Dokument 1.pdf - OPUS
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Zur ‘Westgotenarchäologie’<br />
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Als Molinero mit Duratón ein weit über die Grenzen Spaniens bekanntes Gräberfeld ausgegraben<br />
und den ersten Teil mit positiver Resonanz der internationalen Fachwelt monographisch<br />
vorstellen konnte, häuften sich unterschwellig mahnende Briefe vom Absender Santa-Olalla, die<br />
Molinero an seine fachliche Beschränktheit erinnern sollten. Außerdem blieb es in Bezug auf die<br />
Unterstützung für weitere Publikationen bei offensichtlich leeren Versprechungen. Das ist m. E.<br />
der Hauptgrund dafür, weshalb zu Duratón II, Madrona, Espirdo und Roda de Eresma niemals die<br />
Befunde veröffentlicht werden konnten. Das Manuskript für seinen Katalog über das<br />
Museumsinventar scheint dagegen schon gegen 1960 weitgehend fertiggestellt gewesen zu sein 59 .<br />
Dadurch läßt es sich erklären, weshalb er keine Bemerkungen über die wichtigen Befunde<br />
mitgeliefert hatte, denn damals hegte Molinero noch die Hoffnung, sämtliche<br />
Grabungsergebnisse in einer monographischen Reihe veröffentlichen zu können. Welche<br />
einzelnen Gründe damals dieses Vorhaben verhinderten (persönlicher oder finanzieller Natur?),<br />
konnte ich allerdings anhand der mir vorliegenden Unterlagen nicht herleiten. Doch besonders in<br />
Bezug auf das für die Forschung so ausschlaggebende Duratón II wäre es aufschlußreich zu<br />
erfahren, welche Umstände zur Verhinderung dieser Publikation führten.<br />
Aus dem bislang wenig beachteten Gräberfeld von Espirdo-Veladiez 60 konnte Molinero in den<br />
Jahren 1944 und 1950 zwei Notgrabungen durchführen. Dabei untersuchte er einige kleine<br />
Grabungsflächen, aus denen 51 von ihm vergebene Grabnummern stammen. Aus diesem Grunde<br />
ging die Fachwelt davon aus, daß es sich dabei um einen kleinen Bestattungsplatz gehandelt<br />
habe. Tatsächlich aber liegt mit Espirdo ein großes und weitgehend durch eine Kiesgrube<br />
zerstörtes Gräberfeld vor.<br />
Die anschließenden Ausgrabungen in Madrona stellten für Molinero seine letzte archäologische<br />
Grabungstätigkeit dar, so daß hier seine jahrzehntelangen Erfahrungen auf diesem Gebiet zur<br />
Geltung kommen konnten. Als Folge dessen hinterließ er eine Grabungsdokumentation in<br />
hervorragender Qualität, die sich aus Grabungstagebüchern, Gräberfeldplänen und<br />
Grabungsphotos zusammensetzen. Außerdem liegen amtliche Briefe vor, die ganz besondere<br />
Einblicke in den damals zuständigen Verwaltungsapparat erlauben und stellenweise bestimmte<br />
Vorgehensweisen erklären können. Die zunächst 1951 als Notgrabung begonnene Unternehmung<br />
in Madrona wurde neun Jahre später als Plangrabung eingestellt. Leider verhinderten schlechte<br />
Witterungsbedingungen während der letzten beiden Grabungskampagnen eine musterhafte<br />
<strong>Dokument</strong>ation und zusätzliche Befunde. Die hauptberufliche Versetzung Molineros nach Lérida<br />
(Katalonien) führte schließlich dazu, daß er nicht mehr mit der archäologischen Verantwortung<br />
für die Provinz Segovia beauftragt wurde, wodurch auch die Ausgrabung in Madrona vorzeitig<br />
eingestellt werden mußte.<br />
Antonio Molinero konnte seinen gebührenden Platz in der Westgotenforschung leider nie<br />
einnehmen. Es ist heute ein nur allzu kleiner Kreis, der in ihm den bedeutenden Archäologen der<br />
Westgotenzeit sieht. Für die längst fällige allgemeine Anerkennung fehlten ihm die<br />
Veröffentlichungen seiner Grabungstätigkeiten. Durch das Nichterscheinen dieser für die<br />
Forschung so wichtigen Arbeitsunterlagen formte sich mit der Zeit sogar das Bild jenes<br />
Amateurs, der es sogar grundsätzlich unterlassen haben sollte, systematische Grabungsunterlagen<br />
zu erstellen.<br />
59 Molinero 1971.<br />
60 Antonel Jepure, La necrópolis de época visigoda de Espirdo-Veladiez. Los fondos del Museo de Segovia. 2004.