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Wildhaltung als nachhaltige Landnutzungsform ... - Wildland Weltweit

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Limitationen für eine "<strong>nachhaltige</strong>" Weiterentwicklung von <strong>Wildhaltung</strong> und Naturtourismus in der<br />

südafrikanischen Region werden deutlich, und es wird klar, ökologische Grenzen sind nur ein<br />

Teilaspekt der Thematik "<strong>Wildhaltung</strong> <strong>als</strong> <strong>Landnutzungsform</strong> im südlichen Afrika". - Diskurse zu<br />

wirtschafts-, siedlungs-, und kulturgeographischen Kardinalproblemen sowie zu regionaltypischen<br />

Verwicklungen in der politisch-administrativen Landschaft können nicht unterbleiben, obgleich der<br />

Verfasser ursprünglich <strong>als</strong> Biogeograph und Wildbiologe nach Afrika und zum Forschungsthema<br />

gekommmen ist und noch stets lieber afrikanisches Großwild in freier Wildbahn beobachtet und den<br />

Lagerfeuergeschichten der Nama- und Buschleute, Berufsjäger und Grenzfarmer lauscht, <strong>als</strong> sich mit<br />

den wunderlichen, für das Wild und die lokalen Wildhalter jedoch nicht selten folgenschweren<br />

Aktivitäten bzw. Passivitäten von Afrobürokraten und Kleptokraten sowie westlicher Tierschützer,<br />

Dritte-Welt-Mythologen und global-kapitalistischer Hütchenspieler auseinanderzusetzen.<br />

Für Kollegen im Hochschulbereich, die sich ebenfalls mit <strong>Wildhaltung</strong> und Naturtourismus in Afrika<br />

befassen, mögen nicht nur manche Synthesen überraschend sein, sondern auch, daß gewisse Aspekte<br />

überhaupt relevant für das Thema sind. Das liegt dann womöglich daran, daß sie persönlich etwas<br />

weniger stark engagiert sind <strong>als</strong> der Verfasser mit Ehefrau: Im Canyon Nature Park Namibia waren wir<br />

nicht nur <strong>als</strong> Wissenschaftler involviert, sondern auch <strong>als</strong> Privatunternehmer, die einen Großteil ihres<br />

finanziellen Vermögens investiert haben, <strong>als</strong> Menschen, die für ihre <strong>Wildhaltung</strong>s-Träume und<br />

humanistischen Ideale Gesundheit und Leben riskiert haben, sowie <strong>als</strong> Siedler an den Grenzen der<br />

Ökumene, die ihre Wahlheimat Namibia und den Großen Fischflußcanyon letztlich nicht verlassen<br />

mußten, weil es ökologische Grenzen für <strong>Wildhaltung</strong> in den südwestafrikanischen Trockenwüsten<br />

gibt, der integrierte <strong>Wildhaltung</strong>sbetrieb Canyon Nature Park ökonomisch nicht selbsttragend oder<br />

friedliches Zusammenleben von Namaleuten, Buren und deutschen Afrikanern nicht möglich gewesen<br />

wäre. - Diese existentielle Betroffenheit bürgt vielleicht für Wirklichkeitsnähe der wissenschaftlichen<br />

Konzepte und Synthesen, die aus dem "geographischen Großversuch CNP" resultieren - analog dem<br />

Versuch am eigenen Leibe in Medizin oder Pharmazie.<br />

Selbst in extrem peripheren Erdräumen können <strong>Wildhaltung</strong> und Landwirtschaft sich dem globalmerkantil-kapitalistischen<br />

"Tanz um das Goldene Kalb" nicht mehr entziehen, der von zahllosen<br />

ökonomischen und sozialen Unwägbarkeiten, kulturellen Friktionen sowie geopolitischen Risiken<br />

geprägt ist; und speziell in Afrika können <strong>Wildhaltung</strong>sbetriebe nicht einer regionaltypischen politischadministrativen<br />

Landschaft entgehen, die ziemlich kurios, agonisch und chaotisch zugleich ist. - Wenn<br />

<strong>Wildhaltung</strong>sunternehmen nicht nur im finanziell, politisch und intellektuell begrenzten Raum-Zeit-<br />

Rahmen eines herkömmlichen "Entwicklungsprojektes" biologisch divers, ökonomisch selbsttragend<br />

und soziokulturell partizipativ sein sollen, müssen sie proaktiv-adaptiv, ergebnisoffen und dauerhaft<br />

dynamisch sein, präsent auf den lokalen bis globalen Raumebenen, eingebunden in lebendige<br />

Landnutzungssysteme mit einer Bevölkerung, die auf eigenem Grund und Boden lebt und dadurch<br />

immun gegen Landflucht bzw. "Stadtsog" ist.<br />

Nur so ist <strong>Wildhaltung</strong> landschaftsgerecht im geographischen Sinne und zugleich nachhaltig. - Denn<br />

in einer zunehmend urbanisierten Welt, die in einer drückenden, naturfremden "Uhr-Termin-Zeit" lebt,<br />

wird die globale Nachfrage nach Wild und urwüchsigen Landschaften, mit Lokalbevölkerung, die auch<br />

zu Beginn des dritten Jahrtausends abendländischer Zeitrechnung noch an den Grenzen von Raum und<br />

Zeit lebt, vermutlich eher wachsen <strong>als</strong> nachlassen. Und damit steigt fast zwangsläufig der ideelle und<br />

kommerzielle Wert der Ressource Wild, welche bei kluger, landschaftsgerechter Nutzung<br />

unerschöpflich ist.<br />

Rolbing in Lothringen, im Nordwinter 2004/05<br />

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