Die Erfindung des Europäers
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Die Erfindung des Europäers
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Sein Schutz folgt kommerziellen Interessen. Zwar dürfen auch<br />
andere Hersteller weiter den Speck produzieren, aber nur die<br />
zwölf Lizenzeigentümer dürfen den Speck als Lardo di Colonnata<br />
vertreiben, aufgrund <strong>des</strong> europäischen Gütesiegels „geschützte<br />
geografische Angabe“. Ein Schutzverfahren zieht also<br />
eine Exklusivität nach sich und schafft unterschiedliche Qualitäten<br />
– zumin<strong>des</strong>t auf dem Papier. Ob sich beide wirklich unterscheiden,<br />
können die europäischen Verbraucher kaum erkennen.<br />
In der Regel kostet ein geschütztes Produkt aber mehr als<br />
das gleiche Produkt ohne Schutzmarke. Darum mag noch etwas<br />
anderes zählen: Egal ob mit oder ohne Siegel ist der Lardo di<br />
Colonnata Teil der italienischen und europäischen Nahrungskultur.<br />
Als solcher hat er einen ideellen und nicht zuletzt kulturellen<br />
Wert: für die, die ihn herstellen, und für die, die ihn essen. Als<br />
Produkt mit dem EU-Herkunftsschutz wird dieser Wert nun EUeuropäisch<br />
aufgeladen.<br />
Weiterführende Literatur<br />
Carina Folkeson: Geographical Indications and Rural<br />
Development in the EU. Lund 2005.<br />
Alison Leitch: Slow Food and the Politics of Pork Fat:<br />
Italian food and European Identity. In: Ethnos, Bd. 68/4,<br />
Dezember 2003, S. 437-462.<br />
Alison Leitch: The social life of lardo. In: The Asia<br />
Pacific Journal of Anthropology, 1/1, 2000, S. 103-118.<br />
Abb. 4:<br />
Carrara, im Norden der Toskana,<br />
ist bekannt für seine Marmorbrüche<br />
© centroFoto, Carrara