1913 - Det danske Fredsakademi
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DIE FBIEDENS -WARTE<br />
gingen n. b. auch nach Rußland, Japan usw.<br />
Verträgt sich ein solcher Verkauf mit „patriotischem<br />
Fühlen" ? So selbstverständlich die<br />
Antwort hierauf lauten wird „nein", ebenso<br />
selbstverständlich wird die Entschuldigung<br />
lauten :<br />
„Es<br />
geschieht doch aber überall auf<br />
der Welt." Und in der Tat, solange der<br />
Brauch nicht öffentlich verurteilt, solange<br />
er nicht allgemein als unmoralisch an<br />
den Pranger gestellt wurde, darf man keiner<br />
Firma im einzelnen einen Vorwurf machen.<br />
Verkaufen wir nicht Kriegsmaterial an das<br />
Ausland, so tut es ein anderer. Wir würden<br />
nur der Konkurrenz in die Hände arbeiten.<br />
In Anklagezustand sind die Völker in ihrer<br />
Gesamtheit zu versetzen, die solche Unmoral<br />
dulden.<br />
Die Privatwerften jedes Landes, n. b.,<br />
soweit sie {Bjesteller finden, arbeiten für die<br />
eigene Marine ebenso wie für Freund und<br />
Feind. Man freut sich, wenn sie Aufträge<br />
fremder Regierungen erhalten. Man unterstützt<br />
alle Bestrebungen, die darauf abzielen,<br />
ihnen solche zu sichern. Die Marineverwaltungen<br />
selbst bemühen sich in dieser Hinsicht.<br />
Es werden Reklamefahrten von Kriegsschiffen<br />
nach fernen Ländern veranstaltet. So jetzt die<br />
Reise der beiden deutschen Dreadnoughts<br />
nach Südamerika. — Soweit es sich um<br />
exotische Staaten handelt, mit denen man nie<br />
in einen kriegerischen Konflikt verwickelt<br />
wird, mag es hingehen, wenn es auch besser<br />
unterbliebe. Wozu die Hand auch nur zum<br />
Bau von Miniatur-Flotten leihen? Selbst<br />
solche tragen zum Rüstungswettbewerb bei.<br />
Aber etwas ganz anderes ist es, wenn es sich<br />
um Lieferungen für die voraussichtlichen<br />
Gegner handelt. Und dennoch kennt man in<br />
dieser Beziehung nirgends den geringsten<br />
Skrupel. Warum? Allerorten sehen wir in<br />
den Parlamenten, in den Präsidien nationalistischer<br />
Vereine, unter den in der Presse<br />
arbeitenden, in Rüstungsfragen maßgebenden<br />
Generalen und Admiralen solche, die an der<br />
Waffenfabrikation interessiert sind. Mit<br />
größter Ungeniertheit widmen sie sich der<br />
Verhetzungsarbeit der Völker, agitieren für<br />
Rüstungsstärkung, und fallen über jeden her,<br />
der ihnen entgegentritt. Das ist besonders in<br />
Deutschland der Fall, wo Achtung vor politischer<br />
Gesinnung ein unbekannter Bjegriff<br />
ist, wo sich selbst z. B. das Regierungsblatt<br />
nicht von dem Versuch freihält, Kritiker<br />
durch persönliche Verunglimpfung in der<br />
Öffentlichkeit zu diskreditieren. Nur die,<br />
welche ständig für Heeres- und Flottenvermehrung<br />
eintreten, sind die wahren Vaterlandsfreunde,<br />
denen es ihr Pflichtgefühl vorschreibt,<br />
anzukämpfen gegen den Unverstand<br />
derer, die sich etwa vermessen, darauf hinzuweisen,<br />
wie sinnlos das Wettrüsten ist, das<br />
an dem relativen Stärkeverhältnis nichts<br />
ändert. Jede andere Ansicht wird von ihnen<br />
als vaterlandslos gekennzeichnet. Sie beherrschen<br />
die Öffentlichkeit und die Volks-<br />
448<br />
G)<br />
vertretung. Die Rüstungsfirmen mit ihren<br />
gewaltigen Gewinnen und ihrer Gefolgschaft<br />
haben auch die Presse fast vollkommen in<br />
ihrer Gewalt. Ueberall, ob in Staatsbetrieben<br />
oder im Parlament, macht sich ihr Einfluß<br />
geltend.<br />
Eine diese Verhältnisse in England<br />
charakterisierende Flugschrift erschien vor<br />
kurzem in Manchester unter dem Titel „the<br />
war trust exposed". Es werden die britischen<br />
Rüstungsfirmen aufgezählt, ihre Aktionäre,<br />
ihre Angestellten, und es wird bemerkt,<br />
welche von ihnen im Parlament sitzen. Der<br />
Ring der Harved united steel Co. wird beleuchtet,<br />
zu dem englische, nordamerikanische,<br />
französische, italienische und deutsche<br />
Firmen gehören. Die Machtstellung der<br />
Waffenfirmen den Regierungen gegenüber<br />
wird geschildert. Verschiedentlich herrscht<br />
volle Monopolisierung. So wurde z. B. bisher<br />
kein Zerstörer und kein Torpedoboot<br />
auf einer englischen Staatswerft erbaut.<br />
— Das ist in Deutschland der gleiche Fall.<br />
Krupp, Germania-Werft in Kiel, Vulkan in<br />
Stettin und Schichau in Elbing bauen alle<br />
deutschen Torpedofahrzeuge. — An verschiedenen<br />
Beispielen, so bei der Konstruktion<br />
der Luftschiffe und Flugzeuge, wird gezeigt,<br />
wie die Regierung der privaten Tätigkeit das<br />
ganze Feld überläßt, und es wird eine Uebersicht<br />
gegeben, wieviel Prozent des Marinebudgets<br />
an die Privatwerften und wieviel<br />
an die staatlichen Werften fallen. Die<br />
Tabelle zeigt eine beträchtliche Steigerung<br />
des Anteils der Privatwerften. So belief sich<br />
z. B, derselbe 1900 auf 69,1 o/ und 1912 auf<br />
89,5 °/o.<br />
Die Macht der Rüstungsinteressenten<br />
wird gewürdigt. Wenn einmal der Fall eintrat,<br />
daß die Herrschaften nicht genug verdienten,<br />
so wurde die navy league in Bewegung<br />
gesetzt. Ihres Geschreis — es war<br />
vor einigen Jahren — „we want eight<br />
and we won't wait — wir wollen acht<br />
Schlachtschiffe und wir wollen nicht warten —<br />
wird man sich noch erinnern. Mc. Kenna<br />
wurde auf die Knie gezwungen. Die Bestellung<br />
für acht Linienschiffe, vier Kreuzer,<br />
dreißig Zerstörer ging in einem Jahr an die<br />
Privatwerften. Das Parlament bewilligte<br />
natürlich diese exorbitante Forderung, weil<br />
die Regierung erklärte, sie hätte sicheren<br />
Grund zur Annahme, daß Deutschland die<br />
Ausführung seines Flottengesetzes heimlich<br />
beschleunige. Dies Gerücht war von clen<br />
Interessierten in die Welt gesetzt. Als es<br />
sich später als unwahr herausstellte, war es<br />
zu spät, um die Massenschiffbauaufträge<br />
rückgängig zu machen. Die Privatwerften<br />
hatten die Kiele schleunigst gestreckt, und<br />
die Aktionäre lachten sich ins Fäustchen.<br />
Welches die Leute sind, die hinter dem „war<br />
trust" stehen, erfährt man ebenfalls aus der<br />
erwähnten Broschüre. Es finden sich dort<br />
recht bekannte Namen von Earls, Lords.<br />
Marquis usw. Sie sind zugleich mit den