Jahresbericht 2008 - im Tobias-Haus Zürich
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Liebe Elisabetta<br />
Wir denken gerne an Dich:<br />
…wie Du uns alle jeden Morgen mit Deinem fröhlichen,<br />
durchs ganze <strong>Haus</strong> schallenden „Guätä-Morge-mitenand“<br />
begrüsst, geweckt und in den Tag hineingeleitet hast…<br />
…an die bunten, sonnigen Farben, die Dich umgeben haben;<br />
in Deinem Z<strong>im</strong>mer, in Deinen Zeichnungen, in Deinen<br />
Kleidern, in Deinem Wesen…<br />
…an Deinen grossen Fleiss und Deine Zuverlässigkeit. Immer<br />
durften wir mit Deiner treuen Hilfe und Unterstützung<br />
rechnen. Als Küchengehilfin warst Du uns unentbehrlich.<br />
Wie hätten all die Salate, belegten Brötli, Gemüse-Dips<br />
und Wähen entstehen können ohne Deine tatkräftige Hilfe?<br />
…an Deinen Humor und Deine Freude über einen guten<br />
Witz oder ein „Gspässli“. Gerne hast Du uns kleine Streiche<br />
gespielt und Dich köstlich amüsiert, wenn sie Dir gelungen<br />
sind…<br />
…an die „Chäfer-Fäschte“ am Samstagmorgen vor dem<br />
Brunch in Deinem Z<strong>im</strong>mer, zusammen mit Deinen Freundinnen<br />
Charlotte und Sonja: Musik und „gigälä“ und lachen,<br />
lachen, lachen…. bis das ganze <strong>Haus</strong> davon ertönte…<br />
…Du hast sehr gerne gesungen: alle Lieder hast Du gekannt<br />
und hast Dich bemüht, die deutschen Texte zu verstehen.<br />
Am liebsten natürlich waren Dir die Italienischen:<br />
Vieni sulla barchetta, L’inverno non c’è piu…<br />
Singen war Dir noch lieber, als Geschichten hören.<br />
…Ordnung war Dir wichtig: alles an seinem Platz und zu<br />
seiner Zeit…so geht nichts vergessen und alles Dir Wichtige<br />
konnte geschehen…<br />
…Du hast Dein Leben zuverlässig und weitgehend selbständig<br />
gemeistert. Wir alle konnten uns auf Dich verlassen.<br />
Und Du hast sehr genau gewusst, was Du willst und<br />
was du nicht willst in Deinem Leben…<br />
…Du hast es genossen, Dich berühren zu lassen: sei es<br />
durch einen Blick, ein Wort, ein Lachen, eine Umarmung,<br />
durch Massagen oder Einreibungen…Du hast Dich gerne<br />
verwöhnen lassen und hast doch <strong>im</strong>mer gewusst, wann<br />
es genug ist…<br />
Liebe Elisabetta…<br />
…Du hast uns viel von Deiner Tatkraft, Deiner Lebensfreude<br />
und Deinem Lebensmut geschenkt…<br />
…Wir vermissen Dich und behalten die Erinnerung an<br />
Dich dankbar in unseren Herzen…<br />
…Wir umarmen Dich. Adio.<br />
Alle von der Wohngruppe Freudwilerweg<br />
Walter Graff<br />
20.März 1921-13.März 2009<br />
Walter Graff arbeitete in unserer Werkstatt von 1984 bis<br />
2001. Anfangs täglich, in den späteren Jahren nur noch<br />
tageweise. Wir hatten damals kleine Industrie- und Versandarbeiten.<br />
Die Abteilung nannten wir augenzwinkernd<br />
„Fabrik“. Walter Graff arbeitete langsam, doch stetig und<br />
zuverlässig. Seine Gesprächsthemen drehten sich meistens<br />
um seine alltäglichen Sorgen, <strong>im</strong>mer wieder verglich<br />
er diese mit der früheren Zeit, wo doch alles noch besser<br />
war. Die Bewältigung des Alltages war für ihn eine nicht<br />
zu unterschätzende Herausforderung. Manchmal hatten<br />
wir lustige „Streitgespräche“ wegen unserer Uhren. Walter<br />
Graff trug eine Armbanduhr, ich eine Taschenuhr mit<br />
Handaufzug. Für ihn war klar, dass Batterieuhren genauer<br />
gehen als jene mit Handaufzug. Dem hielt ich entgegen,<br />
dass dem nicht so sei. So ging das „Warum“ und „Wieso“<br />
eine Weile hin und her, wobei die Augen von Walter Graff<br />
humorvoll glänzten. Immer wieder war erlebbar, dass sich<br />
hinter der behinderten Leiblichkeit eine besondere, achtunggebietende<br />
Persönlichkeit verbarg.<br />
Lucillo Meleri<br />
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