Gebaute Nachhaltigkeit · Der Berliner Dienstsitz des ... - BMU
Gebaute Nachhaltigkeit · Der Berliner Dienstsitz des ... - BMU
Gebaute Nachhaltigkeit · Der Berliner Dienstsitz des ... - BMU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eine Herausforderung waren wohl auch<br />
die Kriegsschäden?<br />
Die Zerstörungen am Altbau waren nach dem<br />
Krieg nur notdürftig repariert worden. Besonders<br />
die Hauptfassade mit ihren großen Gesimsen und<br />
Pilastern und dem Sockel aus Sandstein war stark<br />
beschädigt. In der DDR waren solche Stilelemente,<br />
die an Wilhelminismus und Preußentum erinnerten,<br />
ideologisch unerwünscht. Man hatte sich <strong>des</strong>halb<br />
entschlossen, die gesamte Fassade zu schleifen<br />
und einen Rückbau durch neu in die Fassade eingebrochene<br />
Fenster für immer zu verhindern. Mit den<br />
Folgen haben wir uns auseinandergesetzt und entschieden,<br />
die „Entdekorierung“ zu dokumentieren<br />
und zu einem Gestaltungsmerkmal der Hauptfassade<br />
zu machen. Dort, wo es die abgerissenen Sandsteinelemente<br />
einst gab, haben wir Vertiefungen<br />
im Fassadenputz angelegt.<br />
Hat sich Ihr Entwurf vom Stadtraum und seinem<br />
historischen Hintergrund beeinflussen lassen?<br />
Das Bauwerksensemble respektiert selbstverständlich<br />
den städtebaulichen Rahmen und orien-<br />
Thema moderner Architektur:<br />
Spiel der Rasterfassade<br />
tiert sich am Maßstab umgebender Bauten. Das<br />
darf man von handwerklich gut gemachter Architektur<br />
erwarten. Darüber hinaus bemerkenswert<br />
ist die Interaktion zwischen vorhandenen<br />
und neu hinzugefügten Elementen und was<br />
daraus für das Ensemble gewonnen wurde. Sie<br />
sehen das beispielhaft an den mitten auf dem<br />
Grundstück stehenden Resten der Hinterlandmauer.<br />
Für eine vernünftige Gestaltung <strong>des</strong><br />
Neubaus könnte man sie als störend empfinden.<br />
Genau aus diesem Konflikt hat sich aber eine<br />
das Ensemble prägende Idee entwickelt, nämlich<br />
der Mauer „Raum zu geben“.<br />
Wie ist Ihre Haltung zur Repräsentation von<br />
Regierungsbauten?<br />
Dieser Bau fügt sich zurückhaltend ins Stadtbild,<br />
macht kein großes Aufheben. Dennoch<br />
gibt es genügend architektonische Hinweise<br />
auf seine besondere Stellung als öffentliches<br />
Gebäude. Das Bauwerk ist unverwechselbar<br />
und zeichenhaft. Sein Bild wird in Zukunft für<br />
das Ministerium und seine Aufgaben stehen.<br />
Inszenierung <strong>des</strong> Raums: „Brücke“ zwischen<br />
Alt- und Neubau oberhalb <strong>des</strong> Mauerrelikts<br />
38 Interview Architektur 39