Gebaute Nachhaltigkeit · Der Berliner Dienstsitz des ... - BMU
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Substanz erhalten: Nichts ist nachhaltiger, als das Bestehende schonend zu bewahren<br />
Schwarze Klebermasse und Altölfunde<br />
Die ökologische Ertüchtigung <strong>des</strong> Altbaus brachte einige Überraschungen<br />
zutage. Das Abbruchmaterial durfte selbstverständlich<br />
nicht unbesehen in den Bauschutt wandern. Als unter dem alten<br />
Estrich ein bedenklicher schwarzer Kleber auftauchte, musste<br />
der Estrich komplett ausgebaut und entsorgt werden.<br />
Welche Eigendynamik der Bau entwickelte, zeigt das Beispiel<br />
der Wandoberflächen. Aus denkmalpflegerischer, aber auch aus<br />
finanzieller Sicht sollte der Innenputz in seinem Bestand weitgehend<br />
erhalten werden. Als die neuen Fenster eingebaut waren,<br />
zeigte sich jedoch, dass sich der Putz nicht anfügen ließ. So<br />
mussten die Innenseiten der Außenwand komplett neu verputzt<br />
werden, aber auch deren Anschlüsse an den mürben Putz der<br />
übrigen Wände ließen sich nicht bewerkstelligen. So wurden<br />
also auch die anderen Wände erneuert, worauf schließlich der<br />
Deckenputz folgte. Ähnlich erging es den Handwerkern in den<br />
Fluren, wo erst die Wände, dann die Gewölbe neu erstellt werden<br />
mussten. Und wenn der Putz abgeklopft war, kamen strukturelle<br />
Schäden ans Tageslicht, die es zu beheben galt.<br />
Beim neuen und alten Gebäude wurden sämtliche Oberflächen<br />
mit unbedenklichen Putzen und Farben behandelt. Dabei gab es<br />
durchaus Zielkonflikte, etwa beim Anstrich der Außenfassade.<br />
Die gewünschten umweltfreundlichen Farben auf Wasserbasis<br />
sind den Farben mit Lösungsmitteln in vielen Belangen unterlegen<br />
und werden wegen mangelnder Wetterfestigkeit im Außenbereich<br />
kaum eingesetzt.<br />
Auch der Neubau hatte einige Überraschungen parat. Beim Ausschachten<br />
der Baugrube stießen die Bauarbeiter auf eine erhebliche<br />
Kontaminierung <strong>des</strong> Erdreichs durch Öl und Schmierstoffe<br />
aus dem Aufzugschacht <strong>des</strong> früheren Hotels Fürstenhof. Dass<br />
Schadstoffe im Grundwasser <strong>des</strong> Quartiers zirkulieren, war den<br />
Wasserbehörden durchaus bekannt, nicht jedoch deren Herkunft<br />
und Ursache. Weil das kontaminierte Erdreich tiefer als geplant<br />
ausgeschachtet werden musste, wurden die Pläne geändert und<br />
statt einem nun zwei Kellergeschosse unter dem Neubau eingebaut.<br />
Schaffen ein behagliches Raumklima: Lehmwände<br />
Behaglichkeit durch Wände aus Lehm<br />
Ließ sich der Neubau dann planmäßig und problemlos ausführen,<br />
bot der Einbau der Lehmwände neue Herausforderungen.<br />
Lehm ist ein natürlicher Baustoff, der ein besonders angenehmes<br />
Raumklima schafft. Doch viel Erfahrung gibt es damit<br />
nicht. Die jüngste Norm stammt aus dem Jahr 1935. Meist werden<br />
Lehmwände wie leichte Gipskarton-Trennwände konstruiert,<br />
mit einem Ständerwerk aus Holz oder, wie in der Stresemannstraße,<br />
mit den üblichen Blechprofilen.<br />
Erste Wandplatten bröckelten aber beim Anschrauben. Mit Juteeinlagen<br />
konnte das Problem schließlich gelöst werden. Auch<br />
das Aufbringen <strong>des</strong> nassen Lehmputzes mit zwei bis drei Millimetern<br />
Stärke war für die Baufirmen alles andere als Routine.<br />
Letztlich gelang es, die Wände zu bauen, auf deren segensreiche<br />
Wirkung auf das Raumklima nicht verzichtet werden<br />
sollte. Denn neben allen ökologischen und energetischen Vorzügen<br />
<strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> zählt am Ende vor allem eines: Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen.<br />
22 Umwelt und Energie Umwelt und Energie<br />
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