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Am längeren Ende der goldenen Fritzkrücke des Stockes Nr. 2 ist<br />

dieser marmorartige Stein mit Goldadern eingelassen.


Symbol eines Berufsstandes<br />

Dr. med. Dieter W. Banzhaf<br />

Eigenverlag, Heilbronn 2007


Seit etwa 25 Jahren sammele, forsche und schreibe<br />

ich über Spazierstöcke. Berufsbedingt liegt ein<br />

Schwerpunkt auf der Beschäftigung mit Arztstöcken.<br />

Über Arztstöcke gibt es so gut wie keine Literatur.<br />

Von mir sind im Laufe der Jahre in mehreren<br />

Zeitschriften Artikel über Einzelgebiete erschienen.<br />

Nach meiner Kenntnis ist dies weltweit die erste größere<br />

Zusammenfassung des Wissens über Arztstökke.<br />

Eben weil es kaum Literatur über dieses Gebiet<br />

gibt, bleibt trotz eifrigen Forschens, Kombinierens und<br />

Rückschlüsseziehens sicher die eine oder andere<br />

Darstellung Spekulation. Eine Hypothese dient zu weiterem<br />

Forschen um sie zu bestätigen oder zu widerlegen.<br />

Ich glaube, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen<br />

ist, mein bisheriges Wissen weiterzugeben.<br />

Sollte jemand zu diesem Thema mehr Wissen oder Kentnisse haben, würde es mich freuen,<br />

wenn er es mir mitteilen würde. Ich lerne immer noch gerne dazu.<br />

Mir jedenfalls hat die Beschäftigung mit Spazierstöcken und insbesondere mit den<br />

Arztstöcken schon zu meinen Berufszeiten als Frauenarzt viel Spaß gemacht und füllt mich<br />

auch heute als Rentner voll aus. Bei der Erforschung der Vergangenheit bin ich immer wieder<br />

fasziniert was es alles gab und wie die Verhältnisse einst waren. Die Suche danach wird<br />

sicher bei mir nie aufhören.<br />

Heilbronn 2002<br />

Dr. med. Dieter W. Banzhaf<br />

Schweinsbergstrasse 36<br />

74074 Heilbronn


Einleitung<br />

Begriffsbestimmungen<br />

Stöcke mit ärztlichen Symbolen<br />

Schlange und Äskulapschlange<br />

Der Caduceus<br />

Andere ärztliche Symbole<br />

Ei, Kerze, Fackel, Öllampe und Maiglöckchen<br />

Ärztliche Systemstöcke<br />

Patente von Arztstöcken<br />

Phrenologenstöcke<br />

Pomander und Vinaigrette<br />

Index<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Anhang I - noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Anhang II - zum Teil neuere Bilder der beschriebenen Stöcke<br />

Seite 1<br />

Zeichnung des Stockgriffes von Stock Nr. 30<br />

7<br />

9<br />

37<br />

41<br />

43<br />

51<br />

55<br />

61<br />

68<br />

75<br />

89


Die Arbeit ist 2002 abgeschlossen worden, wurde aber aus verschiedenen Gründen nie veröffent<br />

licht. Ich habe jetzt das Ganze noch einmal durchgesehen und Fehler verbessert und 2 Anhänge da<br />

zugefügt. Einmal von Stöcken, die mir in der Zwischenzeit zur Kenntnis gekommen sind und der 2.<br />

Anhang beinhaltet neuere Abbildungen von in dieser Arbeit erwähnten Arztstöcken.<br />

Heilbronn im Herbst 2007<br />

Dr. med. Dieter W. Banzhaf


Einleitung<br />

Arztstöcke sind sicher Stöcke die Ärzten<br />

gehört haben. Den Stock einer<br />

Sammlung aber einem bestimmten<br />

Arzt zuzuschreiben ist meist unmöglich.<br />

"The Gold-Headed Cane" ist berühmt<br />

geworden und es wurde sogar<br />

ein ganzes Buch von William<br />

Macmichael im Jahre 1827 über ihn<br />

geschrieben. Er gehörte nacheinander<br />

fünf Ärzten, die alle ihre Wappen eingravieren<br />

ließen. Dieser Stock hat einen<br />

goldenen Handgriff in Form einer<br />

Fritzkrücke. Er wird heute in einem<br />

Safe im "Royal College of Physicians" in<br />

London aufbewahrt. Der erste<br />

Besitzer war John Radcliffe. Er heilte<br />

1689 William III. von seinem Asthma.<br />

Allerdings wurde er später für den Tod<br />

von Königin Mary verantwortlich gemacht.<br />

Radcliffe übergab noch zu seinen<br />

Lebzeiten den Stock an seinen<br />

Schüler und Freund Richard Mead.<br />

Der nächste Besitzer war Anthony<br />

Askew, ein Dandy und Bibliomane. Er<br />

hatte nach Meads Tod den größten Teil<br />

von dessen Bibliothek gekauft und<br />

wahrscheinlich war der Stock dabei auf<br />

ihn übergegangen.<br />

1. Die Rundkrücke ist aus drei Teilen aus Bein<br />

zusammengesetzt. Den Abschluss des Griffes<br />

bildet eine Elfenbeinplatte. Mit dem Kopf nach<br />

oben windet sich eine züngelnde Äskulap<br />

schlange dreimal um den geraden Anteil des<br />

Griffes. Der Kopf der Schlange ist durch häufi<br />

gen Gebrauch des Stockes in den Konturen et<br />

was unscharf geworden. Der übrige Griff ist<br />

noch gut erhalten. Am unteren Ende des<br />

Griffes befindet sich ein in sich selbst verschlun<br />

genes Band. Die Länge des geraden Anteils be<br />

trägt 11 cm, Die Ausladung der Krücke 10 cm<br />

. Der Schuss besteht aus abgeschliffenem<br />

Malakkarohr und hat einen Elfenbeinabsatz.<br />

Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 85 cm.<br />

Das Bild im Hintergrund zeigt den letzten<br />

Besitzer: Dr. Feilbach 1942 als Oberstabsarzt.<br />

Askew gab den Stock an William<br />

Pitcairn weiter. Pitcairn wurde zwei<br />

Jahre später Präsident des Royal<br />

College of Physicians. Er gab den Stock<br />

später seinem Neffen David Pitcairn.<br />

Dieser übergab auf dem Sterbebett<br />

den Stock an seinen Neffen Matthew<br />

Baillie. Dessen Witwe schenkte dann<br />

1823 den Stock, der viel erlebt hatte,<br />

dem "Royal College of Physicians".<br />

Hier kennt man dank des oben erwähnten<br />

Buches die Lebensläufe der<br />

aufeinander folgenden Besitzer.<br />

Anders bei dem nebenstehend abgebildeten<br />

Arztstock. Er stammt aller<br />

Wahrscheinlichkeit nach aus der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wir<br />

wissen nicht wer der Erstbesitzer gewesen<br />

ist. Die Äskulapschlange weist<br />

ihn aber eindeutig als Arztstock aus.<br />

Bevor der Stock in meine Sammlung<br />

kam, gehörte er einem Dr. Feilbach<br />

aus Bad Homburg. Von ihm gibt es<br />

auch ein Bild aus dem Jahre 1942. Er<br />

war damals während des zweiten<br />

Weltkrieges Oberstabsarzt. Dieser<br />

Stock muss also auch mehrere<br />

Besitzer gehabt haben. Außer dem<br />

Namen des letzten Besitzers ist nichts<br />

bekannt<br />

So gibt es eine ganze Anzahl von<br />

Stöcken, bei denen der Erstbesitzer<br />

zumindest namentlich bekannt ist.<br />

Meist kennen wir den Namen, weil er<br />

auf dem Griff eingraviert ist.<br />

Bei dem auf Seite 4 oben abgebildeten<br />

Stock von Lord Russell Wilkinson<br />

erinnert nichts an einen Arztstock. Das<br />

Motiv der vielen Gesichter kommt<br />

häufig vor. Nur wenn man weiß, dass<br />

er Leibarzt von König Georg VI. war,<br />

kann man den Stock als Arztstock einordnen.<br />

Diese Art Stöcke sind aber<br />

nicht der Gegenstand, über den hier<br />

berichtet werden soll.<br />

Eine andere Sorte von Arztstöcken<br />

sind die, die ein ärztliches Symbol<br />

1


2. Arztstock mit einer angedeuteten goldenen<br />

Fritzkrücke. Die Ausladung des Griffes beträgt<br />

9 cm. Am vorderen und hinteren Ende des<br />

Griffes ist je ein ovaler sehr seltener weißer<br />

Stein eingelassen, der von natürlichen<br />

Goldadern durchzogen ist. Auf beiden Seiten<br />

des Griffes finden sich Kartuschen. In der einen<br />

ist folgende Widmung: „DR. MÜLLER FROM<br />

L. DINKELSPIEL. San Francisco, January 1st<br />

1876“. Auf der anderen Seite findet sich fol<br />

gende Inschrift: „LUDWIG BLOCH 10. Juli<br />

94“. Der Griff hat ziselierte Bandverzierungen.<br />

Der Stock besitzt einen Malakkaschuss mit<br />

deutlich abgenutzter Metallzwinge. Gesamt<br />

höhe des Stockes 90,5 cm. Herkunftsland<br />

wahrscheinlich Amerika.<br />

Der Stock wurde offensichtlich im Jahre 1876<br />

von einem Herrn L. Dinkelspiel in San<br />

Francisco dem Dr. Müller dediziert. Dieser ver<br />

schenkte ihn 1894 weiter an einen Herrn<br />

Ludwig Bloch. Stöcke wurden im vorigen<br />

Jahrhundert gerne als Anerkennung für irgend<br />

welche Leistungen oder Verdienste verschenkt.<br />

3. Arztstock mit goldenem Knauf, goldenen<br />

Kordelösen und goldener Zwinge. Der Schuss<br />

ist aus Malakka. Länge des ganzen Stockes 88,7<br />

cm. Länge des Knaufes 5,5 cm und der Zwinge<br />

4,2 cm. Im Knauf sind zwei Kartuschen. Auf der<br />

einen sind ein aufgeschlagenes Kräuterbuch,<br />

ein Behältnis mit der Aufschrift „OPIA“, ein<br />

Totenkopf und eine Öllampe dargestellt. Dies<br />

sind ärztliche Symbole für die Verbundenheit<br />

mit der Natur (Kräuterbuch), für ein für frühe<br />

re Ärzte typisches Schmerzmittel (Opium), für<br />

die "moderne" anatomische Wissenschaft<br />

(Totenkopf), und für die allzeitige Bereitschaft<br />

bei Tag und Nacht (Öllampe). Das aufgeschla<br />

gene Buch könnte auch auf die Lehrtätigkeit an<br />

einer Universität hinweisen. Auf der anderen<br />

Kartusche ist eine Weintraube dargestellt.<br />

Die Trauben drücken durch die Andeutung auf<br />

das Heilige Abendmahl die mystische<br />

Anwesenheit Christi aus. Man darf also anneh<br />

men, dass der Arzt, dem der Stock einstens ge<br />

hörte, ein gottesfürchtiger und gläubiger<br />

Mensch war. Aber auch Asklepios wurde<br />

manchmal mit einer Weintraube dargestellt.<br />

Die Punzierung des Griffes könnte für<br />

Frankreich 1726 bis 1762 sprechen. Die<br />

Darstellungen in den Kartuschen sind aufge<br />

setzt und bestehen aus Gelb und Rotgold.<br />

aufweisen. Dann kommen noch die<br />

Stöcke die einem Arzt als Hilfsmittel<br />

dienten, indem sie an sich noch einen<br />

anderen Zweck hatten als nur eine<br />

Gehhilfe zu sein. Manche von ihnen<br />

hatten in ihrem Inneren einen<br />

Hohlraum für Medikamente oder<br />

Instrumente oder auch nur für<br />

Süßigkeiten für die kleinen Patienten.<br />

In diese Gruppe gehören auch die<br />

Pomander und die Phrenologenstöcke.<br />

Als Kuriosum auch einmal ein<br />

Billardstock.<br />

Es gibt noch eine Gruppe von<br />

Stöcken, die Ärzte im 18. und 19.<br />

Jahrhundert trugen, weil es sich für einen<br />

erfolgreichen Arzt so schickte.<br />

Dies waren die hin und wieder in<br />

Romanen erwähnten Stöcke mit goldenen<br />

Knäufen. Justinus Kerner<br />

schreibt in „Die Reise nach Heilbronn“<br />

von dem Besuch eines Arztes, dass<br />

dieser ihm in die Augen sah „...während<br />

er das Kinn auf dem goldenen<br />

Knopfe seines spanischen Rohres aufgestützt<br />

hielt.“<br />

Hans G. Bentz schrieb in seinem<br />

Roman “Gute Nacht Jakob“ über einen<br />

Arztbesuch anlässlich einer<br />

Krankheit in seiner Jugend: „...Der<br />

Hausarzt der einen Stock mit einem<br />

goldenen Knopf trug....“<br />

W. J. Burtscher schreibt von den Ärzten<br />

in den Städten in Amerika im ausgehenden<br />

19. Jahrhundert, dass<br />

Stöcke mit goldenen oder silbernen<br />

Knäufen zur Standardbekleidung gehörten.<br />

Diese Stöcke seien oft<br />

Geschenke von guten Freunden gewesen<br />

und der Name des Besitzers<br />

üblicherweise auf den Knäufen oder<br />

den Manschetten eingraviert.<br />

Bei G. Francesco lesen wir<br />

„...Allerdings bleiben einige den Stand<br />

des Arztes kennzeichnende Attribute<br />

bis in das 19. Jahrhundert erhalten, so<br />

vor allem der Doktorstock mit dem<br />

goldenen Knauf, der je nach dem Land<br />

verschiedene Formen und Ausführungen<br />

zeigt, ebenso wie der Stock selbst<br />

bald zierlicher, bald plumper gestaltet<br />

ist....“<br />

H. Lersch schreibt über den Stock von<br />

Dr. Eisenbarth, „...und in der Rechten<br />

(Hand) hielt er stolz nach der Sitte der<br />

Zeit den gleichfalls vergoldeten<br />

„Doctorstab“ als Zeichen seiner<br />

Würde und Bedeutung.“<br />

In seinem Buch über Ärzte schreibt<br />

Jeaffreson 1861, „...Der Stock des<br />

Arztes ist ein sehr alter Bestandteil seiner<br />

Würdenzeichen. Er ist heute außer<br />

Gebrauch, aber vor gar nicht langer<br />

Zeit wäre es keinem Arzt in den<br />

Sinn gekommen, einen Patientenbesuch<br />

ohne diesen mystischen Stab zu<br />

machen oder sich auch nur in der Öffentlichkeit<br />

sehen zu lassen. Lang wie<br />

ein Lakaienstab, glatt und lackiert, mit<br />

einem goldenen Knauf oder Quergriff<br />

am oberen Ende war er ein<br />

Gegenstand, den bis in dieses<br />

Jahrhundert hinein jeder kluge<br />

Anwärter auf den Medizinerberuf besaß....“<br />

An anderer Stelle „...dagegen<br />

musste ein Arztstock als Griff einen<br />

Knauf haben. Dieser Knauf war in frühen<br />

Zeiten hohl und enthielt eine<br />

Vinaigrette, die der gelehrte Mann sich<br />

immer unter die Nase hielt, wenn er<br />

sich einem Kranken näherte, damit die<br />

Düfte ihn vor den giftigen Ausdünstungen<br />

des Patienten schützen sollten.“<br />

Auf die goldenen Stöcke der Ärzte<br />

deutet auch die später noch beschriebene<br />

Karikatur von Hogarth aus dem<br />

18. Jahrhundert hin (siehe Seite 58)<br />

wenn er in der Unterschrift auf die „12<br />

Cane Heads Or“ hinweist.<br />

Wenn diese Stöcke oder Knäufe nicht<br />

mit Namen graviert oder einem ärztlichen<br />

Symbol versehen sind, kann<br />

man sie von "profanen" Stöcken nicht<br />

unterscheiden.<br />

3


4. Dies ist der Stock, der Lord Russell<br />

Wilkinson, dem Leibarzt von König Georg VI,<br />

gehört hat. Er war ein Geschenk des Königs.<br />

Kugelförmiger Elfenbeinknauf, plastisch mit chi<br />

nesischen Gesichtern beschnitzt. Eine Man<br />

schette ist in Form eines Schifferknotens aus<br />

Golddraht geflochten. In einer weiteren golde<br />

nen Manschette Ist der Name „RUSSELL WIL<br />

KINSON“ eingraviert. Der Schuss besteht aus<br />

Silberesche.<br />

5. Seltener Arztstock mit der Darstellung des<br />

Äskulap. Der aus dem Elfenbein geschnitzte<br />

Äskulap ist der Statue, die in Epidauros von ihm<br />

gefunden wurde, nachempfunden. Teile der<br />

Figur sind durch vielen Gebrauch abgegriffen.<br />

Höhe des Knaufes 10,5 cm. Der Schuss ist aus<br />

Ebenholz mit einer Brasilhornzwinge.<br />

Zwischen dem Knauf und dem Schuss befindet<br />

sich eine 2,3 cm breite Silbermanschette mit<br />

einer zum Teil abgewetzten Widmung: „Hrn.<br />

Proffeßor D. v. F?...sch aus Dankbarkeit gewid<br />

met E. F. Wulf“. Gesamthöhe des Stockes<br />

93,5 cm. Er stammt wahrscheinlich aus dem<br />

19. Jahrhundert und kommt aus Deutschland.<br />

6. L förmiger Griff aus 4 Beinstücken zu<br />

sammengesetzt und am Ende durch eine<br />

Elfenbeinplatte verschlossen. Im geraden Anteil<br />

ist ein knorriger Ast dargestellt, um den sich<br />

eine Schlange windet. Die Zweigabgänge sind<br />

mit eingelegtem Ebenholz besonders hervor<br />

gehoben. Der Beinring in der Mitte des gera<br />

den Griffteiles, der nach oben und unten durch<br />

einen Ebenholzring abgesetzt ist, hat folgende<br />

Umschrift: DR. E. OTT BAD ORB. Diese<br />

Inschrift mit dem Titel "DR." und die sich um<br />

den Griff windende Äskulapschlange, weist den<br />

Stock als Stock eines Arztes aus. Gleichzeitig<br />

zeigt er uns in seiner auch künstlerisch einfa<br />

chen Ausführung, dass sich Ärzte nicht immer<br />

viel leisten konnten. Auch wenn es ein<br />

Badearzt in Bad Orb war, wie in diesem Fall.<br />

Nach unten schließt der Griff mit einer ge<br />

schnitzten Gürtelschnalle, durch die eine<br />

Kordel gezogen ist, ab. Die Griffhöhe beträgt<br />

21,5 cm. Malakka Schuss und Hornzwinge.<br />

Gesamtlänge des Stockes 91 cm. Er dürfte aus<br />

der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und<br />

kommt aus Deutschland.<br />

4


Es soll hier auch nicht von den<br />

Arztstöcken von Anfang der<br />

Geschichte an die Rede sein, sondern<br />

von den Arztstöcken, die man heute<br />

noch sammeln kann. Wenn man eine<br />

Jahreszahl nennen will, so wird dies<br />

etwa ab 1700 sein. Die Stöcke, die<br />

man auf alten Reliefs, Stelen oder<br />

Bildern sehen und studieren kann,<br />

werden hin und wieder erwähnt oder<br />

in Hintergrundbildern gezeigt werden.<br />

7. Den Stock links habe ich etwa 1988 auf ei<br />

ner Spazierstockausstellung von Prof. Dr. med.<br />

Berquet in Schweinfurt aufgenommen. Er<br />

schrieb dazu: „Deutscher Arztstock aus<br />

Elfenbein um 1700, er wurde dem Arzt voran<br />

getragen.“ Um anzukündigen wer da kommt<br />

und ihm den Weg frei zu machen. Ich vermu<br />

te, dass der Griff nicht aus Elfenbein, sondern<br />

aus Bein ist.<br />

8. Kugelförmiger Silberknauf, der sich öffnen<br />

läßt. An ihm befindet sich noch ein gerader<br />

Anteil, der zur Befestigung auf dem Schuss<br />

dient. Der gerade Anteil ist kanneliert und<br />

6,6 cm lang. Der Knauf hat einen Durchmes<br />

ser von 4,5 cm. Oben auf dem Deckel ist eine<br />

leicht gewölbte Scheibe, wahrscheinlich aus<br />

Elfenbein, eingelassen. Auf ihr ist ein langstieli<br />

ger Kelch und eine sich zweimal um diesen<br />

Kelchstiel bis nach oben herumwindende<br />

Schlange dargestellt. Darunter ist in das Silber in<br />

Schreibschrift die Umschrift eingraviert: „Dr. H.<br />

Mai Trier“. Sehr schön gezeichneter<br />

Palisanderschuss mit Echthornabsatz. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes beträgt 98 cm.<br />

Herkunftsland Deutschland, vermutlich Ende<br />

des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit haben auch<br />

Ärzte das Schlangensymbol zusammen mit<br />

dem Kelch benutzt. Von amerikanischen Ärzten<br />

ist überliefert, dass sie in ihren Stockknäufen öf<br />

ters einmal Süßigkeiten für ihre kleinen<br />

Patienten hatten. Vielleicht gab es so etwas<br />

auch in Deutschland.<br />

Im Hintergrund des Bildes eine griechische<br />

Arztstele etwa 480 vor der Zeitrechnung. Sie<br />

befindet sich im Museum in Basel.<br />

5


Jaeffreson schreibt in seinem Buch<br />

über Ärzte „...Thurlow sagte am 17.<br />

Juli 1797 im Oberhaus: <br />

....Tatsache ist, dass der Chirurgenstab<br />

in ganzer Länge blau-rot-weiß<br />

umlaufend gestrichen war: blau stand<br />

für das venöse Blut, die leuchtendere<br />

Farbe für das arterielle, und der weiße<br />

Streifen sollte die Bandage symbolisieren,<br />

mit der der Arm verbunden wurde,<br />

nachdem die Nähte entfernt waren.“<br />

Mit einem Doctor-Titel auf einer<br />

Inschrift kann man ab dem Jahre 1413<br />

rechnen. Zu dieser Zeit wurde in der<br />

Universität von Paris (Facultè de Paris)<br />

der Titel docteur anstatt der<br />

Bezeichnung maître eingeführt.<br />

9. Seltener, sehr fein gearbeiteter goldener<br />

Pomander. Im Hintergrund Ausschnitt einer<br />

Kopie der Karikatur von William Hogarth über<br />

Londoner Ärzte von Hloman Bale aus der er<br />

sten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die<br />

Unterschrift zu diesem Bild lautet: „Arms of the<br />

Undertakers“. Man muß dies mit „Die Waffen<br />

der Totengräber“ übersetzen. Siehe auch<br />

Kapitel über Pomander weiter hinten.<br />

6


Begriffsbestimmung<br />

Bader: Ehemals der Besitzer und<br />

Vorsteher einer Badestube. Er übt<br />

aber wie der Barbier die einfachen<br />

chirurgischen Tätigkeiten auch als<br />

Hilfsperson eines Arztes aus.<br />

Barbier: Barbierer, ein Mann, der ein<br />

Geschäft daraus macht anderen den<br />

Bart abzunehmen. Daneben übt er in<br />

der Regel noch einfache chirurgische<br />

Tätigkeiten wie Schröpfen, Aderlassen,<br />

Operieren von Hühneraugen, Ausziehen<br />

von Zähnen oder ähnliches aus.<br />

Chirurg: Arzt der Operationen durchführt<br />

und Wunden versorgt. Der<br />

Chirurg muss im Vollbesitz des allgemeinen<br />

medizinischen Wissens sein.<br />

Feldscher: In Deutschland früher die<br />

Bezeichnung der Militärärzte. Um<br />

1890 hat nur noch die russische<br />

Armee Feldschere, welche den<br />

Lazarettgehilfen anderer Armeen entsprechen<br />

und in Fachschulen ausgebildet<br />

werden.<br />

Wundarzt: Entspricht dem Chirurg.<br />

Quacksalber: Zusammengesetzt aus<br />

quaken = laut schreien und Salber =<br />

Arzt. Früher Heilkundiger oder Arzt,<br />

der sich auf Märkten lauthals anpries.<br />

Englisch: quack.<br />

Arztstock (d.)<br />

doctor`s cane (e.)<br />

canne de médecin (fr.)<br />

bastone per medico, (da medico) (it.)<br />

10. Dieser außergewöhnliche Arztstock<br />

stammt aus Russland, den Punzen nach aus<br />

dem 19. Jahrhundert. In den geraden Anteil<br />

des silbernen Griffes ist eine ärztliche Szene aus<br />

der Pathologie oder der Anatomie eingraviert.<br />

Als ärztliches Symbol der modernen Natur<br />

wissenschaften oben als Knauf ein Totenkopf.<br />

Der darunter eingelassene Granatstein galt seit<br />

der Zeit der hl. Hildegard von Bingen als<br />

Heilstein.<br />

Literatur:<br />

Banzhaf, Dieter, Arztstöcke, Referat<br />

in München, 1988, anlässlich des 2. internatio<br />

nalen Stocksammlertreffens.<br />

Banzhaf; Dieter; Schwäche für das 3. Bein,<br />

Expertise, 1988.<br />

Banzhaf, Dieter, Mit dem Stock in der Hand,<br />

Sammler Journal Nr.4, 18. Jahrgang, 1989.<br />

Bentz, Hans G.: Gute Nacht Jakob,<br />

Fortsetzungsroman in der Heilbronner Stimme<br />

vom 15. Jan. 1983, 41. Fortsetzung.<br />

Burtscher, William J., The Romance Behind<br />

Walking Canes, Dorrance 6 Company,<br />

Philadelphia, ohne Jahreszahl.<br />

Cabanès, Docteur, Le Costume du Médecin<br />

en France, Verlag P. Longuet, Paris, ohne<br />

Jahreszahl.<br />

Francesco, Grete de, Das Kleid des Arztes in<br />

drei Jahrhunderten, Ciba Zeitschrift Juni 1934,<br />

Nummer 11, S. 371.<br />

Macmichael, William, The Gold Headed Cane,<br />

London,The Royal College of Physicians, 1968.<br />

A Facsimile of the Author’s 1827 Copy.<br />

Jaeffreson, J. Cordy, A Book about Doctors,<br />

Reprint from the English Edition, New York,<br />

Rudd and Carleton, 1861.<br />

Kerner Justinus, Ausgewählte Werke, heraus<br />

gegeben von Gunter Grimm, Philip Reclam<br />

jun., Stuttgart.<br />

Lersch, Hans, Über den Doctorstab von<br />

Johann Andreas Eisenbarth, DER STOK<br />

KSAMMLER, Nr. 24, 1997.<br />

7


8<br />

Die Stadt Schlangenbad führt heute noch die<br />

Äskulapschlange in ihrem Wappen.


Stöcke mit ärztlichen Symbolen<br />

Schlange und Äskulapstab<br />

Die Schlange als Symbol ist vieldeutig.<br />

Durch ihre Häutung und anscheinende<br />

Verjüngung steht sie für das ewige<br />

Leben. Ihr oft giftiger Biss hingegen<br />

steht für das Böse und den Tod. Wenn<br />

sich die Schlange aufrichtet und angriffslustig<br />

züngelt gilt ihr straffer und<br />

praller Leib als Phallussymbol. So signalisiert<br />

sie männliche Lebenskraft und<br />

Fruchtbarkeit. Sie verkriecht sich in die<br />

Tiefen der Erde und kommt lichtzugewandt<br />

wieder hervor, heliotrop. Sie ist<br />

Vermittlerin zwischen Himmel und<br />

Erde.<br />

11. Außergewöhnlich großer, zweiteiliger<br />

Elfenbeingriff in Form eines Ziegenhainers. Die<br />

Knauflänge beträgt 21 cm. Das obere Drittel<br />

kann abgeschraubt werden. Im mittleren<br />

Drittel ist vollplastisch eine sich um den Griff<br />

und durch zwei übereinander liegende Ringe<br />

windende Schlange dargestellt. Der Kopf der<br />

Schlange zeigt nach oben und aus dem Maul<br />

züngelt eine gespaltene Zunge. Gekonnte<br />

handwerkliche Arbeit in sehr gutem Erhal<br />

tungszustand. Feine Patina. Zum Schuss hin cir<br />

ca 1,8 cm breite, sauber gearbeitete<br />

Manschette aus Elfenbein in Form eines<br />

Gürtels. Auf dem Überschlag des Gürtels ist<br />

eine Lilie dargestellt. Außerdem findet sich auf<br />

dem Gürtel ein Name in Schreibschrift.<br />

Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen<br />

des Erstbesitzers. Er kann aber infolge starker<br />

Abnutzung nicht entziffert werden.<br />

Naturbelassener Malakkaschuss. 9,5 cm langer,<br />

wuchtiger Elfenbeinabsatz. Gesamtlänge des<br />

Stockes 87 cm. Es handelt sich um eine deut<br />

sche Arbeit aus der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

12. Sehr schöner deutscher Arztstock aus der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Knauf<br />

ist in Form eines Ziegenhainers aus einem<br />

Walrosszahn gearbeitet. Sehr subtil ist plastisch<br />

eine sich um den Stock und durch zwei unter<br />

einander liegende Ringe windende Schlange<br />

dargestellt. Sehr schöne Maserung und feine<br />

Patina. Knaufhöhe 13,7 cm. Oben auf dem<br />

Knauf ist das Monogramm “WK” und die<br />

Jahreszahl 1865. Zum Schuss hin folgt eine<br />

8 mm breite Manschette aus Elfenbein, die ei<br />

nen Gürtel darstellt. Der Schuss besteht aus<br />

2/3 Malakka, die Zwinge aus Elfenbein. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes ist 87,3 cm.<br />

9


Sie gilt außerdem als listig, verführerisch,<br />

räuberisch und falsch. Vor allem<br />

aber wohl das breite Spektrum zwischen<br />

ewigem Leben und Tod, zwischen<br />

Himmel und Erde hat sie überall<br />

und zu allen Zeiten zum Symbol<br />

der Medizinmänner, Heiler und Ärzte<br />

werden lassen. Die Schlange als<br />

Arztsymbol ist deshalb sicher auch<br />

multizentrisch.<br />

Es ist also sicher falsch, Äskulap mit seinem<br />

Schlangenstab als den Ursprung<br />

der Schlangensymbolik in der Medizin<br />

anzusehen. Aber für unseren Kulturkreis<br />

dürfte es schon stimmen. Irgendwo<br />

muss man eben einen Anfang machen.<br />

Ikonographisch kennen wir also<br />

den Schlangenstab seit ca. 2500<br />

Jahren. Die Bezeichnung “Äskulapstab”<br />

scheint dagegen erst Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts aufgekommen zu sein. Es<br />

soll uns auch im Zusammenhang mit<br />

den Arztstöcken weniger interessieren,<br />

wie nun Äskulap zu seinem Stock<br />

mit der Schlange kam, und ob er wirklich<br />

ein originärer griechischer Gott<br />

war oder nur eine Erfindung der<br />

Priester von Epidauros.<br />

Aus dem mythischen Dunkel taucht so<br />

im 4. Jahrhundert v. Chr. der griechische<br />

Asklepios auf den Schlangenstab<br />

gestützt in der darstellenden Kunst auf.<br />

Sei es nun in Form von Plastiken oder<br />

Reliefs oder aber auch auf antiken<br />

Münzen. Manchmal streichelt oder<br />

füttert Asklepios auch die Schlange. Er<br />

befindet sich auch oft in Gesellschaft<br />

seiner Tochter Hygieia. In Rom wandelt<br />

er sich zu Aesculapius und seine<br />

Tochter zu Salus.<br />

13. Es handelt sich um einen ähnlichen Stock<br />

wie auf der vorhergehenden Seite beschrie<br />

ben. Der Griff ist in diesem Fall 20 cm hoch<br />

und besteht aus einem Stück Elfenbein. Die<br />

Ähnlichkeit der Ausführung legt den Schluss<br />

nahe, dass diese Art von Stöcken, bei denen<br />

sich die Schlange durch 2 Ringe windet, alle aus<br />

der gleichen noch unbekannten Werkstatt<br />

kommen. Die Bedeutung der zwei Ringe ist<br />

zur Zeit noch nicht geklärt.<br />

10


Im Laufe der Zeit wurde die Schlange<br />

entweder um den Stab geschlängelt<br />

oder auch frei, nicht an den Stab gebunden,<br />

zum eigentlichen Symbol des<br />

Äskulap.<br />

14. Ein deutscher Medizinstudentenstock aus<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der<br />

Knauf aus Elfenbein ist als Ziegenhainer gestal<br />

tet. Der Griff ist etwa 10 cm hoch. Um ihn und<br />

durch zwei Ringe windet sich eine züngelnde<br />

Schlange. Es handelt sich um eine saubere<br />

handwerkliche Arbeit. Zwischen dem Griff und<br />

dem Ebenholzschuss befindet sich eine circa<br />

3 cm breite silberne Manschette mit einer<br />

Widmung und der Jahreszahl (18)97 / (18)98.<br />

Den Abschluss nach unten bildet eine eiserne<br />

Zwinge. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />

91 cm.<br />

15. Der Knauf besteht aus Walrosszahn. Er ist<br />

zweiteilig in Form eines Ziegenhainers. Höhe<br />

des Knaufes 15,5 cm. Vollplastisch windet sich<br />

eine Schlange um den Knauf und durch 2<br />

Halteringe. Der Kopf zeigt nach oben. Sehr fei<br />

ne gekonnte Arbeit. Der Stock kommt aus<br />

Deutschland, wahrscheinlich aus Süddeutsch<br />

land, und stammt aus der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts. Der Schuss besteht aus<br />

Ebenholz und hat einen Absatz aus Büffelhorn.<br />

Zwischen Knauf und Schuss befindet sich eine<br />

1,5 cm breite Messingmanschette.<br />

16. Griff und Schuss sind bei diesem Stock aus<br />

Buchsbaumholz geschnitzt. Der untere Anteil<br />

des Griffes ist durch aufgeleimte Bretter auf bei<br />

den Seiten verdickt worden, damit genügend<br />

Material zum Schnitzen der vollplastischen Figur<br />

vorhanden war. In diesem Anteil ist eine sich<br />

durch 2 Ringe windende Schlange dargestellt.<br />

Deutlich sind bei dieser Schlange die hochste<br />

henden Augen, ein sehr breites Maul mit brei<br />

ter Zunge und auf dem Kopf eine fast kammar<br />

tige Schuppendarstellung zu erkennen. Die<br />

Stöcke 11 bis 16 weisen alle ähnliche Merk<br />

male auf, so dass man annehmen muss, dass sie<br />

alle aus der gleichen Werkstatt kommen. Ein<br />

aus Holz geschnitzter Arztstock ist jedoch äu<br />

ßerst selten. Der Griff ist in seinem oberen Teil<br />

L förmig, geschwungen und etwas an ein<br />

Geweih erinnernd. Zu diesem Eindruck tragen<br />

auch die auf die Enden aufgesetzten<br />

Elfenbeinpartien bei. Der Griff ist circa 21 cm<br />

lang und 10 cm breit. Zwischen ihm und dem<br />

Schuss ist eine 1,1 cm breite Beinmanschette<br />

montiert. Der lange Absatz ist aus Bein. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 89,7 cm.<br />

Auch dies eine Arbeit aus der Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts. Die Stockmacherwerkstatt hat<br />

wahrscheinlich in Süddeutschland gestanden.<br />

Die verschieden wertvollen Materialien und die<br />

Größe der Griffe spiegelt auch ein wenig die<br />

Einkommensverhältnisse der verschiedenen<br />

Ärzte wider. Wir werden dieser Tatsache im<br />

mer wieder begegnen.<br />

11


17. Sehr edler Arztstock mit einem zierlichen,<br />

schön gemaserten Schildpattgriff mit birnenför<br />

migem Knauf. Oben auf dem Knauf sind die in<br />

einander verschlungenen Initialen JG in Gold<br />

erhaben aufgebracht. Eine goldene Schlange<br />

windet sich mit dem Kopf nach oben dreimal<br />

um das obere Ende des Griffes. Dem Schuss<br />

zu bildet ein 3,5 mm breiter Goldring den<br />

Übergang. Die Gesamthöhe des Griffes beträgt<br />

17,5 cm. Feiner, dunkelbrauner Schlangenholz<br />

schuss mit Hornzwinge. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes ist 92,5 cm. Es handelt sich um eine<br />

meisterliche französische Arbeit aus dem<br />

19. Jahrhundert. Dieser Stock war weniger<br />

zum Stützen als zum Flanieren und<br />

Demonstrieren, wer man ist, gedacht. Dafür<br />

spricht auch, dass der Betrachter die Schlange<br />

(Äskulapschlange) sieht, wenn der Besitzer die<br />

Initialen lesen kann. Den Stock hat man vor sich<br />

her getragen oder tragen lassen.<br />

18. Stock im Originalzustand um 1800 aus<br />

England. 10 cm hoher Elfenbeinknauf in her<br />

vorragender handwerklicher Verarbeitung mit<br />

einer feinen Patina. Plastisch dargestellt ist eine<br />

sich mit dem Kopf nach oben um einen Baum<br />

stamm windende Schlange. Ein Eichenzweig<br />

mit Blättern und Eicheln schlingt sich ebenfalls<br />

um den Stamm. Die Schlange hält diesen<br />

Zweig in seinem oberen Anteil im Maul. Den<br />

Abschluss des Knaufes nach unten bilden 4 ste<br />

hende Akanthusblätter. Der Schuss besteht aus<br />

einem durchgehenden echten, gelblichen<br />

Malakkarohr. Bronzezwinge mit Eisenabsatz.<br />

Die Gesamtlänge des Stockes ist 96 cm.<br />

Hier ist wieder die Äskulapschlange als Arzt<br />

symbol. Sie ist ebenso wie die Eiche, die<br />

Eicheln und die Akanthusblätter auch ein<br />

Symbol des Lebens und der Unsterblichkeit.<br />

Die Schlange mit dem Eichenzweig im Maul<br />

lässt an die Szene im Gilgamesch Epos denken,<br />

in dem die Schlange das gerade von<br />

Gilgamesch aus dem Urmeer heraufgeholte<br />

Kraut des ewigen Lebens stiehlt, frisst und un<br />

sterblich wird. Die Symbole passen gut zu ei<br />

nem Arzt.<br />

19. Zweiteiliger Elfenbeingriff. Oben eine ge<br />

drechselte Kugel mit einem Durchmesser von<br />

circa 3,6 cm. Auf dem geraden 12 cm langen<br />

Anteil des Griffes ist erhaben eine mehrfach um<br />

sich selbst und um den Griff windende Schlange<br />

dargestellt. Der züngelnde Schlangenkopf sieht<br />

nach oben. Im Bereich des Schlangenkopfes sind<br />

deutliche Abnutzungsspuren vorhanden. Die<br />

Schuppung der Schlange ist gut erhalten. Der<br />

Schuss besteht aus fein gemasertem<br />

Riopalisander. Die Zwinge ist aus Elfenbein. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes ist 98,5 cm. Er<br />

stammt wahrscheinlich aus Deutschland und ist<br />

in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />

12


Äskulapstatue aus der Eremitage. Die<br />

Schlange windet sich um eine Keule.<br />

Schlangenrelief. In diesem Fall ein Weihrelief<br />

für Zeus Melichios. Gefunden in der Nähe<br />

des Hafens Zea.<br />

6. Der Stock des „DR. E. OTT aus BAD<br />

ORB“ wurde weiter vorne schon näher be<br />

schrieben. Er ist eines der Beweismittel, dass<br />

es sich bei solchen Schlangenstöcken um<br />

Stöcke von Ärzten gehandelt hat. Nur ein klei<br />

ner Teil der Stöcke war mit Titel und Namen<br />

gekennzeichnet. Offensichtlich reichte das<br />

Schlangensymbol schon aus, um den Träger<br />

als Arzt zu kennzeichnen.<br />

Kommen wir von der Antike im Mittelmeerraum<br />

zur Neuzeit. Im 16. Jahrhundert<br />

taucht der isoliert dargestellte<br />

Äskulapstab wieder auf. Vom 18.<br />

Jahrhundert an erscheint er immer<br />

häufiger als ärztliches Symbol. In der<br />

Jetztzeit ist er auch von der Weltgesundheitsorganisation<br />

übernommen<br />

worden und gilt jetzt weltweit als<br />

Piktogramm für ärztliche Dienste.<br />

Bei den Arztstöcken mit Äskulapschlangen<br />

windet sich diese häufig in mehreren<br />

Windungen um den geraden Anteil<br />

des Griffes oder um den Griff selbst.<br />

Der Griff wird somit zum Stab, um den<br />

sich die Schlange herumwindet. Im allgemeinen<br />

schlängelt sie sich mit dem<br />

Kopf nach oben herum. Aber wie<br />

schon auf den antiken Darstellungen<br />

kommt die Schlange auch vom Stab<br />

getrennt, dann meist als Knäuel, vor.<br />

Die letzte Sicherheit, dass es sich um<br />

einen Arztstock handelt, hat man,<br />

wenn noch der Dr.-Titel, besser noch<br />

Dr. med. und der Name auf dem Griff<br />

oder auf der Manschette zwischen<br />

Griff und Schuss angegeben sind. Da<br />

es solche Stöcke tatsächlich gibt, darf<br />

man für ähnlich gearbeitete Stücke im<br />

Analogieschluss annehmen, dass auch<br />

sie Stöcke von Ärzten waren.<br />

Noch etwas für ängstliche Naturen.<br />

Bei der Äskulapnatter im zoologischen<br />

Sinn handelt es sich um eine ein bis<br />

zwei Meter lange dunkelbraune<br />

Baumschlange. Sie ist ungiftig, gutartig<br />

und leicht zähmbar. Sie ist in Süd- und<br />

Südosteuropa heimisch und wurde mit<br />

dem Äskulapkult von den Römern<br />

auch nach Deutschland gebracht. Hier<br />

findet man sie noch vor allem in<br />

Schlangenbad, aber auch in Hirschhorn,<br />

Lörrach und Passau. In den Tempelbezirken<br />

des Asklepios, in den sogenannten<br />

Asklepieia, in Epidauros, auf<br />

der Insel Kos oder in Pergamon in<br />

Kleinasien und auf der Tiberinsel in<br />

Rom, um nur einige zu nennen, befanden<br />

sich hunderte dieser Äskulapnattern,<br />

Elaphe longissima, und wurden<br />

dort gefüttert.<br />

13


20. Beschnitzter Elfenbeinknauf mit einem<br />

Durchmesser von 4,4 cm. In engen Ringen<br />

windet sich eine Schlange um den Knauf. Der<br />

züngelnde Kopf befindet sich oben. Schuppen<br />

und Rückenzeichnung des Tieres sind subtil<br />

herausgearbeitet und braun eingefärbt. Diese<br />

Art des Aufrollens einer Schlange ist künstle<br />

risch frei gestaltet und wurde durch den kugeli<br />

gen Knauf bedingt. Dem Schuss zu geht der<br />

Knauf in einen geraden Anteil von 1,5 cm<br />

Höhe und einem Durchmesser von 2,4 cm<br />

über. Auf ihm ist der Titel und der Name des<br />

Erstbesitzers eingeschnitten. DR. MED. J.<br />

JENS. Es ist selten, dass man einen Stock mit<br />

Äskulapschlange auch mit dem Namen und<br />

Titel des Besitzers findet. Dieser Stock ist ein<br />

Beweis dafür, dass die Schlange, auch ohne<br />

sich um einen Stab zu winden, von Ärzten als<br />

Symbol und Standeszeichen auf ihren Stöcken<br />

benutzt wurde. Sehr ausdrucksvoller und fein<br />

gemaserter Buchsbaumschuss mit Elfenbein<br />

absatz. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />

trägt101 cm. Der Stock kommt aus<br />

Deutschland aus dem 19. Jahrhundert.<br />

21. L förmiger Elfenbeingriff mit einer Ausla<br />

dung von 11 cm. Um die eigentliche Handhabe<br />

windet sich eine Schlange. Rechts neben dem<br />

Schlangenkopf ein Monogramm mit den ver<br />

schlungenen Buchstaben “KJC”. Im oberen<br />

Anteil des “K” glaubt man noch ein quergestell<br />

tes kleines “v” zu erkennen. Der Griff weist<br />

eine sehr schöne Alterspatina auf. Er zeigt deut<br />

liche Abnutzungsspuren. Zum Schuss hin ein<br />

0,5 cm breiter Elfenbeinring. Herrlich gemaser<br />

ter Palisanderschuss und langer Elfenbeinab<br />

satz. Gesamtlänge des Stockes 88 cm. Der<br />

Griff stammt aus der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts und kommt mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit aus Deutschland.<br />

14


22. Gediegener englischer Arztstock aus dem<br />

Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts. 10,5 cm<br />

langer, leicht konischer Knauf aus einem<br />

Walrosszahn mit einem oberen Durchmesser<br />

von 3,3 cm. Um diesen Knauf und brezelför<br />

mig durch sich selbst hindurch, windet sich mit<br />

dem Kopf nach oben eine Schlange. Die<br />

Schlange ist aus dem Walrosszahn plastisch her<br />

ausgearbeitet. Der Griff hat leichte Altersrisse<br />

und eine schöne Patina. Gesamthöhe des Stok<br />

kes 91cm. Der Absatz besteht aus Elfenbein,<br />

der Schuss aus einem wunderschön gemaser<br />

ten ganzen Malakkarohr. Der Griff liegt sehr gut<br />

in der Hand und wurde offensichtlich häufig ge<br />

braucht, denn der Schlangenkopf zeigt deutli<br />

che Abnutzungsspuren. Hier lag beim Gehen<br />

der Daumen der rechten Hand auf. Der Stock<br />

wurde so getragen, dass der Entgegenkom<br />

mende die Schlange erkennen konnte.<br />

23. Dreiteiliger Beingriff in L Form von außer<br />

gewöhnlicher Größe. Er besitzt eine Abschluss<br />

platte aus Bein und am geraden Ende einen<br />

schmalen Beinring. Dargestellt ist plastisch eine<br />

Schlange, die sich mit dem Kopf nach oben<br />

dreimal um den geraden Anteil schlängelt.<br />

Zwei eingelegte rote Glasaugen leuchten bei<br />

Sonneneinstrahlung auf. Der Kopf zeigt deutli<br />

che Abnutzungsspuren. Einfache aber durchaus<br />

ansprechende Arbeit. Schöne Patina. Länge des<br />

Griffes 20 cm. Ausladung 10 cm. Am Übergang<br />

zum Schuss aus Halbmalakka befindet sich eine<br />

schmale Metallmanschette. Der Stock hat ei<br />

nen Elfenbeinabsatz aus neuerer Zeit. Gesamt<br />

höhe des Stockes 89 cm. Der Stock dürfte aus<br />

der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und<br />

aus Deutschland kommen.<br />

Ähnliche Stockgriffe gibt es recht häufig. Die<br />

hier vorliegende Größe ist aber sehr unge<br />

wöhnlich. Ob diese Größe des Stockgriffes et<br />

was über die Stellung des Arztes innerhalb der<br />

Ärzteschaft aussagt, bleibt zunächst reine<br />

Spekulation.<br />

24. L förmiger, dreiteiliger Beingriff mit einer<br />

Abschlussplatte aus Bein. Auf dem geraden<br />

Anteil des Griffes ist eine sich viermal mit dem<br />

Kopf nach oben um den Griff windende<br />

Schlange dargestellt. Der Kopf ist aufgerichtet<br />

und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Mögli<br />

cherweise waren ursprünglich auch hier Glas<br />

augen eingelegt. Am unteren Ende des Griffes<br />

eine gürtelförmige Verzierung. Feine Patina<br />

durch Alter und langen Gebrauch. Zum Schuss<br />

hin ein schmaler Metallring. Der Schuss besteht<br />

aus nicht entrindetem Haselnussholz und hat<br />

eine Metallzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />

81,5 cm. Die Ausmaße des Griffes sind 8,5 x<br />

18,3 cm. Der Stock befindet sich im Original<br />

zustand. Wenn man den Schlangenkopf be<br />

trachtet, erkennt man eine Ähnlichkeit mit dem<br />

bei Stock Nr. 23 beschriebenen Stockgriff.<br />

Wahrscheinlich kommen beide Griffe aus der<br />

gleichen Werkstatt. Deutschland, 19. Jh.<br />

15


25. L förmiger Elfenbeingriff in Form eines<br />

Astes. Um ihn windet sich eine züngelnde<br />

Schlange von dem unteren Griffteil bis zum<br />

Griffende. Sie hat ein eingelegtes Rubinauge.<br />

Leichte Abnutzungsspuren und altersbedingte<br />

sehr schöne Patina. Die Schuppen der Schlange<br />

sind sehr fein herausgearbeitet. Der Griff ist<br />

9 cm lang und hat eine Ausladung von 6,5 cm.<br />

Der Stock hat einen Riopalisanderschuss mit<br />

Elfenbeinbsatz. Zwischen Schuss und Griff be<br />

findet sich eine schmale Silbermanschette. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 89 cm. Er<br />

dürfte aus dem 19. Jahrhundert stammen und<br />

aus Deutschland kommen.<br />

26. Dieser Stock ist sehr ähnlich dem vorher<br />

gehend beschriebenen. Um einen L förmigen<br />

Elfenbeingriff in Form eines Astes windet sich<br />

eine Schlange. Der Griff zeigt deutliche<br />

Gebrauchsspuren. Die Schlange hat ein<br />

schwarzes Glasauge. Der Griff besitzt eine<br />

herrliche Patina. Der Schuss ist aus Wenge und<br />

hat einen Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss<br />

und Griff ist ein goldfarbiger Ring montiert. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes ist 81,7 cm. Die<br />

Ausladung des Griffes beträgt 5 cm, die Höhe<br />

9 cm. Auch dieser Griff stammt aus dem<br />

19. Jahrhundert und kommt aus Deutschland.<br />

27. L förmiger, zweiteiliger, leicht geschwunge<br />

ner Beingriff. Um den unteren Abschnitt des<br />

geraden Griffanteils windet sich mit dem Kopf<br />

nach oben dreimal eine Schlange herum. Sie<br />

hat eingelegte Rubinaugen. Der Schlangenkopf<br />

und auch zum Teil die Zeichnung der Schlange<br />

zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Sehr feine<br />

altersbedingte bräunlich gelbliche Patina. Der<br />

Griff hat eine Länge von 12 cm. Zum Schuss<br />

hin 1,5 cm breite goldfarbene Manschette.<br />

Der Schuss besteht aus Makassarebenholz und<br />

hat einen Echthornabsatz. Gesamtlänge des<br />

Stockes circa 95 cm. Der Griff stammt aus dem<br />

19., möglicherweise auch aus dem 18. Jahr<br />

hundert und kommt aus Deutschland.<br />

16


28. Langer beschnitzter Elfenbeingriff. Es ist<br />

eine sich mit dem Kopf nach oben zweimal um<br />

den Griff windende Schlange im Halbrelief dar<br />

gestellt. Es ist ein typischer Äskulapstab darge<br />

stellt. Der Griff ist leicht konisch nach unten hin<br />

zulaufend. Die Schlange ist etwas bräunlich ein<br />

gefärbt. Das Elfenbein hat eine feine gelbliche<br />

Patina. Abnutzungsspuren im Bereich des<br />

Schlangenkopfes. Der Griff ist circa 19 cm lang.<br />

Der obere Durchmesser beträgt 1,7 cm, der<br />

untere 1,5 cm. Zwischen Griff und Schuss be<br />

findet sich eine 3,6 cm breite Silbermanschette<br />

mit den Initialen “DB”. Der Schuss besteht aus<br />

Ebenholz und hat einen Elfenbeinabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm. Der<br />

Griff dürfte aus dem 19. Jahrhundert stam<br />

men. Er kommt wahrscheinlich aus<br />

Deutschland.<br />

29. Ein zierlicher Arztstock, dessen Besitzer<br />

klein gewesen sein muss. Wahrscheinlich hat er<br />

einer Ärztin gehört. Die Verspieltheit der<br />

Motivgestaltung könnte in diese Richtung deu<br />

ten. Der Griff besteht aus einem 20 cm langen,<br />

nach unten konisch zulaufenden Elfenbein<br />

knauf. Um ihn und einmal durch sich selbst,<br />

windet sich eine Schlange nach oben. Das Maul<br />

ist weit aufgerissen. Die Zähne und eine lange<br />

Zunge sind zu sehen. Die Schuppung ist sehr<br />

gut herausgearbeitet. Auf dem Kopf eine Ver<br />

zierung, die an einen Federbusch erinnert.<br />

Diese Art der Schlangendarstellung findet man<br />

häufiger im süddeutschen Raum. Teils um die<br />

Schlange, teils um den Griff, ist ein Band ge<br />

schlungen und zu einer Schleife gebunden.<br />

Den Abschluss zum Schuss hin bildet ein brei<br />

ter aus Elfenbein geschnitzter Gürtel mit<br />

Gürtelschnalle. Es handelt sich um eine sehr<br />

elegante Darstellung der Äskulapschlange in<br />

perfekter handwerklicher Arbeit. Sehr feine<br />

Patina. Malakkaschuss mit Elfenbeinabsatz. Ge<br />

samthöhe des Stockes 80,6 cm. Er stammt aus<br />

dem 19. Jahrhundert, wohl aus Deutschland.<br />

30. 14 cm langer gegossener Silbergriff aus der<br />

frühen Jugendstilzeit. Dargestellt ist eine sich<br />

zweimal mit dem Kopf nach oben um einen<br />

Stab herumwindende Schlange. Auf der Spitze<br />

des Griffes befindet sich eine Artischocke. Man<br />

geht wohl nicht fehl, wenn man die Artischocke<br />

als Phallussymbol ansieht. Ob hier die Schlange<br />

den Sündenfall darstellen soll, ist unklar. Es ist<br />

aber auch möglich, dass es sich um eine Äsku<br />

lapschlange handelt. In diesem Fall würde es<br />

sich um einen Arztstock handeln. Jedenfalls ist<br />

es eine ausdrucksstarke Arbeit. Der Griff<br />

stammt wahrscheinlich aus einer Silberwaren<br />

fabrik aus Schwäbisch Gmünd. Er ist mit Krone,<br />

Halbmond und 800 gestempelt. Der Schuss<br />

besteht aus Palisanderholz und hat einen Echt<br />

hornabsatz. Gesamtlänge des Stockes 104 cm.<br />

30A. Die bronzenen Schleuder Gussformen<br />

des beschriebenen Griffes.<br />

17


31. L förmiger Griff eines Arztstockes. Die<br />

Sprosse eines Rehgehörns mit Auge ist teil<br />

weise mit Sterlingsilber überzogen. Auf diesen<br />

silbernen Überzug ist eine sich zweimal um<br />

den Griff windende Schlange mit Kopf nach<br />

oben und zum Griffende aufgelötet. Wahr<br />

scheinlich ist das Silber auf das Gehörn elektro<br />

lytisch aufgebracht. Dafür spricht die sehr gute<br />

Anpassung des Silbers an die Unebenheiten<br />

des Gehörns, und dass es fast vollständig an<br />

liegt. Auch mit feinster Sonde sind keine<br />

Unterschneidungen zu tasten. Die Schlange<br />

konnte nach dem Überziehen des Griffes mit<br />

Silber ohne Schwierigkeiten aufgelötet werden.<br />

Der Griff ist 12 cm lang und trägt den Stempel<br />

„STERLING.“ Der Palisanderschuss hat einen<br />

kleinen angedrechselten Übergang zum Griff<br />

hin. Den Abschluss nach unten bildet ein dunk<br />

ler Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 94 cm. Der Stock kommt aus<br />

Nordamerika und stammt aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

32. Ovaler, unten konisch zulaufender<br />

Elfenbeinknauf von 5,6 cm Höhe und einem<br />

oberen größten Durchmesser von 3,8 cm. Von<br />

der Oberfläche windet sich um den Knauf,<br />

halbreliefartig dargestellt, eine Schlange. Die<br />

künstlerisch geschickt angeordneten<br />

Windungen vermitteln einen sehr hübschen<br />

Gesamteindruck. Es handelt sich um eine sehr<br />

saubere und sorgfältige Arbeit. Das Elfenbein<br />

hat eine äußerst feine Maserung und zeigt eine<br />

leichte Patina. Zwischen dem Knauf und dem<br />

Grenadineholzschuss befindet sich eine<br />

1,1 cm breite Metallmanschette. Der Schuss<br />

hat einen Brasilhornabsatz. Der Knauf dürfte<br />

aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen.<br />

Möglicherweise aus Deutschland.<br />

33. L förmiger Griff aus dem Wurzelanteil eines<br />

Kastanienschösslings. Er ist teilweise mit Silber<br />

blech überzogen. Eine sich um den Griff win<br />

dende Schlange ist aufgesetzt. Der Schriftzug<br />

„Geo“ in Schreibschrift und Blüten, die wie<br />

Edelweiß aussehen und Gebilde, die an einen<br />

Oktopus erinnern, wenn auch nur mit meist 7<br />

Tentakeln, sind herausgetrieben. Der Schuss<br />

besteht aus einem Eichenschössling. Der<br />

Absatz ist aus bräunlichem Brasilhorn. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm. Es ist<br />

eine schöne Handarbeit wohl aus dem<br />

19. Jahrhundert aus Nordamerika. Dieser<br />

Stock ähnelt dem Stock Nr. 31, ist aber auf<br />

eine andere Art hergestellt. Während bei dem<br />

Stock Nr. 31 das durchbrochene Silberkleid des<br />

Griffes elektrolytisch aufgebracht wurde, ist bei<br />

diesem Stock Silberblech um den Griff herum<br />

gearbeitet und aufgehämmert worden und dar<br />

auf wude die Schlange, die auf einem schmalen<br />

Silberband gearbeitet ist, aufgelötet. Wenn man<br />

die sehr ähnlichen Schlangenköpfe betrachtet,<br />

kann man vermuten, dass beide Stöcke aus der<br />

gleichen Werkstatt kommen.<br />

18


34. Arztstock mit einer elfenbeinernen<br />

Fritzkrücke. Dargestellt ist eine Schlange, die<br />

sich um und durch einen Ast windet.<br />

Anatomisch gesehen ist die Schlange für ihre<br />

Größe zu kurz. Die Augen sind vertieft darge<br />

stellt und geschwärzt. An den Griffenden sind<br />

die Jahresringe und Risse des Astes dargestellt.<br />

Das Elfenbein ist schön gemasert und hat eine<br />

prächtige dunkle Patina. Der Griff dürfte aus der<br />

1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Er<br />

kommt aus Deutschland. Zwischen Griff und<br />

Schuss eine 3 cm breite silberne oder versil<br />

berte Manschette, auf der sich das Astmotiv<br />

wiederholt. Der Schuss ist aus nur wenig ge<br />

masertem Schlangenholz mit einem Absatz aus<br />

hellem Büffelhorn. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes ist 93 cm. Die Ausladung des Griffes<br />

beträgt 12 cm.<br />

35. Seltener L förmiger Griff aus Eisen in Form<br />

eines Rehgeweihes, um dessen senkrechten<br />

Anteil sich zweimal eine züngelnde Schlange<br />

mit dem Kopf nach oben herumwindet. Der<br />

Eichenholzschuss schließt direkt an den Griff<br />

an. Bei der sich zweimal um einen Stab her<br />

umwindenden Schlange dürfte es sich um eine<br />

Äskulapschlange handeln. Figürliche Griffe aus<br />

Eisen sind entweder selten angefertigt worden<br />

oder nur selten erhalten. Der Stock dürfte aus<br />

der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert stam<br />

men und aus Deutschland kommen. Ich habe<br />

den Stock vor Jahren in einer Privatsammlung<br />

in Hanau Steinheim fotografiert.<br />

36. Zweiteilige L förmige, leicht geschwungene<br />

Elfenbeinkrücke. In der unteren Hälfte des ge<br />

raden Anteils ist vollplastisch eine züngelnde<br />

Schlange mit weit aufgerissenem Maul darge<br />

stellt. Sie windet sich durch sich selbst und bil<br />

det eine angedeutete 8. Der Kopf ist nach oben<br />

gerichtet. Der Griff hat eine feine altersbeding<br />

te Patina. Es ist ein zierlicher Griff und ein klei<br />

ner Stock. Die Länge des Griffes beträgt<br />

9,5 cm, die Gesamtlänge des Stockes 88 cm.<br />

Ein kleines Stück des Schlangenschwanzes<br />

scheint zu fehlen. Im Bereich der Schlange<br />

deutliche Abnutzungsspuren. Hier ist der Stock<br />

wohl häufig gehalten worden. Man kann sich<br />

gut vorstellen, dass man mit dem unteren Teil<br />

des Stockes, wenn man ihn oben am Griff hält,<br />

an die Türen klopfen konnte, um seine Visite<br />

anzumelden. Am Übergang zum Schuss aus<br />

Kirschholz ist eine circa 9 mm breite Messing<br />

manschette. Den Abschluss des Schusses nach<br />

unten bildet ein Hartgummiabsatz. Schuss und<br />

Absatz wurden später erneuert. Sehr schönes<br />

Beispiel eines deutschen Arztstockes aus dem<br />

19. Jahrhundert. Möglicherweise ist er aber<br />

auch älter.<br />

19


Die Machart, die Stilrichtung und ab<br />

und an eine eingravierte Jahreszahl geben<br />

einen Hinweis auf die Entstehungszeit<br />

der Stöcke. Die meisten erhaltenen<br />

Stöcke dürften aus dem 19.<br />

oder Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

sein. Wenige Arztstöcke sind aus dem<br />

späten 17. oder 18. Jahrhundert erhalten.<br />

Die Pomander und ein Teil der<br />

Stöcke mit goldenen Knäufen stammen<br />

aus dieser frühen Zeit. Die<br />

Stöcke mit ärztlichen Symbolen stammen<br />

meist aus dem 19. und 20.<br />

Jahrhundert.<br />

32. Deutscher Stock mit einem Silbergriff mit<br />

linsenförmigem Knauf. Dieser ist auf der<br />

Oberfläche mit einem großen Monogramm<br />

“FK” unter einer fünfzackigen Krone graviert.<br />

Um den geraden, zylindrischen Teil des 10 cm<br />

hohen Knaufes windet sich dreimal eine Schlange<br />

mit dem Kopf nach oben herum und bildet so ei<br />

nen typischen Äskulapstab. Sie ist handgetrieben<br />

und fein ziseliert, der Kopf hat kleine mit<br />

Rubinen eingesetzte Augen. Der Knauf ist mit<br />

verschiedenen Punzen versehen, aus denen<br />

hervorgeht , dass er aus der Werkstatt von B.<br />

Ott aus Schwäbisch Gmünd kommt und aus<br />

800er Silber besteht. Krone und Halbmond<br />

stehen für Deutschland. Er stammt aus der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er zeigt<br />

Gebrauchsspuren und ist auf einem prachtvol<br />

len Schuss aus Schlangenholz montiert der ei<br />

nen Brasilhornabsatz hat. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes ist 88,5 cm. Die Abbildungen von die<br />

sem Stock sind aus DER STOCKSAMMLER 31.<br />

Dez. 2000.<br />

38. Zweiteiliger Griff aus Bein. Der obere<br />

Abschluss des Griffes ist aus Elfenbein.<br />

Umlaufend eine gewundene Schlange Äsku<br />

lapschlange. Es handelt sich um eine einfache<br />

Ausführung eines Arztstockes. Ob der mon<br />

tierte Schuss ursprünglich dazu gehörte er<br />

scheint fraglich. Der Stock stammt aus einer<br />

Privatsammlung in Hanau Steinheim.<br />

39. Elfenbeingriff mit einer sich in mehreren<br />

Windungen nach oben schlängelnden Äskulap<br />

schlange im Halbrelief. Einfache und künstle<br />

risch wenig anspruchsvolle Arbeit. Breite<br />

Elfenbeinmanschette mit den Initialen “GB”.<br />

Der Schuss besteht aus schwarz lackiertem<br />

Holz. Der Stock stammt aus einer Privat<br />

sammlung in Hanau Steinheim.<br />

20


Hier findet man große Qualitätsunterschiede<br />

in den Materialien der Griffe<br />

und Schüsse. Die Griffe sind einmal<br />

aus Elfenbein, Silber oder auch Gold<br />

gefertigt. Die Schüsse bestehen dann<br />

aus edlen Hölzern oder Rohren, wie<br />

Schlangenholz, Palisander, Ebenholz<br />

und Malakka. Die einfacheren Griffe<br />

sind aus Bein oder Eisen und die<br />

Schüsse aus Kirschholz, Schwarzdorn,<br />

Haselnuss, Eiche und Kastanie oder<br />

aus Bambus. Auch die Qualität der<br />

Ausführung weist große Unterschiede<br />

auf. Neben wirklich hervorragend<br />

künstlerisch gestalteten und gearbeiteten<br />

Griffen finden sich solche einfacher,<br />

volkstümlicher Art. Hier spiegelt sich<br />

die sicher sehr unterschiedliche Einkommenssituation<br />

der einzelnen Ärzte<br />

wider. Während einzelne, wohl in den<br />

großen Städten oder Kur- und<br />

Badeorten, sicher ein sehr gutes Einkommen<br />

hatten, hatten andere ein oft<br />

sehr bescheidenes oder gar ärmliches<br />

Auskommen. Einen Arztstock als<br />

Standessymbol wollten aber auch sie<br />

haben.<br />

40. L förmiger gegossener und fein nachzise<br />

lierter Silbergriff, mit einer Ausladung von<br />

10,5 cm. Dargestellt ist eine um sich selbst<br />

windende Schlange mit Rubinaugen. Seltene<br />

Art einer Schlangendarstellung in Silber. Die<br />

Arbeit stammt aus dem Ende des 19. Jahrhun<br />

derts. Der Stock kam über die USA nach<br />

Deutschland. Es handelt sich der Punzierung<br />

nach um eine Produktion der amerikanischen<br />

Firma Gorham & Co. Ein schreitender Löwe<br />

(nach rechts sehend), ein Anker und ein G und<br />

STERLING. Außerdem ist noch die Nummer<br />

U 396 angegeben. Wahrscheinlich die<br />

Modellnummer. Die Gussform dieses Griffes ist<br />

in dem Buch Canes in the United States von<br />

Frau C. Dike, S. 244, abgebildet. Der Stock hat<br />

einen fein gezeichneten Schlangenholzschuss<br />

mit einem Hornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 96,5 cm.<br />

41. Elfenbeingriff mit der Darstellung einer<br />

Schlange. Es handelt sich um einen Automaten.<br />

Bei Druck auf den Knopf im Bereich der<br />

Manschette züngelt die Schlange. Es wäre<br />

durchaus möglich, dass die kleine Spielerei<br />

Kinder oder auch ängstliche Erwachsene bei<br />

der Untersuchung oder einem kleinen Eingriff<br />

ablenken sollte.<br />

Aufgenommen 1988. Der Stock war damals im<br />

Besitz von Ulrich Klever.<br />

21


42. Der untere Teil eines Sonnenschirms, eines<br />

sogenannten Knickers. 23 cm langer dreiteiliger<br />

Elfenbeingriff. Der eigentliche gebogene Griff<br />

hat eine Ausladung von 3,7 cm und kann abge<br />

schraubt werden. Die beiden geraden Anteile<br />

sind fest miteinander verbunden. Der gerade<br />

Anteil hat einen Durchmesser von circa 1 cm.<br />

Auf ihm ist plastisch eine sich nach oben win<br />

dende Schlange dargestellt. Das Maul ist geöff<br />

net und eine lange Zunge kommt heraus.<br />

Zwischen den Schlangenwindungen Zweige<br />

mit Eichenblättern und Fruchtbechern (Cupu<br />

lae) der Eicheln. (Eiche gleich Lebenssymbol,<br />

siehe auch Stock Nr. 18). Oben eine 4,2 cm<br />

lange Messingmanschette mit floralen Mustern.<br />

Hier wurde der eigentliche Schirm angesetzt.<br />

Sehr seltenes Beispiel eines Arztsymbols auf ei<br />

nem Sonnernschirm. Wahrscheinlich aus dem<br />

Besitz einer Ärztin. Solche knickbaren<br />

Sonnenschirme wurden im 18. Jahrhundert<br />

benutzt.<br />

43. Schirmgriff aus Elfenbein mit einem großen<br />

Haltegriff aus Elfenbein. Auf dem eigentlichen<br />

Schirmknauf ist halbplastisch eine kleine<br />

Schlange zwischen den Initialen R und A und<br />

der Jahreszahl 1920 dargestellt. Die Schlange<br />

gibt künstlerisch nicht sehr viel her, ist jedoch si<br />

cher als Arztsymbol zu deuten.<br />

Der Stock stammt aus einer Privatsammlung in<br />

Hanau Steinheim. 1987 von mir aufgenom<br />

men.<br />

44. Vierfach gewundene Schlange aus einem<br />

biegsamen Weißmetall. Die Schlange hat im<br />

Kopf und Schwanzbereich ein kleines Loch, um<br />

sie mit einem Nagel am Schuss befestigen zu<br />

können. Dies ist die einfachste und billigste Art,<br />

um zu einem Stock mit einem Arztsymbol zu<br />

gelangen. Die Schlangenspirale hat eine Höhe<br />

von circa 4,3 cm und einen Durchmesser von<br />

etwa 2,2 cm. Diese Spirale wird beim Anbrin<br />

gen um den Schuss herum leicht auseinander<br />

gezogen und passt sich damit der Dicke des<br />

Schusses gut an. Die Schlange kann so ange<br />

bracht werden, dass sie sich entweder mit dem<br />

Kopf nach oben oder mit dem Kopf nach unten<br />

um den Schuss herumwindet. Das vorliegende<br />

Modell dürfte so um die Zeitenwende des 19.<br />

zum 20. Jahrhundert entstanden sein.<br />

22


45. Dieser Stock ist ein sogenannter Wol<br />

chow Knüppel. Diese wurden im II. Weltkrieg<br />

(1939/45) von russischen Kriegsgefangenen ge<br />

schnitzt und von deutschen Soldaten in<br />

Russland benutzt, um mit Wasser gefüllte<br />

Granatlöcher in den Schützengräben und den<br />

verschlammten Wegen auszuloten. Die mit ei<br />

ner Schlange versehenen Stöcke soll das<br />

Sanitätspersonal benutzt haben. Sie sind sich in<br />

der Art alle ähnlich. Vorliegender Stock ist<br />

97 cm hoch. Der Griff besteht aus einem aus<br />

Holz geschnitzten Vogel, möglicherweise einer<br />

symbolisierten Taube. Er ist auf einen aus einem<br />

Vierkantholz geschnitzten Schuss aufgesetzt.<br />

Oben ist der Schuss noch vierkantig, unten<br />

rund. Er ist von oben bis unten beschnitzt. Im<br />

mittleren Drittel windet sich dreimal eine<br />

Schlange mit dem Kopf nach oben um den<br />

Schuss. Ganz oben ist die Umschrift „Russland<br />

1941“. Es folgt ein stilisierter Reichsadler und die<br />

Jahreszahl 1943. Auf der Rückseite ein Haus<br />

und ein Baum. Weiter unten folgt die Inschrift<br />

“WOLCHOW”. In derselben Höhe ist noch ein<br />

Segelschiff eingeritzt. Weiter unten ist eine nicht<br />

genau zu deutende Umschrift eingeschnitten.<br />

Die Buchstaben sind teils spiegelverkehrt. Liest<br />

man von oben nach unten und von rechts nach<br />

links heißt das Wort „LiudAn“. Von rechts nach<br />

links und nach oben kommt man auf „nAduiL“.<br />

Der Stock ist bis unten mit geometrischen<br />

Figuren beschnitzt. Er besteht aus einem leich<br />

ten Holz und hat keine Zwinge.<br />

46. Origineller, handgeschnitzter Spazierstock aus<br />

einem Stück Ahornholz. Als Knauf dient die Büste<br />

eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, der der<br />

sog. chevau léger, der leichten Kavallerie, ange<br />

hört haben dürfte. Um den Schuss windet sich<br />

eine Schlange. Der aus Frankreich stammende<br />

Stock könnte einem damaligen Feldarzt, einem<br />

sog. Bader gehört haben. Der Stock ist in einer<br />

Schweizer Privatsammlung.<br />

47. Griff und Schuss sind aus einem Ast ge<br />

schnitzt. Dargestellt ist ein Mann mit Käppi. Er<br />

erinnert an einen amerikanischen Soldaten.<br />

Dieser Mann besitzt ein flaches, wenig aus<br />

drucksvolles Gesicht. Es handelt sich um eine<br />

relativ einfache und wenig kunstvolle Arbeit.<br />

Der Schnitzer war sicher nicht sehr geübt. Am<br />

“Hals” findet sich eine Durchbohrung, die zum<br />

Durchziehen einer Kordel gedient haben mag.<br />

Um den ganzen Schuss windet sich von unten<br />

nach oben eine Schlange, zweimal links herum<br />

und einmal rechts herum. Länge des Stockes<br />

88,5 cm. Eine Zwinge fehlt. Es sind unten am<br />

Schuss aber deutliche Abnutzungspuren zu se<br />

hen.Möglicherweise wurde der Stock im II.<br />

Weltkrieg (1939/45) von einem amerikani<br />

schen Soldaten im Feld (Frankreich,<br />

Deutschland) geschnitzt. Die Schlange könnte<br />

dann auf einen Arzt oder Sanitäter als<br />

Erstbesitzer hinweisen. Der Stock wurde in<br />

Deutschland erworben.<br />

23


48. Zeremonienstock eines Medizinmannes<br />

aus Ghana. Es handelt sich um eine handwerk<br />

lich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />

aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für<br />

den Souvenirhandel. So betrachtet ist es ein<br />

Unikat und entspricht den handwerklichen<br />

Gepflogenheiten der Gegend. Griff und Schuss<br />

sind aus einem Stück Ebenholz geschnitzt.<br />

Oben ein knopfförmiger Knauf. Darunter eine<br />

achtflächige, leicht konisch nach unten zulaufen<br />

de Handhabe. Nach unten folgt ein mit<br />

Kultnarben versehener 6cm hoher Kriegerkopf<br />

mit einer aufgetürmten Kraushaarfrisur. Um<br />

den eigentlichen Schuss windet sich mit dem<br />

Kopf nach oben eine circa 17 cm lange<br />

Schlange halb herum. Der ganze Stock ist<br />

98,5 cm hoch und von einer dunkelbraunen<br />

bis schwarzen Farbe.<br />

49. Zeremonienstock eines Medizinmannes<br />

aus Kenia. Auch hier wieder eine handwerklich<br />

und individuell ausgeführte Nachbildung aus<br />

den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der<br />

Stock dürfte nach einem Original gearbeitet<br />

sein. Griff und Schuss sind aus einem Stück<br />

Ebenholz geschnitzt. Oben eine durch eine<br />

Querrille unterteilte Handhabe. Darunter ein<br />

circa 4 cm großer Kopf mit relativ großen<br />

Ohren, einer platten Nase, aufgeworfenen<br />

Lippen und Kräuselhaaren. Es folgt der eigentli<br />

che Schuss mit einer sich halb darum herum<br />

windenden, circa 16 cm langen Schlange. Der<br />

ganze Stock ist 96 cm hoch und von einer dun<br />

kelbraunen bis schwarzen Farbe. Eine Zwinge<br />

ist nicht vorhanden.<br />

24<br />

Ghana<br />

Kenia<br />

50. Auch hier handelt es sich um einen<br />

Souvenirstock aus den 70er Jahren des 20.<br />

Jahrhunderts aus Kenia, der individuell einem<br />

Medizinmann Stock nachgebildet wurde. Griff<br />

und Schuss sind aus einem Stück Ebenholz ge<br />

schnitzt. Oben ein leicht konisch zulaufender<br />

10 cm langer Griff. Darunter ein Kopf mit rela<br />

tiv großen Ohren, einer breiten Nase, aufge<br />

worfenen Lippen und hoch aufgetürmten krau<br />

sen Haaren. Deutliche Narben sind im Gesicht<br />

und auf der Stirn dargestellt. Dieser Kopf ist<br />

6 cm hoch. Es folgt der eigentliche Schuss mit<br />

einer sich einmal darum herum windenden,<br />

circa 22 cm langen Schlange. Der ganze Stock<br />

ist 96 cm hoch und von einer dunkelbraunen<br />

bis schwarzen Farbe.


51. Da wir gerade in Afrika sind, noch ein Stock<br />

aus Afrika, aus Zaire. Dieser Stock ist sowohl<br />

original als auch ein Unikat. Er wurde als<br />

Auftragsarbeit für einen deutschen „Medizin<br />

mann“ (Frauenarzt und Geburtshelfer), nämlich<br />

für mich, 1980 geschnitzt. Ich ordne den Stock<br />

der Herkunft wegen an dieser Stelle ein, wenn<br />

er auch keine ins Auge springende Äskulap<br />

schlange(n) hat; es sei denn, man interpretiert<br />

die beiden umeinander geschlungenen Spiralen<br />

als symbolisierte Schlangen, was nicht ganz aus<br />

zuschließen ist, da der Künstler lediglich den<br />

Auftrag erhielt einen Stock für einen deutschen<br />

Frauenarzt herzustellen. Den Auftrag gab ein<br />

deutsches Entwicklungshelfer Ehepaar, dem ich<br />

Medikamente und ärztliche Geräte für ihre<br />

Arbeit mitgab. Außer dem Auftrag bekam der<br />

Schnitzer noch einen Nilpferdzahn von dem<br />

Ehepaar.<br />

Zaire<br />

Dieser Nilpferdzahn wurde als Rundgriff in<br />

Form eines leicht stilisierten Tukans, bei weitge<br />

hender Erhaltung seiner ursprünglichen Form,<br />

geschnitzt. Die Augen sind aus Ebenholz einge<br />

legt. Der dunkelbraune Ebenholzschuss ist in<br />

seinem oberen Anteil ebenfalls geschnitzt.<br />

Dargestellt ist eine hochschwangere Frau mit<br />

untergeschlagenen Beinen. Der dicke Bauch ist<br />

deutlich zu erkennen. Über ihm kreuzweise<br />

zwei Bänder. Der Griff sitzt gleichsam als<br />

Schmuck auf ihrem Kopf. Die Frau trägt<br />

Schmuckringe an Ober und Unterarmen und<br />

am rechten Unterschenkel. In der linken Faust<br />

hält sie einen kurzen Stab. Von hinten erkennt<br />

man einen Lendenschurz, der von einem Gür<br />

tel gehalten wird. Auffallend ist die sehr gerade<br />

Haltung und der lang ausgezogene Kopf und<br />

Hals. Es handelt sich um eine sehr schöne und<br />

ausdrucksstarke naive Arbeit. Gesamthöhe des<br />

Stockes 95 cm. Die Ausladung des Griffes be<br />

trägt in der Diagonalen 18,5 cm. Die Figur ist<br />

von Kopf bis zu den Füßen 12,5 cm hoch.<br />

25


52. Silberne Rundkrücke mit der Darstellung<br />

des Äskulap. Der griechische Arzt Äskulap ist<br />

durch das Attribut der Schlange gekennzeich<br />

net. Typische Wiener Jugendstilarbeit. Die<br />

Schlange und die Blattstiele sind aufgesetzt. Die<br />

Blätter selbst sind vertieft dargestellt. Der Griff<br />

ist 11,5 cm ausladend. Schöne ausdrucksstarke<br />

Arbeit. Die Darstellung des Äskulap gleicht der<br />

Büste aus dem Museum in Tegea. Ein ähnliches<br />

Stück ist auf dem Markt bisher nicht aufge<br />

taucht. Ebenholzschuss und Messingzwinge.<br />

Gesamthöhe des Stockes 89,5 cm.<br />

26<br />

Asklepiosbüste aus dem Museum in Tegea<br />

53. Der Stockgriff ist aus zwei Beinteilen zu<br />

sammengesetzt und oben mit einer metallenen<br />

Platte verschlossen (Silber?). Der Griff ist<br />

16,3 cm lang. Um ihn windet sich dreimal eine<br />

Schlange mit dem Kopf nach unten. In ihrem<br />

Maul hat sie ein großes Blatt. Es wird gesagt,<br />

dass die Apotheker solche Stöcke mit Schlan<br />

gen, die den Kopf nach unten halten, als Status<br />

symbol getragen hätten. Das Blatt im Maul der<br />

Schlange könnte dann das Kraut des ewigen<br />

Lebens sein, das Gilgamesch für seinen Freund<br />

Enkidu vom Grund des Urmeeres heraufholte.<br />

Auf dem Heimweg nach Uruk wurde ihm das<br />

Kraut bei einer Rast von einer Schlange gestoh<br />

len. Diese fraß es sofort. Das Kraut wirkte auch<br />

prompt. Die Schlange streifte ihre Haut ab und<br />

eilte verjüngt davon.<br />

Der Schuss besteht aus Palisanderholz. Unten<br />

hat er einen 9 cm langen Elfenbeinabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 92 cm. Der<br />

Stock dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

stammen und aus Deutschland kommen. Es<br />

könnte sich auch um einen Arztstock handeln.<br />

Mit den Symbolen nahm man es nicht immer<br />

so ganz genau.<br />

53. Silberner Stockgriff aus dem 19.<br />

Jahrhundert. Viermal windet sich eine Äskulap<br />

schlange mit dem Kopf nach unten um den ge<br />

raden Anteil dieses Stockgriffes. Malakkaschuss.<br />

Der Stock stammt aus Deutschland. Es könnte<br />

sich um den Stock eines Apothekers handeln.<br />

Der Stock stammt aus einer Sammlung in<br />

Hanau Steinheim.<br />

53<br />

52<br />

54


Neben den Stöcken mit einer Äskulapschlange,<br />

die sich mit dem Kopf nach<br />

oben um den Griff windet, gibt es solche,<br />

bei denen sich die Schlange mit<br />

dem Kopf nach unten um den Griff<br />

windet. Ob es sich hier um eine Laune<br />

des herstellenden Künstlers handelte<br />

oder ob mehr dahinter steckt ist bisher<br />

nicht eindeutig zu klären. Es gibt auch<br />

Stöcke, bei denen die Schlange als<br />

Knäuel dargestellt wird und der Kopf<br />

nach unten zeigt. Der Stock Nummer<br />

52 kann als ein Bindeglied angesehen<br />

werden. Neben der Äskulapnatter, die<br />

sich mit dem Kopf nach unten um den<br />

Griff windet, ist ein bärtiger Mann dargestellt,<br />

der der Asklepiosbüste aus<br />

dem Museum in Tegea gleicht. Es<br />

spricht also vieles für einen Arztstock.<br />

Auf der anderen Seite wird immer<br />

wieder behauptet, wenn sich die<br />

Schlange mit Kopf nach unten um den<br />

Griff windet, handle es sich um einen<br />

Apothekerstock. Bei den Schlangen<br />

mit Kopf nach unten gibt es interessanterweise<br />

solche, die ein großes Blatt<br />

oder ein Kraut oder eine Art Zweig im<br />

Maul haben wie bei Stock Nummer<br />

53.<br />

55. Zweiteiliger Griff aus Bein in L Form. Im<br />

geraden Anteil ist eine Äskulapschlange darge<br />

stellt. In einem komplizierten Knoten schlingt<br />

sie sich mit dem Kopf nach unten zweimal um<br />

den Griff und zweimal durch sich selbst hin<br />

durch. Sie hat eingelegte Glasaugen. Das<br />

Griffende ist durch eine gedrehte Messinghülse<br />

verschlossen. Teilweise leichte Abnutzungs<br />

spuren und Altersrisse. Sehr feine Patina.<br />

Griffgröße 12 x 10 cm. Zwischen Schuss und<br />

Griff eine 1 cm breite goldfarbene Metall<br />

manschette. Eindrittel Malakkaschuss. Schön<br />

gedrehte Messingzwinge. Es dürfte sich nicht<br />

um die Originalzwinge handeln. Die Art der<br />

Arbeit und die Darstellung der Schlange spricht<br />

dafür, dass der Griff aus einer Werkstatt in<br />

Süddeutschland kommt und um 1850 gefertigt<br />

worden ist. Wahrscheinlich ursprünglich der<br />

Stock eines Apothekers.<br />

In dem alten sumerischen Gilgamesch-Epos<br />

wird von Gilgamesch erzählt,<br />

der auszog das Kraut des Lebens<br />

zu finden. Nach vielerlei Abenteuern<br />

erfährt er, wo er es finden könne.<br />

Schließlich taucht er heldenhaft in das<br />

Urmeer hinab und pflückt auf dem<br />

Meeresgrund das Kraut. Er bringt es<br />

auch glücklich ans Ufer. Auf dem<br />

Heimweg erfrischt sich Gilgamesch an<br />

einem Brunnen. Diese kurze Unaufmerksamkeit<br />

genügt, eine Schlange<br />

kriecht heran und frisst das wohlduftende<br />

Kraut. Gilgamesch sieht eben<br />

noch, wie die sich häutende Schlange,<br />

anscheinend verjüngt und mit neuem<br />

Schuppenkleid, davoneilt. Das Kraut<br />

des ewigen Lebens hatte also gewirkt,<br />

nur etwas anders als Gilgamesch es<br />

sich vorgestellt hatte.<br />

"......<br />

Da band er schwere Steine an die Füße<br />

Und als zum Apsû sie ihn niederzogen,<br />

Da nahm er's Gewächs, ob's auch stach<br />

in die Hand,<br />

Schnitt ab von den Füßen die schweren Steine,<br />

Dass ihn die Flut ans Ufer warf.<br />

Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer<br />

Urschanabi:<br />

>Urschanabi, dies Gewächs ist das<br />

Gewächs gegen die Unruhe,<br />

Durch welches der Mensch sein Leben erlangt!<br />

Ich will's bringen nach Uruk Gart, es dort<br />

zu essen geben und dadurch<br />

das Gewächs erproben!<br />

Sein Name ist >Jung wird der Mensch<br />

als Greis


56. Der über 10 cm lange Stockknauf besteht<br />

aus einem Walrosszahn. Dargestellt ist eine<br />

Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten um<br />

einen Baumstumpf windet. Gut zu erkennen ist<br />

die gespaltene Zunge. Teilweise Abnutzungs<br />

spuren an den Stellen, an denen die<br />

Handfläche und der Daumen auflagen. Hier<br />

sind die Schuppen der Schlange nur noch teil<br />

weise zu erkennen. Der Schuss ist aus Brasil<br />

Palisander mit einem Hornabsatz. Zwischen<br />

dem Griff und dem Schuss befindet sich eine<br />

1,5 cm breite silberne Manschette mit floralen<br />

Mustern und englischen Punzen. Wenn es<br />

noch die Originalmanschette ist, wäre der<br />

Stock aus dem Jahre 1901. Gesamtlänge des<br />

Stockes 93,2 cm. Es handelt sich um eine sehr<br />

schöne, ausdrucksstarke Arbeit mit einer feinen<br />

Patina.<br />

57. 17 cm langer dreiteiliger Elfenbeinknauf in<br />

Form eines Ziegenhainers. Zwischen den bei<br />

den langen Anteilen 8,8 und 8,2 cm lang<br />

befindet sich ein 6 mm breiter Elfenbeinring in<br />

Form einer Kette geschnitzt. Ziegenhainer<br />

wurden gerne von Studenten getragen. Im un<br />

teren Anteil des Griffes ist plastisch eine<br />

Schlange dargestellt, die sich mit dem Kopf<br />

nach unten um den Griff windet. Die Form des<br />

Schlangenkopfes ist typisch für Schlangen, wie<br />

sie in Deutschland geschnitzt wurden. Der Griff<br />

hat eine schöne Alterspatina. Zwischen Griff<br />

und Ebenholzschuss befindet sich eine 1,2 cm<br />

breite Messingmanschette in Form eines<br />

Gürtels. Langer Elfenbeinabsatz. Gesamthöhe<br />

des Stockes 88,5 cm. Er dürfte aus der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts stammen.<br />

58. L förmige dreiteilige Krücke aus Bein. Das<br />

Ende ist durch eine Elfenbeinplatte verschlos<br />

sen. Der Griff ist 13,5 cm hoch. Der gerade<br />

Anteil ist leicht konisch in Form eines Astes ge<br />

schnitzt. Die abgehenden Zweige sind durch<br />

eingelegte Ebenholzstifte markiert. Um ihn<br />

windet sich mit dem Kopf nach unten eine<br />

Schlange. Ihr Kopf erinnert eher an ein Fabel<br />

tier. Es ist aber eine Darstellungsart, die man<br />

häufiger im süddeutschen Raum findet. Man<br />

hat den Eindruck, dass diese Art der<br />

Schlangendarstellungen alle aus einer Werkstatt<br />

kommen. Der Künstler ist aber bisher unbe<br />

kannt. Es handelt sich um eine sehr hübsche<br />

ansprechende Arbeit aus dem 19. Jahrhundert.<br />

Wahrscheinlich trägt auch diese Schlange ein<br />

Blatt oder Kraut im Maul. Anders kann man<br />

sich die Unförmigkeit des Kopfes sonst nicht er<br />

klären. Es wäre dies dann auch wieder eine<br />

Darstellung der Schlange des Gilgamesch, die<br />

ihm das Lebenskraut gestohlen hat, es fraß und<br />

verjüngt davonglitt. Der Schuss ist aus<br />

Ebenholz. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />

trägt 97,5 cm.<br />

28


Es wäre gut vorstellbar, dass die<br />

Apotheker sich das Kraut des ewigen<br />

Lebens als Symbol gewählt haben. Ich<br />

hatte bisher nur einige Schwierigkeiten,<br />

die verschiedenen Zeiten zueinander<br />

in Relation zu bringen. Das uralte<br />

Gilgamesch-Epos aus dem Zweistromland<br />

wurde erst gegen Ende des<br />

19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Der<br />

Stock mit der Schlange, die das<br />

Lebenskraut im Maul hält, stammt aber<br />

aller Wahrscheinlichkeit nach aus der<br />

ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Dem Inhalt nach taucht das Thema<br />

des Lebenskrautes auch in der Sage<br />

von Glaukos, dem Sohn des Minoerkönigs<br />

Minos, auf. Glaukos verstarb als<br />

kleiner Junge, als er bei der Verfolgung<br />

einer Maus in ein offenes Honigfass<br />

stürzte. Der Seher Polyidos sollte ihn<br />

wieder zum Leben erwecken und<br />

wurde mit Glaukos zusammen in ein<br />

geheimes Gefängnis gesteckt. Da sah<br />

Polyidos eine Schlange sich dem Leichnam<br />

des Kleinen nähern und tötete<br />

sie. Eine zweite Schlange erschien und<br />

verschwand wieder, brachte ein paar<br />

Blätter und legte sie auf die tote<br />

Schlange. Da wurde diese wieder lebendig.<br />

Polyidos nahm dieselben<br />

Blätter und legte sie auf den toten<br />

Glaukos. Da kehrte auch Glaukos wieder<br />

zum Leben zurück. Bei HYGINUS<br />

in Astronomica 2,14 wird diese<br />

Wiedererweckung dem Aesculapius<br />

zugeschrieben.<br />

Die Gebrüder GRIMM haben eine<br />

einzigartige Märchensammlung zusammengetragen,<br />

die wir sicher alle in<br />

unserer Jugendzeit gelesen haben.<br />

Aber lang, lang ist´s her und man muss<br />

wahrscheinlich erst einmal Enkel haben,<br />

um sich wieder mit den Erzählungen<br />

zu beschäftigen. Und da finden<br />

wir die Geschichte: „Die drei<br />

Schlangenblätter.“<br />

Ein junger Mann heiratete eine<br />

Königstochter mit dem Gelübde, dass<br />

er, wenn sie vor ihm stürbe, sich mit<br />

ihr lebendig begraben lassen würde.<br />

Sie war im umgekehrten Falle auch<br />

dazu bereit. Nachdem sie eine Zeitlang<br />

glücklich zusammengelebt hatten,<br />

starb die junge Königin und der junge<br />

König wurde mit ihr in eine Gruft eingesperrt.<br />

Als er seinen Tod immer näher<br />

rücken sah, „...sah er aus der Ecke<br />

des Gewölbes eine Schlange hervorkriechen,<br />

die sich der Leiche näherte. Und<br />

weil er dachte, sie käme, um daran zu<br />

nagen, zog er sein Schwert und sprach:<br />

>Solange ich lebe, sollst du sie nicht anrühren!<<br />

und hieb sie in drei Stücke.<br />

Über ein Weilchen kroch eine zweite<br />

Schlange aus der Erde hervor, als sie<br />

aber die andere tot und zerstückt liegen<br />

sah, ging sie zurück, kam bald wieder<br />

und hatte drei grüne Blätter im Munde.<br />

Dann nahm sie die drei Stücke von der<br />

Schlange, legte sie, wie sie zusammengehörten,<br />

und tat auf jede Wunde eines<br />

von den Blättern. Alsbald fügte sich das<br />

Getrennte aneinander, die Schlange regte<br />

sich und ward wieder lebendig, und<br />

beide eilten miteinander fort. Die<br />

Blätter blieben auf der Erde liegen, und<br />

dem Unglücklichen, der alles mit angesehen<br />

hatte, kam es in die Gedanken,<br />

ob nicht die wunderbare Kraft der<br />

Blätter, welche die Schlange wieder lebendig<br />

gemacht hatte, auch einem<br />

Menschen helfen könnte. Er hob also die<br />

Blätter auf und legte eins davon auf den<br />

Mund der Toten, die beiden andern auf<br />

ihre Augen. Und kaum war es geschehen,<br />

so bewegte sich das Blut in den<br />

Adern, stieg in das bleiche Angesicht<br />

und rötete es wieder. Da zog sie Atem,<br />

schlug die Augen auf......“ und lebte<br />

weiter. Aber Märchen sind oft grausam<br />

und so wurde sie ihrem Mann untreu<br />

und wollte ihn sogar töten. Aber es<br />

klappte nicht und sie selbst wurde von<br />

ihrem Vater zusammen mit dem<br />

Liebhaber zum Tode verurteilt.<br />

Man muss also annehmen, dass im<br />

abendländischen Sagen- und Märchen-<br />

chenschatz die Kenntnis von den vom<br />

Tode heilenden „Schlangenblättern“<br />

immer vorhanden war. Somit ließe<br />

sich auch erklären, dass die Apotheker<br />

sich das Lebenskraut zum Symbol ihres<br />

Standes wählten. Wahrscheinlich<br />

gehen alle späteren Geschichten auf<br />

das Gilgamesch-Epos zurück.<br />

Von HYGINUS, Gajus Julius, gibt es<br />

eine Erzählung in seinen Fabulae von<br />

Asklepios. Er soll einmal einen Traum<br />

gehabt haben, in dem er eine Schlange<br />

beobachtete, die, nachdem sie ein bestimmtes<br />

Heilkraut gefressen hatte,<br />

deutlich jünger und gesünder wurde.<br />

Auf Bitten erhielt Asklepios das<br />

Geheimnis dieser Arznei. Also auch<br />

Asklepios ist direkt mit einem Heilkraut<br />

in Verbindung zu bringen.<br />

Wie ich wiederholt beobachten konnte,<br />

sind Symbole im Laufe der<br />

Geschichte immer wieder verwechselt<br />

worden oder haben ihre Bedeutung<br />

verändert. Es lässt sich also bis<br />

jetzt nicht eindeutig klären, ob die<br />

Stöcke, bei denen sich die Schlange<br />

mit dem Kopf nach unten um den Griff<br />

windet und evtuell auch noch ein<br />

Kraut im Maul hat, den Ärzten oder<br />

den Apothekern zuzuordnen sind.<br />

Möglicherweise wurden sie von beiden<br />

gebraucht.<br />

Die Schlange speit die heilende Arznei in eine<br />

goldene Schale des Asklepios.<br />

29


Der Stockgriff des Stockes Nr. 59 bildet<br />

ein Übergangsglied zu den<br />

Stöcken, bei denen neben einer<br />

Schlange eine Hand dargestellt ist.<br />

Wenn man an das Vorhergesagte<br />

denkt, dass die Schlange das Lebenskraut<br />

gestohlen hat (Gilgamesch-Epos)<br />

oder sie die heilenden Blätter gebracht<br />

hat (das Märchen von den drei Schlangenblättern<br />

oder die Sage von<br />

Glaukos), dann könnte man sich vorstellen,<br />

dass Gilgamesch oder Polyidos<br />

oder der Ehemann der Königstochter<br />

die Schlange festhalten wollte, um das<br />

Kraut wiederzubekommen oder die<br />

Herkunft der heilenden Blätter zu erfahren.<br />

Und genau dies könnte auf<br />

dem Stockgriff dargestellt sein. Dann<br />

wäre es ein Arzt- oder Apothekerstock.<br />

Es ist zu beachten, dass die rechte<br />

Hand dargestellt ist. Sie ist das Symbol<br />

der Rechtschaffenheit. Was zu einem<br />

Arzt recht gut passen würde. Die<br />

Deutung des Symbols Schlange und<br />

Hand ist schwierig und nicht mit<br />

Sicherheit geklärt. Man wird auch die<br />

offene Hand von der Hand mit den<br />

gespreizten Fingern und der geschlossenen<br />

Hand, der Faust, unterscheiden<br />

müssen. Eine Sonderform ist die<br />

Schwurhand, die den Richtern zugeordnet<br />

ist. Die Richter hatten Stöcke,<br />

deren Griffe eine (rechte) Schwurhand<br />

darstellten.<br />

Auf einem Farbholzschnitt von 1803<br />

nach James West mit der sarkastischen<br />

Darstellung einer Dankadresse der<br />

medizinischen Fakultät an den Mr.<br />

Influenza für die reichlichen Einnahmen,<br />

die er verursacht hat, ist ein Arzt<br />

mit Stock dargestellt, dessen Griff<br />

deutlich als offene rechte Hand zu erkennen<br />

ist.<br />

30<br />

Ausschnitt aus dem Bild von J. West<br />

Dieses Apothekenschild habe ich im Oktober<br />

1998 in Italien, in Civitavecchia, fotografiert. Auf<br />

den ersten Blick sieht das Symbol wie ein<br />

Caduceus mit Flügeln wie bei einem Hermes<br />

stab aus. Bei genauerem Hinsehen erkennt<br />

man aber, daß es sich nur um eine Schlange<br />

handelt, die sich von unten nach oben um den<br />

Stab windet und dann, eine 8 bildend, wieder<br />

nach unten. Hier hätten wir dann, zumindest<br />

teilweise, die sich nach unten um den Stab win<br />

dende Schlange, wie wir schon öfter für das<br />

Schlangensymbol auf Spazierstöcken der<br />

Apotheker postuliert haben. Sollten gar die bei<br />

den an Flügel erinnernden Gebilde am oberen<br />

Ende des Stabes ursprünglich gar keine Flügel<br />

sein, sondern das Kraut des Lebens (siehe<br />

Gilgamesch Epos) wie man es hin und wieder<br />

im Maul der Schlange bei den Apothekerstö<br />

cken sieht? Symbole wurden oft im Laufe der<br />

Geschichte verbalhornt, weil der Kopist ihren<br />

Sinn nicht, oder nicht mehr, verstand.<br />

59. Zweiteiliger Beingriff in L Form. Das Ende<br />

ist mit einer Elfenbeinplatte verschlossen. Auf<br />

dem geraden Anteil des Griffes ist plastisch eine<br />

sich nach unten windende Schlange dargestellt,<br />

die von einer aus einer Rüschenmanschette<br />

kommenden Hand am Schwanz gehalten wird.<br />

Den Abschluss nach unten hin bildet eine ge<br />

schnitzte Aufwölbung mit geometrischen<br />

Bildern. Ob es sich bei der Schlange um eine<br />

Äskulapschlange handelt ist schwer zu beurtei<br />

len. Möglicherweise hat sie im Zusammenhang<br />

mit der Hand eine ganz andere Bedeutung. Es<br />

könnte sich aber auch um einen Apotheker<br />

stock handeln. Bei dem Griff handelt es sich um<br />

eine einfache, aber durchaus ansprechende<br />

Arbeit. Der Schuss ist aus Malakka ( 1/3<br />

Malakka ) und hat einen Beinabsatz. Höhe des<br />

Griffes 15 cm, Ausladung 8,5 cm. Gesamtlänge<br />

des Stockes 79,5 cm. Der Stock ist im<br />

Originalzustand erhalten und dürfte aus der<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Er ist<br />

wahrscheinlich in Deutschland hergestellt.


Bilder aus der Zeit sind oft die einzigen<br />

Hinweise die uns weiterhelfen. Mit einer<br />

gewissen Berechtigung darf man<br />

also annehmen, dass die offene Hand<br />

gelegentlich als Symbol des Arztberufes<br />

benutzt wurde.<br />

Dies dürfte auch für die rechte Hand<br />

beziehungsweise die rechte Faust, die<br />

eine Schlange hält, gelten. Es sind in<br />

den letzten Jahren verschiedentlich<br />

Artikel über den Symbolgehalt der<br />

Hand in Bezug auf Stockgriffe geschrieben<br />

worden. Eine befriedigende<br />

Erklärung für die Bedeutung einer<br />

Hand im Zusammenhang mit einer<br />

Schlange habe ich aber nicht gefunden.<br />

So dass es bisher kein Gegenargument<br />

für meine Annahme gibt, dass es sich<br />

auch um ein Arztsymbol handeln kann.<br />

60. 10 cm hoher Elfenbeinknauf. Es ist eine<br />

rechte Hand dargestellt, die eine Schlange in ih<br />

rem kopfnahen Anteil fest umschließt. Der Rest<br />

der Schlange windet sich um den Unterarm.<br />

Die Augen der Schlange sind mit einem roten<br />

Stein eingelegt. Es handelt sich um eine gefälli<br />

ge Arbeit, die sehr harmonisch wirkt. Schöne<br />

Patina. Der Stock stammt wahrscheinlich aus<br />

Frankreich und dürfte in den Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts zu datieren sein. Gesamthöhe<br />

des Stockes 98,5 cm. Der Schuss ist aus Jambis<br />

mit einer Silbermanschette und einem Absatz<br />

aus Elfenbein.<br />

Ob bei dieser Darstellung Schlange und Hand<br />

(Faust) nun die Schlange oder die Faust sym<br />

bolträchtiger ist, ist schwer zu beurteilen. Sollte<br />

es die Schlange sein, so könnte es sich um ei<br />

nen Arztstock handeln (Äskulapschlange).<br />

61. 4,0 cm hoher Elfenbeinknauf. Eine rechte<br />

Faust hält eine Schlange. Der Griff ist stark ab<br />

genutzt. Die Reste eines roten Glasauges sind<br />

zu erkennen. Der Schuss besteht wahrschein<br />

lich aus Nussbaumholz und hat Elfenbeinaugen<br />

und eine Lederschlaufe. Er endet in einem<br />

Elfenbeinabsatz. Gesamthöhe des Stockes 87<br />

cm. Er stammt aus dem Anfang des 19.<br />

Jahrhunderts und kommt aus Frankreich. Das<br />

Elfenbein hat eine schöne Alterspatina.<br />

31


62. 4,5 cm hoher Elfenbeinknauf. Eine rechte<br />

Faust hält eine züngelnde Schlange. Eine<br />

schmale Rüsche ist am Handgelenk zu erken<br />

nen. Es ist eine feine Patina und eine schöne<br />

Maserung des Elfenbeins vorhanden. Abnut<br />

zungsspuren sind zu erkennen. Der Knauf ist<br />

auf einen Ebenholzschuss mit langem<br />

Elfenbeinabsatz montiert. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes beträgt 98 cm. Der Knauf stammt aus<br />

dem Anfang des 19. Jahrhunderts und kommt<br />

aus Frankreich.<br />

63. Geschnitzter L förmiger Griff aus Holz. Den<br />

eigentlichen Griff bildet eine Hand, die aus ei<br />

nem Hemdsärmel mit kurzer Manschette her<br />

ausschaut. Sie umfasst einen Stab, um den sich<br />

eine Schlange herumwindet. Der Kopf der<br />

Schlange sieht oben aus der Faust heraus. Zwei<br />

kleine Nägel bilden die Augen der Schlange. Es<br />

handelt sich um eine relativ einfache Arbeit. Ein<br />

Schäfer könnte den Stock geschnitzt haben. Für<br />

diese Annahme könnte auch der Schuss spre<br />

chen, der aus einem bräunlich eingefärbten<br />

Schössling hergestellt ist. Es ist ein Muster von<br />

unregelmäßigen Waben eingeschnitzt, deren<br />

Grund mit einem feinen Gegenstand gestichelt<br />

ist. Solche Arbeiten kommen bei Hirtenstöcken<br />

auf dem Balkan vor. Zwischen Schuss und Griff<br />

1,6 cm breite Messingmanschette. Der Griff ist<br />

11,5 cm hoch. Gesamtlänge des Stockes 91 cm.<br />

Er stammt wahrscheinlich aus Süddeutschland<br />

und muss ins 19. Jahrhundert datiert werden.<br />

Wahrscheinlich handelt es sich um den Stock<br />

eines Landarztes, der sich keinen Stock mit<br />

Goldknauf oder mit einem geschnitzten<br />

Elfenbeingriff leisten konnte. Die mit der Faust<br />

umschlossene Schlange könnte andeuten, dass<br />

er seine Wissenschaft, symbolisiert durch die<br />

Äskulapschlange, fest im Griff hat.<br />

64. L förmiger Elfenbeinknauf mit vollplasti<br />

scher Darstellung einer rechten Hand und ei<br />

ner Schlange die sich durch die gespreizten<br />

Finger windet. Die Hand ragt aus einer doppelt<br />

geknöpften Manschette. Der nach vorn gerich<br />

tete Schlangenkopf mit deutlich zu erkennen<br />

der gespaltener Zunge liegt über den Finger<br />

spitzen der beiden letzten Finger. Sehr gekonn<br />

te und sorgfältige Arbeit mit zahlreichen<br />

Unterschneidungen. Die Knaufhöhe beträgt<br />

circa 8 cm. Fein geprägter Schlangenholzschuss<br />

mit braungestreiftem Echthornabsatz. Gesamt<br />

höhe des Stockes 93 cm. Französische Arbeit<br />

aus dem 19. Jahrhundert.<br />

Wie weit die gespreizten Finger einen<br />

Symbolgehalt haben ist unklar. Möglicherweise<br />

soll nur das Festhalten der Schlange oder das<br />

Vertrautsein mit seinem Beruf (Äskulapschlan<br />

ge = Arzt) dargestellt werden.<br />

32


65. Ein aus einem Stück Holz geschnitzter<br />

Stock mit gleich drei Symbolen. Zum einen<br />

eine Äskulapschlange, durch das Halsband als<br />

gebändigt gekennzeichnet. Dann die rechte<br />

Hand als Zeichen der Rechtschaffenheit und<br />

das Ei als Symbol des ewigen Lebens oder auch<br />

des neuen, beginnenden Lebens.<br />

Oben, gleichsam als Knauf, ist eine rechte Hand<br />

(offene Faust) dargestellt, die ein Ei hält. Um<br />

den in Form eines Schwarzdorns geschnitzten<br />

Schuss windet sich mit dem Kopf nach oben<br />

eine Schlange, die ein Halsband trägt. Die<br />

Augen sind durch kleine Nägelchen dargestellt.<br />

Die Schuppen sind mit einem u förmigen<br />

Stichel herausgearbeitet worden. Der Stock ist<br />

dunkelbraun eingefärbt. Eine Zwinge oder ein<br />

Absatz fehlen oder waren nie vorhanden.<br />

Gesamtlänge 84,5 cm. Der Stock wurde<br />

höchstwahrscheinlich in England im 19.<br />

Jahrhundert hergestellt.<br />

Es könnte durchaus der Stock eines Geburts<br />

helfers gewesen sein. Für mich als Frauenarzt<br />

ein faszinierender Gedanke.<br />

Es handelt sich hier um eine römische Kopie<br />

der Asklepiosstatue mit dem Ei aus dem<br />

Museum in Kos.<br />

Man könnte sich auch denken, dass<br />

mit der geschlossenen Faust, die die<br />

Schlange hält, dargestellt werden soll,<br />

dass der Träger seine Wissenschaft -<br />

symbolisiert durch die Äskulapschlange<br />

- fest im Griff hat.<br />

Die Hand mit den gespreizten Fingern,<br />

durch die sich die Schlange windet und<br />

deren Kopf friedlich auf den Fingern<br />

ruht, würde dann eher die Vertrautheit<br />

mit dem Arztberuf symbolisieren.<br />

Es gibt eine Asklepiosstatue im<br />

Museum in Kos, bei der Asklepios mit<br />

der rechten Hand ein Ei der Schlange,<br />

die sich um seinen Stab windet, hinhält.<br />

Ob es sich bei dem Ei um ein<br />

Symbol handelt - für ein neues Leben<br />

oder das ewige Leben - ist fraglich.<br />

Eher will er wohl die Schlange mit<br />

dem Ei füttern. Es gibt eine ganze<br />

Reihe von Hygieia-Darstellungen, wo<br />

Hygieia eine Schlange mit einem Ei füttert.<br />

In einem Artikel von Gotthard<br />

Strohmaier aus dem Jahre 1970 wird<br />

dargelegt, dass man das Ei in der Hand<br />

des Asklepios früher (zum Beispiel von<br />

Galen) so deutete: “...dass diese ganze<br />

Welt der Medizin bedürfe, denn ein<br />

Gleichnis des Alls ist das Ei.” Es gibt keinen<br />

ersichtlichen Sinn, warum ein Ei<br />

eine Kugel, wie es die Welt nun ist,<br />

darstellen soll. Dass Schlangen Eier fraßen<br />

war aber auch im Altertum bekannt<br />

und warum sollte Asklepios nicht<br />

enfach nur seine ihn begleitende<br />

Schlange mit einem Ei füttern. Es ist<br />

natürlich wahrscheinlich, dass diese ursprüngliche<br />

Darstellung der Fütterung<br />

der Schlange mit einem Ei immer wieder<br />

einmal falsch beurteilt und dann<br />

auch als Symbol des neuen Lebens gedeutet<br />

wurde.<br />

33


Der Vollständigkeit halber soll an dieser<br />

Stelle auch erwähnt werden, dass<br />

in seltenen Fällen das Motiv einer<br />

rechten Hand, die ein Ei hält vorkommt.<br />

Die Hand die das Ei umschließt,<br />

muss hier sicher als beschützendes<br />

Element angesehen werden.<br />

Wenn dann das Ei als beginnendes,<br />

keimendes Leben angesehen wird,<br />

kann man sich durchaus<br />

vorstellen, dass sich ein<br />

Arzt dieses Motiv als<br />

Symbol seines Berufsstandes<br />

gewählt hat,<br />

vor allem dann, wenn<br />

er auch Geburtshilfe<br />

ausführte.<br />

34<br />

Hygieia füttert eine Schlange mit ei<br />

nem Ei. Elfenbeinschnitzerei 4. Jh.<br />

66. Großer 9,5 cm breiter Elfenbeingriff mit<br />

der Darstellung einer Schlange, die ein Ei im<br />

Maul hat. Hat sie es geraubt oder wird sie da<br />

mit gefüttert, oder hat das Ei zusammen mit<br />

der Schlange eine symbolische Bedeutung? In<br />

den letzten beiden Fällen könnte es sich durch<br />

aus um einen Arztstock handeln. Der Griff zeigt<br />

deutliche Gebrauchsspuren.<br />

Zwischen Griff und Schuss befindet sich eine<br />

reich verzierte Messingmanschette. Der Schuss<br />

besteht aus halbechtem Malakkarohr und hat<br />

eine stark abgelaufene Messingzwinge. Der<br />

Stock kommt aus England und ist in das 19.<br />

Jahrhundert zu datieren. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 85,5 cm. Aus einer<br />

Privatsammlung in Basel.<br />

67. Elfenbeingriff mit einer vollplastisch ge<br />

schnitzten rechten Hand, die ein Ei hält. Die<br />

Hand kommt aus einer mit einem Knopf ver<br />

schlossenen Rüschenmanschette. Der Knauf ist<br />

7,5 cm hoch. Künstlerisch handelt es sich um<br />

eine gekonnte und ausdrucksstarke Darstellung,<br />

die handwerklich meisterhaft ausgeführt wurde.<br />

Es ist eine englische Arbeit aus dem 19. Jh. Zum<br />

Schuss hin ein schmaler Elfenbeinring. Der<br />

Schuss besteht aus fein geprägtem Schlangenholz<br />

mit einem braunen Echthornabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes ist 97,5 cm.<br />

Das Ei ist ein Fruchtbarkeitssymbol, aber auch<br />

ein Symbol für das beginnende Leben. Es liegt<br />

nahe, dass es sich ein Arzt als sein Symbol aus<br />

gesucht hat, vor allem wenn er auch<br />

Geburtshilfe betrieb. Die rechte Hand ist ein<br />

Zeichen des Rechts und der Rechtschaffenheit.<br />

Die Hand kann im vorliegenden Fall aber auch<br />

als beschützendes, behütendes Motiv angese<br />

hen werden.


68. Nicht unerwähnt soll dieser neuzeitliche<br />

Stock (aus dem Jahr 1988) bleiben, der einem<br />

Arzt und Spazierstocksammler gehört. Er be<br />

kam ihn von seiner Frau zur Hochzeit ge<br />

schenkt. Der Griff wurde speziell von einem<br />

Designer für ihn entworfen, in Silber gegossen<br />

und mit seinen Initialen und dem Hochzeitsda<br />

tum versehen. Außerdem sind noch die beiden<br />

Zirkel der Verbindungen, denen er angehörte,<br />

eingraviert.<br />

Der Stock wird auch bei jeder sich bietenden<br />

Gelegenheit benutzt und mit Stolz herumge<br />

zeigt.<br />

Die verschiedenen Entwürfe des Designers<br />

sind auch noch vorhanden.<br />

35


Das Motiv der Schlange, die sich um<br />

einen Kelchstiel nach oben windet und<br />

in die Cupa hineinzüngelt, ist heute bei<br />

uns das Zeichen der Apotheker. Aber<br />

teilweise wurde es früher auch als<br />

Symbol der Ärzte benutzt. Es ist besonders<br />

dann als Arztsymbol anzusehen,<br />

wenn noch ein weiteres ärztliches<br />

Symbol, wie etwa ein Totenkopf,<br />

hinzukommt. Der Totenkopf steht<br />

dann für die „moderne Medizin“, das<br />

heißt für Kenntnisse in der Anatomie.<br />

36<br />

Darstellung der Hygieia wie sie eine Schlange füt<br />

tert. Relief über einer Apotheke in Abano Terme,<br />

Italien.<br />

69. Plastisch geschnitzter Elfenbeingriff in Form<br />

eines Ziegenhainers. Dargestellt ist oben ein<br />

realistisch geschnitzter Totenkopf, der auf ei<br />

nem Podest sitzt. Darunter befindet sich eine in<br />

eine Schale züngelnde Schlange. Unter ihr in<br />

einer ovalen Kartusche der „allgemeine kleine<br />

Verbindungszirkel“. Links und rechts daneben<br />

je ein Lorbeerzweig.<br />

Die Höhe des Griffes beträgt 12,5 cm.<br />

Zwischen dem Griffstück und dem Makassar<br />

ebenholzschuss befindet sich ein 7 mm breiter<br />

Silberring ohne Punzierung. Der Schuss endet<br />

in einer schwarzen Brasilhornzwinge. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 97 cm.<br />

Es handelt sich um eine deutsche Arbeit aus<br />

dem 19. Jahrhundert. Den allgemeinen kleinen<br />

Verbindungszirkel gibt es seit 1820. Seit der<br />

Zeit wird auch erst das Ausrufezeichen (!) hin<br />

ter den Zirkel gesetzt. Der Stock hat sicher ein<br />

mal einem Arzt oder Medizinstudenten gehört.<br />

Literatur:<br />

BETTERMANN, A., Das Attribut des Asklepios.<br />

Versuch über das Zeichen des ärztlichen<br />

Standes. Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 1982.<br />

58. Jg., H. 35, S. 1903.<br />

Biba, Franz, Asklepios und das Schlangensymbol<br />

in Medizin und Pharmazie, Österreichische<br />

Apothekerzeitung 55 (2001) 13.<br />

HUNGER, KARL-HEINZ, Der Äskulapstab. Zur<br />

Funktion präsentativer Symbole in der<br />

Kommunikation. Hochschul Skripten:<br />

Medien 7, Verlag Volker Spiess, Berlin, 1978.<br />

KLEVER, ULRICH, Die Hand in der Hand,<br />

Gedanken und Betrachtungen zu Händen als<br />

Stockgriffe, DER STOCKSAMMLER Nr. 6, 1984,<br />

Seite 5.<br />

STEIMEL, ROBERT, Ärztewappen in alter und<br />

neuer Zeit. Ärztliche Praxis, 1955 Nr. 7, 7. Jg.<br />

S.24.<br />

Schadewaldt, Hans, Symbole in Medizin und<br />

Pharmazie, Deutsche Apotheker Zeitung,<br />

Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 101. Jg.<br />

1961, Nr. 33, S. 1161.<br />

STROHMAIER, GOTTHARD, Asklepios und<br />

das Ei, Beiträge zur Alten Geschichte und deren<br />

Nachleben, Festschrift für Franz Altheim zum<br />

6.10.1968, Walter de Gruyter & Co, Berlin<br />

1970.<br />

TALLER, A., Aeskulap Stab und Schlange.<br />

Helferin des Arztes, 1980, Heft 12, S. 269.<br />

TURNER, Dr. C.W., Wie die Schlange zum<br />

Symbol der Medizin wurde. Ciba Zeitschrift<br />

1935, Nr.16, S.535.<br />

WERNER, FRAUKE, Die Schlangen des<br />

Asklepios. Aus DIE WELT,1992,19.Sept. S.9.


Der Caduceus<br />

Der Caduceus oder griechisch<br />

Kerikeion ist eigentlich der Stab des<br />

Hermes, des römischen Merkurs, des<br />

Götterboten und des Gottes der<br />

Kaufleute. Aber in vielen Ländern, zum<br />

Beispiel in Nord- und Südamerika,<br />

Australien und dem Libanon, früher<br />

auch in Deutschland, ist er zum<br />

Symbol der Ärzte geworden. Eine<br />

mögliche Erklärung kann man in der<br />

Asklepioslegende finden, die Prof. Dr.<br />

med. Richard Toellner in der<br />

Illustrierten Geschichte der Medizin so<br />

darstellt: „Asklepios, der Aesculapius der<br />

Lateiner, war Zeitgenosse Chirons und<br />

zugleich dessen berühmtester Schüler.<br />

Er wurde um 1260 v. Chr. in Thessalien<br />

geboren. Die älteste der sich um ihn<br />

rankenden Legenden berichtet, er sei<br />

mit Hilfe eines Kaiserschnittes zur Welt<br />

gekommen.<br />

70. Großer Elfenbeinknauf in Form eines<br />

Ziegenhainers mit sehr feiner Maserung und<br />

Patina. Die Länge des Knaufes beträgt 13,5 cm.<br />

Auf dem geraden Anteil des Griffes befinden<br />

sich die meisterlich herausgeschnitzten und in<br />

einander verschlungenen Initialen “NB”.<br />

Darüber als seltenes ärztliches Standessymbol<br />

ein Caduceus, bei dem sich die zwei Schlangen<br />

in einer oben offenen 8 um einen Kelch win<br />

den. Der Schuss besteht aus Ebenholz und hat<br />

eine Büffelhornzwinge. Zwischen Schuss und<br />

Griff ist eine Metallmanschette montiert. Der<br />

Stock hat eine Gedsamtlänge von 91 cm. Er ist<br />

vermutlich in das 19. Jahrhundert einzuordnen<br />

und dürfte aus Deutschland kommen.<br />

71. Sehr einfacher Arztstock mit einem<br />

10,7 cm langen Beinknauf. Um den Griff win<br />

den sich in einer oben offenen 8 zwei<br />

Schlangen nach oben. Es ist also ein Caduceus<br />

dargestellt. Die Schlangen sind in das Material<br />

eingeritzt und die Konturen schwarz eingefärbt.<br />

Die Farbe ist im Lauf der Jahre etwas ausgelau<br />

fen. Der Caduceus ist ein in Deutschland selte<br />

nes ärztliches Symbol, wurde aber im 19. Jahr<br />

hundert, jener Zeit aus der dieser Stock<br />

stammt, durchaus hin und wieder benutzt. Auf<br />

dem oberen Griffanteil sind in erhabenen<br />

Buchstaben die Initialen “G J” geschnitzt. Der<br />

Schuss besteht aus schwarz lackiertem Holz. Er<br />

hat einen abgenutzten Elfenbeinabsatz. Länge<br />

des Stockes 87 cm.<br />

37


Während der thessalische König Phleges<br />

auf dem Peleponnes Krieg führte, hatte<br />

seine Tochter Koronis, die nach einer<br />

Verbindung mit Apoll mit dem zukünftigen<br />

Asklepios schwanger ging, intime<br />

Beziehungen zu Ischys. Artemis führte<br />

ihren Tod herbei, indem sie mit Pfeilen<br />

auf Koronis schoss, als diese in ihrer thessalischen<br />

Residenz Lakeria am See<br />

Boibas, nahe den Quellen des Amyros<br />

weilte. Als sich die Leiche bereits auf<br />

dem Scheiterhaufen befand, holte<br />

Hermes (auf Bitten von Apoll) das Kind<br />

noch aus dem Mutterleib. Wir haben<br />

also hier einen Fall von Kaiserschnitt post<br />

mortem matris vor uns...“. Toellner gibt<br />

weiterhin an, dass Hermes wohl in solchen<br />

Eingriffen geübt gewesen sein<br />

müsse, denn er habe auch Bacchus im<br />

Alter von sieben Monaten aus dem<br />

Leib der Semele gerissen, als diese in<br />

den Flammen umgekommen war.<br />

72. Vollplastisch geschnitzter circa 10 cm hoher<br />

Elfenbeinknauf in der Form eines Ziegenhai<br />

ners. Wahrscheinlich handelt es sich um einen<br />

Walrosszahn. Dargestellt sind zwei Schlangen.<br />

Die eine züngelt mit dem Kopf nach unten, die<br />

andere hat ihren Kopf oben. Handwerklich fei<br />

ne Arbeit in gutem Erhaltungszustand. Der<br />

Knauf hat eine schöne Patina. Es dürfte sich um<br />

einen künstlerisch frei gestalteten Caduceus<br />

handeln. Er ist ärztliches Symbol in Nord und<br />

Südamerika, Australien und dem Libanon. Der<br />

Schuss besteht aus Ebenholz und hat eine<br />

Metallzwinge mit einem abgelaufenen<br />

Eisenabsatz. Gesamtlänge des Stockes<br />

92,5 cm. Er stammt aus dem 19. Jahrhundert<br />

und kommt wahrscheinlich aus Amerika.<br />

73. Dieser 100 cm lange Stock, dessen Schuss<br />

aus Veilchenholz mit einem Hornabsatz be<br />

steht, hat einen 10,3 cm langen Elfenbeinknauf<br />

in der Form eines Ziegenhainers. Auf ihm sind<br />

als Knäuel in sehr schöner Arbeit zwei züngeln<br />

de Schlangen vollplastisch dargestellt. Eine mit<br />

dem Kopf nach unten, eine mit dem Kopf nach<br />

oben. Auch hier ist die freie Gestaltung eines<br />

Caduceus anzunehmen. Handwerklich gute<br />

Ausführung mit plastischer Darstellung der ge<br />

spaltenen Zungen und der geschnitzten Augen.<br />

Es ist eine feine Patina und eine schöne<br />

Maserung des Elfenbeins vorhanden. Zwischen<br />

Griff und Schuss ein blau und grün emaillierter<br />

goldener? Ring. Der Stock dürfte aus dem<br />

19. Jahrhundert stammen. Herkunftsland<br />

wahrscheinlich Amerika.<br />

38


Wenn man diese ärztlichen Tätigkeiten<br />

des Hermes in Betracht zieht, ist es<br />

verständlich, wenn sich auch Ärzte den<br />

Kerikeion/Caduceus als ärztliches<br />

Symbol wählten.<br />

Wie wir es schon bei der Äskulapschlange<br />

gesehen haben, die sowohl<br />

um einen Stab gewunden als ärztliches<br />

Symbol vorkommt als auch als Knäuel,<br />

sehen wir es auch beim Caduceus.<br />

Auch hier können sich die beiden<br />

Schlangen um einen Stab oder einen<br />

Kelch oder aber um den Stockgriff in<br />

einer oben offenen 8 winden, oder<br />

aber als künstlerisch frei gestaltetes<br />

Knäuel ineinander verwunden sein.<br />

Da der Ziegenhainer ein typischer<br />

Studentenstock war, darf man bei den<br />

Stockgriffen in der Form eines<br />

Ziegenhainers im Zusammnehang mit<br />

einem Knäuel von ein oder zwei<br />

Schlangen davon ausgehen, dass es<br />

sich um Arztstöcke oder um Stöcke<br />

von Medizinstudenten handelt.<br />

Was Künstler mit Symbolen machen<br />

und wie schwierig sie dann zu interpretieren<br />

sind, mag das nebenstehende<br />

Beispiel verdeutlichen. Der herrliche<br />

Hausgiebel gehört zum Stadtarchiv der<br />

Stadt Bamberg. Die beiden Schlangen<br />

mit dem Kelch sind als aufgelöster<br />

Caduceus und damit als ärztliches<br />

Symbol zu deuten. Aber die roten Äpfel<br />

am Baum der Erkenntnis sind ebenso<br />

eindeutig ein christliches Symbol.<br />

Wie kommt das Stadtarchiv zu diesen<br />

Symbolen? Erst wenn man sich mit der<br />

Geschichte des Hauses beschäftigt findet<br />

man die Erklärung des mythologisch-christlichen<br />

Symbols. Das Haus<br />

war früher die chirurgische Klinik von<br />

Bamberg und diese ist vom Bamberger<br />

Fürstbischof gestiftet worden.<br />

39


74. Großer, 11 cm hoher Elfenbeinknauf. Er ist<br />

vollplastisch mit zwei Äskulapschlangen be<br />

schnitzt. Eine davon windet sich mit dem Kopf<br />

nach unten, die andere mit dem Kopf nach<br />

oben um einen Ast oder Stab. Bei beiden<br />

Schlangen sind die langen gespaltenen Zungen<br />

fein herausgearbeitet. Das Elfenbein besitzt<br />

eine schöne Alterspatina. Der Stock hat einen<br />

Ebenholzschuss mit einer Metallzwinge. Zwi<br />

schen Schuss und Knauf befindet sich ein brei<br />

ter Elfenbeinring. Der Stock stammt aus dem<br />

19. Jahrhundert und kommt aus England.<br />

Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass<br />

es sich bei der Darstellung der beiden<br />

Schlangen um einen aufgelösten Caduceus<br />

handelt. Damit dürfte dieser Stock ein<br />

Arztstock sein.<br />

Literatur<br />

Toellner, Richard: Illustrierte Geschichte der<br />

Medizin, Augsburg, Weltbild Verlag, 2000.<br />

40


Andere ärztliche Symbole<br />

Es gibt auch noch einige andere<br />

Symbole, die von Ärzten gelegentlich<br />

gebraucht wurden und die wir dann<br />

auch auf Spazierstöcken, beziehungsweise<br />

auf deren Griffen, dargestellt sehen.<br />

Hierher gehört sicher das<br />

Maiglöckchen, Convallaria majalis, mit<br />

seinen oval-lanzettförmigen Blättern,<br />

den kugelig glockenförmigen Blüten<br />

und roten Beeren.<br />

75. Elfenbeinknauf mit der plastischen<br />

Darstellung von Maiglöckchen. Es sind Blätter<br />

und Blüten von Maiglöckchen dargestellt.<br />

Unterhalb des Griffes folgt eine goldfarbene<br />

Manschette. Dieser Knauf wurde von mir vor<br />

vielen Jahren fotografiert. Nähere Einzelheiten<br />

dazu sind nicht bekannt.<br />

3. Dieser Arztstock mit goldenem Knauf, gol<br />

denen Kordelösen und goldener Zwinge wur<br />

de schon weiter vorn gezeigt. Länge des<br />

Knaufes 5,5 cm. Im Knauf befinden sich zwei<br />

Kartuschen. Auf der einen sind ein aufgeschla<br />

genes Kräuterbuch, ein Behältnis mit der<br />

Aufschrift “OPIA”, ein Totenkopf und eine Öl<br />

lampe dargestellt. Dies sind ärztliche Symbole<br />

für die Verbundenheit mit der Natur<br />

(Kräuterbuch), für ein für frühere Ärzte typi<br />

sches Schmerzmittel (Opium), für die “moder<br />

ne” anatomische Wissenschaft (Totenkopf),<br />

und für die allzeitige Bereitschaft bei Tag und<br />

Nacht (Öllampe). Das aufgeschlagene Buch<br />

könnte auch auf die Lehrtätigkeit an einer<br />

Universität hinweisen. Auf der anderen<br />

Kartusche ist eine Weintraube dargestellt.<br />

76. Es handelt sich um einen Arztstock mit<br />

dem sehr seltenen ärztlichen Symbol der<br />

Fackel (Tag und Nacht bereit!). Diese Fackel<br />

ist in das Monogramm HH integriert. Der<br />

Knauf besteht aus Elfenbein, um dessen ge<br />

raden Anteil sich eine Schlange windet.<br />

Höhe des Griffes 3,6 cm. Der Griff ist ab<br />

schraubbar. In einer Höhlung des Schusses<br />

befindet sich eine zierliche Schere mit einge<br />

legten Perlmuttgriffen. In diesen Griffen be<br />

findet sich jeweils ein kleines scharfes<br />

Messer. Wahrscheinlich sind mit den skal<br />

pellartigen Messern Abszesse geöffnet und<br />

mit der Schere Fäden entfernt worden. Der<br />

Schuss besteht aus schwarzlackiertem Holz.<br />

Zum Schuss hin befindet sich eine Messing<br />

manschette mit einem Messinggewinde. Die<br />

Zwinge ist eine Messinghülse. Die Gesamt<br />

höhe des Stockes 88 cm. Er kommt wahr<br />

scheinlich aus Deutschland und dürfte in die<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts zu datieren sein.<br />

41


Ein Extrakt davon wurde als Herzmittel<br />

benutzt. Ob alle Stockgriffe, auf denen<br />

Maiglöckchen dargestellt sind,<br />

Arztgriffe sind, ist eine andere Frage.<br />

Auch die Kerze und die Öllampe, sowie<br />

die Fackel wurden selten einmal<br />

als ärztliche Symbole benutzt. Sie sollen<br />

demonstrieren, dass der Arzt allezeit<br />

bereit sei, also bei Tag und bei<br />

Nacht, aber auch, dass sich der Arzt<br />

verzehrt für seine Patienten wie die<br />

Kerze (Fackel, Öllampe). Ein<br />

Totenkopf als Symbol sollte die exakte<br />

Wissenschaft - Kentnisse in der<br />

Anatomie - bezeugen. Ebenso die<br />

Darstellung eines (Kräuter)-Buches.<br />

Letzteres konnte aber auch eine<br />

Lehrtätigkeit an einer Universität belegen.<br />

77. Porzellangriff mit Maiglöckchen verziert.<br />

Die blaue Farbe ist wahrscheinlich später hin<br />

zugefügt worden. Zwischen Griff und<br />

Wildkirschenschuss ist eine silberfarbene<br />

Manschette montiert. Weitere Einzelheiten<br />

nicht bekannt.<br />

78. Sehr hoher schmaler Elfenbeingriff mit rei<br />

cher Verzierung von Maiglöckchen.<br />

79. Sehr hoher Elfenbeingriff mit einer Fülle<br />

von Maiglöckchen beschnitzt. In der Mitte ein<br />

Barockschild mit einem Monogramm verziert.<br />

Zarter Schuss aus Schlangenholz, mit hellem<br />

Echthornabsatz. Qualitätsvolle, französische<br />

“Dieppe Arbeit” aus der zweiten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts, in feinster Ausführung mit sehr<br />

tiefer Schnitzerei und vielen Unterschneidun<br />

gen. Griffhöhe 26 cm, Gesamtlänge des<br />

Stockes 93 cm.<br />

Literatur:<br />

Brunn, W. v., Das Maiglöckchen als Symbol<br />

des Arztes. Die Medizinische Welt, 4. April<br />

1934, S. 505ff.<br />

Lipp, Annemarie und Gruber, Georg B., Die<br />

Kerze als Symbol des Arzttums. Nova Acta<br />

Leopoldina, Abhandlungen der Deutschen<br />

Akademie der Naturforscher Leopoldina, Nr.<br />

140, Band 21, 1959 Johann Ambrosius Barth<br />

Verlag Leipzig.<br />

42


80<br />

81<br />

Ärztliche Systemstöcke<br />

Als Systemstöcke bezeichnet man solche<br />

Stöcke, die eine auf den ersten<br />

Blick verborgene weitere Aufgabe haben<br />

als nur Stützen oder Repräsentieren.<br />

Stock Nr. 75 ist ein solcher<br />

Systemstock. Die auf dem Knauf zu sehende<br />

Fackel und die Äskulapschlange<br />

kennzeichnen ihn als Arztstock. Zusätzlich<br />

hat er noch die Funktion eines<br />

Behältnisses für ein medizinisches<br />

Kombiinstrument, nämlich eine Schere<br />

mit zwei Skalpellen, mit dem Fäden<br />

entfernt beziehungsweise kleinere<br />

Abszesse gespalten werden konnten.<br />

8. Dieser Stock wurde schon weiter vorn be<br />

schrieben. Der kugelförmige Silberknauf lässt<br />

sich durch einen Schnappverschluss öffnen.<br />

Darunter befindet sich noch ein gerader Anteil,<br />

der zur Befestigung auf dem Schuss dient. Der<br />

Knauf hat einen Durchmesser von 4,5 cm.<br />

Der Griff kommt aus Deutschland, vermutlich<br />

Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die auf der<br />

Oberseite dargestellte Äskulapschlange, die<br />

sich um einen Kelch windet, ist der Stock als<br />

Arztstock gekennzeichnet. Von amerikanischen<br />

Ärzten ist überliefert, dass sie in ihren<br />

Stockknäufen öfter einmal Süßigkeiten für ihre<br />

kleinen Patienten hatten. Sicher gab es so etwas<br />

auch in Deutschland.<br />

80. Dieser Stock ist in dem Büchlein Bibliothek<br />

der Unterhaltung und des Wissens Jahrgang<br />

1898, Band 12 abgebildet und als Stock eines<br />

Landarztes bezeichnet. Nähere Angaben feh<br />

len. Man erkennt zwei Medizinfläschchen in ei<br />

nem aus dem Schuss herausziehbaren<br />

Behältnis und im Griff einige Instrumente wie<br />

Schere, Sonde und Skalpell.<br />

81. Elfenbeinknauf mit schön geschnitzter<br />

Äskulapschlange. Die Schlange hat ein eingeleg<br />

tes zweifarbiges Glasauge. Der Knauf kann auf<br />

geschraubt werden, um Medikamente oder<br />

auch Süßigkeiten für die kleinen Patienten darin<br />

unterzubringen. Zum Schuss hin konische<br />

Silbermanschette mit den stark verschlungenen<br />

Initialen “EE” auf der einen Seite und einem<br />

Wappen auf der anderen Seite. Auf dem<br />

Wappen ist zweimal ein Eber dargestellt. Es<br />

handelt sich wahrscheinlich um das<br />

Familienwappen des Erstbesitzers. Durch die<br />

Äskulapschlange ist der Stock als Arztstock an<br />

zusehen. Der Schuss besteht aus Schlangen<br />

holz und hat einen Elfenbeinabsatz. Der Knauf<br />

hat einen Durchmesser von 4,1 cm. Die ge<br />

samte Stocklänge beträgt 106,5 cm. Der Stock<br />

stammt aus dem 19. Jahrhundert, wahrschein<br />

lich aus England.<br />

43


Solche Systemstöcke sind im Handel<br />

selten zu sehen. Ich habe über viele<br />

Jahre geforscht um welche zu finden.<br />

Da solche Stöcke schon der Seltenheit<br />

wegen auch teuer sind, befinden sich<br />

nicht allzu viele in meiner Sammlung.<br />

Die Bilder, die ich aus mehreren<br />

Sammlungen von diesen Stöcken<br />

habe, sind oft alt und aus den verschiedensten<br />

Gründen auch nicht wieder<br />

herzustellen. Man möge also die zum<br />

Teil schlechte Qualität entschuldigen.<br />

Im Medizinhistorischen Museum in<br />

Wien habe ich den Stock des Dr. med.<br />

Edler von Gunz-Zwettlhof gesehen.<br />

Er enthält in dem hohlen und aufschraubbaren<br />

Knauf sowie im oberen<br />

Teil des Schusses ein Stethoskop, ein<br />

Plessimeter, ein Thermometer, eine<br />

Injektionsspritze und Medikamente. Er<br />

datiert um 1850. Der Knauf ist aus<br />

Elfenbein. Der Schuss besteht aus einem<br />

ausgehöhlten Malakkarohr.<br />

Unten befindet sich ein Elfenbeinabsatz.<br />

Auf dem geraden Anteil des<br />

Knaufes steht in Schreibschrift der<br />

Name des Besitzers. Siehe Stock 82.<br />

83. Arztstock in dessen Schuss und Griff meh<br />

rere ärztliche Instrumente untergebracht wer<br />

den konnten. Erhalten sind noch eine Pinzette<br />

sowie verschiedene aus Elfenbein bestehende<br />

Mund und Salbenspatel. Der Knauf ist oben<br />

mit einer Elfenbeinplatte mit Äskulapschlange<br />

verziert. Der abschraubbare Knauf besitzt mit<br />

tig ein breites Elfenbeinband, auf dem der<br />

Name des Erstbesitzers mit “DR. ISAK<br />

BERNStEIN BERLIN FASANENStR.” angegeben<br />

wird. Auffälligerweise sind die “t” klein geschrie<br />

ben. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem<br />

Stock um eine Einzelanfertigung. Er stammt aus<br />

dem 18. Jahrhundert und kommt aus<br />

Deutschland.<br />

44


Es gibt weltweit einige wenige Patente,<br />

die auf Arztstöcke mit Inhalt genommen<br />

wurden, von denen später noch<br />

berichtet wird. Die meisten ärztlichen<br />

Systemstöcke scheinen jedoch Einzelanfertigungen<br />

zu sein oder es wurden<br />

eigentlich für einen anderen Zweck<br />

vorgesehene Systemstöcke umfunktioniert.<br />

84. Der Stock besitzt eine außergewöhnlich<br />

schwere und große L förmige Silberkrücke.<br />

Um und durch einen zerfurchten Ast windet<br />

sich eine Schlange. Ihr Kopf ist mit offenem<br />

Maul auf eine 18 karätige, goldene Fliege ge<br />

richtet. Der Griff ist in allen seinen Teilen sau<br />

ber nachziseliert. Das Ende des Griffes kann ab<br />

genommen werden und man hat einen 9 cm<br />

langen silbernen Stichel in der Hand, der mög<br />

licherweise zum Eröffnen von Abszessen ge<br />

dient haben könnte. Silber bietet sich in diesem<br />

Fall trotz seiner Weichheit als bakteriostatisches<br />

Material an. Vielleicht war es aber auch nur ein<br />

Brieföffner. Der Griff ist 13,5 cm breit. Der<br />

Schuss besteht aus einem stark vernarbten<br />

Schössling. Die entsprechenden Verletzungen<br />

wurden dem Schössling schon während des<br />

Wachstums beigebracht. Unten offene Metall<br />

zwinge. Gesamthöhe des Stockes 85 cm. Der<br />

Stock stammt aus England und der Griff wurde<br />

den Punzen nach 1909 in Sheffield hergestellt.<br />

Es handelt sich wahrscheinlich um ein Unikat.<br />

Der Stock befindet sich, soweit beurteilbar, in<br />

seinem Originalzustand.<br />

Als Arztstöcke kann man sie dann bezeichnen,<br />

wenn sie zusätzlich mit einem<br />

ärztlichen Emblem versehen<br />

sind, einen Namen mit Doktortitel aufweisen<br />

oder die Instrumente eindeutig<br />

als medizinische Instrumente einzuordnen<br />

sind. Dieses gilt auch für<br />

Phiolen, Fläschchen oder Ampullen<br />

mit Medikamenten.<br />

Am 9. Juli 1979 schrieb mir Dr. med.<br />

J. Huwyler, ein Stocksammler aus<br />

Zürich: „Ich besitze noch einen sogenannten<br />

>Canne d’anaesthésie


Der Griff eines Stockes und der Schuss<br />

sind geeignet um etwas darin aufzubewahren.<br />

Beide Teile müssen hohl gearbeitet<br />

sein und um den Schuss als<br />

Behältnis zu nutzen, muss der Griff abschraubbar<br />

sein. Am einfachsten lässt<br />

sich dies bewerkstelligen, wenn beide<br />

Teile aus Metall gearbeitet sind. Der<br />

Schuss ist in diesem Fall dann oft mit<br />

Leder bezogen. Aber es gibt auch ausgehöhlte<br />

Schüsse aus Holz oder Rohr.<br />

Der Griff, meist in Kugel-, Pilz-, Toder<br />

L-Form gearbeitet, kann an einer<br />

oder zwei Stellen geöffnet werden.<br />

85. Es handelt sich um einen sogenannten<br />

Trinkstock. Im vorliegenden Fall wahrscheinlich<br />

um einen Medikamentenstock. Der sich in dem<br />

Stock befindende kleine Glasbecher hat nur ein<br />

Fassungsvermögen von etwa 4 ml und das<br />

Vorratsgefäß von etwa 15 ml. Für etwas<br />

Alkoholisches erscheinen mir die Volumina zu<br />

klein. Für ein Medikament, wie etwa Herz<br />

tropfen aus Maiglöckchen (Convalaria majalis)<br />

oder der Meerzwiebel (Bulbus scillae), wären<br />

die Proportionen aber durchaus geeignet.<br />

Der Knauf ist aus Silber getrieben, ca 5,5 cm<br />

hoch und mit Ranken und Blumenmotiven ver<br />

ziert. Eine Punzierung fehlt. Bei dem Schuss<br />

handelt es sich um ein Ganzmalakkarohr mit<br />

sehr schöner Maserung. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes beträgt 91,2 cm. Lange Messingzwinge<br />

von 6,4 cm. Der Stock stammt wahrscheinlich<br />

aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, vermut<br />

lich aus England.<br />

86. Der Stock besteht aus Metall und ist mit<br />

Leder bezogen. Er hat einen Durchmesser von<br />

2,3 cm. Der ebenfalls aus Metall bestehende<br />

und in seinem oberen Anteil konische Griff ist<br />

abnehmbar und oben aufklappbar. Er stellt also<br />

ein eigenes Behältnis dar. Die Höhe des<br />

Knaufes ist 6,5 cm und seine größte Breite<br />

2,5 cm. Auf dem zylindrischen Anteil steht PA<br />

TENT DE GOLDSCHMIDT in drei Zeilen und<br />

darunter befindet sich ein sechszackiger Stern.<br />

Im Schuss befindet sich eine aufklappbare<br />

Metallröhre. Vier mit Gummistopfen verschlos<br />

sene Glasröhrchen sind noch vorhanden,<br />

ebenso ein 4,8 cm langer metallener<br />

Tablettenbehälter. Ein fünftes Röhrchen scheint<br />

zu fehlen. Die Röhrchen sind beschriftet mit<br />

Morphium, Cocain, Sublimat und Carbol. Es<br />

handelt sich um typische Medikamente und<br />

Substanzen, wie sie ein Landarzt Ende des 19.<br />

oder Anfang des 20. Jahrhunderts gebrauchte.<br />

Der untere Teil der Röhre ist leer.<br />

Wahrscheinlich waren hier weitere Behälter für<br />

Instrumente oder Spritzen.<br />

46


Wenn der Griff mehrere verschiedene<br />

Geräte oder medizinische Instrumente<br />

aufnehmen soll, hat er entsprechende<br />

Einteilungen oder Haltevorrichtungen.<br />

Der ausgehöhlte Schuss dient entweder<br />

zur Aufnahme einer langen dünnen<br />

und aufklappbaren Röhre oder einer<br />

schmalen langen viertel- oder<br />

halbrunden Leiste mit Klemmeinrichtungen<br />

oder Abteilen zur Aufnahme<br />

von zylinderförmigen kleinen<br />

Röhrchen und Fläschchen mit<br />

Medikamenten oder medizinischen<br />

Utensilien. In manchen der erhaltenen<br />

Stöcke dieser Art sind noch Reste des<br />

ursprünglichen Inhaltes erhalten.<br />

Diese Art von Stöcken hatten also die<br />

gleiche Aufgabe wie die heute noch<br />

gebräuchliche Arzttasche.<br />

87. Systemstock mit einer eleganten Fritzkrü<br />

cke aus 18 karätigem Gelbgold. Auf der<br />

Vorderseite des kürzeren Schenkels dieses<br />

Griffes befinden sich die Initialen “A v S” fein<br />

graviert und ineinander verschlungen. Auf der<br />

anderen Seite ist hinter einem schön gearbeite<br />

ten Gitter aus Blüten und Ranken ein<br />

Pomander, also ein Behältnis für Duftstoffe,<br />

verborgen. Der Griff ist etwa 9,5 cm breit und<br />

5 cm hoch. Der Schuss besteht aus Rosenholz<br />

und ist in seinem oberen Teil ausgehöhlt. Wenn<br />

man am Griff zieht, kann man ein circa 15 cm<br />

langes und halbrundes Behältnis aus<br />

Sterlingsilber herausziehen. Dieses Behältnis ist<br />

mit Leder bezogen und hat drei Fächer mit<br />

Halterungen. Darin sind eine nicht ausein<br />

andernehmbare Glasspritze, eine Morphium<br />

ampulle und 2 Kanülen untergebracht. Der<br />

Stock ist etwa 93 cm lang.<br />

Dieser elegante und wertvolle Stock mit dem<br />

ausgefallenen Innenleben stammt aus der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts und kommt aus Frank<br />

reich. Die Morphiumampulle ist nicht mehr ori<br />

ginal, es ist eine leere Ampulle, das Etikett<br />

stammt aber aus der Zeit. Es wird erzählt, der<br />

Stock habe einst einem Edelmann gehört, der<br />

für seine süchtige junge Geliebte immer einen<br />

„Schuss“ dabei gehabt hätte. Im Pomander<br />

habe er für sich einige Tropfen ihres Parfüms<br />

dabei gehabt. Mag sein, aber es könnte auch<br />

der Stock eines Arztes gewesen sein, der für<br />

akute Notfälle ein Schmerzmittel dabei hatte.<br />

47


Von einigen amerikanischen Hausärzten<br />

wird berichtet, dass sie im hohlen<br />

Knauf ihres Spazierstockes Süßigkeiten<br />

für die kleinen Patienten dabei hatten.<br />

Sicher ist diese noble Art der<br />

Sedierung auch andernorts so gehandhabt<br />

worden.<br />

Fast nie kennt man ja heute den eigentlichen<br />

Erstbesitzer wenn man einen<br />

Stock vor sich hat. Und ob die<br />

Schlussfolgerungen, die man aus der<br />

Betrachtung des Gegenstandes zieht,<br />

wirklich richtig sind, bleibt Spekulation.<br />

Im Laufe der letzten 25 Jahre habe ich<br />

viele Stöcke gesehen und viele Erfahrungen<br />

gesammelt, aber ich glaube,<br />

ich würde auch den Curetten-Stock<br />

Nummer 88 falsch einordnen, wenn<br />

er nicht mein eigener wäre. Curetten<br />

sind ärztliche Instrumente, mit denen<br />

man Ausschabungen aus der Gebärmutter<br />

macht. Entweder nur, um zu<br />

diagnostischen Zwecken Gewebe zu<br />

erhalten, oder eventuell auch um eine<br />

Abtreibung zu machen.<br />

88. Curetten Stock. Er wurde von einem<br />

Kollegen zum Spaß aus einer alten Curette zu<br />

sammengebastelt. Die Curette ist in drei Teile<br />

auseinander gesägt worden. Das Griffende<br />

wurde auch zum Griffende des zweigeteilten<br />

Stockes. Ein weiteres Teil des Griffes wurde mit<br />

einem Gummipfropfen versehen und zur<br />

Zwinge umfunktioniert. Das eigentliche<br />

Instrument wurde in den Griff eingeklebt und<br />

der Bambusschuss oben ausgehöhlt.<br />

Gesamtlänge des Stockes circa 90 cm.<br />

89. Diesen Stock mit der stählernen<br />

Gelenkkugel eines Oberschenkelknochens als<br />

Griff, habe ich schon vor vielen Jahren in einer<br />

Sammlung fotografiert. Es soll der Stock eines<br />

deutschen Chirurgen gewesen sein. Er dürfte<br />

in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu da<br />

tieren sein. Einzelheiten sind nicht bekannt.<br />

Vielleicht auch ein Spaß Stock?<br />

48


Dieser Curettenstock allerdings ist nie<br />

benutzt worden. Er wurde von einem<br />

Kollegen zu meinem 60. Geburtstag<br />

aus einer alten Curette der Klinik, in<br />

der ich arbeitete, zum Jux zusammengebastelt<br />

und mir geschenkt, da er<br />

wusste, dass ich Spazierstocksammler<br />

und Frauenarzt bin. Also ein Irrtum ist<br />

nie mit letzter Sicherheit ausgeschlossen.<br />

90. Die Bilder dieses Systemsstocks mit ärzt<br />

lichen Instrumenten und Medikamentenfläsch<br />

chen und behältern bekam ich etwa 1980 von<br />

Frau Dike aus Genf. Sie teilte mir mit, dass der<br />

Stock Sir George Buckston Browne (1845<br />

1945) gehörte. In dem aufklappbaren und ab<br />

schraubbaren T förmigen Silbergriff befindet sich<br />

eine Spritze und Kanülen, sowie ein einem ta<br />

schenmeserähnlichen, zweiseitig aufklappbares<br />

Skalpell mit Schalen aus Schildpatt. Im hohlen<br />

Schuss ist eine lange Metallleiste mit<br />

Klemmvorrichtungen für zylinderförmige<br />

Glasfläschchen und Metalldosen, in denen<br />

Medikamente untergebracht werden konnten.<br />

Für Hausbesuche ließ sich in diesem<br />

Kombinationsstock eine Menge unterbringen.<br />

Der Stock ist wohl in England Ende des 19.,<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt worden.<br />

Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 93 cm.<br />

Der Griff ist 10 cm lang und 6,5 cm hoch.<br />

49


Es muss noch eine kleine Gruppe von<br />

ärztlichen Systemstöcken erwähnt<br />

werden, die nichts mit der medizinischen<br />

Berufsausübung zu tun haben,<br />

sondern lediglich demonstrieren sollen,<br />

dass der Träger des Stockes ein<br />

Arzt ist. Diese Stöcke sind also den<br />

Stöcken mit ärztlichen Symbolen wie<br />

der Äskulapschlange, dem Caduceus,<br />

der Fackel etc. gleichzusetzen. Es sollen<br />

hier zwei Stöcke als Beispiel dieser<br />

Gruppe gezeigt werden.<br />

91. Elfenbeinknauf mit im Hochrelief geschnit<br />

tener Äskulapschlange, die sich dreimal um den<br />

Knauf windet. Höhe des Knaufes 7,0 cm.<br />

Größter Durchmesser oben ca. 3,5 cm. Oben<br />

sind die verschlungenen Initialen “GI” oder “GJ”<br />

in grandiosem Schwung dargestellt. Der Griff<br />

lässt sich abschrauben und dann erkennt man,<br />

dass der Schuss aus einem äußerlich geschnitz<br />

ten leicht konischen Holzrohr besteht. In ihm<br />

befindet sich der untere Anteil eines Billard<br />

queues aus Obstbaumholz, an dessen oberem<br />

Abschnitt der Name “HOFFMANN” eingepresst<br />

ist. Wenn man den elfenbeinernen Absatz ab<br />

schraubt, kann hier das untere Stück des<br />

Queues eingesetzt werden. Nun muss nur<br />

noch oben der mit Gips beschwerte Knauf<br />

wieder aufgeschraubt werden und fertig ist der<br />

Billardstock. Es handelt sich mit ziemlicher<br />

Sicherheit um einen deutschen Arztstock.<br />

Wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert.<br />

92. Der Elfenbeinknauf wird durch eine aufge<br />

rollte Schlange (Äskulapschlange) gebildet. Er<br />

verbirgt ein Opernglas. Es war der Stock eines<br />

vornehmen Arztes, den er zum Theaterbe<br />

such benutzte. Er ist wahrscheinlich auf das<br />

Ende des 18. Jahrhunderts zu datieren und<br />

kommt aus Deutschland. Der Schlangenkopf ist<br />

durch häufigen Gebrauch stark abgenutzt.<br />

Nähere Angaben zu dem Stock sind nicht be<br />

kannt.<br />

50


Patente von Arztstöcken<br />

Patentschriften sind im allgemeinen<br />

eine recht gute Quelle, wenn man etwas<br />

über Systemstöcke erfahren will.<br />

Nicht so bei Arztstöcken. Francis H.<br />

Monek aus den USA, ein intimer<br />

Kenner von Stockpatenten, teilte mir<br />

1987 mit, dass er nur 7 Patente, die<br />

Arztstöcke betreffen, weltweit gefunden<br />

habe. Auch in seiner 1995 über<br />

Spazierstöcke erschienenen Monographie<br />

sind nicht mehr erwähnt. Im<br />

Patentamt in München konnte auch ich<br />

keine zusätzlichen finden. Es handelt<br />

sich um drei Patente aus den USA, drei<br />

Patente aus Großbritannien und ein<br />

Patent aus Deutschland. Ganz allgemein<br />

gesagt handelt es sich um Patente,<br />

um den Griff und/oder den Schuss<br />

mit Instrumenten, Fläschchen oder<br />

Behältern zu bestücken. Die Patente<br />

wurden in den Jahren von 1860 bis<br />

1917 genommen.<br />

Die 7 Patente seien hier aufgezeigt.<br />

1860 von S. T. Trowbridge, US<br />

Patent Nr. 26721, Cane for Physicians.<br />

1872 von D. A. Doudney und H. C.<br />

Adams, Großbritannien Patent<br />

Nr. 178, Self-acting Desinfectant for<br />

Walking Sticks, &c.<br />

1873 von M. Osborne, US Patent<br />

Nr. 139 020, Inprovement in Canes,<br />

(Medicine case cane).<br />

1874 von R. G. English, US Patent<br />

Nr. 156 456, Inprovement in Canes<br />

(Medicine case and stethoscope cane).<br />

1881 von E. Edwards, Großbritannien<br />

Patent Nr. 4622, Handles for Canes<br />

and Umbrellas (mit Phiolen).<br />

93. Patentschrift von R. G. English von 1874.<br />

51


1912 von A. Heinrich, Großbritannien<br />

Pat. Nr. 27215, Improvements in and<br />

relating to Walking Sticks (um medizinische<br />

Instrumente aufzubewahren).<br />

1917 von Amin Aaly al Omari,<br />

Deutsches Patent Nr. 311240,<br />

Rohrförmiger Einsatz für Spazierstöcke.<br />

Es liegen mir alle Patente vor und ich<br />

habe sie in den wesentlichen Partien<br />

auf der nebenstenden und den vorhergehenden<br />

Seiten abgebildet. Die<br />

wichtigsten Punkte möchte ich noch in<br />

Auszügen aus den Patenten wiedergeben.<br />

1. Patent von S. W. Trowbridge von<br />

1860. US Patent Nr. 26726.<br />

“Stock für Ärzte<br />

.... Diese Erfindung besteht aus einem<br />

hohlen Stock, der am unteren Ende<br />

verschlossen ist. In diesen Hohlraum<br />

ist ein halbes Rohr eingepasst, das mit<br />

dem Griff verbunden ist und das man<br />

nach Belieben aus dem Stock herausziehen<br />

oder hineinstecken kann und<br />

das ein Behälter für Phiolen mit<br />

Medizin ist.<br />

Diese Erfindung ist hauptsächlich für<br />

Landärzte gedacht, die gezwungen<br />

sind, Medizin bei sich zu haben, und<br />

sie soll die lästigen Satteltaschen, Koffer<br />

etc. ersetzen, welche die Ärzte sonst<br />

mit sich führen....”<br />

94. Patentschrift von A. Heinrich von 1912.<br />

95. Patentschrift von Amin Aaly al Omari von<br />

1919.<br />

96. Patentschrift von M. Osborne, 1872.<br />

97. Patentschrift von S. T. Trowbridge von<br />

1860.<br />

98. Patentschrift von E. Edwards von 1881.<br />

99. Patentschrift von D. A. Doudney und H. O.<br />

Adams von 1872.<br />

53


„... In den Knauf oder Griff kann noch<br />

ein Tintenfass mit Schraubverschluss<br />

eingearbeitet werden.... Solch ein<br />

Tintenfass kann sich beim Ausstellen<br />

von Rezepten oder schriftlichen<br />

Anweisungen für den Patienten als<br />

nützlich erweisen.”<br />

2. Patent von D. A. Doudney und H.<br />

C. Adams von 1872, Großbritannien<br />

Patent Nr. 178.<br />

“Selbstwirkende Desinfektionseinrichtung<br />

oder Dufteinrichtung für Spazierstöcke,<br />

Peitschen, Regenschirme, Sonnenschirme<br />

und andere ähnliche<br />

Geräte, die üblicherweise in der Hand<br />

getragen oder gebraucht werden.<br />

Unsere Erfindung besteht darin, einen<br />

Hohlraum zur Aufnahme von Kampfer<br />

oder anderen Desinfektionsmitteln<br />

oder Parfüm zu schaffen oder einzupassen<br />

und diese Behältnisse an den<br />

Griff von Spazierstöcken etc. anzubringen,<br />

wobei der Form des Griffes entsprechend<br />

die Möglichkeit besteht,<br />

diesen Behälter je nach Bedarf zu öffnen<br />

oder zu schließen, so dass das<br />

Desinfektionsmittel oder Parfüm nach<br />

Belieben austreten oder zurückgehalten<br />

werden kann. Unsere Erfindung ist<br />

besonders geeignet für Ärzte oder<br />

Personen, die gelegentlich in Berührung<br />

mit Kranken mit Infektionskrankheiten<br />

kommen.<br />

Solch ein Griff kann rund, eckig, glatt<br />

oder verziert sein und hat einen<br />

Hohlraum der ausreicht, um das<br />

Desinfektionsmittel oder Parfüm aufzunehmen.<br />

Wenn solch ein Stoff durch<br />

die Hand erwärmt wird, wird er flüchtiger<br />

und kann leicht durch die einfach<br />

zu öffnenden Löcher entweichen und<br />

so die Hand oder das Material des<br />

Handschuhs desinfizieren. Wenn der<br />

Benutzer den Stock in einem Krankenzimmer<br />

sich nahe an die Nase hält,<br />

wird sich die Erfindung als praktische<br />

und angenehme Desinfektionsmöglichkeit<br />

erweisen ohne dass der<br />

Kranke es als Vorsichtsmaßnahme<br />

54<br />

gegen eine mögliche Infektion erkennt<br />

und beunruhigt wird.”<br />

3. Patent von M. Osborne von 1873,<br />

US Patent Nr. 139 020.<br />

“...Erfindung einer neuartigen und<br />

nützlichen Verbesserung einer<br />

Kombination von Spazierstock und<br />

Arztstock....”<br />

“Die Erfindung bezieht sich auf einen<br />

Spazierstock speziell für Ärzte, in dessen<br />

Innerem sich ein ausziehbarer<br />

Behälter für Phiolen (Fläschchen) befindet,<br />

während der Griff so ausgearbeitet<br />

ist, dass er eine Anzahl von kleineren<br />

chirurgischen Instrumenten aufnehmen<br />

kann, die hauptsächlich in der<br />

täglichen Praxis gebraucht werden.<br />

Die bisher gebräuchlichen Taschenbehälter<br />

wurden oft beschädigt oder<br />

gänzlich ruiniert durch zerbrochene<br />

Phiolen oder durch Witterungseinflüsse.<br />

Mit dieser Erfindung kann der<br />

Arzt seine Medizin und kleinere<br />

Instrumente sicher in einem wasserdichten<br />

Behälter mit sich führen, den<br />

er wie einen normalen Spazierstock<br />

benutzen kann.”<br />

4. Patent von R. G. English von 1874<br />

US Patent Nr. 156 456.<br />

“...Kombination von Spazierstock,<br />

Medizinbehälter und Stethoskop.<br />

Zweck der Erfindung ist ein Spazierstock<br />

für den praktischen Arzt, der als<br />

Behälter für Medizin und auch für medizinische<br />

Instrumente benutzt werden<br />

kann. Es ist eine Kombination von<br />

Stock, Behälter und Stethoskop.<br />

Zusammenfassende Beschreibung:<br />

Röhrenförmige Hülle aus geeignetem<br />

Material und in beliebiger Größe. Im<br />

Inneren halbe Röhre zur Aufnahme<br />

von Medizin. Im Griff, geschützt durch<br />

eine Verschlusskappe, das Ohrstück<br />

des Stethoskops, dessen röhrenförmiger<br />

Teil über der Zwinge den unteren,<br />

abschraubbaren Teil des Stockes bildet.<br />

So kann das Stethoskop bei<br />

Bedarf aus dem Stockgriff, dem kleinen<br />

Rohr und dem Ohrstück zusammengesetzt<br />

werden.”<br />

5. Patent von E. Edwards von 1881,<br />

Großbritannien Patent Nr. 4622.<br />

Diese Erfindung in Zusammenhang<br />

mit Spazierstock- und Schirmgriffen<br />

beschreibt eine neuartige Herstellungsmethode,<br />

bei der diese Griffe<br />

Phiolen oder Gefäße enthalten, die mit<br />

Parfüm gefüllt werden können, die<br />

eine brennende Zigarre aufnehmen<br />

können oder andere kleine<br />

Gegenstände.<br />

6. Patent von A. Heinrich, von 1912.<br />

Großbritannien Pat. Nr. 27215,<br />

“Diese Erfindung bezieht sich auf<br />

Spazierstöcke, die so konstruiert sind,<br />

dass man sie auseinander nehmen<br />

kann und die mehrere Röhrchen enthalten,<br />

die mit Schraubgewinden zusammengesetzt<br />

sind.<br />

Bei dieser Erfindung ist der Stock aus<br />

mehreren kurzen röhrenförmigen<br />

Elementen zusammengesetzt, die alle<br />

den gleichen äußeren Durchmesser<br />

haben.<br />

... Die einzelnen Teile werden zum<br />

Gebrauch einfach zusammengeschraubt.<br />

Der Vorteil besteht darin,<br />

dass der Stock jederzeit leicht in einem<br />

Koffer verstaut werden oder in der<br />

Tasche mitgeführt werden kann, wobei<br />

die Hohlräume der einzelnen<br />

Elemente zur Beförderung von<br />

Verbandszeug und ähnlichem dienen.<br />

...”<br />

7. Patent von Amin Aaly al Omari von<br />

1917 Deutsches Patent Nr. 311240,<br />

“...Rohrförmiger Einsatz für Spazierstöcke,<br />

der zwecks Unterbringung einer<br />

tragbaren Apotheke durch feste<br />

Querwände in einzelne Abteilungen<br />

unterteilt ist, dadurch gekennzeichnet,<br />

dass in der Seitenwandung des Einsatzes<br />

je zwei einander gegenüberliegende....<br />

Öffnungen zum Einführen und<br />

Herausnehmen der Behälter vorhanden<br />

sind....”


Phrenologenstöcke<br />

Phrenologenstöcke werden solche<br />

Stöcke genannt, deren Knäufe einen<br />

menschlichen Kopf mit eingezeichneten<br />

und nummerierten Regionen darstellen.<br />

An der Büste befinden sich die<br />

Erläuterungen zu den einzelnen Regionen.<br />

Das Ganze muss als Hilfsmittel<br />

angesehen werden, um sich die einzelnen<br />

Regionen einzuprägen, beziehungsweise<br />

sie sich wieder ins<br />

Gedächtnis zu rufen. Was hat es nun<br />

mit diesen Schädelregionen auf sich?<br />

Franz Joseph Gall, geboren am<br />

9. März 1758 in Tiefenbronn bei<br />

Pforzheim, gestorben am 22. August<br />

1828 in Montrouge, Arzt und<br />

Forscher, glaubte auf Grund seiner<br />

anatomischen Erkenntnisse und seiner<br />

vergleichenden Beobachtungen, dass<br />

menschliche (und auch tierische)<br />

Eigenschaften an bestimmten Stellen<br />

des Gehirns lokalisiert seien, und das<br />

Gehirn nun seinerseits die Schädelform<br />

beeinflusst. Gall lehrte und<br />

forschte in Wien und Paris und reiste<br />

Vorträge haltend durch Deutschland<br />

und England. In Deutschland wurde<br />

1802 seine Schädellehre verboten.<br />

Dagegen verbreitete sie sich in Österreich,<br />

England, Frankreich und<br />

Amerika.<br />

100. Phrenologenstock mit einem Knauf aus<br />

Porzellan. Beschriftung unter der Glasur. Die<br />

Höhe des Knaufes ist 6,5 cm. Porzellanköpfe<br />

sind sehr selten. Meistens handelt es sich um<br />

Elfenbeinschnitzereien. 1 cm breite Silber<br />

manschette. Der Schuss besteht aus Veilchen<br />

ebenholz und hat einen Büffelhornabsatz.<br />

Gesamtlänge des Stockes 97 cm. Der Knauf<br />

stammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

und kommt aus England.<br />

55


Von der Gall´schen Schädellehre redete<br />

man bis zum Anfang des 20.<br />

Jahrhunderts. Sie wurde allerdings in<br />

Teilen abgeändert und der Schädel<br />

zum Teil in neue Regionen eingeteilt.<br />

Gall selbst bezeichnete seine Schädellehre<br />

als Organologie oder Kraniologie<br />

und auch Kranioskopie. Der Begriff<br />

Phrenologie stammt von seinem<br />

Schüler Spurzheim.<br />

Die Tragik des Herrn Gall ist, dass<br />

praktisch seine ganze Einteilung falsch<br />

war und von den ursprünglichen Regionen<br />

nichts geblieben ist. Immerhin<br />

hat er Anregungen zu weiteren Forschungen<br />

gegeben. Hingegen sind seine<br />

anatomischen Erkenntnisse, zum<br />

Beispiel über den Verlauf der Hirnnerven,<br />

noch heute gültig.<br />

Die mir bekannten Stockknäufe mit<br />

den Regionen nach Gall stimmen weitgehend<br />

mit denen in der Schrift von<br />

WEBSTER aus dem Jahre 1843 überein.<br />

Es darf also mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />

angenommen werden,<br />

dass diese Stöcke oder zumindest ihre<br />

Knäufe, aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

stammen. Alle Phrenologenstöcke,<br />

die ich bisher gesehen habe,<br />

haben eine englische Beschriftung. Sie<br />

stammen also höchstwahrscheinlich<br />

aus England oder Amerika.<br />

Oben rechts: Franz Joseph Gall etwa 1801<br />

1802.<br />

In der Mitte: Eine Seite aus dem Originalartikel<br />

von L. N. Fowler, Synopsys of Phrenology and<br />

Physiology, 1846. Dargestellt ist wohl der älte<br />

re Franz Joseph Gall.<br />

Unten: Seite aus einem Artikel von Gustav<br />

Scheve aus dem Jahre 1855.<br />

56


Im Handel tauchen sie meist in<br />

England, Deutschland oder Frankreich<br />

auf. Stöcke mit französischer oder<br />

deutscher Beschriftung sind mir bisher<br />

nicht begegnet. Herr Charles<br />

Kamerling aus Frankreich teilte mir in<br />

einem Brief mit, dass auch er keine<br />

Griffe mit französischer Beschriftung<br />

gesehen habe und auch die Händler in<br />

Paris, die er befragte, konnten sich an<br />

keine solchen Griffe erinnern.<br />

Andererseits habe ich bisher keine mit<br />

deutlich abweichender Einteilung gesehen,<br />

was bei Stockknäufen aus der<br />

zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

wahrscheinlich wäre infolge einer abweichenden<br />

Einteilung der Regionen<br />

gegenüber dem Anfang des<br />

Jahrhunderts.<br />

101. Phrenologenstock aus Elfenbein. Im<br />

Gegensatz zu dem Stock mit dem Porzellan<br />

knauf, sind die Regionen spiegelbildlich einge<br />

zeichnet. Auch hier die englischen Bezeich<br />

nungen der Regionen an der Büste. Der Stock<br />

kommt aus England und ist in den Anfang des<br />

19. Jahrhunderts zu datieren.<br />

57


102. Ein weiterer englischer Phrenologenstock<br />

aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Auch<br />

hier sind die Regionen am Kopf spiegelbildlich<br />

eingezeichnet.<br />

103. Interessanterweise ist im Lauf der Jahre<br />

auch ein einziges Mal ein Phrenologenstock<br />

aufgetaucht, bei dem die einzelnen Hirnregi<br />

onen nach Dr. Gall auf einen Totenkopf aufge<br />

zeichnet sind. Die Legenden am Hals fehlen. Es<br />

handelt sich möglicherweise um ein unvollen<br />

detes Modell oder um eine Einzelanfertigung.<br />

Der Totenkopf ist aus Elfenbein geschnitzt und<br />

zeigt einen ähnlichen Umriss wie die aus<br />

Elfenbein geschnitzten Köpfe mit den einge<br />

zeichneten Hirnregionen. Es ist also mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie alle<br />

aus der gleichen Werkstatt kommen. Der<br />

Schuss besteht aus einem schön gezeichneten<br />

Schlangenholz.<br />

58


In der Tabelle links sind alle Bezeichnungen<br />

aufgelistet, die sich an der<br />

Büste des Porzellankopfes befinden.<br />

Sie stimmen auch mit einer Arbeit von<br />

J. PALMER WEBSTER, Professor of<br />

Phrenology, überein, die er in seinem<br />

Buch “Treatise on Phrenology,<br />

Washington D.C., 1843”, veröffentlichte.<br />

Ich habe versucht, die zum Teil<br />

altertümlichen englischen Ausdrücke<br />

an Hand der von WEBSTER gegebenen<br />

Erläuterungen in ein heute noch<br />

verständliches Deutsch zu übertragen.<br />

In roter und kursiver Schrift habe ich<br />

diejenigen Bezeichnungen eingetragen,<br />

die Herr Dr. S. Th. Soemmerring<br />

1807 in zwei Gehirnzeichnungen<br />

eingetragen hat. Er schreibt dazu:<br />

“Nach Herrn Gall mir persönlich mitgetheilten<br />

Angaben, in seiner Gegenwart<br />

bezeichnet”. Wahrscheinlich sind<br />

diese Bezeichnungen die früheren.<br />

Dafür spricht auch, dass sie nicht ganz<br />

so ausführlich sind als auf dem<br />

Stockknauf. Spätere Veröffentlichungen<br />

geben andere Einteilungen und<br />

Beschreibungen an.<br />

An den drei abgebildeten Elfenbeinknäufen<br />

fand ich statt der Bezeichnung<br />

ALIMENTIVENESS die<br />

Bezeichnung GUSTATIVE.<br />

104. Der Elfenbeinknauf zeigt einen unvollen<br />

deten Phrenologenkopf. Man kann deutlich die<br />

bilaterale Anordnung erkennen. Warum dieser<br />

Kopf unvollendet blieb ist unbekannt. Vielleicht<br />

ist er noch wertvoller als ein normaler Knauf,<br />

wenn man ihn mit Fehldrucken bei Briefmarken<br />

vergleicht. Der Knauf ist 8,0 cm hoch. In der<br />

Formgebung weicht er von den anderen<br />

Köpfen leicht ab. Er scheint einem Pykniker zu<br />

gehören. Der Schuss besteht aus Gabuneben<br />

holz und hat einen Büffelhornabsatz. Gesamt<br />

länge des Stockes 100 cm.<br />

59


Rechts die Darstellung der phrenologischen<br />

Zonen aus dem Jahre 1893. Die<br />

mit einer roten Ellipse gekennzeichneten<br />

Bezirke sind abweichend von den<br />

Bezirken der zuvor beschriebenen<br />

Knäufe der Phrenologenstöcke bezeichnet.<br />

Die anderen angegebenen<br />

Bezirke sind neu hinzugekommen.<br />

Möglicherweise gibt es also Stockknäufe<br />

mit diesen Bezeichnungen.<br />

105. Ein weiterer Phrenologenstock aus dem<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts aus England. Der<br />

Knauf ist aus Elfenbein und ist circa 6 cm hoch.<br />

Der Schuss ist aus Rosenholz und hat einen<br />

Hornabsatz. Es tauchen im Handel immer wie<br />

der einmal solche Stöcke auf. Sie sind von der<br />

Form her alle sehr ähnlich und auch die<br />

Beschriftung stimmt weitgehend überein. Sie<br />

scheinen alle um 1820 herum in einer<br />

Werkstatt in England hergestellt worden zu<br />

sein. Insgesamt gesehen sind Phrenologenstök<br />

ke aber selten und daher sehr teuer. Sie koste<br />

ten im Jahr 2001 zwischen 3000 und 5000<br />

Euro.<br />

Literatur:<br />

Fowler, L. N.: Synopsys of Phrenology and<br />

Physiology 1846<br />

Mann, Gunter u. Dumont (Hrsg.): Organ der<br />

Seele Seelenorgane, in Soemmerring<br />

Forschung Bd. 3, S.133 157, Stuttgart 1987.<br />

Mann, Gunter : Franz Joseph Gall, in<br />

Klassiker der Medizin, zweiter Band, herausge<br />

geben von Dietrich von Engelhardt und Fritz<br />

Hartmann, Verlag C. H. Beck, München, 1991.<br />

Scheve, Gustav: Phrenologische Bilder, Leipzig<br />

1855.<br />

Webster, J. Palmer , Professor of Phrenology:<br />

Treatise on Phrenology, Washington D.C.,<br />

1843.<br />

60


Pomander und Vinaigrette<br />

Eine eigene Gruppe von Arztstöcken<br />

sind die Pomanderstöcke. Allgemein<br />

gesehen gehören sie in die Gruppe der<br />

Systemstöcke. Sie hatten also nicht nur<br />

eine Stützfunktion oder wie bei Arztstöcken<br />

sicher auch oft eine Symbolund<br />

Repräsentationsfunktion, sondern<br />

sie müssen als Hilfsmittel, als Instrument,<br />

sozusagen als Ausrüstung des<br />

Arztes angesehen werden. Riechstökke<br />

sind sicher nicht nur von Ärzten benutzt<br />

worden, aber von ihnen wissen<br />

wir, dass sie es taten. Zwei Gründe gab<br />

es für Ärzte Pomander zu gebrauchen.<br />

Einmal war es die Hoffnung, dass man<br />

sich durch die Duftstoffe vor den, wie<br />

man früher glaubte, krankheitserregenden<br />

und Seuchen auslösenden<br />

Miasmen schützen könne, zum anderen<br />

der ganz profane Wunsch bei<br />

Krankenbesuchen in den oft muffigen<br />

und modrigen, nach Kot und Essen riechenden,<br />

ungelüfteten Zimmern seine<br />

Riechnerven zu schonen.<br />

106. Der 3,6 cm hohe Griff dieses Stockes ist aus<br />

Elfenbein gedrechselt. Er ist aufschraubbar und der<br />

Deckel hat 6 Durchbohrungen aus denen die Düfte<br />

austreten können. Nach dem Abschrauben des<br />

Deckels erkennt man eine flache Höhlung, die zur<br />

Aufnahme der duftenden Salben, Pasten oder Harze<br />

diente. Verziert ist der Knauf mit kleinen Silbernägeln,<br />

die kreis und girlandenförmige Muster bilden. Es han<br />

delt sich um eine typische Piqué Arbeit aus England<br />

aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18.<br />

Jahrhunderts. Zwischen dem Griffstück und dem<br />

Schuss aus gedrechseltem Palmenholz befindet sich<br />

eine 6 mm breite Silbermanschette. Durchbohrung<br />

mit Silberaugen für eine Kordel.<br />

107. Pilzförmiger Elfenbeingriff von 5,3 cm Höhe.<br />

Der “Pilzkopf” ist gleichsam der Deckel und kann ab<br />

geschraubt werden. Er hat zahlreiche radiär angeord<br />

nete Bohrungen. Im unteren Teil des Griffes erkennt<br />

man bis in den Schuss hinein eine 7,6 cm tiefe Höhle<br />

mit einer lichten Weite von 1 cm. Hier konnte ein<br />

reagenzglasähnliches Gefäß für Duftessig oder<br />

Duftsalben eingelegt werden. Zwischen dem<br />

Stockknauf und dem Malakkaschuss befindet sich eine<br />

2,5 cm breite unten geschweifte Silbermanschette<br />

ohne Punzierungen. Der ¾ Malakkaschuss hat eine<br />

lebhafte und ausdrucksvolle Zeichnung und endet in<br />

einer Messingzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />

92,5 cm. Der Stock stammt aus dem 18. Jahrhundert<br />

und dürfte aus England kommen.<br />

61


Auch beim Gang durch die Straßen<br />

war es sicher oft gut, sich den Pomandergriff<br />

seines Stockes dezent unter<br />

die Nase zu halten. Duftstoffe und<br />

Räucherwerk dienten schon im Altertum<br />

als Heilmittel. Viele dieser Stoffe<br />

stammten aus tierischen Ausscheidungen<br />

wie Moschus oder auch Bisam genannt,<br />

Ambra, Zibet und Bibergeil.<br />

Moschus ist ein salbenartiges Drüsensekret<br />

der männlichen Moschustiere,<br />

die zur Gewinnung des Sekretes getötet<br />

werden müssen. Der beste Moschus<br />

ist der tibetanische.<br />

108. (Siehe auch Nr. 9, Seite 6) Goldener<br />

Stockknauf als Pomander ausgebildet. Er ist cir<br />

ca 3,8 cm hoch und der abgerundete quadrati<br />

sche Deckel hat einen Durchmesser von circa<br />

3 cm. Der Knauf ist in 8 Segmente unterteilt.<br />

Fein herausgearbeitetes Blüten und<br />

Rankenmuster. Man meint Akanthusblätter,<br />

aber auch Rosen zu erkennen. Auf der<br />

Innenseite des Deckels befindet sich ein plan<br />

geschliffener Blutjaspis, der den durchbroche<br />

nen eigentlichen Pomanderdeckel dicht ab<br />

schließt, damit keine Düfte unnütz verloren ge<br />

hen. Nach Aufklappen des durchbrochenen<br />

Deckels erkennt man eine Höhlung, in der der<br />

Duftstoff in Form einer festen Salbe oder als<br />

Flüssigkeit mit einem damit getränkten<br />

Schwämmchen oder einem Läppchen aufbe<br />

wahrt wurde. Ungeklärte Punze. 1/3 Malakka<br />

schuss mit Metallzwinge. Gesamtlänge<br />

84,2 cm. In das Holz eingebrannt: “VIALETTI”.<br />

Der Stock befindet sich im Originalzustand und<br />

stammt aus dem 18. Jahrhundert. Er kommt<br />

aus Frankreich.<br />

109. Englischer Pomanderstock, der im Origi<br />

nalzustand erhalten ist und etwa auf das Jahr<br />

1690 datiert werden kann. Der prächtige zylin<br />

derförmige Elfenbeingriff kann oben aufge<br />

schraubt werden und dann erkennt man eine<br />

halbkugelige Vertiefung für die Riechsubstanz.<br />

Der Deckel hat 5 sternförmige Durchbrüche.<br />

Der Griff ist wunderschön gemasert und hat<br />

eine herrliche Patina. Das untere Griffende ist<br />

für eine Schlaufe durchbohrt. Griffhöhe 10 cm.<br />

Alter originaler Malakkaschuss mit einer Metall<br />

zwinge. Gesamthöhe des Stockes 90,5 cm.<br />

Ambra ist eine wachsartige Ausscheidung<br />

aus den Eingeweiden des Pottwals.<br />

Es ist ein Produkt der Nahrung,<br />

die der Wal zu sich nimmt und die<br />

hauptsächlich aus Tintenfischen und<br />

Kraken besteht, deren unverdauliche<br />

Schnäbel oder hornartige Kinnladen in<br />

der gefundenen Ambra eingebettet<br />

sind. Man findet sie angeschwemmt an<br />

den Küsten, von blassbläulicher Farbe<br />

und in der Größe von Straußeneiern<br />

oder auch kleiner. Zibet ist ein Exkret<br />

der Zibetkatze, eine gelbliche, später<br />

bräunliche, salbenartige Masse und<br />

riecht in konzentrierter Form äußerst<br />

unangenehm und fäkalartig. Bibergeil<br />

wird von Bibern beiderlei Geschlechts<br />

aus den Geil- oder Kastorsäcken abgeschieden.<br />

Bei anderen Ingredienzien<br />

handelt es sich um wohlriechende<br />

Harze, aromatische Gewürze und<br />

Kräuter. Diese wurden entweder als<br />

Substanz gebraucht oder es wurden<br />

aus ihnen ätherische Öle gewonnen.<br />

Hierher gehören Sandelholz und<br />

Aloeholz, Muskat, Nelken und Zimt,<br />

Rosenöl, Zitronenöl und Styrax. Der<br />

im Mittelmeergebiet heimische echte<br />

Styrax-Strauch (Styrax officinalis) liefert<br />

ein Styrax oder Storax genanntes<br />

Räucherharz. Durch Extraktion kann<br />

man aus letzterem Storaxöl gewinnen.<br />

Auch Myrrhe wird immer wieder genannt.<br />

Es handelt sich um das<br />

Gummiharz des Balsambaumes, einer<br />

Steppenpflanze. Aus dem Harz kann<br />

auch ein ätherisches Öl gewonnen<br />

werden. Schon die Königin von Saba<br />

soll vom Handel mit Myrrhe reich geworden<br />

sein. Auch Kampfer wird häufig<br />

erwähnt. Bei den aufgezählten<br />

Stoffen handelt es sich nur um die am<br />

meisten genannten. Frau SMOLLICH<br />

zählt alphabetisch in ihrem Buch: Der<br />

Bisamapfel in Kunst und Wissenschaft,<br />

90 verschiedene Stoffe auf. Dass diese<br />

Düfte teuer erkauft und oft mit mehr<br />

als mit Gold aufgewogen werden<br />

mussten versteht sich von selbst,<br />

wenn man an ihre Herkunft denkt.<br />

Nach Mitteleuropa sind diese Stoffe<br />

63


meist über Venedig aus dem Vorderen<br />

und Hinteren Orient gekommen. Nur<br />

die Reichsten und Mächtigsten konnten<br />

sie sich leisten.<br />

Frauen hatten Pomander aus edlen<br />

Metallen und kunstvoll gearbeitet oft<br />

als Schmuckstücke an einer Kette um<br />

den Hals hängen.<br />

110. Auch der nicht so betuchte Landarzt woll<br />

te einen Riechstock haben. Es waren deutlich<br />

einfachere Behältnisse, die dann als Stockknauf<br />

benutzt wurden. Den Griff bildet ein 17 cm<br />

langer, leicht konischer Beinknauf. Wie bei<br />

Beinknäufen üblich ist oben eine Elfenbeinplatte<br />

als Abschluss eingesetzt. Die leicht tellerförmi<br />

ge gedrechselte Platte hat sieben 4 mm große<br />

Löcher. Der Griff kann circa hälftig aufge<br />

schraubt werden. Jetzt erkennt man in seinem<br />

unteren Anteil einen 7 cm tiefen und innen<br />

2 cm durchmessenden Behälter aus Messing.<br />

Der tiefe Behälter und die Durchbohrungen<br />

am oberen Ende des Knaufes sprechen für ein<br />

Vinaigrette, also ein Behältnis, in das ein mit<br />

Duftessig getränktes Schwämmchen eingelegt<br />

wurde. Der Schuss besteht aus Rosenholz mit<br />

Elfenbeinabsatz. Die Geamthöhe des Stockes<br />

beträgt 94,5 cm. Er kommt aus Deutschland<br />

und ist in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />

111. Der Riechbehälter, durch die Schlange<br />

eindeutig als Arztstock gekennzeichnet, ist als<br />

Vinaigrette ausgebildet. In dem vergoldeten<br />

Messingschälchen war ein Schämmchen, wel<br />

ches mit flüssigen Duftstoffen getränkt werden<br />

konnte. Verschlossen wurde der Behälter mit<br />

einem eingepassten und vergoldeten Messing<br />

deckel. Die Schlange ist aus brüniertem Eisen<br />

und hat eingelegte Rubinaugen. Gesamthöhe<br />

des Stockes 97 cm bis zum Schlangenkopf. Der<br />

Schuss ist aus Nussbaumholz und hat eine<br />

Brasilhornzwinge. Der Stockknauf hat eine<br />

Höhe von circa 10 cm. Er kommt wohl aus<br />

Deutschland und dürfte aus dem 19. Jahrhun<br />

dert stammen.<br />

64


Zahlreich sind die Rezepturen wie und<br />

womit diese Stoffe gemischt und verarbeitet<br />

werden sollen. Auch der<br />

Verwendungszweck ist natürlich bei<br />

diesen Rezepturen ausschlaggebend:<br />

ob es sich um reine Duftspender oder<br />

Heil- oder Vorbeugemittel gegen<br />

Krankheiten handeln soll. Die verschiedenen<br />

Ingredienzien wurden zu<br />

duftenden Salben und Pasten und vor<br />

allem fein riechenden Harzkugeln verarbeitet.<br />

Diese Duftsalben und Riechkugeln<br />

wurden in wertvollen und<br />

künstlerisch gestalteten Behältnissen,<br />

meist in Kugel- oder Apfelform aufbewahrt.<br />

Der Ausdruck Pomander<br />

kommt von dieser Apfelform und wird<br />

von pomme d`ambre (pomum oder<br />

poma de ambre, pomambre) abgeleitet.<br />

Vor allem im Mittelalter mit den<br />

großen Pestzügen glaubte man, dass<br />

die Riechäpfel eine Schutzwirkung gegen<br />

die Pest hätten. Hier kam dann<br />

auch der Name poma tempore pestis<br />

odoranta auf. Zahlreich waren die<br />

Vorschriften für Duftmischungen gegen<br />

die Pest.<br />

Links sehen wir den Dr. Eisenbarth als<br />

Brunnenfigur mit einem Pomander vor<br />

dem Museum des Dr. Eisenbarth in<br />

Oberviechtach. Dr. Eisenbarth wurde<br />

in Oberviechtach geboren. Da die<br />

Ärzte zu jener Zeit Stöcke mit goldenen<br />

Knäufen trugen, muss man sich<br />

die Pomanderkugel aus Gold oder zumindest<br />

vergoldet vorstellen. Beim<br />

Modell der Brunnenfigur im Museum<br />

handelt es sich um einen goldenen<br />

Pomander (Hintergrundbild).<br />

112. Vinaigrette von eigenwilliger Form als<br />

Stockgriff. Die Eiform ist als Stockgriff absolut<br />

ungewöhnlich. Das Behältnis besteht aus Silber<br />

und ist mit 800 gestempelt. Deutlich sind ver<br />

schieden große Bohrungen zu erkennen, durch<br />

die die Duftstoffe austreten können. Der<br />

Verschluss zum Einfüllen befindet sich rechts.<br />

Die Verzierung besteht aus Blumengirlanden<br />

und einem Rautenmuster. Der Stock kommt<br />

aus Deutschland, und dürfte Ende des<br />

19. Jahrhunderts zu datieren sein. Der Schuss<br />

besteht aus Eichenholz.<br />

65


Bei dieser Karikatur von Hogarth aus dem<br />

18. Jahrhundert handelt es sich um eine böse<br />

Persiflage auf die zu dieser Zeit in London prak<br />

tizierenden Ärzte. Sie sind zum Teil namentlich<br />

bekannt. Es kann im Rahmen der Ausführun<br />

gen über Pomander nicht die Aufgabe sein, das<br />

Bild näher zu erklären. Nur so viel: Die<br />

Unterschrift: "The Company of Undertakers"<br />

ist im Sinne von Die Leichenbestatter zu über<br />

setzen. Die 12 Ärzte werden als „Quack<br />

Heads“ bezeichnet mit ihren 12 Cane Heads<br />

Or. Also mit ihren 12 Stöcken mit Goldknäu<br />

fen. Diese interessieren im Zusammenhang mit<br />

den Pomandern, denn diese werden von den<br />

Herren Ärzten gelangweilt unter ihre Nasen<br />

gehalten, während einer von ihnen mit dem<br />

Finger in einem großen Urinarium den sicher<br />

nicht wohlriechenden Urin eines Kranken<br />

prüft. Es ist also anzunehmen, dass Pomander<br />

stöcke dargestellt werden sollten. Die Dame in<br />

der Mitte des oberen Bildabschnittes hat keinen<br />

Pomander in der Hand, sondern einen<br />

Oberschenkelknochen. Es handelt sich um eine<br />

Knocheneinrenkerin.<br />

113. Einfacher Pomandergriff aus Elfenbein.<br />

Der Deckel ist abschraubbar zum Einfüllen der<br />

Duftmasse. Deutlich sind die Durchbohrungen<br />

zu erkennen. Am Übergang zum Schuss aus<br />

Eichenholz befindet sich eine Silbermanschette.<br />

Links und rechts eines Äskulapstabes sieht man<br />

die Initialen “A” und “M”. In der Vergrößerung<br />

ist der Übergang zum Schuss hin deutlich zu er<br />

kennen. Der Eichenschuss ist offensichtlich zu<br />

einem späteren Zeitpunkt montiert worden.<br />

Durch den Äskulapstab ist der Pomanderstock<br />

als einst einem Arzt gehörig gekennzeichnet. Er<br />

kommt wahrscheinlich aus Deutschland aus<br />

dem 19. Jahrhundert.<br />

114. Einfacher Pomander oder Vinaigrette<br />

stockgriff aus Metall. Es handelt sich um eine<br />

Arbeit, die auch ein Dorfschmied gemacht ha<br />

ben könnte. Oben kann der Griff aufgeschraubt<br />

werden, damit die Duftpaste oder der<br />

Riechessig eingefüllt werden können. Die sich<br />

um den geraden Anteil des Griffes herumwin<br />

dende Schlange weist den Stock als Arztstock<br />

aus.<br />

66


Aber die Stoffe waren ja bekanntlich<br />

teuer und in Pestzeiten schwer zu bekommen<br />

und so suchte man nach billigeren<br />

Hilfsstoffen. Man fand sie in den<br />

Riechessigen. Man träufelte sie auf ein<br />

Schwämmchen oder Leinenläppchen,<br />

welches seinerseits in ein mit<br />

Löchern versehenes Behältnis kam.<br />

Dieses wurde dann zum Unterschied<br />

vom Pomander Vinaigrette genannt.<br />

Auch Riechessig-Zubereitungen gab es<br />

viele. Ich möchte nur einen von den<br />

Pestessigen herausgreifen, weil er das<br />

Denken der Zeit gut charakterisiert. Es<br />

ist der “Essig der vier Diebe”. Die<br />

Rezeptur stammt aus dem Jahr 1720,<br />

als die Pest in Südfrankreich wütete.<br />

Vier Männer zogen plündernd durch<br />

die Städte und bestahlen Sterbende<br />

und auch Tote. Schließlich wurde man<br />

ihrer habhaft und stellte sie vor<br />

Gericht. Man sicherte ihnen Straffreiheit<br />

zu, wenn sie das Geheimnis ihrer<br />

Immunität gegen die Pest offenbaren<br />

würden. Sie gaben das Geheimnis<br />

preis und es verbreitete sich schnell in<br />

ganz Europa. In England wurde der<br />

Pestessig “The Four Thieves Vinegar”,<br />

in Frankreich “Vinaigre des quatre voleurs”<br />

genannt. Mit ihm konnte man<br />

den Mund ausspülen und sich den<br />

Körper waschen, auch einige Löffel<br />

voll einnehmen. Außerdem konnte<br />

man ihn, wenn man ihn im Zimmer<br />

ausschüttete, verdampfen und auf die<br />

ausgezogenen Kleider einwirken lassen.<br />

115. (Unter Nr. 87 genau beshrieben). Stock<br />

mit goldener Fritzkrücke. Im Schuss verborgen<br />

ein Behältnis mit einer Spritze, 2 Kanülen und<br />

einer Ampulle. Das vordere Ende der Fritz<br />

krücke ist als Pomander gearbeitet. Durch das<br />

fein gearbeitete Gitter kann der Duftstoff aus<br />

treten.<br />

Im Wesentlichen bestand dieser Pestessig<br />

aus rotem Essig und Absinth.<br />

Hinzu kam Rosmarin, Salbei, Minze,<br />

Raute, Lavendelblüten, aromatischer<br />

Kalmus, Kanella, Gewürznelken, Muskatnuss<br />

und Knoblauchzehen. Nach<br />

einem drei- bis vierwöchigen<br />

Gärungsprozess wurde er gefiltert und<br />

in Weingeist gelöster Kampfer hinzugefügt.<br />

Wie immer diese Mixtur auch<br />

geschmeckt und gerochen haben mag,<br />

den vier Dieben hat die Mischung offensichtlich<br />

geholfen.<br />

Es gab also eine Vielzahl von<br />

Pomander- und Vinaigrettestöcken.<br />

Die Duft- und Riechbehältnisse wurden<br />

aus den verschiedensten Materialien<br />

hergestellt. Teils waren sie recht<br />

kostbar und kunstvoll gestaltet, teils<br />

waren sie nur nützlich und zweckentsprechend.<br />

Dies dürfte mit dem<br />

Einkommen der einzelnen Ärzte zusammengehangen<br />

haben. Die einfacheren<br />

Behältnisse sind dementsprechend<br />

meist auch für Riechessige, die<br />

billiger waren als die Duftpasten und<br />

Harzkugeln, gearbeitet.<br />

Literatur:<br />

BANZHAF, DIETER: Mit dem Stock in der<br />

Hand, Sammler Journal, 1989, Nr. 4, 18. Jg. S. 492.<br />

SCHIEDLAUSKY, GÜNTHER: Vom<br />

Bisamapfel zur Vinaigrette, zur Geschichte der<br />

Duftgefäße. Kunst & Antiquitäten, 1985, Nr. 4,<br />

S. 28ff.<br />

SMOLICH, RENATE: Der Bisamapfel in Kunst<br />

und Wissenschaft. Deutscher Apotheker Verlag<br />

1983.<br />

67


Eigennamen fett gedruckt<br />

12 Cane Heads Or 66<br />

A<br />

Index<br />

Abendmahl, heiliges 3<br />

Aderlassen 7<br />

Aesculapius s. auch Asklepios 10, 29, 37<br />

Afrika 25<br />

Ahornholz 23<br />

Akanthusblätter 12, 63<br />

Aloeholz 63<br />

Ambra 63<br />

Ampullen 45<br />

Anaesthesie Stock 45<br />

Anatomie 7, 42<br />

Apoll 38<br />

Apotheke, tragbare 54<br />

Apotheker, Zeichen der 36<br />

Apothekerstock 27<br />

Arms of the Undertakers 6<br />

Artemis 38<br />

Artischocke 17<br />

Arznei, heilende 29<br />

Arztstele, griechische 5<br />

Arztstock 1, 4, 3 5, 7, 9, 10 13, 15, 17 19, 20, 21, 26 27, 31,<br />

34, 37, 39, 40 41, 43 45, 47, 50, 51 54, 61, 64, 66<br />

Arztstock, einfacher 11, 20, 37<br />

Arztstock, zierlicher 17<br />

Arztsymbol 10, 12, 22, 31, 36<br />

Askew, Anthony 1<br />

Asklepieia 13<br />

Asklepios s. auch Aesculapius 3, 4,10 11, 13, 26, 29, 33, 36 38<br />

Asklepiosbüste 26 27<br />

Asklepioslegende 37<br />

Asklepiosstatue/Äskulapstatue 13, 33<br />

Äskulapkult 13<br />

Äskulapnatter 13, 27<br />

Äskulapschlange 1, 4, 8, 12 14, 17, 19 20, 25 27, 30 33, 39<br />

40, 43 44, 50<br />

Äskulapstab 9 10, 13, 17, 20, 36, 66<br />

Automat 21<br />

B<br />

Bacchus 38<br />

Bader 7, 23<br />

Baillie, Matthew 1<br />

Bale, Hloman 6<br />

Bambus 21, 48<br />

Barbier/Barbierer 6, 7<br />

bastone per medico 7<br />

68<br />

Baum der Erkenntnis 39<br />

Behälter für Instrumente 46<br />

Bein 1, 5, 7, 11, 15, 20 21, 27 28<br />

Beingriff /Beinknauf 15 16, 30, 37, 64<br />

Berquet, Prof. Dr. med. 5<br />

Bibergeil 63<br />

Billardstock/Billardqueue 3, 50<br />

Bisam 63<br />

Blatt im Maul der Schlange 26<br />

Brasilhorn 4, 18, 20, 36, 64<br />

Brieföffner 45<br />

Bronzezwinge 12<br />

Buchsbaumschuss 11,14<br />

Büffelhornabsatz 59<br />

C<br />

Caduceus 30, 37 40, 50<br />

Caduceus mit Flügeln 30<br />

Cane for Physicians 51<br />

Canne d’anaesthésie 45<br />

canne de médecin 7<br />

chevau léger 23<br />

Chiron 37<br />

Chirurg/Chirurgen 6 7, 48<br />

Convallaria majalis 41<br />

Curetten Stock 48<br />

D<br />

Desinfektionseinrichtung, selbstwirkende 54<br />

Desinfektionsmittel 54<br />

Dieppe Arbeit 42<br />

doctor`s cane 7<br />

Doktorstock/Doctorstab 3, 7<br />

Doktortitel/Doctor Titel/docteur 6 7, 13, 45<br />

DR. E. OTT BAD ORB 4, 13<br />

Dr. Eisenbarth 3, 65<br />

Dr. H. Mai Trier 5<br />

Dr. med. Edler von Gunz-Zwettlhof 44<br />

DR. MED. J. JENS 14<br />

Dr. S. Th. Soemerring 59<br />

Duftessig 61, 64<br />

Duftsalben 61, 65<br />

Duftstoffe 47, 61, 63 65<br />

E<br />

Ebenholzschuss 4,11, 17, 21, 24 26, 28, 32, 36 38, 40<br />

Eichenholzschuss 18, 19, 65 66<br />

Eichenzweig 12<br />

Eisen 19, 21, 64<br />

Elaphe longissima 13<br />

elektrolytisch 18


Elfenbein 4 5, 9 12, 14 22, 31 32, 40 41, 44, 57 61, 66<br />

Elfenbeinabsatz 1, 9, 14 16, 17, 26, 28, 31 32, 37, 43 44, 64<br />

Elfenbeingriff 4, 9, 12, 14, 16 22, 28, 31 32, 34, 36 38, 41<br />

43, 50, 59, 63<br />

Epidauros 4, 10, 13<br />

Essig der vier Diebe 67<br />

F<br />

Fackel 41 43, 50<br />

Faust 25, 30 33<br />

Faust, rechte 31 32<br />

Federbusch 17<br />

Feilbach, Dr. 1<br />

Feldarzt 23<br />

Feldscher 7<br />

Finger, gespreizte 32 33<br />

Flanieren 12<br />

Fläschchen 45, 47, 49, 51, 54<br />

Frauenarzt 25, 33<br />

Fritzkrücke 1, 3, 19, 47, 67<br />

Fritzkrücke, goldene 3, 47<br />

Fruchtbarkeitssymbol 34<br />

G<br />

Gabunebenholz 59<br />

Galen 33<br />

Gall, Franz Joseph 55 56, 58 60<br />

Ganzmalakkarohr 46<br />

Gebrüder Grimm 29<br />

Gelenkkugel, stählerne 48<br />

Gesichter, chinesische4<br />

Ghana 24<br />

Gilgamesch 12, 26 30<br />

Gilgamesch Epos 12, 27,29,30<br />

Glasauge, zweifarbig 43<br />

Glasaugen, eingelegte 27<br />

Glasaugen, rote 15<br />

Glasröhrchen 46<br />

Glasspritze 47<br />

goldene Fliege 45<br />

goldene Knöpfe 3<br />

goldene Stöcke 3<br />

Gold Headed Cane 1<br />

Goldknäufe 66<br />

Gorham & Co 21<br />

Götterboten 37<br />

Granatstein 7<br />

Grenadineholzschuss 18<br />

Griff aus Eisen 19<br />

Gürtel 9, 17, 25<br />

Gürtelschnalle 4, 17<br />

Gürtelschnalle, geschnitzte 4<br />

H<br />

Halbmalakka 15<br />

Halbrelief 17 18, 20<br />

Halsband 33<br />

Halteringe 11<br />

Hand 3, 7, 15, 27, 30 34, 36, 45, 54, 59, 66, 67<br />

Hand mit gespreizten Fingern 30, 33<br />

Hand, geschlossene 30<br />

Hand, offene 30 31<br />

Hand, offene rechte 30<br />

Hand, rechte 31 34<br />

Hartgummiabsatz 19<br />

Haselnussholz 15, 21<br />

Heiler 10<br />

Heilkraut 29<br />

Heilkundiger 7<br />

Heilstein 7<br />

Hermes 30, 37 39<br />

Hermesstab 30<br />

Hirnregionen 58<br />

Hirschhorn 13<br />

Hl. Hildegard von Bingen 7<br />

Hogarth, Karikatur von 3, 66<br />

Hogarth, William 6<br />

Hornabsatz 17, 21, 38, 60<br />

Hygieia 10, 33 34, 36<br />

I<br />

Infektionskrankheiten 54<br />

Injektionsspritze 44<br />

Instrumente, ärztliche 44 45, 47 49, 53 54<br />

Ischys 38<br />

J<br />

Jaeffreson 67<br />

Jambis 31<br />

Jugendstil 17<br />

K<br />

Kaiserschnitt 37<br />

Kaiserschnitt post mortem matris 38<br />

Kampfer 54, 63, 67<br />

Kanülen 47, 49, 67<br />

Kastanie 21<br />

Kastanienschössling 18<br />

Kelch 5, 36 37, 39, 43<br />

Kenia 24<br />

Kerikeion 37, 39<br />

Kerner, Justinus 3<br />

Kerze 42<br />

Kirschenholz 19, 21<br />

Knauf, goldener 3, 20, 41<br />

69


Knicker 22<br />

Knopf, goldener 3<br />

König Georg VI 1, 4<br />

Kordelösen, goldene 3, 41<br />

Koronis 38<br />

Kraniologie 56<br />

Kranioskopie 56<br />

Kraut des ewigen Lebens 12, 26, 27, 29 30<br />

Kräuterbuch 3, 41 42<br />

Kriegerkopf 24<br />

Krone, fünfzackige 20<br />

L<br />

Landarzt 45, 53, 64<br />

Lappen, roter 6<br />

Lebenssymbol 22<br />

Lehrtätigkeit 3, 41 42<br />

Literaturhinweise 7, 36, 42, 60, 67<br />

Lorbeerzweig 36<br />

Lörrach 13<br />

M<br />

Macmichael, William 1<br />

Maiglöckchen 41 42, 46<br />

maître 6<br />

Makassarebenholzschuss 16, 36<br />

Malakkarohr 1, 3 4, 9, 12, 15, 17, 21, 26 27, 30, 34, 44, 61,<br />

63<br />

Mead, Richard 1<br />

Medicine case cane 51<br />

Medikamente 3, 25, 43 44, 46, 49<br />

Medikamentenstock 46<br />

Medizinmann 24 25<br />

Medizinmänner, Symbol der 10<br />

Medizinstudenten 36, 39<br />

Medizinstudentenstock 11<br />

Merkur 37<br />

Messer 41<br />

Messingzwinge 26 27, 34, 46, 61<br />

Miasmen 61<br />

Militärärzte 7<br />

Morphiumampulle 47<br />

Moschus 63<br />

Motiv der vielen Gesichter 1<br />

Mundspatel 44<br />

Muskat 63<br />

Myrrhe 63<br />

N<br />

Nelken 63<br />

Nilpferdzahn 25<br />

Nussbaumholz 31, 64<br />

70<br />

O<br />

Obstbaumholz 50<br />

Oktopus 18<br />

Öle, ätherische 63<br />

Öllampe 3, 41 42<br />

Opernglas 50<br />

OPIA 3<br />

Opium 3, 41<br />

Organologie 56<br />

Ott, Werkstatt von B. 20<br />

P<br />

Palisander 5, 14, 17 18, 21, 26, 28<br />

Palmenholz 61<br />

Passau 13<br />

PATENT DE GOLDSCHMIDT 46<br />

Patente 45, 51, 53<br />

Pathologie 7<br />

Pest 65, 67<br />

Pestessig 67<br />

Phallussymbol 9, 17<br />

Phiolen 45, 51, 53 54<br />

Phleges, König 38<br />

Phrenologen 3, 60<br />

Phrenologenkopf, unvollendeter 59<br />

Phrenologenstock 55 58, 60<br />

Phrenologie 56<br />

Piktogramm für ärztliche Dienste 13<br />

Pinzette 44<br />

Piqué Arbeit 61<br />

Pitcairn, David 1<br />

Pitcairn, William 1<br />

Plessimeter 44<br />

Polyidos 29 30<br />

poma tempore pestis odoranta 65<br />

Pomander 3, 6, 20, 47, 61, 63, 65 67<br />

pomme d´ambre 65<br />

Porzellan 55<br />

Porzellangriff 42<br />

Q<br />

quack 7, 66<br />

Quacksalber 7<br />

R<br />

Radcliffe, John 1<br />

Recht 15, 30, 51, 67<br />

Rechtschaffenheit 30, 33 34<br />

Rehgehörn 18 19<br />

Rezepte 54<br />

Riechäpfel 65


Riechbehälter 64<br />

Riechessig 66 67<br />

Riechkugeln 65<br />

Riechstock 61, 64<br />

Ringe 9 11<br />

Riopalisander 12, 16<br />

Rosenholz 47, 60, 64<br />

Royal College of Physicians 1<br />

Rubinaugen 16, 21, 64<br />

Rubine 20<br />

Rundgriff 1, 25 26<br />

S<br />

Sage von Glaukos 29 30<br />

Salbenspatel 44<br />

Salus 10<br />

Sandelholz 63<br />

Sanitäter 23<br />

Schädellehre 55 56<br />

Schale 6, 29, 36<br />

Schale, goldene 29<br />

Schere 41, 43<br />

Schildpattgriff 12<br />

Schirm 22<br />

Schlange 4 5, 9 24, 26 34, 36, 41, 43, 45, 50, 64, 66<br />

Schlange, goldene 12<br />

Schlangenbad 8, 13<br />

Schlangenholz 12, 19 21, 32, 34, 42 43, 58<br />

Schlangenrelief 13<br />

Schlangenspirale 22<br />

Schlangenstab 10<br />

Schlangenstöcke 13<br />

Schlangensymbol 5, 10, 13, 30, 36<br />

Schleife 17<br />

Schleuder Gussform 17<br />

Schröpfen 7<br />

Schwäbisch Gmünd 17, 20<br />

Schwarzdorn 21, 33<br />

schwarzes Glasauge 16<br />

Schwurhand 30<br />

Semele 38<br />

Silberaugen 61<br />

Silberblech 18<br />

Silbergriff 17, 20 21<br />

Silbergriff, gegossener 17<br />

Silberknauf, kugelförmiger 5, 43<br />

Silbermanschette 4, 16 17, 31, 43, 55, 61, 66<br />

Silbernägel 61<br />

Skalpell 43, 49<br />

Soemmerring 59<br />

Sonde 18, 43<br />

Sonnenschirm 22<br />

Souvenirstock 24<br />

Spaß Stock 48<br />

Spritze 49, 67<br />

Spurzheim 56<br />

Stab des Hermes 37<br />

Stab, mystischer 3<br />

Standardbekleidung 3<br />

Standessymbol 21<br />

Standeszeichen 14<br />

stethoscope cane 51<br />

Stethoskop 44, 54<br />

Stichel, silberner 45<br />

Stock eines Apothekers 26 27<br />

Stock eines Landarztes 32, 43<br />

Stockknauf, goldener 63<br />

Storax 63<br />

Studentenstock 39<br />

Styrax 63<br />

Sündenfall 17<br />

Süßigkeiten 3, 5, 43, 48<br />

Symbol der Ärzte 36 37<br />

Symbol der Rechtschaffenheit 30<br />

Symbol des Äskulap 11<br />

Symbol des Lebens 12<br />

Symbol für das beginnende Leben 34<br />

Symbol, ärztliches 1, 3, 7, 9, 13, 20, 36 39, 41 42<br />

Symbol, myhologisch christliches 39<br />

Systemstöcke 43 44, 51, 61<br />

Systemstöcke, ärztliche 43<br />

T<br />

Tablettenbehälter, metallener 46<br />

Tegea 26 27<br />

Thermometer 44<br />

Thurlow 6<br />

Tintenfass 54<br />

Totenkopf 3, 7, 36, 41 42, 58<br />

Trauben 3<br />

Trinkstock 46<br />

Tukan 25<br />

V<br />

Veilchenebenholz 55<br />

Veilchenholz 38<br />

Verbandszeug 54<br />

Verbindungszirkel, allgemeiner kleiner 36<br />

Vinaigrette 3, 61, 64 67<br />

W<br />

Walrosszahn 9, 11, 15, 28, 38<br />

Webster 56, 59 60<br />

Weihrelief für Zeus Melichios 13<br />

Weintraube 3, 41<br />

Weltgesundheitsorganisation 13<br />

71


Wenge 16<br />

West, James 30<br />

Wien, Medizinhistorisches Museum 44<br />

Wiener Jugendstilarbeit 26<br />

Wildkirschenschuss 42<br />

Wilkinson, Lord Russell 1, 4<br />

William III 1<br />

Wolchow Knüppel 23<br />

Wundarzt 7<br />

Z<br />

Zaire 25<br />

Zeremonienstock 24<br />

Zibet 63<br />

Ziegenhainer 9, 11, 28, 36 39<br />

Zimt 63<br />

Zirkel 35 36<br />

Zonen, phrenologische 60<br />

Zwinge, goldene 3, 41<br />

Literaturhinweise auf den Seiten 7, 36, 42, 60, 67<br />

72<br />

Ausschnitt Griff Nr. 18.<br />

Sehr schön ist zu sehen wie die Äskulapschlange den<br />

Eichenzweig im Maul trägt.


Oben: Ausschnitt des Griffes Stock Nr. 32<br />

73


Anhang I<br />

Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke.<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

75


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Bei diesem Stock sind Griff und Schuss meisterlich aus einem<br />

Stück Holz gearbeitet. Die Rundkrücke endet in einem<br />

Vogelkopf. Im Inneren des Griffes erkennt man einen<br />

Hundekopf. Um die Mitte des Stabes windet sich von unten<br />

nach oben viermal in immer etwas größer werdenden Bögen<br />

eine Schlange. Im Kopfbereich steht sie frei.Der untere Anteil<br />

ist in Form eines zusammengefalteten Regenschirms geschnitzt.<br />

Ganz unten ist eine Zwinge dargestellt. Im Griffteil und oberen<br />

Schussteil ist der Stock mit tiefen Rillen versehen, die wie na<br />

76<br />

türlich gewachsen wirken. Die Oberfläche des ganzen Stockes<br />

ist gestichelt, wie man es bei Folkorestöcke vom Balkan öfters<br />

findet. Ich denke, er kommt auch von da. Zeitlich ist der Stock<br />

in das 19. Jahrhundert einzuordnen. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 85 cm. Wenn man den Mittelteil des Stockes<br />

für sich allein betrachtet, liegt es nahe, die Schlange als Äsku<br />

lapschlange anzusehen, die sich um den Stab windet. Es würde<br />

sich dann um einen außergewöhnlichen und vorzüglich ge<br />

schnitzten Arztstock eines Landarztes handeln.


Englischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat einen<br />

26 cm langen zweiteiligen Elfenbeingriff. Oben ein blumen<br />

knospenartiger 5 cm langer abschraubbarer Knauf mit zahlrei<br />

chen Kannelierungen. Um den geraden Anteil windet sich, mit<br />

dem Kopf nach oben, in engen Ringen fünfmal eine Schlange<br />

herum. Die Schuppen sind durch ein gleichmäßig eingeschnit<br />

tenes Rautenmuster dargestellt. Die Schlange besitzt zwei ein<br />

gelegte Glasaugen. Der gerade Anteil des Griffes hat oben ei<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

nen Durchmesser von 1,7 cm und unten von 1,4 cm. Am<br />

Übergang zum Schuss befindet sich ein schmaler Elfenbeinring.<br />

Der Schuss ist aus Ebenholz und hat einen 5 cm langen<br />

Elfenbeinabsatz. Die Gesamlänge des Stockes beträgt 94 cm.<br />

Der Griff ist von vorzüglicher handwerklicher Arbeit und prak<br />

tisch im Originalzustand. Er hat eine feine Alterspatina. Schuss<br />

und Absatz wurden erneuert.<br />

77


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Spazierstock mit einem außergewöhnlich großen zweiteiligen<br />

Elfenbeingriff. Der gerade Anteil ist 11,2 cm lang, der eigentli<br />

che Griff 13 cm. Auf dem geraden Anteil des Griffes ist vorn im<br />

Halbrelief eine Frau mit Brustpanzer, langem Gewand,<br />

Liktorenbündel mit oben herausragendem Beil und langen<br />

Haaren dargestellt. Auf den inneren 3/4 des geraden Anteils ist<br />

ebenfalls im Halbrelief das Gleichnis vom barmherzigen<br />

Samariter geschnitzt der Samariter, der Verwundete, ein<br />

Diener sowie ein Pferd. Am Griffende befindet sich erhaben<br />

ein Anker mit Seil und vorn, über der Frau mit dem<br />

78<br />

Liktorenbündel ein Bienenkorb. Zwischen Griff und Schuss ist<br />

eine goldene 2,5 cm breite Manschette mit der Widmung in<br />

Schreibschrift: “To Andrew Zeiger, Commissioner of Charities<br />

Kings Country. A Token of Friendship. March 19, 1879”. Der<br />

Griff sitzt auf einem kräftigen Malakka Schuss mit schöner<br />

Zeichnung, der unten eine offene 3,5 cm lange Messingzwinge<br />

hat. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 88 cm. Der Stock ist<br />

über Amerika nach Deutschland gekommen. Es handelt sich<br />

wahrscheinlich um eine deutsche Arbeit aus der 2. Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts.


Der Gravierung nach muss der Erstbesitzer so etwas wie der<br />

Vorstand eines Samariterbundes, einem Vorgänger des Roten<br />

Kreuzes, gewesen sein. Bienenkorb und Anker sind christliche<br />

Symbole. Der Bienenkorb steht für die Kirche und Maria. Der<br />

Anker ist das Symbol der Hoffnung und ist ein Zeichen für die<br />

Zugehörigkeit zum christlichen Glauben. Die Frau mit dem<br />

Liktorenbündel könnte die Göttin der Freiheit, Liberta, sein. So<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

wurde sie um 1800 herum zum Beispiel auf Münzen dargestellt.<br />

Die Fasces (Liktorenbündel) sind Symbol über Leben und Tod<br />

und ein Zeichen der richterlichen Gewalt. Was die Freiheitsgöttin<br />

mit dem Samariter zu tun hat, ist zur Zeit noch nicht entschlüsselt.<br />

Ist das Liktorenbündel wesentlich? Soll damit vielleicht angezeigt<br />

werden, dass der Vorstand des Samariterbundes gleichzeitig<br />

Richter war?<br />

79


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Eleganter deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat<br />

einen 20,5 cm langen Elfenbeinknauf. Oben ist er breiter und<br />

oval und etwas ausladend, nach unten hin wird er rund. Um<br />

diesen Stab windet sich eine Äskulapschlange von unten nach<br />

oben. Der Schlangenkopf erscheint vom vielen Gebrauch ab<br />

geschliffen. Er ist auffällig lang und läuft fast schnabelartig aus.<br />

Am Ende des Kopfes finden sich zwei kleine Bohrlöcher.<br />

Wahrscheinlich sollen dies die Augen sein und die zwei kleinen<br />

80<br />

Vertiefungen weiter vorn die Atemöffnungen. Die Schuppung<br />

der Schlange ist fein herausgearbeitet. Unterhalb des Kopfes<br />

der Schlange befindet sich ein Schild mit den Initialen “JL”.<br />

Zwischen Griff und Schuss ist eine 1,5 cm breite silberfarbene<br />

Metallmanschette montiert. Der Schuss ist aus Malakka und hat<br />

einen 9,5 cm langen abgelaufenen Absatz aus Walrosselfen<br />

bein. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt nur 80 cm. Der<br />

Besitzer muss also relativ klein gewesen sein.


Wahrscheinlich deutscher Arztstock aus dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts mit einer Fritzkrücke aus Elfenbein. Auf dem<br />

geraden Anteil der Fritzkrücke finden sich die Initialen “E.O.”<br />

und auf der anderen Seite sehr dezent eine kleine Äskulap<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

schlange, die sich um einen Stab windet. Der Schuss ist aus<br />

Ebenholz. Zwischen Schuss und Griff befindet sich eine<br />

Halteschlaufe mit der man den Stock an das Handgelenk hän<br />

gen konnte, um die Hand frei zu bekommen.<br />

81


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Eleganter französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er<br />

hat einen etwa 30 cm langen Griff aus hellem Schildpatt. Im<br />

oberen Drittel windet sich fünfmal eine züngelnde Schlange mit<br />

dem Kopf nach oben herum. Die Schlange ist aus Elfenbein ge<br />

arbeitet. Das Tier ist mit seinen Augen und Schuppen vorzüg<br />

82<br />

lich dargestellt. Zwischen dem Griff und dem Schuss aus<br />

Zitronenholz befindet sich eine gerillte vergoldete<br />

Silbermanschette. Der Absatz ist aus Elfenbein. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 92,5 cm. Der Stock befindet<br />

sich in einem vorzüglichen Erhaltungszustand.


Außergewöhnlich großer deutscher Arztstock aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts. Der Elfenbeingriff in Ziegenhainerform ist etwa<br />

22 cm lang und oben über 5 cm dick. Er entspricht den Stöcken<br />

Nr. 11 und 13 und scheint auch der Machart nach aus der glei<br />

chen Werkstatt zu kommen. Im Unterschied zu den beiden an<br />

deren, 2 und 1 cm kleineren Stöcken, ist die Gürtelschnalle ein<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

facher, der Gürtel etwas schmaler. Der Griff hat außerdem im<br />

unteren Teil eine Durchbohrung für eine Halteschlaufe. Die<br />

Windungen der Schlange durch die beiden Ringe entspricht fast<br />

vollständig den beiden oben genannten Stöcken. Der Schuss ist<br />

aus Malakka. Er hat einen Hirschhornabsatz. Die Gesamtlänge<br />

des Stockes beträgt 84 cm.<br />

83


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Großer Elfenbeinknauf mit der vollplastischen Darstellung einer<br />

Schlange, die von einer rechten Hand gehalten wird. Es han<br />

delt sich um eine sehr feine und ausdrucksstarke Arbeit mit<br />

zahlreichen Unterschneidungen und der Wiedergabe von vie<br />

len Einzelheiten. Die Hand kommt aus einer geknöpften<br />

Manschette und hält den Schlangenkopf zwischen Daumen<br />

und Zeigefinger. Bei der Schlange fällt vor allem das geöffnete<br />

Maul auf mit den deutlich erkennbaren Zähnen und der Zunge.<br />

Insgesamt macht die Schlange einen friedvollen und gezähmten<br />

Eindruck. Das Elfenbein hat eine edle Alterspatina. Der Griff ist<br />

etwa 7,5 cm hoch. Er sitzt auf einem hellen Malakkaschuss mit<br />

einem Hornabsatz. Zwischen dem Griff und dem Schuss be<br />

84<br />

findet sich eine geflochtene Ledermanschatte. Der Stock<br />

kommt aus England und ist in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />

Gesamtlänge des Stockes 87 cm.<br />

Es steht nicht mit letzter Sicherheit fest, ob es sich um einen<br />

Arztstock handelt oder das Thema rechte Hand und<br />

Schlangen lediglich eine künstlerische Darstellung ohne sym<br />

bolische Bedeutung ist. Ich glaube aber schon, dass es ein<br />

Arztstock ist und es sich bei der Schlange um eine Äskulap<br />

schlange handeln soll. Die rechte Hand symbolisiert dann nicht<br />

nur die Rechtschaffenheit des Arztes, sondern auch, dass er<br />

seine Wissenschaft (symbolisiert durch die Äskulapschlange)<br />

fest im Griff hat.


Englischer Apotherkerstock aus dem 19. Jahrhundert. Der<br />

Elfenbeingriff ist circa 10 cm hoch. Eine züngelnde Schlange<br />

windet sich von unten nach oben und dann wieder nach un<br />

ten kunstvoll um eine Ast. Sie ist vollplastisch dargestellt.<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Zwischen Schuss und Griff ist ein schmaler Elfenbeinring<br />

montiert. der Schuss besteht aus geschwärztem Rosenholz<br />

und hat einen Büpffelhornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 95 cm.<br />

85


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Deutscher Apothekerstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />

Der Stock hat einen 15 cm langen Griff aus Walrosselfenbein.<br />

Im oberen Anteil ist er kugelig. Im senkrechten Anteil ist unten<br />

eine Schlange dargestellt, die sich kunstvoll mehrmals durch<br />

sich selbst mit dem Kopf nach unten windet. Auffallend ist ein<br />

breiter Kopf mit einer Art Federbusch darauf. Griffe mit solchen<br />

86<br />

Schlangendarstellungen scheinen aus dem süddeutschen Raum<br />

zu kommen, wahrscheinlich alle aus einer Werkstatt. Zwischen<br />

Griff und Schuss befindet sich noch ein schmaler Elfenbeinring.<br />

Der Schuss ist aus schön gemasertem dunklen Malakka. Er hat<br />

einen 8 cm großen Absatz aus Walrossselfenbein. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 81,5 cm.


Französischer Pomanderstock aus der ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhunderts. Er hat einen goldenen, geschwungen achteckigen<br />

Knauf von etwa 8 cm Höhe. Obenauf sitzt ein Sard<br />

Onyxcabochon. Der Corpus ist fein handziseliert im<br />

Geschmack der Renaissance. Wenn man den Deckel öffnet,<br />

erkennt man eine von einer kunstvoll durchbrochenen und be<br />

weglichen dünnen Goldplatte verschlossene Vertiefung. Hier<br />

wurde die Riechsubstanz untergebracht. Der Schuss des<br />

Stockes ist aus Malakka. Er hat eine Weißmetallzwinge. Die<br />

Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

Gesamthöhe des Stoches beträgt 91 cm. Die Marke des<br />

Stockhändlers “THOMASSIN” ist oben am Schuss eingebrannt.<br />

Durch goldene Ösen ist eine Halteschlaufe gezogen. Ein edles<br />

Behältnis zur Aufbewahrung ist ebenfalls noch vorhanden.<br />

Der Stock befindet sich heute in einer amerikanischen<br />

Sammlung. Früher war er im Besitz von Frau C. Dike, Genf. Er<br />

ist auch in ihrem Buch beschrieben. Siehe auch den Pomander,<br />

der von mir als Nr. 108 beschrieben wurde. Beide kommen<br />

wohl aus der gleichen Werkstatt.<br />

87


Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />

8 cm hoher Elfenbeinknauf mit einem Schuss aus Malakka<br />

und einer Weißmetallzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />

85,5 cm. Im Halbrelief ist sitzend Asklepios dargestellt, der<br />

die Schlange, die sich um seinen Stock windet aus einer<br />

Schale füttert. Er sitzt vor einer arkadischen Landschaft bei<br />

der zwei Brunnen besonders prominent sind. Auf dem ei<br />

nen steht “Pandur” auf dem anderen “Rakozi”. Panduren<br />

88<br />

waren Soldaten im Habsburger Reich, die aus Ungarn,<br />

Serbien, Kroatien und Rumänien kamen. “Rakozi” ist ein un<br />

garischer Nachname. Man darf wohl die Inschrift so deuten,<br />

dass einem Militärarzt oder Feldscher namens Rakozi aus<br />

dem Pandurenregiment dieser Stock einst gehört hat. Der<br />

Stock ist wohl in den Anfang des 19. Jahrhunderts einzu<br />

ordnen.


Anhang 2<br />

Soweit vorhanden neuere Stockbilder und Stockbeschreibungen der im<br />

Buch erwähnten Stöcke. Die Nummerierung entspricht der im Buch.<br />

89


Stocknummer:<br />

1<br />

Bei diesem deutschen Arztstock aus der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts ist die Rundkrücke aus Bein und aus drei<br />

Teilen zusammengesetzt. Den Abschluss des Griffes bildet eine<br />

Elfenbeinplatte. Mit dem Kopf nach oben windet sich eine zün<br />

gelnde Äskulapschlange dreimal um den geraden Anteil des<br />

Griffes. Der Kopf der Schlange ist durch häufigen Gebrauch in<br />

den Konturen etwas unscharf geworden. Der übrige Griff ist<br />

noch gut erhalten. Am unteren Ende des Griffes befindet sich<br />

90<br />

ein in sich selbst verschlungenes Band. Die Länge des geraden<br />

Anteils ist 11 cm, die Ausladung der Krücke ist 10 cm. Der<br />

Schuss besteht aus abgeschliffenem Malakkarohr. Der kräftige<br />

Beinabsatz hat einen Eisenkern, der unten übersteht. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 85 cm. Zuletzt gehörte er<br />

einem Dr. Feilbach aus Bad Homburg, von dem es auch ein<br />

Bild aus dem Jahre 1942 gibt. Er war damals Oberstabsarzt.<br />

Der Stock ist aber sicher mehrmals vererbt worden.


Goldener Arztstock mit einer angedeuteten Fritzkrücke. Die<br />

Ausladung des Griffs ist 9,5 cm. Am vorderen und hinteren<br />

Ende des Griffes ist je ein ovaler, sehr seltener weißer Stein ein<br />

gelassen, der von natürlichen Goldadern durchzogen ist. Auf<br />

beiden Seiten des Griffes finden sich Kartuschen. In der einen<br />

ist folgende Widmung: “DR. MÜLLER FROM L. DINKELSPIEL.<br />

San Francisco, January 1st 1876”. Auf der anderen Seite findet<br />

sich folgende Inschrift: “LUDWIG BLOCH 10. Juli 94”. Daneben<br />

sind ziselierte Bandverzierungen. Der Schuss ist aus Malakka; er<br />

hat eine deutlich abgenutzte Metallzwinge. Die Gesamtlänge<br />

Stocknummer:<br />

2<br />

des Stockes beträgt 90,5 cm. Wahrscheinlich kommt der Stock<br />

ursprünglich aus Amerika.<br />

Der Stock wurde offensichtlich im Jahre 1876 von einem<br />

Herrn L. Dinkelspiel in San Francisco dem Herrn Dr. Müller<br />

dediziert. Dieser verschenkte ihn 1894 weiter an einen<br />

Herrn Ludwig Bloch. Stöcke wurden im vorigen Jahrhundert<br />

gerne als Anerkennung für irgend welche Leistungen oder<br />

Verdienste verschenkt. Wahrscheinlich hat Herr Bloch in<br />

Deutschland gelebt, denn ich habe den Stock in Deutschland<br />

erworben.<br />

91


Stocknummer:<br />

3<br />

Wahrscheinlich französischer Arztstock mit goldenem Knauf,<br />

goldenen Kordelösen und goldener Zwinge aus dem<br />

18. Jahrhundert. Die Länge des Knaufes ist 5,5 cm, die der<br />

Zwinge 4,2 cm. Im Knauf sind zwei Kartuschen. Auf der einen<br />

ist eine Weintraube dargestellt. Auf der anderen sind ein aufge<br />

schlagenes Kräuterbuch, ein Behältnis mit der Aufschrift “OPIA”,<br />

ein Totenkopf und eine Öllampe dargestellt. Dies sind ärztliche<br />

Symbole für die Verbundenheit mit der Natur (Kräuterbuch),<br />

für ein für frühere Ärzte typisches Schmerzmittel (Opium), für<br />

92<br />

die "moderne" anatomische Wissenschaft (Totenkopf), und<br />

für die allzeitige Bereitschaft bei Tag und Nacht (Öllampe). Die<br />

Weintraube ist schwer zu deuten, vielleicht stammte der Arzt<br />

aus einer Weinbauernfamilie. Möglicherweise ist sie aber auch<br />

als christliches Symbol zu interpretieren. Die Darstellungen in<br />

den Kartuschen sind aufgesetzt und bestehen aus Gelb und<br />

Rotgold. Die Punzierung des Griffes könnte für Frankreich<br />

1726 bis 1762 sprechen. Der Schuss ist aus Malakka. Die.<br />

Länge des ganzen Stockes beträgt 88,7 cm.


Seltener deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit<br />

der Darstellung des Äskulap. Der halbplastisch aus<br />

Walrosselfenbein geschnitzte Äskulap ist der Statue, die in<br />

Epidauros von ihm gefunden wurde, nachempfunden. Teile<br />

der Figur sind durch vielen Gebrauch abgegriffen. Die Höhe<br />

des Knaufes ist 10,5 cm. Der Schuss ist aus Ebenholz und<br />

hat einen Brasilhornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes<br />

beträgt 93,5 cm. Zwischen dem Knauf und dem Schuss be<br />

Stocknummer:<br />

5<br />

findet sich eine 2,3 cm breite Silbermanschette mit einer<br />

zum Teil abgewetzten Widmung: "Hrn. Proffeßor Dr. v.<br />

F?...sch aus Dankbarkeit gewidmet E. F. Wulf". Es handelt<br />

sich also um das Geschenk eines sehr dankbaren Patienten<br />

an seinen behandelnden Arzt. Dieser benutzte die wertvol<br />

le Gabe auch eifrig, wie man an den Abnutzungsspuren er<br />

kennen kann. Eine feine Patina unterstreicht das Alter und<br />

den Wert des Stockes.<br />

93


Stocknummer:<br />

6<br />

Seltener deutscher Arztstock aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts mit dem vollen Titel, Namen und Wohnort<br />

des Erstbesitzers. Der L förmige Griff ist aus 4 Beinstücken zu<br />

sammengesetzt und am Ende durch eine Beinplatte verschlos<br />

sen. Im geraden Anteil ist ein knorriger Ast dargestellt, um den<br />

sich von unten nach oben einmal eine züngelnde Schlange her<br />

umwindet. Die Zweigabgänge sind mit eingelegtem Ebenholz<br />

besonders hervorgehoben. Der Beinring in der Mitte des ge<br />

raden Griffteiles, der nach oben und unten durch einen<br />

Ebenholzring abgesetzt ist, hat folgende eingeschnitzte und ge<br />

schwärzte Umschrift: “DR. E. OTT BAD ORB”. Diese Inschrift<br />

94<br />

mit dem Titel "DR." und die sich um den Griff windende Äsku<br />

lapschlange, weist den Stock als Stock eines Arztes aus.<br />

Gleichzeitig zeigt er uns in seiner auch künstlerisch einfachen<br />

Ausführung, dass sich Ärzte nicht immer viel leisten konnten.<br />

Auch nicht wenn es ein Badearzt in Bad Orb war, wie in die<br />

sem Fall. Nach unten schließt der Griff mit einem geschnitzten<br />

Gürtel und einer Gürtelschnalle, durch die eine Kordel gezo<br />

gen ist, ab. Die Griffhöhe beträgt 21,5 cm, die Griffbreite<br />

8,7 cm. Der Schuss ist aus dunklem Malakka. Er hat einen<br />

außergewöhnlich langen Hornabsatz von 8,1 cm. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm.


Stock mit einem kugelförmigen Silberknauf, der sich öffnen<br />

lässt. An ihm befindet sich noch ein gerader Anteil, der zur<br />

Befestigung auf dem Schuss dient. Der gerade Anteil ist kanne<br />

liert und 6,6 cm lang. Der Knauf hat einen Durchmesser von<br />

4,5 cm. Oben auf dem Deckel ist eine leicht gewölbte Scheibe,<br />

wahrscheinlich aus Elfenbein, eingelassen. Auf ihr ist ein lang<br />

stieliger Kelch und eine sich zweimal um diesen Kelchstiel bis<br />

nach oben herumwindende Schlange dargestellt. Darunter ist<br />

in das Silber in Schreibschrift die Umschrift eingraviert: “Dr. H.<br />

Mai Trier”. Sehr schön gezeichneter Palisanderschuss mit einem<br />

Echthornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 98 cm.<br />

Stocknummer:<br />

8<br />

Er kommt aus Deutschland und dürfte um 1900 einzuordnen<br />

sein.<br />

Der Titel "Dr." lässt leider nicht erkennen, ob es sich bei Herrn<br />

Dr. Mai um einen Arzt oder einen Apotheker gehandelt hat.<br />

Nachforschungen in Trier brachten kein Ergebnis. Die Schlange<br />

mit dem Kelch lässt aus heutiger Sicht zunächst an einen<br />

Apotheker denken. Jedoch haben früher auch Ärzte dieses<br />

Symbol benutzt. Von amerikanischen Ärzten ist überliefert,<br />

dass sie in ihren Stockknäufen öfters einmal Süßigkeiten für ihre<br />

kleinen Patienten hatten. Vielleicht gab es so etwas auch in<br />

Deutschland.<br />

95


Stocknummer:<br />

9<br />

Spazierstock mit einem wertvollen goldenen Stockknauf, der<br />

als Pomander ausgebildet ist. Er ist circa 3,8 cm hoch und der<br />

abgerundete quadratische Deckel hat einen Durchmesser von<br />

circa 3 cm. Der Knauf ist in 8 Segmente unterteilt. Fein her<br />

ausgearbeitetes Blüten und Rankenmuster. Man meint<br />

Akanthusblätter aber auch Rosen zu erkennen. Auf der<br />

Innenseite des Deckels befindet sich ein plan geschliffener<br />

Blutjaspis, der den durchbrochenen eigentlichen Pomander<br />

deckel dicht abschließt, damit keine Düfte unnütz verloren ge<br />

96<br />

hen. Nach Aufklappen des durchbrochenen Deckels erkennt<br />

man eine Höhlung, in der der Duftstoff in Form einer festen<br />

Salbe oder als Flüssigkeit mit einem damit getränkten<br />

Schwämmchen oder einem Läppchen aufbewahrt wurde. Die<br />

Punze ist bisher ungeklärt. 1/3 Malakkaschuss mit<br />

Metallzwinge. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 84,2 cm.<br />

In das Holz eingebrannt: „VIALETTI“. Der Stock ist im<br />

Originalzustand. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und<br />

kommt aus Frankreich.


Arztstock mit einem außergewöhnlich großen zweiteiligen<br />

Elfenbeingriff in Form eines Ziegenhainers. Der Knauf ist 21 cm<br />

lang. Das obere Drittel kann abgeschraubt werden. Im mittle<br />

ren Drittel ist vollplastisch eine sich um den Griff und durch<br />

zwei übereinander liegende Ringe windende Schlange darge<br />

stellt. Der Kopf der Schlange zeigt nach oben und aus dem<br />

Maul kommt eine gespaltene Zunge. Es handelt sich um eine<br />

gekonnte handwerkliche Arbeit in sehr gutem<br />

Erhaltungszustand. Das Elfenbein hat eine feine Patina. Zum<br />

Schuss hin befindet sich eine circa 1,8 cm breite, sauber gear<br />

Stocknummer:<br />

11<br />

beitete Manschette aus Elfenbein in Form eines Gürtels. Auf<br />

dem Überschlag des Gürtels ist eine Lilie dargestellt.<br />

Außerdem findet sich auf dem Gürtel ein Name in<br />

Schreibschrift. Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen<br />

des Erstbesitzers. Er kann aber infolge starker Abnutzung nicht<br />

entziffert werden. Naturbelassener Malakkaschuss mit einem<br />

9,5 cm langen wuchtigen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge<br />

des Stockes beträgt 87 cm. Zeitlich ist der Stock in den Anfang<br />

bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts einzuordnen. Er kommt<br />

aus Deutschland.<br />

97


Stocknummer:<br />

12<br />

Es handelt sich um einen sehr schönen deutschen Arztstock<br />

aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Knauf, in Form eines<br />

Ziegenhainers, besteht aus Elfenbein. Sehr subtil ist plastisch<br />

eine sich um den Stock und durch zwei untereinander liegen<br />

de Ringe windende Schlange dargestellt. Das Elfenbein hat<br />

eine sehr schöne Maserung und eine feine Alterspatina. Die<br />

98<br />

Knaufhöhe beträgt 13,7 cm. Oben auf dem Knauf ist das<br />

Monogramm “WK” und die Jahreszahl 1865. Zum Schuss hin<br />

folgt eine 8 mm breite Manschette aus Elfenbein, die einen<br />

Gürtel darstellt. Der Schuss besteht aus 2/3 Malakka. Der 9,3<br />

cm lange Absatz ist aus Elfenbein. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 87,3 cm.


Arztstock aus dem 19. Jahrhundert, möglicherweise aus Öster<br />

reich Ungarn. Der Griff ist aus Buchsbaumholz geschnitzt.<br />

Wahrscheinlich ist er aus drei miteinander verleimten Brettern ge<br />

arbeitet. Es ist eine sich durch 2 Ringe windende Schlange darge<br />

stellt. Auffallend sind das breite Maul, die hochstehende<br />

Augenpartie und eine fast kammartige Schuppung auf dem Kopf.<br />

Der Griff selbst ist L förmig, etwa in Form eines Geweihes ge<br />

schnitzt. An den Enden finden sich Elfenbeinkappen. Der Griff ist<br />

circa 21 cm lang und 10 cm breit. Griff und Schuss sind in ganzer<br />

Länge gestichelt, womit sicher kleine Unebenheiten, die beim<br />

Schnitzen entstanden, kaschiert werden sollten. Die Oberfläche<br />

fühlt sich dadurch aber auch wie Samt an. Zwischen Schuss und<br />

Stocknummer:<br />

16<br />

Griff ist eine 1,1 cm breite Beinmanschette montiert. Der Schuss<br />

ist ebenfalls aus Buchsbaumholz. Schuss und Griff haben eine dun<br />

kelbraune Farbe. Sie sind wahrscheinlich eingefärbt, aber sicher<br />

auch durch die Zeit nachgedunkelt. Die Länge des Stockes beträgt<br />

89,7 cm. Er endet in einem langen Beinabsatz.<br />

Stöcke, deren Oberfläche so wie hier gestichelt sind, sind auf dem<br />

Balkan hergestellt worden. Schlangendarstellungen dieser Art habe<br />

ich schon öfters gesehen, allerdings in Elfenbein und als<br />

Ziegenhainer gearbeitet. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese<br />

Stöcke alle aus der gleichen Werkstatt kommen. Wahrscheinlich<br />

kommen sie aus Süddeutschland. Es kann sich aber bei diesem<br />

Stock auch um eine Kopie eines Elfenbeinstockes handeln.<br />

99


Stocknummer:<br />

17<br />

Sehr edler französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit<br />

einem zierlichen, schön gemusterten Schildpattgriff mit birnen<br />

förmigem Knauf. Oben auf dem Knauf sind die ineinander ver<br />

schlungenen goldenen Initialen “JG” aufgebracht. Eine goldene<br />

Schlange windet sich mit dem Kopf nach oben dreimal um das<br />

obere Ende des Griffes. Den Übergang zum Schuss bildet ein<br />

3,5 mm breiter Goldring. Die Gesamtlänge des Griffes beträgt<br />

100<br />

17,5 cm. Feiner, dunkelbrauner Schlangenholzschuss mit ei<br />

nem Hornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes ist 92,5 cm.<br />

Der Stock war weniger zum Stützen als zum Flanieren und<br />

Demonstrieren, wer man ist, gedacht. Dafür spricht auch, dass<br />

der Betrachter die Schlange (Äskulapschlange) sieht, wenn der<br />

Besitzer die Initialen lesen kann. Den Stock hat man vor sich<br />

her getragen oder tragen lassen.


Englischer Arztstock um 1800 im Originalzustand. Der leicht<br />

pilzförmige Knauf aus Elfenbein ist 10 cm hoch. Plastisch dar<br />

gestellt ist eine sich mit dem Kopf nach oben um einen<br />

Baumstamm windende Schlange. Ein Eichenzweig mit Blättern<br />

und Eicheln schlingt sich ebenfalls um den Stamm. Die Schlange<br />

hält diesen Zweig in seinem oberen Anteil im Maul. Den<br />

Abschluss des Knaufes nach unten bilden 4 stehende<br />

Akanthusblätter. Es handelt sich um eine meisterliche hand<br />

werkliche Arbeit mit einer feinen Alterspatina. Der Schuss be<br />

steht aus einem durchgehenden echten, bräunlichen<br />

Stocknummer:<br />

18<br />

Malakkarohr. Er hat eine Bronzezwinge mit Eisenabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes ist 96 cm.<br />

Die Äskulapschlange gilt als Arztsymbol. Sie ist ebenso wie die<br />

Eiche, die Eicheln und die Akanthusblätter aber auch ein<br />

Symbol des Lebens und der Unsterblichkeit. Die Schlange mit<br />

dem Eichenzweig im Maul lässt an die Szene im Gilgamesch<br />

Epos denken, in dem die Schlange das gerade von Gilgamesch<br />

aus dem Urmeer heraufgeholte Kraut des ewigen Lebens<br />

stiehlt, frißt und unsterblich wird. Die Symbole passen gut zu<br />

einem Arzt.<br />

101


Stocknummer:<br />

19<br />

Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem zwei<br />

teiligen Elfenbeingriff. Auf dem geraden, 12 cm langen Anteil des<br />

Griffes ist erhaben eine kunstvoll um sich selbst und um den Griff<br />

windende Schlange dargestellt. Sie erscheint wie in sich selbst<br />

verknotet. Der züngelnde Schlangenkopf sieht nach oben. Im<br />

Bereich des Schlangenkopfes sind deutliche Abnutzungsspuren<br />

102<br />

durch häufigen Gebrauch zu erkennen. Hier lag wohl beim<br />

Gehen mit dem Stock der Daumen des Besitzers auf. Die<br />

Schuppung der Schlange ist gut erhalten. Es ist eine feine<br />

Alterspatina vorhanden. Der Schuss besteht aus hübsch gema<br />

sertem Riopalisander. Der Absatz ist aus Elfenbein. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 98,5 cm.


Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem be<br />

schnitzten Elfenbeinknauf von 4,4 cm Durchmesser. In engen<br />

Ringen windet sich eine Schlange um den Knauf. Der züngeln<br />

de Kopf befindet sich oben. Schuppen und Rückenzeichnung<br />

des Tieres sind subtil herausgearbeitet und braun eingefärbt.<br />

Dem Schuss zu geht der Knauf in einen geraden Anteil von<br />

1,5 cm Höhe und einem Durchmesser von 2,4 cm über. Auf<br />

ihm ist der Titel und der Name des Erstbesitzers eingeschnit<br />

Stocknummer:<br />

20<br />

ten: “DR. MED. J. JENS”. Es ist sehr selten, dass man einen Stock<br />

mit Äskulapschlange auch mit dem Namen und Titel des<br />

Besitzers findet. Solch ein Stock ist ein wichtiger Beweis, dass<br />

Ärzte die Äskulapschlange als Symbol und Standeszeichen auf<br />

ihren Stöcken gebrauchten. Sehr ausdrucksvoller und feinge<br />

maserter Buchsbaumschuss (erneuert) mit einem<br />

Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 101 cm.<br />

103


Stocknummer:<br />

21<br />

Arztstock mit einem L förmigen Elfenbeingriff mit einer<br />

Ausladung von 11 cm. Um ihn windet sich eine Schlange.<br />

Rechts neben dem Schlangenkopf ein Monogramm mit den<br />

verschlungenen Buchstaben “KJC”. im oberen Anteil des<br />

“K” glaubt man noch ein quergestelltes kleines “v” zu er<br />

kennen. Das Elfenbein hat eine sehr feine Alterspatina. Es<br />

sind deutliche Abnutzungsspuren vorhanden. Zum Schuss<br />

104<br />

hin befindet sich ein 0,5 cm breiter Elfenbeinring von deut<br />

lich hellerer Farbe. Herrlich gemaserter Palisanderschuss<br />

mit einem langen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 88 cm. Der Griff stammt aus der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts und kommt mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit aus Deutschland. Der Schuss und der<br />

Absatz sind erneuert.


Gediegener englischer Arztstock aus dem Anfang bis Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts. Er hat einen 10,5 cm langen koni<br />

schen Knauf aus Elefantenelfenbein, mit einem oberen<br />

Durchmesser von 3,3 cm. Um diesen Knauf windet sich<br />

eine Schlange einmal herum und bildet dann mit dem Kopf<br />

nach oben einen eleganten Knoten. Die Schlange ist pla<br />

Stocknummer:<br />

22<br />

stisch und gekonnt aus dem Elfenbein herausgearbeitet.<br />

Leichte Altersrisse stören den hübschen Gesamteindruck<br />

nicht. Eine feine Patina unterstreicht das Alter des Griffes.<br />

Der Schuss aus ist aus wunderschön gemasertem Malakka.<br />

Er hat einen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes<br />

beträgt 91 cm.<br />

105


Stocknummer:<br />

23<br />

Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, mit ei<br />

nem außergewöhnlich großen dreiteiligen Beingriff in L Form.<br />

Er besitzt eine Abschlussplatte aus Bein. Halbplastisch ist eine<br />

sich dreimal mit dem Kopf nach oben um den geraden Anteil<br />

des Griffes windende Äskulapschlange dargestellt. Sie hat zwei<br />

eingelegte Augen. Der Kopf zeigt deutliche Abnutzungsspuren.<br />

Am unteren Ende des Griffes ist ein schmaler Gürtel ange<br />

drechselt. Es ist eine einfache aber durchaus ansprechende<br />

Arbeit mit einer feinen Alterspatina. Die Länge des Griffes be<br />

106<br />

trägt 20 cm, die Ausladung 10 cm. Am Übergang zum Schuss<br />

aus Halbmalakka befindet sich eine schmale Metallmanschette.<br />

Der Stock hat einen Elfenbeinabsatz aus neuerer Zeit. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes ist 89 cm.<br />

Ähnliche Stockgriffe gibt es recht häufig. Die hier vorliegende<br />

Größe ist aber sehr ungewöhnlich. Ob diese Größe des<br />

Stockgriffes etwas über die Stellung des Arztes innerhalb der<br />

Ärzteschaft aussagt bleibt zunächst reine Spekulation.


Dieser deutsche Stock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hat<br />

einen L förmigen dreiteiligen Beingriff mit einer Abschlussplatte<br />

aus Bein. Er ist 8,5 mal 18,3 cm groß. Auf dem geraden Anteil<br />

des Griffes ist eine sich viermal mit dem Kopf nach oben um<br />

den Griff windende Schlange dargestellt. Der Kopf ist aufge<br />

richtet und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Zum Schuss hin<br />

ist eine schmale gürtelförmige Verzierung vorhanden. Der<br />

Griff hat eine feine Patina durch Alter und langen Gebrauch.<br />

Zwischen Griff und Schuss befindet sich ein schmaler<br />

Metallring. Der Schuss besteht aus einem nicht entrindeten<br />

Stocknummer:<br />

24<br />

Haselnuss Schössling, der in einer Metallzwinge endet. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 81,5 cm. Der Stock befindet<br />

sich im Originalzustand.<br />

Es handelt sich um eine relativ grobe und einfache Arbeit.<br />

Trotzdem ist es sicher eine Äskulapschlange, das Symbol der<br />

Ärzte, die dargestellt werden sollte. Die Art der Ausführung<br />

und der einfache Haselstecken sprechen dafür, dass es sicher<br />

kein reicher Arzt war, der den Stock benutzt hat. Vielleicht war<br />

es ein Landarzt. Eifrig gebraucht wurde er, was man an dem ab<br />

gegriffenen Schlangenkopf erkennen kann.<br />

107


Stocknummer:<br />

25<br />

Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem L för<br />

migen Elfenbeingriff in Form eines Astes. Um diesen windet<br />

sich von unten nach oben eine züngelnde Schlange.<br />

Lebendigkeit verleiht dieser Äskulapschlange ein eingelegtes<br />

Rubinauge. Die Schuppen der Schlange sind sehr gut heraus<br />

gearbeitet. Der Griff ist 9 cm lang und hat eine Ausladung von<br />

108<br />

6,5 cm. Es sind leichte Abnutzungsspuren vorhanden, die aber<br />

nicht weiter stören. Eine feine Patina unterstreicht das Alter des<br />

Griffes. Der Schuss ist aus Riopalisander und hat einen<br />

Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss und Griff ist eine schmale<br />

Silbermanschette montiert. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />

trägt 89 cm.


Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem L för<br />

migen Elfenbeingriff. Dieser ist vollplastisch in Form eines knor<br />

rigen Astes, um den sich von unten nach oben eine züngeln<br />

de Schlange windet, geschnitzt. Der Griff zeigt leichte<br />

Gebrauchsspuren und hat eine feine Alterspatina. Die<br />

Stocknummer:<br />

26<br />

Ausladung des Griffes misst 5 cm, die Höhe 9 cm. Die Schlange<br />

hat ein schwarzes Glasauge. Der Schuss ist aus Wenge und en<br />

det in einem Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss und Griff ist ein<br />

schmaler goldfarbiger Ring montiert. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes beträgt 81,7 cm.<br />

109


Stocknummer:<br />

27<br />

Deutscher Arztstock mit einem L förmigen, zweiteiligen,<br />

leicht geschwungenen Beingriff. Am Ende eine<br />

Abschlussplatte aus Elfenbein. Um den unteren Abschnitt des<br />

geraden Griffanteils windet sich dreimal mit dem Kopf nach<br />

oben eine Äskulapschlange herum. Sie hat eingelegte<br />

Rubinaugen. Der Schlangenkopf und auch zum Teil die<br />

Schuppenzeichnung der Schlange zeigen deutliche<br />

110<br />

Gebrauchsspuren. Sehr feine altersbedingte bräunlich gelbli<br />

che Patina. Der Griff hat eine Länge von 12 cm. Zum Schuss<br />

hin befindet sich eine 1,5 cm breite goldfarbene Manschette.<br />

Der Schuss ist aus Makassarebenholz und hat einen<br />

Hornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 95 cm.<br />

Der Griff dürfte aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stam<br />

men. Er könnte aber auch älter sein.


Eleganter deutscher 19 cm langer, mit einer Äskulapschlange<br />

beschnitzter Elfenbeingriff. Im Halbrelief ist eine sich mit dem<br />

Kopf nach oben zweimal um den Griff windende Schlange dar<br />

gestellt. Der Griff ist leicht konisch nach unten hin zulaufend.<br />

Die Schlange ist etwas bräunlich getönt. Das Elfenbein hat eine<br />

feine gelbliche Alterspatina. Im Bereich des Schlangenkopfes<br />

sind durch den Gebrauch Abnutzungsspuren vorhanden. Der<br />

Stocknummer:<br />

28<br />

obere Durchmesser des Griffes beträgt 1,7 cm, der untere<br />

1,5 cm. Zwischen Griff und Schuss ist eine 3,6 cm breite<br />

Silbermanschette mit den Initialen “DB” montiert. Der Schuss<br />

besteht aus Makassarebenholz und hat einen Elfenbeinabsatz.<br />

Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm. Der Griff stammt<br />

aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich um eine typische<br />

Darstellung der Äskulapschlange, dem Symbol der Ärzte.<br />

111


Stocknummer:<br />

29<br />

Es handelt sich um einen zierlichen Arztstock, dessen Besitzer<br />

klein gewesen sein muss. Möglicherweise hat er auch einer<br />

Ärztin gehört. Die Verspieltheit der Motivgestaltung könnte in<br />

diese Richtung deuten. Der Griff besteht aus einem 20 cm lan<br />

gen, nach unten konisch zulaufenden Elfenbeinknauf. Um ihn<br />

und einmal durch sich selbst, windet sich eine Schlange nach<br />

oben. Das Maul ist weit aufgerissen. Zähne und eine lange<br />

Zunge sind zu sehen. Die Schuppung ist sehr gut herausgear<br />

beitet. Auf dem Kopf eine Verzierung, die an einen Federbusch<br />

112<br />

erinnert. Diese Art der Schlangendarstellung findet man häufi<br />

ger im süddeutschen Raum. Teils um die Schlange, teils um den<br />

Griff, ist ein Band geschlungen und zu einer Schleife gebunden.<br />

Den Abschluss zum Schuss hin bildet ein breiter Gürtel mit<br />

Gürtelschnalle. Es handelt sich um eine sehr elegante<br />

Darstellung der Äskulapschlange in perfekter handwerklicher<br />

Arbeit. Sehr feine Patina. Der Griff sitzt auf einem<br />

Malakkaschuss. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 80,6 cm.<br />

Er stammt aus dem 19. Jahrhundert.


14 cm langer gegossener Silbergriff aus der Jugendstilzeit.<br />

Dargestellt ist eine sich zweimal mit dem Kopf nach oben um<br />

einen Stab herumwindende Schlange. Auf der Spitze des<br />

Griffes befindet sich eine Artischocke. Man geht wohl nicht<br />

fehl, wenn man die Artischocke als Phallussymbol ansieht.<br />

Ob hier die Schlange den Sündenfall darstellen soll, ist unklar.<br />

Es ist aber auch möglich, dass es sich um eine Äskulap<br />

Stocknummer:<br />

30<br />

schlange handelt. In diesem Fall würde es sich um einen<br />

Arztstock handeln. Jedenfalls ist es eine ausdrucksstarke<br />

Arbeit. Der Griff stammt wahrscheinlich aus einer<br />

Silberwarenfabrik aus Schwäbisch Gmünd. Er ist mit Krone,<br />

Halbmond und 800 gestempelt. Der Schuss besteht aus<br />

Palisanderholz und hat einen dunklern Echthornabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 104 cm.<br />

113


Stocknummer:<br />

31<br />

L förmiger Griff eines Arztstockes. Die Sprosse eines<br />

Rehgehörns mit Auge ist teilweise mit Sterlingsilber überzogen.<br />

Auf diesen silbernen Überzug ist eine sich zweimal um den<br />

Griff windende Schlange mit dem Kopf nach oben und vorn<br />

aufgelötet. Wahrscheinlich ist das Silber auf das Gehörn elek<br />

trolytisch aufgebracht. Dafür spricht die sehr gute Anpassung<br />

des Silbers an die Unebenheiten des Gehörns, und dass es fast<br />

vollständig anliegt. Die Schlange konnte nach dem Überziehen<br />

114<br />

des Griffes mit Silber ohne Schwierigkeiten aufgelötet werden.<br />

Es findet sich am geraden Anteil die Inschrift “STERLING”. Der<br />

Griff ist 12 cm lang und hat einen Palisanderschuss mit einem<br />

kleinen angedrechselten Übergang zum Griff hin. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 94 cm. Der Schuss endet<br />

nach unten in einem dunklen Brasilhornabsatz. Der Stock<br />

stammt mit ziemlicher Sicherheit aus der Mitte des vorigen<br />

Jahrhunderts und kommt aus Nordamerika.


Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat einen<br />

ovalen nach unten konisch zulaufenden Elfenbeinknauf von<br />

5,6 cm Höhe und einem oberen größten Durchmesser von<br />

3,8 cm. Von der Oberfläche her windet sich im Halbrelief eine<br />

Schlange um den Knauf. Künstlerisch geschickt angeordnet sind<br />

die Windungen, die einen außerordentlich hübschen<br />

Gesamteindruck machen. Die Schuppen sind sehr sorgfältig<br />

Stocknummer:<br />

32<br />

herausgearbeitet. Auch das Auge der Schlange wirkt sehr le<br />

bendig. Das Elfenbein hat eine feine Maserung und zeigt eine<br />

leichte Patina. Zwischen dem Knauf und dem<br />

Grenadineholzschuss befindet sich eine 1,1 cm breite silberfar<br />

bene Metallmanschette. Den Abschluss nach unten bildet ein<br />

Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />

86,6 cm.<br />

115


Stocknummer:<br />

33<br />

Dieser aus Nordamerika stammende Arztstock besteht aus ei<br />

nem Eichenschössling samt Wurzelanteil. Der Wurzelabschnitt<br />

bildet den eigentlichen Griff. Der Griff ist mit Silber kunstvoll so<br />

überzogen, dass immer wieder Teile des Holzes zu sehen sind.<br />

Auf dem waagrechten Anteil des Griffes ist in Schreibschrift der<br />

Namenszug “Geo” aufgebracht. Außerdem ist der Griff mit<br />

Blüten, die an Edelweiß erinnern, und im unteren Anteil mit<br />

mehreren oktopusähnlichen Gebilden, allerdings nur mit sie<br />

116<br />

ben Tentakeln, verziert. Viermal windet sich eine Schlange von<br />

unten um den Griff. Die Ausladung des Griffes beträgt 8,5 cm.<br />

Die Gesamthöhe des Stockes ist 91,5 cm. Er dürfte aus dem<br />

19. Jahrhundert stammen. Der Schuss endet unten mit einem<br />

Echthornabsatz.<br />

Das in Durchbrucharbeit auf den Griff aufgetragene Silberblech<br />

ist wahrscheinlich aufgehämmert, möglicherweise auch, zumin<br />

dest teilweise, galvanisch aufgetragen. Die Schlange ist aufgelötet.


Arztstock mit einer großen Fritzkrücke aus Elfenbein.<br />

Dargestellt ist eine Schlange, die sich um und durch einen Ast<br />

windet. Anatomisch gesehen ist die Schlange für ihre Größe<br />

zu kurz. Die Augen sind vertieft und geschwärzt. Deutliche<br />

Augenwülste sind vorhanden. Die Schuppen sind gut heraus<br />

gearbeitet. An den Griffenden sind die Jahresringe und Risse<br />

dargestellt. Das Elfenbein ist schön gemasert und hat eine<br />

Stocknummer:<br />

34<br />

prächtige Alterspatina. Der Griff misst 11,7 mal 3,1 cm. Er<br />

dürfte aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Er<br />

kommt aus Deutschland. Zwischen Griff und Schuss ist eine<br />

3,1 cm breite silberne oder versilberte Manschette montiert,<br />

auf der sich das Astmotiv wiederholt. Der Schuss ist aus nur<br />

wenig gemasertem Schlangenholz. Die Gesamthöhe des<br />

Stockes beträgt 93,5 cm. Er hat einen hellen Hornabsatz.<br />

117


Stocknummer:<br />

36<br />

Stock mit einem zweiteiligen L förmigen, leicht geschwungenen<br />

Griff aus Walrosselfenbein. In der unteren Hälfte des geraden<br />

Anteils ist vollplastisch eine züngelnde Schlange mit weit aufgeris<br />

senem Maul dargestellt. Sie windet sich durch sich selbst und bil<br />

det eine angedeutete 8. Der Kopf ist nach oben gerichtet. Es<br />

handelt sich um einen zierlichen Griff und einen zierlichen Stock,<br />

Die Länge des Griffes beträgt 9,5 cm. Er hat eine feine Patina. Ein<br />

kleines Stück des Schlangenschwanzes scheint zu fehlen. Im<br />

Bereich des Schlangenkopfes sind Abnutzungsspuren zu erken<br />

118<br />

nen. Hier ist der Stock wohl häufig gehalten worden. Man kann<br />

sich gut vorstellen, dass man mit dem unteren Teil des Stockes,<br />

wenn man ihn oben am Griff hält, an die Türen klopfen konnte,<br />

um seine Visite anzumelden. Am Übergang zum Schuss aus<br />

Kirschholz ist eine circa 9 mm breite Messingmanschette ange<br />

bracht.. Unten endet der Schuss in einem Hartgummiabsatz.<br />

Schuss und Absatz wurden später erneuert. Sehr schönes<br />

Beispiel eines deutschen Arztstockes aus dem 19. Jahrhundert.<br />

Möglicherweise auch früher.


Amerikanischer Arztstock aus dem Ende des<br />

19. Jahrhunderts mit einem L förmigen gegossenen und fein<br />

nachziselierten Griff aus Sterlingsilber. Die Ausladung des<br />

Griffes ist 10,5 cm. Dargestellt ist eine um sich selbst gewun<br />

dene Schlange mit Rubinaugen. Es ist eine ausgefallene und<br />

seltene Art einer Schlangendarstellung in Silber. Es handelt<br />

sich der Punzierung nach um eine Produktion der amerikani<br />

Stocknummer:<br />

40<br />

schen Firma Gorham & Co. Ihre Zeichen sind: Ein schreiten<br />

der Löwe (nach rechts sehend), ein Anker und ein “G”.<br />

Außerdem ist noch die Silberqualität mit “STERLING” und die<br />

Nummer “U 396” angegeben. Wahrscheinlich ist letzteres die<br />

Modellnummer. Der Schuss ist aus fein gezeichnetem<br />

Schlangenholz. Er hat einen braunen Hornabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 96,5 cm.<br />

119


Stocknummer:<br />

45<br />

Wolchow Knüppel wurden von russischen Kriegsgefangenen<br />

geschnitzt und von deutschen Soldaten im Weltkrieg II. in<br />

Russland benutzt, um mit Wasser gefüllte Granatlöcher in den<br />

Schützengräben und den verschlammten Wegen auszuloten.<br />

Die mit einer Schlange versehenen Stöcke soll das<br />

Sanitätspersonal benutzt haben.<br />

Der Griff besteht aus einem aus Holz geschnitzten Vogel, mög<br />

licherweise soll es eine Taube sein. Er ist auf einen aus einem<br />

leichten, braun eingefärbten, Vierkantholz geschnitzten Schuss<br />

aufgesetzt. Oben ist der Schuss noch vierkantig, unten rund.<br />

Er ist von oben bis unten beschnitzt. Im mittleren Drittel win<br />

det sich dreimal eine Schlange mit dem Kopf nach oben um<br />

120<br />

den Schuss. Ganz oben ist die Umschrift „Russland 1941“. Es<br />

folgt ein stilisierter Reichsadler mit Hakenkreuz und die<br />

Jahreszahl 1943. Davon auf der Rückseite ein Haus und ein<br />

Baum. Weiter unten folgt längs die Inschrift „WOLCHOW“. In<br />

derselben Höhe ist noch ein Segelschiff eingeritzt. Noch weiter<br />

unten ist eine nicht genau zu deutende Umschrift eingeschnit<br />

ten, Die Buchstaben sind teils spiegelverkehrt. Liest man von<br />

oben nach unten und von rechts nach links heißt das Wort<br />

„LiudAn“. Von rechts nach links und nach oben kommt man auf<br />

„nAduiL“. Der Stock ist bis unten mit geometrischen Figuren<br />

beschnitzt. Ganz unten noch ein Segelschiff. Der Stock ist<br />

96 cm hoch, eine Zwinge war wohl nie vorhanden.


Bei diesem Stock sind der Griff und der Schuss aus einem Ast<br />

geschnitzt. Dargestellt ist ein Mann mit Käppi. Er erinnert an ei<br />

nen amerikanischen Soldaten, so wie sie nach dem 2.<br />

Weltkrieg in Deutschland auftraten. Dieser Mann besitzt ein fla<br />

ches, wenig ausdrucksvolles Gesicht. Es handelt sich um eine<br />

relativ einfache und wenig kunstvolle Arbeit. Der Schnitzer war<br />

sicher nicht sehr geübt. Am “Hals” befindet sich eine<br />

Durchbohrung, die zum Durchziehen einer Kordel gedient ha<br />

ben mag. Um den ganzen Schuss windet sich von unten nach<br />

Stocknummer:<br />

47<br />

oben eine Schlange, zweimal links herum und einmal rechts<br />

herum. Die Schuppen sind durch Einkerbungen angedeutet.<br />

Die Länge des Stockes beträgt 88,5 cm. Eine Zwinge fehlt. Es<br />

sind unten am Schuss aber deutliche Abnutzungspuren zu se<br />

hen. Möglicherweise wurde der Stock im oder nach dem 2.<br />

Weltkrieg also um 1945 herum von einem amerikanischen<br />

Soldaten im Feld geschnitzt. Die Schlange könnte dann als<br />

Erstbesitzer auf einen Militärarzt oder Sanitäter hinweisen. Der<br />

Stock wurde in Deutschland erworben.<br />

121


Stocknummer:<br />

48<br />

Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um<br />

eine handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />

aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist<br />

es ein Unikat und entspricht den handwerklichen<br />

Gepflogenheiten. Der Stock stammt wahrscheinlich aus<br />

Kenia. Griff und Schuss sind aus einem Stück Ebenholz ge<br />

schnitzt. Oben ein knopfförmiger Knauf. Darunter eine acht<br />

122<br />

flächige, leicht konisch nach unten zulaufende Handhabe.<br />

Dann ein mit Kultnarben versehener ausdrucksstarker<br />

Kriegerkopf mit Kraushaaren. Dieser ist circa 6 cm hoch. Es<br />

folgt der eigentliche Schuss mit einer sich halb darum herum<br />

windenden, circa 17 cm langen Schlange. Der ganze Stock ist<br />

98,5 cm hoch und von einer dunkelbraunen bis schwarzen<br />

Farbe.


Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um eine<br />

handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung aus den<br />

70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist es ein Unikat<br />

und entspricht den handwerklichen Gepflogenheiten. Der Stock<br />

stammt wahrscheinlich aus Kenia. Griff und Schuss sind aus ei<br />

nem Stück Ebenholz geschnitzt. Zunächst eine durch eine<br />

Stocknummer:<br />

49<br />

Querrille unterteilte Handhabe. Darunter ein Kopf mit relativ<br />

großen Ohren, einer platten Nase, aufgeworfenen Lippen und<br />

Kräuselhaaren. Dieser ist circa 4 cm hoch. Es folgt der eigentliche<br />

Schuss mit einer sich halb darum herum windenden, circa 16 cm<br />

langen Schlange. Der ganze Stock ist 96 cm hoch und von einer<br />

dunkelbraunen bis schwarzen Farbe.<br />

123


Stocknummer:<br />

50<br />

Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um<br />

eine handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />

aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist es<br />

ein Unikat und entspricht den handwerklichen Gepflogen<br />

heiten. Der Stock stammt wahrscheinlich aus Kenia. Griff und<br />

Schuss sind aus einem Stück Ebenholz geschnitzt. Oben ein<br />

leicht konisch zulaufender circa 10 cm langer Griff. Darunter<br />

124<br />

ein Kopf mit relativ großen Ohren, einer breiten Nase, auf<br />

geworfenen Lippen und hoch aufgetürmten krausen Haaren.<br />

Deutliche Narben im Gesicht und auf der Stirn. Dieser Kopf<br />

ist circa 6 cm hoch. Es folgt der eigentliche Schuss mit einer<br />

sich einmal nach oben darum herum windenden, circa 22 cm<br />

langen Schlange. Der ganze Stock ist 96 cm hoch und von ei<br />

ner dunkelbraunen bis schwarzen Farbe.


Stock aus Zaire. Der Griff besteht aus einem Nilpferdzahn in<br />

Form eines Vogels ( Reiher? ) geschnitzt. Das Auge ist aus<br />

Ebenholz eingelegt. Der Ebenholzschuss ist in seinem oberen<br />

Anteil ebenfalls beschnitzt. Dargestellt ist eine schwangere Frau<br />

mit untergeschlagenen Beinen. Der dicke Bauch ist deutlich zu<br />

erkennen. Über ihm kreuzweise zwei Bänder. Der Griff sitzt<br />

gleichsam als Schmuck auf ihrem Kopf. Die Frau trägt<br />

Schmuckringe an Ober und Unterarmen. In der linken Hand<br />

Stocknummer:<br />

51<br />

hält sie einen Gegenstand. Auffallend ist die sehr gerade<br />

Haltung und der lang ausgezogene Kopf und Hals. Der Stock<br />

wurde als Auftragsarbeit 1980 in Zaire von einem<br />

Eingeborenen für einen Frauenarzt in Deutschland hergestellt.<br />

Sehr schöne naive Arbeit. Unikat. Gesamthöhe des Stockes<br />

95 cm.<br />

Möglicherweise handelt es sich um eine schwangere Frau auf<br />

einem Gebärstuhl.<br />

125


Stocknummer:<br />

52<br />

Österreichischer Arztstock mit einer silbernen Rundkrücke mit<br />

der Darstellung des Äskulap und einer Äskulapschlange. Der<br />

Griff ist mit 800 gestempelt. Davor “OD” und dahinter wahr<br />

scheinlich eine Punze von Österreich. Äskulap gleicht der Büste<br />

der Äskulapdarstellung aus dem Museum von Tegea. Es ist eine<br />

typische Wiener Jugendstilarbeit. Die Schlange und die<br />

126<br />

Blattstiele sind aufgesetzt. Die Blätter selbst sind vertieft darge<br />

stellt. Der Griff ist 11,5 cm ausladend. Es dürfte sich um den<br />

Originalschuss aus Ebenholz mit einer 1,8 cm hohen<br />

Messingzwinge handeln. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />

89,5cm. Ein ähnliches Stück habe ich bisher nicht auf dem<br />

Markt gesehen.


Bei diesem Stock ist der Griff aus zwei Beinteilen zusammenge<br />

setzt und oben mit einer silbernen (?) Platte verschlossen. Der<br />

Griff ist 16,3 cm lang. Um ihn windet sich dreimal eine Schlange<br />

mit dem Kopf nach unten herum. In ihrem Maul hat sie ein gro<br />

ßes Blatt. Es wird gesagt, dass die Apotheker solche Stöcke mit<br />

Schlangen, die den Kopf nach unten halten, als Statussymbol ge<br />

tragen hätten. Das Blatt im Maul der Schlange könnte dann das<br />

Kraut des ewigen Lebens sein, das Gilgamesch für seinen<br />

S53tocknumm<br />

er:<br />

Freund Enkidu vom Grund des Urmeers heraufholte. Auf dem<br />

Heimweg nach Uruk wurde ihm das Kraut bei einer Rast von<br />

einer Schlange gestohlen. Diese fraß es sofort. Das Kraut wirk<br />

te auch prompt. Die Schlange streifte ihre Haut ab und eilte ver<br />

jüngt davon. Der Schuss besteht aus Palisanderholz. Unten hat<br />

er einen 9 cm langen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des<br />

Stockes beträgt 92 cm. Der Stock dürfte aus der Mitte des<br />

19. Jahrhunderts stammen und aus Süddeutschland kommen.<br />

127


Stocknummer:<br />

55<br />

Stock mit einem zweiteiligen Griff aus Bein in L Form. Im<br />

geraden Anteil ist eine Äskulapschlange dargestellt. In einem<br />

komplizierten Knoten schlingt sie sich mit dem Kopf nach<br />

unten zweimal um den Griff und zweimal durch sich selbst<br />

hindurch. Sie hat eingesetzte zweifarbige Glasaugen. Das<br />

Griffende ist durch eine gedrehte Messinghülse verschlos<br />

sen. Teilweise leichte Abnutzungsspuren und Altersrisse.<br />

Sehr feine Alterspatina. Griffgröße 12 x 10 cm. Zwischen<br />

128<br />

dem Schuss und dem Griff befindet sich eine 1 cm breite<br />

goldfarbene Metallmanschette. Eindrittel Malakkaschuss mit<br />

einer schön gedrehten Messingzwinge. Es dürfte sich nicht<br />

um die Originalzwinge handeln. Die Art der Arbeit und die<br />

Darstellung der Schlange spricht dafür, dass der Griff aus ei<br />

ner Werkstatt in Süddeutschland kommt. Er dürfte um 1850<br />

gefertigt worden sein. Wahrscheinlich war es ursprünglich<br />

der Stock eines Apothekers.


Englischer Spazierstock mit einem vollplastisch beschnitzten<br />

10,5 cm hohen und leicht gebogenen Knauf aus Walrosszahn.<br />

Dargestellt ist eine Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten<br />

in einem Knäuel um einen Baumstumpf windet. Gut zu erken<br />

nen ist die gespaltenen Zunge. Teilweise Abnutzungsspuren an<br />

den Stellen, an denen die Handfläche und der Daumen aufla<br />

gen. Hier sind die Schuppen der Schlange nur noch teilweise<br />

zu erkennen. Künstlerisch ist das Motiv schön gestaltet und ge<br />

Stocknummer:<br />

56<br />

konnt ausgeführt. Der Schuss ist aus Brasil Palisander und hat<br />

einen dunklen Hornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes ist<br />

93,5 cm. Zwischen Griff und Schuss befindet sich eine 1,5 cm<br />

breite silberne Manschette mit floralen Mustern und englischen<br />

Punzen.Die Punzen sind von London 1901 und dem<br />

Goldschmied “ACB”. Man sagt, dass Stöcke mit sich nach unten<br />

um einem Stab windenden Schlangen Stöcke von Apothekern<br />

gewesen sein sollen.<br />

129


Stocknummer:<br />

57<br />

Deutscher Apothekerstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat ei<br />

nen 17 cm langen dreiteiligen Elfenbeinknauf in Form eines<br />

Ziegenhainers. Zwischen den beiden langen Anteilen, 8,8 cm<br />

und 8,2 cm lang, befindet sich ein 6 mm breiter gelblicher<br />

Elfenbeinring der in Form einer Kette geschnitzt ist. Im unteren<br />

Anteil des Griffes ist plastisch eine Schlange dargestellt, die sich<br />

mit dem Kopf nach unten in vielen Windungen um den Griff<br />

herumwindet. Der Schlangenkopf ist vom vielen Gebrauch<br />

blank poliert. Die Schuppung ist gut dargestellt. Die Form des<br />

130<br />

Schlangenkopfes ist typisch für Schlangen, wie sie in<br />

Deutschland geschnitzt wurden. Zwischen Griff und<br />

Ebenholzschuss befindet sich eine 1,2 cm breite<br />

Messingmanschette in Form eines Gürtels. Die Gesamthöhe<br />

des Stockes beträgt 88,5 cm. Er hat einen langen Beinabsatz.<br />

Die Äskulapschlange dient sowohl den Ärzten als auch den<br />

Apothekern als Symbolfigur. Es wird immer wieder behauptet,<br />

dass die sich mit dem Kopf nach unten um einen Stab winden<br />

de Schlange ein Symbol der Apotheker sei.


Deutscher Apothekerstock aus dem 19. Jahrhundert. Der drei<br />

teilige L förmige Griff ist aus Bein. Das Ende ist durch eine<br />

Elfenbeinplatte verschlossen. Der Griff ist 13,5 cm lang und<br />

etwa 9 cm breit. Der gerade Anteil ist leicht konisch in Form ei<br />

nes Astes geschnitzt. Die abgehenden Zweige sind durch ein<br />

gelegte Ebenholzstifte markiert. Um ihn windet sich mit dem<br />

Kopf nach unten eine Schlange. Es wird gesagt, dass diejenigen<br />

Stöcke, bei denen sich die Schlange mit dem Kopf nach unten<br />

um den Griff windet, den Apothekern zuzurechnen seien. Der<br />

Kopf der Schlange erinnert eher an ein Fabeltier. Er ist mit ei<br />

ner Art Federbusch geschmückt. Es ist aber eine<br />

Stocknummer:<br />

58<br />

Darstellungsart, die man häufiger im süddeutschen Raum fin<br />

det. Man hat den Eindruck, dass diese Art der<br />

Schlangendarstellungen alle aus einer Werkstatt kommen. Die<br />

Schlange trägt ein Blatt im Maul. Dies erinnert an die Schlange,<br />

die Gilgamesch, während er schlief, das von ihm aus dem<br />

Urmeer heraufgeholte Kraut des Lebens gestohlen und gefres<br />

sen hat. Sie wurde daraufhin unsterblich. Dies glaubte man<br />

durch die Beobachtung der Häutung und die dadurch schein<br />

bare Verjüngung bestätigt. Das Symbol würde gut zu den<br />

Apothekern passen. Der Schuss ist aus Ebenholz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 97,5 cm.<br />

131


Stocknummer:<br />

59<br />

Zweiteiliger Beingriff in L Form. Das Ende ist mit einer<br />

Elfenbeinplatte verschlossen. Auf dem geraden Anteil des<br />

Griffes ist plastisch eine sich nach unten windende<br />

Schlange dargestellt, die von einer aus einer<br />

Rüschenmanschette kommenden Hand am Schwanz ge<br />

halten wird. Den Abschluss nach unten hin bildet eine ge<br />

schnitzte Aufwölbung mit geometrischen Bildern. Ob es<br />

sich bei der Schlange um eine Äskulapschlange handelt ist<br />

schwer zu beurteilen. Möglicherweise hat sie im<br />

Zusammenhang mit der Hand eine ganz andere<br />

Bedeutung. Es könnte sich aber auch um einen<br />

132<br />

Apothekerstock handeln. Man sagt, dass die Apotheker die<br />

Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten bewegt, als<br />

Symbol gehabt hätten. Es ist noch nicht sicher geklärt, ob<br />

es sich tatsächlich so verhält. Bei dem Griff handelt es sich<br />

um eine einfache, aber durchaus ansprechende Arbeit.<br />

Der Schuss ist aus Malakka ( 1/3 Malakka ) und hat einen<br />

Beinabsatz. Die Höhe des Griffes beträgt 15 cm, die<br />

Ausladung 8,5 cm. Die Gesamtlänge des Stockes ist<br />

79,5 cm. Der Stock ist im Originalzustand erhalten und<br />

dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Er ist<br />

wahrscheinlich in Deutschland hergestellt.


Französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Der<br />

Elfenbeinknauf ist 10 cm hoch. Es ist eine rechte Hand darge<br />

stellt, die eine Schlange in ihrem kopfnahen Anteil fest um<br />

schließt. Der Rest der Schlange windet sich viermal um den<br />

Unterarm. Die Schlange hat rote eingesetzte Glasaugen. Die<br />

Schuppung ist deutlich herausgearbeitet. Es handelt sich um<br />

eine gefällige Darstellung, die sehr harmonisch wirkt. Der Griff<br />

hat eine schöne Alterspatina. Die Gesamthöhe des Stockes be<br />

Stocknummer:<br />

60<br />

trägt 98,5 cm. Der Schuss ist aus Jambis. Er hat einen leicht ab<br />

gelaufenen Absatz aus Elfenbein. Der Stock befindet sich im<br />

Originalerhaltungszustand.<br />

Das Symbol Schlange und rechte Hand (Faust) ist wahrschein<br />

lich nicht eindeutig. Im Falle eines Arztstockes muss man es so<br />

auslegen, dass ein rechtschaffener Arzt (rechte Hand) seine<br />

Wissenschaft (Äskulapschlange) fest im Griff hat.<br />

133


Stocknummer:<br />

61<br />

Wahrscheinlich französischer Arztstock aus dem Anfang des<br />

19. Jahrhunderts. Der 4 cm hohe Elfenbeinknauf stellt eine<br />

rechte Faust dar, die eine Schlange so festhält, dass der Kopf<br />

derselben auf dem Handrücken zu sehen ist. Ein kleines Stück<br />

vom Hemdärmel ist auch noch dargestellt. Der Schlangenkopf<br />

ist vom vielen Gebrauch stark abgenutzt. Eine feine Alterspatina<br />

ist vorhanden. Der Schuss ist wahrscheinlich aus<br />

Nussbaumholz. Er hat dem Griff zu eine Durchbohrung, die<br />

134<br />

mit Elfenbein gefasst ist und durch die eine lederne Schlaufe ge<br />

zogen ist. Den Abschluss bildet ein Elfenbeinabsatz. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 87 cm.<br />

Die Symboldeutung der Kombination Hand und Schlange,<br />

Faust und Schlange ist schwierig, obwohl man das Motiv in viel<br />

fältigen Abwandlungen findet. Ich vermute, dass es mehrdeutig<br />

ist. Man findet es auch häufig bei maritimen Stöcken.


Französischer Spazierstock aus dem Anfang des 19. Jahrhun<br />

derts mit einem 4,5 cm hohen Elfenbeinknauf. Dargestellt ist<br />

eine rechte Faust, die eine züngelnde Schlange hält, die sich um<br />

die Faust herumwindet. Am Handgelenk ist noch eine schmale<br />

Hemdenrüsche zu erkennen. Der Schuss besteht aus<br />

Makassar Ebenholz. Zwischen ihm und dem Griff ist ein<br />

schmaler Elfenbeinring eingefügt. Den Abschluss des Stockes<br />

bildet ein 5 cm langer Elfenbeinabsatz. Die Gesamthöhe des<br />

Stocknummer:<br />

62<br />

Stockes ist 98 cm. Wahrscheinlich handelt es sich um einen<br />

Arztstock, obwohl die Symbolkombination Hand und Schlange<br />

schwierig zu deuten ist. Man findet diese Kombination in viel<br />

fältigen Abwandlungen. Sollte es sich bei der Schlange um eine<br />

Äskulapschlange, das Symbol der Ärzte handeln, dann wäre die<br />

Hand erstens als Zeichen der Rechtschaffenheit zu deuten und<br />

zweitens würde es bedeuten, dass der Arzt seine Wissenschaft,<br />

die Medizin, fest im Griff hat.<br />

135


Stocknummer:<br />

63<br />

Geschnitzter L förmiger Griff aus Holz. Den eigentlichen Griff<br />

bildet eine Hand, die aus einem Hemdärmel mit kurzer<br />

Manschette herausschaut. Sie umfasst einen Stab, um den sich<br />

eine Schlange herumwindet. Der Kopf der Schlange sieht oben<br />

aus der Faust heraus. Zwei kleine Nägel bilden die Augen der<br />

Schlange. Es handelt sich um eine relativ einfache Arbeit. Ein<br />

Schäfer könnte den Stock geschnitzt haben. Für diese<br />

Annahme könnte auch der Schuss sprechen, der aus einem<br />

bräunlich eingefärbten Schössling hergestellt ist. Es ist ein<br />

Muster von unregelmäßigen Waben eingeschnitzt, deren<br />

Grund mit einem spitzen Gegenstand gestichelt ist. Solche<br />

136<br />

Arbeiten kommen bei Hirtenstöcken auf dem Balkan vor.<br />

Zwischen Schuss und Griff ist eine 1,6 cm breite<br />

Messingmanschette. Der Griff ist 11,5 cm hoch und etwa 9 cm<br />

breit. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm. Er kommt<br />

möglicherweise aus Österreich Ungarn und muss ins<br />

19. Jahrhundert datiert werden. Wahrscheinlich handelt es<br />

sich um den Stock eines Landarztes, der sich keinen Stock mit<br />

Goldknauf oder mit einem geschnitzten Elfenbeingriff leisten<br />

konnte. Die mit der Faust umschlossene Schlange könnte an<br />

deuten, dass er seine Wissenschaft, symbolisiert durch die<br />

Äskulapschlange, fest im Griff hat.


Französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem<br />

angedeuteten Ziegenhainerknauf aus Elfenbein. Vollplastisch ist<br />

eine rechte Hand mit einer Schlange dargestellt, die sich durch<br />

die gespreizten Finger windet. Die Hand ragt aus einer doppelt<br />

geknöpften Manschette. Der nach vorn gerichtete<br />

Schlangenkopf mit deutlich zu erkennender gespaltener Zunge,<br />

liegt über den Fingerspitzen der beiden letzten Finger. Sehr ge<br />

konnte und sorgfältige Arbeit mit zahlreichen<br />

Stocknummer:<br />

64<br />

Unterschneidungen. Die Knaufhöhe beträgt 8 cm. Der Schuss<br />

ist aus fein gezeichnetem Schlangenholz und hat einen braun<br />

gestreiften Hornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt<br />

93 cm. Die rechte Hand kann als Symbol der Rechtschaffenheit<br />

gedeutet werden, die gespreizten Finger verkünden, dass der<br />

Besitzer weltoffen und fortschrittlich ist. Die Äskulapschlange in<br />

der Hand gibt außerdem an, dass der Arzt seine Wissenschaft,<br />

die Medizin, fest im Griff hat.<br />

137


Stocknummer:<br />

65<br />

Bei diesem aus einem Stück Holz geschnitzten Stock ist oben,<br />

gleichsam als Knauf, eine rechte Hand (offene Faust) dargestellt,<br />

die ein Ei hält. Um den in Form eines Schwarzdorns gearbeite<br />

ten Schuss windet sich mit dem Kopf nach oben eine Schlange.<br />

Gleich hinter dem Kopf hat sie ein schmales Halsband. Die<br />

Augen sind durch kleine Nägelchen dargestellt. Die Schuppen<br />

sind mit einem u förmigen Stichel heraus gearbeitet worden.<br />

Der Stock ist dunkelbraun eingefärbt. Eine Zwinge oder ein<br />

138<br />

Absatz fehlen oder waren nie vorhanden. Die Gesamtlänge<br />

des Stockes beträgt 84,5 cm. Er wurde höchstwahrscheinlich in<br />

England im 19. Jahrhundert hergestellt. Bei diesem Stock sind<br />

gleich drei Symbole vorhanden. Zum einen eine Äskulap<br />

schlange, die durch das Halsband als gebändigt gekennzeichnet<br />

ist. Dann die rechte Hand als Zeichen der Rechtschaffenheit und das<br />

Ei als Symbol des ewigen Lebens. Es könnte durchaus der Stock ei<br />

nes Geburtshelfers gewesen sein.


Der geschnitzte Elfenbeingriff stellt vollplastisch eine rechte<br />

Hand dar, die ein Ei hält. Die Hand kommt aus einer mit ei<br />

nem Knopf verschlossenen Rüschenmanschette. Der Knauf<br />

ist 7,5 cm hoch. Künstlerisch handelt es sich um eine ge<br />

konnte und ausdrucksstarke Darstellung, die handwerklich<br />

meisterhaft ausgeführt wurde. Es handelt sich um eine engli<br />

sche Arbeit aus dem 19. Jahrhundert. Der Schuss ist aus fein<br />

geprägtem Schlangenholz und hat einen braunen<br />

Stocknummer:<br />

67<br />

Echthornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />

97,5 cm. Das Ei ist ein Fruchtbarkeitssymbol, aber auch ein<br />

Symbol für das beginnende Leben. Es liegt nahe, dass es sich<br />

ein Arzt als sein Symbol ausgesucht hat, vor allem wenn er<br />

auch Geburtshilfe betrieb. Die rechte Hand ist ein Zeichen<br />

des Rechts und der Rechtschaffenheit. Die Hand kann im vor<br />

liegenden Fall aber auch als beschützendes, behütendes<br />

Motiv angesehen werden.<br />

139


Stocknummer:<br />

68<br />

Neuzeitlicher deutscher Arztstock des praktischen Arztes Hans<br />

Nebel, den er von seiner zweiten Frau zur Hochzeit geschenkt<br />

bekommen hat. Es ist eine Anfertigung speziell für Herrn Nebel<br />

von einem Designer, wahrscheinlich Ludger Deddens.<br />

140<br />

Er ist mit den Initialen H. N. 3.9.1988 graviert und darüber<br />

zwei Verbindungszirkel der zwei Verbindungen, denen er an<br />

gehört.<br />

Die Entwürfe des Griffes sind ebenfalls vorhanden.


Deutscher Arztstock aus der zweiten Hälfte des<br />

19. Jahrhunderts. Der 12,5 cm hohe Ziegenhainergriff aus<br />

Elfenbein ist oben vollplastisch mit einem anatomisch gut be<br />

obachteten Totenkopf beschnitzt, der auf einem Podest sitzt.<br />

Darunter befindet sich eine in eine Schale züngelnde<br />

Schlange. Unter ihr in einer ovalen Kartusche der allgemeine<br />

kleine Verbindungszirkel. Links und rechts daneben je ein<br />

Lorbeerzweig mit Früchten. Zwischen dem Griffstück und<br />

dem Makassarebenholzschuss befindet sich ein 7 mm breiter<br />

Stocknummer:<br />

69<br />

Silberring ohne Punzierung. Der Schuss endet in einem<br />

schwarzen Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes<br />

beträgt 97 cm. Den allgemeinen kleinen Verbindungszirkel<br />

gibt es seit 1820. Seit der Zeit wird auch erst das<br />

Ausrufezeichen (!) hinter den Zirkel gesetzt. Die Schlange<br />

die in einen Kelch züngelt ist heute das Symbol der<br />

Apotheker, sie war aber im 19. Jahrhundert auch ein<br />

Arztsymbol. Für einen Arztstock spricht auch der oben sit<br />

zende Totenkopf.<br />

141


Stocknummer:<br />

70<br />

Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Der 13,5 cm gro<br />

ße Ziegenhainerknauf ist aus Elefantenelfenbein mit einer schönen<br />

Maserung und tiefen Patina. Im geraden Anteil des Griffes finden<br />

sich die ineinander verschlungenen Initialen “N B” meisterlich her<br />

ausgeschnitzt. Außerdem als in Deutschland seltenes ärztliches<br />

Standessymbol einen Caduceus, bei dem sich zwei Schlangen in<br />

einer doppelten oben offenen 8 von unten nach oben um einen<br />

142<br />

hochstieligen Kelch winden. Der Schuss ist aus Ebenholz und hat<br />

einen dunklen Büffelhornabsatz. Zwischen Griff und Schuss ist<br />

eine 1,6 cm breite silberfarbene Metallmanschette montiert. Die<br />

Länge des Stockes beträgt 91 cm.<br />

Der Caduceus ist ärztliches Symbol in Amerika, Indien und ei<br />

nigen anderen Ländern. Im 19. Jahrhundert kam er aber auch<br />

in Deutschland vor.


Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist<br />

ein relativ einfacher Arztstock mit einem 10,5 cm langen<br />

Beinknauf. Er ist leicht konisch beschnitzt in Form eines knor<br />

rigen Astes. An den Zweigabgängen sind Ebenholzeinlagen<br />

vorhanden. Es sind zwei sich kreuzende Schlangen in Form<br />

einer oben offenen 8 relativ primitiv eingeschnitzt und ge<br />

schwärzt. Der Griff ist oben durch eine Elfenbeinplatte ver<br />

schlossen. Auf ihr sind die Initialen “GJ” eingeschnitten. Die<br />

schwarze Farbe der Schlangen ist durch langen Gebrauch teil<br />

Stocknummer:<br />

71<br />

weise in den Griff eingedrungen. Eine dezente Patina unter<br />

streicht das Alter des Stockes. Zum Schuss hin ist ein schma<br />

ler Beinring montiert. Die beiden Schlangen stellen einen<br />

Caduceus dar. Er ist ein in Deutschland seltenes ärztliches<br />

Symbol, wurde aber im 19. Jahrhundert, jener Zeit aus der<br />

dieser Stock stammt, durchaus hin und wieder benutzt. Der<br />

Schuss besteht aus schwarz lackiertem Holz; er hat einen ab<br />

genutzten Beinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />

87 cm.<br />

143


Stocknummer:<br />

72<br />

Vollplastisch geschnitzter circa 10 cm hoher Elfenbeinknauf. aus<br />

einen Walrosszahn. Dargestellt sind zwei Schlangen. Die eine<br />

züngelt mit dem Kopf nach unten, die andere hat ihren Kopf<br />

oben. Handwerklich feine Arbeit in gutem Erhaltungszustand und<br />

schöner Patina. Es dürfte sich um einen künstlerisch frei gestalte<br />

ten Caduceus handeln. Beim Caduceus winden sich zwei<br />

144<br />

Schlangen mit dem Kopf nach oben in einer oben offenen 8 um<br />

einen Stab. Er ist ärztliches Symbol in Nord und Südamerika,<br />

Australien und dem Libanon. Der Schuss besteht aus Ebenholz<br />

und hat eine Metallzwinge mit einem abgelaufenen Eisenabsatz.<br />

Gesamtlänge des Stockes 92,5 cm. Er stammt aus dem 19.<br />

Jahrhundert und kommt wahrscheinlich aus Amerika.


Amerikanischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem<br />

10,3 cm großen Elfenbeinknauf. Auf ihm sind als Knäuel in sehr<br />

schöner künstlerischer Arbeit zwei züngelnde Schlangen darge<br />

stellt. Eine mit dem Kopf nach unten, eine mit dem Kopf nach<br />

oben. Es soll sich wohl um eine freie Darstellung des Caduceus<br />

handeln. Beim Caduceus winden sich normalerweise zwei<br />

Schlangen in einer oben offenen 8 um einen Stab. Er ist ein<br />

ärztliches Symbol in Nord und Südamerika, Australien und im<br />

Stocknummer:<br />

73<br />

Libanon. Es handelt sich um eine handwerklich sehr gute<br />

Ausführung mit plastischer Darstellung der gespalten Zungen<br />

und den geschnitzten Augen. Auch die Schuppen der<br />

Schlangen sind deutlich herausgearbeitet. Das Elfenbein hat<br />

eine feine Patina und eine schöne Maserung. Zwischen dem<br />

Griff und dem Schuss ist ein blau und grün emaillierter golde<br />

ner? Ring montiert. Der100 cm lange Stock hat einen Schuss<br />

aus Veilchenholz mit einem Hornabsatz.<br />

145


Stocknummer:<br />

76<br />

Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit<br />

dem sehr seltenen ärztlichen Symbol der Fackel (Tag und<br />

Nacht bereit!). Diese Fackel ist in das Monogramm “HH” in<br />

tegriert. Der Knauf besteht aus Elfenbein, um dessen geraden<br />

Anteil sich eine Schlange windet. Die Höhe des Griffes ist<br />

3,4 cm und sein oberer Durchmesser 3,5 cm. Der Griff ist<br />

abschraubbar. In einer Höhlung des Schusses befindet sich<br />

eine zierliche Schere mit eingelegten Perlmuttgriffen.<br />

146<br />

Geschlossen misst sie 8,4 cm. In ihren Griffen befindet sich<br />

jeweils ein kleines scharfes Messer. Am Ende der Messerchen<br />

steht “SALMOR”. Wahrscheinlich sind mit den skalpellartigen<br />

Messern Abszesse geöffnet und mit der Schere Fäden ent<br />

fernt worden. Der Schuss besteht aus schwarz lackiertem<br />

Holz. Er hat oben eine Messingmanschette und ein<br />

Messinggewinde und endet in einer Messingzwinge. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes beträgt 88 cm.


Arztstock mit einem 4,1 cm durchmessenden Elfenbein<br />

knauf mit schön geschnitzter Äskulapschlange. Die Schlange<br />

hat ein eingelegtes zweifarbiges Glasauge. Der Knauf kann<br />

aufgeschraubt werden, um Medikamente oder auch nur<br />

Süßigkeiten für die kleinen Patienten darin unterzubringen.<br />

Zum Schuss hin befindet sich eine konische Silbermanschette<br />

mit den stark verschlungenen Initialen “EE” auf der einen<br />

Stocknummer:<br />

81<br />

Seite und einem Wappen auf der anderen Seite. Auf dem<br />

Wappenschild ist ein Tier dargestellt, wahrscheinlich ein<br />

Eber, der sich noch einmal oberhalb des Schildes findet. Der<br />

Schuss ist aus Schlangenholz und hat einen Hornabsatz. Die<br />

gesamte Stocklänge beträgt 106,5 cm. Der Stock stammt aus<br />

dem 19. Jahrhundert und kommt wahrscheinlich aus<br />

England.<br />

147


Stocknummer:<br />

84<br />

Außergewöhnlicher englischer Arztstock aus dem Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts. Der Stock hat eine sehr schwere und<br />

große gegossene L förmige Silberkrücke. Um und durch ei<br />

nen zerfurchten Ast windet sich eine Schlange. Ihr Kopf ist<br />

mit offenem Maul auf eine 18 karätige goldene Fliege ge<br />

richtet. Der Griff ist in allen seinen Teilen sauber nachzise<br />

liert. Das Ende des Griffes kann abgenommen werden und<br />

man erkennt einen dreieckigen 9 cm langen Trokart. Dieser<br />

hat wahrscheinlich zum Eröffnen von Abszessen gedient.<br />

148<br />

Silber bietet sich in diesem Fall trotz seiner Weichheit als<br />

bakteriostatisches Material an. Der Griff ist 13,5 cm breit.<br />

Die Hallmarks auf dem Griff und dem Trokart sind die von<br />

Sheffield 1909. Der Schuss besteht aus herrlich genarbtem<br />

Kongo. Der Schössling ist sicher mehrere Jahre lang wäh<br />

rend seines Wachstums liebevoll bearbeitet worden. Unten<br />

hat der Stock eine offene Metallzwinge. Die Gesamthöhe<br />

des Stockes ist 85 cm. Er befindet sich im Originalzustand.


Es handelt sich um einen sogenannten Trinkstock. Im vorlie<br />

genden Fall wahrscheinlich um einen Medikamentenstock.<br />

Nach dem Abschrauben des Griffes kann man dem oben hoh<br />

len Stock ein Vorratsgefäß mit 15 ml Fassungsvermögen und<br />

ein mit ihm durch einen Korken verbundenes kleines Glas von<br />

4 ml Inhalt entnehmen. Für etwas Alkoholisches erscheinen<br />

mir die Volumina zu klein. Für ein Medikament, wie etwa<br />

Herztropfen aus Maiglöckchen (Convalaria majalis) oder der<br />

Stocknummer:<br />

85<br />

Meerzwiebel (Bulbus scillae) wären die Proportionen aber<br />

durchaus geeignet.<br />

Der Knauf ist aus Silber getrieben, 5,5 cm hoch und mit<br />

Ranken und Blumenmotiven verziert. Eine Punzierung fehlt.<br />

Der Schuss ist aus Malakka mit einer sehr schöner Maserung.<br />

Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 91,2 cm. Er hat eine<br />

6,4 cm lange Metallzwinge. Der Stock stammt wahrscheinlich<br />

aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, vermutlich aus England.<br />

149


Stocknummer:<br />

86<br />

Wahrscheinlich französicher Arztstock aus dem Ende des<br />

19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um ei<br />

nen Systemstock. Der Schuss besteht aus einem Metallrohr<br />

und ist mit Leder bezogen. Er hat einen Durchmesser von<br />

2,3 cm. Der ebenfalls aus Metall bestehende und in seinem<br />

oberen Anteil konische Griff ist abnehmbar und oben aufklapp<br />

bar. Er stellt also ein eigenes Behältnis dar. Die Höhe des<br />

Knaufes ist 6,5 cm und der Deckel hat einen Durchmesser von<br />

3,5 cm. Auf dem zylindrischen Anteil steht “PATENT DE GOLD<br />

SCHMIDT” in drei Zeilen und darunter befindet sich ein sechs<br />

150<br />

zackiger Stern. Im Schuss befindet sich eine federnd gelagerte<br />

aufklappbare 80 cm lange Metallröhre. Vier mit Gummistopfen<br />

verschlossene Glasröhrchen sind noch vorhanden, ebenso ein<br />

4,8 cm langer metallener Tablettenbehälter. Ein fünftes<br />

Röhrchen scheint zu fehlen. Die Röhrchen sind beschriftet mit<br />

“Morphium”, “Cocain”, “Sublimat” und “Carbol”. Der untere<br />

Teil der Röhre ist leer. Wahrscheinlich waren hier weitere<br />

Behälter für Instrumente oder Spritzen. Nachforschungen ha<br />

ben ergeben, dass im Patentamt in München kein entspre<br />

chendes Patent verzeichnet ist.


Wie weit Stöcke als Unikate und nur zum Spaß und als Gag<br />

hergestellt wurden und auch noch werden, wird wohl nie<br />

endgültig ergründet werden können. Der sich in meinem<br />

Besitz befindende Curettenstock gehört in diese Kategorie.<br />

Eine Curette ist ein ärztliches Instrument, das der<br />

Frauenarzt benutzt, um damit Ausschabungen<br />

Gewebeentnahmen der Gebärmutter vorzunehmen.<br />

Böse Zungen behaupten ja deshalb auch, dass die<br />

Gynäkologen ihr Geld “zusammenkratzten”. Nun eine sol<br />

che Curette aus unserem Klinikbestand hat ein Kollege<br />

Stocknummer:<br />

88<br />

sorgfältig in mehrere Teile zerlegt. Die eine Hälfte des<br />

Handgriffes funktionierte er zusammen mit einem Stück<br />

Gummi als Zwinge um, die anderen Hälfte benutzte er als<br />

Abschluss einer Stockkrücke. Das eigentliche Instrument<br />

mit Stiel befestigte er an der Krücke und versenkte es, ähn<br />

lich einem Stockdegen, in einen ausgehöhlten<br />

Bambusschuss. Er schenkte mir das Ganze zu meinem<br />

Geburtstag, da er mich als eifrigen Stocksammler kannte.<br />

Gefertigt wurde der Stock 1977 in Heilbronn. Die<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm.<br />

151


Stocknummer:<br />

89<br />

Außergewöhnlicher Spazierstock, dessen Griff aus einer<br />

Hüftprothese aus Edelstahl besteht. Dieser wuchtige und<br />

schwere Griff hat eine Gesamtbreite von 21 cm. Die<br />

Gelenkkugel hat einen Durchmesser von 5,6 cm. Der Griff ist<br />

mittels einer Spange an eine Edelstahlhülse geschweißt, die ih<br />

rerseits am Schuss befestigt ist. Dieser besteht aus braunge<br />

färbtem Holz und hat eine abgelaufene Eisenzwinge. Die<br />

152<br />

Gesamtlänge des Stockes beträgt 85,5 cm. Er stammt aus der<br />

zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und kommt aus<br />

Deutschland.<br />

Der Stock war schon in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

in der Sammlung von Rudolf Krammig, Hanau. Es handelt sich<br />

um ein ungewöhnliches Unikat mit einem etwas makabren<br />

Einschlag.


Seltener deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert, der<br />

bei Bedarf zu einem Billardqueue umfunktioniert werden<br />

kann. Der zweiteilige Elfenbeinknauf ist aufschraubbar. Um<br />

ihn windet sich dreimal mit dem Kopf nach oben im<br />

Hochrelief eine Schlange. Er ist 7,0 cm lang und hat oben ei<br />

nen größten Durchmesser von 3,5 cm. Oben sind in<br />

Schreibschrift die verschlungenen Initialen “GJ” dargestellt.<br />

Nach dem Abschrauben des Griffes erkennt man, dass der<br />

Schuss aus einem äußerlich mit knorrigen Astabgängen ge<br />

Stocknummer:<br />

91<br />

schnitzten leicht konischen Holzrohr besteht. Er ist in ver<br />

schiedenen Brauntönen so lackiert, dass der Eindruck von<br />

Schildpatt entsteht. In ihm befindet sich der untere Anteil ei<br />

nes Billardqueues aus Obstbaumholz. In dessen oberem<br />

Abschnitt ist der Name “HOFFMANN” eingepresst. Wenn<br />

man die elfenbeinerne Zwinge abschraubt, kann hier das un<br />

tere Stück des Queues eingesetzt werden. Nun muss nur<br />

noch oben der mit Gips beschwerte Knauf wieder aufge<br />

schraubt werden und fertig ist der Billardstock.<br />

153


Stocknummer:<br />

100<br />

Englischer Phrenologenstock aus dem Anfang des<br />

19. Jahrhunderts mit einem 6,5 cm hohen Porzellangriff.<br />

Phrenologenstöcke werden solche Stöcke genannt, die als<br />

Knauf einen menschlichen Schädel mit eingezeichneten<br />

Hirnregionen nach Dr. Gall (1758 1828) haben. Die<br />

Bezeichnungen der Hirnregionen sind an der Büste in englisch<br />

er Sprache eingetragen. Dr. Gall glaubte, die menschlichen<br />

Eigenschaften seien an bestimmte Hirnregionen gebunden und<br />

könnten an der Form des Schädels abgelesen werden. Die<br />

154<br />

Stockgriffe waren also Erinnerungshilfen für den Arzt oder<br />

Medizinstudenten.<br />

Der vorliegende Griff ist aus Porzellan. Dies ist bei<br />

Phrenologen Stockgriffen extrem selten. Die meisten solcher<br />

Stöcke haben einen etwas größeren Griff aus Elfenbein. Der<br />

Kopf ist weiß und die Schrift schwarz. Zwischen Schuss und<br />

Griff befindet sich eine 1 cm breite Silbermanschette. Der<br />

Schuss besteht aus Veilchenholz mit einem schwarzen<br />

Hornabsatz. Die Gesamtlänge des ist Stockes 97 cm.


Schön geschnitzter 8 cm großer Elfenbeinknauf in Form<br />

eines haarlosen Mannes. Auf dem kahlen Kopf sind die<br />

Hirnregionen nach Prof. Dr. Gall (1758 1828) einge<br />

zeichnet. Die sonst übliche Nummerierung der einzel<br />

nen Regionen und die zugehörige Agenda am unteren<br />

Ende des Griffes fehlen. Insofern ist es ein unvollende<br />

tes Stück. Es sei denn, es wurde zu Lehrzwecken be<br />

nutzt. Es handelt sich um einen sogenannten<br />

Stocknummer:<br />

104<br />

Phrenologenstock. Studenten benutzen ihn, um die<br />

Gall'sche Schädellehre zu lernen und zu verstehen.<br />

Phrenologenstöcke sind begehrte Sammelobjekte und<br />

deshalb nur sehr selten im Handel. Der Griff stammt<br />

aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und kommt aus<br />

England. Der Schuss des Stockes besteht aus<br />

Gabunebenholz. Er hat einen Büffelhornabsatz. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes beträgt 100 cm.<br />

155


Stocknummer:<br />

106<br />

Englischer Pomanderstock aus dem Ende des 17. oder Anfang des<br />

18. Jahrhunderts. Der 3,6 cm hohe Elfenbeinknauf ist aufschraub<br />

bar. Der Deckel hat 6 Durchbohrungen. Nach dem Abschrauben<br />

des Deckels erkennt man im unteren Anteil des Knaufes eine fla<br />

che Höhlung. Diese diente zur Aufnahme von duftenden Salben<br />

und eventuell auch zur Aufnahme von Opium. Der Knauf ist mit<br />

kleinen Silbernägeln beschlagen, die kreis und girlandenförmige<br />

Muster bilden. Es ist eine typische englische Piqué Arbeit. Die<br />

Riechsalben Pomaden sollten vor üblen Gerüchen bei<br />

156<br />

Krankenbesuchen und vor allem gegen Miasmen, von denen man<br />

glaubte, dass sie Krankheiten übertragen, schützen. Zwischen dem<br />

Griffstück und einem Schuss aus gedrechseltem Palmenholz, be<br />

findet sich eine 6 mm breite Silbermanschette. Der Schuss ist im<br />

oberen Anteil durchbohrt, um eine Schlaufe hindurchziehen zu<br />

können. Die Bohrungen sind von einfachen Silberaugen kaschiert.<br />

Die Gesamthöhe des Stockes ist 85,5 cm. Der Stock befindet sich<br />

im Originalzustand. Die Zwinge fehlt. Es dürfte sich um eine<br />

Metallzwinge gehandelt haben.


Englischer Pomander oder Vinaigrette Stock aus dem<br />

18. Jahrhundert im Originalerhaltungszustand. Der pilzförmige<br />

Elfenbeingriff ist 5,3 cm hoch. An der Maserung ist zu erken<br />

nen, dass es sich um Elefanten Elfenbein handelt. Es ist eine fei<br />

ne Alterspatina vorhanden. Der "Pilzkopf"" ist gleichsam der<br />

Deckel und kann abgeschraubt werden. Auf seiner Oberfläche<br />

hat er zahlreiche radiär angeordnete Bohrungen. Im unteren<br />

Teil der Griffes erkennt man, bis in den Schuss hineinreichend,<br />

eine 7,6 cm tiefe Höhle mit einer lichten Weite von 1 cm. Hier<br />

konnte ein reagenzglasähnliches Gebilde für Duftessig oder<br />

Duftsalben eingelegt werden. Es handelt sich also sicher um ei<br />

nen Riechstock. Je nach der verwendeten Riechsubstanz wür<br />

Stocknummer:<br />

107<br />

de man ihn dann als Pomander oder Vinaigrette bezeichnen.<br />

Zwischen dem Stockknauf und dem Malakka Schuss befindet<br />

sich eine 2,5 cm breite, unten geschweifte, Silbermanschette<br />

ohne Punzierungen. Der 3/4 Malakka Schuss hat eine lebhafte<br />

und ausdrucksvolle Zeichnung. Die Gesamthöhe des Stockes<br />

beträgt 92,5 cm. Er endet in einer Messingzwinge. Riechstöcke<br />

wurden gerne von Ärzten bei ihren Krankenbesuchen getra<br />

gen, um sich gegen die üblen Gerüche in den Krankenstuben<br />

und vor den krankmachenden Miasmen zu schützen. Der<br />

Stock wurde dabei elegant in einer Hand so gehalten, dass sich<br />

der Knauf wie zufällig unterhalb der Nase befand.<br />

157


Stocknummer:<br />

109<br />

Es handelt sich um einen Pomanderstock. Der prächtige zylin<br />

derförmige Elfenbeingriff kann oben aufgeschraubt werden und<br />

dann erkennt man eine halbkugelige Vertiefung für die<br />

Riechsubstanz (Pomade). Der leicht gewölbte Deckel hat fünf<br />

sternförmige Durchbohrungen, damit die Duftstoffe ausströ<br />

men können. Der Griff ist schön gemasert und hat eine herrli<br />

che tiefgelbe Alterspatina. Das untere Griffende ist für eine<br />

158<br />

Schlaufe durchbohrt. Die Griffhöhe beträgt 10 cm, der<br />

Deckeldurchmesser ist 3,5 cm. Zwischen Griff und Schuss be<br />

findet sich eine 2 cm breite silberfarbene, wohl nicht originale,<br />

Manschette. Der Schuss ist aus fein gezeichnetem Malakka. Die<br />

Gesamthöhe des Stockes beträgt 90,5 cm. Eine Zwinge fehlt.<br />

Der Stock stammt aus England, etwa aus der Zeit von 1690.


Zweiteiliger, 17 cm langer, leicht konischer Beinknauf. Der<br />

obere Durchmesser beträgt 3 cm. Oben ist der Griff durch<br />

eine tellerförmig gedrechselte Platte aus Bein verschlossen, die<br />

sieben 4 mm große Löcher hat. Der Griff kann etwa hälftig auf<br />

geschraubt werden. Jetzt erkennt man in seinem unteren Anteil<br />

einen 7 cm tiefen und innen 2 cm durchmessenden Behälter<br />

aus Messing, der ein Außengewinde besitzt. Im oberen Teil des<br />

Griffes befindet sich eine Messingröhre mit einem<br />

Innengewinde. Der tiefe Behälter und die Durchbohrungen am<br />

oberen Ende des Knaufes sprechen für ein Vinaigrette. Dies<br />

waren Behälter, in die man Schwämmchen, die mit Duftessig<br />

getränkt waren, hineinlegte. Es ist die einfachere Ausführung<br />

Stocknummer:<br />

110<br />

der Pomander, in die man die wesentlich teureren Duftsalben<br />

füllte.<br />

Pomander und auch Vinaigrettes wurden gerne von Ärzten be<br />

nutzt, wenn sie Krankenbesuche in den oft übelriechenden<br />

Krankenstuben machten. Man hielt sich dabei den Stockknauf<br />

so vor die Nase, dass man die guten Gerüche einatmen konn<br />

te. Man glaubte auch, dass bestimmte Duftstoffe vor den<br />

Miasmen den Krankheitserregern wie, man früher meinte<br />

schützen könnten. Das vorliegende Stück hat möglicherweise<br />

einem wenig bemittelten Landarzt gehört, da es eine zwar<br />

durchaus zweckerfüllende aber einfache Ausführung ist.<br />

Vermutlich deutscher Stock aus dem 19. Jahrhundert.<br />

159


Stocknummer:<br />

111<br />

Ausgefallener deutscher Arztstock mit Pomander aus dem<br />

19. Jahrhundert. Die Gesamthöhe bis zum Schlangenkopf be<br />

trägt 97 cm. Der Schuss ist aus Nussbaumholz und hat einen<br />

dunklen Brasilhornabsatz. Die Schale und der durchbrochene<br />

Verschluss sind aus vergoldetem Messing. Die hoch aufgerich<br />

tete Schlange ist aus Eisenguss und hat eingesetzte Rubinaugen.<br />

Die Griffhöhe ist 9,5 cm. Der Name Pomander kommt von<br />

pomme d'ambre (pomum oder poma de ambra, pomambre)<br />

zu deutsch Riechapfel. In diesem Wort sind ursprüngliche Form<br />

und Verwendungszweck enthalten. Eine andere Bezeichnung<br />

für das Behältnis ist Vinaigrette. Auch dieser Name deutet auf<br />

den Inhalt hin. Bis in das 19. Jahrhundert hinein glaubte man<br />

160<br />

sich vor Krankheiten vor allem auch der Pest durch<br />

Duftstoffe schützen zu können. Ärzte hielten sich deshalb oft<br />

diskret bei ihren Krankenbesuchen den Stockknauf mit den<br />

mehr oder weniger wohlriechenden Substanzen zur Not tat<br />

es nämlich auch Essig unter die Nase. Die Duftstoffe waren<br />

tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Häufig genannt werden:<br />

Moschus auch Bisam genannt, Ambra, Zibet, Bibergeil,<br />

Rosenöl, Sandelholz, Muskat, Nelken und Styrax. Neben tieri<br />

schen Ausscheidungen sind es also ätherische Öle, wohlrie<br />

chende Harze und aromatische Gewürze und Kräuter gewe<br />

sen. Der vorliegende Knauf ist als Vinaigrette gearbeitet. Ein<br />

Schwämmchen nimmt den Riechessig auf.

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