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BRENNPUNKTE <strong>68</strong> ⏐ 20<strong>12</strong> 31 te Hü�gold, das vielleicht noch zur Ruhe fehlt, nicht mit allem angefressen wird, was angeboten wird. Äpfel schmecken nicht mehr so recht, das gute Biobrot war- tet auch o� tagelang auf seinen Verzehr, Karo�en und Fenchel nimmt man nur, wenn sich gar nichts anderes finden lässt. Mit Nüssen, Trauben und Birnen aller- dings würde man sich so manchen Abend schon sehr viel lieber versüßen. Weil aber auch wir nicht nur von Schokolade leben können, bekommen auch die Bären diese besonderen Leckerbissen nur in Maßen. Wir fü�ern die Bären nach einem ausgefeilten und auch in anderen Parks bewährten Jahresplan. Das heißt, es wird saisonal gefü�ert. Gemeint ist, dass in jeder Jah- reszeit passend zu den jahreszeitlich bedingten Be- dürfnissen der Bären Fu�ermi�el- und Mengen ange- passt werden. Nur so wird es überhaupt möglich, dass Bären in ihren natürlichen Rhythmus kommen und das Bedürfnis nach Winterruhe entwickeln können und diese dann auch erleben. Auch das angebotene Nist- material zum Beispiel gehört dazu, um das natürliche Verhalten der Bären <strong>für</strong> das Nestbauverhalten vor der Winterruhe zu animieren. Franzi bewohnt in diesem Winter ein Gehege <strong>für</strong> sich allein. Durch ihre Vergan- genheit und ihre Neigung zu Stereotypien ist es gerade <strong>für</strong> sie besonders wich�g, alle Ruhe und Konzentra�on <strong>für</strong> sich selbst zu haben. Sie hat einen Bunker bezo- gen und lässt sich noch ab und zu draußen sehen, um doch noch etwas Fu�er aufzunehmen. Aktuell macht sie einen ruhigen und zufriedenen Eindruck, was unsere Vorgehensweise bestä�gt. Medena (rechts im Bild) ist von all dem noch weit en�ernt. Sie bewohnt ebenfalls zurzeit ein Gehege <strong>für</strong> sich alleine, nachdem eine Vergesellscha�ung im Haupt- gehege fehlgeschlagen war. Sie hat einfach zu gro- ße Angst vor ihren Artgenossen. Selbst wenn sie nur am Zaun gegenüber einen anderen Bären sieht, wird sie schon unruhig und verfällt direkt in Stereotypien. Um ihr dennoch die Möglichkeit zu geben, in Winterru- he zu kommen, die gerade <strong>für</strong> einen Bären wie sie phy- siologisch so wertvoll wäre, wird ihr nun jede Ruhe und Rückzugsmöglichkeit zuteil, die sie braucht. Sie bewohnt zurzeit die Drehscheibe 2 und hat in einer Innenbox dort auch ein sehr kuscheliges Nest, das sie jedoch bis dato nur <strong>für</strong> die Nachtruhe aufsucht. Unse- re Hoffnung ist, dass sie sich vielleicht doch noch ent- schließt, in Winterruhe zu gehen, wenn alle anderen Bären nicht mehr zu sehen sind, weil sie schlafen. Man braucht viel Geduld, bis geschundene Seelen ihren Frieden finden. Dass es möglich ist, sehen wir an Bei- spielen wie Suse oder Franzi. Vielleicht müssen wir noch eine weitere Saison warten, bis auch aus Medena ein Bär geworden ist, der es genießt, ein Bär mit bä- rentypischem Verhalten geworden zu sein. Einen schönen Winter mit besinnlichen Stunden, ei- nem Glühwein oder einer Tasse Tee, bei Kerzenschein und einem guten Buch wünschen Ihnen die Bären und das Team vor Ort im Gnadenhof <strong>für</strong> Bären Bad Füssing- Hart GNADENHOF FÜR BÄREN Sabine Schoierer