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Mikroelektronischer Haushaltsgaszähler EGZ-G4 D - gat

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TECHNIK<br />

<strong>Mikroelektronischer</strong> <strong>Haushaltsgaszähler</strong><br />

<strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong><br />

In der hier vorgestellten Neuentwicklung wird aktuellste „Sensor on-chip“ Technologie eingesetzt, um<br />

das mehr als 150 Jahre alte Prinzip der Haushalts- und Gewerbegaszähler in eine neue Ära zu führen.<br />

Das neue Gerät der EMS PATVAG AG ist klein und handlich, misst unabhängig von Temperatur und<br />

Druck und kann mit diversen Schnittstellen bzw. Fernauslesemodulen kombiniert werden.<br />

D<br />

ie europäischen Energiemärkte befinden<br />

sich im Umbruch. Zunehmende<br />

Marktliberalisierungen, neue gesetzliche<br />

Auflagen, wie z. B. die neue „Energieeffizienzrichtlinie“<br />

oder die neue „Messstellenzugangsverordnung“<br />

für Deutschland<br />

sowie eine zunehmende Kundenfokussierung<br />

erfordern neue Ansätze in der Messund<br />

Abrechnungssystematik. „Smart Metering“<br />

heißt das Zauberwort. Was bedeutet<br />

dies nun für die Energieversorger, welche<br />

Maßnahmen müssen im Messwesen<br />

getroffen werden? Eines ist klar, die Messtechnik<br />

wird modernisiert und die Kundenorientierung<br />

gewinnt im zunehmend härteren<br />

Wettbewerb an Wichtigkeit.<br />

Erdgas hat weltweit gesehen einen Anteil<br />

von ca. 25 Prozent am Gesamtenergieverbrauch<br />

– Tendenz steigend. In einigen Län-<br />

26<br />

Kunde<br />

Bedürfnisse:<br />

- Individualisierung<br />

- Transparenz<br />

Strom Wärme<br />

COM<br />

Gas Wasser<br />

COM<br />

COM<br />

COM COM<br />

Abb. 1: Übersicht Smart-Metering-Landschaft<br />

dern innerhalb Europas ist der Anteil noch<br />

höher, beispielsweise werden in Deutschland<br />

mehr als 75 Prozent der neu erstellten<br />

Wohnungen mit Erdgas beheizt [1]. Um die<br />

Erdgasbezüge der einzelnen Erdgaskunden<br />

zu messen, werden Gaszähler benötigt.<br />

In Haushalten und im gewerblichen<br />

Bereich kommen heute überwiegend so<br />

genannte Balgengaszähler zur Anwendung.<br />

Der jährliche Bedarf an solchen<br />

Messgeräten liegt weltweit bei ca. 20 Millionen<br />

Einheiten, mit einem Gesamtmarktwert<br />

von etwa 1 Milliarde Euro. Balgengaszähler<br />

haben sich weit über 100 Jahre als<br />

zuverlässig erwiesen, allerdings haben sie<br />

auch gravierende Mängel: Sie messen<br />

druck- und temperaturabhängig, sind groß<br />

und schwer und eignen sich nur schlecht<br />

für die immer wichtiger werdende Zählerfernauslesung.<br />

Kundenbeziehung<br />

EVU<br />

Bedürfnisse:<br />

- Billingprozesse<br />

- Produktmanagement<br />

- Netzmanagement<br />

- Datenmanagement<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Smart Metering<br />

Die Disziplin Smart Metering beschreibt<br />

die Messung von Energieverbrauchsdaten<br />

mit anschließender Übermittlung und<br />

Verarbeitung beim Energieversorgungsunternehmen.<br />

Dies betrifft hauptsächlich<br />

den Bereich Strom, jedoch auch Gas,<br />

Wärme und Wasser. Die Politik möchte<br />

durch Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

im Bereich Messung<br />

und Abrechnung mehr Transparenz in die<br />

Energieabrechnungen bringen, was dem<br />

Konsumenten entgegenkommen und<br />

schlussendlich den Gesamtenergieverbrauch<br />

senken soll. Aus diesem Grund<br />

beschloss die deutsche Bundesregierung<br />

am 6. Juni 2008, dass das Messwesen<br />

für Strom und Gas liberalisiert werden soll.<br />

Mit der Änderung des Energiewirtschaftgesetzes<br />

(EnWG) und der neuen Messstellenzugangsverordnung<br />

wird diese<br />

neue gesetzliche Grundlage ab Ende Juli<br />

2008 in Kraft gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt<br />

bekommt Smart Metering eine<br />

neue Bedeutung, es wird Pflicht.<br />

Smart Metering kann für Energieversorgungsunternehmen<br />

eine große Chance<br />

darstellen (Abb. 1); folgende Vorteile können<br />

resultieren, wenn Kundendaten präzise<br />

und nicht zeitverzögert beim Versorger<br />

sind:<br />

• Prozessoptimierung für Ablesung und<br />

Verrechnung aller Medien (Strom/Gas/<br />

Wasser/Wärme),<br />

• verbessertes Netz- und Datenmanagement,<br />

Optimierung des Energiehandels,<br />

• Produkte nach individuellen Verbrauchsverhalten<br />

der Kunden (Mehrwert auch für<br />

Kunde),<br />

• Integration von erneuerbaren Energien<br />

nach Bedarf,<br />

• Transparenz gegenüber dem Kunden, bei<br />

Bedarf monatliche Rechnungsstellung,<br />

• Kundenbindung, Differenzierung gegenüber<br />

auftretenden Konkurrenten.<br />

energie | wasser-praxis 9/2008


Die Umstellung auf Smart Metering bedarf<br />

neuer Mess- und Kommunikationsgeräte,<br />

die präzise Verbrauchsdaten aufnehmen<br />

und dem Energieversorger übermitteln<br />

können. Ein Gerät, welches all diese Erwartungen<br />

und Bedürfnisse deckt, ist der<br />

neue Gaszähler von EMS PATVAG, welcher<br />

hier näher vorgestellt wird (Abb. 2).<br />

Die thermische Durchflussmessung<br />

Thermische Durchflusssensoren basieren<br />

normalerweise auf der Kühlung eines erwärmten<br />

Objektes im Fluss. Die im <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong><br />

zur Anwendung kommenden CMOS (Complementary<br />

Metal-Oxide Semiconductor)<br />

Durchflusssensoren bedienen sich der Temperaturdifferenz<br />

von zwei bezüglich des Mikroheizers<br />

symmetrisch stromauf- und<br />

stromabwärts angebrachten Temperaturfühlern.<br />

Fließt kein Gas über den Sensor,<br />

messen die beiden Temperaturfühler im<br />

Heizmoment, d. h. während der Mikroheizer<br />

stromdurchflossen ist und sich dabei gegenüber<br />

der Umgebungstemperatur um einige<br />

Grad erwärmt, die gleiche Temperaturerhöhung.<br />

Fließt nun ein Gasstrom über das<br />

Sensorelement, wird diese Symmetrie gestört.<br />

Zwischen den beiden Temperatursensoren<br />

entsteht eine Temperaturdifferenz, die<br />

gemessen wird. Dieses, in der Form einer<br />

Spannungsdifferenz anliegende, Temperaturdifferenzsignal<br />

wird im Analogteil des<br />

Sensorchips aufbereitet und anschließend<br />

digitalisiert. Diese spezielle Art der thermischen<br />

Durchflussmessung zeichnet sich<br />

unter anderem durch den hohen Messeffekt<br />

und die weit gehende Unabhängigkeit gegenüber<br />

Temperatur- und Druckeinflüssen<br />

aus (Abb. 3).<br />

Der in enger Zusammenarbeit mit der Firma<br />

Sensirion in Stäfa (CH), einem „Spinoff“<br />

des Physikalisch Elektronischen Labors<br />

(PEL) der ETH Zürich, entwickelte und für<br />

diese Anwendung optimierte Halbleiter-<br />

Chip beinhaltet auf rund 16 mm 2 einen<br />

Sensorteil sowie eine analoge und eine digitale<br />

Elektronik für die Signalaufbereitung.<br />

Mit einer elektrischen Gesamtleistung von<br />

ca. 0,2 mW ist es möglich, den neuen Gaszähler<br />

mit einer Lithium-Thyonilchlorid Batterie<br />

über 16 Jahre lang zu betreiben.<br />

Der aus Polysilizium gefertigte, mikrothermische<br />

Sensor misst den durchflussabhängigen<br />

Wärmetransport des über ihn<br />

strömenden Gases (Abb. 4). Der sich in<br />

der Mitte der Anordnung befindende integrierte<br />

Heizer wird in einem quasi-periodischen<br />

Pulsbetrieb mit einigen mW Heizleistung<br />

P el erwärmt. Bei einer Fließgeschwindigkeit<br />

ν des Gases und einer konstanten<br />

Heizleistung P el bildet sich eine Tempera-<br />

Gas Flow<br />

Temperature Sensors<br />

Abb. 3: Prinzipschema der thermischen Durchflussmessung<br />

turdifferenz ΔT(ν) zwischen den beiden<br />

Temperaturfühlern. Aus ΔT(ν) wird dann die<br />

Fließgeschwindigkeit ν bestimmt.<br />

Die Temperaturdifferenz ist, bedingt durch<br />

das Messprinzip, von den physikalischen<br />

Eigenschaften des strömenden Gases abhängig.<br />

Um die Gasabhängigkeit des Sensorsignals<br />

herzuleiten, muss die zugehörige<br />

Differenzialgleichung betrachtet werden.<br />

Für einen Kanal mit einem Durchfluss in x-<br />

Richtung mit Wärmeerzeugung nur in den<br />

Wänden des Kanals kann die Gleichung<br />

annähernd geschrieben werden als [2]:<br />

∂ 2 T ∂ 2 T ∂ 2 T ⎧ν x⎫ ∂<br />

––– + ––– + ––– = –– –– (T) (1)<br />

∂x 2 ∂y 2 ∂z 2 ⎩ α⎭∂x<br />

wobei ν x die axiale Flussgeschwindigkeit<br />

und α die Diffusivität sind; Letztere definiert<br />

als ν = λ/c p ρ mit λ der thermischen Leitfähigkeit,<br />

c p der spezifischen Wärmekapazität<br />

und ρ der Gasdichte. Damit zeigt sich, dass<br />

1/α denselben Einfluss auf das Sensorsignal<br />

hat wie die Änderung der axialen Durchflussgeschwindigkeit<br />

ν x . Aus Gleichung 1 ist<br />

ebenfalls ersichtlich, dass es sich bei der<br />

thermischen Durchflussmessung nicht um<br />

eine Betriebsvolumen-, sondern um eine<br />

Normvolumenmessung handelt, was nachfolgend<br />

dargelegt wird. Da proportional zu<br />

Abb. 2: Bild des<br />

neuen elektronischen<br />

Gaszählers, der<br />

auf einem mikrothermischen<br />

CMOS-<br />

Durchflusssensor<br />

basiert – Abmaße:<br />

97 mm x 97 mm<br />

ρ · ν x gemessen wird, ist diese Methode<br />

prinzipiell temperatur- und druckunabhängig.<br />

Mit einer Korrektur, auf die hier nicht im<br />

Detail eingegangen werden soll, welche auf<br />

einer periodischen Messung der thermischen<br />

Leitfähigkeit λ des Gases basiert,<br />

wird im Gaszähler <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> diese auf den<br />

ersten Blick ne<strong>gat</strong>ive Eigenschaft der thermischen<br />

Durchflussmessmethode weit gehend<br />

kompensiert. Darüber hinaus wird die<br />

Möglichkeit dieser einfachen Gasartenerkennung<br />

im neuen Gaszähler benutzt, um<br />

am Display anzuzeigen, ob sich Luft in der<br />

Gasleitung befindet. Diese Anzeigemöglichkeit<br />

kann auch als Indikator für eine unzulässige<br />

Manipulation verwendet werden, indem<br />

der Gaszähler anzeigt, ob er sich nach<br />

dessen Einbau zeitweise in Kontakt mit Luft<br />

befand oder temporär deinstalliert wurde.<br />

Der mechanische Aufbau<br />

Die thermische Durchflussmessung ist an<br />

sich eine bekannte Messmethode. Die<br />

große Herausforderung bei der Entwicklung<br />

eines neuen Gaszählers war das Erfüllen<br />

der äußerst strengen Vorgaben bezüglich<br />

des elektrischen Leistungsbedarfs,<br />

der Langlebigkeit, des Messbereichs<br />

und der Messgenauigkeit. Die<br />

Komponenten des Gaszählers <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong><br />

energie | wasser-praxis 9/2008 27<br />

Heater<br />

ca. 2,8 mm<br />

Silicon<br />

Silicon nitrite (glass)<br />

Gap for<br />

pressure<br />

equalisation<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Quelle: Sensirion


TECHNIK<br />

28<br />

Abb. 4: CMOS Durchflusssensor mit 2,8 x 5,8 mm 2<br />

Abb. 5: Funktionsprinzip und Schnittbild des neuen elektronischen Gaszählers<br />

Abb. 6: Explosionszeichnung des neuen Gaszählers<br />

Sensor<br />

Batterie<br />

EEPROM Regulator<br />

MSP430<br />

Durchflusssensor<br />

Supply<br />

SPI<br />

GRUNDFUNKTIONEN<br />

Abb. 7: Blockdiagramm der Gaszählerelektronik<br />

μc<br />

LCD<br />

Anzeige<br />

SCI<br />

Kalibrierung<br />

Automatische<br />

Zählerauslesung<br />

Kommunikation<br />

ERWEITERTE<br />

FUNKTIONEN<br />

Quelle: Sensirion<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

wurden einzeln und unter Verwendung<br />

von Computer-Fluid-Dynamik-Simulationen<br />

und Berechnungen sowie den neusten<br />

Erkenntnissen auf dem Gebiet der Materialwissenschaft<br />

entwickelt.<br />

Der Gaszähler ist als Bypass-Konstruktion<br />

ausgelegt (Abb. 5). Der im Hauptgasfluss<br />

angebrachte „Pressure Dropper“ erzeugt<br />

bei maximaler Erdgas-Durchflussrate von<br />

6 m 3 /h einen Druckabfall von 0,8 mbar. Weniger<br />

als 1 Prozent des Gases wird dadurch<br />

gezwungen, durch den Bypass und über<br />

den Sensor zu strömen. Mit dieser Bypasskonstruktion<br />

kann eine große Messdynamik<br />

von ca. 150 zu 1 erzielt werden.<br />

Bezüglich der angestrebten hohen Messdynamik<br />

war die genaue Auslegung des<br />

Hauptrohres mit „Pressure Dropper“ und<br />

dem Bypass von großer Bedeutung. Um sowohl<br />

für kleine Durchflussmengen einen hohen<br />

Messeffekt als auch für hohe Flüsse stabile<br />

Verhältnisse zu haben, mussten die laminaren<br />

und turbulenten Strömungsanteile beider<br />

Pfade aufeinander abgestimmt werden.<br />

Für eher blendenartige Rohrverengungen<br />

ergeben sich hohe turbulente Strömungsanteile<br />

und der erzeugte Druckabfall Δp in<br />

Funktion des Volumenflusses kann beschrieben<br />

werden mit der Gleichung [3]:<br />

1 ξp<br />

Δp = ––– · ––– · Φ2 v 2<br />

A 2 ƒc<br />

(2)<br />

Wobei A 2 ƒc für den offenen Querschnitt der<br />

Lochblende, ρ für die Gasdichte, ξ als dimensionsloser<br />

Formfaktor der Blende und<br />

Φ v für den Volumenstrom stehen. Es ergibt<br />

sich also ein Differenzdruck, der proportional<br />

zum Quadrat der Durchflussgeschwindigkeit<br />

ist. Damit ist dieser Teil des erzeugten Differenzdruckes<br />

klein für kleine Durchflussraten,<br />

aber sehr groß für große Durchflussraten.<br />

Betrachtet man eher röhrenförmige Differenzdruckerzeuger,<br />

dann ist das Strömungsprofil<br />

in einer solchen Kapillare laminar<br />

und Δp entsteht vor allem durch viskose<br />

Reibungsverluste. Daraus ergibt sich eine<br />

lineare Beziehung zwischen erzeugtem<br />

Differenzdruck und Durchflussrate entsprechend<br />

der folgenden Gleichung [3]:<br />

L μCƒ<br />

Δp = –––––– · –––– · Φv 2<br />

A ƒc D 2 h<br />

(3)<br />

Hierin beschreibt Cƒ den Reibungskoeffizienten,<br />

der von der Form der Kapillare abhängig<br />

ist. Im Gegensatz zur blendenförmigen<br />

Geometrie zeigt sich hier eine konstante<br />

Sensitivität des erzeugten Differenzdruckes<br />

zur Durchflussrate über den<br />

ganzen Durchflussbereich.<br />

energie | wasser-praxis 9/2008


In älteren Versorgungsnetzen können sich<br />

z. B. durch rostige Rohre kleine Teilchen<br />

im Gas suspendieren. Dies ist allerdings<br />

nur beschränkt möglich, da die Fließgeschwindigkeiten<br />

im betrachteten Anwendungsgebiet<br />

sehr gering sind. Die Massenträgheit<br />

der sich möglicherweise im<br />

Gasstrom befindenden Partikel verhindert<br />

ein Eindringen in den Bypassbereich, womit<br />

der Sensor vor Verschmutzungen geschützt<br />

ist – ein weiterer Vorteil der Bypassmethode.<br />

Durch die für diesen<br />

Zweck am besten geeignete Beschichtung<br />

für Halbleitersensoren (Si 3N 4, Siliziumnitrid)<br />

wird der Sensor zusätzlich gegen<br />

Korrosion geschützt.<br />

Ein weiterer wichtiger Vorteil des neuen Gaszählers<br />

ist die geringe Anzahl der Komponenten<br />

und der einfache Zusammenbau, der<br />

größtenteils automatisiert werden kann (Abb.<br />

6). Dies hat wiederum einen positiven Effekt<br />

auf die Herstellungskosten des Gerätes.<br />

Der Gaszähler der EMS PATVAG hat keine<br />

beweglichen Teile, was seine mechanische<br />

Anfälligkeit minimiert. Diese Konstruktionsund<br />

Messart hat zudem den Vorteil, dass<br />

keine störenden Geräusche auftreten. Der<br />

Gaszähler besticht durch die kleine, hand-<br />

liche Bauart, was ihn in Punkto Logistik<br />

und Optik klar bevorteilt. Ein <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> entspricht<br />

in der Baugröße etwa einem Zehntel<br />

eines <strong>G4</strong>-Balgengaszählers. Bei größeren<br />

Versionen des <strong>EGZ</strong> wird dieser Vorteil<br />

noch beträchtlicher werden.<br />

Die Messtechnik<br />

Die Messfehler eines herkömmlichen Balgengaszählers,<br />

der den Betriebsvolumendurchfluss<br />

misst, können bei ungünstigen<br />

äußeren Verhältnissen – bezogen<br />

auf den Normvolumenfluss – beträchtlich<br />

sein. Die Temperatur- und<br />

Luftdruckschwankungen am Ort des<br />

Gaszählers wirken direkt auf das Messresultat<br />

ein, wie dies vereinfacht mit der<br />

universellen Gasgleichung [4]:<br />

p · V<br />

––––– = const (4)<br />

T<br />

gezeigt werden kann.<br />

Diese Darstellung besagt, dass sich das<br />

Messergebnis bezüglich Luftdruck um 0,1<br />

%/mbar und bezüglich der Temperatur um<br />

zusätzlich 0,37 %/°C ändert. Es ist also entscheidend,<br />

wie ein Balgengaszähler beim<br />

Kunden eingebaut ist. Entsprechend gestal-<br />

tet sich der jeweilige Fehler, der eine direkte<br />

Auswirkung auf die Energieabrechnung hat.<br />

Der Gaszähler <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> zeigt das Volumen<br />

unabhängig von Luftdruck und Temperatur<br />

an. Außerdem zeigt der neue Gaszähler<br />

neben der total verbrauchten Gasmenge<br />

auch den momentanen Durchflusswert an,<br />

was für den Endkunden einen praktischen<br />

Zusatznutzen darstellt.<br />

Für einen Gaskunden, der mit Erdgas heizt<br />

oder kocht, ist die Energie E entscheidend,<br />

die mit dem Erdgas geliefert wird. Bei der<br />

Verwendung von Balgengaszählern wird<br />

jedoch der über eine bestimmte Zeitperiode<br />

integrierte Volumenstrom V · (p,T) zur<br />

Bestimmung der konsumierten Gasenergie<br />

bestimmt, der dann vom Gasversorger<br />

mit einem für die Periode i gemittelten<br />

Brennwert H – n (i) multipliziert wird:<br />

E = H – n (i) · ∫ iV · (p,T) · dt (5)<br />

Für die Referenztemperatur, auf welche der<br />

Brennwert des Gases bezogen ist, wird heute<br />

normalerweise 15 °C gewählt (nach<br />

DVGW-Arbeitsblatt G 685). Wenn es am<br />

Standort des Gaszählers wärmer ist, be-<br />

Zustandsüberwachung in Bestform<br />

Das Kamstrup Inspektionssystem für Gas-Druckregelanlagen<br />

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energie | wasser-praxis 9/2008 29


TECHNIK<br />

zahlt der Kunde pro 3 °C ein Prozent zu viel<br />

für die von ihm bezogene Erdgasenergie. Bezüglich<br />

des nach der barometrischen Höhenformel<br />

gegebenen geodätischen, also<br />

höhenabhängigen, Luftdrucks p h in kPa, mit<br />

h als geodätischer Höhe (Meter über Meer)<br />

in km [4]:<br />

⎡ 6,5 · h ⎤5,255 ph = 101,3 kPa ·<br />

⎣<br />

1- ––––––– (6)<br />

288 km ⎦<br />

30<br />

Abb. 8: Elektronik des Gaszählers: Stromverbrauch und Zuverlässigkeit prägen die Elektronik<br />

müssen die Energieversorger heute für die<br />

Berechnung der bezogenen Gasenergie<br />

den Brennwert je nach geodätischer Höhe<br />

des Bezugsortes variieren. In Deutschland<br />

ist eine Abstufung von maximal 100 Meter<br />

vorgeschrieben.<br />

Der Gaszähler von EMS PATVAG misst den<br />

Gasverbrauch unabhängig vom Luftdruck.<br />

Der Brennwert bleibt für die Verrechnung<br />

von Ascona (200 m ü. M.) bis Zermatt<br />

(1.620 m ü. M.) derselbe. Die Anzeige erfolgt<br />

in Normvolumen bezogen auf 15 °C<br />

und 1013,25 mbar.<br />

Anforderungen an die Elektronik<br />

Der Sensor des elektronischen Gaszählers<br />

kann als das Herzstück bezeichnet werden.<br />

Daneben wird aber eine „Zentrale“ benötigt,<br />

welche alle Abläufe koordiniert und steuert.<br />

Diese Aufgabe übernimmt ein Mikrocontroller.<br />

Er initiiert die Messung zum richtigen<br />

Durchflussmessung<br />

Aktive Zeit der CPU<br />

Bestimmung der<br />

Gaszusammensetzung<br />

Kontrollmessung<br />

Zeitpunkt, liest den bereits kalibrierten<br />

Messwert in digitaler Form aus dem Sensor<br />

und verrechnet die Informationen, sodass<br />

verschiedene Werte über das Display oder<br />

die Schnittstelle angezeigt werden können.<br />

Zusätzlich werden verschiedene Überwachungsaufgaben<br />

abgearbeitet, wie zum<br />

Beispiel das Batteriemanagement oder das<br />

Management des nichtflüchtigen Speichers<br />

(EEPROM) (Abb. 7).<br />

Neben den in der Industrieelektronik üblichen<br />

Anforderungen wie Zuverlässigkeit,<br />

einfache Wartung und lange Verfügbarkeit<br />

der Komponenten, ist es beim elektronischen<br />

Gaszähler zusätzlich der niedrige<br />

Stromverbrauch, dem ein hoher Stellenwert<br />

zugemessen werden musste. Außerdem<br />

möchte man die Vorteile des elektronischen<br />

Gaszählers nutzen, in dem man den Zähler<br />

über ein Fernauslesesystem (AMR, Automatic<br />

Meter Reading) abfragen kann.<br />

Low-Power System<br />

Beim elektronischen Gaszähler handelt es<br />

sich um ein autonomes, batteriebetriebenes<br />

Gerät. Um eine möglichst lange Betriebsdauer<br />

des Systems zu gewährleisten,<br />

muss der Stromverbrauch möglichst<br />

tief gehalten werden. Beim EMS PATVAG<br />

Gaszähler kommen fast ausschließlich<br />

Komponenten für Low-Power-Systeme<br />

Abb. 9: Die obere Kurve zeigt<br />

die verschiedenen Messmodi<br />

(Monitormessung: Messung mit<br />

reduzierter Auflösung und<br />

daher reduziertem Stromverbrauch,<br />

Accurate-Messung:<br />

Messung mit hoher Auflösung,<br />

- Messung: Gasbestimmung).<br />

Die untere Kurve zeigt, wie klein<br />

das Verhältnis zwischen Aktivund<br />

Standby-Modus Zeit im<br />

System ist (Signal high, entspricht<br />

ca. 0,2 % der Zeit).<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

zur Anwendung. Dabei ist zum Beispiel für<br />

den Mikrocontroller nicht die Rechenleistung<br />

oder der Stromverbrauch alleine das<br />

ausschlaggebende Kriterium, sondern der<br />

Quotient aus Rechenleistung und Stromverbrauch.<br />

Andere wichtige Komponenten<br />

für ein Low-Power-System können<br />

Verstärker oder Spannungsregler sein.<br />

Hier ist vor allem der Ruhestrom ausschlaggebend.<br />

Entsprechend der Anwendungen<br />

können auch diese Komponenten<br />

beim <strong>EGZ</strong> in einen Standby-Modus versetzt<br />

werden.<br />

Ein ausgeklügeltes Strommanagement im<br />

Gaszähler berücksichtigt, dass nur diejenigen<br />

Komponenten und Funktionen aktiv<br />

sind, die auch für die aktuellen Messprozesse<br />

benötigt werden. Auf diese Weise<br />

kann die elektrische Gesamtleistung bei<br />

maximal 0,2 mW gehalten werden, was<br />

wiederum eine lange Batteriebetriebsdauer<br />

ermöglicht (Abb. 8).<br />

Ablauf der Messung<br />

Die meiste Zeit ist sowohl der Mikrocontroller<br />

als auch der Sensor in einem Low-<br />

Power- oder Sleep-Modus und nur ein Timer<br />

und der LCD-Treiber im Mikrocontroller<br />

sind aktiv. Der interne Timer signalisiert<br />

den Start einer neuen Messung und<br />

„weckt“ den Mikrocontroller mit einem Interrupt<br />

aus dem Sleep-Modus auf. Abhängig<br />

von der Vorgeschichte können drei verschiedene<br />

Messabläufe initiiert werden:<br />

Accurate-, Monitor- oder λ-Messung. Bei<br />

allen Messungen ist der Ablauf jedoch sehr<br />

ähnlich: Der Mikrocontroller programmiert<br />

Register im Sensor und parametrisiert damit<br />

die Messung. Nach dem eigentlichen<br />

Start der Messung kann der Mikrocontroller<br />

wieder in den Sleep-Modus versetzt<br />

werden. Er wird durch einen neuen Interrupt<br />

wieder aufgeweckt, sobald die Messung<br />

abgeschlossen ist und das Messresultat<br />

aus dem Sensor ausgelesen, weiter<br />

verrechnet und dargestellt werden kann<br />

(Abb. 9).<br />

energie | wasser-praxis 9/2008<br />

Quelle: EMS-PATVAG


Abb. 10 + 11: Verschiedene drahtgebundene Zählerauslesemöglichkeiten zur Datenfernauslesung<br />

Batteriebetrieb<br />

Da es sich beim Gaszähler der EMS PATVAG<br />

AG um ein batteriebetriebenes Gerät handelt,<br />

ist es wichtig, einen zuverlässigen,<br />

qualitativ hochwertigen und dauerhaften<br />

Batterietyp zu verwenden. Die Batterie<br />

muss hohe und tiefe Temperaturen aushalten<br />

können, ein für diese Anwendung geeignetes<br />

Stromprofil haben und eine möglichst<br />

geringe Selbstentladung aufweisen.<br />

Die umfangreiche Evaluation hat gezeigt,<br />

dass für die Anwendung im neuen Gaszähler<br />

eine Lithium/Thionylchlorid (Li/SOCl 2 )<br />

Batterie eingesetzt werden muss. Nur in<br />

dieser Technik lassen sich heute Zellen<br />

herstellen, die auch über mehrere Jahre<br />

hinweg eine genügend kleine Selbstentladung<br />

haben (0,2 % pro Jahr). Zusätzlich<br />

lassen sich diese Zellen über einen weiten<br />

Temperaturbereich einsetzen. Die Nominalspannung<br />

der Zelle liegt mit 3,6 Volt in<br />

einem Bereich, in dem sich eine Elektronik<br />

gut betreiben lässt. Die minimale elektrische<br />

Leistung des Zählers (0,2 mW) erlaubt<br />

einen Betrieb von 16 Jahren pro Batterie.<br />

Danach kann die Batterie durch eine<br />

neue ersetzt werden.<br />

Schnittstellen<br />

Bei konventionellen Balgengaszählern zur<br />

Verbrauchsmessung muss ein beträchtlicher<br />

Aufwand betrieben werden, um die<br />

Geräte elektronisch auslesen zu können.<br />

Beim <strong>EGZ</strong> liegen die Messwerte und Daten<br />

bereits in elektronischer Form vor. Eine einfache,<br />

flexible Schnittstelle im Inneren des<br />

Gaszählers stellt die Daten bereit, welche<br />

anschließend über ein Zusatzmodul weitergeleitet<br />

werden können. Derzeit ist eine<br />

M-Bus Schnittstelle (Abb. 10) oder eine<br />

RS-232 Schnittstelle (Abb. 11) in den<br />

<strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> integrierbar und für die Verbrauchsabrechnung<br />

zugelassen. Damit<br />

lassen sich der momentane Zählerstand<br />

und Statusinformationen des <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> auslesen.<br />

Bei Verwendung der optional erhältlichen<br />

Recorderversion können zudem<br />

auch Lastprofile ausgelesen werden. Die<br />

M-Bus Schnittstelle kann mit einem externen<br />

Funkmodul erweitert werden, die RS-<br />

232 Schnittstelle eignet sich für die Auslesung<br />

per GSM/GPRS Modem. Ab Ende<br />

2008 wird ein <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> mit einem integrierten<br />

Funkmodul erhältlich sein, der das<br />

standardisierte M-Bus Protokoll verwendet.<br />

Offene und standardisierte Protokolle<br />

und Kommunikationspfade sind die<br />

Grundlage für die Investition und einen<br />

wirtschaftlichen Betrieb einer Smart Metering<br />

Lösung. In Abbildung 11 sind die bereits<br />

erhältlichen Zählerfernauslesemöglichkeiten<br />

dargestellt.<br />

Die Software des neuen<br />

Gaszählers<br />

Auf Grund der Anforderungen, die in erster<br />

Linie hinsichtlich des Energieverbrauches<br />

an die Hardware gestellt werden, sind die<br />

Ressourcen, die für die Software zur Verfügung<br />

stehen, relativ bescheiden. Einen<br />

weiteren Engpass stellt der zur Verfügung<br />

stehende Speicherplatz dar. Es wurde deshalb<br />

während der gesamten Entwicklung<br />

des Gaszählers darauf geachtet, dass die<br />

primären Funktionen im Vordergrund stehen:<br />

die Messung, Kumulierung und Darstellung<br />

des Gasverbrauches. Hinzu kommen<br />

weitere zwingend notwendige Funktionen,<br />

die sich aus den Vorschriften für<br />

elektronische Gaszähler ergeben. Weitere<br />

wichtige Merkmale sind die Fehlererkennung<br />

und Protokollierung im Falle von Manipulationen<br />

oder Unterbrüchen der<br />

Stromversorgung sowie die Minimierung<br />

des Energieverbrauches. So ist der Mikrocontroller,<br />

wie bereits erwähnt, im Mittel<br />

nur gerade während ca. 0,2 Prozent der<br />

Betriebszeit des Gaszählers im aktiven<br />

Modus, während der restlichen Zeit befindet<br />

er sich im Ruhezustand.<br />

Die Auslegung der Software sollte ein hohes<br />

Maß an Flexibilität aufweisen, um zukünftigen<br />

Entwicklungen und Bedürfnissen, wie<br />

z. B. weiteren Kommunikationsschnittstel-<br />

len, Rechnung tragen zu können. Bewährt<br />

hat sich in diesem Zusammenhang der Aufbau<br />

der Software aus mehreren Zustandsmaschinen,<br />

die eine sichere, übersichtliche<br />

und modulare Struktur ermöglichen.<br />

Die Messstrategien (Abb. 12) sowie die<br />

Schnittstelle zum Sensor wurden in enger<br />

Zusammenarbeit mit der Sensirion AG entwickelt.<br />

Um bei konstanten Flüssen energieintensive<br />

Präzisionsmessungen zu vermeiden,<br />

werden in der Regel Kontroll- oder<br />

Monitormessungen mit niedrigerer Auflösung<br />

durchgeführt. Wird bei einer Monitormessung<br />

eine Veränderung des Flusses<br />

festgestellt oder ist nach einer festgelegten<br />

Anzahl an Messungen keine Flussänderung<br />

mehr festgestellt worden, so wird eine<br />

präzise Messung durchgeführt. Im Weiteren<br />

kann die Wärmeleitfähigkeit λ des<br />

Gases periodisch bestimmt und zur Korrektur<br />

der Gasabhängigkeit genutzt werden.<br />

Dafür müssen weitere Parameter mit<br />

dem Sensor erfasst und ausgewertet werden.<br />

Durch Abtasten in unregelmäßigen<br />

Zeitabständen (Jitter), anstelle einer fixen<br />

Periodendauer, wird verhindert, dass der<br />

Gaszähler durch einen pulsierenden Gasfluss<br />

beeinflusst werden kann.<br />

Normen und Zulassung<br />

Der elektronische Gaszähler <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> wurde<br />

im Jahr 2007 durch die benannte Stelle ME-<br />

TAS (Schweizerisches Bundesamt für Metrologie)<br />

nach MID (Measuring Instruments<br />

Directive) zertifiziert. Der Gaszähler wurde<br />

mit der Modulprüfung B (Bauartprüfzertifikat<br />

Nr. CH-MI002-07001) und D (Konformitätszertifikat<br />

Nr. 511-00201) zertifiziert. Seither<br />

ist es in Europa gestattet, den Gaszähler in<br />

Verkehr zu bringen und für die Verrechnung<br />

von Erdgasverbrauchsmengen zu verwenden.<br />

Der Zähler ist für die Verwendung mit<br />

Erdgasen des Typs H und L (nach EN 437,<br />

ISO 12213-2) zugelassen. Die Eichgültigkeitsdauer<br />

wurde durch die jeweils zuständige<br />

nationale Behörde festgelegt. In der<br />

Schweiz beträgt diese sechs Jahre (METAS)<br />

energie | wasser-praxis 9/2008 31<br />

Quelle: EMS-PATVAG


TECHNIK<br />

und in Deutschland fünf Jahre (PTB). Diese<br />

Eichgültigkeit kann, nachdem genügend Erfahrungswerte<br />

gesammelt sein werden, in<br />

Zukunft hochgesetzt und auf ein Stichprobenverfahren<br />

erweitert werden (Losverfahren).<br />

Ein Zertifikat besteht ebenfalls für die<br />

M-Bus- und die RS-232 Schnittstelle sowie<br />

für die Recorderoption. Der DVGW und der<br />

SVGW haben den <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> ebenfalls geprüft<br />

und zertifiziert. Entsprechende Dokumente<br />

liegen vor.<br />

Druck, Einbauhöhe, Temperatur<br />

Die heute zur Anwendung kommenden<br />

Balgengaszähler messen Gas in Betriebsvolumen<br />

(V b ). Dieses gemessene Volumen<br />

muss anschließend aufwändig über Temperatur-<br />

und Druckkompensierungen in<br />

Normvolumen (V n ) umgerechnet werden.<br />

Für die gesetzlich vorgeschriebene Höhenkompensation<br />

wird die Einbauhöhe jedes<br />

32<br />

Auswertung<br />

Abb. 12: Ablaufsteuerung der Messung<br />

Monitormessung<br />

keine<br />

präzise<br />

Messung<br />

präzise<br />

Messung<br />

AGND<br />

präzise<br />

Messung<br />

Temp.<br />

Delta λ<br />

Temp.<br />

Oberlauf<br />

keine<br />

λ-Messung<br />

λ-Messung<br />

Temp.<br />

Unterlauf<br />

Zählers erfasst und im Verrechnungssystem<br />

hinterlegt, was den Energieversorgern<br />

oft großen Aufwand verursacht. Auf diese<br />

Weise wird gewährleistet, dass alle Konsumenten<br />

die richtige Energiemenge (Q) – die<br />

vom Normvolumen (V n ) über den spezifischen<br />

Brennwert des Gases ermittelt wird<br />

– in Rechnung gestellt bekommen.<br />

Der neue elektronische Gaszähler misst direkt<br />

Normvolumen bezogen auf 15 °C und<br />

1.013,25 mbar, also Meereshöhe. Dadurch<br />

kann jeder Kunde individuell genau abgerechnet<br />

werden, unabhängig davon, ob in<br />

seinem Keller, wo der Gaszähler üblicherweise<br />

installiert ist, eine Temperatur von konstant<br />

15 °C herrscht oder nicht. Unerheblich<br />

ist auch die Einbauhöhe des Gaszählers, auf<br />

die Bildung von Höhenzonen kann verzichtet<br />

werden bzw. es können alle <strong>EGZ</strong> der gleichen<br />

Höhenzone zugeordnet werden.<br />

Abb. 13: Kalibrier-Rack der EMS PATVAG AG in Domat/Ems: Bis zu 24 Geräte<br />

können gleichzeitig kalibriert werden.<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Quelle: EMS-PATVAG<br />

Gaszusammensetzung<br />

Dank der thermischen Messmethode, die<br />

abhängig von der zu messenden Gasart<br />

ist, kann der Gaszähler zwischen Erdgas<br />

und Luft unterscheiden. Für Erdgas des<br />

Typs H und L sind jeweils verschiedene<br />

Modelle erhältlich, eine Zertifizierung existiert<br />

bereits für beide Varianten. Zu einem<br />

späteren Zeitpunkt wird es auch einen<br />

<strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> für Propan- oder Butanmessungen<br />

geben.<br />

Zukunftsvision<br />

Denkbar ist ebenfalls, die neuen Gaszähler<br />

unmittelbar für die bezogene Energie<br />

(kWh) zu kalibrieren (Abb. 13), auch dies<br />

ist gemäß PTB ein gangbarer Weg, bedingt<br />

jedoch einen Paradigmenwechsel<br />

der heute bestehenden Volumenmessung<br />

in die Richtung der Energiemessung. Ob<br />

und wann solche Lösungen die heutige<br />

Abrechnung über die Hilfsgröße des Volumens<br />

ablösen werden, muss die Zukunft<br />

zeigen.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Der elektronische Zähler der EMS PATVAG<br />

AG erfüllt die hohen Erwartungen der Energieversorger<br />

an ihre zukünftigen Smart-Metering-Komponenten.<br />

In der Schweiz laufen<br />

seit sieben Jahren Feldtests im Erdgasabrechnungsbereich<br />

– die Resultate sind sehr<br />

gut: keine Falschmessungen oder Ausfälle<br />

und keine Degradation der Sensorik. Praktisch<br />

alle großen Energieversorger in<br />

Europa führen derzeit Pilotversuche mit<br />

dem <strong>EGZ</strong>-<strong>G4</strong> durch. Aber auch kleinere<br />

Unternehmen und Stadtwerke zeigen großes<br />

Interesse, sich für die anstehenden Veränderungen<br />

auf dem Markt vorzubereiten.<br />

Literatur:<br />

[1] Stat. Bundesamt, Stat. Landesamt und Ruhrgas:<br />

Heizenergie: Erdgas ist unangefochten die Nr. 1. –<br />

In: GWF Gas Erdgas (2002) Nr. 9, S. 448.<br />

[2] F. Mayer, G. Salis, J. Funk, O. Paul und H. Baltes:<br />

Scaling of Thermal CMOS Gas Flow Microsensors:<br />

Experiment and Simulation.- In: Proceeding<br />

IEEE Micro Electro Mechanical Systems, (IEEE San<br />

Diego, 1996) Nr. 9, S. 116 - 121.<br />

[3] W. Bohl: Technische Strömungslehre. 8. Aufl.,<br />

Würzburg 1989.<br />

[4] F. Kneubühl: Repetitorium der Physik. 2. Aufl.,<br />

Stuttgart 1982.<br />

[5] tm, Technisches Messen, 3/2004<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Ing. Robert Braun<br />

EMS-PATVAG AG<br />

Reichenauerstraße<br />

CH-7013 Domat/Ems<br />

Tel.: +41 (0)56 470 24 58<br />

Fax: +41 81 632 76 62<br />

E-Mail: robert.braun@emspatvag.com<br />

Internet: www.emspatvag.com ■<br />

energie | wasser-praxis 9/2008

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