(PDF) Die Lupe, Ausgabe 03/2004 - Die Schweizerische Post
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Sondermarke UNESCO-Welterbe der Schweiz<br />
Der paläontologische Schatz des Monte San Giorgio<br />
CHF 1.00 Monte San Giorgio<br />
<strong>Die</strong> aussergewöhnliche fossile<br />
Fauna des Monte San Giorgio, die<br />
Forschern und Wissenschaftlern<br />
seit über einem Jahrhundert ein<br />
Begriff ist, erhielt im Juli 20<strong>03</strong> internationale<br />
Anerkennung, als die<br />
Triasformationen in die Liste des<br />
UNESCO-Weltnaturerbes aufgenommen<br />
wurden. Vor der paläontologischen*<br />
Fundstätte wurden bereits<br />
fünf andere Regionen und Orte<br />
in der Schweiz von der UNESCO<br />
anerkannt.<br />
Der Berg im Südtessin kann auf der<br />
Strasse von Rancate aus, via See über<br />
Brusino Arsizio und zu Fuss von verschiedenen<br />
Seiten her erreicht werden. Er liegt<br />
an der schweizerisch-italienischen Grenze<br />
auf dem Gebiet von neun Schweizer<br />
und fünf italienischen Gemeinden.<br />
Der Monte San Giorgio ist deshalb von<br />
herausragender Bedeutung, weil seine<br />
Gesteinsschichten eine Lücke in der<br />
Erforschung und im Verständnis der<br />
* Paläontologie: Lehre von den Lebewesen<br />
vergangener Erdperioden<br />
Kleinbogen<br />
10<br />
Neusticosaurier sind Meeresreptilien mit einer Länge von maximal 50 cm, die im Triasgestein<br />
des Monte San Giorgio häufig vorkommen. Foto: Paläontologisches Institut der Universität Zürich<br />
geologischen Geschichte der Alpensüdseite<br />
schliessen. Er bietet Informationen<br />
zu einem Zeitraum, der 350 (Karbon) bis<br />
100 Millionen Jahre (Kreide) zurückliegt.<br />
<strong>Die</strong> rund 230 Millionen Jahre alten<br />
Fossilienformationen aus der Mitteltrias,<br />
die von unschätzbarem wissenschaftlichem,<br />
didaktischem und soziokulturellem<br />
Wert sind, bilden das bedeutendste und<br />
spektakulärste Kapitel dieser bewegten<br />
Geschichte.<br />
Weltweit einmalige fossile Fauna<br />
In den stellenweise leicht bis stark bituminösen<br />
Dolomit- und Kalkschichten<br />
wurden bis heute Zehntausende von<br />
Fossilien freigelegt, die durch das kantonale<br />
Naturschutzgesetz streng geschützt<br />
sind. Amateurgrabungen sind strikte<br />
untersagt. Neben gut dreissig Reptilienarten,<br />
die grösstenteils<br />
an das Leben im Meer<br />
angepasst waren, haben die<br />
Fachleute rund achtzig<br />
fossile Fische, verschiedene<br />
fossile Pflanzenteile und<br />
mehrere Hundert Wirbellose<br />
nachgewiesen. Unter anderem<br />
haben sie erst kürzlich<br />
sehr seltene Insekten<br />
entdeckt. <strong>Die</strong> Fossilien des<br />
Prohalecites sp., eine der zahlreichen fossilen<br />
Fischarten des Monte San Giorgio. Grösstenteils<br />
handelt es sich um eher unscheinbare<br />
Exemplare, die jedoch von grossem wissenschaftlichem<br />
Wert sind. Foto: Universität Mailand<br />
Monte San Giorgio sind aus mehreren<br />
Gründen aussergewöhnlich:<br />
� Vollständigkeit der Funde,<br />
� gute Erhaltung der Fundstücke,<br />
� Seltenheit der Arten, einige sind weltweit<br />
einmalig,<br />
� gut erforschtes und geschütztes<br />
paläontologisches Erbe, das in einigen<br />
wenigen Museen in der Schweiz und<br />
in Italien bewahrt wird,<br />
� grosse Zahl von wissenschaftlichen<br />
Publikationen (rund 800 Veröffentlichungen,<br />
davon 360 wissenschaftliche<br />
Publikationen allein zu den Fossilien).