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Mündlichkeit - elementargermanistik.uni-bremen.de - Universität ...

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BA Fachbezogene Bildungswissenschaften<br />

Hochschuldidaktische Handreichungen<br />

Sprach- und Literaturdidaktik<br />

im Elementarbereich<br />

<strong>Mündlichkeit</strong><br />

Prof. Dr. Johannes Merkel<br />

Geför<strong>de</strong>rt durch die Robert-Bosch-Stiftung<br />

Herausgegeben<br />

von<br />

Jochen Hering<br />

und<br />

Sven Nickel


Hochschuldidaktische Handreichung<br />

<strong>Mündlichkeit</strong><br />

Prof. Dr. Johannes Merkel<br />

Handreichungen zur Entwicklung <strong>de</strong>r<br />

Sprach- und Literaturdidaktik<br />

im Elementarbereich<br />

BA Fachbezogene Bildungswissenschaften<br />

Impressum<br />

Herausgegeben von<br />

Jochen Hering<br />

und<br />

Sven Nickel<br />

Text<br />

Johannes Merkel<br />

und<br />

Julia Klein<br />

Layout<br />

Birte Meyer-Wülfing<br />

Foto Titelbild<br />

Photocase<br />

Geför<strong>de</strong>rt durch die<br />

Robert-Bosch-Stiftung<br />

Bremen, Oktober 2007


Vorwort<br />

Die Reihe<br />

Die „Hochschuldidaktischen Handreichungen“ zur Entwicklung <strong>de</strong>r Sprach- und Literaturdidaktik in <strong>de</strong>r Elementarbildung<br />

sind Teil <strong>de</strong>r Arbeit an <strong>de</strong>r Studiengangsentwicklung „Bachelor of Arts (BA) Fachbezogene Bildungswissenschaften“<br />

an <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Bremen. In diesem polyvalenten Studiengang können sich Studieren<strong>de</strong> für eine<br />

Tätigkeit im Elementarbereich und/o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Schule qualifizieren. Dieser Studiengang entstand in Zusammenarbeit<br />

eines Hochschulverbun<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>r Robert-Bosch-Stiftung (PiK: Profis in Kitas). Die vorliegen<strong>de</strong>n Bremer<br />

Handreichungen skizzieren ein professionorientiertes Curriculum für die sprachdidaktische und literarischästhetische<br />

Arbeit im Elementarbereich.<br />

Die Handreichungen sind digital erhältlich unter<br />

www.<strong>elementargermanistik</strong>.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Dr. Jochen Hering ist Professor für Literatur- und Mediendidaktik an <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Bremen.<br />

Dr. Sven Nickel ist Dozent für Didaktik <strong>de</strong>r Schriftsprache an <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Bremen.<br />

Johannes Merkel<br />

Dr. Johannes Merkel ist Professor für Vorschulerziehung mit <strong>de</strong>m Schwerpunkt Medien<br />

für Kin<strong>de</strong>r am Studiengang Sozialpädagogik <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Bremen. Seine<br />

gegenwärtigen Arbeitsgebiete sind die Sprachför<strong>de</strong>rung in Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule,<br />

insbeson<strong>de</strong>re für Migrantenkin<strong>de</strong>r; sowie Sozialarbeit in <strong>de</strong>r Schule. Er hat<br />

zahlreiche Arbeiten zum Thema Erzählen und zur kulturellen Sozialisation von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen veröffentlicht. Zu<strong>de</strong>m ist er Autor von Kin<strong>de</strong>rbüchern, Kin<strong>de</strong>rtheaterstücken<br />

und Kin<strong>de</strong>rgeschichten.<br />

Kontakt<br />

Merkels Erzählkabinett: www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Julia Klein<br />

Julia Klein ist Theaterpädagogin und Geschichtenerzählerin/-autorin sowie Mitarbeiterin<br />

<strong>de</strong>r Erzählwerkstatt an <strong>de</strong>r <strong>Universität</strong> Bremen, eines <strong>de</strong>r Bremer Län<strong>de</strong>rprojekte im<br />

BLK Mo<strong>de</strong>llprogramm FörMig. Sie leitet bun<strong>de</strong>sweit Erzählveranstaltungen sowie Seminare<br />

zu <strong>de</strong>n Themen: Sprachför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Erzählen in Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule/Vom<br />

Hören zum Lesen, vom Erzählen zum Schreiben/Lebendiges Vorlesen für LesepatInnen,<br />

PädagogInnen, Stu<strong>de</strong>ntInnen/Geschichtenerfin<strong>de</strong>n und -improvisieren für<br />

Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene.<br />

Julia Klein ist Preisträgerin bei GEIST BEGEISTERT, ein Wettbewerb <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sministeriums<br />

für Bildung und Forschung im Rahmen <strong>de</strong>s Jahres <strong>de</strong>r Geisteswissenschaften.<br />

Kontakt<br />

Julia Klein: www.geschichtenhaendlerin.<strong>de</strong>.<br />

Die Herausgeber<br />

Die AutorInnen


Inhalt<br />

A Ziele und Anlagen <strong>de</strong>s Moduls ________________________________________________________ 5<br />

B Die Bausteine <strong>de</strong>s Moduls <strong>Mündlichkeit</strong> ________________________________________________ 7<br />

Baustein 1<br />

Theorie <strong>de</strong>r mündlichen Komm<strong>uni</strong>kation _______________________________________________________ 7<br />

Baustein 2<br />

Sprechen im Gespräch ______________________________________________________________________ 9<br />

Baustein 3<br />

Textverstehen und Literalität ________________________________________________________________ 11<br />

Baustein 4<br />

Theorie mündlichen Erzählens_______________________________________________________________ 13<br />

Baustein 5<br />

Erzähltraditionen__________________________________________________________________________ 15<br />

Baustein 6<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Erzählfähigkeit______________________________________________________________ 18<br />

Baustein 7<br />

Erzählen vor und mit Kin<strong>de</strong>rn________________________________________________________________ 20<br />

Baustein 8<br />

Textarten ________________________________________________________________________________ 23<br />

Baustein 9<br />

<strong>Mündlichkeit</strong>, Schrift und Medien ____________________________________________________________ 27<br />

Literaturverzeichnis __________________________________________________________________ 29<br />

Anhang_____________________________________________________________________________ 31<br />

1 Zum Einüben und Erfin<strong>de</strong>n von Erzählungen ____________________________________________ 31<br />

1.1 Wie aus Texten Erzählungen wer<strong>de</strong>n ______________________________________________________ 31<br />

1.2 Übungen zur gestischen und spielerischen Darstellung _______________________________________ 34<br />

1.3 Das Geschichtenerfin<strong>de</strong>rspiel ____________________________________________________________ 35<br />

2 Erzählen in Einrichtungen und Schulen ________________________________________________ 36<br />

2.1 Auswertungsbogen für Erzählstun<strong>de</strong>n _____________________________________________________ 36<br />

2.2 Kriterien zur Bewertung von Erzählungen __________________________________________________ 37<br />

2.3 Interaktives Erzählen von „Kettenerzählungen“ _____________________________________________ 37<br />

2.4 Dialogspiel nach einer Erzählung _________________________________________________________ 39<br />

2.5 Nachspielen von Erzählungen ____________________________________________________________ 42<br />

3 Rhetorische Übungen für die Studieren<strong>de</strong>n _____________________________________________ 44<br />

3.1 Gleichberechtigte Gesprächssituationen ___________________________________________________ 44<br />

3.2 Hierarchische Gesprächssituationen ______________________________________________________ 45<br />

3.3 Übungen zum Diskutieren _______________________________________________________________ 46<br />

3.4 Übungen zum Vortragen ________________________________________________________________ 48<br />

3


A Ziele und Anlagen <strong>de</strong>s Moduls<br />

Das Modul <strong>Mündlichkeit</strong> hat die zwischenmenschliche<br />

sprachliche Interaktion, ihre Entwicklung in <strong>de</strong>r Kindheit<br />

bis in die ersten Schuljahre hinein sowie Schulung<br />

und För<strong>de</strong>rung mündlicher Sprachverwendung zum<br />

Gegenstand.<br />

Ziele <strong>de</strong>s Moduls<br />

Das Modul <strong>Mündlichkeit</strong> soll die teilnehmen<strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n<br />

befähigen, mündliche Komm<strong>uni</strong>kation und<br />

mündliche Sprachverwendung von Kin<strong>de</strong>rn im Elementarbereich<br />

sowie von Schülern <strong>de</strong>r Primarstufe<br />

anzuregen und zu för<strong>de</strong>rn. Über die Sprecherziehung<br />

sollen insbeson<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>r, die aufgrund zu geringer<br />

Anregung in ihrem familiären Lebensbereich Rückstän<strong>de</strong><br />

ihrer komm<strong>uni</strong>kativen und sprachlichen Fähigkeiten<br />

zeigen, sowohl Kin<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>utscher Muttersprache<br />

wie solche, die Deutsch als Zweitsprache<br />

sprechen, so geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dass sie diese Rückstän<strong>de</strong><br />

aufholen und in ihrer mündlichen Sprachverwendung<br />

angemessene komm<strong>uni</strong>kative Kompetenzen<br />

erreichen. Die Lehrinhalte und -verfahren <strong>de</strong>s Moduls<br />

leiten sich <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>n Zielen ab, die in <strong>de</strong>n Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>s Elementarbereichs sowie in <strong>de</strong>n<br />

Grundschulen angestrebt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die speziellen Probleme und therapeutischen Verfahren<br />

bei physiologischen o<strong>de</strong>r psychischen Sprachstörungen<br />

gehören nicht mehr zum eigentlichen Gegenstandsbereich<br />

<strong>de</strong>s Moduls.<br />

Diese Ziele beziehen sich grundsätzlich auf zwei Bereiche:<br />

� Einerseits soll die Gesprächsfähigkeit im alltäglichen<br />

Umgang verbessert und die Kin<strong>de</strong>r befähigt<br />

wer<strong>de</strong>n, sich in unterschiedlichen Sprechsituationen<br />

angemessen und flexibel zu verhalten.<br />

� An<strong>de</strong>rerseits sind Formen und Verhaltensweisen<br />

eines formalisierten und öffentlichen Sprechens<br />

zu vermitteln, darüber Textverstehen anzuregen<br />

und auf schriftliche Sprachverwendung<br />

vorzubereiten.<br />

Im Einzelnen sind folgen<strong>de</strong> Ziele einer angemessenen<br />

Sprecherziehung anzustreben:<br />

Grundsätzliche Ziele <strong>de</strong>r Spracherziehung im Elementarbereich:<br />

� Klare, verständliche und sinngemäße Artikulation<br />

beim Sprechen,<br />

� Angemessenes Komm<strong>uni</strong>kationsverhalten im<br />

Zweier- wie im Gruppengespräch,<br />

Grundsätzliche Ziele <strong>de</strong>r Spracherziehung im Primarbereich:<br />

� Kooperatives Verhalten und sprachlicher Austausch<br />

in Arbeitsgruppen und Gesprächsrun<strong>de</strong>n,<br />

� Verständliche und sinngemäße Aussprache im<br />

Gespräch,<br />

� Beherrschung „monologischer“ Sprechweisen<br />

(Erzählen, Berichten, Meinung äußern etc),<br />

auch beim Vortrag vor einer Arbeitsgruppe o<strong>de</strong>r<br />

Klasse,<br />

Aus diesen Zielsetzungen leiten sich Kenntnisse, Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten ab, die die Studieren<strong>de</strong>n im<br />

Theoretische Kenntnisse:<br />

� Verständnis von Formen und Funktionen <strong>de</strong>r<br />

menschlichen Komm<strong>uni</strong>kation sowie <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Theorien und <strong>de</strong>r gesellschaftlichen<br />

Be<strong>de</strong>utung von Komm<strong>uni</strong>kationsweisen,<br />

� Kenntnisse <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Funktion und<br />

<strong>de</strong>r Formen mündlicher Komm<strong>uni</strong>kationsweisen<br />

in historischen Kulturen,<br />

� Umgang mit einfachen vom Gespräch abgelösten<br />

„monologischen“ Sprachäußerungen,<br />

� Anregung <strong>de</strong>s Textverstehens.<br />

� Angemessenes körperliches Auftreten und nonverbaler<br />

Ausdruck in Sprechsituationen,<br />

� Nutzung erster schriftlicher Aufzeichnungen für<br />

Komm<strong>uni</strong>kation, Diskussion und Vortrag (Korrespon<strong>de</strong>nzen<br />

führen, Vortragen nach Stichworten<br />

etc),<br />

� Sensibilisierung für Sprechsituationen (anhand<br />

von Ton- o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oaufnahmen).<br />

Verlauf <strong>de</strong>s Moduls in folgen<strong>de</strong>n Bereichen erwerben<br />

sollen:<br />

� Vergleich <strong>de</strong>r Rolle mündlicher Komm<strong>uni</strong>kation<br />

im Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren gesellschaftlichen<br />

Komm<strong>uni</strong>kationsweisen (Schrift, Medien),<br />

� Be<strong>de</strong>utung mündlichen Komm<strong>uni</strong>zierens im<br />

Prozess <strong>de</strong>s Spracherwerbs in früher Kindheit<br />

sowie in <strong>de</strong>r vorschulischen Entwicklung,<br />

5


� Einführung in die Didaktik <strong>de</strong>r mündlichen<br />

Sprech- und Spracherziehung <strong>de</strong>s Elementar-<br />

und Primarbereichs.<br />

Praktische Fertigkeiten<br />

� Sichere Beherrschung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Formen<br />

<strong>de</strong>s zwischenmenschlichen Sprechens<br />

durch die Studieren<strong>de</strong>n vom alltäglichen Gespräch<br />

bis zu ihren formalisierten Formen (z.B.<br />

Interview, Diskussion, Vortrag),<br />

� Fähigkeit, mündliche Sprachverwendungen von<br />

Kin<strong>de</strong>rn zu analysieren und auf <strong>de</strong>n Stand ihrer<br />

Sprachbeherrschung zu beziehen,<br />

Durchführung <strong>de</strong>r Lehrveranstaltungen <strong>de</strong>s Moduls<br />

Das Modul setzt sich aus einer Reihe von Bausteinen<br />

zusammen, die im Prinzip aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen, aber<br />

nicht zwingend in <strong>de</strong>r hier beschriebenen Reihenfolge<br />

zu behan<strong>de</strong>ln sind. Im Verlauf <strong>de</strong>s Moduls sollen die<br />

Studieren<strong>de</strong>n jedoch mit <strong>de</strong>n Themen aller Bausteine<br />

vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n. Es ist Sache <strong>de</strong>r Lehren<strong>de</strong>n<br />

daraus eine für ihre Lehrsituation angemessene Themenfolge<br />

zu entwickeln.<br />

Thematisch sind die Arbeitsvorschläge <strong>de</strong>s Moduls<br />

breit angelegt. Je<strong>de</strong>r Arbeitsschritt wird durch knappe<br />

Bemerkungen eingeleitet, die jeweils die Grundlinie<br />

<strong>de</strong>s gesamten Moduls skizzieren. Danach folgen die<br />

wesentlichen Themen <strong>de</strong>s Abschnitts und Literaturan-<br />

Die einzelnen Bausteine umfassen jeweils<br />

� Wesentliche theoretische Grundlagen zum<br />

Thema,<br />

� Übungen, die für das eigene Komm<strong>uni</strong>kationsverhalten<br />

sensibilisieren und es darüber <strong>de</strong>r<br />

bewussten Reflexion zugänglich machen,<br />

� Einübung praktischer Fähigkeiten und Handlungsweisen<br />

<strong>de</strong>r Spracherziehung im Umgang<br />

mit Kin<strong>de</strong>rn.<br />

Die theoretischen Grundlagen in <strong>de</strong>n einzelnen Bausteinen<br />

können vom Dozenten vorgetragen, von Stu-<br />

Die inhaltliche Arbeit wird jeweils durch Übungen ergänzt,<br />

die <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n Einsicht in ihr Komm<strong>uni</strong>kationsverhalten<br />

geben und ihnen erlauben sollen, es<br />

bewusster wahrzunehmen und zu steuern. Diese Übungen<br />

beschränken sich nicht nur auf die Voraussetzungen,<br />

die Studieren<strong>de</strong> für ihre Lehrtätigkeit brauchen,<br />

sie sollen zugleich <strong>de</strong>ren rhetorische Fähigkeiten<br />

im Studium insgesamt verbessern. Im Text <strong>de</strong>s<br />

Modulvorschlags sind nur die Übungen eingefügt, die<br />

sich direkt auf die behan<strong>de</strong>lten Themen beziehen.<br />

Ergänzen<strong>de</strong> Texte, Vorschläge für Übungen und Erzählungen<br />

fin<strong>de</strong>n sich im Anhang.<br />

Die Arbeit <strong>de</strong>s Moduls soll zugleich von praktischen<br />

Erfahrungen <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n begleitet wer<strong>de</strong>n, die<br />

jeweils in <strong>de</strong>r Veranstaltung vorbereitet, berichtet und<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n. Dabei geht es einerseits darum,<br />

<strong>de</strong>n sprachlichen Umgang und die Sprechweisen von<br />

� Praktische Erfahrungen bei <strong>de</strong>r Vermittlung<br />

mündlicher Kompetenzen in Einrichtungen und<br />

Schulen und ihre methodische und didaktische<br />

Reflexion.<br />

gaben. Alle diese Angaben sind als Arbeitsvorschläge<br />

zu betrachten, die von <strong>de</strong>n Dozenten entsprechend<br />

abgeän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n können, wobei die Grundlinie<br />

beibehalten wer<strong>de</strong>n sollte: Vom Verständnis und <strong>de</strong>r<br />

Schulung <strong>de</strong>s Sprechens im Gespräch zum kontextunabhängigen<br />

Sprechen bis zu schriftlichen und medialen<br />

Komm<strong>uni</strong>kationsweisen.<br />

Sofern es Überschneidungen zu an<strong>de</strong>ren Modulen <strong>de</strong>s<br />

Studiengangs gibt, sollten sie im vorliegen<strong>de</strong>n Modul<br />

natürlich gestrichen wer<strong>de</strong>n.<br />

dieren<strong>de</strong>n erarbeitet und referiert, in Arbeitsgruppen<br />

erschlossen o<strong>de</strong>r in individueller Hausarbeit von allen<br />

Studieren<strong>de</strong>n vorbereitet und dann in <strong>de</strong>r Sitzung<br />

diskutiert wer<strong>de</strong>n. Für die einzelnen Abschnitte wer<strong>de</strong>n<br />

jeweils Literaturhinweise gegeben. Sie verweisen<br />

im Allgemeinen auf übersichtliche Zusammenfassungen<br />

o<strong>de</strong>r Grundlagentexte. Sie sind vom Dozenten<br />

beziehungsweise bei Bearbeitung von Referaten durch<br />

die Studieren<strong>de</strong>n um die themenspezifische Literatur<br />

zu ergänzen.<br />

Kin<strong>de</strong>rn wahrzunehmen, zu dokumentieren und zu<br />

analysieren, an<strong>de</strong>rerseits Lehreinheiten in Schulklassen<br />

zu erproben. Art und Umfang dieser Praxisanteile<br />

sind von <strong>de</strong>n Dozenten festzulegen.<br />

Inhalte, Übungen und Praxiserfahrungen erscheinen in<br />

einem inhaltlichen Zusammenhang innerhalb <strong>de</strong>r<br />

Bausteine und Arbeitsschritte. Es bietet sich an, innerhalb<br />

je<strong>de</strong>s Bausteins jeweils theoretisch ausgerichtete<br />

und praxisorientierte Teile zu verbin<strong>de</strong>n. Übungen<br />

und Praxisanteile können aber auch geson<strong>de</strong>rt in eigenen<br />

Veranstaltungen angeboten wer<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist, dass die Teilnehmen<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Bereiche<br />

bearbeiten und sich <strong>de</strong>r Verzahnung und Wechselseitigkeit<br />

dieser Kompetenzen bewusst sind.<br />

6


B Die Bausteine <strong>de</strong>s Moduls <strong>Mündlichkeit</strong><br />

Baustein 1:<br />

Zwischenmenschliche Komm<strong>uni</strong>kation ist mit <strong>de</strong>n<br />

Mo<strong>de</strong>llen technischer Nachrichtenvermittlung nur<br />

unzureichend zu beschreiben. Sie ist stets eingebettet<br />

Theorie <strong>de</strong>r mündlichen Komm<strong>uni</strong>kation<br />

in soziales Verhalten und setzt die Fähigkeit voraus,<br />

sich in die Perspektive <strong>de</strong>s Komm<strong>uni</strong>kationspartners<br />

zu versetzen.<br />

Erster Schritt: Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen Komm<strong>uni</strong>kation<br />

Die von <strong>de</strong>r technischen Nachrichtenübermittlung<br />

inspirierten Sen<strong>de</strong>r-Empfänger-Mo<strong>de</strong>lle können die<br />

komplexen Systeme <strong>de</strong>r Kodierung sprachlicher Botschaften,<br />

ihrer Ver- und Entschlüsselung durch die<br />

Komm<strong>uni</strong>kationspartner sowie die komplexen Regelsysteme<br />

erklären, die Sprachen <strong>de</strong>n Sprechern und<br />

Hörern zur Verfügung stellen.<br />

Themen:<br />

� Das linguistische Sen<strong>de</strong>r-Empfänger-Mo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>de</strong>r sprachlichen Komm<strong>uni</strong>kation<br />

� Die psycholinguistischen Mo<strong>de</strong>lle (Watzlawick<br />

und Schulz von Thun)<br />

Zwischenmenschliches Sprechen jedoch ist nicht auf<br />

Nachrichtenübermittlung zu reduzieren. Sprache erlaubt<br />

die Handlung <strong>de</strong>r Gesprächspartner zu beeinflussen<br />

sowie die eigene Handlungsweise an <strong>de</strong>n Erwartungen<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren auszurichten. Sprechen ist<br />

„Sprachhan<strong>de</strong>ln“ und damit soziales Han<strong>de</strong>ln.<br />

� Das soziologische Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Interaktion (Habermas)<br />

� Das Konzept <strong>de</strong>r Koordination <strong>de</strong>s Verhaltens<br />

(Maturana/Varela)<br />

Literatur<br />

Habermas, J. (1973): Stichworte zu einer Theorie <strong>de</strong>r Sozialisation. In: Habermas, J.: Kultur und Kritik, Frankfurt.<br />

Maturana, H. R./Varela, F. (1987): Der Baum <strong>de</strong>r Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln <strong>de</strong>s menschlichen Erkennens. München (Kap.<br />

8-10).<br />

Schulz von Thun, F. (1987): Psychologische Vorgänge in <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen Komm<strong>uni</strong>kation. In: Fittkau, B. et al. (Hg.): Komm<strong>uni</strong>zieren<br />

lernen (und umlernen), Aachen.<br />

Watzlawick, P./Beavin, J./Kackson, D. (1969): Menschliche Komm<strong>uni</strong>kation. Bern: Huber.<br />

Zweiter Schritt: Zeichensysteme <strong>de</strong>r menschlichen Komm<strong>uni</strong>kation<br />

Alle personale zwischenmenschliche Komm<strong>uni</strong>kation<br />

erfolgt in einem komplexen Gewebe von sprachlichen<br />

und außersprachlichen Zeichen.<br />

Da zwischenmenschliche sprachliche Begegnung stets<br />

eingebettet ist in soziales Han<strong>de</strong>ln, sind die sprachlichen<br />

Kodierungen zu ergänzen durch die breite Palette<br />

sprachbegleiten<strong>de</strong>r und nonverbaler Mitteilungen<br />

und in ihrem Verhältnis zu <strong>de</strong>n sprachlichen Botschaften<br />

zu berücksichtigen.<br />

Themen:<br />

� Die sprachliche Kodierung (phonetisch/semantisch/syntaktisch)<br />

� Die sprachbegleiten<strong>de</strong>n Mitteilungen:<br />

Während in <strong>de</strong>n sprachlichen Mitteilungen vor allem<br />

die bewussten Absichten <strong>de</strong>r Sprechen<strong>de</strong>n vermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n, drücken sich in <strong>de</strong>n sprachbegleiten<strong>de</strong>n Mitteilungen<br />

vorzugsweise die (psychischen und sozialen)<br />

Beziehungen zwischen <strong>de</strong>n Komm<strong>uni</strong>kationspartnern<br />

aus, die nur über psychologisch und soziologisch ausgerichtete<br />

Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Interaktion zu erfassen sind.<br />

� Paraverbale Mitteilungen (Stimmführung)<br />

� Die nonverbalen Mitteilungen<br />

7


Literatur<br />

Ellgring, H. (2004): Nonverbale Komm<strong>uni</strong>kation. Einführung und Überblick. In: Rosenbusch, H. S./Schober, O. (Hg.): Körpersprache<br />

und Pädagogik. Hohengehren.<br />

Kendon, A. (1998): Die wechselseitige Einbettung von Geste und Re<strong>de</strong>. In: Schmauser, C./Noll, T. (Hg.): Körperbewegungen und ihre<br />

Be<strong>de</strong>utungen. Berlin.<br />

Müller, C. (1998): Beredte Hän<strong>de</strong>. Theorie und Sprachvergleich re<strong>de</strong>begleiten<strong>de</strong>r Gesten. In: Schmauser, C./Noll, T. (Hg.): Körperbewegungen<br />

und ihre Be<strong>de</strong>utungen. Berlin.<br />

Traunmüller, H. (2004): Paralinguale Phänomene. In: Ammon, U. et al. (Hg.): Soziolinguistik. Berlin.<br />

Volmert, J. (1995): Sprache und Sprechen. Grundbegriffe sprachwissenschaftlicher Konzepte. In: Volmert, J. (Hg.): Grundkurs Sprachwissenschaft.<br />

München.<br />

Wallbott, H. G. (2003): Gestik und Mimik beim Sprechen. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Übung zum Gesprächsverhalten:<br />

Teilnehmer nehmen alltägliche Gesprächssituationen auf.<br />

Beispielsweise<br />

� während <strong>de</strong>r Pause in <strong>de</strong>r Cafete,<br />

� beim Einkaufen,<br />

� beim Spaziergang mit einem Kind.<br />

Die Aufnahmen wer<strong>de</strong>n in verän<strong>de</strong>rten Geschwindigkeiten (Schnelllauf, Zeitlupe) betrachtet, auf das Verhältnis<br />

von sprachlicher Äußerung und nonverbalem Verhalten hin ausgewertet und von Studieren<strong>de</strong>n in<br />

<strong>de</strong>r Veranstaltung vorgeführt und kommentiert.<br />

Dritter Schritt: Artikulation<br />

Artikuliertes Sprechen setzt die rhythmische Segmentierung<br />

<strong>de</strong>s Lautstromes sowie angemessene Melodieführung<br />

und Betonung voraus. Die Lautproduktion<br />

menschlicher Sprachen erfor<strong>de</strong>rt eine komplizierte<br />

Steuerung <strong>de</strong>r beteiligten Sprechorgane, die in früher<br />

Kindheit ausgebil<strong>de</strong>t wird. Dieser Prozess ist anfällig<br />

für Störungen sowohl aufgrund physiologischer wie<br />

psychischer Ursachen.<br />

Zunächst erleichtern sich Kin<strong>de</strong>r die Artikulation, in<strong>de</strong>m<br />

sie Laute auslassen o<strong>de</strong>r so verän<strong>de</strong>rn, dass sie<br />

Themen:<br />

� Physiologie <strong>de</strong>s Sprechens<br />

� Sprechmelodie und Rhythmus<br />

� „Normale“ Vereinfachung <strong>de</strong>r Aussprache<br />

beim Spracherwerb<br />

leichter auszusprechen sind und korrigieren das im<br />

Verlauf <strong>de</strong>r weiteren Sprachentwicklung.<br />

Im Kin<strong>de</strong>rgarten und bis in die Grundschule hinein<br />

zeigen zahlreiche Kin<strong>de</strong>r noch un<strong>de</strong>utliche Aussprache<br />

bis hin zu Störungen <strong>de</strong>r Artikulation (Stottern, Poltern<br />

etc). Sofern dieses Thema nicht in an<strong>de</strong>rn Modulen<br />

angesprochen wird, sollte es hier in einem Arbeitsschritt<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

� Logopädische und therapeutische Verfahren<br />

zur Behandlung von Problemen mit <strong>de</strong>r<br />

Artikulation<br />

Mannhard, A./Scheib, K. (2005): Was Erzieherinnen über Sprachstörungen wissen müssen. München.<br />

Pompino-Marschall, B. (2000): Einführung in die Phonetik. In: Hoffmann, L. (Hg.): Sprachwissenschaft. Berlin.<br />

Reimann, B. (2003): Die Entwicklung <strong>de</strong>r vokalen Komm<strong>uni</strong>kation. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Literatur<br />

8


Baustein 2:<br />

Erster Schritt: Was ist ein Gespräch?<br />

Zwischen Sprechen<strong>de</strong>n und Hören<strong>de</strong>n bestehen in<br />

Gesprächen grundsätzlich wechselseitige Beziehungen:<br />

Wer spricht, braucht <strong>de</strong>n Hören<strong>de</strong>n als Ansprechpartner,<br />

an<strong>de</strong>rerseits hat <strong>de</strong>r Hören<strong>de</strong> das prinzipielle<br />

Recht, die Rollen umzukehren, selbst zum Sprecher zu<br />

wer<strong>de</strong>n und gehört zu wer<strong>de</strong>n.<br />

In gleichberechtigten Gesprächssituationen hat je<strong>de</strong>r<br />

Teilnehmer Zugang zum Re<strong>de</strong>recht, in hierarchischen<br />

ist dieses Recht ungleich verteilt. Hinter <strong>de</strong>r Hierarchie<br />

stehen soziale Machtunterschie<strong>de</strong>. Beim Interview<br />

o<strong>de</strong>r beim Verhör hat <strong>de</strong>r Interviewer bzw. <strong>de</strong>r Richter<br />

das Recht zu fragen, <strong>de</strong>r Befragte die Aufgabe zu antworten.<br />

Beim Vortrag hat <strong>de</strong>r Vortragen<strong>de</strong> die Pflicht<br />

zu sprechen, die Zuhörer sprechen nur so weit mit, wie<br />

es das Vortragskonzept erlaubt (z.B. nachträgliche<br />

Themen:<br />

� Zeichen und Verhaltenweisen zur Regelung<br />

<strong>de</strong>s Gesprächsverhaltens<br />

� Gleichberechtigte und hierarchische Gesprächssituationen<br />

� Formen <strong>de</strong>s Gesprächs<br />

� Zweiergespräch<br />

Sprechen im Gespräch<br />

Diskussion). Auch Unterricht stellt eine prinzipiell hierarchische<br />

Komm<strong>uni</strong>kation dar, die vom Unterrichten<strong>de</strong>n<br />

aus didaktischen Grün<strong>de</strong>n aufgebrochen wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

Die geregelte Abfolge von Sprechen und Zuhören<br />

(Turntaking) wird in Gesprächen über nonverbale und<br />

sprachliche Signale geregelt, die im Allgemeinen nicht<br />

bewusst wahrgenommen wer<strong>de</strong>n. Während <strong>de</strong>r Sprecher-Hörer-Wechsel<br />

in Zweiergesprächen im Allgemeinen<br />

problemlos verläuft, stellen Gespräche in Gruppen<br />

höhere Anfor<strong>de</strong>rung an die geregelte Abfolge <strong>de</strong>r Gesprächsbeiträge.<br />

Für formalisierte und themenzentrierte<br />

Gespräche wird <strong>de</strong>shalb häufig ein Teilnehmer<br />

mit <strong>de</strong>r Gesprächsleitung (Diskussionsleiter, Mo<strong>de</strong>rator)<br />

betraut.<br />

� Gruppengespräch<br />

� Themenzentrierte Diskussion<br />

� Interview<br />

� Mo<strong>de</strong>rierte Diskussion<br />

� Mediale Gesprächsformate (Interview, mo<strong>de</strong>rierte<br />

Diskussion, Talkshow etc.)<br />

Literatur<br />

Henne, H. (1977): Gesprächsanalyse. Aspekte einer pragmatischen Sprachwissenschaft. In: Wegner, D. (Hg.): Gesprächsanalyse.<br />

Hamburg.<br />

Geißner, H. (1998): Gespräche im Alltag. In: Geißner, H. et al. (Hg.): Gesprächsführung. Führungsgespräche. St. Ingbert.<br />

Übung zu alltäglichen Gesprächssituationen:<br />

Von einzelnen Teilnehmern wer<strong>de</strong>n alltägliche Gesprächssituationen nachgestellt, auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommen<br />

und auf das Gesprächsverhalten hin besprochen. Beispielhafte Vorschläge:<br />

� Zwei Frauen treffen sich beim Einkaufen im Supermarkt. Sie kennen sich flüchtig und beginnen ein<br />

Gespräch.<br />

� Jemand grüßt einen an<strong>de</strong>ren. Der weiß mit ihm nichts anzufangen und fragt, woher er ihn kennen<br />

will.<br />

� Zwei Arbeitskollegen unterhalten sich beim Essen in <strong>de</strong>r Mittagspause über <strong>de</strong>n letzten Urlaub und<br />

ihre Urlaubspläne. Ein Dritter setzt sich zu ihnen an <strong>de</strong>n Tisch, mischt sich mit einem neuen Thema<br />

ein.<br />

� Ein(e) Studieren<strong>de</strong>(r) befragt ein(e) an<strong>de</strong>re(n) nach <strong>de</strong>n Fragen <strong>de</strong>s Prüfers.<br />

Übungen zu hierarchischen Gesprächssituationen im Anhang 3.2.<br />

9


Zweiter Schritt: Das Gesprächsverhalten muss gelernt wer<strong>de</strong>n<br />

Schon in <strong>de</strong>n ersten Lebensmonaten, und längst vor<br />

<strong>de</strong>m Spracherwerb, wer<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r zu Gesprächspartnern<br />

ihrer Betreuer und darüber in die Grundformen<br />

<strong>de</strong>s Dialogs eingeführt, <strong>de</strong>r dann zunehmend sprachlich<br />

geführt wird. Zunächst jedoch stellen sich die<br />

Betreuer auf die Bedürfnisse und Erwartungen <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s ein.<br />

Im Umgang mit Gleichaltrigen müssen die Kin<strong>de</strong>r dann<br />

lernen, sich auf die Erwartungen ihrer Gesprächspart-<br />

Themen:<br />

� Entwicklung <strong>de</strong>s Dialogs in früher Kindheit<br />

� Der vorsprachliche Dialog <strong>de</strong>s Säuglings<br />

� Die Hinführung zum sprachlichen Austausch<br />

(„intuitive elterliche Didaktik“)<br />

� Der Dialog mit Gleichaltrigen<br />

� Gesprächserziehung im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

ner einzustellen, in Gesprächsrun<strong>de</strong>n müssen sie sich<br />

in die Gruppe einfügen. Der Schulunterricht erfor<strong>de</strong>rt<br />

über längere Zeiträume zuzuhören und auf gestellte<br />

Fragen zu antworten. Offener Unterricht erfor<strong>de</strong>rt die<br />

Fähigkeit, mit an<strong>de</strong>ren in einer Arbeitsgruppe themenorientiert<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

� Der „Morgenkreis“<br />

� Planungsgespräch<br />

� Lehrer-Schüler-Komm<strong>uni</strong>kation<br />

� Der lehrerzentrierte Unterricht<br />

� Arbeiten in Arbeitsgruppen<br />

� Berichten und Vortragen von Schülern<br />

Literatur<br />

Berthold, S. (2004): Metho<strong>de</strong>n zur Schulung <strong>de</strong>s nonverbalen Verhaltens im Re<strong>de</strong>- und Gesprächsunterricht. In: Schober, O. (Hg.):<br />

Körpersprache im Deutschunterricht. Praxisanregungen zur nonverbalen Komm<strong>uni</strong>kation für alle Schulstufen. Hohengehren.<br />

Kolthoff, M. (2006): Gesprächskultur mit Kin<strong>de</strong>rn. Weinheim.<br />

Pabst-Weinschenk, M. (2005): Freies Sprechen in <strong>de</strong>r Grundschule. Berlin: Cornelsen.<br />

Potthoff, U./Steck-Lüschow, A./Zitzke, E. (1998): Gespräche mit Kin<strong>de</strong>rn. Berlin: Cornelsen.<br />

Vogt, R. (2004): Gesprächsfähigkeit im Unterricht. In: Knapp K. et. al. (Hg.): Angewandte Linguistik. Tübingen.<br />

Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule<br />

Mit einer Kin<strong>de</strong>rgartengruppe o<strong>de</strong>r einer Grundschulklasse wer<strong>de</strong>n Aktivitäten besprochen, geplant und<br />

durchgeführt, die gemeinsame Diskussionen und Entscheidungen verlangen (z.B. Vorbereitung eines<br />

Ausflugs, Bau einer Hütte, Produktion einer Hörkassette etc).<br />

Diese Aktivität erfor<strong>de</strong>rt:<br />

� Informationen einzuholen und darüber zu berichten,<br />

� Material und Werkzeug bzw. Proviant zu beschaffen,<br />

� die Folge <strong>de</strong>r Arbeitsschritte festzulegen o<strong>de</strong>r einen Plan anzufertigen.<br />

Übung im Anhang 3.2.3.: Studieren<strong>de</strong> spielen Schule<br />

10


Baustein 3<br />

Über <strong>de</strong>n Dialog mit <strong>de</strong>n betreuen<strong>de</strong>n Bezugspersonen<br />

wird grundsätzlich Sprache erworben und wird in<br />

<strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Jahren im Austausch mit Erwachsenen,<br />

aber auch mit Gleichaltrigen die Sprachbeherrschung<br />

weiter verbessert. Im Laufe <strong>de</strong>r Vorschuljahre muss<br />

eine neue Sprachverwendung hinzukommen: Die Fähigkeit<br />

längere, aus <strong>de</strong>m Kontext von Gesprächen<br />

abgelöste Sprachäußerungen zu verstehen und selbst<br />

von sich zu geben. Sie bereitet das Verstehen von<br />

Texten vor und legt eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Grundlage für<br />

„Literalität“, <strong>de</strong>nn damit wird zugleich das Verständnis<br />

von strukturierten sprachlichen Beiträgen überhaupt<br />

geför<strong>de</strong>rt und <strong>de</strong>r Umgang mit schriftlichen Texten<br />

vorbereitet.<br />

Dieser Zwang zum planend strukturierten Sprechen<br />

be<strong>de</strong>utet, dass Kin<strong>de</strong>r lernen, längere, von einem<br />

Gesprächszusammenhang unabhängige Äußerungen<br />

nach einem zugrun<strong>de</strong> gelegten Strukturschema zu<br />

organisieren. Sie erwerben darüber zugleich die<br />

grundsätzlichere Fähigkeit längere, nach einem Ordnungsschema<br />

strukturierte Re<strong>de</strong>beiträge zu organisieren.<br />

Dem mündlichen Erzählen von Geschichten und Erlebnissen<br />

kommt für die Entwicklung <strong>de</strong>s Textverstehens<br />

und Textäußerns eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Rolle zu,<br />

da hier zum ersten Mal eine feststehen<strong>de</strong> Strukturfolge<br />

beachtet und in Sprache, Gestik und Spiel ausgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n muss. Zweitens müssen die einzelnen<br />

Handlungsschritte <strong>de</strong>r Erzählung mit <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n<br />

Handlungen verknüpft wer<strong>de</strong>n und sich konsequent<br />

daraus ableiten lassen. Sie müssen <strong>de</strong>ren<br />

Erster Schritt: Metasprache und Literalität<br />

Schon Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgarten beginnen ein Gefühl für<br />

die Eigenständigkeit <strong>de</strong>r Sprache zu entwickeln. Während<br />

sie früher darauf bestan<strong>de</strong>n, dass je<strong>de</strong>r Gegenstand<br />

nur mit einem Wort bezeichnet wer<strong>de</strong>n darf, belustigen<br />

sie sich jetzt mit <strong>de</strong>r Doppel<strong>de</strong>utigkeit von<br />

„Teekesselchen“, erfin<strong>de</strong>n „Geheimsprachen“ und<br />

Nonsense-Sätze usw. Dazu kommen das Verständnis<br />

von Zeichen und die ersten Versuche, selbst zu<br />

„schreiben“.<br />

Diese Entwicklungen können durch einen spielerischen<br />

Umgang mit Sprachmaterial und Schrift unter-<br />

Themen:<br />

� Metasprachliche Wahrnehmungen<br />

� Was heißt „Literalität“?<br />

� Vorstufen <strong>de</strong>r Literalität im Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

Textverstehen und Literalität<br />

innere „Kohärenz“ beachten, eine Anfor<strong>de</strong>rung, die<br />

auf jeweils spezifische Weise auch alle an<strong>de</strong>ren Textarten<br />

verlangen (und die <strong>de</strong>shalb über <strong>de</strong>n Umgang<br />

mit Erzählungen ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann).<br />

Ähnlich wie die Erzählung über die sprachlichgestische<br />

Darstellung Handlungen mitteilt, die nicht<br />

mehr anschaulich zu erfahren sind, stellen weitere<br />

Textarten über die sprachliche Konstruktion Ereignisfolgen,<br />

Räume, Sachbezüge und Zusammenhänge<br />

her, die <strong>de</strong>r sinnlichen Wahrnehmbarkeit <strong>de</strong>r Komm<strong>uni</strong>kationspartner<br />

entzogen sind. Die einfacheren Textarten<br />

(Beschreiben, Berichten) rekonstruieren dabei<br />

Dinge und Zusammenhänge, die sich an an<strong>de</strong>ren<br />

Orten und zu an<strong>de</strong>ren Zeiten in <strong>de</strong>r wahrnehmbaren<br />

Welt befin<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ereignen. Die Beschreibung eines<br />

Zimmers erzeugt ein inneres Bild dieses Zimmers.<br />

Eine Gebrauchsanweisung listet die Handlungsschritte<br />

in <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Reihenfolge auf. Mit <strong>de</strong>m argumentieren<strong>de</strong>n<br />

Sprechen und Schreiben wird jedoch<br />

auch diese Anschaulichkeit verlassen und eine eigenständige<br />

sprachliche Sphäre jenseits <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe<br />

<strong>de</strong>r erfahrbaren und greifbaren Welt geschaffen: Es<br />

wer<strong>de</strong>n damit innere Zusammenhänge und kausale<br />

Beziehungen zwischen Gegenstän<strong>de</strong>n und Handlungen<br />

benannt, <strong>de</strong>r Zustand <strong>de</strong>s Zimmers wird aus <strong>de</strong>n<br />

Gewohnheiten <strong>de</strong>s Bewohners abgeleitet, die richtige<br />

Reihenfolge beim Gebrauch mit <strong>de</strong>r Funktionsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Gerätes begrün<strong>de</strong>t etc.<br />

stützt wer<strong>de</strong>n und bil<strong>de</strong>n einen wichtigen Grundstock<br />

für Schriftspracherwerb und „Literalität“.<br />

Zugleich spielen Kin<strong>de</strong>r in diesem Alter unermüdlich<br />

Rollenspiele. Dazu müssen sie Rollenzuweisungen<br />

und Spielhandlungen gegenseitig absprechen und<br />

vorgestellte Handlungen über sprachliche Setzungen<br />

konstruieren. In <strong>de</strong>n Handlungen und Rollen löst sich<br />

ihre Sprachverwendung aus <strong>de</strong>m realen Kontext<br />

(Spielplatz) und sie beziehen ihre Äußerungen auf <strong>de</strong>n<br />

abgesprochenen imaginären Kontext <strong>de</strong>r Spielhandlung<br />

(„<strong>de</strong>kontextualisiertes“ Sprechen).<br />

� Die Sprachverwendung kindlicher Rollenspiele<br />

11


Literatur<br />

Andresen, H. (2004): Interaktion. Zeichen und Be<strong>de</strong>utungsrepräsentationen bei Vorschulkin<strong>de</strong>rn. Aspekte <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />

<strong>Mündlichkeit</strong> und Schriftlichkeit in einer entwicklungsorientierten Perspektive. In: Zeitschrift für Kultur- und Bildungswissenschaften,<br />

Heft 17, S. 57- 71.<br />

Apeltauer, E. (2003): Literalität und Spracherwerb. Flensburger Papiere zur Mehrsprachigkeit und Kulturvielfalt im Unterricht. Flensburg.<br />

Feilke, H. (2001): Was ist und wie entsteht Literalität?. In: Pädagogik 6.<br />

Näger, S. (2005): Literacy. Kin<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>cken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Freiburg.<br />

Übung: Analyse kindlicher Rollenspiele<br />

� Die Studieren<strong>de</strong>n nehmen ein kindliches Rollenspiel auf Vi<strong>de</strong>o auf und analysieren es auf die<br />

sprachlichen Aussagen beim Rollenhan<strong>de</strong>ln im Verhältnis zu <strong>de</strong>n Absprachen über das Rollenhan<strong>de</strong>ln<br />

(Metasprache).<br />

Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten:<br />

� Um <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn die vielfältigen Zeichen, auf die sie in ihrer Umwelt treffen, zugänglich und bewusst<br />

zu machen, wird mit ihnen ein (nach Möglichkeit begehbarer) Plan bzw. Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>r<br />

Einrichtung erstellt, auf <strong>de</strong>m die Wohnhäuser <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, die Wege zur Einrichtung sowie die Verkehrszeichen<br />

und die Schil<strong>de</strong>r von Geschäften und Gaststätten eingetragen o<strong>de</strong>r aufgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zweiter Schritt: Was sind Texte?<br />

Nicht nur schriftliche Sprachäußerungen können als<br />

„Texte“ bezeichnet wer<strong>de</strong>n und nicht alle schriftlichen<br />

Aufzeichnungen ergeben Texte (z.B. Notizen, Einkaufszettel<br />

etc).<br />

Unter einem Text ist eine längere in sich zusammenhängen<strong>de</strong><br />

sprachliche Äußerung zu verstehen, die<br />

abgelöst von <strong>de</strong>r Gesprächssituation mitgeteilt wird. In<br />

solchen Äußerungen beziehen sich nicht nur die einzelnen<br />

Sätze aufeinan<strong>de</strong>r („Kohäsion“), die gesamte<br />

Äußerung ist in einer satzübergreifen<strong>de</strong>n Struktur<br />

organisiert („Kohärenz“). In diesem Sinn sind auch<br />

Themen:<br />

� Kohäsion und Kohärenz in Texten<br />

� Textverstehen und Textproduktion<br />

entsprechen<strong>de</strong> mündliche Äußerungen bereits als<br />

Texte anzusprechen.<br />

Mündliche wie schriftliche Texte können nach ihrer<br />

jeweiligen Struktur und Funktion in „Textsorten“ o<strong>de</strong>r<br />

„Textarten“ unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Fähigkeit Texte in mündlicher Re<strong>de</strong> angemessen<br />

zu verstehen und selbst zu erzeugen bereitet die Erarbeitung<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n schriftlichen Texte vor.<br />

� Textarten und ihre Strukturen<br />

Gadler, H. (2006): Praktische Linguistik. Tübingen.<br />

Haueis, E. (2003): Formen schriftlicher Texte. In: Bre<strong>de</strong>l, U. et al. (Hg.): Didaktik <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache, Bd. 1. , Pa<strong>de</strong>rborn.<br />

Jungbluth, K./Schlieber-Lange, B. (2004): Text. In: Ammon, U. et al. (Hg.): Soziolinguistik, Bd. 1. Berlin.<br />

Zwischenbemerkung zum Thema Erzählen<br />

Wegen seiner Be<strong>de</strong>utung für Kin<strong>de</strong>r im Elementar- und<br />

Primarbereich erfor<strong>de</strong>rt Erzählen in seinen verschie<strong>de</strong>nen<br />

Aspekten eine breitere theoretische und praktische<br />

Beschäftigung. Wegen dieser Be<strong>de</strong>utung wird<br />

Erzählen hier auf vier Bausteine aufgeteilt.<br />

Über Erzählungen wer<strong>de</strong>n in dieser Altergruppe Erfahrungen,<br />

Gefühle und Einstellungen aufgenommen und<br />

mitgeteilt, die an<strong>de</strong>rs sprachlich noch kaum ausgedrückt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Erzählungen för<strong>de</strong>rn und entwickeln die Phantasie,<br />

in<strong>de</strong>m sie mit sprachlichen und darstellerischen Mitteln<br />

Handlungen vorstellbar machen, die nicht im<br />

sinnlichen Hier und Jetzt, son<strong>de</strong>rn im Phantasieraum<br />

<strong>de</strong>s Dort und Damals spielen.<br />

Literatur<br />

Die über das Hören von Erzählungen geweckte Lust<br />

auf Geschichten motiviert zum eigenständigen Lesen.<br />

Das ist insbeson<strong>de</strong>re für Kin<strong>de</strong>r aus Elternhäusern, in<br />

<strong>de</strong>nen wenig gelesen wird, von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung.<br />

Über tradierte Erzählungen sowie über Erzählungen<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rliteratur wer<strong>de</strong>n sie in literarische Sprechweisen,<br />

Stoffe und Darstellungsformen eingeführt.<br />

Über das Hören o<strong>de</strong>r Lesen von Erzählungen wer<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>r dazu angeregt, sich selbst Geschichten auszu<strong>de</strong>nken<br />

und zu erzählen und damit erste literarische<br />

„Texte“ zu gestalten. Erzählungen stellen zugleich die<br />

erste Aufsatzaufgabe in <strong>de</strong>r Grundschule dar.<br />

12


Baustein 4:<br />

Theorie mündlichen Erzählens<br />

Erster Schritt: Erzählen als Komm<strong>uni</strong>kation, Erzählen in Gesprächen<br />

Das Erzählen in Gesprächen sprengt <strong>de</strong>n geordneten<br />

Ablauf von Dialogbeiträgen, da ein Teilnehmer über<br />

lange Zeit das Re<strong>de</strong>recht beansprucht. Aber auch<br />

während dieser monologischen Re<strong>de</strong> läuft die nonverbale<br />

und verbale Verständigung zwischen <strong>de</strong>n Zuhö-<br />

Themen:<br />

� Komm<strong>uni</strong>katives Verhalten beim „konversationellen“<br />

Erzählen.<br />

� Die Interaktion zwischen Erzähler und Hörern<br />

während <strong>de</strong>r Erzählung.<br />

rern und <strong>de</strong>m Erzähler weiter, <strong>de</strong>r seinen Text nach<br />

diesen Reaktionen improvisiert. Der Erzähler kann<br />

<strong>de</strong>shalb seine Textproduktion fortlaufend am Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Hörer ausrichten.<br />

� Die Gestaltung <strong>de</strong>s Erzähltextes nach <strong>de</strong>n<br />

Reaktionen <strong>de</strong>r Zuhörer.<br />

Literatur<br />

Merkel, J. : Vom Erzählen und Zuhören, in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Quasthoff, U. M. (1987): Sprachliche Formen alltäglichen Erzählens. In: Erzgräber, W./Groetsch, P. (Hg.): Mündliches Erzählen im Alltag.<br />

Fingiertes Erzählen in <strong>de</strong>r Literatur. Tübingen.<br />

Sacks, H. (1970): Das Erzählen von Geschichten innerhalb von Unterhalten. in: Kolseth, R./Sack, F. (Hg.): Zur Soziologie <strong>de</strong>r Sprache.<br />

Opla<strong>de</strong>n.<br />

Übung Erzählrun<strong>de</strong><br />

(entwe<strong>de</strong>r alle Teilnehmen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Unterteilung in Gruppen):<br />

Die Studieren<strong>de</strong>n erzählen sich gegenseitig Geschichten, die sie erlebt o<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>nen sie gehört haben,<br />

möglicherweise zu einem festgelegten Thema, z.B.<br />

� Erinnerungen an Erzählungen, die sie in <strong>de</strong>r Kindheit hörten,<br />

� Streiche aus <strong>de</strong>r Kindheit o<strong>de</strong>r<br />

� ein für <strong>de</strong>n Erzähler bezeichnen<strong>de</strong>s Erlebnis etc.<br />

Eine Erzählrun<strong>de</strong> wird mit <strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>okamera aufgenommen und die Aufnahme wird zur Behandlung <strong>de</strong>r<br />

oben genannten Themen herangezogen.<br />

Zweiter Schritt: Die Struktur von Erzählungen<br />

Erzählen erlaubt, die gelebte sinnliche Gegenwart zu<br />

verlassen und Handlungen mitzuteilen, die nicht im<br />

Hier und Jetzt, son<strong>de</strong>rn im Dort und Damals spielen.<br />

Diese vom alltäglichen Sprechen abweichen<strong>de</strong><br />

Sprachverwendung verläuft in spezifischen Verhaltensweisen<br />

und Strukturen, die <strong>de</strong>m Erzähler ermöglichen,<br />

eine Erzählung zu gestalten und <strong>de</strong>m Hörer<br />

erleichtern, sie zu verstehen.<br />

An<strong>de</strong>rs als Gesprächsbeiträge, die auf die Äußerung<br />

<strong>de</strong>s Vorredners antworten, haben Erzählungen feste<br />

Vorgaben zu beachten:<br />

� Erstens einem festen Bauplan zu folgen<br />

(„story schema“)<br />

� Zweitens alle Handlungen auseinan<strong>de</strong>r hervorgehen<br />

zu lassen („Kohärenz“)<br />

� Drittens die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Handlungssituationen<br />

szenisch darzustellen.<br />

Im Gegensatz zum Lesen geschriebener Texte, das<br />

auch nachträgliches Verstehen ermöglicht, müssen<br />

die Zuhören<strong>de</strong>n mündlicher Erzählungen alle Infor-<br />

mationen im Augenblick <strong>de</strong>s flüchtigen Hörens aufnehmen<br />

können. Das Strukturschema sichert die<br />

Verständlichkeit <strong>de</strong>r Erzählung, da dieses Ordnungsprinzip<br />

von <strong>de</strong>n Hören<strong>de</strong>n erwartet wird und <strong>de</strong>shalb<br />

vom Erzähler als Grundstruktur beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

muss. Er kann darüber in je<strong>de</strong>m Abschnitt seiner<br />

Erzählung die wesentlichen Handlungselemente<br />

überblicken.<br />

Die Begründung aller folgen<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n vorhergehen<strong>de</strong>n<br />

Handlungsschritten sichert <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

und die Folgerichtigkeit <strong>de</strong>r Erzählung und<br />

erlaubt <strong>de</strong>n Zuhören<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Ereignissen zu folgen.<br />

Die szenische Darstellung wichtiger Handlungssituationen<br />

sichert die Vorstellung <strong>de</strong>r an fiktiven Schauplätzen<br />

ablaufen<strong>de</strong>n Erzählhandlung durch die Zuhören<strong>de</strong>n.<br />

13


Themen:<br />

� Das Storyschema<br />

� Vergleich mit <strong>de</strong>n Bauformen eines klassischen<br />

Märchens.<br />

� Das Schema als Voraussetzung für die Organisation<br />

<strong>de</strong>r Erzählung und das Verständnis<br />

<strong>de</strong>s Hörers<br />

� Kombination von Episo<strong>de</strong>n zu längeren Erzählungen<br />

� Die Kohärenz<br />

� Die Logik <strong>de</strong>s auslösen<strong>de</strong>n Ereignisses<br />

� Verkettung und Zusammenhang <strong>de</strong>r erzählten<br />

Handlungen<br />

� Ausführung und Abschluss aller Handlungselemente<br />

� Szenische Gestaltung<br />

� Erzählen<strong>de</strong> Passagen<br />

� Szenische Darstellung (Direkte Re<strong>de</strong>)<br />

� Bewerten<strong>de</strong> Bemerkungen (Evaluationen)<br />

Literatur<br />

Labov, W./Waletzki, J. (1972): Erzählanalyse. Mündliche Versionen persönlicher Erfahrungen. In: Ihwe, J. (Hg.): Literaturwissenschaft<br />

und Linguistik, Bd.2. Frankfurt.<br />

Merkel, J. (2000/2007): „Ich sage dir, was du erzählst“ und „Die hilfreiche Fee dankt ab“. In Merkel, J. : Spielen, Erzählen, Phantasieren.<br />

Die Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt. München: Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière.<br />

Merkel, J.: Was Geschichten ausmacht. In Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Übung:<br />

� Analyse <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n erzählten Geschichten auf Struktur, Kohärenz und sprachlichszenische<br />

Gestaltung.<br />

Dritter Schritt: Die Rolle von Gestik und Spiel beim Erzählen<br />

Erzählen wird stets von körperlicher Darstellung begleitet,<br />

die die Aufgabe hat, das ferne Geschehen für<br />

<strong>de</strong>n Zuhörer/Zuschauer vorstellbarer zu machen.<br />

Denn Gestik und Spiel beim Erzählen erzeugen in <strong>de</strong>r<br />

Vorstellung <strong>de</strong>r Zuhören<strong>de</strong>n, die eigentlich Zuschauer<br />

sind, anschauliche Bil<strong>de</strong>r.<br />

Darstellen<strong>de</strong> (ikonische o<strong>de</strong>r repräsentationale) Gesten<br />

illustrieren vor allem <strong>de</strong>n Erzähltext, kurze Spieleinlagen<br />

wichtige szenische Handlungen. An<strong>de</strong>rs als<br />

Themen:<br />

� Darstellen<strong>de</strong> (ikonische) und an<strong>de</strong>re Formen<br />

<strong>de</strong>r Gestik<br />

� Die ikonische Geste als zeichenhaft verkürztes<br />

Spiel<br />

� Bil<strong>de</strong>rzeugung durch gestische Darstellung<br />

im Rollenspiel (o<strong>de</strong>r im Theater) wer<strong>de</strong>n die Rollen nur<br />

zeichenartig kurz angespielt und ständig gewechselt.<br />

Die grundsätzliche Darstellungsweise besteht darin<br />

durch die stellvertreten<strong>de</strong> Teilhandlung die ganze<br />

Rollenfigur zu veranschaulichen (z.B. durch das Mienenspiel<br />

die ganze Person zu charakterisieren o<strong>de</strong>r<br />

mit einer <strong>de</strong>n Vogelkopf darstellen<strong>de</strong>n Handbewegung<br />

<strong>de</strong>n ganzen Vogel zu spielen).<br />

� Verhältnis von Gestik, Spiel und sprachlicher<br />

Gestaltung beim Erzählen<br />

Literatur<br />

Merkel, J. (2000/2007): „In die Luft gemalte Zeichen“. In Merkel, J.: Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt.<br />

Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

Übung:<br />

� Teilnehmer erzählen vor <strong>de</strong>n Teilnehmern.<br />

� Die Erzählungen wer<strong>de</strong>n aufgenommen und unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt betrachtet, wie sich die Erzählen<strong>de</strong>n<br />

dabei bewegen, welche Gesten sie einsetzen und wo sie ihre Hel<strong>de</strong>n nachspielen.<br />

14


Baustein 5:<br />

Mit <strong>de</strong>m Erzählen vor einem Publikum wird (vor allem<br />

in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Tradition) das Vortragen von „Märchen“<br />

assoziiert. Märchen wur<strong>de</strong>n in Europa zu einer<br />

Zeit in ländlichen Gebieten weiter erzählt, als sich in<br />

<strong>de</strong>r städtischen Kultur längst Theater und Lektüre als<br />

Unterhaltungsmedien durchgesetzt und die fahren<strong>de</strong>n<br />

Sänger und Jahrmarktsunterhalter abgelöst hatten. In<br />

Erster Schritt: die europäischen Volksmärchen<br />

Unter Märchen verstehen wir vor allen die „Zaubermärchen“,<br />

in <strong>de</strong>nen magische Helfer <strong>de</strong>n Hel<strong>de</strong>n beistehen<br />

und sie ins Märchenglück führen. Neben <strong>de</strong>n<br />

Märchen gab es jedoch zahlreiche weitere Erzählgattungen<br />

und Erzählstoffe (Legen<strong>de</strong>n, Sagen, Schwänke,<br />

Anekdoten, Witze), die wie die Märchen in immer neuen<br />

„Varianten“ abgewan<strong>de</strong>lt und weiter erzählt wur<strong>de</strong>n.<br />

Mit <strong>de</strong>m Aufkommen schriftlicher Unterhaltungsliteratur<br />

seit <strong>de</strong>m 16. Jh. wur<strong>de</strong> die Unterhaltung durch<br />

Themen:<br />

� Erzähler, Erzählgelegenheiten und Erzählstil<br />

<strong>de</strong>r europäischen Märchenerzähler<br />

� Die Gattungen <strong>de</strong>r Volkserzählungen<br />

Erzähltraditionen<br />

außereuropäischen Kulturen blieb das Erzählen das<br />

beherrschen<strong>de</strong> Unterhaltungsmedium bis zum Aufkommen<br />

<strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Massenmedien. In Europa<br />

wur<strong>de</strong>n die Stoffe <strong>de</strong>r mündlichen Volksliteratur (auch<br />

die an<strong>de</strong>rer Kulturkreise) im 19. Jh. zur Kin<strong>de</strong>rlektüre<br />

und prägen<strong>de</strong>r Teil <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rliteratur.<br />

mündliches Erzählen vor allem in ländlichen Gebieten<br />

weiter gepflegt und passte sich dabei in Umfang und<br />

Erzählstoffen <strong>de</strong>n Interessen und Lebensweisen dieser<br />

Schichten an.<br />

Diese Erzählungen wur<strong>de</strong>n im 19. Jh. von bürgerlichen<br />

Gelehrten (z.B. <strong>de</strong>n Gebrü<strong>de</strong>rn Grimm) als nationales<br />

Literaturgut gesammelt und als Lesetexte veröffentlicht.<br />

� Die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Märchens als nationales<br />

literarisches Gut in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Romantik<br />

und die Sammlung <strong>de</strong>r Brü<strong>de</strong>r<br />

Grimm.<br />

Literatur<br />

Bausinger, H. (1999): Märchen, In: Enzyklopädie <strong>de</strong>s Märchens, Bd. 9. Berlin.<br />

Schmidt, J. (1982): „De kann usen Härgott un'n Dübel aneenleigen“. Märchenerzähler und ihre Zuhörer. In: Merkel, J./Nagel, M. (Hg.):<br />

Erzählen. Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung einer vergessenen Kunst. Reinbek: Rowohlt [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen.<br />

www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Pöge-Al<strong>de</strong>r, K. (1994): Märchen als mündlich tradierte Erzählungen <strong>de</strong>s Volkes?. Frankfurt a. M.<br />

Uffer, L. (1983): Von <strong>de</strong>n letzten Märchengemeinschaften in Mitteleuropa. In: Wehse, R. (Hg.): Märchenerzähler. Erzählgemeinschaft.<br />

Kassel.<br />

Zweiter Schritt: Außereuropäische Erzähltraditionen<br />

In schriftlosen Kulturen diente das Erzählen einerseits<br />

<strong>de</strong>r Sicherung <strong>de</strong>r kulturellen Tradition (vor allem <strong>de</strong>r<br />

religiösen Mythen), an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r alltäglichen Erbauung<br />

und Zerstreuung. Aber auch in Schriftkulturen<br />

(wie <strong>de</strong>m islamischen Orient, Indien, China) blieb die<br />

Themen:<br />

� Beispiel Westafrika: Das Publikum erzählt<br />

mit<br />

� Beispiel Orient: Erzählen als Beruf<br />

� Die Sammlung von 1001 Nacht<br />

literarische Unterhaltung überwiegend mündlich und<br />

wur<strong>de</strong> von professionellen Erzählern in <strong>de</strong>n Städten<br />

angeboten und von Generation zu Generation weiter<br />

gegeben.<br />

� Die literarische Form <strong>de</strong>r Rahmenhandlung<br />

� Die Herkunft <strong>de</strong>r Erzählungen<br />

� Die Rezeption in Europa<br />

15


Literatur<br />

Littmann, E. (1953): Nachwort zu „Die Erzählungen aus <strong>de</strong>n 1001 Nächten“, Bd.6. Frankfurt: Insel.<br />

Merkel, J. (1987): Nachwort zu „Eine von 1000 Nächten. Märchen aus <strong>de</strong>m Orient“. München: Kunstmann [auch In: Merkels Erzählkabinett.<br />

Über das Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Merkel, J. (1986): Shehrezad und ihre Schwestern. Nachwort zu „Löwengleich und Mon<strong>de</strong>nschön. Orientalische Frauenmärchen“.<br />

München: Kunstmann [auch in: Merkels Erzählkabinett. Über das Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Nagel, M. (1982): „Sieh, damit wir sehen!“. Erzählen in westafrikanischen Kulturen. In: Merkel, J./Nagel, M. (Hg.): Erzählen. Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung<br />

einer vergessenen Kunst. Reinbek: Rowohlt [auch in: Merkels Erzählkabinett. Über das Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong><strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Dritter Schritt: Märchen als Kin<strong>de</strong>runterhaltung<br />

Märchen waren ursprünglich keine Kin<strong>de</strong>runterhaltung,<br />

Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong>n oft sogar davon ausgeschlossen.<br />

Erst durch die Sammlungen und Publikation als Buchtexte<br />

wer<strong>de</strong>n sie im 19. Jh. zu „Kin<strong>de</strong>r- und Hausmärchen“,<br />

die <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn nun vor allem vorgelesen wur<strong>de</strong>n.<br />

Sie wer<strong>de</strong>n mit Illustrationen versehen, die die<br />

frem<strong>de</strong> Lebenswelt dieser Erzählungen veranschauli-<br />

Themen:<br />

� Märchen als Lesestoff und Unterhaltung <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>rliteratur<br />

� Der Wechsel von <strong>de</strong>r offenen Erzählung<br />

zum literarischen Wortlaut<br />

� Die Funktion <strong>de</strong>r märchenhaften Erzählungen<br />

in <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rliteratur: Anregung von<br />

Gegenwelten und Schulung <strong>de</strong>r Phantasie<br />

� Die Rolle <strong>de</strong>r Illustrationen in Märchensammlungen<br />

und Bil<strong>de</strong>rbüchern<br />

chen und darum eine „märchenhafte“ Bildwelt erzeugen,<br />

die sich dann in medialen Produktionen immer<br />

weiter in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund schiebt. En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jh.s<br />

wer<strong>de</strong>n Märchen für das Kin<strong>de</strong>rtheater adaptiert und<br />

liefern im 20. Jh. Vorlagen für Medienproduktionen <strong>de</strong>r<br />

kommerziellen Kin<strong>de</strong>rkultur (Hörspiele, Comic, Film,<br />

Fernsehen, Computerspiele).<br />

� Der Einfluss <strong>de</strong>r Märchen auf die „Phantasieerzählung“<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rliteratur<br />

� Märchen in medialer Aufbereitung<br />

� Die Verbreitung <strong>de</strong>r Märchen in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Medien<br />

� Die Darstellung <strong>de</strong>s Zauberhaften bei <strong>de</strong>r<br />

medialen Gestaltung<br />

Literatur<br />

Heidtmann, H. (2007): Von Dornröschen bis zum Shrek. In: Barsch, A./Seibert, P.(Hg.): Märchen und Medien. Hohengehren.<br />

Merkel, J. (1977): Pflege <strong>de</strong>s Gemüts durch volkstümliche Literatur. In: Kuhn, A./Merkel, J.: Sentimentalität und Geschäft. Berlin.<br />

Petzoldt, L. (2002): Märchen, Mythen, Sagen. In: Lange, G. (Hg.): Taschenbuch <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und Jugendliteratur, Bd.1. Hohengehren.<br />

Rölleke, H. (2007): Von Menschen, <strong>de</strong>nen wir Grimms Märchen verdanken. In: Barsch, A./Seibert, P.(Hg.): Märchen und Medien. Hohengehren.<br />

Übung<br />

� In einer Gesprächsrun<strong>de</strong> berichten Studieren<strong>de</strong>, auf welche Weise und in welchen Medien sie in <strong>de</strong>r<br />

Kindheit mit Märchenstoffen bekannt wur<strong>de</strong>n. Sie berichten weiter, welche Gefühle sie in <strong>de</strong>r Erinnerung<br />

damit verbin<strong>de</strong>n.<br />

� Die Äußerungen wer<strong>de</strong>n ausgewertet, in<strong>de</strong>m die Präsentationsweise in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Medien<br />

mit <strong>de</strong>n Erinnerungsbil<strong>de</strong>rn und erinnerten Gefühlen verglichen wer<strong>de</strong>n.<br />

Vierter Schritt: Die Wie<strong>de</strong>rent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>s Erzählens<br />

In <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n Jahrzehnten wur<strong>de</strong> öffentliches<br />

Erzählen in vielen Län<strong>de</strong>rn wie<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt und zu<br />

einer eigenständigen Form <strong>de</strong>r Kulturveranstaltung.<br />

Neben Auftritten in pädagogischen Einrichtungen und<br />

Erzählaben<strong>de</strong>n für erwachsenes Publikum wer<strong>de</strong>n<br />

Erzählfestivals organisiert, auf <strong>de</strong>nen professionelle<br />

Erzähler auftreten.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n Märchenstoffe aus allen Län<strong>de</strong>rn, aber<br />

auch Geschichten nach literarischen Vorlagen o<strong>de</strong>r für<br />

das öffentliche Erzählen geschriebene Geschichten<br />

geboten. Die öffentliche Präsentation einzelner Erzähler<br />

vor zahlen<strong>de</strong>m Publikum in einer <strong>de</strong>r Theaterauf-<br />

führung vergleichbaren Vorstellung erfor<strong>de</strong>rt die professionelle<br />

künstlerische Ausgestaltung von Gestik,<br />

Mimik und Spiel bis hin zu artistischen Einlagen. Das<br />

Publikum stellen zu einem guten Teil nach wie vor<br />

Kin<strong>de</strong>r. Dennoch konnte sich die Erzählvorstellung<br />

auch als Sparte <strong>de</strong>r Erwachsenenunterhaltung etablieren.<br />

Gleichzeitig wur<strong>de</strong> Erzählen in pädagogischen Einrichtungen<br />

neu ausgerichtet. Während, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Deutschland, unter Erzählen lange das Vortragen überlieferter<br />

Märchen verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> und mit <strong>de</strong>r<br />

Debatte um Wert o<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>nklichkeit von Märchen<br />

16


auch das Erzählen weitgehend aus pädagogischen<br />

Einrichtungen verschwun<strong>de</strong>n war, wur<strong>de</strong> und wird es<br />

nunmehr zunehmend als sinnvolles pädagogisches<br />

Themen:<br />

� Erzählen als öffentliche Kulturveranstaltung<br />

(für erwachsenes Publikum)<br />

� Das tradierte Rezitieren von Märchentexten<br />

� Die Erzählung als theatrale Vorstellung<br />

� Erzählen als Teil öffentlicher Kin<strong>de</strong>rkultur<br />

� Erzählen und Erzähler in pädagogischen<br />

Einrichtungen<br />

Erzählen in Europa. Ein Län<strong>de</strong>rreport. In: www.erzaehlen.<strong>de</strong>.<br />

Angebot im Elementar- und Primarbereich ent<strong>de</strong>ckt<br />

und das Repertoire über die überlieferten Erzählstoffe<br />

hinaus erweitert.<br />

� Die herkömmliche Behandlung <strong>de</strong>r Märchen<br />

im Unterricht<br />

� Erzählen in Einrichtungen <strong>de</strong>s Elementarbereichs<br />

� LehrerInnen als Erzählen<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Grundschule<br />

Literatur<br />

17


Baustein 6:<br />

Sprechen lernen Kin<strong>de</strong>r im Gespräch mit <strong>de</strong>n Betreuern,<br />

die ihre Äußerungen stützen und anregen. Auch<br />

die komm<strong>uni</strong>kativen und sprachlichen Strukturen <strong>de</strong>s<br />

Erzählens wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Kindheit im Umgang mit <strong>de</strong>n<br />

Betreuern übernommen. Voraussetzung dafür ist, dass<br />

Erster Schritt: Entwicklung <strong>de</strong>r Erzählfähigkeit im Kin<strong>de</strong>salter<br />

Erzählen ermöglicht, vorgestellte Handlungen und<br />

damit individuelle Phantasien sprachlich und gestisch<br />

zu komm<strong>uni</strong>zieren. Kin<strong>de</strong>r machen früh Anstrengungen,<br />

ihre inneren Bil<strong>de</strong>r mitzuteilen; es dauert aber<br />

sehr lange, bis sie die vielfältigen komm<strong>uni</strong>kativen<br />

Mittel <strong>de</strong>s Erzählens sicher beherrschen.<br />

Schwierigkeit macht es ihnen, einerseits die feste<br />

Struktur zu beachten, <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>rs als beim Rollenspiel,<br />

das von Szene zu Szene neu abgesprochen<br />

Themen:<br />

� Anfänge erzählen<strong>de</strong>n Sprechens<br />

� Alltagserzählung und Phantasiegeschichte<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Erzählfähigkeit<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ausreichend erzählt wird, damit sie die<br />

damit verbun<strong>de</strong>nen sprachlichen und komm<strong>uni</strong>kativen<br />

Verhaltensweisen kennen und selbst anwen<strong>de</strong>n lernen.<br />

wer<strong>de</strong>n kann, muss nun ein durchgehen<strong>de</strong>s Muster<br />

beachtet und von Anfang an überblickt wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits<br />

sind die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Handlungen sprachlich<br />

<strong>de</strong>tailliert auszuschmücken. Erzählen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>r<br />

neigen dazu, entwe<strong>de</strong>r knapp und kursorisch zu erzählen<br />

o<strong>de</strong>r sich in Einzelheiten zu verlieren.<br />

� Spontanes und planen<strong>de</strong>s Erzählen (Beachtung<br />

von Schema, Kohärenz und szenischer<br />

Gestaltung)<br />

Literatur<br />

Boueke, D./Schülein, F. (1991): Kindliches Erzählen als Realisierung eines narrativen Schemas. In Ewers, H.H. (Hg.): Kindliches Erzählen.<br />

Erzählen für Kin<strong>de</strong>r. Weinheim.<br />

Fatke, R. (1994): Phantasiegeschichten. In: Fatke, R. (Hg.) : Ausdrucksformen <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>rlebens. Bad Heilbrunn.<br />

Merkel, J. (2000/2007): „Gestammelte Bil<strong>de</strong>r“ und „Die hilfreiche Fee dankt ab“. In: Merkel, J.: Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die<br />

Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt. Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen.<br />

www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule:<br />

� Studieren<strong>de</strong> lassen sich von Kin<strong>de</strong>rn im Kin<strong>de</strong>rgarten und in <strong>de</strong>r Grundschule Geschichten erzählen<br />

und nehmen sie auf.<br />

� Das erfor<strong>de</strong>rt einige Vorbereitungen: Die Kin<strong>de</strong>r müssen mit <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n vertraut sein. Tonaufnahmen<br />

sind dann relativ problemlos möglich, Vi<strong>de</strong>oaufnahmen können Rückwirkungen auf die<br />

Kin<strong>de</strong>r haben. Die Bereitschaft zu sprechen kann dabei von einer Puppe als vermitteln<strong>de</strong>r Figur angeregt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zugleich sind die Kin<strong>de</strong>r meist zum eigenen Erzählen bereit, wenn ihnen zuvor eine<br />

Geschichte erzählt wur<strong>de</strong>.<br />

� Die kindlichen Erzählungen wer<strong>de</strong>n dann analysiert und auf inhaltliche Ten<strong>de</strong>nzen, Textgestaltung<br />

und Darstellung hin betrachtet.<br />

Siehe die Kriterien zur Bewertung von Erzählungen im Anhang 2.2.<br />

Zweiter Schritt: Dekontextualisiertes Sprechen<br />

Erzählen erfor<strong>de</strong>rt eine vergangene o<strong>de</strong>r ausgedachte<br />

Handlungsfolge mit sprachlichen und gestischen Zeichen<br />

mitzuteilen. Dabei treten die Erzählen<strong>de</strong>n aus<br />

<strong>de</strong>m Kontext <strong>de</strong>r Erzählsituation heraus, um in die<br />

erzählte Handlung einzutauchen. Der Rahmen, <strong>de</strong>r im<br />

Gespräch durch <strong>de</strong>n aktuellen Kontext <strong>de</strong>s Sprechens<br />

gestellt wird, wird nun gesprengt. Mit sprachlichen<br />

Mitteln muss <strong>de</strong>r Kontext <strong>de</strong>r fernen erzählten Handlungen<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wer erzählt, spricht in einem ständigen Rollenwechsel:<br />

Einerseits berichtet er vom Standpunkt <strong>de</strong>r aktuellen<br />

Erzählsituation und blickt dabei auf die erzählten Er-<br />

18


eignisse, zugleich spricht er in <strong>de</strong>n Szenen <strong>de</strong>r erzählten<br />

Handlung vom Standpunkt und in <strong>de</strong>n Rollen <strong>de</strong>r<br />

erzählten Figuren und <strong>de</strong>ren Handlungen. Dieser Per-<br />

Themen:<br />

� Dekontextualisiertes Sprechen im Rollenspiel<br />

� Erzählungen als (sprachlich-gestische) Re-<br />

Konstruktion vergangener o<strong>de</strong>r vorgestellter<br />

Handlungen.<br />

spektivwechsel sowie das Sprechen in vorgestellten<br />

Kontexten wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n kindlichen Rollenspielen<br />

vorbereitet.<br />

� Der doppelte Bezug <strong>de</strong>s Erzählen<strong>de</strong>n auf<br />

die Erzählsituation und die erzählten Handlungen<br />

Literatur<br />

Merkel, J. (2000/2007): Improvisierte Geschichten. In: Merkel, J. : Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt<br />

Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

Merkel, J. : Gestisches Erzählen und darstellen<strong>de</strong>s Spiel in <strong>de</strong>r Spracherziehung. In: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen.<br />

www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Singer, J. L. (1995): Die Entwicklung <strong>de</strong>r Phantasie. Spielen und Geschichtenerzählen als Vorstufen <strong>de</strong>s Lesens. In: Franzmann, B. et<br />

al. (Hg.): Auf <strong>de</strong>n Schultern von Gutenberg. Berlin.<br />

19


Baustein 7:<br />

Dieser Baustein soll <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n die Fähigkeit<br />

vermitteln, selbst vor Kin<strong>de</strong>rn zu erzählen und sie mit<br />

Verfahren vertraut machen, die Kin<strong>de</strong>r zum eigenen<br />

Erster Schritt: Erzählen lernen<br />

Privat in Familie und Freun<strong>de</strong>skreis wer<strong>de</strong>n ständig<br />

Erlebnisse und Phantasien ausgetauscht. In öffentlichen<br />

Situationen und vor Publikum bereitet Erzählen<br />

<strong>de</strong>n meisten Menschen Schwierigkeiten. Sinn dieses<br />

Bausteins ist es, <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n die Fähigkeit zu<br />

vermitteln mit einer Erzählung vor einer begrenzten<br />

Zuhörerschaft aufzutreten.<br />

In einem Kompaktseminar (Wochenendveranstaltung<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Nachmittage) üben die Studieren-<br />

Themen<br />

� Auswahl von erzählbaren Textvorlagen<br />

� Memorieren <strong>de</strong>r Handlungsfolge <strong>de</strong>r Erzählungen<br />

Erzählen vor und mit Kin<strong>de</strong>rn<br />

Erzählen und zum Aus<strong>de</strong>nken eigener Erzählungen<br />

anregen.<br />

<strong>de</strong>n unter Anleitung eines erfahrenen Erzählers, wie<br />

<strong>de</strong>r schriftliche Text einer Geschichte in eine mündliche<br />

gestische und spielerische Erzählung verwan<strong>de</strong>lt<br />

wird. Sie arbeiten dabei in Zweiergruppen. Zum Abschluss<br />

<strong>de</strong>s Trainings erzählen sie ihre Geschichten<br />

vor allen Teilnehmern.<br />

Die Erzählungen wer<strong>de</strong>n auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommen,<br />

gemeinsam angesehen und besprochen.<br />

� Darstellung in Gestik und Spiel<br />

� Einüben sprachlicher Formeln<br />

Siehe Anhang 1.1. „Wie geschriebene Geschichten zu mündlichen Erzählungen wer<strong>de</strong>n“ und 1.2. „Übungen zur<br />

gestischen und spielerischen Darstellung“<br />

Literatur<br />

Claussen, C. (1995): Erzählen lernen in <strong>de</strong>r Grundschule. In: Merkelbach, V./Claussen, C. (Hg.): Erzählwerkstatt. Braunschweig.<br />

Zweiter Schritt: Erzählauftritte<br />

Beim Erzählen in pädagogischen Einrichtungen sollte<br />

über einen längeren Zeitraum und in einer regelmäßigen<br />

Folge erzählt wer<strong>de</strong>n (Faustregel: min<strong>de</strong>stens<br />

in sechs Folgen). Erst über das wie<strong>de</strong>rholte Hören<br />

von Erzählungen können die Strukturen von Geschichten<br />

und Verhaltensweisen <strong>de</strong>s Erzählens so<br />

weit durchschaut wer<strong>de</strong>n, dass Kin<strong>de</strong>r selbst zu<br />

erzählen beginnen.<br />

Diese Erzählstun<strong>de</strong>n beginnen möglichst mit festen<br />

Ritualen, die die Erzählung vom üblichen Tageslauf<br />

abgrenzt.<br />

Bewährt hat sich dafür, einen für die Geschichte<br />

bezeichnen<strong>de</strong>n Gegenstand mitzubringen, <strong>de</strong>r feierlich<br />

aus einem Behälter (Koffer, Korb, Tasche etc)<br />

geholt wird und mit <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Erzählung zu tun<br />

hat (z.B. in Form von Tierfiguren, Alltagsgegenstän<strong>de</strong>n<br />

etc).<br />

Dieser Gegenstand kann auch zunächst durch einen<br />

Fühlsack abgetastet und geraten wer<strong>de</strong>n. Nach seiner<br />

Enthüllung darf gemutmaßt wer<strong>de</strong>n, was er wohl<br />

mit <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Erzählung zu tun hat.<br />

Diese Gegenstän<strong>de</strong> können in einem Regal sichtbar<br />

aufbewahrt wer<strong>de</strong>n und dienen dann als Erinnerungszeichen.<br />

Sie können zugleich als Einstieg dienen, um die<br />

Geschichte in <strong>de</strong>r nächsten Erzählstun<strong>de</strong> gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zu rekonstruieren, ehe eine<br />

weitere Geschichte erzählt wird. Beim wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>n<br />

Erzählen wer<strong>de</strong>n die Kin<strong>de</strong>r so weit wie möglich<br />

mit einbezogen, in<strong>de</strong>m sie gefragt wer<strong>de</strong>n, wie die<br />

Geschichte weitergeht, was <strong>de</strong>r Held danach wohl<br />

gemacht hat.<br />

Dieses beteiligen<strong>de</strong> („interaktive“) Erzählen ist auch<br />

schon beim ersten Präsentieren <strong>de</strong>r Geschichte<br />

möglich, in<strong>de</strong>m an wichtigen Stellen nachgefragt<br />

wird, was die Zuhörer wohl an <strong>de</strong>r Stelle <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n<br />

gemacht hätten. Diese Erzählweise bietet sich<br />

insbeson<strong>de</strong>re bei „Kettenerzählungen“ und zum<br />

Zweck <strong>de</strong>r Sprachför<strong>de</strong>rung an (Sprechanlass).<br />

20


Themen:<br />

Anleitung für pädagogische Erzählstun<strong>de</strong>n:<br />

� Erzählritual,<br />

� Symbolgegenstän<strong>de</strong>,<br />

� Interaktives Erzählen,<br />

Claussen, C. (2000): Erzähl mal was!. Donauwörth.<br />

� Wie<strong>de</strong>rholung und Rekonstruktion von Erzählungen<br />

� Berichte über die Erfahrungen mit <strong>de</strong>m Erzählen<br />

und Austausch von Vorschlägen<br />

Literatur<br />

Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule<br />

� Die Teilnehmer erzählen mehrmals hintereinan<strong>de</strong>r (möglichst im wöchentlichen Rhythmus) in Einrichtungen<br />

<strong>de</strong>s Elementarbereichs o<strong>de</strong>r Schulklassen <strong>de</strong>r Grundschule.<br />

� Sie füllen zu je<strong>de</strong>r Erzählstun<strong>de</strong> einen Bogen aus. Diese Aufzeichnungen wer<strong>de</strong>n zur Reflexion <strong>de</strong>r<br />

Erzählerfahrungen von einer Arbeitsgruppe ausgewertet.<br />

Siehe <strong>de</strong>n Auswertungsbogen im Anhang 2.1.<br />

Dritter Schritt: Spracherziehung durch Erzählen<br />

Die gestische und spielerische Darstellung, die lebendiges<br />

Erzählen begleitet, erlaubt auch Zuhörern mit<br />

eingeschränkten Sprachkenntnissen, die wesentlichen<br />

Handlungselemente zu verstehen. Neugier und Begeisterung<br />

für die Geschichten bringen sie dazu, genauer<br />

auf die sprachlichen Aussagen zu hören, um die<br />

Erzählung vollständig zu verstehen.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Standpunkte, die er einnehmen<br />

muss, verlangen vom Erzähler eine vielfältige und vom<br />

Alltagsgebrauch abweichen<strong>de</strong> Sprachverwendung. In<br />

<strong>de</strong>n Erzählpassagen verwen<strong>de</strong>t er eine stilisiertere<br />

Sprechweise. In <strong>de</strong>n direkten Re<strong>de</strong>n muss er eine<br />

charakteristische (wie<strong>de</strong>rum vom eigenen Sprachgebrauch<br />

abweichen<strong>de</strong>) Diktion für je<strong>de</strong> Figur seiner<br />

Geschichte entwickeln. Schließlich gebrauchen Erzähler<br />

zahlreiche sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> Formulierungen, die<br />

Siehe Beispiele für „Kettenerzählungen“ im Anhang 2.1. und 2.2.<br />

Themen:<br />

� „Interaktives Erzählen“: während <strong>de</strong>s Erzählens<br />

Sprechanlässe bieten<br />

� Unterstützung <strong>de</strong>s Verständnisses durch<br />

Gesten und Spiel<br />

� Formeln als Sprachvorlagen<br />

das Verstehen <strong>de</strong>r Erzählung beim flüchtigen Hören<br />

erleichtern.<br />

Diese „Formeln“ prägen sich <strong>de</strong>n Hörern ein und können<br />

auch zur gezielten Sprachför<strong>de</strong>rung genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dafür eignen sich beson<strong>de</strong>rs so genannte „Kettenerzählungen“,<br />

in <strong>de</strong>nen sich Episo<strong>de</strong>n mit Variationen<br />

wie<strong>de</strong>rholen. Solche Erzählungen sind leichter durchschaubar<br />

und vervielfachen die sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>n<br />

Formeln, die sich als Vorlagen für grammatische Regeln<br />

und Satzkonstruktionen prägen.<br />

Von Kin<strong>de</strong>rn (zunächst mündlich) ausgedachte Episo<strong>de</strong>n<br />

können aufgeschrieben und zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

Eingangs- und <strong>de</strong>r Schlussepiso<strong>de</strong> zu einer neuen<br />

Erzählung zusammengefügt wer<strong>de</strong>n.<br />

� „Kettenerzählungen“ und „Grammatikgeschichten“<br />

� Nachbereitung von Erzählungen im Unterricht<br />

Literatur<br />

Geschichten zur Sprachför<strong>de</strong>rung. In: Merkels Erzählkabinett. Sprache för<strong>de</strong>rn. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Merkel, J. (2006): Erzähl du mir, dann erzähl ich dir". Wie mit <strong>de</strong>m Erzählen von Geschichten die Sprachbeherrschung geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Bremen [in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

21


Vierter Schritt: Mit Kin<strong>de</strong>rn Geschichten erfin<strong>de</strong>n<br />

Erzählungen regen Kin<strong>de</strong>r bald zum eigenen Erzählen<br />

an. Sie haben jedoch zunächst oft noch Schwierigkeiten,<br />

eine vollständige Erzählung zustan<strong>de</strong> zu bringen.<br />

Durch stützen<strong>de</strong> Vorgaben <strong>de</strong>r Pädagogen o<strong>de</strong>r beim<br />

gemeinsamen Erfin<strong>de</strong>n in einer Gruppe wird ihnen das<br />

Erfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Erzählung erleichtert. Zugleich können im<br />

Grundschulunterricht die Erzählungen als Vorlagen für<br />

schriftliche Fassungen dienen.<br />

Ohne Vorbereitung können Kin<strong>de</strong>r sich zu Kettenerzählungen<br />

neue Episo<strong>de</strong>n aus<strong>de</strong>nken und sie spontan<br />

in die laufen<strong>de</strong> Erzählung einfügen. Der Erzähler überlässt<br />

dann einem Kind für eine Episo<strong>de</strong> die Erzählerrolle.<br />

Wenn die Erzählbereitschaft <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

Themen:<br />

� Episo<strong>de</strong>nerzählungen erzählen und dazu<br />

neue Episo<strong>de</strong>n erfin<strong>de</strong>n lassen<br />

� Methodische Verfahren, um zu Geschichten<br />

anzuregen:<br />

� Erzählungen diktieren lassen und durch<br />

Nachfragen vervollständigen,<br />

� Erzählungen nach einer Folge unzusammenhängen<strong>de</strong>r<br />

Bil<strong>de</strong>r aus<strong>de</strong>nken,<br />

erschöpft ist, erzählt er <strong>de</strong>n Abschluss <strong>de</strong>r Geschichte.<br />

Pädagogen o<strong>de</strong>r Erzähler können sich, nach<strong>de</strong>m sie<br />

erzählten, von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn Geschichten diktieren<br />

lassen und dabei durch Nachfragen auf Lücken und<br />

Wi<strong>de</strong>rsprüche hinweisen, die dann gemeinsamen<br />

geglättet und ergänzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Sollen sich Kin<strong>de</strong>r eigene Geschichten aus<strong>de</strong>nken,<br />

hilft ihnen oft die Anregung durch scheinbar zufälliges<br />

Material, das Einfälle und Vorstellungen auslöst. Da<br />

Erzählungen sich aus bildhaften Handlungsszenen<br />

und sprachlichen Erzähltexten zusammensetzen, kann<br />

das Aus<strong>de</strong>nken von Geschichten entwe<strong>de</strong>r über Spielgegenstän<strong>de</strong><br />

und Bildfolgen o<strong>de</strong>r über sprachliche<br />

Elemente stimuliert wer<strong>de</strong>n.<br />

� Figuren auf Bildhintergrün<strong>de</strong> kleben und<br />

Geschichten dazu erfin<strong>de</strong>n,<br />

� Mit Hilfe einer Reihe von Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

Geschichten erfin<strong>de</strong>n („Schachtelgeschichten“<br />

nach Claus Claussen),<br />

� Das „Geschichtenerfin<strong>de</strong>rspiel“ (nach Claus<br />

Claussen).<br />

Literatur<br />

Becker-Textor, I./Michelfeit, G. (2000): Was Kin<strong>de</strong>rgeschichten erzählen. Kin<strong>de</strong>rn zuhören. Kin<strong>de</strong>r verstehen lernen. München.<br />

Claussen, C. (2006): Mit Kin<strong>de</strong>rn Geschichten erzählen. Berlin (zu verschie<strong>de</strong>nen Erzählprojekten, u. a. <strong>de</strong>n „Schachtelgeschichten“<br />

S.131-173).<br />

Kohl, E. M. (1995): Spielzeug Sprache. Ein Werkstattbuch. Neuwied.<br />

Merkel, J. : Wie man zu erzählbaren Geschichten kommt. In: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>.<br />

Rodari, G. (1999): Grammatik <strong>de</strong>r Phantasie. Leipzig.<br />

Übung zum Geschichtenerfin<strong>de</strong>n:<br />

Ausgehend von Bildmaterial:<br />

� Die Studieren<strong>de</strong>n schnei<strong>de</strong>n aus alten Zeitschriften wahllos Bildausschnitte aus. Dann erhalten sie<br />

eine Reihe zufällig ausgewählter Bil<strong>de</strong>r und legen diese Bil<strong>de</strong>r in Zweiergruppen zu einer Bildfolge,<br />

zusammen, in<strong>de</strong>m sie dazu eine Geschichte assoziieren. Diese Geschichte wird dann <strong>de</strong>n übrigen<br />

Teilnehmern anhand <strong>de</strong>r ausgewählten Bildfolge erzählt.<br />

� Mögliche Fortführung: Die Bildserien wer<strong>de</strong>n getauscht und die neue Gruppe <strong>de</strong>nkt sich mit <strong>de</strong>m<br />

gleichen Bildmaterial eine neue Geschichte aus.<br />

Ausgehend von Sprachmaterial:<br />

� Nach <strong>de</strong>n Kategorien <strong>de</strong>s Erfin<strong>de</strong>rspiels wer<strong>de</strong>n Stichworte auf Karteikarten geschrieben. Wie<strong>de</strong>rum<br />

in Zweiergrüppchen <strong>de</strong>nken sich die Teilnehmen<strong>de</strong>n eine Geschichte aus, in<strong>de</strong>m sie die Kärtchen in<br />

eine entsprechen<strong>de</strong> Reihenfolge bringen und dafür die auf <strong>de</strong>n Kärtchen genannten sprachlichen<br />

Elemente verwen<strong>de</strong>n..<br />

Siehe dazu das „Geschichtenerfin<strong>de</strong>rspiel“ (nach Claus Claussen) im Anhang 1.3.<br />

� Die entstan<strong>de</strong>nen Entwürfe wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n daraufhin diskutiert und abgeän<strong>de</strong>rt, wie<br />

weit sie die Anfor<strong>de</strong>rungen an eine erzählbare Geschichte erfüllen.<br />

Siehe Kriterien zur Bewertung im Anhang 2.2.<br />

22


Baustein 8:<br />

In Gesprächen wird unter an<strong>de</strong>rem auch berichtet,<br />

beschrieben, planend vorausgesehen, erklärt und<br />

argumentiert. Diese Re<strong>de</strong>weisen benötigen häufig<br />

längere Re<strong>de</strong>beiträge und tendieren <strong>de</strong>shalb dazu,<br />

sich aus <strong>de</strong>n kurzen Wechselre<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s alltäglichen<br />

Gesprächs zu lösen. Zu monologischen Äußerungen<br />

ausgeweitet, wer<strong>de</strong>n sie zu Texten, die eine in sich<br />

stimmige Struktur erfor<strong>de</strong>rn, um gesprochen und verstan<strong>de</strong>n<br />

zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Solche monologischen Re<strong>de</strong>weisen bil<strong>de</strong>n die Vorstufen<br />

zu schriftlichen Textarten, wie sie in <strong>de</strong>r Aufsatzdidaktik<br />

<strong>de</strong>r Schule erarbeitet wer<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n bereits<br />

in Gesprächen angeregt, wenn durch Nachfragen<br />

dazu aufgefor<strong>de</strong>rt wird, genauer zu berichten, zu be-<br />

Erster Schritt: Berichten und Beschreiben<br />

Berichten wird, gera<strong>de</strong> im alltäglichen Sprachgebrauch,<br />

häufig mit <strong>de</strong>m Erzählen von Erlebnissen<br />

verwechselt; es ist davon jedoch zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Während die Erzählung einem verbindlichen Handlungsmuster<br />

folgt (auch bei <strong>de</strong>r „Erlebniserzählung“),<br />

wer<strong>de</strong>n beim Berichten Handlungen o<strong>de</strong>r Eigenschaften<br />

in einer systematischen Anordnung mitgeteilt. Das<br />

Ordnungsprinzip <strong>de</strong>r Darstellung muss nun vom Sprecher<br />

nach <strong>de</strong>r Logik <strong>de</strong>r berichteten Gegenstän<strong>de</strong><br />

gewählt wer<strong>de</strong>n. Bezieht sich <strong>de</strong>r Bericht auf Handlungen<br />

bietet sich die chronologische Folge dieser Handlungen<br />

an. Das gilt für <strong>de</strong>n Erlebnisbericht, aber auch<br />

für die Gebrauchsanweisung, die die Handlungsschritte<br />

für die Benutzung eines Gerätes vermittelt. Für die<br />

Darstellung geplanter Handlungen bietet sich die in<br />

die Zukunft gerichtete chronologische Reihenfolge an.<br />

Geht es um die Darstellung von Eigenschaften, wer<strong>de</strong>n<br />

sie nach <strong>de</strong>r räumlichen Anordnung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong>n Funktionen mitgeteilt.<br />

Themen:<br />

� Berichten und Beschreiben als sprachliche<br />

Darstellung nicht gegenwärtiger Handlungen,<br />

Zustän<strong>de</strong>, Vorgänge etc.<br />

� Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Anschaulichkeit und die<br />

Verwendung von Anschauungsmaterial<br />

� Strukturierung <strong>de</strong>s Themas<br />

Textarten<br />

schreiben o<strong>de</strong>r zu argumentieren. Die Strukturen, die<br />

solche Re<strong>de</strong>beiträge erfor<strong>de</strong>rn, folgen einerseits kulturellen<br />

(und davon abgleitet schulpädagogischen) Mustern,<br />

an<strong>de</strong>rerseits müssen sie von <strong>de</strong>n Sprechen<strong>de</strong>n<br />

nach ihren Komm<strong>uni</strong>kationsabsichten jeweils abgeän<strong>de</strong>rt<br />

und ausgerichtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Anschaulichkeit, die beim Erzählen durch die gestisch-spielerische<br />

Darstellung erreicht wird, wird beim<br />

Vortragen <strong>de</strong>r sachbezogenen Textarten durch Anschauungsmaterial<br />

unterstützt, das die fernen Räume<br />

o<strong>de</strong>r Zeiten durch Beschreibung, durch Gegenstän<strong>de</strong>,<br />

Bild o<strong>de</strong>r Ton illustriert. Selbst die abstrakte Begründung<br />

stärkt ihre Überzeugungskraft durch die Veranschaulichung<br />

in <strong>de</strong>r graphischen Darstellung.<br />

Diese Textform wird meist als „Beschreiben“ gekennzeichnet,<br />

steht jedoch in enger Verbindung mit <strong>de</strong>m<br />

einfachen Berichten.<br />

Bereits im Kin<strong>de</strong>rgarten können Kin<strong>de</strong>r von ihren Aktivitäten<br />

berichten o<strong>de</strong>r geplante Aktivitäten besprechen.<br />

Durch Nachfragen kann dabei die Erzieherin auf<br />

<strong>de</strong>n inhaltlichen Zusammenhang <strong>de</strong>r Äußerungen und<br />

auf vollständiges Berichten achten.<br />

In <strong>de</strong>r Grundschule sollte die Lehrkraft auf <strong>de</strong>r Verständlichkeit<br />

und Vollständigkeit von Berichten bestehen,<br />

wie sie im Morgenkreis nach <strong>de</strong>m Wochenen<strong>de</strong><br />

üblich sind. Dabei ist zu beachten, dass – an<strong>de</strong>rs als<br />

in <strong>de</strong>r herkömmlichen Aufsatzdidaktik – auch Berichte<br />

und Beschreibungen durchaus nach persönlichen<br />

Gesichtspunkten angelegt wer<strong>de</strong>n (und angelegt wer<strong>de</strong>n<br />

dürfen).<br />

� Die Rolle <strong>de</strong>r subjektiven Perspektive beim<br />

Beschreiben und Berichten<br />

Rinck, M. (2003): Verstehen von Raumbeschreibungen. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Stutterheim, C. von/Kohlmann, U. (2003): Erzählen und Berichten. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Wintermantel, Margret (2003): Verstehen von Personenbeschreibungen. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Literatur<br />

23


Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule:<br />

� Die Studieren<strong>de</strong>n machen in einer Einrichtung Ton- o<strong>de</strong>r Vi<strong>de</strong>oaufnahmen, in<strong>de</strong>m sie die Kin<strong>de</strong>r<br />

nacheinan<strong>de</strong>r zu einem festen Thema berichten lassen. Sie suchen durch Nachfragen, genauere Beschreibungen<br />

und Ergänzungen zu erhalten.<br />

� Sie analysieren die Äußerungen auf die Fähigkeit <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r hin, erstens am Thema zu bleiben, zweitens<br />

die Regeln einer Gruppenbefragung einzuhalten.<br />

Themenbeispiele:<br />

� Meine liebsten Spielzeuge<br />

� Mein Zimmer<br />

� Mein Lieblingsessen<br />

� Wie ich meinen Geburtstag feiere<br />

Zweiter Schritt: Erklären und Argumentieren<br />

Beim Beschreiben wie beim Berichten wer<strong>de</strong>n räumlich<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich strukturierte Feststellungen getroffen.<br />

In<strong>de</strong>m Feststellungen aufeinan<strong>de</strong>r bezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

stellt sich die Frage, wie und in welchem Zusammenhang<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Zustän<strong>de</strong> stehen. Ist <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Küche von Porzellanscherben übersät, so<br />

fragt sich <strong>de</strong>r Hörer/Leser nach <strong>de</strong>r Ursache <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung.<br />

Wenn die friedlichen Spaziergänger plötzlich<br />

hektisch auseinan<strong>de</strong>r rennen, ist zu klären, was<br />

sie dazu veranlasst. Solche Erklärungen geben zunächst<br />

Eindrücke und Einstellungen wie<strong>de</strong>r, sie erfolgen<br />

als Meinungsäußerung.<br />

Meinungsäußerungen bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Ausgangspunkt je<strong>de</strong>r<br />

Diskussion. Sie sind subjektiv ausgerichtet und emotional<br />

gefärbt, sie dürfen selbst Vorurteile zum Ausdruck<br />

bringen. Es ist ja gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>r Diskussion,<br />

diese über die Konfrontation mit an<strong>de</strong>ren Urteilen<br />

zu relativieren und im Verlauf <strong>de</strong>s Diskutierens abzubauen.<br />

In je<strong>de</strong>m Fall stellt die Meinungsäußerung <strong>de</strong>n<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ersten Schritt für die Än<strong>de</strong>rung eigener<br />

Einstellungen dar. Erst in<strong>de</strong>m Einstellungen und<br />

Gefühle verbalisiert wer<strong>de</strong>n, können sie ausreichend<br />

ins Bewusstsein treten und damit <strong>de</strong>r sprachlichen<br />

Bearbeitung zugänglich wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch wenn die schiere Meinungsäußerung vor <strong>de</strong>r<br />

Klasse o<strong>de</strong>r Gruppe für Schüler schon ein großer<br />

Schritt sein kann, sollte es dabei nicht bleiben. Zu<br />

je<strong>de</strong>r Meinung sollte eine Begründung gefor<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n,<br />

wobei es zunächst nicht um überzeugen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

stichhaltige Grün<strong>de</strong> geht, son<strong>de</strong>rn darum, dass über-<br />

Themen:<br />

� Die Rolle von Erfahrung und Emotion bei<br />

<strong>de</strong>r Meinungsbildung<br />

� Die Objektivität als Leitbild wissenschaftlichen<br />

Argumentierens<br />

haupt Grün<strong>de</strong> gesucht und geliefert wer<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n<br />

zunächst so kontrovers und unvereinbar ausfallen<br />

wie die Meinungen.<br />

Sie erlauben jedoch im nächsten Schritt weiter zu<br />

fragen, inwieweit die angegebenen Grün<strong>de</strong> mit überprüfbaren<br />

Tatsachen untermauert wer<strong>de</strong>n können.<br />

„Tatsachen“ sind dabei nicht mit <strong>de</strong>r einzig gültigen<br />

„Wahrheit“ zu verwechseln, auch sie fallen selten<br />

genug ein<strong>de</strong>utig aus o<strong>de</strong>r bleiben unwi<strong>de</strong>rsprochen.<br />

Sie beziehen sich jedoch nicht mehr allein auf Einstellungen<br />

und Begründungen einzelner Personen, son<strong>de</strong>rn<br />

müssen sich auf (mehr o<strong>de</strong>r weniger) übereinstimmen<strong>de</strong><br />

Wahrnehmungen, Beobachtungen, Feststellungen<br />

einer ganzen Reihe von Personen zurückführen<br />

lassen. Sie dürfen <strong>de</strong>shalb eine intersubjektive<br />

Gültigkeit o<strong>de</strong>r Zeugenschaft beanspruchen.<br />

Argumentative Begründungen können dabei nach <strong>de</strong>m<br />

Mo<strong>de</strong>ll von Ursache und Wirkung gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Dafür müssen die dafür verantwortlichen Faktoren aus<br />

ihrem vielfältigen Zusammenhang gelöst und in einer<br />

einsehbaren Folge von Ursache und Wirkung angeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie können auch als wechselseitige Prozesse<br />

beschrieben wer<strong>de</strong>n, wenn sich die beteiligten<br />

Faktoren gegenseitig beeinflussen (systemisches Mo<strong>de</strong>ll).<br />

� Das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r linearen Kausalität<br />

� Die Rückkopplung im systemischen Mo<strong>de</strong>ll<br />

Geißner, H. (1998): Argumentationspraxis. In: Geißner, H. et al. (Hg.): Gesprächsführung. Führungsgespräche. St. Ingbert.<br />

Van <strong>de</strong>r Meer, E. (2003): Verstehen von Kausalitätszusammenhängen. In: Rickheit, G. et al. (Hg.): Psycholinguistik. Berlin.<br />

Literatur<br />

24


Übung Debattierclub<br />

� Je drei Teilnehmer sitzen sich an einem Tisch gegenüber, zwischen ihnen ein Diskussionsleiter.<br />

� Je<strong>de</strong> Gruppe bekommt eine These für und wi<strong>de</strong>r, über die sie als Mannschaften gegeneinan<strong>de</strong>r diskutieren.<br />

� Das Publikum o<strong>de</strong>r eigens bestimmte Punkterichter entschei<strong>de</strong>n, wer von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Mannschaften<br />

überzeugen<strong>de</strong>r diskutierte.<br />

� Anschließend wer<strong>de</strong>n diese Entscheidungen begrün<strong>de</strong>t und mit <strong>de</strong>m Publikum diskutiert.<br />

Siehe dazu weitere Vorschläge für Diskussionsübungen im Anhang 2.3.<br />

Praxis Kin<strong>de</strong>rgarten und Grundschule:<br />

Konfliktregelung<br />

Das Verfahren <strong>de</strong>r Konfliktregelung über Mediation wird als Rollenspiel auf einen ausgedachten Konflikt<br />

zwischen Schülern angewen<strong>de</strong>t:<br />

� Der Konflikt wird dargestellt und eventuell nach <strong>de</strong>n Wünschen und Einwendungen <strong>de</strong>r Schüler verän<strong>de</strong>rt.<br />

� Vorweg wer<strong>de</strong>n die Regeln <strong>de</strong>r Konfliktbereinigung festgelegt: Je<strong>de</strong>r kommt zu Wort. Eine Form <strong>de</strong>r<br />

Entscheidung wird gemeinsam abgesprochen. Die Teilnehmer erklären sich mit <strong>de</strong>m Verfahren einverstan<strong>de</strong>n.<br />

� Danach wer<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong> Seiten gehört und nach <strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n ihres Verhaltens gefragt.<br />

� Neutrale Beobachter wer<strong>de</strong>n gehört.<br />

� Schließlich wird eine Entscheidung getroffen (entwe<strong>de</strong>r von einer Person, einem Gremium o<strong>de</strong>r allen<br />

Beteiligten per Abstimmung)<br />

� Das Spiel wird möglichst aufgezeichnet und ausgewertet.<br />

Dritter Schritt: Vortragen<br />

Vortragen heißt zunächst längere sprachliche Ausführungen<br />

vor einer Zuhörerschaft zu machen. Das erfor<strong>de</strong>rt<br />

neben <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>fähigkeit auch ein angemessenes<br />

körperliches Auftreten und begleiten<strong>de</strong> nonverbale<br />

Mitteilungen, die ein gutes Selbstbewusstsein <strong>de</strong>s<br />

Re<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n voraussetzen. Die komm<strong>uni</strong>kativen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Vortrags können an<strong>de</strong>rerseits aber geübt<br />

und darüber kann das Selbstbewusstsein gestärkt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Übung und Selbstvertrauen für <strong>de</strong>n Vortrag können<br />

zunächst durch das Vortragen fester Texte geför<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n, die entwe<strong>de</strong>r auswendig vorgetragen o<strong>de</strong>r<br />

vorgelesen wer<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>n Vortrag fester Texte<br />

kann Aussprache und Gefühl für die rhythmischmelodischen<br />

Elemente <strong>de</strong>r Sprache ausgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Vortragen von ansprechen<strong>de</strong>n Versen o<strong>de</strong>r Lieblingstexten<br />

(die Kin<strong>de</strong>r oft auswendig beherrschen)<br />

kann bereits im Kin<strong>de</strong>rgarten als Vorstufe zum Vortragen<br />

gepflegt wer<strong>de</strong>n. Sachbezogenes Vortragen wird<br />

Kin<strong>de</strong>rgartenkin<strong>de</strong>r meist überfor<strong>de</strong>rn, sollte aber<br />

frühzeitig im Grundschulunterricht angeregt und geübt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die längere Re<strong>de</strong>, eben <strong>de</strong>r Vortrag, hat aber auch<br />

inhaltliche Konsequenzen: Von einem Vortrag erwartet<br />

Themen:<br />

� Vortragen von auswendig gelernten Texten<br />

� Die Be<strong>de</strong>utung sinngemäßen lauten (Vor-)<br />

Lesens<br />

man nicht nur, dass er länger dauert als <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>beitrag<br />

in einer Besprechung, er weckt auch die Erwartung,<br />

über Zusammenhänge aufzuklären. Und dafür<br />

wird <strong>de</strong>m Redner ja eine längere zusammenhängen<strong>de</strong><br />

Re<strong>de</strong>zeit zugestan<strong>de</strong>n.<br />

Diese Erwartung bedingt <strong>de</strong>n (üblichen) Aufbau eines<br />

Vortrags: Nach einleiten<strong>de</strong>n Worten wer<strong>de</strong>n Gegenstän<strong>de</strong>,<br />

Zustän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Verhaltensweisen beschrieben<br />

und anschließend wird nach <strong>de</strong>ren Zusammenhang<br />

und Ursachen gefragt. Der (wissenschaftlich orientierte)<br />

Vortrag sucht die Erklärungsmo<strong>de</strong>lle, die von verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fachvertretern vorgebracht wer<strong>de</strong>n, zu<br />

vergleichen und über die Darstellung kontroverser<br />

Argumentationen zu einer eigenen Position zu gelangen.<br />

Damit schließt er neben <strong>de</strong>m Berichten und Beschreiben<br />

auch das Diskutieren und Argumentieren<br />

mit ein.<br />

In <strong>de</strong>r pädagogischen Arbeit kann die Aufgabe gestellt<br />

wer<strong>de</strong>n, mit altersgemäßen Themen vor <strong>de</strong>r Gruppe<br />

o<strong>de</strong>r Klasse aufzutreten und darüber einerseits die<br />

Fähigkeit zum öffentlichen Auftreten zu för<strong>de</strong>rn, an<strong>de</strong>rerseits<br />

Grundlagen für das Schreiben <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Aufsatzarten zu legen.<br />

� Rhetorik öffentlichen Vortragens<br />

� Themen und Verfahren <strong>de</strong>s Vortragens in<br />

<strong>de</strong>r Grundschule<br />

25


Literatur<br />

Allhoff, D.-W./Allhoff, W. (2006): Präsentation. Vortrag. Re<strong>de</strong>. In: Allhoff, D.-W./Allhoff, W.: Rhetorik und Komm<strong>uni</strong>kation. 14.Aufl. München.<br />

Übung „Vortrag spielen“:<br />

Einzelne Teilnehmer bekommen auf einem Zettel ein Thema mit kurzen Erläuterungen. Sie haben 5 Minuten<br />

Zeit, um sich Stichworte zu notieren und danach 10 Minuten über ihr Thema zu sprechen.<br />

Die Vorträge wer<strong>de</strong>n auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommen und dann nach folgen<strong>de</strong>n Gesichtspunkten betrachtet:<br />

� Nonverbales Verhalten <strong>de</strong>s Vortragen<strong>de</strong>n (Stellung/Bewegung/Gestik)<br />

� Strukturierung <strong>de</strong>s Vortragstextes<br />

� Reaktionen auf und Interaktionen mit <strong>de</strong>n Zuhörern<br />

Weitere Vorschläge für Übungen zum Vortragen im Anhang 2.4.<br />

Praxis Grundschule:<br />

� Die Studieren<strong>de</strong>n regen in einer regelmäßigen Vortragsstun<strong>de</strong> (einmal wöchentlich) Berichte und<br />

Vorträge von Schülern vor <strong>de</strong>r Klasse an.<br />

� Die Schüler können allein o<strong>de</strong>r als Kleingruppe vortragen. Die Studieren<strong>de</strong>n unterstützen sie, in<strong>de</strong>m<br />

sie mit ihnen eine Struktur (Glie<strong>de</strong>rung) absprechen, die Glie<strong>de</strong>rungspunkte als Stichworte festhalten<br />

und ihnen helfen, geeignetes Anschauungsmaterial zu fin<strong>de</strong>n.<br />

� Die Vorträge wer<strong>de</strong>n dann von <strong>de</strong>n Schülern anhand <strong>de</strong>r (auf Kärtchen notierten) Stichworte vorgetragen,<br />

möglichst auf Vi<strong>de</strong>o aufgenommen und mit <strong>de</strong>n Schülern besprochen.<br />

Mögliche Themen:<br />

� Die Sammlungen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r<br />

� Eigene Hobbys<br />

� Umgang mit Geräten


Baustein 9:<br />

Sprechen, Schreiben und Medien stehen als Verfahren<br />

<strong>de</strong>r privaten und öffentlichen Komm<strong>uni</strong>kation in einem<br />

engen Zusammenhang, zugleich aber unterschei<strong>de</strong>n<br />

sie sich grundsätzlich in ihrer Formensprache und<br />

ihren Zielsetzungen. Die mündliche Sprachverwendung<br />

wird beim Schreiben nicht einfach verschriftlicht,<br />

Erster Schritt: Entstehung <strong>de</strong>r Schrift<br />

Schriftlose Gesellschaften entwickelten Techniken <strong>de</strong>s<br />

Memorierens, um kulturelle Traditionen zu erhalten<br />

und weiterzugeben. Mit <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>r Schrift<br />

wur<strong>de</strong> ein sichereres System <strong>de</strong>r Bewahrung gefun-<br />

Themen:<br />

� Die Überlieferung in schriftlosen Kulturen<br />

� Die historische Entstehung <strong>de</strong>r Schrift<br />

<strong>Mündlichkeit</strong>, Schrift und Medien<br />

son<strong>de</strong>rn führt in Wortwahl und Satzstellung zu einer<br />

speziellen schriftlichen Diktion. Die medialen Formate<br />

nutzen sowohl gesprochene wie geschriebene Sprache<br />

in einer sehr spezifischen Mischung, die von Medium<br />

zu Medium unterschiedlich gestaltet wird.<br />

<strong>de</strong>n, das man zunächst nur für die Rechnungsführung<br />

und zur Überlieferung heiliger Texte benutzte.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Schriftsysteme bedingten unterschiedliche<br />

Formen <strong>de</strong>r Schriftverwendung.<br />

� Die verschie<strong>de</strong>nen Formen <strong>de</strong>r Schrift und<br />

<strong>de</strong>s Schreibens<br />

Literatur<br />

Ehlich, K. (1994): Funktion und Struktur schriftlicher Komm<strong>uni</strong>kation. In: Günther, H./Ludwig, O. (Hg.): Schrift und Schriftlichkeit. Berlin.<br />

Zweiter Schritt: Sprechen und Schreiben<br />

Beim Schreiben wird von <strong>de</strong>n körperlichen und nonverbalen<br />

Zeichen abstrahiert, die allenfalls als Satzzeichen<br />

noch erscheinen. Zugleich än<strong>de</strong>rt sich die<br />

Wortwahl und die Satzkonstruktion. Die Schwierigkeit<br />

beim Schriftspracherwerb liegt darin, dass mit <strong>de</strong>m<br />

Alphabet nicht nur ein neues Kodierungssystem, son<strong>de</strong>rn<br />

zugleich die an<strong>de</strong>rs geartete schriftliche Sprach-<br />

Themen:<br />

� Vergleich <strong>de</strong>r mündlichen mit <strong>de</strong>r schriftlichen<br />

Sprachverwendung<br />

� Rückwirkung <strong>de</strong>s schriftlichen auf <strong>de</strong>n<br />

mündlichen Sprachgebrauch (Schriftliche<br />

Diktion von Vorträgen etc.)<br />

� Verhältnis von mündlicher und schriftlicher<br />

Sprachbeherrschung in <strong>de</strong>r Sprachentwicklung <br />

verwendung gelernt wer<strong>de</strong>n muss. Dennoch stehen<br />

Sprechen und Schreiben in einem wechselseitigen<br />

Verhältnis. Schon Kin<strong>de</strong>r im Kin<strong>de</strong>rgarten können mit<br />

Zeichen und Buchstaben vertraut gemacht wer<strong>de</strong>n. In<br />

<strong>de</strong>r Schule kann <strong>de</strong>r (Aufsatz-) Unterricht durch Formen<br />

längerer monologischer Sprachäußerungen unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

� Zeichen und Schrift in <strong>de</strong>r Elementarerziehung<br />

� Schreibanlässe in <strong>de</strong>r Sprecherziehung<br />

Blumenstock, L. (2004): Spielerische Wege zur Schriftsprache im Kin<strong>de</strong>rgarten. Weinheim.<br />

Nerius, D. (2005): Gesprochene und geschriebene Sprache. In: Ammon, U. et al. (Hg.): Soziolinguistik. Berlin.<br />

Literatur<br />

27


Dritter Schritt: <strong>Mündlichkeit</strong>, Schrift und Medien<br />

Die auditiven und audiovisuellen Medien sind, an<strong>de</strong>rs<br />

als die Schrift, in <strong>de</strong>r Lage mündliche Re<strong>de</strong> festzuhalten<br />

und wie<strong>de</strong>rzugeben. Sie erweitern also mündliche<br />

und personale Sprachverwendung über die örtliche<br />

und zeitliche Begrenzung <strong>de</strong>r zwischenmenschlichen<br />

Komm<strong>uni</strong>kation hinaus. Dafür haben sie eigenständige<br />

Formate ausgebil<strong>de</strong>t. Sie geben aber nicht einfach<br />

Themen:<br />

� Die sekundäre <strong>Mündlichkeit</strong> <strong>de</strong>r Medien<br />

(z.B. Sprache <strong>de</strong>r Kommentatoren, Interaktivität<br />

in Medien)<br />

� Verhältnis von Bild, Dialog und Erzähltext im<br />

Comic<br />

wie<strong>de</strong>r, was und wie es gesprochen wur<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn<br />

filtern ihre Botschaften nach schriftlichen Vorgaben<br />

und nutzen Schrift in ihren Formaten als zusätzliche<br />

Informationsquelle. Die Computertechnologie erlaubt<br />

darüber hinaus, alle verfügbaren nicht personalen<br />

Komm<strong>uni</strong>kationsweisen in einem zentralen Medium<br />

zusammenzuführen.<br />

� Bild, Sprechen und Schrift in <strong>de</strong>n digitalen<br />

Medien<br />

Literatur<br />

Kepser, M. (2003): Sprachunterricht und neue Medien. In: Bre<strong>de</strong>l, U. et al. (Hg.): Didaktik <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Sprache, Bd.2. Pa<strong>de</strong>rborn.<br />

Schmitz, U. (2005): Sprache und Massenkomm<strong>uni</strong>kation. In: Ammon, U. et al. (Hg.): Soziolinguistik. Berlin.<br />

Übung:<br />

� Eine kurze Film- o<strong>de</strong>r Fernsehsequenz wird ohne Ton betrachtet und danach geraten, wovon die Sequenz<br />

han<strong>de</strong>lt.<br />

Anschließend wird die Sequenz mit Ton angesehen.<br />

� Alternativ: Ein Cartoon wird mit abge<strong>de</strong>ckten Panels und Sprechblasen kopiert, die leeren Stellen<br />

wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Studieren<strong>de</strong>n ausgefüllt.<br />

Danach wird die Kopie <strong>de</strong>s Originals verteilt.<br />

Praxis Grundschule<br />

Über ein für die Schüler wichtiges Ereignis wird eine Tonreportage hergestellt. Sie wird nach einem in <strong>de</strong>r<br />

Klasse o<strong>de</strong>r Gruppe erarbeiteten Konzept aus folgen<strong>de</strong>n Elementen montiert:<br />

� Originalaufnahmen bei <strong>de</strong>m Ereignis selbst<br />

� Interviews, die im nachhinein mit <strong>de</strong>n Beteiligten geführt wer<strong>de</strong>n,<br />

� Gesprochener Text eines Kommentators etc.<br />

Dabei kann auf die unterschiedliche Sprachverwendung in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Sprachsituationen hingewiesen<br />

und sie im Unterricht thematisiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Übung: Fernsehdiskussion<br />

� Zu einem Thema wird eine mo<strong>de</strong>rierte Diskussion im Stil <strong>de</strong>s Fernsehens gespielt. Die Teilnehmer<br />

<strong>de</strong>r Run<strong>de</strong> erhalten kurze Angaben entwe<strong>de</strong>r zu ihrem Beruf o<strong>de</strong>r ihrer Position zum Thema, o<strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>s. Sie haben 5 Minuten Zeit um sich darüber Gedanken zu machen, während die Tische und<br />

Stühle für die Run<strong>de</strong> aufgestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

� Dann führt <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rator ins Thema ein, bittet je<strong>de</strong>n Teilnehmer sich vorzustellen und ein Statement<br />

abzugeben und eröffnet die Diskussion, die nun über eine festgelegte Zeitspanne läuft. Am<br />

En<strong>de</strong> öffnet <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>rator die Diskussion für die Zuschauen<strong>de</strong>n.<br />

Siehe dazu die Vorlagen im Anhang unter 3.3.2.<br />

28


Literaturverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Allhoff, D.-W./Allhoff, W. (2006): Präsentation. Vortrag. Re<strong>de</strong>. In: Allhoff, D.-W./Allhoff, W.: Rhetorik und Komm<strong>uni</strong>kation. 14.Aufl. München.<br />

Andresen, H. (2004): Interaktion. Zeichen und Be<strong>de</strong>utungsrepräsentationen bei Vorschulkin<strong>de</strong>rn. Aspekte <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen<br />

<strong>Mündlichkeit</strong> und Schriftlichkeit in einer entwicklungsorientierten Perspektive. In: Zeitschrift für Kultur- und Bildungswissenschaften,<br />

Heft 17, S. 57- 71.<br />

Apeltauer, E. (2003): Literalität und Spracherwerb. Flensburger Papiere zur Mehrsprachigkeit und Kulturvielfalt im Unterricht. Flensburg.<br />

Bausinger, H. (1999): Märchen, In: Enzyklopädie <strong>de</strong>s Märchens, Bd. 9. Berlin.<br />

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Berthold, S. (2004): Metho<strong>de</strong>n zur Schulung <strong>de</strong>s nonverbalen Verhaltens im Re<strong>de</strong>- und Gesprächsunterricht. In: Schober, O. (Hg.):<br />

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Merkel, J. (1986): Shehrezad und ihre Schwestern. Nachwort zu „Löwengleich und Mon<strong>de</strong>nschön. Orientalische Frauenmärchen“.<br />

München: Kunstmann [auch in: Merkels Erzählkabinett. Über das Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Merkel, J. (1987): Nachwort zu „Eine von 1000 Nächten. Märchen aus <strong>de</strong>m Orient“. München: Kunstmann [auch In: Merkels Erzählkabinett.<br />

Über das Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>].<br />

Merkel, J. (2000/2007): „Gestammelte Bil<strong>de</strong>r“ und „Die hilfreiche Fee dankt ab“. In: Merkel, J.: Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die<br />

Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt. Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen.<br />

www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

Merkel, J. (2000/2007): „Ich sage dir, was du erzählst“ und „Die hilfreiche Fee dankt ab“. In Merkel, J. : Spielen, Erzählen, Phantasieren.<br />

Die Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt. München: Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière.<br />

Merkel, J. (2000/2007): „In die Luft gemalte Zeichen“. In Merkel, J.: Spielen, Erzählen, Phantasieren. Die Sprache <strong>de</strong>r inneren Welt.<br />

Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

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Kunstmann/Neuauflage Bremen: edition lumière. [auch in: Merkels Erzählkabinett. Vom Erzählen. www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong> ].<br />

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30


Anhang<br />

Der Anhang dient zur Ergänzung <strong>de</strong>r vorgeschlagenen Übungen und praktischen Tätigkeiten.<br />

1 Zum Einüben und Erfin<strong>de</strong>n von Erzählungen<br />

Der erste Schritt: Die Textvorlagen auswählen<br />

Traditionelle Erzähler hörten ihre Geschichten und<br />

erzählten sie weiter. Das ist uns nur noch für kurze<br />

Alltaggeschichten o<strong>de</strong>r Witze geläufig. Selbst Erzählungen<br />

aus mündlicher Tradition, die wir pauschal als<br />

„Märchen“ bezeichnen, suchen wir uns aus einer<br />

Textsammlung aus.<br />

Wer heute ein Märchen frei erzählen will, ist auf eine<br />

schriftliche Textvorlage angewiesen. Die erste Frage,<br />

die sich ihm stellt, ist: Welches Märchen will ich erzäh-<br />

Der zweite Schritt: Die Geschichte einprägen<br />

Niemand ist in <strong>de</strong>r Lage nach einmaligem Hören auch<br />

nur eine einzige Seite Text wörtlich wie<strong>de</strong>rzugeben.<br />

Dennoch können wir ein Alltagserlebnis, das wir eben<br />

gehört haben, sofort weitererzählen. Dabei konzentrieren<br />

wir uns beim Hören wie beim Weitererzählen auf<br />

einzelne wesentliche Elemente, die uns die ganze<br />

Geschichte überblicken lassen und an <strong>de</strong>nen entlang<br />

wir einen Wortlaut improvisieren.<br />

Was macht überhaupt eine Geschichte zu einer Geschichte?<br />

Wir wissen sofort, ob wir es mit einer ‚Geschichte’<br />

zu tun haben o<strong>de</strong>r mit einer an<strong>de</strong>ren Textsorte.<br />

Nach <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>r Textverarbeitungstheorie<br />

arbeiten wir mit einem abstrakten Schema, das uns<br />

1.1 Wie aus Texten Erzählungen wer<strong>de</strong>n<br />

len? Er verwirrt etwas, in <strong>de</strong>n Hun<strong>de</strong>rten von Märchensammlungen<br />

aus aller Herren Län<strong>de</strong>r zu blättern,<br />

die die Regale unserer Buchhandlungen und Bibliotheken<br />

füllen. Diese Qual <strong>de</strong>r Wahl kann man nieman<strong>de</strong>m<br />

abnehmen, aber es ist sinnvoll als Faustregeln<br />

festzuhalten: Keine Geschichte erzählen, die einen<br />

nicht selbst begeistert, so tiefsinnig o<strong>de</strong>r symbolträchtig<br />

sie auch unter psychologischen, pädagogischen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gesichtspunkten erscheinen mag.<br />

erlaubt, eine Geschichte als solche zu erkennen, das<br />

beim Hören o<strong>de</strong>r Lesen unsere Erwartungen steuert,<br />

das uns hilft, die Erzählungen zu speichern und - das<br />

gilt nun vor allem für mündliche Erzählungen - auch<br />

ermöglicht, sie schon nach einmaligem Hören wie<strong>de</strong>rzugeben.<br />

Dieses Schema wird als abstraktes Regelsystem<br />

begriffen, in etwa in <strong>de</strong>r Weise, wie je<strong>de</strong> Sprache<br />

ein Regelsystem <strong>de</strong>r Satzbildung kennt, das uns<br />

erlaubt, einen Satz zu beginnen, ohne schon zu wissen,<br />

wie wir ihn zu En<strong>de</strong> sprechen.<br />

31


Das Geschichtenschema<br />

Wer?<br />

Eine Geschichte hat einen Hauptfigur<br />

(das kann ein Mensch, ein Tier o<strong>de</strong>r auch ein Gegenstand sein).<br />

Wo? Wann?<br />

Zu Beginn wird die Ausgangslage <strong>de</strong>r Hauptfigur beschrieben.<br />

Was passiert?<br />

In Gang kommt die Geschichtenhandlung durch ein Ereignis, das in das Leben <strong>de</strong>r Hauptfigur eingreift. Das kann<br />

eine Bedrohung, eine brennen<strong>de</strong> Sehnsucht, eine Aufgabe o<strong>de</strong>r ein Problem sein. Die gewohnte Ordnung wird<br />

durcheinan<strong>de</strong>r gebracht und die Hauptfigur muss sich dazu verhalten.<br />

Was folgt darauf?<br />

Geschichten nehmen einen an<strong>de</strong>ren Verlauf, als ihre Hel<strong>de</strong>n beabsichtigen und erwarten. Gera<strong>de</strong> diese überraschen<strong>de</strong>n<br />

Wen<strong>de</strong>punkte machen Geschichten anziehend und „spannend“. Am En<strong>de</strong> ist es <strong>de</strong>r Dümmste, <strong>de</strong>r die<br />

dicksten Kartoffeln erntet o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wunsche geht ganz an<strong>de</strong>rs in Erfüllung, als <strong>de</strong>r Held sich das vorstellte.<br />

Wie en<strong>de</strong>t die Geschichte?<br />

Zum Schluss muss gesagt wer<strong>de</strong>n, ob und wie<br />

die Sehnsucht erfüllt, die Aufgabe gemeistert, das Problem gelöst wur<strong>de</strong>.<br />

Das einfache Schema wird als Grundbaustein begriffen,<br />

und auch als ‚Episo<strong>de</strong>’ bezeichnet. Kompliziertere<br />

Strukturen entstehen durch Variation und Verkettung<br />

von Episo<strong>de</strong>n. Ein Beispiel, das im europäischen<br />

Volksmärchen häufig zu fin<strong>de</strong>n ist, wäre die variierte<br />

dreimalige Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r gleichen Aufgabe, die<br />

erst beim dritten Mal gelöst wird wie in <strong>de</strong>n verbreiteten<br />

Märchen von <strong>de</strong>n drei Brü<strong>de</strong>rn. Für <strong>de</strong>n Erzähler<br />

sind diese Grundstrukturen <strong>de</strong>shalb von Be<strong>de</strong>utung,<br />

weil sie <strong>de</strong>n Grundrhythmus seiner Erzählung darstellen,<br />

und es lohnt sich, sich diese Grundmo<strong>de</strong>lle klar zu<br />

machen, sie sind nicht ganz so formal und beliebig,<br />

wie es auf <strong>de</strong>n ersten Blick erscheint.<br />

Wie aber bin ich in <strong>de</strong>r Lage, die Handlungen meiner<br />

Geschichte in allen ihren Verästelungen im Gedächtnis<br />

zu speichern und wie<strong>de</strong>rzugeben? Diese Handlungsfolge<br />

prägen wir uns vor allem in Form von Bil<strong>de</strong>rn ein,<br />

d.h. wir lassen im Akt <strong>de</strong>s Erzählens eine Art inneren<br />

Film vor uns ablaufen und gestalten ihn in Worten und<br />

Gesten. Für die Abfolge <strong>de</strong>r Handlungen (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Übergangs von einer Bildsequenz zur nächsten) benutze<br />

ich eine stichwortartige Zusammenfassung <strong>de</strong>r<br />

Episo<strong>de</strong>. Bei je<strong>de</strong>m einzelnen Stichwort taucht eine<br />

Serie von Bil<strong>de</strong>rn auf, die ich dann wie<strong>de</strong>rum erzählend<br />

in sprachliche Formulierungen umwandle.<br />

Gute Geschichten haben so etwas wie eine eigene<br />

Handlungslogik, die beim Erzählen zu beachten ist und<br />

Faustregeln für das Memorieren <strong>de</strong>r Erzählung<br />

� Den Text drei Mal (laut) lesen bzw. einan<strong>de</strong>r vorlesen, dann weglegen,<br />

� sich die Ereignisse wie einen inneren Film vergegenwärtigen,<br />

� <strong>de</strong>n Ablauf unter Umstän<strong>de</strong>n neu glie<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r umgestalten.<br />

die sich von unserer Alltagslogik beträchtlich unterschei<strong>de</strong>t.<br />

Habe ich <strong>de</strong>n Däumling einmal in die Welt<br />

gesetzt, brauche ich mir um die „realistische“ Wahrscheinlichkeit<br />

seiner Abenteuer keine Gedanken mehr<br />

zu machen, solange sie für ein daumenlanges<br />

Menschlein durchführbar scheinen. Ich muss ihn aber<br />

auch über die Eigenschaften eines daumengroßen<br />

Winzlings wie<strong>de</strong>r nach Hause zurückkehren lassen, da<br />

sonst die innere Logik durchbrochen wür<strong>de</strong>. Der<br />

Schluss hat also auf <strong>de</strong>r Linie dieser inneren Konsequenz<br />

zu liegen. Erzählungen lassen sich <strong>de</strong>shalb<br />

auch verstehen als ein Set von Regeln, die <strong>de</strong>r Erzähler<br />

mit <strong>de</strong>m Einstieg setzt und dann in seiner Erzählung<br />

bis zum En<strong>de</strong> zu berücksichtigen hat.<br />

Die Handlungsfolge <strong>de</strong>r Vorlage kann unter Beachtung<br />

<strong>de</strong>s Strukturschemas, <strong>de</strong>r inneren Logik <strong>de</strong>r Handlung<br />

und eines ein<strong>de</strong>utigen Schlusses nach Bedarf abgewan<strong>de</strong>lt<br />

wer<strong>de</strong>n. Das sollte vor allem dann geschehen,<br />

wenn <strong>de</strong>r Handlung die nötige Konsequenz fehlt o<strong>de</strong>r<br />

uns bestimmte Teile <strong>de</strong>r Erzählung gegen <strong>de</strong>n Strich<br />

gehen. Das haben auch die traditionellen Erzähler<br />

nicht an<strong>de</strong>rs gehalten: Diesem kreativen Umgang mit<br />

Erzählstoffen und Motiven verdanken wir die zahlreichen<br />

„Varianten“ überlieferter Märchen.<br />

Die Handlungsfolge muss dann genau vorgestellt und<br />

eingeprägt wer<strong>de</strong>n.<br />

32


Der dritte Schritt: Gestische Darstellung<br />

Die gestische Darstellung ist für <strong>de</strong>n Erzähler mehr als<br />

beliebiges Ausschmücken. Das erklärt sich aus <strong>de</strong>m<br />

Erzählen selbst: Erzählen heißt ja, die gegenwärtige<br />

Situation, auf die sich sprachliches Han<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>r<br />

Alltagskomm<strong>uni</strong>kation bezieht, zu verlassen und sich<br />

in <strong>de</strong>r Vorstellung in eine vergangene o<strong>de</strong>r fiktive<br />

Handlungssituation zu begeben. Im Gegensatz zur<br />

Re<strong>de</strong>, die auf die gegenwärtige sinnlich erfahrbare<br />

Handlung bezogen ist, muss das Umfeld nun in <strong>de</strong>r<br />

Vorstellung konstruiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Gestische Darstellung unterstützt die Vorstellungsfähigkeit.<br />

Darstellen<strong>de</strong> Gestik arbeitet mit verkürzten<br />

Spielhandlungen. Je<strong>de</strong>m Spiel aber liegt eine Vorstellung<br />

zugrun<strong>de</strong>, die es in stellvertreten<strong>de</strong>r „symbolischer“<br />

Aktivität zu realisieren sucht. Deshalb rufen<br />

diese verkürzten gestischen Spiele im Betrachter wie<strong>de</strong>r<br />

Vorstellungsbil<strong>de</strong>r hervor.<br />

Ich nehme aus <strong>de</strong>r Gesamthandlung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Gesamtbild<br />

eine Bewegung o<strong>de</strong>r ein Detail heraus und<br />

bil<strong>de</strong> es im Bewegungsraum meiner Hän<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m<br />

Körper ab.<br />

Ich bin dabei nicht auf die Hän<strong>de</strong> beschränkt, Bewegungen<br />

<strong>de</strong>r Füße, <strong>de</strong>s Kopfes etc können ebenso gestisch<br />

benutzt wer<strong>de</strong>n. Ich erzeuge damit in <strong>de</strong>r Vorstellung<br />

<strong>de</strong>s Zuhörers/Zuschauers das Bestreben, sich<br />

Siehe dazu die Übungen zur Darstellung in 1.2.<br />

Der vierte Schritt: Formeln entwickeln<br />

Beim wie<strong>de</strong>rholten Erzählen schleifen sich feststehen<strong>de</strong><br />

Wendungen ein, die bald zum unverzichtbaren<br />

Bestand dieser Geschichte gehören: Gelungene Formulierungen<br />

ebenso wie einzelne Dialogpassagen<br />

unserer Hel<strong>de</strong>n.<br />

Im Gegensatz zum Lesen, wo die Wie<strong>de</strong>rholung stört,<br />

erleichtert die wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong> Formel <strong>de</strong>m Hörer das<br />

Aufnehmen <strong>de</strong>r Erzählung. Dem Erzähler schafft es<br />

einen Ruhepunkt in <strong>de</strong>r ständigen improvisieren<strong>de</strong>n<br />

Formulierung.<br />

Zum Erzählen literarischer Vorlagen<br />

Auch kürzere literarische Texte, Kurzgeschichten, Novellen<br />

o<strong>de</strong>r Geschichten aus Kin<strong>de</strong>rbüchern können<br />

als Vorlagen mündlicher Erzählungen dienen. Dabei<br />

sind allerdings die Unterschie<strong>de</strong> zwischen einer mündlichen<br />

und einer geschriebenen Erzählung zu berücksichtigen.<br />

Der Erzähler berichtet in erster Linie von <strong>de</strong>n Handlungen<br />

seiner Hel<strong>de</strong>n, innere Entwicklungen o<strong>de</strong>r Überlegungen<br />

<strong>de</strong>r Hel<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Sichtweisen und Bewertungen<br />

<strong>de</strong>s Erzählers lassen sich nur in knapper Form<br />

in die Erzählung einfügen: Beim Hören sind solche<br />

Betrachtungen nur schwer aufzunehmen. Märchen<br />

„übersetzen“ <strong>de</strong>shalb die innere Entwicklung in äuße-<br />

das ganze Bild vorzustellen. Wie alle nonverbalen<br />

Signale sind gestische Zeichen nicht präzise, sie wer<strong>de</strong>n<br />

erst im Kontext <strong>de</strong>r Erzählung fixiert. Einmal festgelegt<br />

können sie immer wie<strong>de</strong>r benutzt wer<strong>de</strong>n und<br />

rhythmisieren die Erzählung ganz ähnlich wie die<br />

sprachlichen Formeln, von <strong>de</strong>nen noch die Re<strong>de</strong> sein<br />

wird.<br />

Die gestische Darstellung erfor<strong>de</strong>rt etwas Vorbereitung.<br />

Um für eine Geschichte eine sprachliche Form zu<br />

fin<strong>de</strong>n, die vor einem kleineren Publikum erzählbar ist,<br />

hat man sie nur einige Male drauflos zu erzählen, am<br />

besten zunächst vor guten Bekannten. Beim dritten<br />

o<strong>de</strong>r vierten Mal liegt sie dann schon ganz gut auf <strong>de</strong>r<br />

Zunge. Die gestische Darstellung muss etwas bewusster<br />

angelegt wer<strong>de</strong>n. Man hat allerdings auch hier die<br />

Möglichkeit, zunächst vor wenigen Zuhörern zu erzählen<br />

und dabei darauf zu achten, wie uns an bestimmten<br />

Stellen die Hand zuckt o<strong>de</strong>r welches Mienenspiel<br />

wir an<strong>de</strong>uten etc. Sobald man diese Impulse bewusster<br />

wahrnimmt und vergrößert, erhält man eine Darstellungsweise,<br />

die <strong>de</strong>n eigenen Möglichkeiten gut<br />

entspricht.<br />

Zur Vorbereitung einer Erzählung ist es sinnvoll, bewusst<br />

nach solchen festen Formulierungen zu suchen.<br />

Das einfachste Verfahren dafür ist wie<strong>de</strong>rum, eine<br />

Geschichte mehrmals in unverfänglicher Situation zu<br />

erzählen, und darauf zu achten, welche Wendungen<br />

sich einschleifen.<br />

An dramatischen Punkten erfolgen<strong>de</strong> Dialoge o<strong>de</strong>r<br />

solche, die eine Figur kennzeichnen, sollte man wörtlich<br />

zur Verfügung haben und dafür jetzt, aber eben<br />

erst jetzt, wie<strong>de</strong>r auf die Textvorlage zurückgreifen.<br />

re Handlung und bewähren sich auch unter diesem<br />

Gesichtspunkt als robuste „Erzählstückl“. Beim<br />

Schreiben lassen sich dagegen vergleichsweise beschei<strong>de</strong>ne<br />

Handlungen so ausformulieren, dass sie im<br />

Leser Spannung und Interesse wecken, von ihm verfolgt<br />

und aufgenommen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Auswahl <strong>de</strong>r Vorlage ist hier also mit beson<strong>de</strong>rer<br />

Sorgfalt vorzunehmen.<br />

Um eine geschriebene Erzählung in freier mündlicher<br />

Version wie<strong>de</strong>rzugeben, muss ihr eine klare, übersichtliche<br />

und abgeschlossene Handlung zugrun<strong>de</strong> liegen.<br />

Die mündliche Erzählung literarischer Vorlagen soll<br />

das Lesen nicht ersetzen, kann aber vor allem in <strong>de</strong>r<br />

33


Schule einen Anreiz zum eigenen Lesen bieten. Das<br />

Erzählen erlaubt die Geschichte in einer Sprache zu<br />

präsentieren, die eingängiger ist als die literarisch<br />

stilisierte Sprache, zugleich kann es aber das Interesse<br />

am Original wecken.<br />

1.2 Übungen zur gestischen und spielerischen<br />

Darstellung (Julia Klein)<br />

Mit <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Übungen lässt sich <strong>de</strong>r mimische, gestische und stimmliche Ausdruck anregen<br />

Übung 1: Pantomimische Geschenke<br />

� Eine Person holt aus <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Kreises einen unsichtbaren Gegenstand und überbringt ihn einer<br />

an<strong>de</strong>ren Person, die sich daraufhin bedankt und dabei <strong>de</strong>n Gegenstand benennt: „Danke für <strong>de</strong>n<br />

Rucksack!“<br />

� Kann in Zweiergruppen, die sich abwechselnd Gegenstän<strong>de</strong> anbieten, o<strong>de</strong>r auch im Kreis gespielt<br />

wer<strong>de</strong>n, bis alle einen Gegenstand verschenkt haben.<br />

Übung 2: Die geheime Truhe<br />

� Eine Person öffnet pantomimisch eine Truhe und ent<strong>de</strong>ckt darin etwas (z.B. Schokola<strong>de</strong>, stinken<strong>de</strong><br />

Socken, Spinnen etc.). Sie reagiert mit ihrem Gesichtsausdruck stumm, aber <strong>de</strong>utlich auf <strong>de</strong>n Inhalt.<br />

Ihr Gegenüber beobachtet sie und versucht zu erraten, was die erste Person gesehen hat.<br />

� Wird in Zweiergruppen o<strong>de</strong>r auch in einer Kleingruppe gespielt, wobei dann mehrere Personen angeben,<br />

was in <strong>de</strong>r Truhe gesehen wur<strong>de</strong>.<br />

Übung 3: Alles kann gespielt wer<strong>de</strong>n<br />

� Alle stehen im Kreis. Eine Person macht einen Vorschlag und die an<strong>de</strong>ren stellen das Vorgeschlagene<br />

dar (z.B. einen wüten<strong>de</strong>n Hausmeister, eine Kaffeekanne, einen Papagei etc). Sie bleiben in <strong>de</strong>r<br />

Haltung stehen, bis <strong>de</strong>r nächste einen Vorschlag in die Run<strong>de</strong> wirft und sich alle in die vorgeschlagene<br />

Figur verwan<strong>de</strong>ln.<br />

Diese Übung kann gezielt auf unterschiedliche Körperbereiche bezogen wer<strong>de</strong>n:<br />

� Die vorgeschlagenen Figuren wer<strong>de</strong>n ganzkörperlich dargestellt (Mensch, Tier, Gegenstand).<br />

� Vorgeschlagene Gefühle wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Gesicht und <strong>de</strong>r Körperhaltung dargestellt.<br />

� Sie wer<strong>de</strong>n nur mit einem Arm ver<strong>de</strong>utlicht (z.B. Vogelkopf, Schlange, wehen<strong>de</strong> Fahne etc).<br />

� Es wer<strong>de</strong>n über Gesten typische Handgriffe einzelner Berufe dargestellt.<br />

Übung 4: Mit Hän<strong>de</strong>n und Füßen sprechen<br />

� In Zweiergruppen.<br />

� Die eine Person überlegt sich eine alltägliche Handlungsweise mit klarem Anfang und En<strong>de</strong> (z.B. Nagel<br />

in die Wand klopfen, im Kochtopf rühren, würzen und probieren etc.). Die zweite Person beobachtet<br />

sie dabei und errät, was gemeint war.<br />

� Dann überlegt sich die zweite Person einen Weg (z.B. die Treppe zum Dachbo<strong>de</strong>n hinaussteigen, zur<br />

Straßenbahn rennen und einsteigen etc.). Sie versucht ihn wortlos darzustellen, die an<strong>de</strong>re Person<br />

rät, was damit gemeint war.<br />

34


1.3 Das Geschichtenerfin<strong>de</strong>rspiel<br />

Dieses Spiel stellt eine vereinfachte Version <strong>de</strong>s von Claus Claussen entwickelten Geschichtenerfin<strong>de</strong>rspiels dar.<br />

Literatur<br />

Claussen, C. (1995): Erzählen lernen in <strong>de</strong>r Grundschule. In: Merkelbach, V./Claussen, C.: Erzählwerkstatt. Mündliches Erzählen.<br />

Braunschweig, S.83-116.<br />

Elemente <strong>de</strong>s Erzählspiels<br />

� Landschaften und Orte (z.B. Wald, Insel, Großstadt,<br />

Autobahnraststätte, Rathausplatz etc)<br />

� Zeiten (z.B. Uhrzeit, Datum, Jahr, Lebenszeit,<br />

historische Epoche)<br />

� Hel<strong>de</strong>n (Menschen, Tiere, Phantasiegestalten)<br />

� Eigenschaften (von Lebewesen o<strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong>n)<br />

� Fortbewegungsmittel (z.B. Wan<strong>de</strong>rn, Reiten, Auto<br />

fahren etc)<br />

� Alltagsgegenstän<strong>de</strong> (z.B. Gabeln, Hosenknöpfe,<br />

Kugelschreiber etc.)<br />

Spielregeln<br />

� Man nimmt eine Zeitkarte, von <strong>de</strong>n übrigen<br />

Kategorien je drei Karten.<br />

� Die Karten wer<strong>de</strong>n entsprechend <strong>de</strong>r Struktur<br />

in eine Reihenfolge gelegt.<br />

� Wun<strong>de</strong>rdinge (Zaubergegenstän<strong>de</strong> wie das<br />

Tischlein-<strong>de</strong>ck-dich o<strong>de</strong>r technische Geräte mit<br />

unglaublichen Möglichkeiten wie <strong>de</strong>n Computer,<br />

<strong>de</strong>r Gedanken liest)<br />

� Ereignisse (z.B. Autounfall, Schneekatastrophe,<br />

Brieftasche fin<strong>de</strong>n etc)<br />

� Handlungen (z.B. Über die Straße gehen, Haus<br />

kaufen, Bank überfallen)<br />

� Kann man eine Karte nicht unterbringen<br />

o<strong>de</strong>r setzt die Phantasie aus, legt man diese<br />

Karten auf <strong>de</strong>n Stapel zurück und nimmt<br />

die oberste vom Stapel.<br />

35


2 Erzählen in Einrichtungen und Schulen<br />

Nach <strong>de</strong>n Erzählstun<strong>de</strong>n in Einrichtungen und Schulen<br />

sollten die Studieren<strong>de</strong>n ihre Erfahrungen möglichst<br />

schriftlich festhalten. Diese Notizen stehen dann spä-<br />

Auswertungsprotokoll für Erzählstun<strong>de</strong>n<br />

2.1 Auswertungsbogen für Erzählstun<strong>de</strong>n<br />

ter für eine Auswertung zur Verfügung. Es bietet sich<br />

an, dazu einen Fragebogen wie <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n zu benutzen.<br />

Titel <strong>de</strong>r erzählten Geschichte:<br />

___________________________________________________________________________<br />

Datum <strong>de</strong>s ersten Erzählens:<br />

___________________________________________________________________________<br />

Klassenstufe, Alter <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r, Beson<strong>de</strong>rheiten zur Gruppe:<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

Wie wur<strong>de</strong> die Erzählaktion begonnen? Wur<strong>de</strong>n zum Erzählen Materialien benutzt? Welche?<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

Anmerkungen zum Erzählverlauf<br />

(auffällige Reaktionen, beson<strong>de</strong>re Fragen, spontane Verän<strong>de</strong>rungen, spannen<strong>de</strong> Einwürfe...)<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

Wur<strong>de</strong> im Anschluss eine weiterführen<strong>de</strong> Aktion durchgeführt? Welche?<br />

(Gespräch, Spiel, Arbeitsbogen....)<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

Wur<strong>de</strong> die Geschichte wie<strong>de</strong>r aufgegriffen?<br />

Wann und wie?<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

___________________________________________________________________________<br />

Freie I<strong>de</strong>ensammlung<br />

(I<strong>de</strong>en zur Geschichte, zu Arbeitsmaterial, zu Spielaktionen, zur Verwendung im Unterricht)<br />

____________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________<br />

____________________________________________________________________________<br />

36


Eine <strong>de</strong>taillierte Analyse mündlicher Äußerungen for<strong>de</strong>rt<br />

sehr viel Zeit und Arbeitsaufwand und sie kann<br />

sich auf sehr viele Faktoren beziehen. Hier geht es<br />

nicht darum, ausführliche Analysen zu leisten, son<strong>de</strong>rn<br />

einige handhabbare Kriterien zu benennen, nach <strong>de</strong>nen<br />

Erzählungen (von Erwachsenen wie von Kin<strong>de</strong>rn)<br />

eingeschätzt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Mündliche Erzählungen können einmal auf die Textstruktur<br />

hin betrachtet wer<strong>de</strong>n, die eine Erzählung von<br />

an<strong>de</strong>rn Textsorten unterschei<strong>de</strong>t.<br />

An<strong>de</strong>rs als Gesprächsbeiträge, die auf die Äußerung<br />

<strong>de</strong>s Vorredners antworten, haben Erzählungen feste<br />

Vorgaben zu beachten:<br />

� Wie weit wer<strong>de</strong>n die wesentlichen Elemente<br />

<strong>de</strong>s Geschichtenschemas (Einführung <strong>de</strong>s Hel<strong>de</strong>n,<br />

von Ort und Zeit <strong>de</strong>r Erzählung/Außeror<strong>de</strong>ntliches<br />

Ereignis/Reaktion <strong>de</strong>s<br />

Hel<strong>de</strong>n darauf/Ergebnis) beachtet?<br />

� Wie weit wer<strong>de</strong>n die wichtigen dramatischen<br />

Handlungen <strong>de</strong>r Erzählung in Re<strong>de</strong> und Gegenre<strong>de</strong><br />

ausgestaltet?<br />

� Wie weit wer<strong>de</strong>n feststehen<strong>de</strong>, sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong><br />

Re<strong>de</strong>wendungen (Formeln) benutzt?<br />

2.2 Kriterien zur Bewertung von Erzählungen<br />

Erzählungen können auch (wie an<strong>de</strong>re Sprachäußerungen)<br />

auf die sprachliche Gestaltung <strong>de</strong>r einzelnen<br />

Äußerungen hin betrachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

An<strong>de</strong>rs als Gesprächsbeiträge, die auf die Äußerung<br />

<strong>de</strong>s Vorredners antworten, haben Erzählungen feste<br />

Vorgaben zu beachten:<br />

� Wie weit sprechen die Erzählen<strong>de</strong>n in vollständigen<br />

und regelrechten Satzkonstruktionen?<br />

� Wie weit weicht <strong>de</strong>r Sprachgebrauch <strong>de</strong>r Erzählen<strong>de</strong>n<br />

von ihrer alltäglichen Sprachverwendung<br />

ab (Verwendung schriftsprachlicher Formulierungen)?<br />

Erzählungen können schließlich auf ihre komm<strong>uni</strong>kative<br />

„Performierung“ hin betrachtet wer<strong>de</strong>n (sofern die<br />

Erzählung in Bild und Ton festgehalten wur<strong>de</strong>):<br />

An<strong>de</strong>rs als Gesprächsbeiträge, die auf die Äußerung<br />

<strong>de</strong>s Vorredners antworten, haben Erzählungen feste<br />

Vorgaben zu beachten:<br />

� Wie weit wer<strong>de</strong>n die Erzählhandlungen von gestischen<br />

und spielerischen Darstellungen begleitet<br />

und ergänzt?<br />

� Wie weit reagiert <strong>de</strong>r Erzählen<strong>de</strong> auf die Rückmeldungen<br />

<strong>de</strong>r Zuhörer?<br />

2.3 Interaktives Erzählen von „Kettenerzählungen“<br />

So genannte Kettenerzählungen bieten die Möglichkeit,<br />

Kin<strong>de</strong>r schon während <strong>de</strong>s Erzählens als Miterzählen<strong>de</strong><br />

einzubin<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n dann aufgefor<strong>de</strong>rt,<br />

nach <strong>de</strong>m Vorbild <strong>de</strong>r bereits erzählten Episo<strong>de</strong>n eine<br />

eigene Episo<strong>de</strong> einzufügen. Dazu sind sie beson<strong>de</strong>rs<br />

Der gestellte Dieb<br />

Johannes Merkel<br />

dann angeregt, wenn sie dafür auch sichtbar die Erzählerposition<br />

einnehmen (also z.B. sich auf <strong>de</strong>n „Erzählerstuhl“<br />

setzen).<br />

Die folgen<strong>de</strong> Geschichte eignet sich auf einfache Weise<br />

zum Miterzählen <strong>de</strong>r Zuhörer.<br />

Es war einmal ein Eichhörnchen, das hatte <strong>de</strong>n ganzen Herbst Nüsse gesammelt, damit es im Winter etwas<br />

zum Beißen hätte. Das Eichhörnchen wohnte in einer hohlen Eiche. Es vergrub die gesammelten Nüsse in<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> gleich neben seiner Eiche. Dann wür<strong>de</strong> es im kalten Winter nicht weit zu laufen haben, wenn es<br />

Nüsse zum Beißen haben wollte. Darum war das Eichhörnchen ganz zufrie<strong>de</strong>n und freute sich auf <strong>de</strong>n Winter.<br />

Aber es war noch gar nicht richtig Winter gewor<strong>de</strong>n, da hörte es eines Nachts ein seltsames Geräusch. Es<br />

hörte sich ungefähr so an.<br />

(Hier wird das Geräusch vorgeführt, das im Folgen<strong>de</strong>n erkennbar variiert wer<strong>de</strong>n muss, bis es bei <strong>de</strong>r Begegnung<br />

mit <strong>de</strong>m Jungen wie<strong>de</strong>r zu hören ist.)<br />

"Ach, da ist nur jemand, <strong>de</strong>r pupst," sagte sich <strong>de</strong>s Eichhörnchen und schlief weiter.<br />

Aber was musste es am nächsten Morgen ent<strong>de</strong>cken? Vor seiner Eiche war die Er<strong>de</strong> aufgegraben und ein<br />

Dieb hatte <strong>de</strong>n ganzen Vorrat an Nüssen geklaut. Da war das Eichhörnchen vielleicht wütend.<br />

"Na warte!" sagte es sich. "Ich habe dich pupsen hören, und darum wer<strong>de</strong> ich dich fin<strong>de</strong>n und du musst mir<br />

meine Nüsse ersetzen".<br />

Und es machte sich auf <strong>de</strong>n Weg, um <strong>de</strong>n Dieb zu fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die Nüsse geklaut hatte.<br />

37


Als das Eichhörnchen loslief, traf es auf <strong>de</strong>m Weg ein junges Kätzchen.<br />

"Hast du mir vielleicht heute Nacht meine Nüsse geklaut?" fragte das Eichhörnchen.<br />

"Ich trinke Milch und fresse Mäuse. Was soll ich <strong>de</strong>nn mit Nüssen?" fragte das Kätzchen zurück.<br />

"Kannst du vielleicht mal pupsen?" fragte das Eichhörnchen.<br />

"Wenn du meinst" sagte das Kätzchen und pupste. Das klang so.<br />

"Nein, du hast meine Nüsse nicht geklaut". Und damit ging das Eichhörnchen weiter.<br />

Als das Eichhörnchen weiterging, traf es auf einen Fuchs.<br />

"Hast du mir vielleicht heute Nacht meine Nüsse geklaut?" fragte das Eichhörnchen.<br />

"Na klar," lachte <strong>de</strong>r Fuchs. "Ich habe mir einen Nusskuchen davon gemacht".<br />

Da wusste das Eichhörnchen nicht, ob er es verkohlen wollte und <strong>de</strong>swegen sagte es: "Kannst du vielleicht<br />

mal pupsen?"<br />

"Lieber nicht!" meinte <strong>de</strong>r Fuchs. "Ich pupse so furchtbar, dass du vor Schreck umfällst". Und damit ging er<br />

weiter.<br />

Das fand das Eichhörnchen sehr verdächtig, <strong>de</strong>swegen folgte es ihm heimlich, bis <strong>de</strong>r Fuchs pupsen musste.<br />

Das klang so.<br />

"Nein, du hast meine Nüsse nicht geklaut". Und damit ging das Eichhörnchen weiter.<br />

Als das Eichhörnchen weiterging, lag da eine Schachtel auf <strong>de</strong>m Weg.<br />

"Hast du mir vielleicht heute Nacht meine Nüsse geklaut?" fragte das Eichhörnchen.<br />

Aber die dumme Schachtel verstand doch gar nicht, was das Eichhörnchen von ihm wollte. Und dass sie<br />

nichts antwortete, fand das Eichhörnchen sehr verdächtig.<br />

"Kannst du vielleicht mal pupsen?" fragte das Eichhörnchen.<br />

Da klappte <strong>de</strong>r Wind <strong>de</strong>n Deckel <strong>de</strong>r Schachtel auf und zu. Das klang so.<br />

"Nein, du hast meine Nüsse nicht geklaut". Und damit ging das Eichhörnchen weiter.<br />

Wen hat das Eichhörnchen wohl noch alles gefragt, ob er seine Nüsse geklaut hat?<br />

(Da ihnen mit <strong>de</strong>n Episo<strong>de</strong>n auch die Formulierungen für <strong>de</strong>n Dialog vorgegeben wur<strong>de</strong>n, können auch Kin<strong>de</strong>r mit<br />

geringen Sprachkenntnissen eine neue Episo<strong>de</strong> anfügen. Die Erzählung wird von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn ergänzt, so lange<br />

sie weiter erzählen möchten, möglichst in<strong>de</strong>m alle eine eigene Episo<strong>de</strong> beisteuern. Danach wird <strong>de</strong>r Schluss erzählt)<br />

Schließlich traf das Eichhörnchen einen Jungen, <strong>de</strong>r kam auf <strong>de</strong>m Fahrrad gefahren und kaute Nüsse.<br />

"Hast du mir vielleicht heute Nacht meine Nüsse geklaut?" fragte das Eichhörnchen.<br />

"Wie kommst du <strong>de</strong>nn darauf?" fragte <strong>de</strong>r Junge. "Ich kann Nüsse nicht ausstehen".<br />

Und dabei grinste er auch noch. Das fand das Eichhörnchen sehr verdächtig, <strong>de</strong>swegen sagte es: "Kannst<br />

du vielleicht mal pupsen?"<br />

"Aber natürlich", meinte <strong>de</strong>r Junge. Und er drückte auf die Hupe, die er am Fahrrad hatte. Das klang so.<br />

"Nein, du hast meine Nüsse nicht geklaut". Und damit wollte das Eichhörnchen schon weitergehen.<br />

Aber als <strong>de</strong>r Junge wie<strong>de</strong>r aufs Fahrrad stieg, musste er plötzlich pupsen. Das klang so. Das war doch genauso<br />

<strong>de</strong>rselbe Ton, <strong>de</strong>n das Eichhörnchen in <strong>de</strong>r Nacht gehört hatte, in <strong>de</strong>r sie Nüsse geklaut wur<strong>de</strong>n!<br />

"Du bist <strong>de</strong>r Dieb!" schrie das Eichhörnchen.<br />

Da lachte <strong>de</strong>r Junge nur und nickte. "Ich habe dich doch durch meinen Feldstecher beim Nüsse Vergraben<br />

beobachtet. Und dann habe ich sie mir in <strong>de</strong>r Nacht geholt".<br />

Aber das Eichhörnchen heulte. "Bitte, gib mir meine Nüsse wie<strong>de</strong>r. Sonst habe ich <strong>de</strong>n Winter über nichts<br />

zu beißen."<br />

Da musste <strong>de</strong>r Junge <strong>de</strong>m Eichhörnchen doch alle Nüsse ersetzen, o<strong>de</strong>r? Glaubt ihr, er gibt ihm die Nüsse<br />

zurück?<br />

Von wegen. "Hättest du eben besser aufpassen müssen!" lachte <strong>de</strong>r Junge, und fuhr einfach davon.<br />

Das konnte sich das Eichhörnchen doch nicht gefallen lassen. Als <strong>de</strong>r Junge nämlich losfuhr, sprang es<br />

schnell auf <strong>de</strong>n Gepäckträger. Der Junge ahnte nicht, dass das wüten<strong>de</strong> Eichhörnchen hinter ihm mitfuhr.<br />

Bevor er das Rad in die Garage stellte, sprang das Eichhörnchen ab und versteckte sich. Aber kaum war<br />

<strong>de</strong>r Junge ins Haus gegangen, kam es aus <strong>de</strong>m Versteck und biss bei<strong>de</strong> Reifen durch. Das klang so.<br />

Als <strong>de</strong>r Junge wie<strong>de</strong>r Fahrrad fahren wollte, waren bei<strong>de</strong> Reifen platt. Er versuchte sie aufzupumpen, aber<br />

die Luft entwich durch die Löcher, die das Einhörnchen gebissen hatte. Das klang so.<br />

"Wer hat mir in meine Reifen gestochen?" jammerte <strong>de</strong>r Junge. "So eine Gemeinheit! Wenn ich <strong>de</strong>n erwische!"<br />

Da kam das Eichhörnchen aus seinem Versteck und lachte: "Hättest du eben besser aufpassen müssen".<br />

38


Der Junge griff nach <strong>de</strong>m Hofbesen und schlug damit nach <strong>de</strong>m Eichhörnchen. Aber das Eichhörnchen<br />

sprang in das Werkzeugregal. Da schlug <strong>de</strong>r Junge nach <strong>de</strong>m Werkzeugregal und das ganze Regal fiel um.<br />

Das Werkzeug kullerte auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n, es schepperte und krachte. Diesen Krach hörte <strong>de</strong>r Opa <strong>de</strong>s Jungen<br />

und kam gelaufen. "Was fällt dir ein?" schimpfte <strong>de</strong>r Opa.<br />

"Das gemeine Eichhörnchen!" heulte <strong>de</strong>r Junge. "Es hat mir bei<strong>de</strong> Reifen durchgebissen!"<br />

Das Eichhörnchen schaute unter <strong>de</strong>m Regal vor und schimpfte: "Und wer hat mir meine Nüsse geklaut?"<br />

Da sagte <strong>de</strong>r gute Opa zu <strong>de</strong>m gemeinen Jungen: "Die Nüsse musst du von <strong>de</strong>inem Taschengeld bezahlen!<br />

Dafür kaufe ich dir dann auch zwei neue Reifen".<br />

So bekam das Eichhörnchen seine Nüsse wie<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Junge zwei nagelneue Reifen.<br />

Als es seinen neuen Vorrat an Nüssen vergrub, passte das Eichhörnchen aber ganz genau auf, dass ihm<br />

dabei niemand zuschaute.<br />

(aus Merkels Erzählkabinett, www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>)<br />

Nach Erzählungen, die Episo<strong>de</strong>n reihen, können die<br />

standardisierten Dialoge für Sprechspiele genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu wer<strong>de</strong>n diese Dialoge in einer einfachen<br />

spielerischen Anordnung in verän<strong>de</strong>rten Variationen<br />

gesprochen<br />

2.4 Dialogspiel nach einer Erzählung<br />

Dafür muss allerdings <strong>de</strong>r Ablauf <strong>de</strong>r Geschichte gut<br />

bekannt sein. Das folgen<strong>de</strong> Beispiel führt eine Erzählung<br />

und ein anschließen<strong>de</strong>s Sprechspiel vor.<br />

Der Zirkusbesuch<br />

Johannes Merkel<br />

Zirkus liebt Robert über alles, aber lei<strong>de</strong>r hat er nur selten Gelegenheit, <strong>de</strong>n Zirkus zu besuchen. Darum<br />

freute sich Robert, als ihn Oma und Opa in <strong>de</strong>n Zirkus einlu<strong>de</strong>n. Wie hätte er auch ahnen sollen, was ihn da<br />

erwartete?<br />

Und das lag daran, dass Roberts Oma schlecht sieht und <strong>de</strong>swegen eine dicke Brille tragen muss. Lei<strong>de</strong>r ist<br />

sie auch sehr vergesslich und sie merkte erst kurz vor <strong>de</strong>r Vorstellung, dass sie ihre Brille vergessen hatte.<br />

Roberts Opa dagegen sieht immer noch ausgezeichnet, nur lei<strong>de</strong>r hört er schlecht. Aber das will er nicht<br />

zugeben, <strong>de</strong>shalb weigert er sich, ein Hörgerät zu tragen.<br />

Im Zirkus sitzt Robert zwischen Oma und Opa. Die Vorstellung beginnt, <strong>de</strong>r Zirkusdirektor kommt auf einer<br />

Giraffe geritten und begrüßt die Zuschauer.<br />

„Warum hat das Pferd so einen langen Hals?“ fragt Roberts Oma.<br />

Robert erklärt: „Das ist eine Giraffe, auf <strong>de</strong>r reitet <strong>de</strong>r Direktor, um die Zuschauer zu begrüßen.“<br />

„Du hast Recht!“ meinte die Oma. „Jetzt seh’ ich das auch.“<br />

Der Opa hat was gehört, aber nicht richtig verstan<strong>de</strong>n und fragt: „Was hast du gesagt?“<br />

Der Zirkusdirektor ist mit <strong>de</strong>r Giraffe längst schon verschwun<strong>de</strong>n. Darum schreit Robert Opa ins Ohr: „Der<br />

Direktor ist auf einer Giraffe geritten, um die Zuschauer zu begrüßen.“<br />

„Was erzählst du mir da? Das habe ich doch selber gesehen!“ beschwert sich <strong>de</strong>r Opa.<br />

Danach kommen zwei Elefanten in die Arena getrottet. Auf einen Pfiff <strong>de</strong>s Dompteurs stellen sie sich auf<br />

die Hinterbeine und tanzen Walzer.<br />

„Was machen die <strong>de</strong>nn da?“ fragt Roberts Oma.<br />

Robert erklärt: „Es sind Elefanten, die Walzer tanzen.“<br />

„Du hast Recht!“ meinte die Oma. „Jetzt seh’ ich das auch.“<br />

Der Opa hat wie<strong>de</strong>r was gehört, aber nicht richtig verstan<strong>de</strong>n und fragt: „Was hast du gesagt?“<br />

Die Elefanten sind längst wie<strong>de</strong>r hinter <strong>de</strong>r Arena verschwun<strong>de</strong>n. Darum schreit Robert <strong>de</strong>m Opa ins Ohr:<br />

„Die Elefanten haben sich auf die Hinterbeine gestellt und Walzer getanzt.“<br />

„Was erzählst du mir da? Das habe ich doch selber gesehen!“ beschwert sich <strong>de</strong>r Opa.<br />

„Ja, soll das <strong>de</strong>nn jetzt die ganze Vorstellung so weitergehen?“ <strong>de</strong>nkt sich Robert. „Muss ich jetzt <strong>de</strong>r kurzsichtigen<br />

Oma dauernd erklären, was da unten los ist und <strong>de</strong>m schwerhörigen Opa dauernd wie<strong>de</strong>rholen,<br />

was <strong>de</strong>r sowieso schon gesehen hat?“<br />

39


Na warte, <strong>de</strong>nkt sich Robert weiter. Inzwischen ist ein Dompteur mit zwei Löwen in die Arena gekommen.<br />

Der Dompteur hält <strong>de</strong>n Löwen einen brennen<strong>de</strong>n Reifen hin und dann springen die Löwen durch <strong>de</strong>n Reifen.<br />

„Was machen <strong>de</strong>nn die Löwen?“ fragt Roberts Oma.<br />

Was glaubt ihr, was Robert <strong>de</strong>r Oma erklärt? „Ein Löwe hält <strong>de</strong>m Dompteur <strong>de</strong>n Feuerreifen hin. Der Dompteur<br />

nimmt Anlauf, jawohl und jetzt hechtet er mitten durch <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Reifen. Bravo bravissimo!“ ruft<br />

er und klatscht mit <strong>de</strong>n Zuschauern.<br />

„Du hast Recht!“ meinte die Oma. „Jetzt seh’ ich das auch.“<br />

Der Opa hat wie<strong>de</strong>r was gehört, aber nicht richtig verstan<strong>de</strong>n: „Was hast du gesagt?“<br />

Die Löwen sind mit <strong>de</strong>m Dompteur schon wie<strong>de</strong>r verschwun<strong>de</strong>n. Und was schreit Robert <strong>de</strong>m Opa ins Ohr?<br />

„Ein Löwe hat <strong>de</strong>m Dompteur <strong>de</strong>n Feuerreifen hingehalten. Der Dompteur hat Anlauf genommen und ist<br />

mitten durch <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Reifen gehechtet.“<br />

„Na so was!“ wun<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Opa. „Das hab ich ja gar nicht gesehen.“<br />

Jetzt kommt ein Artist in die Arena gesprungen und wirbelt in ständigen Saltos im Kreis herum, dass einem<br />

ganz schwindlig wird davon.<br />

„Was hüpft <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nn dauernd herum?“ fragt Roberts Oma.<br />

Was glaubt ihr, was Robert jetzt seiner Oma erklärt? „Stell dir vor! Er reitet auf einem dressierten Floh! Der<br />

Floh springt mit ihm drei Meter hoch und macht mit seinem Reiter einen Salto nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>rn. Wahnsinn!“<br />

„Du hast Recht!“ meinte die Oma. „Jetzt seh’ ich das auch.“<br />

Der Opa hat wie<strong>de</strong>r was gehört, aber nicht richtig verstan<strong>de</strong>n: „Was hast du gesagt?“<br />

Der Saltospringer ist längst wie<strong>de</strong>r hinter <strong>de</strong>r Arena verschwun<strong>de</strong>n. Und was schreit Robert <strong>de</strong>m Opa ins<br />

Ohr? „Der Artist ist auf einem dressierten Floh geritten. Der Floh ist mit <strong>de</strong>m Reiter drei Meter hoch in die<br />

Luft gesprungen und hat mitsamt <strong>de</strong>m Reiter einen Salto nach <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren gemacht.“<br />

„Na so was!“ wun<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Opa. „Das hab ich ja gar nicht gesehen.“<br />

Unten stapft ein Clown in die Arena. Er stolpert, fällt hin. Steht wie<strong>de</strong>r auf, stolpert und fällt wie<strong>de</strong>r hin.<br />

Dann steht er wie<strong>de</strong>r auf, stolpert und fällt wie<strong>de</strong>r hin. Da haut er sein Bein und fängt an zu heulen, und die<br />

Tränen schießen ihm meterweit aus <strong>de</strong>n Augen.<br />

„Was heult <strong>de</strong>r <strong>de</strong>nn so laut herum?“ fragt Roberts Oma.<br />

Was glaubt ihr, was Robert jetzt seiner Oma erklärt? „Weil er dauernd stolpert, haut er sein Bein und heult<br />

so furchtbar, dass die Arena voll Wasser läuft. Aber er kann gar nicht schwimmen und jetzt muss er ertrinken!“<br />

„Du hast Recht!“ meinte die Oma. „Jetzt seh’ ich das auch. Das ist ja furchtbar!“<br />

Der Opa hat wie<strong>de</strong>r was gehört, aber nicht richtig verstan<strong>de</strong>n: „Was hast du gesagt?“<br />

Der Clown ist längst laut heulend hinter <strong>de</strong>r Arena verschwun<strong>de</strong>n. Und was schreit Robert <strong>de</strong>m Opa ins<br />

Ohr? „Der Clown ist dauernd gestolpert, dafür hat er sein Bein gehauen. Das hat ihm so wehgetan, dass er<br />

heulen musste und die ganze Arena von seinen Tränen voll Wasser gelaufen ist. Aber er konnte doch nicht<br />

schwimmen und ist ertrunken.“<br />

„Na so was!“ meint da <strong>de</strong>r Opa. „Das hab ich ja gar nicht gesehen.“<br />

Als die Vorstellung vorbei war, sagte <strong>de</strong>r Opa zur Oma: „Das ist ja nicht zu glauben, was die heute alles machen<br />

im Zirkus! Zu unserer Zeit war das ganz an<strong>de</strong>rs. Meinst du wirklich, dass <strong>de</strong>r Dompteur durch <strong>de</strong>n<br />

brennen<strong>de</strong>n Reifen gesprungen ist?“<br />

„Aber natürlich!“ meinte die Oma. „Das hab ich doch selbst gesehen!“<br />

„Aber dass ein Artist auf einem Floh reitet, wie kann es so was geben?“ sagte <strong>de</strong>r Opa.<br />

„Warum <strong>de</strong>nn nicht?“ meinte die Oma. „Das hab ich doch selbst gesehen!“<br />

„Aber bestimmt ist <strong>de</strong>r Clown nicht in seinen Tränen ertrunken!“<br />

„Doch, doch!“ behauptete die Oma. „Das hab ich doch selbst gesehen!“<br />

Und was glaubt ihr, machte <strong>de</strong>r Opa? Der ging gleich am nächsten Tag zum Augenarzt und erklärte ihm,<br />

dass er irgendwie nicht mehr richtig sieht.<br />

„Wie kommen Sie <strong>de</strong>nn darauf?“ fragte <strong>de</strong>r Augenarzt.<br />

„Na gestern im Zirkus, da hat mein Enkel immer Sachen gesehen, die ich gar nicht sehen konnte.“<br />

Der Augenarzt untersuchte seine Augen und stellte fest: „Glückwunsch, mein Lieber! Sie haben nicht die<br />

geringste Sehschwäche.“<br />

„Was haben Sie gesagt?“ fragte <strong>de</strong>r Opa.<br />

„Dass Sie ausgezeichnet sehen! Aber vielleicht sollten Sie sich mal ein Hörgerät anschaffen.“<br />

40


„Nein, nein. Ich höre ausgezeichnet,“ antwortete <strong>de</strong>r Opa. „Aber ich fürchte, unser Robert braucht schon<br />

bald eine Brille.“<br />

(aus Merkels Erzählkabinett, www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>)<br />

Dialogspiel zum Zirkusbesuch<br />

1.<br />

Jeweils vier Schüler sprechen die Dialoge beim Zirkusbesuch:<br />

Vor <strong>de</strong>r Klasse stehen drei Stühle für Robert, Oma und Opa.<br />

Ein Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse: Ein Dompteur kommt mit zwei Elefanten in die Arena. Die Elefanten tanzen<br />

Walzer.<br />

Oma: Was machen die <strong>de</strong>nn da?<br />

Robert: Oma, das sind Elefanten, die Walzer tanzen.<br />

Oma: Jaja, jetzt sehe ich das auch!<br />

Der Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse: Der Dompteur verschwin<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>n Elefanten hinter <strong>de</strong>r in die Arena<br />

(o<strong>de</strong>r: Kurzes Musikstück von einem Kassettengerät spielen)<br />

Opa: Was hast du gesagt?<br />

Robert: Opa, das waren Elefanten, die Walzer tanzten.<br />

Opa: Was sagst du mir das? Das habe ich doch selbst gesehen!<br />

2.<br />

Der nächste Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse: Ein Dompteur kommt mit Löwen in die Arena. Der Dompteur hält <strong>de</strong>n<br />

Löwen einen brennen<strong>de</strong>n Reifen hin. Die Löwen springen durch <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Reifen.<br />

Oma: Was machen die <strong>de</strong>nn da?<br />

Robert: Oma, das sind Löwen. Sie halten <strong>de</strong>m Dompteur einen brennen<strong>de</strong>n Reifen hin. Und <strong>de</strong>r<br />

Dompteur springt durch <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Reifen.<br />

Oma: Jaja, du hast Recht! Jetzt sehe ich das auch!<br />

Der Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse: Der Dompteur und die Löwen verschwin<strong>de</strong>n hinter <strong>de</strong>r Arena.<br />

(o<strong>de</strong>r: Kurzes Musikstück von einem Kassettengerät spielen)<br />

Opa: Was hast du gesagt?<br />

Robert: Oma, das waren Löwen. Sie hielten <strong>de</strong>m Dompteur einen brennen<strong>de</strong>n Reifen hin. Und<br />

<strong>de</strong>r Dompteur sprang durch <strong>de</strong>n brennen<strong>de</strong>n Reifen.<br />

Opa: Na so was! Das habe ich gar nicht gesehen!<br />

Der nächste Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse <strong>de</strong>nkt sich die nächste Zirkusnummer und sagt sie an.<br />

Oma: Was machen die <strong>de</strong>nn da?<br />

Der Schüler, <strong>de</strong>r Robert spielt erfin<strong>de</strong>t eine Antwort (im Präsenz)<br />

Oma: Jaja, Jaja, du hast Recht! Jetzt sehe ich das auch!<br />

Der Schüler aus <strong>de</strong>r Klasse: Die Artisten/Tiere verschwin<strong>de</strong>n hinter <strong>de</strong>r Arena.<br />

(o<strong>de</strong>r: Kurzes Musikstück von einem Kassettengerät spielen)<br />

Opa: Was hast du gesagt?<br />

Robert wie<strong>de</strong>rholt seine Erfindung in <strong>de</strong>r Vergangenheit.<br />

Opa: Na so was! Das habe ich ja gar nicht gesehen!<br />

(Die Schüler, die vor <strong>de</strong>r Klasse sprechen, können von Szene zu Szene wechseln.)<br />

41


Prinzipiell lassen sich alle Geschichten in einfachen<br />

Spielformen nachspielen. Das kann ohne Zuschauer<br />

geschehen, in<strong>de</strong>m die Spielen<strong>de</strong>n über das Spiel die<br />

Geschichte nachempfin<strong>de</strong>n und sich genauer einprägen,<br />

o<strong>de</strong>r auch als kleine Aufführung vor Publikum.<br />

An<strong>de</strong>rs als im Rollenspiel, wo Kin<strong>de</strong>r sich von Szene zu<br />

Szene etwas neue Handlungen aus<strong>de</strong>nken können,<br />

müssen sie beim Spielen vor Publikum die ganze Geschichte<br />

übersehen können, um sich mit ihrer Rolle<br />

angemessen einzufügen. Die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong> Geschichte<br />

muss <strong>de</strong>shalb in allen Einzelheiten bekannt<br />

2.5 Nachspielen von Erzählungen<br />

sein, und daran scheitern Aufführungen oft noch in <strong>de</strong>r<br />

Grundschule.<br />

Die Erzählung sollte <strong>de</strong>shalb möglichst mehrmals<br />

erzählt wor<strong>de</strong>n sein. Beim Einstudieren sollte die pädagogische<br />

Kraft nicht mit Anweisungen arbeiten,<br />

son<strong>de</strong>rn eher erzählend eingreifen (also nicht anzuweisen:<br />

Mache das und das!, son<strong>de</strong>rn einen erzählen<strong>de</strong>n<br />

Satz einfügen: Und er machte das und das.)<br />

Die Geschichte vom Specht lässt sich leicht in eine<br />

einfache Aufführung umsetzen, weil sie so schlicht<br />

und übersichtlich ist.<br />

Der heiratswillige Specht<br />

Julia Klein<br />

Es war einmal ein Specht, <strong>de</strong>r wollte heiraten. Aber nicht irgendjeman<strong>de</strong>n, nein, er wollte nur die Größte<br />

und Stärkste heiraten.<br />

So flog er zur Sonne und sagte: „Sonne, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Die Sonne musste lachen, als sie <strong>de</strong>n kleinen Specht herumflattern sah und sie sagte: „Ich bin groß und<br />

stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und stärker als ich.“<br />

„Wer ist das?“, fragte <strong>de</strong>r Specht.<br />

„Das ist die Wolke. Sie schiebt sich einfach vor mich und ich bin nicht mehr zu sehen.“<br />

Da flog <strong>de</strong>r Specht zur Wolke und sagte: „Wolke, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Die Wolke antwortete <strong>de</strong>m Specht: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und<br />

stärker als ich.“<br />

„Wer ist das?“, fragte <strong>de</strong>r Specht.<br />

„Das ist <strong>de</strong>r Wind, <strong>de</strong>r pustet mich einfach davon.“<br />

Da flog <strong>de</strong>r Specht zum Wind und sagte: „Wind, du bist <strong>de</strong>r Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Der Wind pustete <strong>de</strong>m Specht zu: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und<br />

stärker als ich.“<br />

„Wer ist das?“, fragte <strong>de</strong>r Specht.<br />

„Das ist <strong>de</strong>r Baum, <strong>de</strong>n kann ich nicht umblasen.“<br />

Da flog <strong>de</strong>r Specht zum Baum und sagte: „Baum, du bist <strong>de</strong>r Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Der Baum knarrte <strong>de</strong>m Specht zu: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und<br />

stärker als ich.“<br />

„Wer ist das?“, fragte <strong>de</strong>r Specht.<br />

„Das ist die Spechtin, die hämmert mit ihrem Schnabel Löcher in mich hinein und eines Tages falle ich<br />

noch um.“<br />

Da flog <strong>de</strong>r Specht zur Spechtin und sagte: „Spechtin, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Und was glaubt ihr was die Spechtin antwortete? Sie sagte ja und die bei<strong>de</strong>n heirateten noch am gleichen<br />

Tag.<br />

(aus Merkels Erzählkabinett, www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>)<br />

Die Spielfassung kann <strong>de</strong>r Erzählung hier fast unverän<strong>de</strong>rt folgen. Bei komplizierteren Geschichten ist eine<br />

eigene Spielform zu erarbeiten.<br />

Erzähler: Es war einmal ein Specht, <strong>de</strong>r wollte heiraten. Aber nicht irgendjeman<strong>de</strong>n, nein, er wollte<br />

nur die Größte und Stärkste heiraten. Darum flog er zur Sonne.<br />

Specht: „Sonne, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

42


Sonne: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und stärker als ich.“<br />

Specht: „Wer ist das?“<br />

Sonne: „Das ist die Wolke. Sie schiebt sich einfach vor mich und ich bin nicht mehr zu sehen.“<br />

Erzähler: Da flog <strong>de</strong>r Specht zur Wolke:<br />

Specht: „Wolke, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Wolke: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und stärker als ich.“<br />

Specht: „Wer ist das?“<br />

Wolke: „Das ist <strong>de</strong>r Wind, <strong>de</strong>r pustet mich einfach davon.“<br />

Erzähler: Da flog <strong>de</strong>r Specht zum Wind<br />

Specht: „Wind, du bist <strong>de</strong>r Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Wind: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und stärker als ich.“<br />

Specht: „Wer ist das?“<br />

Wind: „Das ist <strong>de</strong>r Baum, <strong>de</strong>n kann ich nicht umblasen.“<br />

Erzähler: Da flog <strong>de</strong>r Specht zum Baum.<br />

Specht: „Baum, du bist <strong>de</strong>r Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Baum: „Ich bin groß und stark, aber ich kenne jeman<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ist größer und stärker als ich.“<br />

Specht; „Wer ist das?“<br />

Baum: „Das ist die Spechtin, die klopft mit ihrem Schnabel Löcher in mich und eines Tages falle<br />

ich noch um.“<br />

Erzähler: Da flog <strong>de</strong>r Specht zur Spechtin.<br />

Specht: „Spechtin, du bist die Größte und Stärkste, willst du mich heiraten?“<br />

Erzähler: Und was antwortete die Spechtin? Sie sagte ja und die bei<strong>de</strong>n heirateten noch am gleichen<br />

Tag.<br />

(In Merkels Erzählkabinett, www.stories.<strong>uni</strong>-<strong>bremen</strong>.<strong>de</strong>. fin<strong>de</strong>n sich zahlreiche weitere Vorlagen für Erzählungen)<br />

43


3 Rhetorische Übungen für die Studieren<strong>de</strong>n<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Übungen wer<strong>de</strong>n Sprechsituationen<br />

nachgestellt, für die die Teilnehmen<strong>de</strong>n kurze schriftliche<br />

Anweisungen bekommen und nach einiger Be<strong>de</strong>nkzeit<br />

die angewiesenen Sprechrollen improvisieren.<br />

Diese Situationen wer<strong>de</strong>n nach Möglichkeit auf<br />

3.1.1 Fröhliches Wie<strong>de</strong>rsehen<br />

(Gleiche Anweisung für bei<strong>de</strong> TeilnehmerInnen)<br />

Du triffst eine Freundin/einen Freund zu Semesteranfang<br />

auf <strong>de</strong>m Flur in <strong>de</strong>r Uni. Ihr habt euch jahrelang<br />

nicht mehr gesehen, sie/er beginnt ebenfalls hier an<br />

3.1.2 Anmache in <strong>de</strong>r Disco<br />

(TeilnehmerInnen erhalten unterschiedliche Anweisungen)<br />

1: Du unterhältst dich mit einer Freundin/einem<br />

Freund über Flirten und Anmache. Du erzählst ihr/ihm<br />

bis in alle Einzelheiten, wie blöd dir einer/eine doch<br />

neulich nachts in <strong>de</strong>r Disco/Kneipe gekommen ist und<br />

wie du ihn/sie hast abblitzen lassen.<br />

3.1.3 Die Einmischung<br />

(Zwei Stu<strong>de</strong>nten/innen unterhalten sich in <strong>de</strong>r Cafete.<br />

Ein Dritter setzt sich dazu und drängt sich ins Gespräch.)<br />

1 und 2: (gleiche Vorgabe für bei<strong>de</strong>): Du unterhältst<br />

dich in <strong>de</strong>r Cafete mit einem/einer Freund/in darüber,<br />

was ihr in <strong>de</strong>n Semesterferien getrieben habt. Ein/e<br />

Frem<strong>de</strong>/r setzt sich zu euch an <strong>de</strong>n Tisch, mischt sich<br />

in die Unterhaltung ein, geht euch mit einem abwegigen<br />

Thema, das er/sie ständig anspricht, auf die Nerven.<br />

Wie verhaltet ihr euch?<br />

Vi<strong>de</strong>o aufgenommen, gemeinsam angesehen und<br />

besprochen.<br />

Diese Spielanweisungen sind allerdings nur Vorschläge,<br />

die nach Bedarf geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r zu weiteren<br />

rhetorischen Spielsituationen anregen sollen.<br />

3.1 Gleichberechtigte Gesprächssituationen<br />

<strong>de</strong>r Uni zu studieren. Ihr begrüßt euch mit einer Umarmung<br />

und beginnt zu erzählen, was ihr alles gemacht<br />

habt, seit ihr euch nicht mehr getroffen habt.<br />

Nach einiger Zeit geht ihr Arm in Arm weg.<br />

2: Du hörst dir die Schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>iner Freundin/<strong>de</strong>ines<br />

Freun<strong>de</strong>s an, gibst zwischendurch kurze<br />

Kommentare dazu ab und erklärst ihr/ihm schließlich<br />

haarscharf, warum <strong>de</strong>r Kerl/diese Tante sich so idiotisch<br />

verhält.<br />

Der Dritte: Du setzt dich in <strong>de</strong>r Cafete zu zwei Leuten<br />

an <strong>de</strong>n Tisch, mischst dich in ihr Gespräch ein und<br />

versuchst <strong>de</strong>in Thema zu platzieren: Die steigen<strong>de</strong><br />

Arbeitslosigkeit. Dabei gäbe es doch ein einfaches<br />

Mittel, das Problem aus <strong>de</strong>r Welt zu schaffen, und du<br />

begreifst nicht, dass sonst noch niemand drauf gekommen<br />

ist: Ein Arbeitsloser kostet doch die Gesellschaft<br />

mehr als ein Stu<strong>de</strong>nt. „Also packt die Arbeitslosen<br />

in die Unis, da qualifizieren sie sich weiter, und die<br />

Sache ist geritzt“.<br />

44


3.2.1 Prüfungsgespräch<br />

Der Prüfling: Du hast eine mündliche Prüfung zu bestehen,<br />

für die insgesamt 10 Minuten Zeit zur Verfügung<br />

steht.<br />

Du darfst dir ein Thema aussuchen, gibst es an und<br />

beginnst nach Auffor<strong>de</strong>rung durch die Prüfer darüber<br />

zu referieren. Die Prüfer unterbrechen dich nach einiger<br />

Zeit und du hast auf ihre Nachfragen o<strong>de</strong>r Einwendungen<br />

zu antworten.<br />

Die Prüfer: Du bist Prüfer in einer mündlichen Prüfung<br />

von 10 Minuten Dauer. Neben dir sitzt ein/e zweite/r<br />

Prüfer/in.<br />

3.2.2 Ein Bewerbungsgespräch<br />

Eine Jury soll eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit in<br />

einem führen<strong>de</strong>n Reiseunternehmen besetzen.<br />

Die Juroren: Du bist Mitglied einer Jury, die Bewerber<br />

für eine Stelle für Öffentlichkeitsarbeit in einem führen<strong>de</strong>n<br />

Reiseunternehmen auswählen soll.<br />

Die Bewerber: Du bewirbst dich für eine Stelle für<br />

Öffentlichkeitsarbeit in einem führen<strong>de</strong>n Reiseunternehmen.<br />

Du hast die Aufgabe, nach drei Minuten Be<strong>de</strong>nkzeit<br />

fünf Minuten über ein Thema zu sprechen,<br />

das dir die Auswahljuroren stellen. Danach berät die<br />

Jury über <strong>de</strong>ine Eignung für die Stelle<br />

Die Jury gibt <strong>de</strong>m Bewerber unvorbereitet ein Thema<br />

vor, dazu drei Minuten Be<strong>de</strong>nkzeit und danach genau<br />

fünf Minuten Re<strong>de</strong>zeit, um das Thema zu entwickeln.<br />

Die Themen sind:<br />

� Massentourismus - Ausdruck einer <strong>de</strong>mokratischen<br />

Gesellschaft<br />

3.2.3 Schule spielen<br />

LehrerIn: Du spielst die/<strong>de</strong>n Lehrer/in, die/<strong>de</strong>r vor<br />

seinen Schülern re<strong>de</strong>t und re<strong>de</strong>t.<br />

Du suchst dir dazu ein Thema aus (das dir vielleicht<br />

aus <strong>de</strong>iner Schulzeit noch lebhaft in Erinnerung ist).<br />

Du gibst am Beginn das Fach bekannt.<br />

Du stellst Fragen an die Schüler, nimmst mal die Schüler<br />

dran, die sich mel<strong>de</strong>n und gerne mitmachen, mal<br />

for<strong>de</strong>rst du die unaufmerksamen Schüler auf, zu antworten<br />

und versuchst sie in Schach zu halten, in<strong>de</strong>m<br />

du mit schlechten Zensuren drohst.<br />

Erster Schüler: Du bist ein/e aufmerksame und strebsame<br />

Schüler/in, mel<strong>de</strong>st dich häufig und suchst<br />

<strong>de</strong>r/m Lehrer/in zu gefallen.<br />

Zweiter Schüler: Du fin<strong>de</strong>st Schule nicht gera<strong>de</strong> super,<br />

aber was gera<strong>de</strong> Thema ist, interessiert und begeistert<br />

dich. Du stellst Fragen, um es genauer mitzubekommen.<br />

3.2 Hierarchische Gesprächssituationen<br />

Die/Der Kandidat/in gibt zu Beginn das Prüfungsthema<br />

an und du for<strong>de</strong>rst sie auf, darüber zu referieren.<br />

Nach<strong>de</strong>m ihr sie/ihn kurze Zeit re<strong>de</strong>n lasst, beginnt ihr<br />

dazwischen zu gehen, nachzufragen o<strong>de</strong>r Einwän<strong>de</strong> zu<br />

formulieren.<br />

Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Prüfung schickt ihr die/<strong>de</strong>n Kandidatin/en<br />

raus, diskutiert das Prüfungsergebnis, vergebt<br />

eine Note und teilt sie <strong>de</strong>r/<strong>de</strong>m Kandidatin/en<br />

mit.<br />

� Ferntourismus - Quelle <strong>de</strong>r Völkerfreundschaft<br />

und <strong>de</strong>r internationalen Verständigung<br />

� Sanfter Tourismus - Alternative zum ungebremsten<br />

Verbrauch von Ressourcen<br />

Zur Beurteilung zählen die Juroren die Argumente, die<br />

<strong>de</strong>r Bewerber in <strong>de</strong>r gegebenen Re<strong>de</strong>zeit vorbringt.<br />

Nach <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>zeit stellen sie Fragen, die von <strong>de</strong>r Gegenposition<br />

zu <strong>de</strong>m vom Bewerber eingenommenen<br />

Standpunkt ausgehen (z.B. beim Argument Tourismus<br />

zerstöre die Dritte Welt: „Aber schafft das nicht auch<br />

Arbeitsplätze?“).<br />

Nach <strong>de</strong>r Vorstellung <strong>de</strong>s Kandidaten beurteilen sie<br />

Argumentation und Auftreten <strong>de</strong>s Bewerbers. Die Zuschauer<br />

haben dabei beraten<strong>de</strong> Stimme. Am Schluss<br />

entschei<strong>de</strong>t die Jury die Reihenfolge <strong>de</strong>r Kandidaten.<br />

Dritter Schüler: Du sitzt die Schule ab. Der Unterricht<br />

interessiert dich nicht die Bohne. Du suchst dich zu<br />

verstecken und etwas für dich zu machen, das dir die<br />

Langeweile vertreibt.<br />

Vierter Schüler: Dich ö<strong>de</strong>t die Schule nur an. Du<br />

suchst zu stören und aufsässig zu sein, wo es nur<br />

geht. Du machst die/<strong>de</strong>n Lehrer/in lächerlich und<br />

gibst absichtlich falsche Antworten.<br />

Fünfter Schüler: Der Unterricht ist dir egal. Du spielst<br />

<strong>de</strong>n Klassenclown und suchst <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rn Schülern/innen<br />

Eindruck zu machen durch Spielchen, die<br />

du hinter <strong>de</strong>m Rücken <strong>de</strong>r Lehrerin/<strong>de</strong>s Lehrers inszenierst<br />

o<strong>de</strong>r durch Blödsinn, <strong>de</strong>n du verzapfst, wenn<br />

du aufgerufen wirst.<br />

45


3.3.1 Übung zu kontroversem Diskutieren<br />

(Vier Diskutanten, die sich über das Thema „Wirkungen<br />

<strong>de</strong>s Fernsehens auf Kin<strong>de</strong>r“ streiten und dazu<br />

erst die eine, nach einem abgesprochenen Zeichnen<br />

die gegenteilige Position vertreten.)<br />

Position 1: Fernsehen bil<strong>de</strong>t. Im Fernsehen können<br />

Kin<strong>de</strong>r die Welt weit über das hinaus kennen, was sie<br />

selbst in ihrer Umgebung erfahren könnten o<strong>de</strong>r was<br />

ihre Eltern ihnen beibringen könnten. Fernsehen erweitert<br />

<strong>de</strong>shalb ständig <strong>de</strong>n Horizont <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s.<br />

Gegenposition 1: Wirklich wahrgenommen und gelernt<br />

wird, überhaupt, aber insbeson<strong>de</strong>re von Kin<strong>de</strong>rn doch<br />

nur, was sie mit ihren eigenen Sinnen wahrnehmen<br />

und womit sie handfest und aktiv umgehen können.<br />

Eine Fernsehsendung dagegen ist schon fast vergessen,<br />

sobald <strong>de</strong>r Titel <strong>de</strong>r nächsten Sendung auf <strong>de</strong>r<br />

Mattscheibe erscheint.<br />

Position 1: Das Fernsehen macht Kin<strong>de</strong>r nur nervös.<br />

Die Actionszenen, die ihnen da ständig vorgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, erzeugen Impulse, selbst zu han<strong>de</strong>ln. Diese<br />

Impulse wer<strong>de</strong>n aber nicht ausgelebt, son<strong>de</strong>rn unterdrückt,<br />

weil ja schon gleich <strong>de</strong>r nächste Eindruck wie<strong>de</strong>r<br />

davon ablenkt. Im Ergebnis führt das zu ziellosem<br />

Hampeln und erzeugt die steigen<strong>de</strong> Zahl hyperaktiver<br />

Kin<strong>de</strong>r.<br />

Gegenposition 2: Das Fernsehen bringt die Kin<strong>de</strong>r<br />

dazu, still zu sitzen und sich auf eine Sache zu konzentrieren.<br />

Die Aufmerksamkeit ist dabei nicht zerstreut<br />

und von allen möglichen Dingen <strong>de</strong>r Umgebung<br />

abgelenkt, wie bei an<strong>de</strong>ren alltäglichen Aktivitäten.<br />

Fernsehen för<strong>de</strong>rt darum die Konzentrationsfähigkeit<br />

und das Durchhaltevermögen <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r.<br />

3.3.2 Mo<strong>de</strong>rierte Podiumsdiskussion<br />

(Eine Diskussionsrun<strong>de</strong> im Stil <strong>de</strong>s Fernsehens diskutiert<br />

über das Problem <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Arbeitslosigkeit<br />

und seine Lösung. Dazu wer<strong>de</strong>n Tische im Stil<br />

dieser Run<strong>de</strong>n aufgestellt. Ein Mo<strong>de</strong>rator leitet die<br />

Diskussion. Die Zahl <strong>de</strong>r Diskutanten kann nach Bedarf<br />

verkleinert wer<strong>de</strong>n.)<br />

Mo<strong>de</strong>ratorIn: Du mo<strong>de</strong>rierst eine Podiumsdiskussion<br />

über das Problem <strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Arbeitslosigkeit<br />

und seine Lösung.<br />

Zunächst gibt du <strong>de</strong>n Zuschauern das Thema bekannt,<br />

danach for<strong>de</strong>rst du die Teilnehmer auf, sich mit Namen<br />

und beruflichen Tätigkeiten vorzustellen.<br />

Danach bittest du sie nacheinan<strong>de</strong>r, jeweils ein kurzes<br />

Statement zur Frage <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit und ihrer<br />

Bewältigung abzugeben.<br />

3.3 Übungen zum Diskutieren<br />

Position 3: Fernsehen hilft gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, die im<br />

Elternhaus nicht so sehr geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, ihren Rückstand<br />

gegenüber besser gestellten Familien aufzuholen.<br />

Ihre Phantasie und ihr Denkvermögen wird durch<br />

die Sendungen angeregt und sie können damit die<br />

Nachteile ihrer familiären Sozialisation ausgleichen.<br />

Gegenposition 3: Fernsehen för<strong>de</strong>rt doch nur scheinbar<br />

die Intelligenz. Die För<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Familie beruht<br />

darauf, dass mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn gere<strong>de</strong>t und gespielt<br />

wird. Da im Fernsehen alles in Bil<strong>de</strong>r verpackt wird,<br />

wird das Denken, das mit <strong>de</strong>r Sprachfähigkeit entwickelt<br />

wird, behin<strong>de</strong>rt. Fernsehen vergrößert <strong>de</strong>shalb<br />

<strong>de</strong>n Abstand zwischen Kin<strong>de</strong>rn aus besser gestellten<br />

Familien und <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Unterschichten.<br />

Position 4: Fernsehen hilft Aggressivität abzubauen.<br />

Denn in<strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>r ihre aggressiven Impulse im Fernsehen<br />

wahrnehmen und dabei abreagieren, müssen<br />

sie sie nicht mehr in ihrer Umwelt ausleben. Fernsehen<br />

trägt somit zu einer besseren Bewältigung zerstörerischer<br />

Neigungen bei.<br />

Gegenposition 4: Fernsehen knüpft an aggressive und<br />

zerstörerische Neigungen an und verstärkt sie. Da das<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r fiktiven Realität <strong>de</strong>s Fernsehens<br />

ständig vorgemacht wird, verlieren sie das Unterscheidungsvermögen<br />

zwischen Realität und Schein und<br />

versuchen nachzuahmen, was sie gesehen haben.<br />

Kein Wun<strong>de</strong>r, dass Kin<strong>de</strong>r immer brutaler und aggressiver<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Anschließend steigst du mit <strong>de</strong>n gegensätzlichsten<br />

Positionen in die Diskussion ein und bittest die Teilnehmer,<br />

sich dazu zu äußern. Wenn zwei gleichzeitig<br />

re<strong>de</strong>n, greifst du ein. Wenn es Pausen gibst, for<strong>de</strong>rst<br />

du einzelne Teilnehmer zu einer Äußerung auf.<br />

Schließlich öffnest du irgendwann die Run<strong>de</strong> zum<br />

Publikum hin, und lässt die Zuschauer Fragen stellen<br />

und Beiträge äußern.<br />

TeilnehmerIn 1: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

In <strong>de</strong>r Marktwirtschaft regiert <strong>de</strong>r Markt. Wer nicht<br />

mithalten kann, fliegt eben raus. Sozialklimbim hat da<br />

46


nichts zu suchen und schwächt nur die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>s Standortes Deutschland.<br />

TeilnehmerIn 2: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Die christliche Nächstenliebe gebietet die soziale Einbindung<br />

<strong>de</strong>s Eigentums. Das gehört zu <strong>de</strong>n zentralen<br />

Werten und Errungenschaften <strong>de</strong>r abendländischen<br />

Kultur. Sie zu missachten ist kurzsichtig und treibt<br />

langfristig in <strong>de</strong>n moralischen und früher o<strong>de</strong>r später<br />

auch wirtschaftlichen Ruin.<br />

TeilnehmerIn 3: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Die Marktwirtschaft muss sozial ausgerichtet sein. Das<br />

erhält nicht nur <strong>de</strong>n sozialen Frie<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn kurbelt<br />

letzten En<strong>de</strong>s auch <strong>de</strong>n Markt an und schafft damit<br />

Arbeitsplätze. Nur wenn die unteren Bevölkerungsschichten<br />

auch konsumieren können, wird <strong>de</strong>r innere<br />

Markt angekurbelt und die Wirtschaft floriert.<br />

TeilnehmerIn 4: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Man muss die Großkonzerne und die Finanzmacht <strong>de</strong>r<br />

Banken zerschlagen. Sie platzieren ihr Kapital, wo es<br />

gera<strong>de</strong> ein paar Mark mehr Rendite o<strong>de</strong>r Zinsen abwirft,<br />

und ruinieren damit be<strong>de</strong>nkenlos nationale Wirtschaften.<br />

Dagegen muss man <strong>de</strong>n Mittelstand mit<br />

staatlichen Maßnahmen för<strong>de</strong>rn, <strong>de</strong>r die lokale Wirtschaft<br />

stärkt und Arbeitsplätze schafft.<br />

TeilnehmerIn 5: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Man sollte wie<strong>de</strong>r einen Arbeitsdienst einführen, dann<br />

sind die Leute von <strong>de</strong>r Straße und es lassen sich billig<br />

Zukunftsinvestitionen (Straßenbau z.B. o<strong>de</strong>r Umweltschutz)<br />

durchführen.<br />

TeilnehmerIn 6: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Arbeitslosigkeit lässt sich nur im Rahmen <strong>de</strong>s ökologischen<br />

Umbaus <strong>de</strong>r Gesellschaft bekämpfen: Man<br />

muss die Energiekosten radikal verteuern und die<br />

Arbeitskraft billiger machen, zum Beispiel, in<strong>de</strong>m man<br />

die Lohn- und Einkommensteuer abschafft und<br />

Schwarzarbeit legalisiert.<br />

TeilnehmerIn 7: Du <strong>de</strong>nkst dir einen Namen und eine<br />

berufliche Tätigkeit für dich aus, die du am Beginn <strong>de</strong>r<br />

Diskussion präsentierst. Den Namen schreibst du in<br />

großen Buchstaben auf eine Karte, die du vor dir aufstellst.<br />

Deine Stellung zum Problem <strong>de</strong>r Massenarbeitslosigkeit:<br />

Die einzig sinnvolle Lösung liegt in <strong>de</strong>r Bildung. Je<strong>de</strong>r<br />

Arbeitslose sollte auf Staatskosten weiterqualifiziert<br />

wer<strong>de</strong>n. Zum Beispiel könnte man dafür die Unis öffnen<br />

und überhaupt eine Art Schulpflicht für Arbeitslose<br />

einführen. Damit wären auch die ganzen arbeitslosen<br />

Lehrer beschäftigt.<br />

47


3.4.1 Das Vortragsspiel<br />

Bei diesem Spiel haben die Teilnehmen<strong>de</strong>n freie<br />

Hand, Themen zu konstruieren, so abstrus und verrückt<br />

sie auch klingen mögen. Die Bedingung ist, dass<br />

sie dafür auch Argumentationen liefern, die in sich<br />

konsequent und plausibel klingen, ohne dass sie sich<br />

durch Tatsachen o<strong>de</strong>r Machbarkeit legitimieren müssen.<br />

Schließlich kommt es darauf an, diese Konstruktionen<br />

überzeugend vorzutragen.<br />

Themenfindung<br />

Je<strong>de</strong>r Teilnehmer schreibt zwei beliebige o<strong>de</strong>r aus<br />

einem angegebenen Themenbereich bezogenen Begriffe<br />

auf Zettel und faltet sie zum Los zusammen.<br />

Zweiergruppen ziehen insgesamt vier Lose und formulieren<br />

eine Themenstellung, in <strong>de</strong>r min<strong>de</strong>stens zwei<br />

Begriffe vorkommen.<br />

Die Gruppen entwickeln zu <strong>de</strong>m Thema eine These<br />

bzw. Fragestellung, die sich auch seltsam und abgefahren<br />

anhören darf.<br />

Argumentationen<br />

Zu <strong>de</strong>n Thesen wer<strong>de</strong>n Argumente gesucht, die dafür<br />

und dagegen sprechen und in Spalten aufgelistet<br />

3.4.2 Themen für improvisierte Vorträge<br />

(Statt <strong>de</strong>r zufallsgenerierten Vortragsthemen können<br />

<strong>de</strong>n Rednern Nonsense-Themen gestellt wer<strong>de</strong>n, die<br />

nach kurzer Be<strong>de</strong>nkzeit und einigen Notizen vorgetragen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dazu eine Auswahl zur Anregung)<br />

� Behördlich verordnetes Zwangstanzen zur<br />

Heilung kleptomanischer Veranlagung im Jugendalter,<br />

� Der Einsatz von Lügen<strong>de</strong>tektoren zur Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>kultur im Deutschen Bun<strong>de</strong>stag,<br />

� Aussetzen in <strong>de</strong>r Eiswüste als wirksames Verfahren<br />

zur Bekehrung unverbesserlicher Atheisten,<br />

3.4 Übungen zum Vortragen<br />

Die Argumente wer<strong>de</strong>n zu einer aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong>n<br />

Argumentationslinie verbun<strong>de</strong>n.<br />

Daraus wird eine Glie<strong>de</strong>rung für das Thema erarbeitet.<br />

Vortragen<br />

Diese Argumentation wird in einem Stichwortmanuskript<br />

festgehalten, das als Vorlage für ein Kurzreferat<br />

dient und entwe<strong>de</strong>r vom Verfasser selbst o<strong>de</strong>r von<br />

einem an<strong>de</strong>rn vorgetragen wird. Im zweiten Fall nimmt<br />

<strong>de</strong>r Verfasser dazu Stellung.<br />

Nach <strong>de</strong>m Vortrag stellen die Zuhörer Fragen an <strong>de</strong>n<br />

Vortragen<strong>de</strong>n.<br />

Eine Jury kann <strong>de</strong>n Vortrag (eventuell mit Punkten)<br />

bewerten nach:<br />

� Auftreten<br />

� Argumentation<br />

� Verständlichkeit<br />

� Medieneinsatz<br />

� Diskussionsfähigkeit<br />

(falls mit Vi<strong>de</strong>o aufgenommen, beurteilt sie es nach<br />

<strong>de</strong>m ausgewerteten Band).<br />

Das Publikum nimmt zu <strong>de</strong>n Bewertungen <strong>de</strong>r Jury<br />

Stellung.<br />

� Aus <strong>de</strong>m Weltraum in die Atmosphäre eindringen<strong>de</strong><br />

Krankheitskeime als nachweisbare<br />

Ursachen für <strong>de</strong>n Ausbruch von Epi<strong>de</strong>mien,<br />

� Die Auswirkungen <strong>de</strong>s mechanischen Weckerklingelns<br />

auf die Kulturentwicklung im 20.<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rt,<br />

� Die Rückwirkungen übermäßiger Jahrmarktbesuche<br />

auf die geistige Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn<br />

und Jugendlichen.<br />

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