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A.) Wirbelsäule - gleicher Teil Fragen 1-4 - Peter-weck.de

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Bewegungstherapeut<br />

A.) <strong>Wirbelsäule</strong> - <strong>gleicher</strong> <strong>Teil</strong> <strong>Fragen</strong> 1-4<br />

A.1) Aufbau<br />

Insgesamt 33 Wirbel:<br />

Zervikal 7 beweglich<br />

Thorakal 12 beweglich<br />

Lumbal 5 beweglich<br />

Os sacrum 5 unbeweglich<br />

Os coccaygis 4 unbeweglich<br />

Disci intervetrebalis: 23, beginnend ab C2/C3, letzte bei L5/Promotorium<br />

Bewegung: Flexion, Extension, Rotation, Lateralflexion<br />

Stabilisation durch Ligamente:<br />

Ligamentum longitudinale anterius, vord. Längsband (1)<br />

Ligamentum longitudinale posterius, hint. Längsband (2)<br />

Ligamentum supraspinale, Dornspitzenband (3)<br />

Ligamentum interspinale, Zwischendornfortsatzband (5)<br />

Ligamentum flavum, gelbes Band (4)<br />

(1) Das vor<strong>de</strong>re Längsband (ligamentum longitudinale anterius) liegt als<br />

Grenzlamelle zwischen Wirbelkörper und Bauch- o<strong>de</strong>r Brustkorbraum und zieht als<br />

breites Band über alle Wirbelkörpervor<strong>de</strong>rseiten vom Kreuzbein bis zum Kopf.<br />

(2) Das hintere Längsband (ligamentum longitudinale posterius) zieht entlang <strong>de</strong>r<br />

Rückfläche <strong>de</strong>s Wirbelkörpers und klei<strong>de</strong>t somit die Vor<strong>de</strong>rwand <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarkkanals aus.<br />

(3) Das Dornspitzenband (ligamentum supraspinale zieht als drittes Längsband vom<br />

Steißbein bis zum Dornfortsatz <strong>de</strong>s 7. Halswirbels und be<strong>de</strong>ckt im Verlauf alle<br />

Dornfortsätze.<br />

(4) Das gelbe Band (ligamentum flavum) liegt zwischen <strong>de</strong>n Wirbelbögen.<br />

(5) Die Zwischendornfortsatzbän<strong>de</strong>r (ligamenta interspinalia) sind zwischen <strong>de</strong>n<br />

Dornfortsätzen gespannt.<br />

Manfred Meyer Seite 1 von 146


Wirbel C3 – L5 einheitlicher Aufbau:<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Corpus vertebrae für Druckübertragung<br />

• Am dorsalen Umfang gebinnt <strong>de</strong>r Arcus vertebrae, umschließt das Foramen<br />

vertebralis.<br />

• Vom Arcus vertebrae entspringen lateral die Procc. Transversi<br />

• Nach Superior und Inferior die Procc. Articulari.<br />

• Nach Posterior <strong>de</strong>r Procc. Spinosii.<br />

Die Zwischenwirbelgelenke o<strong>de</strong>r Facettengelenke sind kleine, paarige Gelenke,<br />

die zwischen <strong>de</strong>n Gelenkfortsätzen benachbarter Wirbel bestehen und die<br />

Beweglichkeit <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> garantieren. Sie bil<strong>de</strong>n zusammen mit <strong>de</strong>n<br />

Bandscheiben (Disci intervertebrales) und <strong>de</strong>n die <strong>Wirbelsäule</strong> umgeben<strong>de</strong>n<br />

Bän<strong>de</strong>rn eine funktionelle Einheit.<br />

Bei <strong>de</strong>n Zwischenwirbelgelenken han<strong>de</strong>lt es sich um plane Gelenke mit relativ weiter<br />

Gelenkkapsel. Sie gehören somit zu <strong>de</strong>n Diarthrosen. Die Artikulation besteht<br />

zwischen <strong>de</strong>n Knorpelflächen <strong>de</strong>r Processus articulares superiores eines Wirbels und<br />

<strong>de</strong>r Processus articulares inferiores <strong>de</strong>s nächst höher gelegenen Wirbels. In ihrer<br />

Gesamtheit ermöglichen die Zwischenwirbelgelenke <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> drei<br />

Freiheitsgra<strong>de</strong>:<br />

• Flexion und Extension in <strong>de</strong>r Sagittalebene (Vor- und Rückbeugung)<br />

• Lateralflexion in <strong>de</strong>r Frontalebene (Seitneigung)<br />

• Rotation<br />

Die Stellung <strong>de</strong>r Gelenkflächen variiert in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Abschnitten <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wirbelsäule</strong>, was eine unterschiedliche Beweglichkeit nach sich zieht:<br />

• Im Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule (HWS) stehen die Gelenkflächen beinahe in<br />

<strong>de</strong>r Frontalebene, die Processus articulares superiores weisen nach dorsal<br />

und etwas nach kranial. Die Gelenke ermöglichen eine ausgeprägte<br />

Rotationsbewegung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule. Die HWS ist <strong>de</strong>r beweglichste<br />

<strong>Wirbelsäule</strong>nabschnitt.<br />

• Bei <strong>de</strong>r Brustwirbelsäule schauen die Gelenkflächen ebenfalls nach dorsal und<br />

kranial, sind aber bereits zusätzlich nach lateral geneigt.<br />

• Die Len<strong>de</strong>nwirbelsäule weist schließlich Gelenkflächen auf, die fast in <strong>de</strong>r<br />

Sagittalebene stehen. Die Rotationsmöglichkeiten sind dadurch geringer als in<br />

<strong>de</strong>r Halswirbelsäule. Der bevorzugte Bewegung ist die Ventralflexion und die<br />

Dorsalextension.<br />

A.2) Form<br />

HWS: Lordose<br />

BWS: Kyphose<br />

LWS. Lordose<br />

SACCRUM: Kyphose<br />

Manfred Meyer Seite 2 von 146


A.3) Funktion<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Stützen und Tragen von Rumpf und Kopf<br />

• Schutz <strong>de</strong>r Medulla Spinalis, welche durch die Foramina vertrebalis nach<br />

unten bis L1 zieht.<br />

• Austritt <strong>de</strong>r Spinalnerven<br />

• Ansatz und Ursprung von Muskeln<br />

• Dämpfen von Kräften auf <strong>de</strong>n Organismus<br />

• Beweglichkeit Kopf und Rumpf<br />

1. Atlantooccipitalgelenk: Flex 20°, Ext 30°, Seitwärtsneigung 15°,<br />

2. Atlantoaxialgelenk (C1+C2): Rotation 30°<br />

3. C3-C7: Felx, Ext, Latflex, Rot ca. 40°<br />

4. BWS: Rotation ca. 40°, 3° pro Wirbel, Flex 40°, Ext 30°, Latflex 30°<br />

5. LWS: Rot 5°, Flex 40°, Ext 30°, Latflex 30°<br />

6. Saccrum: Synosmose – unbeweglich.<br />

1.) HWS<br />

Zervikaler <strong>Teil</strong>: 7 Wirbel<br />

1.) Atlas – ohne Corpus vertebrae, so gebaut, daß er die Last <strong>de</strong>s Kopfes<br />

tragen kann. Zwischen Os occipitale und Atlas ist Eigelenk, daß<br />

sogenannte Atlantooccipitalgelenk ( Flex, Ext, Latflex).<br />

2.) Axis – Drehgelenk, das sich um <strong>de</strong>n feststehen<strong>de</strong>n Zapfen <strong>de</strong>s<br />

2.Halswirbels dreht (<strong>de</strong>ns axis). Atlantoaxialgelenk mit 30° Rot.<br />

3.) C3-C7 – einheitlich aufgebaut. Die Procc. Spinosi gabeln sich für größere<br />

Fläche für Muskeln und Bän<strong>de</strong>r. Durch die Foramen transversi verläuft die<br />

Aorta vertebrae. Durch die Foramen vertebrae verläuft die Medulla spinalis.<br />

C3-C7 besitzen relativ kleine, rechteckige Wirbelkörper.<br />

In <strong>de</strong>r HWS befin<strong>de</strong>n sich die Unkovertebralgelenke – entwickeln sich in <strong>de</strong>r Kindheit<br />

durch Aufrichtung <strong>de</strong>r Wirbelkörperseiten und heißen Procc. Uccinati. Sie sitzen an<br />

<strong>de</strong>r Seite – dicht am Arcus – sorgen für laterale Stabilität und schützen vor Prolaps<br />

nach dorsolateral.<br />

Durch Diskusverschmälerung (insbeson<strong>de</strong>re im Alter durch Austrocknung) kann<br />

Unkarthrose auftreten – meist bei C5/C6, da Beweglichkeit hier am größten ist.<br />

C7 heißt Vertebra prominens und bleibt als einzigster Wirbel bei Extension stehen<br />

(Palpation).<br />

1.1) Erkrankungen <strong>de</strong>r HWS:<br />

Als unspezifische Schmerzbeschreibung spricht man in solchen Fällen auch von<br />

einem HWS-Syndrom. Ein charakteristisches Zeichen bei plötzlichen<br />

Manfred Meyer Seite 3 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Halswirbelsäulenbeschwer<strong>de</strong>n ist die schräge Schonhaltung o<strong>de</strong>r Zwangshaltung<br />

<strong>de</strong>s Kopfes, <strong>de</strong>r Schiefhals.<br />

Durch Bandscheibenverän<strong>de</strong>rungen, z.B. durch einen Prolaps, können<br />

charakteristische, in <strong>de</strong>n Arm ausstrahlen<strong>de</strong> Schmerzen entstehen<br />

(Cervicobrachialgie). An<strong>de</strong>re Formen <strong>de</strong>s Bandscheibenverschleißes<br />

(Osteochondrose) ohne Bandscheibenvorfall, führen immer häufiger zum<br />

Einpflanzung einer künstlichen Bandscheibe (Bandscheibenprothese).<br />

Schwere Verschleißerscheinungen an <strong>de</strong>n Wirbelgelenken können ein<br />

Facettensyndrom hervorrufen. Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um ein lokales<br />

Krankheitsbild, welches durch Bewegungs- und Ruheschmerzen <strong>de</strong>r HWS und<br />

zugleich durch eine Bewegungseinschränkung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule gekennzeichnet<br />

ist. Auch ein in <strong>de</strong>n Kopf ausstrahlen<strong>de</strong>r Schmerz ist häufig anzutreffen<br />

(Cervicocephalgie).<br />

Eine schwere verschleißbedingte (<strong>de</strong>generative) Einengung <strong>de</strong>s Wirbelkanals im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule (Spinalkanalstenose) kann das Halsrückenmark<br />

schädigen und zum Krankheitsbild einer Cervicalen Myelopathie führen, dass<br />

gekennzeichnet ist durch Kraftverlust und zunehmen<strong>de</strong> Lähmungen <strong>de</strong>r Arme und<br />

Beine. In diesen Fällen ist die Druckentlastung (Dekompression) <strong>de</strong>s Rückenmarkes<br />

und meistens auch eine Versteifungsoperation (Spondylo<strong>de</strong>se) notwendig.<br />

Ein an <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule häufig auftreten<strong>de</strong>s Wirbelkörpergleiten<br />

(Spondylolisthese) kommt im Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule nur aufgrund<br />

<strong>de</strong>generativer Verän<strong>de</strong>rungen zustan<strong>de</strong>.<br />

Harmlose, aber sehr häufig anzutreffen<strong>de</strong> Halswirbelsäulen- und Nackenschmerzen<br />

wer<strong>de</strong>n aufgrund einer muskulären Verspannung (Muskelhartspann) verursacht.<br />

Die muskuläre Verspannung ist häufig Ausdruck einer von innen o<strong>de</strong>r von außen<br />

provozierten Stressreaktion.<br />

1.2) Therapie:<br />

• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

Manfred Meyer Seite 4 von 146


2.) BWS<br />

TH1 – TH12<br />

Bewegungstherapeut<br />

Außer Th11 und Th12 haben alle an<strong>de</strong>ren Foveae costales (Gelenkflächen für<br />

Rippen) am Arcus vertebralis UND am Proc. Transversus.<br />

Th11 und Th12 haben NUR Gelenkflächen am Wirbelkörper.<br />

Procc. Spinosi zeigen schräg (Dachziegelförmig) nach unten.<br />

Kostovertebralgelenke: Rippenwirbelgelenke = Gelenke zwischen Rippen und<br />

Wirbelkörpern.<br />

Bewegung: Rotation ca. 3°/Wirbel = 36°/Seite, Latflex (begleitet von Rot.), Ext.<br />

(begrenzt wegen Procc. Spinosi).<br />

Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r BWS: gelenkige Verbindung zu <strong>de</strong>n Rippen.<br />

2.1) Erkrankungen:<br />

● Prolaps/Protrusion<br />

● Blocka<strong>de</strong>n<br />

● Degenerative Verän<strong>de</strong>rungen (durch Abnutzung hervorgerufen), z. B.:<br />

- Bandscheibenschä<strong>de</strong>n (Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenvorfall)<br />

- Ligamentäre Insuffizienz (Funktionsstörung von Haltebän<strong>de</strong>rn)<br />

- Störung <strong>de</strong>r gelenkigen Wirbelverbindungen<br />

- Knöcherne Verän<strong>de</strong>rungen (Randzacken, Knochenwulste usw.)<br />

● Missbildungen:<br />

- angeborene (z. B. Blockwirbel, Keilwirbel)<br />

- Wachstumsstörung (z. B. Skoliose, Morbus Scheuermann)<br />

Der Morbus Scheuermann, eine im Jugendalter auftreten<strong>de</strong> Wachstumsstörung an<br />

Grund und Deckplatten <strong>de</strong>r Wirbelkörper <strong>de</strong>r Brust- und / o<strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule<br />

mit vermehrter Kyphose bzw. vermin<strong>de</strong>rter Lordose (Ab- bzw. Zunahme <strong>de</strong>r<br />

physiolog. Schwingung <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>). Es müssen min<strong>de</strong>stens drei benachbarte<br />

Wirbelkörper betroffen sein, die jeweils einen Keilwirbelwinkel von min<strong>de</strong>stens 5<br />

Grad aufweisen. = Deckplatteneinbruch eines Wirbelkörpers bei Morbus<br />

Scheuermann und <strong>de</strong>n resultieren<strong>de</strong>n Keilwirbel. Mehrere solcher Keilwirbel führen<br />

dann zum Rundrücken.<br />

Manfred Meyer Seite 5 von 146


Bewegungstherapeut<br />

● Entzündliche Erkrankungen: Morbus Bechterew<br />

ist eine <strong>de</strong>r häufigsten entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Sie gehört zur<br />

Gruppe <strong>de</strong>r sog. Spondylarthropathien, zu <strong>de</strong>r u.a. auch die Psoriasisarthritis, die<br />

Arthritis bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die Lyme-Arthritis<br />

(Borreliose), das rheumatische Fieber und die reaktive Poststreptokokkenarthritis<br />

gehören. Die entzündlichen Verän<strong>de</strong>rungen fin<strong>de</strong>n sich vorwiegend im Bereich <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wirbelsäule</strong> und an <strong>de</strong>n Kreuz-Darmbein-Gelenken (ISG-Gelenk). Bei 20-50% <strong>de</strong>r<br />

Patienten sind im Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung auch an<strong>de</strong>re Gelenke (z.B. Hüftgelenk<br />

und Kniegelenk) befallen. Im Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung kommt es zur zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Einschränkung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> bis zur kompletten Einsteifung.<br />

In extremen Fällen kann <strong>de</strong>r Patient im Spätstadium durch Verblockung <strong>de</strong>r<br />

Brustwirbel in gebeugter Stellung und Streckhaltung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule die<br />

Blickachse nicht mehr über die Horizontale heben.<br />

• Durch Beteiligung <strong>de</strong>r Rippen-Wirbel-Gelenke kann es zur Einschränkung<br />

<strong>de</strong>r Atembewegung kommen. Schmerzen im Bereich <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Brustwand<br />

können durch entzündliche Verän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Brustbein-Schlüsselbein-<br />

Gelenken (Sternoclaviculargelenken), <strong>de</strong>m Brustbein (Synochondrosis<br />

manubrio-sternalis) sowie am Rippenknorpel (Enthesitis) ausgelöst wer<strong>de</strong>n.<br />

• Infektionserkrankungen (Spondylitis z.B. durch Tbc, Staphylokokken)<br />

Bei <strong>de</strong>r Spondylitis (latinisiertes Griechisch: Spondylitis „Wirbelentzündung“)<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine Entzündung <strong>de</strong>r Wirbelkörper, die unterschiedliche<br />

Ursachen – infektiös o<strong>de</strong>r aseptisch – hat. Wenn sie auch auf die<br />

Bandscheiben übergreift, wird das als Spondylodiszitis bezeichnet.<br />

Auf <strong>de</strong>m Blutweg fortgeleitete bakterielle Infektionen können sich auch in<br />

Wirbelkörpern absie<strong>de</strong>ln. Die ausgelösten Schmerzen sind uncharakteristisch, es<br />

droht die Verwechslung mit <strong>de</strong>r wesentlich häufigeren Lumbalgie o<strong>de</strong>r Dorsalgie.<br />

● Generalisierte Skeletterkrankungen, wie z.B. Osteoporose, Osteomalazie<br />

Als Osteoporose bezeichnet man eine das Skelettsystem betreffen<strong>de</strong> Erkrankung,<br />

die durch eine gestörte Remo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Knochensubstanz und eine dadurch<br />

bedingte pathologische Mikroarchitektur <strong>de</strong>r Knochen gekennzeichnet ist.<br />

Die vermin<strong>de</strong>rte Knochendichte bei Osteoporose führt schließlich zu einer teilweise<br />

massiv gesteigerten Frakturgefährdung.<br />

Bei bei<strong>de</strong>n Geschlechtern kommt es im Laufe <strong>de</strong>r weiteren Lebensjahre zu einem<br />

kontinuierlichen Rückgang <strong>de</strong>r Knochenmasse, <strong>de</strong>r als Knochenschwund o<strong>de</strong>r<br />

Osteoporose bezeichnet wird. Dem Verlust an Knochenmasse liegt ein<br />

Missverhältnis zwischen Knochenaufbau durch Osteoblasten und Knochenabbau<br />

durch Osteoklasten zugrun<strong>de</strong>. Es wird mehr Knochenmasse durch die Osteoklasten<br />

abgebaut, als durch die Osteoblasten neu gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Manfred Meyer Seite 6 von 146


Bewegungstherapeut<br />

● Tumore <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>:<br />

- Primärtumore (hauptsächlich Plasmozytom)<br />

- Metastasen<br />

● Traumen (Verletzungen), z.B.:<br />

- Frakturen<br />

- Schleu<strong>de</strong>rtrauma (Beschleunigungstrauma, Peitschenschlagsyndrom)<br />

● Defekte, die nicht verletzungsbedingt sind:<br />

- Spondylolyse, Spondylolisthesis<br />

● Spondylolyse<br />

Mit Spondylolyse bezeichnet man einen Bruch- bzw. Spaltbildung <strong>de</strong>r<br />

Interartikularportion <strong>de</strong>s Wirbelbogens.<br />

Dabei ist meist <strong>de</strong>r 5. Len<strong>de</strong>nwirbel betroffen. Es wird angenommen, dass dieser<br />

Ermüdungsbruch im Rahmen <strong>de</strong>s Wachstums entsteht und seine evolutionäre<br />

Ursache im aufrechten Gang <strong>de</strong>s Menschen hat. Bestimmte Sportarten mit<br />

intensivem Reklinieren (Überstrecken <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>) können die<br />

Wahrscheinlichkeit erhöhen eine Spondylolyse zu entwickeln. Etwa 5% aller<br />

Erwachsenen weisen dieses Phänomen auf. Traumatische Spondylolysen – im Sinne<br />

akuter Brüche - treten meist nur bei Hochrasanztraumen auf.<br />

Spondylolisthese (Wirbelgleiten)<br />

Eine Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) bezeichnet eine Instabilität <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>,<br />

die an verschie<strong>de</strong>nen Abschnitten <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> vorkommen kann und <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>ne Ursachen zugrun<strong>de</strong> liegen:<br />

• Degenerative/Entzündliche Spondylolisthese: Durch Verschleißprozesse<br />

an <strong>de</strong>r Bandscheibe und <strong>de</strong>r Wirbelgelenke kommt es zu einer Lockerung <strong>de</strong>s<br />

Segmentes. Der Wirbelkörper kann begrenzt abgleiten. Dieses Phänomen<br />

wird auch Pseudospondylolisthesis genannt und betrifft zwischen 5-10% <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung. Dabei sind typischerweise die Segmente zwischen <strong>de</strong>m 3. und<br />

5. Len<strong>de</strong>nwirbelkörper betroffen. Im Rahmen rheumatischer Erkrankungen<br />

kann dies verstärkt auftreten. Hier fin<strong>de</strong>n sich die Verän<strong>de</strong>rungen häufig im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule (siehe auch Rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis).<br />

• Isthmische Spondylolisthese: Das Missverhältnis zwischen körperlicher<br />

Belastung und Belastbarkeit <strong>de</strong>r Interartikularportion führt zu einer<br />

Spaltbildung mit Abgleiten <strong>de</strong>s Wirbelkörpers (siehe auch Spondylolyse).<br />

• Dysplastische Spondylolisthese: Die Gelenke <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> weisen eine<br />

Fehlform (Dysplasie) auf, die nicht zu einer suffizienten Stabilisation <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wirbelsäule</strong> führen und ein Gleiten <strong>de</strong>s Wirbelkörpers erlauben.<br />

• Traumatische Spondylolisthese: Gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule<br />

kann eine traumatische Spondylolyse, d.h. ein akuter Bruch im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Gelenke, auftreten und somit zu einer Spondylolisthese führen (z.B. bei<br />

Verkehrsunfällen o<strong>de</strong>r Sturz auf <strong>de</strong>n Kopf).<br />

Manfred Meyer Seite 7 von 146


Bewegungstherapeut<br />

• Postoperative Spondylolisthese: Nach ausge<strong>de</strong>hnten operativen<br />

Erweiterungen <strong>de</strong>s Spinalkanales (Dekompressionen) kann es zu einer<br />

Schwächung <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> kommen, die zu einem Abgleiten<br />

<strong>de</strong>s Wirbels führen kann.<br />

2.2) Therapie<br />

• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

• Physikalische Therapie, z. B. T.E.N.S, Wärme, Kälte, Massagen,<br />

Krankengymnastik,..<br />

• An<strong>de</strong>re Therapiemaßnahmen: Der Vollständigkeit halber darf gera<strong>de</strong> bei<br />

BWS-Beschwer<strong>de</strong>n die Akupunktur nicht unerwähnt bleiben.<br />

Wichtig sind individuelle Instruktionen zur richtigen Haltung und Vermeidung<br />

von übermäßigen <strong>Wirbelsäule</strong>nbelastungen (funktionelle Ergotherapie bzw.<br />

Rückenschule). Darüber hinaus sollte <strong>de</strong>r Patienten Übungen zur Lockerung<br />

<strong>de</strong>r Muskulatur erlernen.<br />

3.) LWS<br />

• 5 lumbale Wirbel L1-L5<br />

• Größte Wirbel mit massigem Corpus<br />

• Procc. Transversi heißen hier Procc. Cosatrius (Rippenfortsätze)<br />

• Procc. Spinosi zeigen fast horizontal nach dorsal, dadurch z.B. einfache<br />

Rückenmarkssedierung in größtmöglicher Flexion möglich.<br />

• Promotorium = markanter Übergang zwischen LWS und Os saccrum<br />

• Trägt das gesamte Gewicht <strong>de</strong>s Oberkörpers.<br />

Beweglichkeit:<br />

• Flexion ca. 40°<br />

• Extension ca. 30°<br />

• Lateralflexion ca. 30°/Seite<br />

• Rotation ca. 5°/Seite<br />

Manfred Meyer Seite 8 von 146


Erkrankungen:<br />

● Prolaps / Protrusion<br />

● Blocka<strong>de</strong>n<br />

Bewegungstherapeut<br />

● Degenerative Verän<strong>de</strong>rungen (durch Abnutzung hervorgerufen), z. B.:<br />

- Bandscheibenschä<strong>de</strong>n (Bandscheibenvorwölbung, Bandscheibenvorfall)<br />

- Ligamentäre Insuffizienz (Funktionsstörung von Haltebän<strong>de</strong>rn)<br />

- Störung <strong>de</strong>r gelenkigen Wirbelverbindungen<br />

- Knöcherne Verän<strong>de</strong>rungen (Randzacken, Knochenwulste usw.)<br />

● Missbildungen:<br />

- angeborene (z. B. Blockwirbel, Keilwirbel)<br />

- Wachstumsstörung (z. B. Skoliose, Morbus Scheuermann)<br />

Der Morbus Scheuermann, eine im Jugendalter auftreten<strong>de</strong> Wachstumsstörung an<br />

Grund und Deckplatten <strong>de</strong>r Wirbelkörper <strong>de</strong>r Brust- und / o<strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule<br />

mit vermehrter Kyphose bzw. vermin<strong>de</strong>rter Lordose (Ab- bzw. Zunahme <strong>de</strong>r<br />

physiolog. Schwingung <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>). Es müssen min<strong>de</strong>stens drei benachbarte<br />

Wirbelkörper betroffen sein, die jeweils einen Keilwirbelwinkel von min<strong>de</strong>stens 5<br />

Grad aufweisen. = Deckplatteneinbruch eines Wirbelkörpers bei Morbus<br />

Scheuermann und <strong>de</strong>n resultieren<strong>de</strong>n Keilwirbel. Mehrere solcher Keilwirbel führen<br />

dann zum Rundrücken.<br />

● Entzündliche Erkrankungen: Morbus Bechterew<br />

ist eine <strong>de</strong>r häufigsten entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Sie gehört zur<br />

Gruppe <strong>de</strong>r sog. Spondylarthropathien, zu <strong>de</strong>r u.a. auch die Psoriasisarthritis, die<br />

Arthritis bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die Lyme-Arthritis<br />

(Borreliose), das rheumatische Fieber und die reaktive Poststreptokokkenarthritis<br />

gehören. Die entzündlichen Verän<strong>de</strong>rungen fin<strong>de</strong>n sich vorwiegend im Bereich <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wirbelsäule</strong> und an <strong>de</strong>n Kreuz-Darmbein-Gelenken (ISG-Gelenk). Bei 20-50% <strong>de</strong>r<br />

Patienten sind im Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung auch an<strong>de</strong>re Gelenke (z.B. Hüftgelenk<br />

und Kniegelenk) befallen. Im Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung kommt es zur zunehmen<strong>de</strong>n<br />

Einschränkung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> bis zur kompletten Einsteifung.<br />

In extremen Fällen kann <strong>de</strong>r Patient im Spätstadium durch Verblockung <strong>de</strong>r<br />

Brustwirbel in gebeugter Stellung und Streckhaltung <strong>de</strong>r Halswirbelsäule die<br />

Blickachse nicht mehr über die Horizontale heben.<br />

● Generalisierte Skeletterkrankungen, wie z.B. Osteoporose, Osteomalazie<br />

Als Osteoporose bezeichnet man eine das Skelettsystem betreffen<strong>de</strong> Erkrankung,<br />

die durch eine gestörte Remo<strong>de</strong>llierung <strong>de</strong>r Knochensubstanz und eine dadurch<br />

bedingte pathologische Mikroarchitektur <strong>de</strong>r Knochen gekennzeichnet ist.<br />

Die vermin<strong>de</strong>rte Knochendichte bei Osteoporose führt schließlich zu einer teilweise<br />

massiv gesteigerten Frakturgefährdung.<br />

Bei bei<strong>de</strong>n Geschlechtern kommt es im Laufe <strong>de</strong>r weiteren Lebensjahre zu einem<br />

kontinuierlichen Rückgang <strong>de</strong>r Knochenmasse, <strong>de</strong>r als Knochenschwund o<strong>de</strong>r<br />

Osteoporose bezeichnet wird.<br />

Manfred Meyer Seite 9 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Dem Verlust an Knochenmasse liegt ein Missverhältnis zwischen Knochenaufbau<br />

durch Osteoblasten und Knochenabbau durch Osteoklasten zugrun<strong>de</strong>. Es wird mehr<br />

Knochenmasse durch die Osteoklasten abgebaut, als durch die Osteoblasten neu<br />

gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Spondylolyse<br />

Mit Spondylolyse bezeichnet man einen Bruch- bzw. Spaltbildung <strong>de</strong>r<br />

Interartikularportion <strong>de</strong>s Wirbelbogens. Dabei ist meist <strong>de</strong>r 5. Len<strong>de</strong>nwirbel betroffen.<br />

Es wird angenommen, dass dieser Ermüdungsbruch im Rahmen <strong>de</strong>s Wachstums<br />

entsteht und seine evolutionäre Ursache im aufrechten Gang <strong>de</strong>s Menschen hat.<br />

Bestimmte Sportarten mit intensivem Reklinieren (Überstrecken <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>)<br />

können die Wahrscheinlichkeit erhöhen eine Spondylolyse zu entwickeln. Etwa 5%<br />

aller Erwachsenen weisen dieses Phänomen auf. Traumatische Spondylolysen – im<br />

Sinne akuter Brüche - treten meist nur bei Hochrasanztraumen auf.<br />

Spondylolisthese (Wirbelgleiten)<br />

Eine Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) bezeichnet eine Instabilität <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>,<br />

die an verschie<strong>de</strong>nen Abschnitten <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> vorkommen kann und <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>ne Ursachen zugrun<strong>de</strong> liegen:<br />

• Degenerative/Entzündliche Spondylolisthese: Durch Verschleißprozesse<br />

an <strong>de</strong>r Bandscheibe und <strong>de</strong>r Wirbelgelenke kommt es zu einer Lockerung <strong>de</strong>s<br />

Segmentes. Der Wirbelkörper kann begrenzt abgleiten. Dieses Phänomen<br />

wird auch Pseudospondylolisthesis genannt und betrifft zwischen 5-10% <strong>de</strong>r<br />

Bevölkerung.<br />

Dabei sind typischerweise die Segmente zwischen <strong>de</strong>m 3. und 5.<br />

Len<strong>de</strong>nwirbelkörper betroffen. Im Rahmen rheumatischer Erkrankungen kann<br />

dies verstärkt auftreten. Hier fin<strong>de</strong>n sich die Verän<strong>de</strong>rungen häufig im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Halswirbelsäule (siehe auch Rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis).<br />

• Isthmische Spondylolisthese: Das Missverhältnis zwischen körperlicher<br />

Belastung und Belastbarkeit <strong>de</strong>r Interartikularportion führt zu einer<br />

Spaltbildung mit Abgleiten <strong>de</strong>s Wirbelkörpers (siehe auch Spondylolyse).<br />

• Dysplastische Spondylolisthese: Die Gelenke <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> weisen eine<br />

Fehlform (Dysplasie) auf, die nicht zu einer suffizienten Stabilisation <strong>de</strong>r<br />

<strong>Wirbelsäule</strong> führen und ein Gleiten <strong>de</strong>s Wirbelkörpers erlauben.<br />

• Traumatische Spondylolisthese: Gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r Halswirbelsäule<br />

kann eine traumatische Spondylolyse, d.h. ein akuter Bruch im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Gelenke, auftreten und somit zu einer Spondylolisthese führen (z.B. bei<br />

Verkehrsunfällen o<strong>de</strong>r Sturz auf <strong>de</strong>n Kopf).<br />

• Postoperative Spondylolisthese: Nach ausge<strong>de</strong>hnten operativen<br />

Erweiterungen <strong>de</strong>s Spinalkanales (Dekompressionen) kann es zu einer<br />

Schwächung <strong>de</strong>r Stabilität <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> kommen, die zu einem Abgleiten<br />

<strong>de</strong>s Wirbels führen kann.<br />

Manfred Meyer Seite 10 von 146


Therapie:<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

4.) Os saccrum / Os coccygis<br />

• Os saccrum: 5 miteinan<strong>de</strong>r verschmolzene Wirbel (Oschondrose)<br />

• Oben Übergang zu L5 liegt Promotorium<br />

• Pro Seite jeweils 4 Foramina sacralia, in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Canalis sacralis. Durch<br />

sie verlaufen Gefäße sowe die vor<strong>de</strong>ren und hinteren Sakralnerven<br />

(Spinalnerven).<br />

• Sakralkanal ist Verlängerung <strong>de</strong>s Wirbelkanals und unten offen.<br />

• Die verkümmerten procc. Spinosi und Procc. Costales (rippenfortsätze) sind<br />

leistenähnlich angeordnet:<br />

o Crista sacralis mediana<br />

o Crista sacralis intermedia<br />

o Crista sacralis lateralis<br />

• Verbindung zu L5 durch Diskus intervertebralis (bandscheibe) zu Os coccygis<br />

über starres Gelenk.<br />

Sakrumstand: Lumbaler Winkel: Übergang zu L5 und Sakrum = 140°<br />

Sakrumsneigungswinkel bei Verbindung S1 zur Horizontalen = 30°<br />

Erkrankungen:<br />

Sakrum zu steil: ventraler WS-Abschnitt wird stärker belastet, dadurch Gefahr von<br />

Prolaps/Protrusion<br />

ISG<br />

• Gelenkige Verbindung zwischen Os saccrum und IOs Ilium (Darmbein).<br />

• Gelenkflächen haben C-förmige Gestalt und befin<strong>de</strong>n sich zwischen S1 und<br />

S3.<br />

• Bei Frauen Gelenkflächen ebener – somit größere Bewegungsmöglichkeit.<br />

• Bei Mann Stabilität größer, dafür weniger Beweglichkeit.<br />

Manfred Meyer Seite 11 von 146


Bewegung:<br />

Bewegungstherapeut<br />

0-achsige Amfiathrose, OHNE glattem hyalinen Knorpel. Aktive Bewegung nicht<br />

möglich.<br />

1. Frontale Achse: Flex, Ext = Nutation und Gegennutation<br />

2. Longitudinale Achse: Rot. Bewegung beim Gehen<br />

3. Diagonale Achse: Torsionsbewegung beim Gehen<br />

4. Sagittale Achse: Für Gleichgeweicht <strong>de</strong>s Kreuzbeines.<br />

Ligamente:<br />

Die Bän<strong>de</strong>r sind die wichtigsten Strukturen zur Stabilisierung <strong>de</strong>s ISG und verhin<strong>de</strong>rn<br />

unphysiologische Bewegungen in diesem Gelenk.<br />

Kommt es zu Funktionsstörungen im ISG mit Fehlhaltungen bzw. Fehlstellungen <strong>de</strong>s<br />

Darm-o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreuzbeins, wer<strong>de</strong>n die betroffenen Bän<strong>de</strong>r vermeht belastet.Die<br />

Folge ist eine Spannungszunahme <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>r, die zu einer Bewegungsstörung <strong>de</strong>s<br />

ISG führen kann.<br />

• Hintere Kreuz-Darmbein-Bän<strong>de</strong>r (Ligg. sacroiliaca dorsalia)<br />

Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um Faserzüge die das Darmbein mit <strong>de</strong>m Kreuzbein<br />

verbin<strong>de</strong>n.<br />

• Vor<strong>de</strong>re Kreuz-Darmbein-Bän<strong>de</strong>r (Ligg. sacroiliaca ventralia)<br />

Diese Bandstrukturen verbin<strong>de</strong>n ebenfalls das Darmbein mit <strong>de</strong>m<br />

Kreuzbein,sind eher dünn und haben eine Verbindung mit <strong>de</strong>r Kapsel. In<br />

ihrem oberen Faserverlauf gehen sie eine Verbindung mit <strong>de</strong>m Lig.iliolumbale<br />

ein.<br />

• Ligg. sacroiliaca interossea<br />

Diese Bän<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>ren Faserzüge sehr dicht und kurz sind, gehen ebenfalls eine<br />

Verbindung mit <strong>de</strong>r Gelenkkapsel ein und füllen <strong>de</strong>n Sakralsulcus aus. Durch<br />

ihre unmittelbare Lagebeziehung zur Kapsel und durch das Ausfüllen <strong>de</strong>s<br />

Sakralsulcus übernehmen sie eine wichtige Funktion bei <strong>de</strong>r Stabilisierung <strong>de</strong>s<br />

ISG.<br />

• Ligg. sacrospinale<br />

Dieses Band hat seinen Ursprung an <strong>de</strong>r unteren Außenfläche <strong>de</strong>s Kreuzbeins<br />

und <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Steißbeins, verläuft vor <strong>de</strong>m Ligamentum sacrotuberale mit<br />

<strong>de</strong>m es eine enge Verbindung eingeht und setzt im Bereich <strong>de</strong>r Spina<br />

ischiadica an.<br />

• Lig. sacrotuberale<br />

Dieses dreieckförmige Band entspringt an <strong>de</strong>n Seitenbereichen <strong>de</strong>s Kreuz-/<br />

Steiß und Darmbeines (Spina iliaca posterior superior (SIP)) und setzt am<br />

Tuber ischiadicum an.<br />

Manfred Meyer Seite 12 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Auch dieses Band übernimmt eine wichtige Funktion für die Stabilisierung und<br />

Bewegung <strong>de</strong>s ISG. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Lig. sacrospinale ist es das<br />

kräftigste Band zur Stabilisierung <strong>de</strong>r Nutationsbewegung.<br />

Das Ligamentum sacrospinale und das Ligamentum sacrotuberale<br />

machen aus <strong>de</strong>r Incisura ischiadica major und minor ein Foramen isciadicum<br />

majus und minus. Diese stellen wichtige Durchtrittsstellen für Gefäße,<br />

Nerven und Muskeln dar.<br />

• Lig. iliolumbale<br />

Sie setzen die hinteren Sakroiliakalbän<strong>de</strong>r nach oben fort und ziehen vom<br />

Darmbein zum 4. und 5. Len<strong>de</strong>nwirbel . Diese Bän<strong>de</strong>r sind für die<br />

Stabilisierung <strong>de</strong>s ventralen ISG-Bereichs verantwortlich.<br />

Erkrankungen:<br />

Iliosakralgie<br />

Die Iliosakralgie beschreibt eine entwe<strong>de</strong>r durch Entzündungen o<strong>de</strong>r meist<br />

durch funktionelle Fehlhaltung verursachte Störung eines Iliosakralgelenkes.<br />

Das Wort Gelenk an dieser Stelle zu nutzen ist jedoch nicht wirklich korrekt, da es<br />

sich beim Iliosakralgelenk um eine, durch starke Bän<strong>de</strong>r gesicherte, gelenkähnliche<br />

Verbindung zwischen Kreuzbein und <strong>de</strong>m rechten und linken Darmbein han<strong>de</strong>lt.<br />

Durch diese straffe Verbindung von Bän<strong>de</strong>rn hat es nur eine minimale Beweglichkeit.<br />

Aktive Bewegungen können nicht durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Anfangsstadium sind die Beschwer<strong>de</strong>n uncharakteristisch und imponieren<br />

meist wie ein unspezifisches LWS-Syndrom o<strong>de</strong>r eine Lumbalgie.<br />

Die spezifischen Schmerzen treten tiefsitzend in <strong>de</strong>r Gegend <strong>de</strong>s Kreuzbeins und <strong>de</strong>r<br />

Len<strong>de</strong>nwirbel auf. Sind jedoch nicht nur auf <strong>de</strong>n Rücken beschränkt, son<strong>de</strong>rn auch<br />

bei entsprechend typischen Bewegungen, wie Anheben <strong>de</strong>s Beines o<strong>de</strong>r nach<br />

längerem Sitzen. Meist treten sie einseitig auf und die Schmerzen können auch in<br />

das Gesäß und in die Oberschenkelrückseite ausstrahlen. Auch beim Beugen o<strong>de</strong>r<br />

Drehen <strong>de</strong>s Rumpfes können Schmerzen im Übergangsbereich von Kreuzbein und<br />

Len<strong>de</strong>nwirbel (lumbosakral) auftreten.<br />

Bei überbeweglichen Menschen mit Bin<strong>de</strong>gewebsschwäche kann es zu<br />

schmerzhafter Überbelastung <strong>de</strong>s Iliosakralgelenkes kommen. Die Beschwer<strong>de</strong>n<br />

treten dann nach längerem Stehen o<strong>de</strong>r Liegen auf.<br />

Therapie:<br />

Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

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5.) Wirbel<br />

Bewegungstherapeut<br />

Zentraler <strong>Teil</strong> = Corpus vertebrae (Druckübertragung).<br />

Am dorsalen Umfang beginnt <strong>de</strong>r Arcus vertebrae, <strong>de</strong>r das Foramen vertebralis<br />

umschließt. Der Pediculus arcus vertebralis ist <strong>de</strong>r zwischen Corpus und<br />

Facettengelenke leigen<strong>de</strong>r <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Arcus.<br />

Durch Foramen vertebralis verläuft die Medulla spinalis.<br />

An <strong>de</strong>n Seiten: Procc. Transversi – im lumbalen Bereich heißen diese Procc.<br />

Costalis.<br />

Nachsuperior und inferior befin<strong>de</strong>n sich je 2 Gelenkforstätze, die Procc. Articularii –<br />

sie bil<strong>de</strong>n die Facettengelenke = Art. Intervertebralis.<br />

Nach dorsal entspringen die Procc. Spinosi (bei L3-L7 sind diese gespalten um<br />

größere Fläche für Muskeln und Sehnen zu bieten).<br />

Die Insura vertebralis inferior und superior beil<strong>de</strong>n bei 2 gegenüberliegen<strong>de</strong>n Wirbeln<br />

das Foramen intervetebrale 8Zwischenwirbelloch) wo Spinalnerven <strong>de</strong>n Wirbelkanal<br />

verlassen.<br />

Ligamente:<br />

Ligamentum longitudinale anterius, vord. Längsband (1)<br />

Ligamentum longitudinale posterius, hint. Längsband (2)<br />

Ligamentum supraspinale, Dornspitzenband (3)<br />

Ligamentum interspinale, Zwischendornfortsatzband (5)<br />

Ligamentum flavum, gelbes Band (4)<br />

(1) Das vor<strong>de</strong>re Längsband (ligamentum longitudinale anterius) liegt als<br />

Grenzlamelle zwischen Wirbelkörper und Bauch- o<strong>de</strong>r Brustkorbraum und zieht als<br />

breites Band über alle Wirbelkörpervor<strong>de</strong>rseiten vom Kreuzbein bis zum Kopf.<br />

(2) Das hintere Längsband (ligamentum longitudinale posterius) zieht entlang <strong>de</strong>r<br />

Rückfläche <strong>de</strong>s Wirbelkörpers und klei<strong>de</strong>t somit die Vor<strong>de</strong>rwand <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarkkanals aus.<br />

(3) Das Dornspitzenband (ligamentum supraspinale) zieht als drittes Längsband<br />

vom Steißbein bis zum Dornfortsatz <strong>de</strong>s 7. Halswirbels und be<strong>de</strong>ckt im Verlauf alle<br />

Dornfortsätze.<br />

(4) Das gelbe Band (ligamentum flavum) liegt zwischen <strong>de</strong>n Wirbelbögen.<br />

(5) Die Zwischendornfortsatzbän<strong>de</strong>r (ligamenta interspinalia) sind zwischen <strong>de</strong>n<br />

Dornfortsätzen gespannt.<br />

(6) Das ligamentum intertransversarium verläuft zwischen <strong>de</strong>n benachbarten Procc.<br />

Transversi.<br />

Manfred Meyer Seite 14 von 146


M. Erector spinae<br />

Bewegungstherapeut<br />

Querfortsatz, processus transversus<br />

Ligamentum longitudinale anterius, vor<strong>de</strong>res<br />

Längsband (1)<br />

Ligamentum costotransversarium,<br />

Zwischenrippenband (7)<br />

Ligamentum intertransversarium,<br />

Zwischenquerfortsatzbän<strong>de</strong>r (6)<br />

Rippe, costa<br />

= autochtone (ortsansässige) Muskulatur.<br />

Diese Muskeln verlaufen in einem Führungskanal (medial: procc. Spinosi, ventral:<br />

Procc. Transversi) von Os occipitale bis zum Os sacrum.<br />

Medialer Trakt:<br />

Interspinales und spinales System<br />

Diese Muskeln verbin<strong>de</strong>n Dornfortsätze benachbarter Wirbel.<br />

• Musculi interspinales<br />

• Musculi spinales<br />

• Musculus rectus capitis posterior major<br />

• Musculus rectus capitis posterior minor<br />

Transversospinales System<br />

Diese Muskeln ziehen vom Querfortsatz eines Wirbels zum Dornfortsatz eines<br />

proximal liegen<strong>de</strong>n Wirbels o<strong>de</strong>r zum Hinterhaupt und können dabei einige<br />

Segmente überspringen. Zu ihnen gehören:<br />

• Musculi semispinales<br />

• Musculi multifidi<br />

• Musculi rotatores<br />

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Lateraler Trakt:<br />

Intertransversales System<br />

Bewegungstherapeut<br />

Diese Muskeln verbin<strong>de</strong>n die Querfortsätze benachbarter Wirbel. Zu ihnen gehören:<br />

• Musculi intertransversarii<br />

• Musculus obliquus capitis superior<br />

• Musculi iliocostales<br />

• Musculus longissimus<br />

Spinotransverales System<br />

Diese Muskeln ziehen von Dornfortsätzen zu <strong>de</strong>n Querfortsätzen proximaler Wirbel.<br />

Zu ihnen zählen:<br />

• Musculus splenius cervicis<br />

• Musculus splenius capitis<br />

• Musculus obliquus capitis inferior<br />

Das lange Muskelsystem ist für die Ausschöpfung <strong>de</strong>s maximalen<br />

Bewegungsausmaßes zuständig.<br />

Das kurze Muskelsystem ist für die gleichmäßige Aufteilung <strong>de</strong>s Bewegungsweges<br />

für die einzelnen Wirbelsegmente zuständig.<br />

Therapie:<br />

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• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

Manfred Meyer Seite 16 von 146


Bewegungstherapeut<br />

6.) Atemmuskulatur /Atemmechanik<br />

Als Atemmuskulatur bezeichnet man die Skelettmuskeln, welche durch ihre<br />

Kontraktion bzw. Relaxation das Volumen <strong>de</strong>s Brustraums verän<strong>de</strong>rn und dadurch<br />

das Atmen ermöglichen.<br />

Von <strong>de</strong>r Atemmuskulatur wird die so genannte Atemhilfsmuskulatur abgegrenzt,<br />

welche die Atmung nur bei verstärkter Inspiration o<strong>de</strong>r Exspiration unterstützt.<br />

Atemmuskulatur<br />

• Zwerchfell (Diaphragma)<br />

Die aus verschie<strong>de</strong>nen Anteilen bestehen<strong>de</strong> Muskelplatte <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

fin<strong>de</strong>t ihre Ansätze an <strong>de</strong>n Rippen, <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule und <strong>de</strong>m Sternum.<br />

Es glie<strong>de</strong>rt sich in:<br />

o Pars lumbalis (Len<strong>de</strong>nteil)<br />

o Pars costalis (Rippenteil)<br />

o Pars sternalis (Brustbeinteil, Proc. xiphoi<strong>de</strong>us)<br />

Öffnungen in <strong>de</strong>r Muskulatur bzw. in <strong>de</strong>r Sehnenplatte <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

erlauben <strong>de</strong>n Durchtritt verschie<strong>de</strong>ner anatomischer Strukturen, die aus <strong>de</strong>r<br />

Brusthöhle in <strong>de</strong>n Bauchraum ziehen o<strong>de</strong>r umgekehrt.<br />

• Interkostalmuskulatur.<br />

Die Interkostalmuskulatur ist neben <strong>de</strong>m Zwerchfell <strong>de</strong>r wichtigste <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r<br />

Atemmuskulatur. Sie hebt und senkt die Rippen und bewirkt so eine<br />

Inspiration und Expiration.<br />

Zu <strong>de</strong>n Interkostalmuskeln zählen:<br />

• Musculi intercostales externi<br />

• Musculi intercostales interni<br />

• Musculi intercostales intimi<br />

• Musculi subcostales<br />

• Musculus transversus thoracis<br />

Manfred Meyer Seite 17 von 146


Atemhilfsmuskulatur<br />

Bewegungstherapeut<br />

Zur Atemhilfsmuskulatur zählen einige Muskeln <strong>de</strong>r Hals- und Brustmuskulatur,<br />

sowie die Bauchmuskulatur. Sie können die Inspiration o<strong>de</strong>r die Exspiration<br />

unterstützen.<br />

Inspiratorische Atemhilfsmuskulatur<br />

• Musculus sternocleidomastoi<strong>de</strong>us<br />

• Musculi scaleni<br />

• Musculus pectoralis major et minor<br />

• Musculus serratus posterior superior<br />

• Musculus serratus posterior inferior<br />

• Musculus serratus anterior<br />

Exspiratorische Atemhilfsmuskulatur<br />

• Musculus rectus abdominis<br />

• Musculus transversus abdominis<br />

• Musculus obliquus externus abdominis<br />

• Musculus obliquus internus abdominis<br />

• Musculus quadratus lumborum<br />

Eselsbrücke:<br />

Inspiration<br />

Die = Diaphragma<br />

äußeren = m.intercostales externi<br />

Sterne = m.sternocleidomastoi<strong>de</strong>us<br />

singen = mm.scaleni<br />

selten = mm.serrati<br />

mit Pep = mm.pectorales<br />

und Erotik = mm. erector spinae<br />

Exspiration<br />

Im inneren Indiens = Mm. intercostalis interi et intimi<br />

transportieren Träger = m.transversus thoracis<br />

lauter = m.latissimus dorsi<br />

Bananen = Bauchmuskeln<br />

Manfred Meyer Seite 18 von 146


Atemmechanik<br />

Bewegungstherapeut<br />

Atmung ist ein biologischer Prozess, bei <strong>de</strong>m molekularer Sauerstoff aufgenommen,<br />

in die Zellen transportiert und dort in <strong>de</strong>r Atmungskette zu Wasser reduziert wird. Im<br />

Gegenzug wird Kohlendioxid produziert und abgegeben.<br />

Beim Menschen ist die Atmung das Ergebnis einer koordinierten Muskeltätigkeit, die<br />

zum Heben und Senken <strong>de</strong>s Thorax (Brustatmung) und <strong>de</strong>s Zwerchfells<br />

(Bauchatmung) führt. Dabei entsteht ein Atemstrom, <strong>de</strong>r die Atemluft durch die<br />

Atemwege in die Lunge beför<strong>de</strong>rt, wo <strong>de</strong>r eigentliche Gasaustausch stattfin<strong>de</strong>t.<br />

Bei <strong>de</strong>r Einatmung (Inspiration) vergrößert sich durch die Tätigkeit <strong>de</strong>r<br />

Atemmuskulatur und Atemhilfsmuskulatur das Volumen <strong>de</strong>s Thorax. Dabei <strong>de</strong>hnt<br />

sich die Lunge aus und es entsteht ein Unterdruck, Luft strömt durch die Atemwege<br />

in die Lunge. Damit die Lunge <strong>de</strong>n Atemexkursionen <strong>de</strong>s Thorax folgt, befin<strong>de</strong>t sich<br />

zwischen Lunge und Brustkorb bzw. Zwerchfell eine dünne seröse Gewebeschicht,<br />

die aus zwei Blättern bestehen<strong>de</strong> Pleura. Die Lunge wird von <strong>de</strong>r Pleura visceralis<br />

umgeben. Ihr gegenüber befin<strong>de</strong>t sich an <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>s Brustkorbs, sowie auf<br />

<strong>de</strong>m Zwerchfell und <strong>de</strong>m Mediastinum die Pleura parietalis. Bei<strong>de</strong> Pleurablätter<br />

kleben unter Einwirkung von Kapillarkräften aneinan<strong>de</strong>r wie zwei Glasplatten,<br />

zwischen <strong>de</strong>nen sich eine Flüssigkeit befin<strong>de</strong>t. Das ermöglicht einerseits die<br />

Verschieblichkeit <strong>de</strong>r beteiligten Strukturen und verhin<strong>de</strong>rt an<strong>de</strong>rerseits durch <strong>de</strong>n im<br />

Brustraum vorhan<strong>de</strong>nen Unterdruck einen Kollaps <strong>de</strong>r Lungen bzw. ermöglicht <strong>de</strong>ren<br />

Entfaltung.<br />

Bei <strong>de</strong>r Ausatmung (Exspiration) entspannt sich die Atemmuskulatur wie<strong>de</strong>r und die<br />

Luft strömt durch <strong>de</strong>n Überdruck durch die Atemwege hinaus.<br />

Als Kenngrößen <strong>de</strong>r Atmung dienen die Atemfrequenz und die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Lungenvolumina, darunter das Atemzugvolumen. Die Atemfrequenz beträgt beim<br />

• Erwachsenen 12-15 pro Minute<br />

• Jugendlichen 16-20 pro Minute<br />

• Kleinkind rund 25 pro Minute<br />

• Säugling rund 30 pro Minute<br />

• Neugeborenen rund 40 pro Minute<br />

Das Atemzugvolumen eines Erwachsenen liegt in Ruhe etwa bei 0,5 Liter.<br />

Bei Atemproblemen hilft Kutschersitz:<br />

• Ermöglicht optimalen Einsatz <strong>de</strong>r Atemhilfsmuskulatur<br />

• Öffnung <strong>de</strong>s Brustraumes<br />

• Vergrößerung <strong>de</strong>r Atemfläche<br />

Manfred Meyer Seite 19 von 146


Therapie:<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

7.) Becken, Verbindung unten und WS, Muskulatur<br />

Das Skelett <strong>de</strong>s Beckens (Pelvis) besteht aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Hüftbeinen (Ossa coxae)<br />

und <strong>de</strong>m Kreuzbein (Os sacrum).<br />

Kreuzbein und Hüftbein sind auf bei<strong>de</strong>n Seiten durch die Kreuzbein-Darmbein-<br />

Gelenke (Iliosakragelenke) miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n. Zusätzlich treffen die bei<strong>de</strong>n<br />

Hüftbeine vorne an <strong>de</strong>r Schambeinfuge (Symphyse) aufeinan<strong>de</strong>r. Iliosakralgelenke<br />

und Schambeinfuge verbin<strong>de</strong>n Kreuzbein und Hüftbeine zu einem stabilen, aber<br />

weitgehend unbeweglichen Ring. Erst zwischen <strong>de</strong>m 14. Und 16. Lebensjahr<br />

verschmilzt das vormals dreiteilige Hüftbein zu einem einteiligen Knochen. Vorher<br />

besteht je<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Hüftbeine aus einem Darmbein (Os ilium), einem Sitzbein<br />

(Os ischii) und einem Schambein (Os pubis).<br />

Das Becken-Skelett glie<strong>de</strong>rt sich in das große und das kleine Becken. Die Grenze<br />

zwischen großem und kleinem Becken verläuft ausgehend von <strong>de</strong>r Bandscheibe, die<br />

zwischen <strong>de</strong>m fünften Len<strong>de</strong>nwirbel und <strong>de</strong>m Kreuzbein liegt. Sie orientiert sich<br />

entlang <strong>de</strong>r bogenförmigen, knöchernen Linie (Linea arcurata) sowie <strong>de</strong>m oberen<br />

Rand <strong>de</strong>r Schambeinfuge (Symphyse). Die Grenze zwischen großem und kleinem<br />

Becken bil<strong>de</strong>t gleichzeitig <strong>de</strong>n Beckeneingang.<br />

Das große Becken bil<strong>de</strong>t sich aus <strong>de</strong>n Beckenschaufeln <strong>de</strong>r Darmbeine und <strong>de</strong>m<br />

Kreuzbein, während sich das kleine Becken aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Schambeinen und <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Sitzbeinen zusammensetzt. Aufgrund ihrer Form bil<strong>de</strong>t sich zwischen<br />

Schambein und Sitzbein eine Öffnung aus, das sogenannte Hüftbeinloch (Foramen<br />

obturatum), das durch eine Membran aus Bin<strong>de</strong>gewebe verschlossen ist. Der<br />

Beckenausgang befin<strong>de</strong>t sich am hinteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s kleinen Beckens auf Höhe <strong>de</strong>s<br />

Steißbeins. Beckeneingang, Beckenausgang und <strong>de</strong>r dazwischen liegen<strong>de</strong><br />

Beckenkanal bil<strong>de</strong>n bei Frauen <strong>de</strong>n Geburtskanal aus.<br />

Manfred Meyer Seite 20 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Alle drei Anteile <strong>de</strong>s Hüftbeines bil<strong>de</strong>n jeweils einen Bereich <strong>de</strong>r Hüftgelenkspfanne.<br />

Diese setzt sich gemeinsam mit <strong>de</strong>m Gelenkkopf <strong>de</strong>s Oberschenkelknochens zum<br />

Hüftgelenk zusammen und stellt damit die Verbindung <strong>de</strong>s Beckens mit <strong>de</strong>n Beinen<br />

dar. Durch das knöcherne Becken und die bei<strong>de</strong>n Hüftgelenke wird das<br />

Körpergewicht von <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> gleichmäßig auf bei<strong>de</strong> Beine verteilt.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass Erkrankungen <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Steißbeines sich durch eine Beeinträchtigung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Nerven auch an<br />

<strong>de</strong>n Beinen bemerkbar machen können. Für je<strong>de</strong>n Muskel und je<strong>de</strong>s Hautareal <strong>de</strong>s<br />

Beines ist ein bestimmter Nerv zuständig. Dieser Nerv geht aus <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Nervenfasern hervor, die wie<strong>de</strong>rum aus einer bestimmten Region <strong>de</strong>s Rückenmarks<br />

austreten. Sind bei einer Schädigung <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> auch Nervenfasern<br />

beeinträchtigt, lei<strong>de</strong>n die Betroffenen meistens unter charakteristischen Schmerzen ,<br />

Muskelschwäche, Lähmungen und/o<strong>de</strong>r Empfindungsstörungen. Das Auftreten<br />

dieser Beschwer<strong>de</strong>n ist so typisch, dass durch eine sorgfältige körperliche<br />

Untersuchung häufig schon auf <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Schädigung geschlossen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Muskulatur <strong>de</strong>s Beckengürtels<br />

Die Muskulatur, die das Becken im Gleichgewicht hält (Abb. 2-66) bzw. es in <strong>de</strong>r<br />

Sagittalebene bewegt, ist einerseits die Bauchmuskulatur sowie die<br />

Gesäßmuskulatur<br />

und die hintere Oberschenkelmuskulatur, die die Beckenaufrichtung verstärken.<br />

Als Antagonisten dazu gelten die Muskeln, die eine verstärkte Beckenkippung<br />

bewirken: die Rückenmuskeln im Bereich <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule, sowie die<br />

Muskulatur, die das Hüftgelenk beugt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Bauchmuskulatur ist es im wesentlichen <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> Bauchmuskel, <strong>de</strong>r<br />

mit seinem Ansatz am Schambein dieses nach vorne bzw. oben zieht und damit<br />

das Becken aufrichtet. Durch ihre Beteiligung an <strong>de</strong>r Rectusschei<strong>de</strong> unterstützen<br />

aber insbeson<strong>de</strong>re die bei<strong>de</strong>n schrägen Bauchmuskeln <strong>de</strong>n gera<strong>de</strong>n Bauchmuskel<br />

in dieser Funktion.<br />

Manfred Meyer Seite 21 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Die Gesäßmuskulatur (Abb. 2-67), insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r große Gesäßmuskel, wirkt<br />

hier als Synergist <strong>de</strong>r Bauchmuskulatur: Sie unterstützt die Funktion <strong>de</strong>r<br />

Bekkenaufrichtung.<br />

Drei Muskeln sind zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

– <strong>de</strong>r große Gesäßmuskel (M. glutaeus maximus),<br />

– <strong>de</strong>r mittlere Gesäßmuskel (M. glutaeus medius) und<br />

– <strong>de</strong>r kleine Gesäßmuskel (M. glutaeus minimus).<br />

Der große Gesäßmuskel entspringt an <strong>de</strong>r Grenze zwischen Kreuz- und Darmbein.<br />

Seine Fasern verlaufen schräg nach außen unten. Seine Sehne gewinnt<br />

eine breite Angriffsfläche am Schenkelbein.<br />

Bezogen auf das Becken besteht die Funktion <strong>de</strong>s großen Gesäßmuskels darin,<br />

dass er bei Verlagerung <strong>de</strong>s Körperschwerpunktes nach vorn bremst und ein<br />

Vornüberfallen verhin<strong>de</strong>rt; bei gestrecktem Hüftgelenk richtet er das Becken auf.<br />

Auf das Hüftgelenk wirkt er hauptsächlich im Sinne einer Streckung, d.h. das<br />

Bein wird aus einer Beugung nach unten bzw. hinten in die Streckung geführt.<br />

Seine oberen Fasern wirken aber entsprechend ihrer Lage zu <strong>de</strong>n<br />

Bewegungsachsen abduzierend, die unteren adduzierend. Außer<strong>de</strong>m ist <strong>de</strong>r große<br />

Gesäßmuskel ein Außenrotator.<br />

Der mittlere Gesäßmuskel hat die Form eines Fächers. Er entspringt etwa<br />

sichelförmig an <strong>de</strong>r Außenseite <strong>de</strong>s Darmbeins und setzt am großen Rollhügel<br />

(Trochanter major) <strong>de</strong>s Schenkelbeins an. Der kleine Gesäßmuskel wird vom<br />

mittleren be<strong>de</strong>ckt; er ähnelt diesem auch in <strong>de</strong>r Form.<br />

Bezogen auf das Hüftgelenk besteht die Hauptfunktion bei<strong>de</strong>r Muskeln in einer<br />

Abduktion <strong>de</strong>s Beines. Auf das Becken wirken bei<strong>de</strong> überwiegend im Sinne einer<br />

Seitneigung. Im Einbeinstand bzw. beim Gehen wird das Becken auf <strong>de</strong>r<br />

Seite <strong>de</strong>s Standbeines fixiert, damit das Spielbein frei wird.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r breiten Ursprungsfläche unterstützen die vor<strong>de</strong>ren Fasern <strong>de</strong>s mittleren<br />

und <strong>de</strong>s kleinen Gesäßmuskels (zusammengefasst als „kleine Glutäen“)<br />

Beugung und Innenrotation, die hinteren Fasern unterstützen entsprechend ihrer<br />

Lage zu <strong>de</strong>n Gelenkachsen Streckung und Außenrotation im Hüftgelenk.<br />

Von Be<strong>de</strong>utung für die Beckenstellung im Sinne <strong>de</strong>r Aufrichtung ist außer<strong>de</strong>m<br />

die Gruppe <strong>de</strong>r hinteren Oberschenkelmuskulatur, die ischiocrurale Muskulatur,<br />

die das Hüftgelenk streckt und damit die Funktion <strong>de</strong>s großen Gesäßmuskels<br />

unterstützt. Es sind dies im einzelnen<br />

– <strong>de</strong>r zweiköpfige Schenkelmuskel (M. biceps femoris),<br />

– <strong>de</strong>r halbhäutige Muskel (M. semimenbranosus) und<br />

– <strong>de</strong>r halbsehnige Muskel (M. semitendinosus).<br />

Diese Muskeln sind zweigelenkig: Sie überziehen nicht nur das Hüftgelenk, son<strong>de</strong>rn<br />

auch das Kniegelenk. Sie wirken auf das Hüftgelenk streckend, auf das<br />

Kniegelenk beugend.<br />

Alle drei kommen von einem gemeinsamen Ursprung, <strong>de</strong>m Sitzbeinhöcker. In<br />

ihrem Verlauf weichen sie im unteren Drittel <strong>de</strong>s Oberschenkels auseinan<strong>de</strong>r<br />

und begrenzen bei<strong>de</strong>rseits die Kniekehle. Der zweiköpfige Schenkelmuskel setzt<br />

außen am Wa<strong>de</strong>nbeinköpfchen an; die Sehne <strong>de</strong>s halbsehnigen Muskels befestigt<br />

sich innen am Schienbeinknorren.<br />

Manfred Meyer Seite 22 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Diese Befestigungsstelle, an <strong>de</strong>r auch die Sehnen <strong>de</strong>s Schnei<strong>de</strong>rmuskels (M.<br />

sartorius) und <strong>de</strong>s Schlanken Muskels (M. gracilis) ansetzen, wird wegen ihrer Form<br />

auch Pes anserinus, Gänsefuß, genannt. Die Sehne <strong>de</strong>s halbhäutigen Muskels ist<br />

zweigeteilt und gelangt ebenfalls an <strong>de</strong>n oberen inneren <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Schienbeins.<br />

Die Rückenmuskulatur bewirkt eine Beckenkippung, in<strong>de</strong>m die Len<strong>de</strong>nlordose<br />

bei ihrer Kontraktion vertieft wird. Beteiligt ist hier sowohl <strong>de</strong>r mediale Strang als<br />

auch <strong>de</strong>r laterale Strang im Bereich <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule.<br />

Zu <strong>de</strong>n Beugern <strong>de</strong>s Hüftgelenks gehören<br />

– <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel (M. iliopsoas),<br />

– <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> Schenkelmuskel (M. rectus femris),<br />

– <strong>de</strong>r Spanner <strong>de</strong>r Schenkelbin<strong>de</strong> (M. tensor fasciae latae),<br />

– <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>rmuskel (M. sartorius).<br />

Der Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel (Abb. 2-68) gilt als <strong>de</strong>r wichtigste Hüftgelenksbeuger.<br />

Er ist zweiköpfig und glie<strong>de</strong>rt sich in <strong>de</strong>n großen Len<strong>de</strong>nmuskel (M. psoas<br />

major) und <strong>de</strong>n Darmbeinmuskel (M. iliacus). Der große Len<strong>de</strong>nmuskel entspringt<br />

von <strong>de</strong>n Wirbelkörpern <strong>de</strong>s 12. Brust- und 1. bis 4. Len<strong>de</strong>nwirbels sowie von<br />

<strong>de</strong>n Querfortsätzen <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbel. Der Darmbeinmuskel entspringt breitflächig<br />

an <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>r Darmbeinschaufel.<br />

Bei<strong>de</strong> vereinigen sich und setzen mit <strong>de</strong>r gemeinsamen Sehne am kleinen Rollhügel<br />

(Trochanter minor) <strong>de</strong>s Schenkelbeins an.<br />

Der Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel bewirkt bei fixiertem Oberschenkel eine Beckenkippung<br />

durch <strong>de</strong>n Darmbeinmuskel, <strong>de</strong>r direkt am Becken entspringt, aber auch<br />

durch <strong>de</strong>n großen Len<strong>de</strong>nmuskel, <strong>de</strong>r bei seiner Kontraktion die Len<strong>de</strong>nlordose<br />

vertieft. Auf das Hüftgelenk wirkt <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel als stärkster Beuger.<br />

Neben <strong>de</strong>m Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel sind <strong>de</strong>r Spanner <strong>de</strong>r Schenkelbin<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r<br />

gera<strong>de</strong> Schenkelmuskel und <strong>de</strong>r Schnei<strong>de</strong>rmuskel Beuger <strong>de</strong>s Hüftgelenks. Sie<br />

tragen zur Beckenkippung bei, wenn <strong>de</strong>r Oberschenkel fixiert ist. Die Vielzahl<br />

weiterer Muskeln, die am Oberschenkel liegen und eher geringen Einfluss auf<br />

die Beckenstellung haben – es sind dies hauptsächlich die Adduktoren und<br />

Rotatoren – sollen hier vernachlässigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Eine beson<strong>de</strong>re Stellung in <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r Muskeln, die das Hüftgelenk beugen,<br />

nimmt aber <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> Schenkelmuskel ein: Er ist <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s vierköpfigen<br />

Schenkelstreckers (M. quadriceps femoris), <strong>de</strong>s kräftigen vor<strong>de</strong>ren<br />

Oberschenkelmuskels.<br />

Dieser wirkt als Antagonist <strong>de</strong>r hinteren Oberschenkelmuskulatur,<br />

<strong>de</strong>r ischiocruralen Muskulatur. Wie diese ist er zweigelenkig, in<strong>de</strong>m er mit einem<br />

<strong>de</strong>r vier Köpfe – <strong>de</strong>m gera<strong>de</strong>n Schenkelmuskel –, <strong>de</strong>r vom vor<strong>de</strong>ren unteren<br />

Darmbeinstachel entspringt, das Hüftgelenk überzieht; er übernimmt hier die<br />

Funktion <strong>de</strong>r Beugung und unterstützt damit <strong>de</strong>n Len<strong>de</strong>ndarmbeinmuskel. Die<br />

an<strong>de</strong>ren drei Köpfe entspringen direkt am Schenkelbein. Alle vier Köpfe vereinigen<br />

sich und ziehen über das Kniegelenk, um mit <strong>de</strong>r Sehne, in die die Kniescheibe<br />

eingelagert ist, vorn am Schienbein anzusetzen. Der vierköpfige Schenkelstrekker<br />

ist <strong>de</strong>r wichtigste Strecker <strong>de</strong>s Kniegelenkes.<br />

Manfred Meyer Seite 23 von 146


Therapie:<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Überprüfung und ggf. Lösen von Blocka<strong>de</strong>n<br />

• Überprüfen und Eliminierung von Myogelosen/Triggerpunkttherapie<br />

• Dehnung verspannter Muskeln<br />

• Myofasciale Trennung <strong>de</strong>r Muskeln<br />

• Querfriktion <strong>de</strong>r verspannten Muskulatur/Muskelursprünge, -ansätze<br />

• Traktion <strong>de</strong>r WS<br />

• Isometrischer Muskelaufbau, je nach Befund<br />

8 - 11.) Aufbau obere Extremität, Armmuskeln<br />

���� 1. <strong>Teil</strong><br />

Knöcherne Strukturen<br />

● Oberarm: Oberarmbein (Humerus)<br />

● Unterarm: Elle / Speiche → verbun<strong>de</strong>n<br />

durch Membrana interossea<br />

● Hand: Handwurzelknochen,<br />

Mittelhandknochen, Fingerknochen<br />

Oberarmbein (Humerus)<br />

● Kopf<br />

● Hals<br />

● großer & kleiner Höcker<br />

● Furche (Sculus intertubercularis)<br />

● innerer Gelenkknorren (Epicondylus<br />

medialis)<br />

● äußerer Gelenkknorren (Epicondylus<br />

lateralis)<br />

● Grube für Kronenfortsatz <strong>de</strong>r Elle<br />

● gekehlte Rolle für Elle (Trochlea)<br />

● Grube für Ellenhaken (Fossa olecrani)<br />

Manfred Meyer Seite 24 von 146


Unterarmknochen<br />

● Elle (Ulna)<br />

̶ Kronenfortsatz (proc. coronoi<strong>de</strong>us)<br />

̶ Ellenhaken (Olecranon)<br />

̶ Kopf (Caput ulnae)<br />

̶ Griffelfortsatz<br />

● Speiche (Radius)<br />

̶ Kopf (Caput radii)<br />

̶ Gelenkfläche <strong>de</strong>s Speichenköpfchens<br />

̶ Schaft<br />

̶ Griffelfortsatz<br />

̶ Gelenkflächen für Elle und Handwurzel<br />

Bewegungstherapeut<br />

Hand<br />

● 8 Handwurzelknochen<br />

● Mittelhandknochen<br />

● Fingerknochen<br />

● Daumengrundgelenk – Sattelgelenk<br />

● Opposition <strong>de</strong>s Daumens zu an<strong>de</strong>ren Fingern ermöglicht Spitzgriff<br />

→ insgesamt 27 Knochen, 36 gelenkige Verbindungen, 39 Muskeln<br />

Gelenke <strong>de</strong>r oberen Extremitäten<br />

Ellbogengelenk<br />

→ funktionell 3 <strong>Teil</strong>gelenke<br />

● Beugung/Streckung<br />

̶ Humeroradialgelenk (zw. Humerus - Speiche)<br />

̶ Humeroulnargelenk (zw. Humerus - Elle)<br />

● Supination/ Pronation<br />

̶ Proximales Radioulnargelenk (Umwen<strong>de</strong>bewegung <strong>de</strong>r Hand)<br />

Handgelenk<br />

● Proximales Handgelenk → Eigelenk:<br />

Discus articularis & Gelenkfläche <strong>de</strong>s Radius (Proximale Handwurzelreihe)<br />

● Distales Handgelenk (zw. <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Handwurzelreihen)<br />

Manfred Meyer Seite 25 von 146


Muskulatur Arm<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Armmuskeln können folgen<strong>de</strong>rmaßen eingeteilt wer<strong>de</strong>n:<br />

• Ober-Armmuskeln<br />

o Strecker-Gruppe - Extensoren<br />

o Beuger - Flexoren<br />

• Unter-Armmuskeln<br />

o oberflächliche Schicht<br />

o tiefe Schicht<br />

o Speichen-Gruppe<br />

o Strecker - Extensoren<br />

o Beuger - Flexoren<br />

• Handmuskulatur<br />

Stecker<br />

1, M. trizeps brachii – dreiköpfiger Oberarmmuskel<br />

2, M. anconeus – Ellenbogenhöckermuskel<br />

Manfred Meyer Seite 26 von 146


Beuger<br />

Bewegungstherapeut<br />

3, M. biceps brachii – zweiköpfiger Ober-Armmuskel<br />

4, M. brachialis – innerer Armmuskel<br />

Unter-Armmuskulatur<br />

Die Bezeichnung <strong>de</strong>r meisten Unter-Armmuskeln ist beschreiben<strong>de</strong>r Natur, so dass<br />

die Funktion namensgebend ist. Im Folgen<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n die Muskeln nach<br />

Beugemuskulatur und Streckmuskulatur unterteilt.<br />

Unter-Armmuskeln <strong>de</strong>r Streckergruppe<br />

5, M. extensor carpi ulnaris – äußerer Ellenbogenmuskel<br />

Die Ursprünge <strong>de</strong>r Muskeln am äußeren Oberarmknorren verursachen beim<br />

Tennisarm durch Reizung und Verkrampfung die Beschwer<strong>de</strong>n. Beim Golferarm sind<br />

es die Ansätze am inneren Oberarmknorren.<br />

6, M. supinator – Auswärtsdreher<br />

Langfingerstrecker<br />

7, M. extensor digitorum – gemeinsamer Fingerstrecker<br />

8, M. extensor digiti minimi - Kleinfingerstrecker<br />

9, M. extensor indicis – Zeigefingerstrecker<br />

Daumenstrecker<br />

10, M. abductor pollicis longus – langer Abzieher <strong>de</strong>s Daumens<br />

11, M. extensor pollicis longus – langer Daumenstrecker<br />

12, M. extensor pollicis brevis – kurzer Daumensrecker<br />

Der M. abduktor pollicis longus und <strong>de</strong>r M. extensor pollicis brevis können durch<br />

Überlastung im ersten Strecksehnenfach eingeengt sein. Man spricht bei<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Beschwer<strong>de</strong>n vom Hausfrauendaumen.<br />

Manfred Meyer Seite 27 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Armmuskeln <strong>de</strong>r speichenseitigen Gruppe<br />

13, M. brachioradialis<br />

14, M. extensor carpi radialis longus – äußerer langer Speichenmuskel<br />

15, M. extensor carpi radialis brevis - äußerer kurzer Speichenmuskel<br />

Unter-Armmuskeln <strong>de</strong>r Beugergruppe<br />

16, M. pronator teres – run<strong>de</strong>r Einwärtsdreher<br />

17, M. flexor carpi radialis – innerer Speichenmuskel<br />

Der Gelenkersatz mit Eigengewebe bei <strong>de</strong>r Daumensattelgelenkarthrose wird häufig<br />

mit <strong>de</strong>r Sehne <strong>de</strong>s M. flexor carpi radialis durchgeführt.<br />

18, M. flexor carpi ulnaris – innerer Ellenbogenmuskel<br />

19, M. palmaris longus – langer Hohlhandmuskel<br />

Die Sehne dieses Unter-Armmuskels wird in <strong>de</strong>r Handchirurgie gern als Transplantat<br />

verwen<strong>de</strong>t. Der Muskel kann nur wenig im Ellenbogengelenk und Handgelenk<br />

beugen.<br />

20, M. pronator quadratus – viereckiger Einwärtsdreher<br />

Fingerbeuger<br />

21, M. flexor digitorum superficialis – oberflächlicher, hochliegen<strong>de</strong>r Fingerbeuger<br />

22, M. flexor digitorum profundus – tiefer Fingerbeuger<br />

Bei <strong>de</strong>r Tendovaginitis stenosans = schnellen<strong>de</strong>r Finger, ist die Sehne dieses<br />

Armmuskels und die <strong>de</strong>s oberflächlichen Langfingerbeugers am 1. Ringband<br />

eingeengt.<br />

23, M. flexor pollicis longus – langer Daumenbeuger<br />

Kommt es zu einer Einengung <strong>de</strong>r Sehne am 1. Ringband, so kann sich ein<br />

schnellen<strong>de</strong>r Daumen mit typischen Beschwer<strong>de</strong>n entwickeln.<br />

Manfred Meyer Seite 28 von 146


Bewegungstherapeut<br />

8.) Schultergürtel, Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

Im Schultergürtel unterschei<strong>de</strong>t man das Brustbein-Schlüsselbein Gelenk<br />

(Sterniklavikulargelenk) und das Schultereckgelenk (Akromioklavikulargelenk = AC-<br />

Gelenk =ACG) zu bei<strong>de</strong>n Seiten. Das Schultergelenk selbst wird nicht zum<br />

Schultergürtel gezählt. Zum knöchernen Schultergürtel gehören das Schlüsselbein<br />

und das Schulterblatt.<br />

Abbildung Schultergürtel<br />

1. Schlüsselbein<br />

2. Brustbein-Schlüsselbein - Gelenk<br />

3. Brustbein / Sternum<br />

Das Brustbein-Schlüsselbein-Gelenk vom Schultergürtel wird aus einer<br />

Aussparung im oberen Brustbeinbereich und <strong>de</strong>m inneren (medialen) En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schlüsselbeines gebil<strong>de</strong>t. Wie bei je<strong>de</strong>m Gelenk besitzt es eine knorpelige<br />

Oberfläche, Gelenkschleimhaut und eine Gelenkkapsel. Die Gelenkkapsel wird durch<br />

zahlreiche Bandstrukturen zusätzlich stabilisiert. Im Gelenkinneren wird dieses<br />

Gelenk <strong>de</strong>s Schultergürtels durch eine faserknorpelige Gelenkscheibe (Diskus<br />

artikularis) unterteilt, welcher eine Art Puffer- und Druckverteilerfunktion besitzt,<br />

ähnlich <strong>de</strong>r Menisken im Kniegelenk.<br />

Abbildung Schulter<br />

1. Schlüsselbein / Clavicula<br />

2. ACG = Schultereckgelenk<br />

3. Acromion (Schulterhöhe)<br />

4. Schultergelenk<br />

5. Humerus / Oberarmknochen<br />

Das Schultereckgelenk wird aus <strong>de</strong>m Schulterblattfortsatz (Akromion) und <strong>de</strong>m<br />

seitlichen Schlüsselbeinen<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t. Auch hier gibt es einen Diskus artikularis im<br />

Gelenk, sowie Bandstrukturen, welche die Gelenkkapsel verstärken<br />

(Akromioklavikuläre Bän<strong>de</strong>r). Eine weitere Stabilisierung wird durch die<br />

Korakoklavikulären Bän<strong>de</strong>r erreicht, welche außerhalb <strong>de</strong>s Gelenkes liegen und von<br />

einem weiteren Schulterblattfortsatz (Korakoid / Coracoid) zum Schlüsselbein ziehen.<br />

Manfred Meyer Seite 29 von 146


Funktion<br />

Bewegungstherapeut<br />

Der Schultergürtel ist die knöcherne Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Rumpf und <strong>de</strong>n<br />

Armen (obere Extremitäten) eines Menschen.<br />

Das Brustbein-Schlüsselbein-Gelenk und das Schultereckgelenk sind Kugelgelenke,<br />

welche für die vollständige Armbewegung benötigt wer<strong>de</strong>n. Die meisten<br />

Bewegungen wer<strong>de</strong>n von bei<strong>de</strong>n Gelenken gemeinsam durchgeführt. Das<br />

Schultereckgelenk ist insbeson<strong>de</strong>re an <strong>de</strong>r Drehung <strong>de</strong>s Schulterblattes bei<br />

Armbewegungen über die Horizontale (Elevation) beteiligt.<br />

Hintere Schultergürtel-Gruppe<br />

1, M. trapezius - Kapuzenmuskel<br />

Dieser Schultergürtel-Muskel besteht aus einem absteigen<strong>de</strong>n (Pars <strong>de</strong>scen<strong>de</strong>ns)<br />

und aufsteigen<strong>de</strong>n (Pars ascen<strong>de</strong>ns) und horizontalen (Pars transversa) Anteil.<br />

Trapezius heißt er wegen seines trapezförmigen äußeren.<br />

• Funktion: Insgesamt dreht <strong>de</strong>n unteren <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Schulterblattes nach außen<br />

und ist somit essentiell für die Hebung <strong>de</strong>s Armes über mehr als 90°. Die<br />

einzelnen Anteile für sich haben weitere Funktionen.<br />

• Ursprung: Dornfortsätze <strong>de</strong>r Brustwirbel 1-11, Hinterkopf, Halsbän<strong>de</strong>r<br />

• Ansatz: äußeres 1/3 <strong>de</strong>s Schlüsselbeins, Acromion, Spina scapulae<br />

• Innervation: überwiegend N. accessorius, Anteile <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Halsnerven<br />

(Nervi cervicales III,IV)<br />

2, M. levator scapulae - Schulterblattheber<br />

• Funktion: zieht das Schulterblatt zur Mitte und nach oben<br />

• Ursprung: Querfortsätze <strong>de</strong>r Halswirbel (I-IV)<br />

• Ansatz: innerer Rand <strong>de</strong>s Schulterblattes (Margo medialis scapulae)<br />

• Innervation: hinterer Schulterblattnerv (N. dorsalis scapulae), vor<strong>de</strong>re<br />

Halsnerven (Nn. Cervicales III-V)<br />

Manfred Meyer Seite 30 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bild: Der Musculus trapezius und <strong>de</strong>r M. latissimus dorsi sind rechts entfernt. Somit<br />

ist <strong>de</strong>r Blick auf die hintere Schultergürtel-Muskulatur frei.<br />

• 1, M. trapezius - Kapuzenmuskel<br />

• 2, M. levator scapulae - Schulterblattheber<br />

• 3, M. rhomboi<strong>de</strong>us - rautenförmiger Muskel<br />

• 4, M. serratus anterior - vor<strong>de</strong>rer Sägemuskel<br />

• a, M. sternocleidomastoi<strong>de</strong>us<br />

• b, Linea nuchalis superior<br />

• c, Hinterhauptsbein (Os occipitale)<br />

• d, Ligamentum nuchae<br />

• e, M. splenius capitis et cervicis<br />

• f, Dorn <strong>de</strong>s 1. Halswirbels<br />

• g, Schulterblatt (Scapula)<br />

• h, 9. Rippe<br />

• i, M. serratus posterior inferior<br />

• j, M. latissimus dorsi<br />

Manfred Meyer Seite 31 von 146


Bewegungstherapeut<br />

3, M. rhomboi<strong>de</strong>us - rautenförmiger Muskel<br />

• Funktion: zieht das Schulterblatt zur Mitte und nach oben, fixiert mit <strong>de</strong>m<br />

vor<strong>de</strong>ren Sägemuskel das Schulterblatt am Brustkorb<br />

• Ursprung: Dornfortsätze <strong>de</strong>s 5. Hals- bis 4. Brustwirbels, Bän<strong>de</strong>r: Lig. nuchae<br />

und Ligamentum supraspinale<br />

• Ansatz: innerer Rand <strong>de</strong>s Schulterblattes (Margo medialis scapulae)<br />

• Innervation: hinterer Schulterblattnerv (N. dorsalis scapulae)<br />

4, M. serratus anterior - vor<strong>de</strong>rer Sägemuskel<br />

• Funktion: ist maßgeblich an <strong>de</strong>r Armhebung beteiligt, insgesamt schiebt <strong>de</strong>r<br />

Schultermuskel das Schulterblatt nach seitlich-vorn, hält mit <strong>de</strong>m M.<br />

rhomboi<strong>de</strong>us das Schulterblatt am Brustkorb, als Atemhilfsmuskel hebt er bei<br />

festgestellten Armen die Rippen<br />

• Ursprung: 1.-8. Rippe<br />

• Ansatz: mittlerer Schulterblatt-Rand (Margo medialis), Angulus superior und<br />

inferior <strong>de</strong>s Schulterblattes<br />

• Innervation: N. thoracicus longus<br />

Vor<strong>de</strong>re Schultergürtel-Muskulatur<br />

Es gibt nur einen vor<strong>de</strong>ren Schultergürtel-Muskel:<br />

5, M. subclavius (Schlüsselbeinmuskel)<br />

• Funktion: hat eine Schutzfunktion für die Gefäße unter <strong>de</strong>m Schlüsselbein,<br />

zieht das Schlüsselbein zum Brustbein<br />

• Ursprung: 1. Rippe<br />

• Ansatz: äußere untere Fläche <strong>de</strong>s Schlüsselbeines (Clavicula)<br />

• Innervation: N. subclavius<br />

Manfred Meyer Seite 32 von 146


Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

Impingement<br />

Bewegungstherapeut<br />

Hier kommt es zur Einklemmung <strong>de</strong>s Schleimbeutels und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sehne unter <strong>de</strong>m<br />

Schulterdach. Die Folge ist eine Reizung und Entzündung <strong>de</strong>r Schulter.<br />

Ursachen<br />

• Überlastung <strong>de</strong>r Schulter durch Tätigkeiten auf Schulterhöhe<br />

• Quetschungen bei Prellung o<strong>de</strong>r Sturz<br />

• Verkalkungen <strong>de</strong>s Gelenks<br />

• Sehnenverletzung<br />

• Oft kann man sich an keine Verletzung o<strong>de</strong>r Unfall erinnern<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• Schmerzen beim Heben <strong>de</strong>s Armes über die Horizontale.<br />

• "Schmerzhafter Bogen": das Anheben <strong>de</strong>s Armes bis etwas über die<br />

Horizontale ist schmerzhaft, die Bewegung weiter oben tut oft nicht mehr weh.<br />

• Schmerzen bei Drehbewegungen.<br />

• Schmerzen strahlen in <strong>de</strong>n Oberarm aus.<br />

• Schmerzen in <strong>de</strong>r Nacht - je stärker die Entzündung, <strong>de</strong>sto stärker die<br />

Schmerzen.<br />

• Knirschen im Schultergelenk (Knirschen alleine ist nicht krankhaft!!).<br />

Diagnose<br />

• Untersuchung durch <strong>de</strong>n Spezialisten, <strong>de</strong>n Orthopä<strong>de</strong>n.<br />

• Röntgen: man kann <strong>de</strong>n Kalk sehen.<br />

• Ultraschall: Entzündung o<strong>de</strong>r Verletzungen sind gut zu sehen.<br />

• Magnetresonanztomographie (MRI): Sehnen, Muskeln und Schleimbeutel sind<br />

gut zu beurteilen.<br />

• Einspritzen von Schmerzmittel in <strong>de</strong>n Schleimbeutel: verschwin<strong>de</strong>n die<br />

Schmerzen, dann kommen die Schmerzen vom Schleimbeutel her;<br />

verschwin<strong>de</strong>n die Schmerzen nicht -dann ist die Ursache an<strong>de</strong>rswo zu<br />

suchen. Wichtig: wenn das Schmerzmittel nachlässt, kommen die Schmerzen<br />

wie<strong>de</strong>r!<br />

Manfred Meyer Seite 33 von 146


Behandlung<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Behandlung ist oft langwierig. Zunächst wird konservativ behan<strong>de</strong>lt:<br />

• Physiotherapie: Bewegungs- und Dehnungsübungen<br />

• Schonen <strong>de</strong>r Schulter<br />

• Schmerzmittel: beruhigen die Entzündung und lin<strong>de</strong>rn die Schmerzen.<br />

• Einspritzung mit Kortison: hemmt die Entzündung.<br />

Wenn nach 2 bis 3 Monaten keine Besserung vorliegt, ist eine Operation sinnvoll:<br />

• Dabei wird <strong>de</strong>r Schleimbeutel entfernt und die Unterfläche <strong>de</strong>s Schulterdaches<br />

geglättet.<br />

• Dies kann mittels Schulterspiegelung erfolgen. Bei <strong>de</strong>r Schulterspiegelung (=<br />

Arthroskopie) kann <strong>de</strong>r Arzt mit einem kleinen Rohr in das Gelenk<br />

hineinsehen. Kleinere Eingriffe kann er dabei über ein zweites Rohr<br />

gleichzeitig vornehmen. Vorteil dieses Operationsverfahrens: es sind nur sehr<br />

kleine Hautschnitte notwendig.<br />

Schulterverkalkung (Tendinitis calcarea)<br />

Verkalkung <strong>de</strong>s Schleimbeutels o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Sehne nach einer Verletzung o<strong>de</strong>r<br />

Entzündung.<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• Beschwer<strong>de</strong>n wie beim Impingement<br />

Behandlung<br />

• Zunächst konservativ (Bewegungs- und Dehnungsübungen, Schonung,<br />

Schmerzmittel, Kortison-Einspritzungen).<br />

• Tritt nach Wochen bis Monate keine Besserung ein, muss operiert wer<strong>de</strong>n:<br />

Entfernung <strong>de</strong>s entzün<strong>de</strong>ten Schleimbeutels und <strong>de</strong>s Kalks.<br />

Manfred Meyer Seite 34 von 146


Verletzung <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette<br />

Bewegungstherapeut<br />

Eine Sehne <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette ist teilweise o<strong>de</strong>r komplett abgerissen. Hier<br />

sind es oft die kleineren Verletzungen, die am meisten weh tun!<br />

Die sogenannte Rotatorenmanschette besteht im wesentlichen aus vier<br />

zusammenhängen<strong>de</strong>n Sehnen und Muskeln. Sie umgeben <strong>de</strong>n Oberarmkopf wie<br />

eine Kappe und ziehen zum Schulterblatt. Die Rotatorenmanschette ermöglicht<br />

einerseits die umfangreiche Beweglichkeit <strong>de</strong>r Schulter und an<strong>de</strong>rerseits stabilisiert<br />

sie das Schultergelenk.<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• Arm kann nicht mehr gehoben wer<strong>de</strong>n.<br />

• Bestimmte Drehbewegungen sind nicht mehr möglich.<br />

• Schmerzen bei Bewegungen und in Ruhe.<br />

• Schmerzen strahlen in <strong>de</strong>n Oberarm aus.<br />

• Nachtschmerzen können auftreten.<br />

Diagnose<br />

• Körperliche Untersuchung<br />

• Röntgenaufnahme<br />

• Ultraschall<br />

• Magnetresonanztomographie (MRI)<br />

Behandlung<br />

• Bei noch aktiven Patienten (egal welches Alter) - Operation: Sehne wird<br />

wie<strong>de</strong>r fixiert; Nachbehandlung: Für 4-6 Wochen Lagerung <strong>de</strong>s Armes auf<br />

einem speziellen Kissen zur Entlastung <strong>de</strong>r Sehne; 8 Wochen keine aktive<br />

Bewegungen; Physiotherapie für ein halbes Jahr (Muskelaufbau). Die Schulter<br />

muss bewegt wer<strong>de</strong>n, sonst wird sie steif. Wichtig: Es ist nur "passive"<br />

Bewegung erlaubt, keine aktive!<br />

• Bei inaktiven Patienten ("braucht die Schulter nicht mehr"): Lin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Schmerzen im Vor<strong>de</strong>rgrund (Kortisonspritzen, Entfernung von Narbengewebe<br />

und entzün<strong>de</strong>tem Gewebe, Physiotherapie).<br />

Manfred Meyer Seite 35 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Verletzung <strong>de</strong>s Acromio-Clavicular-Gelenks (AC-Gelenk, Schultereck-Gelenk)<br />

Verletzung <strong>de</strong>s Gelenks zwischen Schultereckknochen und <strong>de</strong>m Schlüsselbein.<br />

Das AC-Gelenk wird vom äusseren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schlüsselbeins (Clavicula) und <strong>de</strong>m<br />

inneren Anteil <strong>de</strong>s Schulterdaches (Acromion) gebil<strong>de</strong>t. Daher wird es Acromio-<br />

Clavicular-Gelenk, o<strong>de</strong>r kurz AC-Gelenk genannt.<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• Schmerzen "auf" <strong>de</strong>r Schulter.<br />

• Schmerzen beim Bewegen und Heben <strong>de</strong>s Arms.<br />

• Druckschmerz auf <strong>de</strong>r Schulter.<br />

• Schmerzen strahlen in <strong>de</strong>n Arm aus.<br />

• Knacken ("Chrose") <strong>de</strong>r Schulter.<br />

Die AC-Gelenksarthrose macht die selben Beschwer<strong>de</strong>n.<br />

Diagnose<br />

• Körperliche Untersuchung, sogenanntes Klaviertasten-Phänomen: <strong>de</strong>r<br />

Schultereckknochen lässt sich wie eine Klaviertaste nach unten drücken.<br />

• Röntgenbild<br />

Behandlung<br />

• Bei Arthrose: Schonung, Salbe, Schmerzmittel, Operation (Entfernung <strong>de</strong>s<br />

AC-Gelenks).<br />

• Bei Verletzung, je nach Schwere: Schonung, Salbe, Pflaster, Schmerzmittel,<br />

Operation.<br />

Kapsel-Labrumverletzung<br />

Dies Verletzung kommt häufig bei Ausrenkungen (Luxationen) <strong>de</strong>r Schulter vor.<br />

Betroffen ist die Gelenkslippe (Labrum). Sie ist ein <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Schultergelenks und für<br />

die Stabilität <strong>de</strong>r Schulter mitverantwortlich.<br />

Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• Schmerzen bei Bewegungen<br />

• Gefühl <strong>de</strong>s "Ausrenkens"<br />

• Gefühl <strong>de</strong>r "Instabilität" <strong>de</strong>s Gelenks<br />

Manfred Meyer Seite 36 von 146


Diagnose<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Magnetresonanztomographie (MRI): damit erkennt man die Verletzung am<br />

besten.<br />

Behandlung<br />

• Ruhigstellung <strong>de</strong>r Schulter mit Schlinge o<strong>de</strong>r Gilet für 10 Tage.<br />

• Physiotherapie: Vorsichtige Bewegungsübungen.<br />

• Eventuell Operation<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Oberarmkopf und <strong>de</strong>m Schulterdach gibt es bei <strong>de</strong>r gesun<strong>de</strong>n<br />

Schulter einen Spalt, in welchem Schleimbeutel und Sehnen für die optimale<br />

Beweglichkeit <strong>de</strong>r Schulter sorgen, so dass keine Reibung entsteht. Der<br />

Schleimbeutel wirkt als natürliches Schutzpolster und Puffer, er kann jedoch bei<br />

langfristiger Fehlbelastung gequetscht wer<strong>de</strong>n, so dass es zu einer chronischen und<br />

schmerzhaften Entzündung in diesem Bereich kommt.<br />

Neben <strong>de</strong>m großen Hauptgelenk, verfügt die Schulter noch über einige<br />

Nebengelenke, die ebenfalls zum Schultergürtel gehören. Dazu zählen das<br />

Schultereckgelenk, welches das äußere Schlüsselbeinen<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Schulterdach<br />

verbin<strong>de</strong>t, sowie Gelenke, die das Schulterblatt mit <strong>de</strong>r Brustkorbwand und das<br />

Schlüsselbein mit <strong>de</strong>m Brustbein verbin<strong>de</strong>n.<br />

Der Gelenkkopf <strong>de</strong>s Oberarmknochens und die Innenseite <strong>de</strong>r Schulterpfanne sind<br />

mit Gelenkknorpel überzogen, außer<strong>de</strong>m umgibt eine so genannte Knorpellippe <strong>de</strong>n<br />

Rand <strong>de</strong>r Schulterpfanne, um die Gelenkfläche <strong>de</strong>r kleinen Gelenkpfanne etwas zu<br />

vergrößern. Wenn die Schulter schmerzt, sollte dies immer ein Grund sein, <strong>de</strong>n Arzt<br />

aufzusuchen. Natürlich kann es, wie in allen Gelenken <strong>de</strong>s menschlichen Körpers,<br />

auch im Schultergelenk zu Arthrose kommen, also einer entzündlichen Verän<strong>de</strong>rung<br />

aufgrund von Verschleißerscheinungen.<br />

Sehr häufig tritt auch das so genannte Impingement-Syndrom auf, wobei es sich<br />

um eine Einengung im Schulterbereich han<strong>de</strong>lt, so dass Sehnen und Schleimbeutel<br />

komprimiert wer<strong>de</strong>n. Meistens entstehen diese Beschwer<strong>de</strong>n durch eine regelmäßige<br />

Überbelastung, wie sie vor allem bei Golf- o<strong>de</strong>r Tennisspielern vorkommt, es kann<br />

jedoch auch eine angeborene Verengung in diesem Bereich vorliegen. Die so<br />

genannte Supraspinatus-Sehne kann von einer zunehmen<strong>de</strong>n Verkalkung betroffen<br />

sein, so dass eine Kalkschulter ausgebil<strong>de</strong>t wird. In <strong>de</strong>n meisten Fällen ist die<br />

Rotatorenmanschette unzureichend durchblutet, so dass es zur Entwicklung dieser<br />

äußerst schmerzhaften Störung kommt.<br />

Die Supraspinatus-Sehne bil<strong>de</strong>t auch einen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette, in <strong>de</strong>r es<br />

im ungünstigsten Fall auch zu einer Rotatorenmanschettenruptur (Riss) kommen<br />

kann. Da die Schulter fast ausschließlich von Muskeln und Sehnen stabilisiert wird,<br />

neigt sie lei<strong>de</strong>r dazu, sich auszukugeln. Entwe<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Folge eines Unfalles o<strong>de</strong>r<br />

aufgrund einer anlagebedingten Fehlbildung kann es zum wie<strong>de</strong>rholten Auskugeln<br />

<strong>de</strong>s Schultergelenkes kommen. Auch eine Schwäche <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>r und Sehnen, kann<br />

für diese recht seltenen Beschwer<strong>de</strong>n verantwortlich sein.<br />

Manfred Meyer Seite 37 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Der Schlüsselbeinbruch kommt dagegen sehr häufig vor, da es sich um einen sehr<br />

dünnen Knochen han<strong>de</strong>lt. In <strong>de</strong>n meisten Fällen entsteht solch ein Bruch in <strong>de</strong>r Folge<br />

eines Unfalles, häufig beim Sport. Zuerst kann eine konservative Behandlung<br />

erfolgen, in schwierigen Fällen o<strong>de</strong>r bei fehlen<strong>de</strong>m Therapieerfolg muss eine<br />

Operation in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

9.) Schultergelenk<br />

Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk <strong>de</strong>s Menschen. Dies wird durch eine<br />

flache Gelenkpfanne, welche vom Schulterblatt gebil<strong>de</strong>t wird und einem run<strong>de</strong>n<br />

Oberarmkopf erreicht. Die Stabilität <strong>de</strong>s Schultergelenks wird durch die<br />

Gelenkkapsel, eine Gelenkpfannenlippe (passive Stabilisatoren) sowie die Muskeln<br />

und Sehnen <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette (aktive Stabilisatoren) und <strong>de</strong>n Deltamuskel<br />

gewährleistet. Die Sehnen <strong>de</strong>r Rotatoren- manschette umgreifen <strong>de</strong>n Oberarmkopf<br />

wie eine Hand einen Apfel. Damit sich diese Sehnen problemlos unter <strong>de</strong>m<br />

knöchernen Schulterdach bewegen können, gibt es hier sogenannte Schleimbeutel.<br />

Die lange Sehne <strong>de</strong>s Bicepsmuskels entspringt an <strong>de</strong>r Oberseite <strong>de</strong>r Gelenkpfanne<br />

und zieht durch das Schultergelenk.<br />

Unter funktionellen Gesichtspunkten gibt es 5 Gelenke, die für <strong>de</strong>n Schultergürtel<br />

wichtig sind: das eigentliche Schultergelenk, das Schultereckgelenk (zwischen<br />

äußerem Schlüsselbeinen<strong>de</strong> und Schulterdach), das Gelenk zwischen innerem<br />

Schlüsselbeinen<strong>de</strong> und Brustbein, die Gleitschicht unter <strong>de</strong>m Schulterdach sowie<br />

zwischen <strong>de</strong>m Schulterblatt und <strong>de</strong>n Rippen.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• 1, M. supraspinatus - Obergrätenmuskel<br />

• 2, M. infraspinatus - Untergrätenmuskel<br />

• 3, M. teres minor<br />

• 4, M. <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>us<br />

o 4a, Acromionanteil<br />

o 4b, Schlüsselbeinanteil<br />

o 4c, Grätenanteil<br />

• 6, M. teres major<br />

• 7, M. latissimus dorsi<br />

• 8 M. pectoralis major<br />

o a, Schlüsselbeinanteil<br />

o b, Brustbeinanteil<br />

• a, M. trapezius<br />

• d, M. serratus anterior<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Hintere Schultermuskulatur - dorsale Gruppe<br />

Bild: Die linke Hälfte zeigt die oberflächlich sichtbare Schultermuskulatur.<br />

Rechtsseitig sind M. latissimus dorsi und M. trapezius entfernt um einen Blick auf die<br />

tieferen Schultermuskeln zu gewähren.<br />

• 1, M. supraspinatus - Obergrätenmuskel<br />

• 2, M. infraspinatus - Untergrätenmuskel<br />

• 3, M. teres minor<br />

• 4, M. <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>us<br />

o 4a, Acromionanteil<br />

o 4b, Schlüsselbeinanteil<br />

o 4c, Grätenanteil<br />

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• 6, M. teres major<br />

• 7, M. latissimus dorsi<br />

Bewegungstherapeut<br />

• a-d sind Schultergürtelmuskeln<br />

o a, M. trapezius - Kappenmuskel<br />

o b, M. levator scapulae - Schulterblattheber<br />

o c, M. rhomboi<strong>de</strong>us - rautenförmiger Muskel<br />

o d, M. serratus anterior - vor<strong>de</strong>rer Sägemuskel<br />

• e, Hinterhauptsbein (Os occipitale)<br />

• f, M. splenius capitis<br />

• g, Ligamentum nuchae<br />

• h, Dorn <strong>de</strong>s 1. Halswirbels<br />

• i, M. serratus posterior inferior<br />

• j, Fascia thoracolumbalis<br />

• k, Darmbeinschaufel (Ala ossis ilii)<br />

• l, Akromion <strong>de</strong>s Schulterblattes<br />

1, M. supraspinatus - Obergrätenmuskel<br />

• Funktion: kann <strong>de</strong>n Arm leicht nach auswärts drehen, Hauptfunktion ist<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>m Deltamuskel das seitliche Anheben <strong>de</strong>s Armes<br />

(Abduktion)<br />

• Ursprung: Fascia supraspinata (Faserplatte am Schulterblatt), Fossa<br />

supraspinata<br />

• Ansatz: Schultergelenk-Kapsel, Tuberculum majus humeri (großer Höcker <strong>de</strong>s<br />

Oberarmknochens)<br />

• Innervation: N. suprascapularis<br />

2, M. infraspinatus - Untergrätenmuskel<br />

• Funktion: wichtigste Bewegung ist die Außendrehung <strong>de</strong>s Oberarmes; leichte<br />

Adduktion bei herabhängen<strong>de</strong>m Arm<br />

• Ursprung: Fossa infraspinata, Fascia infraspinata<br />

• Ansatz: Schultergelenk-Kapsel, Tuberculum majus humeri (großer Höcker <strong>de</strong>s<br />

Oberarmknochens)<br />

• Innervation: N. suprascapularis<br />

3, M. teres minor<br />

• Funktion: wichtigste Bewegung ist die Außendrehung im Schultergelenk;<br />

Anspannen <strong>de</strong>r Gelenkkapsel; leichte Adduktion<br />

• Ursprung: Margo lateralis scapulae (seitlicher Schulterblatt-Rand)<br />

• Ansatz: Schultergelenk-Kapsel, Tuberculum majus humeri (großer Höcker <strong>de</strong>s<br />

Oberarmknochens)<br />

• Innervation: N. axillaris<br />

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Bewegungstherapeut<br />

4, M. <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>us <strong>de</strong>r eigentliche Schultermuskel - Deltamuskel<br />

Der Deltamuskel hat 3 Anteile: Pars acromialis, Pars clavicularis<br />

(Schlüsselbeinanteil) und Pars spinosum (Grätenanteil)<br />

• Funktion: insgesamt unterstützt dieser Schultermuskel die Armhebung zur<br />

Seite (Abduktion) insbeson<strong>de</strong>re ab einen Winkel von ca. 60°.<br />

o 4a (Bil<strong>de</strong>r oben), Pars acromialis: hebt <strong>de</strong>n Arm seitwärts (Abduktion)<br />

o 4b, Pars clavicularis - Schlüsselbeinanteil: dreht bei herabhängen<strong>de</strong>m<br />

Arm schwach nach innen<br />

o 4c, Pars spinosum - Grätenanteil: dreht bei herabhängen<strong>de</strong>m Arm<br />

schwach nach außen<br />

• Ursprung: mittleres Drittel <strong>de</strong>s Schlüsselbeins, Spina scapulae, Acromion<br />

(Grätenecke)<br />

• Ansatz: tuberositas <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>a (Vorsprung am Oberarmknochen)<br />

• Innervation: N. axillaris<br />

5, M. subscapularis (Unterschulterblattmuskel)<br />

Der M. subscapularis ist auf <strong>de</strong>m 3. Bild mit A dargestellt.<br />

• Funktion: Dieser Schultermuskel ist <strong>de</strong>r be<strong>de</strong>utendste Innendreher an <strong>de</strong>r<br />

Schulter.<br />

• Ursprung: Fossa subscapularis<br />

• Ansatz: Tuberculum minus humeri (kleiner Höcker am Oberarmknochen)<br />

• Innervation: N. suprascapularis<br />

6, M. teres major (großer run<strong>de</strong>r Armmuskel)<br />

• Funktion: Adduktion (führt <strong>de</strong>n Arm an <strong>de</strong>n Körper), leichte Innendrehung,<br />

Retroversion (führt <strong>de</strong>n Arm nach hinten)<br />

• Ursprung: Angulus inferior scapulae und Schultergelenkskapsel<br />

• Ansatz: Sulcus intertubercularis zwischen großem und kleinem<br />

Oberarmhöcker<br />

• Innervation: N. suprascapularis und gel. N. thoracodorsalis<br />

7, M. latissimus dorsi - großer Rückenmuskel - Hustenmuskel, Arskratzerle<br />

Der Latissimus-Schultermuskel hat folgen<strong>de</strong> Anteile:<br />

• Pars scapularis<br />

• Pars vertebralis<br />

• Pars iliaca<br />

• Pars costalis<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• Funktion: Adduktion (führt <strong>de</strong>n Arm zum Körper); Einwärtsdrehung;<br />

Retroversion (führt <strong>de</strong>n Arm nach hinten), zieht <strong>de</strong>n Rumpf bei fixiertem Arm<br />

an <strong>de</strong>n Arm (Klimmzüge), kann als Atemhilfsmuskel wirken<br />

• Ursprung: Dornfortsätze <strong>de</strong>r Brustwirbel 7-12 und <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbel 1-5; 10-<br />

12. Rippe; unterer Winkel <strong>de</strong>s Schulterblattes (nicht immer) Crista iliaca;<br />

Fascia thoracolumbalis; hintere Fläche <strong>de</strong>s Kreuzbeins (Os sacrum)<br />

• Ansatz: Sulcus intertuberkularis (zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Oberarmhöckern)<br />

• Innervation: N. thoracodorsalis<br />

Vor<strong>de</strong>re Muskeln, ventrale Gruppe<br />

Bild: Darsstellung <strong>de</strong>r vor<strong>de</strong>ren Schultermuskulatur.<br />

• 4, M. <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>us<br />

o 4a, Acromionanteil<br />

o 4b, Schlüsselbeinanteil<br />

• 7, M. latissimus dorsi<br />

• 8 M. pectoralis major<br />

o a, Schlüsselbeinanteil<br />

o b, Brustbeinanteil<br />

o c, Bauchanteil<br />

• 11, M. coracobrachialis<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• a, M. trapezius - Kappenmuskel, M. rhomboi<strong>de</strong>us - rautenförmiger Muskel<br />

• d, M. serratus anterior - vor<strong>de</strong>rer Sägemuskel<br />

• l, Akromion <strong>de</strong>s Schulterblattes<br />

• m, M. sternocleidomastoi<strong>de</strong>us<br />

• n, M. biceps brachii<br />

• o, Brustbein<br />

• p, Schlüsselbein<br />

8, M. pectoralis major - großer Brustmuskel<br />

Der große Brustmuskel ist <strong>de</strong>r kräftigste vor<strong>de</strong>re Schultermuskel und lässt sich<br />

folgen<strong>de</strong>rmaßen unterteilen:<br />

• 8a, Pars clavicularis (Schlüsselbein-Anteil)<br />

• 8b, Pars sternocostalis (Brustbein-Rippen-Bereich)<br />

• 8c, Pars abdominalis (Bauchbereich)<br />

• Funktion: Adduktion bes. in Elevationsstellung (führt <strong>de</strong>n Arm effektiv zur Mitte<br />

beson<strong>de</strong>rs in angehobener Stellung (Liegestütze mit breitem Stand <strong>de</strong>r<br />

Hän<strong>de</strong>); Einwärtsdrehung; die Pars clavicularis hilft beim Armheben nach<br />

vorn, zieht <strong>de</strong>n Rumpf bei fixiertem Arm an <strong>de</strong>n Arm (Klimmzüge)<br />

• Ursprung: Schlüsselbein (<strong>de</strong>m Brustbein zugewandte Hälfte); 2.-7.<br />

Rippenknorpel; vor<strong>de</strong>res Blatt <strong>de</strong>r Rectusschei<strong>de</strong> (äußere Hülle <strong>de</strong>s gera<strong>de</strong>n<br />

Bauchmuskels)<br />

• Ansatz: Crista tuberculi majoris humeri (großer Oberarmhöcker)<br />

• Innervation: Nn. pectorales mediales und laterales<br />

9, M. sternalis - Brustbeinmuskel<br />

Der Brustbeinmuskel ist variabel angelegt und nur bei etwa 5 % <strong>de</strong>r Europäer<br />

vorhan<strong>de</strong>n. Er ist ein Rudiment (Überbleibsel älterer Evolutionsstufen) und wie das<br />

Platysma ein Hautmuskel.<br />

• Ursprung und Ansatz: keiner; verläuft längs <strong>de</strong>s Ran<strong>de</strong>s <strong>de</strong>s Brustbeines<br />

• Funktion: keine<br />

• Innervation: Nn. pectorales und o<strong>de</strong>r intercostales<br />

10, M. pectoralis minor - kleiner Brustmuskel<br />

• Funktion: Senkt und kippt das Schulterblatt nach vorn; kann als<br />

Atemhilfsmuskel wirken, in<strong>de</strong>m er bei festgestelltem Arm die Rippen anhebt<br />

• Ursprung: 3.-5. Rippe<br />

• Ansatz: Processus coracoi<strong>de</strong>us (Rabenschnabelfortsatz)<br />

• Innervation: Nn. pectorales mediales und laterales<br />

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Bewegungstherapeut<br />

11, M. coracobrachialis - Rabenarmmuskel<br />

Bild:<br />

• Funktion: Vorwärtsführen <strong>de</strong>s Armes (Anteversion)<br />

• Ursprung: Rabenschnabelfortsatz (Processus coracoi<strong>de</strong>us)<br />

• Ansatz: vor<strong>de</strong>re Fläche <strong>de</strong>s Oberarmknochens (Facies anterior medialis)<br />

• Innervation: N. musculocutaneus<br />

• 4, Musculus <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>us: Abgetrennt um Blick auf die tiefere Schulterregion zu<br />

bieten.<br />

• 5, Musculus subclavius<br />

• 6, M. teres major<br />

• 7, M. latissimus dorsi<br />

• 8 M. pectoralis major<br />

o a, Schlüsselbeinanteil<br />

o b, Brustbeinanteil<br />

• 11, M. coracobrachialis<br />

• A, Musculus subscapularis<br />

• B, Musculus intercostalis internus<br />

• C, Musculus intercostalis externus<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• D, M. serratus anterior<br />

• E, Musculus biceps brachii<br />

o a, kurzer Kopf<br />

o b, langer Kopf<br />

• F, M. Brachialis<br />

• G, Sehne <strong>de</strong>s M. pectoralis major abgetrennt<br />

• H, Schleimbeutel<br />

• I, Band zwischen Rabenfortsatz und Acromion: Lig. coraco-acromiale;<br />

darunter Schleimbeutel<br />

• J, Rabenfortsatz = Coracoid<br />

• K, Schlüsselbein<br />

• L, 1. Rippe<br />

• M, Brustbein<br />

• N, Processus xyphoi<strong>de</strong>us<br />

• O, 8. Rippe<br />

• P, innerer Knorren <strong>de</strong>s Oberarmknochens<br />

• Q, Ulna = Elle<br />

• R, Radius = Speiche<br />

• S, Kopf <strong>de</strong>s Oberarmknochens = Humerus-Kopf<br />

Krankheiten Schultergelenk<br />

1) Bei Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs "Schultergelenkarthrose" ist die Articulatio humeri<br />

gemeint und nicht die Articulatio acromioclavicularis (Schultereckgelenk), diese<br />

Arthrose wird als AC-Gelenksarthrose o<strong>de</strong>r auch Schultereckgelenksarthrose<br />

bezeichnet.<br />

Die Schultergelenkarthrose (gilt auch für an<strong>de</strong>re Arthrosen) ist eine vorwiegend<br />

<strong>de</strong>generative (= abnutzungsbedingte) Gelenkerkrankung, hauptsächlich <strong>de</strong>s<br />

Gelenkknorpels, die (mit großen Schwankungen) erst mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter auftritt.<br />

Es bestehen chronische, schmerzhafte, zunehmend funktionsbehin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Gelenk<br />

verän<strong>de</strong>rungen infolge eines Mißverhältnisses zwischen Belastung und Belastbarkeit<br />

<strong>de</strong>s Gelenkknorpels.<br />

Die Schultergelenkarthrose ist eine eher seltenere Erkrankung, da das<br />

Schultergelenk weitaus weniger belastet wird als die großen Gelenke im Bereich <strong>de</strong>r<br />

unteren Körperhälfte (Hüftgelenke und Kniegelenk). Verletzungen und<br />

gelenk<strong>de</strong>struieren<strong>de</strong> (= gelenkzerstören<strong>de</strong>) Krankheiten kommen <strong>de</strong>shalb hier nicht<br />

oft vor.<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t auch bei <strong>de</strong>r Arthrose im Schultergelenk zwei Formen:<br />

1. Idiopathische (pri märe) Schultergelenkarthrose. Darunter versteht man<br />

eine Eigenerkrankung <strong>de</strong>s Gelenks in Form einer anlagebedingten<br />

Min<strong>de</strong>rwertigkeit <strong>de</strong>s Gelenkknorpels ohne Vorerkrankung.<br />

2. Sekundäre Schultergelenkarthrose nach VorKrankheiten. Typische<br />

VorKrankheiten sind z.B. die rheumatische Arthritis bzw. rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis<br />

(= Gelenkentzündung) (Omarthritis), o<strong>de</strong>r auch Verletzungen, so z.B. Fraktur<br />

(= Bruch) <strong>de</strong>s Oberarmes.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Im Anfangsstadium dieser Gelenkserkrankung besteht nur ein Bewegungsschmerz,<br />

später gesellt sich dann auch ein Ruheschmerz hinzu, so daß dann ein<br />

Dauerschmerz besteht.<br />

Bei fortgeschrittener Arthrose im Schultergelenk mit Destruktion (= Zerstörung) <strong>de</strong>s<br />

Gelen ks kann chirurgischerseits ein künstliches Gelenk (Endoprothese) eingepflanzt<br />

wer<strong>de</strong>n, aber nur wenn die sog. Rota torenmanschette((= die aus <strong>de</strong>n<br />

Oberarmdrehmuskeln (Musculi subscapularis, supra- u. infraspinatus, teres major et<br />

minor) bestehen<strong>de</strong> Muskel manschette <strong>de</strong>s Schul tergelen kes)) noch erhalten ist,<br />

wenn nicht, bleibt eigentlich nur die Arthro<strong>de</strong>se (= operative Versteifung) übrig.<br />

2) Eine Schultergelenkentzündung kann auf die Synovialis (= Innenhaut <strong>de</strong>r<br />

Gelenkkapsel) und <strong>de</strong>n Knorpel beschränkt sein o<strong>de</strong>r die Gelenkkapsel betreffen.<br />

Die Symptome (= Krankheitszeichen) einer Schultergelenkentzündung sind meist<br />

bzw. fast immer Schulterschmerzen, Schwellung, Überwärmung und/o<strong>de</strong>r<br />

Bewegungseinschränkung <strong>de</strong>s Schul tergelenks. Seltener kann es auch zu einer<br />

Rötung (v. a. akute Formen), Gelenkerguß (= in das Gelenkinnere abgeson<strong>de</strong>rte<br />

Flüssigkeit) o<strong>de</strong>r zur Eiteransammlung (Gelenkempyem) im Gelenk kommen. Im<br />

Verlauf einer chronischen Gelenkentzündung (= über einen längeren Zeitraum<br />

bestehen<strong>de</strong>n Gelenkentzündung) sind die Spätfolgen meist ein Funktionsverlust <strong>de</strong>s<br />

Gelen kes mit Destruktionen (= Zerstörung bestimmter Gelenksbestandteile),<br />

Fehlstellungen (= die Geometrie <strong>de</strong>s Gelenkes wird verän<strong>de</strong>rt), Kontrakturen<br />

(Verkürzungen bestimmter das Gelen k umgeben<strong>de</strong>r Weichteilstrukturen, die zu einer<br />

Bewegung seinschränkung <strong>de</strong>s Gelenkes führen) und Ankylosen (=<br />

Gelenkversteifung) (nach Pschyrembel, 258. Auflage; Gesundheitpro.<strong>de</strong>).<br />

3) Periarthritis humeroscapularis<br />

Sammelbegriff für (schmerzhafte) Störungen bzw. Schulterkrankheiten in <strong>de</strong>r<br />

unmittelbaren Umgebung <strong>de</strong>s Schultergelenk s. Der Begriff "Periarthritis" sagt aus,<br />

daß diese Störungen eigentlich zwingend entzündlicher Natur sein müßten. Im<br />

allgemeinen medizinischen Sprachgebrauch hat es sich jedoch eingebürgert, auch<br />

<strong>de</strong>generative (= abnutzungsbedingte) Prozesse unter <strong>de</strong>r Periarthritis<br />

humeroscapularis zu subsumieren, so daß folgen<strong>de</strong> Definition angebracht sein<br />

dürfte: Bei <strong>de</strong>r Periarthritis humeroscapularis besteht eine schmerzhafte<br />

Bewegung seinschränkung <strong>de</strong>s Schultergelenks, hervorgerufen durch entzündliche,<br />

vorwiegend aber <strong>de</strong>generative Prozesse (Verfettung, Verquellung, Verkalkung) an<br />

örtlichen Sehnen (vor allem <strong>de</strong>r Muskeln Infra- und Supraspinatus, Bizeps), Sehne<br />

nansät zen, vor allem am Kora koid (= Rabenschnabelfortsatz am oberen Rand <strong>de</strong>s<br />

Schulterblatts), Muskel übergängen und Schleimbeutel n, hauptsächlich <strong>de</strong>r Bursa<br />

sub<strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>a (= unter <strong>de</strong>m Schul termuskel gelegen), evtl. auch an Knorpel und<br />

Knochen. Relativ häufig ist auch die sog. Rotatorenmanschette ((= die aus <strong>de</strong>n<br />

Oberarm dreh muskeln (Musculi subscapularis, supra- u. infraspinatus, teres major et<br />

minor) bestehen<strong>de</strong> Muskelmanschette <strong>de</strong>s Schultergelen kes)) betroffen.<br />

Häufige Störungen/ Schulterkrankheiten im Rahmen <strong>de</strong>r Periarthritis<br />

humeroscapularis sind:<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• Impingement-Syndrom<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich um ein Engpaß-Syndrom (= Krankheitszeichen bei einer<br />

Einengung) bei <strong>de</strong>m die Sehne n <strong>de</strong>r Muskeln, die das Schul tergelenk<br />

bewegen, zu wenig Platz haben. Ihr Gleitraum ist durch Knochenvorsprünge<br />

und eine Vielzahl von Sehnen im Bereich unterhalb <strong>de</strong>r Schulterhöhe<br />

eingeschränkt. Aufgrund <strong>de</strong>r Enge führen an sich wenig belasten<strong>de</strong> Faktoren<br />

rasch dazu, daß die Sehnen aneinan<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Knochen reiben und sich<br />

entzün<strong>de</strong>n, teilweise unter Einbezug <strong>de</strong>s Schleimbeutels. Fast immer<br />

vorhan<strong>de</strong>ne Durchblutungsstörungen begünstigen die Entzündungsreaktion.<br />

Typische Anzeichen sind Schulterschmerzen, die vor allem nachts sowie beim<br />

Anheben <strong>de</strong>s Armes auftreten.<br />

• Schultersteife (ste ife Schul ter)<br />

Wie<strong>de</strong>rholte Reizungen / En tzündungen <strong>de</strong>r Bu rsa (= Schleimbeu tel) subac<br />

romial is (= unter <strong>de</strong>m platten Ausläufer <strong>de</strong>r Schulterblattgräte, <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>s<br />

Schultergelen ks gelegen) (Bursitis subacromialis) sowie <strong>de</strong>r Seh nenansätze<br />

<strong>de</strong>r Rotatoren (= Oberarmdrehmuskeln) führen zu einer Proliferation (=<br />

Vermehrung von Gewebe durch Wucherung o<strong>de</strong>r Sprossung, meist im<br />

Rahmen einer En tzündung) und Verklebung <strong>de</strong>s Gleitgewebes zwischen <strong>de</strong>m<br />

Gelenkkopf <strong>de</strong>s Oberarmknochens und <strong>de</strong>m Schul terdach. Es liegt dann eine<br />

unspezifische, schmerzhafte En tzündung <strong>de</strong>r Schultergelenkkapsel bzw. <strong>de</strong>r<br />

Innenhaut (Synovialitis) vor, durch die die Kapsel allmählich schrumpft und zu<br />

einer schmerzhaften Bewegungseinschränkung im Schultergelenk führt<br />

(Bewegungsschmerzen). Häufig liegt auch eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung<br />

<strong>de</strong>s Musculus biceps brachii (= 2-köpfiger Oberarmmuskel) vor.<br />

Die Schultersteife tritt meist bei älteren Erwachsenen auf. Häufig tritt die<br />

Schultersteife als Folge einer Ruhigstellung bei einem Schulter-Arm-Syndrom<br />

(Nacken-Schulter-Arm-Syndrom) o<strong>de</strong>r einer Zervikobrachialgie<br />

(Zervikobrachialsyndrom) auf (die sog. sekundäre Schultersteife).<br />

Weitere Synonyme (= weitere Bezeichnungen für die gleiche Krankheit) für die<br />

Schultersteife sind Periarthritis humeroskapularis adhaesiva, adhäsives (=<br />

entzündlich bedingte, flächenhafte o<strong>de</strong>r strangförmige bin<strong>de</strong>gewebige<br />

Verwachsung) Suba kromials yndrom o<strong>de</strong>r ahäsive Kapsulitis, Frozen<br />

Shoul<strong>de</strong>r, Duplay Krankheit und Schulterfibrose.<br />

• Supraspinatus-Sehnen-Syndrom<br />

Durch eine Überlastung bzw. Überbelastung <strong>de</strong>r Sehne <strong>de</strong>s Musculus<br />

supraspinatus kommt es zu einer entzündlichen Reaktion <strong>de</strong>r Sehnenschei<strong>de</strong><br />

(Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung). Diese schwillt an und wird dadurch in ihrer<br />

Beweglichkeit eingeschränkt, woraus eine schmerzhafte<br />

Bewegungseinschränkung resultiert, vor allem beim Hochheben <strong>de</strong>s Armes<br />

(vorwärts und seitlich), aber auch bei Drehung. Diese krankhaften<br />

Verän<strong>de</strong>rungen können eigentlich bei allen Sehnen im Schulterbereich<br />

auftreten, am häufigsten ist jedoch die Supraspinatussehne betroffen, weshalb<br />

sie hier als eigenständige Erkrankung aufgeführt wird.<br />

Manfred Meyer Seite 48 von 146


Bewegungstherapeut<br />

4) Die Kalkschulter ist ein Begriff, <strong>de</strong>r eher <strong>de</strong>m "medizinischen Volksmund"<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n muß, gemeint ist die Bursitis calcarea. Der Begriff Bursitis<br />

steht für die En tzündung eines Schlei mbeutels. Als Bursi tis ca lcarea wird eine<br />

Schleimbeu telentzündung im Bereich <strong>de</strong>r Schul ter bezeichnet, bei <strong>de</strong>r das<br />

umliegen<strong>de</strong> Sehnengewebe Kalkablagerungen (= calcarea) aufweist. Die Bursi tis ca<br />

lcarea (Kalkschulter) ist eine relativ häufige Erkrankung und fällt in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r<br />

klassischen Schulterkrankheiten. Die Kalkschulter ist durch sehr starke<br />

Schmerzen im Bereich <strong>de</strong>r Schul ter in Verbindung mit massiven<br />

Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet. In seltenen Fällen treten nachts auch<br />

ein sehr starker Ruheschmerz auf mit Unfähigkeit <strong>de</strong>n Ar m zu bewegen<br />

(Pseudolähmung). Die ursächlichen Kalkablagerungen machen fortan je<strong>de</strong><br />

Bewegung zur Qual. Je mehr <strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Kalkschulter ins Gewebe eingelagerte<br />

Kalk aufbricht <strong>de</strong>sto größer ist die Wahrscheinlichkeit dass die Kalkschulter von<br />

zusätzlichen akuten entzündlichen Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s umgeben<strong>de</strong>n Gewebes<br />

begleitet wird.<br />

Das Schultergelenk (Articulatio humeri) ist das beweglichste Gelenk <strong>de</strong>s Körpers.<br />

Dabei gleitet <strong>de</strong>r Kopf <strong>de</strong>s Oberarmknochens in <strong>de</strong>r Schulterpfanne. Damit die<br />

Knochen nicht aufeinan<strong>de</strong>r reiben, sind bei<strong>de</strong> mit Knorpelmasse überzogen. Die<br />

Pfanne ist insgesamt jedoch viel zu klein für <strong>de</strong>n großen Kopf. Nur eine komplizierte<br />

Anordnung <strong>de</strong>r Muskeln gibt <strong>de</strong>m Gelen k seine Stabilität. Daraus ergibt sich eine<br />

beson<strong>de</strong>re Anfälligkeit gegenüber schmerzhaften Krankheiten, Verdrehungen und<br />

Verrenkungen.<br />

Schmerzen im Bereich <strong>de</strong>r Schul ter <strong>de</strong>uten also nicht unmittelbar sofort auf eine<br />

Kalkschulter. Eine entsprechen<strong>de</strong> Diagnose durch einen Facharzt ist somit<br />

unerläßlich. Spätestens anhand einer Röntgenaufnahme kann die Kalkschulter<br />

allerdings anhand <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich sichtbaren Kalkablagerungen auf <strong>de</strong>m Röntgenbild<br />

erkannt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Ursache <strong>de</strong>r Kalkschulter ist eine übermäßige Abnutzung. Unterhalb <strong>de</strong>s<br />

Knochens, <strong>de</strong>r das Schulterdach bil<strong>de</strong>t, hat <strong>de</strong>r Mensch einen Schwachpunkt. Dort<br />

wird bei je<strong>de</strong>r Hebebewegung <strong>de</strong>s Armes eine Seh ne am Kn ochen gerieben und<br />

das ausgerechnet in einem Bereich, <strong>de</strong>r ohnehin schlecht durchblutet ist. Folglich<br />

begünstigen übermäßige Belastungen <strong>de</strong>r Schulter, Überkopfarbeiten und<br />

chronische Fehlhaltungen die Ausbildung einer Kalkschulter.<br />

Als Reaktion auf diese Belastungen lagert dann das Sehnengewebe <strong>de</strong>r<br />

Rotatorenmanschette unter <strong>de</strong>m Schulterdach Kalk ein. Dieser Kalk ist chemisch und<br />

biologisch an<strong>de</strong>rs als <strong>de</strong>r Kalk <strong>de</strong>s Rauchers im Raucherbein o<strong>de</strong>r im Hirn bei<br />

Durchblutungsstörungen. Es ist eine Kalkform, die in <strong>de</strong>r Konsistenz wie Zahnpasta<br />

ist. Sie kann ab- und aufgebaut wer<strong>de</strong>n und auch ganz spontan wie<strong>de</strong>r<br />

verschwin<strong>de</strong>n. Sehr viele Menschen haben diesen Kalk, ohne jemals etwas davon zu<br />

merken. Erst das Aufbrechen dieses Kalks bzw. die übermäßige Reizung <strong>de</strong>r<br />

umliegen<strong>de</strong>n Sch leimbeutel führt zu <strong>de</strong>r schmerzhaften Kalkschulter. Auch geht <strong>de</strong>r<br />

Kalkschulter häufig ein Engpaßsyndrom (Impingement) ursächlich voraus.<br />

5) AC-Gelenksarthrose (Schultereckgelenksarthrose)<br />

Das Schultereckgelenk (Akromioklavikulargelenk) verbin<strong>de</strong>t das äußere En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schlüsselbeins (Clavicula) mit <strong>de</strong>m oberen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schulterblattes, <strong>de</strong>m Akromion.<br />

Ein Verschleiß in diesem Gelenk (= Arthrose) kann sehr schmerzhaft sein, insbes.<br />

bei einer aktivierten Arthrose können sehr schmerzhaft sein.<br />

Manfred Meyer Seite 49 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Mit entsprechen<strong>de</strong>n Untersuchungen und mit Hilfe einer gezielten Röntgenaufnahme<br />

kann die Diagnose mit hoher Treffsicherheit gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t die primäre Arthrose von <strong>de</strong>r sekundären. Die primäre Form stellt<br />

eine eigenständige Erkrankung dar (z.B. altersbedingt), während die sekundäre als<br />

Folge einer (an<strong>de</strong>ren) Erkrankung auftritt, so. Z.B. nach Schulterverletzungen.<br />

Nach erfolgloser Schmerztherapie (siehe weiter unten) kann insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r<br />

symptomatischen AC-Gelenksarthrose ein verhältnismäßig kleiner Eingriff, die sog.<br />

laterale (= vom Körper entfernte Anteil) Klavikularesektion (= operative Entfernung<br />

<strong>de</strong>s Schlüsselbeins), versucht wer<strong>de</strong>n.<br />

6) Bizepssehnensyndrom und Bizepssehnenabriß - Nicht wenige Autoren führen<br />

diese Störungen / Krankheiten unter <strong>de</strong>m Oberbegriff <strong>de</strong>r Periarthritis<br />

humeroscapularis. Die lange Sehne <strong>de</strong>s Musculus biceps (= 2-köpfiger<br />

Oberarmmuskel) ist in eine Sehnenschei<strong>de</strong> gehüllt und läuft durch eine knöcherne<br />

Rinne <strong>de</strong>s Oberarms. Diese Sehne macht alle Schulterbewegungen mit. Sowohl die<br />

Sehnenschei<strong>de</strong> als auch die Sehne können sich abnutzen und / o<strong>de</strong>r auch<br />

entzündlich reagieren. Der Knochen baut dann als Folge weiteres Knochenmaterial<br />

um diesen chronischen Entzündungsprozess herum auf, was wie<strong>de</strong>rum die<br />

Entzündung verstärken kann (Tendinitis <strong>de</strong>r Bizepssehne). In <strong>de</strong>r Folge kommt es<br />

zu Schmerzen und zu einer Schwellung. Im Endzustand kann die Sehne reißen, was<br />

man bei muskulösen Menschen eindrucksvoll sehen kann, da sich dann <strong>de</strong>r<br />

Muskelbauch oberhalb <strong>de</strong>s Ellenbogens zusammenzieht.<br />

7) Rotatorensehnensyndrom - Bei diesem Krankheitsbild kommt es zunächst zu<br />

einem Reizzustand in <strong>de</strong>n Sehnen <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette ((= die aus <strong>de</strong>n<br />

Oberarmdrehmuskeln (Musculi subscapularis, supra- u. infraspinatus, teres major et<br />

minor) bestehen<strong>de</strong> Muskelmanschette <strong>de</strong>s Schultergelenkes)) und in <strong>de</strong>r Bursa<br />

subacromialis (= Schleimbeutel unter <strong>de</strong>m Akromion, <strong>de</strong>r Schulterhöhe), welche<br />

zunächst noch reversibel (= umkehrbar) ist. Beim Rotatorensehensyndrom ist aber<br />

hauptsächlich die Sehne und <strong>de</strong>r Sehnenansatz <strong>de</strong>s Musculus supraspinatus<br />

betroffen.<br />

Die Patienten beklagen einen lokalen (= örtlichen) Spontan- sowie Druckschmerz<br />

unter <strong>de</strong>m Akromion (= Schulterhöhe). Der Patient gibt einen charakteristisches<br />

Schmerzempfin<strong>de</strong>n in einem Abduktionswinkel (= wenn <strong>de</strong>r Arm seitwärts<br />

weggeführt wird) von 60° bis 130° an, sonst ist jedoch eine schmerzlose Bewegung<br />

möglich. Dieses Phänomen wird „painful arc“ genannt. Erklärbar ist dies durch die<br />

mechanische Einengung <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette und <strong>de</strong>r Bursa (= Schleimbeutel)<br />

während <strong>de</strong>s Bewegungsablaufs. Diese Kontaktphänomene wer<strong>de</strong>n als<br />

„Impingement“ bezeichnet.<br />

Manfred Meyer Seite 50 von 146


Bewegungstherapeut<br />

8) Rotatorenmanschetten-Syndrom - Manche Autoren machen keinen Unterschied<br />

zwischen einem Rotatorenmanschettensyndrom und <strong>de</strong>m Rotatorensehensyndrom.<br />

Während beim Rotatorensehnensyndrom hauptsächlich die Sehne <strong>de</strong>s M.<br />

supraspinatus betroffen ist, so sind beim Rotatorenmanschettensyndrom mehrere<br />

Muskeln bzw. <strong>de</strong>ren Sehnen beteiligt. Die sog. Rotatorenmanschette wird ja von <strong>de</strong>n<br />

Muskeln subscapularis, supra- u. infraspinatus, teres major et minor gebil<strong>de</strong>t.<br />

Innerhalb <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette gibt es Bereiche, die nur wenig durchblutet sind.<br />

Je besser die Blutversorgung in einem Gewebe ist, <strong>de</strong>sto besser und schneller kann<br />

es sich selbst regenerieren. Die schlechte Durchblutung einiger Bereiche <strong>de</strong>r<br />

Rotatorenmanschette macht sie nun beson<strong>de</strong>rs anfällig für <strong>de</strong>generative aber<br />

insbeson<strong>de</strong>re auch entzündliche Umbauprozesse. Im weiteren Krankheitsverlauf<br />

können dann Einrisse und Risse <strong>de</strong>r Rotatorenmanschette auftreten, die sog.<br />

Rotatorenmanschettenruptur. Häufig kann diese in Abhängigkeit vom Alter eines<br />

Patienten, mit und ohne Unfallereignis auftreten. Bei Patienten welche älter als 60<br />

Jahre sind fin<strong>de</strong>t man diese Verletzung oft ohne ein wirkliches Unfallereignis und<br />

auch ohne Angaben von großen Schmerzen. Bei jüngeren Patienten tritt diese<br />

Verletzung meistens bedingt durch einen Sturz auf die Schulter o<strong>de</strong>r nach einem<br />

Sturz, bei welchem sich <strong>de</strong>r Patient mit <strong>de</strong>r Hand abfängt, auf.<br />

9) Als Bursitis subacromialis wird eine Schleimbeutelentzündung im Bereich <strong>de</strong>r<br />

Schulter bezeichnet. Der betroffene Schleimbeutel (Bursa subacromialis) liegt unter<br />

<strong>de</strong>r Schulter höhe (Akromion) bzw. unter <strong>de</strong>m Rabenschnabelfortsatz.<br />

Die Bursitis subacromialis ist eine relativ häufige Erkrankung und gehört zu <strong>de</strong>n<br />

klassischen Schulter beschwer<strong>de</strong>n. Man unterschei<strong>de</strong>t zwischen <strong>de</strong>r akute n Bursitis<br />

subacromialisund <strong>de</strong>r chronische n Bursitis subacromialis.<br />

Wird die Bursitis subacromialis durch Kalkablagerungen verursacht, was die Regel<br />

ist, wird sie zum <strong>Teil</strong> auch Bursitis calcarea genannt bzw. <strong>de</strong>r Volksmund nennt sie<br />

dann auch „Kalkschulter“.<br />

Die Symptome (= Krankheitszeichen): Die akute Bursitis subacromialis ist durch<br />

sehr starke Schmerzen im Bereich <strong>de</strong>r Schul ter in Verbindung mit massiven<br />

Bewegungseinschränkungen gekennzeichnet. Häufig besteht auch ein Wärmegefühl.<br />

In seltenen Fällen tritt nachts auch ein sehr starker Ruheschmerz auf mit Unfähigkeit<br />

<strong>de</strong>n Arm zu bewegen (Pseudolähmung, Scheinblocka<strong>de</strong>, Schultersteife). Innerhalb<br />

einer Woche nehmen die Schmerzen dann allmählich wie<strong>de</strong>r ab und die<br />

Beweglichkeit verbessert sich wie<strong>de</strong>r.<br />

Die chronische Bursitis subacromialis ist durch einen chronischen Dauerschmerz<br />

gekennzeichnet.<br />

Therapie:<br />

Manfred Meyer Seite 51 von 146


Bewegungstherapeut<br />

10.) Ellenbogengelenk, Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

Das Ellenbogengelenk besteht in funktioneller Hinsicht aus drei Gelenken, da in<br />

ihm drei Knochen beweglich miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind: Das Beugen und Strecken<br />

<strong>de</strong>s Unterarmes wird durch das Zusammenwirken eines Scharniergelenkes und<br />

eines Kugelgelenkes bedingt; hinzu kommt das Zapfengelenk, das die<br />

Unterarmhanddrehungen ermöglicht.<br />

Der Ellenbogen (Olecranon) ist ein hervorstehen<strong>de</strong>r <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Ellenknochens (siehe<br />

4. untere Abbildung). Dieses Scharniergelenk bewirkt, daß <strong>de</strong>r Unterarm sich nicht<br />

zurückbiegen läßt.<br />

Aufbau <strong>de</strong>s Ellenbogens<br />

Das Ellenbogengelenk wird von drei Knochen gebil<strong>de</strong>t:<br />

1. Oberarmknochen (Humerus)<br />

2. Elle (Ulna)<br />

3. Speiche (Radius)<br />

Durch Kombination von ver- schie<strong>de</strong>nen Gelenktypen (Scharnier-, Kugel- und<br />

Zapfengelenk sind die großen Bewegungsgra<strong>de</strong> und Einschränkungen möglich. Da<br />

dieses Gelenk nicht ständig unter Last steht, ist ein Verschleiß (Arthrose) ohne<br />

Frakturen o<strong>de</strong>r bestimmte Grun<strong>de</strong>rkrankungen (z.B. Rheuma) selten.<br />

Manfred Meyer Seite 52 von 146


Krankheitsbil<strong>de</strong>r / Therapie<br />

Bewegungstherapeut<br />

Ellenbogengelenk von vorne (ventral)<br />

Röntgenbild Ellenbogen a.p.:<br />

1. Oberarmknochen (Humerus)<br />

2. Elle (Ulna)<br />

3. Speiche (Radius)<br />

Ellenbogen seitlich (lateral)<br />

Röntgenbild Ellenbogen seitlich:<br />

1. Oberarmknochen (Humerus)<br />

2. Speichenköpfchen (Radiusköpfchen)<br />

3. Speiche (Radius)<br />

4. Olecranon<br />

5. Elle (Ulna)<br />

Tennisellenbogen (Epicondylitis humeri radialis)<br />

Wird ein Tennisellenbogen diagnostiziert, sind die Sehnen, welche das Handgelenk<br />

und die Finger strecken, an ihrem Ursprung im äußeren Ellenbogenbereich<br />

(Epicondylus humeri radialis) gereizt. Ursache für die Erkrankung ist eine<br />

Überlastung <strong>de</strong>r Unterarmmuskulatur durch wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r extreme<br />

Bewegungen. Die Überbeanspruchung tritt typischerweise beim Tennisspielen auf,<br />

wodurch auch <strong>de</strong>r umgangssprachliche Name „Tennisellenbogen“ entstand – sie hat<br />

jedoch auch an<strong>de</strong>re Ursachen wie beispielsweise lange Schreibtätigkeiten o<strong>de</strong>r<br />

einseitige Belastungen im Haushalt. Auch Berufsmusiker sind oft davon betroffen.<br />

Beim Tennisellenbogen treten an <strong>de</strong>r Außenseite <strong>de</strong>s Ellenbogens unterschiedlich<br />

stark empfun<strong>de</strong>ne Beschwer<strong>de</strong>n auf, am Anfang nur bei Belastung, später auch in<br />

Ruhe. Die Schmerzen strahlen in <strong>de</strong>n gesamten Vor<strong>de</strong>rarm bis zur Hand aus und<br />

nehmen bei Streckung <strong>de</strong>s Handgelenks gegen Wi<strong>de</strong>rstand o<strong>de</strong>r bei kräftigem<br />

Faustschluss zu. Auch kann die Kraft <strong>de</strong>r betroffenen Muskulatur abnehmen.<br />

Manfred Meyer Seite 53 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Darstellung eines Tennisellenbogens (Abb. mit freundlicher Genehmigung von Dr.<br />

Rolf Oetiker, Schweiz)<br />

Therapie <strong>de</strong>s Tennisellenbogens<br />

Wichtig ist zunächst, dass <strong>de</strong>r Patient die auslösen<strong>de</strong>n Belastungen vermei<strong>de</strong>t und<br />

sich schont. Bei konsequenter Durchführung sind viele Erkrankte nach einigen<br />

Monaten auch ohne Therapie beschwer<strong>de</strong>frei. Wird eine Behandlung gewünscht,<br />

bringen eine Kühlung <strong>de</strong>s betroffenen Gebiets und Querfriktionsmassagen<br />

(Massagen quer zum Sehnenansatz) Lin<strong>de</strong>rung.<br />

Der Patient sollte im Akutstadium mehrmals täglich Dehnübungen machen. Auch<br />

schmerz- und entzündungshemmen<strong>de</strong> Medikamente o<strong>de</strong>r Salben können zumin<strong>de</strong>st<br />

kurzfristig gegeben wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n oben erwähnten physikalischtherapeutischen<br />

Maßnahmen hat sich in meiner Praxis eine Kombination von<br />

Akupunktur, Vereisung, Schmerztherapie am Sehnenansatz und Muskel-Energie-<br />

Techniken bewährt. Gehen die Schmerzen <strong>de</strong>nnoch nicht zurück, führe ich eine<br />

Neuraltherapie durch, d.h., ich spritze ein Lokalanästhetikum in das betroffene Gebiet<br />

– die Beschwer<strong>de</strong>n lassen dann in <strong>de</strong>r Regel schnell nach. Nimmt <strong>de</strong>r Patient die<br />

Belastung wie<strong>de</strong>r auf, kann eine Epicondylitisspange eine erneute Reizung<br />

verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Eine Operation wird häufig zu schnell vorgeschlagen und bringt vielfach nicht <strong>de</strong>n<br />

gewünschten Erfolg.<br />

Golferellenbogen (Epicondylitis humeri ulnaris)<br />

Wie auch beim Tennisellenbogen gilt eine Überbeanspruchung als Ursache für einen<br />

Golferellenbogen, welcher jedoch seltener auftritt als ein Tennisellenbogen. Beim<br />

Golferellenbogen sind die Sehnen, welche das Handgelenk und die Finger beugen,<br />

an ihrem Ursprung im inneren Ellenbogenbereich (Epicondylus humeri ulnaris)<br />

überlastet. Die Reizung tritt typischerweise durch Golfspielen auf, wodurch auch <strong>de</strong>r<br />

umgangssprachliche Name „Golferellenbogen“ entstand – sie kann jedoch auch<br />

an<strong>de</strong>re Ursachen haben. Beim Golferellenbogen treten an <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>s<br />

Ellenbogens unterschiedlich stark empfun<strong>de</strong>ne Beschwer<strong>de</strong>n auf - am Anfang nur<br />

bei Belastung, später auch in Ruhe. Oft strahlen die Schmerzen in <strong>de</strong>n gesamten<br />

Vor<strong>de</strong>rarm bis zur Hand aus und verstärken sich bei Beugung <strong>de</strong>s Handgelenks<br />

gegen Wi<strong>de</strong>rstand sowie beim Heben schwerer Gegenstän<strong>de</strong>. Auch hier kann die<br />

Kraft <strong>de</strong>r betroffenen Muskulatur abnehmen.<br />

Manfred Meyer Seite 54 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Darstellung eines Golferellenbogens (Abb. mit freundlicher Genehmigung von Dr.<br />

Rolf Oetiker, Schweiz)<br />

Therapie <strong>de</strong>s Golferellenbogens<br />

Die Therapie <strong>de</strong>s Golferellenbogens erfolgt entsprechend <strong>de</strong>r Therapie <strong>de</strong>s<br />

Tennisellenbogens.<br />

Osteochondrosis dissecans und Chondromatose<br />

Die Osteochondrosis dissecans (griech. osteon = Knochen, griech. chondros =<br />

Knorpel, lat. dissecans = losgelöst) befällt das Ellenbogengelenk nach <strong>de</strong>m<br />

Kniegelenk am zweithäufigsten. Die Erkrankung tritt meistens im Alter von 15-40<br />

Jahren auf.<br />

Betroffen ist dabei <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Knorpels gelegene Knochen, welcher sich<br />

zusammen mit <strong>de</strong>m Knorpel ablösen und als freier Gelenkkörper (auch<br />

„Gelenkmaus“ genannt) im Gelenk bewegen kann. Die Ursache für eine<br />

Osteochondrosis dissecans sind nach wie vor unbekannt, am häufigsten wird jedoch<br />

eine Überlastung <strong>de</strong>s Gelenks diskutiert.<br />

Freie Gelenkkörper gibt es auch bei <strong>de</strong>r Chondromatose, ebenfalls einer Erkrankung<br />

mit unbekannter Ursache, bei <strong>de</strong>r bis zu hun<strong>de</strong>rte kleiner Gelenkmäuse zu fin<strong>de</strong>n<br />

sind. Die ersten Symptome bei bei<strong>de</strong>n Krankheiten sind Schmerzen und<br />

Schwellungen. Hat sich eine Gelenkmaus abgelöst und eingeklemmt, treten plötzlich<br />

starke Schmerzen auf. Meist sind die Bewegungen dann <strong>de</strong>utlich eingeschränkt,<br />

eventuell ist das Gelenk sogar komplett blockiert. Oft tritt bei fortschreiten<strong>de</strong>r<br />

Erkrankung eine Arthrose hinzu.<br />

Therapie <strong>de</strong>r Osteochondrosis dissecans und <strong>de</strong>r Chondromatose<br />

Bei Kin<strong>de</strong>rn bewirkt eine lange Ruhigstellung in vielen Fällen eine Ausheilung – hier<br />

ist auch zu beachten, dass bei<strong>de</strong> Krankheiten eine relativ hohe Spontanheilungsrate<br />

aufweisen, sodass bei sehr jungen Patienten vielfach <strong>de</strong>r Verlauf <strong>de</strong>r Erkrankung nur<br />

beobachtet wird. Erwachsenen wird in <strong>de</strong>r Regel eine Arthroskopie <strong>de</strong>s Gelenks<br />

empfohlen, um die Gelenkmäuse zu entfernen. Eine Operation ist auch dann nötig,<br />

wenn sich eine o<strong>de</strong>r mehrere Gelenkmäuse abgelöst haben und eingeklemmt<br />

wor<strong>de</strong>n sind.<br />

Manfred Meyer Seite 55 von 146


Arthritis<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Arthritis, eine entzündliche Gelenkerkrankung, kann infektiöse und nichtinfektiöse<br />

Ursachen haben. Um eine infektiöse Arthritis han<strong>de</strong>lt es sich, wenn Keime<br />

im Gelenk zu fin<strong>de</strong>n sind. Die häufigste nicht-infektiöse Gelenkentzündung ist die<br />

rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis (auch chronische Polyarthritis genannt), welche zu <strong>de</strong>n<br />

Erkrankungen <strong>de</strong>s rheumatischen Formenkreises zählt und bei welcher das<br />

Immunsystem im Rahmen eines Autoaggressionsprozesses körpereigene Stoffe als<br />

körperfremd einstuft und bekämpft.<br />

Die Symptome aller Arthriti<strong>de</strong>n lassen sich aus <strong>de</strong>n klassischen Entzündungszeichen<br />

herleiten. Diese sind: Schwellung (lat. tumor), Hitze (lat. calor), Schmerzen (lat.<br />

dolor), Rötung (lat. rubor) und Funktionseinschränkung (lat. functio laesa). Der<br />

betroffene Ellenbogen wird nicht mehr belastet o<strong>de</strong>r bewegt.<br />

Liegt eine rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis vor, welche meist <strong>de</strong>n ganzen Körper betrifft und eine<br />

Vielzahl an weiteren Symptomen verursachen kann, kommt es vielfach zu<br />

unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit<br />

und/o<strong>de</strong>r Fieber. Aufgrund <strong>de</strong>s Autoimmunprozesses verdickt sich die Schleimhaut<br />

<strong>de</strong>s Ellenbogengelenks, überwuchert im weiteren Verlauf <strong>de</strong>n Gelenkknorpel und<br />

zerstört ihn, so dass allmählich Knochen auf Knochen reibt. Dadurch wird das<br />

Ellenbogengelenk instabil, <strong>de</strong>r Bandapparat wird durch <strong>de</strong>n Erguss ge<strong>de</strong>hnt und <strong>de</strong>r<br />

Arm kann nicht mehr richtig gebraucht wer<strong>de</strong>n.<br />

Therapie einer Arthritis<br />

Eine infektiöse Arthritis muss sofort mit hochdosierten Antibiotika und Ruhigstellung<br />

behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n. Meist muss das Ellenbogengelenk jedoch zusätzlich chirurgisch<br />

eröffnet, ausgespült und danach mit einer Drainage versehen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Therapie einer rheumatoi<strong>de</strong>n Arthritis ist außeror<strong>de</strong>ntlich komplex, sodass sie<br />

hier nur in groben Zügen beschrieben wird. Es ist wichtig, <strong>de</strong>n Entzündungsprozess<br />

zu verlangsamen, die Gelenkfunktionen zu erhalten und bestehen<strong>de</strong> Schmerzen zu<br />

lin<strong>de</strong>rn. Schulmedizinisch wird mit verschie<strong>de</strong>nen entzündungs- und<br />

schmerzhemmen<strong>de</strong>n Medikamenten, Schienen- und Hilfsmittelversorgung und<br />

physikalischen Therapien gearbeitet. Schreitet die entzündliche Aktivität trotz <strong>de</strong>r<br />

verabreichten Medikamente weiter voran, sind Operationen oft nicht zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

In meiner Praxis haben sich neben <strong>de</strong>n schulmedizinischen Maßnahmen folgen<strong>de</strong><br />

Therapien bewährt:<br />

• manuelle Therapie zur Mobilisation im inaktiven Zustand<br />

• medikamentöse Therapie mit hochdosierten, entzündungshemmen<strong>de</strong>n<br />

Enzymen<br />

• Akupunktur zur Lin<strong>de</strong>rung bestehen<strong>de</strong>r Schmerzen<br />

• Neuraltherapie<br />

• Orthomolekulare Medizin: Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen wie<br />

beispielsweise Vitamin C, Vitamin E, Selen, Omega-3-Fettsäuren, Zink und<br />

Kupfer<br />

• Phytotherapie (Pflanzenheilkun<strong>de</strong>): Teufelskralle, Wei<strong>de</strong>nrin<strong>de</strong>, Brennessel,<br />

Weihrauch etc.<br />

• Ernährungstherapie, gekoppelt mit Bewegungstherapie<br />

Manfred Meyer Seite 56 von 146


Arthrose <strong>de</strong>s Ellenbogengelenks<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Arthrose <strong>de</strong>s Ellenbogengelenks, auch Cubitalarthrose genannt, ist eher selten,<br />

da das Ellenbogengelenk kein Gewicht tragen muss. Meistens ist eine Arthrose <strong>de</strong>s<br />

Ellenbogengelenks die Spätfolge einer schlecht verheilten Fraktur. Auch chronische<br />

Überlastungen (beispielsweise durch Leistungssport in Wurfsportarten) und<br />

entzündliche Prozesse können über die Jahre zu einer Arthrose <strong>de</strong>s<br />

Ellenbogengelenks führen. Häufig ist die Ursache <strong>de</strong>r Cubitalarthrose jedoch nicht<br />

bekannt. Die Erkrankung führt zu einer Verringerung und Zerstörung <strong>de</strong>s im Gelenk<br />

gelegenen Knorpels. Bei fortgeschrittener Erkrankung reagiert das Gelenk mit <strong>de</strong>r<br />

Bildung von Osteophyten – dies sind Knochenanbauten, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Körper<br />

versucht, die Gelenkfläche zu vergrößern.<br />

Betroffen ist meist <strong>de</strong>r Ellenbogen <strong>de</strong>r dominanten Seite, d.h. bei Rechtshän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

rechte Ellenbogen, bei Linkshän<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r linke Ellenbogen. Ähnlich wie bei an<strong>de</strong>ren<br />

Gelenken kommt es bei einer Arthrose <strong>de</strong>s Ellenbogengelenks zu Schmerzen und<br />

einer zunehmen<strong>de</strong>n Einschränkung <strong>de</strong>r Beweglichkeit. Diese kann beson<strong>de</strong>rs stark<br />

ausgeprägt sein, wenn Osteophyten vorhan<strong>de</strong>n sind. Oft sind bei Bewegungen die<br />

für Arthrose typischen, knirschen<strong>de</strong>n Geräusche zu hören. Bei fortgeschrittener<br />

Erkrankung sind die Patienten insbeson<strong>de</strong>re durch die abnehmen<strong>de</strong> Beugefähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Ellenbogens eingeschränkt, da etwa zum Essen o<strong>de</strong>r zur Körperpflege die Hand<br />

erst bei vollständiger Beugung <strong>de</strong>s Ellenbogens zum Körper geführt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Therapie <strong>de</strong>r Ellenbogengelenksarthrose<br />

• konservative (nicht operative) Therapie:<br />

Ist die Cubitalarthrose noch nicht weit fortgeschritten, so können verschie<strong>de</strong>ne<br />

Maßnahmen getroffen wer<strong>de</strong>n, um die Entwicklung <strong>de</strong>r Arthrose einzudämmen und<br />

die Funktion <strong>de</strong>s Ellenbogens zu erhalten. Hier ist an erster Stelle die<br />

Physiotherapie/manuelle Therapie zur Verbesserung <strong>de</strong>r Beweglichkeit <strong>de</strong>s<br />

Ellenbogens und zur Muskelkräftigung zu nennen. Dabei wer<strong>de</strong>n die schmerzhaften<br />

Bereiche mobilisiert, entspannt und teilweise gekräftigt. Die Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Beweglichkeit ist außeror<strong>de</strong>ntlich wichtig, da Knorpelgewebe nicht von Blutgefäßen<br />

durchzogen ist und <strong>de</strong>r Knorpel nur durch Bewegung ausreichend mit Nährstoffen<br />

versorgt wird. Daneben können Schmerzmittel sowie entzündungshemmen<strong>de</strong><br />

Medikamente zur Bekämpfung <strong>de</strong>r bei Arthrose oftmals zusätzlich vorhan<strong>de</strong>nen<br />

entzündlichen Prozesse gegeben wer<strong>de</strong>n. Auch Injektionen in o<strong>de</strong>r an das Gelenk<br />

zur Eindämmung einer eventuellen Entzündung sowie zur Gelenkschmierung sind<br />

möglich.<br />

Wichtig ist eine regelmäßige, aber schonen<strong>de</strong> Bewegung mit möglichst geringer<br />

Beanspruchung, beispielsweise durch Nordic Walking, Wan<strong>de</strong>rn mit Wan<strong>de</strong>rstöcken<br />

o<strong>de</strong>r Schwimmen. Um weitere arthrotische Verän<strong>de</strong>rungen auch in an<strong>de</strong>ren<br />

Gelenken zu vermei<strong>de</strong>n, sollte ein eventuell bestehen<strong>de</strong>s Übergewicht langfristig<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n. Auch bei Normalgewicht ist eine Ernährungsumstellung sinnvoll,<br />

welche die Entsäuerung <strong>de</strong>s Körpers zum Ziel hat. Um die Beweglichkeit zu erhalten<br />

und Schmerzen zu verringern, wen<strong>de</strong> ich verschie<strong>de</strong>ne Verfahren <strong>de</strong>r manuellen<br />

Medizin und <strong>de</strong>r physikalischen Therapie an – als Beispiele sind hier Mobilisationen,<br />

Umstellung <strong>de</strong>r Haltung <strong>de</strong>s Patienten, Bewegungstherapie und Massagen zu<br />

nennen.<br />

Manfred Meyer Seite 57 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bewährt hat sich zusätzlich die medikamentöse Gabe von Enzympräparaten und<br />

pflanzlichen Mitteln wie beispielsweise Teufelskralle, Arnikablüten und<br />

Cayennepfefferfrüchte. Wer<strong>de</strong>n täglich Vitamin C, Vitamin D, Vitamin E, Calcium und<br />

ein Vitamin-B-Komplex eingenommen, beeinflusst dies sowohl eventuell vorhan<strong>de</strong>ne<br />

entzündliche Prozesse als auch <strong>de</strong>n häufig beobachteten Knochenabbau günstig.<br />

Bestehen<strong>de</strong> Schmerzen sprechen in <strong>de</strong>r Regel sehr gut auf Akupunktur, Schröpfen<br />

und/o<strong>de</strong>r Neuraltherapie an. Darüber hinaus bietet die Fußreflexzonentherapie eine<br />

hervorragen<strong>de</strong> Möglichkeit, <strong>de</strong>n betroffenen Ellenbogen über <strong>de</strong>ssen Reflexzone am<br />

Fuß zu behan<strong>de</strong>ln.<br />

Wenn die konservativen Therapien nicht mehr ausreichen, kann eine Operation in<br />

Betracht gezogen wer<strong>de</strong>n. Hierbei kommen je nach Schweregrad <strong>de</strong>r Arthrose<br />

folgen<strong>de</strong> Operationstechniken in Betracht:<br />

• Arthroskopie: bei <strong>de</strong>r Spiegelung <strong>de</strong>s Ellenbogengelenks wer<strong>de</strong>n Osteophyten<br />

sowie eventuell vorhan<strong>de</strong>ne freie Gelenkkörper entfernt, <strong>de</strong>r Knorpel wird<br />

geglättet.<br />

• Radiusköpfchenresektion o<strong>de</strong>r –ersatz: da bei einer Arthrose meistens das<br />

Gelenk zwischen Oberarm (Humerus) und Speiche (Radius) betroffen ist, wird<br />

das Radiusköpfchen entfernt o<strong>de</strong>r ersetzt.<br />

• Endoprothese: ein künstliches Ellenbogengelenk wird eingesetzt<br />

• Arthro<strong>de</strong>se: das Ellenbogengelenk wird in Beugestellung versteift.<br />

11.) Hand / Karpaltunnelsyndrom,<br />

Sehenschei<strong>de</strong>nentzündung<br />

• 1, Musculus abduktor pollicis brevis<br />

• 2, M. opponens pollicis brevis<br />

• 3, M. flexor pollicis brevis<br />

• 4, M. adduktor pollicis – Zuzieher <strong>de</strong>s<br />

Daumens<br />

• 5, M. abductor digiti minimi<br />

• 6, Musculus flexor digiti minimi<br />

• 7, M. opponens digiti minimi<br />

• 9, Musculi lumbricales<br />

• 11, M. interossei dorsales –<br />

streckseitige<br />

Zwischenknochenmuskeln<br />

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Bewegungstherapeut<br />

1, Musculus abduktor pollicis brevis – kurzer Abzieher <strong>de</strong>s Daumens<br />

• Funktion: führt <strong>de</strong>n Daumen nach speichenwärts (Abduktion);<br />

Grundgelenksbeugung und Endgelenksstreckung über die streckseitige<br />

Aponeurose <strong>de</strong>s Daumens<br />

• Ursprung: Retinaculum flexorum (= Karpalband, queres Handgelenksband)<br />

• Ansatz: radiales Sesambein und Daumengrundgelenkskapsel; speichenseitige<br />

Basis <strong>de</strong>s Daumengrundglie<strong>de</strong>s; Dorsalaponeurose<br />

• Innervation: N. medianus<br />

Handmuskeln <strong>de</strong>r Beugeseite<br />

• 1, Musculus abduktor pollicis brevis<br />

• 2, M. opponens pollicis brevis<br />

• 3, M. flexor pollicis brevis<br />

• 4, M. adduktor pollicis – Zuzieher <strong>de</strong>s<br />

Daumens<br />

• 5, M. abductor digiti minimi<br />

• 6, Musculus flexor digiti minimi<br />

• 8, M. palmaris brevis<br />

• 9, Musculi lumbricales<br />

• 11, M. interossei dorsales<br />

• a, Sehne <strong>de</strong>s M. abductor pollicis longus<br />

• b, Sehne <strong>de</strong>s M. palmaris longus<br />

• c, Sehne <strong>de</strong>s M. flexor carpi ulnaris<br />

• d, Sehne <strong>de</strong>s M. flexor carpi radialis<br />

• d, Queres Handgelenksband (Ligamentum carpi transversum)<br />

• g, Sehne <strong>de</strong>s Lange Daumenbeugesehne (M. flexor pollicis longus)<br />

2, M. opponens pollicis brevis – kurzer Gegensteller <strong>de</strong>s Daumens<br />

• Funktion: führt <strong>de</strong>n Daumen zur Kleinfingerspitze = Opponieren<br />

• Ursprung: Retinaculum flexorum (= Karpalband, queres Handgelenksband);<br />

Tuberculum <strong>de</strong>s großen Vieleckbeins (Os Trapezium)<br />

• Ansatz: speichenseitige Basis <strong>de</strong>s 1. Mittelhandknochens<br />

• Innervation: N. medianus<br />

3, M. flexor pollicis brevis – kurzer Beuger <strong>de</strong>s Daumens<br />

• Funktion: Opposition (Bewegung <strong>de</strong>s Daumens in Richtung Kleinfingerbeere)<br />

im 1. Karpometakarpalgelenk; assistiert bei <strong>de</strong>r Streckung im Endgelenk<br />

• Ursprung:<br />

Manfred Meyer Seite 59 von 146


Bewegungstherapeut<br />

o Caput superficiale – oberflächlicher Kopf: Retinaculum flexorum<br />

o Caput profundum – tiefer Kopf: Basis <strong>de</strong>s 1. Mittelhandknochens;<br />

Vieleckbeine; Kopfbein<br />

• Ansatz: speichenseitiges Sesambein, Dorsalaponeurose,<br />

Daumengrundgelenkskapsel, Grundgliedbasis<br />

• Innervation: N. medianus, tiefer Ast <strong>de</strong>s Ellennervs<br />

4, M. adduktor pollicis – Zuzieher <strong>de</strong>s Daumens<br />

• Funktion: Adduktion (führt <strong>de</strong>n Daumen an <strong>de</strong>n Zeigefinger heran); Opposition<br />

(Bewegung <strong>de</strong>s Daumens in Richtung Kleinfingerbeere); Hilfsmuskel bei <strong>de</strong>r<br />

Beugung und Streckung<br />

• Ursprung:<br />

o 4a, Caput obliquum – schräger Kopf: Basis <strong>de</strong>s 2. Mittelhandknochens;<br />

Kopfbein<br />

o 4b, Caput transversum – transversaler Kopf: 3. Mittelhandknochen<br />

• Ansatz: ellenseitiges Sesambein, Grundgliedbasis, Dorsalaponeurose<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast (Daher ist beim Sulcus ulnaris Syndrom und<br />

Loge <strong>de</strong> Guyon Syndrom in fortgeschrittenen Stadien meist eine<br />

Verschmächtigung dieses Muskels mit Mul<strong>de</strong>nbildung sichtbar.)<br />

Bild: Tiefe Schicht <strong>de</strong>r Daumenballenmuskulatur (Beugeseite).<br />

• 2, M. opponens pollicis brevis<br />

• 4, M. adduktor pollicis – Zuzieher <strong>de</strong>s Daumens<br />

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• 7, M. opponens digiti minimi<br />

Bewegungstherapeut<br />

• a, Sehne <strong>de</strong>s M. abductor pollicis longus<br />

• b, Sehne <strong>de</strong>s M. palmaris longus<br />

• c, Sehne <strong>de</strong>s M. flexor carpi ulnaris<br />

• d, Queres Handgelenksband (Ligamentum carpi transversum)<br />

• e, 2. Mittelhandknochen<br />

• f, Basis <strong>de</strong>s Daumengrundglie<strong>de</strong>s<br />

Handmuskeln <strong>de</strong>s Kleinefingerballens<br />

Die Handmuskeln <strong>de</strong>s Kleinfingerballens (Hypothenar) wer<strong>de</strong>n vom Ellennerv<br />

versorgt. Daher ist bei einer fortgeschrittenen Schädigung <strong>de</strong>s Ellennervs, wie z.B.<br />

beim Sulcus ulnaris Syndrom o<strong>de</strong>r Loge <strong>de</strong> Guyon Syndrom eine Verschmächtigung<br />

dieser Handmuskeln festzustellen.<br />

5, M. abductor digiti minimi – Kleinfinger-Abzieher<br />

• Funktion: Abduktion (bewegt <strong>de</strong>n kleinen Finger nach ellenwärts);<br />

Grundgelenksbeugung; ist an <strong>de</strong>r Streckung von End- und Mittelglied beteiligt<br />

• Ursprung: Erbsenbein, Retinaculum flexorum<br />

• Ansatz: ellenseitige Grundglied-Basis; Dorsalaponeurose<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast<br />

6, Musculus flexor digiti minimi - kurzer Kleinfingerbeuger<br />

• Funktion: Beugung im Grundgelenk und Streckung im End- und Mittelgelenk<br />

• Ursprung: Hämmerchen <strong>de</strong>s Hammerbeins (Hamulus ossis hamati),<br />

Retinaculum flexorum<br />

• Ansatz: beugeseitige Fläche <strong>de</strong>r Grundglied-Basis; Dorsalaponeurose<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast<br />

7, M. opponens digiti minimi – Gegensteller <strong>de</strong>s kleinen Fingers<br />

• Funktion: bewegt <strong>de</strong>n 5. Mittelhandknochen in Richtung Daumen (opponieren)<br />

• Ursprung: Hämmerchen <strong>de</strong>s Hammerbeins (Hamulus ossis hamati),<br />

Retinaculum flexorum<br />

• Ansatz: ellenseitiger Rand <strong>de</strong>s 5. Mittelhandknochens<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast<br />

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8, M. palmaris brevis<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Funktion: keine typische Muskelfunktion; schützt das ellenseitige<br />

Gefäßnervenbün<strong>de</strong>l<br />

• Ursprung: Palmaraponeurose<br />

• Ansatz: Haut <strong>de</strong>s Kleinfingerballens<br />

• Innervation: oberflächlicher Ast <strong>de</strong>s Ellennervs<br />

Handtellermuskulatur<br />

Die Handmuskeln <strong>de</strong>s Handtellers wer<strong>de</strong>n auch Muskeln <strong>de</strong>r mittleren Kammer<br />

genannt. Die Beson<strong>de</strong>rheit <strong>de</strong>r Mm. lumbricalis ist <strong>de</strong>ren Ursprung. Dieser ist kein<br />

Knochen, son<strong>de</strong>rn die tiefe Beugesehne <strong>de</strong>r Langfinger.<br />

9, Musculi lumbricales<br />

• Funktion: Beugung im Grundgelenk und Streckung in End- und Mittelglied<br />

• Ursprung: Sie entspringen <strong>de</strong>n Sehnen <strong>de</strong>s gemeinsamen tiefen<br />

Fingerbeugers (M. flexor digitorum profundus)<br />

• Ansatz: Dorsalaponeurosen <strong>de</strong>r Langfinger<br />

• Innervation: Innervation: N. medianus; Ellennerv<br />

Manfred Meyer Seite 62 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bil<strong>de</strong>r: Kleine Handmuskeln zwischen <strong>de</strong>n Mittelhandknochen. 1. Bild Streckseite 2.<br />

Bild Beugeseite<br />

• 10a, M. interosseus palmaris I<br />

• 10b, Sehne <strong>de</strong>s -"-<br />

• 11a, radialer Bauch <strong>de</strong>s M. interosseus dorsalis I<br />

• 11b, ulnarer Bauch<br />

• 11c, Sehne <strong>de</strong>s M. interosseus dorsalis I<br />

• h, 1. Mittelhandknochen (Os metacarpale I)<br />

• i, Strecksehne <strong>de</strong>s Mittelfingers<br />

10, Musculi interossei palmares – beugeseitige Zwischenknochenmuskeln<br />

• Funktion: Beugung <strong>de</strong>s Zeige-, Ring- und Kleinfingers (Finger 2,4,5) im<br />

Grundgelenk; Streckung in <strong>de</strong>n Mittel- und Endgelenken; schließen die<br />

gespreizten Finger<br />

• Ursprung: Mittelhandknochen II, IV, V<br />

• Ansatz: Dorsalaponeurosen <strong>de</strong>r Finger 2,4,5<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast<br />

11, M. interossei dorsales – streckseitige Zwischenknochenmuskeln<br />

• Funktion: Beugung in <strong>de</strong>n Finger-Grundgelenken 2-4; Streckung in <strong>de</strong>n Mittel-<br />

und Endgelenken<br />

• Ursprung: Mittelhandknochen 2-5<br />

• Ansatz: Dorsalaponeurosen <strong>de</strong>r Finger 2,3,4<br />

• Innervation: tiefer Ellennerv-Ast<br />

Karpaltunnelsyndrom<br />

Das Karpaltunnelsyndrom, auch kurz KTS o<strong>de</strong>r CTS genannt, ist das häufigste<br />

Nervenkompressionssyndrom. Meist ist die Ursache nicht zu klären. Die<br />

Beschwer<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n durch eine Enge im Karpaltunnel hervorgerufen. Diese führt zu<br />

einer Druckschädigung <strong>de</strong>s Nerven, welche kurzfristig o<strong>de</strong>r chronisch sein kann. Eine<br />

häufige Ursache ist eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung. Durch die Schwellung <strong>de</strong>r<br />

Beugesehnenschei<strong>de</strong>n entsteht ein Druckanstieg im Karpaltunnel und somit das<br />

Karpaltunnelsyndrom.<br />

Das Karpaltunnelsyndrom kann verschie<strong>de</strong>ne Ursachen haben<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Die möglichen Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom sind vielfältig und <strong>de</strong>nnoch<br />

ist es oft idiopathisch (d.h. <strong>de</strong>r Arzt hat keine Ahnung woher es kommt). Folgen<strong>de</strong><br />

Ursachen sind bekannt:<br />

• Anatomie - Bei einigen Menschen ist <strong>de</strong>r Karpaltunnel enger als bei an<strong>de</strong>ren.<br />

• Verletzungen - Manchmal können bereits stärkere Zerrungen im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Handgelenkes und <strong>de</strong>r Hand ein Karpaltunnelsyndrom verursachen.<br />

• Handgelenksnahe Brüche<br />

• Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> mechanische Belastungen <strong>de</strong>s Handgelenkes (Arbeit o<strong>de</strong>r<br />

Sport)<br />

• Entzündungen (meist Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündungen)<br />

• Degenerative Verän<strong>de</strong>rungen (altersbedingte Verschleißerscheinungen)<br />

• Geschwülste (Lipom, Ganglion,...) sind Ursachen, die das<br />

Karpaltunnelsyndrom zur Folge haben können.<br />

• Rheumatische Erkrankungen - Rheumatiker bil<strong>de</strong>n oft ausgeprägte<br />

Verän<strong>de</strong>rungen am Handgelenk und neigen zu<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündungen.<br />

• Schwangerschaft - Hier entsteht das Karpaltunnelsyndrom durch<br />

Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen.<br />

• Diabetiker, Dialysepatienten und Menschen mit Übergewicht sind häufiger<br />

vom Carpaltunnelsyndrom betroffen.<br />

Beschwer<strong>de</strong>n / Symptome beim Karpaltunnelsyndrom<br />

Bei <strong>de</strong>n Betroffenen kündigt sich das Karpaltunnelsyndrom häufig durch Kribbeln<br />

o<strong>de</strong>r Taubheit am Daumen, Zeige- und Mittelfinger bei Belastung und in <strong>de</strong>r<br />

Nacht an. Patienten beschreiben dieses oft als: Kribbeln und Einschlafen <strong>de</strong>r Hand,<br />

Hän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Finger, als einschlafen<strong>de</strong> Hän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einschlafen<strong>de</strong> Finger. Die<br />

Beschwer<strong>de</strong>n treten gern bei bestimmten Positionen <strong>de</strong>s Handgelenkes auf. So<br />

geben die Patienten an, beim Telefonieren, Rad-, o<strong>de</strong>r Motorradfahren, beim Föhnen<br />

<strong>de</strong>r Haare und ähnlichen Bewegungen eine Beschwer<strong>de</strong>zunahme zu verspüren. Die<br />

Symptome beim Karpaltunnelsyndrom sind aber auch jenseits von<br />

Belastungssituationen vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Die Beschwer<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Medizin als Brachialgia parästhetica nocturna<br />

bezeichnet:<br />

• Brachialgia = Armschmerz<br />

• Parästhetica = Hautgefühlsvermin<strong>de</strong>rung<br />

• Nocturna = nächtlich<br />

Wie lassen sich die teils heftigen nächtlichen Schmerzen erklären?<br />

Die zum <strong>Teil</strong> heftigen nächtlichen Schmerzen beim Karpaltunnelsyndrom lassen sich<br />

durch eine vermehrte Schwellung im Karpaltunnel in liegen<strong>de</strong>r Position und daraus<br />

folgen<strong>de</strong>m erhöhten Druck erklären. Auch schlafen viele Menschen mit gebeugtem<br />

Handgelenk und verengen dadurch <strong>de</strong>n Karpalkanal.<br />

Manfred Meyer Seite 64 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Eine kurzfristige Druckentlastung kann oft schon durch Ausschütteln <strong>de</strong>r Hand<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n. Dieses ist recht typisch für das Karpaltunnelsyndrom. Bei einer<br />

Druckentlastung durch eine Operation sind diese Schmerzen schnell reduziert. In<br />

vielen Fällen können sie bereits in <strong>de</strong>r ersten Nacht nach <strong>de</strong>m Eingriff fast vollständig<br />

verschwun<strong>de</strong>n sein.<br />

Von <strong>de</strong>n quälen<strong>de</strong>n Schmerzen ist nicht immer nur <strong>de</strong>r Arm o<strong>de</strong>r die Hand betroffen.<br />

Das Karpaltunnelsyndrom verursacht gelegentlich Schmerzen, die bis in die Schulter<br />

o<strong>de</strong>r sogar bis in <strong>de</strong>n Nacken ausstrahlen. Bei Schulter Nackenschmerzen ist immer<br />

auch an ein HWS (Halswirbelsäule)- BWS (Brustwirbelsäule)- Schmerzsyndrom mit<br />

Verschleißerscheinungen an <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong> o<strong>de</strong>r an einen Bandscheibenvorfall zu<br />

<strong>de</strong>nken. Gelegentlich treten die Erkrankungen mit <strong>de</strong>m Karpaltunnelsyndrom<br />

zusammen auf.<br />

Wie kann das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert wer<strong>de</strong>n?<br />

• Hoffmann-Tinel Test (siehe Bild): Über <strong>de</strong>m Karpaltunnel wird mit einem<br />

Fingerschlag o<strong>de</strong>r einem Reflexhammer geklopft. -> Beim<br />

Karpaltunnelsyndrom empfin<strong>de</strong>n Patienten oft ein starkes Elektrisieren,<br />

welches bis in die Finger zieht. Dies wird dann positives Hoffmann-Tinel<br />

Zeichen genannt.<br />

Manfred Meyer Seite 65 von 146


Bewegungstherapeut<br />

• Phalen Test (siehe Bild): Das Handgelenk wird möglichst stark gebeugt und in<br />

dieser Position gehalten. -> Beim Karpaltunnelsyndrom empfin<strong>de</strong>n die<br />

Patienten (innerhalb einer Minute) oft ein starkes Kribbeln in <strong>de</strong>n typischen<br />

Fingern (positives Phalen Zeichen).<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung (Tendovaginitis)<br />

Bei Überlastung durch wie<strong>de</strong>rholte Bewegungsabläufe kann sich das Gewebe<br />

entzün<strong>de</strong>n, das die Sehne umhüllt: Es entsteht eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung<br />

(Tendovaginitis). Viele Menschen, die am Computer arbeiten, kennen die<br />

Entzündung zum Beispiel als Mausarm. Aber auch Sportler, Verkäufer o<strong>de</strong>r<br />

Lagerarbeiter sind oft betroffen.<br />

Langes Arbeiten am Computer begünstigt eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung.<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>n umhüllen und schützen die Sehnen überall dort, wo sie direkt auf<br />

<strong>de</strong>m Knochen o<strong>de</strong>r um einen Knochenvorsprung verlaufen, vor übermäßiger<br />

Reibung. Durch die Gelenkschmiere (Synovia) in ihrem Inneren verbessern die<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m die Gleitfähigkeit <strong>de</strong>r Sehnen. Eine übermäßig starke<br />

Beanspruchung bestimmter Sehnen führt dazu, dass sich die Sehnenschei<strong>de</strong><br />

entzün<strong>de</strong>t. Am häufigsten geschieht dies am Handgelenk. Eine<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung kann jedoch auch an je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Sehne auftreten,<br />

die in einer Sehnenschei<strong>de</strong> verläuft.<br />

Die Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung ist mittlerweile als Berufskrankheit anerkannt. Zu<br />

<strong>de</strong>n häufig von Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündungen betroffenen Berufsgruppen zählen<br />

unter an<strong>de</strong>rem:<br />

• Menschen, die überwiegend am Computer arbeiten (v.a. Schreibkräfte)<br />

• Musiker (Pianisten, Gitarristen usw.)<br />

• Masseure und Physiotherapeuten<br />

Manfred Meyer Seite 66 von 146


Anatomie <strong>de</strong>r Sehnenschei<strong>de</strong><br />

Bewegungstherapeut<br />

Um zu verstehen, wie eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung (Tendovaginitis) entstehen<br />

kann, sind Kenntnisse in <strong>de</strong>r Anatomie <strong>de</strong>r Sehnenschei<strong>de</strong> hilfreich: Sehnen<br />

bestehen aus Bin<strong>de</strong>gewebe und verbin<strong>de</strong>n die Muskeln mit <strong>de</strong>n Knochen. An<br />

beson<strong>de</strong>rs stark belasteten Stellen verlaufen die Sehnen in sogenannten<br />

Sehnenschei<strong>de</strong>n. Stark belastete Stellen sind Gelenke, wie das Handgelenk, über<br />

das die Sehnen mit hoher Spannung verlaufen.<br />

Eine Sehnenschei<strong>de</strong> ist ein doppelwandiger Schlauch: Die äußere Wand besteht<br />

aus einer Bin<strong>de</strong>gewebsschicht, die innere Wand aus <strong>de</strong>r sogenannten inneren<br />

Synovialhaut. Dazwischen befin<strong>de</strong>t sich eine fa<strong>de</strong>nziehen<strong>de</strong> Flüssigkeit – die<br />

Gelenkschmiere (Synovia).<br />

Die Sehne gleitet in <strong>de</strong>r Schmierflüssigkeit durch die Sehnenschei<strong>de</strong> und ist so vor<br />

erhöhter Reibung geschützt. Reibt die betroffene Sehne oft übermäßig stark über<br />

<strong>de</strong>n Knochen (z.B. durch anhalten<strong>de</strong> monotone Bewegungen o<strong>de</strong>r eine dauerhaft<br />

falsche Haltung), nutzt sich die Sehnenschei<strong>de</strong> auf Dauer ab: Ihre Wän<strong>de</strong> rauen auf<br />

und kleine Verletzungen können zu einer Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung führen.<br />

Für eine Sehnenschei<strong>de</strong>nentzündung sind folgen<strong>de</strong> Symptome typisch:<br />

• starke ziehen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r stechen<strong>de</strong> Schmerzen,<br />

• ein Knirschen im betroffenen Gelenk, das auftritt, wenn man das Gelenk<br />

bewegt, und<br />

• eine Schwellung <strong>de</strong>r betroffenen Stelle, die auch gerötet und erwärmt sein<br />

kann.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

12.) Knöcherner Aufbau unterer Extremität, Muskel Bein<br />

� Für <strong>Fragen</strong> 12-14<br />

1 Definition<br />

Als Bein wird die freie untere Extremität bezeichnet, die in Schenkel aufgeteilt wird.<br />

Zur unteren Extremität gehört außer<strong>de</strong>m noch <strong>de</strong>r Beckengürtel (Cingulum membri<br />

inferioris).<br />

2 Glie<strong>de</strong>rung<br />

Das Bein glie<strong>de</strong>rt sich in drei Hauptabschnitte:<br />

• Oberschenkel (Stylopodium)<br />

• Unterschenkel (Crus, Zeugopodium)<br />

• Fuß (Pes, Autopodium), mit<br />

o Fußwurzel (Tarsus, Basipodium),<br />

o Mittelfuß (Metatarsus, Metapodium)<br />

o Zehen (Digiti pedis, Acropodium)<br />

3 Anatomie<br />

Am Aufbau <strong>de</strong>s Beins sind folgen<strong>de</strong> Knochen beteiligt:<br />

• Oberschenkelknochen (Femur)<br />

• Schienbein (Tibia)<br />

• Wa<strong>de</strong>nbein (Fibula)<br />

• Fußwurzelknochen (Ossa tarsalia)<br />

• Mittelfußknochen (Ossa metatarsalia)<br />

• Zehenknochen (Phalanges)<br />

Um das knöcherne Gerüst herum befin<strong>de</strong>n sich eine Reihe von Muskeln, Sehnen,<br />

Bän<strong>de</strong>rn, Nerven und Blutgefäßen, die zur Ernährung und Bewegung <strong>de</strong>s Beins<br />

beitragen.<br />

4 Funktion<br />

Das Bein <strong>de</strong>s Menschen dient neben <strong>de</strong>r stabilen Stützung von Rumpf und Kopf vor<br />

allem <strong>de</strong>r Fortbewegung durch das Laufen.<br />

Manfred Meyer Seite 68 von 146


Oberschenkel<br />

1 Definition<br />

Bewegungstherapeut<br />

Als Oberschenkel wird <strong>de</strong>r proximale Abschnitt <strong>de</strong>r unteren Extremität bezeichnet,<br />

<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Unterschenkel (Crus, Zeugopodium) über das Kniegelenk in Verbindung<br />

steht und die untere Extremität über das Hüftgelenk mit <strong>de</strong>m Becken und damit mit<br />

<strong>de</strong>m Rumpf verbin<strong>de</strong>t.<br />

3 Skelett<br />

Die knöcherne Grundlage <strong>de</strong>s Oberschenkels bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Oberschenkelknochen<br />

(Femur).<br />

4 Muskulatur<br />

Der Oberschenkelknochen dient einer ganzen Reihe von Muskeln als Ursprungs-<br />

bzw. Ansatzpunkt, zum Beispiel <strong>de</strong>n äußeren Hüftmuskeln und <strong>de</strong>r<br />

Unterschenkelmuskulatur. Die eigentliche fleischige Masse <strong>de</strong>s Oberschenkels<br />

bil<strong>de</strong>n jedoch die Oberschenkelmuskeln, die in drei Gruppen eingeteilt wer<strong>de</strong>n<br />

können:<br />

4.1 Oberschenkelextensoren<br />

• Musculus quadriceps femoris<br />

• Musculus sartorius<br />

4.2 Oberschenkelflexoren<br />

• Musculus biceps femoris<br />

• Musculus semitendinosus<br />

• Musculus semimembranosus<br />

4.3 Oberschenkeladduktoren<br />

• Musculus pectineus<br />

• Musculus adductor longus<br />

• Musculus adductor brevis<br />

• Musculus adductor magnus<br />

• Musculus gracilis<br />

Unterschenkel<br />

1 Definition<br />

Als Unterschenkel bezeichnet man <strong>de</strong>n im Kniegelenk beginnen<strong>de</strong>n, nach distal<br />

verlaufen<strong>de</strong>n Abschnitt <strong>de</strong>r unteren Extremität; er geht im oberen Sprunggelenk in<br />

<strong>de</strong>n Fuß über.<br />

Manfred Meyer Seite 69 von 146


2 Skelett<br />

Bewegungstherapeut<br />

Das Skelett <strong>de</strong>s Unterschenkels besteht aus Tibia und Fibula, die durch Bän<strong>de</strong>r<br />

verbun<strong>de</strong>n sind, vor allem durch Ligamenta tibiofibularia und die Membrana<br />

interossea cruris.<br />

3 Muskulatur<br />

Die Unterschenkelmuskulatur setzt sich aus <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Ventralseite befindlichen<br />

Extensoren sowie aus <strong>de</strong>n Flexoren an <strong>de</strong>r Dorsalseite zusammen; daneben<br />

befin<strong>de</strong>n sich am lateralen Unterschenkel die drei Muskeln <strong>de</strong>r Peroneus-Gruppe.<br />

Viele dieser Muskeln bewegen nicht nur <strong>de</strong>n Unterschenkel im Knie- und <strong>de</strong>n Fuß in<br />

<strong>de</strong>n Sprunggelenken, son<strong>de</strong>rn auch die Zehen.<br />

Die Innervation <strong>de</strong>r Unterschenkel-Muskulatur erfolgt vor allem über die aus <strong>de</strong>m<br />

Plexus lumbosacralis stammen<strong>de</strong>n Fasern <strong>de</strong>r Nervi tibialis und fibularis communis.<br />

Fuß<br />

2.2 Fußgelenke<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Knochen <strong>de</strong>s Fußskeletts bestehen zahlreiche gelenkige<br />

Verbindungen. Dazu zählen:<br />

• Intertarsalgelenke (Articulationes intertarsales)<br />

o Unteres Sprunggelenk (Articulatio talotarsalis), bestehend aus <strong>de</strong>r<br />

Articulatio subtalaris und <strong>de</strong>r Articulatio talocalcaneonavicularis<br />

o Chopart-Gelenk (Articulatio tarsi transversa), bestehend aus<br />

� Kalkaneokuboidgelenk (Articulatio calcaneocuboi<strong>de</strong>a) und<br />

� Talonavikulargelenk (Articulatio talonavicularis)<br />

o Kuneonavikulargelenk (Articulatio cuneonavicularis)<br />

o Keilbein-Würfelbein-Gelenk (Articulatio cuneocuboi<strong>de</strong>a)<br />

• Tarsometatarsalgelenke (Articulationes tarsometatarsales), in ihrer<br />

Gesamtheit auch Lisfranc-Gelenk genannt<br />

• Metatarsophalangealgelenke (Articulationes metatarsophalangeales)<br />

• Interphalangealgelenke (Articulationes interphalangeales)<br />

Mit <strong>de</strong>m Unterschenkel ist <strong>de</strong>r Fuß über das obere Sprunggelenk (Articulatio<br />

talocruralis) verbun<strong>de</strong>n.<br />

2.3 Fußmuskeln<br />

Die über Gelenke miteinan<strong>de</strong>r in Verbindung stehen<strong>de</strong>n Knochen <strong>de</strong>s Fußes wer<strong>de</strong>n<br />

über die Muskulatur <strong>de</strong>s Unterschenkels, sowie über die kurzen Fußmuskeln bewegt.<br />

Bei <strong>de</strong>n kurzen Fußmuskeln unterschei<strong>de</strong>t man topografisch zwischen <strong>de</strong>r<br />

Muskulatur <strong>de</strong>s Fußrückens, <strong>de</strong>r Fußsohle, sowie <strong>de</strong>s Großzehen- und<br />

Kleinzehenballens.<br />

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2.3.1 Fußrücken<br />

• Musculus extensor hallucis brevis<br />

• Musculus extensor digitorum brevis<br />

2.3.2 Fußsohle<br />

• Musculus flexor digitorum brevis<br />

• Musculi interossei dorsales<br />

• Musculi interossei plantares<br />

• Musculi lumbricales<br />

• Musculus quadratus plantae<br />

2.3.3 Großzehenballen<br />

• Musculus abductor hallucis<br />

• Musculus adductor hallucis<br />

• Musculus flexor hallucis brevis<br />

2.3.4 Kleinzehenballen<br />

• Musculus abductor digiti minimi<br />

• Musculus flexor digiti minimi brevis<br />

• Musculus opponens digiti minimi<br />

2.4 Fußgewölbe<br />

Bewegungstherapeut<br />

Das Fußskelett wird durch die an ihm ansetzen<strong>de</strong>n Sehnen, Bän<strong>de</strong>r und Muskeln so<br />

verspannt, dass die Knochen nicht plan auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n aufliegen, son<strong>de</strong>rn eine<br />

Kuppel, das Fußgewölbe formen.<br />

Durch das Fußgewölbe wird das Körpergewicht nicht von <strong>de</strong>r gesamten Fußfläche<br />

getragen, son<strong>de</strong>rn hauptsächlich von <strong>de</strong>r Ferse (Tuber calcanei), <strong>de</strong>m<br />

Großzehenballen (Großzehengrundgelenk bzw. I. Metatarsalköpfchen) und <strong>de</strong>m<br />

Kleinzehenballen (Kleinzehengrundgelenk bzw. V. Metatarsalköpfchen).<br />

Manfred Meyer Seite 71 von 146


Bewegungstherapeut<br />

12.) Hüftgelenk, Coxarthrose<br />

Aufbau <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Es stellt die<br />

Verbindung zwischen Beinen und Rumpf her.<br />

Der kugelförmige Hüftkopf, <strong>de</strong>r am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Oberschenkelhalses sitzt, liegt in <strong>de</strong>r<br />

Hüftpfanne <strong>de</strong>s Beckens. Bei<strong>de</strong> Gelenkkörper<br />

sind mit einer dicken Knorpelschicht<br />

ausgeklei<strong>de</strong>t, wodurch die Reibungsintensität<br />

verringert wird. Zwischen <strong>de</strong>m Knorpel <strong>de</strong>s<br />

Oberschenkelkopfes und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Hüftpfanne,<br />

befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r Gelenkspalt. Um das Gelenk<br />

optimal bewegen zu können, gibt die<br />

Gelenkschleimhaut konstant Gelenkschmiere in <strong>de</strong>n Gelenkspalt ab. Das gesamte<br />

Gelenk wird von <strong>de</strong>r Gelenkkapsel umgeben und stabilisiert.<br />

Das Hüftgelenk ist das größte Gelenk unseres Körpers und muss enormen<br />

Belastungen standhalten. Die Stabilität <strong>de</strong>s Gelenkes wird durch starke Bän<strong>de</strong>r<br />

garantiert, die aber trotz<strong>de</strong>m einen großen Bewegungsumfang, wie zum Beispiel<br />

einen Spagat, zulassen. Die Hüftpfanne umschließt <strong>de</strong>n Hüftkopf nicht vollständig.<br />

Hieraus ergeben sich drei Bewegungsebenen, welche sechs verschie<strong>de</strong>ne<br />

Bewegungsformen ermöglichen: die Beugung (Flexion) und Streckung (Extension),<br />

das Abspreizen (Abduktion) und Heranführen (Adduktion), sowie die Innen- und<br />

Außendrehung (Rotation).<br />

Funktionelle Anatomie <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

Die Articulatio coxae (genauer: coxofemoralis) stellt das zweitgrößte Gelenk <strong>de</strong>s<br />

menschlichen Körpers dar und hat im Laufe <strong>de</strong>r Evolution zum bipe<strong>de</strong>n Gang große<br />

anatomische Verän<strong>de</strong>rungen durchlaufen. Als Mittler zwischen Rumpf und unterer<br />

Extremität muss es dabei eine größtmögliche Bewegungsfreiheit mit maximaler<br />

Belastbarkeit verbin<strong>de</strong>n.<br />

Manfred Meyer Seite 72 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Funktionelle Anatomie <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

1 M. tensor fasciae latae<br />

2 M. gluteus medius<br />

3 M. gluteus minimus<br />

4 Fossa trochanterica<br />

5 Trochanter major<br />

6 M. gluteus maximus, Tendo<br />

7 Bursa trochanterica musculi glutei<br />

maximi<br />

8 Bursa trochanterica musculi glutei<br />

medii<br />

9 Tractus iliotibialis<br />

10 M. vastus lateralis<br />

11 Facies lunata<br />

12 Cavitas articularis<br />

13 Caput femoris<br />

14 Fossa acetabuli<br />

15 Lig. capitis femoris<br />

16 Fovea capitis femoris<br />

17 M. obturator internus<br />

18 Collum femoris<br />

19 Labrum acetabulare<br />

20 M. obturator externus<br />

21 M. iliopsoas, Tendo<br />

22 Trochanter minor<br />

Die Hüftgelenkpfanne (lat. Acetabulum=Essignäpfchen)<br />

Am Aufbau <strong>de</strong>r Gelenkpfanne sind drei Beckenknochen beteiligt: das Dach wird vom<br />

Darmbein (Os ilium) gebil<strong>de</strong>t, das Schambein (Os pubis) begrenzt ventral und das<br />

Sitzbein (Os ischii) dorsokaudal das Acetabulum. Sie vereinigen sich mittels einer<br />

hyalinen Knorpelschicht (Y-Fuge) zum Hüftbein (Os coxae), die im Laufe <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung ossifiziert. Stellt man sich die Pfanne als hohle Halbkugel vor, beträgt ihr<br />

Radius je nach Körpergröße etwa 2,7 cm.<br />

Manfred Meyer Seite 73 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Der faserknorpelige Rand <strong>de</strong>s Acetabulums, Labrum acetabuli, geht jedoch<br />

stellenweise über <strong>de</strong>n Äquator <strong>de</strong>r Halbkugel hinaus und umgreift regelrecht <strong>de</strong>n<br />

Femurkopf. Daher spricht man bei <strong>de</strong>r Hüfte auch von einem Nussgelenk. Zum<br />

Foramen obturatum ausstrahlend ist die Pfannenlippe hingegen unterbrochen<br />

(Incisura acetabuli), sodass sie eine halbmondförmige Gestalt annimmt. Dieser<br />

unterbrochene <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Pfanne wird von einem Querband, <strong>de</strong>m Ligamentum<br />

transversum acetabuli, überbrückt.<br />

Das Innere <strong>de</strong>r Gelenkpfanne ist nicht vollständig von hyalinem Knorpel überzogen,<br />

da sich die effektive physiologische Kontaktfläche mit <strong>de</strong>m artikulieren<strong>de</strong>n Femurkopf<br />

auf eine halbmondförmige Fläche, <strong>de</strong>r Facies lunata beschränkt. Daher ist die<br />

Knorpelfläche gera<strong>de</strong> mal 2 cm lang und 0,3 cm dick. Medial dieser Kontaktfläche<br />

liegt die zentrale Fossa acetabuli, eine von <strong>de</strong>r Facies lunata aufgeworfene<br />

Vertiefung, die mit <strong>de</strong>r Incisura acetabuli in einer Ebene liegt und in ihr ausläuft.<br />

Proximaler Femur<br />

• Schenkelhalskopf (Caput femoris)<br />

Der Schenkelhalskopf stellt eine relativ regelmäßig gekrümmte Zweidrittel-<br />

Kugel mit einem Radius von durchschnittlich 2,5 cm dar. Lediglich <strong>de</strong>r<br />

proximale Pol formt eine plane Fläche um die Fovea capitis, um die zu<br />

übertragen<strong>de</strong> Last von einem Punkt auf einen Ring zu verschieben. In <strong>de</strong>r<br />

Fovea capitis hingegen inseriert das Ligamentum capitis femoris, in welchem<br />

Blutgefäße zur Versorgung <strong>de</strong>s Femurkopfes insbeson<strong>de</strong>re während <strong>de</strong>r<br />

frühkindlichen Entwicklung verlaufen. Bei einem gesun<strong>de</strong>n Hüftgelenk stehen<br />

sich während <strong>de</strong>r Gelenkneutralstellung Fovea acetabuli und Fovea capitis<br />

gegenüber. Der Caput femoris ist durchgehend von hyalinem Knorpel<br />

überzogen, weist in seinen Hauptbelastungszonen jedoch eine beson<strong>de</strong>rs<br />

ausgeprägte Schicht von etwa 2,5 bis 3,5 mm auf. Zum Schenkelhals hin<br />

nimmt die Dicke sukzessiv ab.<br />

• Schenkelhals (Collum femoris) und CCD-Winkel<br />

Die Achse <strong>de</strong>s Schenkelhalses weicht von <strong>de</strong>r Hauptlastachse <strong>de</strong>s Femurs<br />

<strong>de</strong>utlich ab und stellt somit einen Schwachpunkt unseres Bewegungsapparats<br />

dar. Normalwerte für diesen sogenannten Centrum-Collum-Diaphysen-Winkel<br />

(CCD-Winkel) bei einer ausgewachsenen Person liegen bei etwa 128°. Bei<br />

Neugeborenen sind jedoch Werte um 150° durchaus physiologisch. Mit<br />

Beginn <strong>de</strong>r Belastung nimmt die Krümmung zu und <strong>de</strong>r CCD-Winkel ab. In<br />

hohem Alter hingegen können durchaus Werte um 120° erreicht wer<strong>de</strong>n, ohne<br />

dass sie pathologisch sind. Da das Hüftgelenk große Kräfte übertragen muss,<br />

ist für eine Beurteilung <strong>de</strong>r Achsenverhältnisse zum Beispiel auch die Lage<br />

<strong>de</strong>r Gelenkpfanne einzubeziehen. So haben Menschen mit steilen<br />

Gelenkpfannen physiologischerweise auch größere CCD-Winkel.<br />

Manfred Meyer Seite 74 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bei pathologisch großen Werten für <strong>de</strong>n Kollum-Diaphysen-Winkel liegt das<br />

klinische Bild <strong>de</strong>r Coxa valga vor (zum Beispiel bei Immobilität nach<br />

Muskellähmung), da die Körperlast keinen mechanischen Druck auf <strong>de</strong>n<br />

Schenkelhals ausübt. Bei einer proportional zu großen Belastung <strong>de</strong>s<br />

Schenkelhalses kommt es zu einer Coxa vara. Dies kann bei einer<br />

herabgesetzten Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit und damit einer gesteigerten<br />

Nachgiebigkeit <strong>de</strong>s Knochens (zum Beispiel bei Rachitis) <strong>de</strong>r Fall sein. Ein<br />

weiterer, in <strong>de</strong>r Klinik wichtiger Parameter ist <strong>de</strong>r Antetorsionswinkel (AT-<br />

Winkel). Die Achse <strong>de</strong>s Schenkelhalses ist beim Erwachsenen<br />

physiologischerweise gegenüber <strong>de</strong>r Frontalebene um etwa 12° nach ventral<br />

gerichtet. Auch dieser Winkel erfährt im Laufe <strong>de</strong>r Entwicklung eine<br />

Verän<strong>de</strong>rung. So ist für Kleinkin<strong>de</strong>r ein Wert von 30° durchaus normal. Die<br />

Last <strong>de</strong>s bipe<strong>de</strong>n Ganges geht <strong>de</strong>m Menschen beim Erlernen <strong>de</strong>s Laufen<br />

regelrecht in die Knochen.<br />

Stabilisierung <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

• Die Gelenkkapsel <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

Die Gelenkkapsel <strong>de</strong>s Hüftgelenks ist die kräftigste <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Körpers. Sie entspringt an <strong>de</strong>r Gelenkpfannenlippe und über<strong>de</strong>ckt<br />

trichterförmig fast vollständig <strong>de</strong>n Collum femoris, um ventral an <strong>de</strong>r Linea<br />

intertrochanterica zu inserieren. Lediglich die dorsale Seite <strong>de</strong>s<br />

Schenkelhalses ist nur etwa zur Hälfte von <strong>de</strong>r Kapsel mit einbezogen, um<br />

<strong>de</strong>n Bewegungsspielraum bei Flexion <strong>de</strong>r Hüfte so groß wie möglich zu halten.<br />

Die Epiphysenfuge liegt jedoch stets intrakapsulär. Durch die Beteiligung <strong>de</strong>r<br />

kräftigen Ligamenti iliofemorale, ischiofemorale und pubofemorale erhält die<br />

Gelenkkapsel eine beachtliche Zugkraft.<br />

• Der Bandapparat <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

Das Hüftgelenk ist mit <strong>de</strong>m kräftigsten Bandapparat <strong>de</strong>s menschlichen<br />

Körpers versehen, da es aufgrund <strong>de</strong>s umfangreichen Bewegungsspielraums<br />

auf eine knochenbetonte Arthrokinematik (wie etwa beim Knie) verzichtet.<br />

Die kapselverstärken<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong>r sind <strong>de</strong>rart schraubenförmig um <strong>de</strong>n Collum<br />

femorale gewickelt, dass sie im Stand und in Extension (Retroversion)<br />

gespannt sind, während sie sich bei Flexion (Anteversion) abwickeln. Von<br />

je<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r <strong>Teil</strong>knochen <strong>de</strong>s Os coxae win<strong>de</strong>t sich ein Band zum proximalen<br />

Femur: Das Ligamentum iliofemorale zieht mit seinen zwei <strong>Teil</strong>bän<strong>de</strong>rn von<br />

<strong>de</strong>r Spina iliaca anterior inferior fächerartig zur Linea intertrochanterica und<br />

stellt mit 300 kg Zugkraft <strong>de</strong>n stärksten Bandzug <strong>de</strong>s menschlichen Körpers<br />

dar. Für <strong>de</strong>n beidbeinigen Stand ist dieses Band unerlässlich. Das am Os<br />

ischii entspringen<strong>de</strong> Ligamentum ischiofemorale hingegen verstärkt die<br />

dorsale Kapselwand und vereinigt sich auf <strong>de</strong>r Linea intertrochanterica mit<br />

<strong>de</strong>m Ligamentum iliofemorale. Das Ligamentum pubofemorale hat seinen<br />

Ursprung am oberen Schambeinast und strahlt in die mediale<br />

Gelenkkapselwand.<br />

Manfred Meyer Seite 75 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Die Zona orbicularis wickelt sich in Höhe <strong>de</strong>s Schenkelhalses wie ein<br />

Gummiband um diese drei Bän<strong>de</strong>r und die Gelenkkapsel und verhin<strong>de</strong>rt somit<br />

ein Abgleiten <strong>de</strong>r Bän<strong>de</strong>r bei Entspannung.<br />

Auch wenn es nicht zur Statik <strong>de</strong>s Gelenks beiträgt, ist das Ligamentum<br />

capitis femoris an dieser Stelle zu erwähnen. Es zieht von <strong>de</strong>r Fovea capitis<br />

femoris zur Fovea acetabuli und beherbergt Blutgefäße zur Versorgung <strong>de</strong>s<br />

Femurkopfes. Es verliert jedoch nach <strong>de</strong>r Wachstumsphase seine zentrale<br />

Rolle.<br />

Muskelapparat <strong>de</strong>s Hüftgelenkes<br />

Funktion Beteiligte Muskeln<br />

Anteversion (Flexion) M. iliopsoas<br />

M. rectus femoris<br />

M. tensor fasciae latae<br />

M. sartorius<br />

M. glutaeus medius<br />

Retroversion (Extension) M. glutaeus maximus<br />

M. glutaeus medius & minimus (hintere Anteile)<br />

M. adductor magnus<br />

ischiokrurale Muskulatur<br />

Abduktion M. glutaeus, minimus & medius<br />

M. piriformis<br />

Adduktion M. pectineus<br />

M. adductor brevis, longus & magnus<br />

M. gracilis<br />

M. glutaeus maximus<br />

M. quadratus femoris<br />

M. obturatorius internus<br />

M. gemelli<br />

Innenrotation M. glutaeus minimus & medius<br />

M. adductor magnus<br />

M. tensor faciae latae<br />

Manfred Meyer Seite 76 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Außenrotation M. pectineus<br />

Coxarthrose<br />

M. adductor longus & brevis<br />

M. glutaeus minimus, medius & maximus<br />

M. piriformis M. obturatorius internus & externus<br />

M. quadratus femoris<br />

M. gemellus superior & inferior<br />

Die Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, welche durch Abnützung <strong>de</strong>s<br />

Knorpelüberzuges charakterisiert ist. Ist eine Arthrose ohne erkennbare Ursache<br />

entstan<strong>de</strong>n, so sprechen wir von einer primären Arthrose. Ebenso kann die Arthrose<br />

aus <strong>de</strong>m rheumatischen Formenkreis, Stoffwechselkrankheiten, angeborenen und<br />

anlagebedingten Form-verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Hüftgelenkes, familiäre Veranlagung,<br />

Folgen eines Beckenbruches mit Beteiligung <strong>de</strong>r Hüftgelenkspfanne und an<strong>de</strong>ren<br />

Unfällen entstehen. Wir sprechen dann von einer sekundären Coxarthrose. Durch<br />

<strong>de</strong>n krankhaften Knorpelverschleiss bewegt sich schlussendlich Knochen auf<br />

Knochen. Da die normale Gleitschicht, eben <strong>de</strong>r Knorpel, abgewetzt wur<strong>de</strong>, entsteht<br />

ein äusserst schmerzhafter Zustand. Die Arthrose <strong>de</strong>s Hüftgelenkes (Coxarthrose) ist<br />

die häufigste Hüfterkrankung überhaupt. Mit <strong>de</strong>r zunehmend steigen<strong>de</strong>n<br />

Lebenserwartung und vermehrten Beanspruchung <strong>de</strong>r Gelenke durch steigen<strong>de</strong><br />

Freizeitaktivitäten, sind Gelenkerkrankungen in <strong>de</strong>n letzten Jahrzehnten häufiger<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

Coxarthrosebeschwer<strong>de</strong>n beginnen meist in <strong>de</strong>r Leiste mit entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Schmerzen. <strong>Teil</strong>s jedoch auch im Bereiche <strong>de</strong>r seitlichen Hüftgelenkspartie, <strong>de</strong>s<br />

Gesässes und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Oberschenkels mit Ausstrahlungen ins Kniegelenk und bis in<br />

die Schienbeinvor<strong>de</strong>rkante. Anfänglich treten nur Schmerzen nach stärkeren<br />

körperlichen Belastungen auf, später auch Ruheschmerzen. Ganz typisch ist <strong>de</strong>r so<br />

genannte Anlaufschmerz, das heisst die ersten Schritte am Morgen sind mühsam<br />

und schmerzhaft, weil das Gelenk wie eingerostet zu sein scheint. Nach kurzer<br />

Gehstrecke kommt es dann zur Schmerzlin<strong>de</strong>rung. Im weiteren Krankheitsverlauf<br />

nimmt die Gehleistung, insbeson<strong>de</strong>re die schmerzfreie und hinkfreie Gehstrecke<br />

zunehmend ab. Die Beweglichkeit wird stets schlechter; die Innendrehung und die<br />

Abspreizfähigkeit <strong>de</strong>s Beines wer<strong>de</strong>n zunehmend eingeschränkt. Patienten können<br />

dann kaum mehr Schuhe o<strong>de</strong>r Strümpfe anziehen. Durch die erfolgte Einsteifung mit<br />

Knorpelschwund erscheint das Bein oft etwas kürzer. Zusätzlich können aufgrund <strong>de</strong>r<br />

immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n Hüftgelenksentzündungen auch stören<strong>de</strong><br />

Nachtschmerzen hinzukommen. Ein auffälliges Schonhinken entsteht.<br />

Manfred Meyer Seite 77 von 146


13.) Kniegelenk<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Anatomie <strong>de</strong>s gesun<strong>de</strong>n Kniegelenks<br />

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk <strong>de</strong>s Menschen und stellt die bewegliche<br />

Verbindung zwischen Oberschenkel (Femur) und Unterschenkel (Tibia) dar. Drei<br />

Knochen bil<strong>de</strong>n gemeinsam mit einem komplexen Kapsel- und Bandapparat (Seiten-<br />

und Kreuzbän<strong>de</strong>r) das Gerüst <strong>de</strong>s Kniegelenkes.<br />

Dies sind:<br />

• die Oberschenkelrollen (Femurkondylen)<br />

• <strong>de</strong>r Schienbeinkopf (Tibiaplateau)<br />

• die Kniescheibe (Patella)#<br />

Abbildung Kniegelenk<br />

1. Oberschenkelmuskulatur (Musculsus<br />

quadriceps femoris)<br />

2. Oberschenkelknochen (Femur)<br />

3. Oberschenkelsehne (Quadricepssehne)<br />

4. Kniescheibe (Patella)<br />

5. Kniescheibensehne (Patellasehne)<br />

6. Kniescheibensehnenansatz (Tuberositas<br />

tibiae)<br />

7. Schienbein (Tibia)<br />

8. Wa<strong>de</strong>nbein (Fibula)<br />

Manfred Meyer Seite 78 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Das Kniegelenk ist das größte und mechanisch gesehen eines <strong>de</strong>r kompliziertesten<br />

Gelenke <strong>de</strong>s Menschen. Der Oberschenkelknochen (= Femur), das Schienbein (=<br />

Tibia) und die Kniescheibe (= Patella) bil<strong>de</strong>n dabei die knöchernen Gelenkpartner.<br />

Das Kniegelenk ist ein zusammengesetztes Gelenk und besteht aus zwei<br />

Einzelgelenken: <strong>de</strong>m Kniescheibengelenk (= Femoropatellargelenk), welches sich<br />

zwischen Oberschenkelknochen und Kniescheibe befin<strong>de</strong>t, und <strong>de</strong>m eigentlichen<br />

Kniegelenk (= Femorotibialgelenk), das zwischen Oberschenkelknochen und<br />

Schienbeinkopf liegt. Anatomisch gesehen zählt auch das Gelenk zwischen<br />

Schienbein und Wa<strong>de</strong>nbein (= Fibula) (= Tibiofibulargelenk) noch zum Kniegelenk.<br />

An <strong>de</strong>r Hinterseite <strong>de</strong>s Kniegelenkes liegt die Kniekehle, in <strong>de</strong>ren Tiefe wichtige<br />

Blutgefässe und Nerven und Lymphbahnen verlaufen.<br />

Knöcherne Strukturen und Gelenkflächen<br />

Wie bei je<strong>de</strong>m Gelenk haben die gelenkbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Knochen einen sehr engen<br />

Kontakt zueinan<strong>de</strong>r. Damit an <strong>de</strong>n Kontaktflächen eine schmerzfreie und<br />

reibungsarme Beweglichkeit <strong>de</strong>s Kniegelenkes stattfin<strong>de</strong>n kann, sind sie (wie alle<br />

Gelenkflächen im Körper) mit einer sehr glatten, weißlichen Knorpelschicht, <strong>de</strong>m so<br />

genannten hyalinen Knorpel, überzogen. Um diesen gleitfähig zu machen, ist er<br />

überall von Gelenkflüssigkeit (= Synovia) feucht beschichtet.<br />

Oberschenkelknochen (= Femur)<br />

Der Oberschenkelknochen en<strong>de</strong>t am Kniegelenk mit zwei breiten Gelenkknorren:<br />

<strong>de</strong>m äußeren (= Condylus femoris lateralis) und <strong>de</strong>m inneren (= Condylus femoris<br />

medialis). Dazwischen liegt an <strong>de</strong>ren Hinterseite eine schmale Grube (= Fossa<br />

intercondylaris). Der innere Gelenkknorren ist in waagerechter Richtung ein bis zwei<br />

Zentimeter größer als <strong>de</strong>r äußere und steht weiter vom Gelenk entfernt. Die<br />

Knorpelschicht <strong>de</strong>r Oberschenkelknorren ist dünner als die <strong>de</strong>r Kniescheibe, wobei<br />

die äußere Gleitfläche von einer dickeren Knorpelschicht überzogen ist als die<br />

innere. Auf <strong>de</strong>r Gelenkfläche <strong>de</strong>s Oberschenkelknochens (Vor<strong>de</strong>rseite) verläuft eine<br />

flache, zwischen bei<strong>de</strong>n Gelenkknorren liegen<strong>de</strong> Gleitrinne für die Kniescheibe.<br />

Diese Gleitrinne unterteilt die Gelenkflächen in zwei Facetten. Die äußere Facette ist<br />

etwas größer und läuft gelenknäher und weiter vorne als die kleinere innere. Im<br />

Unterschied zu dieser kann sie so vor allem während <strong>de</strong>r Beugung mehr Druck<br />

aufnehmen.<br />

Schienbein (= Tibia)<br />

Das kniegelenknahe En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schienbeines läuft ebenfalls in zwei Gelenkknorren<br />

außen (= Condylus tibiae lateralis) und innen (= Condylus tibiae medialis) aus.<br />

Dazwischen befin<strong>de</strong>n sich ein erhabener Knochenfirst (= Eminentia intercondylica),<br />

<strong>de</strong>r in zwei kleine Höcker unterteilt ist (= Tuberculum intercondylare mediale und<br />

Tuberculum intercondylare laterale). Die gesamte obere Fläche <strong>de</strong>s Schienbeins wird<br />

als Schienbeinplateau bezeichnet, welche die Gelenkfläche <strong>de</strong>s Schienbeins für das<br />

Kniegelenk bil<strong>de</strong>t.<br />

Manfred Meyer Seite 79 von 146


Kniescheibe (= Patella)<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Kniescheibe ist dreieckig und an ihrer Vor<strong>de</strong>rfläche etwas nach außen gewölbt.<br />

Sie ist als größtes Sesambein in die Ansatzsehne <strong>de</strong>s vierköpfigen<br />

Oberschenkelmuskels (= Musculus quadriceps femoris) eingelagert, <strong>de</strong>r sie von oben<br />

kommend einbettet. Von ihrer unteren Spitze entspringt das Kniescheibenban<strong>de</strong> (=<br />

Ligamentum patellae). Auf <strong>de</strong>r Hinterseite <strong>de</strong>r Kniescheibe befin<strong>de</strong>t sich ein First, <strong>de</strong>r<br />

die Gelenkflächen in zwei Facetten unterteilt. Ihre Knorpelschicht ist etwa sechs<br />

Millimeter dick. Bei gebeugtem Knie liegt die Kniescheibe fest in <strong>de</strong>r Furche kurz<br />

oberhalb <strong>de</strong>s Gelenkspaltes zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein, bei<br />

gestrecktem Bein weiter oberhalb. Deshalb lässt sie sich zwar bei Streckstellung und<br />

entspannter Muskulatur ein wenig nach rechts und links verschieben, jedoch nicht in<br />

Beugestellung. Hauptaufgabe <strong>de</strong>r Kniescheibe ist die Verlängerung <strong>de</strong>s Hebelarms<br />

und somit <strong>de</strong>s Drehmoments <strong>de</strong>s Quadrizeps, da sie <strong>de</strong>n Abstand seiner<br />

Kraftwirkungslinie vom Bewegungszentrum <strong>de</strong>s Kniegelenks erhöht. Zu<strong>de</strong>m dient sie<br />

<strong>de</strong>r Führung <strong>de</strong>r Patellasehne und verringert <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Gleitbewegung <strong>de</strong>r<br />

Sehne über <strong>de</strong>n Knochen.<br />

Gelenke<br />

Kniescheibengelenk (= Femoropatellargelenk)<br />

Das Kniescheibengelenk ist das Gelenk zwischen Oberschenkelknochen und<br />

Kniescheibe. Dabei stehen sich die mit hyalinem Knorpel überzogene Gelenkfläche<br />

auf <strong>de</strong>r Rückseite <strong>de</strong>r Kniescheibe und die auf <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rseite <strong>de</strong>s<br />

Oberschenkelknochens gegenüber. Die Kniescheibe gleitet bei Beugung und<br />

Streckung in <strong>de</strong>r für sie vorgesehenen Rinne etwa fünf bis zehn Zentimeter über <strong>de</strong>n<br />

Oberschenkelknochen. Diese Gelenkform wird auch als Schlittengelenk bezeichnet.<br />

Mit zunehmen<strong>de</strong>r Beugung im Kniegelenk verschieben sich die Kontaktflächen <strong>de</strong>r<br />

Gelenke nach oben, die gesamte Kontaktfläche vergrößert sich zwischen 20° und<br />

90°. Bei etwa 90° haben die Gelenkflächen ihren größtmöglichen Kontakt. Mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>r Beugung nimmt <strong>de</strong>r Anpressdruck auf die Kniescheibenrückfläche zu<br />

und erreicht bei einem Winkel von 70–75° Grad ein Maximum. Je nach<br />

Belastungssituation kann <strong>de</strong>r Anpressdruck auf die Kniescheibe das Mehrfache <strong>de</strong>s<br />

eigenen Körpergewichts überschreiten. Beim Gehen beträgt sie etwa Hälfte <strong>de</strong>s<br />

Körpergewichts. Beim Laufen zwischen 7–11 fachen <strong>de</strong>s Körpergewichtes und bei<br />

<strong>de</strong>r Landung nach einem Sprung nach unten bis hin zum 24 fachen <strong>de</strong>s<br />

Körpergewichts. Zur seitlichen Befestigung <strong>de</strong>r Kniescheibe sind zwei Haltebän<strong>de</strong>r (=<br />

Ligamentum femoropatellare mediale und Ligamentum femoropatellare laterale)<br />

zwischen ihren Seitenrän<strong>de</strong>rn und <strong>de</strong>m Oberschenkelknochen ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Kniekehlgelenk (= Femorotibialgelenk)<br />

Das Kniekehlgelenk ist das eigentliche, für die Beugung <strong>de</strong>s Knies zuständige<br />

Gelenk. Es ist eine Mischung aus einem Radgelenk und einem Scharniergelenk, die<br />

man als Drehscharnier-, o<strong>de</strong>r bikondyläres Gelenk bezeichnet. Es ermöglicht somit<br />

die Beugung und Streckung, sowie im 90° gebeugten Knie eine leichte Ein- und<br />

Auswärtsdrehung und befin<strong>de</strong>t sich zwischen <strong>de</strong>n Oberschenkelknorren und <strong>de</strong>m<br />

Schienbeinplateau. Es muss großen Belastungen standhalten, gleichzeitig aber<br />

ausreichen<strong>de</strong> Beweglichkeit ermöglichen.<br />

Manfred Meyer Seite 80 von 146


Menisken<br />

Bewegungstherapeut<br />

Da die miteinan<strong>de</strong>r in Verbindung stehen<strong>de</strong>n Gelenkflächen nicht genau aufeinan<strong>de</strong>r<br />

passen, wird diese Ungleichheit (= Inkongruenz) durch halbmondförmige<br />

Faserknorpelscheiben (= Menisken) ausgeglichen, die <strong>de</strong>n Drehbewegungen folgen<br />

können. Außer<strong>de</strong>m vergrößern sie die Kontaktfläche zwischen Schienbein und<br />

Oberschenkelknochen. Man unterschei<strong>de</strong>t einen Innenmeniskus (= Meniscus<br />

medialis), welcher C-förmig, größer und etwas unbeweglicher (da mit <strong>de</strong>m Innenband<br />

verwachsen) ist, und einen Außenmeniskus (= Meniscus lateralis), <strong>de</strong>r kreisförmig,<br />

kleiner und beweglicher ist (da er mit keinem Seitenband verwachsen ist). Die<br />

Menisken sind im Querschnitt keilförmig. Die hohe Kante liegt außen, die niedrige<br />

innen. Da die Oberschenkelknorren genau in <strong>de</strong>r Mitte direkt auf <strong>de</strong>m<br />

Schienbeinplateau und weiter nach außen auf <strong>de</strong>n Menisken aufliegen, tragen diese<br />

einen wesentlichen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Last. Beim Bewegen <strong>de</strong>s Kniegelenks wer<strong>de</strong>n die<br />

Menisken von <strong>de</strong>n Oberschenkelknorren vor sich her geschoben: Bei Beugung rollen<br />

die Knorren zurück und drängen die Menisken nach hinten, bei Streckung gelangen<br />

sie wie<strong>de</strong>r nach vorne. Bei Auswärtsdrehung <strong>de</strong>s Unterschenkels wird <strong>de</strong>r<br />

Außenmeniskus auf <strong>de</strong>m Schienbein nach vorne, <strong>de</strong>r Innenmeniskus nach hinten<br />

geschoben, bei <strong>de</strong>r Einwärtsdrehung ist es umgekehrt. Die Menisken besitzen jeweils<br />

an ihrem vor<strong>de</strong>ren und hinteren Horn eine Verbindung durch ein kurzes, kräftiges<br />

Halteband (= Ligamentum transversum genus) zum Schienbeinplateau. Zusätzlich<br />

sind sie an ihrer Hinterseite durch Bän<strong>de</strong>r (= Ligamentum meniscofemorale laterale<br />

und Ligamentum meniscofemorale mediale) mit <strong>de</strong>m inneren Oberschenkelknorren<br />

verbun<strong>de</strong>n.<br />

Muskulatur<br />

Der Bandapparat wird von <strong>de</strong>r umgeben<strong>de</strong>n Muskulatur unterstützt. Nur durch<br />

Kooperation und wechseln<strong>de</strong> Einstellungen von Bandapparat und Muskulatur kann<br />

eine präzise Ausführung von Bewegungen, insbeson<strong>de</strong>re in Beugestellung, erfolgen.<br />

Muskeln, die auf das Kniegelenk wirken:<br />

M. quadriceps femoris<br />

M. sartorius<br />

M. biceps femoris<br />

M. semitendinosus<br />

M. semimembranosus<br />

M. popliteus<br />

M. gracilis<br />

M. gastrocnemius<br />

M. glutaeus maximus<br />

M. tensor fasciae latae<br />

Manfred Meyer Seite 81 von 146


Kniestrecker<br />

Bewegungstherapeut<br />

Der Oberschenkelknochen wird vorne von einem großen vierköpfigen Streckmuskel<br />

(= Musculus quadriceps femoris) umfasst. Dieser besteht aus drei breiten Muskeln<br />

(= Musculus vastus medialis, Musculus vastus lateralis und Musculus vastus<br />

intermedius) sowie einem gera<strong>de</strong>n Muskel (= Musculus rectus femoris). Sie<br />

strecken das Knie, in<strong>de</strong>m sie an <strong>de</strong>r Schienbeinbeule (= tuberositas tibiae) ansetzen.<br />

Zwischen diesen Muskeln und ihrem gemeinsamen Ansatz, <strong>de</strong>r als<br />

Kniescheibenband ausläuft, ist die Kniescheibe eingebettet. Der Streckmuskel setzt<br />

also zunächst an <strong>de</strong>r Kniescheibe an. Von dort wird die Kraft über das<br />

Kniescheibenband auf <strong>de</strong>n Unterschenkel übertragen.<br />

Kniebeuger<br />

Ein Beuger (= Flexor) <strong>de</strong>s Kniegelenks ist innen <strong>de</strong>r längste Muskel <strong>de</strong>s Körpers, <strong>de</strong>r<br />

so genannte Schnei<strong>de</strong>rmuskel (= Musculus sartorius). Er bil<strong>de</strong>t mit zwei weiteren<br />

Muskeln, <strong>de</strong>m schlanken Oberschenkelmuskel (= Musculus gracilis) und <strong>de</strong>m<br />

Halbsehnenmuskel (= Musculus semitendinosus) einen gemeinsamen Ansatz<br />

weiter innen am Schienbein, <strong>de</strong>m so genannten Gänsefuß (= Pes anserinus).<br />

Weitere Beuger <strong>de</strong>s Kniegelenks sind <strong>de</strong>r zweiköpfige Oberschenkelmuskel (=<br />

Musculus biceps femoris) und <strong>de</strong>r zweiköpfige Wa<strong>de</strong>nmuskel (= Musculus<br />

gastrocnemius), <strong>de</strong>r <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s dreiköpfigen Unterschenkelmuskels (= Musculus<br />

triceps surae) ist.<br />

Kniebeuger und Einwärtsdreher (= Innenrotator)<br />

Der Halbsehnenmuskel (= Musculus semitendinosus), <strong>de</strong>r halbhäutige Muskel (=<br />

Musculus semimembranosus), <strong>de</strong>r schlanke Oberschenkelmuskel (= Musculus<br />

gracilis) und <strong>de</strong>r Kniekehlenmuskel (= Musculus popliteus) sind zusätzlich zu ihrer<br />

Beugerfunktion auch für die Einwärtsdrehung zuständig (= Innenrotator).<br />

Auswärtsdreher (= Außenrotator)<br />

Die Auswärtsdrehung (Außenrotation) übernimmt <strong>de</strong>r Musculus biceps femoris.<br />

Kniegelenksfunktion<br />

Das Kniegelenk erlaubt nur die Beugung (= Flexion) und Streckung (= Extension) bis<br />

zu etwa 150°. Dabei kommt es zu einer Kombination aus Roll- und Gleitbewegung<br />

<strong>de</strong>r Gelenkkörper. Bei maximaler Streckung kommt es darüber hinaus – bei intaktem<br />

Bandapparat – zu einer Nebenbewegung, <strong>de</strong>r so genannten Schlussrotation, bei <strong>de</strong>r<br />

das Schienbein um einige Gra<strong>de</strong> nach außen dreht. Auch nur dann ist eine<br />

vollständige Streckung <strong>de</strong>s Kniegelenkes möglich.<br />

Manfred Meyer Seite 82 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Funktionell haben wir es also mit einem sogenannten Dreh-Scharniergelenk zu tun,<br />

das fünf mögliche Bewegungsrichtungen hat:<br />

1. Verschiebung von vorne nach hinten (= anterio-posterior)<br />

2. Verschiebung von innen nach außen (= medio-lateral)<br />

3. Druck (= Kompression) und Zug (= Traktion) von wenigen Millimetern<br />

4. Beugung (bis ca. 120–150°) und Streckung (bis ca. 5–10°)<br />

5. Einwärtsdrehung (um 10° ) und Auswärtsdrehung (um 30–40°), maximal bei<br />

jeweils 90° Beugung<br />

Gonarthrose<br />

Arthrose im Knie (Gonarthrose) ist eine fortschreiten<strong>de</strong> Beschädigung, später auch<br />

Abbau <strong>de</strong>s Gelenkknorpels im Kniegelenk. Bei Kniearthrose wird <strong>de</strong>r Knorpel im Knie<br />

rauh und rissig. Das Knorpelgewebe verliert seine Elastizität. Die Fähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Kniegelenks, knorpelernähren<strong>de</strong> Gelenksflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) zu<br />

produzieren, nimmt mit zunehmen<strong>de</strong>m Krankheitsverlauf ab. Die Knorpelschicht<br />

zwischen <strong>de</strong>n Knochen <strong>de</strong>s Kniegelenks wird schmaler und brüchig. Im letzten<br />

Stadium wird das Kniegelenk stark schmerzhaft. Die Knochen reiben direkt und<br />

schmerzhaft aufeinan<strong>de</strong>r.<br />

Das Kniegelenk versteift: schmerzfreie Beweglichkeit <strong>de</strong>s Knies im Alltag ist bei<br />

fortgeschrittener Arthrose nicht mehr gegeben. Die Arthrose im Knie ist ein sich<br />

selbst verstärken<strong>de</strong>r Krankheitsprozess. Je länger <strong>de</strong>r Patient bei Knieschmerzen mit<br />

Diagnose und Behandlung wartet, um so geringer sind die Therapiemöglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Arztes. Knorpelgewebe können vom Körper nur sehr langsam<br />

regeneriert wer<strong>de</strong>n, weil sie nicht direkt durchblutet wer<strong>de</strong>n (bradytrophe Gewebe).<br />

Kniearthrose ist eine sehr häufige Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Kniegelenks: 75% aller über 50-<br />

Jährigen haben Anzeichen. Jedoch ist die Kniearthrose bei <strong>de</strong>n Wenigsten wirklich<br />

behandlungsbedürftig. Nur wenn <strong>de</strong>r Knorpelabbau nicht altersgemäss verläuft,<br />

son<strong>de</strong>rn stark beschleunigt o<strong>de</strong>r schmerzhaft ist, wird Arthrose zum Grund für<br />

orthopädische Behandlung<br />

Kniearthrose kann zwar langfristig zu einem schmerzhaften, zunehmend<br />

versteifen<strong>de</strong>n Knie führen. Schließlich führt <strong>de</strong>r Krankheitsprozess sogar zum Verlust<br />

<strong>de</strong>s Kniegelenks.<br />

Zu <strong>de</strong>n wichtigen Ursachen <strong>de</strong>r Gonarthrose gehören Fehl- und Überbelastung <strong>de</strong>s<br />

Kniegelenks, wie sie bei Sportlern, aber auch bei angeborenen Fehlstellungen <strong>de</strong>s<br />

Knies auftreten (X-Beine o<strong>de</strong>r O-Beine) Viele Patienten mit Kniearthrose haben<br />

verschleppte, nicht fachgerecht behan<strong>de</strong>lte Verletzungen <strong>de</strong>s Meniskus o<strong>de</strong>r<br />

Kreuzbandverletzungen (Kreuzbandriss). Diese unbehan<strong>de</strong>lten Verletzungen <strong>de</strong>s<br />

Meniskus o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kreuzban<strong>de</strong>s können durch Destabilisierung <strong>de</strong>s Kniegelenks<br />

<strong>de</strong>n Krankheitsprozess <strong>de</strong>r Arthrose im Knie auslösen.<br />

Manfred Meyer Seite 83 von 146


14.) Fuß<br />

Der Fuß<br />

• in die Fußwurzel (Tarsus)<br />

• <strong>de</strong>n Mittelfuß (Metatarsus)<br />

und<br />

• die Zehen (Digiti pedis)<br />

eingeteilt.<br />

Bewegungstherapeut<br />

CT Fuß seitlich<br />

1. Mittelfußknochen (Os<br />

metatarsale)<br />

2. Keilbein (Os cuneiforme)<br />

3. Kahnbein (Os naviculare)<br />

4. Würfelbein (os cuboi<strong>de</strong>um)<br />

5. Sprungbein (Talus)<br />

6. Fersenbein (Calcaneus)<br />

7. Schienbein (Tibia)<br />

8. Achillessehne<br />

Das Sprungbein (Talus) <strong>de</strong>r Fußwurzel ist über das obere Sprunggelenk<br />

(Articulatio talocrualis) mit <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Unterschenkelknochen (Schienen- und<br />

Wa<strong>de</strong>nbein) verbun<strong>de</strong>n. Dabei bil<strong>de</strong>n die unteren Anteile <strong>de</strong>r Tibia (Schienenbein)<br />

und <strong>de</strong>r Fibula (Wa<strong>de</strong>nbein), die durch eine feste Bandverbindung (Syn<strong>de</strong>smosis<br />

tibiofibularis o<strong>de</strong>r Syn<strong>de</strong>smose) zusammengefügte Knöchelgabel, die zangenartig<br />

die Gelenkflächen am Talus (Sprungbein) umklammert.<br />

Diese Art <strong>de</strong>r Knochenführung und die kräftig ausgebil<strong>de</strong>ten Seitenbän<strong>de</strong>r<br />

bedingen, dass im oberen Sprungelenk nur Beuge- und Streckbewegungen<br />

(Plantarfexion und Dorsalflexion) um eine quere, durch die Knöchel gedachte<br />

Achse vorgenommen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die an<strong>de</strong>ren Knochen <strong>de</strong>r Fußwurzel:<br />

• das Kahnbein (Os naviculare)<br />

• die drei Keilbeine (Ossa cuneiformia) und<br />

• das Würfelbein (Os cuboi<strong>de</strong>um)<br />

sind kleiner als das Sprung- und das Fersenbein (Calcaneus) und sind zwischen<br />

diesen und <strong>de</strong>n Mittelfußknochen eingefügt.<br />

Talus, Calcaneus und Os naviculare begrenzen mit ihren entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Gelenkflächen das untere Sprunggelenk (Articulatio talotarsalis), das durch ein<br />

kräftiges Zwischenknochenband (Lig. talocalcaneum interosseum) in eine hintere<br />

Kammer (Articulatio subtalaris) und eine vor<strong>de</strong>re Kammer (Articulatio<br />

talocalcaneonavicularis) geteilt wird.<br />

Manfred Meyer Seite 84 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Im unteren Sprunggelenk erfolgen die Umwen<strong>de</strong>bewegungen <strong>de</strong>s Fußes um eine<br />

schrägverlaufen<strong>de</strong> Achse, das Heben <strong>de</strong>r inneren (Supination) und <strong>de</strong>r äußeren<br />

Fußkante (Pronation).<br />

Die an<strong>de</strong>ren Gelenke zwischen <strong>de</strong>n Knochen <strong>de</strong>r Fußwurzel und die Fußwurzel-<br />

Mittelfußgelenke sind als straffe Gelenke (Amphiarthrosen) so gebaut, dass nur ein<br />

fe<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Wackeln möglich ist.<br />

Dagegen können die Grund-, Mittel- und Endgelenke <strong>de</strong>r Zehen gebeugt und<br />

gestreckt wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n Grundgelenken sind auch Spreizbewegungen möglich. Die große Zehe<br />

(Hallux) besitzt nur ein Grund- und Endgelenk (vergleichbar mit <strong>de</strong>m Daumen <strong>de</strong>r<br />

auch nur zwei Glie<strong>de</strong>r besitzt).<br />

Bau und Beweglichkeit <strong>de</strong>s Fußes sind <strong>de</strong>m aufrechten Stand und Gang <strong>de</strong>s<br />

Menschen angepasst. Dem entspricht auch die doppelte Gewölbeform <strong>de</strong>s Fußes.<br />

Das Skelett ist sowohl in <strong>de</strong>r Längs- als auch in <strong>de</strong>r Querrichtung gewölbt. Das<br />

Längsgewölbe <strong>de</strong>s Fusses verläuft beson<strong>de</strong>rs über die Innenseite <strong>de</strong>s Fußes, die<br />

Außenseite ist weit weniger gewölbt. Dagegen ist das Quergewölbe <strong>de</strong>s Fusses vor<br />

allem im Bereich <strong>de</strong>r Mittelfußknochen und <strong>de</strong>r angrenzen<strong>de</strong>n Keilbeine ausgebil<strong>de</strong>t.<br />

Die Gewölbe <strong>de</strong>s Fusses wer<strong>de</strong>n durch die Form und die Lage <strong>de</strong>r Fußknochen<br />

bestimmt sowie durch die Wirkung von Bän<strong>de</strong>rn und Muskeln aufrechterhalten.<br />

Bei einem normal geformten Fuß ruht somit das Körpergewicht auf <strong>de</strong>r Ferse und<br />

<strong>de</strong>n Köpfchen <strong>de</strong>s 1. und 5. Mittelfußknochens, <strong>de</strong>n <strong>Teil</strong>en <strong>de</strong>r Fußsohle, die auch<br />

beson<strong>de</strong>rs durch Fettgewebe gepolstert sind.<br />

Ein Absinken <strong>de</strong>s Längsgewölbes führt gewöhnlich zu einer Plattfußbildung,<br />

während <strong>de</strong>r Spreizfuß durch eine Abflachung vor allem <strong>de</strong>s Quergewölbes bedingt<br />

wird. Aus dieser Ausgangslage ergeben sich die Mischformen (Pes valgoplanus).<br />

Im Zehenbereich kommt es häufig zur Abweichung <strong>de</strong>r Großzehe Richtung <strong>de</strong>r<br />

Kleinzehe (Hallux valgus), insbeson<strong>de</strong>re beim weiblichen Geschlecht.<br />

Die Arthrose im Großzehengrundgelenk <strong>de</strong>s Fußes nennt man Hallux rigidus.<br />

Oberes Sprunggelenk (OSG)<br />

Das obere Sprunggelenk (Articulatio talocruralis) setzt sich aus <strong>de</strong>n Gelenkflächen<br />

<strong>de</strong>r Malleolengabel und <strong>de</strong>m Sprungbein (Talus) zusammen.<br />

Die Malleolengabel wird durch das körperferne (distale) En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schienbeins (Tibia) - und Wa<strong>de</strong>nbeins (Fibula) gebil<strong>de</strong>t. Dabei wird das Sprungbein<br />

von <strong>de</strong>r Malleolengabel von oben auf bei<strong>de</strong>n Seiten umschlossen und ist damit von<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung für die Stabilität <strong>de</strong>s Gelenks.<br />

Das obere Sprunggelenk ist ein reines Scharniergelenk und kann damit nur eine<br />

Bewegung ausführen. Diese besteht im Heben <strong>de</strong>r Fußspitze (Dorsalextension) um<br />

ca. 20° und Senken <strong>de</strong>r Fußspitze (Plantarflexion) um ca. 30°.<br />

Die Gelenkkapsel umgibt die bei<strong>de</strong>n En<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Schien- und Wa<strong>de</strong>nbeins, sowie<br />

das Sprungbein. Hierdurch liegt die Malleolengabel (Außen- und Innenknöchel)<br />

außerhalb <strong>de</strong>r Gelenkkapsel und sind <strong>de</strong>swegen sehr verletzungsanfällig.<br />

Manfred Meyer Seite 85 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Das Gelenk an sich wird noch durch verschie<strong>de</strong>ne an<strong>de</strong>re Bän<strong>de</strong>r fixiert:<br />

• An <strong>de</strong>r Knöchelinnenseite liegt das Ligamentum <strong>de</strong>ltoi<strong>de</strong>um (Syn. Lig.<br />

Collaterale mediale) welches aus vier <strong>Teil</strong>en besteht (Pars tibionavicularis,<br />

Pars tibiotalaris anterior und posterior und Pars tibiocalcanea). Es verläuft<br />

zwischen <strong>de</strong>m Innenknöchel (Malleolus medialis) fächerförmig zum<br />

Sprungbein (Talus), Fersenbein (Calcaneus) und Kahnbein (Os naviculare).<br />

• Auch am Außenknöchel spannt sich ein Band vom Wa<strong>de</strong>nbein zum<br />

Sprungbein (Lig. Talofibulare anterius und posterius),<br />

• sowie ein Band vom Wa<strong>de</strong>nbein (Fibula) zum Fersenbein (Calcaneus).<br />

Hierdurch wird das obere Sprunggelenk vor allem durch <strong>de</strong>n Inneren und<br />

Äußeren Bandapparat gesichert.<br />

Unteres Sprunggelenk<br />

Das untere Sprunggelenk ist <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Fußes und besteht aus:<br />

• einem vor<strong>de</strong>ren (Articulatio talocalcaneonavicularis)<br />

• und einem hinteren (Articulatio subtalaris) Anteil.<br />

Die Grenze dieser Anteile bil<strong>de</strong>t das Sprungbein- Fersenbein- Band (Ligamentum<br />

talocalcaneum interossea). Bei<strong>de</strong> <strong>Teil</strong>e besitzen jeweils eine eigene Gelenkhöhle,<br />

unter funktionellen Gesichtspunkten lassen sich die <strong>Teil</strong>e jedoch nicht trennen.<br />

Der vor<strong>de</strong>re Gelenkteil besteht aus <strong>de</strong>r Interaktion zwischen <strong>de</strong>m Sprungbein<br />

(Talus) und Anteilen <strong>de</strong>s Fersenbeins (Calcaneus), Kahnbeins (Os naviculare) und<br />

<strong>de</strong>s Ligamentum calcaneonaviculare plantare (Gelenkpfanne).<br />

Der hintere <strong>Teil</strong> (Articulatio subtalaris) wird durch die nach außen geformte Seite<br />

(konvexe Fläche) <strong>de</strong>s Fersenbeins (Calcaneus) und die nach innen geformte Seite<br />

(konkave Fläche) <strong>de</strong>s Sprungbeins (Talus) geformt.<br />

Das untere Sprunggelenk kann <strong>de</strong>n inneren (Supination) und äußeren (Pronation)<br />

Fußrand anheben. Bei dieser Bewegung wer<strong>de</strong>n automatisch an<strong>de</strong>re Gelenke<br />

mitbewegt, sodass die gesamte Pronations- und Supinationsbewegung <strong>de</strong>s Fußes<br />

größer ist, als die reine Bewegung im unteren Sprunggelenk.<br />

Der Bewegungsumfang für die kombinierte Bewegung liegt bei ca. 50- 60° für die<br />

Supination und bei ca. 30° für die Pronation.<br />

Muskeln, die auf die Fuß- und Zehengelenke wirken:<br />

lange Muskeln:<br />

M. tibialis anterior<br />

M. extensor digitorum longus<br />

M. gastrocnemius<br />

M. soleus<br />

M. plantaris<br />

M. tibialis posterior<br />

Manfred Meyer Seite 86 von 146


M. flexor digitorum longus<br />

M. peronaeus (fibularis) longus<br />

M. peronaeus (fibularis) brevis<br />

kurze Muskeln:<br />

M. extensor digitorum brevis<br />

M. flexor digitorum brevis<br />

M. quadratus plantae<br />

Mm. lumbricales<br />

Mm. interossei pedis<br />

Grosszehenmuskeln:<br />

M. extensor hallucis longus<br />

M. flexor hallucis longus<br />

M. extensor hallucis brevis<br />

M. abductor brevis<br />

M. flexor hallucis brevis<br />

M. adductor hallucis<br />

Kleinzehenmuskeln:<br />

M. abductor digit minimi<br />

M. flexor digiti minimi<br />

M. opponens digiti minimi<br />

Fuß- o<strong>de</strong>r Zehen<strong>de</strong>formitäten<br />

Fuß:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Unter einem Hohlfuß versteht man eine Fuß<strong>de</strong>formität, bei welcher <strong>de</strong>r Fuß eine<br />

verstärkt ausgeprägte Fußlängswölbung aufweist.<br />

Der Hohlfuß beruht auf einer gestörten Balance <strong>de</strong>r Muskelkräfte an Fuß und<br />

Unterschenkel, welche zu einer Aufsprengung <strong>de</strong>s Fußlängsgewölbe führt. Eine<br />

zerebrale Spastik o<strong>de</strong>r eine Friedreich-Ataxie können ebenfalls zu einem Hohlfuß<br />

führen.<br />

Der Klumpfuß bzw. Spitzklumpfuß ist eine Fuß<strong>de</strong>formität, die durch eine Störung<br />

<strong>de</strong>s Muskelgleichgewichts verursacht wird, bei <strong>de</strong>r Plantarflexoren und Supinatoren<br />

überwiegen (v.a. Musculus tibialis posterior).<br />

Diese Fehlstellung ist meist angeboren, kann aber auch durch Nervenschädigungen<br />

auftreten (so genannter neurogener Klumpfuß).<br />

Typisch ist eine "Klumpfußwa<strong>de</strong>" durch eine Verkümmerung <strong>de</strong>r Wa<strong>de</strong>nmuskulatur<br />

sowie eine Verkürzung <strong>de</strong>r Achillessehne.<br />

Der Plattfuß ist eine Fehlstellung <strong>de</strong>s Fußes, die sowohl angeboren als auch<br />

erworben sein kann. Merkmal ist das nach unten durchgedrückte Längsgewölbe <strong>de</strong>s<br />

Fußes.<br />

Manfred Meyer Seite 87 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bei einem Plattfuß sinkt <strong>de</strong>r mediale Tragstrahl <strong>de</strong>s Fußes ein. Er ist oft kombiniert<br />

mit einem Knick-Spreizfuß. Die Patienten lei<strong>de</strong>n vor allem unter Schmerzen am<br />

Ligamentum calcaneonaviculare plantare.<br />

Der Spreizfuß ist eine Fuß<strong>de</strong>formität, bei <strong>de</strong>r eine gesteigerte Divergenz <strong>de</strong>r<br />

Mittelfußknochen vorliegt. Ein Spreizfuß tritt häufig im Rahmen eines Hallux valgus<br />

auf, bei <strong>de</strong>m zu enges und spitz zulaufen<strong>de</strong>s Schuhwerk zu einer Abweichung <strong>de</strong>s<br />

Os metatarsale I nach medial führt. Generell zeigen die Vorfußbreiten verschie<strong>de</strong>ner<br />

Menschen eine <strong>de</strong>utliche Variation.<br />

Zehen:<br />

Krallenzehe<br />

Definition: Bei <strong>de</strong>r Krallenzehe kommt es zu einer Überstreckung im<br />

Zehengrundgelenk und zu einer maximalen Beugung im Zehenmittelgelenk.<br />

Als Krallenzehe bezeichnet man eine Zehen<strong>de</strong>formität, die aus einer krallenartigen<br />

Beugung <strong>de</strong>r Zehe mit Überstreckung im Zehengrundgelenk besteht. Die proximale<br />

Phalanx <strong>de</strong>r Zehe ist im Zehengrundgelenk nach dorsal subluxiert o<strong>de</strong>r luxiert, das<br />

Zehenmittelglied und das Endglied stehen in leichter Plantarflexion. Die Zehenkuppe<br />

steht in <strong>de</strong>r Regel nicht in Kontakt mit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Bei Krallenzehen besteht ein<br />

Ungleichgewicht <strong>de</strong>r intrinsischen und extrinsischen Fußmuskulatur. Man fin<strong>de</strong>t man<br />

sie häufig zusammen mit an<strong>de</strong>ren Fußverän<strong>de</strong>rungen (z.B. Hallux valgus o<strong>de</strong>r<br />

Spreizfuß). Meistens sind sie auf ungeeignete, zu enge Schuhe zurückzuführen,<br />

welche die Zehenspitzen zurückdrängen (z.B. High Heels). Weitere Ursachen sind<br />

neurologische Erkrankungen (z.B. diabetischer Fuß).<br />

Hammerzehe – Digitus malleus<br />

Definition:<br />

Bei <strong>de</strong>r Hammerzehe kommt es zu einer fixierten maximalen Beugung im<br />

Zehenendglied.<br />

Manfred Meyer Seite 88 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Als Hammerzehe bezeichnet man eine Zehen<strong>de</strong>formität mit hammerartiger Beugung<br />

einer Zehe bei Überstreckung im Zehengrundgelenk. Bei Hammerzehen besteht ein<br />

Ungleichgewicht <strong>de</strong>r intrinsischen und extrinsischen Fußmuskulatur. Man fin<strong>de</strong>t sie<br />

häufig zusammen mit an<strong>de</strong>ren Fußverän<strong>de</strong>rungen (z.B. Hallux valgus o<strong>de</strong>r<br />

Spreizfuß).<br />

Meistens sind sie auf ungeeignete, zu enge Schuhe zurückzuführen, welche die<br />

Zehenspitzen zurückdrängen (z.B. High Heels). Weitere Ursachen sind<br />

neurologische Erkrankungen.<br />

Mallett-Zehe<br />

Als Mallet-Zehe bezeichnet man eine Zehen<strong>de</strong>formität mit hammerartiger<br />

Fehlstellung <strong>de</strong>s Zehenendglieds durch eine Beugekontraktur im distalen<br />

Interphalangealgelenk. Das Zehengrundgelenk und - mittelgelenk sind leicht<br />

überstreckt, das Zehenendgelenk befin<strong>de</strong>t sich in fast rechtwinkliger Plantarflexion.<br />

Die Zehenkuppe steht in Kontakt mit <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n. Am häufigsten sind die 2. und 3.<br />

Zehe betroffen. Bei Mallet-Zehen besteht wie bei <strong>de</strong>r Hammerzehe ein<br />

Ungleichgewicht <strong>de</strong>r intrinsischen und extrinsischen Fußmuskulatur. Man fin<strong>de</strong>t sie<br />

häufig zusammen mit an<strong>de</strong>ren Fußverän<strong>de</strong>rungen (z.B. Hallux valgus o<strong>de</strong>r<br />

Spreizfuß). Meistens sind sie auf ungeeignete, zu enge Schuhe zurückzuführen,<br />

welche die Zehenspitzen zurückdrängen (z.B. High Heels).<br />

Hallus valgus<br />

Der Hallux valgus ist eine Deformität <strong>de</strong>r Großzehe. Die Großzehe ist im<br />

Grundgelenk nach lateral abgewinkelt. Die Spitze weist somit nach medial. Mit <strong>de</strong>r<br />

Abwinkelung <strong>de</strong>r Großzehe ist eine Abspreizung <strong>de</strong>s 1. Metatarsalknochens nach<br />

lateral verbun<strong>de</strong>n. Der Kopf <strong>de</strong>s 1. Metatarsalknochens drückt von innen gegen die<br />

Haut und <strong>de</strong>n reaktiv darunter entstan<strong>de</strong>nen Schleimbeutel. Daher kann <strong>de</strong>r Hallux<br />

valgus auf <strong>de</strong>n ersten Blick eine Exostose <strong>de</strong>s Metatarsalknochens vortäuschen.<br />

Ein Hallux valgus ist fast immer Folge eines Spreizfußes. Durch das<br />

Auseinan<strong>de</strong>rweichen <strong>de</strong>r Mittelfußstrahlen beim Spreizfuß entsteht ein Mißverhältnis<br />

zwischen <strong>de</strong>r Länge Extensorensehnen und <strong>de</strong>r Knochenstrecke (Sehne relativ zu<br />

kurz).<br />

Die Sehnen <strong>de</strong>r Zehenbeuger und -strecker wer<strong>de</strong>n nach lateral verlagert und ziehen<br />

die Großzehe in Fehlstellung. Die stellungsstabilisieren<strong>de</strong> Wirkung <strong>de</strong>s Musculus<br />

adductor hallucis erlischt, <strong>de</strong>r Zeh wird fortan Pronation und gebeugt.<br />

Die Entstehung eines Hallux valgus för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Faktoren sind neben einem erblich<br />

bedingten Spreizfuß:<br />

• Tragen von vorne spitz zulaufen<strong>de</strong>n Schuhen<br />

• ungenügen<strong>de</strong>s Training <strong>de</strong>r Fußmuskulatur<br />

Seltener entsteht ein Hallux valgus als Folge einer Traumatisierung o<strong>de</strong>r einer<br />

rheumatisch bedingten Arthrose.<br />

Manfred Meyer Seite 89 von 146


Bewegungstherapeut<br />

15.) – 17.) Organe im Brust- und Bauchraum<br />

Manfred Meyer Seite 90 von 146


Organe Brustraum:<br />

Herz<br />

Bewegungstherapeut<br />

Funktionell gesehen ist das Herz (fachsprachlich: Cor) ein Hohlmuskel mit mehreren<br />

Kammern (zwei Vorhöfe, zwei Herzkammern) und Pumpfunktion. Bei Bedarf kann<br />

das Herz seine Pumpleistung vervielfachen – zum Beispiel bei körperlicher Arbeit.<br />

Im Wesentlichen versorgt <strong>de</strong>r Blutkreislauf <strong>de</strong>n gesamten Körper über zwei<br />

<strong>Teil</strong>kreisläufe mit Blut:<br />

• <strong>de</strong>n kleinen Kreislauf beziehungsweise Lungenkreislauf und<br />

• <strong>de</strong>n größeren, sog. Körperkreislauf.<br />

Im Körperkreislauf herrscht dabei ein größerer Druck in <strong>de</strong>n Blutgefäßen als im<br />

Lungenkreislauf. Bei<strong>de</strong> Kreisläufe funktionieren nur gemeinsam und laufen parallel<br />

zueinan<strong>de</strong>r ab.<br />

Das Herz liegt nicht senkrecht im Körper, son<strong>de</strong>rn leicht geneigt (ca. 40°) und etwas<br />

gedreht. Die Länge eines gesun<strong>de</strong>n ausgewachsenen Herzens beträgt etwa 12<br />

Zentimeter, die Breite etwa 8 bis 9 Zentimeter – es ist in <strong>de</strong>r Regel etwa so groß wie<br />

die geballte Faust <strong>de</strong>s Betroffenen. Das Herz wiegt circa 300 Gramm bei Männern<br />

und 250 Gramm bei Frauen.<br />

Das Herz ist von einem sogenannten Herzbeutel (Perikard) umgeben. Dieser<br />

bin<strong>de</strong>gewebige Sack schützt das Herz und grenzt es von an<strong>de</strong>ren Organen ab. Die<br />

Innenseite <strong>de</strong>s Herzbeutels ist mit einem glatten Deckgewebe überzogen. Die<br />

Herzbewegungen erfolgen also innerhalb <strong>de</strong>s Herzbeutels, <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> so eng<br />

anliegt, dass ein gewisser Bewegungsspielraum bleibt. Zwischen <strong>de</strong>r Innenseite <strong>de</strong>s<br />

Herzbeutels und <strong>de</strong>r Herzaußenseite dient seröse Flüssigkeit als eine Art Gleitmittel<br />

und min<strong>de</strong>rt so die Reibung, die durch Herzbewegung entsteht.<br />

Das Herz selbst besteht von außen nach innen aus drei Herzwän<strong>de</strong>n:<br />

• Epikard<br />

• Myokard<br />

• Endokard<br />

Schematische Darstellung <strong>de</strong>s Herzens<br />

Die äußere Herzwand nennt man Epikard,<br />

sie besteht aus einer glatten, fein<br />

strukturierten Gewebeschicht.<br />

An die Innenseite <strong>de</strong>s Epikards schmiegt<br />

sich eine Muskelschicht an: das Myokard.<br />

Die Dicke <strong>de</strong>r Muskelschicht hängt davon<br />

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Bewegungstherapeut<br />

ab, wie stark man <strong>de</strong>n Herzmuskel beansprucht.<br />

Daher variiert die Muskeldicke beim Herzen von Mensch zu Mensch. Dennoch lässt<br />

sich in je<strong>de</strong>m Herz ein örtliches Verhältnis <strong>de</strong>r Muskelstärke unterschei<strong>de</strong>n: In <strong>de</strong>n<br />

Herz-Vorhöfen ist <strong>de</strong>r Druck auf die Muskelschicht vergleichsweise niedrig. Daher ist<br />

<strong>de</strong>r Muskel hier nur etwa 1 bis 3 Millimeter stark. Da <strong>de</strong>r Druck in <strong>de</strong>r rechten<br />

Herzkammer höher ist, fin<strong>de</strong>n sich dort Muskelstärken von 5 bis 10 Millimetern. Der<br />

kräftigste Muskel befin<strong>de</strong>t sich mit 10 bis 30 Millimetern in <strong>de</strong>r linken Herzkammer, da<br />

diese das Blut in <strong>de</strong>n großen Körperkreislauf pumpen und somit <strong>de</strong>n größten Druck<br />

aufbauen muss. Das gleiche gilt auch für die Schei<strong>de</strong>wand zwischen linker und<br />

rechter Herzkammer.<br />

Weiter in Richtung <strong>de</strong>r Herzhöhle schmiegt sich an die Muskelschicht schließlich die<br />

innere Herzwand an: das Endokard. Sie hat eine feinfaserige Struktur und ist mit<br />

elastischem Bin<strong>de</strong>gewebe überzogen. Die innere Herzwand trennt <strong>de</strong>n Herzmuskel<br />

vom Hohlraum <strong>de</strong>s Herzens. Die abschließen<strong>de</strong> Deckschicht ist glatt und bietet <strong>de</strong>m<br />

Blutstrom dadurch möglichst wenig Wi<strong>de</strong>rstand.<br />

Reizleitung<br />

Um zu funktionieren, besitzt das Herz Gruppen von abgewan<strong>de</strong>lten (modifizierten)<br />

Muskelzellen, welche die Erregung am Herzen bil<strong>de</strong>n, koordinieren und weiterleiten.<br />

Diese sogenannten Schrittmacher (Sinusknoten und Atrioventrikularknoten) sorgen<br />

dafür, dass die Kontraktionen geordnet verlaufen und es beim gesun<strong>de</strong>n Herzen<br />

nicht zu Herzrhythmusstörungen kommt.<br />

Sinusknoten<br />

Der Sinusknoten (Nodus sinuatrialis) besteht aus einer Ansammlung schnell<br />

<strong>de</strong>polarisieren<strong>de</strong>r Zellen – also Zellen, die ihr Membranpotenzial rasch in <strong>de</strong>n<br />

positiven Bereich än<strong>de</strong>rn können –, die von allen Herzmuskelzellen die höchste<br />

Eigenfrequenz besitzen. Er befin<strong>de</strong>t sich am Übergang <strong>de</strong>r oberen Hohlvene (Vena<br />

cava superior) in <strong>de</strong>n rechten Vorhof (Atrium).<br />

Der Sinusknoten wird auch als natürlicher Schrittmacher <strong>de</strong>s Herzens bezeichnet,<br />

da er <strong>de</strong>m gesamten Herzmuskel (Myokard) seine Frequenz aufzwingt. Die<br />

Eigenfrequenz <strong>de</strong>s Sinusknotens beträgt gewöhnlich etwa 60 bis 80 "Erregungen"<br />

pro Minute, entsprechend <strong>de</strong>r normalen Schlagfrequenz <strong>de</strong>s Herzens – <strong>de</strong>m Puls.<br />

Um <strong>de</strong>n Herzschlag <strong>de</strong>r jeweiligen körperlichen Belastung anzupassen, kann die<br />

Frequenz <strong>de</strong>s Sinusknotens über zwei Nerven (Vagus und Sympathikus) angepasst<br />

wer<strong>de</strong>n. Wächst <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>s Vagus über das normale Maß hinaus an, entsteht<br />

eine sogenannte Bradykardie. Das ist eine Herzrhythmusstörung von 40 bis 50<br />

Aktionspotenzialen beziehungsweise Herzschlägen pro Minute – <strong>de</strong>r Puls<br />

verlangsamt sich also. Überwiegt <strong>de</strong>r Sympathikus, so spricht man von<br />

Sinustachykardie; diese Herzrhythmusstörung liegt bei 100 bis 150 Schlägen pro<br />

Minute.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Die Frequenz <strong>de</strong>s Sinusknotens kann neben <strong>de</strong>n durch das Nervensystem<br />

vermittelten Reizen auch über Medikamente o<strong>de</strong>r das Hormon Adrenalin beeinflusst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Atrioventrikularknoten (AV-Knoten)<br />

Vom Sinusknoten breitet sich <strong>de</strong>r elektrische Reiz über drei Leitungsbahnen in <strong>de</strong>r<br />

Vorhofmuskulatur bis zum sogenannten Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) aus.<br />

Der AV-Knoten besitzt einen geringeren Eigenrhythmus als <strong>de</strong>r Sinusknoten (etwa 40<br />

bis 50 Depolarisationen also Entladungen pro Minute). Gewöhnlich <strong>de</strong>polarisieren die<br />

vom Sinusknoten kommen<strong>de</strong>n Reize <strong>de</strong>n AV-Knoten und zwingen ihm so <strong>de</strong>n<br />

Sinusrhythmus auf. Ist jedoch die Überleitung vom Sinus- zum AV-Knoten gestört<br />

(sog. AV-Block), so folgt das Herz <strong>de</strong>m Eigenrhythmus <strong>de</strong>s AV-Knotens mit 40 bis<br />

60 Aktionspotenzialen pro Minute. Dies ist für eine Blutversorgung <strong>de</strong>s Körpers in<br />

Ruhe gera<strong>de</strong> noch ausreichend.<br />

Lunge<br />

Die Lunge (Pulmo) besteht aus zwei Lungenflügeln und nimmt fast <strong>de</strong>n gesamten<br />

Brustraum ein. Nach unten grenzt sie an das Zwerchfell. Die Lunge besteht aus<br />

einem schwammigen Gewebe, in <strong>de</strong>m sich die Atemwege von <strong>de</strong>n Bronchien bis hin<br />

zu <strong>de</strong>n Lungenbläschen in immer feinere Verästelungen aufteilen.<br />

Darstellung <strong>de</strong>r Lunge: Bronchien und Lappen<br />

Die Lunge dient <strong>de</strong>r Atmung <strong>de</strong>s Menschen und damit <strong>de</strong>m Gasaustausch. Sie<br />

ermöglicht, dass sauerstoffhaltige Luft in <strong>de</strong>n Körper gelangt und sauerstoffarme<br />

abgegeben wird. Der Mensch nimmt Luft über die Nase o<strong>de</strong>r auch durch <strong>de</strong>n Mund<br />

auf. Das Innere <strong>de</strong>r Nase ist mit einer Schleimhaut ausgeklei<strong>de</strong>t, die die eingeatmete<br />

Luft anfeuchtet, erwärmt und von Verschmutzungen reinigt. Nasen- und Mundhöhle<br />

sind über <strong>de</strong>n Rachen miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n. Über <strong>de</strong>n Kehlkopf erreicht die Luft<br />

zunächst die Luftröhre (Trachea). Diese ist ein zehn bis zwölf Zentimeter langes,<br />

biegsames Rohr, das sich vor <strong>de</strong>m vierten Brustwirbel teilt und in <strong>de</strong>r Luftröhrengabel<br />

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Bewegungstherapeut<br />

(Bifurcatio tracheae) in zwei Hauptbronchien aufgabelt – eine für <strong>de</strong>n rechten, eine<br />

für <strong>de</strong>n linken Lungenflügel.<br />

Die bei<strong>de</strong>n Hauptbronchien <strong>de</strong>r Lunge teilen sich wie<strong>de</strong>rum rechts in drei und links in<br />

zwei sogenannte Lappenbronchien:<br />

• rechter Lungenflügel: Der rechte Lungenflügel besteht aus<br />

o einem oberen Lungenlappen (Lobus superior),<br />

o einem mittleren Lungenlappen (Lobus medius) und<br />

o einem unteren Lungenlappen (Lobus inferior).<br />

• linker Lungenflügel: Der linke Lungenflügel besteht nur aus<br />

o einem oberen Lungenlappen (Lobus superior) und<br />

o einem unteren Lungenlappen (Lobus inferior) und hat daher ein etwas<br />

geringeres Volumen als <strong>de</strong>r rechte Flügel.<br />

Je<strong>de</strong>r Lungenlappen teilt sich außer<strong>de</strong>m in mehrere Untereinheiten (rechts 10, links<br />

8-10), sogenannte Segmente. Innerhalb je<strong>de</strong>s Segmentes teilt sich das Gewebe <strong>de</strong>r<br />

Lunge weiter in Läppchen (Lobuli) auf. Am En<strong>de</strong> dieser fortlaufen<strong>de</strong>n<br />

Verzweigungen fin<strong>de</strong>t man schließlich die Bronchiolen, die über die Alveolargänge<br />

in die Lungenbläschen (Alveolen) übergehen.<br />

Die Lungenbläschen sind von einem Netz feinster Blutgefäße (Kapillarnetz)<br />

umgeben. Das Gewebe zwischen Lungenbläschen und <strong>de</strong>n blutgefüllten Kapillaren<br />

ist außeror<strong>de</strong>ntlich dünn, es macht nur etwa einen Mikrometer aus. Auf diese Weise<br />

begünstigt es <strong>de</strong>n Übertritt von Sauerstoff aus <strong>de</strong>r eingeatmeten Luft ins Blut.<br />

Während das Blut durch die Lungenkapillaren fließt, bin<strong>de</strong>n die roten Blutkörperchen<br />

frischen Sauerstoff und geben dafür Kohlendioxid ab, damit es über die Ausatemluft<br />

<strong>de</strong>n Körper verlassen kann.<br />

Sowohl <strong>de</strong>r rechte als auch <strong>de</strong>r linke Lungenflügel sind außen vom Lungenfell<br />

(Pleura visceralis o<strong>de</strong>r Pleura pulmonalis) be<strong>de</strong>ckt. Nur am Lungenhilus, wo die<br />

Gefäße und die Hauptbronchien in die Lunge eintreten, ist es unterbrochen.<br />

Die äußere Schicht <strong>de</strong>s Lungenfells nennt man Rippenfell (Pleura parietalis). Das<br />

Rippenfell klei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Brustkorb von innen aus. Zu<strong>de</strong>m trennt das Rippenfell die<br />

Lungenflügel vom Mittelteil <strong>de</strong>s Brustkorbinnenraums – <strong>de</strong>m sogenannten Mittelfell<br />

(Mediastinum). Im Mediastinum liegt das Herz. Außer<strong>de</strong>m verlaufen hier die<br />

Hauptschlaga<strong>de</strong>r, die Lungenvenen und -arterien, die Luftröhre (Trachea) und die<br />

Speiseröhre.<br />

Lungenfell und Rippenfell bezeichnet man zusammen auch als Brustfell. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Gewebsschichten <strong>de</strong>s Brustfells liegen direkt aneinan<strong>de</strong>r. Zwischen bei<strong>de</strong>n<br />

Schichten befin<strong>de</strong>t sich ein Raum (<strong>de</strong>r sog. Pleuraspalt), <strong>de</strong>r etwas Flüssigkeit<br />

enthält, sodass die bei<strong>de</strong>n Schichten frei gegeneinan<strong>de</strong>r verschiebbar sind, aber<br />

<strong>de</strong>nnoch aneinan<strong>de</strong>r haften.<br />

Beim Einatmen hebt sich durch Muskelkraft <strong>de</strong>r Brustkorb, während sich das<br />

Zwerchfell senkt. Da im Pleuraspalt ein Unterdruck besteht, muss die Lunge <strong>de</strong>n<br />

Bewegungen von Brustkorb und Zwerchfell folgen und weitet sich – dadurch strömt<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Luft in die Lunge ein. Beim Ausatmen senkt sich <strong>de</strong>r Brustkorb und das Zwerchfell<br />

erschlafft; dabei wird Luft aus <strong>de</strong>r Lunge herausgedrückt. Bei verstärkter Ausatmung<br />

wölbt sich das Zwerchfell zu<strong>de</strong>m aktiv nach oben in Richtung Lunge, unterstützt<br />

durch die Muskeln <strong>de</strong>r Bauch<strong>de</strong>cke.<br />

Unter Atmung versteht man im Allgemeinen alle Vorgänge, die an <strong>de</strong>r Aufnahme von<br />

Sauerstoff aus <strong>de</strong>r Luft sowie bei <strong>de</strong>r Abgabe von Kohlendioxid beteiligt sind. Die<br />

Vorgänge bei <strong>de</strong>r Atmung unterliegen dabei <strong>de</strong>r bewussten und unbewussten<br />

Steuerung durch das Atemzentrum im Gehirn.<br />

Beim Einatmen hebt und erweitert sich <strong>de</strong>r Brustkorb. Dies geschieht zum einen,<br />

in<strong>de</strong>m sich das Zwerchfell zusammenzieht und tiefer tritt, zum an<strong>de</strong>ren, in<strong>de</strong>m die<br />

Zwischenrippenmuskeln und die Atemhilfsmuskulatur sich kontrahieren und dadurch<br />

Rippen und Brustbein anheben. Da im Pleuraspalt, also <strong>de</strong>m flüssigkeitsgefüllten<br />

Raum zwischen Rippen- und Brustfell, ein Unterdruck besteht, wird die Lunge<br />

förmlich an <strong>de</strong>n Brustkorb und das Zwerchfell "gesaugt" und muss ihren<br />

Bewegungen folgen. Dadurch weitet sich die Lunge und füllt sich mit Luft.<br />

Beim Ausatmen verkleinert sich <strong>de</strong>r Brustkorb, weil die Muskulatur erschlafft,<br />

ebenso wie das Zwerchfell. Da die Lunge ein elastisches Gewebe ist und die<br />

Ten<strong>de</strong>nz hat, sich ohne entgegenwirken<strong>de</strong> Kräfte zusammenzuziehen, verkleinert sie<br />

sich und die Luft entweicht.<br />

Beim Einatmen wird die Luft im Körper auf circa 37 Grad Celsius erwärmt (also auf<br />

Körpertemperatur gebracht) und zu nahezu 100 Prozent mit Wasserdampf gesättigt.<br />

Im Körper wird Sauerstoff verbraucht und dabei Kohlendioxid erzeugt und mit <strong>de</strong>r<br />

Ausatemluft abgegeben. Daher unterschei<strong>de</strong>t sich die Zusammensetzung <strong>de</strong>r<br />

ausgeatmeten und <strong>de</strong>r eingeatmeten Luft.<br />

Die Atmung dient <strong>de</strong>m Gasaustausch. Mithilfe <strong>de</strong>s Blutkreislaufs, <strong>de</strong>r die Lungen<br />

durchströmt, wird Sauerstoff zu <strong>de</strong>n Körperzellen hin- und Kohlendioxid von <strong>de</strong>n<br />

Körperzellen wegtransportiert. Dabei nehmen die Zellen <strong>de</strong>n Sauerstoff aus <strong>de</strong>m Blut<br />

auf und geben Kohlendioxid an das Blut ab.<br />

Der Gasaustausch erfolgt in Abhängigkeit vom sogenannten Partialdruck. Der<br />

Sauerstoffpartialdruck ist in <strong>de</strong>n Lungenbläschen größer als im Lungenblut, daher<br />

kann das Blut Sauerstoff aufnehmen. Im Gewebe besteht ein Druckgefälle für<br />

Sauerstoff vom Blut zu <strong>de</strong>n Gewebezellen und gestattet <strong>de</strong>n Zellen auf diese Weise<br />

die Sauerstoffaufnahme. Für Kohlendioxid sind die Druckgefälle in<br />

entgegengesetzter Richtung vorhan<strong>de</strong>n (Gewebe→Blut und Blut→Lungenbläschen)<br />

und gewährleisten so die Abgabe <strong>de</strong>s Kohlendioxids.<br />

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Großer und kleiner Kreislauf<br />

Bewegungstherapeut<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t beim Blutkreislauf zwei Formen:<br />

• <strong>de</strong>n kleinen Kreislauf bzw. Lungenkreislauf und <strong>de</strong>n<br />

• großen Kreislauf bzw. Körperkreislauf.<br />

Lungenkreislauf<br />

Die rechte Herzhälfte versorgt <strong>de</strong>n Lungenkreislauf (kleiner Kreislauf): Die rechte<br />

Herzkammer (Ventriculus <strong>de</strong>xter) pumpt das Blut über die Pulmonalklappe in die<br />

Lungenarterie und von hier über sich verzweigen<strong>de</strong> Arterien und Arteriolen bis in die<br />

Kapillaren <strong>de</strong>r Lunge. Dort wird das Blut mit Sauerstoff angereichert und strömt<br />

weiter über die Kapillaren in Venolen und Venen bis in <strong>de</strong>n linken Vorhof (Atrium).<br />

Von hier gelangt das Blut über die Mitralklappe in die linke Herzkammer (Ventriculus<br />

sinister).<br />

Körperkreislauf<br />

Der Körperkreislauf (großer Kreislauf) wird von <strong>de</strong>r linken Herzhälfte angetrieben: Die<br />

linke Herzkammer pumpt mit Sauerstoff angereichertes Blut über die Aortenklappe in<br />

die Hauptschlaga<strong>de</strong>r (Aorta). Von dort aus gelangt es in die Arterien und im weiteren<br />

Verlauf in die kleineren Arteriolen. Schließlich fließt es in die Kapillaren, die<br />

Bin<strong>de</strong>glie<strong>de</strong>r zwischen Arterien und Venen, welche unter an<strong>de</strong>rem für <strong>de</strong>n<br />

Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe zuständig sind. Hier gibt das Blut<br />

Sauerstoff und Nährstoffe an die Zellen ab und nimmt Abfallstoffe, wie etwa<br />

Kohlendioxid, auf.<br />

Im Anschluss wird das nun sauerstoffarme Blut zurück zum Herzen geleitet. Dabei<br />

fließt es von <strong>de</strong>n Kapillaren zunächst in beson<strong>de</strong>rs kleine Venen, die Venolen,<br />

welche sich zu immer größer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Venen zusammenschließen. Über die<br />

Hauptvene fließt das Blut in die rechte Vorkammer und über die Trikuspidalklappe in<br />

die rechte Herzkammer.<br />

Herz-Lungen-Kreislauf<br />

blau = sauerstoffarm<br />

rot = sauerstoffreich<br />

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Bewegungstherapeut<br />

15.) Atemwegserkrankungen<br />

Asthma bronchiale ist eine chronisch entzündliche Erkrankung <strong>de</strong>r Atemwege.<br />

Diese <strong>Teil</strong>e <strong>de</strong>r Lunge reagieren bei Asthmatikern auf bestimmte Reize, zum Beispiel<br />

psychische Belastung o<strong>de</strong>r Überanstrengung, überempfindlich und verengen sich<br />

krampfartig.<br />

Durch die Überempfindlichkeit gegenüber eigentlich harmlosen Stoffen sind die<br />

Atemwege bei Asthma bronchiale ständig entzün<strong>de</strong>t. Deshalb bil<strong>de</strong>t die Schleimhaut<br />

in <strong>de</strong>n Bronchien sehr viel zähen Schleim und schwillt an. In <strong>de</strong>r Folge verengen sich<br />

die Atemwege. Zusätzlich verkrampft sich die Atemmuskulatur. Das führt zu einer in<br />

Anfällen auftreten<strong>de</strong>n Atemnot.<br />

Ein Asthmaanfall dauert von wenigen Sekun<strong>de</strong>n bis zu mehreren Stun<strong>de</strong>n (schwerer<br />

Asthmaanfall). Auslöser sind zum Beispiel Allergien, Infektionen <strong>de</strong>r oberen<br />

Atemwege, Überanstrengung, psychische Belastung, Kälte, Medikamente o<strong>de</strong>r<br />

verunreinigte Luft.<br />

Bei Asthma bronchiale entstehen die typischen Symptome, weil die Atemwege<br />

dauerhaft entzün<strong>de</strong>t sind und insbeson<strong>de</strong>re die Bronchialschleimhäute<br />

anschwellen. Die Bronchialschleimhäute produzieren durch diese Entzündung<br />

übermäßig viel zähflüssigen Schleim. Der Schleim und die Schleimhautschwellung<br />

verengen die Atemwege und erschweren die Atmung. Kin<strong>de</strong>r bekommen häufiger<br />

Asthma als Erwachsene, weil ihre Schleimhautoberfläche im Verhältnis zur Weite <strong>de</strong>r<br />

Atemwege beson<strong>de</strong>rs groß ist. Die Muskeln <strong>de</strong>r "kleinen Bronchien" (<strong>de</strong>r sog.<br />

Bronchioli), <strong>Teil</strong>e <strong>de</strong>r unteren Atemwege, ziehen sich bei Asthma krampfartig<br />

zusammen. Vor allem das Ausatmen ist dadurch gestört: Die Ausatmung verlängert<br />

sich insgesamt: Es entsteht ein typisches Pfeifen und Brummen. Zwischen <strong>de</strong>n<br />

Anfällen (sog. Intervallen) fehlen die Asthma-Symptome oft ganz.<br />

Häufige Asthma-Symptome sind:<br />

• Atemnot: v.a. morgens und nachts, nach körperlicher Anstrengung, bei<br />

Atemwegsinfektionen und bei Kontakt mit Allergenen<br />

• pfeifen<strong>de</strong>s Ausatmen (sog. Giemen) bei gleichzeitiger Atemnot<br />

• andauern<strong>de</strong>r Husten: kann anstelle <strong>de</strong>r Atemnot auftreten o<strong>de</strong>r zusätzlich<br />

Die Atemwegsinfektion zählt zu <strong>de</strong>n häufigsten Erkrankungen beim Menschen. Meist<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um eine Infektion <strong>de</strong>r oberen Atemwege (Nase, Nebenhöhlen,<br />

Rachen und Kehlkopf), seltener um eine Infektion <strong>de</strong>r unteren Atemwege (Luftröhre<br />

und Bronchien).<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Gera<strong>de</strong> die Atemwege (bestehend aus Mundhöhle, Nasenhöhle,<br />

Nasennebenhöhlen, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre und Lunge) sind als offenes<br />

System Umwelteinflüssen beson<strong>de</strong>rs ausgesetzt:<br />

So können zum Beispiel Staub, Rauch, Abgase, Bakterien, Viren und Pilze leicht<br />

eindringen. Normalerweise ist <strong>de</strong>r Körper jedoch vor einer Atemwegsinfektion<br />

geschützt:<br />

• Das Immunsystem kann Bakterien, Viren und Pilze abtöten und beseitigen.<br />

• Die Schleimhäute, mit <strong>de</strong>nen die Atemwege ausgeklei<strong>de</strong>t sind, fangen<br />

kleinste <strong>Teil</strong>chen auf und transportieren sie über Flimmerhärchen o<strong>de</strong>r durch<br />

Aushusten o<strong>de</strong>r Schlucken <strong>de</strong>s Schleims aus <strong>de</strong>m Körper.<br />

Eine Atemwegsinfektion kann durch unvermittelt (akut) auftreten<strong>de</strong> Symptome<br />

gekennzeichnet sein. Die typischen Anzeichen und <strong>de</strong>ren mögliche Folgen sind:<br />

Erkrankung Symptome<br />

obere Atemwege<br />

laufen<strong>de</strong> Nase, Niesen,<br />

Auslöser<br />

Schnupfen (Rhinitis) Kopfschmerzen, behin<strong>de</strong>rte<br />

Atmung durch die Nase<br />

Spontanschmerz sowie Druck- und<br />

Viren<br />

Nasennebenhöhlen- Klopfschmerz an Stirn und Wange, Bakterien, häufig infolge<br />

Entzündung Kopfschmerzen, Fieber, eines Schnupfens;<br />

(Sinusitis)<br />

Schnupfen, eitriger Ausfluss aus<br />

Nase<br />

seltener Viren o<strong>de</strong>r Pilze<br />

vorwiegend Bakterien:<br />

Mittelohrentzündung<br />

(Otitis media)<br />

Druckgefühl und Schmerzen im<br />

Ohr, eingeschränktes Hören,<br />

hohes Fieber<br />

Streptococcus<br />

pneumoniae ,<br />

Haemophilus influenzae,<br />

Staphylococcus aureus<br />

Rachenentzündung<br />

(Pharyngitis)<br />

Kratzen im Hals sowie trockenes<br />

Gefühl, Schluckschmerz<br />

Rötung und Schwellung <strong>de</strong>r<br />

Bakterien, Viren<br />

Man<strong>de</strong>lentzündung<br />

(Tonsillitis)<br />

Man<strong>de</strong>ln, Schluckbeschwer<strong>de</strong>n,<br />

eitriger Belag,<br />

Lymphknotenschwellungen,<br />

Fieber, Kopfschmerzen<br />

Bakterien: Streptococcus<br />

pyogenes<br />

Viren, Bakterien,<br />

Rauchen, Allergien,<br />

Kehlkopfentzündung<br />

(Laryngitis)<br />

Erkrankungen <strong>de</strong>r<br />

Heiserkeit, Husten, Halsschmerzen<br />

Speiseröhre,<br />

Überanstrengung <strong>de</strong>r<br />

Stimme (Singen)<br />

untere Atemwege<br />

akute Bronchitis<br />

entzün<strong>de</strong>te Bronchialschleimhaut; vorwiegend Viren (90%);<br />

Fieber, Husten, Glie<strong>de</strong>rschmerzen, seltener: primär bakteriell<br />

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Lungenentzündung<br />

(Pneumonie)<br />

akutes<br />

Lungenemphysem<br />

Bewegungstherapeut<br />

Brennen in <strong>de</strong>n Augen, Schnupfen,<br />

oft Heiserkeit<br />

entzün<strong>de</strong>tes Lungengewebe;<br />

Husten, Auswurf, Brustschmerzen,<br />

Atembeschwer<strong>de</strong>n, Fieber,<br />

Schüttelfrost<br />

Lungenblähung, kann sich<br />

zurückbil<strong>de</strong>n<br />

als Begleitsymptom bei<br />

Keuchhusten o<strong>de</strong>r<br />

sekundär bakteriell nach<br />

Virusinfektion (z.B.<br />

Masern)<br />

Bakterien: Streptococcus<br />

pneumoniae ,<br />

Haemophilus influenzae,<br />

Moraxella catarrhalis,<br />

Staphylococcus aureus;<br />

seltener Viren, Parasiten<br />

o<strong>de</strong>r Pilze<br />

Verengung kleiner<br />

Bronchien bei<br />

Asthmaanfall<br />

Die akute Bronchitis ist eine akute Entzündung <strong>de</strong>r unteren Atemwege (wie <strong>de</strong>n<br />

Bronchien), die meist durch Viren ausgelöst wird und in <strong>de</strong>r Regel unkompliziert<br />

verläuft.<br />

Typisches Symptom für eine akute Bronchitis ist Husten.<br />

Hauptsymptom <strong>de</strong>r akuten Bronchitis ist ein mitunter quälen<strong>de</strong>r Husten, <strong>de</strong>r anfangs<br />

normalerweise trocken ist (Reizhusten) und sich wenige Tage später abhusten lässt.<br />

Häufig wird eine akute Bronchitis von weiteren Symptomen begleitet, wie etwa<br />

Fieber, Glie<strong>de</strong>rschmerzen, brennen<strong>de</strong>n Augen, Schnupfen o<strong>de</strong>r Heiserkeit. In vielen<br />

Fällen hatten Betroffene vor <strong>de</strong>r akuten Bronchitis zuerst eine Infektion <strong>de</strong>r oberen<br />

Atemwege (z.B. Schnupfen, Rachenentzündung).<br />

Der Husten ist bei einer akuten Bronchitis anfangs trocken, löst sich aber nach<br />

einigen Tagen. Das be<strong>de</strong>utet, dass in <strong>de</strong>n Atemwegen Schleim entsteht, <strong>de</strong>n<br />

Betroffene abhusten können (Auswurf). Haben Viren die akute Bronchitis verursacht,<br />

so ist <strong>de</strong>r Schleim weißlich. Wenn Bakterien beteiligt sind, ist <strong>de</strong>r Schleim hingegen<br />

eitrig und hat eine gelbe o<strong>de</strong>r grünliche Farbe. Außer<strong>de</strong>m fühlen sich die Erkrankten<br />

dann meist auch <strong>de</strong>utlich schlechter und sollten spätestens jetzt <strong>de</strong>n Hausarzt<br />

aufsuchen. Er kann in diesem Stadium beim Abhören von Lunge und Bronchien<br />

sogenannte "Rasselgeräusche" feststellen. Sie entstehen durch Schleim, <strong>de</strong>r locker<br />

in <strong>de</strong>n Atemwegen sitzt. Sitzt <strong>de</strong>r Schleim fest, hört <strong>de</strong>r Arzt eher ein Pfeifen über <strong>de</strong>r<br />

Lunge.<br />

Selten ziehen sich eine akute Bronchitis und die entsprechen<strong>de</strong>n Symptome länger<br />

hin. Durch das ständige Husten kann es dann zu kleineren, harmlosen Verletzungen<br />

<strong>de</strong>r Schleimhäute in <strong>de</strong>n Bronchien führen. Dann sind im abgehusteten Schleim<br />

vereinzelt Blutspuren sichtbar. Informieren Sie Ihren Arzt darüber, wenn Sie blutigen<br />

Schleim abhusten. Er wird dann entschei<strong>de</strong>n, ob zusätzliche Untersuchungen wie<br />

zum Beispiel das Röntgen <strong>de</strong>r Lunge notwendig sind.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Keuchhusten ist eine akute Infektionskrankheit <strong>de</strong>r Atemwege, die durch das<br />

Bakterium Bor<strong>de</strong>tella pertussis entsteht. Im Herbst und Winter treten mehr Fälle auf<br />

als im Frühjahr und Sommer. Keuchhusten ist sehr ansteckend:<br />

Wenn ein ungeimpfter Mensch mit <strong>de</strong>m Erreger in Kontakt kommt, entwickelt er mit<br />

min<strong>de</strong>stens 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit einen Keuchhusten. Die Ansteckung<br />

geschieht durch Tröpfcheninfektion, also zum Beispiel durch Niesen o<strong>de</strong>r Husten.<br />

Das erste Stadium von Keuchhusten (Pertussis) ist durch Symptome<br />

gekennzeichnet, die einer Erkältung ähneln. Entsprechend bezeichnet man es als<br />

erkältungsartiges Stadium (bzw. Stadium catarrhale). Es dauert etwa ein bis<br />

zwei Wochen an. Zu <strong>de</strong>n typischen Anzeichen gehören:<br />

• Niesen<br />

• Schnupfen<br />

• manchmal Heiserkeit<br />

• leichtes Fieber<br />

• leichter Husten, <strong>de</strong>r nach und nach in Krampfhusten übergeht<br />

• manchmal Bin<strong>de</strong>hautentzündung (Konjunktivitis<br />

Im zweiten Stadium von Keuchhusten (Pertussis) treten die Symptome auf, die für<br />

<strong>de</strong>n Keuchhusten namensgebend sind: Hustenanfälle (sog. Stakkatohusten) mit<br />

anschließen<strong>de</strong>m Keuchen beim Einatmen. Dieses sogenannte Anfallsstadium (bzw.<br />

Stadium convulsivum) kann drei bis sechs Wochen andauern. Das keuchen<strong>de</strong><br />

Geräusch am En<strong>de</strong> eines Hustenanfalls tritt bei etwa je<strong>de</strong>m zweiten Kind mit<br />

Keuchhusten im Stadium convulsivum auf; es entsteht durch das plötzliche Einatmen<br />

gegen die geschlossenen Stimmlippen (Glottis). Neben <strong>de</strong>m typischen Keuchhusten<br />

ist im Stadium convulsivum Folgen<strong>de</strong>s zu beobachten:<br />

• zäher, glasiger Auswurf<br />

• Erbrechen <strong>de</strong>s hochgewürgten Auswurfs<br />

• nächtliche Häufung <strong>de</strong>r Beschwer<strong>de</strong>n<br />

• selten Fieber<br />

Lungenerkrankungen<br />

Eine Pneumonie (Lungenentzündung) hat ihre Ursachen meistens in Bakterien –<br />

beson<strong>de</strong>rs häufig in sogenannten Pneumokokken: Diese Bakterien sind für 70<br />

Prozent aller Pneumonien verantwortlich. Seltener verursachen Viren o<strong>de</strong>r Pilze eine<br />

Lungenentzündung. Die Erreger dringen in die Lunge vor und führen im dortigen<br />

Gewebe zu einer Entzündung. Die von <strong>de</strong>r Lungenentzündung hervorgerufenen<br />

Symptome können sich je nach Auslöser stark unterschei<strong>de</strong>n:<br />

• Eine typische Pneumonie (bakterielle Lungenentzündung) geht in <strong>de</strong>r Regel<br />

mit folgen<strong>de</strong>n Anzeichen einher:<br />

o Schüttelfrost und Fieber<br />

o Husten mit anfangs rostbraunem, später meist gelb-grünlichem Auswurf<br />

o starkes Krankheitsgefühl<br />

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Bewegungstherapeut<br />

• Wichtigste Symptome für eine eher schleichend beginnen<strong>de</strong> atypische<br />

Pneumonie (z.B. virale Lungenentzündung) sind:<br />

o Kopfschmerzen und Glie<strong>de</strong>rschmerzen<br />

o lang anhalten<strong>de</strong>r, quälen<strong>de</strong>r Husten, meist ohne Auswurf<br />

o weniger ausgeprägtes Krankheitsgefühl<br />

Eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist eine Entzündung <strong>de</strong>s Lungengewebes.<br />

In <strong>de</strong>r Regel lösen Bakterien die Erkrankung aus – seltener Viren o<strong>de</strong>r Pilze.<br />

Außer<strong>de</strong>m können chemische und physikalische Reize, wie zum Beispiel giftige<br />

Gase o<strong>de</strong>r verschluckte Gegenstän<strong>de</strong>, das Lungengewebe angreifen und zu einer<br />

Lungenentzündung führen. In diesen Fällen sprechen Mediziner von einer<br />

Pneumonitis.<br />

In <strong>de</strong>r Lunge fin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r lebenswichtige Gasaustausch statt: Der Sauerstoff gelangt<br />

aus <strong>de</strong>r Atemluft ins Blut, und Abfallprodukte <strong>de</strong>s Stoffwechsels, beispielsweise<br />

Kohlendioxid, gehen aus <strong>de</strong>m Blut in die Atemluft über, sodass die Betroffenen sie<br />

abatmen. Ist die Atmung durch eine Erkrankung wie die Lungenentzündung<br />

beeinträchtigt, kann dies zu einer lebensbedrohlichen Situation führen, <strong>de</strong>nn: Der<br />

Körper ist dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und kann gleichzeitig<br />

nicht mehr genügend Kohlendioxid abatmen.<br />

Unter einem Lungenö<strong>de</strong>m versteht man die vermehrte Ansammlung von Flüssigkeit<br />

zwischen <strong>de</strong>n Zellen <strong>de</strong>s Lungengewebes (sog. Interstitium) und/o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Lungenbläschen. Umgangssprachlich wird das Lungenö<strong>de</strong>m <strong>de</strong>shalb auch als<br />

"Wasser in <strong>de</strong>r Lunge" bezeichnet.<br />

Diese Flüssigkeitsansammlung kann als Folge verschie<strong>de</strong>ner Grun<strong>de</strong>rkrankungen<br />

auftreten. Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist die häufigste Ursache eines<br />

Lungenö<strong>de</strong>ms. Aber auch Lungenerkrankungen, Nierenerkrankungen bei <strong>de</strong>nen es<br />

zu einer eingeschränkten Nierenfunktion (Niereninsuffizienz) kommt, schwere<br />

allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock) o<strong>de</strong>r Giftstoffe können zu "Wasser<br />

in <strong>de</strong>r Lunge" führen.<br />

Beim Lungenö<strong>de</strong>m han<strong>de</strong>lt es sich um ein ernstes Krankheitsbild. Je nach<br />

Schweregrad treten unterschiedliche Symptome auf. Ist die Flüssigkeitsansammlung<br />

auf das Lungenzwischengewebe beschränkt – wie beim sogenannten interstitiellen<br />

Lungenö<strong>de</strong>m – äußert sich das "Wasser in <strong>de</strong>r Lunge" durch eine schnelle, flache<br />

Atmung <strong>de</strong>s Betroffenen, Unruhe und Husten. Hat sich die Flüssigkeit bereits in die<br />

Lungenbläschen ausgebreitet, liegt ein sogenanntes alveoläres Lungenö<strong>de</strong>m vor,<br />

dass zusätzlich Atemnot und "bro<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>" Atemgeräusche ("feuchtes Rasseln")<br />

verursacht. Durch <strong>de</strong>n Sauerstoffmangel sind außer<strong>de</strong>m Haut und Schleimhäute<br />

häufig bläulich verfärbt (Zyanose). Dies ist beson<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>n Lippen gut sichtbar.<br />

Später husten Betroffene auch weißlich-schaumigen Auswurf ab.<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t im Prozess <strong>de</strong>s Lungenö<strong>de</strong>ms vier verschie<strong>de</strong>ne Stadien:<br />

• Stadium I: Interstitielles Lungenö<strong>de</strong>m: Die Flüssigkeit befin<strong>de</strong>t sich nur in<br />

<strong>de</strong>n Gewebezwischenräumen <strong>de</strong>r Lunge.<br />

Manfred Meyer Seite 101 von 146


Bewegungstherapeut<br />

• Stadium II: Alveoläres Lungenö<strong>de</strong>m: Flüssigkeit gelangt in die<br />

Lungenbläschen und – im fortgeschritten Stadium– auch in die Bronchien.<br />

• Stadium III: Schaumbildung: Bei großen Flüssigkeitsmengen staut sich die<br />

Flüssigkeit bis weit oben in die Bronchien und ein weißlicher Schaum bil<strong>de</strong>t<br />

sich. Betroffene mit Lungenö<strong>de</strong>m husten diesen Schaum ab.<br />

• Stadium IV: Asphyxie (Atemstillstand): Durch unzureichen<strong>de</strong><br />

Sauerstoffversorgung <strong>de</strong>s Körpers kommt es zum Atem- und<br />

Kreislaufstillstand.<br />

Tuberkulose, abgekürzt Tbc, ist eine chronisch verlaufen<strong>de</strong> Infektionskrankheit, die<br />

durch Tröpfcheninfektion übertragen wird. Die Krankheitserreger sind Bakterien: Das<br />

Mykobakterium tuberculosis o<strong>de</strong>r in seltenen Fällen auch das Mykobakterium bovis<br />

(zum Beispiel in Rohmilch). Die Tuberkulose betrifft in erster Linie die Lunge (85<br />

Prozent). Über die Blutbahn streuend, kann sie aber auch alle an<strong>de</strong>ren Organe im<br />

Körper befallen, zum Beispiel Lungenfell (Pleura), Hirnhäute, Knochen, Harnwege,<br />

Verdauungstrakt, Haut und Geschlechtsorgane.<br />

Im Frühstadium kann eine Tuberkulose (Schwindsucht) entwe<strong>de</strong>r unauffällig und<br />

symptomlos verlaufen o<strong>de</strong>r grippale Beschwer<strong>de</strong>n wie Müdigkeit, Schwäche,<br />

Appetitlosigkeit, leichtes Fieber und Gewichtsabnahme verursachen.Häufig klagen<br />

Tuberkulose-Patienten über nächtliche Schweißausbrüche. In etwa 80 Prozent <strong>de</strong>r<br />

Fälle manifestiert sich die Tuberkulose an <strong>de</strong>r Lunge, es kann aber auch praktisch<br />

je<strong>de</strong>s an<strong>de</strong>re Organ betroffen sein. Typische Beschwer<strong>de</strong>n einer Lungentuberkulose<br />

sind Husten und "Hüsteln" ohne größere Mengen an Auswurf. Ist das Rippenfell<br />

beteiligt, können auch atemabhängige Schmerzen auftreten.<br />

Unter Lungenkrebs versteht man allgemein eine Entartung <strong>de</strong>s Gewebes in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Bereichen <strong>de</strong>r Lunge. Dazu gehört nicht nur das Bronchialkarzinom<br />

(Krebs <strong>de</strong>s eigentlichen Lungengewebes), son<strong>de</strong>rn es zählen auch sehr seltene<br />

Krebserkrankungen wie das Mesotheliom (Krebs <strong>de</strong>s Lungenfells) dazu.<br />

Es gibt verschie<strong>de</strong>ne Arten von Bronchialkarzinomen. Beson<strong>de</strong>rs bösartig ist das<br />

sogenannte kleinzellige Lungenkarzinom, das sehr schnell wächst und sich rasch<br />

im Körper ausbreitet. Die nicht-kleinzelligen Lungenkarzinome – dazu gehören<br />

das so genannte Plattenepithelkarzinom, das A<strong>de</strong>nokarzinom und das<br />

großzellige Karzinom – wachsen langsamer und haben <strong>de</strong>shalb insgesamt eine<br />

bessere Prognose.<br />

Lungenkrebs wird häufig erst festgestellt, wenn <strong>de</strong>r Husten trotz einer Behandlung<br />

mit Antibiotika hartnäckig bleibt o<strong>de</strong>r Blutbeimengungen im Auswurf ent<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n.<br />

Letzteres ist bereits ein Spätsymptom. Nur ein kleiner <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Lungenkrebsfälle wird<br />

zufällig im Rahmen einer Routineuntersuchung <strong>de</strong>r Lunge ent<strong>de</strong>ckt.<br />

Weitere uncharakteristische Beschwer<strong>de</strong>n bei Lungenkrebs sind:<br />

• Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust, Atemnot o<strong>de</strong>r andauernd leicht<br />

erhöhte Körpertemperatur<br />

Manfred Meyer Seite 102 von 146


Bewegungstherapeut<br />

• Lungenentzündungen, die nicht auf die Behandlung ansprechen (sogenannte<br />

therapieresistente Lungenentzündungen): Sie können bei Menschen über 40<br />

Jahren auf Lungenkrebs <strong>de</strong>uten.<br />

• Lähmungen o<strong>de</strong>r starke Schmerzen sowie ein allgemeiner Kräfteverlust<br />

• Langwierige, länger als drei Wochen dauern<strong>de</strong> Hustenattacken: Diese treten<br />

überwiegend bei Rauchern auf, bei <strong>de</strong>nen Lungenmedikamente oft schlechter<br />

wirken.<br />

• Es gibt auch Beschwer<strong>de</strong>n, die für Lungenerkrankungen untypisch sind,<br />

beispielsweise Gehirn- o<strong>de</strong>r Rückenmarksentzündungen sowie Störungen <strong>de</strong>s<br />

Hormonhaushalts (z.B. Cushing-Syndrom). Diese Symptome wer<strong>de</strong>n durch<br />

eine hormonale Aktivität <strong>de</strong>s Tumors verursacht (paraneoplastische<br />

Syndrome).<br />

Akuter Asthmaanfall<br />

Bei einem akuten Asthma-Anfall bekommen Patienten keine Luft mehr: Die<br />

Muskulatur <strong>de</strong>r Atemwege verkrampft sich, die Schleimhäute schwellen an und<br />

produzieren vermehrt Schleim.<br />

Dadurch verengen sich bei einem Asthma-Anfall die Bronchien zu einer Art Ventil. Es<br />

kommt zu folgen<strong>de</strong>n Symptomen:<br />

• Der Patient kann zwar noch einatmen, aber das Ausatmen fällt ihm schwer.<br />

• Der Brustkorb bläht sich auf und für frischen Sauerstoff ist immer weniger<br />

Platz in <strong>de</strong>n Lungen. Atemnot, Kurzatmigkeit und Husten sind die Folge.<br />

• Weil die Luft nicht mehr frei zirkulieren kann, kommt es zu <strong>de</strong>m typischen<br />

Pfeifgeräusch.<br />

Für Patienten mit Asthma und ihre Umgebung ist es wichtig, im Notfall sicher zu<br />

reagieren. Informieren Sie als Asthmatiker beziehungsweise als Eltern eines<br />

asthmakranken Kin<strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>, Familienangehörige, Kollegen o<strong>de</strong>r Lehrer darüber,<br />

wie sie bei einer Asthma-Attacke helfen können.<br />

Erste Hilfe:<br />

• Beruhigen Sie <strong>de</strong>n Patienten und bringen Sie ihn in eine ruhige Umgebung.<br />

Schützen Sie ihn vor Anstrengung und Stress.<br />

• Unterstützen Sie ihn dabei, seine Notfallpräparate einzunehmen.<br />

• Erinnern Sie Ihn an spezielle Techniken wie die Lippenbremse und <strong>de</strong>n<br />

Kutschersitz.<br />

• Geht es <strong>de</strong>m Patienten zunehmend schlechter, helfen Sie ihm, erneut<br />

Notfallspray zu inhalieren und zusätzlich eine Kortisontablette zu schlucken.<br />

• Sorgen Sie für frische Luft (öffnen Sie das Fenster). Beachten Sie, dass <strong>de</strong>r<br />

Betroffene dabei nicht zusätzlichen Allergenen wie Abgasen o<strong>de</strong>r Pollen<br />

ausgesetzt wird.<br />

• Wenn sich keine Besserung einstellt, rufen Sie einen Notarzt.<br />

Manfred Meyer Seite 103 von 146


Bewegungstherapeut<br />

16.) Herz-, Kreislauferkrankungen<br />

Ein Herzinfarkt, auch Myokardinfarkt o<strong>de</strong>r Herzmuskelinfarkt genannt, bezeichnet<br />

das Absterben (= Infarkt) eines <strong>Teil</strong>s <strong>de</strong>s Herzmuskels (= Myokard). Die Ursachen<br />

gehen auf einen Gefäßverschluss in min<strong>de</strong>stens einem <strong>de</strong>r großen Herzkranzgefäße<br />

(Koronararterien) o<strong>de</strong>r einem Gefäßast zurück, die das Herz mit Nährstoffen und<br />

Sauerstoff versorgen: Der Gefäßverschluss hat zur Folge, dass das<br />

Herzmuskelgewebe nicht mehr ausreichend durchblutet wird und abstirbt.<br />

Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) sollte so schnell wie möglich eine<br />

Therapie erfolgen. Ist dies nicht <strong>de</strong>r Fall, entsteht an <strong>de</strong>r mit Blut unterversorgten<br />

Herzregion ein irreparabler Scha<strong>de</strong>n.<br />

Die für einen akuten Herzinfarkt (Myokardinfarkt) typischen Symptome sind:<br />

• länger als fünf Minuten anhalten<strong>de</strong> heftige Schmerzen o<strong>de</strong>r starker Druck in<br />

<strong>de</strong>r Brust, ausstrahlend in Schulter, Arm, Unterkiefer o<strong>de</strong>r Oberbauch<br />

• stärkere Schmerzen als bei <strong>de</strong>r Brustenge (Angina pectoris), die sich nicht<br />

durch die Einnahme von Nitratspray bessern (wichtige Unterscheidung zum<br />

Angina-pectoris-Anfall)<br />

• Unruhegefühl bis hin zu To<strong>de</strong>sangst<br />

• kalter Schweißausbruch und Blässe<br />

• Übelkeit und Erbrechen<br />

• Atemnot<br />

Die Betroffenen sind ängstlich und versuchen, die mit <strong>de</strong>m Herzinfarkt<br />

einhergehen<strong>de</strong>n Symptome wie Schmerzen durch Bewegung zu lin<strong>de</strong>rn. Menschen<br />

mit einem Angina-pectoris-Anfall verhalten sich hingegen ruhig, da sie befürchten,<br />

die Beschwer<strong>de</strong>n durch körperliche Anstrengung zu verstärken.<br />

Meist treten Myokardinfarkte in <strong>de</strong>n sehr frühen Morgenstun<strong>de</strong>n auf. Dabei gehen<br />

einem Herzinfarkt oft die folgen<strong>de</strong>n Anzeichen voraus:<br />

• Brustenge-Gefühl<br />

• Schmerzen in <strong>de</strong>r linken Schulter, im linken Arm<br />

• Halsschmerzen bis zum Unterkiefer<br />

• gelegentlich Bauchschmerzen und/o<strong>de</strong>r Übelkeit o<strong>de</strong>r Unwohlsein<br />

• Schwächegefühl, Angst<br />

• häufig niedriger Blutdruck<br />

Ein Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag, Hirninfarkt o<strong>de</strong>r Insult) ist eine plötzliche<br />

Unterbrechung <strong>de</strong>r Sauerstoffversorgung in einem umschriebenen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s<br />

Gehirns. Ist <strong>de</strong>r Grund für <strong>de</strong>n Sauerstoffmangel eine unterbrochene<br />

Gehirndurchblutung (Ischämie), so sprechen Mediziner von einem ischämischen<br />

Schlaganfall. Auch eine Blutung (Hämorrhagie) im Gehirn kann die Ursache für<br />

einen Schlaganfall sein.<br />

Manfred Meyer Seite 104 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Ärzte bezeichnen diese Art von Hirninfarkt als hämorrhagischen Schlaganfall. In<br />

bei<strong>de</strong>n Fällen wer<strong>de</strong>n die Nervenzellen im betroffenen Gebiet geschädigt und<br />

sterben ab.<br />

Für einen Schlaganfall gibt es folgen<strong>de</strong> Anzeichen:<br />

• plötzliche Schwäche o<strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>r Muskelkraft bis hin zur kompletten<br />

Lähmung einer Gesichts- o<strong>de</strong>r Körperhälfte (sog. Hemiplegie)<br />

• Taubheitsgefühl (gestörtes Berührungsempfin<strong>de</strong>n), z.B. eines Arms<br />

• Sprachstörungen (un<strong>de</strong>utliche Sprache, Verständigungsschwierigkeiten)<br />

• Schluckstörungen<br />

• Sehstörungen (plötzliche Sehverschlechterung, Sehen von Doppelbil<strong>de</strong>rn)<br />

• Schwin<strong>de</strong>l<br />

• plötzliche Verwirrtheit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>pressive Grundstimmung<br />

• Bewusstlosigkeit o<strong>de</strong>r Benommenheit<br />

• plötzlich auftreten<strong>de</strong>, heftige Kopfschmerzen ohne bekannte Ursache<br />

(beson<strong>de</strong>rs bei Hirnblutung)<br />

Das Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei <strong>de</strong>r die Ausbreitung <strong>de</strong>r<br />

elektrischen Reize im Herzen gestört ist. Beim Flimmern <strong>de</strong>r Herzvorhöfe liegt eine<br />

sogenannte supraventrikuläre Tachykardie vor, <strong>de</strong>nn:<br />

• Beim Vorhofflimmern sind bei<strong>de</strong> Vorhöfe <strong>de</strong>s Herzens von <strong>de</strong>r<br />

Reizleitungsstörung betroffen (supraventrikulär = oberhalb <strong>de</strong>r<br />

Herzkammern).<br />

• Der Herzrhythmus ist beschleunigt (Tachykardie = Herzrasen).<br />

Beim Vorhofflimmern ist <strong>de</strong>r normale Herzrhythmus gestört: Arrhythmisch<br />

kreisen<strong>de</strong> elektrische Erregungen im Vorhof verhin<strong>de</strong>rn die normale Reizausbreitung.<br />

Der AV-Knoten leitet auch diese arrhythmischen Erregungen an die Herzkammern<br />

weiter. Es kommt zu uneinheitlich vielen einzelnen Kontraktionen <strong>de</strong>r Herzmuskeln.<br />

Die Vorhöfe kontrahieren unkoordiniert mit einer Frequenz von mehr als 350-mal<br />

pro Minute. Aufgrund dieser hohen Flimmerfrequenz erbringen die Vorhöfe keine<br />

Pumpleistung – es besteht gewissermaßen ein Vorhofstillstand. Die kreisen<strong>de</strong>n<br />

Erregungen <strong>de</strong>r Vorhöfe sind im EKG als Vorhofflimmern erkennbar. Da die Vorhöfe<br />

nicht mehr zur Füllung <strong>de</strong>r Herzkammern beitragen, sinkt das Schlagvolumen <strong>de</strong>r<br />

Kammern um etwa 20 Prozent ab.<br />

Ein Vorhofflimmern kann verschie<strong>de</strong>ne Symptome hervorrufen: Vor allem wenn die<br />

Herzrhythmusstörung neu auftritt, sind die Betroffenen körperlich oft schlecht<br />

belastbar und verspüren Atemnot. Manchmal treten bei Vorhofflimmern auch<br />

Anzeichen wie Herzstolpern o<strong>de</strong>r Herzklopfen, Brustschmerzen sowie<br />

Beklemmungs- o<strong>de</strong>r Angstgefühle auf.<br />

Doch nicht immer verursacht ein Vorhofflimmern <strong>de</strong>utliche Symptome: Häufig bleibt<br />

das Vorhofflimmern von <strong>de</strong>n Betroffenen unbemerkt.<br />

Manfred Meyer Seite 105 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Dies gilt beson<strong>de</strong>rs, wenn die Herzrhythmusstörung schon länger besteht (sog.<br />

chronisches Vorhofflimmern): Dann haben sich die Betroffenen zumeist an die<br />

Rhythmusstörung angepasst, sodass sie die bestehen<strong>de</strong>n Symptome kaum noch<br />

wahrnehmen. Wenn die Herzfrequenz stärker schwankt, kann dies jedoch schnell zu<br />

Beschwer<strong>de</strong>n führen.<br />

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) ist per Definition eine Entzündung (-itis)<br />

am Herzmuskel (Myokard), bei <strong>de</strong>r es<br />

• zu einer Flüssigkeitsansammlung (Ö<strong>de</strong>m) und<br />

• durch eine verän<strong>de</strong>rte Herzmuskelstruktur zur Erweiterung <strong>de</strong>r Herzhöhlen<br />

bei gleichzeitig abnehmen<strong>de</strong>r Schichtzahl <strong>de</strong>r Muskelfasern (sog.<br />

Gefügedilatation) sowie<br />

• nachfolgend zum Absterben (Nekrose) <strong>de</strong>r Herzmuskelfasern kommt.<br />

Die Herzmuskelentzündung kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen. Je<br />

nach<strong>de</strong>m, welche Bereiche <strong>de</strong>s Herzens entzün<strong>de</strong>t sind, liegt eine parenchymatöse,<br />

interstitielle o<strong>de</strong>r gemischte Form <strong>de</strong>r Herzmuskelentzündung vor: Das<br />

Parenchym ist das Funktionsgewebe eines Organs. Das Interstitium hingegen ist<br />

das zugehörige Bin<strong>de</strong>gewebe, das keine Organfunktion im engeren Sinne hat,<br />

son<strong>de</strong>rn die zu- und abführen<strong>de</strong>n Blutgefäße und Nervenbahnen enthält und<br />

Stützfunktion besitzt:<br />

• Die parenchymatöse Myokarditis betrifft somit <strong>de</strong>n Herzmuskel direkt,<br />

• die interstitielle Myokarditis hingegen betrifft das an<strong>de</strong>re Gewebe.<br />

Eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kann sehr unterschiedliche Symptome<br />

hervorrufen. Meistens treten bei <strong>de</strong>r Herzmuskelentzündung nur leichte o<strong>de</strong>r gar<br />

keine Beschwer<strong>de</strong>n auf; selten kann die Entzündung am Herzmuskel aber auch so<br />

schwerwiegend verlaufen, dass sie tödlich en<strong>de</strong>t.<br />

Eine akute Herzmuskelentzündung zeigt meist Symptome einer unter Umstän<strong>de</strong>n<br />

rasch fortschreiten<strong>de</strong>n Herzschwäche. Der Allgemeinzustand verschlechtert sich und<br />

es entstehen oft:<br />

• Herzrasen (Tachykardie)<br />

• Atemnot<br />

• Blässe bzw. bläuliche Verfärbung <strong>de</strong>r Haut und sichtbaren Schleimhaut<br />

aufgrund von Sauerstoffmangel im Blut (Zyanose)<br />

• stechen<strong>de</strong> Schmerzen im Brustkorb (hinter <strong>de</strong>m Brustbein)<br />

Weitere mögliche Symptome <strong>de</strong>r akuten Herzmuskelentzündung sind<br />

Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern bzw. Palpitationen) sowie eine gleichzeitige<br />

Vergrößerung o<strong>de</strong>r Schwellung von Leber und Milz (Hepatosplenomegalie). Die<br />

Myokarditis kann auch zu Flüssigkeitsansammlungen in <strong>de</strong>n Beinen (Beinö<strong>de</strong>me)<br />

führen. Je nach Schweregrad <strong>de</strong>r Herzmuskelentzündung können bereits leichte<br />

körperliche Anstrengungen eine starke Atemnot auslösen.<br />

Manfred Meyer Seite 106 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Im chronischen Stadium sind die Symptome <strong>de</strong>r Myokarditis weniger<br />

kennzeichnend: Häufige Anzeichen für eine chronische Herzmuskelentzündung sind<br />

eine allgemeine Schwäche mit Abgeschlagenheit, Leistungsmin<strong>de</strong>rung und rascher<br />

Ermüdbarkeit, Appetitstörungen und Gewichtsverlust sowie Glie<strong>de</strong>rschmerzen.<br />

Möglicherweise bestehen bei chronischer Herzmuskelentzündung auch Symptome<br />

einer begleiten<strong>de</strong>n Herzbeutelentzündung (Perikarditis) o<strong>de</strong>r einer<br />

Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikar<strong>de</strong>rguss).<br />

Erste Hilfe Herzinfarkt:<br />

Die Patienten haben starke Schmerzen hinter <strong>de</strong>m Brustbein. Die Schmerzen<br />

strahlen oft in <strong>de</strong>n linken Arm, die Schulter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Oberbauch aus. Die Betroffenen<br />

können sehr unruhig, manchmal auch sehr ruhig sein. Sie haben Angst. Das Gesicht<br />

ist blass-grau, manchmal schweißnass. Die Betroffenen sind geschwächt und klagen<br />

über Übelkeit, gelegentlich mit Erbrechen. Der Blutdruck ist gesenkt. Da ein<br />

Herzinfarkt unterschiedlich stark ausgeprägt auftreten kann, sind auch die Anzeichen<br />

unterschiedlich intensiv ausgeprägt. Im schlimmsten Fall tritt ein Herz-Kreislauf-<br />

Stillstand ein.<br />

• Sofort <strong>de</strong>n Rettungsdienst alarmieren (Notruf).<br />

• Überprüfen <strong>de</strong>s Bewusstseins, Atmung und Lebenszeichen. Bei einem<br />

Kreislaufstillstand muss sofort die Herz-Lungen-Wie<strong>de</strong>rbelebung begonnen<br />

und bis zum Eintreffen <strong>de</strong>s Rettungsdienstes durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Ist <strong>de</strong>r Betroffene bei Bewusstsein, ist er schonend zu lagern, d.h. bequem mit<br />

erhöhtem Oberkörper. Dies entlastet das geschwächte Herz.<br />

• Enge Kleidung bitte öffnen und <strong>de</strong>n Betroffenen gegenüber seiner Umgebung<br />

abschirmen. Unruhe, Aufregung und Anstrengung sind unbedingt zu<br />

vermei<strong>de</strong>n.<br />

• Bis zum Eintreffen <strong>de</strong>s Rettungsdienstes muss <strong>de</strong>r Patient vom Ersthelfer<br />

ständig betreut und <strong>de</strong>r Kreislauf überwacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Manfred Meyer Seite 107 von 146


Bewegungstherapeut<br />

17.) Organe Bauchraum, Erkrankungen, Dysfunktionen<br />

2<br />

1 2<br />

9 13 12<br />

10<br />

17<br />

4 3 6<br />

17 16 17 6 12<br />

19 19<br />

18 15 20<br />

21 14<br />

20 18<br />

Nr. Begriff Erklärung<br />

1 Zwerchfell<br />

Das Zwerchfell ist eine Muskelplatte zwischen Bauch- und<br />

Brustraum. Es dient <strong>de</strong>r Atmung.<br />

2 Brustraum Der Brustraum enthält Herz und Lungen.<br />

3 Bauchaorta Die Bauchaorta ist die Hauptschlaga<strong>de</strong>r im Bauchraum.<br />

4 untere Hohlvene<br />

Die untere Hohlvene sammelt das Blut aus <strong>de</strong>r unteren<br />

Körperhälfte und führt es zum Herz.<br />

5 Niere<br />

Die Nieren filtern das Blut und schei<strong>de</strong>n Wasser, Salze und<br />

Stoffwechselprodukte aus.<br />

6 Nebenniere<br />

Die Nebennieren sind Hormondrüsen. Sie geben Botenstoffe<br />

ans Blut ab.<br />

7 Zwölffingerdarm<br />

Im Zwölffingerdarm wird <strong>de</strong>m Speisebrei aus <strong>de</strong>m Magen<br />

<strong>de</strong>r Bauchspeichel und die Galle beigemengt.<br />

Die Bauchspeicheldrüse bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Bauchspeichel<br />

8 Bauchspeicheldrüse<br />

(Verdauungsenzyme) und Botenstoffe.<br />

9 Leber Die Leber ist ein Entgiftungs- und Stoffwechselorgan.<br />

10 Gallenblase<br />

Die Gallenblase sammelt die Galle aus <strong>de</strong>r Leber und gibt<br />

sie in <strong>de</strong>n Zwölffingerdarm ab.<br />

11 Zwölffingerdarm Im Zwölffingerdarm wird <strong>de</strong>m Speisebrei aus <strong>de</strong>m Magen<br />

Manfred Meyer Seite 108 von 146<br />

21


Bewegungstherapeut<br />

12 Milz<br />

<strong>de</strong>r Bauchspeichel und die Galle beigemengt.<br />

Die Milz ist ein Immunorgan und Filterstation für alte<br />

Blutkörperchen.<br />

13 Magen<br />

Der Magen son<strong>de</strong>rt Salzsäure und Verdauungsenzyme ab.<br />

Er ist wichtig für die Eiweißverdauung.<br />

14 Zwölffingerdarm<br />

Im Zwölffingerdarm wird <strong>de</strong>m Speisebrei aus <strong>de</strong>m Magen<br />

<strong>de</strong>r Bauchspeichel und die Galle beigemengt.<br />

Die Bauchspeicheldrüse bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Bauchspeichel<br />

15 Bauchspeicheldrüse<br />

(Verdauungsenzyme) und Botenstoffe.<br />

Im Dünndarm wird <strong>de</strong>r Speisbrei weiter verdaut.<br />

16 Dünndarm Grundbestandteile <strong>de</strong>r Nahrung wer<strong>de</strong>n ins Blut<br />

aufgenommen.<br />

17 Dickdarm Im Dickdarm wird <strong>de</strong>m Speisebrei die Flüssigkeit entzogen.<br />

18 Mastdarm<br />

Der Mastdarm sammelt die Speisereste bis zur<br />

Ausscheidung.<br />

19 Niere<br />

Die Nieren filtern das Blut und schei<strong>de</strong>n Wasser, Salze und<br />

Stoffwechselprodukte aus.<br />

20 Harnleiter<br />

Die Harnleiter beför<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Harn von <strong>de</strong>r Niere zur<br />

Harnblase.<br />

21 Harnblase Die Harnblase sammelt <strong>de</strong>n Harn bis zur Ausscheidung.<br />

Der Bauchraum wird nach oben durch das Zwerchfell ( 1 ) vom Brustraum ( 2 )<br />

abgetrennt. Nach unten besteht eine offene Verbindung zum Beckenraum. Alle<br />

Organe und Wän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bauchhöhle sind vom Bauchfell umhüllt.<br />

Hinter <strong>de</strong>m Bauchraum fin<strong>de</strong>t sich ein Bin<strong>de</strong>gewebsraum. Er enthält die Bauchaorta,<br />

( 3 ) die untere Hohlvene ( 4 ) die Nieren, ( 5 ) und die Nebennieren ( 6 )<br />

(Hormondrüsen), <strong>de</strong>n Zwölffingerdarm ( 7 ) und die Bauchspeicheldrüse. ( 8 )<br />

Direkt unter <strong>de</strong>r Zwerchfellkuppel fin<strong>de</strong>st du rechts die Leber, ( 9 ) ein Entgiftungs-<br />

und Stoffwechselorgan. Sie produziert die Gallenflüssigkeit, die sich in <strong>de</strong>r<br />

Gallenblase ( 10 ) sammelt, und zu Verdauungs- und Ausscheidungsz<strong>weck</strong>en in <strong>de</strong>n<br />

Zwölffingerdarm ( 11 ) abgegeben wird. Links im Oberbauch fin<strong>de</strong>st du die Milz. ( 12 )<br />

Sie ist ein Immunorgan und Filterstation für alte Blutkörperchen.<br />

Der Großteil <strong>de</strong>s Bauchraumes wird durch die Verdauungsorgane ausgefüllt. Der<br />

Magen ( 13 ) erhält die zerkleinerte Nahrung über die Speiseröhre. Er son<strong>de</strong>rt<br />

Salzsäure und Verdauungsenzyme ab und gibt <strong>de</strong>n Speisebrei weiter an <strong>de</strong>n<br />

Zwölffingerdarm. ( 14 ) Hier wer<strong>de</strong>n Gallenflüssigkeit und Bauchspeichel aus <strong>de</strong>r<br />

Bauchspeicheldrüse ( 15 ) zugefügt. Im Dünndarm ( 16 ) wird <strong>de</strong>r Speisebrei weiter<br />

verdaut und in Grundbestandteile <strong>de</strong>r Nahrung zerlegt. Diese wer<strong>de</strong>n dann über die<br />

Dünndarmwand ins Blut aufgenommen. Der Dickdarm ( 17 ) ist stark von Bakterien<br />

besie<strong>de</strong>lt. Sie zerlegen die restliche Nahrung und bil<strong>de</strong>n Vitamine. Im Dickdarm wird<br />

<strong>de</strong>m verdauten Brei Flüssigkeit entzogen. Der unverdauliche Rest wird über <strong>de</strong>n<br />

Mastdarm ( 18 ) ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />

Der Harntrakt fin<strong>de</strong>t sich im Bin<strong>de</strong>gewebsraum hinter <strong>de</strong>m Bauchraum.<br />

Manfred Meyer Seite 109 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Die Nieren ( 19 ) filtern <strong>de</strong>n Harn aus <strong>de</strong>r Blutflüssigkeit. Über die Harnleiter ( 20 )<br />

gelangt er zur Harnblase. ( 21 ) Hier wird er gesammelt und schließlich<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n.<br />

Magen (Gaster):<br />

Der Magen (fachsprachlich Ventriculus o<strong>de</strong>r auch Gaster) ist ein gekrümmter<br />

muskulöser Schlauch zwischen Speiseröhre (Ösophagus) und Zwölffingerdarm<br />

(Duo<strong>de</strong>num), <strong>de</strong>r sich im linken Oberbauch unterhalb <strong>de</strong>s Zwerchfells befin<strong>de</strong>t.<br />

Die nach außen gewölbte Seite <strong>de</strong>s Magens wird große Magenkrümmung (große<br />

Kurvatur) genannt und ist nach links unten gerichtet. Die nach innen gewölbte,<br />

gegenüberliegen<strong>de</strong> Seite <strong>de</strong>s Magens ist hingegen nach oben rechts gerichtet und<br />

heißt kleine Magenkrümmung (kleine Kurvatur).<br />

Der Mageneingang wird von <strong>de</strong>m etwa ein bis zwei Zentimeter breiten oberen<br />

Magenmund (Kardia) gebil<strong>de</strong>t. Oberhalb <strong>de</strong>s Mageneingangs wölbt sich<br />

blindsackartig <strong>de</strong>r Magengrund (auch Magengewölbe o<strong>de</strong>r Fundus genannt). Bei<br />

aufgerichtetem Körper enthält <strong>de</strong>r Magengrund meist eine große Luftblase, die sich<br />

im Röntgenbild als "Magenblase" darstellt. Sie entsteht durch verschluckte Luft.<br />

Wenn die Nahrung <strong>de</strong>n Mageneingang passiert hat, tritt sie in <strong>de</strong>n Magenkörper<br />

(Korpus) ein. Dieser bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Hauptteil <strong>de</strong>s Magens und erstreckt sich bis zum<br />

sogenannten Pförtnerabschnitt, welcher <strong>de</strong>n Übergang zum Zwölffingerdarm bil<strong>de</strong>t.<br />

Man unterteilt <strong>de</strong>n Pförtnerabschnitt in<br />

• das Eingangssegment (Antrum),<br />

• <strong>de</strong>n zwei bis drei Zentimeter langen Pförtnerkanal und<br />

• <strong>de</strong>n Magenpförtner (Pylorus), welcher aus einem ringförmigen Schließmuskel<br />

besteht und <strong>de</strong>n unteren Magenmund verschließt.<br />

Im Magenkörper beför<strong>de</strong>rn wellenartige Muskelkontraktionen (Magenperistaltik) die<br />

Nahrung hin und her und schließlich Richtung Magenpförtner. Die kräftigen<br />

Bewegungen <strong>de</strong>r Muskelwand <strong>de</strong>s Magens helfen dabei, die Nahrung zu zerkleinern.<br />

Darüber hinaus wird <strong>de</strong>r Mageninhalt ständig mit <strong>de</strong>m stark sauren Magensaft<br />

durchmischt.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Durch die Verdauungsenzyme und die Säure <strong>de</strong>s Magensafts entsteht aus <strong>de</strong>r<br />

Nahrung eine halbverdaute Flüssigkeit, <strong>de</strong>r sogenannte Speisebrei (Chymus).<br />

Der Speisebrei wird durch <strong>de</strong>n Magenpförtner schubweise in <strong>de</strong>n Zwölffingerdarm<br />

beför<strong>de</strong>rt, sodass die bei einer Mahlzeit aufgenommene Nahrung für längere Zeit im<br />

Magen verbleibt.<br />

Innervation: Sympatisch aus Th6 - Th9<br />

Erkrankungen:<br />

Gastritis (Magenschleimhautentzündung)<br />

Ulcus ventricoli (Magengeschwür)<br />

Dünndarm:<br />

Der Dünndarm ist etwa 4 bis 5 Meter lang und schließt sich direkt an <strong>de</strong>n Magen an.<br />

Er lässt sich vom Magen an in drei Abschnitte unterteilen:<br />

• Zwölffingerdarm (Duo<strong>de</strong>num)<br />

• Leerdarm (Jejunum)<br />

• Krummdarm (Ileum)<br />

Während <strong>de</strong>r Zwölffingerdarm etwa 20 bis 30 Zentimeter lang ist, machen Leerdarm<br />

und Krummdarm zusammen circa 5,5 Meter aus.<br />

Vom Magen gelangt <strong>de</strong>r Speisebrei in <strong>de</strong>n Dünndarm, wo die Nahrung verdaut und<br />

aufgeschlossen wird. Enzyme helfen dabei, Nährstoffe (wie Kohlenhydrate, Eiweiße,<br />

Fette und Vitamine) in ihre einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Bei <strong>de</strong>r Verdauung<br />

<strong>de</strong>r Fette helfen außer<strong>de</strong>m Gallensäuren, die aus <strong>de</strong>r Gallenblase stammen und <strong>de</strong>m<br />

Nahrungsbrei im Zwölffingerdarm zugeführt wer<strong>de</strong>n. Daneben unterstützen Sekrete<br />

<strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse und <strong>de</strong>r Darmschleimhaut die Verdauung.<br />

Darmbewegungen sorgen dafür, dass <strong>de</strong>r Speisebrei gut durchmischt und<br />

gleichzeitig weiterbeför<strong>de</strong>rt wird. Die Vorwärtsbewegungen im Darm setzen<br />

automatisch ein, sobald sich Nahrungsbrei im Dünndarm befin<strong>de</strong>t.<br />

Die Dünndarm-Schleimhaut nimmt die zerlegten Nährstoffe auf (resorbiert sie). Dabei<br />

ist die Dünndarm-Schleimhaut keine glatte Fläche – vielmehr besteht sie aus<br />

zahlreichen gut durchbluteten Vertiefungen und Ausstülpungen (sog. Krypten und<br />

Zotten). Die Krypten und Zotten vergrößern die Schleimhautoberfläche <strong>de</strong>utlich. Sie<br />

ermöglichen es <strong>de</strong>r Schleimhaut, die Nährstoffe, die von hier aus in <strong>de</strong>n Blutkreislauf<br />

gelangen, effektiver aufzunehmen. Zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dünndarms hin (im Krummdarm)<br />

sind die Zotten und Falten schließlich immer weniger stark ausgeprägt.<br />

Innervation: Sympatisch Th10 – L1<br />

Manfred Meyer Seite 111 von 146


Erkrankungen:<br />

Ulcus duo<strong>de</strong>ni (Zwölffingerdarmgeschwür)<br />

Ileus (Darmverschluss)<br />

Entzündungen<br />

Pankreas:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Bauchspeicheldrüse ist eine etwa 80g schwere, 14 bis 18 cm lange Drüse und<br />

liegt im Oberbauch zwischen Dünndarm und Milz. Sie liegt eigentlich nicht innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Bauchhöhle, son<strong>de</strong>rn sehr weit hinten direkt vor <strong>de</strong>r <strong>Wirbelsäule</strong>. Sie ist daher<br />

auch nicht wie viele an<strong>de</strong>re Organe <strong>de</strong>s Magen-Darm-Trakts mit <strong>de</strong>r die Bauchhöhle<br />

ausklei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Haut (Peritoneum = Bauchfell) überzogen ist.<br />

Aufgrund ihres Aussehens wird die gesamte Drüse in Kopf (Caput), Körper (Corpus)<br />

und Schwanz (Cauda) unterteilt.<br />

Sie produziert wichtige Enzyme, die für die endgültige Spaltung <strong>de</strong>r Eiweiße, Fette<br />

und Kohlenhydrate und <strong>de</strong>ren Resorptionsfähigkeit verantwortlich sind.<br />

In <strong>de</strong>n Langerhanschen Inseln wer<strong>de</strong>n die Hormone Insulin und Glukagon gebil<strong>de</strong>t<br />

und ans Blut abgegeben.<br />

Innervation: Sympatisch Th8<br />

Erkrankungen:<br />

Akute o<strong>de</strong>r chronsiche Pankreatitis<br />

Juveniler Diabetes Mellitus I (Zerstörung <strong>de</strong>r insulinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n zellen).<br />

Leber (Hepar):<br />

Die Leber (Hepar) ist ein großes und schweres Organ, sie wiegt etwa 1,2 bis 1,8<br />

Kilogramm. Die Leber übernimmt vielfältige Aufgaben.<br />

Die Leber ist die größte Drüse <strong>de</strong>s menschlichen Körpers und produziert pro Tag<br />

etwa 700 Milliliter Gallenflüssigkeit. Die Galle wird später in <strong>de</strong>r Gallenblase<br />

eingedickt und ist vor allem für die Verdauung von Fetten be<strong>de</strong>utsam. Beson<strong>de</strong>rs<br />

die in <strong>de</strong>r Gallenflüssigkeit enthaltenen Gallensäuren ermöglichen es, Fette zu<br />

verdauen. Aus <strong>de</strong>r Gallenblase gelangt die Galle über <strong>de</strong>n großen Gallengang<br />

(Ductus choledochus) in <strong>de</strong>n Zwölffingerdarm. Dort trifft sie auf die mit <strong>de</strong>r Nahrung<br />

aufgenommenen Fette (z.B. Triglyceri<strong>de</strong>, Cholesterin) und bereitet sie für die weitere<br />

Verdauung vor. Die Fette können dadurch über die Darmwand ins Blut<br />

aufgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Gallenflüssigkeit enthält zu<strong>de</strong>m Gallenfarbstoffe, wie zum Beispiel das Bilirubin.<br />

Diese Farbstoffe gehen aus <strong>de</strong>m Abbau roter Blutkörperchen hervor, bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Blutfarbstoff Hämoglobin freigesetzt wird.<br />

Die Leber ist außer<strong>de</strong>m ein wichtiges Organ für <strong>de</strong>n Stoffwechsel von<br />

Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten. Sie kann Kohlenhydrate in Form von<br />

Glykogen und Nahrungsfette in Form von Lipi<strong>de</strong>n speichern und bei Bedarf aus <strong>de</strong>r<br />

Manfred Meyer Seite 112 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Speicherform in eine gut verfügbare Form umwan<strong>de</strong>ln. Ebenso kann die Leber aus<br />

an<strong>de</strong>ren Verbindungen <strong>de</strong>n Zucker Glukose bil<strong>de</strong>n (sog. Glukoneogenese). Im<br />

Zusammenspiel mit <strong>de</strong>r Bauchspeicheldrüse regelt die Leber maßgeblich die Höhe<br />

<strong>de</strong>s Blutzuckerwerts.<br />

Zu <strong>de</strong>n Eiweißen, die die Leber herstellen kann, gehören verschie<strong>de</strong>ne<br />

Blutbestandteile wie das Transporteiweiß Albumin, Gerinnungsfaktoren und manche<br />

Hormone.<br />

Entgiftung<br />

Eine wichtige – und vielen bekannte – Funktion <strong>de</strong>r Leber ist die Entgiftung<br />

beziehungsweise Umwandlung körpereigener und körperfrem<strong>de</strong>r schädlicher Stoffe<br />

in unschädliche. Zum Beispiel "entgiftet" die Leber körperfrem<strong>de</strong> Stoffe wie<br />

Medikamentenreste o<strong>de</strong>r Giftstoffe und verarbeitet sie so, dass <strong>de</strong>r Körper sie<br />

ausschei<strong>de</strong>n kann. Auch Alkohol baut die Leber ab. Bei hohem Alkoholkonsum kann<br />

sich die Leber an ihre Aufgabe anpassen – jedoch nur bis zu einem gewissen Grad.<br />

Dauerhafter hoher Alkoholkonsum überfor<strong>de</strong>rt und schädigt die Leber.<br />

Innervation: Sympatisch Th8 – Th11<br />

Erkrankungen:<br />

Hepatitis<br />

Gallensteine<br />

Gallenkolik<br />

Dickdarm (Colon):<br />

Der Dickdarm schließt sich <strong>de</strong>m Dünndarm an und besteht wie dieser ebenfalls aus<br />

drei Abschnitten:<br />

• Blinddarm (Caecum), inkl. Wurmfortsatz (Appendix vermiformis)<br />

• Grimmdarm (Colon)<br />

• Mastdarm (Rektum)<br />

Im Unterschied zum Dünndarm ist <strong>de</strong>r Dickdarm etwas kürzer und nur circa 1,2 bis<br />

1,8 Meter lang, wobei hierbei <strong>de</strong>r Blinddarm durchschnittlich etwa 7 Zentimeter, <strong>de</strong>r<br />

Grimmdarm circa 80 bis 100 Zentimeter und <strong>de</strong>r Mastdarm etwa 15 Zentimeter<br />

ausmachen.<br />

Der Dickdarm nimmt die unverdaulichen Nahrungsreste auf, die ihm aus <strong>de</strong>m<br />

Dünndarm zugeführt wer<strong>de</strong>n. Bevor die Verdauungsreste <strong>de</strong>n Körper als Stuhl<br />

verlassen, entzieht <strong>de</strong>r Dickdarm ihnen neben Salzen (Elektrolyten) durchschnittlich<br />

etwa 1,5 Liter Wasser und führt diese <strong>de</strong>m Körper wie<strong>de</strong>r zu.<br />

Die Dickdarm-Schleimhaut besitzt nicht so viele Falten und Ausstülpungen wie <strong>de</strong>r<br />

Dünndarm.<br />

Manfred Meyer Seite 113 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Dennoch ist auch hier die Oberfläche durch Einbuchtungen etwas vergrößert (sog.<br />

Krypten). In <strong>de</strong>r Dickdarm-Schleimhaut fin<strong>de</strong>t man zwei spezielle Zelltypen in großer<br />

Zahl:<br />

• schleimbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Becherzellen: Sie produzieren Schleim, <strong>de</strong>r als Gleitmittel<br />

dient und die zunehmend eingedickten Nahrungsreste umgibt. Gleichzeitig<br />

schützt <strong>de</strong>r Schleim so die Darmwand vor Verletzungen.<br />

• Epithelzellen mit Bürstensaum: Sie dienen dazu, Wasser aus <strong>de</strong>n<br />

Nahrungsresten zu resorbieren.<br />

In <strong>de</strong>r Dickdarm-Schleimhaut liegen außer<strong>de</strong>m zahlreiche Lymphfollikel, die zum<br />

Immunsystem gehören.<br />

Im Dickdarm fin<strong>de</strong>t man zahlreiche Bakterien (die sog. Darmflora). Sie helfen dabei,<br />

die unverdaulichen Nahrungsreste mithilfe von Fäulnis- (Eiweiße) und<br />

Gärungsprozessen (Kohlenhydrate) weiter zu zersetzen. Am En<strong>de</strong> gelangen die<br />

Nahrungsreste in <strong>de</strong>n etwa 15 Zentimeter langen Mastdarm, <strong>de</strong>r schließlich in <strong>de</strong>n<br />

Anus mün<strong>de</strong>t. Über <strong>de</strong>n Anus kann <strong>de</strong>r Stuhl vom Körper ausgeschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Richtung Mastdarm gelangen die Nahrungsreste durch peristaltische Bewegungen<br />

<strong>de</strong>s Dickdarms. Ist ein bestimmter Abschnitt <strong>de</strong>s Mastdarms gefüllt (die sog. Ampulla<br />

recti), löst dies Stuhldrang aus. Die Ampulla recti ist ein <strong>de</strong>hnbarer Abschnitt <strong>de</strong>s<br />

Dickdarms, <strong>de</strong>r sozusagen als Sammelbecken für <strong>de</strong>n Stuhl dient, bis dieser<br />

ausgeschie<strong>de</strong>n wird.<br />

Innervation: Sympatisch L1 – L3<br />

Erkrankungen:<br />

Obstipation (Verstopfung)<br />

Blinddarmentzündung<br />

18.) Aufbau Gehirn- und Gesichtschä<strong>de</strong>l, Kiefergelenk,<br />

Kaumuskulatur, Trigeminusneuralgie, Fazialsparese<br />

Gehirnschä<strong>de</strong>l<br />

Die Schä<strong>de</strong>lknochen bil<strong>de</strong>n im Wesentlichen die gleichnamig benannten<br />

Kopfregionen <strong>de</strong>s leben<strong>de</strong>n Menschen, wie z.B. die Stirn-, Scheitel-, Schläfen- o<strong>de</strong>r<br />

Hinterhauptregion. Zu <strong>de</strong>n Hirnschä<strong>de</strong>lknochen zählt man somit das Stirnbein (Os<br />

frontale), die jeweils paarig angelegten Scheitelbeine (Os parietale) und<br />

Schläfenbeine (Os temporale) sowie das Hinterhauptsbein (Os occipitale) und das<br />

Keilbein (Os sphenoidale).<br />

Beim Säugling und Kleinkind bestehen zwischen <strong>de</strong>n einzelnen Knochen noch<br />

bin<strong>de</strong>gewebig ausgefüllte Knochenlücken, <strong>de</strong>ren Kreuzungsstellen als Fontanellen<br />

bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Manfred Meyer Seite 114 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Die kleinere Fontanelle befin<strong>de</strong>t sich zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Scheitelbeinen und <strong>de</strong>m<br />

Hinterhauptsbein. Sie schließt sich im Verlauf <strong>de</strong>r ersten vier Lebensmonate <strong>de</strong>s<br />

Säuglings.<br />

Die große Fontanelle liegt zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Scheitelbeinen und <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n beim<br />

Säugling noch nicht zusammengewachsenen Anteilen <strong>de</strong>s Stirnbeins. Diese<br />

Fontanelle schließt sich in <strong>de</strong>r Regel bis zum dritten Lebensjahr.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r bin<strong>de</strong>gewebig ausgefüllten Knochenlücken sind beim Neugeborenen<br />

die Schä<strong>de</strong>lknochen gegeneinan<strong>de</strong>r verschiebbar, was während <strong>de</strong>r Geburt die<br />

Anpassung <strong>de</strong>s kindlichen Kopfes an die Form <strong>de</strong>s Geburtskanals ermöglicht. Beim<br />

Erwachsenen verknöchern diese bin<strong>de</strong>gewebigen Knochenlücken und wer<strong>de</strong>n dann<br />

jeweils als Knochennaht (Sutura) bezeichnet.<br />

Die einzeln o<strong>de</strong>r paarweise angelegten Knochen <strong>de</strong>s Hirnschä<strong>de</strong>ls umgeben<br />

schützend das Gehirn und enthalten das Gehör- und Gleichgewichtsorgan. Die<br />

äußeren Knochenanteile wer<strong>de</strong>n als Schä<strong>de</strong>ldach, die unteren als Schä<strong>de</strong>lbasis<br />

bezeichnet. Die äußere Schä<strong>de</strong>lbasis wird von Knochen <strong>de</strong>s Hirn- und <strong>de</strong>s<br />

Gesichtsschä<strong>de</strong>ls gebil<strong>de</strong>t. An <strong>de</strong>r Unterseite <strong>de</strong>r Schläfenbeine befin<strong>de</strong>t sich als ein<br />

<strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Kiefergelenkes die Gelenkgrube (Fossa articularis) und <strong>de</strong>r Gelenkhöcker<br />

(Tuberculum articulare). Im Hinterhauptsbein liegt das große Hinterhauptsloch<br />

(Foramen magnum). An dieser Stelle geht das Gehirn in das Rückmark über.<br />

Manfred Meyer Seite 115 von 146


Gesichtsschä<strong>de</strong>l:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Knochen <strong>de</strong>s Gesichtsschä<strong>de</strong>ls bil<strong>de</strong>n die knöcherne Grundlage <strong>de</strong>s Gesichtes.<br />

Zu diesen Knochen zählen auch <strong>de</strong>r Oberkiefer (Maxilla) und <strong>de</strong>r Unterkiefer<br />

(Mandibula), die maßgeblich die Form <strong>de</strong>s Gesichtes bestimmen. Bei<strong>de</strong> Kiefer<br />

enthalten die Zähne und bil<strong>de</strong>n, zusammen mit <strong>de</strong>m rechten und linken Gaumenbein<br />

(Os palatinum), die knöcherne Grundlage <strong>de</strong>r Mundhöhle.<br />

Als weitere Gesichtsschä<strong>de</strong>lknochen begrenzen das Jochbein (Os zygomaticum) und<br />

das Tränenbein (Os lacrimale) einen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Augenhöhle. Das Tränenbein liegt im<br />

Bereich <strong>de</strong>s Ausführungsgangs <strong>de</strong>r Tränendrüse in Höhe <strong>de</strong>s mittleren<br />

Augenwinkels, an <strong>de</strong>m beim Weinen die Tränen aus <strong>de</strong>m Auge treten.<br />

Die vor<strong>de</strong>re Öffnung <strong>de</strong>r Nasenhöhle wird in ihrem oberen Anteil vom rechten und<br />

linken Nasenbein (Os nasale) gebil<strong>de</strong>t. Die eigentliche Nasenhöhle ist durch die in<br />

<strong>de</strong>r Mitte liegen<strong>de</strong> Nasenschei<strong>de</strong>wand in zwei Hälften unterteilt. Das Pflugscharbein<br />

(Vomer) bil<strong>de</strong>t hierbei <strong>de</strong>n unteren Anteil, das Siebbein (Os ethmoidale) <strong>de</strong>n oberen<br />

Anteil <strong>de</strong>r knöchernen Nasenschei<strong>de</strong>wand.<br />

Kiefergelenk:<br />

Das Kiefergelenk ermöglicht die bewegliche Verbindung zwischen <strong>de</strong>m Unterkiefer<br />

und <strong>de</strong>m Schläfenbein. Von außen ist das Kiefergelenk von einer bin<strong>de</strong>gewebigen<br />

Kapsel umgeben. Auf <strong>de</strong>r Unterseite <strong>de</strong>s Schläfenbeins befin<strong>de</strong>t sich die<br />

Gelenkgrube (Fossa articularis) und, als <strong>de</strong>ren vor<strong>de</strong>re Begrenzung, <strong>de</strong>r<br />

Gelenkhöcker (Tuberculum articulare). Vom Gelenkfortsatz <strong>de</strong>s Unterkiefers ragt <strong>de</strong>r<br />

Gelenkkopf (Caput mandibulae o<strong>de</strong>r Condylus) in das Innere <strong>de</strong>s Gelenkes.<br />

Zwischen <strong>de</strong>m Gelenkkopf und <strong>de</strong>r Gelenkfläche befin<strong>de</strong>t sich eine diskusförmige<br />

Manfred Meyer Seite 116 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Knorpelscheibe (Discus articularis). Die innere Gelenkfläche sowie <strong>de</strong>r Gelenkkopf<br />

sind mit einer dünnen Knorpelschicht überzogen, die zusammen mit <strong>de</strong>r<br />

Gelenkschmiere (Synovia) die innere Reibung <strong>de</strong>s Gelenks vermin<strong>de</strong>rt. Das<br />

Kiefergelenk besteht aufgrund seines anatomischen Aufbaus aus zwei<br />

Gelenkkammern. Die obere Gelenkkammer befin<strong>de</strong>t sich zwischen <strong>de</strong>m Diskus und<br />

<strong>de</strong>r Gelenkgrube, die untere Gelenkkammer zwischen <strong>de</strong>m Diskus und <strong>de</strong>m<br />

Gelenkkopf.<br />

Bei je<strong>de</strong>r Bewegung <strong>de</strong>s Unterkiefers sind immer bei<strong>de</strong> Kiefergelenke beteiligt. Zu<br />

Beginn <strong>de</strong>r Mundöffnung erfolgt eine Drehbewegung (Rotation) in <strong>de</strong>r horizontalen<br />

Gelenkachse zwischen bei<strong>de</strong>n Gelenkköpfen.<br />

Bei <strong>de</strong>r weiteren Mundöffnung o<strong>de</strong>r Vorschubbewegung (Protrusion) <strong>de</strong>s Unterkiefers<br />

gleiten dann bei<strong>de</strong> Gelenkköpfe jeweils mit <strong>de</strong>r diskusförmigen Knorpelscheibe von<br />

<strong>de</strong>r Gelenkgrube bis zum Gelenkhöcker. Die jeweilige Bewegungsbahn bei<strong>de</strong>r<br />

Gelenkköpfe wird bei dieser Gleitbewegung auch als Kondylenbahn bezeichnet.<br />

Neben <strong>de</strong>n Bewegungen <strong>de</strong>s Unterkiefers nach vorne ist auch eine geringgradige<br />

Rückbewegung (Retrusion) <strong>de</strong>s Unterkiefers möglich.<br />

Bei einer Seitwärtsbewegung (Laterotrusion) <strong>de</strong>s Unterkiefers erfolgt auf <strong>de</strong>r Seite<br />

<strong>de</strong>r Bewegungsrichtung <strong>de</strong>s Unterkiefers eine Drehbewegung <strong>de</strong>s Gelenkkopfes,<br />

wobei die Drehachse vertikal durch <strong>de</strong>n aufsteigen<strong>de</strong>n Ast <strong>de</strong>s Unterkiefers verläuft.<br />

Der Gelenkkopf <strong>de</strong>r Gegenseite gleitet hierbei mitsamt <strong>de</strong>m Diskus von <strong>de</strong>r<br />

Gelenkgrube bis zum Gelenkhöcker. Beim Mundschluss erfolgt die Bewegung bei<strong>de</strong>r<br />

Gelenkköpfe sowie bei<strong>de</strong>r Gelenkknorpel in umgekehrter Richtung. In normaler<br />

Funktion, z.B. beim Sprechen o<strong>de</strong>r Kauen, führen bei<strong>de</strong> Gelenkköpfe eine<br />

kombinierte Dreh- und Gleitbewegung aus. Aufgrund seiner Bewegungsformen<br />

bezeichnet man das Kiefergelenk auch als Dreh-Gleit-Gelenk.<br />

Manfred Meyer Seite 117 von 146


Kaumuskulatur:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Beim Kauen wer<strong>de</strong>n die Zahnflächen <strong>de</strong>r Zähne <strong>de</strong>s Ober- und <strong>de</strong>s Unterkiefers<br />

gegeneinan<strong>de</strong>r bewegt. Die Muskeln, die hierbei <strong>de</strong>n Unterkiefer bewegen,<br />

bezeichnet man als Kaumuskeln. Entsprechend <strong>de</strong>r jeweiligen Bewegungsrichtung<br />

<strong>de</strong>s Unterkiefers unterschei<strong>de</strong>t man die so genannten Mundöffner von <strong>de</strong>n<br />

Mundschließern. Zu <strong>de</strong>n Mundschließern zählen <strong>de</strong>r Schläfenmuskel (M. temporalis),<br />

<strong>de</strong>r große Kaumuskel (M. masseter) sowie <strong>de</strong>r innere Flügelmuskel (M. pterygoi<strong>de</strong>us<br />

medialis).<br />

Alle Muskeln, die zu einer Öffnung <strong>de</strong>s Mun<strong>de</strong>s führen, bezeichnet man als<br />

Mundöffner. Zu diesen Muskeln gehören <strong>de</strong>r Unterkiefer-Zungenbeinmuskel (M.<br />

mylohyoi<strong>de</strong>us), <strong>de</strong>r Kinn-Zungenbeinmuskel (M. geniohyoi<strong>de</strong>us), <strong>de</strong>r zweibäuchige<br />

Muskel (M. digastricus) sowie <strong>de</strong>r seitliche Flügelmuskel (M. pterygoi<strong>de</strong>ut lateralis).<br />

Neben <strong>de</strong>m Öffnen und Schließen <strong>de</strong>s Mun<strong>de</strong>s kann <strong>de</strong>r Unterkiefer auch zur Seite<br />

bzw. nach vorne bewegt wer<strong>de</strong>n. Eine Vorschubbewegung <strong>de</strong>s Unterkiefers erfolgt<br />

bei einer Kontraktion <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n seitlichen Flügelmuskeln. Wird nur einer <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Flügelmuskeln kontrahiert, erfolgt eine Seitwärtsbewegung <strong>de</strong>s Unterkiefers.<br />

Manfred Meyer Seite 118 von 146


Trigeminusneuralgie:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Trigeminusneuralgie ist ein in Anfällen<br />

auftreten<strong>de</strong>r, starker Nervenschmerz<br />

(Neuralgie) im Gesicht, <strong>de</strong>r dadurch entsteht,<br />

dass <strong>de</strong>r fünfte Hirnnerv (Trigeminus)<br />

geschädigt o<strong>de</strong>r gereizt ist. Die Schmerzen<br />

treten <strong>de</strong>mnach in <strong>de</strong>m Bereich auf, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Trigeminusnerv versorgt:<br />

Der Trigeminusnerv (lat.: Nervus trigeminus,<br />

wörtlich übersetzt: Drillingsnerv) bil<strong>de</strong>t<br />

innerhalb <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lhöhle einen<br />

Nervenknoten (sog. Ganglion Gasseri), aus<br />

<strong>de</strong>m er sich in drei Hauptäste aufzweigt, und<br />

tritt unterhalb und etwas hinter <strong>de</strong>r<br />

Augenhöhle aus <strong>de</strong>r Schä<strong>de</strong>lbasis heraus.<br />

Manfred Meyer Seite 119 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Der erste Ast übermittelt die Empfindungen von Stirn, Auge und Stirnhöhle an das<br />

Gehirn, <strong>de</strong>r zweite die von Wange und Oberkiefer einschließlich <strong>de</strong>r Zähne und <strong>de</strong>r<br />

dritte die Empfindungen <strong>de</strong>r Unterkieferregion. Wenn <strong>de</strong>r Trigeminusnerv an<br />

irgen<strong>de</strong>iner Stelle Druck ausgesetzt ist, <strong>de</strong>r die Nervenschei<strong>de</strong> beschädigt, entlädt<br />

sich <strong>de</strong>r Nerv spontan – es kommt zur Trigeminusneuralgie mit <strong>de</strong>n extrem<br />

schweren, anfallartigen Schmerzen. Per Definition unterschei<strong>de</strong>t man folgen<strong>de</strong><br />

Formen:<br />

• Klassische Trigeminusneuralgie (früher: idiopathische<br />

Trigeminusneuralgie):<br />

o häufigere Form<br />

o betrifft meistens <strong>de</strong>n zweiten und/o<strong>de</strong>r dritten Hauptast; tritt<br />

überwiegend einseitig auf<br />

o die Schmerzattacken sind durch beschwer<strong>de</strong>freie Intervalle<br />

unterbrochen<br />

o beruht auf <strong>de</strong>m klassischen Nerv-Gefäß-Kontakt aufgrund z.B. einer<br />

Arteriosklerose<br />

• Symptomatische Trigeminusneuralgie:<br />

o äußerst selten<br />

o <strong>de</strong>r erste Hauptast ist öfter mitbetroffen; tritt öfter beidseitig auf<br />

o schwere Schmerzattacken ähnlich <strong>de</strong>r klassischen<br />

Trigeminusneuralgie, jedoch sind die dazwischen liegen<strong>de</strong>n Intervalle<br />

nicht unbedingt beschwer<strong>de</strong>frei<br />

o häufig Sensibilitätsstörungen; lässt sich auf eine Erkrankung wie zum<br />

Beispiel multiple Sklerose o<strong>de</strong>r Hirntumoren zurückführen<br />

Typischerweise han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>r Trigeminusneuralgie also um einseitige<br />

Gesichtsschmerzen – vorwiegend in Ober- und Unterkiefer, Nase, Wangen und<br />

Kinn, seltener an <strong>de</strong>r Stirn. Diese Symptome <strong>de</strong>r Trigeminusneuralgie können einer<br />

bestimmten Form von Kopfschmerzen ähneln: <strong>de</strong>m Cluster-Kopfschmerz.<br />

Fazialisparese:<br />

Der Begriff Fazialisparese (Gesichtslähmung) bezeichnet per Definition eine<br />

Lähmung <strong>de</strong>r Gesichtsmuskulatur im Versorgungsgebiet <strong>de</strong>s Gesichtsnervs:<br />

• Fazialis ist die Kurzbezeichnung für <strong>de</strong>n Gesichtsnerv (= Nervus facialis bzw.<br />

Fazialisnerv),<br />

• Parese ist eine Schwäche o<strong>de</strong>r teilweise Lähmung eines Muskels o<strong>de</strong>r einer<br />

Muskelgruppe.<br />

Der Fazialisparese liegt eine Nervenschädigung zugrun<strong>de</strong>, die zentral (d.h. im<br />

Gehirn liegend) o<strong>de</strong>r peripher (d.h. am Rand befindlich) sein kann: Die periphere<br />

Fazialisparese ist die Folge einer direkten Schädigung <strong>de</strong>s Gesichtsnervs, während<br />

die sogenannte zentrale Fazialisparese (bzw. zentrale faziale Parese) auf eine<br />

Schädigung innerhalb <strong>de</strong>s Gehirns zurückzuführen ist. Bei einer Gesichtslähmung<br />

mit zentraler Ursache ist <strong>de</strong>r Gesichtsnerv selbst also nicht geschädigt.<br />

Manfred Meyer Seite 120 von 146


Bewegungstherapeut<br />

19.) Aufbau Gehirn und Rückenmark, Großhirnrin<strong>de</strong>,<br />

neurologische Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

Aufbau Gehirn<br />

Das Zentralnervensystem (ZNS)<br />

besteht aus zwei großen <strong>Teil</strong>en:<br />

<strong>de</strong>m im Kopf gelegenen Gehirn<br />

(Cerebrum, Enzephalon) und<br />

<strong>de</strong>m Rückenmark. Das Gehirn<br />

wird von <strong>de</strong>n Schä<strong>de</strong>lknochen<br />

und innerhalb <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls von<br />

drei Hirnhäuten (Meningen)<br />

umgeben. In dieser festen Hülle<br />

schwimmt es gewissermaßen im<br />

Hirnwasser, <strong>de</strong>m Liquor. Er<br />

schützt das Gehirn vor<br />

Verletzungen und<br />

Erschütterungen.<br />

Das Gehirn setzt sich aus Nervenzellen, sogenannten Gliazellen (Stütz- und<br />

Versorgungsgewebe) und Blutgefäßen zusammen. Es ist zu großen <strong>Teil</strong>en stark<br />

gefaltet – dies vergrößert die Oberfläche <strong>de</strong>s Gehirns um ein Vielfaches. Im Inneren<br />

<strong>de</strong>s Gehirns liegen ebenfalls mit Hirnwasser gefüllte Hohlräume: die sogenannten<br />

Hirnkammern o<strong>de</strong>r Ventrikel.<br />

Die Ventrikel stehen mit <strong>de</strong>n äußeren Liquorräumen in Verbindung. Auch das<br />

Rückenmark ist von Liquor umgeben. Da alle Liquorräume miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n<br />

sind und <strong>de</strong>r Liquor darin zirkuliert, kann <strong>de</strong>r Arzt durch Einstechen einer Kanüle<br />

(Punktion) in Höhe <strong>de</strong>r Len<strong>de</strong>nwirbelsäule Liquor <strong>de</strong>s Gehirns zur Untersuchung<br />

gewinnen.<br />

Das Gehirn glie<strong>de</strong>rt sich in folgen<strong>de</strong> Abschnitte:<br />

• Großhirn (Telencephalon) mit Hirnrin<strong>de</strong> (Kortex o<strong>de</strong>r Cortex)<br />

• Kleinhirn (Cerebellum, Metencephalon)<br />

• Zwischenhirn (Diencephalon); beinhaltet unter an<strong>de</strong>rem die Hypophyse und<br />

<strong>de</strong>n Thalamus<br />

• Hirnstamm (Truncus cerebri) mit Mittelhirn (Mesencephalon) und Nachhirn<br />

(Myelencephalon)<br />

Manfred Meyer Seite 121 von 146


Großhirn:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Das Großhirn (Telencephalon) stellt <strong>de</strong>n größten und hochentwickeltsten <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s<br />

Gehirns dar. Seine zwei bis vier Millimeter dicke Rin<strong>de</strong> (Kortex) ist stark aufgefaltet –<br />

dies vergrößert die Oberfläche um ein Vielfaches.<br />

Die Großhirnrin<strong>de</strong> besteht aus <strong>de</strong>n Zellkörpern von 19 bis 23 Milliar<strong>de</strong>n<br />

Nervenzellen, die aufgrund ihrer grauen Farbe auch graue Substanz (Substantia<br />

grisea) genannt wer<strong>de</strong>n. Der Kortex lässt sich aufgrund seiner Funktionen in<br />

verschie<strong>de</strong>ne sogenannte Rin<strong>de</strong>nfel<strong>de</strong>r einteilen:<br />

• In <strong>de</strong>n sensorischen Fel<strong>de</strong>rn verarbeitet das Gehirn Sinneseindrücke.<br />

• Mit <strong>de</strong>n motorischen Fel<strong>de</strong>rn koordiniert es Bewegungen.<br />

• Gedanken- und Antriebsfel<strong>de</strong>r dienen <strong>de</strong>m Denken und Erinnern.<br />

Der sogenannte Homunculus stellt schematisch dar, wo in <strong>de</strong>r Hirnrin<strong>de</strong> die für die<br />

Motorik und die für die Sinneseindrücke zuständigen Nervenzellen liegen. Dabei<br />

zeigt sich, dass die Beine im oberen, die Arme im mittleren und die Zungen- und<br />

Gesichtsmuskeln im unteren Drittel <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong> repräsentiert wer<strong>de</strong>n. Auffällig: Im<br />

Verhältnis zu ihrer tatsächlichen Größe nehmen die Nervenzellen <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>s<br />

Kopfes und <strong>de</strong>s Schlun<strong>de</strong>s sehr große Areale ein. Dies entspricht <strong>de</strong>r großen<br />

Be<strong>de</strong>utung und <strong>de</strong>n komplexen Aufgaben dieser Körperteile.<br />

Die Nervenzellfortsätze ziehen aus <strong>de</strong>r Hirnrin<strong>de</strong> in das Innere <strong>de</strong>s Großhirns. Sie<br />

sind von einer sogenannten Myelinschei<strong>de</strong> umgeben, die weiß erscheint und <strong>de</strong>m<br />

Inneren <strong>de</strong>s Großhirns <strong>de</strong>n Namen weiße Substanz (Substantia alba) verleiht.<br />

Manfred Meyer Seite 122 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Das Großhirn unterteilt sich in zwei weitgehend symmetrische Hälften<br />

(Hemisphären), die durch <strong>de</strong>n sogenannten Balken (Corpus callosum) und weitere<br />

Nervenfasern miteinan<strong>de</strong>r in Verbindung stehen. Die meisten Funktionszentren<br />

kommen symmetrisch in bei<strong>de</strong>n Hemisphären vor. Einige Zentren jedoch gibt es nur<br />

einmal – wie etwa das Sprachzentrum. Ob sie in <strong>de</strong>r linken o<strong>de</strong>r rechten Hirnhälfte<br />

liegen, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.<br />

Je<strong>de</strong> Hirnhälfte lässt sich einteilen in::<br />

• Stirnlappen (Frontallappen), liegt im vor<strong>de</strong>ren Hirnbereich; Bewegung,<br />

Verhalten<br />

• Scheitellappen (Parietallappen), hinten oben; Empfindungen<br />

• Schläfenlappen (Temporallappen), in Nähe <strong>de</strong>r Schläfen gelegen;<br />

Wie<strong>de</strong>rerkennen von Personen, Hören<br />

• Hinterhauptlappen (Okzipitallappen), am Hinterkopf; Sehen<br />

Limbisches System:<br />

Hier wer<strong>de</strong>n Gefühle und emotionale Reaktionen gebil<strong>de</strong>t (Furcht, Wut, Agression,<br />

sexuelle Wünsche).<br />

Zwischenhirn:<br />

Das Zwischenhirn (Diencephalon) liegt zwischen Großhirn und Hirnstamm. Es erfüllt<br />

wichtige vegetative Aufgaben – dazu zählt unter an<strong>de</strong>rem, dass das Zwischenhirn<br />

die Balance zwischen Sympathikus und Parasympathikus hält und <strong>de</strong>n Biorhythmus<br />

steuert. Dabei arbeitet das Diencephalon eng mit <strong>de</strong>m Großhirn zusammen.<br />

Das Zwischenhirn besteht aus verschie<strong>de</strong>nen <strong>Teil</strong>en, <strong>de</strong>m:<br />

• Thalamus,<br />

• Hypothalamus,<br />

• Subthalamus,<br />

• Metathalamus und<br />

• Epithalamus.<br />

Im Zwischenhirn wer<strong>de</strong>n zum Beispiel Gefühle wie Trauer und Freu<strong>de</strong> verarbeitet.<br />

Im Thalamus treffen Informationen aus <strong>de</strong>m Körper und <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Sinnesorganen ein. Der Thalamus leitet die Signale an das Großhirn weiter,<br />

nach<strong>de</strong>m er die Informationen im Vorfeld gefiltert hat. Dies vermei<strong>de</strong>t, dass das Hirn<br />

überlastet wird. An<strong>de</strong>re Bezeichnungen für <strong>de</strong>n Thalamus sind <strong>de</strong>shalb zum Beispiel:<br />

• "Tor zum Bewusstsein" o<strong>de</strong>r<br />

• "Tor zur Großhirnrin<strong>de</strong>".<br />

Beim Thalamus han<strong>de</strong>lt es sich um einen Komplex aus verschie<strong>de</strong>nen Kerngruppen.<br />

Manfred Meyer Seite 123 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Der Hypothalamus steuert als übergeordnetes Schaltzentrum verschie<strong>de</strong>ne<br />

Lebensvorgänge, wie zum Beispiel <strong>de</strong>n Schlaf-Wach-Rhythmus, <strong>de</strong>n<br />

Wasserhaushalt, die Schweißsekretion sowie Schmerz- und Temperaturempfin<strong>de</strong>n.<br />

Der Hypothalamus hält – ebenso wie das hormonelle System – die Körperfunktionen<br />

im Gleichgewicht.<br />

Er lässt sich sowohl über Nerven als auch durch Hormone beeinflussen. Der<br />

Hypothalamus steht in direktem Kontakt mit <strong>de</strong>r Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) und<br />

verbin<strong>de</strong>t das Hormon- mit <strong>de</strong>m Nervensystem. Auch <strong>de</strong>r Hypothalamus besteht aus<br />

verschie<strong>de</strong>nen Kerngruppen.<br />

Hirnstamm:<br />

Der Hirnstamm (Truncus cerebri) ist <strong>de</strong>r älteste <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s Gehirns. Er befin<strong>de</strong>t sich<br />

unter <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Abschnitten nahe <strong>de</strong>m Rückenmark und wird fast vollständig von<br />

bei<strong>de</strong>n Hirnhälften, <strong>de</strong>n Hemisphären, umschlossen. Der Hirnstamm kann unterteilt<br />

wer<strong>de</strong>n in:<br />

• Mittelhirn (Mesencephalon)<br />

• Nachhirn (Myelencephalon)<br />

o Brücke (Pons)<br />

o verlängertes Rückenmark (Medulla oblongata)<br />

Das Mittelhirn leitet Informationen vom Rückenmark zum Großhirn weiter<br />

beziehungsweise vom Großhirn zu <strong>de</strong>n motorischen Nerven und koordiniert unter<br />

an<strong>de</strong>rem die Bewegung <strong>de</strong>r Augen.<br />

Im Nachhirn kreuzen die aus <strong>de</strong>m Rückenmark kommen<strong>de</strong>n Nervenbahnen. Das<br />

führt dazu, dass Informationen einer Körperseite in <strong>de</strong>r gegenüberliegen<strong>de</strong>n<br />

Hirnhälfte verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Das Nachhirn steuert lebenswichtiger Funktionen wie<br />

Herzschlag, Atmung und Stoffwechsel, ebenso Reflexe wie Erbrechen und Husten.<br />

Kleinhirn:<br />

Das Kleinhirn (Cerebellum) wiegt mit circa 130 bis 140 Gramm zehnmal weniger als<br />

das Großhirn. Das Kleinhirn liegt an <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s Schä<strong>de</strong>ls unter <strong>de</strong>m<br />

Hinterhauptlappen <strong>de</strong>s Großhirns.<br />

Das Cerebellum koordiniert<br />

• Bewegungen,<br />

• das Gleichgewicht<br />

• und <strong>de</strong>n Spracherwerb.<br />

Es stimmt Bewegungen aufeinan<strong>de</strong>r ab und speichert Abläufe, sodass nach einiger<br />

Übung bestimmte Bewegungen automatisch erfolgen. Aufgrund dieser Funktionen<br />

gehört das Kleinhirn zum sogenannten motorischen System.<br />

Manfred Meyer Seite 124 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Vergleicht man die Oberfläche von Kleinhirn und Großhirn, fällt auf, dass das<br />

Kleinhirn eine sehr viel feinere Glie<strong>de</strong>rung zeigt. Die blattförmigen Windungen führen<br />

dazu, dass die Oberfläche <strong>de</strong>s Cerebellums etwa 50 bis 75 Prozent <strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

Großhirns beträgt – und das bei einem <strong>de</strong>utlich geringeren Gewicht.<br />

Verbindungen zur Großhirnrin<strong>de</strong>, zum Hirnstamm, zum Rückenmark und zum<br />

Gleichgewichtsorgan ermöglichen es <strong>de</strong>m Kleinhirn, seine wichtigen Funktionen zu<br />

erfüllen. Das Cerebellum gibt keine Bewegungsimpulse, vielmehr stimmt es<br />

Bewegungen fein ab, erhält die Muskelspannung und das Gleichgewicht. Aus diesem<br />

Grund fallen bei Verletzungen <strong>de</strong>s Kleinhirns o<strong>de</strong>r bei gut- o<strong>de</strong>r bösartigen Tumoren<br />

Bewegungen nicht aus, son<strong>de</strong>rn laufen nur noch gestört ab.<br />

Das Kleinhirn glie<strong>de</strong>rt sich in drei Abschnitte:<br />

• Kleinhirnwurm (Vermis cerebelli)<br />

• zwei Kleinhirnhälften (Hemisphären)<br />

Wie das Großhirn hat auch das Cerebellum eine Rin<strong>de</strong>; in ihr liegt die graue<br />

Substanz <strong>de</strong>s Kleinhirns, also die Zellkörper <strong>de</strong>r Nervenzellen. Die weiße Substanz –<br />

die Nervenbahnen – konzentriert sich im Inneren <strong>de</strong>s Kleinhirns (im sogenannten<br />

Marklager).Das Kleinhirn arbeitet unbewusst, es lässt sich nicht willentlich<br />

beeinflussen.<br />

Rin<strong>de</strong>nfel<strong>de</strong>r:<br />

Primär motorisches Rin<strong>de</strong>nfeld:<br />

• liegt in <strong>de</strong>r Hirnwindung vor <strong>de</strong>r Zentralfurche (Gyrus präcentrales) und<br />

beinhaltet die Neurone für die bewussten Bewegungen<br />

• je<strong>de</strong> Körperregion hat ihren eigenen Abschnitt auf <strong>de</strong>m Rin<strong>de</strong>nfeld, je größer<br />

die Präzision <strong>de</strong>r Muskeln sein muss, <strong>de</strong>sto größer ist die Neuronenzahl<br />

Sekundäre motorische Rin<strong>de</strong>nfel<strong>de</strong>r:<br />

• die sekundären Rin<strong>de</strong>nfel<strong>de</strong>r sind mit <strong>de</strong>n primären Rin<strong>de</strong>nfel<strong>de</strong>rn verbun<strong>de</strong>n<br />

• Aufgaben: Speicherung <strong>de</strong>r komplexen Bewegungsabläufe (z. B. Broca-<br />

Sprachzentrum in <strong>de</strong>r li. Hemisphäre)<br />

Primäre sensorisches Rin<strong>de</strong>nfeld:<br />

• liegt hinter <strong>de</strong>r Zentralfurche (Gyrus postcentralis)<br />

• erhält seine Informationen von <strong>de</strong>n peripheren Rezeptoren<br />

• eingeteilt in Körperregionen, je größer die benötigte Empfindsamkeit, <strong>de</strong>sto<br />

größer das Areal<br />

Sekundäres sensorisches Rin<strong>de</strong>nfeld:<br />

• Aufgaben: Speicherung von Erfahrungen früherer Empfindungen<br />

• neue Informationen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n älteren Erfahrungen verglichen<br />

Manfred Meyer Seite 125 von 146


Motorisches Rin<strong>de</strong>nfeld<br />

Sensorisches Rin<strong>de</strong>nfeld<br />

Bewegungstherapeut<br />

Manfred Meyer Seite 126 von 146


Rückenmark<br />

Bewegungstherapeut<br />

Das Rückenmark ist ein symmetrisches, also in zwei gleichartige Hälften geteiltes<br />

(=bilaterales) Reflexorgan und weist im Gegensatz zum Gehirn einen relativ<br />

ursprünglichen und einfachen Aufbau auf, <strong>de</strong>r in seinen verschie<strong>de</strong>nen Abschnitten<br />

prinzipiell gleichartig aussieht. Analog zur <strong>Wirbelsäule</strong> kann man es unterteilen in<br />

das<br />

• Hals- o<strong>de</strong>r Zervikalmark (auf Höhe <strong>de</strong>s 1.-7. Halswirbels)<br />

• Brust- o<strong>de</strong>r Thorakalmark (auf Höhe <strong>de</strong>s 1.-12. Brustwirbels)<br />

• Len<strong>de</strong>n- o<strong>de</strong>r Lumbalmark (auf Höhe <strong>de</strong>s 1.-5. Len<strong>de</strong>nwirbels)<br />

• Kreuz- o<strong>de</strong>r Sakralmark (auf Höhe <strong>de</strong>s Kreuzbeins)<br />

Ein bei an<strong>de</strong>ren Wirbeltieren noch vorhan<strong>de</strong>nes Steiß- o<strong>de</strong>r Kokzygealmark ist beim<br />

Menschen rudimentär, d.h. es ist nur noch die funktionslose Anlage vorhan<strong>de</strong>n.<br />

Vom Rückenmark gehen links und rechts jeweils symmetrisch Nervenwurzelpaare<br />

aus, die Spinalnerven (Nervi spinales). Diese ziehen gleichmäßig auf je<strong>de</strong>r Seite<br />

durch die Zwischenwirbellöcher (Foramen intervertebralis), welche von zwei<br />

übereinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Wirbeln rechts und links <strong>de</strong>r Wirbelkörper gebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. In<br />

diesem kurzen Abschnitt wer<strong>de</strong>n sie Spinalnervenwurzeln (Radix spinalis)<br />

genannt, weil sie noch unterscheidbar aus einem vor<strong>de</strong>ren (motorischen = für die<br />

Muskulatur) und einem hinteren (sensiblen = für das Gefühl) Anteil bestehen.<br />

Manfred Meyer Seite 127 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Bei Säuglingen füllt das Rückenmark <strong>de</strong>n Wirbelkanal noch bis zu <strong>de</strong>n unteren<br />

Len<strong>de</strong>nwirbeln aus, beim Kind reicht es bis zum 4. Len<strong>de</strong>nwirbel. Dies muss bei <strong>de</strong>r<br />

Entnahme von Nervenwasser berücksichtigt wer<strong>de</strong>n; man muss dann weiter unten in<br />

<strong>de</strong>n Wirbelkanal hineingehen, um das Rückenmark nicht zu gefähr<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Lebensjahren verlagert sich das Rückenmark immer weiter nach<br />

oben, da es ja am Gehirn „befestigt“ ist, aber langsamer wächst als die <strong>Wirbelsäule</strong>.<br />

Diesen „Aufstieg“ <strong>de</strong>s Rückenmarks nennt man medizinisch Ascensus medullae<br />

spinalis.<br />

Ursprünglich während <strong>de</strong>r Embryonalentwicklung liegt ein Nervensegment <strong>de</strong>m<br />

zugehörigen Wirbel gegenüber. Die Spinalnerven sind daher gezwungen, durch die<br />

knöchernen Strukturen mitzuwachsen; <strong>de</strong>shalb müssen sie mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter<br />

immer steiler herabziehen: ihr Verlauf im Wirbelkanal wird nach unten hin immer<br />

steiler und schräger.<br />

Beim Erwachsenen fällt daher die Höhe <strong>de</strong>s Rückenmarkssegments nur noch im<br />

oberen Halsmark ungefähr mit <strong>de</strong>r Austrittsstelle <strong>de</strong>s zugehörigen Nervenpaars<br />

zusammen. Die <strong>de</strong>n unteren <strong>Teil</strong>en <strong>de</strong>s Rückenmarks entspringen<strong>de</strong>n Spinalnerven<br />

wer<strong>de</strong>n durch das „Hochziehen“ <strong>de</strong>s Rückenmarks zur besagten Cauda equina, <strong>de</strong>n<br />

Pfer<strong>de</strong>schweif, zusammengedrückt. Dieser Entwicklungsprozess ist mit <strong>de</strong>m 12.<br />

Lebensjahr abgeschlossen.<br />

Betrachtet man einen Querschnitt <strong>de</strong>s Rückenmarks, so ist mit <strong>de</strong>m bloßen Auge (=<br />

makroskopisch) die innenliegen<strong>de</strong>, schmetterlingsförmige graue Substanz zu<br />

erkennen, die sich <strong>de</strong>utlich jeweils in ein vor<strong>de</strong>res und ein hinteres „Horn“ glie<strong>de</strong>rt.<br />

Von ihr kann man die sie umgeben<strong>de</strong>, faserhaltige weiße Substanz (Substantia<br />

alba) abgrenzen, die außen liegt. Die Ausprägung dieser Schmetterlingsfigur<br />

gestaltet sich je nach Lokalisation unterschiedlich. Sowohl auf Höhe <strong>de</strong>s Brust- als<br />

auch auf Höhe <strong>de</strong>s Len<strong>de</strong>nabschnitts <strong>de</strong>s Rückenmarks fin<strong>de</strong>t man in <strong>de</strong>r grauen<br />

Substanz auf je<strong>de</strong>r Seite außer <strong>de</strong>m Vor<strong>de</strong>r- und <strong>de</strong>m Hinterhorn noch ein zwischen<br />

bei<strong>de</strong>n gelegenes, kleines Seitenhorn.<br />

In <strong>de</strong>r Mitte verläuft <strong>de</strong>r Zentralkanal (canalis centralis), im Querschnitt nur als<br />

winziges Löchlein sichtbar; er ist mit Nervenwasser gefüllt und stellt <strong>de</strong>n inneren<br />

Liquorraum <strong>de</strong>s Rückenmarks dar.<br />

Bei <strong>de</strong>r Betrachtung eines Längsschnittes sieht man auch, dass das Rückenmark an<br />

diesen Stellen dicker ist als im übrigen Verlauf, da hier die Nervenwurzeln austreten,<br />

die die Arme und Beine versorgen müssen – es sind also hier mehr Nervenfasern<br />

und auch mehr Nervenzellkörper notwendig.<br />

Diese Verdickungen nennt man auch Intumeszenzen (Intumescentia cervicalis im<br />

Halsmark bzw. lumbosacralis im Len<strong>de</strong>nbereich).<br />

Das Vor<strong>de</strong>rhorn (Cornu anterius) <strong>de</strong>r grauen Rückenmarkssubstanz ist breit und<br />

enthält Nervenzellkörper, <strong>de</strong>ren Fortsätze (Axone) zur Muskulatur ziehen (sog.<br />

Motoneurone).<br />

Sie bil<strong>de</strong>n damit <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s vor<strong>de</strong>ren, motorischen (also <strong>de</strong>r Bewegung<br />

dienen<strong>de</strong>n) <strong>Teil</strong>s <strong>de</strong>r Spinalnervenwurzel, die seitlich aus <strong>de</strong>m Rückenmark<br />

herauszieht.<br />

Manfred Meyer Seite 128 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Das Hinterhorn dagegen ist lang und schmal und bil<strong>de</strong>t die Eintrittsstelle für <strong>de</strong>n<br />

hinteren, sensiblen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Spinalnervenwurzeln, die in <strong>de</strong>r Peripherie<br />

entstan<strong>de</strong>ne, „gefühlte“ Informationen hoch zum Gehirn leiten (z.B. Schmerz,<br />

Temperatur, Tastsinn). Deren Nervenzellkörper allerdings liegen im sog.<br />

Spinalganglion, welches sich außerhalb <strong>de</strong>s Rückenmarks (jedoch noch im<br />

Wirbelkanal) befin<strong>de</strong>t.<br />

Dennoch liegen im Hinterhorn Zellkörper, und zwar diejenigen <strong>de</strong>r langen Vor<strong>de</strong>r-<br />

und Seitenstränge <strong>de</strong>r weißen Substanz, die sog. Strangzellen (s.u.)<br />

Das Seitenhorn enthält vegetative Nervenzellen (Neurone) <strong>de</strong>s Sympathicus (im<br />

Brust- und Len<strong>de</strong>nmark) und <strong>de</strong>s Parasympathicus (im Sakralmark).<br />

Diese „Hörner“ stellen sich nur im Querschnitt als „Hörner“ dar<br />

(„Schmetterlingsflügel“); man fin<strong>de</strong>t sie – in unterschiedlicher Ausprägung – im<br />

gesamten Rückenmark, egal wo man dieses querschnei<strong>de</strong>t. Deshalb sind es<br />

dreidimensional betrachtet eigentlich Säulen, und es wird von ihnen auch als Säulen<br />

o<strong>de</strong>r Leisten (Columnae) gesprochen. Die Vor<strong>de</strong>rhorn-Säule nennt man daher<br />

Columna anterior, die Hinterhorn-Säule Columna posterior und die Seitenhorn-<br />

Säule Columna lateralis.<br />

Diese „Säulen“ wie<strong>de</strong>rum darf man sich nicht als überall gleich starke Stränge<br />

vorstellen, die von oben nach unten zusammenhängend das ganze Rückenmark<br />

durchziehen, <strong>de</strong>nn eigentlich bestehen sie aus aneinan<strong>de</strong>r gelagerten Zellgruppen,<br />

meistens fünf.<br />

Diese Zellgrüppchen bil<strong>de</strong>n kurze Säulen, die sich über mehrere Segmente, also<br />

Rückenmarksetagen, erstrecken können.<br />

Man nennt sie auch Kerngebiete (Kerne = Nuklei). Die Zellen einer solchen<br />

Zellgruppe sind dann je<strong>de</strong>s Mal für einen Muskel zuständig. Wenn sich z. B. eine<br />

Zellgruppe über drei Segmente erstreckt, so verlassen ihre Fortsätze (Axone) das<br />

Rückenmark durch drei vor<strong>de</strong>re Wurzeln.<br />

Nach<strong>de</strong>m sie ausgetreten sind, lagern sie sich später wie<strong>de</strong>r zu einem Nerven<br />

zusammen, <strong>de</strong>r zu einem Muskel zieht. Dies nennt man dann einen peripheren<br />

Nerven.<br />

Wird ein peripherer Nerv beschädigt, kommt es zu einer peripheren Lähmung, das<br />

be<strong>de</strong>utet, dass ein Muskel ganz ausfällt.<br />

Wird dagegen eine Nervenwurzel beschädigt, kommt es zu einer radikulären<br />

Lähmung ( Radix = Wurzel), d.h. es fallen <strong>Teil</strong>e verschie<strong>de</strong>ner Muskeln aus. (siehe<br />

auch Wurzelsyndrom).<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Arme und Beine lagern sich die austreten<strong>de</strong>n Spinalnerven zu<br />

Nervengeflechten zusammen, <strong>de</strong>n sog. Plexus.<br />

Den Hautbereich, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n Nervenfasern eines Segmentes versorgt wird,<br />

bezeichnen wir als Dermatom.<br />

Die Muskelfasern, die von <strong>de</strong>n Nervenfasern eines Segmentes versorgt wer<strong>de</strong>n,<br />

heißen <strong>de</strong>mentsprechend Myotom.<br />

Hierbei muss man sich in Erinnerung rufen, dass nicht ein Segment einen Muskel<br />

versorgt, son<strong>de</strong>rn „verschie<strong>de</strong>ne Muskeln unter Umstän<strong>de</strong>n jeweils ein bisschen“.<br />

Manfred Meyer Seite 129 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Schlussendlich laufen direkt um <strong>de</strong>n Zentralkanal herum noch Nervenfasern, die die<br />

bei<strong>de</strong>n symmetrischen Hälften <strong>de</strong>s Rückenmarks miteinan<strong>de</strong>r verbin<strong>de</strong>n<br />

(Kommissurenfasern; Commissura grisea), so dass die eine Hälfte <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarks weiß, was die an<strong>de</strong>re jeweils macht.<br />

Dieser Abgleich ist für Gleichgewichtsprozesse und an<strong>de</strong>re notwendig. Sie gehören<br />

auch zum sogenannten Eigenapparat <strong>de</strong>s Rückenmarks. Dieser besteht aus<br />

Nervenzellen und ihren Fasern, die nur innerhalb <strong>de</strong>s Rückenmarks miteinan<strong>de</strong>r<br />

kommunizieren und Prozesse ermöglichen, die ablaufen können, ohne die zentrale<br />

Verschaltung über das Gehirn zu beanspruchen; hierzu gehören z.B. die<br />

Eigenreflexe <strong>de</strong>s Rückenmarks.<br />

Krankheitsbil<strong>de</strong>r:<br />

Apoplex:<br />

Ein Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag, Hirninfarkt o<strong>de</strong>r Insult) ist eine plötzliche<br />

Unterbrechung <strong>de</strong>r Sauerstoffversorgung in einem umschriebenen <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s<br />

Gehirns. Ist <strong>de</strong>r Grund für <strong>de</strong>n Sauerstoffmangel eine unterbrochene<br />

Gehirndurchblutung (Ischämie), so sprechen Mediziner von einem ischämischen<br />

Schlaganfall. Auch eine Blutung (Hämorrhagie) im Gehirn kann die Ursache für<br />

einen Schlaganfall sein. Ärzte bezeichnen diese Art von Hirninfarkt als<br />

hämorrhagischen Schlaganfall. In bei<strong>de</strong>n Fällen wer<strong>de</strong>n die Nervenzellen im<br />

betroffenen Gebiet geschädigt und sterben ab.<br />

Demenz:<br />

Demenz (lat. Dementia, von <strong>de</strong> mente = ohne Geist, von Sinnen) ist eine<br />

krankheitsbedingte Störung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Gehirns, durch die<br />

Gedächtnis und Denkfähigkeit abnehmen. Eine Demenz liegt per Definition vor, wenn<br />

neben einem beeinträchtigten Gedächtnis min<strong>de</strong>stens eines <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n<br />

Merkmale zutrifft:<br />

• Sprachstörung (sog. Aphasie)<br />

• beeinträchtigte Fähigkeit zur Ausführung motorischer Aktivitäten (sog.<br />

Apraxie)<br />

• Unfähigkeit zum Erkennen/Wie<strong>de</strong>rerkennen von Gegenstän<strong>de</strong>n (sog. Agnosie)<br />

• Störung <strong>de</strong>r zur Ausführung von Handlungen über mehrere Stufen hinweg<br />

nötigen Hirnleistungen (sog. Exekutivfunktionen) wie Planung, Organisation,<br />

Einhaltung von Reihenfolgen<br />

Das Krankheitsbild "Demenz" umfasst mehrere Erkrankungen unterschiedlicher<br />

Ursachen. Sie sind dadurch gekennzeichnet,<br />

• dass mehrere geistige und verstan<strong>de</strong>smäßige Bereiche betroffen sind,<br />

wie die Orientierung o<strong>de</strong>r die Lern- und Urteilsfähigkeit, und<br />

• dass die betroffenen Menschen dadurch in ihren alltäglichen Aktivitäten<br />

erheblich beeinträchtigt sind.<br />

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Alzheimer:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Charakteristische Merkmale <strong>de</strong>r Alzheimer-Krankheit sind eine Abnahme <strong>de</strong>r<br />

geistigen Leistungsfähigkeit (Demenz) sowie Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form <strong>de</strong>r<br />

Demenzerkrankungen: Etwa 50 bis 75 Prozent <strong>de</strong>r Demenzkranken haben eine<br />

Alzheimer-Erkrankung.<br />

Die Alzheimer-Krankheit ist eine typische Alterserkrankung: Bei <strong>de</strong>n über 90-<br />

Jährigen ist min<strong>de</strong>stens je<strong>de</strong>r Dritte betroffen. Sie zeigen eine verschlechterte<br />

Gedächtnisleistung, die <strong>de</strong>utlich über das im Alter normale Maß hinausgeht.<br />

Epilepsie:<br />

Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die auf einer Störung im Gehirn beruht:<br />

Eine unnormale nervliche Erregungsbildung im Gehirn löst Anfälle aus – sogenannte<br />

epileptische Anfälle. Eine Epilepsie liegt per Definition schon dann vor, wenn es nur<br />

zu einem Anfall gekommen ist, gleichzeitig aber eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für<br />

das Auftreten weiterer epileptischer Anfälle anzunehmen ist.<br />

Bei einer Epilepsie befin<strong>de</strong>t sich das Gehirn dauerhaft in einem Zustand, in <strong>de</strong>m es<br />

dazu neigt, epileptische Anfälle hervorzurufen. Daher sind Epilepsien durch<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Anfälle gekennzeichnet. In <strong>de</strong>r Regel ist ein epileptischer Anfall<br />

eine vorübergehen<strong>de</strong>, plötzlich auftreten<strong>de</strong> Funktionsstörung <strong>de</strong>s zentralen<br />

Nervensystems. Er dauert meist nicht länger als zwei Minuten. Epileptische Anfälle<br />

können in unterschiedlicher Form auftreten: als Krämpfe (Crampi), aber auch als<br />

unwillkürliche Bewegungsabläufe o<strong>de</strong>r Dämmerzustän<strong>de</strong>.<br />

Parkinson:<br />

Typisch für die Parkinson-Krankheit ist ein fortschreiten<strong>de</strong>r Verlust von Nervenzellen<br />

im Gehirn, die <strong>de</strong>n Botenstoff Dopamin enthalten. Aus Dopamin bil<strong>de</strong>n sich auch die<br />

Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Der Dopamin-Verlust konzentriert sich vor<br />

allem auf bestimmte Gehirnbereiche: die sogenannte schwarze Substanz (Substantia<br />

nigra) sowie die im Hirnstamm liegen<strong>de</strong>n Kernkomplexe. Die schwarze Substanz<br />

liegt im Mittelhirn. Ihr Name geht auf <strong>de</strong>n hohen Eisen- und Melaningehalt zurück,<br />

<strong>de</strong>r ihre Zellen dunkel färbt. Sie zählt zu <strong>de</strong>n sogenannten Basalganglien, die eine<br />

wichtige Rolle bei <strong>de</strong>r Kontrolle von Bewegungen <strong>de</strong>s Körpers spielen: Nervenzellen<br />

<strong>de</strong>r schwarzen Substanz bil<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Botenstoff Dopamin. Von <strong>de</strong>r schwarzen<br />

Substanz ziehen Nervenfasern zu <strong>de</strong>m nahe gelegenen Streifenkörper (Striatum).<br />

Dieser ist als weiterer <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Basalganglien ebenfalls wichtig für die<br />

Bewegungskontrolle <strong>de</strong>s Körpers und leitet seinerseits die Bewegungsimpulse<br />

mithilfe <strong>de</strong>s Dopamins weiter.<br />

Manfred Meyer Seite 131 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Insofern sind sowohl Streifenkörper als auch schwarze Substanz an <strong>de</strong>r Abstimmung<br />

von Bewegungsabläufen beteiligt. Wenn – wie bei Morbus Parkinson – das Dopamin<br />

fehlt o<strong>de</strong>r ein Dopamin-Mangel auftritt, sind die Nervenzellen im Streifenkörper nicht<br />

ausreichend erregt. Die Betroffenen bewegen sich in <strong>de</strong>r Folge verlangsamt und<br />

entwickeln eine als Hypokinese bezeichnete Bewegungsarmut. Ist diese sehr<br />

ausgeprägt o<strong>de</strong>r kommt es zur Bewegungslosigkeit, heißt <strong>de</strong>r Zustand Akinese.<br />

Hypokinese und Akinese sind typisch für die Parkinson-Krankheit.<br />

Durch <strong>de</strong>n bei Morbus Parkinson bestehen<strong>de</strong>n Dopaminmangel entsteht zu<strong>de</strong>m ein<br />

Ungleichgewicht zugunsten an<strong>de</strong>rer Botenstoffe wie Acetylcholin und Glutamat. So<br />

gehen Symptome wie Zittern (Tremor) und Muskelsteifheit (Rigor) auf das<br />

Übergewicht an Acetylcholin zurück – ebenfalls typisch bei <strong>de</strong>r Parkinson-Krankheit.<br />

20.) Sensible Bahnen für Schmerz, Temperatur,<br />

Berührungs- und Lageempfindung von Peripherie bis<br />

Großhirnrin<strong>de</strong>. Reflexbögen<br />

Auf- und absteigen<strong>de</strong> Rückenmarksbahnen<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t:<br />

• Aufsteigen<strong>de</strong> 'sensible' Bahnen<br />

• Absteigen<strong>de</strong> 'motorische' Bahnen<br />

Aufsteigen<strong>de</strong> (= afferente) sensible Bahnen<br />

Sie leiten 'Reize' zur sensiblen Hirnrin<strong>de</strong> (z. B. zur Sehrin<strong>de</strong>, Hörrin<strong>de</strong>).<br />

Man unterschei<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n aufsteigen<strong>de</strong>n Rückenmarksbahnen:<br />

Eigenapparat, Hinterstrang- und Vor<strong>de</strong>rseitenstrangbahnen.<br />

• Eigenapparat: Hier können die Fasern direkt umgeschaltet wer<strong>de</strong>n auf ein<br />

weiterführen<strong>de</strong>s Neuron* - ohne Beteiligung <strong>de</strong>s Gehirns, also sozusagen<br />

'gehirnlos' ... Auf diese Art entstehen 'Reflexe'.<br />

*Neuron = Nervenzelle mit all ihren Fortsätzen<br />

• Hinterstrangbahnen: Sie vermitteln Informationen aus Haut, Muskeln,<br />

Sehnen und Gelenken - über Rezeptoren (= 'Fühler'). Die Axone* <strong>de</strong>r<br />

Spinalnerven ziehen OHNE Umschaltung zur Medulla oblongata, kreuzen auf<br />

die Gegenseite, wer<strong>de</strong>n auf ein '2. sensibles Neuron' umgeschaltet und über<br />

<strong>de</strong>n THALAMUS an die jeweiligen Hinrzentren vermittelt.<br />

* Nervenzellfortsätze<br />

Manfred Meyer Seite 132 von 146


Bewegungstherapeut<br />

• Vor<strong>de</strong>rseitenstrangbahnen: Sie vermitteln Informationen über groben Druck,<br />

Schmerz und Temperatur. Die Erregung wird im Rückenmark sofort an <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Eintrittsstelle auf Nervenzellen im 'Hinterhorn'* umgeschaltet, die<br />

Axone kreuzen zur Gegenseite im Rückenmark und steigen auf zum<br />

THALAMUS - über <strong>de</strong>n 'Tractus spinothalamicus anterior und lateralis'.<br />

* Das 'Hinterhorn' enthält Kerne <strong>de</strong>r sensiblen Nervenzellen (2. sensibles Neuron);<br />

Empfindungen, die von <strong>de</strong>r Haut kommen (Schmerz, Berührung, Temperatur),<br />

wer<strong>de</strong>n hier 'umgeschaltet'.<br />

Im 'Vor<strong>de</strong>rhorn' liegen die Kerne <strong>de</strong>r motorischen Nervenzellen (Motoneurone).<br />

Absteigen<strong>de</strong> (= efferente) motorische Rückenmarksbahnen<br />

• Pyrami<strong>de</strong>nbahnen: Für unsere 'willkürliche' Motorik, also die Steuerung<br />

unserer bewussten Bewegungen.<br />

• Extrapyramidales System: Für die Steuerung all unserer Bewegungen, die<br />

NICHT zur Pyrami<strong>de</strong>nbahn gehören; dazu zählen Substantia nigra, Nucleus<br />

ruber, <strong>Teil</strong>e <strong>de</strong>r Basalganglien, <strong>Teil</strong>e <strong>de</strong>s Kleinhirns und die Formatio<br />

reticularis.<br />

Protopathische Sensibilität: (Frage in Aufgabe)<br />

Tractus spinothalamicus anterior und lateralis (Rücken-Thalamus-Bahnen)<br />

Diese bei<strong>de</strong>n Bahnen liegen im Vor<strong>de</strong>rseitenstrang <strong>de</strong>r weißen<br />

Rückenmarkssubstanz. Sie führen erst vom Spinalganglion zu <strong>de</strong>n nicht sehr weit<br />

entfernten Strangzellen im Hinterhorn <strong>de</strong>s Rückenmarks.<br />

Die Strangzellen bil<strong>de</strong>n also das zweite Neuron dieser Bahn. Dieses sen<strong>de</strong>t dann<br />

seine Fortsätze zum einen als lange, aufsteigen<strong>de</strong> (afferente) Bahn zum Thalamus –<br />

diese lange Bahn ist <strong>de</strong>r eigentliche Tractus, also „Züg“ -, zum an<strong>de</strong>ren bestehen<br />

kurze Verbindungen in etwas weiter unten gelegene Segmente, die an<br />

Reflexmechanismen beteiligt sind.<br />

Die langen aufsteigen<strong>de</strong>n Fasern wechseln, im Gegensatz zur Hinterstrangbahn,<br />

schon hier auf die Gegenseite: sie kreuzen in <strong>de</strong>r sog. Commissura alba <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarks. Das be<strong>de</strong>utet letztendlich, dass wenn das Rückenmark auf <strong>de</strong>r<br />

linken Seite geschädigt wird, die rechte Körperhälfte vom Funktionsausfall betroffen<br />

ist.<br />

Im Falle <strong>de</strong>r Rücken-Thalamus-Bahn (Tractus spinothalamicus) ist dies die<br />

Empfindung von Schmerz, Temperatur und grobem Druck (im Sinne von<br />

Quetschungen u.a.), die zusammengefasst als protopathische Sensibilität<br />

bezeichnet wird.<br />

Hierbei leitet die seitliche (laterale) <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Bahnen bevorzugt die Schmerz- und<br />

Temperaturreize und die vor<strong>de</strong>re (anteriore) grobe Berührungs- und Druckreize.<br />

Manfred Meyer Seite 133 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Im verlängerten Mark, <strong>de</strong>r Medulla oblongata, lagern sich die bei<strong>de</strong>n Bahnen<br />

aneinan<strong>de</strong>r an und verlaufen gemeinsam über <strong>de</strong>n Thalamus, in <strong>de</strong>m sich jeweils<br />

das 3. Neuron befin<strong>de</strong>t, zur Großhirnrin<strong>de</strong> (genauer: zum Gyrus postcentralis), wo<br />

die bewusste Wahrnehmung erfolgt. Hier liegt das 4. und letzte Neuron.<br />

Die „Schmerzbahn“, <strong>de</strong>r Tractus spinothalamicus lateralis, holt sich die<br />

Informationen, die er zum Gehirn leitet, aus kleinen Zellen im Spinalganglion, <strong>de</strong>ren<br />

zuführen<strong>de</strong> Fortsätze (Dendriten) als spezialisierte Sinneszellen, sog. Nozizeptoren,<br />

in <strong>de</strong>r Haut und <strong>de</strong>n Schleimhäuten liegen. Von <strong>de</strong>n schmerzleiten<strong>de</strong>n Fasern gibt es<br />

langsame (C-Fasern) und schnelle (A-δ-Fasern).<br />

Ein kurzes Beispiel mag das veranschaulichen: Wenn wir auf eine heisse Herdplatte<br />

fassen, mel<strong>de</strong>n dies die schnellen Fasern blitzartig, bevor wir es überhaupt<br />

realisieren, und ziehen die Hand weg. Der Sekun<strong>de</strong>n später folgen<strong>de</strong> dumpfe,<br />

klopfen<strong>de</strong> Schmerz, <strong>de</strong>r länger anhält, wird von <strong>de</strong>n langsamleiten<strong>de</strong>n C-Fasern<br />

übermittelt.<br />

Reflexbögen:<br />

Das Nervensystem glie<strong>de</strong>rt sich in zwei <strong>Teil</strong>e, das Zentrale Nervensystem (ZNS) und<br />

das Periphere Nervensystem (PNS). Zum ZNS gehören das Gehirn und das<br />

Rückenmark. Das PNS teilt sich noch einmal auf: Ein <strong>Teil</strong> ist das willkürliche<br />

Nervensystem, das alle willentlichen Muskelbewegungen steuert. Deshalb wird es<br />

auch oft motorisches Nervensystem genannt. Der zweite <strong>Teil</strong> <strong>de</strong>s PNS ist das<br />

unwillkürliche o<strong>de</strong>r auch vegetative Nervensystem. Das vegetative Nervensystem<br />

steuert, ohne dass <strong>de</strong>r Wille daran beteiligt ist, die verschie<strong>de</strong>nen inneren Aktivitäten<br />

unseres Körpers, z. B. Verdauung, Herzschlag usw. Dazu bedient es sich zwei<br />

unterschiedlicher "Systeme": Der Sympathikus hat anregen<strong>de</strong> und mobilisieren<strong>de</strong><br />

Funktionen. Mit <strong>de</strong>m Parasympathikus wer<strong>de</strong>n Funktionen beruhigt bzw. gebremst.<br />

Reflexe<br />

Der Wille macht<br />

eine Bewegung<br />

langsam<br />

Reflexbewegungen<br />

schalten <strong>de</strong>n Willen<br />

aus<br />

Das willkürliche Nervensystem steuert<br />

Bewegungen, die sich ein Mensch vorher<br />

überlegt hat. Wenn Sie sich z. B. auf einen Stuhl<br />

setzen wollen, dann gibt Ihr Gehirn Befehle an die<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Nerven, die die für das<br />

Hinsetzen notwendigen Muskeln aktivieren.<br />

Ganz wie Sie es wollen, kann diese Bewegung<br />

langsam o<strong>de</strong>r schneller ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieser willentliche Bewegungsablauf kann aber in<br />

manchen Situationen viel zu langsam sein. Aus<br />

diesem Grund verfügt <strong>de</strong>r Mensch über Reflexe.<br />

Es gibt monosynaptische und polysynaptische<br />

Reflexe.<br />

Manfred Meyer Seite 134 von 146


Monosynaptischer<br />

Reflex<br />

Polysynatpischer<br />

Reflexe<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die monosynaptischen Reflexe sind die<br />

schnellsten Reflexe, weil sie nur über ein einziges<br />

Synapse im Rückenmark laufen. Deshalb wer<strong>de</strong>n<br />

sie auch Rückenmarksreflexe genannt. Weil<br />

Rezeptor und Effektor, die bei<strong>de</strong>n an einem<br />

Reflex beteiligten "Akteure", in einem Organ<br />

liegen, ist auch die Bezeichnung "Eigenreflex"<br />

gebräuchlich. Sie können - einmal in Gang<br />

gebracht - nicht willentlich kontrolliert wer<strong>de</strong>n.<br />

Typische Beispiele für monosynaptische Reflexe<br />

sind die bei<strong>de</strong>n Reflexe, die auch häufig beim<br />

Arzt kontrolliert wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Patellasehnenreflex<br />

und <strong>de</strong>r Achillessehnenreflex.<br />

Bei <strong>de</strong>n polysynatpischen Reflexen ist - wie <strong>de</strong>r<br />

Name sagt (poly = viele) - mehrere Neurone<br />

hintereinan<strong>de</strong>r geschaltet, um eine Reflexreaktion<br />

hervorzurufen. Rezeptor und Effektor liegen in<br />

unterschiedlichen Organen, weshalb diese<br />

Reflexe auch Fremdreflexe genannt wer<strong>de</strong>n. Zu<br />

ihnen gehört z. B. <strong>de</strong>r Hustenreflex: Rezeptor ist<br />

z. B. ein Reiz in Hals o<strong>de</strong>r Lunge, Effektror ist die<br />

Atemmuskeln, die <strong>de</strong>n Husten "ausführt". Typisch<br />

für einen polysynaptischen Reflex ist auch eine<br />

Schmerzrektion wie im folgen<strong>de</strong>n Beispiel:<br />

Angenommen, Sie streichen mit <strong>de</strong>r Hand über<br />

eine schöne Holzfläche, und ein Splitter dringt<br />

schmerzhaft in Ihre Haut ein. Es entsteht ein<br />

Schmerzreiz, <strong>de</strong>r über die Rezeptoren (Fühler) in<br />

<strong>de</strong>r Haut an <strong>de</strong>n Nerv und vom Nerv bis zum<br />

Rückenmark weitergeleitet wird. Und jetzt wird<br />

<strong>de</strong>r Weg abgekürzt. Die Nachricht geht nicht bis<br />

ins Gehirn und wie<strong>de</strong>r zurück. Bei einem Reflex<br />

erfolgt im Rückenmark eine Umschaltung direkt in<br />

die motorischen Nerven. Die Hand erhält sofort<br />

das Signal "zurückziehen".<br />

Manfred Meyer Seite 135 von 146


Der Reflexbogen<br />

schaltet direkt im<br />

Rückenmark in<br />

einen motorischen<br />

Impuls um<br />

Beispiel Kniesehnereflex:<br />

Bewegungstherapeut<br />

Diesen Mechanismus nennt man Reflexbogen.<br />

Der Nervenimpuls wird nicht an die Großhirnrin<strong>de</strong><br />

weitergeleitet, son<strong>de</strong>rn springt direkt im<br />

Rückenmark um in einen motorischen Impuls.<br />

Die meisten unserer Muskeln sind auch im Ruhezustand leicht angespannt. Nur auf<br />

diese Weise wird unsere aufrechte Haltung möglich, <strong>de</strong>nn ohne ständige<br />

Muskelspannung wür<strong>de</strong> das Skelett in sich zusammenfallen. Diese "Vorspannung"<br />

<strong>de</strong>r Muskeln nennt man Haltetonus.<br />

Dass wir bei aufrechter Haltung in <strong>de</strong>n Kniegelenken nicht einknicken, verhin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r<br />

Kniesehnenreflex. Schon leichtes Einknicken im Kniegelenk <strong>de</strong>hnt <strong>de</strong>n Streckmuskel<br />

im Oberschenkel, <strong>de</strong>r Reflex wird ausgelöst. Dies führt zu einer ausgleichen<strong>de</strong>n, von<br />

<strong>de</strong>n Muskelspin<strong>de</strong>ln kontrollierten Kontraktion dieses Muskels. Das wie<strong>de</strong>rum ist nur<br />

möglich, wenn <strong>de</strong>r Haltetonus <strong>de</strong>s Gegenspielers, <strong>de</strong>s Beugers, während <strong>de</strong>r<br />

Kontraktion <strong>de</strong>s Streckers durch Hemmung ausgeschaltet wird. Zieht sich<br />

an<strong>de</strong>rerseits <strong>de</strong>r Beugemuskel zusammen, erschlafft <strong>de</strong>r Strecker durch Hemmung.<br />

Diese gegenseitige Hemmung ist ein wichtiges nervöses Schaltprinzip je<strong>de</strong>r<br />

antagonistischen Muskelbewegung.<br />

Beim Kniesehnenreflex liegt <strong>de</strong>r Rezeptor im Erfolgsorgan. Deshalb nennt man ihn<br />

Eigenreflex. Da er auf bestimmte Reize hin unbedingt und über nur eine Synapse<br />

abläuft, ist er gleichzeitig ein unbedingter, monosynaptischer Eigenreflex. Der<br />

Rückziehreflex ist ein unbedingter, polysynaptischer Fremdreflex.<br />

Viele Reflexe wie Rückziehreflex, Kniesehnenreflex, Niesreflex, Hustenreflex,<br />

Brechreflex, Pupillenreflex und Lidschlussreflex haben eine wichtige Schutzfunktion.<br />

Manfred Meyer Seite 136 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Kniesehnenreflex: Gegenseitige Hemmung sorgt dafür, dass bei einer<br />

Kontraktion <strong>de</strong>r Haltetonus <strong>de</strong>s Gegenspielers ausgeschaltet wird.<br />

Wikipedia:<br />

Propriozeption und Regelkreis<br />

Rückenmarksquerschnitt: Darstellung <strong>de</strong>s afferenten (blau) und efferenten Schenkels<br />

(rot) eines Reflexbogens (ohne Rezeptor und Effektor)<br />

Die Bezeichnung Reflexbogen und die damit verbun<strong>de</strong>ne physiologische<br />

Neuronentheorie ist angelehnt an das Konzept <strong>de</strong>s technischen Regelkreises und an<br />

entsprechen<strong>de</strong> Input/Output-Systeme. Im Gegensatz zum rein physiologischen<br />

Begriff <strong>de</strong>s Reflexes wird mit <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>s Reflexbogens das biologische<br />

Organisationsprinzip in topologischer Hinsicht betont. Die genaue Kenntnis<br />

topographischer Gegebenheiten ermöglicht eine exakte topische Diagnostik. Sie wird<br />

dadurch erleichtert, dass <strong>de</strong>r gesamte monosynaptische Reflexbogen im gleichen<br />

Rückenmarksniveau liegt, <strong>de</strong>ssen genaue Kenntnis <strong>de</strong>mnach auch klinisch wichtig<br />

ist. Die Prüfung <strong>de</strong>r Reflexe gehört zur neurologischen Standarduntersuchung.<br />

Manfred Meyer Seite 137 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Die Problematik einer topischen Diagnostik und <strong>de</strong>r damit verbun<strong>de</strong>nen<br />

Lokalisationslehre klingt auch mit <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r Proprioception bzw. mit <strong>de</strong>m<br />

Prinzip <strong>de</strong>r Selbststeuerung o<strong>de</strong>r Selbstregulation an. [3][4] Auch wenn nur ein kleiner<br />

<strong>Teil</strong> <strong>de</strong>r Impulse <strong>de</strong>r Propriozeption zum Bewusstsein, und damit zur Hirnrin<strong>de</strong><br />

gelangt, so darf das Konzept <strong>de</strong>s Reflexbogens nicht ausschließlich im Sinne eines<br />

simplen mechanischen Automatismus verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Dies wäre eine<br />

unzulässige Vereinfachung, die <strong>de</strong>m Wesen <strong>de</strong>s leben<strong>de</strong>n Organismus nicht gerecht<br />

wird. Eine einzelne Nervenzelle empfängt nicht nur Erregungen von ein o<strong>de</strong>r zwei<br />

Neuronen, son<strong>de</strong>rn von zahlreichen, ja bis zu Tausen<strong>de</strong>n von Neuronen. Dies gilt<br />

auch für die motorische Vor<strong>de</strong>rhornzelle im Rückenmark, vgl. das folgen<strong>de</strong> Kap.<br />

Elemente <strong>de</strong>s Reflexbogens. So erhält z.B. <strong>de</strong>r Reflexbogen för<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

hemmen<strong>de</strong> zentrale Einflüsse durch die Pyrami<strong>de</strong>nbahnen, die sich am peripheren<br />

motorischen Neuron in <strong>de</strong>n Reflexbogen einschalten. Sie wirken<br />

physiologischerweise beim Eigenreflex hemmend auf eine Reflexantwort, bei<br />

Schädigung <strong>de</strong>s Pyrami<strong>de</strong>nbahnsystems dagegen för<strong>de</strong>rnd, vgl.<br />

Pyrami<strong>de</strong>nbahnzeichen.<br />

Von <strong>de</strong>r Vielzahl <strong>de</strong>r tatsächlichen Reflexbögen sei hier hauptsächlich <strong>de</strong>r<br />

monosynaptische Eigenreflex dargestellt.<br />

Elemente <strong>de</strong>s Reflexbogens<br />

Abb. 2. Regelkreis mit Eingabe (Input w) und Ausgabe (Output y)<br />

Entsprechend genanntem Prinzip eines Regelkreises wird unterschie<strong>de</strong>n:<br />

• auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Eingabe (Abb.2. Symbol w) <strong>de</strong>r afferente Schenkel <strong>de</strong>s<br />

Bogens (blau in Abb.1.); Ursprung = Sensor o<strong>de</strong>r Fühler in <strong>de</strong>r Technik =<br />

Rezeptor (Muskelspin<strong>de</strong>l) in <strong>de</strong>r Biologie; Weiterleitung <strong>de</strong>s Reizes durch<br />

unipolare Nervenzelle im Spinalganglion<br />

• auf <strong>de</strong>r Seite <strong>de</strong>r Ausgabe (Abb.2. Symbol y) <strong>de</strong>r efferente Schenkel <strong>de</strong>s<br />

Bogens (rot in Abb.1.); Weiterleitung <strong>de</strong>r Reizantwort durch motorische<br />

Vor<strong>de</strong>rhornzelle; Ziel = Aktor bzw. Effektor in <strong>de</strong>r Technik = Effektor o<strong>de</strong>r<br />

Wirkorgan in <strong>de</strong>r Physiologie (Muskel o<strong>de</strong>r Drüse)<br />

Afferenzen haben bei einfachen (monosynaptischen) Reflexen ihren Ursprung in<br />

Sinnesorganen o<strong>de</strong>r sonstigen sensiblen o<strong>de</strong>r sensorischen Rezeptoren in Muskeln<br />

(Rezeptor: Muskelspin<strong>de</strong>ln), Sehnen o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Haut (Tastsinn). Die Weiterleitung<br />

<strong>de</strong>r afferenten Impulse zum Rückenmark erfolgt über sensible Nervenzellen (meist<br />

Aα-Fasern nach Erlanger Gasser bzw. Ia-Fasern/Ib und II-Fasern nach Lloyd/Hunt).<br />

Es han<strong>de</strong>lt sich hinsichtlich <strong>de</strong>s neuronalen Zelltyps um pseudounipolare<br />

Nervenzellen, <strong>de</strong>ren Zellkörper im Spinalganglion (Abb. 1. - Ziff. 13: Spinalganglion)<br />

liegt.<br />

Manfred Meyer Seite 138 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Dieses befin<strong>de</strong>t sich innerhalb <strong>de</strong>s Spinalkanals, gehört aber nicht zum zentralen,<br />

son<strong>de</strong>rn zum peripheren Nervensystem, siehe die Definition <strong>de</strong>s polysynaptischen<br />

Reflexes.<br />

Efferenzen haben ihr Ziel in Muskel o<strong>de</strong>r Drüse. Die Weiterleitung <strong>de</strong>r efferenten<br />

Impulse vom Rückenmark erfolgt über motorische Nerven (Motoneuronen), <strong>de</strong>ren<br />

Zellkörper im Bereich <strong>de</strong>r grauen Substanz <strong>de</strong>s Rückenmarks im motorischen<br />

Vor<strong>de</strong>rhorn (Abb. 1. - Ziff. 1: Vor<strong>de</strong>rhorn) liegt. Das zum Effektor (Muskel) führen<strong>de</strong><br />

Motoaxon gehört hinsichtlich <strong>de</strong>r Leitgeschwindigkeit zu <strong>de</strong>n Aα-Fasern (kurz: α-<br />

Motoneuron). Die Muskelspin<strong>de</strong>ln wer<strong>de</strong>n motorisch über verschie<strong>de</strong>ne Typen von<br />

Aγ-Fasern versorgt (kurz: γ-Motoneurone)<br />

Wiki En<strong>de</strong>)<br />

Möglichkeiten Schmerzlin<strong>de</strong>rung:<br />

Von <strong>de</strong>n sensiblen Nerven <strong>de</strong>r Haut zu <strong>de</strong>n vegetativen Nerven <strong>de</strong>r inneren Organe<br />

laufen die kutiviszeralen Reflexe (z. B. warme Umschläge auf <strong>de</strong>r Bauchhaut führen<br />

zu einer Entspannung <strong>de</strong>s Darms). Die sensiblen Nerven dieser Hautareale (=<br />

Headsche Zonen) treten außer<strong>de</strong>m auf <strong>gleicher</strong> Höhe ins Rückenmark wie die<br />

sensiblen Nerven <strong>de</strong>r zugeordneten inneren Organe, so daß bei Schmerzzustän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s inneren Organs auch eine Überempfindlichkeit bzw. Schmerzen in <strong>de</strong>r<br />

zugeordneten Headschen Zone auftreten können (z. B. Schmerzen im linken Arm<br />

bei Angina Pectoris o<strong>de</strong>r Herzinfarkt).<br />

Neben sensiblen Reizen von <strong>de</strong>r Haut ziehen auch sensible Reize von Bin<strong>de</strong>gewebe<br />

(BGW), Knochenhaut (Periost) und Skelettmuskulatur über Reflexbögen sowohl zu<br />

<strong>de</strong>n inneren Organen als auch zu <strong>de</strong>n Skelettmuskeln und ebenso von einem Organ<br />

zu einem an<strong>de</strong>ren (siehe Abb. Reflexbögen <strong>de</strong>s Rückenmarks). Entsprechend<br />

unterschei<strong>de</strong>t man von <strong>de</strong>n Headschen Zonen (Haut) noch BGW-Zonen<br />

(Bin<strong>de</strong>gewebe <strong>de</strong>r Subcutis), Knochhaut-Zonen und Muskel-Zonen.<br />

Man kann sagen, dass sich die inneren Organe durch die Nervenstrukturen auf die<br />

Körperoberfläche projizieren (so genannte Head'sche Zonen). Daneben gibt es aber<br />

Projektionen, die dadurch nicht zu erklären sind: So scheint die Oberfläche je<strong>de</strong>s<br />

Körperteils nochmal das gesamte Körperinnere wi<strong>de</strong>rzuspiegeln (z. B. Reflexzonen<br />

<strong>de</strong>s Fußes und <strong>de</strong>r Hand).<br />

Manfred Meyer Seite 139 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Einsatz <strong>de</strong>r Tabellen für. Dermatome, Myotome, Sklerotome, Arthrotome,<br />

Viszerotome und Angiotome:<br />

Dermatome:<br />

Thermotherapie<br />

Desgleichen können Wärme- und Kälteanwendungen die inneren Organe<br />

beeinflussen. Man unterschei<strong>de</strong>t Wärmezufuhr (Wärmetherapie) und Wärmeentzug<br />

(Kryotherapie). Bei Traumen und akuten Entzündungen wird Kälte, bei chronischen<br />

Entzündungen und Entzündungen von Schleimhäuten sowie bei<br />

Muskelverspannungen wird Wärme angewen<strong>de</strong>t.<br />

Manfred Meyer Seite 140 von 146


Wärme bewirkt:<br />

Bewegungstherapeut<br />

• Müdigkeit<br />

• Senkung <strong>de</strong>s Muskeltonus (= Entspannung) von glatter Muskulatur und<br />

Skelettmuskulatur<br />

• Zunahme <strong>de</strong>r Durchblutung durch Gefäßweitstellung<br />

• Analgesie (Schmerzlin<strong>de</strong>rung) wegen Muskelentspannung und<br />

Durchblutungssteigerung<br />

Kälte bewirkt:<br />

• Erhöhung <strong>de</strong>r Wachsamkeit, allgemeine Unterkühlung macht schläfrig<br />

• Zunahme <strong>de</strong>s Muskeltonus<br />

• Abnahme <strong>de</strong>r Durchblutung durch Gefäßengstellung und damit Blutstillung,<br />

gefolgt von reaktiver Hyperämie (Zunahme <strong>de</strong>r Durchblutung nach Kältereiz)<br />

• Analgesie durch Kälteanästhesie<br />

• Entzündungshemmung (weil kühlend und abschwellend), Fiebersenkung<br />

Lokale Anwendung von Eis (ca. –20°C) von 5 Min. bis max. 20 Min. (z. B. an <strong>de</strong>n<br />

Gelenken); Ganzkörperkältetherapie in trockener Luft (ca. –180°C) für die Dauer von<br />

2 Min. unter Schutz <strong>de</strong>r Akren (z. B. bei Rheuma) o<strong>de</strong>r als Eistauchbad (ca. 10 C).<br />

Massagetherapie<br />

Durch bestimmte Massagetechniken (z. B. Reflexzonenmassage <strong>de</strong>s Rumpfes, <strong>de</strong>s<br />

Fußes, manuelle Segmenttherapie, Akupressur etc.) kann man über die Reflexbögen<br />

Einfluss nehmen auf das zugeordnete innere Organ. Dies führt zur<br />

Durchblutungsverbesserung und Muskelentspannung und infolge<strong>de</strong>ssen zur<br />

Schmerzlin<strong>de</strong>rung dieser Organe. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n durch die vermehrte<br />

Durchblutung schneller die Substanzen abtransportiert, die bei einem<br />

Gewebsscha<strong>de</strong>n die Schmerzrezeptoren reizen. Ätherische Öle (z. B. von Rosmarin,<br />

Thymian und Waldkiefer) wirken ebenfalls durchblutungsför<strong>de</strong>rnd,<br />

muskelentspannend und <strong>de</strong>shalb schmerzlin<strong>de</strong>rnd. Sie wer<strong>de</strong>n daher auch zum<br />

Einreiben eingesetzt. Auch mit Manueller Lymphdrainage, beispielsweise nach<br />

Traumen und Operationen, auch bei RA (Rheumatoi<strong>de</strong> Arthritis) und CRPS I (Morbus<br />

Su<strong>de</strong>ck, Sympathische Reflexdystrophie) lässt sich eine Schmerzlin<strong>de</strong>rung bewirken.<br />

Elektrotherapie<br />

Neben <strong>de</strong>r direkten Muskelreizung führt ein elektrischer Strom über die genannten<br />

Reflexbögen zur Durchblutungsverbesserung, Muskelentspannung und<br />

infolge<strong>de</strong>ssen zur Schmerzlin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r inneren Organe. Zusätzlich bewirkt die<br />

Reizung <strong>de</strong>r sensiblen Nervenstrukturen, dass zum einen die Schmerzrezeptoren<br />

unempfindlicher wer<strong>de</strong>n und zum an<strong>de</strong>ren eine Steigerung <strong>de</strong>r Ausschüttung<br />

körpereigener Endorphine erreicht wird.<br />

Manfred Meyer Seite 141 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Durch diese Behandlung wird eine Lin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Beseitigung von<br />

Schmerzzustän<strong>de</strong>n u. a. bei: HWS-Syndrom, BWS-Syndrom, LWS-Syndrom,<br />

Arthrosen, Sportverletzungen, Durchblutungsstörungen, Neuralgien, Myalgien,<br />

Narben- und Phantomschmerzen, Frakturschmerzen, Schmerzen im Bereich <strong>de</strong>s<br />

Beckenbo<strong>de</strong>ns erreicht.<br />

Ein Beispiel ist die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die<br />

Klebeelektro<strong>de</strong> wird im Schmerzgebiet selbst, <strong>de</strong>n Headschen Zonen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Reflexzonen angebracht. Dann wird für 3 x 30 Min./Tag Wechselstrom in Form von<br />

nie<strong>de</strong>rfrequenten Impulsen zwischen 1 und 100 Hz gegeben. Die Stromstärke wird<br />

individuell eingestellt, sodass <strong>de</strong>r Strom nicht schmerzhaft ist.<br />

Akupunktur/Akupressur<br />

Die Akupunktur ist ein <strong>Teil</strong>gebiet <strong>de</strong>r Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Sie<br />

geht von Lebensenergien <strong>de</strong>s Körpers aus, welche auf <strong>de</strong>finierten Längsbahnen, <strong>de</strong>n<br />

Meridianen, zirkulieren und einen steuern<strong>de</strong>n Einfluss auf alle Körperfunktionen<br />

haben.Ein gestörter Energiefluss soll durch Reizung <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Meridianen<br />

liegen<strong>de</strong>n Akupunktur- und Akupressurpunkte wie<strong>de</strong>r ausgeglichen wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Reizung kann durch Vibration (Akupunkt-Massage = APM), Druck (Akupressur) o<strong>de</strong>r<br />

Na<strong>de</strong>lstiche erfolgen.<br />

Für die Existenz <strong>de</strong>r angenommenen Energien, Meridiane und Akupunkturpunkte<br />

gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Belege. Ob Akupunktur zur Behandlung<br />

von Schmerzen geeignet ist, ist umstritten. Die bislang größte Untersuchung (gerac-<br />

Studien) konnte keine spezifische Wirksamkeit <strong>de</strong>r Akupunktur bei chronischen tiefen<br />

Rückenschmerzen, chronischen Knieschmerzen bei Kniearthrose und chronischen<br />

Kopfschmerzen nachweisen; eine Akupunkturbehandlung gemäß ihren traditionellen<br />

Grundlagen ist <strong>de</strong>mnach genauso wirksam wie eine Scheinbehandlung, bei <strong>de</strong>r<br />

Na<strong>de</strong>ln irgendwohin gestochen wer<strong>de</strong>n. [9]<br />

21.) Aufbau Rückenmark (vorher schon beschrieben),<br />

Aufbau Spinalnerv, Begriffe, Kulti-viszeraler<br />

Reflexbogen.<br />

Spinalnerven:<br />

Ein Spinalnerv (Nervus spinalis), auch Rückenmark(s)nerv genannt, ist ein aus<br />

<strong>de</strong>m Rückenmark entspringen<strong>de</strong>r Nerv. Die Spinalnerven gehören zum peripheren<br />

Nervensystem. Jeweils zwischen zwei Wirbeln tritt je ein Spinalnervenpaar aus <strong>de</strong>m<br />

Wirbelkanal. Der Mensch besitzt insgesamt 31 paarige Spinalnerven.<br />

Manfred Meyer Seite 142 von 146


Anzahl <strong>de</strong>r Spinalnerven<br />

Bewegungstherapeut<br />

Die Bezeichnung <strong>de</strong>r Spinalnerven erfolgt gemäß <strong>de</strong>m <strong>Wirbelsäule</strong>nabschnitt, aus<br />

<strong>de</strong>m sie entspringen.<br />

• Halsbereich: 8 zervikale Nerven, C1–C8<br />

• Brustbereich: beim Menschen 12 thorakale Nerven, Th1–Th12<br />

• Len<strong>de</strong>nbereich: beim Menschen 5 lumbale Nerven, L1–L5<br />

• Kreuzbeinbereich: beim Menschen 5 sakrale Nerven, S1–S5<br />

• Steißbeinbereich: beim Menschen 1 kokzygealer Nerv, CO1<br />

Anteile eines Spinalnervs<br />

(Querschnitt <strong>de</strong>s Rückenmarks)<br />

Manfred Meyer Seite 143 von 146


Bewegungstherapeut<br />

Durch diesen gleichmäßigen Aufbau kann <strong>de</strong>r Eindruck einer Segmentierung<br />

entstehen, weshalb man auch oft von „Rückenmarks-Segmenten“ spricht.<br />

Die Spinalnerven<br />

Dieser Begriff „Rückenmarks-Segmenten“ hat eine rein praktische Be<strong>de</strong>utung, um<br />

eine bestimmt Etage <strong>de</strong>s Rückenmarks zu beschreiben; so befin<strong>de</strong>t sich<br />

beispielsweise <strong>de</strong>r Bauchnabel „auf Höhe von Th 10“, was soviel be<strong>de</strong>utet wie auf<br />

Höhe zwischen <strong>de</strong>m 10. und 11. Brustwirbel (Th für Thorakalsegment).<br />

Im Allgemeinen liegt<br />

• das 1. Brustsegment <strong>de</strong>m 7. Halswirbelkörper,<br />

• das 1. Len<strong>de</strong>nsegment <strong>de</strong>m 10. Brustwirbelkörper,<br />

• das 1. Kreuzbeinsegment <strong>de</strong>m 1. Len<strong>de</strong>nwirbelkörper gegenüber.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Mensch nur 7 Halswirbel besitzt, gehen vom Halsmark (Zervikalmark) 8<br />

Paar Spinalnervenwurzeln, auch als Zervikalwurzeln (Cervix = Hals) bezeichnet, ab:<br />

Dies kommt daher, dass die zum 1. Zervikalsegment gehören<strong>de</strong> Spinalwurzel,<br />

abgekürzt C 1, das Rückenmark zwischen <strong>de</strong>m knöchernen Schä<strong>de</strong>l und <strong>de</strong>m<br />

ersten Halswirbel (Atlas) verlässt.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die Spinalwurzeln also nach <strong>de</strong>m unter ihnen liegen<strong>de</strong>n Wirbel benannt.<br />

Die zum Segment <strong>de</strong>r Halswirbelsäule 8 gehören<strong>de</strong> Wurzel verlässt das<br />

Rückenmark aber nun zwischen <strong>de</strong>m 7. Halswirbel und <strong>de</strong>m 1. Brustwirbel, da es<br />

keine 8 Halswirbel gibt.<br />

Deshalb wer<strong>de</strong>n ab hier alle weiteren vom Rückenmark abgehen<strong>de</strong>n Spinalwurzeln<br />

nach <strong>de</strong>m über ihnen liegen<strong>de</strong>n Wirbel benannt (die Wurzel L 4 zum Beispiel verlässt<br />

das Rückenmark zwischen <strong>de</strong>m 4. und 5. Len<strong>de</strong>nwirbel), und die Anzahl <strong>de</strong>r<br />

Segmente <strong>de</strong>s Rückenmarks stimmt mit <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r Wirbel wie<strong>de</strong>r überein.<br />

Die Kenntnis <strong>de</strong>ssen ist für <strong>de</strong>n Arzt wichtig, um anhand von klinischen Symptomen<br />

Krankheitsprozesse im Rückenmark besser orten zu können:<br />

Eine Bandscheibe z.B., die auf die Wurzel L4 drückt, macht ein ganz bestimmtes<br />

Muster an Ausfällen (klinische Symptome), ein sogenanntes Wurzelsyndrom.<br />

Sieht <strong>de</strong>r Arzt dieses Muster, kann er ableiten, dass es sich um die Bandscheibe<br />

zwischen <strong>de</strong>m 4. und <strong>de</strong>m 5. Len<strong>de</strong>nwirbelkörper han<strong>de</strong>ln muss.<br />

Ein Segment entspricht also einem bestimmten <strong>Wirbelsäule</strong>nabschnitt, <strong>de</strong>r die<br />

Fasern für einen bestimmten Spinalnerven (eine bestimmte Spinalwurzel) liefert,<br />

auch wenn sich dieser Spinalnerv später wie<strong>de</strong>r in einzelne Nerven aufteilt - wobei<br />

diese Anteile dann nicht unbedingt nah beieinan<strong>de</strong>r liegen müssen.<br />

Weitere Informationen hierfür erhalten Sie auch unter unserem Thema: Rückenmark<br />

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Aufbau<br />

Bewegungstherapeut<br />

Je<strong>de</strong>r Spinalnerv (Rückenmarksnerv) ist im Prinzip gleich aufgebaut: Es gibt einen<br />

zuführen<strong>de</strong>n (afferenten) <strong>Teil</strong>, <strong>de</strong>r sensible Wahrnehmungen liefert und durch die<br />

hintere Spinalnervenwurzel (Radix posterior) <strong>de</strong>s Rückenmarks in das Hinterhorn<br />

eintritt, und einen wegführen<strong>de</strong>n (efferenten) <strong>Teil</strong>, <strong>de</strong>r vom Vor<strong>de</strong>rhorn <strong>de</strong>s<br />

Rückenmarks durch die vor<strong>de</strong>re Spinalnervenwurzel Bewegungssignale zu <strong>de</strong>n<br />

Muskeln sen<strong>de</strong>t. Auch vegetative Fasern lagern sich hier an und laufen mit durch das<br />

Zwischenwirbelloch.<br />

Dort teilt sich dann je<strong>de</strong>r Spinalnerv (Rückenmarksnerv) in verschie<strong>de</strong>ne Äste auf:<br />

• in einen vor<strong>de</strong>ren Ast zur Versorgung von Haut und Muskeln <strong>de</strong>r<br />

Körpervor<strong>de</strong>rseite (Ramus anterior / ventralis),<br />

• in einen hinteren Ast zur Versorgung von Haut und Muskeln <strong>de</strong>r<br />

Körperrückseite (Ramus posterior / dorsalis),<br />

• in einen „verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n“ Ast (Ramus communicans), <strong>de</strong>r vegetative<br />

Informationen leitet und<br />

• in einen kleinen sensiblen Ast zur Versorgung <strong>de</strong>r schmerzempfindlichen<br />

Rückenmarkshäute (Ramus meningeus).<br />

Im Bereich <strong>de</strong>s Rumpfes (Brustkorb / Bauch) ziehen die Spinalnerven auf bei<strong>de</strong>n<br />

Seiten ziemlich gleichmäßig (zwei Äste nach hinten, zwei nach vorne) und geben<br />

sensible Äste zur Haut ab, die ein wirklich gürtelförmiges Hautgebiet (Dermatom)<br />

ab<strong>de</strong>cken, weshalb die Zuordnung zu einem Segment hier noch relativ einfach ist.<br />

Schwieriger wird es im Bereich <strong>de</strong>r Arme und Beine: Die segmentale Glie<strong>de</strong>rung ist<br />

in <strong>de</strong>r Entwicklungsgeschichte <strong>de</strong>r Wirbeltiere viel früher entstan<strong>de</strong>n als <strong>de</strong>r Mensch<br />

und bezieht sich genau genommen auf <strong>de</strong>n „Vierfüßlerstand“. So kommt es, dass ein<br />

Spinalnervenpaar, das auf je<strong>de</strong>r Körperseite zwischen <strong>de</strong>m 6. und 7. Halswirbel das<br />

Rückenmark verlässt, also zum Zervikalsegment 6 (abgekürzt C 6) gehört,<br />

beispielsweise die Haut <strong>de</strong>s Daumens versorgt (innerviert) und nicht die Haut, die<br />

über <strong>de</strong>m 6. Halswirbel liegt.<br />

Die Versorgung <strong>de</strong>r Muskeln ist noch ein bisschen komplexer als die <strong>de</strong>r Haut: Ein<br />

von einem Spinalnerven versorgtes Muskelgebiet (Myotom) muss noch lange nicht<br />

direkt unter <strong>de</strong>m versorgten Hautgebiet (Dermatom) liegen, son<strong>de</strong>rn kann ganz<br />

woan<strong>de</strong>rs sein. Dazu kommt, dass ein Muskel immer von <strong>de</strong>n Spinalnerven mehrerer<br />

Segmente versorgt wird. Ist z.B. das Rückenmark o<strong>de</strong>r eine austreten<strong>de</strong><br />

Spinalnervenwurzel auf einer bestimmten Höhe beschädigt, so wird nicht <strong>de</strong>r ganze<br />

Muskel ausfallen (gelähmt sein) – die Mitversorgung sorgt dafür, dass er nur<br />

geschwächt (= paretisch) ist. Auch die Reflexe sind meist nur abgeschwächt, nicht<br />

völlig erloschen.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Arme und Beine lagern sich die vor<strong>de</strong>ren Äste <strong>de</strong>r Spinalnerven zu<br />

Nervengeflechten zusammen, sog. Plexus.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass sich die Fasern mehrerer Segmente mischen und neue,<br />

periphere Nerven formen (die dann auch eigene Namen bekommen).<br />

Die wichtigsten Plexus sind <strong>de</strong>r Plexus brachialis, das Armnervengeflecht, und <strong>de</strong>r<br />

Plexus lumbosacralis für <strong>de</strong>n Len<strong>de</strong>n- und Beinbereich.<br />

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Bewegungstherapeut<br />

Segment:<br />

Umfasst alle Strukturen und Organe, die von einem Spinalnerven, einschließlich <strong>de</strong>s<br />

zugehörigen Zweig <strong>de</strong>s vegetativen Nervs, innerviert wer<strong>de</strong>n.<br />

Dermatom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n Hautareale.<br />

Myotom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n Muskeln (= Kennmuskeln).<br />

Sklerotom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n Skelettanteile.<br />

Arthrotom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n Kapselanteile <strong>de</strong>r Gelenke.<br />

Viszerotom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n inneren Organe.<br />

Angiotom:<br />

Die zu einem Segment gehören<strong>de</strong>n Gefäße.<br />

Kulti-viszeraler Reflexbogen:<br />

Reiz an Temperatur- o<strong>de</strong>r Berührungsrezeptoren in <strong>de</strong>r haut bewirken eine<br />

Signalübertragung im Rückenmark auf die vegetativen Nervenzellen. Über<br />

Reflexbogen kommt die Antwort zurück an die Muskulatur <strong>de</strong>r Organe.<br />

Z. B.: Eine Wärmepackung macht die Blutgefäße weit, führt zu besserer<br />

Durchblutung und Entspannung <strong>de</strong>r Organmuskulatur (bei Koliken).<br />

Anwendung:<br />

• Kälte: Nervenleitgeschwindigkeit senken<br />

• Durch Reflexwege führen Erkrankungen oft zu Verspannungen <strong>de</strong>r<br />

Skelettmuskulatur. Somit entsteht eine Dauerkontraktion (schlechte<br />

Durchblutung) wodurch wie<strong>de</strong>rrum eine Übersäuerung entsteht. Das<br />

wie<strong>de</strong>rrum löst noch mehr Schmerzen aus. Somit ist Entspannung =<br />

Schmerzlin<strong>de</strong>rung.<br />

• Gate Control Theorie: Schmerzbahnen sind langsam leitend (keine o<strong>de</strong>r nur<br />

geringe Markschei<strong>de</strong>), dadurch kommt Signal langsamer an sensiblen<br />

nervenzellen im Rückenmark an (gate = Tor) als Erregungeh aus Rezeptoren<br />

<strong>de</strong>r Haut und <strong>de</strong>n Muskeln. Somit gilt: „Setze starke Hautreize o<strong>de</strong>r bewege<br />

dich kräftig – dann können Schmerzreize überlagert wer<strong>de</strong>n!“<br />

• Beeinflusse die Gefühlslage zum Positiven hin, <strong>de</strong>nn entsteht weniger<br />

Schmerzwahrnehmung (welche wie<strong>de</strong>rrum von Hormonen wie Endorphinen<br />

o<strong>de</strong>r Serotonin beeinflußt wird).<br />

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