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FH D - Frank Kameier - Fachhochschule Düsseldorf

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<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Bachelor Studiengänge PP und PEU<br />

Praktikum Strömungstechnik I<br />

WS 2005/2006<br />

Organisatorische Vorgaben:<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0211) 4351-424<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

email Walter.Mueller@fh-duesseldorf.de<br />

email <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 27.07.2005<br />

Das Praktikum Strömungstechnik I besteht aus 3 Versuchen jeweils über einen vollständigen<br />

Nachmittag mit offenem Ende. Es besteht Anwesenheitspflicht zu diesen Terminen.<br />

Es sind 3 Ausarbeitungen vorzulegen, die als Gruppenarbeit (maximal 4 Personen) anzufertigen<br />

sind. Die Ausarbeitungen werden mit maximal 16 Punkten bewertet. Punktabzug gibt es für<br />

verspätete, fehlerhafte oder unvollständige Ausarbeitungen. Inhaltliche Mängel führen unmittelbar<br />

zum Punktabzug, können aber korrigiert werden.<br />

Der Abgabetermin für die Hausarbeiten ist jeweils zwei Wochen (Dienstag bzw. Freitag) vor dem<br />

nächsten Versuch.<br />

Das Skript zum jeweiligen Versuch finden Sie als Word-Dokumente im Internet unter<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de Materialien Vorlesung Bachelor_PP_PEU Strömungstechnik_I<br />

oder<br />

ftp://vorlesung@ifs.muv.fh-duesseldorf.de/bachelor_PP_PEU/Stroemungstechnik_I/<br />

ein Passwort ist nicht erforderlich!<br />

Bilder und Formeln aus den Skripten sollen in den Hausarbeiten verwendet werden. Bitte lesen<br />

Sie die Aufgabenstellungen genau durch und beantworten Sie jede Teilaufgabe. Die<br />

Ausarbeitung soll folgende Einzelheiten enthalten:<br />

1. Datum des Versuchs, Name, Gruppe, email oder Telefon-Nr..<br />

2. Eine in eigenen Worten formulierte Aufgabenstellung.<br />

3. Eine knappe Beschreibung der Versuchsdurchführung (besondere Vorkommnisse, Dinge,<br />

die nicht funktioniert haben oder im Skript nicht beschrieben werden).<br />

4. In der Regel eine Excel-Auswertung der Messdaten mit einer Dokumentation der<br />

verwendeten Formeln, die Files sind auf dem Studenten-Server unter dem Gruppen-<br />

Account abzulegen.<br />

5. Übersichtliche Diagramme mit sinnvollen Achsbeschriftungen und physikalischen<br />

Einheiten sowie einer Bildunterschrift zum Diagramm.<br />

6. Eine Diskussion der Ergebnisse.<br />

Die beim ersten Versuch bekannt gegebenen Sicherheitshinweise sind unbedingt einzuhalten!<br />

Für Rückfragen stehen wir per email oder nach Vereinbarung zur Verfügung. Es steht auch ein<br />

Internet-Forum für Rückfragen zur Verfügung:<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de/forum/index.php<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 1<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


1. Versuch: Rotationsviskosimeter<br />

Die Aufgabenstellung in diesem Versuch ist, die rheologischen Eigenschaften, d.h. das<br />

"Fließverhalten", unterschiedlicher Flüssigkeiten zu erfassen. Hierzu stehen ein<br />

Rotationsviskosimeter ("Rotovisco RV 30") sowie ein Höppler-Kugelfallviskosimeter der Fa.<br />

Haake zur Verfügung.<br />

1. Rheologische Eigenschaften<br />

Zur Beschreibung rheologischer Eigenschaften verwendet man die Parameter<br />

Schergeschwindigkeit/Schergefälle (Formelbuchstaben γ& oder D) und die Schubspannung τ. Das<br />

Schergefälle ist ein Maß für die Beanspruchung eines Fluids. Stellt man sich eine Flüssigkeit<br />

zwischen zwei Platten vor, von denen die obere mit der Geschwindigkeit c nach rechts bewegt<br />

wird (Bild 1), so beträgt das Schergefälle<br />

dc<br />

γ& = mit dy = Abstand der Platten (1)<br />

dy<br />

Bild 1<br />

Das Schergefälle wird also umso größer, je größer der Geschwindigkeitsunterschied dc und je<br />

kleiner der Abstand dy ist.<br />

Die Schubspannung τ stellt die zum Bewegen der Platte benötigte Kraft F, bezogen auf die<br />

Plattenfläche, dar:<br />

F<br />

τ =<br />

(2)<br />

A<br />

Der Quotient aus Schubspannung und Schergefälle wird als "dynamische Viskosität" η<br />

bezeichnet. Je höher die Viskosität, desto mehr Kraft benötigt man zum Bewegen der Platte in<br />

Bild 1 mit einem gegebenen Schergefälle.<br />

τ<br />

η =<br />

γ&<br />

(3)<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 2<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Die Auftragung der Schubspannung τ über dem Schergefälle γ& oder D nennt man „Fließkurve“<br />

einer Substanz. Hängt die dynamische Viskosität (im folgenden vereinfacht „Viskosität“ genannt)<br />

eines Fluids nur von Temperatur und Druck ab, so spricht man von einem „newtonschen“ Fluid.<br />

Hierzu zählen alle Gase sowie niedermolekulare, einphasige Flüssigkeiten wie Wasser,<br />

Mineralöle, organische Lösungsmittel und viele mehr. Die Fließkurve einer newtonschen<br />

Substanz stellt eine Gerade durch den Ursprung dar mit der Geradengleichung (Umkehrung von<br />

Gl. 3):<br />

dc<br />

τ = η ⋅ γ&<br />

= η ⋅<br />

(4)<br />

dy<br />

Bild 2<br />

Bei höhermolekularen Stoffe sowie mehrphasigen Systemen ist die Viskosität oft zusätzlich von<br />

der Beanspruchung abhängig. So sind z.B. Farben und Lacke bei der Verarbeitung mit Pinsel<br />

oder Sprühgerät dünnflüssiger als im bereits aufgetragenen (aber noch nicht getrockneten)<br />

Zustand. Flüssigkeiten, deren Viskosität vom Schergefälle bzw. von der Scherzeit abhängen,<br />

werden „nicht-newtonsche Flüssigkeiten“ genannt. Hierzu zählen auch Stoffe, deren<br />

Eigenschaften sowohl Festkörper- wie auch Flüssigkeitsmerkmale aufweisen (die sogenannten<br />

viskoelastischen Flüssigkeiten). Bei nicht-newtonschen Substanzen ist die Fließkurve keine<br />

Gerade durch den Ursprung (gemäß Gl. 4). Ihre Fließkurven sind mehr oder weniger stark<br />

gekrümmt oder weisen einen Ordinatenabschnitt auf (Bild 2). Solche Fließanomalien hängen<br />

ausschließlich mit der Struktur der betreffenden Flüssigkeit zusammen.<br />

Ein sogenanntes „Bingham-Medium“ verhält sich unterhalb einer Mindestschubspannung τo (Bild<br />

2) wie ein Festkörper, d.h. elastisch. Beim Überschreiten dieser „Fließgrenze“ setzt Fließen ein;<br />

das Medium verhält sich bei höheren Schubspannungen wie eine newtonsche Flüssigkeit.<br />

Klassische Beispiele für solche Substanzen sind Zahnpasta oder Fette. Drückt man Zahnpasta<br />

aus der Tube heraus, wird die Fließgrenze nur an der Wand der Tubenöffnung überschritten, der<br />

Rest bleibt starr und gleitet auf dem dünnen, fließenden äußeren Film nach außen ab. Wird die<br />

Belastung abgebrochen, kommt auch das Fließen augenblicklich zum Stillstand.<br />

Bei „strukturviskosen“ Flüssigkeiten nimmt die Schubspannung mit steigendem Schergefälle nur<br />

unterproportional zu. Dies bedeutet andererseits, dass die (scheinbare) Viskosität einer solchen<br />

Flüssigkeit mit steigendem Schergefälle sinkt (Bild 3). Ein solches Verhalten zeigen z.B. viele<br />

Malerfarben: während der Pinselbewegung (Schergefälle!) ist das Material dünnflüssig und lässt<br />

sich leicht verarbeiten, hört die Bewegung auf, haftet die Farbe an der Oberfläche und läuft nicht<br />

ab. Ein anderes Beispiel ist Haargel, das beim Auftragen (Verreiben) dünnflüssig sein, aber im<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 3<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Ruhezustand die Frisur stabilisieren soll. Gründe für dieses Verhalten sind (auch dem Namen<br />

nach) in der Struktur der Flüssigkeit zu suchen: entweder handelt es sich um eine<br />

hochmolekulare Substanz (Kunststoffschmelze, Zelluloselösung, Eiweiß) oder um eine<br />

Dispersion (Mayonnaise, Dispersionsfarbe). Langkettige Moleküle richten sich im<br />

Belastungszustand in Strömungsrichtung aus und erleichtern das „Vorbeigleiten“ einzelner<br />

Schichten. In Dispersionen werden bestehende Teilchenverbände mit zunehmendem<br />

Schergefälle mehr und mehr in Einzelpartikel zerlegt, was ebenfalls den Fließwiderstand<br />

vermindert.<br />

Bild 3<br />

Das Gegenteil von Strukturviskosität nennt man „Dilatanz“ (Bilder 2 und 3). Die Viskosität einer<br />

dilatanten Flüssigkeit steigt mit zunehmendem Schergefälle. Dieses Verhalten ist viel seltener als<br />

Strukturviskosität und tritt praktisch nur bei hochkonzentrierten Suspensionen wie z.B. nassem<br />

Sand auf.<br />

Bei strukturviskosen und dilatanten Flüssigkeiten lässt sich die Schubspannung als Funktion des<br />

Schergefälles oft nach der Potenzfunktion<br />

m<br />

τ = K ⋅ γ&<br />

(4a)<br />

ausdrücken. Dieses "Fließgesetz" wird "Potenzgesetz" oder auch "Ostwald-de-Waele'sches<br />

Gesetz" genannt; entsprechend werden Flüssigkeiten benannt, die diesem Gesetz gehorchen.<br />

Der Faktor K wird als "Konsistenzfaktor" und der Exponent m als "Fließindex" bezeichnet; für<br />

newtonsche Flüssigkeiten ergibt sich mit m = 1 und K = η unmittelbar Gl.(4).<br />

Den bisher genannten Eigenschaften liegen zeitunabhängige Effekte zugrunde. Die Veränderung<br />

der Viskosität tritt augenblicklich nach Beginn der Belastung auf und stellt sich sofort nach dem<br />

Ende des Belastungszustands wieder vollständig zurück. Es gibt auch Flüssigkeiten, deren<br />

Viskosität zusätzlich zeitabhängig ist. Zeitabhängiger „Strukturviskosität“ liegen sehr ähnliche<br />

Effekte zugrunde wie oben beschrieben (Ausrichtung von Molekülketten in Strömungsrichtung,<br />

Aufbrechen von Partikelverbänden), mit dem Unterschied, daß die Veränderung allmählich und<br />

nicht schlagartig erfolgt. Solche Flüssigkeiten nennt man „thixotrop“. Oft sind dreidimensional<br />

vernetzte Molekülstrukturen beteiligt, die unter Belastung langsam aufbrechen, sich aber nach<br />

Wegnahme der Belastung wieder zurückbilden. Viele Farben, Gelatinelösung und synthetische<br />

Schmierstoffe gehören hierzu. Stoffe mit gegenteiligem Verhalten nennt man „rheopex“; sie sind<br />

jedoch extrem selten.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 4<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Misst man die Fließkurve einer thixotropen Flüssigkeit, so ergeben sich je nach Dauer der<br />

Belastung unterschiedliche Kurvenverläufe (Bild 4 links). Bei steigendem Schergefälle verläuft die<br />

Kurve auf höherem Schubspannungsniveau als bei fallendem Schergefälle, da die inzwischen<br />

vergangene Beanspruchungszeit zu einer niedrigeren Viskosität führt. Mit Hilfe einer Fließkurve<br />

ist der Thixotropieeffekt lediglich qualitativ bestimmbar. Bei konstantem Schergefälle (Bild 4<br />

rechts) kann dieser Effekt in Abhängigkeit von der Scherzeit beobachtet werden; hierbei ist die<br />

Messung von charakteristischen Zeitkonstanten möglich.<br />

Zu beachten ist, dass irreversible Zerstörungen, d.h. Aufbrechen vernetzter Molekülstrukturen<br />

bzw. Agglomerate, die sich nach Ende der Belastung auch nach langer Zeit nicht zurückbilden,<br />

keine Thixotropie darstellen. Das gleiche gilt für Erwärmung von Flüssigkeiten bei andauernder<br />

Belastung (z.B. Öle in Lagern). Das hieraus resultierende Absinken der Viskosität hat nichts mit<br />

Thixotropie zu tun.<br />

Zu den bis jetzt beschriebenen „reinviskosen“ Flüssigkeiten treten zur Vervollständigung die<br />

„viskoelastischen“ Stoffe hinzu. Hierbei handelt es sich um Substanzen, die sowohl Flüssigkeits-<br />

wie auch Festkörpereigenschaften haben. Sie können z.B. bei kurzzeitiger Belastung<br />

Zugspannungen aufnehmen, die aber wieder „relaxieren“, wenn die Belastung länger andauert:<br />

die Substanz fließt. Gute Beispiele für solche Stoffe sind Eiweiß, Polymerlösungen und<br />

Kunststoffschmelzen, deren elastische Eigenschaften von stabil vernetzten Makromolekülen<br />

herrühren. Meist sind solche Stoffe gleichzeitig strukturviskos bzw. thixotrop.<br />

2. Die Strömung im Ringspalt<br />

Zur Bestimmung der rheologischen Eigenschaften fließfähiger Substanzen existieren eine Reihe<br />

gebräuchlicher Rotationsviskosimeter, bei denen zwischen zwei Flächen ein Schergefälle erzeugt<br />

wird, in dem eine der beiden Flächen rotiert. Die bekanntesten sind:<br />

• Kegel-Platte-Rotationsviskosimeter: hier wird die Substanz in einem sich radial nach außen<br />

erweiternden Spalt zwischen einem flachen, rotierenden Kreiskegel und einer feststehenden<br />

Platte geschert. Diese Anordnung eignet sich wegen der einfachen Befüllung besonders für die<br />

Untersuchung von Substanzen mit Fließgrenze (Pasten etc.) sowie viskoelastischer Stoffe.<br />

• Zylinder-Rotationsviskosimeter:.die Substanz wird im Ringspalt zwischen einem feststehenden<br />

Innenzylinder und einem rotierenden Außenzylinder (Couette-Anordnung) oder einem<br />

feststehenden Außenzylinder und einem rotierenden Innenzylinder (Searle-Anordnung)<br />

geschert. Diese Anordnung eignet sich besonders zur Untersuchung strukturviskoser, dilatanter<br />

oder thixotroper Flüssigkeiten.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 5<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Bild 5<br />

Zur Berechnung der Geschwindigkeitsverteilung im Ringspalt geht man zweckmäßigerweise von<br />

einem zylindrischen Koordinatensystem aus (Bild 5 links). Ausgangsbasis sind die Navier-Stokes-<br />

Gleichungen für stationäre Strömung. Der einzige Grund für die Strömung ist die<br />

Rotationsbewegung der Zylinder in ϕ-Richtung; d.h. in radialer und auch in axialer Richtung wird<br />

keine Strömung stattfinden: cr und cz werden zu 0 und damit auch ihre Differentiale<br />

∂cr<br />

∂cr<br />

∂cz<br />

∂cz<br />

; ; und . Geht man von einer rotationssymmetrischen Geschwindigkeitsverteilung<br />

∂r<br />

∂z<br />

∂r<br />

∂z<br />

∂cϕ ∂cϕ<br />

aus, was bei exakt konzentrischen Zylindern erfüllt sein wird, so sind auch und = 0 .<br />

∂ϕ<br />

∂z<br />

Damit reduzieren sich die Navier-Stokes-Gleichungen aus Symmetriegründen auf den Ausdruck<br />

d<br />

dr<br />

( c r)<br />

⎡1 d ϕ ⋅<br />

⎢ ⋅<br />

⎣r<br />

dr<br />

⎤<br />

⎥ = 0<br />

⎦<br />

Zweimalige Integration dieses Ausdrucks liefert<br />

A B<br />

c ϕ ( r)<br />

= r +<br />

(A und B Integrationskonstanten) (6)<br />

2 r<br />

Mit den Randbedingungen für die Searle-Anordnung:<br />

- innerer Zylinder dreht: cϕ (ri) = 2πn ri (n = Drehzahl)<br />

- äußerer Zylinder steht: cϕ (ra) = 0<br />

ergibt sich nach längerer Umformung<br />

c<br />

ϕ<br />

( r)<br />

2 2<br />

2πn<br />

⋅ r ⎛ ⎞<br />

i ra<br />

= ⎜ − r ⎟<br />

2 2<br />

ra<br />

− ri<br />

⎝ r ⎠<br />

Bild 5 links (Seite "II") gibt die grafische Auftragung der Profilgleichung wieder. Die Auftragung auf<br />

der Seite "I" würde sich bei drehendem äußeren Zylinder ergeben (Couette-Strömung).<br />

Die Schergefälleverteilung im Ringspalt ergibt sich nicht durch bloße Differenzierung der Gl. (7)<br />

durch Bildung von dcϕ/dr, da der bei gleicher Winkelgeschwindigkeit zurückgelegte Scherweg<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 6<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

(5)<br />

(7)


mit zunehmendem Radius wächst. Es muss daher zunächst die Verteilung der<br />

Winkelgeschwindigkeit im Ringspalt berechnet werden:<br />

2 2<br />

cϕ(<br />

r)<br />

2πn<br />

⋅ r ⎛ ⎞<br />

i ra<br />

ω(<br />

r)<br />

= = ⎜ −1<br />

⎟<br />

2 2 2<br />

r ra<br />

− ri<br />

⎝ r ⎠<br />

Daraus lässt sich die Schergefälleverteilung berechnen zu<br />

dω(<br />

r)<br />

γ& ( r)<br />

= r ⋅<br />

(9)<br />

dr<br />

2<br />

2<br />

2 2<br />

2πn<br />

⋅ r ⎛ i r ⎞ a 4πn<br />

⋅ ri<br />

ra<br />

γ& ( r)<br />

= r ⋅ 2<br />

⋅<br />

2 2<br />

3 2 2 2<br />

ra<br />

r ⎜<br />

⎜−<br />

⋅ =<br />

i r ⎟<br />

− ⎝ ⎠ ra<br />

− ri<br />

r<br />

ra<br />

Führt man das Radienverhältnis δ = ein, so wird daraus<br />

ri<br />

2<br />

4πn<br />

ra<br />

γ& ( r)<br />

= ⋅<br />

(10)<br />

2 2<br />

δ −1<br />

r<br />

Am Innen- und Außenradius betragen die Schergefälle<br />

2<br />

4πn<br />

⋅ δ<br />

γ& ( ri<br />

) =<br />

(11)<br />

2<br />

δ −1<br />

4πn<br />

γ& ( ra<br />

) =<br />

(12)<br />

2<br />

δ −1<br />

Für enge Spaltweiten lässt sich ein für die Beanspruchung "repräsentatives Schergefälle" in guter<br />

Näherung als arithmetisches Mittel der Innen- und Außenwerte bilden:<br />

2<br />

γ&<br />

( ri<br />

) + γ&<br />

( ra<br />

) δ + 1<br />

γ&<br />

rep =<br />

= 2πn<br />

⋅<br />

(13)<br />

2<br />

2<br />

δ −1<br />

Bei bekannten Radien ri und ra bzw. bekanntem Radienverhältnis δ kann man durch Messung der<br />

Drehzahl n direkt das repräsentative Schergefälle bestimmen.<br />

3. Die Schubspannungen im Ringspalt<br />

Ist der Ringspalt mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt, so führen die oben berechneten<br />

Beanspruchungen zu einer Schubspannungsverteilung im Ringspalt. Diese beträgt am<br />

Innenzylinder<br />

τ<br />

i<br />

Md<br />

=<br />

r ⋅ 2π<br />

⋅ r<br />

i<br />

i<br />

⋅ l<br />

und am Außenzylinder<br />

τ<br />

Md<br />

=<br />

r ⋅ 2π<br />

⋅ r ⋅ l<br />

a<br />

a a<br />

mit Md Drehmoment am Innen- und Außenzylinder<br />

l Länge des Innenzylinders<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 7<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

(8)<br />

(14)<br />

(15)


Die "repräsentative Schubspannung" ist (wie im Falle des Schergefälles) in einer für schmale<br />

Spalte sehr guten Näherung durch die arithmetische Mittelung der Schubspannungen am Außen-<br />

und Innenzylinder zu erhalten:<br />

τi<br />

+ τa<br />

τ rep =<br />

(16)<br />

2<br />

1<br />

Nach Gl. (14) ist τ i ~ und nach Gl. (15) τ 2<br />

a<br />

ri<br />

2<br />

1 τi<br />

ra<br />

2<br />

~ ; d.h. = = δ . Damit wird<br />

2<br />

2<br />

ra<br />

τa<br />

ri<br />

τi<br />

τi<br />

+ 2<br />

τ rep = δ<br />

2<br />

=<br />

2<br />

δ + 1<br />

τi<br />

⋅ 2<br />

2 ⋅ δ<br />

(17)<br />

τ<br />

rep<br />

2<br />

Md<br />

δ + 1<br />

= ⋅ 2<br />

r ⋅ 2πl<br />

2⋅<br />

δ<br />

2<br />

i<br />

Bei bekanntem Radius ri, bekanntem Radienverhältnis δ und bekannter Zylinderlänge l kann man<br />

damit durch Messung des Drehmomentes Md am Innenzylinder direkt die repräsentative<br />

Schubspannung bestimmen.<br />

Eine „repräsentative Viskosität“ lässt sich aus Gln. (13) und (18) wie folgt berechnen:<br />

η<br />

rep<br />

τ<br />

=<br />

γ&<br />

rep<br />

rep<br />

Für nicht-newtonsche Flüssigkeiten ergibt sich an jedem neuen Messpunkt ein anderer Wert für<br />

die repräsentative Viskosität.<br />

In DIN 53018/Teil 1 und 2 sowie DIN 53019/Teil 1 und 2 werden die Grundlagen der<br />

Viskositätsmessung und der Fließkurvenbestimmung mittels Rotationsviskosimetern sowie<br />

Fehlerquellen und Korrekturverfahren beschrieben.<br />

3. Das Rotationsviskosimeter der Fa. Haake<br />

Im Haake-Viskosimeter („Rotovisco RV30“) rotiert der innere Zylinder (Searle-Prinzip). Der<br />

äußere Zylinder wird „Messbecher“ genannt. Er ist von außen temperierbar. Die inneren Zylinder<br />

(„Messkörper“) sind an Boden und Deckel mit scharfkantigen Rücksprüngen versehen, so dass<br />

die Flüssigkeit den Messkörper nur an der äußeren Mantelfläche benetzen kann. Durch diese<br />

Maßnahme kann die in der DIN 53018, Teil 2 genannte "Stirnflächenkorrektur" cL entfallen. Bild 6<br />

zeigt die Messanordnung im Schnitt sowie die Daten für die drei zur Verfügung stehenden<br />

Messkörper MV 1 – MV 3 (MV = mittelviskos)<br />

Das Schergefälle wird gemäß Gl. (13) bestimmt. Hierbei werden alle geräteabhängigen<br />

Konstanten zu einem Faktor M zusammengefasst, der für jede Messanordnung verschieden ist<br />

(vgl. Bild 6). Für den hier eingesetzten Motor + Drehmomentmesskopf M5 beträgt die maximale<br />

Drehzahl 500 U/min. Daraus errechnet sich z.B. für das Messsystem MV1 ein Faktor M zu<br />

2<br />

−1<br />

2<br />

−1<br />

n max δ + 1 500 min 1 1,<br />

046 + 1 s<br />

MMV<br />

1 = 2π<br />

⋅ ⋅ = 2π<br />

⋅ ⋅ ⋅ = 11,<br />

7<br />

(20)<br />

2<br />

−1<br />

2<br />

100%<br />

δ −1<br />

60 s ⋅ min 100 1,<br />

046 −1<br />

% γ&<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 8<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

(18)<br />

(19)


Analog gilt für die Schubspannung Gl. (18). Mit Mdmax = 0,049 Nm wird<br />

1<br />

=<br />

2π<br />

⋅ r<br />

2<br />

Md<br />

max δ + 1<br />

⋅ ⋅ = 3,<br />

22<br />

⋅ l 100%<br />

2 ⋅ δ<br />

AMV1 2<br />

i<br />

2<br />

Pa<br />

% τ<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 9<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

Bild 6<br />

Das Haake-Rotovisco ist direkt über PC-Schnittstelle steuerbar; die Daten werden direkt<br />

eingelesen und verarbeitet. Zur Messung lassen sich feste Schergefälle (über definierte Zeiten)<br />

einstellen oder auch Drehzahlrampen vorgeben, wobei die Schrittzahl sowie die Messzeit<br />

vorgewählt werden können.<br />

4. Kugelfallviskosimeter nach Höppler<br />

Die dynamischen Viskositäten newtonscher Flüssigkeiten können auch mit einfacheren<br />

Viskosimetern bestimmt werden, bei denen kein definiertes Schergefälle einstellbar ist. Ein<br />

bekanntes Gerät hierfür ist das Kugelfallviskosimeter nach Höppler (Hersteller: ebenfalls Fa.<br />

Haake), vgl. Bild 6. Es wird in diesem Versuch als Vergleichsgerät benutzt.<br />

Das Messprinzip beruht auf der Endfallgeschwindigkeit einer Kugel in einer zähen Flüssigkeit.<br />

Die Fallbewegung findet allerdings in einem Glasrohr von ca. 16 mm Durchmesser statt, so dass<br />

die Umströmung der Kugel stark von der Rohrwand beeinflusst ist. Zur Erzielung einer<br />

gleichmäßigen Fallbewegung ist das Fallrohr leicht schräg angeordnet, so dass die Kugel auf der<br />

Rohrunterseite abrollt. Die Bedingungen sind demnach sehr verschieden von der Sinkbewegung<br />

in unendlich ausgedehnter Flüssigkeit, wodurch die entsprechenden Gleichungen (z.B. die<br />

Stokes-Gleichung) hier nicht anwendbar sind.<br />

Zwischen zwei Markierungen im Fallrohr wird die Fallzeit der Kugel gemessen und die<br />

dynamische Viskosität wird anhand einer empirischen, auf Gerät und Kugeln abgestimmten<br />

Zahlenwertgleichung bestimmt:<br />

(21)


dyn<br />

( ρ − )<br />

η = K ⋅ t ⋅ ρ<br />

(22)<br />

K<br />

η dyn : dynamische Viskosität in mPa*s<br />

K: Kugelkonstante<br />

t: Fallzeit in s<br />

L<br />

ρ K : Dichte des Kugelmaterials (Borosilicat<br />

glas bzw. Edelstahl) in g/cm 3<br />

ρ L : Dichte der Flüssigkeit (aus Aräometer-<br />

messung) in g/cm 3<br />

Bild 6 Kugelfallviskosimeter nach Höppler<br />

Die Dichte der benutzten Flüssigkeiten bestimmt man mit Hilfe von Tauchkörpern (Aräometer).<br />

Die Flüssigkeitsdichte in g/cm 3 lässt sich direkt an der Skala des Tauchkörpers entsprechend der<br />

Eintauchtiefe ablesen. Auf exakte Temperierung der Flüssigkeit ist zu achten!<br />

5. Messflüssigkeiten<br />

Als Testsubstanz für eine newtonsche Flüssigkeit dient Glycerin, ein dreiwertiger Alkohol, der<br />

üblicherweise aus Propylen synthetisiert wird. Die Viskosität in reinem Zustand beträgt ca. 1,3<br />

Pas bei Umgebungsbedingungen; durch Mischung mit Wasser lassen sich beliebige kleinere<br />

Viskositäten bis 1 mPas einstellen. Glycerin wird häufig als Feuchthalter für kosmetische<br />

Produkte, für Kopiertinten, Stempelkissen uvm. eingesetzt.<br />

Polyacrylamid (PAA) ist ein wasserlösliches Polymer mit sehr hohem Molekulargewicht, dessen<br />

Lösungen in Wasser stark strukturviskos und auch viskoelastisch sind (vergleichbar etwa dem<br />

Eiweiß; im Gegensatz zum Eiweiß kann man PAA-Lösungen aber nicht durch starke<br />

Beanspruchung "zerscheren"). Technisch wird PAA in geringen Konzentrationen in Kläranlagen<br />

als Flockungshilfsmittel eingesetzt. Geringe Zusätze etwa bei der Förderung wässriger Lösungen<br />

durch sehr lange Pipelines vermindern außerdem den Fließwiderstand; man spart also Pumpenergie<br />

ein.<br />

Aqua-Holzdekorgel ist eine wasserverdünnbare, farblose Holzlasur. Das rheologische Verhalten<br />

ist deutlich strukturviskos (typisch für die meisten Anstrichfarben) und leicht thixotrop eingestellt.<br />

Die Farbe soll lt. Hersteller vor Gebrauch nicht gerührt werden, um die anfängliche höhere<br />

Viskosität bei der Verarbeitung zu erhalten. Die Farbe tropft somit nicht vom Pinsel und wird erst<br />

beim Aufstreichen dünnflüssiger. Im aufgetragenen Zustand bleibt die niedrigere Viskosität einige<br />

Minuten erhalten, um ein gutes Ineinanderlaufen der vom Pinsel erzeugten Spuren zu<br />

gewährleisten.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 10<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


6. Aufgabenstellung<br />

Einfüllen der Substanzen und Aufnahme der Fließkurven am Rotationsviskosimeter von<br />

� Glycerin (2 Temperaturen)<br />

jeweils<br />

0 → γ& → 100 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

100 → γ& → 0 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

� Polyacrylamid (3 Konzentrationen, 0,5; 1,0 und 1,5 Gew.-%)<br />

jeweils<br />

0 → γ& → 100 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

100 → γ& → 0 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

� Holzdekorgel<br />

0 → γ& → 40 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

40 → γ& → 0 s -1 in 5 min; 100 Schritte<br />

Messung der dynamischen Viskositäten und Dichten von<br />

� Glycerin (2 Temperaturen)<br />

mit Höppler-Kugelfallviskosimeter und Aräometern.<br />

7. Auswertung<br />

Auftragung aller gemessenen Fließkurven in jeweils einem Diagramm:<br />

Diagramm 1: Schubspannung τ über Schergefälle γ& - linearer Maßstab<br />

Diagramm 2: Schubspannung τ über Schergefälle γ& - doppeltlogarithmischer Maßstab<br />

Diagramm 3: Scheinbare dynamische Viskosität η über Schergefälle γ& - linearer Maßstab<br />

Ermitteln Sie für Glycerin die Mittelwerte der dynamischen Viskositäten aus<br />

Rotationsviskosimeter- und Kugelfallviskosimeterversuchen. Vergleichen Sie die Werte (für beide<br />

Temperaturen getrennt) und ermitteln die prozentuale Abweichung.<br />

Ermitteln Sie aus den Glycerin- und PAA-Versuchen, inwieweit die Fließkurven dem<br />

Potenzgesetz (Gl. 4a) folgen und bestimmen die Parameter K und m durch Kurvenregression mit<br />

Hilfe von EXCEL.<br />

Diagramm 4: Konsistenzfaktor K als Funktion der PAA-Konzentration<br />

Diagramm 5: Fließindex m als Funktion der PAA-Konzentration<br />

Schriftliche Diskussion der Ergebnisse nach den oben genannten Kriterien!<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 11<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Klassifikation von Medien nach ihrem mechanischem Verhalten<br />

zum Beispiel<br />

zum Beispiel<br />

elastisch<br />

( τ , γ)<br />

0<br />

f =<br />

τ = G γ (Hooke)<br />

viskoelastisch<br />

( τ, τ&<br />

, ... , γ,<br />

γ&<br />

, ... ) 0<br />

f =<br />

τ = γ + αγ&<br />

G (Kelvin)<br />

zum Beispiel<br />

τ = τ + η γ&<br />

plastisch<br />

( τ , γ)<br />

= 0 für τ < 0<br />

( τ, γ&<br />

) = 0 für τ > 0<br />

f τ<br />

f τ<br />

τ = G γ für τ < τ0<br />

< τ<br />

0 für 0<br />

viskos<br />

( τ, γ&<br />

) 0<br />

f =<br />

τ = η γ&<br />

(Newton) oder<br />

zum Beispiel<br />

m<br />

τ = K γ&<br />

(nichtlinear-viskos, z.B. strukturviskos)<br />

elastoviskos<br />

( τ, τ&<br />

, ... , γ&<br />

, &γ<br />

&,<br />

... ) 0<br />

f =<br />

zum Beispiel<br />

τ τ&<br />

γ&<br />

= +<br />

η G<br />

(Maxwell)<br />

fest flüssig, gasförmig<br />

τ (Bingham)<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 12<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Bachelor Studiengänge PP und PEU<br />

Praktikum Strömungstechnik I<br />

WS 2005/2006<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 27.07.2005<br />

2. Versuch: Messung der Strömungsgeschwindigkeit mit dem Prandtlschen Staurohr<br />

Als Hausarbeit ist ein Vorversuch durchzuführen, das erarbeitet Schaltbild ist in Ihrem<br />

Studentenverzeichnis auf dem Daten-Server abzuspeichern! Die Software finden Sie im<br />

Verzeichnis zu diesem Versuch auf dem ftp-Server.<br />

Vorversuch: Einführung in die grafische Software DASYlab<br />

Es wird in die Bedienung der Software DASYLab zur Datenerfassung eingeführt. An einem<br />

überschaubaren strömungstechnischen Beispiel mit drei Messgrößen (Umgebungsdruck,<br />

Temperatur und Druck) wird eine Messung mit Auswertung zunächst nur simuliert. Im dritten<br />

Versuch des Praktikums wird die Simulation dann zu einer echten Messung erweitert.<br />

1. Einführung in die Datenverarbeitung mittels der objektorientierten Software DASYLab<br />

Zunächst wird ganz allgemein in die Programmierumgebung von DASYLab eingeführt, um<br />

anschließend ein Schaltbild zusammenstellen zu können, das im Laufe des Praktikums immer<br />

wieder zur Anwendung kommen wird. Ausgegangen wird von einer gewöhnlichen Installation der<br />

Schulversion DASYLab 6.00.2 oder höher. Das Programm DASYLab soll über ein Icon oder über<br />

die Programmauswahlleiste zu starten sein.<br />

1.1 Schaltbild zur Darstellung eines Sinus- oder Rauschsignals<br />

Elemente der Schaltbilder können links über die Icons angewählt werden oder über das Menü<br />

Module.<br />

• Generatormodul anklicken [1], ohne Modulation[2], OK (Return)<br />

1<br />

3 2<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0211) 4351-424<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

email Walter.Mueller@fh-duesseldorf.de<br />

email <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

• Das Modul erscheint auf der Oberfläche<br />

mit einem Ausgang.<br />

• Diagramm y/t auswählen [3] (Modul,<br />

Visualisierung, y/t-Grafik) und auf<br />

Oberfläche platzieren.<br />

• Kabel legen, mit der linken Maustaste A<br />

(Ausgang) des Generators anklicken,<br />

Hand erscheint, Kabel auf E (Eingang)<br />

des Plots anklicken.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 1<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Start<br />

Ausgang Eingang<br />

4<br />

• Beim Plazieren der y/t-Grafik ist<br />

unten links [4] die Grafik erschienen,<br />

auf das linke Icon zum Fenster<br />

vergrößern klicken.<br />

Grafik-Symbolleiste<br />

• Anschließend kann die Simulation gestartet werden (oben links).<br />

• Ändern sie nun die Signalform in Rauschen oder einen Sinus. Klicken sie auf das<br />

Generatormodul und wählen sie die Signalform.<br />

• Erproben Sie verschiedene Einstellungen der Grafik-Symbolleiste, insbesondere klicken Sie<br />

das Symbol „Pinsel“ an, um die Kurve nur durch Kreise oder Kreuze darzustellen.<br />

Signalauswahl<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 2<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


• Wählen sie die Sinus-Funktion und erhöhen sie die Frequenz. Nun ist es notwendig, die<br />

Abtastrate unter dem Menü Messen, Messeinstellung oder mit dem Icon A/D zu ändern.<br />

Die Simulation muss hierzu zunächst angehalten werden, ansonsten lässt sich die<br />

Abtastrate nicht verändern.<br />

Stop<br />

• Klicken Sie den Pinsel im y-t-Diagramm zur Visualisierung der einzelnen abgetasteten<br />

Punkte an.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 3<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Aufgabe 1: Erproben Sie die DASYLab Umgebung, variieren Sie Abtastrate und<br />

Signalfrequenz, und ermitteln Sie ein günstiges Verhältnis von Abtastrate<br />

zu Signalfrequenz.<br />

1.2 Simulation einer Messdatenerfassung mit Mittelung der Messdaten<br />

Im folgenden Schaltbild wird mittels Generator ein verrauschtes Messsignal erzeugt. Die<br />

Messwerte werden auf einen sinnvollen physikalischen Wert skaliert und anschließend angezeigt<br />

(Online-Datenerfassung). Sind die richtigen Versuchsparameter eingestellt, z.B. ist die Drehzahl<br />

oder eine bestimmte Position einer Messsonde anzufahren, wird nach Drücken des Buttons erst<br />

dann über eine einstellbare Anzahl an Messwerten gemittelt. Das Ergebnis der Mittelung wird in<br />

einer Tabelle und einem Diagramm angezeigt und in ein File geschrieben. Jeder Messpunkt mit<br />

Mittelung wird manuell ausgelöst, nach der Mittelung und dem Wegschreiben der Daten werden<br />

die Daten weiterhin online angezeigt.<br />

Schaltbild simulation_online_mit_variabler_mittel120203.DSB<br />

Besonderheiten des Schaltbildes sind:<br />

• die Blockzahl ist auf den Wert 1 gesetzt,<br />

• die Formel dient zur Skalierung der Messdaten in sinnvolle physikalische Einheiten,<br />

• über einen Schieberegler wird eine Mittelungszahl vorgegeben (hier: 24), der eingestellte<br />

Wert wird in die globale Variable 1 NO_AVG geschrieben,<br />

• ein Relais schließt und öffnet, um die Daten auf Knopfdruck zur Mittelung zu übergeben,<br />

• jeder Block wird gezählt, die aktuelle Anzahl (No. AVG) wird links angezeigt,<br />

• erreicht der aktuelle Wert der Mittelungsanzahl den voreingestellten Wert, erfolgen drei<br />

Meldungen: die Werte werden im Rahmen der Messdatenverarbeitung weitergegeben<br />

(wird im folgenden noch weiter erläutert) und der AVG-Zähler wird für die nächste<br />

Messung wieder zu Null gesetzt, das Relais öffnet,<br />

• das Modul Haltefunktion ist später zwingend notwendig, wenn Messdaten seriell<br />

abgerufen werden und nur zu unterschiedlichen Zeiten zur Verfügung stehen,<br />

• die Messpunkte sollen durchnummeriert werden, so dass die Messpunkt-Nr. manuell<br />

generiert wird,<br />

• die Messdaten werden am Bildschirm in einer Tabelle angezeigt und nach jedem<br />

Messpunkt in ein File abgespeichert, das File ist solange geöffnet, wie die Online-<br />

Messung läuft.<br />

Aufgabe 2: Erweitern Sie das Schaltbild um ein weiteres Generatormodul und simulieren Sie<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 4<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


so einen zweiten Messkanal.<br />

Aufgabe 3: Simulieren Sie die Messung mit einem Prandtlschen Staurohr. Die<br />

Strömungsmechanischen Erklärungen folgen im nächsten Versuch des<br />

Praktikums. Sie sollen hier zunächst nur folgende Formeln umsetzen:<br />

ideale Gasgleichung:<br />

p∞<br />

ρ =<br />

R ⋅ T<br />

∞<br />

J<br />

R = Gaskonstante = 287 ⋅ .<br />

Kg⋅<br />

K<br />

Bernoulli-Gleichung (vereinfacht für Prandtlsches Staurohr):<br />

p2<br />

− p1<br />

c 1 = 2<br />

ρ<br />

Als Messgrößen wird der Umgebungsdruck einmalig zu Beginn der Messung abgelesen. Die<br />

Temperatur T∞ und die Druckdifferenz 2 1 p p p − = Δ werden stetig ausgelesen, so dass aus den 2<br />

Messgrößen (T∞ und Δ p ) die Dichte der Luft und die Anströmgeschwindigkeit c berechnet<br />

werden können. Verwenden Sie jeweils ein Generatormodul und stellen den Messwert als Offset<br />

ein!<br />

Lösen Sie die Aufgaben 1 bis 3, dokumentieren Sie Ihre Programme und die Ergebnisse<br />

Ihrer Simulation, speichern Sie die Dasylab-Schaltbilder auf dem Server unter Ihrem<br />

Account.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 5<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Praktischer Versuch im Labor:<br />

Messung der Strömungsgeschwindigkeit mit dem Prandtlschen Staurohr<br />

2. Einleitung<br />

Im Vorversuch haben Sie bereits erste Elemente der Software DASYLab kennengelernt: den<br />

Funktionsgenerator, das y-t-Diagramm und den Zusammenhang zwischen Frequenz und<br />

Abtastrate. Des weiteren wurde ein Schaltbild zur Messdatenerfassung vorgestellt, das zur<br />

Mittelung der Messdaten bei einem zeitlich konstanten Messsignal verwendet werden kann.<br />

Dieses Schaltbild wurde auf mehrere Messkanäle erweitert und die gemittelten Daten wurden mit<br />

Hilfe vorgegebener Formeln umgerechnet.<br />

In diesem 2. Teil sollen "echte" Messwerte für Temperaturen und Drücke mittels Schnittstellen in<br />

den Rechner eingelesen und ausgewertet werden. Hierfür müssen zunächst die erforderlichen<br />

Kabelverbindungen hergestellt werden. Anschließend werden die Schnittstellen im DASYLab<br />

definiert und die erhaltenen Daten angezeigt. Diese "Rohdaten" müssen vor der Verwendung<br />

allerdings noch umgerechnet werden: zur "Kalibrierung" der Messketten dienen<br />

Vergleichsmessungen, die die jeweiligen physikalischen Größen möglichst direkt (d.h. ohne<br />

elektrische Übertragung) anzeigen.<br />

Drücke und Temperaturen sollen im Anschluss zunächst mit Hilfe eines einfachen selbsterstellten<br />

Schaltbildes transient (d.h. in Echtzeit) aufgenommen werden. Mit Hilfe des Schaltbildes aus dem<br />

Vorversuch ist es zusätzlich möglich, die Messdaten zu mitteln und umzurechnen. Mit dieser<br />

vorbereiteten Messtechnik sollen mit Hilfe eines Tischgebläses und eines Prandtlrohres 4<br />

Geschwindigkeitsprofile aufgezeichnet werden.<br />

2.1 Messung elektrischer Größen mit dem Voltcraft Digitalmultimeter M-4660M<br />

Das Multimeter ist über ein spezielles Kabel (Zubehör zum Multimeter) an die serielle<br />

Schnittstelle des Computers anzuschließen.<br />

Unter Modul Ein-/Ausgänge ist das Modul RS232 Eingang anzuwählen. Die Einstellungen für die<br />

serielle Schnittstelle und ein spezielles Gerät sind einmalig vorzunehmen und können universell<br />

abgespeichert werden. Für das Voltcraft M-4660M stehen die Einstellungen unter<br />

ftp://dasylab@ifs.muv.fh-duesseldorf.de/Geräte/ zur Verfügung.<br />

(Der folgende Abschnitt 2.2 ist nicht für das Praktikum durchzuarbeiten – Hintergrundmaterial)<br />

2.2 Manuelle Einstellung des Moduls RS232-Eingang (Anfänger bitte sofort zu 2.3)<br />

Doppelklick auf das Modul. Zunächst sind 4 Kanäle mittels + zu aktivieren. Die Digitalanzeige des<br />

Voltmeters zeigt immer 4 Werte an, die an den PC übertragen werden müssen. Unter Messdaten-<br />

Anforderung ist ein d einzutragen sowie unter Messdaten-Fenster ein 2x a\r. Das d ist<br />

notwendig, um dem Multimeter mitzuteilen, das Daten gesendet werden sollen. 2x bedeutet, dass<br />

die ersten 2 Zeichen der vom Multimeter gesendeten Information ignoriert werden, der Datentyp<br />

ist ASCII, wofür das a steht und \r steht für einen Zeilenwechsel.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 6<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Unter Optionen ist der Abtastabstand nicht zu klein zu wählen, damit die Schnittstelle genügend<br />

Zeit zum Senden der Daten hat, 0,2 s funktionieren in der Regel bei Gleichspannungsgrößen,<br />

Wechselgrößen benötigen eine längere Zeit, da das Multimeter intern zunächst rms-Werte mittelt.<br />

Für eine Datensynchronisation von Messwerten verschiedener serieller Schnittstellen ist es<br />

notwendig „Ein Messwert pro ... Globale Einstellungen“ zu aktivieren.<br />

Anforderung<br />

wiederholen<br />

Hinzufügen<br />

von<br />

Kanälen<br />

Globale Einstellungen<br />

Unter Schnittstelle ist der COM-Port des Rechners folgendermaßen einzustellen, damit die<br />

Datenübertragung entsprechend übersetzt werden kann:<br />

Com Port des gewählten<br />

Anschlusses<br />

Übertragungsrate der<br />

Schnittstelle<br />

Datenformat<br />

wichtig wegen der<br />

Steckerbelegung<br />

genügend groß wählen,<br />

damit keine Daten verloren<br />

gehen<br />

Diese Einstellungen lassen sich nun als Gerät unter der seriellen Schnittstelle speichern und in<br />

anderen Schaltbildern laden.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 7<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


2.3 Laden einer Geräteeinstellung für die serielle Schnittstelle<br />

Fügen Sie ein Modul RS232-Eingang (Modul und Ein- / Ausgänge) ein, ignorieren Sie eine<br />

etwaige Fehlermeldung hinsichtlich der Einstellungen des Moduls, klicken Sie auf das Modul,<br />

wählen Sie Laden<br />

Laden<br />

Folgende Auswahlmöglichkeit wird erscheinen, sofern auf Ihrem Rechner das File<br />

voltcraft4660m.SIM in den Pfad C:\Programme\DASYLab S\Geräte kopiert wurde. In der<br />

Regel wird es notwendig sein, die richtige Nummer der Schnittstelle (COM-Port) einzustellen. Das<br />

Untermenü Schnittstelle ist hierzu anzuklicken, die Auswahlbox ist in dem oberen Bild auf dieser<br />

Seite zu sehen.<br />

Sie können sich die Daten nun mit einer Digitalanzeige am PC anschauen oder in eine Liste<br />

eintragen lassen, die sich auch abspeichern lässt.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 8<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Kabel<br />

legen!<br />

Doppelklick öffnet Digitalanzeige<br />

Digitalanzeige sichtbar machen<br />

Achtung: Das Multimeter schaltet sich automatisch nach 12 Minuten aus, sofern der<br />

Betriebsartenschalter nicht betätigt wird. Diese Auto-Power-Off Funktion ist unwirksam, wenn das<br />

Multimeter an einem PC angeschlossen ist und mit diesem „kommuniziert“, d.h. Daten<br />

austauscht.<br />

2.4 Kalibrierung der Temperatur- und Druckmessungen<br />

Kanäle<br />

hinzufügen<br />

für 4 Anzeigen<br />

Ziel der Kalibrierung ist es, einen funktionalen Zusammenhang zwischen der tatsächlichen<br />

physikalischen Messgröße und dem von der vorhandenen Messkette angezeigten Messwert<br />

herzustellen. Die Eingangsmessgröße "Temperatur" kann zu Vergleichszwecken direkt mit einem<br />

Glasthermometer gemessen werden.<br />

Für eine "Zwei-Punkte-Kalibrierung" benutzt man z.B. je ein Gefäß mit heißem und kaltem<br />

Wasser und misst gleichzeitig die Ausgangstemperaturen (angezeigte Messwerte) mit<br />

Thermoelement/DASYLab sowie die Eingangstemperaturen mit dem Glasthermometer.<br />

Theoretisch ist dabei darauf zu achten, dass die Flüssigkeit bewegt wird, die Messfühler der<br />

beiden Instrumente dicht nebeneinander gehalten werden und diese weder die Gefäßwandung<br />

noch sich gegenseitig berühren. Die beiden Vergleichstemperaturen sollten im Bereich der zu<br />

erwartenden Messwerte liegen (hier ≈ 20 bis 25° C).<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 9<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Aus den beiden Vergleichs-Wertepaaren kann rechnerisch die lineare Übertragungsfunktion<br />

ermittelt werden:<br />

Ekalt: Eingangsmessgröße (Glasthermometer) in kaltem Wasser<br />

Ewarm: Eingangsmessgröße (Glasthermometer) in warmem Wasser<br />

Akalt: Anzeigewert (DASYLab) in kaltem Wasser<br />

Awarm: Anzeigewert (DASYLab) in warmem Wasser<br />

Y = m ⋅ X + b (lineare Übertragungsfunktion)<br />

Ewarm<br />

− Ekalt<br />

wobei m = (Steigung)<br />

A − A<br />

b = E<br />

b = E<br />

warm<br />

kalt<br />

warm<br />

kalt<br />

kalt<br />

− Awarm<br />

⋅ m<br />

(Nullwertabweichung)<br />

− A ⋅ m<br />

Mit Hilfe der EXCEL-Tabelle "Kalibrierfaktoren“, sie befindet sich im entsprechenden ftp-<br />

Verzeichnis, können die Faktoren m und b der linearen Übertragungsfunktion direkt aus den<br />

Messwerten berechnet werden:<br />

Skalierung der Messkanäle in physikalisch sinnvolle Einheiten<br />

physikalische Größe (ISO)=Steigung * X - Nullpunkt ( X = Messwert)<br />

2-Punkt Kalibrierung, Linearität ist gegeben!<br />

y = m ⋅ x − b<br />

y<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

= m ⋅ x − b<br />

2<br />

b = m ⋅ x − y<br />

y 2 − y<br />

m =<br />

x − x<br />

1<br />

1<br />

1<br />

, b<br />

y 2 − y1<br />

= x1<br />

− y1<br />

x − x<br />

2<br />

1<br />

WS2003/2004<br />

delta_p physikalische Größe Messwert X Steigung Nullpunkt<br />

Eigenbau y_1 x_1 m b<br />

0 mbar -0.12 V<br />

0... y_2 x_2<br />

20mbar 20 mbar 10 V 1.97628458 -0.23715415<br />

Einheit in Pa Faktor 100<br />

t physikalische Größe Messwert X Steigung Nullpunkt<br />

y_1 x_1 m b<br />

15.3 °C 12.6 mV<br />

y_2 x_2<br />

33.4 °C 30.2 mV 1.02840909 -2.34204545<br />

Einheit in °C Faktor 1<br />

Die Übertragungsfunktion wird dann unter "Formel" oder „Skalierung“ im DASYLab-Schaltbild<br />

eingegeben.<br />

Für die Druckmessstellen kann die Geräteempfindlichkeit direkt als Umrechnungsfaktor in<br />

DASYLab eingegeben werden. Eine eventuell vorhandene Nullpunktsabweichung wird als<br />

"Offset" korrigiert.<br />

Jetzt sollte es möglich sein, am Bildschirm gleiche Anzeigewerte wie am Glasthermometer bzw.<br />

am Digitalmanometer zu erhalten.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 10<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


2.5 Erfassen paralleler Kanäle in einer Tabelle/Grafik<br />

Bisher hatten wir die einzelnen Multimeterkanäle direkt ausgelesen und angezeigt. Will man<br />

mehrere Messwerte parallel auslesen und weiterverarbeiten (z.B. in eine Tabelle schreiben oder<br />

auf Festplatte speichern), so muss der Messdatenstrom der verschiedenen Multimeter zeitlich<br />

synchronisiert werden, da die Schnittstellen hintereinander abgefragt werden. Verwenden Sie<br />

hierzu das Modul "Synchronisation". Versuchen Sie, die parallelen Daten in eine Tabelle<br />

nebeneinander zu schreiben.<br />

Mit Hilfe eines "Zeitbasis-Moduls" kann auch eine y-t-Grafik für 2 parallele Kanäle erzeugt<br />

werden. Die erzeugte Zeitbasis als Messzeit ist nur im Rahmen einer niedrigen zeitlichen<br />

Auflösung als genau genug anzusehen!<br />

Verwendet werden kann auch das Schaltbild "ohne_mittelung_und_tabelle_120901.dsb":<br />

Erproben Sie die Einstellungen unter „Messen“, „Messeinstellungen“; eine Abtastrate von 10 Hz<br />

oder 0,1 Sekunde ist hier voreingestellt.<br />

• ACHTUNG: Die Messdaten werden nicht automatisch gespeichert! Die Messwerte<br />

müssen über das Clippboard nach Excel exportiert werden.<br />

2.6 Erfassen von transienten Daten<br />

Als "transiente" Messdaten werden Größen bezeichnet, die nicht unter stationären<br />

Betriebsbedingungen ermittelt werden. Beispielsweise ändert man eine Drehzahl oder eine<br />

Sondenposition kontinuierlich und beobachtet die Änderung von Zustandsgrößen in Abhängigkeit<br />

der kontinuierlichen Drehzahlvariation oder der Sondenposition. Die Aufnahme transienter Daten<br />

geschieht analog zu Kap. 1.5.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 11<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


2.7 Gemittelte Messdaten in eine Tabelle schreiben und in einem File speichern<br />

Das Schaltbild "simulation_online_mit_variabler_mittel" aus dem Vorversuch ist einfach zu einer<br />

Messdatenerfassung mittels Multimeter zu verändern. Mehrere Multimeter können mittels dem<br />

Modul „serieller Eingang RS232“ hinzugefügt werden.<br />

Für die Erweiterung des Schaltbildes ist die Kanalzahl der Module Mittelung, Haltefunktion,<br />

Tabelle und Schreiben entsprechend zu erhöhen. Für jedes Multimeter ist ein neues Modul<br />

“serieller Eingang RS232” hinzuzuladen, die COM-Port Nr. des seriellen Ports ist manuell nach<br />

Laden des Multimeter-Makros einzustellen.<br />

Die Messeinstellungen sollen unverändert bei einer Abtastrate von 1 Hz oder 1 Sekunde und<br />

einer Blockgröße von 1 verwendet werden.<br />

2.8 Erstellen eines Bildschirm-Layouts<br />

DASYLab bietet über das Menü „Fenster“, „neues Layout“ die Möglichkeit, das Schaltbild<br />

auszublenden und nur die notwendigen Anzeige und Schaltelemente auf dem Bildschirm zu<br />

platzieren. Diese Layoutfunktionalität müssen Sie für jeden Versuch einsetzen, um die geforderte<br />

Hardcopy vom Bildschirm erstellen zu können.<br />

Bilder aus dem Schaltbild in<br />

das Layout holen!<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 12<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


Verknüpfung mit dem<br />

entsprechenden Modul<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 13<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


3. Anwendung der Messdatenerfassung am Beispiel einer Strömungsgeschwindigkeitsmessung<br />

mittels Prandtl´schem Staurohr<br />

Prandtlsche Staurohre werden in Verbindung mit Differenzdruckmessgeräten zur Ermittlung der<br />

Strömungsgeschwindigkeit verwendet. Sie sind auch für den Einsatz unter rauen<br />

Betriebsbedingungen geeignet, da weder bewegliche noch Verschleiß anfällige Teile der<br />

Strömung ausgesetzt werden. Prandtlsche Staurohre können prinzipiell in Flüssigkeiten und<br />

Gasen eingesetzt werden, der Einsatz in Flüssigkeiten kann sich wegen der notwendigen Füllung<br />

des Staurohres und der Messleitungen mit dem Strömungsmedium aber als schwierig<br />

herausstellen.<br />

p- statischer Druck<br />

(Unterdruck) = p3=p1<br />

Schematische Darstellung des Prandtlschen Staurohrs und der Verzweigungsstromlinie, aus /3/.<br />

Bei strömenden Medien lassen sich folgende Druckgrößen unterscheiden: Als statischer Druck pst<br />

wird der Druck bezeichnet, den ein parallel zur Rohrwand strömendes Medium auf diese ausübt.<br />

Durch eine geeignete Bohrung in der Rohrwand oder durch den ringförmigen Schlitz eines<br />

Staurohres kann er als absoluter Druck pst oder als Druckdifferenz Δ pst = pb<br />

− p gegenüber dem<br />

st<br />

barometrischem Druck pb gemessen werden. Als Gesamtdruck pg wird der Druck bezeichnet, der<br />

an der Spitze eines Staurohres gemessen wird. Er kann als absoluter Druck pg oder als<br />

Druckdifferenz zum barometrischem Druck gemessen werden Δ p g = p g − p . Der Gesamtdruck<br />

b<br />

wird auch als Totaldruck bezeichnet. Als dynamischer Druck pdy wird die Differenz aus<br />

Gesamtdruck und statischem Druck bezeichnet, die gemäß Bernoullischer Gleichung ein Maß für<br />

die Strömungsgeschwindigkeit darstellt. Historisch bedingt wird der dynamische Druck auch als<br />

Staudruck bezeichnet. Diese Benennung kann jedoch zu einer Fehlinterpretation führen, da in<br />

diesem Fall nicht der absolute Druck an einem Staupunkt mit der Strömungsgeschwindigkeit null<br />

gemeint ist, sondern eine durch die Aufstauung entstandene zusätzliche Druckdifferenz. Statt der<br />

Bezeichnung "Staudruck" verwendet man also besser den Begriff "dynamischer Druck".<br />

Entlang der sogenannten Verzweigungsstromlinie wird die Bernoulli-Gleichung für ein<br />

inkompressibles Fluid angesetzt. Berechnet werden soll die Anströmgeschwindigkeit c1. Die<br />

statische Druckbohrung 3 ist geometrisch so gewählt worden, dass p1=p3 gilt:<br />

2<br />

2<br />

c1<br />

p1<br />

c 2 p2<br />

+ = +<br />

2 ρ 2 ρ<br />

mit c 2 = 0 und p1 = p3 folgt<br />

p2<br />

− p1<br />

c 1 = 2 oder<br />

ρ<br />

p+ Gesamtdruck<br />

(Überdruck) = p2<br />

pg<br />

− pst<br />

c ∞ = 2 .<br />

ρ<br />

Die Dichte des strömenden Mediums lässt sich im Falle eines idealen Gases gemäß der idealen<br />

Gasgleichung bestimmen, für das Medium Luft gilt<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 14<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


p∞<br />

J<br />

ρ =<br />

R = Gaskonstante = 287 ⋅ .<br />

R ⋅ T∞<br />

Kg⋅<br />

K<br />

Für den durchzuführenden Versuch wird die Temperatur mittels eines Thermoelements<br />

gemessen. Der Umgebungsdruck ist zu Beginn und nach Abschluss der Versuchsreihen an<br />

einem Barometer abzulesen.<br />

3.1 Winkelabhängigkeit des Prandtlschen Staurohres<br />

Aufgrund des Halbkugelkopfes ist ein Prandtlsches Staurohr relativ unempfindlich gegen seitliche<br />

Fehlanströmung. Nach /2/ wird beim statischen Druck eine Abweichung des statischen Drucks<br />

um 1% bei einer Schräganströmung von 5°(beim Gesamtdruck bei 12°) erreicht. Das folgende<br />

Bild zeigt die Winkelabhängigkeit für verschiedene Bautypen von Staurohren.<br />

Einfluss der Schräganströmung auf Staurohre mit Halbkugelkopf, aus/2/.<br />

3.2 Versuchsaufgabe:<br />

Ein kleines Tischgebläse mit einem austretenden Freistrahl steht zur Verfügung. Die örtlichen<br />

Austrittsgeschwindigkeiten sind für zwei Austrittsquerschnitte zu vermessen. Das Gebläse soll<br />

jeweils mit 2 Drehzahlen betrieben werden: mit größtmöglicher Drehzahl und mit etwa halber<br />

Drehzahl (nach Gefühl einstellen!). Zur Ermittlung des Strömungsprofils ist das Staurohr entlang<br />

des Austritts zu traversieren (verschieben).<br />

1. Lesen Sie den barometrischen Druck im Labor ab und programmieren Sie ein Schaltbild zur<br />

Berechnung der Dichte der Luft mit der Messgröße der Temperatur (Umrechnung in Kelvin<br />

nicht vergessen) und der Geschwindigkeit mit der Messgröße der dynamischen<br />

Druckdifferenz (vgl. Skript aus dem Vorversuch!).<br />

2. Messen Sie für jeden Austrittsquerschnitt einen Pfad entlang des Durchmessers; tragen Sie<br />

die 4 gemessenen Geschwindigkeitsprofile in ein gemeinsames Diagramm ein!<br />

Hinweise zur Gestaltung des Diagramms: Tragen Sie Messkurven, die miteinander verglichen<br />

werden sollen, immer in ein gemeinsames Diagramm ein. Verwenden Sie die Rohrmitte als<br />

Nullpunkt der Radius-Achse und kennzeichnen den Abstand zur jeweiligen Rohrwand.<br />

Sinnvolle Ausgleichskurven für die Messpunkte werden u.U. sogar nachträglich per Hand in<br />

das durch EXCEL erstellte Diagramm eingezeichnet. Überlegen Sie dabei, wie hoch die<br />

theoretische Geschwindigkeit an der Rohrwand sein sollte.<br />

3. Berechnen Sie den Volumenstrom aus der Geschwindigkeitsverteilung gemäß<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 15<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


V = ∫ c ⋅ dA<br />

& .<br />

Für das zylindrische Rohr ist das Oberflächenelement dA entsprechend in<br />

Zylinderkoordinaten zu transformieren:<br />

2πR<br />

∫ = ∫∫<br />

dA r dr dϕ<br />

.<br />

0 0<br />

Für die Berechnung ist das Geschwindigkeitsprofil vom Mittelpunkt des Rohres zur äußeren<br />

Wand zu verwenden. Eine Umfangsverteilung (ϕ-Abhängigkeit) soll hier nicht weiter<br />

berücksichtigt werden, so dass unmittelbar folgt<br />

R<br />

∫<br />

V = 2π<br />

c(<br />

r)<br />

r dr<br />

& .<br />

0<br />

Berechnen Sie nun aus der gegebenen Verteilung c(r) (siehe Excel-File<br />

Geschwindigkeitsverteilung.xls) den Volumenstrom. Mit Hilfe des Volumenstroms berechnen<br />

Sie anschließend die mittlere Geschwindigkeit im Rohr.<br />

Quellen:<br />

/1/ W. Lamprecht KG: Betriebsanleitung für Staurohre nach Prandtl, Göttingen<br />

1968.<br />

/2/ VDI/VDE 2640: Bestimmung des Gasstromes in Leitungen mit Kreis-,<br />

Kreisring- oder Rechteckquerschnitt, 1983.<br />

/3/ Schade, Kunz: Strömungslehre, Berlin, 1989.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 16<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Bachelor Studiengänge PP und PEU<br />

Praktikum Strömungstechnik I<br />

WS 2003 / 2004<br />

4. Versuch: Volumenstrombestimmung<br />

Aufgabe ist es, in einer Rohrleitung die mittlere Strömungsgeschwindigkeit, den Volumen- und<br />

den Massenstrom mittels verschiedener Messverfahren zu bestimmen. Die Versuchseinrichtung<br />

besteht zu diesem Zweck aus einer Rohrleitung mit einer Einlaufdüse, einer normgerecht<br />

eingebauten Messblende, einem Wirbel-Zähler und Bohrungen für den Einsatz eines<br />

Prandtlschen Staurohres. Die Messverfahren sollen für verschiedene<br />

Strömungsgeschwindigkeiten miteinander verglichen werden, wobei die Messungen mit der<br />

Blende als genauestes Verfahren zum Vergleich gewählt werden. Erzeugt wird der Luftstrom mit<br />

Hilfe eines Radialventilators.<br />

1. Einlaufdüse (Viertelkreisdüse)<br />

Ein strömungsgünstiger Rohreinlauf besteht beim Strömungsmedium Luft in der Regel aus einer<br />

sogenannten Viertelkreiseinlaufdüse (siehe auch DIN EN ISO 5167-3: 2000):<br />

∞<br />

Bild 1: Schematische Darstellung einer Viertelkreisdüse.<br />

Eine Viertelkreisdüse wird in der Praxis eingesetzt, sofern die Zuströmung ungestört ist und die<br />

Druckdifferenz abhängig von den verwendeten Druckwandlern genügend genau gemessen<br />

werden kann.<br />

Die mittlere Strömungsgeschwindigkeit lässt sich gemäß der Bernoulli-Gleichung aus dem<br />

Unendlichen zur Position der Druckentnahme ermitteln:<br />

+ = +<br />

ρ ρ<br />

∞<br />

2<br />

2<br />

c ∞ p c1<br />

p1<br />

mit c ∞ = 0 .<br />

2 2<br />

Aufgrund von Reibungseffekten ist die hiernach berechnete Geschwindigkeit c1 größer als die<br />

tatsächliche Geschwindigkeit im Rohr. Daher ist zur Berechnung des Volumenstroms ein<br />

Durchflussfaktor αDüse zu berücksichtigen, im Rahmen des durchzuführenden Versuchs ist, unter<br />

der Voraussetzung einer inkompressiblen Strömung, für die verwendete Viertelkreiseinlaufdüse<br />

der Durchflussfaktor α Düse im Vergleich zu einem Referenzverfahren (Blende) zu bestimmen:<br />

V& = α ⋅ A ⋅ c mit dem Rohrdurchmesser DRohr = 0,<br />

16 [ m]<br />

Düse<br />

Rohr<br />

1<br />

Druckentnahme<br />

1<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0211) 4351-424<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

email Walter.Mueller@fh-duesseldorf.de<br />

email <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 16.01.2004<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 1<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003


V&<br />

Blende<br />

α Düse = .<br />

V&<br />

Düse<br />

2. Wirbel-Zähler<br />

Der Wirbel-Zähler VORTY nutzt die Wirbelablösefrequenz gemäß einer Kármánschen<br />

Wirbelstraße aus.<br />

Bild 2: Karmansche Wirbelstraße hinter einem umströmten Zylinder, vgl. Feynman (1974).<br />

Das hier eingesetzte Messinstrument verwendet einen Prallkörper mit trapezförmigem<br />

Querschnitt, vgl. Bild 3. Die Wirbel lösen ähnlich wie beim umströmten Kreiszylinder<br />

wechselseitig ab. Die Frequenz f der Wirbelablösung ist direkt proportional zur mittleren<br />

Anströmgeschwindigkeit. Mit vier piezoelektrischen Druckaufnehmern wird die<br />

Wirbelablösefrequenz gemessen und in eine Wechselspannung als Rechtecksignal elektrisch<br />

gewandelt. Als Ausgangsignale stehen ein der Strömungsgeschwindigkeit proportionaler Strom<br />

(4-20 mA) und eine geschwindigkeitsproportionale Frequenz zur Verfügung. Die Frequenz der<br />

Wirbelablösung lässt sich mittels Soundkarte oder Multimeter bestimmen.<br />

c∞<br />

Bild 3: Wirbelablösung an dem trapezförmigen Prallkörper.<br />

Die Berechnung für den Volumenstroms in m 3 /s erfolgt bei inkompressibler Strömung gemäß<br />

VWirbelzähl er fMessung<br />

= &<br />

347,<br />

5<br />

4300<br />

* 3600<br />

3. Ringkammer-Messblende<br />

347,<br />

5<br />

Hz =<br />

ˆ 4300<br />

Zunächst werden die strömungsmechanischen Prinzipien einer Messblende beschrieben. Im<br />

Rahmen dieses Praktikumsversuchs sowie späterer Versuche wird die Berechnung der mittleren<br />

Strömungsgeschwindigkeit oder des Volumenstroms gemäß DIN EN ISO 5167-1:1995/A1:1998<br />

Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten Leitungen mit<br />

Kreisquerschnitt - Teil 1, durchgeführt, so dass später auf die hier erarbeiteten Ergebnisse zurück<br />

gegriffen werden soll.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 2<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003<br />

m<br />

3<br />

/ h


3.1 Theoretisches Hintergrundwissen zur Ringkammer-Messblende<br />

Bild 4: Schematische Darstellung der Strömung durch eine Messblende.<br />

Eine Blende bewirkt als unstetige Querschnittsverengung eine starke Strahlkontraktion. Bild 4<br />

zeigt eine Prinzipskizze einer Blende mit dem zugehörigen Verlauf der Strömung und dem<br />

Druckverlauf. Der Druck ´<br />

p liegt über dem statischen Druckniveau in der Rohrleitung, die<br />

1<br />

eingebaute Blende hat eine Druckabnahme und einen Druckverlust zur Folge. Zur Ermittlung des<br />

´ ´<br />

Volumenstroms wird die Druckänderung p − p als sogenannte Wirkdruckdifferenz gemessen.<br />

1<br />

2<br />

Zunächst wird eine inkompressible Strömung vorausgesetzt, die später mittels eines<br />

Expansionskoeffizienten auf eine kompressible Strömung verallgemeinert wird. Zur präzisen<br />

Messung der Geschwindigkeit ist ein voll ausgebildetes ungestörtes turbulentes<br />

Rohrströmungsprofil Voraussetzung.<br />

Die Strömung reißt an der scharfen Kante der Blende ab, stromab verjüngt sich der Strahl weiter<br />

wie Bild 4 zeigt. Der Querschnitt der Blende ist also größer als der kleinste Strahlquerschnitt. Der<br />

Volumenstrom lässt sich mittels Kontinuitäts– und Bernoulligleichung ermitteln :<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 3<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003


V& = c 1 ⋅ A 1 = c 2 ⋅ A 2 = c Bl ⋅ A Bl = μ ⋅ c 2 ⋅ A<br />

mit dem Kontraktionsfaktor 2 Bl A / A = μ .<br />

Bl<br />

Die Bernoulligleichung ist von 1 nach 2 in folgender Form anzusetzen<br />

2<br />

2<br />

c 1 p1<br />

c 2 p 2<br />

+ = +<br />

2 ρ 2 ρ<br />

.<br />

Die Geschwindigkeit c1 lässt sich mit Hilfe des Öffnungsverhältnisses Bl 1 A / A m = eliminieren<br />

A 2<br />

c 1 = c 2 ⋅<br />

A 1<br />

A 2<br />

= c 2 ⋅ ⋅ m = c 2 ⋅ μ ⋅ m<br />

A Bl<br />

.<br />

Eingesetzt in die Bernoulligleichung folgt<br />

2 2 2<br />

2<br />

c 2 ⋅ μ ⋅ m p1<br />

c 2 p 2<br />

+ = + ⇒ c 2<br />

2 ρ 2 ρ<br />

Der Volumenstrom ergibt sich aus<br />

=<br />

2 p1<br />

− p 2<br />

⋅ 2 2<br />

ρ 1−<br />

μ ⋅ m<br />

.<br />

V&<br />

= μ ⋅ A Bl ⋅<br />

2 p1<br />

− p 2<br />

⋅ 2 2<br />

ρ 1−<br />

μ ⋅ m<br />

Es handelt sich hierbei um einen theoretischen Volumenstrom, da die Bernoulligleichung ohne<br />

die Berücksichtigung von Verlusten verwendet wurde. Der tatsächliche Volumenstrom ist<br />

demzufolge kleiner als dieser theoretische. In der Praxis ist es schwierig, den Ort der<br />

Druckentnahme 2 in Abhängigkeit vom Kontraktionsfaktor μ festzulegen, daher verwendet man<br />

die Druckentnahmestellen 1´ und 2´ unmittelbar vor und hinter der Blende. Diese Verschiebung<br />

berücksichtigt man durch einen Faktor ϕ<br />

V& = μ ⋅ ϕ ⋅<br />

1<br />

2 2<br />

1−<br />

μ ⋅ m<br />

⋅ A Bl ⋅<br />

2 ´ ´ ( p1<br />

− p 2 )<br />

ρ<br />

Fasst man die dimensionslosen Größen zusammen zu einer Durchflusszahl α<br />

α = μ ⋅ ϕ ⋅<br />

so erhält man<br />

1<br />

2 2<br />

1−<br />

μ ⋅ m<br />

,<br />

V& = α ⋅ ABl<br />

⋅<br />

2<br />

⋅ ( p′<br />

1 − p′<br />

2 ) = α ⋅ ABl<br />

⋅<br />

ρ<br />

2<br />

⋅ ΔpBl<br />

ρ<br />

.<br />

Δ pBl<br />

wird als Wirkdruckdifferenz der Blende bezeichnet.<br />

Die Durchflusszahl α ist experimentell zu bestimmen, gemäß einer Dimensionsanalyse gilt<br />

⎛ c ⋅ D A Bl εˆ<br />

⎞<br />

α = α<br />

⎜ , ,<br />

⎟<br />

⎝ υ A 1 D ⎠<br />

mit der Oberflächenrauhigkeit εˆ der durchströmten Blendenringfläche.<br />

Da die Durchflusszahl von der erst zu bestimmenden Strömungsgeschwindigkeit abhängt,<br />

handelt es sich bei der Volumenstrombestimmung mittels Messblende um ein iteratives<br />

Verfahren.<br />

Bei kompressiblen Fluiden wird der Einfluss der zwischen den beiden Druckmessstellen der<br />

Blende auftretenden Dichteänderungen durch Einführung einer Expansionszahl ε berücksichtigt.<br />

Damit folgt für den Volumenstrom<br />

2<br />

V& = ε ⋅ α ⋅ A Bl ⋅ ⋅ ΔpBl<br />

[ m<br />

ρ′ 1<br />

3 /s ]<br />

und für den Massenstrom<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 4<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003


mit<br />

m& = ρ′ ⋅ V&<br />

= ε⋅<br />

α⋅<br />

A ⋅ 2⋅ρ′<br />

⋅Δp<br />

[ kg/s ]<br />

1<br />

p′<br />

Bl<br />

1<br />

Bl<br />

1 ρ′ 1 = [ Kg/m<br />

Ri<br />

⋅ T′<br />

1<br />

3 ] und Ri = 287 [J /Kg*K] für das Strömungsmedium Luft.<br />

Die Expansionszahl ε ist eine Funktion des Öffnungsverhältnisses, eines repräsentativen<br />

Druckverhältnisses und des Isentropenexponenten:<br />

⎛ Δp<br />

⎞ Bl<br />

ε = ε ⎜<br />

⎜m,<br />

, κ ⎟ .<br />

⎝ p′<br />

1 ⎠<br />

3.2 Für industrielle Messungen relevante Besonderheiten der DIN EN ISO 5167<br />

„Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten<br />

Leitungen mit Kreisquerschnitt“<br />

Die DIN EN ISO 5167-1:1995/A1:1998 enthält eine Reihe von Abweichungen von den in der<br />

Strömungsmechanik üblichen Bezeichnungen. Nach der Norm gelten folgende Bezeichnungen:<br />

C π 2<br />

Massenstrom qm = ⋅ ε1<br />

⋅ ⋅ d ⋅ 2 ⋅ ρ1<br />

⋅ Δp<br />

,<br />

4<br />

1−<br />

β 4<br />

Volumenstrom qv<br />

=<br />

C<br />

4<br />

1−<br />

β<br />

π 2<br />

⋅ε1⋅ ⋅d ⋅<br />

4<br />

2<br />

⋅Δ<br />

p<br />

ρ1 ,<br />

mit dem Durchflusskoeffizient C,<br />

dem Durchmesserverhältnis β,<br />

der Expansionszahl<br />

⎛ ΔpBl<br />

⎞<br />

ε = ε<br />

⎜ κ<br />

⎟<br />

1 1 m;<br />

; ,<br />

⎝ p′<br />

1 ⎠<br />

dem Blendendurchmesser d<br />

dem Wirkdruck ( ≡ΔpBl )<br />

Δp ,<br />

der Dichte des Fluids (vor der Blende 1 ρ′ ≡ ) ρ1 .<br />

Ferner gelten folgende Zusammenhänge zwischen den in der Strömungsmechanik benutzten und<br />

den in DIN EN ISO 5167-1 verwendeten Bezeichnungen:<br />

Strömungsmechanik allg. DIN EN ISO 5167-1 Zusammenhang<br />

Bezeichnung Formelzeichen Bezeichnung Formelzeichen<br />

Öffnungsverhältnis<br />

m ABl<br />

=<br />

A<br />

Durchmesserverhältnis<br />

β= d<br />

D<br />

β= m<br />

Durchflusszahl α Durchflusskoeffizient<br />

1<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 5<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003<br />

C<br />

2<br />

C = α ⋅ 1−m<br />

C = α⋅ 1−β<br />

Die Blendenmessung eignet sich in Abhängigkeit vom Durchmesserverhältnis β für Reynolds-<br />

Zahlen gemäß<br />

Re β<br />

2<br />

≥ 16000 ⋅<br />

(bei β=0,8 Re>10205)<br />

als sehr genaues Referenzverfahren.<br />

Zur Bestimmung des Durchflusskoeffizienten C bei Eckdruckentnahme sowie der Expansionszahl<br />

ε sind in DIN EN ISO 5167-1:1995/A1:1998 folgende Näherungsfunktionen angegeben:<br />

Durchflusskoeffizient C:<br />

4


C =<br />

mit<br />

0,<br />

5961<br />

Re<br />

D<br />

6<br />

2<br />

8<br />

⎛ 10 ⎞<br />

+ 0,<br />

0261⋅<br />

β − 0,<br />

216 ⋅ β + 0,<br />

000521⋅<br />

⎜<br />

⎜β<br />

⋅<br />

Re ⎟ +<br />

⎝ D ⎠<br />

0,<br />

8<br />

⎛<br />

19000 ⎞<br />

⎜<br />

⎛ ⋅ β ⎞<br />

+ 0,<br />

0188 + 0,<br />

0063 ⋅<br />

⎟ ⋅ β<br />

⎜<br />

⎜<br />

Re ⎟<br />

⎟<br />

D<br />

⎝<br />

⎝ ⎠ ⎠<br />

c ⋅ D 4 ⋅ V&<br />

4 ⋅ m&<br />

4 ⋅ m&<br />

D<br />

1<br />

= = =<br />

= .<br />

ν π ⋅ D ⋅ ν π ⋅ D ⋅ ρ ⋅ ν π ⋅ D ⋅ η<br />

1<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 6<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003<br />

0,<br />

7<br />

3,<br />

5<br />

⎛ 10<br />

⋅ ⎜<br />

⎝ Re<br />

Der Durchflusskoeffizient ist iterativ zu ermitteln, seinen Verlauf über der Reynolds-Zahl zeigt<br />

schematisch Bild 5!<br />

Durchflußkoeffizient C<br />

Bild 5: Durchflusskoeffizient C über der Reynolds-Zahl.<br />

Expansionszahl ε:<br />

4 Δp<br />

ε = 1− ( 041 , + 035 , ⋅β ) ⋅<br />

κ ⋅ p 1<br />

p ≡ p = p′<br />

und κ≈14 , für Luft.<br />

mit 1 vor der Blende 1<br />

ß<br />

Re = c*d<br />

ν<br />

Die Formeln der Expansionszahl ε1 und des Durchflusskoeffizienten C gelten nur bei einem voll<br />

ausgebildeten turbulenten Rohrströmungsprofil. Bevor man eine Messblende einsetzt, muss<br />

sichergestellt sein, dass ein solches Profil vorliegt! Wird die Blende hinter Krümmer oder<br />

Einbauten eingesetzt, ist eine Kalibrierung der Wirkdruckmessung auf den tatsächlichen<br />

Massenstrom notwendig, oder es ist gemäß Korrekturvorschlägen nach DIN EN ISO 5167-<br />

1:1995/A1:1998 vorzugehen.<br />

Die geometrischen Abmessungen der hier verwendeten Blende werden in Bild 6 gezeigt.<br />

6<br />

D<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

0,<br />

3


Bild 6: Abmessungen der verwendeten Ringkammerblende.<br />

3. Verwendete Literatur:<br />

Feynman, R.: Lectures on Physics, 1974.<br />

ROTA – Yokogawa GmbH&Co KG, VORTY-K Wirbel-Zähler, Gerätebeschreibung.<br />

DIN EN ISO 5167-1:1995/A1:1998 Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll<br />

durchströmten Leitungen mit Kreisquerschnitt - Teil 1, letzte Änderung 6-1998.<br />

Siehe: http://www.bibl.fh-duesseldorf.de/<br />

→ Datenbanken → Digitale Bibliothek→ Volltexte →Normen/Patente →PERINORM<br />

4. Versuchsdurchführung<br />

1. Zunächst wird der Volumenstrom im Rohr variiert (etwa 10 Messpunkte). Vergleichen Sie die<br />

gemessenen mittleren Geschwindigkeiten, Volumen- oder Massenströme der Messverfahren<br />

Einlaufdüse, Messblende und Wirbelzähler miteinander. Die Messwerte des Prandtlschen<br />

Staurohres werden zunächst nicht benötigt!<br />

2. Traversieren Sie für einen großen und einen kleinen Durchsatz ein Geschwindigkeitsprofil<br />

mittels Prandtlschem Staurohr an genügend Positionen im Rohr ab. Fertigen Sie eine Skizze<br />

von den geometrischen Messpunkten im Rohr an (Achtung, unsymmetrische Verteilung über<br />

den Rohrquerschnitt!). Die Messungen an Einlaufdüse, Messblende und Wirbelzähler dienen<br />

hier als Vergleich zur Prandtlrohrmessung!<br />

5. Versuchsauswertung<br />

1. Werten Sie die Daten in Excel aus und verwenden Sie Namen und die automatische Iteration<br />

bei den Messblendendaten.<br />

2. Bestimmen Sie den Durchflussfaktor αDüse der verwendeten Einlaufdüse.<br />

3. Vergleichen Sie die mittleren Geschwindigkeiten oder die Volumen- oder Massenströme der<br />

Messverfahren Einlaufdüse, Messblende und Wirbelzähler miteinander. Der berechnete α-<br />

Wert der Einlaufdüse ist hierbei zu berücksichtigen! Verwenden Sie die Blendenmessung als<br />

Referenz, so dass Sie zum einen über den Werten der Blendenmessungen auftragen<br />

(Diagramm 1) und auch einen relativen Messfehler zur Blendenmessung berechnen und<br />

grafisch auftragen (Diagramm 2).<br />

4. Tragen Sie die mit dem Prandtlschen Staurohr traversierten Profile für beide Volumenströme<br />

als Vollprofile über dem Radius auf (Diagramm 3). Berechnen Sie die Volumenströme<br />

V = ∫ c ⋅ dA & und die mittlere Geschwindigkeiten und vergleichen diese Werte mit den<br />

Mittelwerten der anderen Messverfahren in Form einer Tabelle mit Prozentangaben.<br />

Einzelheiten zur Berechnung des Volumenstroms aus dem Strömungsprofil entnehmen Sie<br />

bitte dem 3. Versuchsskript zum Prandtlschen Staurohr.<br />

5. Diskutieren Sie, welche Mindestgeschwindigkeiten und Reynolds-Zahlen für die verwendeten<br />

Messverfahren vorliegen müssen, um eine sinnvolle und genaue Messung durchzuführen?<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 7<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2003


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Praktikum Strömungstechnik I, WS 2005/2006<br />

3. Versuch:<br />

Kräfte auf umströmte Körper – ein Windkanalexperiment<br />

Aufgabe ist es, im Niedergeschwindigkeitswindkanal die Widerstandskraft verschiedener Körper<br />

(Kugeln, Zylinder, Modellauto) zu bestimmen. Die Ergebnisse sind mit der semi-empirischen<br />

Theorie zu vergleichen.<br />

1. Windkanal<br />

1 2<br />

10<br />

3<br />

580<br />

Mitte<br />

Waage<br />

maximal<br />

1200<br />

6700<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 1<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

4<br />

9<br />

5 6 7<br />

1 Gleichrichter (nicht eingebaut) 2 Turbulenzsiebe 3 Düse 4 Freistrahl – Messstrecke<br />

5 Auffangtrichter 6 Auffangdiffusor 7 Umlenkbleche 8 Antriebsmotor (Gleichstrom)<br />

9 einstufiges Axialgebläse 10 Diffusor 11Bedienungsbühne mit Dreikomponenten-Waage<br />

Bild 1: Schematische Darstellung des Windkanals Göttinger Bauart.<br />

Ø600<br />

11<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0175) 4200853<br />

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email <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

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<strong>Düsseldorf</strong>, den 27.07.2005<br />

Bild 1 zeigt schematisch den Niedergeschwindigkeits-Windkanal Göttinger Bauart mit offener<br />

Messstrecke. Die Einstellung verschiedener Anströmgeschwindigkeiten erfolgt durch Änderung<br />

der Drehzahl des Axialgebläses.<br />

8<br />

2250


2. Strömungstechnische Grundlagen<br />

Die Bestimmung des Strömungswiderstandes einer Kugel ist nicht nur historisch durch die<br />

Versuche von Prandtl Anfang des 20. Jahrhunderts und Eiffel 1912 interessant, sondern auch<br />

von besonderer praktischer Bedeutung für das Schweben von Partikeln in Luft- und<br />

Gasströmungen, bei pneumatischer Förderung, Trocknung, Verschwelung, Entstaubung,<br />

Viskosimetrie sowie im Sport bei Golf und anderen Ballsportarten.<br />

Die Widerstandskraft FW auf einen fluidumströmten Körper setzt sich additiv zusammen aus der<br />

Flächen- oder Reibungswiderstandskraft FWR und der Form- oder Druckwiderstandskraft FWP.<br />

Die Flächen- oder Reibungswiderstandskraft FWR entsteht durch die Reibung zwischen Fluid und<br />

Partikelfläche. Infolge der Grenzschicht an der Oberfläche bilden sich Schubspannungen aus, die<br />

zu Kräften in Richtung der Anströmgeschwindigkeit führen.<br />

Die Form- oder Druckwiderstandskraft FWP entsteht durch die unterschiedliche Verteilung des<br />

Druckes an der Oberfläche des umströmten Körpers. An der Vorderkante des Körpers (von der<br />

Strömung aus gesehen) herrscht infolge des aufgestauten Fluids maximaler Überdruck. Auf dem<br />

Weg zur breitesten Stelle der Körperkontur nimmt die Strömungsgeschwindigkeit zu, und der<br />

Druck an der Oberfläche sinkt gemäß der Impulserhaltung entsprechend ab, z.T. bis weit unter<br />

den Druck der Umgebung. Liegt die Grenzschicht auf der Körperrückseite sauber an, so steigt<br />

hier der Druck wieder an und kann im Idealfall den Druck auf der Vorderseite erreichen: der<br />

Druckwiderstand ist Null. Existieren jedoch Strömungsablösungen auf der Rückseite des Körpers,<br />

kann der Druck nicht wieder ansteigen, und es entsteht je nach Größe des Ablösegebietes ein<br />

beträchtlicher Druckunterschied zwischen Vorder- und Rückseite.<br />

Der Strömungswiderstand - bekannt als cw oder ζ w -Wert - eines umströmten Körpers stellt eine<br />

dimensionslos gemachte Widerstandskraft dar, diese wird auf den dynamischen Druck der<br />

Anströmung und die Projektionsfläche zur Anströmung bezogen:<br />

ζ<br />

W<br />

F<br />

=<br />

ρ<br />

⋅c<br />

2<br />

Der gesamte Widerstandsbeiwert ζW setzt sich entsprechend zusammen aus dem Flächen- oder<br />

Reibungswiderstand ζWR und dem Form- oder Druckwiderstand ζWP.<br />

Bei „plumpen“ umströmten Körpern überwiegt der Anteil des „Formwiderstandes“. Handelt es sich<br />

um scharfkantige Körper, bleibt das Ablösegebiet in weiten Bereichen der<br />

Anströmgeschwindigkeit immer gleich groß. Das bedeutet, dass der Widerstandsbeiwert nahezu<br />

unabhängig von der Reynoldszahl ist. Anders sind die Verhältnisse bei abgerundeten Körpern<br />

wie Kugeln oder quer angeströmten Zylindern, die im Rahmen des durchzuführenden<br />

Experiments untersucht werden.<br />

Bei der Umströmung von Zylindern (Bild 2) und Kugeln lassen sich 4 Bereiche der Re-Zahl<br />

unterscheiden:<br />

1. Schleichende Umströmung:<br />

Im Bereich Re < 1 (Kugeln) bzw. Re < 4 (Zylinder) bewegt sich die Strömung auf glatten, zur<br />

Körperoberfläche parallelen Strombahnen, sowohl auf der Vorderseite wie auch der Rückseite.<br />

Ablösung der Grenzschicht findet nicht statt. Die Strömung ist rund um Zylinder bzw. Kugel<br />

laminar; der Strömungswiderstand ist ein reiner Reibungswiderstand. Etwa im Bereich Re= 1<br />

bzw. 4 werden erste Ablösungseffekte unmittelbar am rückseitigen Pol beobachtet.<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 2<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

W<br />

2<br />

∞<br />

⋅ A


Bild 2: Zylinderumströmung bei laminarer und turbulenter Grenzschicht.<br />

2. Stationärer Wirbel<br />

Bei Re-Zahlen > 1 bzw. > 4 beginnt sich die Strömung auf der Rückseite von Kugeln bzw.<br />

Zylindern, am "Polpunkt", abzulösen. Der Ablösungseffekt ist Folge der konvex gekrümmten<br />

Oberfläche und der damit verbundenen Aufweitung der Grenzschicht bei gleichzeitigem<br />

Druckanstieg.<br />

Beim Zylinder bildet sich bis etwa Re < 40 ein stationäres Wirbelgebiet mit zwei gegenläufigen<br />

Wirbeln aus. Im Bereich zwischen 40 < Re < 300 lösen sich abwechselnd oben und unten Wirbel<br />

ab, hinter dem Zylinder entsteht also eine charakteristische Konfiguration von Wirbeln, die man<br />

eine Kármán'sche Wirbelstraße nennt. Bei einer Kugel bildet sich dagegen infolge der anderen<br />

Symmetrieeigenschaften ein stationärer Ringwirbel, der bis etwa Re = 500 stabil bleibt.<br />

Mit weiter steigender Reynoldszahl verschiebt sich der Ablösepunkt immer mehr in Richtung<br />

Kugeläquator bzw. zur breitesten Stelle des Zylinders. Je früher die Ablösung eintritt, desto<br />

größer wird das Wirbelgebiet auf der Rückseite.<br />

3. Instationäre Wirbelschleppe<br />

Ab Re ≈ 300-500 wächst der Wirbelbereich weiter, aber die Ringwirbel werden instationär, d.h.<br />

Lage und Größe der Einzelwirbel wechseln permanent. Etwa bei Re ≈ 103 (Zylinder) bzw.<br />

Re ≈ 2 . 104 (Kugel) ist aus dem Wirbelbereich eine ausgedehnte Wirbelschleppe entstanden,<br />

deren Größe sich mit weiter steigender Reynoldszahl nicht mehr verändert. Im folgenden Bereich<br />

bleiben Ablösepunkt, die voll ausgebildete Wirbelschleppe und auch der Druckwiderstand<br />

konstant. Der Widerstandsbeiwert in diesem Konstanzbereich ist bei Zylindern mit etwa ζW = 1 ca.<br />

2,5mal so groß wie bei Kugeln (ζW = 0,4).<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 3<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


4. Überkritischer Bereich<br />

Bis zu Rekr ≈ 2 . 10 5 (Kugel) bzw. Rekr ≈ 4 . 10 5 (Zylinder) ist die Grenzschicht, in der sich das<br />

eigentliche Geschwindigkeitsprofil ausbildet, laminar. Bei höheren Re-Zahlen ist aber auch<br />

innerhalb der Grenzschicht die mittlere Strömungsgeschwindigkeit so weit angestiegen, dass die<br />

Grenzschicht in den turbulenten Zustand umschlägt. Durch das Turbulentwerden der<br />

Grenzschicht verlagert sich der Ablösepunkt weiter nach hinten (in Richtung des rückseitigen<br />

Pols), da infolge der Mischbewegungen die mitschleppende Wirkung der Außenströmung<br />

wesentlich größer ist als bei der laminaren Grenzschicht. Gemäß einer energetischen<br />

Betrachtung steht der turbulenten Grenzschicht aufgrund der zusätzlichen Schwankungsenergie<br />

mehr kinetische Energie zur Verfügung als der laminaren Grenzschicht. Größere Druckberge<br />

können daher bei turbulenter Grenzschicht überwunden werden, ohne dass die Strömung ablöst.<br />

Damit wird die Ausdehnung der vorher voll ausgebildeten Wirbelschleppe beträchtlich verkleinert.<br />

Mit der Verkleinerung des Wirbelbereichs wird aber auch der Druckwiderstand vermindert: es<br />

kommt zu einem steilen Abfall des ζw-Wertes oberhalb von Rekr.<br />

Die genaue Lage des kritischen Umschlagpunktes hängt zusätzlich vom Turbulenzgrad der<br />

Strömung ab. Unter "Turbulenzgrad" versteht man die Größe der örtlichen Schwankungsbewegungen,<br />

bezogen auf die mittlere Strömungsgeschwindigkeit. Die "kritische Reynoldszahl", bei<br />

der der Steilabfall auftritt, ist um so kleiner, je größer der Turbulenzgrad des Windkanals ist.<br />

Ebenso wird die kritische Re-Zahl kleiner, wenn die umströmte Oberfläche aufgeraut oder z.B. mit<br />

Noppen versehen wird; die Unebenheiten wirken gleichsam wie "Stolperstellen", die die laminare<br />

Grenzschicht früher umschlagen lassen. Dieser Effekt wird in der Praxis vielfach ausgenutzt, um<br />

den Strömungswiderstand von Körpern zu vermindern.<br />

1 0<br />

ζ w<br />

1 0<br />

1 0<br />

1 0<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

1 0 10 10 10 10 10 10<br />

Kugel<br />

Zylinder<br />

Bild 3: Widerstandsbeiwerte verschiedener umströmter Körper nach /1/.<br />

Re<br />

Messbereich des Laborversuchs<br />

an der <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Der Verlauf des Widerstandsbeiwertes in Abhängigkeit von der Reynoldszahl für Zylinder<br />

(gestrichelt) und Kugeln (durchgezogen) ist in Bild 3 dargestellt. Man erkennt, dass der<br />

Widerstandsbeiwert mit der Re-Zahl abnimmt, in einem Bereich von etwa zwei Zehnerpotenzen<br />

5<br />

nahezu konstant ist und dann für Kugeln bei einer Re-Zahl von ungefähr 3 ⋅ 10 „plötzlich“ von<br />

ζ 0,<br />

4 auf einen Minimalwert von 1 , 0 ζ abfällt. Diese Verringerung des<br />

w ≈<br />

Widerstandsbeiwertes wird verursacht durch den Übergang einer laminaren zu einer turbulenten<br />

Grenzschicht im Bereich des Meridiankreises und die dadurch bedingte erhebliche Verkleinerung<br />

des Ablösegebietes im Nachlaufbereich der Kugel, vgl. Bild 2.<br />

3. Messtechnik<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 4<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

w ≈<br />

laminare GS<br />

turbulente GS


Die Strömungsgeschwindigkeit in der Messstrecke des Windkanal wird mit einem Prandtlschen<br />

Staurohr und einem Flügelradanemometer bestimmt. Das Flügelradanemometer demonstriert ein<br />

alternatives Messverfahren – allerdings mit einem begrenzten Geschwindigkeitsbereich. Zur<br />

Messung der Kräfte auf umströmte Körper steht eine 3-Komponenten-Waage für die<br />

Widerstands-, die Auftriebskraft und das Kippmoment zur Verfügung, Bild 4. Im Rahmen dieses<br />

Versuchs wird nur die Widerstandskraft gemessen und ausgewertet.<br />

Auftrieb Z ( N )<br />

blau<br />

Moment My ( Nm )<br />

gelb<br />

Widerstand X ( N )<br />

rot<br />

1 Rahmen<br />

2 Pendelstange<br />

3 Pendelstütze<br />

Wägezelle<br />

(Auftrieb)<br />

4 verstellbare Aufhängung<br />

5 Spannschlösser<br />

6 Lager ( Drehpunkt )<br />

Windkanaldüse<br />

Übertragungselemente ( Stangen ; Hebel etc. )<br />

3<br />

4 4<br />

5 5<br />

Mitte Windkanal<br />

Bild 4: Schematische Darstellung der Windkanalwaage.<br />

c oo<br />

Wägezelle<br />

(Moment)<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 5<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

Mitte Waage<br />

6<br />

x<br />

1<br />

Wägezelle<br />

(Widerstand)<br />

x = Abstand Aufhängung Momentenwaage zum Drehpunkt = 65 mm<br />

2


4. Untersuchte Körper und Versuchsdurchführung<br />

Zu vermessen sind Kugeln und Zylinder verschiedener Durchmesser, ein Modellauto sowie deren<br />

Halterungen. Gemessen werden die Widerstandskraft, die Strömungsgeschwindigkeit mit<br />

Prandtlschem Staurohr, die Temperatur und die Drehzahl des Windkanalantriebs.<br />

Der Widerstandsbeiwert ζW ist anhand der Gleichung<br />

ζ<br />

W<br />

F<br />

=<br />

ρ<br />

⋅c<br />

2<br />

zu berechnen. Zu beachten ist, dass für FW die gemessene Widerstandskraft ohne Halterung<br />

einzusetzen ist.<br />

Die Projektionsfläche A (Bild 5) kann für die einfachen Körper mit Hilfe geometrischer<br />

Grundformen berechnet werden. Für das Modellauto wird ein Digitalfoto der Schattenfläche<br />

aufgenommen und der Flächenwert wird anhand einer bildanalytischen Messung der Pixelzahl<br />

bestimmt.<br />

Bild 5: Projektionsflächen<br />

Zur Bestimmung der dynamischen Viskosität von Luft soll die Gleichung nach Sutherland /2/<br />

verwendet werden:<br />

B ⋅ T ⎡ ⎤<br />

η = in<br />

C ⎢ 2 ⎥<br />

1+<br />

⎣m<br />

⎦<br />

T<br />

Die kinematische Zähigkeit ν kann über die dynamische Viskosität bei Division durch die Dichte<br />

berechnet werden. Zur Berechnung der Dichte ist die ideale Gasgleichung zu verwenden.<br />

5. Darstellung der Ergebnisse<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 6<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005<br />

W<br />

2<br />

∞<br />

⋅ A<br />

Ns mit : B = 1,503 ⋅ 10 -6 ; C = 123,6 .<br />

1. Tragen Sie die Widerstandskraft über der Anströmgeschwindigkeit auf.<br />

Die Verläufe für alle Körper, die mit gleicher Halterung befestigt waren, sollen in jeweils ein<br />

Diagramm gezeichnet werden. Die Widerstandskraft der Halterung ist zum Vergleich mit<br />

einzuzeichnen. Untersuchen Sie anhand dieser Diagramme den Einfluss der Halterung auf<br />

den gemessenen Widerstandsbeiwert der unterschiedlichen Körper.


2. Berechnen Sie die Widerstandsbeiwerte in Abhängigkeit von der Reynoldszahl und erstellen<br />

ein eigenes (doppeltlogarithmisches) Diagramm ζ w = ζ w (Re) .<br />

Die Messdaten sind als Punkte mit sinnvollen Symbolen (ohne Ausgleichskurven)<br />

darzustellen. Zum Vergleich hiermit sollen auch die aus der Literatur bekannten Verläufe<br />

gemäß Bild 3 in das Diagramm aufgenommen werden. Die Daten aus Bild 3 sind als Excel<br />

File "kugel_zylinder_wertetabelle290403.xls" abrufbar. Diese Daten bitte nur als Linien<br />

einzeichnen (ohne Punktsymbole!). Für das Modellauto gilt der Vergleichswert für Porsche<br />

911 lt. Hersteller: ζW = 0,3 (konstant).<br />

Das Diagramm soll nur den kritischen Bereich von etwa 10 4 < Re < 10 6 abdecken<br />

(Wertebereich der Messdaten!). Diskutieren Sie die Unterschiede zwischen gemessenen<br />

Verläufen und den Daten aus der Literatur!<br />

3. Schätzen Sie für die Kugeln aus den von Ihnen aufgenommenen Verläufen ζ w = ζ w (Re)<br />

eine kritische Reynoldszahl Rekr ab. Als kritische Reynoldszahl ist diejenige Re-Zahl definiert,<br />

bei der der Widerstandsbeiwert ζ w = 0,3 beträgt:<br />

Ablesung in das Widerstandsdiagramm ein!<br />

Re kr = Re ζ w = 0,<br />

3 . Zeichnen Sie Ihre<br />

4. Beschreiben Sie in eigenen Worten den Vorteil der Auftragung cW=f(Re) gegenüber FW=f(c∞).<br />

Bild 6 (aus /3/)<br />

6. Verwendete Literatur<br />

/1/ Schade, H., Kunz, E.: Strömungslehre, 1985.<br />

/2/ Vogelpohl, G.: Betriebsichere Gleitlager, Springer Verlag , 1958.<br />

/3/ Strybny, J.; Ohne Panik – Strömungsmechanik, Vieweg-Verlag 2003<br />

<strong>Kameier</strong>/Müller 7<br />

© <strong>FH</strong> <strong>Düsseldorf</strong> 2005


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Praktikum Strömungstechnik II<br />

Sommersemester 2005<br />

Abgabemodalitäten und Bewertung<br />

Voraussetzung für die Teilnahme ist das Praktikum Strömungstechnik I.<br />

Das Praktikum setzt sich aus 4 Aufgaben zusammen. Zu jeder Aufgabe ist eine eigene<br />

Hausarbeit abzugeben. Die erste Hausarbeit ist als Einzelarbeit abzugeben, die anderen<br />

drei Hausarbeiten sind als Gruppenarbeit von maximal 4 Personen anzufertigen. Die<br />

Gruppenzusammenstellung wird bei der Anmeldung zum Praktikum (Listeneintrag, Ausgabe der<br />

User-Accounts (student$) mit Passwort) festgelegt und darf über das Semester nicht verändert<br />

werden.<br />

Die Hausarbeiten sind vollständig auf dem Server unter dem jeweiligen Studenten-Account der<br />

Gruppe in einem eigenen Verzeichnis abzuspeichern. In der Hausarbeit sind der Pfad und die<br />

zugehörigen Dateien deutlich zu kennzeichnen.<br />

Jede Hausarbeit wird mit maximal 12 Punkten bewertet. Punktabzug erfolgt bei verspäteter<br />

Abgabe, notwendigen Korrekturen und inhaltlichen Mängeln. Lesen Sie bitte die<br />

Aufgabenstellung genau durch, gehen Sie in der Hausarbeit auf jede einzelne Frage explizit ein.<br />

Jeweils Freitags vor der am Dienstag stattfindenden Rücksprache ist die Hausarbeit spätestens<br />

abzugeben! Die Anwesenheit ist sowohl bei dem Versuch als auch bei der Rücksprache<br />

zwingend notwendig.<br />

Abgabetermine Gruppe A Gruppe B<br />

Ähnlichkeitstheorie 08.04.05 22.04.05<br />

Kreiselpumpe 29.04.05 06.05.05<br />

Francisturbine 03.06.05 10.06.05<br />

Radialgebläse 01.07.05 01.07.05<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Strömungstechnik und Akustik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

email <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 14.02.2005<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 1<br />

<strong>Kameier</strong>


1. Praktikum:<br />

Strömungstechnische Ähnlichkeit<br />

am Beispiel von „Ventilatorkennlinien“und von „Druckverlusten durch Reibung in<br />

Rohrleitungen“<br />

Ziel dieses Praktikums ist es, den strukturierten Aufbau von Excel-Tabellen am Beispiel<br />

strömungstechnischer Anwendungen zu wiederholen. Das Rechnen mit Namen und die<br />

automatische Iteration werden als Excel-Anwendung noch einmal ausführlich behandelt.<br />

1. Excel mit Namen (nur zum Üben, ohne Hausaufgabe!)<br />

Das File Excel_mit_Namen_kameier280103.xls beinhaltet das umseitig gezeigte Beispiel einer<br />

einfachen Verrechnung unter Zuhilfenahme von Namen. Statt der üblichen Verwendung von<br />

Koordinaten wie C5 oder D12 werden in der Tabellenkalkulation Formeln in Klartext verwendet.<br />

Insbesondere bei längeren Formeln (z.B. Volumenstrombestimmung mittels einer Messblende<br />

gemäß DIN EN ISO 5167-1) trägt dieses Vorgehen erheblich zur Übersicht bei, so dass eine<br />

Fehlersuche für den Programmierer deutlich einfacher ist.<br />

Konstanten wie ein Rohrdurchmesser, die bei der gesamten Verrechnung unverändert bleiben,<br />

werden als solche festgelegt:<br />

Der Cursor ist auf das Feld 0,8 zu platzieren, unter Einfügen / Namen / definieren anklicken. Der<br />

Zellinhalt links neben der Cursorzelle wird automatisch als Name vorgeschlagen, o.k. nicht<br />

vergessen.<br />

Tabelle 1: Excel-Tabelle zur Erklärung der Berechnung mit Namen statt gewöhnlicher<br />

Zellbezüge.<br />

*)<br />

!!!<br />

*) Die Einheit muss über der als Namen verwendeten Spaltenüberschrift stehen, zur<br />

besseren Unterscheidung von einem Formelzeichen wird die Einheit in eckige Klammern<br />

gesetzt.<br />

Bei den zu verrechnenden Messwerten dürfen auf gar keinen Fall Bereiche als „Name“ definiert<br />

werden! Beachten Sie die Zeile 21 zur Dokumentation der verwendeten Formel.<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 2<br />

<strong>Kameier</strong>


2. Ventilatorkennlinien<br />

2.1. Hintergrundwissen zur Dimensionsanalyse (ohne Hausaufgabe!)<br />

Mit Kenntnissen der Dimensionsanalyse sind prinzipiell zwei Dinge möglich:<br />

a) Die Übertragung bestimmter Größen zwischen physikalisch ähnlichen Objekten. Bei der<br />

Auslegung und Berechnung von Strömungsmaschinen ist dies von Nutzen, da sich<br />

Erkenntnisse aus Modellexperimenten unmittelbar verrechnen lassen.<br />

b) Die Anzahl der Variablen lässt sich bei mehr parametrigen Problemen durch die<br />

Verwendung dimensionsloser Kennzahlen reduzieren.<br />

Bekannt ist die Übertragung von Maßstäben aus Zeichnungen oder Landkarten, das ist eine<br />

Aufgabe der Ähnlichkeitslehre. Bei der Übertragung von Messergebnissen von einem Aufbau auf<br />

einen anderen mit unterschiedlicher Skalierung, wird man feststellen, dass die Übertragung nicht<br />

ganz so einfach ist wie bei der Landkarte. Dieser Unterschied wird mit den Vokabeln geometrisch<br />

ähnlich und physikalisch ähnlich beschrieben.<br />

Häufig sind die dimensionellen Zusammenhänge bei Experimenten bekannt und einfach<br />

durchschaubar. Dies muss aber nicht grundsätzlich der Fall sein. Mit Hilfe einer Rechenvorschrift<br />

lässt sich die Dimensionsanalyse allgemein verwenden. Eine genaue Beschreibung findet sich<br />

dazu in Schade/Kunz (1989). Anhand des Beispiels einer Strömungsmaschine soll der<br />

Algorithmus und die Nomenklatur hier eingeführt und erläutert werden:<br />

Die Druckerhöhung Δp einer Pumpe oder eines Verdichters hängt ab von folgenden Parametern:<br />

• Volumenstrom V & ,<br />

• Durchmesser D des Laufrades,<br />

• Dichte ρ des Fördermediums,<br />

• Zähigkeit des Fördermediums, die kinematische Zähigkeit ν wird gewählt,<br />

• Drehzahl n der Maschine,<br />

( V,<br />

D,<br />

ρ,<br />

, n)<br />

Δp = f & ν .<br />

Wir haben somit eine Relevanzliste des Problems und bestimmen nun die Dimension aller<br />

vorkommenden Größen:<br />

1 −1<br />

−2<br />

[ Δ p]<br />

= M L T<br />

M = [ kg]<br />

L = [ m]<br />

T = [ s]<br />

3 1<br />

[ V&<br />

− ] = L T<br />

[ D ] = L<br />

1 −3<br />

[ ρ ] = M L<br />

2 −1<br />

[ ν ] = L T<br />

−1<br />

[] n =<br />

T<br />

ˆ<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 3<br />

<strong>Kameier</strong><br />

ˆ<br />

ˆ


Mit der Beschränkung auf hydraulische Strömungsmaschinen (ρ=konst.) lässt sich über den<br />

Quotienten aus Druck und Dichte die Masse eliminieren, so dass die Dimensionsmatrix<br />

L[m] T[s] M[kg]<br />

n 0 -1 0<br />

D 1 0 0<br />

V& 3 -1 0<br />

ν 2 -1 0<br />

Δp ρ 2 -2 0<br />

den Rang 2 hat, d.h., mit 2 Größen lassen sich alle Zeilen per Linearkombination ausdrücken.<br />

Zwei Größen sind nun zu sogenannten natürlichen Grundgrößen, zu problembezogenen<br />

Einheiten, zu wählen.<br />

a) Aus reiner Sicht der Dimensionsanalyse wäre es sinnvoll, D und ν zu wählen. V& und n<br />

blieben dann sogenannte Einstellgrößen, die sich im Experiment auch tatsächlich variieren<br />

ließen. Ziel ist die Auftragung Δp ρ über V& in Abhängigkeit des Scharparameters n. D und ν<br />

sind durch die Geometrie eines Laufrades, das für ein Fördermedium bestimmt ist, bereits<br />

festgelegt. Die Dimensionsmatrix verändert sich somit zu<br />

D ν<br />

Δp ρ -2 2<br />

V& 1 1<br />

n -2 1<br />

und der funktionale Zusammenhang lässt sich dann schreiben als<br />

Δp<br />

D<br />

2<br />

ρ ν<br />

2<br />

⎛ V&<br />

n<br />

= f⎜<br />

⎜<br />

,<br />

⎝ ν D<br />

D<br />

ν<br />

2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

.<br />

b) Historisch gewachsen ist eine Normierung mittels n und D als natürliche Grundgrößen. Der<br />

Grund dafür ist, dass ν für einen Ventilatortyp festgelegt ist, beispielsweise für Wasser oder<br />

Luft als Fördermedium. Ähnliche Versuche lassen sich somit bei Variation von n und D<br />

durchführen. Variiert man ν, gelten schon alleine aus Festigkeitsgründen ganz andere<br />

Auslegungskriterien. Zudem lässt sich experimentell bestimmen, dass das Problem<br />

unabhängig von der Reynoldszahl ist, so dass ν als natürliche Grundgröße ungeeignet ist. Als<br />

Dimensionsmatrix ergibt sich also<br />

n D<br />

Δp ρ 2 2<br />

V& 1 3<br />

ν 1 2<br />

oder als funktionaler Zusammenhang geschrieben:<br />

Δp<br />

⎛ V&<br />

ν ⎞<br />

= f⎜<br />

⎟<br />

ρ ⎜<br />

,<br />

2 2<br />

3 2<br />

n D<br />

⎟<br />

⎝ n D n D ⎠<br />

1 2 3<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 4<br />

<strong>Kameier</strong>


Für die drei normierten Parameter sind nun in der Praxis folgende Skalierungen üblich:<br />

Für 3:<br />

D D<br />

U = ω ⋅ r = ω = 2πn<br />

= πD<br />

n<br />

2 2<br />

woraus folgt<br />

ν<br />

2<br />

n D<br />

1<br />

~<br />

Re<br />

.<br />

Für 2:<br />

V<br />

~ = ϕ<br />

U ⋅ A<br />

&<br />

,<br />

V<br />

3<br />

n D<br />

&<br />

diese Größe wird Lieferzahl genannt.<br />

Für 1:<br />

Δp<br />

ρn<br />

2 2<br />

D<br />

Δ p Δ<br />

~ = ψ<br />

ρU<br />

U<br />

ρ<br />

2<br />

~ 2<br />

p 2<br />

diese Größe wird Druckzahl genannt. Zusammengefasst gilt<br />

⎛ 1 ⎞<br />

ψ = f ⎜ϕ,<br />

⎟ .<br />

⎝ Re ⎠<br />

Für den dimensionslos gemachten Druck verwendet man in der Praxis also die Druckzahl ψ und<br />

für den dimensionslos gemachten Volumenstrom die Lieferzahl ϕ. Zu berücksichtigen sind stets<br />

Skalierungsfaktoren, die die Dimension nicht verändern, jedoch den absoluten Wertebereich<br />

beeinflussen. Diese Faktoren sind branchenabhängig und unterscheiden sich für radiale und<br />

axiale Maschinen.<br />

Δp<br />

ρ Δp<br />

⋅ 2 Y ⋅ 2 Y ⋅ 2<br />

ψ = = = =<br />

Druckzahl<br />

2<br />

2 2 2 2 2 2 2<br />

U 2 ρ π n D U π n D<br />

ϕ =<br />

&<br />

U A<br />

V&<br />

D<br />

πD<br />

n<br />

4<br />

V&<br />

⋅ 4<br />

2 3<br />

π D n<br />

c axA<br />

c axA<br />

c<br />

= = =<br />

U πD<br />

b U A U<br />

V ax<br />

= = 2<br />

π<br />

Liefer- oder Volumenzahl<br />

Achtung: U =ˆ Blattspitzengeschwindigkeit oder Umfanggeschwindigkeit im<br />

Mittelschnitt,<br />

A =ˆ durchströmte Laufradfläche (für Radialmaschine π . D . b, mit der<br />

Breite b des Laufrads) oder Rohrkreisfläche.<br />

Im weiteren Verlauf verwenden wir einheitlich die Definitionen nach VDI 2044 (2002):<br />

Y ⋅ 2<br />

ψ = Druckzahl<br />

2 2 2<br />

π n D<br />

V&<br />

⋅ 4<br />

ϕ =<br />

π<br />

2 3<br />

nD<br />

Liefer- oder Volumenzahl<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 5<br />

<strong>Kameier</strong>


2.2 Dimensionsbehaftete und dimensionslose Drosselkennlinien (Hausaufgabe!)<br />

Aufgabenstellung: Erweitern Sie die Excel-Tabelle ss2005_nr1_kennlinie140205.xls<br />

wie folgt:<br />

1. Tragen Sie die Drosselkennlinie (Δp [Pa] über V & [m^3/s]) des Ventilators auf.<br />

2. Tragen Sie die dimensionslose Kenlinie ψ über ϕ auf.<br />

3. Berechnen und zeichnen Sie die dimensionsbehafteten Kennlinien für n=1600 U/min und<br />

n=4500 U/min aus dem Verlauf ψ über ϕ.<br />

Als Ergebnis der drei Aufgabenteile müssen zwei Diagramme vorliegen: dimensionsbehaftete<br />

Kennlinie mit drei Kurven und die dimensionslose Kennlinie mit einer Kurve. Dokumentieren<br />

Sie Ihre Berechnungen durch Angabe der verwendeten Formeln und einiger Zeilen Text (Bild<br />

xy zeigt den Verlauf ...).<br />

4. Geben Sie ein Ähnlichkeitsgesetz zwischen dem Durchsatz einer Strömungsmaschine<br />

und der Umfangsgeschwindigkeit an.<br />

5. Geben Sie ein Ähnlichkeitsgesetz zwischen der Druckerhöhung einer<br />

Strömungsmaschine und der Umfangsgeschwindigkeit an.<br />

6. Für welchen Drehzahlbereich ist eine dimensionslose Darstellung ψ über ϕ gültig, aus<br />

welchen Gründen müssen hinsichtlich der Genauigkeit Abstriche bei kleinen sowie bei<br />

großen Drehzahlen erfolgen?<br />

3. Rohrhydraulik – Druckverluste durch Reibung und Einbauten (Hausaufgabe!)<br />

Aus einem Behälter fließt Wasser durch eine Rohrleitung ins Freie. Über einen Zulauf fließt soviel<br />

Wasser in den Behälter nach, dass die Höhe H konstant bleibt. Es sollen die Strömungsverluste<br />

an der Stelle 2 längs der Rohrleitung berücksichtigt werden.<br />

Bild 1: Schematische Darstellung aus /1/.<br />

Aufgabe: Wie groß muss der zufließende Volumenstrom V & sein?<br />

Gegeben sind D1=1000 mm, D3=100 mm, α=35°, L=12 m, H=3 m und die Rohrrauhigkeit<br />

ε=0,2 mm (vgl. Bild 1).<br />

Die Druckverlustzahl ζ an der Stelle 2 ist der Tabelle 3 im Anhang zu entnehmen. Da die<br />

Geschwindigkeit c3 im Rohr gesucht ist, ist die Reynoldszahl der Rohrströmung zunächst<br />

unbekannt. Die Rohrreibungszahl λ ist aber eine Funktion der Reynoldszahl, die sowohl bei<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 6<br />

<strong>Kameier</strong>


Verwendung des Diagramms nach Moody (Bild 3) wie bei Berechnung mit der Formel nach<br />

Colebrook-White /2/ iterativ zu ermitteln ist:<br />

1 ⎛ 2,<br />

51 ε ⎞<br />

= −2<br />

⋅log⎜<br />

+ ⎟<br />

λ ⎝ Re⋅<br />

λ 3,<br />

71⋅<br />

d⎠<br />

Bild 2: Die mittlere Höhe der Wandrauhigkeit wird mit ε bezeichnet. Mit ε/D bezeichnet<br />

man die relative Rauhigkeit der Rohrwand mit dem Rohrdurchmesser D.<br />

Tabelle 2 zeigt eine schrittweise aufgebaute Iteration der Berechnung der<br />

Strömungsgeschwindigkeit im Rohr. Mit einem sinnvollen Schätzwert (z.B. Re=100000) gemäß<br />

dem Diagramm nach Moody, Bild 3, ist zu beginnen. Auch eine programmierbare Iteration in nur<br />

einer Zelle zeigt Tabelle 2.<br />

Tabelle 2: Zu vervollständigende Excel-Tabelle Rohreibungsberechnung. (Hausaufgabe!)<br />

Quelle: ss2004_rohrreibung_290304.xls<br />

hier Namen festlegen<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 7<br />

<strong>Kameier</strong>


Verwendete Literatur:<br />

/1/ Schade H., Kunz, E.: Strömungslehre, 1989.<br />

/2/ Horlacher, Lüdecke: Strömungsberechnung für Rohrsysteme, 1992.<br />

/3/ Fox, McDonald: Introduction to Fluid Mechanics, 1992.<br />

/4/ VDI 2044, Abnahme- und Leistungsversuche an Ventilatoren (VDI Ventilatorregeln),<br />

2002<br />

Quelle der Excel-Tabellen:<br />

ftp://vorlesung@ifs.muv.fh-duesseldorf.de/bachelor_PP_PEU/Stroemungstechnik_II/<br />

das Passwort ist ein Leerzeichen!<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 8<br />

<strong>Kameier</strong>


Rohrmaterial Rauhigkeit<br />

[mm]<br />

Glas-, gezogene<br />

Messing, Kupfer-<br />

und Blei und<br />

Kunststoffrohre<br />

• handelsübliche<br />

• hochwertige<br />

Stahlrohre und<br />

schmiedeeiserne<br />

Rohre<br />

Eisenrohre mit<br />

galvanisiertem<br />

Überzug<br />

gusseiserne Rohre<br />

• bitumiert<br />

Gummi-<br />

Druckschläuche<br />

0,0015 ... 0,007<br />

0 ... 0,0015<br />

0,0045<br />

0,150<br />

0,250<br />

0,125<br />

0,001 ... 0,002<br />

Holzrohre 0,180 ... 0,900<br />

Betonrohre<br />

genietete<br />

0,3 ... 3<br />

Stahlrohre<br />

0,9 ... 9<br />

Bild 3: Diagramm nach Moody zur Ermittlung der Rohrreibungszahl λ /3/.<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 9<br />

<strong>Kameier</strong>


Tabelle 3: Druckverlustzahlen von Rohrleitungsteilen, aus Schade/Kunz (1989)/1/<br />

stroemungstechnik_II_v1_ss2005_140205.doc 10<br />

<strong>Kameier</strong>


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Praktikum Strömungstechnik II<br />

Sommersemester 2005<br />

2. Aufgabe<br />

Kennfeld und Kavitationsverhalten<br />

einer einstufigen Kreiselpumpe.<br />

1. Ziel des Versuchs und Aufbau des Prüfstands<br />

Eine Kreiselpumpe soll hinsichtlich ihrer hydrodynamischen Kenngrößen vermessen werden.<br />

Neben der Aufnahme dieser Kennwerte (Durchsatz, Strömungsgeschwindigkeit, Volumenstrom,<br />

Massenstrom, Druckerhöhung, Förderhöhe und Leistungsaufnahme mittels Drehmomentmessung)<br />

soll auch ein Kennlinienvergleich mit den Herstellerangaben (siehe Kennlinienblatt der Firma KSB,<br />

Bild 4) durchgeführt werden. Außerdem soll das Kavitationsverhalten der Kreiselpumpe untersucht<br />

werden.<br />

Δp<br />

Δp<br />

A<br />

Kreiselpumpe<br />

E<br />

D<br />

D<br />

A<br />

E<br />

= 0,0512 m<br />

Meßnabe<br />

M<br />

=<br />

E-Motor<br />

= 0,0700 m<br />

1<br />

H<br />

D<br />

H<br />

S<br />

z - z<br />

A E<br />

Unterwasserbecken<br />

= 0,130 m<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 1<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

2<br />

Oberwasserbecken<br />

D = 0,26 m<br />

2 Lauf<br />

Bild 1 : Schematisierte Darstellung des Kreiselpumpen-Prüfstands.<br />

H<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Labor für Strömungstechnik und Akustik<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0211) 4351-424<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

E-Mail <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 14.02.2005<br />

für 17° C Wassertemperatur :<br />

3<br />

ρ = 998,7 Kg /m<br />

H 2O<br />

ν = 1,079 . -6 2<br />

10 m /s<br />

p<br />

H O<br />

2<br />

Dampf<br />

= 1936 Pa<br />

Der schematische Aufbau der Versuchsanlage geht aus Bild 1 hervor. Die Pumpe fördert aus<br />

einem Unterwasser- in ein Oberwasserbecken.


2. Kennlinien oder Kennfeld der Radialpumpe<br />

Die Kennlinie einer Kreiselpumpe gibt den Zusammenhang zwischen Druckerhöhung der Pumpe<br />

(vom Saugstutzen zum Druckstutzen) und dem geförderten Volumenstrom wieder. Die Einstellung<br />

von Druckerhöhung und Volumenstrom erfolgt jeweils bei konstanter Drehzahl mittels Drosselung<br />

(Absperrschieber auf der Druckseite). Aus diesem Grunde nennt man die Pumpenkennlinien bei<br />

konstanter Drehzahl auch "Drosselkurven".<br />

Bei Veränderung der Drehzahl verschieben sich die Drosselkurven nach oben oder unten (Beispiel<br />

in Bild 4.). Kreiselpumpen im Industrieeinsatz weisen aus Kostengründen fast nie eine<br />

Verstellmöglichkeit der Drehzahl auf; diese wird bei der Auslegung fest vorgegeben. Dagegen ist<br />

es im hier verwendeten Prüfstand möglich, verschiedene Drehzahlen zu untersuchen.<br />

Die Einstellung unterschiedlich hoher Drehzahlen gestattet es auch, bei fester Stellung des<br />

Drosselschiebers verschiedene Volumenströme einzustellen. Auf diese Weise lässt sich auch das<br />

Verhalten der Förderanlage ("Anlagenkennlinie") als Messkurve darstellen.<br />

2.1 Volumenstrom<br />

Die Bestimmung des Fördervolumenstromes erfolgt mit Hilfe einer Ringkammer-Messblende nach<br />

DIN EN ISO 5167-1 für inkompressible Medien ( ρ = ρH<br />

O = const.<br />

=998,7 kg/m<br />

2<br />

3 ), vgl. auch das<br />

Skriptum zum Praktikum Strömungsmechanik. Zur Vollständigkeit sind die benötigten Gleichungen<br />

im Anhang B noch einmal angegeben.<br />

Die Druckdifferenz an der Blende wird mit einer Differenzdruckmessdose ermittelt. Es ist darauf zu<br />

achten, dass das System der Messleitungen sorgfältig entlüftet ist.<br />

2.2 Bestimmung der spezifischen Stutzenarbeit der Pumpe<br />

Aus den Meßwerten ΔpE und ΔpA an Saug- und Druckstutzen der Pumpe ist unter<br />

Berücksichtigung der Strömungsgeschwindigkeiten cA und cE die spezifische Stutzenarbeit Y der<br />

Pumpe zu bestimmen. Dafür ist die Bernoulli–Gleichung zwischen den Querschnitten A und E<br />

ohne Berücksichtigung von Verlusten anzusetzen :<br />

p − p c − c<br />

Y −<br />

ρ 2<br />

2 2<br />

A E A E<br />

= + + g⋅<br />

( z A zE<br />

) [m 2 /s 2 ]<br />

mit pA = pb +Δ pA;<br />

pE = pb −Δ pE;<br />

c<br />

und dem Barometerstand pb<br />

folgt<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 2<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

A<br />

4<br />

2<br />

A<br />

⋅ V<br />

=<br />

π ⋅ D<br />

.<br />

; c<br />

E<br />

4<br />

2<br />

E<br />

⋅ V<br />

=<br />

π ⋅D<br />

. 2<br />

Δp<br />

A + ΔpE<br />

8 ⋅ V ⎛ 1 1 ⎞<br />

= + ⋅⎜<br />

⎟ + g⋅<br />

( z A zE<br />

)<br />

2 ⎜<br />

− 4 4<br />

ρ π DA<br />

D ⎟<br />

[m<br />

E<br />

2 /s 2 ] . (1)<br />

Y −<br />

⎝ ⎠<br />

2.3 Bestimmung der Förderhöhe H<br />

Üblich ist im Pumpenbau statt der Angabe der spezifischen Stutzenarbeit die Angabe einer Förderhöhe H<br />

Y<br />

H = [m] . (2)<br />

g<br />

.


2.4 Dimensionslose Kennzahlen<br />

Mit Hilfe dimensionsloser Kennzahlen lassen sich die Kennfelder von Strömungsmaschinen<br />

bedeutend vereinfachen. Verwendet man statt des Volumenstroms die dimensionslose Lieferzahl<br />

(auch Volumen- oder Durchflusszahl) ϕ<br />

V&<br />

ϕ =<br />

A ⋅U<br />

mit<br />

und statt der spezifischen Stutzenarbeit die Druckzahl ψ<br />

2<br />

π ⋅D<br />

2<br />

A =<br />

4<br />

(Kreisfläche des Laufrads am Austritt); (3)<br />

U D2<br />

n ⋅ ⋅ π = (Umfangsgeschwindigkeit am Austritt)<br />

2 ⋅ Y<br />

ψ =<br />

(4)<br />

2<br />

U<br />

so ergibt sich für alle Drehzahlen und Laufraddurchmesser einer Baureihe (bei geometrischer<br />

Ähnlichkeit) eine einheitliche Drosselkennlinie. Eine Anlagenkennlinie fällt durch die Normierung<br />

auf einen Punkt.<br />

2.5 Bestimmung der Nutzleistung P<br />

Mit Hilfe des Massenstroms läßt sich die Nutzleistung bestimmen :<br />

P = m&<br />

⋅ Y<br />

[ W ] . (5)<br />

2.6 Mechanische Leistung und Wirkungsgrad der Pumpe<br />

Gemessen wird das Antriebsdrehmoment der Pumpe mit Hilfe einer zwischen Motor- und<br />

Pumpenwelle befindlichen Drehmomentmesswelle. Die mechanische Wellenleistung ist<br />

Pmech d<br />

d<br />

= M ⋅ ω = M ⋅ 2 ⋅ π ⋅n<br />

[ Nm/s = W ] . (6)<br />

Der hydraulische Wirkungsgrad der Pumpe berechnet sich aus dem Verhältnis der Nutzleistung<br />

der Pumpe und der mechanischen Leistung an der Welle<br />

P<br />

η =<br />

(7)<br />

P<br />

mech<br />

3. Kavitationsverhalten<br />

Kavitation tritt auf, sobald der Druck auf der Saugseite der Pumpe (genauer: an der Saugkante des<br />

Laufrades) unter den Dampfdruck der Flüssigkeit sinkt. Charakterisieren läßt sich dies mittels des<br />

NPSH- Wertes (Net positive suction head). Der NPSH-Wert drückt die noch vorhandene Differenz<br />

zwischen dem "Energiegehalt" der Flüssigkeit und dem kritischen Kavitationspunkt (Verdampfung)<br />

aus, und zwar der Anschaulichkeit halber in Metern.<br />

Der vorhandene Energiegehalt der Flüssigkeit am Saugstutzen der Pumpe, ausgedrückt in Metern,<br />

setzt sich aus statischem Druckanteil<br />

zusammen. Der Abstand zum Energiegehalt am Verdampfungspunkt<br />

p E<br />

ρ ⋅<br />

2<br />

pE<br />

− pD<br />

cE<br />

NPSH = + . (8)<br />

ρ ⋅ g 2 ⋅ g<br />

g<br />

und dynamischem Geschwindigkeitsanteil<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 3<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

pD ρ ⋅ g<br />

beträgt dann<br />

c 2<br />

E<br />

2 ⋅ g


Da dieser Abstand am Pumpensaugstutzen tatsächlich vorhanden ist, spricht man auch von<br />

vorhandenem NPSH-Wert (NPSHvorh. bzw. engl. NPSHA; A: available). Zusätzlich geht ein weiterer<br />

Energieanteil auf dem Weg vom Saugstutzen der Pumpe zum Laufradeintritt (Saugkante) durch<br />

Beschleunigungen, Fehlanströmung etc. verloren. Dieser müsste in Gl. (8) zusätzlich abgezogen<br />

werden. Dies ist jedoch nicht praktikabel, da diese Verluste stark von der konstruktiven Gestaltung<br />

des saugseitigen Einlaufs abhängen, also typen- und herstellerspezifisch sind. In der Praxis wird<br />

dieser Zusatzverlust auf einem Prüfstand des Herstellers ermittelt und, ebenfalls in Metern<br />

ausgedrückt, als "erforderlicher NPSH-Wert" (NPSHerf. bzw. engl. NPSHR; R: required) im<br />

Kennfeld der Pumpe angegeben.<br />

Bild 2: Pumpen und Kavitationscharakteristik für 2 Drehzahlen (aus Käppeli (1987 )).<br />

Die "Kavitationscharakteristika", also die Abhängigkeiten des NPSHR-Wertes vom Volumenstrom,<br />

stellen für die einzelnen Drehzahlen progressiv steigende Kurven dar (Bild 2).<br />

Theoretisch sind die beiden Werte NPSHA und NPSHR am Kavitationspunkt gleich groß. Anhand<br />

der beiden Werte kann man daher ermitteln, inwieweit ein kavitationsfreier Betrieb der Pumpe<br />

sichergestellt ist. Hierzu muss NPSHA deutlich größer sein als NPSHR (in der Praxis ist ein<br />

Sicherheitsabstand von ca. 0,5 - 1 m ausreichend).<br />

Um das Kavitationsverhalten der Pumpe bei einer Drehzahl experimentell zu untersuchen, wird der<br />

Druck an der Saugseite der Pumpe mittels Absperrschieber allmählich abgesenkt. Dabei wird der<br />

Volumenstrom durch die Pumpe konstant gehalten, indem der druckseitige Absperrschieber<br />

entsprechend weiter geöffnet wird. Damit bleibt die geleistete spezifische Stutzenarbeit und damit<br />

der Betriebspunkt auf der Drosselkurve gleich. Durch das Absenken des saugseitigen Druckes<br />

verändert sich der NPSHA-Wert (Gl. (8)) und wird immer kleiner. Das Erreichen des<br />

Kavitationspunktes äußert sich darin, dass die Förderhöhe nicht mehr gehalten wird, vergleiche<br />

Bild 3. Der Abfall der Förderhöhe (um 3% bei genauer Meßmöglichkeit, um 10% im vorliegenden<br />

Fall) wird als Maß für den NPSHA-Wert bei einsetzender Kavitation betrachtet. Der NPSH-Wert<br />

der Pumpe (NPSHR oder NPSHP) entspricht in diesem Punkt dem nach Gleichung (8) bestimmten<br />

Wert.<br />

Der NPSHR-Wert ist vom Betriebspunkt abhängig, so daß erst eine Kavitationscharakteristik bei<br />

verschiedenen Volumenströmen (Bild 2) eine vollständige Beschreibung darstellt.<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 4<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller


NPSH [m]<br />

Bild 3: Schematische Darstellung der Meßwerte<br />

V & [m^3/s]<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 5<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

[m]<br />

NPSH<br />

n= const .<br />

NPSH 3%Abfall<br />

Die Messwerte müssen bei der Durchführung der Kavitationsversuche kontinuierlich aufgezeichnet<br />

werden (transiente Datenerfassung, ohne Mittelung der Daten im Computer), d.h. dass die Daten<br />

(ohne die Werte des Drehmoments) im Sekundenrhythmus in die Tabelle geschrieben werden. Die<br />

Werte der Tabelle müssen nach erfolgreicher Versuchsdurchführung jeweils manuell über die<br />

Zwischenablage in eine Excel-Tabelle übertragen werden, da das DASYLab-Schaltbild bei der<br />

transienten Datenerfassung ohne das Modul „Daten schreiben“ auskommt.<br />

4. Versuchsdurchführung:<br />

1. Folgende Messgrößen sind aufzuzeichnen: Drehzahl, Drehmoment, Ein- und Austrittsdruck,<br />

Blendendifferenzdruck.<br />

2. Messen Sie ein Kennfeld der Kreiselpumpe (3 Drehzahlen mit mindestens 10<br />

Betriebspunkten).<br />

3. Verändern Sie an einem Betriebspunkt die Drehzahl kontinuierlich, um eine Anlagenkennlinie<br />

in das Kennfeld eintragen zu können.<br />

4. Bauen Sie die Drehmomentmessnabe aus, um die Kavitationsversuche durchzuführen.<br />

Entwerfen Sie ein eigenes DASYLab-Schaltbild ohne Mittelung der Daten im Computer (vgl.<br />

das Beispiel simulation_transiente_daten030203.DSB). Halten Sie den Volumenstrom so gut<br />

es geht konstant und senken Sie den Eintrittsdruck, bis die Pumpe zu kavitieren beginnt<br />

(transiente Datenaufzeichnung). Beobachten Sie die Blasenbildung in der saugseitigen<br />

Rohrleitung. Variieren Sie den Volumenstrom, insgesamt sollen 3 Volumenströme gemäß<br />

Bild 3 ermittelt werden, vergessen Sie nicht die Messdaten unter Dasylab oder Excel zu<br />

speichern!!!<br />

5. Auswertung, schriftliche Hausarbeit<br />

1. Zeichnen Sie ein dimensionsbehaftetes Kennfeld mit allen Drosselkennlinien und einer<br />

Anlagenkennlinie sowie den Herstellerangaben. Die Herstellerangaben sind in der Excel-<br />

Tabelle pumpe_hersteller_kennlinien.xls zu finden. (Ein Diagramm mit allen Kurven!)<br />

2. Berechnen Sie die Optimalpunkte in dem Kennfeld (Maximum des Wirkungsgrads, Min.-Max.<br />

Problem für das Interpolationspolynom, vgl. maximum_bei_polynom_trendlinie240303.xls .<br />

3. Tragen Sie die Kenngrößen dimensionslos auf: ψ und η über ϕ.<br />

4. Beschreiben Sie das Kavitationsverhalten der Pumpe mit H = H(NPSH), NPSH = NPSH ( V & ),<br />

vgl. Bild 3, der Dampfdruck pD ist gemäß der Wertetabelle in stoffwerte_wasser180204.xls zu<br />

berechnen.<br />

5. Diskutieren Sie die Entstehung der Kavitation an diesem Versuchsstand, an welchem Bauteil<br />

kavitiert das Wasser zuerst? Wo können schwere Kavitationsschäden entstehen?


H<br />

[ m ]<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

n=2500<br />

n=2400<br />

n=2300<br />

n=2200<br />

n=2100<br />

n=2000<br />

n=1900<br />

-1<br />

[ min ]<br />

20<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

V<br />

70 80<br />

.<br />

[ m / h ]<br />

Bild 4: Kennlinienverläufe der Kreiselpumpe ETA 50-26 der Firma KSB<br />

pumpe_hersteller_kennlinien.xls.<br />

Quellen und Vorschriften:<br />

DIN EN ISO 5167: Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll durchströmten<br />

Leitungen mit Kreisquerschnitt - Teil 2: Blenden, Ausgabe 01-2004.<br />

Siehe: http://www.bibl.fh-duesseldorf.de/ → Datenbanken A-Z→ Perinorm: DIN-Normen<br />

VDI-Richtlinie: DIN 1944, Abnahmeversuche an Kreiselpumpen (VDI-Kreiselpumpenregeln,<br />

Ausgabedatum: 1968-10.<br />

DIN 24250 Kreiselpumpen; Benennung und Benummerung von Einzelteilen Ausgabedatum 1984-<br />

01-00<br />

Käppeli, Ernst: Strömungslehre und Strömungsmaschinen, 1987.<br />

Anhang: Bestimmung des Volumenstroms mit einer Ringkammer-Messblende<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 6<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

3


(+) (-)<br />

Δ p<br />

Bild 5: Schematische Darstellung der Strömung durch eine Messblende<br />

C<br />

2<br />

V&<br />

π 2<br />

= ⋅ ⋅ d ⋅ ⋅ Δp<br />

[ m<br />

4<br />

1−<br />

ß 4 ρ1<br />

3 /s ]<br />

mit dem Durchflusskoeffizienten C und dem Vorgeschwindigkeitsfaktor<br />

1<br />

4<br />

1−<br />

β<br />

oder dem als Durchflusszahl α (hier αBl genannt) bezeichneten Produkt<br />

1<br />

α BL = C ⋅<br />

.<br />

4<br />

1−<br />

ß<br />

β ist das Öffnungsverhältnis der Blende, das hier wie folgt festliegt<br />

d hier<br />

β = = 0,<br />

8367 .<br />

DA<br />

Der Durchflusskoeffizient C ist iterativ als Funktion der Reynolds-Zahl zu ermitteln<br />

Der Durchflusskoeffizient C ist durch die folgende Gleichung nach DIN EN ISO 5167-2 (2004) für<br />

Eck-Druckentnahme gegeben als<br />

C =<br />

mit<br />

0,<br />

5961<br />

+<br />

0,<br />

0261<br />

c<br />

⋅ β<br />

⋅D<br />

2<br />

−<br />

0,<br />

216<br />

DA<br />

A<br />

ReD = =<br />

A π ⋅ ν ⋅<br />

ν<br />

⋅ β<br />

4 ⋅ V&<br />

D<br />

A<br />

8<br />

+<br />

0,<br />

000521<br />

+<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎜<br />

0,<br />

0188<br />

⎝<br />

⎛ 10<br />

⋅ ⎜β<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

Re<br />

0,<br />

0063<br />

stroemungstechnik_II_v2_ss2005_140205.doc 7<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

+<br />

6<br />

D A<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

0,<br />

7<br />

+<br />

⎛ 19000 ⎞<br />

⎜<br />

⋅ β<br />

⋅ ⎟<br />

⎜ Re ⎟<br />

⎝ D A ⎠<br />

0,<br />

8<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⋅ β<br />

⎠<br />

3,<br />

5<br />

2<br />

−6<br />

⎡m<br />

⎤<br />

mit ν = ν H O = const.<br />

= 1,<br />

079 ⋅ 10 ⎢ ⎥ .<br />

2<br />

⎣ s ⎦<br />

⎛ 10<br />

⋅ ⎜<br />

⎝ Re<br />

Zur Berechnung von αBl. oder C ist wegen der Abhängigkeit von der Reynoldzahl eine<br />

Iteration notwendig, EXCEL bietet unter Extras / Optionen / Berechnungen eine<br />

entsprechende Berechnung unter dem Begriff Iteration an (Excel-Hilfe: siehe Zirkelbezug).<br />

6<br />

D A<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

0,<br />

3


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Praktikum Strömungstechnik II<br />

Sommersemester 2005<br />

3. Aufgabe<br />

Messung von Kennlinien einer Francis-Turbine<br />

1. Einleitung<br />

In diesem Versuch sollen die hydrodynamischen Kenngrößen und das Regelverhalten einer<br />

im Labor installierten Francis-Turbine untersucht werden.<br />

Bild 1 zeigt eine typische Francis-Turbine<br />

in Längs- und Querschnitt. Das Laufrad<br />

wird radial von außen nach innen<br />

durchströmt. Vor dem Laufradeintritt<br />

befindet sich ein Leitschaufelkranz, mit<br />

dessen Hilfe die Turbinenleistung geregelt<br />

werden kann. Ein drehbarer Stellring<br />

verändert gleichzeitig die Winkelstellungen<br />

aller Leitschaufeln.<br />

Bild 1<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Prof. Dr.-Ing. Walter Müller<br />

Strömungstechnik und Akustik<br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

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http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 15.06.2005<br />

Bild 2 zeigt den typischen Einsatz einer Francis-Turbine in einem Wasserkraftwerk<br />

(Koepchenwerk Herdecke). Die installierte Turbinenleistung beträgt dort 150 MW.<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 1<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller


Bild 2: Längsschnitt durch ein Pumpspeicherkraftwerk mit Francis-Turbine<br />

Im Laborversuch wird das notwendige Höhengefälle mit Hilfe einer Pumpe simuliert.<br />

Folgende Abhängigkeiten werden untersucht :<br />

• die spezifische Turbinenarbeit YT in Abhängigkeit vom Durchsatz (Wasservolumenstrom),<br />

• die abgegebene mechanische Leistung PM sowie der Turbinenwirkungsgrad η<br />

in Abhängigkeit vom Durchsatz,<br />

• das Regelverhalten der Francis-Turbine in Abhängigkeit des Staffelungswinkels αL<br />

am Eintrittsleitgitter.<br />

z<br />

A<br />

Wehr<br />

Oberwasser ( Pumpe )<br />

Kreiselpumpe Venturidüse<br />

1<br />

H<br />

H geo<br />

z<br />

E<br />

1,54 , m<br />

Δp<br />

Venturi<br />

Strömungskanal<br />

Unterwasser<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 2<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

Δp<br />

E<br />

A , 2<br />

E<br />

=100,8 mm<br />

E<br />

Drehmomentmessnabe<br />

M<br />

E-Motor<br />

Bild 3: Schematische Darstellung der Versuchsanlage mit Maßangaben.


Hierzu müssen folgende Daten aufgenommen werden:<br />

• der Volumenstrom mittels Venturidüse (vgl. Abschnitt 3.1)<br />

• die spezifische Turbinenarbeit mittels Druck- und Spiegelhöhenmessung<br />

(vgl. Abschnitt 3.2)<br />

• die mechanische Leistung.<br />

2. Versuchsbeschreibung<br />

Der schematische Versuchsaufbau wird in Bild 3 gezeigt. Statt des in der Praxis<br />

vorhandenen Oberwassers wird der Höhen- oder Druckunterschied im Labor mittels einer<br />

Pumpe erzeugt.<br />

Ein Schnitt durch Leitgitter und Laufrad der radialen Francis-Turbine ist mit<br />

Geschwindigkeitsdreiecken unter optimalen Betriebsbedingungen in Bild 4 dargestellt. Die<br />

Winkel der Leitgitterschaufeln sind verstellbar, so dass die Turbine in einem gewissen<br />

Betriebsbereich geregelt werden kann, vgl. Bild 5. Die Geschwindigkeitsdreiecke an<br />

Laufradeintritt und -austritt sind für den Fall des maximalen Wirkungsgrads (günstigste<br />

Schaufelanströmung) in Bild 4 skizziert.<br />

α<br />

L = 15° ( auf )<br />

α L = 0° ( zu )<br />

w2<br />

c2<br />

β2<br />

u2<br />

α1 u1<br />

c1<br />

β1<br />

w1<br />

a<br />

Schnitt durch Leit- und<br />

Laufgitter der Francis-<br />

Turbine mit Geschwindigkeitsdreiecken<br />

unter<br />

optimalen Betriebsbedingungen.<br />

Bild 4<br />

Bild 5: Schematische Darstellung des variablen Eintrittleitgitters der Francis-Turbine.<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 3<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller


3. Messgrößen und Berechnungen<br />

Alle Messgrößen werden elektronisch erfasst und mit Hilfe des Programms DASYLAB<br />

ausgewertet.<br />

3.1 Volumenstrom<br />

Die Bestimmung des Volumenstroms erfolgt mit Hilfe einer Venturi-Düse nach dem<br />

Wirkdruckdifferenzverfahren, siehe Praktikum Strömungsmechanik Versuch<br />

„Blendenmessung“.<br />

EN ISO 5167-1:1995<br />

Der Volumenstrom berechnet sich demnach gemäß<br />

V&<br />

= qV<br />

=<br />

C<br />

4<br />

1−<br />

β<br />

π 2<br />

⋅ ε ⋅ ⋅ d ⋅<br />

4<br />

2<br />

ρH<br />

O<br />

⋅ Δp<br />

Vent.<br />

(3.1)<br />

2<br />

Ebenfalls nach EN ISO 5167 ist der Durchflusskoeffizient C nach folgender Gleichung zu<br />

bestimmen :<br />

C = 0,9858 – 0,196 ⋅ ß 4,5 (3.2)<br />

mit dem Durchmesserverhältnis ß = 0,5 und dem Innendurchmesser d = 0,1 m. Die<br />

Expansionszahl ε ist bei inkompressiblen Medien = 1 zu setzen. Für die Dichte ρ H2O ist der<br />

Wert von 998 kg/m 3 zu verwenden.<br />

3.2 Spezifische Turbinenarbeit<br />

Die Bernoulligleichung vom Eintritt zum Austritt der Turbine lautet<br />

2<br />

c E pE<br />

+ + g⋅<br />

zE<br />

2 ρ<br />

2<br />

c A p A<br />

= + + g⋅<br />

z A<br />

2 ρ<br />

ΔpTurbine<br />

+<br />

ρ<br />

|_______|<br />

Mit folgenden Vereinfachungen und Berechnungen ergibt sich<br />

mit<br />

pA = pb,<br />

pE = pb + ΔpE,<br />

cA


3.3 Die mechanische Leistung<br />

Die effektive Leistung wird mit Hilfe einer Drehmomentmessnabe und der gemessenen<br />

Drehzahl ermittelt (Achtung: Multimeter auf Einstellung Frequenz!):<br />

PM d<br />

= M ⋅ ω = M ⋅ 2 ⋅ π ⋅ n [ Nm/s ≡ W ] (3.6)<br />

3.4 Maße des verwendeten Laufrads<br />

Folgende Maßangaben zum Laufrad können für Strömungsberechnungen verwendet<br />

werden:<br />

D1 = 190 mm (Eintritt),<br />

D2 = 86 mm (Austritt),<br />

b1 = 17,5 mm (Eintritt),<br />

b2 = 26 mm (Austritt),<br />

b3 = 16 mm (Leitradbreite)<br />

s = 2 mm (Dicke der Laufradschaufeln),<br />

z = 11 (Anzahl der Laufradschaufeln).<br />

zL = 8 (Anzahl der Leitradschaufeln).<br />

Die Abmessungen der Versuchsanlage sind Bild 2 zu entnehmen.<br />

Das verwendete Laufrad hat eine ungleichförmige Schaufelteilung, jede zweite Schaufel hat<br />

einen um etwa 6° geringeren Schaufeleintrittswinkel und einen um etwa 2° größeren<br />

Schaufelaustrittswinkel, vgl. Bild 6. Bei den Berechnungen und Betrachtungen im Rahmen<br />

dieses Praktikumversuchs soll diese Abweichung von den oben angegebenen Werten<br />

allerdings nicht berücksichtigt werden.<br />

Bild 6: Laufrad der Francis-Turbine mit ungleichförmiger Teilung.<br />

t´<br />

Nur zur<br />

Information!<br />

4. Versuchsvorbereitung (Hausaufgabe)<br />

1. Recherchieren Sie in der Perinorm, wie eine Volumenstrommessung mit einer Venturi-<br />

Düse durchzuführen ist.<br />

2. Bereiten Sie ein Excel-Tabelle zur Auswertung der Messgrößen vor.<br />

3. Wie berechnet man einen Messfehler, was versteht man unter dem<br />

Fehlerfortpflanzungsgesetz? (siehe auch Praktikum-Skript „Radialventilator“)<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 5<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller


5. Versuchsdurchführung<br />

1. Die Francis-Turbine lässt sich für jeden zu untersuchenden Volumenstrom mit Hilfe des<br />

variablen Leitgitters optimal einstellen. Halten Sie den Eintrittsdruck konstant. Da die<br />

Turbinenanlage (Turbine und Generator) in der Praxis Wechselstrom bei konstanter<br />

Netzfrequenz produzieren soll, ergibt sich damit auch eine konstante Drehzahl. In<br />

unserem Fall wird die Frequenz und damit die Drehzahl über den Frequenzumrichter<br />

vorgegeben, die Drehzahl ist daher auch variabel wählbar. Bei Lastwechseln kann die<br />

Drehzahl manuell über den Frequenzumrichter korrigiert werden.<br />

Variieren Sie den Leitgitterwinkel αL . Führen Sie diesen Versuch für zwei Eintrittsdrücke<br />

durch. Messgrößen sind der Volumenstrom, der Druck am Turbineneintritt, die Drehzahl,<br />

der Leitgitterwinkel, das Drehmoment zwischen Laufrad und Generator sowie der<br />

Wasserstand im Strömungskanal.<br />

2. Stellen Sie den günstigsten Winkel ein (vermutlich αL=13°) und variieren Sie den<br />

Eintrittsdruck über einen möglichst weiten Bereich (5-6 Betriebspunkte).<br />

3. Programmieren Sie in dem DASYLab-Schaltbild eine Anzeige, die deutlich zeigt, ob die<br />

Anlage im Generator oder Motorbetrieb arbeitet. Entwerfen Sie ein Layout unter<br />

DASYLab.<br />

6. Auswertung<br />

1. Beschreiben Sie die Messtechnik und die Datenverarbeitung. Welche elektrische Größe<br />

steckt hinter jeder einzelnen Messgröße? Dokumentieren Sie die Arbeiten unter<br />

DASYLab mit einer Hardcopy des Bildschirms.<br />

2. Auszuwerten sind die spezifische Arbeit (Diagramm 1), die abgegebene Leistung<br />

(Diagramm 2) und der Wirkungsgrad als Funktion des Volumenstroms (Diagramm 3),<br />

sowie in dimensionsloser Darstellung ψ über ϕ (Diagramm 4) und η über ϕ (Diagramm 5)<br />

2 3<br />

mit folgenden Definitionsgleichungen ϕ = 4 ⋅ V&<br />

2 2 2<br />

/( π D ⋅ n)<br />

und ψ = 2 ⋅ Y /( π ⋅D<br />

⋅ n ) .<br />

Die Änderung der Absolutgeschwindigkeit cE vor dem Leitgitter an der Messstelle des<br />

Eintrittdrucks ist als Funktion des Leitgitterwinkels αL aufzutragen (Diagramm 6).<br />

3. Skizzieren Sie schematisch (ohne Berechnung!) die Geschwindigkeitsdreiecke an Ein-<br />

und Austritt des Laufrades bei optimalen Betriebsbedingungen. Was bewirkt eine<br />

Verstellung des Leitgitters für das Eintrittsdreieck? Geben Sie an, wo die Strömung<br />

drallfrei ist.<br />

4. Beschreiben Sie unter Berücksichtigung von Bild 7 (Bautypendiagramm für<br />

Wasserturbinen) für welche Anwendungen Francis-, Kaplan- und Pelton-Turbinen jeweils<br />

am besten geeignet sind, argumentieren Sie mit unterschiedlichen Fallhöhen des<br />

Wassers.<br />

5. In Bild 7 soll der optimale Betriebspunkt der vorliegenden Messung eingetragen werden.<br />

H = f n mit<br />

Berechnen Sie zu diesem Zweck für den einen Betriebspunkt ( )<br />

⎛<br />

⎜ V&<br />

ny<br />

n ⋅<br />

⎜ 0,<br />

⎝<br />

Y<br />

verändern?<br />

= 75<br />

⎞<br />

⎟ . Was würden Sie für einen optimalen Betrieb der Francis-Turbine<br />

⎟<br />

⎠<br />

6. Wie groß ist der Messfehler des Wirkungsgrads? Führen Sie eine nachvollziehbare<br />

Berechnung (Abschätzung) gemäß einer Fehlerfortpflanzungsrechnung durch?<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 6<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

1<br />

T<br />

1<br />

y


Fallhöhe H<br />

1000<br />

[ m ]<br />

500<br />

200<br />

100<br />

50<br />

20<br />

10<br />

5<br />

2<br />

0<br />

0<br />

1 2 4<br />

Düsen<br />

6 Düsen<br />

Peltonturbinen<br />

Francisturbinen<br />

Kaplanturbinen<br />

Rohrturbinen<br />

0,045 0,09 0,18 0,27 0,36 0,45 0,54 0,63 0,72 0,81 0,90<br />

spezifische Drehzahl n<br />

Bild 7: Anwendungsbereiche der verschiedenen Bautypen von Wasserturbinen,<br />

abhängig von der spezifischen Drehzahl ny.<br />

Das Diagramm enthält als Variable<br />

0,<br />

5<br />

V&<br />

ny<br />

= n ⋅ 0,<br />

75<br />

YT<br />

als spezifische Drehzahl (dimensionslos)) und<br />

H = YT / g . als Fallhöhe H.<br />

Folgende Zusammenhänge bestehen zwischen der spezifischen Drehzahl ny und anderen<br />

gebräuchlichen Kennzahlen:<br />

Spezifische Drehzahl nq (ältere Definition):<br />

n<br />

y<br />

=<br />

Laufzahl σ:<br />

σ =<br />

⎡1⎤<br />

V&<br />

n⎢<br />

⋅ 0,<br />

s⎥<br />

⎣ ⎦ Y<br />

75<br />

T<br />

( 2 ⋅ Y)<br />

=<br />

n<br />

60<br />

⎡ 1 ⎤<br />

⎢ ⋅ 0<br />

min⎥<br />

⎣ ⎦ H<br />

, 75<br />

V&<br />

⋅ g<br />

nq<br />

1<br />

⋅ 0<br />

60 g<br />

stroemungstechnik_II_v3_ss2005_150604.doc 7<br />

<strong>Kameier</strong> / Müller<br />

0,<br />

75<br />

=<br />

, 75<br />

=<br />

y<br />

nq<br />

332,<br />

6<br />

(nq ist nicht dimensionslos!!)<br />

4 ⋅ V&<br />

V&<br />

4<br />

1<br />

4<br />

n ⋅ π ⋅<br />

= n ⋅ ⋅ π ⋅ = ny<br />

⋅ π ⋅ 2 = 2,<br />

11⋅<br />

n<br />

4 3<br />

4 3<br />

4 3<br />

Y 2<br />

y


<strong>FH</strong> D<br />

<strong>Fachhochschule</strong> <strong>Düsseldorf</strong><br />

Praktikum Strömungstechnik II<br />

Sommersemester 2005<br />

4. Aufgabe:<br />

Aerodynamische Leistungsvermessung<br />

eines Radialventilators<br />

Ein Radialventilator ist in Hinsicht seiner aerodynamischen Kenngrößen zu vermessen. Es ist zu<br />

überprüfen, ob die Strömungsmaschine als hydraulische oder als thermische Strömungsmaschine<br />

zu behandeln ist, sinnvolle Näherungen sind dabei zu berücksichtigen. Neben der<br />

Aufnahme der aerodynamischen Kennwerte: Durchsatz (Strömungsgeschwindigkeit,<br />

Volumenstrom, Massenstrom), Druckerhöhung und Temperaturerhöhung wird die<br />

Leistungsaufnahme am Antriebsmotor ermittelt. Zur Ermittlung der an der Motorwelle<br />

abgegebenen mechanischen Antriebsleistung werden die Kenngrößen des Drehstrommotors<br />

Motors gemäß VDE 0530 bestimmt.<br />

Hinsichtlich der Bestimmung des Volumenstroms ist auf die Auswertung des Versuches<br />

„Blendenmessung“ zurückzugreifen. Die Messdatenerfassung erfolgt mit der Software DASYLab<br />

5.6 S, für die Auswertung wird Excel empfohlen.<br />

Der Aufbau der Versuchsanlage geht schematisch aus Bild 1 im Anhang hervor.<br />

1. Richtlinien siehe http://www.bibl.fh-duesseldorf.de/datenbanken/index.html<br />

Digitale Bibliothek – Volltexte – Normen/Patente – DIN-Normen:<br />

EN ISO 5167-1:1995/A1:1998 Durchflussmessung von Fluiden mit Drosselgeräten in voll<br />

durchströmten Leitungen mit Kreisquerschnitt - Teil 1, letzte Änderung 6-1998.<br />

VDI 2044 Abnahme- und Leistungsversuche an Ventilatoren (VDI-Ventilatorregeln), 2002-11,<br />

DIN 24163 Ventilatoren; Leistungsmessung, Normkennlinien, 1985-01-00<br />

VDE 0530 Teil 2 DIN EN 60034-2 Drehende elektrische Maschinen, Verfahren zur Bestimmung<br />

der Verluste und des Wirkungsgrades von drehenden elektrischen Maschinen aus Prüfungen<br />

(ausgenommen Maschinen für Schienen- und Straßenfahrzeuge), 1998-09.<br />

2. Kennfeld oder Kennlinien des Radialventilators<br />

Prof. Dr.-Ing. <strong>Frank</strong> <strong>Kameier</strong><br />

Fachbereich 4<br />

Maschinenbau und Verfahrenstechnik<br />

Strömungstechnik und Akustik<br />

Josef-Gockeln-Str. 9<br />

40474 <strong>Düsseldorf</strong><br />

� (0211) 4351-448<br />

� (0175) 4200853<br />

Fax (0211) 4351-468<br />

E-Mail <strong>Frank</strong>.<strong>Kameier</strong>@fh-duesseldorf.de<br />

http://ifs.muv.fh-duesseldorf.de<br />

<strong>Düsseldorf</strong>, den 27.06.2005<br />

Als Kennfeld oder Kennlinie einer Strömungsmaschine wird der Verlauf der Druckerhöhung über<br />

dem Durchsatz und der dazugehörige Wirkungsgrad über dem Durchsatz aufgetragen. Diese<br />

Auftragungen erfolgen sowohl dimensionslos als auch dimensionsbehaftet. Bei der Berechnung<br />

der Kenngrößen ist zu berücksichtigen, ob die Kompressibilität eine Rolle spielt oder nicht.<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 1<br />

<strong>Kameier</strong>


2.1 Massen- und Volumenstrom<br />

Die Bestimmung des Durchsatzes oder Fördermassenstromes m& erfolgt mit Hilfe einer<br />

Ringkammer-Messblende (siehe Bild 2 im Anhang) nach EN ISO 5167-1:1995/A1:1998, vgl.<br />

hierzu auch das Skriptum des Praktikums Strömungsmechanik. Im folgenden werden nur die<br />

wichtigsten Formeln wiederholt.<br />

Für inkompressible Medien gilt<br />

1 π 2<br />

m& = C ⋅ ⋅ ⋅ d ⋅ 2 ⋅ ΔpBl.<br />

⋅ ρ [ Kg/s ]<br />

4<br />

1−<br />

β 4<br />

mit dem Durchflusskoeffizienten C, dem Blendendurchmesser d und der Durchflusszahl α (hier<br />

αBl genannt)<br />

1<br />

α BL = C ⋅<br />

.<br />

4<br />

1−<br />

ß<br />

β ist das Öffnungsverhältnis der Blende, das hier wie folgt festliegt<br />

d hier<br />

β = = 0,<br />

7987 .<br />

D<br />

Mit D als Rohrdurchmesser (hier 0,16 m). Der Durchflusskoeffizient C ist durch die folgende<br />

Gleichung nach EN ISO 5167-1:1995/A1:1998 für Eck-Druckentnahme gegeben als<br />

0,<br />

7<br />

6<br />

2<br />

8<br />

⎛ 10 ⎞<br />

C = 0,<br />

5961+<br />

0,<br />

0261⋅<br />

β − 0,<br />

216 ⋅ β + 0,<br />

000521⋅<br />

⎜<br />

⎜β<br />

⋅<br />

Re ⎟ +<br />

⎝ D ⎠<br />

0,<br />

8<br />

⎛<br />

6<br />

19000 ⎞<br />

⎜<br />

⎛ ⋅ β ⎞ 3,<br />

5 ⎛ 10 ⎞<br />

+ 0,<br />

0188 + 0,<br />

0063 ⋅<br />

⎟ ⋅ β ⋅<br />

Re<br />

⎜<br />

D<br />

Re ⎟<br />

⎜<br />

⎜<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎝ D<br />

⎝<br />

⎝ ⎠ ⎠<br />

⎠<br />

Zur Berechnung von αBl. oder C ist wegen der Abhängigkeit von der Reynoldzahl eine<br />

Iteration notwendig, EXCEL bietet unter Extras / Optionen / Berechnungen eine<br />

entsprechende Berechnung unter dem Begriff Iteration an (Excel-Hilfe: siehe Zirkelbezug).<br />

Die Reynoldszahl wird auf den Rohrdurchmesser D bezogen und wie folgt berechnet:<br />

Werte für die kinematische Viskosität ν sind entsprechenden Tabellenwerken zu entnehmen, für<br />

den durchzuführenden Versuch kann mit einem konstanten Wert von<br />

−5<br />

ν = 1,<br />

5 ⋅10<br />

[m 2 cRohrströmung<br />

⋅D<br />

ReD<br />

=<br />

.<br />

ν<br />

gerechnet werden.<br />

/s]<br />

Für kompressible Medien ist die Expansionszahl ε entsprechend zu ergänzen:<br />

1<br />

2<br />

m& π<br />

= ε ⋅ C ⋅ ⋅ ⋅ d ⋅ 2 ⋅ ΔpBl.<br />

⋅ ρ1<br />

[ Kg/s ]<br />

4<br />

1−<br />

β 4<br />

Für inkompressible Fluide gilt ε = 1 und ρ1 = ρ .<br />

Zur Berechnung von ε wird folgende empirisch ermittelte Gleichung nach EN ISO 5167-1<br />

angewandt:<br />

4 ΔpBl.<br />

ε = 1−<br />

( 0,<br />

41+<br />

0,<br />

35 ⋅ β ) ⋅<br />

.<br />

κ ⋅ p<br />

Zur Bestimmung des Volumenstroms<br />

=<br />

ρ<br />

m&<br />

V&<br />

[ m 3 /s ]<br />

1<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 2<br />

<strong>Kameier</strong><br />

0,<br />

3<br />

.


ist die jeweilige Dichte des Fördermediums gemäß idealer Gasgleichung zu berechnen. Legt man<br />

eine kompressible Strömung zu Grunde, lassen sich verschiedene Dichten entlang der<br />

Versuchsstrecke berechnen:<br />

- für die Blendendurchströmung<br />

pb<br />

− Δp1<br />

ρ Bl.<br />

= ρ1<br />

= [ Kg/m<br />

R ⋅ TBl.<br />

3 ] ,<br />

- für die Saugseite des Ventilators<br />

pb<br />

− ΔpE<br />

ρ E = [ Kg/m<br />

R ⋅ TE<br />

3 ] ,<br />

- für die Druckseite des Ventilators<br />

pb<br />

+ Δp<br />

A<br />

ρ A =<br />

[ Kg/m<br />

R ⋅ T<br />

3 ] .<br />

A<br />

2.2 Spezifische Förderarbeit Y oder Druckerhöhung des Ventilators<br />

Das unten stehende Bild zeigt die Druckänderungen entlang der Versuchsstrecke. Für die<br />

Strömungsmaschine ist der Druckunterschied zwischen Eintritt und Austritt relevant.<br />

P b<br />

m<br />

h E<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 3<br />

<strong>Kameier</strong><br />

P b<br />

p<br />

E<br />

Fl.<br />

Pb<br />

Δ Δ<br />

Gemäß Bernoulligleichung von (E) → (A) (Ventilator) gilt bei konstanter Dichte für die<br />

spezifische Arbeit des Ventilators<br />

2 2<br />

pA<br />

− pE<br />

c A − cE<br />

Y = + + g ⋅ ( z A − zE<br />

) [ m<br />

ρ 2<br />

2 /s 2 ].<br />

Sofern die Rohrquerschnitte an Ein- und Austritt gleich sind, sind die statischen Größen<br />

(spezifische Arbeit oder Druckerhöhung) gleich den totalen Größen. Die geodätische<br />

Höhendifferenz kann bei Ventilatoren in der Regel vernachlässigt werden. Im vorliegenden Fall<br />

gilt<br />

zA = zE .<br />

ρ<br />

p EA<br />

Δ<br />

p<br />

A<br />

h A


Liegt bei einem Ventilator eine Druckerhöhung von > 3000 Pa vor, so muss die Kompressibilität<br />

des Mediums berücksichtigt werden, indem zumindest eine mittlere Dichte zwischen Eintritt und<br />

Austritt berechnet wird:<br />

2 2<br />

2(<br />

p A − pE<br />

) c A − c E<br />

Y ≈ +<br />

[ m<br />

ρ A + ρE<br />

2<br />

2 /s 2 ].<br />

Handelt es sich um eine thermische Strömungsmaschine, so ist die spezifische Arbeit aus der<br />

Temperaturänderung entlang der Strömungsmaschine zu ermitteln:<br />

2 2<br />

c A − cE<br />

Y = cP<br />

⋅ ( TA<br />

− TE<br />

) +<br />

[ m<br />

2<br />

2 /s 2 ].<br />

Aus der spezifischen Förderarbeit lässt sich eine Druckerhöhung oder Totaldruckerhöhung Δpt<br />

zum Beispiel unter Berücksichtigung einer mittleren Dichte ρ zurück rechnen:<br />

Δpt = ρ ⋅ Y [ N/m² ] mit ρ = ( ρ + ρ ) / 2 .<br />

2.3 Bestimmung der aerodynamischen Leistung (Nutzleistung)<br />

Die Nutzleistung berechnet sich gemäß<br />

Paero = m&<br />

⋅ Y [ Nm/s ≡ W ] ,<br />

für eine inkompressible Strömung erhält man entsprechend<br />

P =<br />

V⋅<br />

Δp<br />

aero<br />

ggf. kann bei geringem Kompressibilitätseinfluss mit einem mittleren Volumenstrom<br />

& = V&<br />

+ V&<br />

/ gerechnet werden.<br />

( ) 2<br />

V A E<br />

.<br />

t<br />

2.4 Leistungsbestimmung des Ventilators<br />

A<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 4<br />

<strong>Kameier</strong><br />

E<br />

Die an die Strömungsmaschine abgegebene mechanische Leistung wird über eine elektrische<br />

Leistungsmessung des Antriebsmotors ermittelt. Die effektive Leistung des Motors PeM ist gleich<br />

der mechanischen oder der inneren Leistung des Ventilators PiV, da das Laufrad direkt auf der<br />

Motorwelle sitzt. Die Leistung Pel wird mit Hilfe eines AC Leistungsanalysators gemessen und<br />

nach dem sogenannten Einzelverlustverfahren nach VDE 0530 ausgewertet. Die wichtigsten<br />

Formeln der VDE 0530 werden wie folgt benötigt:<br />

Pel. = P1 und PeM = P2<br />

PeM = PiV = Pel - ∑ Verluste oder P2 = P1 - Σ Pv<br />

PeM = Pel - [ PFe+Rbg + Pcu1 + Pcu2 + Pz ]<br />

mit den Eisen- und Reibungsverlustleistungen PFe+Rbg. Sie sind lastunabhängig und nur spannungsabhängig<br />

PFe+Rbg=f ( U 2 ). Durch einen sogenannten Leerlaufversuch werden sie ermittelt:<br />

Pe = P2 = 0 ; Pel;0 = P1,0 = PFe+Rbg + Pcu1;0 + 0 + 0 ; PFe+Rbg = Pel;0 - Pcu1;0<br />

PFe+Rbg = 321,9 W ( durch Vorversuche ermittelt ) ,<br />

mit der Kupferverlust- oder Stromwärmeverlustleistung im Stator Pcu1. Sie wird bestimmt aus dem<br />

Phasenstrom und Phasenwiderstand. Nach dem Ohmschen Gesetz gilt U = I⋅ R und für die<br />

Verlustleistung gilt somit Pv = U⋅ I = I 2 ⋅ R . Für 3 Phasen ergibt sich also die Verlustleistung<br />

Pv = 3⋅ IL 2 ⋅ Rϕ<br />

mit dem gemessener Leiterstrom IL und einem mittleren Phasenwiderstand Rϕ von 2,8 Ω.


Man unterscheidet zwei grundlegende Schaltungsarten in der Asynchron-Motoren geschaltet<br />

sind, wobei sich unterschiedliche Verluste ergeben:<br />

a) Dreieckschaltung b) Sternschaltung (nur zum Anfahren)<br />

2<br />

⎛ IL<br />

⎞<br />

2<br />

2<br />

cu 1 = 3 ⋅⎜<br />

⎟ ⋅R<br />

ϕ = I ⋅R<br />

Δ<br />

L ϕ<br />

Pcu<br />

1 = 3 ⋅IL<br />

⋅R<br />

ϕ<br />

P<br />

λ<br />

⎝ 3 ⎠<br />

Pcu2 ist die Kupferverlust- oder Stromwärmeverlustleistung im Rotor; sie sind im Leerlaufversuch<br />

praktisch gleich 0. Beim Lastversuch tritt infolge des Schlupfes die Kupferverlustleistung auf.<br />

Allgemein gilt:<br />

Pcu2 = s ⋅ Pδ<br />

n0 − n<br />

s = Schlupf = ; Pδ = Luftspaltleistung = Pel - ( PFe+Rbg + Pcu1 )<br />

n0<br />

n0 = Synchrondrehzahl = f ( Netzfrequenz ; Polpaarzahl )<br />

n0 = 3000 min -1<br />

n = Arbeitsdrehzahl ( wird bei jeden Betriebspunkt gemessen )<br />

Pz = Zusatzverlustleistung ;<br />

nach VDE 0530 werden nicht erfassbare Verluste als sogenannte Zusatzverlustleistung<br />

veranschlagt:<br />

Bei großen Motoren gilt Pz = 0,005 ⋅ Pel = 0,005 ⋅ P1.<br />

Bei kleinen Motoren gilt Pz = 0,01 ⋅ Pel = 0,01 ⋅ P1 . (hier vorliegend!)<br />

Nach VDE 0530 sollen Messungen mit einem AC Leistungsanalysator vorher einer sogenannten<br />

cos ϕ-Überprüfung unterzogen werden. cos ϕ ist der sogenannte Leistungsfaktor eines<br />

Elektromotors. Hierbei handelt es sich um zwei voneinander unabhängige cos ϕ-Berechnungen,<br />

deren Differenz bei einer gültigen Messung nicht mehr als 3%-Punkte betragen darf. Die Formeln<br />

zur Berechnung von ⎜cos ϕI – cos ϕII⎮ ≤ 0,03 werden im folgenden kurz zusammengefasst:<br />

Pel Pel<br />

cos ϕI = =<br />

P 3 ⋅U<br />

⋅I<br />

tan ϕII =<br />

⎛ P<br />

⎜<br />

⎝ P<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

s<br />

P<br />

P<br />

Bl<br />

el<br />

1<br />

=<br />

cos<br />

sin ϕ<br />

= =<br />

cos ϕ<br />

Bl<br />

⎟<br />

− 2<br />

el ϕ<br />

1<br />

2<br />

1−<br />

cos ϕ<br />

cos ϕ<br />

=<br />

1<br />

−1<br />

2<br />

cos ϕ<br />

1 ⎛ P ⎞ Bl<br />

; = + 1<br />

2<br />

cos ⎜<br />

P ⎟<br />

ϕ ⎝ el ⎠<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 5<br />

<strong>Kameier</strong><br />

2<br />

⇒ cosϕII =<br />

1<br />

⎛ P<br />

1+<br />

⎜<br />

⎝ P<br />

Bl<br />

el<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

2


2.5 Wirkungsgradbestimmung des Ventilators :<br />

Ist die aufgenommene mechanische Leistung bekannt, so läßt sich aus den aerodynamischen<br />

Kenngrößen der hydraulische oder aerodynamische Wirkungsgrad der Strömungsmaschine<br />

bestimmen:<br />

Paero<br />

P Y ⋅ m&<br />

Δpt<br />

⋅ V&<br />

η aero = = = =<br />

.<br />

PAntrieb<br />

PeM<br />

PeM<br />

PeM<br />

Für thermische Strömungsmaschinen ist bei der Wirkungsgradberechnung grundsätzlich die<br />

Prozessführung zu berücksichtigen. Der Wirkungsgrad ist zwar nach wie vor als Verhältnis von<br />

Nutzen zu Aufwand zu berechnen, jedoch sind Nutzen und Aufwand von der Thermodynamik der<br />

Zustandsänderungen abhängig. Grundsätzlich sind statt Druckänderungen Enthalpieänderungen<br />

zu verrechnen. Die Definitionen für Wirkungsgrade bei isentroper oder polytroper Prozessführung<br />

lauten<br />

R / cp<br />

⎡⎛<br />

p ⎞ ⎤<br />

A TE<br />

⎢<br />

⎜ 1⎥<br />

p ⎟ −<br />

⎢ E ⎣⎝<br />

⎠ ⎥<br />

η<br />

⎦<br />

isentrop =<br />

(In der Ventilatorenindustrie auch innerer Wirkungsgrad genannt!)<br />

T − T<br />

A<br />

E<br />

R ln ( p A / pE<br />

)<br />

η polytrop =<br />

c p ln ( TA<br />

/ TE<br />

)<br />

.<br />

2.6 Beurteilung der Versuchsdaten (aerodynamische Verluste)<br />

Für die thermische Strömungsmaschine lässt sich eine einfache Prüfung hinsichtlich der<br />

Plausibilität der gemessenen Temperaturen und Drücke durchführen, indem man die<br />

Entropieänderung zwischen Eintritt und Austritt berechnet, die ein Maß für die aerodynamischen<br />

Verluste darstellt:<br />

s2 1 p A E<br />

A E<br />

− s = c ⋅ln(<br />

T / T ) − R ⋅(ln<br />

p / p ) .<br />

An stark gedrosselten Betriebszuständen kann es vorkommen, dass sich bei zu kurzer<br />

Verweildauer eine negative Entropie ergibt. Die Messung muss in einem solchen Fall wiederholt<br />

werden!<br />

2.7 Versuchsdurchführung<br />

1. Kalibrieren Sie die Thermoelemente gemäß einer Zwei-Punkt-Kalibration zwischen etwa 20<br />

und 25°C.<br />

2. Folgende Messgrößen sind aufzuzeichnen: Drehzahl, Strom, Spannung, Blindleistung des<br />

elektrischen Motors, Ein- und Austrittsdruck, Ein- und Austrittstemperatur des Ventilators,<br />

sowie die notwendigen Drücke und Temperaturen zur Bestimmung des Volumenstroms und<br />

der Dichte des strömenden Mediums.<br />

3. Messen Sie eine Drosselkennlinie des Ventilators an verschiedenen stationären<br />

Betriebspunkten (mindestens 10).<br />

4. Ermitteln Sie eine Anlagenkennlinie über einen Ein- und Ausschaltversuch. Arbeiten Sie dann<br />

mit einer transienten Datenerfassung. Ein eigenes Schaltbild ist zu entwerfen, die Daten<br />

sollen ohne Mittelung gespeichert werden, beachten Sie, dass eine Tabelle unter Dasylab die<br />

Daten nicht automatisch speichert. Lassen Sie die Daten vom Messkoffer dabei<br />

unberücksichtigt.<br />

2.8 Auswertung, schriftliche Ausarbeitung<br />

Wichtige Größen für die Auswertung sind:<br />

AE = AA= 0,0201 [ m² ] DRohr‘ = 0,16 [ m ] d=DRohr . ß ß = 0,7987 D2 = 0,58 [ m ]<br />

PFe und Rbg. = 321,9 [ W ] Rϕ = 2,8 [ Ω ] n0 = 3000 [ min -1 ] Pb = [ mbar ]<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 6<br />

<strong>Kameier</strong>


Folgende Punkte sollen in der Hausarbeit beschrieben werden:<br />

1. Beschreiben Sie jede einzelne Messgröße mit der Verrechnung der elektrischen in eine<br />

physikalische Größe. Dokumentieren Sie die verwendeten DASYLab-Schaltbilder.<br />

2. Die Messdaten sind zu verrechnen und als Δp über V & , η über V & , ψ über ϕ und η über ϕ<br />

aufzutragen.<br />

3. Diskutieren Sie die Expansions-Zahl ε an Hand der gewonnenen Messdaten?<br />

4. Ist die cos ϕ Bestimmung gemäß VDE 0530 in Ordnung, vgl. Seite 5?<br />

5. Überprüfen Sie die Plausibilität der Messdaten, vgl. 2.6.<br />

6. Bestimmen Sie rechnerisch den Bestpunkt der Strömungsmaschine über das Maximum des<br />

Wirkungsgrades aus einer interpolierten Gleichung (Trendlinie Excel). Welche Werte ergeben<br />

sich für eine thermische und welche für eine hydraulische Strömungsmaschine?<br />

7. Berechnen Sie eine Drosselkennlinie für eine nicht gemessene Drehzahl (z.B. 3500 oder<br />

3800 U/min) über die aerodynamischen Ähnlichkeitsgesetze.<br />

8. Führen Sie gemäß einer Fehlerfortpflanzungsrechnung eine Fehlerabschätzung für die<br />

Druckerhöhung und den Volumenstrom durch oder setzen Sie mit einem Fehler<br />

beaufschlagte Werte in Ihre Berechnung ein und ermitteln einen Fehler durch Probieren.<br />

Dokumentieren Sie Ihr Vorgehen ggf. mit Diagrammen.<br />

Fehlerrechnung in Kürze:<br />

1. ) z = z(<br />

x)<br />

⇒<br />

dz<br />

dz = dx<br />

dx<br />

dz<br />

Δ z : = dz = dx<br />

dx<br />

dz<br />

Δ z = Δx<br />

dx<br />

, Δx<br />

: = dx<br />

2. ) z = z(<br />

x,<br />

y)<br />

⇒<br />

∂z<br />

∂z<br />

dz = dx + dy<br />

∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

∂z<br />

Δ z = dx + dy<br />

∂x<br />

∂y<br />

größter möglicher Fehler (bedenke: a + b ≤ a + b ):<br />

∂z<br />

∂z<br />

Δ z = dx + dy<br />

∂x<br />

∂y<br />

∂z<br />

∂z<br />

Δ z = Δx<br />

+ Δy<br />

maximaler Fehler<br />

∂x<br />

∂y<br />

In der Praxis unterscheidet man zwischen dem oben hergeleiteten maximalen Fehler, als Summe<br />

der Einzelfehler, und dem wahrscheinlichen Fehler, auch mittlerer, Gaußscher und quadratischer<br />

Fehler genannt:<br />

Δ zGauß<br />

=<br />

2<br />

2<br />

⎛ ∂z<br />

⎞ ⎛ ∂z<br />

⎞<br />

⎜ Δx⎟<br />

+ ⎜ y⎟<br />

x ⎜<br />

Δ<br />

y ⎟<br />

wahrscheinlicher Fehler<br />

⎝ ∂ ⎠ ⎝ ∂ ⎠<br />

Beispiel Summe:<br />

z = x + y ⇒ Δz<br />

= Δx<br />

+ Δy<br />

Der absolute Fehler einer Summe ist die Summe der absoluten Fehler der<br />

Summanden:<br />

Δz<br />

Δx<br />

+ Δy<br />

=<br />

z z<br />

relativer maximaler Fehler<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 7<br />

<strong>Kameier</strong>


Beispiel Produkt:<br />

α β<br />

z = x ⋅ y ⇒<br />

Δz<br />

=<br />

z<br />

dz = α x<br />

Δx<br />

Δz<br />

= α x<br />

2<br />

+ Δ<br />

z<br />

y<br />

y<br />

2<br />

dx + x<br />

β y<br />

α−1<br />

β α β−1<br />

α−1<br />

y<br />

β<br />

Δx<br />

+ x<br />

α<br />

β y<br />

relativer wahrscheinlicher Fehler<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 8<br />

<strong>Kameier</strong><br />

dy<br />

β−1<br />

Δy<br />

Δz<br />

Δx<br />

Δy<br />

= α + β<br />

relativer maximaler Fehler<br />

z x y<br />

Der relative Fehler eines Produkts ist die Summe der mit den Exponenten<br />

gewichteten relativen Fehler der Faktoren.<br />

Δz<br />

=<br />

z<br />

Beispiel arithmetische Formel:<br />

α β<br />

z = 1−<br />

x ⋅ y<br />

⎛ x ⎞<br />

⎜<br />

Δ<br />

α ⎟<br />

⎜ x ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

2<br />

⎛ y ⎞<br />

⎜<br />

Δ<br />

+ β ⎟<br />

⎜ y ⎟<br />

⎝ ⎠<br />

2<br />

:<br />

z<br />

relativer wahrscheinlicher Fehler<br />

Aufgrund des Summanden lässt sich eine einfache Berechnung des relativen Fehlers<br />

Δz algebraisch nicht auflösen, da nicht so einfach wie bei der Produktformel gekürzt werden<br />

z<br />

kann. In der Regel ist es dann am einfachsten, den Fehler durch probieren, z. B. über eine kleine<br />

Wertetabelle unter Excel, abzuschätzen.<br />

aus: VDI 2044, Abnahme und Leistungsversuche an Ventilatoren, November 2002.


1 0 0<br />

A = A<br />

E A<br />

= 0 , 0 2 01 m<br />

Schematische Versuchsanordnung.<br />

2<br />

6350<br />

Durchströmungsrichtung<br />

P<br />

stroemungstechnik_II_v4_ss2005_270605.doc 9<br />

<strong>Kameier</strong><br />

A A<br />

t E<br />

t A<br />

b<br />

A E b<br />

p 1<br />

Δ<br />

Ø160,08<br />

Ø127,85<br />

p Bl.<br />

Δ<br />

Blende<br />

45°<br />

2,5<br />

2,5<br />

11<br />

2200<br />

p E<br />

Δ<br />

P<br />

V e n t i l a t o r e i n t r i t t<br />

Drosselkege<br />

l am Austritt<br />

P<br />

b<br />

Δ pA<br />

V e n t i l a t o r a u s t r i t t<br />

a-Synchron<br />

Drehstrommotor<br />

0<br />

8<br />

AC-Leistungsanalysator

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