07.02.2013 Aufrufe

Die Gemeindeverwaltung und die Redaktion der Woolschell ...

Die Gemeindeverwaltung und die Redaktion der Woolschell ...

Die Gemeindeverwaltung und die Redaktion der Woolschell ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

's Ladele<br />

Der 30. September<br />

2006 bedeutete das<br />

Aus für das „Ladele“.<br />

Damit schloss ein Betrieb,<br />

<strong>der</strong> für Kleinver<strong>die</strong>ner<br />

leichte finanzielleErleichterungen<br />

gebracht hatte,<br />

seine Tore.<br />

Es war in den frühen Siebzigerjahren, als eine<br />

Gruppe beherzter Männer eine Initiative ins<br />

Leben rief, <strong>die</strong> sich über 30 Jahre in unserem<br />

Dorfe halten konnte. Es ist <strong>die</strong> Geschichte des<br />

„Ladele“.<br />

<strong>Die</strong> Männer waren Lohnabhängige, Arbeiter <strong>und</strong><br />

Beamte aus unserem Dorf. Das Leben war schon<br />

damals teuer. <strong>Die</strong> Gehälter <strong>der</strong> Arbeiter <strong>und</strong><br />

Beamten niedrig. So musste manche Lira öfter<br />

umgedreht werden, bevor man sie ausgeben<br />

konnte. Um billigere Angebote zu ermöglichen,<br />

beschloss <strong>die</strong> Initiativgruppe, Waren in Verona<br />

<strong>und</strong> Umgebung im Großhandel zu erwerben <strong>und</strong><br />

sie hier günstiger anzubieten.<br />

Anfänglich waren nicht alle begeistert von<br />

<strong>die</strong>sem Unterfangen, haftete ihm doch ein<br />

Hauch Kommunismus an. Aber es fanden sich<br />

mutige K<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Chance nutzten. Und es<br />

wurden immer mehrere. Auch von weit her<br />

kamen sie.<br />

Das Angebot hielt sich anfänglich etwas in<br />

Grenzen, mussten <strong>die</strong>se „Männer <strong>der</strong> ersten<br />

St<strong>und</strong>e“ <strong>die</strong> Einkäufe in <strong>der</strong> Veroneser Gegend<br />

doch selbst besorgen. Der eigene PKW wurde<br />

zum Warentransporter umfunktioniert. Der<br />

Andrang wurde größer <strong>und</strong> <strong>die</strong> Nachfrage<br />

breitgefächerter. So sah man sich genötigt, den<br />

Antransport mittels Laster mit Chauffeur aus <strong>der</strong><br />

Veroneser Gegend durchführen zu lassen.<br />

Miteinan<strong>der</strong><br />

Untergebracht war das „Ladele“ im „Calzà-<br />

Haus“ an <strong>der</strong> Staatsstraße. Um einkaufen zu<br />

können, musste man Mitglied werden. So sahen<br />

es <strong>die</strong> Bestimmungen des ENAL vor. Alle<br />

Mitglie<strong>der</strong> wählten einen Ausschuss, <strong>die</strong>ser einen<br />

Präsidenten. Erster Präsident war Josef Platzer.<br />

Einmal im Jahr fand eine Vollversammlung <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> statt. Dort wurde <strong>die</strong> Abrechnung<br />

vorgelegt.<br />

Ursprünglich hieß <strong>die</strong> Verkaufsstelle ENAL (Ente<br />

Nazionale Assistenza Lavoratori), später dann<br />

AFV (Arbeiterför<strong>der</strong>ungsverein). In den letzten<br />

Jahren hieß es einfach „'s Ladele“. Als<br />

Verkäuferinnen fanden durchwegs junge<br />

Schlu<strong>der</strong>nserinnen eine Anstellung.<br />

In den Anfangsjahren lief<br />

das Geschäft gut. Wegen<br />

des regen Zustroms entsprachen<br />

<strong>die</strong> Räumlichkeiten<br />

nicht mehr den<br />

Erfor<strong>der</strong>nissen, was Größe<br />

<strong>und</strong> Sanitäres betraf.<br />

Aber es durfte weiterlaufen.<br />

<strong>Die</strong> Angestellten<br />

gaben sich größte Mühe,<br />

ein geordnetes äußeres<br />

Bild <strong>und</strong> einwandfreie<br />

Hygiene zu garantieren. Lei<strong>der</strong> war <strong>der</strong> Hausherr<br />

gegen alle Vergrößerungsbestrebungen. So<br />

musste halt „weitergefrettet“ werden, so gut<br />

<strong>und</strong> so lang es eben ging.<br />

Mit den Jahren entstanden auch in umliegenden<br />

Dörfern ähnliche Strukturen. Der AFV wechselte<br />

Besitzer. Der Andrang verkleinerte sich nach <strong>und</strong><br />

nach <strong>und</strong> manchmal hatte man das Gefühl, als ob<br />

nicht mehr viel liefe. Aber ein gewisser<br />

K<strong>und</strong>enstock hielt dem „Ladele“ bis zuletzt <strong>die</strong><br />

Treue.<br />

Als im vergangenen Herbst <strong>die</strong> Erhöhung <strong>der</strong><br />

Miete ins Haus stand, war <strong>die</strong> Zeit zum Zumachen<br />

gekommen. Ohne größeres Aufsehen wurde das<br />

„Ladele“ dann am 30. September geschlossen,<br />

nachdem es über viele Jahre eine wichtige<br />

soziale Aufgabe zur Zufriedenheit vieler erfüllt<br />

hatte.<br />

Ich denke, „'s Ladele“ hat damit einen Platz in<br />

<strong>der</strong> neueren Geschichte von Schlu<strong>der</strong>ns sicher.<br />

Der Chronist<br />

Robert Ruepp<br />

<strong>Die</strong> <strong>Woolschell</strong> - Seite 41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!