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Die Gemeindeverwaltung und die Redaktion der Woolschell ...

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Im Gedenken an Matthias Fritz<br />

„ Memento homo, quia pulvis es, et in pulverem reverteris“<br />

Bedenke Mensch, dass du Staub bist <strong>und</strong> zu Staub wirst.<br />

Am Aschermittwoch<br />

2007 wurde <strong>der</strong> Bäckermeister<br />

Matthias Fritz<br />

in Schlu<strong>der</strong>ns zu Grabe<br />

getragen.<br />

<strong>Die</strong> Dorfzeitung, <strong>die</strong><br />

nun seit 1999 über<br />

wichtige Ereignisse berichtet,<br />

hat noch nie<br />

einen Nachruf auf einen<br />

Verstorbenen gebracht.<br />

Für Matthias Fritz ist es<br />

mir ein Anliegen, zur<br />

Erinnerung auf seine<br />

wichtigsten Lebensabschnitte zurückzuschauen.<br />

Matthias Fritz ist in Mals 1929 in eine kin<strong>der</strong>reiche<br />

Familie hineingeboren worden, <strong>die</strong> das<br />

harte Los <strong>der</strong> Optionszeit getroffen hat. So<br />

musste er <strong>die</strong> Heimat verlassen, um ins „Reich“<br />

auszuwan<strong>der</strong>n. Nach dem Krieg ist Matthias Fritz<br />

allein nach Mals zurückgekehrt. Dort hatte er das<br />

Glück, bei seinem Onkel das Bäckerhandwerk zu<br />

erlernen, das er mit viel Freude <strong>und</strong> Begeisterung<br />

ausübte.<br />

1955 heiratete er Katharina Frischmann in <strong>der</strong><br />

Pfarrkirche von Schlan<strong>der</strong>s.<br />

Miteinan<strong>der</strong><br />

Eine Erkenntnis, <strong>die</strong> so alt ist wie <strong>die</strong> Menschheit selbst, <strong>und</strong> <strong>die</strong> das Christentum schon zweitausend<br />

Jahre als Mahnung an <strong>die</strong> irdische Vergänglichkeit am Aschermittwoch in <strong>die</strong> Liturgie aufgenommen<br />

hat.<br />

Frühzeitig machte er sich selbständig <strong>und</strong> ließ<br />

sich als Dorfbäcker Ende <strong>der</strong> Fünfziger-Jahre in<br />

Schlu<strong>der</strong>ns nie<strong>der</strong>. Er war ein fleißiger<br />

Handwerker <strong>und</strong> als Kleinunternehmer zeigte er<br />

sich äußerst flexibel <strong>und</strong> vor allem risikofreudig.<br />

Seine Frau Katharina unterstützte ihn, wo sie<br />

konnte. Der Ehe entsprossen 3 Söhne: Elmar,<br />

Alfred <strong>und</strong> Kurt. Elmar <strong>und</strong> Alfred erlernten im<br />

elterlichen Betrieb ebenfalls das Bäckerhandwerk.<br />

Mit <strong>der</strong> Zeit entwickelte sich <strong>der</strong> Betrieb<br />

zu einem ansehnlichen Familienunternehmen.<br />

Kurt besuchte eine Oberschule <strong>und</strong> widmete sich<br />

dem Alpinismus, zuletzt als Leiter <strong>der</strong><br />

Bergführerschule in Sulden. Das Familienglück<br />

wurde aber 1981 durch den tödlichen<br />

Motorradunfall von Alfred erschüttert. 1993<br />

verunglückte zudem noch <strong>der</strong> zweite Sohn Kurt<br />

auf dem Ortler. Unsagbarer Schmerz hat <strong>die</strong><br />

Familie getroffen, kaum nachzufühlen.<br />

Ich erinnere mich an den Anblick <strong>der</strong> Mutter, als<br />

sie in <strong>der</strong> Totenkapelle in Sulden vor <strong>der</strong> Bahre<br />

ihres toten Sohnes Kurt stand. Es war <strong>der</strong><br />

Ausdruck <strong>und</strong> <strong>der</strong> tiefempf<strong>und</strong>ene Schmerz einer<br />

Pietà.<br />

Dem Vater Hias liefen <strong>die</strong> Tränen übers Gesicht<br />

<strong>und</strong> ich hörte ihn sagen:<br />

“Herrgott, ich versteh dich nicht.”<br />

Das Leben ging trotzdem weiter. Der Hias suchte<br />

Vergessen in <strong>der</strong> täglichen Arbeit <strong>und</strong> zeigte<br />

weiterhin Freude an seinem Beruf. Ins Schwärmen<br />

kam er, wenn er von den Vinschger Paarln<br />

erzählte. Der Vinschgau, obwohl arm, wurde<br />

einst <strong>die</strong> Kornkammer Tirols genannt, wegen des<br />

guten Roggens, weniger wegen <strong>der</strong> Menge,<br />

son<strong>der</strong>n vielmehr wegen <strong>der</strong> Qualität. Als<br />

Bäckermeister bekam er oft Besuch von<br />

Schulklassen in seiner Backstube <strong>und</strong> dabei hat<br />

er nie vergessen, <strong>die</strong> Kin<strong>der</strong> Ehrfurcht vor dem<br />

Brot zu lehren: „Hartes Brot ist nicht hart, kein<br />

Brot ist hart“, pflegte er zu sagen. Für Kin<strong>der</strong> von<br />

heute schwer zu verstehen.<br />

Er selbst hatte in den Fünfziger- <strong>und</strong> Sechziger-<br />

Jahren erlebt, dass in Schlu<strong>der</strong>ns sehr wohl<br />

viele Familien in Not lebten. So erzählte er<br />

einmal, dass <strong>der</strong> Pfarrer Josef Thoma (gest.<br />

1968) in einem Gespräch den Ausspruch getan<br />

habe, in Schlu<strong>der</strong>ns ist <strong>der</strong> Teufel drin, worauf<br />

ihm <strong>der</strong> Hias geantwortet habe: „Nein Herr<br />

Pfarrer, nicht <strong>der</strong> Teufel , son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> Not!“ <strong>Die</strong>s<br />

konnte <strong>der</strong> Bäcker von <strong>der</strong> langen Liste <strong>der</strong><br />

Familien ablesen, <strong>die</strong> den Broteinkauf<br />

anschreiben ließen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Woolschell</strong> - Seite 29

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