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Am längeren Ende der goldenen Fritzkrücke des Stockes Nr. 2 ist<br />
dieser marmorartige Stein mit Goldadern eingelassen.
Symbol eines Berufsstandes<br />
Dr. med. Dieter W. Banzhaf<br />
Eigenverlag, Heilbronn 2007
Seit etwa 25 Jahren sammele, forsche und schreibe<br />
ich über Spazierstöcke. Berufsbedingt liegt ein<br />
Schwerpunkt auf der Beschäftigung mit Arztstöcken.<br />
Über Arztstöcke gibt es so gut wie keine Literatur.<br />
Von mir sind im Laufe der Jahre in mehreren<br />
Zeitschriften Artikel über Einzelgebiete erschienen.<br />
Nach meiner Kenntnis ist dies weltweit die erste größere<br />
Zusammenfassung des Wissens über Arztstökke.<br />
Eben weil es kaum Literatur über dieses Gebiet<br />
gibt, bleibt trotz eifrigen Forschens, Kombinierens und<br />
Rückschlüsseziehens sicher die eine oder andere<br />
Darstellung Spekulation. Eine Hypothese dient zu weiterem<br />
Forschen um sie zu bestätigen oder zu widerlegen.<br />
Ich glaube, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen<br />
ist, mein bisheriges Wissen weiterzugeben.<br />
Sollte jemand zu diesem Thema mehr Wissen oder Kentnisse haben, würde es mich freuen,<br />
wenn er es mir mitteilen würde. Ich lerne immer noch gerne dazu.<br />
Mir jedenfalls hat die Beschäftigung mit Spazierstöcken und insbesondere mit den<br />
Arztstöcken schon zu meinen Berufszeiten als Frauenarzt viel Spaß gemacht und füllt mich<br />
auch heute als Rentner voll aus. Bei der Erforschung der Vergangenheit bin ich immer wieder<br />
fasziniert was es alles gab und wie die Verhältnisse einst waren. Die Suche danach wird<br />
sicher bei mir nie aufhören.<br />
Heilbronn 2002<br />
Dr. med. Dieter W. Banzhaf<br />
Schweinsbergstrasse 36<br />
74074 Heilbronn
Einleitung<br />
Begriffsbestimmungen<br />
Stöcke mit ärztlichen Symbolen<br />
Schlange und Äskulapschlange<br />
Der Caduceus<br />
Andere ärztliche Symbole<br />
Ei, Kerze, Fackel, Öllampe und Maiglöckchen<br />
Ärztliche Systemstöcke<br />
Patente von Arztstöcken<br />
Phrenologenstöcke<br />
Pomander und Vinaigrette<br />
Index<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Anhang I - noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Anhang II - zum Teil neuere Bilder der beschriebenen Stöcke<br />
Seite 1<br />
Zeichnung des Stockgriffes von Stock Nr. 30<br />
7<br />
9<br />
37<br />
41<br />
43<br />
51<br />
55<br />
61<br />
68<br />
75<br />
89
Die Arbeit ist 2002 abgeschlossen worden, wurde aber aus verschiedenen Gründen nie veröffent<br />
licht. Ich habe jetzt das Ganze noch einmal durchgesehen und Fehler verbessert und 2 Anhänge da<br />
zugefügt. Einmal von Stöcken, die mir in der Zwischenzeit zur Kenntnis gekommen sind und der 2.<br />
Anhang beinhaltet neuere Abbildungen von in dieser Arbeit erwähnten Arztstöcken.<br />
Heilbronn im Herbst 2007<br />
Dr. med. Dieter W. Banzhaf
Einleitung<br />
Arztstöcke sind sicher Stöcke die Ärzten<br />
gehört haben. Den Stock einer<br />
Sammlung aber einem bestimmten<br />
Arzt zuzuschreiben ist meist unmöglich.<br />
"The Gold-Headed Cane" ist berühmt<br />
geworden und es wurde sogar<br />
ein ganzes Buch von William<br />
Macmichael im Jahre 1827 über ihn<br />
geschrieben. Er gehörte nacheinander<br />
fünf Ärzten, die alle ihre Wappen eingravieren<br />
ließen. Dieser Stock hat einen<br />
goldenen Handgriff in Form einer<br />
Fritzkrücke. Er wird heute in einem<br />
Safe im "Royal College of Physicians" in<br />
London aufbewahrt. Der erste<br />
Besitzer war John Radcliffe. Er heilte<br />
1689 William III. von seinem Asthma.<br />
Allerdings wurde er später für den Tod<br />
von Königin Mary verantwortlich gemacht.<br />
Radcliffe übergab noch zu seinen<br />
Lebzeiten den Stock an seinen<br />
Schüler und Freund Richard Mead.<br />
Der nächste Besitzer war Anthony<br />
Askew, ein Dandy und Bibliomane. Er<br />
hatte nach Meads Tod den größten Teil<br />
von dessen Bibliothek gekauft und<br />
wahrscheinlich war der Stock dabei auf<br />
ihn übergegangen.<br />
1. Die Rundkrücke ist aus drei Teilen aus Bein<br />
zusammengesetzt. Den Abschluss des Griffes<br />
bildet eine Elfenbeinplatte. Mit dem Kopf nach<br />
oben windet sich eine züngelnde Äskulap<br />
schlange dreimal um den geraden Anteil des<br />
Griffes. Der Kopf der Schlange ist durch häufi<br />
gen Gebrauch des Stockes in den Konturen et<br />
was unscharf geworden. Der übrige Griff ist<br />
noch gut erhalten. Am unteren Ende des<br />
Griffes befindet sich ein in sich selbst verschlun<br />
genes Band. Die Länge des geraden Anteils be<br />
trägt 11 cm, Die Ausladung der Krücke 10 cm<br />
. Der Schuss besteht aus abgeschliffenem<br />
Malakkarohr und hat einen Elfenbeinabsatz.<br />
Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 85 cm.<br />
Das Bild im Hintergrund zeigt den letzten<br />
Besitzer: Dr. Feilbach 1942 als Oberstabsarzt.<br />
Askew gab den Stock an William<br />
Pitcairn weiter. Pitcairn wurde zwei<br />
Jahre später Präsident des Royal<br />
College of Physicians. Er gab den Stock<br />
später seinem Neffen David Pitcairn.<br />
Dieser übergab auf dem Sterbebett<br />
den Stock an seinen Neffen Matthew<br />
Baillie. Dessen Witwe schenkte dann<br />
1823 den Stock, der viel erlebt hatte,<br />
dem "Royal College of Physicians".<br />
Hier kennt man dank des oben erwähnten<br />
Buches die Lebensläufe der<br />
aufeinander folgenden Besitzer.<br />
Anders bei dem nebenstehend abgebildeten<br />
Arztstock. Er stammt aller<br />
Wahrscheinlichkeit nach aus der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wir<br />
wissen nicht wer der Erstbesitzer gewesen<br />
ist. Die Äskulapschlange weist<br />
ihn aber eindeutig als Arztstock aus.<br />
Bevor der Stock in meine Sammlung<br />
kam, gehörte er einem Dr. Feilbach<br />
aus Bad Homburg. Von ihm gibt es<br />
auch ein Bild aus dem Jahre 1942. Er<br />
war damals während des zweiten<br />
Weltkrieges Oberstabsarzt. Dieser<br />
Stock muss also auch mehrere<br />
Besitzer gehabt haben. Außer dem<br />
Namen des letzten Besitzers ist nichts<br />
bekannt<br />
So gibt es eine ganze Anzahl von<br />
Stöcken, bei denen der Erstbesitzer<br />
zumindest namentlich bekannt ist.<br />
Meist kennen wir den Namen, weil er<br />
auf dem Griff eingraviert ist.<br />
Bei dem auf Seite 4 oben abgebildeten<br />
Stock von Lord Russell Wilkinson<br />
erinnert nichts an einen Arztstock. Das<br />
Motiv der vielen Gesichter kommt<br />
häufig vor. Nur wenn man weiß, dass<br />
er Leibarzt von König Georg VI. war,<br />
kann man den Stock als Arztstock einordnen.<br />
Diese Art Stöcke sind aber<br />
nicht der Gegenstand, über den hier<br />
berichtet werden soll.<br />
Eine andere Sorte von Arztstöcken<br />
sind die, die ein ärztliches Symbol<br />
1
2. Arztstock mit einer angedeuteten goldenen<br />
Fritzkrücke. Die Ausladung des Griffes beträgt<br />
9 cm. Am vorderen und hinteren Ende des<br />
Griffes ist je ein ovaler sehr seltener weißer<br />
Stein eingelassen, der von natürlichen<br />
Goldadern durchzogen ist. Auf beiden Seiten<br />
des Griffes finden sich Kartuschen. In der einen<br />
ist folgende Widmung: „DR. MÜLLER FROM<br />
L. DINKELSPIEL. San Francisco, January 1st<br />
1876“. Auf der anderen Seite findet sich fol<br />
gende Inschrift: „LUDWIG BLOCH 10. Juli<br />
94“. Der Griff hat ziselierte Bandverzierungen.<br />
Der Stock besitzt einen Malakkaschuss mit<br />
deutlich abgenutzter Metallzwinge. Gesamt<br />
höhe des Stockes 90,5 cm. Herkunftsland<br />
wahrscheinlich Amerika.<br />
Der Stock wurde offensichtlich im Jahre 1876<br />
von einem Herrn L. Dinkelspiel in San<br />
Francisco dem Dr. Müller dediziert. Dieser ver<br />
schenkte ihn 1894 weiter an einen Herrn<br />
Ludwig Bloch. Stöcke wurden im vorigen<br />
Jahrhundert gerne als Anerkennung für irgend<br />
welche Leistungen oder Verdienste verschenkt.<br />
3. Arztstock mit goldenem Knauf, goldenen<br />
Kordelösen und goldener Zwinge. Der Schuss<br />
ist aus Malakka. Länge des ganzen Stockes 88,7<br />
cm. Länge des Knaufes 5,5 cm und der Zwinge<br />
4,2 cm. Im Knauf sind zwei Kartuschen. Auf der<br />
einen sind ein aufgeschlagenes Kräuterbuch,<br />
ein Behältnis mit der Aufschrift „OPIA“, ein<br />
Totenkopf und eine Öllampe dargestellt. Dies<br />
sind ärztliche Symbole für die Verbundenheit<br />
mit der Natur (Kräuterbuch), für ein für frühe<br />
re Ärzte typisches Schmerzmittel (Opium), für<br />
die "moderne" anatomische Wissenschaft<br />
(Totenkopf), und für die allzeitige Bereitschaft<br />
bei Tag und Nacht (Öllampe). Das aufgeschla<br />
gene Buch könnte auch auf die Lehrtätigkeit an<br />
einer Universität hinweisen. Auf der anderen<br />
Kartusche ist eine Weintraube dargestellt.<br />
Die Trauben drücken durch die Andeutung auf<br />
das Heilige Abendmahl die mystische<br />
Anwesenheit Christi aus. Man darf also anneh<br />
men, dass der Arzt, dem der Stock einstens ge<br />
hörte, ein gottesfürchtiger und gläubiger<br />
Mensch war. Aber auch Asklepios wurde<br />
manchmal mit einer Weintraube dargestellt.<br />
Die Punzierung des Griffes könnte für<br />
Frankreich 1726 bis 1762 sprechen. Die<br />
Darstellungen in den Kartuschen sind aufge<br />
setzt und bestehen aus Gelb und Rotgold.<br />
aufweisen. Dann kommen noch die<br />
Stöcke die einem Arzt als Hilfsmittel<br />
dienten, indem sie an sich noch einen<br />
anderen Zweck hatten als nur eine<br />
Gehhilfe zu sein. Manche von ihnen<br />
hatten in ihrem Inneren einen<br />
Hohlraum für Medikamente oder<br />
Instrumente oder auch nur für<br />
Süßigkeiten für die kleinen Patienten.<br />
In diese Gruppe gehören auch die<br />
Pomander und die Phrenologenstöcke.<br />
Als Kuriosum auch einmal ein<br />
Billardstock.<br />
Es gibt noch eine Gruppe von<br />
Stöcken, die Ärzte im 18. und 19.<br />
Jahrhundert trugen, weil es sich für einen<br />
erfolgreichen Arzt so schickte.<br />
Dies waren die hin und wieder in<br />
Romanen erwähnten Stöcke mit goldenen<br />
Knäufen. Justinus Kerner<br />
schreibt in „Die Reise nach Heilbronn“<br />
von dem Besuch eines Arztes, dass<br />
dieser ihm in die Augen sah „...während<br />
er das Kinn auf dem goldenen<br />
Knopfe seines spanischen Rohres aufgestützt<br />
hielt.“<br />
Hans G. Bentz schrieb in seinem<br />
Roman “Gute Nacht Jakob“ über einen<br />
Arztbesuch anlässlich einer<br />
Krankheit in seiner Jugend: „...Der<br />
Hausarzt der einen Stock mit einem<br />
goldenen Knopf trug....“<br />
W. J. Burtscher schreibt von den Ärzten<br />
in den Städten in Amerika im ausgehenden<br />
19. Jahrhundert, dass<br />
Stöcke mit goldenen oder silbernen<br />
Knäufen zur Standardbekleidung gehörten.<br />
Diese Stöcke seien oft<br />
Geschenke von guten Freunden gewesen<br />
und der Name des Besitzers<br />
üblicherweise auf den Knäufen oder<br />
den Manschetten eingraviert.<br />
Bei G. Francesco lesen wir<br />
„...Allerdings bleiben einige den Stand<br />
des Arztes kennzeichnende Attribute<br />
bis in das 19. Jahrhundert erhalten, so<br />
vor allem der Doktorstock mit dem<br />
goldenen Knauf, der je nach dem Land<br />
verschiedene Formen und Ausführungen<br />
zeigt, ebenso wie der Stock selbst<br />
bald zierlicher, bald plumper gestaltet<br />
ist....“<br />
H. Lersch schreibt über den Stock von<br />
Dr. Eisenbarth, „...und in der Rechten<br />
(Hand) hielt er stolz nach der Sitte der<br />
Zeit den gleichfalls vergoldeten<br />
„Doctorstab“ als Zeichen seiner<br />
Würde und Bedeutung.“<br />
In seinem Buch über Ärzte schreibt<br />
Jeaffreson 1861, „...Der Stock des<br />
Arztes ist ein sehr alter Bestandteil seiner<br />
Würdenzeichen. Er ist heute außer<br />
Gebrauch, aber vor gar nicht langer<br />
Zeit wäre es keinem Arzt in den<br />
Sinn gekommen, einen Patientenbesuch<br />
ohne diesen mystischen Stab zu<br />
machen oder sich auch nur in der Öffentlichkeit<br />
sehen zu lassen. Lang wie<br />
ein Lakaienstab, glatt und lackiert, mit<br />
einem goldenen Knauf oder Quergriff<br />
am oberen Ende war er ein<br />
Gegenstand, den bis in dieses<br />
Jahrhundert hinein jeder kluge<br />
Anwärter auf den Medizinerberuf besaß....“<br />
An anderer Stelle „...dagegen<br />
musste ein Arztstock als Griff einen<br />
Knauf haben. Dieser Knauf war in frühen<br />
Zeiten hohl und enthielt eine<br />
Vinaigrette, die der gelehrte Mann sich<br />
immer unter die Nase hielt, wenn er<br />
sich einem Kranken näherte, damit die<br />
Düfte ihn vor den giftigen Ausdünstungen<br />
des Patienten schützen sollten.“<br />
Auf die goldenen Stöcke der Ärzte<br />
deutet auch die später noch beschriebene<br />
Karikatur von Hogarth aus dem<br />
18. Jahrhundert hin (siehe Seite 58)<br />
wenn er in der Unterschrift auf die „12<br />
Cane Heads Or“ hinweist.<br />
Wenn diese Stöcke oder Knäufe nicht<br />
mit Namen graviert oder einem ärztlichen<br />
Symbol versehen sind, kann<br />
man sie von "profanen" Stöcken nicht<br />
unterscheiden.<br />
3
4. Dies ist der Stock, der Lord Russell<br />
Wilkinson, dem Leibarzt von König Georg VI,<br />
gehört hat. Er war ein Geschenk des Königs.<br />
Kugelförmiger Elfenbeinknauf, plastisch mit chi<br />
nesischen Gesichtern beschnitzt. Eine Man<br />
schette ist in Form eines Schifferknotens aus<br />
Golddraht geflochten. In einer weiteren golde<br />
nen Manschette Ist der Name „RUSSELL WIL<br />
KINSON“ eingraviert. Der Schuss besteht aus<br />
Silberesche.<br />
5. Seltener Arztstock mit der Darstellung des<br />
Äskulap. Der aus dem Elfenbein geschnitzte<br />
Äskulap ist der Statue, die in Epidauros von ihm<br />
gefunden wurde, nachempfunden. Teile der<br />
Figur sind durch vielen Gebrauch abgegriffen.<br />
Höhe des Knaufes 10,5 cm. Der Schuss ist aus<br />
Ebenholz mit einer Brasilhornzwinge.<br />
Zwischen dem Knauf und dem Schuss befindet<br />
sich eine 2,3 cm breite Silbermanschette mit<br />
einer zum Teil abgewetzten Widmung: „Hrn.<br />
Proffeßor D. v. F?...sch aus Dankbarkeit gewid<br />
met E. F. Wulf“. Gesamthöhe des Stockes<br />
93,5 cm. Er stammt wahrscheinlich aus dem<br />
19. Jahrhundert und kommt aus Deutschland.<br />
6. L förmiger Griff aus 4 Beinstücken zu<br />
sammengesetzt und am Ende durch eine<br />
Elfenbeinplatte verschlossen. Im geraden Anteil<br />
ist ein knorriger Ast dargestellt, um den sich<br />
eine Schlange windet. Die Zweigabgänge sind<br />
mit eingelegtem Ebenholz besonders hervor<br />
gehoben. Der Beinring in der Mitte des gera<br />
den Griffteiles, der nach oben und unten durch<br />
einen Ebenholzring abgesetzt ist, hat folgende<br />
Umschrift: DR. E. OTT BAD ORB. Diese<br />
Inschrift mit dem Titel "DR." und die sich um<br />
den Griff windende Äskulapschlange, weist den<br />
Stock als Stock eines Arztes aus. Gleichzeitig<br />
zeigt er uns in seiner auch künstlerisch einfa<br />
chen Ausführung, dass sich Ärzte nicht immer<br />
viel leisten konnten. Auch wenn es ein<br />
Badearzt in Bad Orb war, wie in diesem Fall.<br />
Nach unten schließt der Griff mit einer ge<br />
schnitzten Gürtelschnalle, durch die eine<br />
Kordel gezogen ist, ab. Die Griffhöhe beträgt<br />
21,5 cm. Malakka Schuss und Hornzwinge.<br />
Gesamtlänge des Stockes 91 cm. Er dürfte aus<br />
der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und<br />
kommt aus Deutschland.<br />
4
Es soll hier auch nicht von den<br />
Arztstöcken von Anfang der<br />
Geschichte an die Rede sein, sondern<br />
von den Arztstöcken, die man heute<br />
noch sammeln kann. Wenn man eine<br />
Jahreszahl nennen will, so wird dies<br />
etwa ab 1700 sein. Die Stöcke, die<br />
man auf alten Reliefs, Stelen oder<br />
Bildern sehen und studieren kann,<br />
werden hin und wieder erwähnt oder<br />
in Hintergrundbildern gezeigt werden.<br />
7. Den Stock links habe ich etwa 1988 auf ei<br />
ner Spazierstockausstellung von Prof. Dr. med.<br />
Berquet in Schweinfurt aufgenommen. Er<br />
schrieb dazu: „Deutscher Arztstock aus<br />
Elfenbein um 1700, er wurde dem Arzt voran<br />
getragen.“ Um anzukündigen wer da kommt<br />
und ihm den Weg frei zu machen. Ich vermu<br />
te, dass der Griff nicht aus Elfenbein, sondern<br />
aus Bein ist.<br />
8. Kugelförmiger Silberknauf, der sich öffnen<br />
läßt. An ihm befindet sich noch ein gerader<br />
Anteil, der zur Befestigung auf dem Schuss<br />
dient. Der gerade Anteil ist kanneliert und<br />
6,6 cm lang. Der Knauf hat einen Durchmes<br />
ser von 4,5 cm. Oben auf dem Deckel ist eine<br />
leicht gewölbte Scheibe, wahrscheinlich aus<br />
Elfenbein, eingelassen. Auf ihr ist ein langstieli<br />
ger Kelch und eine sich zweimal um diesen<br />
Kelchstiel bis nach oben herumwindende<br />
Schlange dargestellt. Darunter ist in das Silber in<br />
Schreibschrift die Umschrift eingraviert: „Dr. H.<br />
Mai Trier“. Sehr schön gezeichneter<br />
Palisanderschuss mit Echthornabsatz. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes beträgt 98 cm.<br />
Herkunftsland Deutschland, vermutlich Ende<br />
des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit haben auch<br />
Ärzte das Schlangensymbol zusammen mit<br />
dem Kelch benutzt. Von amerikanischen Ärzten<br />
ist überliefert, dass sie in ihren Stockknäufen öf<br />
ters einmal Süßigkeiten für ihre kleinen<br />
Patienten hatten. Vielleicht gab es so etwas<br />
auch in Deutschland.<br />
Im Hintergrund des Bildes eine griechische<br />
Arztstele etwa 480 vor der Zeitrechnung. Sie<br />
befindet sich im Museum in Basel.<br />
5
Jaeffreson schreibt in seinem Buch<br />
über Ärzte „...Thurlow sagte am 17.<br />
Juli 1797 im Oberhaus: <br />
....Tatsache ist, dass der Chirurgenstab<br />
in ganzer Länge blau-rot-weiß<br />
umlaufend gestrichen war: blau stand<br />
für das venöse Blut, die leuchtendere<br />
Farbe für das arterielle, und der weiße<br />
Streifen sollte die Bandage symbolisieren,<br />
mit der der Arm verbunden wurde,<br />
nachdem die Nähte entfernt waren.“<br />
Mit einem Doctor-Titel auf einer<br />
Inschrift kann man ab dem Jahre 1413<br />
rechnen. Zu dieser Zeit wurde in der<br />
Universität von Paris (Facultè de Paris)<br />
der Titel docteur anstatt der<br />
Bezeichnung maître eingeführt.<br />
9. Seltener, sehr fein gearbeiteter goldener<br />
Pomander. Im Hintergrund Ausschnitt einer<br />
Kopie der Karikatur von William Hogarth über<br />
Londoner Ärzte von Hloman Bale aus der er<br />
sten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die<br />
Unterschrift zu diesem Bild lautet: „Arms of the<br />
Undertakers“. Man muß dies mit „Die Waffen<br />
der Totengräber“ übersetzen. Siehe auch<br />
Kapitel über Pomander weiter hinten.<br />
6
Begriffsbestimmung<br />
Bader: Ehemals der Besitzer und<br />
Vorsteher einer Badestube. Er übt<br />
aber wie der Barbier die einfachen<br />
chirurgischen Tätigkeiten auch als<br />
Hilfsperson eines Arztes aus.<br />
Barbier: Barbierer, ein Mann, der ein<br />
Geschäft daraus macht anderen den<br />
Bart abzunehmen. Daneben übt er in<br />
der Regel noch einfache chirurgische<br />
Tätigkeiten wie Schröpfen, Aderlassen,<br />
Operieren von Hühneraugen, Ausziehen<br />
von Zähnen oder ähnliches aus.<br />
Chirurg: Arzt der Operationen durchführt<br />
und Wunden versorgt. Der<br />
Chirurg muss im Vollbesitz des allgemeinen<br />
medizinischen Wissens sein.<br />
Feldscher: In Deutschland früher die<br />
Bezeichnung der Militärärzte. Um<br />
1890 hat nur noch die russische<br />
Armee Feldschere, welche den<br />
Lazarettgehilfen anderer Armeen entsprechen<br />
und in Fachschulen ausgebildet<br />
werden.<br />
Wundarzt: Entspricht dem Chirurg.<br />
Quacksalber: Zusammengesetzt aus<br />
quaken = laut schreien und Salber =<br />
Arzt. Früher Heilkundiger oder Arzt,<br />
der sich auf Märkten lauthals anpries.<br />
Englisch: quack.<br />
Arztstock (d.)<br />
doctor`s cane (e.)<br />
canne de médecin (fr.)<br />
bastone per medico, (da medico) (it.)<br />
10. Dieser außergewöhnliche Arztstock<br />
stammt aus Russland, den Punzen nach aus<br />
dem 19. Jahrhundert. In den geraden Anteil<br />
des silbernen Griffes ist eine ärztliche Szene aus<br />
der Pathologie oder der Anatomie eingraviert.<br />
Als ärztliches Symbol der modernen Natur<br />
wissenschaften oben als Knauf ein Totenkopf.<br />
Der darunter eingelassene Granatstein galt seit<br />
der Zeit der hl. Hildegard von Bingen als<br />
Heilstein.<br />
Literatur:<br />
Banzhaf, Dieter, Arztstöcke, Referat<br />
in München, 1988, anlässlich des 2. internatio<br />
nalen Stocksammlertreffens.<br />
Banzhaf; Dieter; Schwäche für das 3. Bein,<br />
Expertise, 1988.<br />
Banzhaf, Dieter, Mit dem Stock in der Hand,<br />
Sammler Journal Nr.4, 18. Jahrgang, 1989.<br />
Bentz, Hans G.: Gute Nacht Jakob,<br />
Fortsetzungsroman in der Heilbronner Stimme<br />
vom 15. Jan. 1983, 41. Fortsetzung.<br />
Burtscher, William J., The Romance Behind<br />
Walking Canes, Dorrance 6 Company,<br />
Philadelphia, ohne Jahreszahl.<br />
Cabanès, Docteur, Le Costume du Médecin<br />
en France, Verlag P. Longuet, Paris, ohne<br />
Jahreszahl.<br />
Francesco, Grete de, Das Kleid des Arztes in<br />
drei Jahrhunderten, Ciba Zeitschrift Juni 1934,<br />
Nummer 11, S. 371.<br />
Macmichael, William, The Gold Headed Cane,<br />
London,The Royal College of Physicians, 1968.<br />
A Facsimile of the Author’s 1827 Copy.<br />
Jaeffreson, J. Cordy, A Book about Doctors,<br />
Reprint from the English Edition, New York,<br />
Rudd and Carleton, 1861.<br />
Kerner Justinus, Ausgewählte Werke, heraus<br />
gegeben von Gunter Grimm, Philip Reclam<br />
jun., Stuttgart.<br />
Lersch, Hans, Über den Doctorstab von<br />
Johann Andreas Eisenbarth, DER STOK<br />
KSAMMLER, Nr. 24, 1997.<br />
7
8<br />
Die Stadt Schlangenbad führt heute noch die<br />
Äskulapschlange in ihrem Wappen.
Stöcke mit ärztlichen Symbolen<br />
Schlange und Äskulapstab<br />
Die Schlange als Symbol ist vieldeutig.<br />
Durch ihre Häutung und anscheinende<br />
Verjüngung steht sie für das ewige<br />
Leben. Ihr oft giftiger Biss hingegen<br />
steht für das Böse und den Tod. Wenn<br />
sich die Schlange aufrichtet und angriffslustig<br />
züngelt gilt ihr straffer und<br />
praller Leib als Phallussymbol. So signalisiert<br />
sie männliche Lebenskraft und<br />
Fruchtbarkeit. Sie verkriecht sich in die<br />
Tiefen der Erde und kommt lichtzugewandt<br />
wieder hervor, heliotrop. Sie ist<br />
Vermittlerin zwischen Himmel und<br />
Erde.<br />
11. Außergewöhnlich großer, zweiteiliger<br />
Elfenbeingriff in Form eines Ziegenhainers. Die<br />
Knauflänge beträgt 21 cm. Das obere Drittel<br />
kann abgeschraubt werden. Im mittleren<br />
Drittel ist vollplastisch eine sich um den Griff<br />
und durch zwei übereinander liegende Ringe<br />
windende Schlange dargestellt. Der Kopf der<br />
Schlange zeigt nach oben und aus dem Maul<br />
züngelt eine gespaltene Zunge. Gekonnte<br />
handwerkliche Arbeit in sehr gutem Erhal<br />
tungszustand. Feine Patina. Zum Schuss hin cir<br />
ca 1,8 cm breite, sauber gearbeitete<br />
Manschette aus Elfenbein in Form eines<br />
Gürtels. Auf dem Überschlag des Gürtels ist<br />
eine Lilie dargestellt. Außerdem findet sich auf<br />
dem Gürtel ein Name in Schreibschrift.<br />
Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen<br />
des Erstbesitzers. Er kann aber infolge starker<br />
Abnutzung nicht entziffert werden.<br />
Naturbelassener Malakkaschuss. 9,5 cm langer,<br />
wuchtiger Elfenbeinabsatz. Gesamtlänge des<br />
Stockes 87 cm. Es handelt sich um eine deut<br />
sche Arbeit aus der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts.<br />
12. Sehr schöner deutscher Arztstock aus der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Knauf<br />
ist in Form eines Ziegenhainers aus einem<br />
Walrosszahn gearbeitet. Sehr subtil ist plastisch<br />
eine sich um den Stock und durch zwei unter<br />
einander liegende Ringe windende Schlange<br />
dargestellt. Sehr schöne Maserung und feine<br />
Patina. Knaufhöhe 13,7 cm. Oben auf dem<br />
Knauf ist das Monogramm “WK” und die<br />
Jahreszahl 1865. Zum Schuss hin folgt eine<br />
8 mm breite Manschette aus Elfenbein, die ei<br />
nen Gürtel darstellt. Der Schuss besteht aus<br />
2/3 Malakka, die Zwinge aus Elfenbein. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes ist 87,3 cm.<br />
9
Sie gilt außerdem als listig, verführerisch,<br />
räuberisch und falsch. Vor allem<br />
aber wohl das breite Spektrum zwischen<br />
ewigem Leben und Tod, zwischen<br />
Himmel und Erde hat sie überall<br />
und zu allen Zeiten zum Symbol<br />
der Medizinmänner, Heiler und Ärzte<br />
werden lassen. Die Schlange als<br />
Arztsymbol ist deshalb sicher auch<br />
multizentrisch.<br />
Es ist also sicher falsch, Äskulap mit seinem<br />
Schlangenstab als den Ursprung<br />
der Schlangensymbolik in der Medizin<br />
anzusehen. Aber für unseren Kulturkreis<br />
dürfte es schon stimmen. Irgendwo<br />
muss man eben einen Anfang machen.<br />
Ikonographisch kennen wir also<br />
den Schlangenstab seit ca. 2500<br />
Jahren. Die Bezeichnung “Äskulapstab”<br />
scheint dagegen erst Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts aufgekommen zu sein. Es<br />
soll uns auch im Zusammenhang mit<br />
den Arztstöcken weniger interessieren,<br />
wie nun Äskulap zu seinem Stock<br />
mit der Schlange kam, und ob er wirklich<br />
ein originärer griechischer Gott<br />
war oder nur eine Erfindung der<br />
Priester von Epidauros.<br />
Aus dem mythischen Dunkel taucht so<br />
im 4. Jahrhundert v. Chr. der griechische<br />
Asklepios auf den Schlangenstab<br />
gestützt in der darstellenden Kunst auf.<br />
Sei es nun in Form von Plastiken oder<br />
Reliefs oder aber auch auf antiken<br />
Münzen. Manchmal streichelt oder<br />
füttert Asklepios auch die Schlange. Er<br />
befindet sich auch oft in Gesellschaft<br />
seiner Tochter Hygieia. In Rom wandelt<br />
er sich zu Aesculapius und seine<br />
Tochter zu Salus.<br />
13. Es handelt sich um einen ähnlichen Stock<br />
wie auf der vorhergehenden Seite beschrie<br />
ben. Der Griff ist in diesem Fall 20 cm hoch<br />
und besteht aus einem Stück Elfenbein. Die<br />
Ähnlichkeit der Ausführung legt den Schluss<br />
nahe, dass diese Art von Stöcken, bei denen<br />
sich die Schlange durch 2 Ringe windet, alle aus<br />
der gleichen noch unbekannten Werkstatt<br />
kommen. Die Bedeutung der zwei Ringe ist<br />
zur Zeit noch nicht geklärt.<br />
10
Im Laufe der Zeit wurde die Schlange<br />
entweder um den Stab geschlängelt<br />
oder auch frei, nicht an den Stab gebunden,<br />
zum eigentlichen Symbol des<br />
Äskulap.<br />
14. Ein deutscher Medizinstudentenstock aus<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der<br />
Knauf aus Elfenbein ist als Ziegenhainer gestal<br />
tet. Der Griff ist etwa 10 cm hoch. Um ihn und<br />
durch zwei Ringe windet sich eine züngelnde<br />
Schlange. Es handelt sich um eine saubere<br />
handwerkliche Arbeit. Zwischen dem Griff und<br />
dem Ebenholzschuss befindet sich eine circa<br />
3 cm breite silberne Manschette mit einer<br />
Widmung und der Jahreszahl (18)97 / (18)98.<br />
Den Abschluss nach unten bildet eine eiserne<br />
Zwinge. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />
91 cm.<br />
15. Der Knauf besteht aus Walrosszahn. Er ist<br />
zweiteilig in Form eines Ziegenhainers. Höhe<br />
des Knaufes 15,5 cm. Vollplastisch windet sich<br />
eine Schlange um den Knauf und durch 2<br />
Halteringe. Der Kopf zeigt nach oben. Sehr fei<br />
ne gekonnte Arbeit. Der Stock kommt aus<br />
Deutschland, wahrscheinlich aus Süddeutsch<br />
land, und stammt aus der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts. Der Schuss besteht aus<br />
Ebenholz und hat einen Absatz aus Büffelhorn.<br />
Zwischen Knauf und Schuss befindet sich eine<br />
1,5 cm breite Messingmanschette.<br />
16. Griff und Schuss sind bei diesem Stock aus<br />
Buchsbaumholz geschnitzt. Der untere Anteil<br />
des Griffes ist durch aufgeleimte Bretter auf bei<br />
den Seiten verdickt worden, damit genügend<br />
Material zum Schnitzen der vollplastischen Figur<br />
vorhanden war. In diesem Anteil ist eine sich<br />
durch 2 Ringe windende Schlange dargestellt.<br />
Deutlich sind bei dieser Schlange die hochste<br />
henden Augen, ein sehr breites Maul mit brei<br />
ter Zunge und auf dem Kopf eine fast kammar<br />
tige Schuppendarstellung zu erkennen. Die<br />
Stöcke 11 bis 16 weisen alle ähnliche Merk<br />
male auf, so dass man annehmen muss, dass sie<br />
alle aus der gleichen Werkstatt kommen. Ein<br />
aus Holz geschnitzter Arztstock ist jedoch äu<br />
ßerst selten. Der Griff ist in seinem oberen Teil<br />
L förmig, geschwungen und etwas an ein<br />
Geweih erinnernd. Zu diesem Eindruck tragen<br />
auch die auf die Enden aufgesetzten<br />
Elfenbeinpartien bei. Der Griff ist circa 21 cm<br />
lang und 10 cm breit. Zwischen ihm und dem<br />
Schuss ist eine 1,1 cm breite Beinmanschette<br />
montiert. Der lange Absatz ist aus Bein. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 89,7 cm.<br />
Auch dies eine Arbeit aus der Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts. Die Stockmacherwerkstatt hat<br />
wahrscheinlich in Süddeutschland gestanden.<br />
Die verschieden wertvollen Materialien und die<br />
Größe der Griffe spiegelt auch ein wenig die<br />
Einkommensverhältnisse der verschiedenen<br />
Ärzte wider. Wir werden dieser Tatsache im<br />
mer wieder begegnen.<br />
11
17. Sehr edler Arztstock mit einem zierlichen,<br />
schön gemaserten Schildpattgriff mit birnenför<br />
migem Knauf. Oben auf dem Knauf sind die in<br />
einander verschlungenen Initialen JG in Gold<br />
erhaben aufgebracht. Eine goldene Schlange<br />
windet sich mit dem Kopf nach oben dreimal<br />
um das obere Ende des Griffes. Dem Schuss<br />
zu bildet ein 3,5 mm breiter Goldring den<br />
Übergang. Die Gesamthöhe des Griffes beträgt<br />
17,5 cm. Feiner, dunkelbrauner Schlangenholz<br />
schuss mit Hornzwinge. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes ist 92,5 cm. Es handelt sich um eine<br />
meisterliche französische Arbeit aus dem<br />
19. Jahrhundert. Dieser Stock war weniger<br />
zum Stützen als zum Flanieren und<br />
Demonstrieren, wer man ist, gedacht. Dafür<br />
spricht auch, dass der Betrachter die Schlange<br />
(Äskulapschlange) sieht, wenn der Besitzer die<br />
Initialen lesen kann. Den Stock hat man vor sich<br />
her getragen oder tragen lassen.<br />
18. Stock im Originalzustand um 1800 aus<br />
England. 10 cm hoher Elfenbeinknauf in her<br />
vorragender handwerklicher Verarbeitung mit<br />
einer feinen Patina. Plastisch dargestellt ist eine<br />
sich mit dem Kopf nach oben um einen Baum<br />
stamm windende Schlange. Ein Eichenzweig<br />
mit Blättern und Eicheln schlingt sich ebenfalls<br />
um den Stamm. Die Schlange hält diesen<br />
Zweig in seinem oberen Anteil im Maul. Den<br />
Abschluss des Knaufes nach unten bilden 4 ste<br />
hende Akanthusblätter. Der Schuss besteht aus<br />
einem durchgehenden echten, gelblichen<br />
Malakkarohr. Bronzezwinge mit Eisenabsatz.<br />
Die Gesamtlänge des Stockes ist 96 cm.<br />
Hier ist wieder die Äskulapschlange als Arzt<br />
symbol. Sie ist ebenso wie die Eiche, die<br />
Eicheln und die Akanthusblätter auch ein<br />
Symbol des Lebens und der Unsterblichkeit.<br />
Die Schlange mit dem Eichenzweig im Maul<br />
lässt an die Szene im Gilgamesch Epos denken,<br />
in dem die Schlange das gerade von<br />
Gilgamesch aus dem Urmeer heraufgeholte<br />
Kraut des ewigen Lebens stiehlt, frisst und un<br />
sterblich wird. Die Symbole passen gut zu ei<br />
nem Arzt.<br />
19. Zweiteiliger Elfenbeingriff. Oben eine ge<br />
drechselte Kugel mit einem Durchmesser von<br />
circa 3,6 cm. Auf dem geraden 12 cm langen<br />
Anteil des Griffes ist erhaben eine mehrfach um<br />
sich selbst und um den Griff windende Schlange<br />
dargestellt. Der züngelnde Schlangenkopf sieht<br />
nach oben. Im Bereich des Schlangenkopfes sind<br />
deutliche Abnutzungsspuren vorhanden. Die<br />
Schuppung der Schlange ist gut erhalten. Der<br />
Schuss besteht aus fein gemasertem<br />
Riopalisander. Die Zwinge ist aus Elfenbein. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes ist 98,5 cm. Er<br />
stammt wahrscheinlich aus Deutschland und ist<br />
in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />
12
Äskulapstatue aus der Eremitage. Die<br />
Schlange windet sich um eine Keule.<br />
Schlangenrelief. In diesem Fall ein Weihrelief<br />
für Zeus Melichios. Gefunden in der Nähe<br />
des Hafens Zea.<br />
6. Der Stock des „DR. E. OTT aus BAD<br />
ORB“ wurde weiter vorne schon näher be<br />
schrieben. Er ist eines der Beweismittel, dass<br />
es sich bei solchen Schlangenstöcken um<br />
Stöcke von Ärzten gehandelt hat. Nur ein klei<br />
ner Teil der Stöcke war mit Titel und Namen<br />
gekennzeichnet. Offensichtlich reichte das<br />
Schlangensymbol schon aus, um den Träger<br />
als Arzt zu kennzeichnen.<br />
Kommen wir von der Antike im Mittelmeerraum<br />
zur Neuzeit. Im 16. Jahrhundert<br />
taucht der isoliert dargestellte<br />
Äskulapstab wieder auf. Vom 18.<br />
Jahrhundert an erscheint er immer<br />
häufiger als ärztliches Symbol. In der<br />
Jetztzeit ist er auch von der Weltgesundheitsorganisation<br />
übernommen<br />
worden und gilt jetzt weltweit als<br />
Piktogramm für ärztliche Dienste.<br />
Bei den Arztstöcken mit Äskulapschlangen<br />
windet sich diese häufig in mehreren<br />
Windungen um den geraden Anteil<br />
des Griffes oder um den Griff selbst.<br />
Der Griff wird somit zum Stab, um den<br />
sich die Schlange herumwindet. Im allgemeinen<br />
schlängelt sie sich mit dem<br />
Kopf nach oben herum. Aber wie<br />
schon auf den antiken Darstellungen<br />
kommt die Schlange auch vom Stab<br />
getrennt, dann meist als Knäuel, vor.<br />
Die letzte Sicherheit, dass es sich um<br />
einen Arztstock handelt, hat man,<br />
wenn noch der Dr.-Titel, besser noch<br />
Dr. med. und der Name auf dem Griff<br />
oder auf der Manschette zwischen<br />
Griff und Schuss angegeben sind. Da<br />
es solche Stöcke tatsächlich gibt, darf<br />
man für ähnlich gearbeitete Stücke im<br />
Analogieschluss annehmen, dass auch<br />
sie Stöcke von Ärzten waren.<br />
Noch etwas für ängstliche Naturen.<br />
Bei der Äskulapnatter im zoologischen<br />
Sinn handelt es sich um eine ein bis<br />
zwei Meter lange dunkelbraune<br />
Baumschlange. Sie ist ungiftig, gutartig<br />
und leicht zähmbar. Sie ist in Süd- und<br />
Südosteuropa heimisch und wurde mit<br />
dem Äskulapkult von den Römern<br />
auch nach Deutschland gebracht. Hier<br />
findet man sie noch vor allem in<br />
Schlangenbad, aber auch in Hirschhorn,<br />
Lörrach und Passau. In den Tempelbezirken<br />
des Asklepios, in den sogenannten<br />
Asklepieia, in Epidauros, auf<br />
der Insel Kos oder in Pergamon in<br />
Kleinasien und auf der Tiberinsel in<br />
Rom, um nur einige zu nennen, befanden<br />
sich hunderte dieser Äskulapnattern,<br />
Elaphe longissima, und wurden<br />
dort gefüttert.<br />
13
20. Beschnitzter Elfenbeinknauf mit einem<br />
Durchmesser von 4,4 cm. In engen Ringen<br />
windet sich eine Schlange um den Knauf. Der<br />
züngelnde Kopf befindet sich oben. Schuppen<br />
und Rückenzeichnung des Tieres sind subtil<br />
herausgearbeitet und braun eingefärbt. Diese<br />
Art des Aufrollens einer Schlange ist künstle<br />
risch frei gestaltet und wurde durch den kugeli<br />
gen Knauf bedingt. Dem Schuss zu geht der<br />
Knauf in einen geraden Anteil von 1,5 cm<br />
Höhe und einem Durchmesser von 2,4 cm<br />
über. Auf ihm ist der Titel und der Name des<br />
Erstbesitzers eingeschnitten. DR. MED. J.<br />
JENS. Es ist selten, dass man einen Stock mit<br />
Äskulapschlange auch mit dem Namen und<br />
Titel des Besitzers findet. Dieser Stock ist ein<br />
Beweis dafür, dass die Schlange, auch ohne<br />
sich um einen Stab zu winden, von Ärzten als<br />
Symbol und Standeszeichen auf ihren Stöcken<br />
benutzt wurde. Sehr ausdrucksvoller und fein<br />
gemaserter Buchsbaumschuss mit Elfenbein<br />
absatz. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />
trägt101 cm. Der Stock kommt aus<br />
Deutschland aus dem 19. Jahrhundert.<br />
21. L förmiger Elfenbeingriff mit einer Ausla<br />
dung von 11 cm. Um die eigentliche Handhabe<br />
windet sich eine Schlange. Rechts neben dem<br />
Schlangenkopf ein Monogramm mit den ver<br />
schlungenen Buchstaben “KJC”. Im oberen<br />
Anteil des “K” glaubt man noch ein quergestell<br />
tes kleines “v” zu erkennen. Der Griff weist<br />
eine sehr schöne Alterspatina auf. Er zeigt deut<br />
liche Abnutzungsspuren. Zum Schuss hin ein<br />
0,5 cm breiter Elfenbeinring. Herrlich gemaser<br />
ter Palisanderschuss und langer Elfenbeinab<br />
satz. Gesamtlänge des Stockes 88 cm. Der<br />
Griff stammt aus der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts und kommt mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit aus Deutschland.<br />
14
22. Gediegener englischer Arztstock aus dem<br />
Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts. 10,5 cm<br />
langer, leicht konischer Knauf aus einem<br />
Walrosszahn mit einem oberen Durchmesser<br />
von 3,3 cm. Um diesen Knauf und brezelför<br />
mig durch sich selbst hindurch, windet sich mit<br />
dem Kopf nach oben eine Schlange. Die<br />
Schlange ist aus dem Walrosszahn plastisch her<br />
ausgearbeitet. Der Griff hat leichte Altersrisse<br />
und eine schöne Patina. Gesamthöhe des Stok<br />
kes 91cm. Der Absatz besteht aus Elfenbein,<br />
der Schuss aus einem wunderschön gemaser<br />
ten ganzen Malakkarohr. Der Griff liegt sehr gut<br />
in der Hand und wurde offensichtlich häufig ge<br />
braucht, denn der Schlangenkopf zeigt deutli<br />
che Abnutzungsspuren. Hier lag beim Gehen<br />
der Daumen der rechten Hand auf. Der Stock<br />
wurde so getragen, dass der Entgegenkom<br />
mende die Schlange erkennen konnte.<br />
23. Dreiteiliger Beingriff in L Form von außer<br />
gewöhnlicher Größe. Er besitzt eine Abschluss<br />
platte aus Bein und am geraden Ende einen<br />
schmalen Beinring. Dargestellt ist plastisch eine<br />
Schlange, die sich mit dem Kopf nach oben<br />
dreimal um den geraden Anteil schlängelt.<br />
Zwei eingelegte rote Glasaugen leuchten bei<br />
Sonneneinstrahlung auf. Der Kopf zeigt deutli<br />
che Abnutzungsspuren. Einfache aber durchaus<br />
ansprechende Arbeit. Schöne Patina. Länge des<br />
Griffes 20 cm. Ausladung 10 cm. Am Übergang<br />
zum Schuss aus Halbmalakka befindet sich eine<br />
schmale Metallmanschette. Der Stock hat ei<br />
nen Elfenbeinabsatz aus neuerer Zeit. Gesamt<br />
höhe des Stockes 89 cm. Der Stock dürfte aus<br />
der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und<br />
aus Deutschland kommen.<br />
Ähnliche Stockgriffe gibt es recht häufig. Die<br />
hier vorliegende Größe ist aber sehr unge<br />
wöhnlich. Ob diese Größe des Stockgriffes et<br />
was über die Stellung des Arztes innerhalb der<br />
Ärzteschaft aussagt, bleibt zunächst reine<br />
Spekulation.<br />
24. L förmiger, dreiteiliger Beingriff mit einer<br />
Abschlussplatte aus Bein. Auf dem geraden<br />
Anteil des Griffes ist eine sich viermal mit dem<br />
Kopf nach oben um den Griff windende<br />
Schlange dargestellt. Der Kopf ist aufgerichtet<br />
und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Mögli<br />
cherweise waren ursprünglich auch hier Glas<br />
augen eingelegt. Am unteren Ende des Griffes<br />
eine gürtelförmige Verzierung. Feine Patina<br />
durch Alter und langen Gebrauch. Zum Schuss<br />
hin ein schmaler Metallring. Der Schuss besteht<br />
aus nicht entrindetem Haselnussholz und hat<br />
eine Metallzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />
81,5 cm. Die Ausmaße des Griffes sind 8,5 x<br />
18,3 cm. Der Stock befindet sich im Original<br />
zustand. Wenn man den Schlangenkopf be<br />
trachtet, erkennt man eine Ähnlichkeit mit dem<br />
bei Stock Nr. 23 beschriebenen Stockgriff.<br />
Wahrscheinlich kommen beide Griffe aus der<br />
gleichen Werkstatt. Deutschland, 19. Jh.<br />
15
25. L förmiger Elfenbeingriff in Form eines<br />
Astes. Um ihn windet sich eine züngelnde<br />
Schlange von dem unteren Griffteil bis zum<br />
Griffende. Sie hat ein eingelegtes Rubinauge.<br />
Leichte Abnutzungsspuren und altersbedingte<br />
sehr schöne Patina. Die Schuppen der Schlange<br />
sind sehr fein herausgearbeitet. Der Griff ist<br />
9 cm lang und hat eine Ausladung von 6,5 cm.<br />
Der Stock hat einen Riopalisanderschuss mit<br />
Elfenbeinbsatz. Zwischen Schuss und Griff be<br />
findet sich eine schmale Silbermanschette. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 89 cm. Er<br />
dürfte aus dem 19. Jahrhundert stammen und<br />
aus Deutschland kommen.<br />
26. Dieser Stock ist sehr ähnlich dem vorher<br />
gehend beschriebenen. Um einen L förmigen<br />
Elfenbeingriff in Form eines Astes windet sich<br />
eine Schlange. Der Griff zeigt deutliche<br />
Gebrauchsspuren. Die Schlange hat ein<br />
schwarzes Glasauge. Der Griff besitzt eine<br />
herrliche Patina. Der Schuss ist aus Wenge und<br />
hat einen Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss<br />
und Griff ist ein goldfarbiger Ring montiert. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes ist 81,7 cm. Die<br />
Ausladung des Griffes beträgt 5 cm, die Höhe<br />
9 cm. Auch dieser Griff stammt aus dem<br />
19. Jahrhundert und kommt aus Deutschland.<br />
27. L förmiger, zweiteiliger, leicht geschwunge<br />
ner Beingriff. Um den unteren Abschnitt des<br />
geraden Griffanteils windet sich mit dem Kopf<br />
nach oben dreimal eine Schlange herum. Sie<br />
hat eingelegte Rubinaugen. Der Schlangenkopf<br />
und auch zum Teil die Zeichnung der Schlange<br />
zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Sehr feine<br />
altersbedingte bräunlich gelbliche Patina. Der<br />
Griff hat eine Länge von 12 cm. Zum Schuss<br />
hin 1,5 cm breite goldfarbene Manschette.<br />
Der Schuss besteht aus Makassarebenholz und<br />
hat einen Echthornabsatz. Gesamtlänge des<br />
Stockes circa 95 cm. Der Griff stammt aus dem<br />
19., möglicherweise auch aus dem 18. Jahr<br />
hundert und kommt aus Deutschland.<br />
16
28. Langer beschnitzter Elfenbeingriff. Es ist<br />
eine sich mit dem Kopf nach oben zweimal um<br />
den Griff windende Schlange im Halbrelief dar<br />
gestellt. Es ist ein typischer Äskulapstab darge<br />
stellt. Der Griff ist leicht konisch nach unten hin<br />
zulaufend. Die Schlange ist etwas bräunlich ein<br />
gefärbt. Das Elfenbein hat eine feine gelbliche<br />
Patina. Abnutzungsspuren im Bereich des<br />
Schlangenkopfes. Der Griff ist circa 19 cm lang.<br />
Der obere Durchmesser beträgt 1,7 cm, der<br />
untere 1,5 cm. Zwischen Griff und Schuss be<br />
findet sich eine 3,6 cm breite Silbermanschette<br />
mit den Initialen “DB”. Der Schuss besteht aus<br />
Ebenholz und hat einen Elfenbeinabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm. Der<br />
Griff dürfte aus dem 19. Jahrhundert stam<br />
men. Er kommt wahrscheinlich aus<br />
Deutschland.<br />
29. Ein zierlicher Arztstock, dessen Besitzer<br />
klein gewesen sein muss. Wahrscheinlich hat er<br />
einer Ärztin gehört. Die Verspieltheit der<br />
Motivgestaltung könnte in diese Richtung deu<br />
ten. Der Griff besteht aus einem 20 cm langen,<br />
nach unten konisch zulaufenden Elfenbein<br />
knauf. Um ihn und einmal durch sich selbst,<br />
windet sich eine Schlange nach oben. Das Maul<br />
ist weit aufgerissen. Die Zähne und eine lange<br />
Zunge sind zu sehen. Die Schuppung ist sehr<br />
gut herausgearbeitet. Auf dem Kopf eine Ver<br />
zierung, die an einen Federbusch erinnert.<br />
Diese Art der Schlangendarstellung findet man<br />
häufiger im süddeutschen Raum. Teils um die<br />
Schlange, teils um den Griff, ist ein Band ge<br />
schlungen und zu einer Schleife gebunden.<br />
Den Abschluss zum Schuss hin bildet ein brei<br />
ter aus Elfenbein geschnitzter Gürtel mit<br />
Gürtelschnalle. Es handelt sich um eine sehr<br />
elegante Darstellung der Äskulapschlange in<br />
perfekter handwerklicher Arbeit. Sehr feine<br />
Patina. Malakkaschuss mit Elfenbeinabsatz. Ge<br />
samthöhe des Stockes 80,6 cm. Er stammt aus<br />
dem 19. Jahrhundert, wohl aus Deutschland.<br />
30. 14 cm langer gegossener Silbergriff aus der<br />
frühen Jugendstilzeit. Dargestellt ist eine sich<br />
zweimal mit dem Kopf nach oben um einen<br />
Stab herumwindende Schlange. Auf der Spitze<br />
des Griffes befindet sich eine Artischocke. Man<br />
geht wohl nicht fehl, wenn man die Artischocke<br />
als Phallussymbol ansieht. Ob hier die Schlange<br />
den Sündenfall darstellen soll, ist unklar. Es ist<br />
aber auch möglich, dass es sich um eine Äsku<br />
lapschlange handelt. In diesem Fall würde es<br />
sich um einen Arztstock handeln. Jedenfalls ist<br />
es eine ausdrucksstarke Arbeit. Der Griff<br />
stammt wahrscheinlich aus einer Silberwaren<br />
fabrik aus Schwäbisch Gmünd. Er ist mit Krone,<br />
Halbmond und 800 gestempelt. Der Schuss<br />
besteht aus Palisanderholz und hat einen Echt<br />
hornabsatz. Gesamtlänge des Stockes 104 cm.<br />
30A. Die bronzenen Schleuder Gussformen<br />
des beschriebenen Griffes.<br />
17
31. L förmiger Griff eines Arztstockes. Die<br />
Sprosse eines Rehgehörns mit Auge ist teil<br />
weise mit Sterlingsilber überzogen. Auf diesen<br />
silbernen Überzug ist eine sich zweimal um<br />
den Griff windende Schlange mit Kopf nach<br />
oben und zum Griffende aufgelötet. Wahr<br />
scheinlich ist das Silber auf das Gehörn elektro<br />
lytisch aufgebracht. Dafür spricht die sehr gute<br />
Anpassung des Silbers an die Unebenheiten<br />
des Gehörns, und dass es fast vollständig an<br />
liegt. Auch mit feinster Sonde sind keine<br />
Unterschneidungen zu tasten. Die Schlange<br />
konnte nach dem Überziehen des Griffes mit<br />
Silber ohne Schwierigkeiten aufgelötet werden.<br />
Der Griff ist 12 cm lang und trägt den Stempel<br />
„STERLING.“ Der Palisanderschuss hat einen<br />
kleinen angedrechselten Übergang zum Griff<br />
hin. Den Abschluss nach unten bildet ein dunk<br />
ler Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 94 cm. Der Stock kommt aus<br />
Nordamerika und stammt aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts.<br />
32. Ovaler, unten konisch zulaufender<br />
Elfenbeinknauf von 5,6 cm Höhe und einem<br />
oberen größten Durchmesser von 3,8 cm. Von<br />
der Oberfläche windet sich um den Knauf,<br />
halbreliefartig dargestellt, eine Schlange. Die<br />
künstlerisch geschickt angeordneten<br />
Windungen vermitteln einen sehr hübschen<br />
Gesamteindruck. Es handelt sich um eine sehr<br />
saubere und sorgfältige Arbeit. Das Elfenbein<br />
hat eine äußerst feine Maserung und zeigt eine<br />
leichte Patina. Zwischen dem Knauf und dem<br />
Grenadineholzschuss befindet sich eine<br />
1,1 cm breite Metallmanschette. Der Schuss<br />
hat einen Brasilhornabsatz. Der Knauf dürfte<br />
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen.<br />
Möglicherweise aus Deutschland.<br />
33. L förmiger Griff aus dem Wurzelanteil eines<br />
Kastanienschösslings. Er ist teilweise mit Silber<br />
blech überzogen. Eine sich um den Griff win<br />
dende Schlange ist aufgesetzt. Der Schriftzug<br />
„Geo“ in Schreibschrift und Blüten, die wie<br />
Edelweiß aussehen und Gebilde, die an einen<br />
Oktopus erinnern, wenn auch nur mit meist 7<br />
Tentakeln, sind herausgetrieben. Der Schuss<br />
besteht aus einem Eichenschössling. Der<br />
Absatz ist aus bräunlichem Brasilhorn. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm. Es ist<br />
eine schöne Handarbeit wohl aus dem<br />
19. Jahrhundert aus Nordamerika. Dieser<br />
Stock ähnelt dem Stock Nr. 31, ist aber auf<br />
eine andere Art hergestellt. Während bei dem<br />
Stock Nr. 31 das durchbrochene Silberkleid des<br />
Griffes elektrolytisch aufgebracht wurde, ist bei<br />
diesem Stock Silberblech um den Griff herum<br />
gearbeitet und aufgehämmert worden und dar<br />
auf wude die Schlange, die auf einem schmalen<br />
Silberband gearbeitet ist, aufgelötet. Wenn man<br />
die sehr ähnlichen Schlangenköpfe betrachtet,<br />
kann man vermuten, dass beide Stöcke aus der<br />
gleichen Werkstatt kommen.<br />
18
34. Arztstock mit einer elfenbeinernen<br />
Fritzkrücke. Dargestellt ist eine Schlange, die<br />
sich um und durch einen Ast windet.<br />
Anatomisch gesehen ist die Schlange für ihre<br />
Größe zu kurz. Die Augen sind vertieft darge<br />
stellt und geschwärzt. An den Griffenden sind<br />
die Jahresringe und Risse des Astes dargestellt.<br />
Das Elfenbein ist schön gemasert und hat eine<br />
prächtige dunkle Patina. Der Griff dürfte aus der<br />
1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Er<br />
kommt aus Deutschland. Zwischen Griff und<br />
Schuss eine 3 cm breite silberne oder versil<br />
berte Manschette, auf der sich das Astmotiv<br />
wiederholt. Der Schuss ist aus nur wenig ge<br />
masertem Schlangenholz mit einem Absatz aus<br />
hellem Büffelhorn. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes ist 93 cm. Die Ausladung des Griffes<br />
beträgt 12 cm.<br />
35. Seltener L förmiger Griff aus Eisen in Form<br />
eines Rehgeweihes, um dessen senkrechten<br />
Anteil sich zweimal eine züngelnde Schlange<br />
mit dem Kopf nach oben herumwindet. Der<br />
Eichenholzschuss schließt direkt an den Griff<br />
an. Bei der sich zweimal um einen Stab her<br />
umwindenden Schlange dürfte es sich um eine<br />
Äskulapschlange handeln. Figürliche Griffe aus<br />
Eisen sind entweder selten angefertigt worden<br />
oder nur selten erhalten. Der Stock dürfte aus<br />
der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert stam<br />
men und aus Deutschland kommen. Ich habe<br />
den Stock vor Jahren in einer Privatsammlung<br />
in Hanau Steinheim fotografiert.<br />
36. Zweiteilige L förmige, leicht geschwungene<br />
Elfenbeinkrücke. In der unteren Hälfte des ge<br />
raden Anteils ist vollplastisch eine züngelnde<br />
Schlange mit weit aufgerissenem Maul darge<br />
stellt. Sie windet sich durch sich selbst und bil<br />
det eine angedeutete 8. Der Kopf ist nach oben<br />
gerichtet. Der Griff hat eine feine altersbeding<br />
te Patina. Es ist ein zierlicher Griff und ein klei<br />
ner Stock. Die Länge des Griffes beträgt<br />
9,5 cm, die Gesamtlänge des Stockes 88 cm.<br />
Ein kleines Stück des Schlangenschwanzes<br />
scheint zu fehlen. Im Bereich der Schlange<br />
deutliche Abnutzungsspuren. Hier ist der Stock<br />
wohl häufig gehalten worden. Man kann sich<br />
gut vorstellen, dass man mit dem unteren Teil<br />
des Stockes, wenn man ihn oben am Griff hält,<br />
an die Türen klopfen konnte, um seine Visite<br />
anzumelden. Am Übergang zum Schuss aus<br />
Kirschholz ist eine circa 9 mm breite Messing<br />
manschette. Den Abschluss des Schusses nach<br />
unten bildet ein Hartgummiabsatz. Schuss und<br />
Absatz wurden später erneuert. Sehr schönes<br />
Beispiel eines deutschen Arztstockes aus dem<br />
19. Jahrhundert. Möglicherweise ist er aber<br />
auch älter.<br />
19
Die Machart, die Stilrichtung und ab<br />
und an eine eingravierte Jahreszahl geben<br />
einen Hinweis auf die Entstehungszeit<br />
der Stöcke. Die meisten erhaltenen<br />
Stöcke dürften aus dem 19.<br />
oder Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
sein. Wenige Arztstöcke sind aus dem<br />
späten 17. oder 18. Jahrhundert erhalten.<br />
Die Pomander und ein Teil der<br />
Stöcke mit goldenen Knäufen stammen<br />
aus dieser frühen Zeit. Die<br />
Stöcke mit ärztlichen Symbolen stammen<br />
meist aus dem 19. und 20.<br />
Jahrhundert.<br />
32. Deutscher Stock mit einem Silbergriff mit<br />
linsenförmigem Knauf. Dieser ist auf der<br />
Oberfläche mit einem großen Monogramm<br />
“FK” unter einer fünfzackigen Krone graviert.<br />
Um den geraden, zylindrischen Teil des 10 cm<br />
hohen Knaufes windet sich dreimal eine Schlange<br />
mit dem Kopf nach oben herum und bildet so ei<br />
nen typischen Äskulapstab. Sie ist handgetrieben<br />
und fein ziseliert, der Kopf hat kleine mit<br />
Rubinen eingesetzte Augen. Der Knauf ist mit<br />
verschiedenen Punzen versehen, aus denen<br />
hervorgeht , dass er aus der Werkstatt von B.<br />
Ott aus Schwäbisch Gmünd kommt und aus<br />
800er Silber besteht. Krone und Halbmond<br />
stehen für Deutschland. Er stammt aus der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er zeigt<br />
Gebrauchsspuren und ist auf einem prachtvol<br />
len Schuss aus Schlangenholz montiert der ei<br />
nen Brasilhornabsatz hat. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes ist 88,5 cm. Die Abbildungen von die<br />
sem Stock sind aus DER STOCKSAMMLER 31.<br />
Dez. 2000.<br />
38. Zweiteiliger Griff aus Bein. Der obere<br />
Abschluss des Griffes ist aus Elfenbein.<br />
Umlaufend eine gewundene Schlange Äsku<br />
lapschlange. Es handelt sich um eine einfache<br />
Ausführung eines Arztstockes. Ob der mon<br />
tierte Schuss ursprünglich dazu gehörte er<br />
scheint fraglich. Der Stock stammt aus einer<br />
Privatsammlung in Hanau Steinheim.<br />
39. Elfenbeingriff mit einer sich in mehreren<br />
Windungen nach oben schlängelnden Äskulap<br />
schlange im Halbrelief. Einfache und künstle<br />
risch wenig anspruchsvolle Arbeit. Breite<br />
Elfenbeinmanschette mit den Initialen “GB”.<br />
Der Schuss besteht aus schwarz lackiertem<br />
Holz. Der Stock stammt aus einer Privat<br />
sammlung in Hanau Steinheim.<br />
20
Hier findet man große Qualitätsunterschiede<br />
in den Materialien der Griffe<br />
und Schüsse. Die Griffe sind einmal<br />
aus Elfenbein, Silber oder auch Gold<br />
gefertigt. Die Schüsse bestehen dann<br />
aus edlen Hölzern oder Rohren, wie<br />
Schlangenholz, Palisander, Ebenholz<br />
und Malakka. Die einfacheren Griffe<br />
sind aus Bein oder Eisen und die<br />
Schüsse aus Kirschholz, Schwarzdorn,<br />
Haselnuss, Eiche und Kastanie oder<br />
aus Bambus. Auch die Qualität der<br />
Ausführung weist große Unterschiede<br />
auf. Neben wirklich hervorragend<br />
künstlerisch gestalteten und gearbeiteten<br />
Griffen finden sich solche einfacher,<br />
volkstümlicher Art. Hier spiegelt sich<br />
die sicher sehr unterschiedliche Einkommenssituation<br />
der einzelnen Ärzte<br />
wider. Während einzelne, wohl in den<br />
großen Städten oder Kur- und<br />
Badeorten, sicher ein sehr gutes Einkommen<br />
hatten, hatten andere ein oft<br />
sehr bescheidenes oder gar ärmliches<br />
Auskommen. Einen Arztstock als<br />
Standessymbol wollten aber auch sie<br />
haben.<br />
40. L förmiger gegossener und fein nachzise<br />
lierter Silbergriff, mit einer Ausladung von<br />
10,5 cm. Dargestellt ist eine um sich selbst<br />
windende Schlange mit Rubinaugen. Seltene<br />
Art einer Schlangendarstellung in Silber. Die<br />
Arbeit stammt aus dem Ende des 19. Jahrhun<br />
derts. Der Stock kam über die USA nach<br />
Deutschland. Es handelt sich der Punzierung<br />
nach um eine Produktion der amerikanischen<br />
Firma Gorham & Co. Ein schreitender Löwe<br />
(nach rechts sehend), ein Anker und ein G und<br />
STERLING. Außerdem ist noch die Nummer<br />
U 396 angegeben. Wahrscheinlich die<br />
Modellnummer. Die Gussform dieses Griffes ist<br />
in dem Buch Canes in the United States von<br />
Frau C. Dike, S. 244, abgebildet. Der Stock hat<br />
einen fein gezeichneten Schlangenholzschuss<br />
mit einem Hornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 96,5 cm.<br />
41. Elfenbeingriff mit der Darstellung einer<br />
Schlange. Es handelt sich um einen Automaten.<br />
Bei Druck auf den Knopf im Bereich der<br />
Manschette züngelt die Schlange. Es wäre<br />
durchaus möglich, dass die kleine Spielerei<br />
Kinder oder auch ängstliche Erwachsene bei<br />
der Untersuchung oder einem kleinen Eingriff<br />
ablenken sollte.<br />
Aufgenommen 1988. Der Stock war damals im<br />
Besitz von Ulrich Klever.<br />
21
42. Der untere Teil eines Sonnenschirms, eines<br />
sogenannten Knickers. 23 cm langer dreiteiliger<br />
Elfenbeingriff. Der eigentliche gebogene Griff<br />
hat eine Ausladung von 3,7 cm und kann abge<br />
schraubt werden. Die beiden geraden Anteile<br />
sind fest miteinander verbunden. Der gerade<br />
Anteil hat einen Durchmesser von circa 1 cm.<br />
Auf ihm ist plastisch eine sich nach oben win<br />
dende Schlange dargestellt. Das Maul ist geöff<br />
net und eine lange Zunge kommt heraus.<br />
Zwischen den Schlangenwindungen Zweige<br />
mit Eichenblättern und Fruchtbechern (Cupu<br />
lae) der Eicheln. (Eiche gleich Lebenssymbol,<br />
siehe auch Stock Nr. 18). Oben eine 4,2 cm<br />
lange Messingmanschette mit floralen Mustern.<br />
Hier wurde der eigentliche Schirm angesetzt.<br />
Sehr seltenes Beispiel eines Arztsymbols auf ei<br />
nem Sonnernschirm. Wahrscheinlich aus dem<br />
Besitz einer Ärztin. Solche knickbaren<br />
Sonnenschirme wurden im 18. Jahrhundert<br />
benutzt.<br />
43. Schirmgriff aus Elfenbein mit einem großen<br />
Haltegriff aus Elfenbein. Auf dem eigentlichen<br />
Schirmknauf ist halbplastisch eine kleine<br />
Schlange zwischen den Initialen R und A und<br />
der Jahreszahl 1920 dargestellt. Die Schlange<br />
gibt künstlerisch nicht sehr viel her, ist jedoch si<br />
cher als Arztsymbol zu deuten.<br />
Der Stock stammt aus einer Privatsammlung in<br />
Hanau Steinheim. 1987 von mir aufgenom<br />
men.<br />
44. Vierfach gewundene Schlange aus einem<br />
biegsamen Weißmetall. Die Schlange hat im<br />
Kopf und Schwanzbereich ein kleines Loch, um<br />
sie mit einem Nagel am Schuss befestigen zu<br />
können. Dies ist die einfachste und billigste Art,<br />
um zu einem Stock mit einem Arztsymbol zu<br />
gelangen. Die Schlangenspirale hat eine Höhe<br />
von circa 4,3 cm und einen Durchmesser von<br />
etwa 2,2 cm. Diese Spirale wird beim Anbrin<br />
gen um den Schuss herum leicht auseinander<br />
gezogen und passt sich damit der Dicke des<br />
Schusses gut an. Die Schlange kann so ange<br />
bracht werden, dass sie sich entweder mit dem<br />
Kopf nach oben oder mit dem Kopf nach unten<br />
um den Schuss herumwindet. Das vorliegende<br />
Modell dürfte so um die Zeitenwende des 19.<br />
zum 20. Jahrhundert entstanden sein.<br />
22
45. Dieser Stock ist ein sogenannter Wol<br />
chow Knüppel. Diese wurden im II. Weltkrieg<br />
(1939/45) von russischen Kriegsgefangenen ge<br />
schnitzt und von deutschen Soldaten in<br />
Russland benutzt, um mit Wasser gefüllte<br />
Granatlöcher in den Schützengräben und den<br />
verschlammten Wegen auszuloten. Die mit ei<br />
ner Schlange versehenen Stöcke soll das<br />
Sanitätspersonal benutzt haben. Sie sind sich in<br />
der Art alle ähnlich. Vorliegender Stock ist<br />
97 cm hoch. Der Griff besteht aus einem aus<br />
Holz geschnitzten Vogel, möglicherweise einer<br />
symbolisierten Taube. Er ist auf einen aus einem<br />
Vierkantholz geschnitzten Schuss aufgesetzt.<br />
Oben ist der Schuss noch vierkantig, unten<br />
rund. Er ist von oben bis unten beschnitzt. Im<br />
mittleren Drittel windet sich dreimal eine<br />
Schlange mit dem Kopf nach oben um den<br />
Schuss. Ganz oben ist die Umschrift „Russland<br />
1941“. Es folgt ein stilisierter Reichsadler und die<br />
Jahreszahl 1943. Auf der Rückseite ein Haus<br />
und ein Baum. Weiter unten folgt die Inschrift<br />
“WOLCHOW”. In derselben Höhe ist noch ein<br />
Segelschiff eingeritzt. Weiter unten ist eine nicht<br />
genau zu deutende Umschrift eingeschnitten.<br />
Die Buchstaben sind teils spiegelverkehrt. Liest<br />
man von oben nach unten und von rechts nach<br />
links heißt das Wort „LiudAn“. Von rechts nach<br />
links und nach oben kommt man auf „nAduiL“.<br />
Der Stock ist bis unten mit geometrischen<br />
Figuren beschnitzt. Er besteht aus einem leich<br />
ten Holz und hat keine Zwinge.<br />
46. Origineller, handgeschnitzter Spazierstock aus<br />
einem Stück Ahornholz. Als Knauf dient die Büste<br />
eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, der der<br />
sog. chevau léger, der leichten Kavallerie, ange<br />
hört haben dürfte. Um den Schuss windet sich<br />
eine Schlange. Der aus Frankreich stammende<br />
Stock könnte einem damaligen Feldarzt, einem<br />
sog. Bader gehört haben. Der Stock ist in einer<br />
Schweizer Privatsammlung.<br />
47. Griff und Schuss sind aus einem Ast ge<br />
schnitzt. Dargestellt ist ein Mann mit Käppi. Er<br />
erinnert an einen amerikanischen Soldaten.<br />
Dieser Mann besitzt ein flaches, wenig aus<br />
drucksvolles Gesicht. Es handelt sich um eine<br />
relativ einfache und wenig kunstvolle Arbeit.<br />
Der Schnitzer war sicher nicht sehr geübt. Am<br />
“Hals” findet sich eine Durchbohrung, die zum<br />
Durchziehen einer Kordel gedient haben mag.<br />
Um den ganzen Schuss windet sich von unten<br />
nach oben eine Schlange, zweimal links herum<br />
und einmal rechts herum. Länge des Stockes<br />
88,5 cm. Eine Zwinge fehlt. Es sind unten am<br />
Schuss aber deutliche Abnutzungspuren zu se<br />
hen.Möglicherweise wurde der Stock im II.<br />
Weltkrieg (1939/45) von einem amerikani<br />
schen Soldaten im Feld (Frankreich,<br />
Deutschland) geschnitzt. Die Schlange könnte<br />
dann auf einen Arzt oder Sanitäter als<br />
Erstbesitzer hinweisen. Der Stock wurde in<br />
Deutschland erworben.<br />
23
48. Zeremonienstock eines Medizinmannes<br />
aus Ghana. Es handelt sich um eine handwerk<br />
lich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />
aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für<br />
den Souvenirhandel. So betrachtet ist es ein<br />
Unikat und entspricht den handwerklichen<br />
Gepflogenheiten der Gegend. Griff und Schuss<br />
sind aus einem Stück Ebenholz geschnitzt.<br />
Oben ein knopfförmiger Knauf. Darunter eine<br />
achtflächige, leicht konisch nach unten zulaufen<br />
de Handhabe. Nach unten folgt ein mit<br />
Kultnarben versehener 6cm hoher Kriegerkopf<br />
mit einer aufgetürmten Kraushaarfrisur. Um<br />
den eigentlichen Schuss windet sich mit dem<br />
Kopf nach oben eine circa 17 cm lange<br />
Schlange halb herum. Der ganze Stock ist<br />
98,5 cm hoch und von einer dunkelbraunen<br />
bis schwarzen Farbe.<br />
49. Zeremonienstock eines Medizinmannes<br />
aus Kenia. Auch hier wieder eine handwerklich<br />
und individuell ausgeführte Nachbildung aus<br />
den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Der<br />
Stock dürfte nach einem Original gearbeitet<br />
sein. Griff und Schuss sind aus einem Stück<br />
Ebenholz geschnitzt. Oben eine durch eine<br />
Querrille unterteilte Handhabe. Darunter ein<br />
circa 4 cm großer Kopf mit relativ großen<br />
Ohren, einer platten Nase, aufgeworfenen<br />
Lippen und Kräuselhaaren. Es folgt der eigentli<br />
che Schuss mit einer sich halb darum herum<br />
windenden, circa 16 cm langen Schlange. Der<br />
ganze Stock ist 96 cm hoch und von einer dun<br />
kelbraunen bis schwarzen Farbe. Eine Zwinge<br />
ist nicht vorhanden.<br />
24<br />
Ghana<br />
Kenia<br />
50. Auch hier handelt es sich um einen<br />
Souvenirstock aus den 70er Jahren des 20.<br />
Jahrhunderts aus Kenia, der individuell einem<br />
Medizinmann Stock nachgebildet wurde. Griff<br />
und Schuss sind aus einem Stück Ebenholz ge<br />
schnitzt. Oben ein leicht konisch zulaufender<br />
10 cm langer Griff. Darunter ein Kopf mit rela<br />
tiv großen Ohren, einer breiten Nase, aufge<br />
worfenen Lippen und hoch aufgetürmten krau<br />
sen Haaren. Deutliche Narben sind im Gesicht<br />
und auf der Stirn dargestellt. Dieser Kopf ist<br />
6 cm hoch. Es folgt der eigentliche Schuss mit<br />
einer sich einmal darum herum windenden,<br />
circa 22 cm langen Schlange. Der ganze Stock<br />
ist 96 cm hoch und von einer dunkelbraunen<br />
bis schwarzen Farbe.
51. Da wir gerade in Afrika sind, noch ein Stock<br />
aus Afrika, aus Zaire. Dieser Stock ist sowohl<br />
original als auch ein Unikat. Er wurde als<br />
Auftragsarbeit für einen deutschen „Medizin<br />
mann“ (Frauenarzt und Geburtshelfer), nämlich<br />
für mich, 1980 geschnitzt. Ich ordne den Stock<br />
der Herkunft wegen an dieser Stelle ein, wenn<br />
er auch keine ins Auge springende Äskulap<br />
schlange(n) hat; es sei denn, man interpretiert<br />
die beiden umeinander geschlungenen Spiralen<br />
als symbolisierte Schlangen, was nicht ganz aus<br />
zuschließen ist, da der Künstler lediglich den<br />
Auftrag erhielt einen Stock für einen deutschen<br />
Frauenarzt herzustellen. Den Auftrag gab ein<br />
deutsches Entwicklungshelfer Ehepaar, dem ich<br />
Medikamente und ärztliche Geräte für ihre<br />
Arbeit mitgab. Außer dem Auftrag bekam der<br />
Schnitzer noch einen Nilpferdzahn von dem<br />
Ehepaar.<br />
Zaire<br />
Dieser Nilpferdzahn wurde als Rundgriff in<br />
Form eines leicht stilisierten Tukans, bei weitge<br />
hender Erhaltung seiner ursprünglichen Form,<br />
geschnitzt. Die Augen sind aus Ebenholz einge<br />
legt. Der dunkelbraune Ebenholzschuss ist in<br />
seinem oberen Anteil ebenfalls geschnitzt.<br />
Dargestellt ist eine hochschwangere Frau mit<br />
untergeschlagenen Beinen. Der dicke Bauch ist<br />
deutlich zu erkennen. Über ihm kreuzweise<br />
zwei Bänder. Der Griff sitzt gleichsam als<br />
Schmuck auf ihrem Kopf. Die Frau trägt<br />
Schmuckringe an Ober und Unterarmen und<br />
am rechten Unterschenkel. In der linken Faust<br />
hält sie einen kurzen Stab. Von hinten erkennt<br />
man einen Lendenschurz, der von einem Gür<br />
tel gehalten wird. Auffallend ist die sehr gerade<br />
Haltung und der lang ausgezogene Kopf und<br />
Hals. Es handelt sich um eine sehr schöne und<br />
ausdrucksstarke naive Arbeit. Gesamthöhe des<br />
Stockes 95 cm. Die Ausladung des Griffes be<br />
trägt in der Diagonalen 18,5 cm. Die Figur ist<br />
von Kopf bis zu den Füßen 12,5 cm hoch.<br />
25
52. Silberne Rundkrücke mit der Darstellung<br />
des Äskulap. Der griechische Arzt Äskulap ist<br />
durch das Attribut der Schlange gekennzeich<br />
net. Typische Wiener Jugendstilarbeit. Die<br />
Schlange und die Blattstiele sind aufgesetzt. Die<br />
Blätter selbst sind vertieft dargestellt. Der Griff<br />
ist 11,5 cm ausladend. Schöne ausdrucksstarke<br />
Arbeit. Die Darstellung des Äskulap gleicht der<br />
Büste aus dem Museum in Tegea. Ein ähnliches<br />
Stück ist auf dem Markt bisher nicht aufge<br />
taucht. Ebenholzschuss und Messingzwinge.<br />
Gesamthöhe des Stockes 89,5 cm.<br />
26<br />
Asklepiosbüste aus dem Museum in Tegea<br />
53. Der Stockgriff ist aus zwei Beinteilen zu<br />
sammengesetzt und oben mit einer metallenen<br />
Platte verschlossen (Silber?). Der Griff ist<br />
16,3 cm lang. Um ihn windet sich dreimal eine<br />
Schlange mit dem Kopf nach unten. In ihrem<br />
Maul hat sie ein großes Blatt. Es wird gesagt,<br />
dass die Apotheker solche Stöcke mit Schlan<br />
gen, die den Kopf nach unten halten, als Status<br />
symbol getragen hätten. Das Blatt im Maul der<br />
Schlange könnte dann das Kraut des ewigen<br />
Lebens sein, das Gilgamesch für seinen Freund<br />
Enkidu vom Grund des Urmeeres heraufholte.<br />
Auf dem Heimweg nach Uruk wurde ihm das<br />
Kraut bei einer Rast von einer Schlange gestoh<br />
len. Diese fraß es sofort. Das Kraut wirkte auch<br />
prompt. Die Schlange streifte ihre Haut ab und<br />
eilte verjüngt davon.<br />
Der Schuss besteht aus Palisanderholz. Unten<br />
hat er einen 9 cm langen Elfenbeinabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 92 cm. Der<br />
Stock dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
stammen und aus Deutschland kommen. Es<br />
könnte sich auch um einen Arztstock handeln.<br />
Mit den Symbolen nahm man es nicht immer<br />
so ganz genau.<br />
53. Silberner Stockgriff aus dem 19.<br />
Jahrhundert. Viermal windet sich eine Äskulap<br />
schlange mit dem Kopf nach unten um den ge<br />
raden Anteil dieses Stockgriffes. Malakkaschuss.<br />
Der Stock stammt aus Deutschland. Es könnte<br />
sich um den Stock eines Apothekers handeln.<br />
Der Stock stammt aus einer Sammlung in<br />
Hanau Steinheim.<br />
53<br />
52<br />
54
Neben den Stöcken mit einer Äskulapschlange,<br />
die sich mit dem Kopf nach<br />
oben um den Griff windet, gibt es solche,<br />
bei denen sich die Schlange mit<br />
dem Kopf nach unten um den Griff<br />
windet. Ob es sich hier um eine Laune<br />
des herstellenden Künstlers handelte<br />
oder ob mehr dahinter steckt ist bisher<br />
nicht eindeutig zu klären. Es gibt auch<br />
Stöcke, bei denen die Schlange als<br />
Knäuel dargestellt wird und der Kopf<br />
nach unten zeigt. Der Stock Nummer<br />
52 kann als ein Bindeglied angesehen<br />
werden. Neben der Äskulapnatter, die<br />
sich mit dem Kopf nach unten um den<br />
Griff windet, ist ein bärtiger Mann dargestellt,<br />
der der Asklepiosbüste aus<br />
dem Museum in Tegea gleicht. Es<br />
spricht also vieles für einen Arztstock.<br />
Auf der anderen Seite wird immer<br />
wieder behauptet, wenn sich die<br />
Schlange mit Kopf nach unten um den<br />
Griff windet, handle es sich um einen<br />
Apothekerstock. Bei den Schlangen<br />
mit Kopf nach unten gibt es interessanterweise<br />
solche, die ein großes Blatt<br />
oder ein Kraut oder eine Art Zweig im<br />
Maul haben wie bei Stock Nummer<br />
53.<br />
55. Zweiteiliger Griff aus Bein in L Form. Im<br />
geraden Anteil ist eine Äskulapschlange darge<br />
stellt. In einem komplizierten Knoten schlingt<br />
sie sich mit dem Kopf nach unten zweimal um<br />
den Griff und zweimal durch sich selbst hin<br />
durch. Sie hat eingelegte Glasaugen. Das<br />
Griffende ist durch eine gedrehte Messinghülse<br />
verschlossen. Teilweise leichte Abnutzungs<br />
spuren und Altersrisse. Sehr feine Patina.<br />
Griffgröße 12 x 10 cm. Zwischen Schuss und<br />
Griff eine 1 cm breite goldfarbene Metall<br />
manschette. Eindrittel Malakkaschuss. Schön<br />
gedrehte Messingzwinge. Es dürfte sich nicht<br />
um die Originalzwinge handeln. Die Art der<br />
Arbeit und die Darstellung der Schlange spricht<br />
dafür, dass der Griff aus einer Werkstatt in<br />
Süddeutschland kommt und um 1850 gefertigt<br />
worden ist. Wahrscheinlich ursprünglich der<br />
Stock eines Apothekers.<br />
In dem alten sumerischen Gilgamesch-Epos<br />
wird von Gilgamesch erzählt,<br />
der auszog das Kraut des Lebens<br />
zu finden. Nach vielerlei Abenteuern<br />
erfährt er, wo er es finden könne.<br />
Schließlich taucht er heldenhaft in das<br />
Urmeer hinab und pflückt auf dem<br />
Meeresgrund das Kraut. Er bringt es<br />
auch glücklich ans Ufer. Auf dem<br />
Heimweg erfrischt sich Gilgamesch an<br />
einem Brunnen. Diese kurze Unaufmerksamkeit<br />
genügt, eine Schlange<br />
kriecht heran und frisst das wohlduftende<br />
Kraut. Gilgamesch sieht eben<br />
noch, wie die sich häutende Schlange,<br />
anscheinend verjüngt und mit neuem<br />
Schuppenkleid, davoneilt. Das Kraut<br />
des ewigen Lebens hatte also gewirkt,<br />
nur etwas anders als Gilgamesch es<br />
sich vorgestellt hatte.<br />
"......<br />
Da band er schwere Steine an die Füße<br />
Und als zum Apsû sie ihn niederzogen,<br />
Da nahm er's Gewächs, ob's auch stach<br />
in die Hand,<br />
Schnitt ab von den Füßen die schweren Steine,<br />
Dass ihn die Flut ans Ufer warf.<br />
Gilgamesch sprach zu ihm, zum Schiffer<br />
Urschanabi:<br />
>Urschanabi, dies Gewächs ist das<br />
Gewächs gegen die Unruhe,<br />
Durch welches der Mensch sein Leben erlangt!<br />
Ich will's bringen nach Uruk Gart, es dort<br />
zu essen geben und dadurch<br />
das Gewächs erproben!<br />
Sein Name ist >Jung wird der Mensch<br />
als Greis
56. Der über 10 cm lange Stockknauf besteht<br />
aus einem Walrosszahn. Dargestellt ist eine<br />
Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten um<br />
einen Baumstumpf windet. Gut zu erkennen ist<br />
die gespaltene Zunge. Teilweise Abnutzungs<br />
spuren an den Stellen, an denen die<br />
Handfläche und der Daumen auflagen. Hier<br />
sind die Schuppen der Schlange nur noch teil<br />
weise zu erkennen. Der Schuss ist aus Brasil<br />
Palisander mit einem Hornabsatz. Zwischen<br />
dem Griff und dem Schuss befindet sich eine<br />
1,5 cm breite silberne Manschette mit floralen<br />
Mustern und englischen Punzen. Wenn es<br />
noch die Originalmanschette ist, wäre der<br />
Stock aus dem Jahre 1901. Gesamtlänge des<br />
Stockes 93,2 cm. Es handelt sich um eine sehr<br />
schöne, ausdrucksstarke Arbeit mit einer feinen<br />
Patina.<br />
57. 17 cm langer dreiteiliger Elfenbeinknauf in<br />
Form eines Ziegenhainers. Zwischen den bei<br />
den langen Anteilen 8,8 und 8,2 cm lang<br />
befindet sich ein 6 mm breiter Elfenbeinring in<br />
Form einer Kette geschnitzt. Ziegenhainer<br />
wurden gerne von Studenten getragen. Im un<br />
teren Anteil des Griffes ist plastisch eine<br />
Schlange dargestellt, die sich mit dem Kopf<br />
nach unten um den Griff windet. Die Form des<br />
Schlangenkopfes ist typisch für Schlangen, wie<br />
sie in Deutschland geschnitzt wurden. Der Griff<br />
hat eine schöne Alterspatina. Zwischen Griff<br />
und Ebenholzschuss befindet sich eine 1,2 cm<br />
breite Messingmanschette in Form eines<br />
Gürtels. Langer Elfenbeinabsatz. Gesamthöhe<br />
des Stockes 88,5 cm. Er dürfte aus der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts stammen.<br />
58. L förmige dreiteilige Krücke aus Bein. Das<br />
Ende ist durch eine Elfenbeinplatte verschlos<br />
sen. Der Griff ist 13,5 cm hoch. Der gerade<br />
Anteil ist leicht konisch in Form eines Astes ge<br />
schnitzt. Die abgehenden Zweige sind durch<br />
eingelegte Ebenholzstifte markiert. Um ihn<br />
windet sich mit dem Kopf nach unten eine<br />
Schlange. Ihr Kopf erinnert eher an ein Fabel<br />
tier. Es ist aber eine Darstellungsart, die man<br />
häufiger im süddeutschen Raum findet. Man<br />
hat den Eindruck, dass diese Art der<br />
Schlangendarstellungen alle aus einer Werkstatt<br />
kommen. Der Künstler ist aber bisher unbe<br />
kannt. Es handelt sich um eine sehr hübsche<br />
ansprechende Arbeit aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Wahrscheinlich trägt auch diese Schlange ein<br />
Blatt oder Kraut im Maul. Anders kann man<br />
sich die Unförmigkeit des Kopfes sonst nicht er<br />
klären. Es wäre dies dann auch wieder eine<br />
Darstellung der Schlange des Gilgamesch, die<br />
ihm das Lebenskraut gestohlen hat, es fraß und<br />
verjüngt davonglitt. Der Schuss ist aus<br />
Ebenholz. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />
trägt 97,5 cm.<br />
28
Es wäre gut vorstellbar, dass die<br />
Apotheker sich das Kraut des ewigen<br />
Lebens als Symbol gewählt haben. Ich<br />
hatte bisher nur einige Schwierigkeiten,<br />
die verschiedenen Zeiten zueinander<br />
in Relation zu bringen. Das uralte<br />
Gilgamesch-Epos aus dem Zweistromland<br />
wurde erst gegen Ende des<br />
19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Der<br />
Stock mit der Schlange, die das<br />
Lebenskraut im Maul hält, stammt aber<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach aus der<br />
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />
Dem Inhalt nach taucht das Thema<br />
des Lebenskrautes auch in der Sage<br />
von Glaukos, dem Sohn des Minoerkönigs<br />
Minos, auf. Glaukos verstarb als<br />
kleiner Junge, als er bei der Verfolgung<br />
einer Maus in ein offenes Honigfass<br />
stürzte. Der Seher Polyidos sollte ihn<br />
wieder zum Leben erwecken und<br />
wurde mit Glaukos zusammen in ein<br />
geheimes Gefängnis gesteckt. Da sah<br />
Polyidos eine Schlange sich dem Leichnam<br />
des Kleinen nähern und tötete<br />
sie. Eine zweite Schlange erschien und<br />
verschwand wieder, brachte ein paar<br />
Blätter und legte sie auf die tote<br />
Schlange. Da wurde diese wieder lebendig.<br />
Polyidos nahm dieselben<br />
Blätter und legte sie auf den toten<br />
Glaukos. Da kehrte auch Glaukos wieder<br />
zum Leben zurück. Bei HYGINUS<br />
in Astronomica 2,14 wird diese<br />
Wiedererweckung dem Aesculapius<br />
zugeschrieben.<br />
Die Gebrüder GRIMM haben eine<br />
einzigartige Märchensammlung zusammengetragen,<br />
die wir sicher alle in<br />
unserer Jugendzeit gelesen haben.<br />
Aber lang, lang ist´s her und man muss<br />
wahrscheinlich erst einmal Enkel haben,<br />
um sich wieder mit den Erzählungen<br />
zu beschäftigen. Und da finden<br />
wir die Geschichte: „Die drei<br />
Schlangenblätter.“<br />
Ein junger Mann heiratete eine<br />
Königstochter mit dem Gelübde, dass<br />
er, wenn sie vor ihm stürbe, sich mit<br />
ihr lebendig begraben lassen würde.<br />
Sie war im umgekehrten Falle auch<br />
dazu bereit. Nachdem sie eine Zeitlang<br />
glücklich zusammengelebt hatten,<br />
starb die junge Königin und der junge<br />
König wurde mit ihr in eine Gruft eingesperrt.<br />
Als er seinen Tod immer näher<br />
rücken sah, „...sah er aus der Ecke<br />
des Gewölbes eine Schlange hervorkriechen,<br />
die sich der Leiche näherte. Und<br />
weil er dachte, sie käme, um daran zu<br />
nagen, zog er sein Schwert und sprach:<br />
>Solange ich lebe, sollst du sie nicht anrühren!<<br />
und hieb sie in drei Stücke.<br />
Über ein Weilchen kroch eine zweite<br />
Schlange aus der Erde hervor, als sie<br />
aber die andere tot und zerstückt liegen<br />
sah, ging sie zurück, kam bald wieder<br />
und hatte drei grüne Blätter im Munde.<br />
Dann nahm sie die drei Stücke von der<br />
Schlange, legte sie, wie sie zusammengehörten,<br />
und tat auf jede Wunde eines<br />
von den Blättern. Alsbald fügte sich das<br />
Getrennte aneinander, die Schlange regte<br />
sich und ward wieder lebendig, und<br />
beide eilten miteinander fort. Die<br />
Blätter blieben auf der Erde liegen, und<br />
dem Unglücklichen, der alles mit angesehen<br />
hatte, kam es in die Gedanken,<br />
ob nicht die wunderbare Kraft der<br />
Blätter, welche die Schlange wieder lebendig<br />
gemacht hatte, auch einem<br />
Menschen helfen könnte. Er hob also die<br />
Blätter auf und legte eins davon auf den<br />
Mund der Toten, die beiden andern auf<br />
ihre Augen. Und kaum war es geschehen,<br />
so bewegte sich das Blut in den<br />
Adern, stieg in das bleiche Angesicht<br />
und rötete es wieder. Da zog sie Atem,<br />
schlug die Augen auf......“ und lebte<br />
weiter. Aber Märchen sind oft grausam<br />
und so wurde sie ihrem Mann untreu<br />
und wollte ihn sogar töten. Aber es<br />
klappte nicht und sie selbst wurde von<br />
ihrem Vater zusammen mit dem<br />
Liebhaber zum Tode verurteilt.<br />
Man muss also annehmen, dass im<br />
abendländischen Sagen- und Märchen-<br />
chenschatz die Kenntnis von den vom<br />
Tode heilenden „Schlangenblättern“<br />
immer vorhanden war. Somit ließe<br />
sich auch erklären, dass die Apotheker<br />
sich das Lebenskraut zum Symbol ihres<br />
Standes wählten. Wahrscheinlich<br />
gehen alle späteren Geschichten auf<br />
das Gilgamesch-Epos zurück.<br />
Von HYGINUS, Gajus Julius, gibt es<br />
eine Erzählung in seinen Fabulae von<br />
Asklepios. Er soll einmal einen Traum<br />
gehabt haben, in dem er eine Schlange<br />
beobachtete, die, nachdem sie ein bestimmtes<br />
Heilkraut gefressen hatte,<br />
deutlich jünger und gesünder wurde.<br />
Auf Bitten erhielt Asklepios das<br />
Geheimnis dieser Arznei. Also auch<br />
Asklepios ist direkt mit einem Heilkraut<br />
in Verbindung zu bringen.<br />
Wie ich wiederholt beobachten konnte,<br />
sind Symbole im Laufe der<br />
Geschichte immer wieder verwechselt<br />
worden oder haben ihre Bedeutung<br />
verändert. Es lässt sich also bis<br />
jetzt nicht eindeutig klären, ob die<br />
Stöcke, bei denen sich die Schlange<br />
mit dem Kopf nach unten um den Griff<br />
windet und evtuell auch noch ein<br />
Kraut im Maul hat, den Ärzten oder<br />
den Apothekern zuzuordnen sind.<br />
Möglicherweise wurden sie von beiden<br />
gebraucht.<br />
Die Schlange speit die heilende Arznei in eine<br />
goldene Schale des Asklepios.<br />
29
Der Stockgriff des Stockes Nr. 59 bildet<br />
ein Übergangsglied zu den<br />
Stöcken, bei denen neben einer<br />
Schlange eine Hand dargestellt ist.<br />
Wenn man an das Vorhergesagte<br />
denkt, dass die Schlange das Lebenskraut<br />
gestohlen hat (Gilgamesch-Epos)<br />
oder sie die heilenden Blätter gebracht<br />
hat (das Märchen von den drei Schlangenblättern<br />
oder die Sage von<br />
Glaukos), dann könnte man sich vorstellen,<br />
dass Gilgamesch oder Polyidos<br />
oder der Ehemann der Königstochter<br />
die Schlange festhalten wollte, um das<br />
Kraut wiederzubekommen oder die<br />
Herkunft der heilenden Blätter zu erfahren.<br />
Und genau dies könnte auf<br />
dem Stockgriff dargestellt sein. Dann<br />
wäre es ein Arzt- oder Apothekerstock.<br />
Es ist zu beachten, dass die rechte<br />
Hand dargestellt ist. Sie ist das Symbol<br />
der Rechtschaffenheit. Was zu einem<br />
Arzt recht gut passen würde. Die<br />
Deutung des Symbols Schlange und<br />
Hand ist schwierig und nicht mit<br />
Sicherheit geklärt. Man wird auch die<br />
offene Hand von der Hand mit den<br />
gespreizten Fingern und der geschlossenen<br />
Hand, der Faust, unterscheiden<br />
müssen. Eine Sonderform ist die<br />
Schwurhand, die den Richtern zugeordnet<br />
ist. Die Richter hatten Stöcke,<br />
deren Griffe eine (rechte) Schwurhand<br />
darstellten.<br />
Auf einem Farbholzschnitt von 1803<br />
nach James West mit der sarkastischen<br />
Darstellung einer Dankadresse der<br />
medizinischen Fakultät an den Mr.<br />
Influenza für die reichlichen Einnahmen,<br />
die er verursacht hat, ist ein Arzt<br />
mit Stock dargestellt, dessen Griff<br />
deutlich als offene rechte Hand zu erkennen<br />
ist.<br />
30<br />
Ausschnitt aus dem Bild von J. West<br />
Dieses Apothekenschild habe ich im Oktober<br />
1998 in Italien, in Civitavecchia, fotografiert. Auf<br />
den ersten Blick sieht das Symbol wie ein<br />
Caduceus mit Flügeln wie bei einem Hermes<br />
stab aus. Bei genauerem Hinsehen erkennt<br />
man aber, daß es sich nur um eine Schlange<br />
handelt, die sich von unten nach oben um den<br />
Stab windet und dann, eine 8 bildend, wieder<br />
nach unten. Hier hätten wir dann, zumindest<br />
teilweise, die sich nach unten um den Stab win<br />
dende Schlange, wie wir schon öfter für das<br />
Schlangensymbol auf Spazierstöcken der<br />
Apotheker postuliert haben. Sollten gar die bei<br />
den an Flügel erinnernden Gebilde am oberen<br />
Ende des Stabes ursprünglich gar keine Flügel<br />
sein, sondern das Kraut des Lebens (siehe<br />
Gilgamesch Epos) wie man es hin und wieder<br />
im Maul der Schlange bei den Apothekerstö<br />
cken sieht? Symbole wurden oft im Laufe der<br />
Geschichte verbalhornt, weil der Kopist ihren<br />
Sinn nicht, oder nicht mehr, verstand.<br />
59. Zweiteiliger Beingriff in L Form. Das Ende<br />
ist mit einer Elfenbeinplatte verschlossen. Auf<br />
dem geraden Anteil des Griffes ist plastisch eine<br />
sich nach unten windende Schlange dargestellt,<br />
die von einer aus einer Rüschenmanschette<br />
kommenden Hand am Schwanz gehalten wird.<br />
Den Abschluss nach unten hin bildet eine ge<br />
schnitzte Aufwölbung mit geometrischen<br />
Bildern. Ob es sich bei der Schlange um eine<br />
Äskulapschlange handelt ist schwer zu beurtei<br />
len. Möglicherweise hat sie im Zusammenhang<br />
mit der Hand eine ganz andere Bedeutung. Es<br />
könnte sich aber auch um einen Apotheker<br />
stock handeln. Bei dem Griff handelt es sich um<br />
eine einfache, aber durchaus ansprechende<br />
Arbeit. Der Schuss ist aus Malakka ( 1/3<br />
Malakka ) und hat einen Beinabsatz. Höhe des<br />
Griffes 15 cm, Ausladung 8,5 cm. Gesamtlänge<br />
des Stockes 79,5 cm. Der Stock ist im<br />
Originalzustand erhalten und dürfte aus der<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Er ist<br />
wahrscheinlich in Deutschland hergestellt.
Bilder aus der Zeit sind oft die einzigen<br />
Hinweise die uns weiterhelfen. Mit einer<br />
gewissen Berechtigung darf man<br />
also annehmen, dass die offene Hand<br />
gelegentlich als Symbol des Arztberufes<br />
benutzt wurde.<br />
Dies dürfte auch für die rechte Hand<br />
beziehungsweise die rechte Faust, die<br />
eine Schlange hält, gelten. Es sind in<br />
den letzten Jahren verschiedentlich<br />
Artikel über den Symbolgehalt der<br />
Hand in Bezug auf Stockgriffe geschrieben<br />
worden. Eine befriedigende<br />
Erklärung für die Bedeutung einer<br />
Hand im Zusammenhang mit einer<br />
Schlange habe ich aber nicht gefunden.<br />
So dass es bisher kein Gegenargument<br />
für meine Annahme gibt, dass es sich<br />
auch um ein Arztsymbol handeln kann.<br />
60. 10 cm hoher Elfenbeinknauf. Es ist eine<br />
rechte Hand dargestellt, die eine Schlange in ih<br />
rem kopfnahen Anteil fest umschließt. Der Rest<br />
der Schlange windet sich um den Unterarm.<br />
Die Augen der Schlange sind mit einem roten<br />
Stein eingelegt. Es handelt sich um eine gefälli<br />
ge Arbeit, die sehr harmonisch wirkt. Schöne<br />
Patina. Der Stock stammt wahrscheinlich aus<br />
Frankreich und dürfte in den Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts zu datieren sein. Gesamthöhe<br />
des Stockes 98,5 cm. Der Schuss ist aus Jambis<br />
mit einer Silbermanschette und einem Absatz<br />
aus Elfenbein.<br />
Ob bei dieser Darstellung Schlange und Hand<br />
(Faust) nun die Schlange oder die Faust sym<br />
bolträchtiger ist, ist schwer zu beurteilen. Sollte<br />
es die Schlange sein, so könnte es sich um ei<br />
nen Arztstock handeln (Äskulapschlange).<br />
61. 4,0 cm hoher Elfenbeinknauf. Eine rechte<br />
Faust hält eine Schlange. Der Griff ist stark ab<br />
genutzt. Die Reste eines roten Glasauges sind<br />
zu erkennen. Der Schuss besteht wahrschein<br />
lich aus Nussbaumholz und hat Elfenbeinaugen<br />
und eine Lederschlaufe. Er endet in einem<br />
Elfenbeinabsatz. Gesamthöhe des Stockes 87<br />
cm. Er stammt aus dem Anfang des 19.<br />
Jahrhunderts und kommt aus Frankreich. Das<br />
Elfenbein hat eine schöne Alterspatina.<br />
31
62. 4,5 cm hoher Elfenbeinknauf. Eine rechte<br />
Faust hält eine züngelnde Schlange. Eine<br />
schmale Rüsche ist am Handgelenk zu erken<br />
nen. Es ist eine feine Patina und eine schöne<br />
Maserung des Elfenbeins vorhanden. Abnut<br />
zungsspuren sind zu erkennen. Der Knauf ist<br />
auf einen Ebenholzschuss mit langem<br />
Elfenbeinabsatz montiert. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes beträgt 98 cm. Der Knauf stammt aus<br />
dem Anfang des 19. Jahrhunderts und kommt<br />
aus Frankreich.<br />
63. Geschnitzter L förmiger Griff aus Holz. Den<br />
eigentlichen Griff bildet eine Hand, die aus ei<br />
nem Hemdsärmel mit kurzer Manschette her<br />
ausschaut. Sie umfasst einen Stab, um den sich<br />
eine Schlange herumwindet. Der Kopf der<br />
Schlange sieht oben aus der Faust heraus. Zwei<br />
kleine Nägel bilden die Augen der Schlange. Es<br />
handelt sich um eine relativ einfache Arbeit. Ein<br />
Schäfer könnte den Stock geschnitzt haben. Für<br />
diese Annahme könnte auch der Schuss spre<br />
chen, der aus einem bräunlich eingefärbten<br />
Schössling hergestellt ist. Es ist ein Muster von<br />
unregelmäßigen Waben eingeschnitzt, deren<br />
Grund mit einem feinen Gegenstand gestichelt<br />
ist. Solche Arbeiten kommen bei Hirtenstöcken<br />
auf dem Balkan vor. Zwischen Schuss und Griff<br />
1,6 cm breite Messingmanschette. Der Griff ist<br />
11,5 cm hoch. Gesamtlänge des Stockes 91 cm.<br />
Er stammt wahrscheinlich aus Süddeutschland<br />
und muss ins 19. Jahrhundert datiert werden.<br />
Wahrscheinlich handelt es sich um den Stock<br />
eines Landarztes, der sich keinen Stock mit<br />
Goldknauf oder mit einem geschnitzten<br />
Elfenbeingriff leisten konnte. Die mit der Faust<br />
umschlossene Schlange könnte andeuten, dass<br />
er seine Wissenschaft, symbolisiert durch die<br />
Äskulapschlange, fest im Griff hat.<br />
64. L förmiger Elfenbeinknauf mit vollplasti<br />
scher Darstellung einer rechten Hand und ei<br />
ner Schlange die sich durch die gespreizten<br />
Finger windet. Die Hand ragt aus einer doppelt<br />
geknöpften Manschette. Der nach vorn gerich<br />
tete Schlangenkopf mit deutlich zu erkennen<br />
der gespaltener Zunge liegt über den Finger<br />
spitzen der beiden letzten Finger. Sehr gekonn<br />
te und sorgfältige Arbeit mit zahlreichen<br />
Unterschneidungen. Die Knaufhöhe beträgt<br />
circa 8 cm. Fein geprägter Schlangenholzschuss<br />
mit braungestreiftem Echthornabsatz. Gesamt<br />
höhe des Stockes 93 cm. Französische Arbeit<br />
aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Wie weit die gespreizten Finger einen<br />
Symbolgehalt haben ist unklar. Möglicherweise<br />
soll nur das Festhalten der Schlange oder das<br />
Vertrautsein mit seinem Beruf (Äskulapschlan<br />
ge = Arzt) dargestellt werden.<br />
32
65. Ein aus einem Stück Holz geschnitzter<br />
Stock mit gleich drei Symbolen. Zum einen<br />
eine Äskulapschlange, durch das Halsband als<br />
gebändigt gekennzeichnet. Dann die rechte<br />
Hand als Zeichen der Rechtschaffenheit und<br />
das Ei als Symbol des ewigen Lebens oder auch<br />
des neuen, beginnenden Lebens.<br />
Oben, gleichsam als Knauf, ist eine rechte Hand<br />
(offene Faust) dargestellt, die ein Ei hält. Um<br />
den in Form eines Schwarzdorns geschnitzten<br />
Schuss windet sich mit dem Kopf nach oben<br />
eine Schlange, die ein Halsband trägt. Die<br />
Augen sind durch kleine Nägelchen dargestellt.<br />
Die Schuppen sind mit einem u förmigen<br />
Stichel herausgearbeitet worden. Der Stock ist<br />
dunkelbraun eingefärbt. Eine Zwinge oder ein<br />
Absatz fehlen oder waren nie vorhanden.<br />
Gesamtlänge 84,5 cm. Der Stock wurde<br />
höchstwahrscheinlich in England im 19.<br />
Jahrhundert hergestellt.<br />
Es könnte durchaus der Stock eines Geburts<br />
helfers gewesen sein. Für mich als Frauenarzt<br />
ein faszinierender Gedanke.<br />
Es handelt sich hier um eine römische Kopie<br />
der Asklepiosstatue mit dem Ei aus dem<br />
Museum in Kos.<br />
Man könnte sich auch denken, dass<br />
mit der geschlossenen Faust, die die<br />
Schlange hält, dargestellt werden soll,<br />
dass der Träger seine Wissenschaft -<br />
symbolisiert durch die Äskulapschlange<br />
- fest im Griff hat.<br />
Die Hand mit den gespreizten Fingern,<br />
durch die sich die Schlange windet und<br />
deren Kopf friedlich auf den Fingern<br />
ruht, würde dann eher die Vertrautheit<br />
mit dem Arztberuf symbolisieren.<br />
Es gibt eine Asklepiosstatue im<br />
Museum in Kos, bei der Asklepios mit<br />
der rechten Hand ein Ei der Schlange,<br />
die sich um seinen Stab windet, hinhält.<br />
Ob es sich bei dem Ei um ein<br />
Symbol handelt - für ein neues Leben<br />
oder das ewige Leben - ist fraglich.<br />
Eher will er wohl die Schlange mit<br />
dem Ei füttern. Es gibt eine ganze<br />
Reihe von Hygieia-Darstellungen, wo<br />
Hygieia eine Schlange mit einem Ei füttert.<br />
In einem Artikel von Gotthard<br />
Strohmaier aus dem Jahre 1970 wird<br />
dargelegt, dass man das Ei in der Hand<br />
des Asklepios früher (zum Beispiel von<br />
Galen) so deutete: “...dass diese ganze<br />
Welt der Medizin bedürfe, denn ein<br />
Gleichnis des Alls ist das Ei.” Es gibt keinen<br />
ersichtlichen Sinn, warum ein Ei<br />
eine Kugel, wie es die Welt nun ist,<br />
darstellen soll. Dass Schlangen Eier fraßen<br />
war aber auch im Altertum bekannt<br />
und warum sollte Asklepios nicht<br />
enfach nur seine ihn begleitende<br />
Schlange mit einem Ei füttern. Es ist<br />
natürlich wahrscheinlich, dass diese ursprüngliche<br />
Darstellung der Fütterung<br />
der Schlange mit einem Ei immer wieder<br />
einmal falsch beurteilt und dann<br />
auch als Symbol des neuen Lebens gedeutet<br />
wurde.<br />
33
Der Vollständigkeit halber soll an dieser<br />
Stelle auch erwähnt werden, dass<br />
in seltenen Fällen das Motiv einer<br />
rechten Hand, die ein Ei hält vorkommt.<br />
Die Hand die das Ei umschließt,<br />
muss hier sicher als beschützendes<br />
Element angesehen werden.<br />
Wenn dann das Ei als beginnendes,<br />
keimendes Leben angesehen wird,<br />
kann man sich durchaus<br />
vorstellen, dass sich ein<br />
Arzt dieses Motiv als<br />
Symbol seines Berufsstandes<br />
gewählt hat,<br />
vor allem dann, wenn<br />
er auch Geburtshilfe<br />
ausführte.<br />
34<br />
Hygieia füttert eine Schlange mit ei<br />
nem Ei. Elfenbeinschnitzerei 4. Jh.<br />
66. Großer 9,5 cm breiter Elfenbeingriff mit<br />
der Darstellung einer Schlange, die ein Ei im<br />
Maul hat. Hat sie es geraubt oder wird sie da<br />
mit gefüttert, oder hat das Ei zusammen mit<br />
der Schlange eine symbolische Bedeutung? In<br />
den letzten beiden Fällen könnte es sich durch<br />
aus um einen Arztstock handeln. Der Griff zeigt<br />
deutliche Gebrauchsspuren.<br />
Zwischen Griff und Schuss befindet sich eine<br />
reich verzierte Messingmanschette. Der Schuss<br />
besteht aus halbechtem Malakkarohr und hat<br />
eine stark abgelaufene Messingzwinge. Der<br />
Stock kommt aus England und ist in das 19.<br />
Jahrhundert zu datieren. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 85,5 cm. Aus einer<br />
Privatsammlung in Basel.<br />
67. Elfenbeingriff mit einer vollplastisch ge<br />
schnitzten rechten Hand, die ein Ei hält. Die<br />
Hand kommt aus einer mit einem Knopf ver<br />
schlossenen Rüschenmanschette. Der Knauf ist<br />
7,5 cm hoch. Künstlerisch handelt es sich um<br />
eine gekonnte und ausdrucksstarke Darstellung,<br />
die handwerklich meisterhaft ausgeführt wurde.<br />
Es ist eine englische Arbeit aus dem 19. Jh. Zum<br />
Schuss hin ein schmaler Elfenbeinring. Der<br />
Schuss besteht aus fein geprägtem Schlangenholz<br />
mit einem braunen Echthornabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes ist 97,5 cm.<br />
Das Ei ist ein Fruchtbarkeitssymbol, aber auch<br />
ein Symbol für das beginnende Leben. Es liegt<br />
nahe, dass es sich ein Arzt als sein Symbol aus<br />
gesucht hat, vor allem wenn er auch<br />
Geburtshilfe betrieb. Die rechte Hand ist ein<br />
Zeichen des Rechts und der Rechtschaffenheit.<br />
Die Hand kann im vorliegenden Fall aber auch<br />
als beschützendes, behütendes Motiv angese<br />
hen werden.
68. Nicht unerwähnt soll dieser neuzeitliche<br />
Stock (aus dem Jahr 1988) bleiben, der einem<br />
Arzt und Spazierstocksammler gehört. Er be<br />
kam ihn von seiner Frau zur Hochzeit ge<br />
schenkt. Der Griff wurde speziell von einem<br />
Designer für ihn entworfen, in Silber gegossen<br />
und mit seinen Initialen und dem Hochzeitsda<br />
tum versehen. Außerdem sind noch die beiden<br />
Zirkel der Verbindungen, denen er angehörte,<br />
eingraviert.<br />
Der Stock wird auch bei jeder sich bietenden<br />
Gelegenheit benutzt und mit Stolz herumge<br />
zeigt.<br />
Die verschiedenen Entwürfe des Designers<br />
sind auch noch vorhanden.<br />
35
Das Motiv der Schlange, die sich um<br />
einen Kelchstiel nach oben windet und<br />
in die Cupa hineinzüngelt, ist heute bei<br />
uns das Zeichen der Apotheker. Aber<br />
teilweise wurde es früher auch als<br />
Symbol der Ärzte benutzt. Es ist besonders<br />
dann als Arztsymbol anzusehen,<br />
wenn noch ein weiteres ärztliches<br />
Symbol, wie etwa ein Totenkopf,<br />
hinzukommt. Der Totenkopf steht<br />
dann für die „moderne Medizin“, das<br />
heißt für Kenntnisse in der Anatomie.<br />
36<br />
Darstellung der Hygieia wie sie eine Schlange füt<br />
tert. Relief über einer Apotheke in Abano Terme,<br />
Italien.<br />
69. Plastisch geschnitzter Elfenbeingriff in Form<br />
eines Ziegenhainers. Dargestellt ist oben ein<br />
realistisch geschnitzter Totenkopf, der auf ei<br />
nem Podest sitzt. Darunter befindet sich eine in<br />
eine Schale züngelnde Schlange. Unter ihr in<br />
einer ovalen Kartusche der „allgemeine kleine<br />
Verbindungszirkel“. Links und rechts daneben<br />
je ein Lorbeerzweig.<br />
Die Höhe des Griffes beträgt 12,5 cm.<br />
Zwischen dem Griffstück und dem Makassar<br />
ebenholzschuss befindet sich ein 7 mm breiter<br />
Silberring ohne Punzierung. Der Schuss endet<br />
in einer schwarzen Brasilhornzwinge. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 97 cm.<br />
Es handelt sich um eine deutsche Arbeit aus<br />
dem 19. Jahrhundert. Den allgemeinen kleinen<br />
Verbindungszirkel gibt es seit 1820. Seit der<br />
Zeit wird auch erst das Ausrufezeichen (!) hin<br />
ter den Zirkel gesetzt. Der Stock hat sicher ein<br />
mal einem Arzt oder Medizinstudenten gehört.<br />
Literatur:<br />
BETTERMANN, A., Das Attribut des Asklepios.<br />
Versuch über das Zeichen des ärztlichen<br />
Standes. Zeitschrift für Allgemeinmedizin, 1982.<br />
58. Jg., H. 35, S. 1903.<br />
Biba, Franz, Asklepios und das Schlangensymbol<br />
in Medizin und Pharmazie, Österreichische<br />
Apothekerzeitung 55 (2001) 13.<br />
HUNGER, KARL-HEINZ, Der Äskulapstab. Zur<br />
Funktion präsentativer Symbole in der<br />
Kommunikation. Hochschul Skripten:<br />
Medien 7, Verlag Volker Spiess, Berlin, 1978.<br />
KLEVER, ULRICH, Die Hand in der Hand,<br />
Gedanken und Betrachtungen zu Händen als<br />
Stockgriffe, DER STOCKSAMMLER Nr. 6, 1984,<br />
Seite 5.<br />
STEIMEL, ROBERT, Ärztewappen in alter und<br />
neuer Zeit. Ärztliche Praxis, 1955 Nr. 7, 7. Jg.<br />
S.24.<br />
Schadewaldt, Hans, Symbole in Medizin und<br />
Pharmazie, Deutsche Apotheker Zeitung,<br />
Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart, 101. Jg.<br />
1961, Nr. 33, S. 1161.<br />
STROHMAIER, GOTTHARD, Asklepios und<br />
das Ei, Beiträge zur Alten Geschichte und deren<br />
Nachleben, Festschrift für Franz Altheim zum<br />
6.10.1968, Walter de Gruyter & Co, Berlin<br />
1970.<br />
TALLER, A., Aeskulap Stab und Schlange.<br />
Helferin des Arztes, 1980, Heft 12, S. 269.<br />
TURNER, Dr. C.W., Wie die Schlange zum<br />
Symbol der Medizin wurde. Ciba Zeitschrift<br />
1935, Nr.16, S.535.<br />
WERNER, FRAUKE, Die Schlangen des<br />
Asklepios. Aus DIE WELT,1992,19.Sept. S.9.
Der Caduceus<br />
Der Caduceus oder griechisch<br />
Kerikeion ist eigentlich der Stab des<br />
Hermes, des römischen Merkurs, des<br />
Götterboten und des Gottes der<br />
Kaufleute. Aber in vielen Ländern, zum<br />
Beispiel in Nord- und Südamerika,<br />
Australien und dem Libanon, früher<br />
auch in Deutschland, ist er zum<br />
Symbol der Ärzte geworden. Eine<br />
mögliche Erklärung kann man in der<br />
Asklepioslegende finden, die Prof. Dr.<br />
med. Richard Toellner in der<br />
Illustrierten Geschichte der Medizin so<br />
darstellt: „Asklepios, der Aesculapius der<br />
Lateiner, war Zeitgenosse Chirons und<br />
zugleich dessen berühmtester Schüler.<br />
Er wurde um 1260 v. Chr. in Thessalien<br />
geboren. Die älteste der sich um ihn<br />
rankenden Legenden berichtet, er sei<br />
mit Hilfe eines Kaiserschnittes zur Welt<br />
gekommen.<br />
70. Großer Elfenbeinknauf in Form eines<br />
Ziegenhainers mit sehr feiner Maserung und<br />
Patina. Die Länge des Knaufes beträgt 13,5 cm.<br />
Auf dem geraden Anteil des Griffes befinden<br />
sich die meisterlich herausgeschnitzten und in<br />
einander verschlungenen Initialen “NB”.<br />
Darüber als seltenes ärztliches Standessymbol<br />
ein Caduceus, bei dem sich die zwei Schlangen<br />
in einer oben offenen 8 um einen Kelch win<br />
den. Der Schuss besteht aus Ebenholz und hat<br />
eine Büffelhornzwinge. Zwischen Schuss und<br />
Griff ist eine Metallmanschette montiert. Der<br />
Stock hat eine Gedsamtlänge von 91 cm. Er ist<br />
vermutlich in das 19. Jahrhundert einzuordnen<br />
und dürfte aus Deutschland kommen.<br />
71. Sehr einfacher Arztstock mit einem<br />
10,7 cm langen Beinknauf. Um den Griff win<br />
den sich in einer oben offenen 8 zwei<br />
Schlangen nach oben. Es ist also ein Caduceus<br />
dargestellt. Die Schlangen sind in das Material<br />
eingeritzt und die Konturen schwarz eingefärbt.<br />
Die Farbe ist im Lauf der Jahre etwas ausgelau<br />
fen. Der Caduceus ist ein in Deutschland selte<br />
nes ärztliches Symbol, wurde aber im 19. Jahr<br />
hundert, jener Zeit aus der dieser Stock<br />
stammt, durchaus hin und wieder benutzt. Auf<br />
dem oberen Griffanteil sind in erhabenen<br />
Buchstaben die Initialen “G J” geschnitzt. Der<br />
Schuss besteht aus schwarz lackiertem Holz. Er<br />
hat einen abgenutzten Elfenbeinabsatz. Länge<br />
des Stockes 87 cm.<br />
37
Während der thessalische König Phleges<br />
auf dem Peleponnes Krieg führte, hatte<br />
seine Tochter Koronis, die nach einer<br />
Verbindung mit Apoll mit dem zukünftigen<br />
Asklepios schwanger ging, intime<br />
Beziehungen zu Ischys. Artemis führte<br />
ihren Tod herbei, indem sie mit Pfeilen<br />
auf Koronis schoss, als diese in ihrer thessalischen<br />
Residenz Lakeria am See<br />
Boibas, nahe den Quellen des Amyros<br />
weilte. Als sich die Leiche bereits auf<br />
dem Scheiterhaufen befand, holte<br />
Hermes (auf Bitten von Apoll) das Kind<br />
noch aus dem Mutterleib. Wir haben<br />
also hier einen Fall von Kaiserschnitt post<br />
mortem matris vor uns...“. Toellner gibt<br />
weiterhin an, dass Hermes wohl in solchen<br />
Eingriffen geübt gewesen sein<br />
müsse, denn er habe auch Bacchus im<br />
Alter von sieben Monaten aus dem<br />
Leib der Semele gerissen, als diese in<br />
den Flammen umgekommen war.<br />
72. Vollplastisch geschnitzter circa 10 cm hoher<br />
Elfenbeinknauf in der Form eines Ziegenhai<br />
ners. Wahrscheinlich handelt es sich um einen<br />
Walrosszahn. Dargestellt sind zwei Schlangen.<br />
Die eine züngelt mit dem Kopf nach unten, die<br />
andere hat ihren Kopf oben. Handwerklich fei<br />
ne Arbeit in gutem Erhaltungszustand. Der<br />
Knauf hat eine schöne Patina. Es dürfte sich um<br />
einen künstlerisch frei gestalteten Caduceus<br />
handeln. Er ist ärztliches Symbol in Nord und<br />
Südamerika, Australien und dem Libanon. Der<br />
Schuss besteht aus Ebenholz und hat eine<br />
Metallzwinge mit einem abgelaufenen<br />
Eisenabsatz. Gesamtlänge des Stockes<br />
92,5 cm. Er stammt aus dem 19. Jahrhundert<br />
und kommt wahrscheinlich aus Amerika.<br />
73. Dieser 100 cm lange Stock, dessen Schuss<br />
aus Veilchenholz mit einem Hornabsatz be<br />
steht, hat einen 10,3 cm langen Elfenbeinknauf<br />
in der Form eines Ziegenhainers. Auf ihm sind<br />
als Knäuel in sehr schöner Arbeit zwei züngeln<br />
de Schlangen vollplastisch dargestellt. Eine mit<br />
dem Kopf nach unten, eine mit dem Kopf nach<br />
oben. Auch hier ist die freie Gestaltung eines<br />
Caduceus anzunehmen. Handwerklich gute<br />
Ausführung mit plastischer Darstellung der ge<br />
spaltenen Zungen und der geschnitzten Augen.<br />
Es ist eine feine Patina und eine schöne<br />
Maserung des Elfenbeins vorhanden. Zwischen<br />
Griff und Schuss ein blau und grün emaillierter<br />
goldener? Ring. Der Stock dürfte aus dem<br />
19. Jahrhundert stammen. Herkunftsland<br />
wahrscheinlich Amerika.<br />
38
Wenn man diese ärztlichen Tätigkeiten<br />
des Hermes in Betracht zieht, ist es<br />
verständlich, wenn sich auch Ärzte den<br />
Kerikeion/Caduceus als ärztliches<br />
Symbol wählten.<br />
Wie wir es schon bei der Äskulapschlange<br />
gesehen haben, die sowohl<br />
um einen Stab gewunden als ärztliches<br />
Symbol vorkommt als auch als Knäuel,<br />
sehen wir es auch beim Caduceus.<br />
Auch hier können sich die beiden<br />
Schlangen um einen Stab oder einen<br />
Kelch oder aber um den Stockgriff in<br />
einer oben offenen 8 winden, oder<br />
aber als künstlerisch frei gestaltetes<br />
Knäuel ineinander verwunden sein.<br />
Da der Ziegenhainer ein typischer<br />
Studentenstock war, darf man bei den<br />
Stockgriffen in der Form eines<br />
Ziegenhainers im Zusammnehang mit<br />
einem Knäuel von ein oder zwei<br />
Schlangen davon ausgehen, dass es<br />
sich um Arztstöcke oder um Stöcke<br />
von Medizinstudenten handelt.<br />
Was Künstler mit Symbolen machen<br />
und wie schwierig sie dann zu interpretieren<br />
sind, mag das nebenstehende<br />
Beispiel verdeutlichen. Der herrliche<br />
Hausgiebel gehört zum Stadtarchiv der<br />
Stadt Bamberg. Die beiden Schlangen<br />
mit dem Kelch sind als aufgelöster<br />
Caduceus und damit als ärztliches<br />
Symbol zu deuten. Aber die roten Äpfel<br />
am Baum der Erkenntnis sind ebenso<br />
eindeutig ein christliches Symbol.<br />
Wie kommt das Stadtarchiv zu diesen<br />
Symbolen? Erst wenn man sich mit der<br />
Geschichte des Hauses beschäftigt findet<br />
man die Erklärung des mythologisch-christlichen<br />
Symbols. Das Haus<br />
war früher die chirurgische Klinik von<br />
Bamberg und diese ist vom Bamberger<br />
Fürstbischof gestiftet worden.<br />
39
74. Großer, 11 cm hoher Elfenbeinknauf. Er ist<br />
vollplastisch mit zwei Äskulapschlangen be<br />
schnitzt. Eine davon windet sich mit dem Kopf<br />
nach unten, die andere mit dem Kopf nach<br />
oben um einen Ast oder Stab. Bei beiden<br />
Schlangen sind die langen gespaltenen Zungen<br />
fein herausgearbeitet. Das Elfenbein besitzt<br />
eine schöne Alterspatina. Der Stock hat einen<br />
Ebenholzschuss mit einer Metallzwinge. Zwi<br />
schen Schuss und Knauf befindet sich ein brei<br />
ter Elfenbeinring. Der Stock stammt aus dem<br />
19. Jahrhundert und kommt aus England.<br />
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, dass<br />
es sich bei der Darstellung der beiden<br />
Schlangen um einen aufgelösten Caduceus<br />
handelt. Damit dürfte dieser Stock ein<br />
Arztstock sein.<br />
Literatur<br />
Toellner, Richard: Illustrierte Geschichte der<br />
Medizin, Augsburg, Weltbild Verlag, 2000.<br />
40
Andere ärztliche Symbole<br />
Es gibt auch noch einige andere<br />
Symbole, die von Ärzten gelegentlich<br />
gebraucht wurden und die wir dann<br />
auch auf Spazierstöcken, beziehungsweise<br />
auf deren Griffen, dargestellt sehen.<br />
Hierher gehört sicher das<br />
Maiglöckchen, Convallaria majalis, mit<br />
seinen oval-lanzettförmigen Blättern,<br />
den kugelig glockenförmigen Blüten<br />
und roten Beeren.<br />
75. Elfenbeinknauf mit der plastischen<br />
Darstellung von Maiglöckchen. Es sind Blätter<br />
und Blüten von Maiglöckchen dargestellt.<br />
Unterhalb des Griffes folgt eine goldfarbene<br />
Manschette. Dieser Knauf wurde von mir vor<br />
vielen Jahren fotografiert. Nähere Einzelheiten<br />
dazu sind nicht bekannt.<br />
3. Dieser Arztstock mit goldenem Knauf, gol<br />
denen Kordelösen und goldener Zwinge wur<br />
de schon weiter vorn gezeigt. Länge des<br />
Knaufes 5,5 cm. Im Knauf befinden sich zwei<br />
Kartuschen. Auf der einen sind ein aufgeschla<br />
genes Kräuterbuch, ein Behältnis mit der<br />
Aufschrift “OPIA”, ein Totenkopf und eine Öl<br />
lampe dargestellt. Dies sind ärztliche Symbole<br />
für die Verbundenheit mit der Natur<br />
(Kräuterbuch), für ein für frühere Ärzte typi<br />
sches Schmerzmittel (Opium), für die “moder<br />
ne” anatomische Wissenschaft (Totenkopf),<br />
und für die allzeitige Bereitschaft bei Tag und<br />
Nacht (Öllampe). Das aufgeschlagene Buch<br />
könnte auch auf die Lehrtätigkeit an einer<br />
Universität hinweisen. Auf der anderen<br />
Kartusche ist eine Weintraube dargestellt.<br />
76. Es handelt sich um einen Arztstock mit<br />
dem sehr seltenen ärztlichen Symbol der<br />
Fackel (Tag und Nacht bereit!). Diese Fackel<br />
ist in das Monogramm HH integriert. Der<br />
Knauf besteht aus Elfenbein, um dessen ge<br />
raden Anteil sich eine Schlange windet.<br />
Höhe des Griffes 3,6 cm. Der Griff ist ab<br />
schraubbar. In einer Höhlung des Schusses<br />
befindet sich eine zierliche Schere mit einge<br />
legten Perlmuttgriffen. In diesen Griffen be<br />
findet sich jeweils ein kleines scharfes<br />
Messer. Wahrscheinlich sind mit den skal<br />
pellartigen Messern Abszesse geöffnet und<br />
mit der Schere Fäden entfernt worden. Der<br />
Schuss besteht aus schwarzlackiertem Holz.<br />
Zum Schuss hin befindet sich eine Messing<br />
manschette mit einem Messinggewinde. Die<br />
Zwinge ist eine Messinghülse. Die Gesamt<br />
höhe des Stockes 88 cm. Er kommt wahr<br />
scheinlich aus Deutschland und dürfte in die<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts zu datieren sein.<br />
41
Ein Extrakt davon wurde als Herzmittel<br />
benutzt. Ob alle Stockgriffe, auf denen<br />
Maiglöckchen dargestellt sind,<br />
Arztgriffe sind, ist eine andere Frage.<br />
Auch die Kerze und die Öllampe, sowie<br />
die Fackel wurden selten einmal<br />
als ärztliche Symbole benutzt. Sie sollen<br />
demonstrieren, dass der Arzt allezeit<br />
bereit sei, also bei Tag und bei<br />
Nacht, aber auch, dass sich der Arzt<br />
verzehrt für seine Patienten wie die<br />
Kerze (Fackel, Öllampe). Ein<br />
Totenkopf als Symbol sollte die exakte<br />
Wissenschaft - Kentnisse in der<br />
Anatomie - bezeugen. Ebenso die<br />
Darstellung eines (Kräuter)-Buches.<br />
Letzteres konnte aber auch eine<br />
Lehrtätigkeit an einer Universität belegen.<br />
77. Porzellangriff mit Maiglöckchen verziert.<br />
Die blaue Farbe ist wahrscheinlich später hin<br />
zugefügt worden. Zwischen Griff und<br />
Wildkirschenschuss ist eine silberfarbene<br />
Manschette montiert. Weitere Einzelheiten<br />
nicht bekannt.<br />
78. Sehr hoher schmaler Elfenbeingriff mit rei<br />
cher Verzierung von Maiglöckchen.<br />
79. Sehr hoher Elfenbeingriff mit einer Fülle<br />
von Maiglöckchen beschnitzt. In der Mitte ein<br />
Barockschild mit einem Monogramm verziert.<br />
Zarter Schuss aus Schlangenholz, mit hellem<br />
Echthornabsatz. Qualitätsvolle, französische<br />
“Dieppe Arbeit” aus der zweiten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts, in feinster Ausführung mit sehr<br />
tiefer Schnitzerei und vielen Unterschneidun<br />
gen. Griffhöhe 26 cm, Gesamtlänge des<br />
Stockes 93 cm.<br />
Literatur:<br />
Brunn, W. v., Das Maiglöckchen als Symbol<br />
des Arztes. Die Medizinische Welt, 4. April<br />
1934, S. 505ff.<br />
Lipp, Annemarie und Gruber, Georg B., Die<br />
Kerze als Symbol des Arzttums. Nova Acta<br />
Leopoldina, Abhandlungen der Deutschen<br />
Akademie der Naturforscher Leopoldina, Nr.<br />
140, Band 21, 1959 Johann Ambrosius Barth<br />
Verlag Leipzig.<br />
42
80<br />
81<br />
Ärztliche Systemstöcke<br />
Als Systemstöcke bezeichnet man solche<br />
Stöcke, die eine auf den ersten<br />
Blick verborgene weitere Aufgabe haben<br />
als nur Stützen oder Repräsentieren.<br />
Stock Nr. 75 ist ein solcher<br />
Systemstock. Die auf dem Knauf zu sehende<br />
Fackel und die Äskulapschlange<br />
kennzeichnen ihn als Arztstock. Zusätzlich<br />
hat er noch die Funktion eines<br />
Behältnisses für ein medizinisches<br />
Kombiinstrument, nämlich eine Schere<br />
mit zwei Skalpellen, mit dem Fäden<br />
entfernt beziehungsweise kleinere<br />
Abszesse gespalten werden konnten.<br />
8. Dieser Stock wurde schon weiter vorn be<br />
schrieben. Der kugelförmige Silberknauf lässt<br />
sich durch einen Schnappverschluss öffnen.<br />
Darunter befindet sich noch ein gerader Anteil,<br />
der zur Befestigung auf dem Schuss dient. Der<br />
Knauf hat einen Durchmesser von 4,5 cm.<br />
Der Griff kommt aus Deutschland, vermutlich<br />
Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die auf der<br />
Oberseite dargestellte Äskulapschlange, die<br />
sich um einen Kelch windet, ist der Stock als<br />
Arztstock gekennzeichnet. Von amerikanischen<br />
Ärzten ist überliefert, dass sie in ihren<br />
Stockknäufen öfter einmal Süßigkeiten für ihre<br />
kleinen Patienten hatten. Sicher gab es so etwas<br />
auch in Deutschland.<br />
80. Dieser Stock ist in dem Büchlein Bibliothek<br />
der Unterhaltung und des Wissens Jahrgang<br />
1898, Band 12 abgebildet und als Stock eines<br />
Landarztes bezeichnet. Nähere Angaben feh<br />
len. Man erkennt zwei Medizinfläschchen in ei<br />
nem aus dem Schuss herausziehbaren<br />
Behältnis und im Griff einige Instrumente wie<br />
Schere, Sonde und Skalpell.<br />
81. Elfenbeinknauf mit schön geschnitzter<br />
Äskulapschlange. Die Schlange hat ein eingeleg<br />
tes zweifarbiges Glasauge. Der Knauf kann auf<br />
geschraubt werden, um Medikamente oder<br />
auch Süßigkeiten für die kleinen Patienten darin<br />
unterzubringen. Zum Schuss hin konische<br />
Silbermanschette mit den stark verschlungenen<br />
Initialen “EE” auf der einen Seite und einem<br />
Wappen auf der anderen Seite. Auf dem<br />
Wappen ist zweimal ein Eber dargestellt. Es<br />
handelt sich wahrscheinlich um das<br />
Familienwappen des Erstbesitzers. Durch die<br />
Äskulapschlange ist der Stock als Arztstock an<br />
zusehen. Der Schuss besteht aus Schlangen<br />
holz und hat einen Elfenbeinabsatz. Der Knauf<br />
hat einen Durchmesser von 4,1 cm. Die ge<br />
samte Stocklänge beträgt 106,5 cm. Der Stock<br />
stammt aus dem 19. Jahrhundert, wahrschein<br />
lich aus England.<br />
43
Solche Systemstöcke sind im Handel<br />
selten zu sehen. Ich habe über viele<br />
Jahre geforscht um welche zu finden.<br />
Da solche Stöcke schon der Seltenheit<br />
wegen auch teuer sind, befinden sich<br />
nicht allzu viele in meiner Sammlung.<br />
Die Bilder, die ich aus mehreren<br />
Sammlungen von diesen Stöcken<br />
habe, sind oft alt und aus den verschiedensten<br />
Gründen auch nicht wieder<br />
herzustellen. Man möge also die zum<br />
Teil schlechte Qualität entschuldigen.<br />
Im Medizinhistorischen Museum in<br />
Wien habe ich den Stock des Dr. med.<br />
Edler von Gunz-Zwettlhof gesehen.<br />
Er enthält in dem hohlen und aufschraubbaren<br />
Knauf sowie im oberen<br />
Teil des Schusses ein Stethoskop, ein<br />
Plessimeter, ein Thermometer, eine<br />
Injektionsspritze und Medikamente. Er<br />
datiert um 1850. Der Knauf ist aus<br />
Elfenbein. Der Schuss besteht aus einem<br />
ausgehöhlten Malakkarohr.<br />
Unten befindet sich ein Elfenbeinabsatz.<br />
Auf dem geraden Anteil des<br />
Knaufes steht in Schreibschrift der<br />
Name des Besitzers. Siehe Stock 82.<br />
83. Arztstock in dessen Schuss und Griff meh<br />
rere ärztliche Instrumente untergebracht wer<br />
den konnten. Erhalten sind noch eine Pinzette<br />
sowie verschiedene aus Elfenbein bestehende<br />
Mund und Salbenspatel. Der Knauf ist oben<br />
mit einer Elfenbeinplatte mit Äskulapschlange<br />
verziert. Der abschraubbare Knauf besitzt mit<br />
tig ein breites Elfenbeinband, auf dem der<br />
Name des Erstbesitzers mit “DR. ISAK<br />
BERNStEIN BERLIN FASANENStR.” angegeben<br />
wird. Auffälligerweise sind die “t” klein geschrie<br />
ben. Wahrscheinlich handelt es sich bei diesem<br />
Stock um eine Einzelanfertigung. Er stammt aus<br />
dem 18. Jahrhundert und kommt aus<br />
Deutschland.<br />
44
Es gibt weltweit einige wenige Patente,<br />
die auf Arztstöcke mit Inhalt genommen<br />
wurden, von denen später noch<br />
berichtet wird. Die meisten ärztlichen<br />
Systemstöcke scheinen jedoch Einzelanfertigungen<br />
zu sein oder es wurden<br />
eigentlich für einen anderen Zweck<br />
vorgesehene Systemstöcke umfunktioniert.<br />
84. Der Stock besitzt eine außergewöhnlich<br />
schwere und große L förmige Silberkrücke.<br />
Um und durch einen zerfurchten Ast windet<br />
sich eine Schlange. Ihr Kopf ist mit offenem<br />
Maul auf eine 18 karätige, goldene Fliege ge<br />
richtet. Der Griff ist in allen seinen Teilen sau<br />
ber nachziseliert. Das Ende des Griffes kann ab<br />
genommen werden und man hat einen 9 cm<br />
langen silbernen Stichel in der Hand, der mög<br />
licherweise zum Eröffnen von Abszessen ge<br />
dient haben könnte. Silber bietet sich in diesem<br />
Fall trotz seiner Weichheit als bakteriostatisches<br />
Material an. Vielleicht war es aber auch nur ein<br />
Brieföffner. Der Griff ist 13,5 cm breit. Der<br />
Schuss besteht aus einem stark vernarbten<br />
Schössling. Die entsprechenden Verletzungen<br />
wurden dem Schössling schon während des<br />
Wachstums beigebracht. Unten offene Metall<br />
zwinge. Gesamthöhe des Stockes 85 cm. Der<br />
Stock stammt aus England und der Griff wurde<br />
den Punzen nach 1909 in Sheffield hergestellt.<br />
Es handelt sich wahrscheinlich um ein Unikat.<br />
Der Stock befindet sich, soweit beurteilbar, in<br />
seinem Originalzustand.<br />
Als Arztstöcke kann man sie dann bezeichnen,<br />
wenn sie zusätzlich mit einem<br />
ärztlichen Emblem versehen<br />
sind, einen Namen mit Doktortitel aufweisen<br />
oder die Instrumente eindeutig<br />
als medizinische Instrumente einzuordnen<br />
sind. Dieses gilt auch für<br />
Phiolen, Fläschchen oder Ampullen<br />
mit Medikamenten.<br />
Am 9. Juli 1979 schrieb mir Dr. med.<br />
J. Huwyler, ein Stocksammler aus<br />
Zürich: „Ich besitze noch einen sogenannten<br />
>Canne d’anaesthésie
Der Griff eines Stockes und der Schuss<br />
sind geeignet um etwas darin aufzubewahren.<br />
Beide Teile müssen hohl gearbeitet<br />
sein und um den Schuss als<br />
Behältnis zu nutzen, muss der Griff abschraubbar<br />
sein. Am einfachsten lässt<br />
sich dies bewerkstelligen, wenn beide<br />
Teile aus Metall gearbeitet sind. Der<br />
Schuss ist in diesem Fall dann oft mit<br />
Leder bezogen. Aber es gibt auch ausgehöhlte<br />
Schüsse aus Holz oder Rohr.<br />
Der Griff, meist in Kugel-, Pilz-, Toder<br />
L-Form gearbeitet, kann an einer<br />
oder zwei Stellen geöffnet werden.<br />
85. Es handelt sich um einen sogenannten<br />
Trinkstock. Im vorliegenden Fall wahrscheinlich<br />
um einen Medikamentenstock. Der sich in dem<br />
Stock befindende kleine Glasbecher hat nur ein<br />
Fassungsvermögen von etwa 4 ml und das<br />
Vorratsgefäß von etwa 15 ml. Für etwas<br />
Alkoholisches erscheinen mir die Volumina zu<br />
klein. Für ein Medikament, wie etwa Herz<br />
tropfen aus Maiglöckchen (Convalaria majalis)<br />
oder der Meerzwiebel (Bulbus scillae), wären<br />
die Proportionen aber durchaus geeignet.<br />
Der Knauf ist aus Silber getrieben, ca 5,5 cm<br />
hoch und mit Ranken und Blumenmotiven ver<br />
ziert. Eine Punzierung fehlt. Bei dem Schuss<br />
handelt es sich um ein Ganzmalakkarohr mit<br />
sehr schöner Maserung. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes beträgt 91,2 cm. Lange Messingzwinge<br />
von 6,4 cm. Der Stock stammt wahrscheinlich<br />
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, vermut<br />
lich aus England.<br />
86. Der Stock besteht aus Metall und ist mit<br />
Leder bezogen. Er hat einen Durchmesser von<br />
2,3 cm. Der ebenfalls aus Metall bestehende<br />
und in seinem oberen Anteil konische Griff ist<br />
abnehmbar und oben aufklappbar. Er stellt also<br />
ein eigenes Behältnis dar. Die Höhe des<br />
Knaufes ist 6,5 cm und seine größte Breite<br />
2,5 cm. Auf dem zylindrischen Anteil steht PA<br />
TENT DE GOLDSCHMIDT in drei Zeilen und<br />
darunter befindet sich ein sechszackiger Stern.<br />
Im Schuss befindet sich eine aufklappbare<br />
Metallröhre. Vier mit Gummistopfen verschlos<br />
sene Glasröhrchen sind noch vorhanden,<br />
ebenso ein 4,8 cm langer metallener<br />
Tablettenbehälter. Ein fünftes Röhrchen scheint<br />
zu fehlen. Die Röhrchen sind beschriftet mit<br />
Morphium, Cocain, Sublimat und Carbol. Es<br />
handelt sich um typische Medikamente und<br />
Substanzen, wie sie ein Landarzt Ende des 19.<br />
oder Anfang des 20. Jahrhunderts gebrauchte.<br />
Der untere Teil der Röhre ist leer.<br />
Wahrscheinlich waren hier weitere Behälter für<br />
Instrumente oder Spritzen.<br />
46
Wenn der Griff mehrere verschiedene<br />
Geräte oder medizinische Instrumente<br />
aufnehmen soll, hat er entsprechende<br />
Einteilungen oder Haltevorrichtungen.<br />
Der ausgehöhlte Schuss dient entweder<br />
zur Aufnahme einer langen dünnen<br />
und aufklappbaren Röhre oder einer<br />
schmalen langen viertel- oder<br />
halbrunden Leiste mit Klemmeinrichtungen<br />
oder Abteilen zur Aufnahme<br />
von zylinderförmigen kleinen<br />
Röhrchen und Fläschchen mit<br />
Medikamenten oder medizinischen<br />
Utensilien. In manchen der erhaltenen<br />
Stöcke dieser Art sind noch Reste des<br />
ursprünglichen Inhaltes erhalten.<br />
Diese Art von Stöcken hatten also die<br />
gleiche Aufgabe wie die heute noch<br />
gebräuchliche Arzttasche.<br />
87. Systemstock mit einer eleganten Fritzkrü<br />
cke aus 18 karätigem Gelbgold. Auf der<br />
Vorderseite des kürzeren Schenkels dieses<br />
Griffes befinden sich die Initialen “A v S” fein<br />
graviert und ineinander verschlungen. Auf der<br />
anderen Seite ist hinter einem schön gearbeite<br />
ten Gitter aus Blüten und Ranken ein<br />
Pomander, also ein Behältnis für Duftstoffe,<br />
verborgen. Der Griff ist etwa 9,5 cm breit und<br />
5 cm hoch. Der Schuss besteht aus Rosenholz<br />
und ist in seinem oberen Teil ausgehöhlt. Wenn<br />
man am Griff zieht, kann man ein circa 15 cm<br />
langes und halbrundes Behältnis aus<br />
Sterlingsilber herausziehen. Dieses Behältnis ist<br />
mit Leder bezogen und hat drei Fächer mit<br />
Halterungen. Darin sind eine nicht ausein<br />
andernehmbare Glasspritze, eine Morphium<br />
ampulle und 2 Kanülen untergebracht. Der<br />
Stock ist etwa 93 cm lang.<br />
Dieser elegante und wertvolle Stock mit dem<br />
ausgefallenen Innenleben stammt aus der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts und kommt aus Frank<br />
reich. Die Morphiumampulle ist nicht mehr ori<br />
ginal, es ist eine leere Ampulle, das Etikett<br />
stammt aber aus der Zeit. Es wird erzählt, der<br />
Stock habe einst einem Edelmann gehört, der<br />
für seine süchtige junge Geliebte immer einen<br />
„Schuss“ dabei gehabt hätte. Im Pomander<br />
habe er für sich einige Tropfen ihres Parfüms<br />
dabei gehabt. Mag sein, aber es könnte auch<br />
der Stock eines Arztes gewesen sein, der für<br />
akute Notfälle ein Schmerzmittel dabei hatte.<br />
47
Von einigen amerikanischen Hausärzten<br />
wird berichtet, dass sie im hohlen<br />
Knauf ihres Spazierstockes Süßigkeiten<br />
für die kleinen Patienten dabei hatten.<br />
Sicher ist diese noble Art der<br />
Sedierung auch andernorts so gehandhabt<br />
worden.<br />
Fast nie kennt man ja heute den eigentlichen<br />
Erstbesitzer wenn man einen<br />
Stock vor sich hat. Und ob die<br />
Schlussfolgerungen, die man aus der<br />
Betrachtung des Gegenstandes zieht,<br />
wirklich richtig sind, bleibt Spekulation.<br />
Im Laufe der letzten 25 Jahre habe ich<br />
viele Stöcke gesehen und viele Erfahrungen<br />
gesammelt, aber ich glaube,<br />
ich würde auch den Curetten-Stock<br />
Nummer 88 falsch einordnen, wenn<br />
er nicht mein eigener wäre. Curetten<br />
sind ärztliche Instrumente, mit denen<br />
man Ausschabungen aus der Gebärmutter<br />
macht. Entweder nur, um zu<br />
diagnostischen Zwecken Gewebe zu<br />
erhalten, oder eventuell auch um eine<br />
Abtreibung zu machen.<br />
88. Curetten Stock. Er wurde von einem<br />
Kollegen zum Spaß aus einer alten Curette zu<br />
sammengebastelt. Die Curette ist in drei Teile<br />
auseinander gesägt worden. Das Griffende<br />
wurde auch zum Griffende des zweigeteilten<br />
Stockes. Ein weiteres Teil des Griffes wurde mit<br />
einem Gummipfropfen versehen und zur<br />
Zwinge umfunktioniert. Das eigentliche<br />
Instrument wurde in den Griff eingeklebt und<br />
der Bambusschuss oben ausgehöhlt.<br />
Gesamtlänge des Stockes circa 90 cm.<br />
89. Diesen Stock mit der stählernen<br />
Gelenkkugel eines Oberschenkelknochens als<br />
Griff, habe ich schon vor vielen Jahren in einer<br />
Sammlung fotografiert. Es soll der Stock eines<br />
deutschen Chirurgen gewesen sein. Er dürfte<br />
in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts zu da<br />
tieren sein. Einzelheiten sind nicht bekannt.<br />
Vielleicht auch ein Spaß Stock?<br />
48
Dieser Curettenstock allerdings ist nie<br />
benutzt worden. Er wurde von einem<br />
Kollegen zu meinem 60. Geburtstag<br />
aus einer alten Curette der Klinik, in<br />
der ich arbeitete, zum Jux zusammengebastelt<br />
und mir geschenkt, da er<br />
wusste, dass ich Spazierstocksammler<br />
und Frauenarzt bin. Also ein Irrtum ist<br />
nie mit letzter Sicherheit ausgeschlossen.<br />
90. Die Bilder dieses Systemsstocks mit ärzt<br />
lichen Instrumenten und Medikamentenfläsch<br />
chen und behältern bekam ich etwa 1980 von<br />
Frau Dike aus Genf. Sie teilte mir mit, dass der<br />
Stock Sir George Buckston Browne (1845<br />
1945) gehörte. In dem aufklappbaren und ab<br />
schraubbaren T förmigen Silbergriff befindet sich<br />
eine Spritze und Kanülen, sowie ein einem ta<br />
schenmeserähnlichen, zweiseitig aufklappbares<br />
Skalpell mit Schalen aus Schildpatt. Im hohlen<br />
Schuss ist eine lange Metallleiste mit<br />
Klemmvorrichtungen für zylinderförmige<br />
Glasfläschchen und Metalldosen, in denen<br />
Medikamente untergebracht werden konnten.<br />
Für Hausbesuche ließ sich in diesem<br />
Kombinationsstock eine Menge unterbringen.<br />
Der Stock ist wohl in England Ende des 19.,<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt worden.<br />
Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 93 cm.<br />
Der Griff ist 10 cm lang und 6,5 cm hoch.<br />
49
Es muss noch eine kleine Gruppe von<br />
ärztlichen Systemstöcken erwähnt<br />
werden, die nichts mit der medizinischen<br />
Berufsausübung zu tun haben,<br />
sondern lediglich demonstrieren sollen,<br />
dass der Träger des Stockes ein<br />
Arzt ist. Diese Stöcke sind also den<br />
Stöcken mit ärztlichen Symbolen wie<br />
der Äskulapschlange, dem Caduceus,<br />
der Fackel etc. gleichzusetzen. Es sollen<br />
hier zwei Stöcke als Beispiel dieser<br />
Gruppe gezeigt werden.<br />
91. Elfenbeinknauf mit im Hochrelief geschnit<br />
tener Äskulapschlange, die sich dreimal um den<br />
Knauf windet. Höhe des Knaufes 7,0 cm.<br />
Größter Durchmesser oben ca. 3,5 cm. Oben<br />
sind die verschlungenen Initialen “GI” oder “GJ”<br />
in grandiosem Schwung dargestellt. Der Griff<br />
lässt sich abschrauben und dann erkennt man,<br />
dass der Schuss aus einem äußerlich geschnitz<br />
ten leicht konischen Holzrohr besteht. In ihm<br />
befindet sich der untere Anteil eines Billard<br />
queues aus Obstbaumholz, an dessen oberem<br />
Abschnitt der Name “HOFFMANN” eingepresst<br />
ist. Wenn man den elfenbeinernen Absatz ab<br />
schraubt, kann hier das untere Stück des<br />
Queues eingesetzt werden. Nun muss nur<br />
noch oben der mit Gips beschwerte Knauf<br />
wieder aufgeschraubt werden und fertig ist der<br />
Billardstock. Es handelt sich mit ziemlicher<br />
Sicherheit um einen deutschen Arztstock.<br />
Wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert.<br />
92. Der Elfenbeinknauf wird durch eine aufge<br />
rollte Schlange (Äskulapschlange) gebildet. Er<br />
verbirgt ein Opernglas. Es war der Stock eines<br />
vornehmen Arztes, den er zum Theaterbe<br />
such benutzte. Er ist wahrscheinlich auf das<br />
Ende des 18. Jahrhunderts zu datieren und<br />
kommt aus Deutschland. Der Schlangenkopf ist<br />
durch häufigen Gebrauch stark abgenutzt.<br />
Nähere Angaben zu dem Stock sind nicht be<br />
kannt.<br />
50
Patente von Arztstöcken<br />
Patentschriften sind im allgemeinen<br />
eine recht gute Quelle, wenn man etwas<br />
über Systemstöcke erfahren will.<br />
Nicht so bei Arztstöcken. Francis H.<br />
Monek aus den USA, ein intimer<br />
Kenner von Stockpatenten, teilte mir<br />
1987 mit, dass er nur 7 Patente, die<br />
Arztstöcke betreffen, weltweit gefunden<br />
habe. Auch in seiner 1995 über<br />
Spazierstöcke erschienenen Monographie<br />
sind nicht mehr erwähnt. Im<br />
Patentamt in München konnte auch ich<br />
keine zusätzlichen finden. Es handelt<br />
sich um drei Patente aus den USA, drei<br />
Patente aus Großbritannien und ein<br />
Patent aus Deutschland. Ganz allgemein<br />
gesagt handelt es sich um Patente,<br />
um den Griff und/oder den Schuss<br />
mit Instrumenten, Fläschchen oder<br />
Behältern zu bestücken. Die Patente<br />
wurden in den Jahren von 1860 bis<br />
1917 genommen.<br />
Die 7 Patente seien hier aufgezeigt.<br />
1860 von S. T. Trowbridge, US<br />
Patent Nr. 26721, Cane for Physicians.<br />
1872 von D. A. Doudney und H. C.<br />
Adams, Großbritannien Patent<br />
Nr. 178, Self-acting Desinfectant for<br />
Walking Sticks, &c.<br />
1873 von M. Osborne, US Patent<br />
Nr. 139 020, Inprovement in Canes,<br />
(Medicine case cane).<br />
1874 von R. G. English, US Patent<br />
Nr. 156 456, Inprovement in Canes<br />
(Medicine case and stethoscope cane).<br />
1881 von E. Edwards, Großbritannien<br />
Patent Nr. 4622, Handles for Canes<br />
and Umbrellas (mit Phiolen).<br />
93. Patentschrift von R. G. English von 1874.<br />
51
1912 von A. Heinrich, Großbritannien<br />
Pat. Nr. 27215, Improvements in and<br />
relating to Walking Sticks (um medizinische<br />
Instrumente aufzubewahren).<br />
1917 von Amin Aaly al Omari,<br />
Deutsches Patent Nr. 311240,<br />
Rohrförmiger Einsatz für Spazierstöcke.<br />
Es liegen mir alle Patente vor und ich<br />
habe sie in den wesentlichen Partien<br />
auf der nebenstenden und den vorhergehenden<br />
Seiten abgebildet. Die<br />
wichtigsten Punkte möchte ich noch in<br />
Auszügen aus den Patenten wiedergeben.<br />
1. Patent von S. W. Trowbridge von<br />
1860. US Patent Nr. 26726.<br />
“Stock für Ärzte<br />
.... Diese Erfindung besteht aus einem<br />
hohlen Stock, der am unteren Ende<br />
verschlossen ist. In diesen Hohlraum<br />
ist ein halbes Rohr eingepasst, das mit<br />
dem Griff verbunden ist und das man<br />
nach Belieben aus dem Stock herausziehen<br />
oder hineinstecken kann und<br />
das ein Behälter für Phiolen mit<br />
Medizin ist.<br />
Diese Erfindung ist hauptsächlich für<br />
Landärzte gedacht, die gezwungen<br />
sind, Medizin bei sich zu haben, und<br />
sie soll die lästigen Satteltaschen, Koffer<br />
etc. ersetzen, welche die Ärzte sonst<br />
mit sich führen....”<br />
94. Patentschrift von A. Heinrich von 1912.<br />
95. Patentschrift von Amin Aaly al Omari von<br />
1919.<br />
96. Patentschrift von M. Osborne, 1872.<br />
97. Patentschrift von S. T. Trowbridge von<br />
1860.<br />
98. Patentschrift von E. Edwards von 1881.<br />
99. Patentschrift von D. A. Doudney und H. O.<br />
Adams von 1872.<br />
53
„... In den Knauf oder Griff kann noch<br />
ein Tintenfass mit Schraubverschluss<br />
eingearbeitet werden.... Solch ein<br />
Tintenfass kann sich beim Ausstellen<br />
von Rezepten oder schriftlichen<br />
Anweisungen für den Patienten als<br />
nützlich erweisen.”<br />
2. Patent von D. A. Doudney und H.<br />
C. Adams von 1872, Großbritannien<br />
Patent Nr. 178.<br />
“Selbstwirkende Desinfektionseinrichtung<br />
oder Dufteinrichtung für Spazierstöcke,<br />
Peitschen, Regenschirme, Sonnenschirme<br />
und andere ähnliche<br />
Geräte, die üblicherweise in der Hand<br />
getragen oder gebraucht werden.<br />
Unsere Erfindung besteht darin, einen<br />
Hohlraum zur Aufnahme von Kampfer<br />
oder anderen Desinfektionsmitteln<br />
oder Parfüm zu schaffen oder einzupassen<br />
und diese Behältnisse an den<br />
Griff von Spazierstöcken etc. anzubringen,<br />
wobei der Form des Griffes entsprechend<br />
die Möglichkeit besteht,<br />
diesen Behälter je nach Bedarf zu öffnen<br />
oder zu schließen, so dass das<br />
Desinfektionsmittel oder Parfüm nach<br />
Belieben austreten oder zurückgehalten<br />
werden kann. Unsere Erfindung ist<br />
besonders geeignet für Ärzte oder<br />
Personen, die gelegentlich in Berührung<br />
mit Kranken mit Infektionskrankheiten<br />
kommen.<br />
Solch ein Griff kann rund, eckig, glatt<br />
oder verziert sein und hat einen<br />
Hohlraum der ausreicht, um das<br />
Desinfektionsmittel oder Parfüm aufzunehmen.<br />
Wenn solch ein Stoff durch<br />
die Hand erwärmt wird, wird er flüchtiger<br />
und kann leicht durch die einfach<br />
zu öffnenden Löcher entweichen und<br />
so die Hand oder das Material des<br />
Handschuhs desinfizieren. Wenn der<br />
Benutzer den Stock in einem Krankenzimmer<br />
sich nahe an die Nase hält,<br />
wird sich die Erfindung als praktische<br />
und angenehme Desinfektionsmöglichkeit<br />
erweisen ohne dass der<br />
Kranke es als Vorsichtsmaßnahme<br />
54<br />
gegen eine mögliche Infektion erkennt<br />
und beunruhigt wird.”<br />
3. Patent von M. Osborne von 1873,<br />
US Patent Nr. 139 020.<br />
“...Erfindung einer neuartigen und<br />
nützlichen Verbesserung einer<br />
Kombination von Spazierstock und<br />
Arztstock....”<br />
“Die Erfindung bezieht sich auf einen<br />
Spazierstock speziell für Ärzte, in dessen<br />
Innerem sich ein ausziehbarer<br />
Behälter für Phiolen (Fläschchen) befindet,<br />
während der Griff so ausgearbeitet<br />
ist, dass er eine Anzahl von kleineren<br />
chirurgischen Instrumenten aufnehmen<br />
kann, die hauptsächlich in der<br />
täglichen Praxis gebraucht werden.<br />
Die bisher gebräuchlichen Taschenbehälter<br />
wurden oft beschädigt oder<br />
gänzlich ruiniert durch zerbrochene<br />
Phiolen oder durch Witterungseinflüsse.<br />
Mit dieser Erfindung kann der<br />
Arzt seine Medizin und kleinere<br />
Instrumente sicher in einem wasserdichten<br />
Behälter mit sich führen, den<br />
er wie einen normalen Spazierstock<br />
benutzen kann.”<br />
4. Patent von R. G. English von 1874<br />
US Patent Nr. 156 456.<br />
“...Kombination von Spazierstock,<br />
Medizinbehälter und Stethoskop.<br />
Zweck der Erfindung ist ein Spazierstock<br />
für den praktischen Arzt, der als<br />
Behälter für Medizin und auch für medizinische<br />
Instrumente benutzt werden<br />
kann. Es ist eine Kombination von<br />
Stock, Behälter und Stethoskop.<br />
Zusammenfassende Beschreibung:<br />
Röhrenförmige Hülle aus geeignetem<br />
Material und in beliebiger Größe. Im<br />
Inneren halbe Röhre zur Aufnahme<br />
von Medizin. Im Griff, geschützt durch<br />
eine Verschlusskappe, das Ohrstück<br />
des Stethoskops, dessen röhrenförmiger<br />
Teil über der Zwinge den unteren,<br />
abschraubbaren Teil des Stockes bildet.<br />
So kann das Stethoskop bei<br />
Bedarf aus dem Stockgriff, dem kleinen<br />
Rohr und dem Ohrstück zusammengesetzt<br />
werden.”<br />
5. Patent von E. Edwards von 1881,<br />
Großbritannien Patent Nr. 4622.<br />
Diese Erfindung in Zusammenhang<br />
mit Spazierstock- und Schirmgriffen<br />
beschreibt eine neuartige Herstellungsmethode,<br />
bei der diese Griffe<br />
Phiolen oder Gefäße enthalten, die mit<br />
Parfüm gefüllt werden können, die<br />
eine brennende Zigarre aufnehmen<br />
können oder andere kleine<br />
Gegenstände.<br />
6. Patent von A. Heinrich, von 1912.<br />
Großbritannien Pat. Nr. 27215,<br />
“Diese Erfindung bezieht sich auf<br />
Spazierstöcke, die so konstruiert sind,<br />
dass man sie auseinander nehmen<br />
kann und die mehrere Röhrchen enthalten,<br />
die mit Schraubgewinden zusammengesetzt<br />
sind.<br />
Bei dieser Erfindung ist der Stock aus<br />
mehreren kurzen röhrenförmigen<br />
Elementen zusammengesetzt, die alle<br />
den gleichen äußeren Durchmesser<br />
haben.<br />
... Die einzelnen Teile werden zum<br />
Gebrauch einfach zusammengeschraubt.<br />
Der Vorteil besteht darin,<br />
dass der Stock jederzeit leicht in einem<br />
Koffer verstaut werden oder in der<br />
Tasche mitgeführt werden kann, wobei<br />
die Hohlräume der einzelnen<br />
Elemente zur Beförderung von<br />
Verbandszeug und ähnlichem dienen.<br />
...”<br />
7. Patent von Amin Aaly al Omari von<br />
1917 Deutsches Patent Nr. 311240,<br />
“...Rohrförmiger Einsatz für Spazierstöcke,<br />
der zwecks Unterbringung einer<br />
tragbaren Apotheke durch feste<br />
Querwände in einzelne Abteilungen<br />
unterteilt ist, dadurch gekennzeichnet,<br />
dass in der Seitenwandung des Einsatzes<br />
je zwei einander gegenüberliegende....<br />
Öffnungen zum Einführen und<br />
Herausnehmen der Behälter vorhanden<br />
sind....”
Phrenologenstöcke<br />
Phrenologenstöcke werden solche<br />
Stöcke genannt, deren Knäufe einen<br />
menschlichen Kopf mit eingezeichneten<br />
und nummerierten Regionen darstellen.<br />
An der Büste befinden sich die<br />
Erläuterungen zu den einzelnen Regionen.<br />
Das Ganze muss als Hilfsmittel<br />
angesehen werden, um sich die einzelnen<br />
Regionen einzuprägen, beziehungsweise<br />
sie sich wieder ins<br />
Gedächtnis zu rufen. Was hat es nun<br />
mit diesen Schädelregionen auf sich?<br />
Franz Joseph Gall, geboren am<br />
9. März 1758 in Tiefenbronn bei<br />
Pforzheim, gestorben am 22. August<br />
1828 in Montrouge, Arzt und<br />
Forscher, glaubte auf Grund seiner<br />
anatomischen Erkenntnisse und seiner<br />
vergleichenden Beobachtungen, dass<br />
menschliche (und auch tierische)<br />
Eigenschaften an bestimmten Stellen<br />
des Gehirns lokalisiert seien, und das<br />
Gehirn nun seinerseits die Schädelform<br />
beeinflusst. Gall lehrte und<br />
forschte in Wien und Paris und reiste<br />
Vorträge haltend durch Deutschland<br />
und England. In Deutschland wurde<br />
1802 seine Schädellehre verboten.<br />
Dagegen verbreitete sie sich in Österreich,<br />
England, Frankreich und<br />
Amerika.<br />
100. Phrenologenstock mit einem Knauf aus<br />
Porzellan. Beschriftung unter der Glasur. Die<br />
Höhe des Knaufes ist 6,5 cm. Porzellanköpfe<br />
sind sehr selten. Meistens handelt es sich um<br />
Elfenbeinschnitzereien. 1 cm breite Silber<br />
manschette. Der Schuss besteht aus Veilchen<br />
ebenholz und hat einen Büffelhornabsatz.<br />
Gesamtlänge des Stockes 97 cm. Der Knauf<br />
stammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
und kommt aus England.<br />
55
Von der Gall´schen Schädellehre redete<br />
man bis zum Anfang des 20.<br />
Jahrhunderts. Sie wurde allerdings in<br />
Teilen abgeändert und der Schädel<br />
zum Teil in neue Regionen eingeteilt.<br />
Gall selbst bezeichnete seine Schädellehre<br />
als Organologie oder Kraniologie<br />
und auch Kranioskopie. Der Begriff<br />
Phrenologie stammt von seinem<br />
Schüler Spurzheim.<br />
Die Tragik des Herrn Gall ist, dass<br />
praktisch seine ganze Einteilung falsch<br />
war und von den ursprünglichen Regionen<br />
nichts geblieben ist. Immerhin<br />
hat er Anregungen zu weiteren Forschungen<br />
gegeben. Hingegen sind seine<br />
anatomischen Erkenntnisse, zum<br />
Beispiel über den Verlauf der Hirnnerven,<br />
noch heute gültig.<br />
Die mir bekannten Stockknäufe mit<br />
den Regionen nach Gall stimmen weitgehend<br />
mit denen in der Schrift von<br />
WEBSTER aus dem Jahre 1843 überein.<br />
Es darf also mit einiger Wahrscheinlichkeit<br />
angenommen werden,<br />
dass diese Stöcke oder zumindest ihre<br />
Knäufe, aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
stammen. Alle Phrenologenstöcke,<br />
die ich bisher gesehen habe,<br />
haben eine englische Beschriftung. Sie<br />
stammen also höchstwahrscheinlich<br />
aus England oder Amerika.<br />
Oben rechts: Franz Joseph Gall etwa 1801<br />
1802.<br />
In der Mitte: Eine Seite aus dem Originalartikel<br />
von L. N. Fowler, Synopsys of Phrenology and<br />
Physiology, 1846. Dargestellt ist wohl der älte<br />
re Franz Joseph Gall.<br />
Unten: Seite aus einem Artikel von Gustav<br />
Scheve aus dem Jahre 1855.<br />
56
Im Handel tauchen sie meist in<br />
England, Deutschland oder Frankreich<br />
auf. Stöcke mit französischer oder<br />
deutscher Beschriftung sind mir bisher<br />
nicht begegnet. Herr Charles<br />
Kamerling aus Frankreich teilte mir in<br />
einem Brief mit, dass auch er keine<br />
Griffe mit französischer Beschriftung<br />
gesehen habe und auch die Händler in<br />
Paris, die er befragte, konnten sich an<br />
keine solchen Griffe erinnern.<br />
Andererseits habe ich bisher keine mit<br />
deutlich abweichender Einteilung gesehen,<br />
was bei Stockknäufen aus der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
wahrscheinlich wäre infolge einer abweichenden<br />
Einteilung der Regionen<br />
gegenüber dem Anfang des<br />
Jahrhunderts.<br />
101. Phrenologenstock aus Elfenbein. Im<br />
Gegensatz zu dem Stock mit dem Porzellan<br />
knauf, sind die Regionen spiegelbildlich einge<br />
zeichnet. Auch hier die englischen Bezeich<br />
nungen der Regionen an der Büste. Der Stock<br />
kommt aus England und ist in den Anfang des<br />
19. Jahrhunderts zu datieren.<br />
57
102. Ein weiterer englischer Phrenologenstock<br />
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Auch<br />
hier sind die Regionen am Kopf spiegelbildlich<br />
eingezeichnet.<br />
103. Interessanterweise ist im Lauf der Jahre<br />
auch ein einziges Mal ein Phrenologenstock<br />
aufgetaucht, bei dem die einzelnen Hirnregi<br />
onen nach Dr. Gall auf einen Totenkopf aufge<br />
zeichnet sind. Die Legenden am Hals fehlen. Es<br />
handelt sich möglicherweise um ein unvollen<br />
detes Modell oder um eine Einzelanfertigung.<br />
Der Totenkopf ist aus Elfenbein geschnitzt und<br />
zeigt einen ähnlichen Umriss wie die aus<br />
Elfenbein geschnitzten Köpfe mit den einge<br />
zeichneten Hirnregionen. Es ist also mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass sie alle<br />
aus der gleichen Werkstatt kommen. Der<br />
Schuss besteht aus einem schön gezeichneten<br />
Schlangenholz.<br />
58
In der Tabelle links sind alle Bezeichnungen<br />
aufgelistet, die sich an der<br />
Büste des Porzellankopfes befinden.<br />
Sie stimmen auch mit einer Arbeit von<br />
J. PALMER WEBSTER, Professor of<br />
Phrenology, überein, die er in seinem<br />
Buch “Treatise on Phrenology,<br />
Washington D.C., 1843”, veröffentlichte.<br />
Ich habe versucht, die zum Teil<br />
altertümlichen englischen Ausdrücke<br />
an Hand der von WEBSTER gegebenen<br />
Erläuterungen in ein heute noch<br />
verständliches Deutsch zu übertragen.<br />
In roter und kursiver Schrift habe ich<br />
diejenigen Bezeichnungen eingetragen,<br />
die Herr Dr. S. Th. Soemmerring<br />
1807 in zwei Gehirnzeichnungen<br />
eingetragen hat. Er schreibt dazu:<br />
“Nach Herrn Gall mir persönlich mitgetheilten<br />
Angaben, in seiner Gegenwart<br />
bezeichnet”. Wahrscheinlich sind<br />
diese Bezeichnungen die früheren.<br />
Dafür spricht auch, dass sie nicht ganz<br />
so ausführlich sind als auf dem<br />
Stockknauf. Spätere Veröffentlichungen<br />
geben andere Einteilungen und<br />
Beschreibungen an.<br />
An den drei abgebildeten Elfenbeinknäufen<br />
fand ich statt der Bezeichnung<br />
ALIMENTIVENESS die<br />
Bezeichnung GUSTATIVE.<br />
104. Der Elfenbeinknauf zeigt einen unvollen<br />
deten Phrenologenkopf. Man kann deutlich die<br />
bilaterale Anordnung erkennen. Warum dieser<br />
Kopf unvollendet blieb ist unbekannt. Vielleicht<br />
ist er noch wertvoller als ein normaler Knauf,<br />
wenn man ihn mit Fehldrucken bei Briefmarken<br />
vergleicht. Der Knauf ist 8,0 cm hoch. In der<br />
Formgebung weicht er von den anderen<br />
Köpfen leicht ab. Er scheint einem Pykniker zu<br />
gehören. Der Schuss besteht aus Gabuneben<br />
holz und hat einen Büffelhornabsatz. Gesamt<br />
länge des Stockes 100 cm.<br />
59
Rechts die Darstellung der phrenologischen<br />
Zonen aus dem Jahre 1893. Die<br />
mit einer roten Ellipse gekennzeichneten<br />
Bezirke sind abweichend von den<br />
Bezirken der zuvor beschriebenen<br />
Knäufe der Phrenologenstöcke bezeichnet.<br />
Die anderen angegebenen<br />
Bezirke sind neu hinzugekommen.<br />
Möglicherweise gibt es also Stockknäufe<br />
mit diesen Bezeichnungen.<br />
105. Ein weiterer Phrenologenstock aus dem<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts aus England. Der<br />
Knauf ist aus Elfenbein und ist circa 6 cm hoch.<br />
Der Schuss ist aus Rosenholz und hat einen<br />
Hornabsatz. Es tauchen im Handel immer wie<br />
der einmal solche Stöcke auf. Sie sind von der<br />
Form her alle sehr ähnlich und auch die<br />
Beschriftung stimmt weitgehend überein. Sie<br />
scheinen alle um 1820 herum in einer<br />
Werkstatt in England hergestellt worden zu<br />
sein. Insgesamt gesehen sind Phrenologenstök<br />
ke aber selten und daher sehr teuer. Sie koste<br />
ten im Jahr 2001 zwischen 3000 und 5000<br />
Euro.<br />
Literatur:<br />
Fowler, L. N.: Synopsys of Phrenology and<br />
Physiology 1846<br />
Mann, Gunter u. Dumont (Hrsg.): Organ der<br />
Seele Seelenorgane, in Soemmerring<br />
Forschung Bd. 3, S.133 157, Stuttgart 1987.<br />
Mann, Gunter : Franz Joseph Gall, in<br />
Klassiker der Medizin, zweiter Band, herausge<br />
geben von Dietrich von Engelhardt und Fritz<br />
Hartmann, Verlag C. H. Beck, München, 1991.<br />
Scheve, Gustav: Phrenologische Bilder, Leipzig<br />
1855.<br />
Webster, J. Palmer , Professor of Phrenology:<br />
Treatise on Phrenology, Washington D.C.,<br />
1843.<br />
60
Pomander und Vinaigrette<br />
Eine eigene Gruppe von Arztstöcken<br />
sind die Pomanderstöcke. Allgemein<br />
gesehen gehören sie in die Gruppe der<br />
Systemstöcke. Sie hatten also nicht nur<br />
eine Stützfunktion oder wie bei Arztstöcken<br />
sicher auch oft eine Symbolund<br />
Repräsentationsfunktion, sondern<br />
sie müssen als Hilfsmittel, als Instrument,<br />
sozusagen als Ausrüstung des<br />
Arztes angesehen werden. Riechstökke<br />
sind sicher nicht nur von Ärzten benutzt<br />
worden, aber von ihnen wissen<br />
wir, dass sie es taten. Zwei Gründe gab<br />
es für Ärzte Pomander zu gebrauchen.<br />
Einmal war es die Hoffnung, dass man<br />
sich durch die Duftstoffe vor den, wie<br />
man früher glaubte, krankheitserregenden<br />
und Seuchen auslösenden<br />
Miasmen schützen könne, zum anderen<br />
der ganz profane Wunsch bei<br />
Krankenbesuchen in den oft muffigen<br />
und modrigen, nach Kot und Essen riechenden,<br />
ungelüfteten Zimmern seine<br />
Riechnerven zu schonen.<br />
106. Der 3,6 cm hohe Griff dieses Stockes ist aus<br />
Elfenbein gedrechselt. Er ist aufschraubbar und der<br />
Deckel hat 6 Durchbohrungen aus denen die Düfte<br />
austreten können. Nach dem Abschrauben des<br />
Deckels erkennt man eine flache Höhlung, die zur<br />
Aufnahme der duftenden Salben, Pasten oder Harze<br />
diente. Verziert ist der Knauf mit kleinen Silbernägeln,<br />
die kreis und girlandenförmige Muster bilden. Es han<br />
delt sich um eine typische Piqué Arbeit aus England<br />
aus dem Ende des 17. oder Anfang des 18.<br />
Jahrhunderts. Zwischen dem Griffstück und dem<br />
Schuss aus gedrechseltem Palmenholz befindet sich<br />
eine 6 mm breite Silbermanschette. Durchbohrung<br />
mit Silberaugen für eine Kordel.<br />
107. Pilzförmiger Elfenbeingriff von 5,3 cm Höhe.<br />
Der “Pilzkopf” ist gleichsam der Deckel und kann ab<br />
geschraubt werden. Er hat zahlreiche radiär angeord<br />
nete Bohrungen. Im unteren Teil des Griffes erkennt<br />
man bis in den Schuss hinein eine 7,6 cm tiefe Höhle<br />
mit einer lichten Weite von 1 cm. Hier konnte ein<br />
reagenzglasähnliches Gefäß für Duftessig oder<br />
Duftsalben eingelegt werden. Zwischen dem<br />
Stockknauf und dem Malakkaschuss befindet sich eine<br />
2,5 cm breite unten geschweifte Silbermanschette<br />
ohne Punzierungen. Der ¾ Malakkaschuss hat eine<br />
lebhafte und ausdrucksvolle Zeichnung und endet in<br />
einer Messingzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />
92,5 cm. Der Stock stammt aus dem 18. Jahrhundert<br />
und dürfte aus England kommen.<br />
61
Auch beim Gang durch die Straßen<br />
war es sicher oft gut, sich den Pomandergriff<br />
seines Stockes dezent unter<br />
die Nase zu halten. Duftstoffe und<br />
Räucherwerk dienten schon im Altertum<br />
als Heilmittel. Viele dieser Stoffe<br />
stammten aus tierischen Ausscheidungen<br />
wie Moschus oder auch Bisam genannt,<br />
Ambra, Zibet und Bibergeil.<br />
Moschus ist ein salbenartiges Drüsensekret<br />
der männlichen Moschustiere,<br />
die zur Gewinnung des Sekretes getötet<br />
werden müssen. Der beste Moschus<br />
ist der tibetanische.<br />
108. (Siehe auch Nr. 9, Seite 6) Goldener<br />
Stockknauf als Pomander ausgebildet. Er ist cir<br />
ca 3,8 cm hoch und der abgerundete quadrati<br />
sche Deckel hat einen Durchmesser von circa<br />
3 cm. Der Knauf ist in 8 Segmente unterteilt.<br />
Fein herausgearbeitetes Blüten und<br />
Rankenmuster. Man meint Akanthusblätter,<br />
aber auch Rosen zu erkennen. Auf der<br />
Innenseite des Deckels befindet sich ein plan<br />
geschliffener Blutjaspis, der den durchbroche<br />
nen eigentlichen Pomanderdeckel dicht ab<br />
schließt, damit keine Düfte unnütz verloren ge<br />
hen. Nach Aufklappen des durchbrochenen<br />
Deckels erkennt man eine Höhlung, in der der<br />
Duftstoff in Form einer festen Salbe oder als<br />
Flüssigkeit mit einem damit getränkten<br />
Schwämmchen oder einem Läppchen aufbe<br />
wahrt wurde. Ungeklärte Punze. 1/3 Malakka<br />
schuss mit Metallzwinge. Gesamtlänge<br />
84,2 cm. In das Holz eingebrannt: “VIALETTI”.<br />
Der Stock befindet sich im Originalzustand und<br />
stammt aus dem 18. Jahrhundert. Er kommt<br />
aus Frankreich.<br />
109. Englischer Pomanderstock, der im Origi<br />
nalzustand erhalten ist und etwa auf das Jahr<br />
1690 datiert werden kann. Der prächtige zylin<br />
derförmige Elfenbeingriff kann oben aufge<br />
schraubt werden und dann erkennt man eine<br />
halbkugelige Vertiefung für die Riechsubstanz.<br />
Der Deckel hat 5 sternförmige Durchbrüche.<br />
Der Griff ist wunderschön gemasert und hat<br />
eine herrliche Patina. Das untere Griffende ist<br />
für eine Schlaufe durchbohrt. Griffhöhe 10 cm.<br />
Alter originaler Malakkaschuss mit einer Metall<br />
zwinge. Gesamthöhe des Stockes 90,5 cm.<br />
Ambra ist eine wachsartige Ausscheidung<br />
aus den Eingeweiden des Pottwals.<br />
Es ist ein Produkt der Nahrung,<br />
die der Wal zu sich nimmt und die<br />
hauptsächlich aus Tintenfischen und<br />
Kraken besteht, deren unverdauliche<br />
Schnäbel oder hornartige Kinnladen in<br />
der gefundenen Ambra eingebettet<br />
sind. Man findet sie angeschwemmt an<br />
den Küsten, von blassbläulicher Farbe<br />
und in der Größe von Straußeneiern<br />
oder auch kleiner. Zibet ist ein Exkret<br />
der Zibetkatze, eine gelbliche, später<br />
bräunliche, salbenartige Masse und<br />
riecht in konzentrierter Form äußerst<br />
unangenehm und fäkalartig. Bibergeil<br />
wird von Bibern beiderlei Geschlechts<br />
aus den Geil- oder Kastorsäcken abgeschieden.<br />
Bei anderen Ingredienzien<br />
handelt es sich um wohlriechende<br />
Harze, aromatische Gewürze und<br />
Kräuter. Diese wurden entweder als<br />
Substanz gebraucht oder es wurden<br />
aus ihnen ätherische Öle gewonnen.<br />
Hierher gehören Sandelholz und<br />
Aloeholz, Muskat, Nelken und Zimt,<br />
Rosenöl, Zitronenöl und Styrax. Der<br />
im Mittelmeergebiet heimische echte<br />
Styrax-Strauch (Styrax officinalis) liefert<br />
ein Styrax oder Storax genanntes<br />
Räucherharz. Durch Extraktion kann<br />
man aus letzterem Storaxöl gewinnen.<br />
Auch Myrrhe wird immer wieder genannt.<br />
Es handelt sich um das<br />
Gummiharz des Balsambaumes, einer<br />
Steppenpflanze. Aus dem Harz kann<br />
auch ein ätherisches Öl gewonnen<br />
werden. Schon die Königin von Saba<br />
soll vom Handel mit Myrrhe reich geworden<br />
sein. Auch Kampfer wird häufig<br />
erwähnt. Bei den aufgezählten<br />
Stoffen handelt es sich nur um die am<br />
meisten genannten. Frau SMOLLICH<br />
zählt alphabetisch in ihrem Buch: Der<br />
Bisamapfel in Kunst und Wissenschaft,<br />
90 verschiedene Stoffe auf. Dass diese<br />
Düfte teuer erkauft und oft mit mehr<br />
als mit Gold aufgewogen werden<br />
mussten versteht sich von selbst,<br />
wenn man an ihre Herkunft denkt.<br />
Nach Mitteleuropa sind diese Stoffe<br />
63
meist über Venedig aus dem Vorderen<br />
und Hinteren Orient gekommen. Nur<br />
die Reichsten und Mächtigsten konnten<br />
sie sich leisten.<br />
Frauen hatten Pomander aus edlen<br />
Metallen und kunstvoll gearbeitet oft<br />
als Schmuckstücke an einer Kette um<br />
den Hals hängen.<br />
110. Auch der nicht so betuchte Landarzt woll<br />
te einen Riechstock haben. Es waren deutlich<br />
einfachere Behältnisse, die dann als Stockknauf<br />
benutzt wurden. Den Griff bildet ein 17 cm<br />
langer, leicht konischer Beinknauf. Wie bei<br />
Beinknäufen üblich ist oben eine Elfenbeinplatte<br />
als Abschluss eingesetzt. Die leicht tellerförmi<br />
ge gedrechselte Platte hat sieben 4 mm große<br />
Löcher. Der Griff kann circa hälftig aufge<br />
schraubt werden. Jetzt erkennt man in seinem<br />
unteren Anteil einen 7 cm tiefen und innen<br />
2 cm durchmessenden Behälter aus Messing.<br />
Der tiefe Behälter und die Durchbohrungen<br />
am oberen Ende des Knaufes sprechen für ein<br />
Vinaigrette, also ein Behältnis, in das ein mit<br />
Duftessig getränktes Schwämmchen eingelegt<br />
wurde. Der Schuss besteht aus Rosenholz mit<br />
Elfenbeinabsatz. Die Geamthöhe des Stockes<br />
beträgt 94,5 cm. Er kommt aus Deutschland<br />
und ist in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />
111. Der Riechbehälter, durch die Schlange<br />
eindeutig als Arztstock gekennzeichnet, ist als<br />
Vinaigrette ausgebildet. In dem vergoldeten<br />
Messingschälchen war ein Schämmchen, wel<br />
ches mit flüssigen Duftstoffen getränkt werden<br />
konnte. Verschlossen wurde der Behälter mit<br />
einem eingepassten und vergoldeten Messing<br />
deckel. Die Schlange ist aus brüniertem Eisen<br />
und hat eingelegte Rubinaugen. Gesamthöhe<br />
des Stockes 97 cm bis zum Schlangenkopf. Der<br />
Schuss ist aus Nussbaumholz und hat eine<br />
Brasilhornzwinge. Der Stockknauf hat eine<br />
Höhe von circa 10 cm. Er kommt wohl aus<br />
Deutschland und dürfte aus dem 19. Jahrhun<br />
dert stammen.<br />
64
Zahlreich sind die Rezepturen wie und<br />
womit diese Stoffe gemischt und verarbeitet<br />
werden sollen. Auch der<br />
Verwendungszweck ist natürlich bei<br />
diesen Rezepturen ausschlaggebend:<br />
ob es sich um reine Duftspender oder<br />
Heil- oder Vorbeugemittel gegen<br />
Krankheiten handeln soll. Die verschiedenen<br />
Ingredienzien wurden zu<br />
duftenden Salben und Pasten und vor<br />
allem fein riechenden Harzkugeln verarbeitet.<br />
Diese Duftsalben und Riechkugeln<br />
wurden in wertvollen und<br />
künstlerisch gestalteten Behältnissen,<br />
meist in Kugel- oder Apfelform aufbewahrt.<br />
Der Ausdruck Pomander<br />
kommt von dieser Apfelform und wird<br />
von pomme d`ambre (pomum oder<br />
poma de ambre, pomambre) abgeleitet.<br />
Vor allem im Mittelalter mit den<br />
großen Pestzügen glaubte man, dass<br />
die Riechäpfel eine Schutzwirkung gegen<br />
die Pest hätten. Hier kam dann<br />
auch der Name poma tempore pestis<br />
odoranta auf. Zahlreich waren die<br />
Vorschriften für Duftmischungen gegen<br />
die Pest.<br />
Links sehen wir den Dr. Eisenbarth als<br />
Brunnenfigur mit einem Pomander vor<br />
dem Museum des Dr. Eisenbarth in<br />
Oberviechtach. Dr. Eisenbarth wurde<br />
in Oberviechtach geboren. Da die<br />
Ärzte zu jener Zeit Stöcke mit goldenen<br />
Knäufen trugen, muss man sich<br />
die Pomanderkugel aus Gold oder zumindest<br />
vergoldet vorstellen. Beim<br />
Modell der Brunnenfigur im Museum<br />
handelt es sich um einen goldenen<br />
Pomander (Hintergrundbild).<br />
112. Vinaigrette von eigenwilliger Form als<br />
Stockgriff. Die Eiform ist als Stockgriff absolut<br />
ungewöhnlich. Das Behältnis besteht aus Silber<br />
und ist mit 800 gestempelt. Deutlich sind ver<br />
schieden große Bohrungen zu erkennen, durch<br />
die die Duftstoffe austreten können. Der<br />
Verschluss zum Einfüllen befindet sich rechts.<br />
Die Verzierung besteht aus Blumengirlanden<br />
und einem Rautenmuster. Der Stock kommt<br />
aus Deutschland, und dürfte Ende des<br />
19. Jahrhunderts zu datieren sein. Der Schuss<br />
besteht aus Eichenholz.<br />
65
Bei dieser Karikatur von Hogarth aus dem<br />
18. Jahrhundert handelt es sich um eine böse<br />
Persiflage auf die zu dieser Zeit in London prak<br />
tizierenden Ärzte. Sie sind zum Teil namentlich<br />
bekannt. Es kann im Rahmen der Ausführun<br />
gen über Pomander nicht die Aufgabe sein, das<br />
Bild näher zu erklären. Nur so viel: Die<br />
Unterschrift: "The Company of Undertakers"<br />
ist im Sinne von Die Leichenbestatter zu über<br />
setzen. Die 12 Ärzte werden als „Quack<br />
Heads“ bezeichnet mit ihren 12 Cane Heads<br />
Or. Also mit ihren 12 Stöcken mit Goldknäu<br />
fen. Diese interessieren im Zusammenhang mit<br />
den Pomandern, denn diese werden von den<br />
Herren Ärzten gelangweilt unter ihre Nasen<br />
gehalten, während einer von ihnen mit dem<br />
Finger in einem großen Urinarium den sicher<br />
nicht wohlriechenden Urin eines Kranken<br />
prüft. Es ist also anzunehmen, dass Pomander<br />
stöcke dargestellt werden sollten. Die Dame in<br />
der Mitte des oberen Bildabschnittes hat keinen<br />
Pomander in der Hand, sondern einen<br />
Oberschenkelknochen. Es handelt sich um eine<br />
Knocheneinrenkerin.<br />
113. Einfacher Pomandergriff aus Elfenbein.<br />
Der Deckel ist abschraubbar zum Einfüllen der<br />
Duftmasse. Deutlich sind die Durchbohrungen<br />
zu erkennen. Am Übergang zum Schuss aus<br />
Eichenholz befindet sich eine Silbermanschette.<br />
Links und rechts eines Äskulapstabes sieht man<br />
die Initialen “A” und “M”. In der Vergrößerung<br />
ist der Übergang zum Schuss hin deutlich zu er<br />
kennen. Der Eichenschuss ist offensichtlich zu<br />
einem späteren Zeitpunkt montiert worden.<br />
Durch den Äskulapstab ist der Pomanderstock<br />
als einst einem Arzt gehörig gekennzeichnet. Er<br />
kommt wahrscheinlich aus Deutschland aus<br />
dem 19. Jahrhundert.<br />
114. Einfacher Pomander oder Vinaigrette<br />
stockgriff aus Metall. Es handelt sich um eine<br />
Arbeit, die auch ein Dorfschmied gemacht ha<br />
ben könnte. Oben kann der Griff aufgeschraubt<br />
werden, damit die Duftpaste oder der<br />
Riechessig eingefüllt werden können. Die sich<br />
um den geraden Anteil des Griffes herumwin<br />
dende Schlange weist den Stock als Arztstock<br />
aus.<br />
66
Aber die Stoffe waren ja bekanntlich<br />
teuer und in Pestzeiten schwer zu bekommen<br />
und so suchte man nach billigeren<br />
Hilfsstoffen. Man fand sie in den<br />
Riechessigen. Man träufelte sie auf ein<br />
Schwämmchen oder Leinenläppchen,<br />
welches seinerseits in ein mit<br />
Löchern versehenes Behältnis kam.<br />
Dieses wurde dann zum Unterschied<br />
vom Pomander Vinaigrette genannt.<br />
Auch Riechessig-Zubereitungen gab es<br />
viele. Ich möchte nur einen von den<br />
Pestessigen herausgreifen, weil er das<br />
Denken der Zeit gut charakterisiert. Es<br />
ist der “Essig der vier Diebe”. Die<br />
Rezeptur stammt aus dem Jahr 1720,<br />
als die Pest in Südfrankreich wütete.<br />
Vier Männer zogen plündernd durch<br />
die Städte und bestahlen Sterbende<br />
und auch Tote. Schließlich wurde man<br />
ihrer habhaft und stellte sie vor<br />
Gericht. Man sicherte ihnen Straffreiheit<br />
zu, wenn sie das Geheimnis ihrer<br />
Immunität gegen die Pest offenbaren<br />
würden. Sie gaben das Geheimnis<br />
preis und es verbreitete sich schnell in<br />
ganz Europa. In England wurde der<br />
Pestessig “The Four Thieves Vinegar”,<br />
in Frankreich “Vinaigre des quatre voleurs”<br />
genannt. Mit ihm konnte man<br />
den Mund ausspülen und sich den<br />
Körper waschen, auch einige Löffel<br />
voll einnehmen. Außerdem konnte<br />
man ihn, wenn man ihn im Zimmer<br />
ausschüttete, verdampfen und auf die<br />
ausgezogenen Kleider einwirken lassen.<br />
115. (Unter Nr. 87 genau beshrieben). Stock<br />
mit goldener Fritzkrücke. Im Schuss verborgen<br />
ein Behältnis mit einer Spritze, 2 Kanülen und<br />
einer Ampulle. Das vordere Ende der Fritz<br />
krücke ist als Pomander gearbeitet. Durch das<br />
fein gearbeitete Gitter kann der Duftstoff aus<br />
treten.<br />
Im Wesentlichen bestand dieser Pestessig<br />
aus rotem Essig und Absinth.<br />
Hinzu kam Rosmarin, Salbei, Minze,<br />
Raute, Lavendelblüten, aromatischer<br />
Kalmus, Kanella, Gewürznelken, Muskatnuss<br />
und Knoblauchzehen. Nach<br />
einem drei- bis vierwöchigen<br />
Gärungsprozess wurde er gefiltert und<br />
in Weingeist gelöster Kampfer hinzugefügt.<br />
Wie immer diese Mixtur auch<br />
geschmeckt und gerochen haben mag,<br />
den vier Dieben hat die Mischung offensichtlich<br />
geholfen.<br />
Es gab also eine Vielzahl von<br />
Pomander- und Vinaigrettestöcken.<br />
Die Duft- und Riechbehältnisse wurden<br />
aus den verschiedensten Materialien<br />
hergestellt. Teils waren sie recht<br />
kostbar und kunstvoll gestaltet, teils<br />
waren sie nur nützlich und zweckentsprechend.<br />
Dies dürfte mit dem<br />
Einkommen der einzelnen Ärzte zusammengehangen<br />
haben. Die einfacheren<br />
Behältnisse sind dementsprechend<br />
meist auch für Riechessige, die<br />
billiger waren als die Duftpasten und<br />
Harzkugeln, gearbeitet.<br />
Literatur:<br />
BANZHAF, DIETER: Mit dem Stock in der<br />
Hand, Sammler Journal, 1989, Nr. 4, 18. Jg. S. 492.<br />
SCHIEDLAUSKY, GÜNTHER: Vom<br />
Bisamapfel zur Vinaigrette, zur Geschichte der<br />
Duftgefäße. Kunst & Antiquitäten, 1985, Nr. 4,<br />
S. 28ff.<br />
SMOLICH, RENATE: Der Bisamapfel in Kunst<br />
und Wissenschaft. Deutscher Apotheker Verlag<br />
1983.<br />
67
Eigennamen fett gedruckt<br />
12 Cane Heads Or 66<br />
A<br />
Index<br />
Abendmahl, heiliges 3<br />
Aderlassen 7<br />
Aesculapius s. auch Asklepios 10, 29, 37<br />
Afrika 25<br />
Ahornholz 23<br />
Akanthusblätter 12, 63<br />
Aloeholz 63<br />
Ambra 63<br />
Ampullen 45<br />
Anaesthesie Stock 45<br />
Anatomie 7, 42<br />
Apoll 38<br />
Apotheke, tragbare 54<br />
Apotheker, Zeichen der 36<br />
Apothekerstock 27<br />
Arms of the Undertakers 6<br />
Artemis 38<br />
Artischocke 17<br />
Arznei, heilende 29<br />
Arztstele, griechische 5<br />
Arztstock 1, 4, 3 5, 7, 9, 10 13, 15, 17 19, 20, 21, 26 27, 31,<br />
34, 37, 39, 40 41, 43 45, 47, 50, 51 54, 61, 64, 66<br />
Arztstock, einfacher 11, 20, 37<br />
Arztstock, zierlicher 17<br />
Arztsymbol 10, 12, 22, 31, 36<br />
Askew, Anthony 1<br />
Asklepieia 13<br />
Asklepios s. auch Aesculapius 3, 4,10 11, 13, 26, 29, 33, 36 38<br />
Asklepiosbüste 26 27<br />
Asklepioslegende 37<br />
Asklepiosstatue/Äskulapstatue 13, 33<br />
Äskulapkult 13<br />
Äskulapnatter 13, 27<br />
Äskulapschlange 1, 4, 8, 12 14, 17, 19 20, 25 27, 30 33, 39<br />
40, 43 44, 50<br />
Äskulapstab 9 10, 13, 17, 20, 36, 66<br />
Automat 21<br />
B<br />
Bacchus 38<br />
Bader 7, 23<br />
Baillie, Matthew 1<br />
Bale, Hloman 6<br />
Bambus 21, 48<br />
Barbier/Barbierer 6, 7<br />
bastone per medico 7<br />
68<br />
Baum der Erkenntnis 39<br />
Behälter für Instrumente 46<br />
Bein 1, 5, 7, 11, 15, 20 21, 27 28<br />
Beingriff /Beinknauf 15 16, 30, 37, 64<br />
Berquet, Prof. Dr. med. 5<br />
Bibergeil 63<br />
Billardstock/Billardqueue 3, 50<br />
Bisam 63<br />
Blatt im Maul der Schlange 26<br />
Brasilhorn 4, 18, 20, 36, 64<br />
Brieföffner 45<br />
Bronzezwinge 12<br />
Buchsbaumschuss 11,14<br />
Büffelhornabsatz 59<br />
C<br />
Caduceus 30, 37 40, 50<br />
Caduceus mit Flügeln 30<br />
Cane for Physicians 51<br />
Canne d’anaesthésie 45<br />
canne de médecin 7<br />
chevau léger 23<br />
Chiron 37<br />
Chirurg/Chirurgen 6 7, 48<br />
Convallaria majalis 41<br />
Curetten Stock 48<br />
D<br />
Desinfektionseinrichtung, selbstwirkende 54<br />
Desinfektionsmittel 54<br />
Dieppe Arbeit 42<br />
doctor`s cane 7<br />
Doktorstock/Doctorstab 3, 7<br />
Doktortitel/Doctor Titel/docteur 6 7, 13, 45<br />
DR. E. OTT BAD ORB 4, 13<br />
Dr. Eisenbarth 3, 65<br />
Dr. H. Mai Trier 5<br />
Dr. med. Edler von Gunz-Zwettlhof 44<br />
DR. MED. J. JENS 14<br />
Dr. S. Th. Soemerring 59<br />
Duftessig 61, 64<br />
Duftsalben 61, 65<br />
Duftstoffe 47, 61, 63 65<br />
E<br />
Ebenholzschuss 4,11, 17, 21, 24 26, 28, 32, 36 38, 40<br />
Eichenholzschuss 18, 19, 65 66<br />
Eichenzweig 12<br />
Eisen 19, 21, 64<br />
Elaphe longissima 13<br />
elektrolytisch 18
Elfenbein 4 5, 9 12, 14 22, 31 32, 40 41, 44, 57 61, 66<br />
Elfenbeinabsatz 1, 9, 14 16, 17, 26, 28, 31 32, 37, 43 44, 64<br />
Elfenbeingriff 4, 9, 12, 14, 16 22, 28, 31 32, 34, 36 38, 41<br />
43, 50, 59, 63<br />
Epidauros 4, 10, 13<br />
Essig der vier Diebe 67<br />
F<br />
Fackel 41 43, 50<br />
Faust 25, 30 33<br />
Faust, rechte 31 32<br />
Federbusch 17<br />
Feilbach, Dr. 1<br />
Feldarzt 23<br />
Feldscher 7<br />
Finger, gespreizte 32 33<br />
Flanieren 12<br />
Fläschchen 45, 47, 49, 51, 54<br />
Frauenarzt 25, 33<br />
Fritzkrücke 1, 3, 19, 47, 67<br />
Fritzkrücke, goldene 3, 47<br />
Fruchtbarkeitssymbol 34<br />
G<br />
Gabunebenholz 59<br />
Galen 33<br />
Gall, Franz Joseph 55 56, 58 60<br />
Ganzmalakkarohr 46<br />
Gebrüder Grimm 29<br />
Gelenkkugel, stählerne 48<br />
Gesichter, chinesische4<br />
Ghana 24<br />
Gilgamesch 12, 26 30<br />
Gilgamesch Epos 12, 27,29,30<br />
Glasauge, zweifarbig 43<br />
Glasaugen, eingelegte 27<br />
Glasaugen, rote 15<br />
Glasröhrchen 46<br />
Glasspritze 47<br />
goldene Fliege 45<br />
goldene Knöpfe 3<br />
goldene Stöcke 3<br />
Gold Headed Cane 1<br />
Goldknäufe 66<br />
Gorham & Co 21<br />
Götterboten 37<br />
Granatstein 7<br />
Grenadineholzschuss 18<br />
Griff aus Eisen 19<br />
Gürtel 9, 17, 25<br />
Gürtelschnalle 4, 17<br />
Gürtelschnalle, geschnitzte 4<br />
H<br />
Halbmalakka 15<br />
Halbrelief 17 18, 20<br />
Halsband 33<br />
Halteringe 11<br />
Hand 3, 7, 15, 27, 30 34, 36, 45, 54, 59, 66, 67<br />
Hand mit gespreizten Fingern 30, 33<br />
Hand, geschlossene 30<br />
Hand, offene 30 31<br />
Hand, offene rechte 30<br />
Hand, rechte 31 34<br />
Hartgummiabsatz 19<br />
Haselnussholz 15, 21<br />
Heiler 10<br />
Heilkraut 29<br />
Heilkundiger 7<br />
Heilstein 7<br />
Hermes 30, 37 39<br />
Hermesstab 30<br />
Hirnregionen 58<br />
Hirschhorn 13<br />
Hl. Hildegard von Bingen 7<br />
Hogarth, Karikatur von 3, 66<br />
Hogarth, William 6<br />
Hornabsatz 17, 21, 38, 60<br />
Hygieia 10, 33 34, 36<br />
I<br />
Infektionskrankheiten 54<br />
Injektionsspritze 44<br />
Instrumente, ärztliche 44 45, 47 49, 53 54<br />
Ischys 38<br />
J<br />
Jaeffreson 67<br />
Jambis 31<br />
Jugendstil 17<br />
K<br />
Kaiserschnitt 37<br />
Kaiserschnitt post mortem matris 38<br />
Kampfer 54, 63, 67<br />
Kanülen 47, 49, 67<br />
Kastanie 21<br />
Kastanienschössling 18<br />
Kelch 5, 36 37, 39, 43<br />
Kenia 24<br />
Kerikeion 37, 39<br />
Kerner, Justinus 3<br />
Kerze 42<br />
Kirschenholz 19, 21<br />
Knauf, goldener 3, 20, 41<br />
69
Knicker 22<br />
Knopf, goldener 3<br />
König Georg VI 1, 4<br />
Kordelösen, goldene 3, 41<br />
Koronis 38<br />
Kraniologie 56<br />
Kranioskopie 56<br />
Kraut des ewigen Lebens 12, 26, 27, 29 30<br />
Kräuterbuch 3, 41 42<br />
Kriegerkopf 24<br />
Krone, fünfzackige 20<br />
L<br />
Landarzt 45, 53, 64<br />
Lappen, roter 6<br />
Lebenssymbol 22<br />
Lehrtätigkeit 3, 41 42<br />
Literaturhinweise 7, 36, 42, 60, 67<br />
Lorbeerzweig 36<br />
Lörrach 13<br />
M<br />
Macmichael, William 1<br />
Maiglöckchen 41 42, 46<br />
maître 6<br />
Makassarebenholzschuss 16, 36<br />
Malakkarohr 1, 3 4, 9, 12, 15, 17, 21, 26 27, 30, 34, 44, 61,<br />
63<br />
Mead, Richard 1<br />
Medicine case cane 51<br />
Medikamente 3, 25, 43 44, 46, 49<br />
Medikamentenstock 46<br />
Medizinmann 24 25<br />
Medizinmänner, Symbol der 10<br />
Medizinstudenten 36, 39<br />
Medizinstudentenstock 11<br />
Merkur 37<br />
Messer 41<br />
Messingzwinge 26 27, 34, 46, 61<br />
Miasmen 61<br />
Militärärzte 7<br />
Morphiumampulle 47<br />
Moschus 63<br />
Motiv der vielen Gesichter 1<br />
Mundspatel 44<br />
Muskat 63<br />
Myrrhe 63<br />
N<br />
Nelken 63<br />
Nilpferdzahn 25<br />
Nussbaumholz 31, 64<br />
70<br />
O<br />
Obstbaumholz 50<br />
Oktopus 18<br />
Öle, ätherische 63<br />
Öllampe 3, 41 42<br />
Opernglas 50<br />
OPIA 3<br />
Opium 3, 41<br />
Organologie 56<br />
Ott, Werkstatt von B. 20<br />
P<br />
Palisander 5, 14, 17 18, 21, 26, 28<br />
Palmenholz 61<br />
Passau 13<br />
PATENT DE GOLDSCHMIDT 46<br />
Patente 45, 51, 53<br />
Pathologie 7<br />
Pest 65, 67<br />
Pestessig 67<br />
Phallussymbol 9, 17<br />
Phiolen 45, 51, 53 54<br />
Phleges, König 38<br />
Phrenologen 3, 60<br />
Phrenologenkopf, unvollendeter 59<br />
Phrenologenstock 55 58, 60<br />
Phrenologie 56<br />
Piktogramm für ärztliche Dienste 13<br />
Pinzette 44<br />
Piqué Arbeit 61<br />
Pitcairn, David 1<br />
Pitcairn, William 1<br />
Plessimeter 44<br />
Polyidos 29 30<br />
poma tempore pestis odoranta 65<br />
Pomander 3, 6, 20, 47, 61, 63, 65 67<br />
pomme d´ambre 65<br />
Porzellan 55<br />
Porzellangriff 42<br />
Q<br />
quack 7, 66<br />
Quacksalber 7<br />
R<br />
Radcliffe, John 1<br />
Recht 15, 30, 51, 67<br />
Rechtschaffenheit 30, 33 34<br />
Rehgehörn 18 19<br />
Rezepte 54<br />
Riechäpfel 65
Riechbehälter 64<br />
Riechessig 66 67<br />
Riechkugeln 65<br />
Riechstock 61, 64<br />
Ringe 9 11<br />
Riopalisander 12, 16<br />
Rosenholz 47, 60, 64<br />
Royal College of Physicians 1<br />
Rubinaugen 16, 21, 64<br />
Rubine 20<br />
Rundgriff 1, 25 26<br />
S<br />
Sage von Glaukos 29 30<br />
Salbenspatel 44<br />
Salus 10<br />
Sandelholz 63<br />
Sanitäter 23<br />
Schädellehre 55 56<br />
Schale 6, 29, 36<br />
Schale, goldene 29<br />
Schere 41, 43<br />
Schildpattgriff 12<br />
Schirm 22<br />
Schlange 4 5, 9 24, 26 34, 36, 41, 43, 45, 50, 64, 66<br />
Schlange, goldene 12<br />
Schlangenbad 8, 13<br />
Schlangenholz 12, 19 21, 32, 34, 42 43, 58<br />
Schlangenrelief 13<br />
Schlangenspirale 22<br />
Schlangenstab 10<br />
Schlangenstöcke 13<br />
Schlangensymbol 5, 10, 13, 30, 36<br />
Schleife 17<br />
Schleuder Gussform 17<br />
Schröpfen 7<br />
Schwäbisch Gmünd 17, 20<br />
Schwarzdorn 21, 33<br />
schwarzes Glasauge 16<br />
Schwurhand 30<br />
Semele 38<br />
Silberaugen 61<br />
Silberblech 18<br />
Silbergriff 17, 20 21<br />
Silbergriff, gegossener 17<br />
Silberknauf, kugelförmiger 5, 43<br />
Silbermanschette 4, 16 17, 31, 43, 55, 61, 66<br />
Silbernägel 61<br />
Skalpell 43, 49<br />
Soemmerring 59<br />
Sonde 18, 43<br />
Sonnenschirm 22<br />
Souvenirstock 24<br />
Spaß Stock 48<br />
Spritze 49, 67<br />
Spurzheim 56<br />
Stab des Hermes 37<br />
Stab, mystischer 3<br />
Standardbekleidung 3<br />
Standessymbol 21<br />
Standeszeichen 14<br />
stethoscope cane 51<br />
Stethoskop 44, 54<br />
Stichel, silberner 45<br />
Stock eines Apothekers 26 27<br />
Stock eines Landarztes 32, 43<br />
Stockknauf, goldener 63<br />
Storax 63<br />
Studentenstock 39<br />
Styrax 63<br />
Sündenfall 17<br />
Süßigkeiten 3, 5, 43, 48<br />
Symbol der Ärzte 36 37<br />
Symbol der Rechtschaffenheit 30<br />
Symbol des Äskulap 11<br />
Symbol des Lebens 12<br />
Symbol für das beginnende Leben 34<br />
Symbol, ärztliches 1, 3, 7, 9, 13, 20, 36 39, 41 42<br />
Symbol, myhologisch christliches 39<br />
Systemstöcke 43 44, 51, 61<br />
Systemstöcke, ärztliche 43<br />
T<br />
Tablettenbehälter, metallener 46<br />
Tegea 26 27<br />
Thermometer 44<br />
Thurlow 6<br />
Tintenfass 54<br />
Totenkopf 3, 7, 36, 41 42, 58<br />
Trauben 3<br />
Trinkstock 46<br />
Tukan 25<br />
V<br />
Veilchenebenholz 55<br />
Veilchenholz 38<br />
Verbandszeug 54<br />
Verbindungszirkel, allgemeiner kleiner 36<br />
Vinaigrette 3, 61, 64 67<br />
W<br />
Walrosszahn 9, 11, 15, 28, 38<br />
Webster 56, 59 60<br />
Weihrelief für Zeus Melichios 13<br />
Weintraube 3, 41<br />
Weltgesundheitsorganisation 13<br />
71
Wenge 16<br />
West, James 30<br />
Wien, Medizinhistorisches Museum 44<br />
Wiener Jugendstilarbeit 26<br />
Wildkirschenschuss 42<br />
Wilkinson, Lord Russell 1, 4<br />
William III 1<br />
Wolchow Knüppel 23<br />
Wundarzt 7<br />
Z<br />
Zaire 25<br />
Zeremonienstock 24<br />
Zibet 63<br />
Ziegenhainer 9, 11, 28, 36 39<br />
Zimt 63<br />
Zirkel 35 36<br />
Zonen, phrenologische 60<br />
Zwinge, goldene 3, 41<br />
Literaturhinweise auf den Seiten 7, 36, 42, 60, 67<br />
72<br />
Ausschnitt Griff Nr. 18.<br />
Sehr schön ist zu sehen wie die Äskulapschlange den<br />
Eichenzweig im Maul trägt.
Oben: Ausschnitt des Griffes Stock Nr. 32<br />
73
Anhang I<br />
Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke.<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
75
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Bei diesem Stock sind Griff und Schuss meisterlich aus einem<br />
Stück Holz gearbeitet. Die Rundkrücke endet in einem<br />
Vogelkopf. Im Inneren des Griffes erkennt man einen<br />
Hundekopf. Um die Mitte des Stabes windet sich von unten<br />
nach oben viermal in immer etwas größer werdenden Bögen<br />
eine Schlange. Im Kopfbereich steht sie frei.Der untere Anteil<br />
ist in Form eines zusammengefalteten Regenschirms geschnitzt.<br />
Ganz unten ist eine Zwinge dargestellt. Im Griffteil und oberen<br />
Schussteil ist der Stock mit tiefen Rillen versehen, die wie na<br />
76<br />
türlich gewachsen wirken. Die Oberfläche des ganzen Stockes<br />
ist gestichelt, wie man es bei Folkorestöcke vom Balkan öfters<br />
findet. Ich denke, er kommt auch von da. Zeitlich ist der Stock<br />
in das 19. Jahrhundert einzuordnen. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 85 cm. Wenn man den Mittelteil des Stockes<br />
für sich allein betrachtet, liegt es nahe, die Schlange als Äsku<br />
lapschlange anzusehen, die sich um den Stab windet. Es würde<br />
sich dann um einen außergewöhnlichen und vorzüglich ge<br />
schnitzten Arztstock eines Landarztes handeln.
Englischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat einen<br />
26 cm langen zweiteiligen Elfenbeingriff. Oben ein blumen<br />
knospenartiger 5 cm langer abschraubbarer Knauf mit zahlrei<br />
chen Kannelierungen. Um den geraden Anteil windet sich, mit<br />
dem Kopf nach oben, in engen Ringen fünfmal eine Schlange<br />
herum. Die Schuppen sind durch ein gleichmäßig eingeschnit<br />
tenes Rautenmuster dargestellt. Die Schlange besitzt zwei ein<br />
gelegte Glasaugen. Der gerade Anteil des Griffes hat oben ei<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
nen Durchmesser von 1,7 cm und unten von 1,4 cm. Am<br />
Übergang zum Schuss befindet sich ein schmaler Elfenbeinring.<br />
Der Schuss ist aus Ebenholz und hat einen 5 cm langen<br />
Elfenbeinabsatz. Die Gesamlänge des Stockes beträgt 94 cm.<br />
Der Griff ist von vorzüglicher handwerklicher Arbeit und prak<br />
tisch im Originalzustand. Er hat eine feine Alterspatina. Schuss<br />
und Absatz wurden erneuert.<br />
77
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Spazierstock mit einem außergewöhnlich großen zweiteiligen<br />
Elfenbeingriff. Der gerade Anteil ist 11,2 cm lang, der eigentli<br />
che Griff 13 cm. Auf dem geraden Anteil des Griffes ist vorn im<br />
Halbrelief eine Frau mit Brustpanzer, langem Gewand,<br />
Liktorenbündel mit oben herausragendem Beil und langen<br />
Haaren dargestellt. Auf den inneren 3/4 des geraden Anteils ist<br />
ebenfalls im Halbrelief das Gleichnis vom barmherzigen<br />
Samariter geschnitzt der Samariter, der Verwundete, ein<br />
Diener sowie ein Pferd. Am Griffende befindet sich erhaben<br />
ein Anker mit Seil und vorn, über der Frau mit dem<br />
78<br />
Liktorenbündel ein Bienenkorb. Zwischen Griff und Schuss ist<br />
eine goldene 2,5 cm breite Manschette mit der Widmung in<br />
Schreibschrift: “To Andrew Zeiger, Commissioner of Charities<br />
Kings Country. A Token of Friendship. March 19, 1879”. Der<br />
Griff sitzt auf einem kräftigen Malakka Schuss mit schöner<br />
Zeichnung, der unten eine offene 3,5 cm lange Messingzwinge<br />
hat. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 88 cm. Der Stock ist<br />
über Amerika nach Deutschland gekommen. Es handelt sich<br />
wahrscheinlich um eine deutsche Arbeit aus der 2. Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts.
Der Gravierung nach muss der Erstbesitzer so etwas wie der<br />
Vorstand eines Samariterbundes, einem Vorgänger des Roten<br />
Kreuzes, gewesen sein. Bienenkorb und Anker sind christliche<br />
Symbole. Der Bienenkorb steht für die Kirche und Maria. Der<br />
Anker ist das Symbol der Hoffnung und ist ein Zeichen für die<br />
Zugehörigkeit zum christlichen Glauben. Die Frau mit dem<br />
Liktorenbündel könnte die Göttin der Freiheit, Liberta, sein. So<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
wurde sie um 1800 herum zum Beispiel auf Münzen dargestellt.<br />
Die Fasces (Liktorenbündel) sind Symbol über Leben und Tod<br />
und ein Zeichen der richterlichen Gewalt. Was die Freiheitsgöttin<br />
mit dem Samariter zu tun hat, ist zur Zeit noch nicht entschlüsselt.<br />
Ist das Liktorenbündel wesentlich? Soll damit vielleicht angezeigt<br />
werden, dass der Vorstand des Samariterbundes gleichzeitig<br />
Richter war?<br />
79
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Eleganter deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat<br />
einen 20,5 cm langen Elfenbeinknauf. Oben ist er breiter und<br />
oval und etwas ausladend, nach unten hin wird er rund. Um<br />
diesen Stab windet sich eine Äskulapschlange von unten nach<br />
oben. Der Schlangenkopf erscheint vom vielen Gebrauch ab<br />
geschliffen. Er ist auffällig lang und läuft fast schnabelartig aus.<br />
Am Ende des Kopfes finden sich zwei kleine Bohrlöcher.<br />
Wahrscheinlich sollen dies die Augen sein und die zwei kleinen<br />
80<br />
Vertiefungen weiter vorn die Atemöffnungen. Die Schuppung<br />
der Schlange ist fein herausgearbeitet. Unterhalb des Kopfes<br />
der Schlange befindet sich ein Schild mit den Initialen “JL”.<br />
Zwischen Griff und Schuss ist eine 1,5 cm breite silberfarbene<br />
Metallmanschette montiert. Der Schuss ist aus Malakka und hat<br />
einen 9,5 cm langen abgelaufenen Absatz aus Walrosselfen<br />
bein. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt nur 80 cm. Der<br />
Besitzer muss also relativ klein gewesen sein.
Wahrscheinlich deutscher Arztstock aus dem Ende des<br />
19. Jahrhunderts mit einer Fritzkrücke aus Elfenbein. Auf dem<br />
geraden Anteil der Fritzkrücke finden sich die Initialen “E.O.”<br />
und auf der anderen Seite sehr dezent eine kleine Äskulap<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
schlange, die sich um einen Stab windet. Der Schuss ist aus<br />
Ebenholz. Zwischen Schuss und Griff befindet sich eine<br />
Halteschlaufe mit der man den Stock an das Handgelenk hän<br />
gen konnte, um die Hand frei zu bekommen.<br />
81
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Eleganter französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er<br />
hat einen etwa 30 cm langen Griff aus hellem Schildpatt. Im<br />
oberen Drittel windet sich fünfmal eine züngelnde Schlange mit<br />
dem Kopf nach oben herum. Die Schlange ist aus Elfenbein ge<br />
arbeitet. Das Tier ist mit seinen Augen und Schuppen vorzüg<br />
82<br />
lich dargestellt. Zwischen dem Griff und dem Schuss aus<br />
Zitronenholz befindet sich eine gerillte vergoldete<br />
Silbermanschette. Der Absatz ist aus Elfenbein. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 92,5 cm. Der Stock befindet<br />
sich in einem vorzüglichen Erhaltungszustand.
Außergewöhnlich großer deutscher Arztstock aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts. Der Elfenbeingriff in Ziegenhainerform ist etwa<br />
22 cm lang und oben über 5 cm dick. Er entspricht den Stöcken<br />
Nr. 11 und 13 und scheint auch der Machart nach aus der glei<br />
chen Werkstatt zu kommen. Im Unterschied zu den beiden an<br />
deren, 2 und 1 cm kleineren Stöcken, ist die Gürtelschnalle ein<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
facher, der Gürtel etwas schmaler. Der Griff hat außerdem im<br />
unteren Teil eine Durchbohrung für eine Halteschlaufe. Die<br />
Windungen der Schlange durch die beiden Ringe entspricht fast<br />
vollständig den beiden oben genannten Stöcken. Der Schuss ist<br />
aus Malakka. Er hat einen Hirschhornabsatz. Die Gesamtlänge<br />
des Stockes beträgt 84 cm.<br />
83
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Großer Elfenbeinknauf mit der vollplastischen Darstellung einer<br />
Schlange, die von einer rechten Hand gehalten wird. Es han<br />
delt sich um eine sehr feine und ausdrucksstarke Arbeit mit<br />
zahlreichen Unterschneidungen und der Wiedergabe von vie<br />
len Einzelheiten. Die Hand kommt aus einer geknöpften<br />
Manschette und hält den Schlangenkopf zwischen Daumen<br />
und Zeigefinger. Bei der Schlange fällt vor allem das geöffnete<br />
Maul auf mit den deutlich erkennbaren Zähnen und der Zunge.<br />
Insgesamt macht die Schlange einen friedvollen und gezähmten<br />
Eindruck. Das Elfenbein hat eine edle Alterspatina. Der Griff ist<br />
etwa 7,5 cm hoch. Er sitzt auf einem hellen Malakkaschuss mit<br />
einem Hornabsatz. Zwischen dem Griff und dem Schuss be<br />
84<br />
findet sich eine geflochtene Ledermanschatte. Der Stock<br />
kommt aus England und ist in das 19. Jahrhundert zu datieren.<br />
Gesamtlänge des Stockes 87 cm.<br />
Es steht nicht mit letzter Sicherheit fest, ob es sich um einen<br />
Arztstock handelt oder das Thema rechte Hand und<br />
Schlangen lediglich eine künstlerische Darstellung ohne sym<br />
bolische Bedeutung ist. Ich glaube aber schon, dass es ein<br />
Arztstock ist und es sich bei der Schlange um eine Äskulap<br />
schlange handeln soll. Die rechte Hand symbolisiert dann nicht<br />
nur die Rechtschaffenheit des Arztes, sondern auch, dass er<br />
seine Wissenschaft (symbolisiert durch die Äskulapschlange)<br />
fest im Griff hat.
Englischer Apotherkerstock aus dem 19. Jahrhundert. Der<br />
Elfenbeingriff ist circa 10 cm hoch. Eine züngelnde Schlange<br />
windet sich von unten nach oben und dann wieder nach un<br />
ten kunstvoll um eine Ast. Sie ist vollplastisch dargestellt.<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Zwischen Schuss und Griff ist ein schmaler Elfenbeinring<br />
montiert. der Schuss besteht aus geschwärztem Rosenholz<br />
und hat einen Büpffelhornabsatz. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 95 cm.<br />
85
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Deutscher Apothekerstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.<br />
Der Stock hat einen 15 cm langen Griff aus Walrosselfenbein.<br />
Im oberen Anteil ist er kugelig. Im senkrechten Anteil ist unten<br />
eine Schlange dargestellt, die sich kunstvoll mehrmals durch<br />
sich selbst mit dem Kopf nach unten windet. Auffallend ist ein<br />
breiter Kopf mit einer Art Federbusch darauf. Griffe mit solchen<br />
86<br />
Schlangendarstellungen scheinen aus dem süddeutschen Raum<br />
zu kommen, wahrscheinlich alle aus einer Werkstatt. Zwischen<br />
Griff und Schuss befindet sich noch ein schmaler Elfenbeinring.<br />
Der Schuss ist aus schön gemasertem dunklen Malakka. Er hat<br />
einen 8 cm großen Absatz aus Walrossselfenbein. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 81,5 cm.
Französischer Pomanderstock aus der ersten Hälfte des 19.<br />
Jahrhunderts. Er hat einen goldenen, geschwungen achteckigen<br />
Knauf von etwa 8 cm Höhe. Obenauf sitzt ein Sard<br />
Onyxcabochon. Der Corpus ist fein handziseliert im<br />
Geschmack der Renaissance. Wenn man den Deckel öffnet,<br />
erkennt man eine von einer kunstvoll durchbrochenen und be<br />
weglichen dünnen Goldplatte verschlossene Vertiefung. Hier<br />
wurde die Riechsubstanz untergebracht. Der Schuss des<br />
Stockes ist aus Malakka. Er hat eine Weißmetallzwinge. Die<br />
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
Gesamthöhe des Stoches beträgt 91 cm. Die Marke des<br />
Stockhändlers “THOMASSIN” ist oben am Schuss eingebrannt.<br />
Durch goldene Ösen ist eine Halteschlaufe gezogen. Ein edles<br />
Behältnis zur Aufbewahrung ist ebenfalls noch vorhanden.<br />
Der Stock befindet sich heute in einer amerikanischen<br />
Sammlung. Früher war er im Besitz von Frau C. Dike, Genf. Er<br />
ist auch in ihrem Buch beschrieben. Siehe auch den Pomander,<br />
der von mir als Nr. 108 beschrieben wurde. Beide kommen<br />
wohl aus der gleichen Werkstatt.<br />
87
Anhang I Noch nicht in diesem Buch beschriebene Stöcke<br />
8 cm hoher Elfenbeinknauf mit einem Schuss aus Malakka<br />
und einer Weißmetallzwinge. Gesamtlänge des Stockes<br />
85,5 cm. Im Halbrelief ist sitzend Asklepios dargestellt, der<br />
die Schlange, die sich um seinen Stock windet aus einer<br />
Schale füttert. Er sitzt vor einer arkadischen Landschaft bei<br />
der zwei Brunnen besonders prominent sind. Auf dem ei<br />
nen steht “Pandur” auf dem anderen “Rakozi”. Panduren<br />
88<br />
waren Soldaten im Habsburger Reich, die aus Ungarn,<br />
Serbien, Kroatien und Rumänien kamen. “Rakozi” ist ein un<br />
garischer Nachname. Man darf wohl die Inschrift so deuten,<br />
dass einem Militärarzt oder Feldscher namens Rakozi aus<br />
dem Pandurenregiment dieser Stock einst gehört hat. Der<br />
Stock ist wohl in den Anfang des 19. Jahrhunderts einzu<br />
ordnen.
Anhang 2<br />
Soweit vorhanden neuere Stockbilder und Stockbeschreibungen der im<br />
Buch erwähnten Stöcke. Die Nummerierung entspricht der im Buch.<br />
89
Stocknummer:<br />
1<br />
Bei diesem deutschen Arztstock aus der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts ist die Rundkrücke aus Bein und aus drei<br />
Teilen zusammengesetzt. Den Abschluss des Griffes bildet eine<br />
Elfenbeinplatte. Mit dem Kopf nach oben windet sich eine zün<br />
gelnde Äskulapschlange dreimal um den geraden Anteil des<br />
Griffes. Der Kopf der Schlange ist durch häufigen Gebrauch in<br />
den Konturen etwas unscharf geworden. Der übrige Griff ist<br />
noch gut erhalten. Am unteren Ende des Griffes befindet sich<br />
90<br />
ein in sich selbst verschlungenes Band. Die Länge des geraden<br />
Anteils ist 11 cm, die Ausladung der Krücke ist 10 cm. Der<br />
Schuss besteht aus abgeschliffenem Malakkarohr. Der kräftige<br />
Beinabsatz hat einen Eisenkern, der unten übersteht. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 85 cm. Zuletzt gehörte er<br />
einem Dr. Feilbach aus Bad Homburg, von dem es auch ein<br />
Bild aus dem Jahre 1942 gibt. Er war damals Oberstabsarzt.<br />
Der Stock ist aber sicher mehrmals vererbt worden.
Goldener Arztstock mit einer angedeuteten Fritzkrücke. Die<br />
Ausladung des Griffs ist 9,5 cm. Am vorderen und hinteren<br />
Ende des Griffes ist je ein ovaler, sehr seltener weißer Stein ein<br />
gelassen, der von natürlichen Goldadern durchzogen ist. Auf<br />
beiden Seiten des Griffes finden sich Kartuschen. In der einen<br />
ist folgende Widmung: “DR. MÜLLER FROM L. DINKELSPIEL.<br />
San Francisco, January 1st 1876”. Auf der anderen Seite findet<br />
sich folgende Inschrift: “LUDWIG BLOCH 10. Juli 94”. Daneben<br />
sind ziselierte Bandverzierungen. Der Schuss ist aus Malakka; er<br />
hat eine deutlich abgenutzte Metallzwinge. Die Gesamtlänge<br />
Stocknummer:<br />
2<br />
des Stockes beträgt 90,5 cm. Wahrscheinlich kommt der Stock<br />
ursprünglich aus Amerika.<br />
Der Stock wurde offensichtlich im Jahre 1876 von einem<br />
Herrn L. Dinkelspiel in San Francisco dem Herrn Dr. Müller<br />
dediziert. Dieser verschenkte ihn 1894 weiter an einen<br />
Herrn Ludwig Bloch. Stöcke wurden im vorigen Jahrhundert<br />
gerne als Anerkennung für irgend welche Leistungen oder<br />
Verdienste verschenkt. Wahrscheinlich hat Herr Bloch in<br />
Deutschland gelebt, denn ich habe den Stock in Deutschland<br />
erworben.<br />
91
Stocknummer:<br />
3<br />
Wahrscheinlich französischer Arztstock mit goldenem Knauf,<br />
goldenen Kordelösen und goldener Zwinge aus dem<br />
18. Jahrhundert. Die Länge des Knaufes ist 5,5 cm, die der<br />
Zwinge 4,2 cm. Im Knauf sind zwei Kartuschen. Auf der einen<br />
ist eine Weintraube dargestellt. Auf der anderen sind ein aufge<br />
schlagenes Kräuterbuch, ein Behältnis mit der Aufschrift “OPIA”,<br />
ein Totenkopf und eine Öllampe dargestellt. Dies sind ärztliche<br />
Symbole für die Verbundenheit mit der Natur (Kräuterbuch),<br />
für ein für frühere Ärzte typisches Schmerzmittel (Opium), für<br />
92<br />
die "moderne" anatomische Wissenschaft (Totenkopf), und<br />
für die allzeitige Bereitschaft bei Tag und Nacht (Öllampe). Die<br />
Weintraube ist schwer zu deuten, vielleicht stammte der Arzt<br />
aus einer Weinbauernfamilie. Möglicherweise ist sie aber auch<br />
als christliches Symbol zu interpretieren. Die Darstellungen in<br />
den Kartuschen sind aufgesetzt und bestehen aus Gelb und<br />
Rotgold. Die Punzierung des Griffes könnte für Frankreich<br />
1726 bis 1762 sprechen. Der Schuss ist aus Malakka. Die.<br />
Länge des ganzen Stockes beträgt 88,7 cm.
Seltener deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit<br />
der Darstellung des Äskulap. Der halbplastisch aus<br />
Walrosselfenbein geschnitzte Äskulap ist der Statue, die in<br />
Epidauros von ihm gefunden wurde, nachempfunden. Teile<br />
der Figur sind durch vielen Gebrauch abgegriffen. Die Höhe<br />
des Knaufes ist 10,5 cm. Der Schuss ist aus Ebenholz und<br />
hat einen Brasilhornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes<br />
beträgt 93,5 cm. Zwischen dem Knauf und dem Schuss be<br />
Stocknummer:<br />
5<br />
findet sich eine 2,3 cm breite Silbermanschette mit einer<br />
zum Teil abgewetzten Widmung: "Hrn. Proffeßor Dr. v.<br />
F?...sch aus Dankbarkeit gewidmet E. F. Wulf". Es handelt<br />
sich also um das Geschenk eines sehr dankbaren Patienten<br />
an seinen behandelnden Arzt. Dieser benutzte die wertvol<br />
le Gabe auch eifrig, wie man an den Abnutzungsspuren er<br />
kennen kann. Eine feine Patina unterstreicht das Alter und<br />
den Wert des Stockes.<br />
93
Stocknummer:<br />
6<br />
Seltener deutscher Arztstock aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts mit dem vollen Titel, Namen und Wohnort<br />
des Erstbesitzers. Der L förmige Griff ist aus 4 Beinstücken zu<br />
sammengesetzt und am Ende durch eine Beinplatte verschlos<br />
sen. Im geraden Anteil ist ein knorriger Ast dargestellt, um den<br />
sich von unten nach oben einmal eine züngelnde Schlange her<br />
umwindet. Die Zweigabgänge sind mit eingelegtem Ebenholz<br />
besonders hervorgehoben. Der Beinring in der Mitte des ge<br />
raden Griffteiles, der nach oben und unten durch einen<br />
Ebenholzring abgesetzt ist, hat folgende eingeschnitzte und ge<br />
schwärzte Umschrift: “DR. E. OTT BAD ORB”. Diese Inschrift<br />
94<br />
mit dem Titel "DR." und die sich um den Griff windende Äsku<br />
lapschlange, weist den Stock als Stock eines Arztes aus.<br />
Gleichzeitig zeigt er uns in seiner auch künstlerisch einfachen<br />
Ausführung, dass sich Ärzte nicht immer viel leisten konnten.<br />
Auch nicht wenn es ein Badearzt in Bad Orb war, wie in die<br />
sem Fall. Nach unten schließt der Griff mit einem geschnitzten<br />
Gürtel und einer Gürtelschnalle, durch die eine Kordel gezo<br />
gen ist, ab. Die Griffhöhe beträgt 21,5 cm, die Griffbreite<br />
8,7 cm. Der Schuss ist aus dunklem Malakka. Er hat einen<br />
außergewöhnlich langen Hornabsatz von 8,1 cm. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm.
Stock mit einem kugelförmigen Silberknauf, der sich öffnen<br />
lässt. An ihm befindet sich noch ein gerader Anteil, der zur<br />
Befestigung auf dem Schuss dient. Der gerade Anteil ist kanne<br />
liert und 6,6 cm lang. Der Knauf hat einen Durchmesser von<br />
4,5 cm. Oben auf dem Deckel ist eine leicht gewölbte Scheibe,<br />
wahrscheinlich aus Elfenbein, eingelassen. Auf ihr ist ein lang<br />
stieliger Kelch und eine sich zweimal um diesen Kelchstiel bis<br />
nach oben herumwindende Schlange dargestellt. Darunter ist<br />
in das Silber in Schreibschrift die Umschrift eingraviert: “Dr. H.<br />
Mai Trier”. Sehr schön gezeichneter Palisanderschuss mit einem<br />
Echthornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 98 cm.<br />
Stocknummer:<br />
8<br />
Er kommt aus Deutschland und dürfte um 1900 einzuordnen<br />
sein.<br />
Der Titel "Dr." lässt leider nicht erkennen, ob es sich bei Herrn<br />
Dr. Mai um einen Arzt oder einen Apotheker gehandelt hat.<br />
Nachforschungen in Trier brachten kein Ergebnis. Die Schlange<br />
mit dem Kelch lässt aus heutiger Sicht zunächst an einen<br />
Apotheker denken. Jedoch haben früher auch Ärzte dieses<br />
Symbol benutzt. Von amerikanischen Ärzten ist überliefert,<br />
dass sie in ihren Stockknäufen öfters einmal Süßigkeiten für ihre<br />
kleinen Patienten hatten. Vielleicht gab es so etwas auch in<br />
Deutschland.<br />
95
Stocknummer:<br />
9<br />
Spazierstock mit einem wertvollen goldenen Stockknauf, der<br />
als Pomander ausgebildet ist. Er ist circa 3,8 cm hoch und der<br />
abgerundete quadratische Deckel hat einen Durchmesser von<br />
circa 3 cm. Der Knauf ist in 8 Segmente unterteilt. Fein her<br />
ausgearbeitetes Blüten und Rankenmuster. Man meint<br />
Akanthusblätter aber auch Rosen zu erkennen. Auf der<br />
Innenseite des Deckels befindet sich ein plan geschliffener<br />
Blutjaspis, der den durchbrochenen eigentlichen Pomander<br />
deckel dicht abschließt, damit keine Düfte unnütz verloren ge<br />
96<br />
hen. Nach Aufklappen des durchbrochenen Deckels erkennt<br />
man eine Höhlung, in der der Duftstoff in Form einer festen<br />
Salbe oder als Flüssigkeit mit einem damit getränkten<br />
Schwämmchen oder einem Läppchen aufbewahrt wurde. Die<br />
Punze ist bisher ungeklärt. 1/3 Malakkaschuss mit<br />
Metallzwinge. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 84,2 cm.<br />
In das Holz eingebrannt: „VIALETTI“. Der Stock ist im<br />
Originalzustand. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert und<br />
kommt aus Frankreich.
Arztstock mit einem außergewöhnlich großen zweiteiligen<br />
Elfenbeingriff in Form eines Ziegenhainers. Der Knauf ist 21 cm<br />
lang. Das obere Drittel kann abgeschraubt werden. Im mittle<br />
ren Drittel ist vollplastisch eine sich um den Griff und durch<br />
zwei übereinander liegende Ringe windende Schlange darge<br />
stellt. Der Kopf der Schlange zeigt nach oben und aus dem<br />
Maul kommt eine gespaltene Zunge. Es handelt sich um eine<br />
gekonnte handwerkliche Arbeit in sehr gutem<br />
Erhaltungszustand. Das Elfenbein hat eine feine Patina. Zum<br />
Schuss hin befindet sich eine circa 1,8 cm breite, sauber gear<br />
Stocknummer:<br />
11<br />
beitete Manschette aus Elfenbein in Form eines Gürtels. Auf<br />
dem Überschlag des Gürtels ist eine Lilie dargestellt.<br />
Außerdem findet sich auf dem Gürtel ein Name in<br />
Schreibschrift. Wahrscheinlich handelt es sich um den Namen<br />
des Erstbesitzers. Er kann aber infolge starker Abnutzung nicht<br />
entziffert werden. Naturbelassener Malakkaschuss mit einem<br />
9,5 cm langen wuchtigen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge<br />
des Stockes beträgt 87 cm. Zeitlich ist der Stock in den Anfang<br />
bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts einzuordnen. Er kommt<br />
aus Deutschland.<br />
97
Stocknummer:<br />
12<br />
Es handelt sich um einen sehr schönen deutschen Arztstock<br />
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Knauf, in Form eines<br />
Ziegenhainers, besteht aus Elfenbein. Sehr subtil ist plastisch<br />
eine sich um den Stock und durch zwei untereinander liegen<br />
de Ringe windende Schlange dargestellt. Das Elfenbein hat<br />
eine sehr schöne Maserung und eine feine Alterspatina. Die<br />
98<br />
Knaufhöhe beträgt 13,7 cm. Oben auf dem Knauf ist das<br />
Monogramm “WK” und die Jahreszahl 1865. Zum Schuss hin<br />
folgt eine 8 mm breite Manschette aus Elfenbein, die einen<br />
Gürtel darstellt. Der Schuss besteht aus 2/3 Malakka. Der 9,3<br />
cm lange Absatz ist aus Elfenbein. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 87,3 cm.
Arztstock aus dem 19. Jahrhundert, möglicherweise aus Öster<br />
reich Ungarn. Der Griff ist aus Buchsbaumholz geschnitzt.<br />
Wahrscheinlich ist er aus drei miteinander verleimten Brettern ge<br />
arbeitet. Es ist eine sich durch 2 Ringe windende Schlange darge<br />
stellt. Auffallend sind das breite Maul, die hochstehende<br />
Augenpartie und eine fast kammartige Schuppung auf dem Kopf.<br />
Der Griff selbst ist L förmig, etwa in Form eines Geweihes ge<br />
schnitzt. An den Enden finden sich Elfenbeinkappen. Der Griff ist<br />
circa 21 cm lang und 10 cm breit. Griff und Schuss sind in ganzer<br />
Länge gestichelt, womit sicher kleine Unebenheiten, die beim<br />
Schnitzen entstanden, kaschiert werden sollten. Die Oberfläche<br />
fühlt sich dadurch aber auch wie Samt an. Zwischen Schuss und<br />
Stocknummer:<br />
16<br />
Griff ist eine 1,1 cm breite Beinmanschette montiert. Der Schuss<br />
ist ebenfalls aus Buchsbaumholz. Schuss und Griff haben eine dun<br />
kelbraune Farbe. Sie sind wahrscheinlich eingefärbt, aber sicher<br />
auch durch die Zeit nachgedunkelt. Die Länge des Stockes beträgt<br />
89,7 cm. Er endet in einem langen Beinabsatz.<br />
Stöcke, deren Oberfläche so wie hier gestichelt sind, sind auf dem<br />
Balkan hergestellt worden. Schlangendarstellungen dieser Art habe<br />
ich schon öfters gesehen, allerdings in Elfenbein und als<br />
Ziegenhainer gearbeitet. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese<br />
Stöcke alle aus der gleichen Werkstatt kommen. Wahrscheinlich<br />
kommen sie aus Süddeutschland. Es kann sich aber bei diesem<br />
Stock auch um eine Kopie eines Elfenbeinstockes handeln.<br />
99
Stocknummer:<br />
17<br />
Sehr edler französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit<br />
einem zierlichen, schön gemusterten Schildpattgriff mit birnen<br />
förmigem Knauf. Oben auf dem Knauf sind die ineinander ver<br />
schlungenen goldenen Initialen “JG” aufgebracht. Eine goldene<br />
Schlange windet sich mit dem Kopf nach oben dreimal um das<br />
obere Ende des Griffes. Den Übergang zum Schuss bildet ein<br />
3,5 mm breiter Goldring. Die Gesamtlänge des Griffes beträgt<br />
100<br />
17,5 cm. Feiner, dunkelbrauner Schlangenholzschuss mit ei<br />
nem Hornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes ist 92,5 cm.<br />
Der Stock war weniger zum Stützen als zum Flanieren und<br />
Demonstrieren, wer man ist, gedacht. Dafür spricht auch, dass<br />
der Betrachter die Schlange (Äskulapschlange) sieht, wenn der<br />
Besitzer die Initialen lesen kann. Den Stock hat man vor sich<br />
her getragen oder tragen lassen.
Englischer Arztstock um 1800 im Originalzustand. Der leicht<br />
pilzförmige Knauf aus Elfenbein ist 10 cm hoch. Plastisch dar<br />
gestellt ist eine sich mit dem Kopf nach oben um einen<br />
Baumstamm windende Schlange. Ein Eichenzweig mit Blättern<br />
und Eicheln schlingt sich ebenfalls um den Stamm. Die Schlange<br />
hält diesen Zweig in seinem oberen Anteil im Maul. Den<br />
Abschluss des Knaufes nach unten bilden 4 stehende<br />
Akanthusblätter. Es handelt sich um eine meisterliche hand<br />
werkliche Arbeit mit einer feinen Alterspatina. Der Schuss be<br />
steht aus einem durchgehenden echten, bräunlichen<br />
Stocknummer:<br />
18<br />
Malakkarohr. Er hat eine Bronzezwinge mit Eisenabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes ist 96 cm.<br />
Die Äskulapschlange gilt als Arztsymbol. Sie ist ebenso wie die<br />
Eiche, die Eicheln und die Akanthusblätter aber auch ein<br />
Symbol des Lebens und der Unsterblichkeit. Die Schlange mit<br />
dem Eichenzweig im Maul lässt an die Szene im Gilgamesch<br />
Epos denken, in dem die Schlange das gerade von Gilgamesch<br />
aus dem Urmeer heraufgeholte Kraut des ewigen Lebens<br />
stiehlt, frißt und unsterblich wird. Die Symbole passen gut zu<br />
einem Arzt.<br />
101
Stocknummer:<br />
19<br />
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem zwei<br />
teiligen Elfenbeingriff. Auf dem geraden, 12 cm langen Anteil des<br />
Griffes ist erhaben eine kunstvoll um sich selbst und um den Griff<br />
windende Schlange dargestellt. Sie erscheint wie in sich selbst<br />
verknotet. Der züngelnde Schlangenkopf sieht nach oben. Im<br />
Bereich des Schlangenkopfes sind deutliche Abnutzungsspuren<br />
102<br />
durch häufigen Gebrauch zu erkennen. Hier lag wohl beim<br />
Gehen mit dem Stock der Daumen des Besitzers auf. Die<br />
Schuppung der Schlange ist gut erhalten. Es ist eine feine<br />
Alterspatina vorhanden. Der Schuss besteht aus hübsch gema<br />
sertem Riopalisander. Der Absatz ist aus Elfenbein. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 98,5 cm.
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem be<br />
schnitzten Elfenbeinknauf von 4,4 cm Durchmesser. In engen<br />
Ringen windet sich eine Schlange um den Knauf. Der züngeln<br />
de Kopf befindet sich oben. Schuppen und Rückenzeichnung<br />
des Tieres sind subtil herausgearbeitet und braun eingefärbt.<br />
Dem Schuss zu geht der Knauf in einen geraden Anteil von<br />
1,5 cm Höhe und einem Durchmesser von 2,4 cm über. Auf<br />
ihm ist der Titel und der Name des Erstbesitzers eingeschnit<br />
Stocknummer:<br />
20<br />
ten: “DR. MED. J. JENS”. Es ist sehr selten, dass man einen Stock<br />
mit Äskulapschlange auch mit dem Namen und Titel des<br />
Besitzers findet. Solch ein Stock ist ein wichtiger Beweis, dass<br />
Ärzte die Äskulapschlange als Symbol und Standeszeichen auf<br />
ihren Stöcken gebrauchten. Sehr ausdrucksvoller und feinge<br />
maserter Buchsbaumschuss (erneuert) mit einem<br />
Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 101 cm.<br />
103
Stocknummer:<br />
21<br />
Arztstock mit einem L förmigen Elfenbeingriff mit einer<br />
Ausladung von 11 cm. Um ihn windet sich eine Schlange.<br />
Rechts neben dem Schlangenkopf ein Monogramm mit den<br />
verschlungenen Buchstaben “KJC”. im oberen Anteil des<br />
“K” glaubt man noch ein quergestelltes kleines “v” zu er<br />
kennen. Das Elfenbein hat eine sehr feine Alterspatina. Es<br />
sind deutliche Abnutzungsspuren vorhanden. Zum Schuss<br />
104<br />
hin befindet sich ein 0,5 cm breiter Elfenbeinring von deut<br />
lich hellerer Farbe. Herrlich gemaserter Palisanderschuss<br />
mit einem langen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 88 cm. Der Griff stammt aus der zweiten<br />
Hälfte des 19. Jahrhunderts und kommt mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit aus Deutschland. Der Schuss und der<br />
Absatz sind erneuert.
Gediegener englischer Arztstock aus dem Anfang bis Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts. Er hat einen 10,5 cm langen koni<br />
schen Knauf aus Elefantenelfenbein, mit einem oberen<br />
Durchmesser von 3,3 cm. Um diesen Knauf windet sich<br />
eine Schlange einmal herum und bildet dann mit dem Kopf<br />
nach oben einen eleganten Knoten. Die Schlange ist pla<br />
Stocknummer:<br />
22<br />
stisch und gekonnt aus dem Elfenbein herausgearbeitet.<br />
Leichte Altersrisse stören den hübschen Gesamteindruck<br />
nicht. Eine feine Patina unterstreicht das Alter des Griffes.<br />
Der Schuss aus ist aus wunderschön gemasertem Malakka.<br />
Er hat einen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes<br />
beträgt 91 cm.<br />
105
Stocknummer:<br />
23<br />
Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, mit ei<br />
nem außergewöhnlich großen dreiteiligen Beingriff in L Form.<br />
Er besitzt eine Abschlussplatte aus Bein. Halbplastisch ist eine<br />
sich dreimal mit dem Kopf nach oben um den geraden Anteil<br />
des Griffes windende Äskulapschlange dargestellt. Sie hat zwei<br />
eingelegte Augen. Der Kopf zeigt deutliche Abnutzungsspuren.<br />
Am unteren Ende des Griffes ist ein schmaler Gürtel ange<br />
drechselt. Es ist eine einfache aber durchaus ansprechende<br />
Arbeit mit einer feinen Alterspatina. Die Länge des Griffes be<br />
106<br />
trägt 20 cm, die Ausladung 10 cm. Am Übergang zum Schuss<br />
aus Halbmalakka befindet sich eine schmale Metallmanschette.<br />
Der Stock hat einen Elfenbeinabsatz aus neuerer Zeit. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes ist 89 cm.<br />
Ähnliche Stockgriffe gibt es recht häufig. Die hier vorliegende<br />
Größe ist aber sehr ungewöhnlich. Ob diese Größe des<br />
Stockgriffes etwas über die Stellung des Arztes innerhalb der<br />
Ärzteschaft aussagt bleibt zunächst reine Spekulation.
Dieser deutsche Stock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts hat<br />
einen L förmigen dreiteiligen Beingriff mit einer Abschlussplatte<br />
aus Bein. Er ist 8,5 mal 18,3 cm groß. Auf dem geraden Anteil<br />
des Griffes ist eine sich viermal mit dem Kopf nach oben um<br />
den Griff windende Schlange dargestellt. Der Kopf ist aufge<br />
richtet und zeigt deutliche Gebrauchsspuren. Zum Schuss hin<br />
ist eine schmale gürtelförmige Verzierung vorhanden. Der<br />
Griff hat eine feine Patina durch Alter und langen Gebrauch.<br />
Zwischen Griff und Schuss befindet sich ein schmaler<br />
Metallring. Der Schuss besteht aus einem nicht entrindeten<br />
Stocknummer:<br />
24<br />
Haselnuss Schössling, der in einer Metallzwinge endet. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 81,5 cm. Der Stock befindet<br />
sich im Originalzustand.<br />
Es handelt sich um eine relativ grobe und einfache Arbeit.<br />
Trotzdem ist es sicher eine Äskulapschlange, das Symbol der<br />
Ärzte, die dargestellt werden sollte. Die Art der Ausführung<br />
und der einfache Haselstecken sprechen dafür, dass es sicher<br />
kein reicher Arzt war, der den Stock benutzt hat. Vielleicht war<br />
es ein Landarzt. Eifrig gebraucht wurde er, was man an dem ab<br />
gegriffenen Schlangenkopf erkennen kann.<br />
107
Stocknummer:<br />
25<br />
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem L för<br />
migen Elfenbeingriff in Form eines Astes. Um diesen windet<br />
sich von unten nach oben eine züngelnde Schlange.<br />
Lebendigkeit verleiht dieser Äskulapschlange ein eingelegtes<br />
Rubinauge. Die Schuppen der Schlange sind sehr gut heraus<br />
gearbeitet. Der Griff ist 9 cm lang und hat eine Ausladung von<br />
108<br />
6,5 cm. Es sind leichte Abnutzungsspuren vorhanden, die aber<br />
nicht weiter stören. Eine feine Patina unterstreicht das Alter des<br />
Griffes. Der Schuss ist aus Riopalisander und hat einen<br />
Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss und Griff ist eine schmale<br />
Silbermanschette montiert. Die Gesamtlänge des Stockes be<br />
trägt 89 cm.
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem L för<br />
migen Elfenbeingriff. Dieser ist vollplastisch in Form eines knor<br />
rigen Astes, um den sich von unten nach oben eine züngeln<br />
de Schlange windet, geschnitzt. Der Griff zeigt leichte<br />
Gebrauchsspuren und hat eine feine Alterspatina. Die<br />
Stocknummer:<br />
26<br />
Ausladung des Griffes misst 5 cm, die Höhe 9 cm. Die Schlange<br />
hat ein schwarzes Glasauge. Der Schuss ist aus Wenge und en<br />
det in einem Elfenbeinabsatz. Zwischen Schuss und Griff ist ein<br />
schmaler goldfarbiger Ring montiert. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes beträgt 81,7 cm.<br />
109
Stocknummer:<br />
27<br />
Deutscher Arztstock mit einem L förmigen, zweiteiligen,<br />
leicht geschwungenen Beingriff. Am Ende eine<br />
Abschlussplatte aus Elfenbein. Um den unteren Abschnitt des<br />
geraden Griffanteils windet sich dreimal mit dem Kopf nach<br />
oben eine Äskulapschlange herum. Sie hat eingelegte<br />
Rubinaugen. Der Schlangenkopf und auch zum Teil die<br />
Schuppenzeichnung der Schlange zeigen deutliche<br />
110<br />
Gebrauchsspuren. Sehr feine altersbedingte bräunlich gelbli<br />
che Patina. Der Griff hat eine Länge von 12 cm. Zum Schuss<br />
hin befindet sich eine 1,5 cm breite goldfarbene Manschette.<br />
Der Schuss ist aus Makassarebenholz und hat einen<br />
Hornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 95 cm.<br />
Der Griff dürfte aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts stam<br />
men. Er könnte aber auch älter sein.
Eleganter deutscher 19 cm langer, mit einer Äskulapschlange<br />
beschnitzter Elfenbeingriff. Im Halbrelief ist eine sich mit dem<br />
Kopf nach oben zweimal um den Griff windende Schlange dar<br />
gestellt. Der Griff ist leicht konisch nach unten hin zulaufend.<br />
Die Schlange ist etwas bräunlich getönt. Das Elfenbein hat eine<br />
feine gelbliche Alterspatina. Im Bereich des Schlangenkopfes<br />
sind durch den Gebrauch Abnutzungsspuren vorhanden. Der<br />
Stocknummer:<br />
28<br />
obere Durchmesser des Griffes beträgt 1,7 cm, der untere<br />
1,5 cm. Zwischen Griff und Schuss ist eine 3,6 cm breite<br />
Silbermanschette mit den Initialen “DB” montiert. Der Schuss<br />
besteht aus Makassarebenholz und hat einen Elfenbeinabsatz.<br />
Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm. Der Griff stammt<br />
aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt sich um eine typische<br />
Darstellung der Äskulapschlange, dem Symbol der Ärzte.<br />
111
Stocknummer:<br />
29<br />
Es handelt sich um einen zierlichen Arztstock, dessen Besitzer<br />
klein gewesen sein muss. Möglicherweise hat er auch einer<br />
Ärztin gehört. Die Verspieltheit der Motivgestaltung könnte in<br />
diese Richtung deuten. Der Griff besteht aus einem 20 cm lan<br />
gen, nach unten konisch zulaufenden Elfenbeinknauf. Um ihn<br />
und einmal durch sich selbst, windet sich eine Schlange nach<br />
oben. Das Maul ist weit aufgerissen. Zähne und eine lange<br />
Zunge sind zu sehen. Die Schuppung ist sehr gut herausgear<br />
beitet. Auf dem Kopf eine Verzierung, die an einen Federbusch<br />
112<br />
erinnert. Diese Art der Schlangendarstellung findet man häufi<br />
ger im süddeutschen Raum. Teils um die Schlange, teils um den<br />
Griff, ist ein Band geschlungen und zu einer Schleife gebunden.<br />
Den Abschluss zum Schuss hin bildet ein breiter Gürtel mit<br />
Gürtelschnalle. Es handelt sich um eine sehr elegante<br />
Darstellung der Äskulapschlange in perfekter handwerklicher<br />
Arbeit. Sehr feine Patina. Der Griff sitzt auf einem<br />
Malakkaschuss. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 80,6 cm.<br />
Er stammt aus dem 19. Jahrhundert.
14 cm langer gegossener Silbergriff aus der Jugendstilzeit.<br />
Dargestellt ist eine sich zweimal mit dem Kopf nach oben um<br />
einen Stab herumwindende Schlange. Auf der Spitze des<br />
Griffes befindet sich eine Artischocke. Man geht wohl nicht<br />
fehl, wenn man die Artischocke als Phallussymbol ansieht.<br />
Ob hier die Schlange den Sündenfall darstellen soll, ist unklar.<br />
Es ist aber auch möglich, dass es sich um eine Äskulap<br />
Stocknummer:<br />
30<br />
schlange handelt. In diesem Fall würde es sich um einen<br />
Arztstock handeln. Jedenfalls ist es eine ausdrucksstarke<br />
Arbeit. Der Griff stammt wahrscheinlich aus einer<br />
Silberwarenfabrik aus Schwäbisch Gmünd. Er ist mit Krone,<br />
Halbmond und 800 gestempelt. Der Schuss besteht aus<br />
Palisanderholz und hat einen dunklern Echthornabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 104 cm.<br />
113
Stocknummer:<br />
31<br />
L förmiger Griff eines Arztstockes. Die Sprosse eines<br />
Rehgehörns mit Auge ist teilweise mit Sterlingsilber überzogen.<br />
Auf diesen silbernen Überzug ist eine sich zweimal um den<br />
Griff windende Schlange mit dem Kopf nach oben und vorn<br />
aufgelötet. Wahrscheinlich ist das Silber auf das Gehörn elek<br />
trolytisch aufgebracht. Dafür spricht die sehr gute Anpassung<br />
des Silbers an die Unebenheiten des Gehörns, und dass es fast<br />
vollständig anliegt. Die Schlange konnte nach dem Überziehen<br />
114<br />
des Griffes mit Silber ohne Schwierigkeiten aufgelötet werden.<br />
Es findet sich am geraden Anteil die Inschrift “STERLING”. Der<br />
Griff ist 12 cm lang und hat einen Palisanderschuss mit einem<br />
kleinen angedrechselten Übergang zum Griff hin. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 94 cm. Der Schuss endet<br />
nach unten in einem dunklen Brasilhornabsatz. Der Stock<br />
stammt mit ziemlicher Sicherheit aus der Mitte des vorigen<br />
Jahrhunderts und kommt aus Nordamerika.
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat einen<br />
ovalen nach unten konisch zulaufenden Elfenbeinknauf von<br />
5,6 cm Höhe und einem oberen größten Durchmesser von<br />
3,8 cm. Von der Oberfläche her windet sich im Halbrelief eine<br />
Schlange um den Knauf. Künstlerisch geschickt angeordnet sind<br />
die Windungen, die einen außerordentlich hübschen<br />
Gesamteindruck machen. Die Schuppen sind sehr sorgfältig<br />
Stocknummer:<br />
32<br />
herausgearbeitet. Auch das Auge der Schlange wirkt sehr le<br />
bendig. Das Elfenbein hat eine feine Maserung und zeigt eine<br />
leichte Patina. Zwischen dem Knauf und dem<br />
Grenadineholzschuss befindet sich eine 1,1 cm breite silberfar<br />
bene Metallmanschette. Den Abschluss nach unten bildet ein<br />
Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />
86,6 cm.<br />
115
Stocknummer:<br />
33<br />
Dieser aus Nordamerika stammende Arztstock besteht aus ei<br />
nem Eichenschössling samt Wurzelanteil. Der Wurzelabschnitt<br />
bildet den eigentlichen Griff. Der Griff ist mit Silber kunstvoll so<br />
überzogen, dass immer wieder Teile des Holzes zu sehen sind.<br />
Auf dem waagrechten Anteil des Griffes ist in Schreibschrift der<br />
Namenszug “Geo” aufgebracht. Außerdem ist der Griff mit<br />
Blüten, die an Edelweiß erinnern, und im unteren Anteil mit<br />
mehreren oktopusähnlichen Gebilden, allerdings nur mit sie<br />
116<br />
ben Tentakeln, verziert. Viermal windet sich eine Schlange von<br />
unten um den Griff. Die Ausladung des Griffes beträgt 8,5 cm.<br />
Die Gesamthöhe des Stockes ist 91,5 cm. Er dürfte aus dem<br />
19. Jahrhundert stammen. Der Schuss endet unten mit einem<br />
Echthornabsatz.<br />
Das in Durchbrucharbeit auf den Griff aufgetragene Silberblech<br />
ist wahrscheinlich aufgehämmert, möglicherweise auch, zumin<br />
dest teilweise, galvanisch aufgetragen. Die Schlange ist aufgelötet.
Arztstock mit einer großen Fritzkrücke aus Elfenbein.<br />
Dargestellt ist eine Schlange, die sich um und durch einen Ast<br />
windet. Anatomisch gesehen ist die Schlange für ihre Größe<br />
zu kurz. Die Augen sind vertieft und geschwärzt. Deutliche<br />
Augenwülste sind vorhanden. Die Schuppen sind gut heraus<br />
gearbeitet. An den Griffenden sind die Jahresringe und Risse<br />
dargestellt. Das Elfenbein ist schön gemasert und hat eine<br />
Stocknummer:<br />
34<br />
prächtige Alterspatina. Der Griff misst 11,7 mal 3,1 cm. Er<br />
dürfte aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammen. Er<br />
kommt aus Deutschland. Zwischen Griff und Schuss ist eine<br />
3,1 cm breite silberne oder versilberte Manschette montiert,<br />
auf der sich das Astmotiv wiederholt. Der Schuss ist aus nur<br />
wenig gemasertem Schlangenholz. Die Gesamthöhe des<br />
Stockes beträgt 93,5 cm. Er hat einen hellen Hornabsatz.<br />
117
Stocknummer:<br />
36<br />
Stock mit einem zweiteiligen L förmigen, leicht geschwungenen<br />
Griff aus Walrosselfenbein. In der unteren Hälfte des geraden<br />
Anteils ist vollplastisch eine züngelnde Schlange mit weit aufgeris<br />
senem Maul dargestellt. Sie windet sich durch sich selbst und bil<br />
det eine angedeutete 8. Der Kopf ist nach oben gerichtet. Es<br />
handelt sich um einen zierlichen Griff und einen zierlichen Stock,<br />
Die Länge des Griffes beträgt 9,5 cm. Er hat eine feine Patina. Ein<br />
kleines Stück des Schlangenschwanzes scheint zu fehlen. Im<br />
Bereich des Schlangenkopfes sind Abnutzungsspuren zu erken<br />
118<br />
nen. Hier ist der Stock wohl häufig gehalten worden. Man kann<br />
sich gut vorstellen, dass man mit dem unteren Teil des Stockes,<br />
wenn man ihn oben am Griff hält, an die Türen klopfen konnte,<br />
um seine Visite anzumelden. Am Übergang zum Schuss aus<br />
Kirschholz ist eine circa 9 mm breite Messingmanschette ange<br />
bracht.. Unten endet der Schuss in einem Hartgummiabsatz.<br />
Schuss und Absatz wurden später erneuert. Sehr schönes<br />
Beispiel eines deutschen Arztstockes aus dem 19. Jahrhundert.<br />
Möglicherweise auch früher.
Amerikanischer Arztstock aus dem Ende des<br />
19. Jahrhunderts mit einem L förmigen gegossenen und fein<br />
nachziselierten Griff aus Sterlingsilber. Die Ausladung des<br />
Griffes ist 10,5 cm. Dargestellt ist eine um sich selbst gewun<br />
dene Schlange mit Rubinaugen. Es ist eine ausgefallene und<br />
seltene Art einer Schlangendarstellung in Silber. Es handelt<br />
sich der Punzierung nach um eine Produktion der amerikani<br />
Stocknummer:<br />
40<br />
schen Firma Gorham & Co. Ihre Zeichen sind: Ein schreiten<br />
der Löwe (nach rechts sehend), ein Anker und ein “G”.<br />
Außerdem ist noch die Silberqualität mit “STERLING” und die<br />
Nummer “U 396” angegeben. Wahrscheinlich ist letzteres die<br />
Modellnummer. Der Schuss ist aus fein gezeichnetem<br />
Schlangenholz. Er hat einen braunen Hornabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 96,5 cm.<br />
119
Stocknummer:<br />
45<br />
Wolchow Knüppel wurden von russischen Kriegsgefangenen<br />
geschnitzt und von deutschen Soldaten im Weltkrieg II. in<br />
Russland benutzt, um mit Wasser gefüllte Granatlöcher in den<br />
Schützengräben und den verschlammten Wegen auszuloten.<br />
Die mit einer Schlange versehenen Stöcke soll das<br />
Sanitätspersonal benutzt haben.<br />
Der Griff besteht aus einem aus Holz geschnitzten Vogel, mög<br />
licherweise soll es eine Taube sein. Er ist auf einen aus einem<br />
leichten, braun eingefärbten, Vierkantholz geschnitzten Schuss<br />
aufgesetzt. Oben ist der Schuss noch vierkantig, unten rund.<br />
Er ist von oben bis unten beschnitzt. Im mittleren Drittel win<br />
det sich dreimal eine Schlange mit dem Kopf nach oben um<br />
120<br />
den Schuss. Ganz oben ist die Umschrift „Russland 1941“. Es<br />
folgt ein stilisierter Reichsadler mit Hakenkreuz und die<br />
Jahreszahl 1943. Davon auf der Rückseite ein Haus und ein<br />
Baum. Weiter unten folgt längs die Inschrift „WOLCHOW“. In<br />
derselben Höhe ist noch ein Segelschiff eingeritzt. Noch weiter<br />
unten ist eine nicht genau zu deutende Umschrift eingeschnit<br />
ten, Die Buchstaben sind teils spiegelverkehrt. Liest man von<br />
oben nach unten und von rechts nach links heißt das Wort<br />
„LiudAn“. Von rechts nach links und nach oben kommt man auf<br />
„nAduiL“. Der Stock ist bis unten mit geometrischen Figuren<br />
beschnitzt. Ganz unten noch ein Segelschiff. Der Stock ist<br />
96 cm hoch, eine Zwinge war wohl nie vorhanden.
Bei diesem Stock sind der Griff und der Schuss aus einem Ast<br />
geschnitzt. Dargestellt ist ein Mann mit Käppi. Er erinnert an ei<br />
nen amerikanischen Soldaten, so wie sie nach dem 2.<br />
Weltkrieg in Deutschland auftraten. Dieser Mann besitzt ein fla<br />
ches, wenig ausdrucksvolles Gesicht. Es handelt sich um eine<br />
relativ einfache und wenig kunstvolle Arbeit. Der Schnitzer war<br />
sicher nicht sehr geübt. Am “Hals” befindet sich eine<br />
Durchbohrung, die zum Durchziehen einer Kordel gedient ha<br />
ben mag. Um den ganzen Schuss windet sich von unten nach<br />
Stocknummer:<br />
47<br />
oben eine Schlange, zweimal links herum und einmal rechts<br />
herum. Die Schuppen sind durch Einkerbungen angedeutet.<br />
Die Länge des Stockes beträgt 88,5 cm. Eine Zwinge fehlt. Es<br />
sind unten am Schuss aber deutliche Abnutzungspuren zu se<br />
hen. Möglicherweise wurde der Stock im oder nach dem 2.<br />
Weltkrieg also um 1945 herum von einem amerikanischen<br />
Soldaten im Feld geschnitzt. Die Schlange könnte dann als<br />
Erstbesitzer auf einen Militärarzt oder Sanitäter hinweisen. Der<br />
Stock wurde in Deutschland erworben.<br />
121
Stocknummer:<br />
48<br />
Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um<br />
eine handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />
aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist<br />
es ein Unikat und entspricht den handwerklichen<br />
Gepflogenheiten. Der Stock stammt wahrscheinlich aus<br />
Kenia. Griff und Schuss sind aus einem Stück Ebenholz ge<br />
schnitzt. Oben ein knopfförmiger Knauf. Darunter eine acht<br />
122<br />
flächige, leicht konisch nach unten zulaufende Handhabe.<br />
Dann ein mit Kultnarben versehener ausdrucksstarker<br />
Kriegerkopf mit Kraushaaren. Dieser ist circa 6 cm hoch. Es<br />
folgt der eigentliche Schuss mit einer sich halb darum herum<br />
windenden, circa 17 cm langen Schlange. Der ganze Stock ist<br />
98,5 cm hoch und von einer dunkelbraunen bis schwarzen<br />
Farbe.
Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um eine<br />
handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung aus den<br />
70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist es ein Unikat<br />
und entspricht den handwerklichen Gepflogenheiten. Der Stock<br />
stammt wahrscheinlich aus Kenia. Griff und Schuss sind aus ei<br />
nem Stück Ebenholz geschnitzt. Zunächst eine durch eine<br />
Stocknummer:<br />
49<br />
Querrille unterteilte Handhabe. Darunter ein Kopf mit relativ<br />
großen Ohren, einer platten Nase, aufgeworfenen Lippen und<br />
Kräuselhaaren. Dieser ist circa 4 cm hoch. Es folgt der eigentliche<br />
Schuss mit einer sich halb darum herum windenden, circa 16 cm<br />
langen Schlange. Der ganze Stock ist 96 cm hoch und von einer<br />
dunkelbraunen bis schwarzen Farbe.<br />
123
Stocknummer:<br />
50<br />
Zeremonienstock eines Medizinmannes. Es handelt sich um<br />
eine handwerklich und individuell ausgeführte Nachbildung<br />
aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. So betrachtet ist es<br />
ein Unikat und entspricht den handwerklichen Gepflogen<br />
heiten. Der Stock stammt wahrscheinlich aus Kenia. Griff und<br />
Schuss sind aus einem Stück Ebenholz geschnitzt. Oben ein<br />
leicht konisch zulaufender circa 10 cm langer Griff. Darunter<br />
124<br />
ein Kopf mit relativ großen Ohren, einer breiten Nase, auf<br />
geworfenen Lippen und hoch aufgetürmten krausen Haaren.<br />
Deutliche Narben im Gesicht und auf der Stirn. Dieser Kopf<br />
ist circa 6 cm hoch. Es folgt der eigentliche Schuss mit einer<br />
sich einmal nach oben darum herum windenden, circa 22 cm<br />
langen Schlange. Der ganze Stock ist 96 cm hoch und von ei<br />
ner dunkelbraunen bis schwarzen Farbe.
Stock aus Zaire. Der Griff besteht aus einem Nilpferdzahn in<br />
Form eines Vogels ( Reiher? ) geschnitzt. Das Auge ist aus<br />
Ebenholz eingelegt. Der Ebenholzschuss ist in seinem oberen<br />
Anteil ebenfalls beschnitzt. Dargestellt ist eine schwangere Frau<br />
mit untergeschlagenen Beinen. Der dicke Bauch ist deutlich zu<br />
erkennen. Über ihm kreuzweise zwei Bänder. Der Griff sitzt<br />
gleichsam als Schmuck auf ihrem Kopf. Die Frau trägt<br />
Schmuckringe an Ober und Unterarmen. In der linken Hand<br />
Stocknummer:<br />
51<br />
hält sie einen Gegenstand. Auffallend ist die sehr gerade<br />
Haltung und der lang ausgezogene Kopf und Hals. Der Stock<br />
wurde als Auftragsarbeit 1980 in Zaire von einem<br />
Eingeborenen für einen Frauenarzt in Deutschland hergestellt.<br />
Sehr schöne naive Arbeit. Unikat. Gesamthöhe des Stockes<br />
95 cm.<br />
Möglicherweise handelt es sich um eine schwangere Frau auf<br />
einem Gebärstuhl.<br />
125
Stocknummer:<br />
52<br />
Österreichischer Arztstock mit einer silbernen Rundkrücke mit<br />
der Darstellung des Äskulap und einer Äskulapschlange. Der<br />
Griff ist mit 800 gestempelt. Davor “OD” und dahinter wahr<br />
scheinlich eine Punze von Österreich. Äskulap gleicht der Büste<br />
der Äskulapdarstellung aus dem Museum von Tegea. Es ist eine<br />
typische Wiener Jugendstilarbeit. Die Schlange und die<br />
126<br />
Blattstiele sind aufgesetzt. Die Blätter selbst sind vertieft darge<br />
stellt. Der Griff ist 11,5 cm ausladend. Es dürfte sich um den<br />
Originalschuss aus Ebenholz mit einer 1,8 cm hohen<br />
Messingzwinge handeln. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />
89,5cm. Ein ähnliches Stück habe ich bisher nicht auf dem<br />
Markt gesehen.
Bei diesem Stock ist der Griff aus zwei Beinteilen zusammenge<br />
setzt und oben mit einer silbernen (?) Platte verschlossen. Der<br />
Griff ist 16,3 cm lang. Um ihn windet sich dreimal eine Schlange<br />
mit dem Kopf nach unten herum. In ihrem Maul hat sie ein gro<br />
ßes Blatt. Es wird gesagt, dass die Apotheker solche Stöcke mit<br />
Schlangen, die den Kopf nach unten halten, als Statussymbol ge<br />
tragen hätten. Das Blatt im Maul der Schlange könnte dann das<br />
Kraut des ewigen Lebens sein, das Gilgamesch für seinen<br />
S53tocknumm<br />
er:<br />
Freund Enkidu vom Grund des Urmeers heraufholte. Auf dem<br />
Heimweg nach Uruk wurde ihm das Kraut bei einer Rast von<br />
einer Schlange gestohlen. Diese fraß es sofort. Das Kraut wirk<br />
te auch prompt. Die Schlange streifte ihre Haut ab und eilte ver<br />
jüngt davon. Der Schuss besteht aus Palisanderholz. Unten hat<br />
er einen 9 cm langen Elfenbeinabsatz. Die Gesamtlänge des<br />
Stockes beträgt 92 cm. Der Stock dürfte aus der Mitte des<br />
19. Jahrhunderts stammen und aus Süddeutschland kommen.<br />
127
Stocknummer:<br />
55<br />
Stock mit einem zweiteiligen Griff aus Bein in L Form. Im<br />
geraden Anteil ist eine Äskulapschlange dargestellt. In einem<br />
komplizierten Knoten schlingt sie sich mit dem Kopf nach<br />
unten zweimal um den Griff und zweimal durch sich selbst<br />
hindurch. Sie hat eingesetzte zweifarbige Glasaugen. Das<br />
Griffende ist durch eine gedrehte Messinghülse verschlos<br />
sen. Teilweise leichte Abnutzungsspuren und Altersrisse.<br />
Sehr feine Alterspatina. Griffgröße 12 x 10 cm. Zwischen<br />
128<br />
dem Schuss und dem Griff befindet sich eine 1 cm breite<br />
goldfarbene Metallmanschette. Eindrittel Malakkaschuss mit<br />
einer schön gedrehten Messingzwinge. Es dürfte sich nicht<br />
um die Originalzwinge handeln. Die Art der Arbeit und die<br />
Darstellung der Schlange spricht dafür, dass der Griff aus ei<br />
ner Werkstatt in Süddeutschland kommt. Er dürfte um 1850<br />
gefertigt worden sein. Wahrscheinlich war es ursprünglich<br />
der Stock eines Apothekers.
Englischer Spazierstock mit einem vollplastisch beschnitzten<br />
10,5 cm hohen und leicht gebogenen Knauf aus Walrosszahn.<br />
Dargestellt ist eine Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten<br />
in einem Knäuel um einen Baumstumpf windet. Gut zu erken<br />
nen ist die gespaltenen Zunge. Teilweise Abnutzungsspuren an<br />
den Stellen, an denen die Handfläche und der Daumen aufla<br />
gen. Hier sind die Schuppen der Schlange nur noch teilweise<br />
zu erkennen. Künstlerisch ist das Motiv schön gestaltet und ge<br />
Stocknummer:<br />
56<br />
konnt ausgeführt. Der Schuss ist aus Brasil Palisander und hat<br />
einen dunklen Hornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes ist<br />
93,5 cm. Zwischen Griff und Schuss befindet sich eine 1,5 cm<br />
breite silberne Manschette mit floralen Mustern und englischen<br />
Punzen.Die Punzen sind von London 1901 und dem<br />
Goldschmied “ACB”. Man sagt, dass Stöcke mit sich nach unten<br />
um einem Stab windenden Schlangen Stöcke von Apothekern<br />
gewesen sein sollen.<br />
129
Stocknummer:<br />
57<br />
Deutscher Apothekerstock aus dem 19. Jahrhundert. Er hat ei<br />
nen 17 cm langen dreiteiligen Elfenbeinknauf in Form eines<br />
Ziegenhainers. Zwischen den beiden langen Anteilen, 8,8 cm<br />
und 8,2 cm lang, befindet sich ein 6 mm breiter gelblicher<br />
Elfenbeinring der in Form einer Kette geschnitzt ist. Im unteren<br />
Anteil des Griffes ist plastisch eine Schlange dargestellt, die sich<br />
mit dem Kopf nach unten in vielen Windungen um den Griff<br />
herumwindet. Der Schlangenkopf ist vom vielen Gebrauch<br />
blank poliert. Die Schuppung ist gut dargestellt. Die Form des<br />
130<br />
Schlangenkopfes ist typisch für Schlangen, wie sie in<br />
Deutschland geschnitzt wurden. Zwischen Griff und<br />
Ebenholzschuss befindet sich eine 1,2 cm breite<br />
Messingmanschette in Form eines Gürtels. Die Gesamthöhe<br />
des Stockes beträgt 88,5 cm. Er hat einen langen Beinabsatz.<br />
Die Äskulapschlange dient sowohl den Ärzten als auch den<br />
Apothekern als Symbolfigur. Es wird immer wieder behauptet,<br />
dass die sich mit dem Kopf nach unten um einen Stab winden<br />
de Schlange ein Symbol der Apotheker sei.
Deutscher Apothekerstock aus dem 19. Jahrhundert. Der drei<br />
teilige L förmige Griff ist aus Bein. Das Ende ist durch eine<br />
Elfenbeinplatte verschlossen. Der Griff ist 13,5 cm lang und<br />
etwa 9 cm breit. Der gerade Anteil ist leicht konisch in Form ei<br />
nes Astes geschnitzt. Die abgehenden Zweige sind durch ein<br />
gelegte Ebenholzstifte markiert. Um ihn windet sich mit dem<br />
Kopf nach unten eine Schlange. Es wird gesagt, dass diejenigen<br />
Stöcke, bei denen sich die Schlange mit dem Kopf nach unten<br />
um den Griff windet, den Apothekern zuzurechnen seien. Der<br />
Kopf der Schlange erinnert eher an ein Fabeltier. Er ist mit ei<br />
ner Art Federbusch geschmückt. Es ist aber eine<br />
Stocknummer:<br />
58<br />
Darstellungsart, die man häufiger im süddeutschen Raum fin<br />
det. Man hat den Eindruck, dass diese Art der<br />
Schlangendarstellungen alle aus einer Werkstatt kommen. Die<br />
Schlange trägt ein Blatt im Maul. Dies erinnert an die Schlange,<br />
die Gilgamesch, während er schlief, das von ihm aus dem<br />
Urmeer heraufgeholte Kraut des Lebens gestohlen und gefres<br />
sen hat. Sie wurde daraufhin unsterblich. Dies glaubte man<br />
durch die Beobachtung der Häutung und die dadurch schein<br />
bare Verjüngung bestätigt. Das Symbol würde gut zu den<br />
Apothekern passen. Der Schuss ist aus Ebenholz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 97,5 cm.<br />
131
Stocknummer:<br />
59<br />
Zweiteiliger Beingriff in L Form. Das Ende ist mit einer<br />
Elfenbeinplatte verschlossen. Auf dem geraden Anteil des<br />
Griffes ist plastisch eine sich nach unten windende<br />
Schlange dargestellt, die von einer aus einer<br />
Rüschenmanschette kommenden Hand am Schwanz ge<br />
halten wird. Den Abschluss nach unten hin bildet eine ge<br />
schnitzte Aufwölbung mit geometrischen Bildern. Ob es<br />
sich bei der Schlange um eine Äskulapschlange handelt ist<br />
schwer zu beurteilen. Möglicherweise hat sie im<br />
Zusammenhang mit der Hand eine ganz andere<br />
Bedeutung. Es könnte sich aber auch um einen<br />
132<br />
Apothekerstock handeln. Man sagt, dass die Apotheker die<br />
Schlange, die sich mit dem Kopf nach unten bewegt, als<br />
Symbol gehabt hätten. Es ist noch nicht sicher geklärt, ob<br />
es sich tatsächlich so verhält. Bei dem Griff handelt es sich<br />
um eine einfache, aber durchaus ansprechende Arbeit.<br />
Der Schuss ist aus Malakka ( 1/3 Malakka ) und hat einen<br />
Beinabsatz. Die Höhe des Griffes beträgt 15 cm, die<br />
Ausladung 8,5 cm. Die Gesamtlänge des Stockes ist<br />
79,5 cm. Der Stock ist im Originalzustand erhalten und<br />
dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen. Er ist<br />
wahrscheinlich in Deutschland hergestellt.
Französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Der<br />
Elfenbeinknauf ist 10 cm hoch. Es ist eine rechte Hand darge<br />
stellt, die eine Schlange in ihrem kopfnahen Anteil fest um<br />
schließt. Der Rest der Schlange windet sich viermal um den<br />
Unterarm. Die Schlange hat rote eingesetzte Glasaugen. Die<br />
Schuppung ist deutlich herausgearbeitet. Es handelt sich um<br />
eine gefällige Darstellung, die sehr harmonisch wirkt. Der Griff<br />
hat eine schöne Alterspatina. Die Gesamthöhe des Stockes be<br />
Stocknummer:<br />
60<br />
trägt 98,5 cm. Der Schuss ist aus Jambis. Er hat einen leicht ab<br />
gelaufenen Absatz aus Elfenbein. Der Stock befindet sich im<br />
Originalerhaltungszustand.<br />
Das Symbol Schlange und rechte Hand (Faust) ist wahrschein<br />
lich nicht eindeutig. Im Falle eines Arztstockes muss man es so<br />
auslegen, dass ein rechtschaffener Arzt (rechte Hand) seine<br />
Wissenschaft (Äskulapschlange) fest im Griff hat.<br />
133
Stocknummer:<br />
61<br />
Wahrscheinlich französischer Arztstock aus dem Anfang des<br />
19. Jahrhunderts. Der 4 cm hohe Elfenbeinknauf stellt eine<br />
rechte Faust dar, die eine Schlange so festhält, dass der Kopf<br />
derselben auf dem Handrücken zu sehen ist. Ein kleines Stück<br />
vom Hemdärmel ist auch noch dargestellt. Der Schlangenkopf<br />
ist vom vielen Gebrauch stark abgenutzt. Eine feine Alterspatina<br />
ist vorhanden. Der Schuss ist wahrscheinlich aus<br />
Nussbaumholz. Er hat dem Griff zu eine Durchbohrung, die<br />
134<br />
mit Elfenbein gefasst ist und durch die eine lederne Schlaufe ge<br />
zogen ist. Den Abschluss bildet ein Elfenbeinabsatz. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 87 cm.<br />
Die Symboldeutung der Kombination Hand und Schlange,<br />
Faust und Schlange ist schwierig, obwohl man das Motiv in viel<br />
fältigen Abwandlungen findet. Ich vermute, dass es mehrdeutig<br />
ist. Man findet es auch häufig bei maritimen Stöcken.
Französischer Spazierstock aus dem Anfang des 19. Jahrhun<br />
derts mit einem 4,5 cm hohen Elfenbeinknauf. Dargestellt ist<br />
eine rechte Faust, die eine züngelnde Schlange hält, die sich um<br />
die Faust herumwindet. Am Handgelenk ist noch eine schmale<br />
Hemdenrüsche zu erkennen. Der Schuss besteht aus<br />
Makassar Ebenholz. Zwischen ihm und dem Griff ist ein<br />
schmaler Elfenbeinring eingefügt. Den Abschluss des Stockes<br />
bildet ein 5 cm langer Elfenbeinabsatz. Die Gesamthöhe des<br />
Stocknummer:<br />
62<br />
Stockes ist 98 cm. Wahrscheinlich handelt es sich um einen<br />
Arztstock, obwohl die Symbolkombination Hand und Schlange<br />
schwierig zu deuten ist. Man findet diese Kombination in viel<br />
fältigen Abwandlungen. Sollte es sich bei der Schlange um eine<br />
Äskulapschlange, das Symbol der Ärzte handeln, dann wäre die<br />
Hand erstens als Zeichen der Rechtschaffenheit zu deuten und<br />
zweitens würde es bedeuten, dass der Arzt seine Wissenschaft,<br />
die Medizin, fest im Griff hat.<br />
135
Stocknummer:<br />
63<br />
Geschnitzter L förmiger Griff aus Holz. Den eigentlichen Griff<br />
bildet eine Hand, die aus einem Hemdärmel mit kurzer<br />
Manschette herausschaut. Sie umfasst einen Stab, um den sich<br />
eine Schlange herumwindet. Der Kopf der Schlange sieht oben<br />
aus der Faust heraus. Zwei kleine Nägel bilden die Augen der<br />
Schlange. Es handelt sich um eine relativ einfache Arbeit. Ein<br />
Schäfer könnte den Stock geschnitzt haben. Für diese<br />
Annahme könnte auch der Schuss sprechen, der aus einem<br />
bräunlich eingefärbten Schössling hergestellt ist. Es ist ein<br />
Muster von unregelmäßigen Waben eingeschnitzt, deren<br />
Grund mit einem spitzen Gegenstand gestichelt ist. Solche<br />
136<br />
Arbeiten kommen bei Hirtenstöcken auf dem Balkan vor.<br />
Zwischen Schuss und Griff ist eine 1,6 cm breite<br />
Messingmanschette. Der Griff ist 11,5 cm hoch und etwa 9 cm<br />
breit. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt 91 cm. Er kommt<br />
möglicherweise aus Österreich Ungarn und muss ins<br />
19. Jahrhundert datiert werden. Wahrscheinlich handelt es<br />
sich um den Stock eines Landarztes, der sich keinen Stock mit<br />
Goldknauf oder mit einem geschnitzten Elfenbeingriff leisten<br />
konnte. Die mit der Faust umschlossene Schlange könnte an<br />
deuten, dass er seine Wissenschaft, symbolisiert durch die<br />
Äskulapschlange, fest im Griff hat.
Französischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem<br />
angedeuteten Ziegenhainerknauf aus Elfenbein. Vollplastisch ist<br />
eine rechte Hand mit einer Schlange dargestellt, die sich durch<br />
die gespreizten Finger windet. Die Hand ragt aus einer doppelt<br />
geknöpften Manschette. Der nach vorn gerichtete<br />
Schlangenkopf mit deutlich zu erkennender gespaltener Zunge,<br />
liegt über den Fingerspitzen der beiden letzten Finger. Sehr ge<br />
konnte und sorgfältige Arbeit mit zahlreichen<br />
Stocknummer:<br />
64<br />
Unterschneidungen. Die Knaufhöhe beträgt 8 cm. Der Schuss<br />
ist aus fein gezeichnetem Schlangenholz und hat einen braun<br />
gestreiften Hornabsatz. Die Gesamthöhe des Stockes beträgt<br />
93 cm. Die rechte Hand kann als Symbol der Rechtschaffenheit<br />
gedeutet werden, die gespreizten Finger verkünden, dass der<br />
Besitzer weltoffen und fortschrittlich ist. Die Äskulapschlange in<br />
der Hand gibt außerdem an, dass der Arzt seine Wissenschaft,<br />
die Medizin, fest im Griff hat.<br />
137
Stocknummer:<br />
65<br />
Bei diesem aus einem Stück Holz geschnitzten Stock ist oben,<br />
gleichsam als Knauf, eine rechte Hand (offene Faust) dargestellt,<br />
die ein Ei hält. Um den in Form eines Schwarzdorns gearbeite<br />
ten Schuss windet sich mit dem Kopf nach oben eine Schlange.<br />
Gleich hinter dem Kopf hat sie ein schmales Halsband. Die<br />
Augen sind durch kleine Nägelchen dargestellt. Die Schuppen<br />
sind mit einem u förmigen Stichel heraus gearbeitet worden.<br />
Der Stock ist dunkelbraun eingefärbt. Eine Zwinge oder ein<br />
138<br />
Absatz fehlen oder waren nie vorhanden. Die Gesamtlänge<br />
des Stockes beträgt 84,5 cm. Er wurde höchstwahrscheinlich in<br />
England im 19. Jahrhundert hergestellt. Bei diesem Stock sind<br />
gleich drei Symbole vorhanden. Zum einen eine Äskulap<br />
schlange, die durch das Halsband als gebändigt gekennzeichnet<br />
ist. Dann die rechte Hand als Zeichen der Rechtschaffenheit und das<br />
Ei als Symbol des ewigen Lebens. Es könnte durchaus der Stock ei<br />
nes Geburtshelfers gewesen sein.
Der geschnitzte Elfenbeingriff stellt vollplastisch eine rechte<br />
Hand dar, die ein Ei hält. Die Hand kommt aus einer mit ei<br />
nem Knopf verschlossenen Rüschenmanschette. Der Knauf<br />
ist 7,5 cm hoch. Künstlerisch handelt es sich um eine ge<br />
konnte und ausdrucksstarke Darstellung, die handwerklich<br />
meisterhaft ausgeführt wurde. Es handelt sich um eine engli<br />
sche Arbeit aus dem 19. Jahrhundert. Der Schuss ist aus fein<br />
geprägtem Schlangenholz und hat einen braunen<br />
Stocknummer:<br />
67<br />
Echthornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />
97,5 cm. Das Ei ist ein Fruchtbarkeitssymbol, aber auch ein<br />
Symbol für das beginnende Leben. Es liegt nahe, dass es sich<br />
ein Arzt als sein Symbol ausgesucht hat, vor allem wenn er<br />
auch Geburtshilfe betrieb. Die rechte Hand ist ein Zeichen<br />
des Rechts und der Rechtschaffenheit. Die Hand kann im vor<br />
liegenden Fall aber auch als beschützendes, behütendes<br />
Motiv angesehen werden.<br />
139
Stocknummer:<br />
68<br />
Neuzeitlicher deutscher Arztstock des praktischen Arztes Hans<br />
Nebel, den er von seiner zweiten Frau zur Hochzeit geschenkt<br />
bekommen hat. Es ist eine Anfertigung speziell für Herrn Nebel<br />
von einem Designer, wahrscheinlich Ludger Deddens.<br />
140<br />
Er ist mit den Initialen H. N. 3.9.1988 graviert und darüber<br />
zwei Verbindungszirkel der zwei Verbindungen, denen er an<br />
gehört.<br />
Die Entwürfe des Griffes sind ebenfalls vorhanden.
Deutscher Arztstock aus der zweiten Hälfte des<br />
19. Jahrhunderts. Der 12,5 cm hohe Ziegenhainergriff aus<br />
Elfenbein ist oben vollplastisch mit einem anatomisch gut be<br />
obachteten Totenkopf beschnitzt, der auf einem Podest sitzt.<br />
Darunter befindet sich eine in eine Schale züngelnde<br />
Schlange. Unter ihr in einer ovalen Kartusche der allgemeine<br />
kleine Verbindungszirkel. Links und rechts daneben je ein<br />
Lorbeerzweig mit Früchten. Zwischen dem Griffstück und<br />
dem Makassarebenholzschuss befindet sich ein 7 mm breiter<br />
Stocknummer:<br />
69<br />
Silberring ohne Punzierung. Der Schuss endet in einem<br />
schwarzen Brasilhornabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes<br />
beträgt 97 cm. Den allgemeinen kleinen Verbindungszirkel<br />
gibt es seit 1820. Seit der Zeit wird auch erst das<br />
Ausrufezeichen (!) hinter den Zirkel gesetzt. Die Schlange<br />
die in einen Kelch züngelt ist heute das Symbol der<br />
Apotheker, sie war aber im 19. Jahrhundert auch ein<br />
Arztsymbol. Für einen Arztstock spricht auch der oben sit<br />
zende Totenkopf.<br />
141
Stocknummer:<br />
70<br />
Deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert. Der 13,5 cm gro<br />
ße Ziegenhainerknauf ist aus Elefantenelfenbein mit einer schönen<br />
Maserung und tiefen Patina. Im geraden Anteil des Griffes finden<br />
sich die ineinander verschlungenen Initialen “N B” meisterlich her<br />
ausgeschnitzt. Außerdem als in Deutschland seltenes ärztliches<br />
Standessymbol einen Caduceus, bei dem sich zwei Schlangen in<br />
einer doppelten oben offenen 8 von unten nach oben um einen<br />
142<br />
hochstieligen Kelch winden. Der Schuss ist aus Ebenholz und hat<br />
einen dunklen Büffelhornabsatz. Zwischen Griff und Schuss ist<br />
eine 1,6 cm breite silberfarbene Metallmanschette montiert. Die<br />
Länge des Stockes beträgt 91 cm.<br />
Der Caduceus ist ärztliches Symbol in Amerika, Indien und ei<br />
nigen anderen Ländern. Im 19. Jahrhundert kam er aber auch<br />
in Deutschland vor.
Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es ist<br />
ein relativ einfacher Arztstock mit einem 10,5 cm langen<br />
Beinknauf. Er ist leicht konisch beschnitzt in Form eines knor<br />
rigen Astes. An den Zweigabgängen sind Ebenholzeinlagen<br />
vorhanden. Es sind zwei sich kreuzende Schlangen in Form<br />
einer oben offenen 8 relativ primitiv eingeschnitzt und ge<br />
schwärzt. Der Griff ist oben durch eine Elfenbeinplatte ver<br />
schlossen. Auf ihr sind die Initialen “GJ” eingeschnitten. Die<br />
schwarze Farbe der Schlangen ist durch langen Gebrauch teil<br />
Stocknummer:<br />
71<br />
weise in den Griff eingedrungen. Eine dezente Patina unter<br />
streicht das Alter des Stockes. Zum Schuss hin ist ein schma<br />
ler Beinring montiert. Die beiden Schlangen stellen einen<br />
Caduceus dar. Er ist ein in Deutschland seltenes ärztliches<br />
Symbol, wurde aber im 19. Jahrhundert, jener Zeit aus der<br />
dieser Stock stammt, durchaus hin und wieder benutzt. Der<br />
Schuss besteht aus schwarz lackiertem Holz; er hat einen ab<br />
genutzten Beinabsatz. Die Gesamtlänge des Stockes beträgt<br />
87 cm.<br />
143
Stocknummer:<br />
72<br />
Vollplastisch geschnitzter circa 10 cm hoher Elfenbeinknauf. aus<br />
einen Walrosszahn. Dargestellt sind zwei Schlangen. Die eine<br />
züngelt mit dem Kopf nach unten, die andere hat ihren Kopf<br />
oben. Handwerklich feine Arbeit in gutem Erhaltungszustand und<br />
schöner Patina. Es dürfte sich um einen künstlerisch frei gestalte<br />
ten Caduceus handeln. Beim Caduceus winden sich zwei<br />
144<br />
Schlangen mit dem Kopf nach oben in einer oben offenen 8 um<br />
einen Stab. Er ist ärztliches Symbol in Nord und Südamerika,<br />
Australien und dem Libanon. Der Schuss besteht aus Ebenholz<br />
und hat eine Metallzwinge mit einem abgelaufenen Eisenabsatz.<br />
Gesamtlänge des Stockes 92,5 cm. Er stammt aus dem 19.<br />
Jahrhundert und kommt wahrscheinlich aus Amerika.
Amerikanischer Arztstock aus dem 19. Jahrhundert mit einem<br />
10,3 cm großen Elfenbeinknauf. Auf ihm sind als Knäuel in sehr<br />
schöner künstlerischer Arbeit zwei züngelnde Schlangen darge<br />
stellt. Eine mit dem Kopf nach unten, eine mit dem Kopf nach<br />
oben. Es soll sich wohl um eine freie Darstellung des Caduceus<br />
handeln. Beim Caduceus winden sich normalerweise zwei<br />
Schlangen in einer oben offenen 8 um einen Stab. Er ist ein<br />
ärztliches Symbol in Nord und Südamerika, Australien und im<br />
Stocknummer:<br />
73<br />
Libanon. Es handelt sich um eine handwerklich sehr gute<br />
Ausführung mit plastischer Darstellung der gespalten Zungen<br />
und den geschnitzten Augen. Auch die Schuppen der<br />
Schlangen sind deutlich herausgearbeitet. Das Elfenbein hat<br />
eine feine Patina und eine schöne Maserung. Zwischen dem<br />
Griff und dem Schuss ist ein blau und grün emaillierter golde<br />
ner? Ring montiert. Der100 cm lange Stock hat einen Schuss<br />
aus Veilchenholz mit einem Hornabsatz.<br />
145
Stocknummer:<br />
76<br />
Deutscher Arztstock aus der Mitte des 19. Jahrhunderts mit<br />
dem sehr seltenen ärztlichen Symbol der Fackel (Tag und<br />
Nacht bereit!). Diese Fackel ist in das Monogramm “HH” in<br />
tegriert. Der Knauf besteht aus Elfenbein, um dessen geraden<br />
Anteil sich eine Schlange windet. Die Höhe des Griffes ist<br />
3,4 cm und sein oberer Durchmesser 3,5 cm. Der Griff ist<br />
abschraubbar. In einer Höhlung des Schusses befindet sich<br />
eine zierliche Schere mit eingelegten Perlmuttgriffen.<br />
146<br />
Geschlossen misst sie 8,4 cm. In ihren Griffen befindet sich<br />
jeweils ein kleines scharfes Messer. Am Ende der Messerchen<br />
steht “SALMOR”. Wahrscheinlich sind mit den skalpellartigen<br />
Messern Abszesse geöffnet und mit der Schere Fäden ent<br />
fernt worden. Der Schuss besteht aus schwarz lackiertem<br />
Holz. Er hat oben eine Messingmanschette und ein<br />
Messinggewinde und endet in einer Messingzwinge. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes beträgt 88 cm.
Arztstock mit einem 4,1 cm durchmessenden Elfenbein<br />
knauf mit schön geschnitzter Äskulapschlange. Die Schlange<br />
hat ein eingelegtes zweifarbiges Glasauge. Der Knauf kann<br />
aufgeschraubt werden, um Medikamente oder auch nur<br />
Süßigkeiten für die kleinen Patienten darin unterzubringen.<br />
Zum Schuss hin befindet sich eine konische Silbermanschette<br />
mit den stark verschlungenen Initialen “EE” auf der einen<br />
Stocknummer:<br />
81<br />
Seite und einem Wappen auf der anderen Seite. Auf dem<br />
Wappenschild ist ein Tier dargestellt, wahrscheinlich ein<br />
Eber, der sich noch einmal oberhalb des Schildes findet. Der<br />
Schuss ist aus Schlangenholz und hat einen Hornabsatz. Die<br />
gesamte Stocklänge beträgt 106,5 cm. Der Stock stammt aus<br />
dem 19. Jahrhundert und kommt wahrscheinlich aus<br />
England.<br />
147
Stocknummer:<br />
84<br />
Außergewöhnlicher englischer Arztstock aus dem Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts. Der Stock hat eine sehr schwere und<br />
große gegossene L förmige Silberkrücke. Um und durch ei<br />
nen zerfurchten Ast windet sich eine Schlange. Ihr Kopf ist<br />
mit offenem Maul auf eine 18 karätige goldene Fliege ge<br />
richtet. Der Griff ist in allen seinen Teilen sauber nachzise<br />
liert. Das Ende des Griffes kann abgenommen werden und<br />
man erkennt einen dreieckigen 9 cm langen Trokart. Dieser<br />
hat wahrscheinlich zum Eröffnen von Abszessen gedient.<br />
148<br />
Silber bietet sich in diesem Fall trotz seiner Weichheit als<br />
bakteriostatisches Material an. Der Griff ist 13,5 cm breit.<br />
Die Hallmarks auf dem Griff und dem Trokart sind die von<br />
Sheffield 1909. Der Schuss besteht aus herrlich genarbtem<br />
Kongo. Der Schössling ist sicher mehrere Jahre lang wäh<br />
rend seines Wachstums liebevoll bearbeitet worden. Unten<br />
hat der Stock eine offene Metallzwinge. Die Gesamthöhe<br />
des Stockes ist 85 cm. Er befindet sich im Originalzustand.
Es handelt sich um einen sogenannten Trinkstock. Im vorlie<br />
genden Fall wahrscheinlich um einen Medikamentenstock.<br />
Nach dem Abschrauben des Griffes kann man dem oben hoh<br />
len Stock ein Vorratsgefäß mit 15 ml Fassungsvermögen und<br />
ein mit ihm durch einen Korken verbundenes kleines Glas von<br />
4 ml Inhalt entnehmen. Für etwas Alkoholisches erscheinen<br />
mir die Volumina zu klein. Für ein Medikament, wie etwa<br />
Herztropfen aus Maiglöckchen (Convalaria majalis) oder der<br />
Stocknummer:<br />
85<br />
Meerzwiebel (Bulbus scillae) wären die Proportionen aber<br />
durchaus geeignet.<br />
Der Knauf ist aus Silber getrieben, 5,5 cm hoch und mit<br />
Ranken und Blumenmotiven verziert. Eine Punzierung fehlt.<br />
Der Schuss ist aus Malakka mit einer sehr schöner Maserung.<br />
Die Gesamthöhe des Stockes beträgt 91,2 cm. Er hat eine<br />
6,4 cm lange Metallzwinge. Der Stock stammt wahrscheinlich<br />
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, vermutlich aus England.<br />
149
Stocknummer:<br />
86<br />
Wahrscheinlich französicher Arztstock aus dem Ende des<br />
19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um ei<br />
nen Systemstock. Der Schuss besteht aus einem Metallrohr<br />
und ist mit Leder bezogen. Er hat einen Durchmesser von<br />
2,3 cm. Der ebenfalls aus Metall bestehende und in seinem<br />
oberen Anteil konische Griff ist abnehmbar und oben aufklapp<br />
bar. Er stellt also ein eigenes Behältnis dar. Die Höhe des<br />
Knaufes ist 6,5 cm und der Deckel hat einen Durchmesser von<br />
3,5 cm. Auf dem zylindrischen Anteil steht “PATENT DE GOLD<br />
SCHMIDT” in drei Zeilen und darunter befindet sich ein sechs<br />
150<br />
zackiger Stern. Im Schuss befindet sich eine federnd gelagerte<br />
aufklappbare 80 cm lange Metallröhre. Vier mit Gummistopfen<br />
verschlossene Glasröhrchen sind noch vorhanden, ebenso ein<br />
4,8 cm langer metallener Tablettenbehälter. Ein fünftes<br />
Röhrchen scheint zu fehlen. Die Röhrchen sind beschriftet mit<br />
“Morphium”, “Cocain”, “Sublimat” und “Carbol”. Der untere<br />
Teil der Röhre ist leer. Wahrscheinlich waren hier weitere<br />
Behälter für Instrumente oder Spritzen. Nachforschungen ha<br />
ben ergeben, dass im Patentamt in München kein entspre<br />
chendes Patent verzeichnet ist.
Wie weit Stöcke als Unikate und nur zum Spaß und als Gag<br />
hergestellt wurden und auch noch werden, wird wohl nie<br />
endgültig ergründet werden können. Der sich in meinem<br />
Besitz befindende Curettenstock gehört in diese Kategorie.<br />
Eine Curette ist ein ärztliches Instrument, das der<br />
Frauenarzt benutzt, um damit Ausschabungen<br />
Gewebeentnahmen der Gebärmutter vorzunehmen.<br />
Böse Zungen behaupten ja deshalb auch, dass die<br />
Gynäkologen ihr Geld “zusammenkratzten”. Nun eine sol<br />
che Curette aus unserem Klinikbestand hat ein Kollege<br />
Stocknummer:<br />
88<br />
sorgfältig in mehrere Teile zerlegt. Die eine Hälfte des<br />
Handgriffes funktionierte er zusammen mit einem Stück<br />
Gummi als Zwinge um, die anderen Hälfte benutzte er als<br />
Abschluss einer Stockkrücke. Das eigentliche Instrument<br />
mit Stiel befestigte er an der Krücke und versenkte es, ähn<br />
lich einem Stockdegen, in einen ausgehöhlten<br />
Bambusschuss. Er schenkte mir das Ganze zu meinem<br />
Geburtstag, da er mich als eifrigen Stocksammler kannte.<br />
Gefertigt wurde der Stock 1977 in Heilbronn. Die<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 90 cm.<br />
151
Stocknummer:<br />
89<br />
Außergewöhnlicher Spazierstock, dessen Griff aus einer<br />
Hüftprothese aus Edelstahl besteht. Dieser wuchtige und<br />
schwere Griff hat eine Gesamtbreite von 21 cm. Die<br />
Gelenkkugel hat einen Durchmesser von 5,6 cm. Der Griff ist<br />
mittels einer Spange an eine Edelstahlhülse geschweißt, die ih<br />
rerseits am Schuss befestigt ist. Dieser besteht aus braunge<br />
färbtem Holz und hat eine abgelaufene Eisenzwinge. Die<br />
152<br />
Gesamtlänge des Stockes beträgt 85,5 cm. Er stammt aus der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und kommt aus<br />
Deutschland.<br />
Der Stock war schon in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
in der Sammlung von Rudolf Krammig, Hanau. Es handelt sich<br />
um ein ungewöhnliches Unikat mit einem etwas makabren<br />
Einschlag.
Seltener deutscher Arztstock aus dem 19. Jahrhundert, der<br />
bei Bedarf zu einem Billardqueue umfunktioniert werden<br />
kann. Der zweiteilige Elfenbeinknauf ist aufschraubbar. Um<br />
ihn windet sich dreimal mit dem Kopf nach oben im<br />
Hochrelief eine Schlange. Er ist 7,0 cm lang und hat oben ei<br />
nen größten Durchmesser von 3,5 cm. Oben sind in<br />
Schreibschrift die verschlungenen Initialen “GJ” dargestellt.<br />
Nach dem Abschrauben des Griffes erkennt man, dass der<br />
Schuss aus einem äußerlich mit knorrigen Astabgängen ge<br />
Stocknummer:<br />
91<br />
schnitzten leicht konischen Holzrohr besteht. Er ist in ver<br />
schiedenen Brauntönen so lackiert, dass der Eindruck von<br />
Schildpatt entsteht. In ihm befindet sich der untere Anteil ei<br />
nes Billardqueues aus Obstbaumholz. In dessen oberem<br />
Abschnitt ist der Name “HOFFMANN” eingepresst. Wenn<br />
man die elfenbeinerne Zwinge abschraubt, kann hier das un<br />
tere Stück des Queues eingesetzt werden. Nun muss nur<br />
noch oben der mit Gips beschwerte Knauf wieder aufge<br />
schraubt werden und fertig ist der Billardstock.<br />
153
Stocknummer:<br />
100<br />
Englischer Phrenologenstock aus dem Anfang des<br />
19. Jahrhunderts mit einem 6,5 cm hohen Porzellangriff.<br />
Phrenologenstöcke werden solche Stöcke genannt, die als<br />
Knauf einen menschlichen Schädel mit eingezeichneten<br />
Hirnregionen nach Dr. Gall (1758 1828) haben. Die<br />
Bezeichnungen der Hirnregionen sind an der Büste in englisch<br />
er Sprache eingetragen. Dr. Gall glaubte, die menschlichen<br />
Eigenschaften seien an bestimmte Hirnregionen gebunden und<br />
könnten an der Form des Schädels abgelesen werden. Die<br />
154<br />
Stockgriffe waren also Erinnerungshilfen für den Arzt oder<br />
Medizinstudenten.<br />
Der vorliegende Griff ist aus Porzellan. Dies ist bei<br />
Phrenologen Stockgriffen extrem selten. Die meisten solcher<br />
Stöcke haben einen etwas größeren Griff aus Elfenbein. Der<br />
Kopf ist weiß und die Schrift schwarz. Zwischen Schuss und<br />
Griff befindet sich eine 1 cm breite Silbermanschette. Der<br />
Schuss besteht aus Veilchenholz mit einem schwarzen<br />
Hornabsatz. Die Gesamtlänge des ist Stockes 97 cm.
Schön geschnitzter 8 cm großer Elfenbeinknauf in Form<br />
eines haarlosen Mannes. Auf dem kahlen Kopf sind die<br />
Hirnregionen nach Prof. Dr. Gall (1758 1828) einge<br />
zeichnet. Die sonst übliche Nummerierung der einzel<br />
nen Regionen und die zugehörige Agenda am unteren<br />
Ende des Griffes fehlen. Insofern ist es ein unvollende<br />
tes Stück. Es sei denn, es wurde zu Lehrzwecken be<br />
nutzt. Es handelt sich um einen sogenannten<br />
Stocknummer:<br />
104<br />
Phrenologenstock. Studenten benutzen ihn, um die<br />
Gall'sche Schädellehre zu lernen und zu verstehen.<br />
Phrenologenstöcke sind begehrte Sammelobjekte und<br />
deshalb nur sehr selten im Handel. Der Griff stammt<br />
aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts und kommt aus<br />
England. Der Schuss des Stockes besteht aus<br />
Gabunebenholz. Er hat einen Büffelhornabsatz. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes beträgt 100 cm.<br />
155
Stocknummer:<br />
106<br />
Englischer Pomanderstock aus dem Ende des 17. oder Anfang des<br />
18. Jahrhunderts. Der 3,6 cm hohe Elfenbeinknauf ist aufschraub<br />
bar. Der Deckel hat 6 Durchbohrungen. Nach dem Abschrauben<br />
des Deckels erkennt man im unteren Anteil des Knaufes eine fla<br />
che Höhlung. Diese diente zur Aufnahme von duftenden Salben<br />
und eventuell auch zur Aufnahme von Opium. Der Knauf ist mit<br />
kleinen Silbernägeln beschlagen, die kreis und girlandenförmige<br />
Muster bilden. Es ist eine typische englische Piqué Arbeit. Die<br />
Riechsalben Pomaden sollten vor üblen Gerüchen bei<br />
156<br />
Krankenbesuchen und vor allem gegen Miasmen, von denen man<br />
glaubte, dass sie Krankheiten übertragen, schützen. Zwischen dem<br />
Griffstück und einem Schuss aus gedrechseltem Palmenholz, be<br />
findet sich eine 6 mm breite Silbermanschette. Der Schuss ist im<br />
oberen Anteil durchbohrt, um eine Schlaufe hindurchziehen zu<br />
können. Die Bohrungen sind von einfachen Silberaugen kaschiert.<br />
Die Gesamthöhe des Stockes ist 85,5 cm. Der Stock befindet sich<br />
im Originalzustand. Die Zwinge fehlt. Es dürfte sich um eine<br />
Metallzwinge gehandelt haben.
Englischer Pomander oder Vinaigrette Stock aus dem<br />
18. Jahrhundert im Originalerhaltungszustand. Der pilzförmige<br />
Elfenbeingriff ist 5,3 cm hoch. An der Maserung ist zu erken<br />
nen, dass es sich um Elefanten Elfenbein handelt. Es ist eine fei<br />
ne Alterspatina vorhanden. Der "Pilzkopf"" ist gleichsam der<br />
Deckel und kann abgeschraubt werden. Auf seiner Oberfläche<br />
hat er zahlreiche radiär angeordnete Bohrungen. Im unteren<br />
Teil der Griffes erkennt man, bis in den Schuss hineinreichend,<br />
eine 7,6 cm tiefe Höhle mit einer lichten Weite von 1 cm. Hier<br />
konnte ein reagenzglasähnliches Gebilde für Duftessig oder<br />
Duftsalben eingelegt werden. Es handelt sich also sicher um ei<br />
nen Riechstock. Je nach der verwendeten Riechsubstanz wür<br />
Stocknummer:<br />
107<br />
de man ihn dann als Pomander oder Vinaigrette bezeichnen.<br />
Zwischen dem Stockknauf und dem Malakka Schuss befindet<br />
sich eine 2,5 cm breite, unten geschweifte, Silbermanschette<br />
ohne Punzierungen. Der 3/4 Malakka Schuss hat eine lebhafte<br />
und ausdrucksvolle Zeichnung. Die Gesamthöhe des Stockes<br />
beträgt 92,5 cm. Er endet in einer Messingzwinge. Riechstöcke<br />
wurden gerne von Ärzten bei ihren Krankenbesuchen getra<br />
gen, um sich gegen die üblen Gerüche in den Krankenstuben<br />
und vor den krankmachenden Miasmen zu schützen. Der<br />
Stock wurde dabei elegant in einer Hand so gehalten, dass sich<br />
der Knauf wie zufällig unterhalb der Nase befand.<br />
157
Stocknummer:<br />
109<br />
Es handelt sich um einen Pomanderstock. Der prächtige zylin<br />
derförmige Elfenbeingriff kann oben aufgeschraubt werden und<br />
dann erkennt man eine halbkugelige Vertiefung für die<br />
Riechsubstanz (Pomade). Der leicht gewölbte Deckel hat fünf<br />
sternförmige Durchbohrungen, damit die Duftstoffe ausströ<br />
men können. Der Griff ist schön gemasert und hat eine herrli<br />
che tiefgelbe Alterspatina. Das untere Griffende ist für eine<br />
158<br />
Schlaufe durchbohrt. Die Griffhöhe beträgt 10 cm, der<br />
Deckeldurchmesser ist 3,5 cm. Zwischen Griff und Schuss be<br />
findet sich eine 2 cm breite silberfarbene, wohl nicht originale,<br />
Manschette. Der Schuss ist aus fein gezeichnetem Malakka. Die<br />
Gesamthöhe des Stockes beträgt 90,5 cm. Eine Zwinge fehlt.<br />
Der Stock stammt aus England, etwa aus der Zeit von 1690.
Zweiteiliger, 17 cm langer, leicht konischer Beinknauf. Der<br />
obere Durchmesser beträgt 3 cm. Oben ist der Griff durch<br />
eine tellerförmig gedrechselte Platte aus Bein verschlossen, die<br />
sieben 4 mm große Löcher hat. Der Griff kann etwa hälftig auf<br />
geschraubt werden. Jetzt erkennt man in seinem unteren Anteil<br />
einen 7 cm tiefen und innen 2 cm durchmessenden Behälter<br />
aus Messing, der ein Außengewinde besitzt. Im oberen Teil des<br />
Griffes befindet sich eine Messingröhre mit einem<br />
Innengewinde. Der tiefe Behälter und die Durchbohrungen am<br />
oberen Ende des Knaufes sprechen für ein Vinaigrette. Dies<br />
waren Behälter, in die man Schwämmchen, die mit Duftessig<br />
getränkt waren, hineinlegte. Es ist die einfachere Ausführung<br />
Stocknummer:<br />
110<br />
der Pomander, in die man die wesentlich teureren Duftsalben<br />
füllte.<br />
Pomander und auch Vinaigrettes wurden gerne von Ärzten be<br />
nutzt, wenn sie Krankenbesuche in den oft übelriechenden<br />
Krankenstuben machten. Man hielt sich dabei den Stockknauf<br />
so vor die Nase, dass man die guten Gerüche einatmen konn<br />
te. Man glaubte auch, dass bestimmte Duftstoffe vor den<br />
Miasmen den Krankheitserregern wie, man früher meinte<br />
schützen könnten. Das vorliegende Stück hat möglicherweise<br />
einem wenig bemittelten Landarzt gehört, da es eine zwar<br />
durchaus zweckerfüllende aber einfache Ausführung ist.<br />
Vermutlich deutscher Stock aus dem 19. Jahrhundert.<br />
159
Stocknummer:<br />
111<br />
Ausgefallener deutscher Arztstock mit Pomander aus dem<br />
19. Jahrhundert. Die Gesamthöhe bis zum Schlangenkopf be<br />
trägt 97 cm. Der Schuss ist aus Nussbaumholz und hat einen<br />
dunklen Brasilhornabsatz. Die Schale und der durchbrochene<br />
Verschluss sind aus vergoldetem Messing. Die hoch aufgerich<br />
tete Schlange ist aus Eisenguss und hat eingesetzte Rubinaugen.<br />
Die Griffhöhe ist 9,5 cm. Der Name Pomander kommt von<br />
pomme d'ambre (pomum oder poma de ambra, pomambre)<br />
zu deutsch Riechapfel. In diesem Wort sind ursprüngliche Form<br />
und Verwendungszweck enthalten. Eine andere Bezeichnung<br />
für das Behältnis ist Vinaigrette. Auch dieser Name deutet auf<br />
den Inhalt hin. Bis in das 19. Jahrhundert hinein glaubte man<br />
160<br />
sich vor Krankheiten vor allem auch der Pest durch<br />
Duftstoffe schützen zu können. Ärzte hielten sich deshalb oft<br />
diskret bei ihren Krankenbesuchen den Stockknauf mit den<br />
mehr oder weniger wohlriechenden Substanzen zur Not tat<br />
es nämlich auch Essig unter die Nase. Die Duftstoffe waren<br />
tierischer oder pflanzlicher Herkunft. Häufig genannt werden:<br />
Moschus auch Bisam genannt, Ambra, Zibet, Bibergeil,<br />
Rosenöl, Sandelholz, Muskat, Nelken und Styrax. Neben tieri<br />
schen Ausscheidungen sind es also ätherische Öle, wohlrie<br />
chende Harze und aromatische Gewürze und Kräuter gewe<br />
sen. Der vorliegende Knauf ist als Vinaigrette gearbeitet. Ein<br />
Schwämmchen nimmt den Riechessig auf.