Marketingmanagement für ... - Bad-Homburg
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<strong>Marketingmanagement</strong> <strong>für</strong> Beratungsdienstleistungen<br />
Die Rolle des Branding<br />
Von Kurt Jeschke<br />
erscheint in: Sommerlatte, T./Niedereichholz, Chr./Mirow, M./v. Windau (Hrsg.); Handbuch<br />
der Unternehmensberatung, Berlin 2005<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Problemstellung 2<br />
2. <strong>Marketingmanagement</strong> der Beratungsunternehmung 2<br />
2.1 Begriffliche Grundlagen und Abgrenzung 2<br />
2.2 Bestimmungsfaktoren des Marketings <strong>für</strong> Beratungsleistungen 4<br />
3. Unternehmensberater als professionelle Dienstleister: Merkmale und<br />
marketingrelevante Implikationen <strong>für</strong> das Branding 5<br />
3.1 Beratungsdienstleistung als Leistungsversprechen 5<br />
3.2 Die Nicht-Greifbarkeit von Beratungsdienstleistungen 6<br />
3.3 Beratungsdienstleistungen und externe Faktorintegration 6<br />
4. Das Markenmanagement (Branding) <strong>für</strong> Beratungsdienstleistungen 7<br />
4.1 Begriffliche Grundlagen und Formen von Beratungsmarken 7<br />
4.2 Ziele und Zielgruppen der Markenkommunikation von Beratern 7<br />
4.2.1 Kommunikationsziele 9<br />
4.2.2 Interne und externe Zielgruppen der Markenkommunikation 10<br />
4.3 Strategisches und operatives Markenmanagement in Beratungsunternehmen 11<br />
4.3.1 Strategische Markenanalyse am Beispiel der SWOT-Analyse 11<br />
4.3.2 Markenstrategien <strong>für</strong> Beratungsunternehmen 12<br />
4.3.3 Markengestaltung und markenppolitisches Beratungsmarketing-Mix 14<br />
4.3.4 Das Controlling von Beratungsmarken 16<br />
5. Zusammenfassung 16<br />
- 1 -
1. Problemstellung<br />
„The Business that considers itself immune to branding sooner or later<br />
finds itself immune to business“(Deloitte Touche Tohmatsu)<br />
Unternehmensberater unterliegen heute mehr denn je dem Zwang zur Profilierung, um sich<br />
im wettbwerbsintensiven Markt <strong>für</strong> Unternehmensberatungsleistungen abzuheben. Bera-<br />
tungsmarken dienen der Profilierung im Wettbewerb. Als Garant <strong>für</strong> eine zuverlässige Bera-<br />
tungsqualität und einen dauerhaften Beratungsstil schaffen sie die Basis <strong>für</strong> eine differenzie-<br />
rende Leistungskommunikation und -vermarktung. Wenn es einem Beratungsunternehmen<br />
gelingt, innerhalb seines Marktsegments die Markenführung zu übernehmen, ist dies ein wir-<br />
kungsvolles Instrument, um Klienten zu binden und Wettbewerber abzuwehren.<br />
Ein erfolgreiches Branding basiert auf einem systematischen <strong>Marketingmanagement</strong>. Bera-<br />
tungsgesellschaften wie Accenture, Capgemini oder IBM Business Consulting Services ver-<br />
deutlichen, dass das Marketing und Branding <strong>für</strong> Unternehmensberatungsleistungen heute<br />
einen deutlich höheren Stellenwert als noch vor wenigen Jahren besitzt. Aber auch kleine und<br />
mittelständische Unternehmensberater sind mehr denn je dazu aufgefordert, ihr Geschäft auf<br />
Basis eines aktiven Beratungsmarketing und mit Hilfe systematisch markierter Beratungsleis-<br />
tungen zu gestalten.<br />
2. <strong>Marketingmanagement</strong> der Beratungsunternehmung<br />
Den folgenden Ausführungen liegt ein duales Marketingverständnis zugrunde, nach dem das<br />
Marketing sowohl als Leitkonzept der Unternehmensführung als auch als gleichberechtigte,<br />
auf den Absatz von Produkten oder Dienstleistungen gerichtete Unternehmensfunktion ver-<br />
standen wird (7). Vor diesem Hintergund hat das Marketing von Beratungsunternehmen we-<br />
nig mit kurzfristiger Gewinnmaximierung und viel mit dem Aufbau strategischer Geschäfts-<br />
beziehungen, wenig mit Werbung oder Direktverkauf und viel mit dem Aufbau von Vertrauen<br />
gegenüber den Anspruchsgruppen eines Beratungsunternehmens zu tun.<br />
2.1. Begriffliche Grundlagen und Abgrenzung<br />
In den letzten Jahren hat sich die wissenschaftliche Beratungsforschung zunehmend mit den<br />
Fragen des Marketings <strong>für</strong> Unternehmensberatungsleistungen auseinandergesetzt. Nachdem<br />
- 2 -
zunächst ausgewählte Teilaspekte des Beratungsmarketings behandelt wurden, liegen heute<br />
umfassende Diskussionsbeiträge zum Beratungsmarketing vor. Sie liefern wertvolle Hinweise<br />
<strong>für</strong> strategisch-konzeptionelle Anforderungen, operative Maßnahmenprogramme sowie die<br />
Organisation und Gestaltung von Marketingprozessen in der Beratungsunternehmung (vgl.<br />
Abb.1).<br />
Autor (Jahr) Titel Marketingfocus<br />
Niedereichholz<br />
(1996)<br />
Unternehmensberatung -<br />
Beratungsmarketing und<br />
Auftragsakquisition<br />
Schade (1996) Marketing <strong>für</strong> Unternehmensberatungsleistungen<br />
Schwan/Seipel<br />
(1999)<br />
Erfolgreich beraten –<br />
Grundlagen der Unter-<br />
nehmensberatung<br />
Miethe (2000) Marketing der Unternehmensberatung<br />
Höselbarth/Lay<br />
/Amman<br />
Mohe/Heinecke/<br />
Pfriehm (2001)<br />
Branding <strong>für</strong> Unternehmensberatungen<br />
Consulting – Problemlösung<br />
als Geschäftsmodell<br />
Jeschke (2004) <strong>Marketingmanagement</strong><br />
der Beratungsunterneh-<br />
Lindemann<br />
(2004)<br />
mung<br />
Marketing in der Beratung<br />
– Positioning<br />
Konzepte der Branchen- und Tätigkeitsspezialisierung,<br />
Kundensegmentierung, Kundenkontakte und<br />
Kundenakquisition<br />
Institutionenökonomische Interpretation eine aktiven<br />
Vermarktung von Unternehmensberatungsleistungen<br />
als Kontrakt- bzw. Vertrauensgut<br />
Aufbau persönlicher Netzwerke durch institutionelle<br />
Aktivitäten sowie persönliche Kundenansprache der<br />
Berater zur Kundengewinnung und -bindung<br />
Kundengewinnung, Leistungserstellung und –<br />
vermarktung <strong>für</strong> altenative Formen der Unternehmensberatung<br />
Konzepte <strong>für</strong> den Aufbau von Alleinstellungsmerk-<br />
malen und Markenattributen von Wissensmarken<br />
Differenzierungskonzepte im Wettbewerb, Markttaktisches<br />
Vorgehen und Kommmunikation, Berater-<br />
und Klientenrollen in Beratungsprojekten<br />
Rahmenkonzept <strong>für</strong> das <strong>Marketingmanagement</strong> professioneller<br />
Beratungsdienstleistungen auf Basis der<br />
betriebswirtschaftlichen Beratungsforschung<br />
Positionierungsstrategien von Beratungsunternehmen,<br />
Konzepte, Erfahrungen und Erfolgsbeispiele<br />
Abbildung 1: Beiträge zur Vermarktung von Beratungsleistungen (Auswahl)<br />
Das <strong>Marketingmanagement</strong> der Beratungsunternehmung beschreibt die marktorientierte<br />
Ausrichtung und Führung professioneller Beratungsunternehmen. Es beinhaltet die systemati-<br />
sche Planung, Steuerung und Kontrolle aller auf aktuelle und potentielle Geschäftsbeziehun-<br />
gen ausgerichteten internen und externen Marketingaktivitäten eines Beratungsunternehmens<br />
(4). Der Gestaltungsbereich des Beratungsmarketing reicht von der marketingstrategischen<br />
Ausrichtung eines Beratungsunternehmens bis zur operativen Unterstützung von Projektak-<br />
quisition, Projektdurchführung und After Sales Marketing/Projekt Follow-Up. Entsprechend<br />
des klassischen Marketing–Mix-Ansatzes können die operativen Marketingmaßnahmen der<br />
Beratungsunternehmung den Bereichen Produkt- und Servicepolitik (u.a. Festlegung des Be-<br />
ratungsleistungsprogramms und value-added Services), Kontrahierungspolitik (u.a. Honorar-<br />
sätze, Vergütungsmodelle), Distributionspolitik (u.a. Akquisitionsmanagement und Key Ac-<br />
counting) sowie der Kommunikationspolitik zugeordnet werden. Das Branding ist Bestand-<br />
- 3 -
teil des letztgenannten Bereichs und im Rahmen einer integrierten Unternehmenskommunika-<br />
tion u.a. mit der Public Relations, dem Corporate Design, mit Corporate Events, der Internet-<br />
kommunikation und v.a. der persönlichen Kommunikation von Beratern im direkten Kunden-<br />
kontakt abzustimmen (5).<br />
2.2. Bestimmungsfaktoren des Marketings <strong>für</strong> Beratungsleistungen<br />
Von besonderer Relevanz <strong>für</strong> die Vermarktung von Unternehmensberatungsleistungen sind<br />
neben marktlichen und kundenspezifischen Rahmenbedingungen die hohe Erklärungsbedürf-<br />
tigkeit der Beratungsleistung als idealtypischem Vertrauensgut, die enge Kopplung zwischen<br />
Beratungstätigkeit und den beratenden Personen, die Einbindung Dritter in den Beratungspro-<br />
zess sowie die Wirksamkeit berufs- bzw. standesrechtlicher Einflussfaktoren (Beratungsethik,<br />
Beratungscodex). Insbesondere das notwendige Vertrauen, das Auftraggeber bzw. Klienten<br />
in das Leistungsversprechen eines Beratungsunternehmens setzen müssen führt dazu, dass die<br />
Unternehmenskommunikation der Beratungsunternehmung v.a. den Aufbau von Vertrauens-<br />
potenzialen anstrebt. Diese sog. vertrauensbildende Unternehmenskommunikation wird<br />
im Wesentlichen durch das Branding gesteuert. Vertrauen ist an die Positionierung und die<br />
Reputation eines Beratungsunternehmens gebunden und kann nur über einen langfristigen<br />
Zeitraum entwickelt werden. Wie die nationalen und internationalen Beratungsskandale der<br />
letzten Jahre gezeigt haben, kann Vertrauen aber auch sehr schnell verloren gehen. An dem<br />
Beispiel McKinsey und Swissair läßt sich allerdings belegen, wie eine starke Beratungsmarke<br />
in der Lage sein kann, den Schaden an der Reputation und dem Vertrauen eines Beratungsun-<br />
ternehmens zu begrenzen.<br />
Die hohe Bedeutung der Beratungsmitarbeiter <strong>für</strong> die Auftragsakquisition, die Leis-<br />
tungsvereinbarung und –erstellung sowie <strong>für</strong> den Aufbau persönlicher Netzwerke bewirkt,<br />
dass der Vermarktungserfolg nicht nur eine vertrauensbildende Markenkommunikation, son-<br />
dern auch die markenorientierte Gewinnung, Entwicklung und Bindung eines qualifizierten<br />
Mitarbeiterstamms erfordert. Dieser muß in der Lage sein, die Markenwerte und Markenver-<br />
sprechen eines Unternehmens zu leben und kompetent in den Beratungsalltag zu übertragen.<br />
- 4 -
3. Unternehmensberater als professionelle Dienstleister: Merkmale und<br />
marketingrelevante Implikationen <strong>für</strong> das Branding<br />
Unternehmensberatungsleistungen sind professionell erbrachte Dienstleistungen. Ihr Ziel<br />
besteht darin, durch den Einsatz von Potenzialfaktoren in Form von Beratungsmitarbeitern<br />
und Beratungstechnologien einem auftraggebenden Unternehmen einen möglichst individuel-<br />
len und messbaren Beratungsnutzen zu stiften. Beratungsdienstleistungen sind i.d.R. komplex<br />
und erklärungsbedürftig. Ihre Potenzial-, Prozess- und Ergebnisqualitäten, d.h. die Beratungs-<br />
fähigkeit von Beratern, die Struktur und der Verlauf eines Beratungsprojektes sowie dessen<br />
operative Auswirkungen auf das Klientenunternehmen sind nicht immer leicht zu beurteilen.<br />
Vor diesem Hintergrund sind es v.a. die von den Klienten wahrgenommenen potenzial-, pro-<br />
zess- und ergebnisbezogenen Qualitätsrisiken, die eine überzeugende Vertrauenskommuni-<br />
kation mit Hilfe des Branding erfordern (4).<br />
Beratungsdienstleistungen können durch die Merkmale Leistungsfähigkeit bzw. Leistungspo-<br />
tenzialität, Intangibilität bzw. Immaterialität sowie die sog. externe Faktorintegration charak-<br />
terisiert werden. Diese dienstleistungsspezifischen Eigenschaften führen in Verbindung mit<br />
der zunehmenden Instransparenz des Beratungsmarktes und der mangelnden Unterscheidbar-<br />
keit umfangreiche Leistungsprogramme der Beratungsunternehmen dazu, dass sich diese in<br />
der Wahrnehmung ihrer Klienten stärker denn je klar und trennscharf profilieren und von<br />
relevanten Wettbewerbsunternehmen zu differenzieren haben. Dies gelingt, wenn mit Hilfe<br />
starker Beratungsmarken ein positives Image, eine hohe Glaubwürdigkeit sowie ein umfang-<br />
reiches Vertrauenspotenzial im Markt geschaffen werden kann.<br />
3.1 Beratungsdienstleistungen als Leistungsversprechen<br />
Das Merkmal Leistungsfähigkeit bzw.Leistungspotenzialität unterstreicht, dass Beratungs-<br />
dienstleistungen einem Klienten nicht als konkretes, sondern lediglich als potenzielles Leis-<br />
tungsversprechen angeboten werden können. Beratungsleistungen sind nur bedingt vorführbar<br />
oder testbar. Sie werden erst nach Abschluss eines Beratungsvertrags durch die Kombination<br />
personeller und/oder technischer Beratungsleistungspotenziale vollzogen. Vor diesem Hinter-<br />
grund stehen Klienten dem Problem einer erschwerten Leistungsidentifikation und Leistungs-<br />
bewertung gegenüber. Trotz einer zunehmenden Klientenprofessionalisierung verfügen diese<br />
i.d.R. nicht über die Markttransparenz, um alle problemrelevanten Beratungsanbieter objektiv<br />
- 5 -
zu vergleichen und den besten Anbieter auswählen zu können. Darüber hinaus erfolgt die Be-<br />
urteilung der Lösungsfähigkeit selektierter und auf die shortlists der Klienten gesetzter Bera-<br />
tungsunternehmen anhand qualitätsbezogener Ersatzinformationen. Im Vordergrund stehen<br />
dabei Kriterien wie Bekanntheit, Kompetenzen, Reputation oder Image. Diese Merkmale<br />
werden wesentlich durch die Positionierung und Kernbotschaften einer Beratungsmarke be-<br />
einflusst.<br />
3.2 Die Nicht-Greifbarkeit von Beratungsdienstleistungen<br />
Das Merkmal `Intangibilität bzw. Immaterialität´ verdeutlicht, dass der Verlauf und das<br />
Ergebnis von Beratungsdienstleistungen häufig nicht bzw. nur unter erschwerten Bedingun-<br />
gen messbar ist. Die Auswirkungen durchgeführter Beratungsleistungen auf ein Klientenun-<br />
ternehmen können nur durch beobachtbare Veränderungen an Personen oder Objekten oder<br />
aber durch leistungsbedingte Folgewirkungen innerhalb des beratenen Unternehmens erfasst<br />
werden. Die Nichtgreifbarkeit bzw. der Timelag bis zu den Wirkungen von Beratungsleistun-<br />
gen erschwert eine objektive Qualitätserfassung vor, während und nach dem Beratungspro-<br />
jekt. Vor diesem Hintergrund basieren die Auswahl eines Beratungsunternehmens sowie die<br />
Beurteilung von Projektverlauf und Projektergebnissen durch Klienten häufig auf deren<br />
Goodwill. Die Markenkommunikation eines Beratungsunternehmens zielt nicht zuletzt dar-<br />
auf, genau dieses Goodwill-Potenzial durch den klientenseitigen Aufbau von Vertrauen in die<br />
Beständigkeit und Verlässlichkeit der angebotenen Beratungsqualität sicherzustellen.<br />
3.3 Beratungsdienstleistungen und externe Faktorintegration<br />
Beratungsdienstleistungen werden durch die Integration externer Faktoren in Form von<br />
Personen, Objekten, Informationen oder Rechten innerhalb eines Beratungsleistungsprozess<br />
vollzogen. Berater und Klienten werden zu interagierenden Elementen des Beratungsprozes-<br />
ses und bestimmen gemeinsam über Quantität und Qualität des Beratungsergebnisses. Die in<br />
der Beratungspraxis zunehmend geforderte Klientenintegration sichert einen individuellen<br />
und klientenspezifischen Beratungsprozess, dessen outcome eine deutlich höhere Umset-<br />
zungswahrscheinlichkeit besitzt. Mit zunehmendem Individualisierungsgrad der Beratungs-<br />
leistung nimmt jedoch die Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit von Prozess- und Er-<br />
- 6 -
gebnisstandards ab. Prozess- und Ergebnisqualitäten sind ex ante weniger bestimmbar. Je<br />
nach der erbrachten Beratungsleistung kann der Grad an Vergleichbarkeit erheblich schwan-<br />
ken. In diesem Fall ist es <strong>für</strong> ein Beratungsunternehmen schwierig, Qualitäts- bzw. Ergebnis-<br />
garantien auszusprechen, da es nicht unabhängig über den zeitlichen, quantitativen oder quali-<br />
tativen Einsatz des Klienten im Rahmen des Projekts bestimmen kann. Umso mehr ist auch<br />
hier die Unternehmens- bzw. Markenkommunikation gefordert, Signale der Verlässlichkeit<br />
und Kontinuität von Beratungsleistungen zu transportieren, die auf Seiten des Klienten sicher-<br />
stellen, dass Projektstandards mit massgeschneiderten Kundenprojekten vereinbar, ja <strong>für</strong> die<br />
Qualitätssicherung sogar unerlässlich sind.<br />
4. Das Markenmanagement (Branding) <strong>für</strong> Beratungsdienstleistungen<br />
Verdrängungswettbewerb, Marktintransparenzen sowie die dienstleistungsspezifische Infor-<br />
mations- und Qualitätsunsicherheit von Unternehmensberatungsleistungen bewirken, dass das<br />
Markenmanagement (Branding) <strong>für</strong> die Vermarktung von Unternehmensberatungsleistun-<br />
gen immer bedeutsamer wird. In der Unternehmensberatungspraxis wird das Markenmana-<br />
gement häufig i.e.S. als das Aufsetzen einer Kommunikationskampagne interpretiert. Diese<br />
verengte Sicht führt dazu, dass die Bedeutung der Beratungmarke auf die Dimensionen Logo,<br />
Markenzeichen oder Slogan reduziert und ihre strategische Relevanz <strong>für</strong> den Unternehmens-<br />
erfolg nicht gesehen wird. Um daraus resultierende Probleme in Form kurzfristiger und inef-<br />
fizienter Markenaktivitäten zu vermeiden ist es notwendig, das Markenmanagement der<br />
Beratungsunternehmung als strategischen Ansatz zu verstehen, der auf die Profilierung und<br />
Differenzierung von Beratungsleistungen abzielt und damit nicht nur Rahmen bildend <strong>für</strong> die<br />
Unternehmens- bzw. Markenkommunikation, sondern auch <strong>für</strong> die Leistungs- und Qualitäts-<br />
politik, die Preispolitik sowie das Human Ressource Management der Beratungsunterneh-<br />
mung ist. Im Hinblick auf die Marken- bzw. Unternehmenskommunikation gilt, dass erst eine<br />
strategische Fundierung i.S. einer klaren Positionierung des Beratungsunternehmens und eine<br />
daraus abgeleitete Markenstrategie sicherstellt, dass sich ein Beratungsunternehmen in der<br />
Vielzahl möglicher Kommunikationsmaßnahmen (persönliche Kundenansprache, e-news,<br />
Artikel, Vorträge etc.) nicht verzettelt, sondern den Kernbotschaften seiner Marken treu bleibt<br />
und diese den Klienten, Mitarbeitern und allen weiteren internen und externen Stakeholdern<br />
gegenüber in einer klaren Sprache vermittelt.<br />
- 7 -
4.1 Begriffliche Grundlagen und Formen von Beratungsmarken<br />
Beratungsmarken werden mit Hilfe spezifischer Markenidentitäten zu einer unverwechselba-<br />
ren und anerkannten Markenpersönlichkeit geformt. Sie müssen in der Lage sein, auch unab-<br />
hängig von den im operativen Beratungsgeschäft tätigen Beratern, dauerhafte Geschäftsbezie-<br />
hungen zu Auftraggebern und Klienten herzustellen und diese aufrechtzuerhalten. Unterneh-<br />
mensberatungsmarken sind Wissensmarken (3) Sie kommunizieren die Werte, Einstellungen<br />
und Maßstäbe, mit denen ein Beratungsunternehmen seine Beratungsprodukte vermarktet und<br />
erstellt. Beratungsmarken werden assoziiert mit einem bestimmten Beratungsstil, Internatio-<br />
nalität, einem Spezialisten- oder Generalistenimage und dem Erfolg der Beratungsunterneh-<br />
mung im Markt. Da eine gleichbleibende Qualität der Beratungsleistungen aufgrund der ge-<br />
nannten dienstleistungebedingten Qualitätsrisiken (z.B. durch die Klientenintegration) nicht<br />
vollkommen garantiert werden kann, ist es die Aufgabe der Markenkommunikation, den<br />
Klienten ein konstantes Qualitätsversprechen und die Beweise seiner Einlösung zu vermitteln.<br />
Aufgrund der Tatsache, dass eine Markierung von Beratungsdienstleistungen selbst<br />
nur begrenzt möglich ist, kommt der Kontinuität bzw. Konstanz der Markenkommunika-<br />
tion im Zeitablauf eine besondere Relevanz zu. Dabei liegt ein Schwerpunkt der Marken-<br />
kommunikation vorrangig in der Herausstellung besonderer Leistungsfähigkeiten des Bera-<br />
tungsunternehmens. Insbesondere geht es darum, Qualifikationsmerkmale, Erfahrungspoten-<br />
ziale und die Zuverlässigkeit der Beratungsmitarbeiter zu kommunizieren, um ein markenge-<br />
stütztes Vertrauensverhältnis zu aktuellen und potenziellen Klienten aufzubauen. Ein Blick in<br />
die Beratungspraxis zeigt jedoch, dass dies nicht immer gelingt. Im Hinblick auf die kostenin-<br />
tensiven Rebranding-Programme einzelner professional service firms stellt sich häufig der<br />
Eindruck ein, dass die Profile bestimmter Beratungsmarken wie `Bearing Point´ oder `Brax-<br />
ton´ nur wenig an Klarheit gewonnen haben.<br />
4.2 Ziele und Zielgruppen der Markenkommunikation von Unternehmensberatern<br />
Beratungsmarken zielen darauf ab, ein Beratungsunternehmen gegenüber dem Wettbewerber<br />
zu differenzieren, das Vertrauen von Auftraggebern und Klienten in die Leistungsfähigkeit<br />
der Berater zu fördern und zugleich die Identifikation und Motivation der Berater entspre-<br />
chend der im Unternehmen gültigen Markenwerte sicherzustellen. Damit sind spezifische<br />
- 8 -
Kommunikationsziele verbunden, die im Hinblick auf die markenrelevanten Zielgruppen zu<br />
formulieren sind.<br />
4.2.1 Kommunikationsziele<br />
Wie empirische Untesuchungen zeigen, stehen bei der Markenkommunikation externe Ziele<br />
in Form von Kundenbindung, Bekanntheits- und Informationsgrad, Marktposition und Image<br />
/ Reputation des Beratungsunternehmens im Vordergrund. Eine dirkte Auftragsakquisition<br />
oder die Platzierung von neuen Beratungsprodukten finden eher nachgeordnete Bedeutung,<br />
interne, auf die Mitarbeiter gerichtete Kommunikationsziele werden nicht aktiv angestrebt<br />
(vgl. Abbildung 2).<br />
in %<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
72% 70%<br />
Kundenbindung<br />
Bekannheitsgrad<br />
54%<br />
Marktposition<br />
Abbildung 2: Ziele der Unternehmenskommunikation von Beratungsunternehmen (2)<br />
Wie Untersuchungen zu der Markenstärke von Beratungsunternehmen zeigen, gelingt es nur<br />
den wenigsten Unternehmensberatern, ein umfassendes Vertrauenspotenzial mit Hilfe ihrer<br />
wettbwerbsstrategischen Differenzierung, ihrer Imagebildung und ihres Bekanntheitsgrades<br />
zu realisieren. McKinsey ist eines dieser Unternehmen, dem es im Jahr 2003 gelungen ist,<br />
durch das TOP Management als stärkste Beratungsmarke im deutschen Beratungsmarkt be-<br />
wertet worden zu sein (vgl. Abbildung 3). Es folgt mit dichtem Abstand die Boston Consul-<br />
ting Group sowie die Beratungsunternehmen A.T. Kearny, Roland Berger Strategy Consul-<br />
tants und Accenture. Das Ranking zeigt, dass die Markenstärke der führenden Berater durch<br />
die Fähigkeit bestimmt wird, ihr Markenversprechen i.S. einer konkreten und messbaren Er-<br />
gebnisverbesserung der Klienten einzulösen. Demgegenüber wird die Markenstärke im Mar-<br />
- 9 -<br />
45%<br />
Image/Reputation<br />
32% 26%<br />
Auftragsakquisition<br />
Produktplatzierung<br />
17%<br />
Sonstige
kenranking nachfolgender Unternehmen v.a durch das Merkmal Markenbekanntheit auf Ebe-<br />
ne der Entscheider beeinflußt.<br />
Rang Beratungs- Gesamtergebnis Bewertungskriterien<br />
unternehmen Markenstärke Betriebs- Ruf Bekannt-<br />
(Brand Index) ergebnis<br />
heit<br />
01 McKinsey 422 185 116 121<br />
02 BCG 399 138 145 116<br />
02 A.T. Kearny 278 123 59 96<br />
04 Roland Berger 273 110 56 107<br />
05 Accenture 256 134 26 96<br />
06 Droege 250 139 36 75<br />
07 Capgemini 247 102 41 104<br />
08 CSC Ploenzke 212 93 24 95<br />
09 Bearing Point 194 74 30 90<br />
10 Stern Stewart 189 108 42 39<br />
Abb. 3: Die markenstärksten Berater, Quelle: (12)<br />
Auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse kann festgestellt werden, dass Beratungsunter-<br />
nehmen gut daran tun, ein klares Markenversprechen zu formulieren, dieses mit dem Klienten<br />
erfolgreich und messbar umzusetzen und zum Aufbau von Bekanntheit und Ruf intensiv zu<br />
kommunizieren.<br />
4.2.2 Interne und externe Zielgruppen der Markenkommunikation<br />
Markenidentitäten entstehen erst durch wechselseitige Beziehungen zwischen den unterneh-<br />
mensinternen und -externen Zielgruppen einer Marke. Auch Unternehmensberatungsmarken<br />
wirken sowohl nach außen als auch nach innen. Zum einen entwickeln Beratungsmarken<br />
klientenbezogene Wirkungen in Form der Vertrauensbildung und Risikoreduktion durch<br />
eine klare Positionierung und das Nutzenversprechen einer konstanten und zuverlässigen Be-<br />
ratungsqualität. Zum anderen gehen von ihr wesentliche mitarbeiterbezogene Effekte aus,<br />
indem ihr kultur- und identitätsstiftender Charakter <strong>für</strong> die Identifikation und Bindung des<br />
bestehenden Beratungspersonals, den Beratungsstil der operativen Projektarbeit sowie <strong>für</strong> die<br />
Rekrutierung zukünftiger Beratungsmitarbeiter von hoher Bedeutung ist (3).<br />
Im Hinblick auf die externen Zielgruppen eines Beratungsunternehmens stehen die an<br />
den Beschaffungsentscheidungen formell sowie informell beteiligten Personen bzw. Gremien<br />
auftraggebender Unternehmen im Vordergrund. In institutioneller bzw. personeller Hinsicht<br />
kann es sich dabei um Mitglieder der Unternehmensleitung, <strong>für</strong> den Einkauf externer Dienst-<br />
- 10 -
leistungen verantwortliche Unternehmensbereiche und deren Mitarbeiter sowie Personen des<br />
unteren oder mittleren Managements handeln. Darüber hinaus sind externe Interessengruppen,<br />
Unternehmens- oder Branchenverbände sowie die Gesellschaft als Zielgruppe imagepoliti-<br />
scher Ziele der Markenkommunikation von Relevanz.<br />
Beratungsmitarbeiter sind aufgrund ihrer Schlüsselposition im Wertschöpfungsprozess<br />
sowohl als eigenständige Zielgruppe <strong>für</strong> unternehmensinterne Kommunikationsmaßnahmen<br />
des Branding als auch als sog. second audience, d.h. sekundäre Zielgruppe <strong>für</strong> externe Kom-<br />
munikationsmaßnahmen von Bedeutung. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die genannten<br />
identifikations- und loyalitätspolitischen Wirkungen der Markenkommunikation auf vorhan-<br />
dene Mitarbeiter, sondern auch bzgl. der Imagewirkungen in Richtung potentieller Bera-<br />
tungsmitarbeiter. Der Kampf um die sog. high-potentials mag zwar konjunkturbedingt etwas<br />
an Wettbewerb verloren haben. Dennoch ist das Human Ressource Management <strong>für</strong> die Bera-<br />
tungsunternehmen erfolgskritisch und nimmt in Form eines Recruitment-Leadership eine<br />
wichtige wettbewerbsstrategische Stellung ein-<br />
4.3 Strategisches und operatives Markenmanagement im Beratungsunternehmen<br />
Wie jedes professionell geführte Markenunternehmen sind auch Unternehmensberater aufge-<br />
fordert, das Markenmanagement auf Basis eines systematischen und unternehmensintern klar<br />
implementierten Managementprozesses zu realisieren. Dieser beginnt mit einer markenstrate-<br />
gischen Situationsanalyse, an die sich eine Ziel- bzw. Zielgruppen- und Strategiediskussion<br />
anschließt. Auf der Grundlage einer definierten Beratungsmarkenstrategie erfolgt die Mar-<br />
kengestaltung und Markenimplementierung, deren Wirksamkeit unternehmensintern und –<br />
extern mit Hilfe des Markencontrollings zu überprüfen und ggfs. anzupassen ist (1).<br />
4.3.1 Strategische Markenanalyse am Beispiel der SWOT-Analyse<br />
Im Rahmen der strategischen Markenanalyse eines Beratungsunternehmens geht es darum,<br />
mit Hilfe verschiedener Instrumente der Strategieanalyse (u.a. Positionierungsanalyse, SWOT<br />
Analyse etc.) ein genaues Bild von der aktuellen Markt- und Markensituation eines Bera-<br />
tungsunternehmens zu erhalten. So liefert z.B. die SWOT Analyse wichtige markenstrategi-<br />
sche Informationen, indem zentrale Fragestellungen zur Beratungsmarke geklärt, die Stärken<br />
und Schwächen der Beratungsmarke erfasst und der markenpolitische Handlungsbedarf abge-<br />
- 11 -
leitet werden. Im Rahmen einer SWOT Analyse sind u.a. die folgenden Fragen zu beantwor-<br />
ten:<br />
• Wo<strong>für</strong> steht die Beratungsmarke bei Berater(inn)en, Auftraggebern, Klienten und<br />
Wettbewerbsunternehmen?<br />
• Ist die Identität der Beratungsmarke jeder Zielgruppe bewußt und eindeutig?<br />
• Was ist der Kernauftrag der Beratungsmarke und was sind ihre Kernwerte?<br />
• Werden die Kernwerte im Beratungsunternehmen gelebt und was heißt dies im Hinblick<br />
auf die Qualifikation und Motivation der Beratungsmitarbeiter(innen)?<br />
• Entspricht die Beratungsqualität dem Markenanspruch und der Markenidentität?<br />
• Welchen Bekanntheitsgrad, welches Image besitzt die Beratungsmarke bei internen<br />
und externen Zielgruppen?<br />
4.3.2 Markenstrategien <strong>für</strong> Beratungsunternehmen<br />
Nach der Analyse der strategischen Ausgangssituation und der Festlegung der strategischen<br />
Markenziele stehen der Beratungsunternehmung diverse Markenstrategien zur Verfügung.<br />
Im Hinblick auf ihre Markierungspolitik sind Beratungsunternehmen i.d.R. durch Dachmar-<br />
kenstrategien gekennzeichnet, bei denen die Vermarktung, Erstellung und Nachverfolgung<br />
sämtlicher Unternehmensberatungsleistungen unter dem Firmennamen des Beratungsunter-<br />
nehmens (z.B. Accenture, Capgemini) oder dem Namen des Firmengründers (z.B. Roland<br />
Berger Strategy Consultants, Bain & Company) als Dach- bzw. Unternehmensmarke erfol-<br />
gen. Das grundsätzliche Ziel besteht darin, eine klare und <strong>für</strong> die Klienten unverwechselbare<br />
Unternehmens- und Markenidentität aufzubauen, unter der spezielle industry und/oder functi-<br />
onal lines unter Berücksichtigung der Markenwerte und Markenversprechen ihre spezifischen<br />
Vermarktungsprogramme realisieren. Wie ein Blick in die Beratungspraxis zeigt, gelingt dies<br />
nicht allen Beratungsuntenehmen gleich gut. Trotz der bereits angesprochenen Rebranding-<br />
Offensive scheinen einzelne Beratungsmarken eher an Profil zu verlieren als dazu zu gewin-<br />
nen. Klienten nehmen zwar war, das sich etwas bewegt. Wohin sich einzelne Beratungsunter-<br />
nehmen allerdings entwickeln wollen, bleibt häufig unklar oder wird durch die Markenkom-<br />
munikation zu allgemein transportiert. Nur wenige Unternehmen liefern, wie das obige Mar-<br />
kenranking im Hinblick auf McKinsey oder die Boston Consulting Group zeigt, ein konkretes<br />
Markenversprechen und den dazugehörigen proof.<br />
- 12 -
Im Umfeld von Übernahmen, Kooperationen, Umfirmierungen sowie einer durch Beratungs-<br />
skandale erheblich geschwächten Branchenreputation geht es heute mehr denn je darum, das<br />
Wertversprechen einer Beratungsmarke durch den Aufbau einer differenzierenden Marken-<br />
plattform den Auftraggebern, Klienten, Mitarbeitern und Shareholdern deutlich zu machen.<br />
Dazu gehören konkrete und prägnante Botschaften und Bilder der Markenkommunikation.<br />
Die Zeit austauschbarer Positionierungen und Signale ist endgültig vorbei. Sie führen eher zu<br />
Zweifeln und Verunsicherung innerhalb der Zielgruppen, ob sich ein Beratungsunternehmen<br />
in seinen kommunizierten Leistungsangeboten tatsächlich unterscheidet, was den Mehrwert<br />
der Beratungsleistungen ausmacht und ob es lohnenswert ist, <strong>für</strong> ein solches Unternehmen<br />
fünfzig oder sechzig Stunden in der Woche zu arbeiten.<br />
Im Vergleich zu beratungsproduktbezogenen Einzelmarken besitzen Dachmarkenkonzepte<br />
erhebliche kostenwirtschaftliche Vorteile der operativen Markenführung. Darüber hinaus tra-<br />
gen sie dazu bei, dass sich das langfristig aufgebaute Vertrauenskapital der Klienten nicht nur<br />
auf einzelne Beratungsfelder, -produkte oder -mitarbeiter, sondern auf die Beratungsunter-<br />
nehmung als Ganzes bezieht. Damit tragen alle Beratungsleistungen eines Unternehmens zur<br />
Profilierung und Unterstützung der Beratungsdachmarke bei.<br />
Mit Hilfe von Beratungsdachmarken können kritische Situationen in bestehenden Ge-<br />
schäftsbeziehungen – z.B. nicht erfolgreiche Beratungsprojekte innerhalb einer industry line -<br />
kompensiert werden. Darüber hinaus kann das von den Klienten erworbene Vertrauenskapital<br />
im Rahmen der Einführung innovativer Beratungsangebote aktiv genutzt und die Markt-<br />
durchdringung bzw. Marktkapitalisierung beschleunigt werden. Gerade auf dem dynamischen<br />
und durch Innovationen getriebenen Beratungsmarkt sind die strategischen Vorteile des `in-<br />
novation leadership´ bzw. `first movers´ zunehmend erfolgskritisch.<br />
Ein wesentlicher Nachteil von Beratungsdachmarken besteht in der Gefahr der<br />
Markenerosion. Diese tritt dann auf, wenn Auftraggeber oder Klienten den Kompetenzan-<br />
spruch eines Beratungsunternehmens nicht mehr <strong>für</strong> alle Beratungsfelder bzw. Beratungspro-<br />
dukte akzeptieren oder wenn – wie etwa im Fall KPMG oder Cap Gemini, Ernst & Young –<br />
Probleme im Hinblick auf die Vereinbarkeit unterschiedlicher, unter einer Dachmarke gebün-<br />
delter professional services auftreten. In diesen Fällen ist häufig ein Markenrelaunch oder der<br />
Aufbau geschäftsfeldbezogener Einzelmarken von Vorteil.<br />
Neben der Fokussierung auf Dachmarkenstrategien findet sich in der Beratungspraxis<br />
häufig die Nutzung sogenannter Gattungsmarken. Diese stehen <strong>für</strong> die Gattungsbezeichnung<br />
von Beratungsprodukten, z.B. in Form der Portfolioanalyse, Gemeinkostenwertanalyse oder<br />
- 13 -
dem Business Process Reengineering. Indem Beratungsunternehmen Gattungsmarken bzw.<br />
damit verbundene Beratungsansätze und -produkte unter ihrer Dachmarke vermarkten, nutzen<br />
sie das allgemeine Qualitätsimage dieser Produkte und sorgen zugleich da<strong>für</strong>, dass die<br />
Verbreitung und Akzeptanz dieser Beratungsleistungen bei den Klientenunternehmen be-<br />
schleunigt wird.<br />
4.3.3 Markengestaltung und markenpolitisches Beratungsmarketing-Mix<br />
Wie weiter oben dargestellt wurde, finden sich in der Unternehmensberatung zwar starke Be-<br />
ratungsmarken. Dennoch zeigen empirische Untersuchungen, dass existierende Beratungs-<br />
marken im Vergleich zu ausgewählten Benchmarks, etwa deutschen B2B-Marken, eher<br />
schwach aufgestellt sind (vgl. Abbildung 4). Externe Zielgruppen haben trotz großer und be-<br />
kannter Namen nur bei den wenigsten Beratungsunternehmen eine klare Vorstellung davon,<br />
welches Markenversprechen hinter den eizelnen Beratungsmarken steht. Die Markenagentur<br />
icon brand navigation führt dies darauf zurück, dass die Beratungsunternehmen sowohl die<br />
Gestaltungsfelder der sog. Markeniconographie, u.a. in Form eines klaren Markenverspre-<br />
chens sowie des Aufbaus einer hohen Markenattraktivität, als auch den langfristigen Aufbau<br />
eines sog. Markenguthabens in Form von Markensympathie, Markenvertrauen und Marken-<br />
loyalität im Branchendurchschnitt noch nicht hinreichend managen (6).<br />
Markeniconographie<br />
• Gestützte Markenbekanntheit<br />
• Klarheit<br />
• Attraktivität<br />
Markenguthaben<br />
• Markensympythie<br />
• Markenvertrauen<br />
• Markenloyalität<br />
- 121<br />
- 7<br />
- 11<br />
- 9<br />
- 4<br />
(Lesebeispiel: Das Markenvertrauen in die Beratungsmarken ist um 11 Punkte<br />
Schwächer als der Benchmarkwert von 47 <strong>für</strong> deutsche B2B Marken)<br />
Abb. 4: Markeneisberg <strong>für</strong> Beratungsmarken im Vergleich zu deutschen B2B Marken,<br />
Quelle: (6)<br />
- 14 -<br />
66<br />
51<br />
51<br />
43<br />
47<br />
30<br />
+ 10<br />
Referenzwerte B2B Marken
Die markenstrategische Ausrichtung eines Beratungsunternehmes zieht zwingend spezifische,<br />
die Markengestaltung betreffende Aktivitäten nach sich. Beratungsmarken haben eine wichti-<br />
ge Hürde genommen, wenn die Entscheider in der Wirtschaft ebenso wie Beratungsmitarbei-<br />
ter eine spontane Vorstellung davon haben, was sie von der jeweiligen Beratungsmarke er-<br />
warten. Entsprechend geht es darum, das äussere Leistungsprofil und Erscheinungsbild der<br />
Beratungsmarke, den Markennamen sowie das Makenzeichen (Logo) derart zu gestalten,<br />
dass eine positionierungsadäquate Wahrnehmung und Wiedererkennung durch die internen<br />
und externen Zielgruppen sichergestellt wird. Darüber hinaus ist die markenadäquate Gestal-<br />
tung des Beratungsmarketing-Mix, d.h. die Produkt- und Leistungspolitik, die Kontrahie-<br />
rungspolitik sowie die Vertriebs- und Distributionspolitik unter Berücksichtigung der mar-<br />
kenpolitischen Ziele bzw. Zielgruppen durchzuführen. Aber erst das kontinuierliche Einlösen<br />
eines eindeutig und nachvollziehbar formulierten Markenversprechens im Rahmen der Kom-<br />
munikationspolitik führt dazu, dass ein klares Beratungsmarkenbild entsteht und eine starke<br />
Beratungsmarke geführt werden kann. Es trägt dazu bei, dass bei der Nennung oder Wieder-<br />
erkennung einer Beratungsmarke eine komplette Markenwelt assoziiert wird. Unternehmen<br />
wie McKinsey, Accenture, Roland Berger oder Capgemini ist dies mit ihren z.T. relaunchten<br />
Markenmanagement-Konzepten gelungen.<br />
Der Aufbau einer Beratungsmarke ist ein mittel- bis langfristiger Prozess. „Building a brand<br />
starts with having a clear understanding of who you are, where you want to go, what you want<br />
to do and how you want to do it”. Aufgrund der hohen Kontaktintensität zum Klienten und<br />
der Schlüsselrolle der Beratungsmitarbeiter als Markenbotschafter müssen Beratungsmarken<br />
an jedem Ort (potenzieller) Kundenkontakte kultiviert werden. Dies setzt nicht nur das mar-<br />
kenadäquate Design sämtlicher Kommunikationsmedien eines Beratungsunternehmens von<br />
der Busines Card, dem Internetauftritt bis hin zu markenadäquat gestalteten Präsentations-<br />
Templates voraus. Vor allem die markenwertorientierten Einstellungen und Verhaltensformen<br />
der Beratungsmitarbeiter untereinander und im Kontakt zu den Auftraggebern und Klienten<br />
erfordern ein markenadäquates alignment mit Hilfe systematischer Entwicklungsangebote der<br />
Beratungsunternehmung.<br />
- 15 -
4.3.4 Das Controlling von Beratungsmarken<br />
Im Rahmen des Markencontrollings hat ein Beratungsunternehmen verschiedene Teilaufga-<br />
ben zu realisieren (1). Zum einen geht es darum, die Rentabilität des Markeninvestments<br />
bzgl. der angestrebten Markenziele bzw. der erzielten Marktwirkungen in Form von Bekannt-<br />
heitsgrad, Imagepositionierung, Markenakzeptanz und Markentreue zu erfassen. Hierzu kön-<br />
nen interne sowie externe Messverfahren in Form der genannten Markenrankings herangezo-<br />
gen werden. Zum anderen sind markenbezogene Schwachstellenanalyse sowie die kontinu-<br />
ierliche Verbesserung der Markeneffizienz und der Anpassungsfähigkeit des Beratungs-<br />
unternehmens an markenpolitische Veränderungen durchzuführen. Gerade im Rahmen des<br />
letztgenannten Punktes spielen die Beratungsmitarbeiter als Markenbotschafter eine Schlüs-<br />
selrolle. Ihr täglicher Kontakt zu den Klienten verschaft ihnen die Möglichkeit, die Marken-<br />
erwartungen der Klienten persönlich zu erfassen und die Einlösbarkeit der kommunizierten<br />
Markenversprechen durch ihre eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen sowie die Unterstüt-<br />
zungsleistungen ihres Beratungsunternehmens zu überprüfen.<br />
5. Zusammenfassung<br />
Die Erfolgsbedingungen <strong>für</strong> ein profitables und nachhaltiges Unternehmenswachstum in der<br />
Unternehmensberatungsbranche haben sich verändert. Noch in den neunziger Jahren trug die<br />
enorme Wachstumsdynamik der Beratungsmärkte in Verbindung mit vermarktungspolitisch<br />
restriktiven Standesregeln dazu bei, dass ein Marketing <strong>für</strong> Unternehmensberatungsleistungen<br />
weder notwendig noch dem Selbstverständnis der Branche angemessen erschien. Gegenwärtig<br />
zeichnet sich jedoch eine neue Sicht ab. Nicht nur die Geschäftsmodelle der Unternehmensbe-<br />
rater und ihr Beratungsverständnis, sondern auch die Strategien und Konzepte der Vermark-<br />
tung von Unternehmensberatungsleistungen verändern sich unter dem Druck des Marktes.<br />
Zwar konzentriert sich die Mehrheit der Beratungsunternehmen noch immer auf die Faktoren<br />
Know How, Mitarbeiterqualität und persönliche Netzwerkbildung, um ihre Beratungsleistun-<br />
gen erfolgreich zu vermarkten. Dennoch zeigt sich, dass zukünftig neben Fach-, Methoden-<br />
und Branchenkompetenzen sowie funktionierenden Netzwerken auch überzeugende Bera-<br />
tungsmarken erfolgskritisch sein werden. Um am Beratungsmarkt erfolgreich zu sein, sind<br />
Beratungsunternehmen gefordert, Beratungsmarken zu entwickeln und zu führen, die auf Ba-<br />
sis einer klaren Positionierung verdeutlichen, wo<strong>für</strong> das Beratungsunternehmen steht und in<br />
welcher Form das kommunizierte Markenversprechen eingelöst wird.<br />
- 16 -
Literaturhinweise<br />
(1) Bruhn, M.: Markenstratgien, in: Tietz. B. (Hrsg.): Handwörterbuch des Marketing, 2.<br />
Aufl., München, Sp.1445-1459, 1996<br />
(2) Grass, B.: <strong>Marketingmanagement</strong> von Unternehmensberatern, Studie, Köln, 2002<br />
(3) Höselbarth, F./Lay, R./Ammann, J.-Chr. (Hrsg.): Branding <strong>für</strong><br />
Unternehmensberatungen, Frankfurt am Main, 2001<br />
(4) Jeschke, K.: <strong>Marketingmanagement</strong> der Beratungsunternehmung, Wiesbaden, 2004<br />
(5) Lindemann, V.: Marketing in der Beratung – Positioning, München, 2004<br />
(6) Lockermann, K/Mirus, J.: Starke Marke gefragt, in: IT Consultant, H. 03/2003<br />
(7) Meffert, H.: Marketing, in: Tietz. B. (Hrsg.): Handwörterbuch des Marketing, 2.<br />
Aufl., München, Sp.1472-1490, 1996<br />
(8) Meffert, H./Burmann, Chr./Koers, M. (Hrsg.): Markenmanagement – Grundfragen<br />
der identitätsorientierten Markenführung, Wiesbaden, 2002<br />
(9) Miehte, C.: Leistung und Vermarktung unterschiedlicher Formen der<br />
Unternehmensberatung. Diss., Wiesbaden, 2002<br />
(10) Mohe, M./Heinecke, H.J./Pfriehm, R. (Hrsg.): Consulting: Problemlösung als<br />
Geschäftsmodell, Stuttgart, 2002<br />
(12) o.V.: McKinsey führend Beratermarke, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v.<br />
13.10.2003<br />
(13) Niedereichholz, Chr.: Unternehmensberatung. Beratungsmarketing und<br />
Auftragsakquisition, 2. Aufl., München, Wien, 1996<br />
(14) Schade, Chr.: Marketing <strong>für</strong> Unternehmensberatung. Ein institutionenökonomischer<br />
Ansatz, Diss, Wiesbaden, 1996<br />
(15) Schwan, K./Seipel, K.G.: Erfolgreich beraten: Grundlagen der<br />
Unternehmensberatung, München, 1999<br />
Autorenhinweise:<br />
Prof. Dr. rer. pol. Kurt Jeschke promovierte zum Thema Nachkaufmarketing an der Universität<br />
Hannover, an der er sich zu dem Thema <strong>Marketingmanagement</strong> <strong>für</strong> Beratungsunternehmen<br />
im Jahr 2003 habilitierte. Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität<br />
Hannover war Kurt Jeschke mehrere Jahre <strong>für</strong> verschiedene namhafte Beratungsunternehmen<br />
im In- und Ausland tätig. Als Professor <strong>für</strong> Servicemanagement und Marketing lehrt und<br />
forscht er an der International University of Apllied Sciences in Bonn-<strong>Bad</strong> Honnef. Darüber<br />
hinaus unterrichtet Kurt Jeschke als Visiting Lecturer u.a. an der European Business<br />
School/International University, der Munich Business School sowie am Management Center<br />
Innsbruck. Seine Lehr- und Forschungsinteressen konzentrieren sich auf den Bereich Internationales<br />
Servicemanagement und Servicemarketing mit den Schwerpunkten Beratungsforschung<br />
und Management der professional service firm. Parallel zu seiner Lehr- und Forschungstätigkeit<br />
ist Kurt Jeschke als Trainer und `Metaberater´ <strong>für</strong> Berartungsunternehmen<br />
tätig. Seine Beratungsschwerpunkte sind Unternehmensführung, Markenmanagement, Auftragsakquisition<br />
und Beziehungsmanagement. Er leitet das Science & Consulting Institute<br />
(SCI) mit Sitz in Frankfurt am Main.<br />
E-Mail-Kontakt: Dr.K.Jeschke@t-online.de<br />
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