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Report der Deutschen Wildtier Stiftung 2002 - Deutsche Wildtier ...

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Langzeitstudie zu Umweltwirkungen<br />

des ökologischen Landbaus<br />

In <strong>der</strong> aktuellen Diskussion über die Umweltwirkungen<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft wird in <strong>der</strong> Politik und in den Medien eine<br />

Ausweitung des ökologischen Landbaus gefor<strong>der</strong>t. Als Begründung<br />

werden zum einen die geringere Umweltbelastung durch<br />

den ökologischen Landbau und zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Beitrag zum<br />

Verbraucherschutz durch eine höhere Produktqualität genannt.<br />

Es stellt sich nun die Frage, ob eine Umstellung bisher konventionell-intensiv<br />

wirtschaften<strong>der</strong> Landwirtschaftsbetriebe<br />

generell zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Umweltsituation führen wird.<br />

Einen Beitrag zur Klärung dieser Frage leistet das bereits im Jahr<br />

1994 von <strong>der</strong> <strong><strong>Deutsche</strong>n</strong> <strong>Wildtier</strong> <strong>Stiftung</strong> am Institut für Ackerund<br />

Pflanzenbau <strong>der</strong> Martin-Luther-Universität Halle initiierte<br />

Projekt „Untersuchung von Langzeiteffekten des ökologischen<br />

Landbaus auf Fauna, Flora und Boden im Ökohof Seeben“. Es handelt<br />

sich um eine Langzeitstudie (1994 bis 2000), die die Umstellungsphase<br />

eines Landwirtschaftsbetriebes von konventionellintensiver<br />

auf ökologische Bewirtschaftung und die Auswirkungen<br />

auf Fauna, Flora und Böden zum Inhalt hatte.<br />

Als Untersuchungsbetrieb diente <strong>der</strong> nördlich von Halle<br />

(Saale) im mitteldeutschen Trockenlößgebiet gelegene „Ökohof<br />

Seeben“, ein 350 ha großer Marktfruchtbetrieb, <strong>der</strong> mit Untersuchungsbeginn<br />

1994 auf ökologischen Landbau umgestellt<br />

wurde. Auf den Acker- und Grünlandflächen wurde ein dichtes<br />

Messnetz etabliert, um die ökologischen Wirkungen <strong>der</strong> Betriebsumstellung<br />

zu analysieren.<br />

In dieser interdisziplinär angelegten Untersuchung arbeiteten<br />

zahlreiche Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen eng<br />

zusammen. Das Projekt glie<strong>der</strong>te sich in die drei Teilprojekte<br />

„Fauna“, „Flora“ und „Boden“. Durch die Vernetzung <strong>der</strong> Teilprojekte<br />

(Abb.1) konnten Wechselwirkungen zwischen <strong>der</strong> Bewirtschaftung,<br />

den Bodeneigenschaften, dem Auftreten von Wildkräutern<br />

und <strong>der</strong> Artenvielfalt wild leben<strong>der</strong> Tiere untersucht werden.<br />

Dabei wurde <strong>der</strong> Anfangszustand aller untersuchten Medien<br />

(Fauna, Flora und Boden), wie er zu Beginn <strong>der</strong> Betriebsumstellung<br />

im Ökohof Seeben vorgefunden wurde, einer generellen und<br />

umfassenden Bestandsaufnahme unterzogen. Die ermittelten<br />

Ergebnisse dienten als Vergleichsbasis für die nachfolgenden Untersuchungsjahre.<br />

Im Zuge dieser ersten Inventur konnte für zahlreiche<br />

Tierfamilien eine beachtlich hohe Artenvielfalt<br />

nachgewiesen werden. Das trifft sowohl für Brutvögel als auch für<br />

Wirbellose wie Laufkäfer, Schwebfliegen, Spinnen und Regenwürmer<br />

zu. Im untersuchten Agrarraum und nach jahrzehntelanger<br />

konventionell-intensiver Bewirtschaftung stellt diese Tatsache<br />

ein bemerkenswertes Ergebnis dar.<br />

Abb. 1: Struktur des Forschungsprojektes<br />

1994<br />

1998<br />

Abb. 2: Anzahl <strong>der</strong> Brutpaare <strong>der</strong> Feldlerche (Alauda<br />

arvensis L. 1758) im Ökohof Seeben 1994 und 1998<br />

Im Untersuchungszeitraum wurden auf dem Gebiet des Ökohofes<br />

Seeben bis zu 75 Brutvogelarten nachgewiesen. Die Zahl <strong>der</strong><br />

registrierten Brutpaare erhöhte sich von 610 auf 854. Diese<br />

Zunahme betraf im Wesentlichen die Charakterarten <strong>der</strong> offenen<br />

und halboffenen Agrarlandschaft wie z. B. Wachtel, Feldlerche,<br />

Baumpieper, Dorngrasmücke, Neuntöter, Goldammer, Grauammer.<br />

Die Zunahme <strong>der</strong> Brutpaare <strong>der</strong> Feldlerche (Alauda arvensis L.) von<br />

Untersuchungsbeginn 1994 bis 1998 verdeutlicht Abb. 2.<br />

Das gesamte Gebiet des Ökohofes Seeben war zu Projektbeginn<br />

durch eine bemerkenswert hohe Anzahl von Laufkäferarten<br />

besiedelt. Es traten u. a. zahlreiche Arten <strong>der</strong> roten Liste auf.<br />

Ähnliches gilt für die Familie <strong>der</strong> Schwebfliegen. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

innerhalb dieser Insektenfamilie stellten außerdem einige Arten<br />

dar, die in Deutschland bisher nicht nachgewiesen wurden, und<br />

zum an<strong>der</strong>en zwei bisher noch völlig unbekannte Arten.<br />

Die Populationen <strong>der</strong> Regenwürmer im Ökohof Seeben<br />

spiegeln in ihren Strukturen die Art und Weise <strong>der</strong> Bewirtschaftungsvorgeschichte<br />

auf den einzelnen Ackerflächen wi<strong>der</strong>.<br />

Langjährig unterschiedliche Bewirtschaftung, wie z.B. Ackerbau<br />

und Obstanbau, bewirkten eine stark differenzierte Ausprägung<br />

<strong>der</strong> Regenwurmpopulationen. Die Umstellung <strong>der</strong> Bewirtschaftung<br />

auf ökologischen Landbau hat auf fast allen untersuchten Schlägen<br />

zwar zu einem Anstieg <strong>der</strong> Arten- und Individuenzahlen geführt,<br />

die wesentlichen Merkmale, die durch die frühere Bewirtschaftung<br />

entstanden, sind jedoch nach wie vor erkennbar (Abb. 3).<br />

Das Artenspektrum <strong>der</strong> Wildkrautflora im Ökohof Seeben<br />

zeigte bereits während <strong>der</strong> Umstellungsphase Anpassungen an die<br />

Bedingungen des ökologischen Landbaus. Jedoch wies es weiterhin

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