereits<br />

1936 erschien zum ersten Mal ein<br />

Messplan für ein halbes Jahr. Während<br />

der Kriegsjahre 1939 <strong>–</strong>1944 war das<br />

vierstimmige Singen ein Problem. Die<br />

Männer wurden öfters zum Aktivdienst<br />

aufgeboten. Nach langer Krankheit<br />

verstarb Pfarrer Portmann am 6.<br />

Juli 1942. Glücklicherweise konnte die<br />

Pfarrei mit Alois Küng einen engagierten,<br />

der Kirchenmusik wohlgesinnten<br />

Priester und Vereinspräses begrüssen.<br />

Als Nachfolger von Louis Krummenacher<br />

übernahm Theo Portmann, Hofmatt,<br />

1944 das Präsidium. Von seinem<br />

guten Einvernehmen mit Vorstandskollegen,<br />

Direktor und Präses konnte<br />

auch der Chor profitieren. 1947 wagte<br />

der Cäcilienverein am Sängerfest in<br />

Niederurnen teilzunehmen. Alles war<br />

durch Spezial- und Gesamtproben gut<br />

vorbereitet <strong>–</strong> aber es hatte nicht sollen<br />

sein! Gewitterregen prasselte auf das<br />

Zeltdach und störte den Liedvortrag.<br />

Das Urteil der Experten war kein Aufsteller.<br />

Goldlorbeer als Dank für harte<br />

Schulung<br />

Am kantonalen Gesangsfest 1950 in<br />

Schaffhausen wollte es der Direktor<br />

mit den <strong>Ebikon</strong>ern noch einmal ver-


Eine stattliche Schar 1950<br />

suchen. «Es waren zwei Königskinder»<br />

hiess das ausgewählte Werk. Professor<br />

Pfenniger, Hitzkirch, war bei den Proben<br />

als Experte willkommen. Es hatte<br />

sich gelohnt. «Mit einem Goldlorbeer<br />

1. Klasse kam der Cäcilienverein nach<br />

<strong>Ebikon</strong> zurück und wurde von den<br />

Ortsvereinen abgeholt.» 1953 wurde<br />

dem Wunsch einiger fasnachtsbegeisterter<br />

Sängerinnen entsprochen,<br />

inskünftig keine Generalversammlungen<br />

mehr am Mittwoch vor dem<br />

Schmutzigen Donnerstag zu halten,<br />

«denn zwei Abende aufeinander seien<br />

etwas anstrengend». Am 15. Mai<br />

1955 konnten vier neue Glocken festlich<br />

eingeweiht werden. Hauptinitiant<br />

war der Vereinspräsident Theo Portmann.<br />

Cäcilienverein und Männerchor<br />

sangen gemeinsam ein Glockenlied.<br />

Das Oktoberkonzert 1956 mit bekannten<br />

Opern- und Operettengesängen<br />

begeisterte die Zuhörer nachhaltig.<br />

Unter dem Patronat der Kulturgesellschaft<br />

führte der Chor am 15. Dezember<br />

1963 ein Adventskonzert auf. An<br />

der Orgel begleitete Guido Knüsel<br />

und Querflöte spielte Albert Vonwyl.<br />

Das Osterfest 1964 bekam durch die<br />

Mitwirkung der Bläser in der «Missa<br />

Pro Patria» von J.B. Hilber eine feierliche<br />

Note. Josef Zemp, Chormitglied<br />

und Vizedirektor der Feldmusik, hatte<br />

die vier Musikanten vorbereitet.<br />

Mutiger Kredit für neue Orgel<br />

Der Beschluss der Kirchgemeindeversammlung<br />

von 1965, für den Bau einer<br />

neuen Orgel Fr. 160’000.<strong>–</strong> zu bewilligen,<br />

darf als Eckstein in der kirchenmusikalischen<br />

Entwicklung der Pfarrei<br />

Santa <strong>Maria</strong> festgehalten werden. Die<br />

treibende Kraft zum guten Gelingen<br />

war wiederum Theo Portmann. Im<br />

Alter von 57 Jahren wurde am 22.<br />

März 1966 Pfarrer Alois Küng plötzlich<br />

aus seinem Wirken abberufen. Der<br />

Cäcilienverein verlor seinen aktiven<br />

Präses und Förderer.<br />

Eine hochverdiente Ehrung<br />

Der 20. April 1966 war ein Freudentag<br />

für Chor und Direktor. Das «Vaterland»<br />

berichtete: «53 Jahre im Dienste<br />

der Kirchenmusik. Anton Knüsel,<br />

<strong>Ebikon</strong>, erhält den päpstlichen Orden<br />

‘Bene merenti’». Der Anlass wurde<br />

in der «Sonne» gebührend gefeiert.<br />

Hans Affolter führte brillant durch<br />

den Abend. Papa Knüsels Liebe zur<br />

Kirchenmusik übertrug sich auch auf<br />

seine Kinder. Sein Sohn Anton war<br />

Kapellmeister am Berner <strong>Sta</strong>dttheater<br />

und Leiter der Liedertafel und des<br />

Cäcilienvereins Bern. Guido wirkte als<br />

Organist in Rothenburg und Gesangslehrer<br />

an der Kantonsschule Luzern.<br />

Tochter Marlis vertrat den Vater an<br />

der<br />

Orgel, und aus der engeren Verwandtschaft<br />

sind neun Organisten zu erwähnen.<br />

Am 10. Juli 1966 konnte die<br />

Pfarrgemeinde den neuen Seelsorger<br />

Pfarrer Ernst Wüest begrüssen. Anfang<br />

Oktober 1967 verabschiedeten der<br />

Pfarrer und der Chor Direktor Anton<br />

Knüsel und dankten ihm für sein vierzigjähriges<br />

Engagement in <strong>Ebikon</strong>.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 9


Guido Knüsel<br />

10 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Am 1. Oktober 1967 wurde der<br />

neue Chorleiter und Organist Guido<br />

Knüsel von Pfarrer Ernst Wüest willkommen<br />

geheissen. Kirchgemeinde<br />

und Chor freuten sich, dass mit dieser<br />

<strong>Sta</strong>bübergabe die Ära Knüsel fortgesetzt<br />

werden konnte. Einige Mitglieder<br />

vertraten an der GV 1968 die Auffassung,<br />

dass der Name Cäcilienverein<br />

für jungen Nachwuchs nicht mehr<br />

attraktiv sei. Nach eifrigen Diskussionen<br />

einigte man sich auf «<strong>Kirchenchor</strong><br />

Santa <strong>Maria</strong>». 1969 trat Josef Stübi die<br />

Nachfolge von Theo Portmann an, der<br />

den Verein 25 Jahre vorbildlich geführt<br />

hatte.<br />

Einweihung einer neuen Orgel<br />

Am Palmsonntag 1969 war Orgelweihe<br />

mit Festgottesdienst. Zum<br />

Einzug spielte Guido Knüsel auf dem<br />

neuen Instrument das «Präludium in<br />

d» von F. Mendelssohn. Das von H.<br />

Bauernfeind komponierte «Deutsches<br />

Ordinarium» für Vorsänger, Chor und<br />

Orgel fand beim <strong>Kirchenchor</strong> und bei<br />

den Gläubigen ein positives Echo.<br />

Am Kollaudationskonzert um 17.00<br />

Uhr waren der Organist Josef Bucher,<br />

Luzern und Zürich sowie der <strong>Kirchenchor</strong><br />

Santa <strong>Maria</strong>, Leitung Guido Knüsel,<br />

erneut mit anspruchsvollen Orgelwerken<br />

und A-cappella-Gesängen zu<br />

hören. Regelmässig wurden in Weggis<br />

Musik-Sommer-Veranstaltungen durch-<br />

geführt. 1974 waren die <strong>Ebikon</strong>er mit<br />

dem Doppelchor «Singet dem Herrn<br />

ein neues Lied» zu Gast. Zum ersten<br />

Mal präsentierten sich die Damen im<br />

langen, schwarzen Kleid, das bei allen<br />

späteren Konzerten erneut getragen<br />

wurde.<br />

Grosse Herausforderung<br />

Zum 75-Jahr-Jubiläum entschloss sich<br />

der Chor, Gastsängerinnen und Gastsänger<br />

einzuladen. Erfreulicherweise<br />

meldeten sich gegen 50 Personen.<br />

Verstärkt mit der AML wurden zum<br />

Jubiläumskonzert das «Requiem» von<br />

G. Fauré und die «Kantate Nr. 172»<br />

von J.S. Bach aufgeführt. Den 65.<br />

Geburtstag des Komponisten Albert<br />

Jenny hatte der <strong>Kirchenchor</strong> Santa<br />

<strong>Maria</strong> unter Mitwirkung des Stiftschores<br />

St. Leodegar mit Werken des<br />

Gefeierten würdig begangen. An der<br />

Einweihung des Kirchenzentrums Höfli<br />

vom 1. Oktober 1977 wurde der Chor<br />

von einem Instrumental-Ensemble<br />

unterstützt. Konzelebrant war Bischof<br />

Dr. Anton Hänggi.<br />

Immer ausgezeichnete Qualität<br />

Speziell ans Herz gewachsen waren<br />

Guido Knüsel die 1970 ins Leben gerufenen<br />

Kirchenkonzerte <strong>Ebikon</strong>. «Dank<br />

seiner persönlichen Beziehungen und<br />

seiner anerkannten Fachkenntnis konnte<br />

er Solisten und Orchester ver-<br />

Guido, wie er seine Schäfchen führt…<br />

Der Chor im Jubiläumsjahr 1975<br />

pflichten, welche die Aufführungen<br />

zu den ausdruckvollsten Musikerlebnissen<br />

unserer Region werden liessen»<br />

(«Vaterland 1980»). Ein weiterer Höhepunkt<br />

war 1978 die Schallplatten-Aufnahme<br />

«Geistliche Musik» mit Chören<br />

von Leo˘s Janá˘cek und Franz Liszt in der<br />

Pfarrkirche Gerliswil. Die liturgische<br />

Mitgestaltung des Gottesdienstes im<br />

griechisch-byzantinischen Ritus hinterliess<br />

einen tiefen Eindruck. Unter dem<br />

Titel «Musik aus drei Jahrhunderten»<br />

präsentierte der Chor 75 und der<br />

<strong>Kirchenchor</strong> Santa <strong>Maria</strong> 1979 das<br />

leider letzte Konzert unter der <strong>Sta</strong>bführung<br />

von Guido Knüsel. Auf Ende<br />

des Jahres trat er zurück. Heute ist er<br />

vollamtlicher Professor für Dirigieren<br />

an der Folkwang-Hochschule in Essen<br />

und Leiter eines gemischten Chores<br />

mit 125 Sängerinnen und Sängern.<br />

Das Abschiedskonzert mit Werken<br />

von Joseph Haydn, W.A. Mozart, Jean<br />

Langlais und Antonin Dvo˘rák erntete<br />

bei den Zuhörern und der Presse grosses<br />

Lob.<br />

Zwölf Jahre intensiver, erfolgreicher<br />

Chorarbeit in guter Atmosphäre bleiben<br />

unvergesslich.


Franz Schaffner<br />

Der 3. Januar 1980 war ein Tag für ein<br />

weinendes und ein lachendes Auge.<br />

Ein weinendes, weil der allseits beliebte<br />

Guido Knüsel nach erfolgreicher<br />

Tätigkeit als Chorleiter und Organist<br />

zurücktrat. Ein lachendes galt dem<br />

neuen Direktor Franz Schaffner. Der<br />

erst 25-jährige, talentierte Musiker<br />

wirkte bereits als Gastsänger und<br />

Gastorganist unter Guido Knüsel,<br />

seinem Vorbild. Wir erlebten bei der<br />

Taktstockübergabe eine sehr sympathische,<br />

freundschaftliche Geste.<br />

Vierhändig spielten sie den slawischen<br />

Tanz von Antonin Dvo˘rák zur Freude<br />

des ganzen Chores.<br />

Verdiente Ehrungen<br />

Der 8. Mai 1980 galt der Ehrung von<br />

Anna Herzog-Krieger, <strong>Maria</strong> Fischer<br />

und Theo Portmann für ihre 50-jährige<br />

Mitgliedschaft. Die beiden Damen<br />

erhielten die bischöfliche Auszeichnung<br />

«Fidei ac meritis», und Theo<br />

Portmann als verdienter Präsident mit<br />

speziellen Engagements durfte den<br />

Guido und Franz, ein kollegiales Team<br />

päpstlichen «Bene merenti»-Orden entgegennehmen.<br />

Guido Bürli, seit September<br />

1980 Pfarrer in <strong>Ebikon</strong>, übernahm<br />

auch das Präsesamt. Er hoffte,<br />

der neue Organist und Chorleiter<br />

würde die jährlichen Kirchenkonzerte<br />

weiterpflegen. Bereits am 23.<br />

November 1980 trat Franz Schaffner<br />

mit Chorwerken von J.S. Bach vor<br />

zahlreiche Zuhörer. Joseph Haydns<br />

«Schöpfung» stand im Juni 1981 auf<br />

dem Programm. «<strong>Kirchenchor</strong>, verstärkt<br />

mit Chor 75, und die Solisten<br />

Brigitt Schmid, Sopran, Robert Lanker,<br />

Tenor, Niklaus Tüller, Bass und Joseph<br />

Röösli, Cembalo, leisteten unter der<br />

ausgezeichneten Direktion von Franz<br />

Schaffner ganze Arbeit. Es war eine<br />

begeisternde Aufführung» («Vaterland,<br />

Tagblatt»). Franz Schaffner war<br />

schon damals ein brillanter Organist.<br />

Sein vorweihnächtliches Orgelspiel «La<br />

Nativité du Seigneur» von Olivier Messiaen,<br />

umrahmt mit Schriftlesungen<br />

und Lichtbildern des Pfarrers, stimmten<br />

adventlich ein.<br />

Zeitgenössische Kompositionen<br />

<strong>–</strong> ein Prüfstein<br />

Am 16. November 1982 wurden<br />

zwei Chorwerke uraufgeführt: Guido<br />

Fässlers «Psalm 8» und Albert Jennys<br />

«Geistliches Tryptychon». Beide Kompositionen<br />

stellten hohe Anforderungen<br />

an den Chor. «Müssen wir öfters<br />

so schräge Töne singen?», wollten<br />

Sänger erfahren. Direktor Schaffner<br />

konnte sie beruhigen. Die Aufführung<br />

gelang zur Zufriedenheit der beiden<br />

Musiker. Das Sing-Weekend vom<br />

28./29. Mai 1983 diente vor allem<br />

der Detailarbeit am oratorischen Werk<br />

«Messias» von Georg Friedrich Händel.<br />

Die Aufführung vom 19. Juni war für<br />

alle Beteiligten ein beglückendes, eindrückliches<br />

Erlebnis.<br />

1984 war ein Jahr der Abschiede: Pfarrer<br />

Guido Bürli verliess die Pfarrei aus<br />

gesundheitlichen Gründen, Direktor<br />

Franz Schaffner wandte sich neuen<br />

Aufgaben zu, Präsident Josef Stübi<br />

wollte kürzer treten, und Vizepräsident<br />

Josef Burri war beruflich überlastet.<br />

Die leider zu kurze aber sehr intensive<br />

Zeit mit Franz Schaffner wird allen<br />

Kirchenchörlern in bester Erinnerung<br />

bleiben.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 11


Thomas Gmür<br />

12 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Seit 24. August 1984 trug Thomas<br />

Gmür die musikalische Verantwortung<br />

für den Chor. Bereits am 6. Januar<br />

1985 konnte er bei der Pfarrinstallation<br />

von Pfarrer Otto Purtschert sein<br />

Können unter Beweis stellen. Mit<br />

Werken von Anton Bruckner und Josef<br />

Friedrich Doppelbauer für Orgel, Chor<br />

und Bläser bereitete der Verein dem<br />

neuen Seelenhirten einen würdigen<br />

Empfang.<br />

Die Arbeit des Chorleiters stand leider<br />

nicht immer im Einklang mit dem Vorstand<br />

und den Mitgliedern. Zitat aus<br />

dem Protokoll des Aktuars: «Das Schiff<br />

‘Santa <strong>Maria</strong>’ lief nicht nur durch stille<br />

Wasser. Auch stürmische Tage und<br />

Wochen mussten bewältigt werden.<br />

Mit Umsicht, Liebe und gutem Willen<br />

ist es gelungen, diese grossen Wogen<br />

und Emotionen abzubauen. Der Präsi-<br />

dentin Josy Müller sind wir zu grossem<br />

Dank verpflichtet. Letztlich konnten die<br />

Ziele für alle Seiten zufriedenstellend<br />

erreicht werden».<br />

Oder doch nicht? An der Vorstandssitzung<br />

vom 16. Oktober 1985 gab<br />

Thomas Gmür bekannt, dass er das<br />

Arbeitsverhältnis mit dem Kirchenrat<br />

<strong>Ebikon</strong> auf 31. Dezember 1985 kündigen<br />

werde.<br />

Ein spezielles Weihnachtskonzert<br />

Das Programm für den 4. Adventssonntag<br />

umfasste das «Magnificat» von<br />

Samuel Scheidt für Orgel, von Thomas<br />

Gmür vorgetragen, und «Hodie Christus<br />

natus est» von Heinrich Schütz<br />

für sechsstimmigen Chor, Solisten<br />

und Instrumentalisten. Die Aufführung<br />

fand in der Tagespresse gute Kritik.<br />

Josy Müller <strong>–</strong><br />

Präsidentin in bewegten Zeiten


Eugen Wildhaber<br />

Aus vier Bewerbern fiel die Wahl auf<br />

Eugen Wildhaber. Er erfüllte sämtliche<br />

Voraussetzungen, sowohl als Chorleiter<br />

wie als Organist. Ruhig und zielbewusst<br />

führte er den Chor zu neuen<br />

Taten. Am 12. September 1987 gaben<br />

sich Esther und Eugen Wildhaber in der<br />

Marienkirche in Bertiswil das Ja für eine<br />

gemeinsame Zukunft. Der Chor durfte<br />

mit seinen Darbietungen zu einer<br />

würdigen Feier beitragen. Die Kolping-<br />

Familie feierte am 26. September ihr<br />

25-Jahr-Jubiläum. Zur Mitgestaltung<br />

der Messe war der <strong>Kirchenchor</strong> gerne<br />

bereit. Werner Steinmann, ehemaliger<br />

Schweizergardist und erfahrener Reiseleiter,<br />

führte vom 1.<strong>–</strong> 5. Oktober eine<br />

Gruppe «Santa <strong>Maria</strong>ner» durch die<br />

Heilige <strong>Sta</strong>dt. Im Herbst des Bruderklausen-Jahres<br />

1987 fand die Pfarrei-<br />

Wallfahrt in den Ranft statt. Beim Gottesdienst<br />

im Freien wurde der Chor von<br />

Bläsern unterstützt. Das Singwochenende<br />

vom 3./4. September 1988 war<br />

mit dem Halbtagsausflug verbunden.<br />

Per Schiff gings nach Hertenstein. Im<br />

Institut Stella Matutina, ebenfalls ein<br />

Wirkungsort des Direktors, bereiteten<br />

wir uns aufs Konzert vom 23. Oktober<br />

mit geistlicher Abendmusik vor. <strong>Maria</strong>nische<br />

Gesänge waren das Thema.<br />

«Ave, maris stella» von Edward Grieg,<br />

ein achtstimmiger Chor, stellte an<br />

Sängerinnen und Sänger grosse<br />

Anforderungen. Die Sopranistin Barbara<br />

Ebnöther und die Organistin<br />

Mutsumi Ueno bereicherten das Konzert<br />

meisterhaft. Das offene Singen<br />

zusammen mit dem evangelisch-reformierten<br />

<strong>Kirchenchor</strong>, unter der Leitung<br />

von Elvira Lang, war ein gelungener<br />

Versuch.<br />

«Missa-Criolla» <strong>–</strong> ein echter Hit<br />

Eine für uns neue Art von Kirchenmusik<br />

erlebten wir am 10. Dezember<br />

1988. Eugen Wildhaber konnte den<br />

Chor für diese Messe begeistern. Frau<br />

Thalmann unterstützte den Gesang<br />

mit ihrer Rhythmusgitarre. An der<br />

Generalversammlung 1990 trat Josy<br />

Müller als Präsidentin zurück. Sie<br />

durfte mit ihrer Vereinsführung zufrieden<br />

sein, hatte sie doch auch Krisensituationen<br />

gut gemeistert. Raphael<br />

Mengis und Ernst Bäurle übernahmen<br />

als Co-Präsidenten die Vereinsführung<br />

für die nächsten zwei Jahre. Seit 1992<br />

ist Josef Zemp als Präsident mit Leib<br />

und Seele für den Chor engagiert.<br />

Eindrückliches Mozartkonzert<br />

Mit Eugen Wildhaber erlebten wir<br />

weitere Höhepunkte: Zwei Mozartkonzerte<br />

mit mehrstimmigen Vesper-<br />

Sätzen, drei Kirchensonaten, dem<br />

«Exsultate, Jubilate» und der Krönungsmesse<br />

in C-Dur in den Pfarrkirchen<br />

<strong>Ebikon</strong> und Malters. Im Sommer<br />

verliess der Chorleiter und Organist<br />

Eugen Wildhaber nach sechs erfolgreichen<br />

Jahren den <strong>Kirchenchor</strong> Santa<br />

<strong>Maria</strong>, um wieder als Primarlehrer<br />

einzusteigen. Wir bedauerten seinen<br />

Entschluss und wünschten ihm viel<br />

Erfolg im neuen Wirkungskreis in<br />

Malters.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 13


14 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Sigisbert Koller<br />

In Schaffhausen aufgewachsen,<br />

begann er als Zehnjähriger mit Klavierunterricht,<br />

erhielt bei Andreas Keller<br />

Ausbildung im Orgelspiel und wurde<br />

schon bald Organist in der Pfarrei<br />

St. Konrad in der Munotstadt und später<br />

Leiter des <strong>Kirchenchor</strong>es St. <strong>Maria</strong> /<br />

St. Konrad.<br />

Geniales Talent<br />

Vielseitig interessiert belegte er zwei<br />

Semester an der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule in Zürich<br />

als Elektroingenieur. Seine Kenntnisse<br />

im Hi-Fi-Bereich ergänzte er u.<br />

a. im Reparaturservice bei Revox in<br />

Dielsdorf. Doch 1971 entschied sich<br />

Sigisbert Koller für die Ausbildung an<br />

der Akademie für Schul- und Kirchenmusik<br />

in Luzern. Als Werkstudent war<br />

er während des Studiums intensiv im<br />

Orgelbau in der Ostschweiz und im<br />

Wallis tätig.<br />

Umfassende musikalische Ausbildung<br />

1983 schloss er mit dem Lehrdiplom<br />

A bei Monika Henking und drei Jahre<br />

später mit dem Dirigierdiplom A für<br />

Chorleitung bei Alois Koch ab. Nach<br />

zweijährigem Aufbaustudium an der<br />

Hochschule für Musik und Darstellende<br />

Kunst in Stuttgart war er im Besitz<br />

des Konzertdiploms für Orgel.<br />

Von 1989<strong>–</strong>1992 war er Kirchenmusiker<br />

in Hitzkirch. Seit 1988 leitet er den<br />

Singkreis Lukas in Luzern. Als Beauftragter<br />

für Kirchenmusik unterrichtet<br />

er zudem am Katechetischen Institut<br />

und am Priesterseminar in Luzern.<br />

Seit 1992 darf der <strong>Kirchenchor</strong><br />

unter Sigisbert Koller, diesem bestens<br />

ausgewiesenen Kirchenmusiker<br />

und begeisterungsfähigen, geduldi-<br />

gen Chorleiter mannigfaltige Gesänge<br />

erleben. Bewusst integriert er die<br />

musikalischen Teile sinnvoll in die<br />

Liturgie. Geschlossene vorkonziliäre<br />

Messkompositionen werden seltener<br />

eingeplant. Die Programme <strong>–</strong> auch<br />

von weltlichen Konzerten <strong>–</strong> gestaltet<br />

er einfallsreich. Überlegen dirigiert er<br />

eine Jazzband, aber auch ein grosses<br />

Orchester samt Chor.<br />

Bereits am Eidgenössischen Bettag<br />

1992 <strong>–</strong> nach lediglich vier Proben mit<br />

dem neuen Chor <strong>–</strong> gelang eine gute<br />

Aufführung der «Missa Pro Patria» von<br />

J.B. Hilber, unterstützt von Bläsern der<br />

Feldmusik. An Pfingsten 1993 erklang<br />

die «Messe in C-Dur» von Anton<br />

Bruckner für Chor, Solisten, Streicher<br />

und zwei Hörner.<br />

Im Rahmen der 1100-Jahr-Feier der<br />

Gemeinde <strong>Ebikon</strong> wurde die Bevölkerung<br />

zu einer musikalischen Vesper<br />

mit Chor- und Orgelwerken vom Mittelalter<br />

bis in die Neuzeit eingeladen.<br />

Der 20. März 1994 war ein Freudentag<br />

für den Ehrenpräsidenten Theo Portmann.<br />

Der <strong>Kirchenchor</strong> sang zu seinem<br />

80. Geburtstag die «Missa-Pastoralis»<br />

von Casimir Meister. Die «Missa-brevis<br />

B-Dur» von W.A. Mozart gab dem<br />

Ostergottesdienst die festliche Ambiance.<br />

Bei Festmessen begleitet uns in<br />

der Regel an der Orgel ein Mitglied aus<br />

unseren Reihen. Anita Waser-Egli, eine<br />

begabte, sehr engagierte Organistin,<br />

leistet dem Chorleiter wertvolle Dienste,<br />

auch beim Einzelstimmen-Proben.<br />

Am 1. und 3. Juli 1994 erlebte der<br />

Chor nostalgische Kinoatmosphäre.<br />

Das «Movie 94» brachte grossen<br />

Erfolg. Das szenisch gestaltete Konzert<br />

erfreute Aug’ und Ohr aller Mitwirkenden<br />

und Besucher. Im Mitternachtsgottesdienst<br />

standen Teile aus dem<br />

«Weihnachtsoratorium» von Camille<br />

Saint-Saens für Soli, Chor und Streicher<br />

auf dem Programm.<br />

An der Generalversammlung 1995<br />

erhielt Seppi Stübi, seit 50 Jahren<br />

aktiver Sänger, den päpstlichen Orden<br />

«Bene merenti». Der Gefeierte war<br />

fünfzehn Jahre Präsident und wiederholt<br />

tüchtiger Organisator von Veranstaltungen<br />

und Konzerten. Er besitzt<br />

bereits die bischöfliche Auszeichnung.<br />

Auch Marie Bucher-Emmenegger ehrte<br />

der Chor für ihre 50-jährige Treue als<br />

Sängerin mit der verdienten Auszeichnung.<br />

Das «Hochgebet mit dem Thema Versöhnung»<br />

von R. Bissegger gab dem<br />

Pfingstfest 1995 eine erlebnistiefe<br />

Note. Vikar Thomas Rey als Zelebrant<br />

trug im Wechselgesang mit dem Chor<br />

die Wandlungsworte eindrücklich vor.


Orgel fürs Höfli <strong>–</strong> durch Zufall<br />

im Inserat entdeckt<br />

Auf Initiative von Sigisbert Koller, der<br />

das Angebot zufällig in einer Fachzeitschrift<br />

entdeckte, finanzierten die<br />

Katholische Kirchgemeinde und diverse<br />

Sponsoren die vollständige Revision<br />

der Occasionsorgel und den neuen<br />

Prospekt (Total Fr. 96’000.<strong>–</strong>).<br />

An der Orgelweihe vom 19. November<br />

1995 im Kirchenzentrum Höfli wurden<br />

Teile aus der «Messe in C-Dur» von<br />

A. Bruckner, abwechselnd mit Orgelvorträgen,<br />

aufgeführt. Sigisbert Koller<br />

und Anita Waser-Egli bewiesen ihr<br />

Können auf dem «neuen» Instrument.<br />

Eine Neuheit erlebte der Chor am<br />

24./25. November 1995 im Höflizentrum:<br />

Ein F-M-K-Konzert! Feldmusik,<br />

Männerchor und <strong>Kirchenchor</strong> traten<br />

gemeinsam auf. Wohlbekannte Werke<br />

wie der «Sklavenchor», «The Exodus<br />

Song» und der «Triumphmarsch» aus<br />

Aida ernteten von den zahlreich anwesenden<br />

Zuhörern tosenden Applaus.<br />

1996, ein Jahr vielfältiger Kirchenmusik<br />

Auf die Karfreitagsliturgie von J.S.<br />

Bach folgten der Osterjubel mit Vivaldi<br />

und an Pfingsten zeitgemässe Kirchenmusik.<br />

An Allerheiligen begleitete<br />

Dorothé Lustenberger, die Gattin des<br />

Chorleiters, die «Messe in f op. 159»<br />

von Rheinberger mit ihrem hervorragenden<br />

Orgelpart.<br />

An der Generalversammlung 1997<br />

durften drei Mitglieder für 50 Jahre<br />

Mitgliedschaft im <strong>Kirchenchor</strong> die<br />

bischöfliche Auszeichnung «Fidei ac<br />

meritis» entgegennehmen: <strong>Maria</strong> Forrer,<br />

Barbara Stübi und Berty von Niederhäusern<br />

sind heute noch aktive,<br />

begeisterte Sängerinnen.<br />

Am 25. Mai 1996 nahm der Chor in<br />

einem Festgottesdienst Abschied vom<br />

Präses und Pfarrer Otto Purtschert.<br />

Er trat nach zwölf Jahren intensiver<br />

Arbeit in <strong>Ebikon</strong> in den wohlverdienten<br />

Ruhestand.<br />

Unvergessliche Sommerkonzerte<br />

Und wieder stand Grosses bevor.<br />

Gemeinsam mit dem Singkreis Lukas,<br />

Luzern, erlebten wir am 27./28. Juni<br />

1997 in Luzern und <strong>Ebikon</strong> grossartige<br />

Aufführungen mit Kompositionen von<br />

Felix Mendelssohn Bartholdi, W.A.<br />

Mozart, A. Jenny und César Frank,<br />

zusammen mit dem Symphonieorchester<br />

der Allgemeinen Musikgesellschaft<br />

Luzern und der Sopranistin Rosmarie<br />

Hofmann. Ihre lustbetonte, aufmunternde<br />

Gesangsschulung am Singwochenende<br />

im Juni in Einsiedeln<br />

trug viel zum Erfolg bei. Im Chilbi-<br />

Gottesdienst am 14. September 1997<br />

unterstützte uns der <strong>Kirchenchor</strong> St.<br />

Konrad aus Schaffhausen. Mit diesem<br />

Chor hatte Sigisbert Koller seine<br />

musikalischen Sporen abverdient.<br />

Mitte November 1998 traf sich im<br />

Kirchenzentrum Höfli der Katholische<br />

«Kirchenmusik<br />

ist Brückenbau<br />

von der Zeit<br />

hinüber zur Ewigkeit»<br />

Kirchenmusikverband des Kantons<br />

Luzern. Die zahlreichen Veteranen und<br />

Jubilare konnten sich an anspruchsvollen<br />

Werken freuen. «Kirchenmusik an<br />

der Schwelle des Jahrhunderts», hiess<br />

das Motto. Ein Ad-hoc-Instrumentalensemble<br />

mit Anita Waser-Egli an der<br />

Orgel unterstützte diese neuen Klänge.<br />

Am 22. August 1999 wurde Peter<br />

Müller-Herger, bisher Pastoralassistent<br />

in Root, als Pfarreileiter von <strong>Ebikon</strong><br />

eingesetzt. Im gemeinsamen Gesang<br />

der Kirchenchöre Root und <strong>Ebikon</strong>,<br />

umrahmt von einer Jazzcombo, erklangen<br />

aus der Messe von Alois Rettig<br />

mitreissende Melodien. Als Pfarreiadministrator<br />

hatte Vikar Pius Troxler von<br />

1997 <strong>–</strong> 1999 die Pfarrei geführt.<br />

Festlich und feierlich soll es auch im<br />

neuen Jahrhundert weitergehen. Der<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> <strong>–</strong> so der neue Name<br />

<strong>–</strong> blickt zuversichtlich in die Zukunft<br />

und hofft, zusammen mit Sigisbert<br />

Koller, dass sein inständiges Flehen um<br />

neue Bass- und Tenorstimmen wunderbar<br />

erhört werde.<br />

J.B. Hilber<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 15


Verkaufsstand für<br />

unsere Schallplatte<br />

16 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Im Jahre 1975 hatte der <strong>Kirchenchor</strong><br />

Santa <strong>Maria</strong> noch eine stattliche<br />

Anzahl junger und älterer Mitglieder.<br />

An Sonn- und Feiertagen war die<br />

Kirche mit Gottesdienstbesuchern<br />

fast gefüllt. Die Konzerte des <strong>Kirchenchor</strong>es<br />

wurden gut besucht.<br />

Und heute?<br />

Die zunehmende Vielfalt von Weltanschauungen,<br />

Lebensauffassungen<br />

und Kontakte mit Andersgläubigen<br />

beeinflussen unser Leben. Viele Katholiken<br />

gehen nicht mehr oder weniger<br />

häufig zum Gottesdienst. Manche<br />

haben Mühe mit der Institution der<br />

Kirche. Einige hoffen auf eine Renaissance<br />

von der Basis her. Andere treten<br />

aus. Viele Menschen, besonders junge,<br />

stehen dem kirchlichen Leben kritisch<br />

oder gleichgültig gegenüber<br />

und können für den regelmässigen<br />

Probenbesuch und den Chorgesang<br />

im Gottesdienst kaum mehr motiviert<br />

werden. Das heutige Durchschnittsalter<br />

der Aktivmitglieder ist deshalb<br />

hoch. Dieser harte Kern hält treu zu<br />

seinen Verpflichtungen, leidet aber<br />

auch unter dem Mitgliederschwund,<br />

wofür noch weitere gesellschaftliche<br />

Faktoren verantwortlich sind: Die<br />

berufliche Situation auf dem Arbeitsmarkt<br />

ist gespannt und belastend.<br />

Vermehrt müssen sich Chormitglieder<br />

aus beruflichen Gründen für Monate<br />

dispensieren lassen. Auch familiäre<br />

1975 bis <strong>2000</strong> <strong>–</strong><br />

Zeit des Umbruchs<br />

Verpflichtungen können eine Vereinsaktivität<br />

verhindern. Zudem wird das<br />

Freizeit- und Weiterbildungsangebot<br />

ständig grösser und dadurch die Freizeit<br />

knapper. Sangesfreudige finden in<br />

der <strong>Sta</strong>dt eine verlockende Auswahl an<br />

Konzertchören.<br />

Neue Strukturen<br />

Von diesen Tatsachen blieb auch der<br />

<strong>Kirchenchor</strong> nicht verschont. Wollte er<br />

weiterbestehen, so musste er sich den<br />

Umständen anpassen und seine Strukturen<br />

ändern. Die Verantwortlichen<br />

wagten, neue Wege einzuschlagen.<br />

Die Zukunft wird zeigen, ob sie zum<br />

Ziele führen.<br />

Ende der Achtzigerjahre hinterfragte<br />

eine Gruppe aus dem Chor den Zweck<br />

und Auftrag des <strong>Kirchenchor</strong>es grundsätzlich.<br />

Auf ihren Vorschlag beschloss<br />

der Verein an der ausserordentlichen<br />

Generalversammlung vom 6. Mai<br />

1992 folgende Neuerungen: Sporadischer<br />

Einsatz von GastsängerInnen<br />

<strong>–</strong> vermehrte öffentliche Auftritte mit<br />

weltlichen Konzerten <strong>–</strong> zehn mit dem<br />

Gesamtchor optimal vorbereitete Gottesdienste<br />

<strong>–</strong> Mitgestaltung von Gottesdiensten<br />

in Untergruppen <strong>–</strong> Publikation<br />

der Auftritte <strong>–</strong> Eröffnung eines<br />

Festgottesdienstfonds für vermehrten<br />

Einsatz von Instrumentalisten.<br />

Erfreulicherweise waren das Pfarramt<br />

und der Kirchenrat mit dieser Neuorientierung<br />

einverstanden.<br />

Jungkirchenchor 1935. Anton junior<br />

als Hahn im Korb<br />

Vielfalt in der Einheit<br />

Schon während der Ära Anton Knüsel<br />

existierte ein sehr gut geführter<br />

Jungkirchenchor, vornehmlich aus<br />

Schülerinnen der 4. bis 8. Klasse. Er<br />

wirkte jeden Werktag <strong>–</strong> ausgenommen<br />

während der Schulmesse am Dienstag<br />

und Freitag <strong>–</strong> im Lobamt oder in der<br />

Totenmesse mit. An hohen Festtagen<br />

durfte zusammen mit der Geistlichkeit<br />

Vesper gefeiert werden.<br />

In den 60er-Jahren wurde der Werktagsgottesdienst<br />

auf neun Uhr verlegt.<br />

Die Jugendlichen waren aus stundenplantechnischen<br />

Gründen nicht mehr<br />

abkömmlich. Auf Initiative von Berty<br />

von Niederhäusern beschlossen 1972<br />

elf Damen und drei Herren, unter<br />

der Leitung von Marie-Louise Knüsel,<br />

bei Beerdigungsgottesdiensten einzu-<br />

Im Vereinsjahr 1998 zeigte sich folgende <strong>Sta</strong>tistik:<br />

Anzahl SängerInnen Proben Gottesdienste Anlässe<br />

Total<br />

Einsätze<br />

Gesamtchor 45 39 10 2 51<br />

Werktagschor 28 3 43 2 48<br />

Sonntagschor 15 4 4 1 9<br />

Choralensemble 8 2 2 0 4<br />

Vokalensemble 14 14 4 0 18<br />

Total 62 63 5 130


Der Werktagschor mit seinem Sonntagsgesicht<br />

springen. Heute zählt dieser Werktagschor<br />

28 SängerInnen. Sigisbert Koller<br />

bemüht sich, mit dieser Gruppe<br />

anspruchsvolle Gesänge einzuüben.<br />

Seit 1993 gibt es noch den Sonntagschor.<br />

Er will den Messebesuchern speziell<br />

unbekannte Lieder aus dem neuen<br />

Kirchengesangbuch vertraut machen<br />

und das liturgische Geschehen mit<br />

mehrstimmigen Gesängen vertiefen.<br />

Das jüngste Kind des <strong>Kirchenchor</strong>es<br />

heisst Vokalensemble Santa <strong>Maria</strong>.<br />

Mit dem Sonntagschor im Freiamt<br />

Es ist für Sänger und Sängerinnen<br />

gedacht, die eine besondere gesangliche<br />

Herausforderung für A-cappella-<br />

Aufführungen suchen.<br />

Zudem können GastsängerInnen im<br />

Gesamtchor sporadisch je nach Zeit,<br />

Werk oder Interesse mitsingen, ohne<br />

deswegen dem Verein beitreten zu<br />

müssen. Dabei erfahren sie den Chor.<br />

Der Chor profitiert von ihrer Unterstützung<br />

und in Glücksfällen von einer<br />

späteren Mitgliedschaft. Der <strong>Sta</strong>tus<br />

des Gastsängers bringt auch Probleme:<br />

Der Chorleiter kennt bei der<br />

Auswahl der Werke seinen Chor nicht<br />

im Voraus, und der Vorstand kann<br />

nicht damit rechnen, dass sich der<br />

Gastsänger für den Verein zusätzlich<br />

engagiert. Die Musikkommission und<br />

die Reiseleitung entlasten zwar den<br />

Vorstand, aber den meisten Mitgliedern<br />

fehlt Zeit und oft Mut für eine<br />

Führungsaufgabe.<br />

Geselligkeit kittet<br />

Die meisten Mitglieder schätzen das<br />

gesellschaftliche Zusammensein. Sie<br />

freuen sich jeweils auf den zweitägigen<br />

Vereinsausflug in den ungeraden<br />

und den Halbtagsausflug in den geraden<br />

Jahren. Auch möchten sie auf den<br />

Samichlausbesuch, den Schlusshöck<br />

vor den Sommerferien und den gemütlichen<br />

Teil nach der Generalversammlung<br />

nicht verzichten.<br />

An der <strong>Ebikon</strong>er Kilbi führt der Chor<br />

Santa <strong>Maria</strong> nun schon seit fast 20<br />

Jahren die Wirtschaft «Sprötzehüsli».<br />

Seppi Stübi, Agnes Abächerli und Sonja<br />

Suter haben sich <strong>–</strong> auch ohne Wirtepatent<br />

<strong>–</strong> bestens bewährt. Beinahe<br />

alle Mitglieder helfen in irgend einer<br />

Charge tüchtig mit.<br />

Zum Verein gehören selbstverständlich<br />

auch die Ehrenmitglieder mit dem<br />

Ehrenpräsidenten Theo Portmann an<br />

der Spitze. Der Chor ist glücklich,<br />

immer wieder ihre Treue und Unterstützung<br />

in ideeller und finanzieller<br />

Hinsicht erfahren zu dürfen. Wenigstens<br />

einmal im Jahr trifft er sie bei<br />

einem Apéro. An ihren geraden<br />

Geburtstagen überbringt unser zuverlässige<br />

Gratulant Seppi Stübi herzliche<br />

Glückwünsche.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 17


18 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

SOS <strong>–</strong> Singe ond Serviere<br />

Eine gefreute Geldquelle<br />

Seit über 20 Jahren wirtet der <strong>Kirchenchor</strong><br />

an der <strong>Ebikon</strong>er Kilbi. Angefangen<br />

hatte es mit einem Tanzanlass und<br />

einer Bierschwemme im Pfarreiheim.<br />

Für die Kilbi 1980 kam Präsident Seppi<br />

Stübi die originelle Idee, aus dem<br />

«Sprötzehüsli» ein Beizli herzurichten<br />

und den Vorplatz miteinzubeziehen.<br />

Seither offeriert der Chor am zweiten<br />

Wochenende im September jeweils<br />

Bratkäse, Wein, Bier und Mineralwasser.<br />

Für die reibungslose Organisation<br />

sorgten und sorgen Seppi Stübi, Agnes<br />

Abächerli und Sonja Suter, tatkräftig<br />

unterstützt von vielen stets aufgestellten<br />

Sängerinnen und Sängern. Eine<br />

kunterbunte, treue Gästeschar gibt<br />

sich hier jeweils ein Stelldichein. Und<br />

schenkt Petrus dazu durstiges Wetter,<br />

steigt der Reingewinn zur Freude des<br />

Kassiers. Ohne diesen finanziellen<br />

Zustupf könnte der Verein nicht mehr<br />

existieren.


Chor Santa <strong>Maria</strong> im Jubiläumsjahr <strong>2000</strong><br />

Abächerli Agnes<br />

Affolter Hans<br />

Agustoni Felicitas<br />

Auf der Maur <strong>Maria</strong><br />

Bachmann Hilda<br />

Bäurle Ernst<br />

Bruno Beatrice<br />

Bucher Clärly<br />

Bütler Berty<br />

Cholinski <strong>Maria</strong><br />

Christen Bernadette<br />

Deflorin Marie-Theres<br />

Eugster Evelyn<br />

Feer Ruedi *<br />

Forrer <strong>Maria</strong><br />

Gasser Rösly<br />

Götz Hans *<br />

Graf Beatrice<br />

Gwerder Pia<br />

Häfliger Trudy<br />

Häller Robi<br />

Heer Urs<br />

Hoesly Ursy<br />

Künzli Doris<br />

Marent Romy<br />

Mattmann Lisbeth<br />

Meyer Marlis *<br />

Muff Gaby<br />

von Niederhäusern Berty<br />

Odermatt Ursula<br />

Portmann Esther<br />

Renggli Annelies<br />

Schönbächler Margrit<br />

Sidler Josy<br />

<strong>Sta</strong>delmann Sigi *<br />

Steinmann Werner *<br />

Stübi Barbara<br />

Stübi Josef<br />

Suter Sonja<br />

Thalmann Annemarie<br />

Waser Anita<br />

Widmer Kurt *<br />

Wolfisberg Nina<br />

Zempf Josef<br />

Zihlmann Annemarie *<br />

* Diese SängerInnen fehlen auf dem Foto<br />

Chorleiter und Organist<br />

Koller Sigisbert<br />

Vorstand<br />

Präsident: Zemp Josef<br />

Vizepräsident: Heer Urs<br />

Kassierin: Cholinski <strong>Maria</strong><br />

Aktuarin: Deflorin Marie-Theres<br />

Werbechefin: Muff Gaby<br />

Materialverwalterin: Wolfisberg Nina<br />

Musikkommission<br />

Bäurle Ernst<br />

Eugster Evelyn<br />

Waser Anita<br />

Koller Sigisbert<br />

Wolfisberg Nina<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 19


20 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Verdiente Auszeichnungen<br />

Seppi Stübi und Ehrenpräsident<br />

Theo Portmann<br />

Anna Herzog-Krieger mit Pfarrer Ernst Wüest<br />

<strong>Maria</strong> Fischer und Pfarrer Ernst Wüest


Emma Scherer und Josef Bucher<br />

Miggi Bucher und Seppi Stübi, flankiert vom Präsidenten und Chorleiter<br />

Barbara Stübi, Berty von Niederhäusern, <strong>Maria</strong> Forrer<br />

Theo Portmann, <strong>Maria</strong> Forrer, Berty von Niederhäusern,<br />

Barbara Stübi, Seppi Stübi<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 21


�<br />

22 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

No hondert Johr<br />

Hondert Johr <strong>–</strong> e choorzi Ziit,<br />

wenn ‘s Prichte eim am Härze liit<br />

vo öppis Gfreutem, wo teuf inne<br />

d’Seel eim heiter macht bem Singe.<br />

Gsang esch Musig för ne Chrischt <strong>–</strong><br />

au för de ältischti Bassischt,<br />

wo so im Herrgott danke wett<br />

för all’s im Läbe vo A bis Zett.<br />

Doch mängisch esch er fascht elei,<br />

sött singe luut ond fählerfrei.<br />

Sii Stimm, die zittered a de Prob <strong>–</strong><br />

Fatal esch so nes Gotteslob!<br />

Höt hesch halt Uuswahl, läbsch mobil,<br />

au musikalisch wählsch di Stil,<br />

verpflichtisch dich nor no uf Ziit<br />

als Chor-Tourischt besch Favorit.<br />

Debii esch üse Chor Eis-A:<br />

Chasch Jenny ond au Mozart ha<br />

Ond vis-à-vis e Dirigänt <strong>–</strong><br />

ned nor es musisches Talänt!<br />

Gäll, ‘s macht di a? Wettsch ned cho singe?<br />

Dass ‘s zäme tuet vierstimmig klinge<br />

‘s Loblied vom Santa <strong>Maria</strong> Chor<br />

im Gottesdienscht no hondert Johr.<br />

Hans Affolter, Bassischt<br />

�<br />

�<br />


Im Rückblick vermerkt<br />

Herrgottstag 1940 <strong>–</strong><br />

Altar bei der Hofmatt<br />

Vieles wäre zu 100 Jahre <strong>Kirchenchor</strong>geschichte<br />

Santa <strong>Maria</strong> noch zu<br />

erwähnen. Einige markante Anlässe<br />

sind es wert, festgehalten zu werden.<br />

Dem jubilierenden Verein fiel mehrmals<br />

die Ehre zu, Primizgottesdienste mit<br />

Musik und Gesang zu verschönern. Die<br />

Neupriester Sigfried Wicki, Hans Brun,<br />

Karl Amrein, Karl Mattmann, Pater<br />

Dominik Tagawa, Pater Johannes Lam,<br />

Gottfried Vonwil, Vinzenz Felder, Theo<br />

Scherrer, Josef Hochstrasser, Anton<br />

Bucher und Markus Reck schätzten<br />

jeweils den festlichen Rahmen.<br />

Zum Priesterjubiläum von Pfarrer J.<br />

Estermann waren die <strong>Ebikon</strong>er als<br />

Gastchor nach Horw eingeladen. Im<br />

feierlichen Amt sangen die beiden<br />

Chöre gemeinsam die «Missa Pro<br />

Patria», unterstützt von Bläsern der<br />

Feldmusik Horw.<br />

Die Männerstimmen des Chores hatten<br />

die vierstimmige Messe von Franz<br />

Schubert in ihrem Repertoir. Damit<br />

traten sie auch ausserhalb der Pfarrkirche<br />

öfters auf. So erfreuten sie die Gottesdienstbesucher<br />

im Kantonsspital<br />

Luzern, in der Klinik St. Anna, in der<br />

Jakobskirche <strong>Ebikon</strong>, ja sogar in Meierskappel.<br />

Jahrelang war während der Sommermonate<br />

die Teilnahme an der Monats-<br />

und an der Fronleichnamsprozession<br />

eine wichtige und schöne Aufgabe.<br />

Alle zwei Jahre leistet sich der Chor<br />

eine zweitägige Reise. Tessin, Bündnerland,<br />

Wallis, Jura und sogar Süd-<br />

deutschland mit seinen Barockkirchen<br />

waren beliebte Reiseziele.<br />

Auf einem Halbtagsausflug suchten<br />

wir auch den stattlichen Hof «Dünkel»<br />

in Eschenbach heim. Per Velo, Bus,<br />

Auto oder auf Schusters Rappen traf<br />

die aufgestellte Sängerschar dort ein<br />

und wurde von den Gastgebern Theo,<br />

Hilda und Robert Portmann währschaft<br />

verwöhnt.<br />

1986 hatte eine Gruppe Kirchenchörler<br />

einen amüsanten Einsatz an der<br />

600-Jahr-Schlachtfeier Sempach. In<br />

historischen Kostümen nahm diese<br />

am Festzug durchs Städtchen teil und<br />

wurde begeistert beklatscht.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 23


Wussten Sie, dass...<br />

24 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

… Metzgermeister Adolf Furrer am<br />

Fest der Heiligen Cäcilia anlässlich der<br />

Generalversammlung jeweils eine Bratwurst<br />

spendierte.<br />

... Jakob Fuchs vom Hotel Löwen bei<br />

Choranlässen, die in seinem Saal abgehalten<br />

wurden, allen Cäcilianern ein<br />

feines Essen gratis offerierte.<br />

... Alois Widmer von der Halten an den<br />

Samichlausfeiern im alten Schulhaus<br />

die Kirchenchörler mit Schlagrahm<br />

verwöhnte.<br />

... uns Frau <strong>Maria</strong> Brunner-Marti,<br />

Metzgerei, für den Chlaushock jahrelang<br />

heisse Wienerli schenkte.<br />

... die wunderbaren Blumenarrangements<br />

und Tischdekorationen an<br />

Generalversammlungen und bei Konzerten<br />

seit Jahrzehnten von der Gärtnerei<br />

Herzog kostenlos bereitgestellt<br />

werden.<br />

... Ehrenpräsident Theo Portmann für<br />

neue Glockentöne und registerstarke<br />

Orgelklänge ein offenes Ohr und für<br />

die vielen Bittrufe des <strong>Kirchenchor</strong>es<br />

stets Musikgehör hat.<br />

... Seppi Stübi, der Mann für alle Fälle,<br />

als 15. Nothelfer angerufen werden<br />

kann.<br />

... der <strong>Kirchenchor</strong> früher jeweils am 1.<br />

August zusammen mit der Titl. Musikgesellschaft,<br />

dem Titl. Männerchor<br />

und dem Veloklub eine patriotische<br />

Feier veranstalteten.<br />

«Dies Bildnis ist bezaubernd schön», aber …<br />

… der Präsident Theo Portmann gelangte an der Generalversammlung 1945 mit<br />

der Bitte an die «bessere Hälfte», die breitrandigen Hüte in Zukunft doch zu Hause<br />

zu lassen. Den hinteren Reihen sei die Sicht auf die Direktion erschwert. Wie dieses<br />

Anliegen gelöst werden könnte, solle das zarte Geschlecht selber entscheiden.


Anekdoten<br />

Am 16. April 1907 richtete der Präsident<br />

des Cäcilienvereins A. Rigert ein<br />

Gesuch an die Titl. Kirchenverwaltung<br />

<strong>Ebikon</strong> mit folgendem Inhalt: «Wie<br />

den Herren Kirchenräten bekannt ist,<br />

werden die Kirchensänger am hohen<br />

Fronleichnamstag in gesanglicher<br />

Beziehung sehr in Anspruch genommen.<br />

Gesang beim Gottesdienst und<br />

bei der Prozession, das ist keine geringe<br />

Leistung. Es sei kein Wunder, wenn<br />

den Sängern, bevor die Ceremonie zu<br />

Ende sei, die Kehle ausgetrocknet und<br />

der Magen ein gewisses «Etwas» nötig<br />

hätte. Die Herren Kirchenräte mögen<br />

entschuldigen, wenn wir sie um einen<br />

bescheidenen Beitrag von Fr. 10.<strong>–</strong> bitten<br />

täten. Es sei ein Werk der Nächstenliebe».<br />

Der Titl. Kirchenrat hat die<br />

zehn Franken einstimmig bewilligt.<br />

Dem Verein fiel die Ehre zu, anlässlich<br />

der Sempacher Schlachtjahrzeit am<br />

7. Juli 1930 gemeinsam mit dem Cäcilienverein<br />

Buchrain den gesanglichen<br />

Teil zu übernehmen. Auf der Heimfahrt<br />

gab es im «Löwen» in Beinwil<br />

einen Zobighalt. Hier wurde auch das<br />

Tanzbein geschwungen. Platten und<br />

Grammophon wurden dazu eigens<br />

mitgenommen.<br />

Die vereinten Kirchenchöre Rothenburg<br />

und <strong>Ebikon</strong>, unter der Leitung<br />

von Anton Knüsel und an der Orgel<br />

Guido Knüsel, sangen an einer Primiz<br />

in Rothenburg die Franziskus-Messe<br />

von J.B. Hilber. Die gute Zusammenarbeit<br />

wurde mit einem gemeinsamen<br />

Bummel gekrönt. Am Ziel im «Rössli»<br />

in Adligenswil gab es einen lustigen<br />

Unterhaltungsabend. Das Tanzspiel<br />

«Laurentia, liebe Laurentia mein…»<br />

bescherte vielen einen wochenlan-<br />

gen Muskelkater. Guido Knüsel, der<br />

Direktor der Rothenburger, war der<br />

schadenfreudige Initiant.<br />

Direktor Guido Knüsel wurde 1975 als<br />

Dozent an die Musikhochschule Essen<br />

berufen. Darum musste die Mittwochprobe<br />

verlegt werden. Nicht alle<br />

waren damit einverstanden. Da trat<br />

Josef Zemp mit markigen Worten vor<br />

den Chor: «Wenn wir Guido Knüsel als<br />

Direktor behalten können, so werden<br />

wir es richten, zu jeder ‘Tageszeit’<br />

an die Probe zu kommen». Grosser<br />

Applaus. Die Probe wurde auf Donnerstag<br />

angesetzt.<br />

Ein Vorstandsausflug ins Greyerzerland<br />

mit Hindernissen! Nach diversen<br />

Besichtigungen und diversen Kostproben<br />

aus diversen Kellern und Küchen<br />

traf sich die illustre Schar in einer<br />

Diskothek. Gegen zwei Uhr kehrte sie<br />

vom Ausgang zurück. Doch, wo hatte<br />

der Präsi Seppi den Hotelschlüssel?<br />

Nichts wie los <strong>–</strong> retour ins Tanzlokal!<br />

Das grosse Suchen unter den Tischen<br />

und Bänken blieb erfolglos. Plötzlich<br />

fiel dem Pechvogel ein, dass er sein<br />

Zimmerfenster zufällig offen gelassen<br />

hatte. «Ruck, Zuck!» kletterte der<br />

geübte Feuerwehroffizier ins Zimmer<br />

im zweiten Stock und zog darauf seine<br />

Mannschaft nach.<br />

Seppi Stübi war und ist immer für<br />

einen Schabernack bereit. Anlässlich<br />

des Halbtagsausflugs 1976, notabene<br />

zu Fuss, war Stundenhalt bei Familie<br />

Gebistorf im Spechtenhof angesagt.<br />

Der Chor wurde von der Chefin<br />

des Hauses vortrefflich bewirtet. Im<br />

Schwimmbad suchten ein paar Unentwegte<br />

Kühlung. Unfreiwillig landete<br />

unser Seppi in seinen Kleidern in<br />

ihrer Mitte. Kein Problem! Hosen und<br />

Leibchen wurden zum Trocknen aufgehängt.<br />

An der Leine baumelte auch<br />

der Inhalt des Portmonees: blaue und<br />

grüne Nötli.<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> 25


Visionen eines Kirchenmusikers<br />

26 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Als hauptverantwortlichem Kirchenmusiker<br />

stellen sich mir heute in einer<br />

Pfarrei ganz andere Aufgaben als<br />

während der Zeiten des Studiums.<br />

Damals lernte man eine Vielfalt an<br />

klassisch-kirchenmusikalischer Vokal-<br />

und Orgelliteratur kennen und auch,<br />

wie und wo man diese Kompositionen<br />

gefälligst einzusetzen hätte…<br />

Nach mehr oder weniger Absprachen<br />

mit Pfarrer, Organistin und <strong>Kirchenchor</strong><br />

wurde kunstvolle Gottesdienstmusik<br />

geschmiedet, die die Gewölbe unserer<br />

prächtigen Luzerner Kirchen mit Wohlklang<br />

füllten, oft aber nur da und dort<br />

ein Christenherz wirklich zu erwärmen<br />

vermochten! Wieso kamen die<br />

Rezepte unserer Ausbildungsstätten<br />

nicht einfach bei allen an? Ich merkte<br />

schnell, dass ich mich als Kirchenmusiker<br />

von heute nicht mehr auf Erlerntes<br />

von gestern verlassen durfte, vor allem<br />

auf Musikstile und das Berufsbild des<br />

Kirchenmusikers... Wie stehts mit der<br />

Zukunft?<br />

Wenn sich der Kirchenmusiker heute<br />

nicht schleunigst mit Rock-, Jazz-, Pop-,<br />

House-Musik oder gar New Age<br />

beschäftigt, wird er die junge Generation<br />

schon morgen musikalisch nicht<br />

mehr ansprechen können. Wenn er<br />

heute nicht kritisch die Vorlieben,<br />

Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten<br />

seiner Zielgruppen sucht, so<br />

wird er morgen bald nur noch Musiker<br />

im stillen Kämmerlein sein. Wenn er<br />

jetzt nicht sofort sämtliche Register<br />

seiner inneren Fähigkeiten wie Menschenkenntnis<br />

und -verständnis, Einfühlungsvermögen,<br />

soziale Kompetenz,<br />

innerliches Zurücktreten etc.<br />

zu ziehen versteht, wird ihn morgen<br />

keiner mehr richtig ernst nehmen. Und<br />

ist er in Sachen Top-Management,<br />

EDV-Kenntnissen, Mitarbeiterbetreuung<br />

und Konfliktbewältigung nicht schon<br />

längstens «up to date», so wird er den<br />

Millenniums-Wechsel bestimmt nicht<br />

überleben.<br />

«Nun denn», werden Sie sich fragen,<br />

«was hat das alles noch mit Musik<br />

oder gar Kirchenmusik zu tun?».<br />

«Das ist Kirchenmusik der Zukunft»,<br />

müsste ich Ihnen antworten. «Das ist<br />

sogar mehr als bloss Musik», müsste<br />

ich ergänzen. «Das wäre ein komplexes,<br />

harmonisches, vielfältiges und<br />

kreatives Zusammenspiel mit allen<br />

Beteiligten einer Gemeinde: von den<br />

Kindern über die Eltern, die Vokal- und<br />

Instrumentalgruppen, das Pfarreiteam,<br />

die Organistinnen und Laienmusiker<br />

bis hin zu den Ältesten der Gemeinde».<br />

Nun strömen sie vielleicht gar von<br />

auswärts zum «Sonntags-Treff», der<br />

alle Formen christlichen Zusammen-<br />

kommens beinhaltet, nicht nur Gottesdienst,<br />

Andacht, Bussfeier oder Konzert.<br />

Und dann würde Musik gemacht,<br />

gesungen, getanzt, gefeiert, immer so,<br />

dass sich ein Teil der Anwesenden stets<br />

direkt angesprochen und beheimatet<br />

fühlt. Und die andere Hälfte könnte<br />

plötzlich neue Lebens-, Ausdrucks-<br />

und Festbereiche kennenlernen, die<br />

für diesen Moment den Alltag zum<br />

Sonntag werden liessen.<br />

Würde Sie so was interessieren?<br />

«Übrigens, wenn dieses faszinierende<br />

Bild einer Zukunft der Kirchenmusik<br />

nicht wenigstens ein Quäntchen Wahrheitsgehalt<br />

hätte, so wäre ich schon<br />

lange kein Kirchenmusiker mehr»,<br />

möchte ich Ihnen unbedingt noch<br />

zurufen!<br />

Ich freue mich also, Ihnen künftig in<br />

Sachen Kirchenmusik immer wieder<br />

irgendwo begegnen zu dürfen, um<br />

Ihnen aus diesem unerschöpflichen<br />

«Pool» hie und da ein Stück Wegzehrung<br />

mitgeben zu können!<br />

Sigisbert Koller<br />

Kirchenmusiker in <strong>Ebikon</strong>


Dankeswort des Präsidenten<br />

Am Ende der hundertjährigen Vereinsgeschichte<br />

möchte ich im Namen<br />

des Chores all jenen danken, die sich<br />

irgendwann und irgendwie für den<br />

Chor Santa <strong>Maria</strong> einsetzten, sei es<br />

als treues Ehrenmitglied, als aktives<br />

Chormitglied, als Chorleiter oder als<br />

Sympathisant des Chores.<br />

Speziell möchte ich den gegenwärtigen<br />

Aktivmitgliedern für die Bereitschaft<br />

danken, das Jubiläumsjahr<br />

gebührend zu begehen. Ihr werdet zur<br />

ordentlichen Vereinsarbeit noch eine<br />

ausserordentliche Leistung erbringen,<br />

damit die drei Hauptanlässe «Festgottesdienst<br />

und Jubiläumsfeier», «Chorfest<br />

<strong>2000</strong>» und die «Jubiläumskonzerte<br />

Santa <strong>Maria</strong>» gelingen können.<br />

Mit dieser Bereitschaft beweist ihr die<br />

Vitalität des Chores Santa <strong>Maria</strong>. Auf<br />

Initiative des Vorstandes wurde die<br />

Grundlagenplanung für das Jubiläumsjahr<br />

<strong>2000</strong> rechtzeitig geschaffen.<br />

Dafür sei herzlich gedankt.<br />

Schliesslich danke ich allen Mitgliedern<br />

des Organisationskomitees. Ihr habt<br />

zusätzliche Verantwortung übernommen<br />

und leistet dadurch dem Verein<br />

einen ganz besonderen Dienst.<br />

Mit unserem tüchtigen, kompetenten<br />

Chorleiter Sigisbert Koller bereiten wir<br />

uns voll Elan auf die verschiedenen<br />

Anlässe im Jubiläumsjahr vor. Möge<br />

ihm das anspruchsvolle musikalische<br />

Programm gut gelingen.<br />

Dank gebührt vor allem den Ressortchefs<br />

Seppi Stübi, Vizepräsident des<br />

Organisationskomitees; Robert Häller,<br />

Finanzen; Bernadette Christen, Wer-<br />

Das OK der 100-Jahr-Feier<br />

bung; Berty von Niederhäusern, Festschrift;<br />

Rösly Gasser, Wirtschaft und<br />

Peter Zwimpfer, technische Anlagen.<br />

Die vorliegende Festschrift berichtet,<br />

wie unsere Vorfahren im <strong>Kirchenchor</strong><br />

Freuden genossen und Schwierigkeiten<br />

meisterten. Diese Erfahrungen und<br />

die gegenwärtige Zuversicht im Verein<br />

mögen Sängerinnen und Sänger ermutigen,<br />

das Ideal der Kirchenmusik, die<br />

gesellige Verbundenheit und die Freude<br />

am Gesang weiterzutragen.<br />

Josef Zemp<br />

Vereinspräsident


Anlässe im Jubiläumsjahr<br />

28 Chor Santa <strong>Maria</strong><br />

Festgottesdienst und Jubiläumsfeier Sonntag, 20. Februar <strong>2000</strong><br />

10.00 Uhr<br />

in der Pfarrkirche <strong>Ebikon</strong><br />

Kirchenmusik der Vergangenheit mit<br />

zeitgemässer Liturgie<br />

anschliessend Bankett im Pfarreiheim<br />

Chorfest <strong>2000</strong> Sonntag, 25. Juni <strong>2000</strong><br />

ab 15.00 Uhr<br />

an diversen Orten in <strong>Ebikon</strong><br />

In vier Ateliers:<br />

«Gregorianischer Choral»<br />

«Zahlensymbolik bei J.S. Bach»<br />

«Stimmbildung im Chor-Alltag»<br />

«Rhythm of Life»<br />

17.00 Uhr<br />

beim Schulhaus Wydenhof<br />

Offenes Singen mit Einblick in die<br />

Ateliers und anschliessender Grillparty<br />

Jubiläumskonzerte Santa <strong>Maria</strong> Samstag, 25. November <strong>2000</strong><br />

«Bach goes to Jazz...» 20.00 Uhr und<br />

Sonntag, 26. November <strong>2000</strong><br />

17.00 Uhr<br />

in der Pfarrkirche <strong>Ebikon</strong><br />

Ein Grenzen überschreitendes Musikerlebnis<br />

für Soli, Chor, klassisches Orchester, Orgel und Jazz-Band


Jubiläumsjahr <strong>2000</strong>


<strong>1900</strong> <strong>–</strong> <strong>2000</strong><br />

1 0 0 J a h r e

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