Ich wurde eine Romanfigur - Münchner Stadtbibliothek
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Der Prosaband "Jugend" - abgetrotzt aus Fragmenten und unzähligen Entwürfen - war die<br />
Ausnahme von der Regel und erklomm 1976 sofort die Bestenliste. Die Regel aber hieß:<br />
Koeppen konnte nichts zu Ende schreiben.<br />
Steierwald: "Es gibt auch Dutzende von Dokumenten, die um den Beginn dieses Fragmentes<br />
ringen, und zwar um den ersten Satz: M<strong>eine</strong> Mutter fürchtete die Schlangen."<br />
S<strong>eine</strong> letzten Reiseessays, <strong>eine</strong> Mischung aus journalistischer Beschreibung und Fiktion,<br />
waren 1961 erschienen.<br />
Die Ausstellung im Gasteig möchte aber k<strong>eine</strong> rein chronologische, biografische Sicht auf<br />
das Schriftstellerleben liefern. Mit den aus dem Greifswalder Wolfgang-Koeppen-Archiv<br />
stammenden Exponaten - Dokumenten, Briefen, Fotos, Manuskripten, teils noch<br />
unveröffentlichten Interviews - zeigt man in der Glashalle des Gasteigs kapitelweise die<br />
verschiedenen Lebenswelten des Autors. Das Ausstellungsteam orientierte sich an den von<br />
Koeppen vorgegebenen Themen: angefangen von s<strong>eine</strong>r "Neigung zum Grotesken" bis zur<br />
"Einsamkeit in der Menge" und s<strong>eine</strong>n "unglücklichen Lieben".<br />
Ulrike Steierwald: "Einmal Sybille Schloss, sie war <strong>eine</strong> schöne Frau, Mannequin und<br />
Schauspielerin, sie hat ihn deutlich abserviert, daraus ist auch sein erster Roman "Eine<br />
unglückliche Liebe" entstanden. Wie man generell sagen muss, wenn immer er biografisches<br />
Material hatte, er durchaus schreiben konnte."<br />
S<strong>eine</strong> nächste, nicht unproblematische Liebe, s<strong>eine</strong> spätere Frau Marion Ulrich, lernte er in<br />
Feldafing am Starnberger See kennen, als er 1943 von Berlin nach München kam. Von <strong>eine</strong>r<br />
Wahlheimat zu sprechen, wäre verfehlt. Koeppen selbst sehnte sich immer an die Orte, an<br />
denen er gerade nicht war: ins Berlin der späten 20er Jahre, an s<strong>eine</strong>n Sehnsuchtsort<br />
Masuren, den Ort s<strong>eine</strong>r Kindheit, immer nach Venedig.<br />
München blieb der Ort, an dem sein Schreibtisch stand, den man lieben musste. Aber das<br />
immerhin mehr als 50 Jahre, bis Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 starb - ohne den<br />
großen, von vielen erwarteten Gegenwartsroman geschrieben zu haben.<br />
„<strong>Ich</strong> <strong>wurde</strong> <strong>eine</strong> <strong>Romanfigur</strong>“, so heißt die Ausstellung, die Einblicke in die Existenz des<br />
Schriftstellers Wolfgang Koeppen erlaubt. Sie bleibt bis zum 25. Juni in München.<br />
Service:<br />
Die Ausstellung "<strong>Ich</strong> <strong>wurde</strong> <strong>eine</strong> <strong>Romanfigur</strong> - Wolfgang Koeppen 1906-1996" wird begleitet<br />
von <strong>eine</strong>m umfangreichen Programm - Diskussionen, Lesungen, Filme und<br />
Radiosendungen. Noch bis zum 25.Juni, also zwei Tage nach s<strong>eine</strong>m 100. Geburtstag, ist<br />
sie im <strong>Münchner</strong> Kulturzentrum Gasteig zu sehen.