Tipps für Knicks - Information zur Knickpflege - Kreis Stormarn
Tipps für Knicks - Information zur Knickpflege - Kreis Stormarn
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<strong>Kreis</strong> <strong>Stormarn</strong><br />
Fachdienst Naturschutz<br />
Mommsenstraße 13<br />
23843 Bad Oldesloe<br />
Tel. : 04531 / 160 349<br />
Mail: umwelt@kreis-stormarn.de<br />
Internet: www.kreis-stormarn.de<br />
Artenreicher Knick mit Überhälter<br />
Literatur<br />
HEYDEMANN, B. (1997), Neuer Biologischer Atlas: Ökologie<br />
<strong>für</strong> Schleswig-Holstein und Hamburg, Wachholtz Verlag,<br />
ISBN 3 529 05404 6<br />
KREIS STORMARN, Fachdienst Naturschutz, Merkblatt<br />
„<strong>Knicks</strong> und <strong>Knickpflege</strong>“<br />
LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT Schleswig-<br />
Holstein, 12.02.2003, „<strong>Knickpflege</strong> – aber richtig“,<br />
Teil 1 und 2, Tel.: 04347 / 704-0<br />
MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND<br />
LÄNDLICHE RÄUME SCHLESWIG-HOLSTEIN,<br />
Tel.: 0431 / 988-0, Landesnaturschutzgesetz (2003), § 15b<br />
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Kreis</strong> <strong>Stormarn</strong><br />
Text: Beirat <strong>für</strong> Naturschutz des <strong>Kreis</strong>es <strong>Stormarn</strong><br />
Fotos und Layout: Sabine Reichle<br />
Druck: Kindt Druck GmbH, Bad Oldesloe<br />
Stand: Dezember 2006<br />
ZUM EINSATZ DER KNICKSCHERE<br />
Zeit- und arbeitskräftesparend<br />
kommt heute immer häufiger<br />
die maschinelle Arbeit mit der<br />
<strong>Knicks</strong>chere zum Einsatz.<br />
Doch diese Technik kann ihre<br />
Tücken haben: Der hohe Pressdruck<br />
der <strong>Knicks</strong>chere lässt<br />
stärkere Stubben regelrecht<br />
zerplatzen. Zieht die Maschine<br />
am Holz, bevor es ganz abgetrennt<br />
ist, können Stücke des<br />
Stubbens herausbrechen oder<br />
er wird insgesamt gelockert.<br />
Dadurch können die Feinwurzeln<br />
reißen. Die Versorgung<br />
der Gehölze mit Wasser und<br />
Nährstoffen wird beeinträchtigt.<br />
Später besteht die Gefahr,<br />
dass die aufgewachsenen<br />
Stockausschläge bei starkem<br />
Wind den angefaulten Stubben<br />
auseinander hebeln und ausbrechen.<br />
Die Folgen einer unsachgemäßen<br />
Knick-"Pflege" werden<br />
also erst Jahre später deutlich.<br />
Zum Erhalt der Vitalität der Gehölze<br />
sind glatte Schnittflächen<br />
nötig, die ein Eindringen von<br />
Pilzen und Bakterien verhindern.<br />
Deshalb muss die <strong>Knicks</strong>chere<br />
ausreichend häufig geschärft<br />
werden! Bei stärkeren<br />
Gehölzen sollte sie nicht unten,<br />
sondern in etwa 1 Meter Höhe<br />
angesetzt werden. Dabei sind<br />
reißende Drehbewegungen zu<br />
vermeiden. Der Rest wird mit<br />
der Motorsäge nachgearbeitet.<br />
Drei Beispiele <strong>für</strong> einen<br />
unsachgemäßen Einsatz<br />
der <strong>Knicks</strong>chere<br />
TIPPS ZUM KNICK AUF EINEN BLICK<br />
Zeit ist Geld – dies gilt <strong>für</strong> alle Verantwortlichen der <strong>Knickpflege</strong><br />
wie Landwirte, Straßenbauämter oder ausführende<br />
Unternehmer. Trotz aller ökonomischen Sachzwänge: bitte<br />
tragen Sie durch Beachtung der gesetzlich festgelegten Regeln<br />
und weniger zusätzlicher Aspekte zum Erhalt der Vielfalt<br />
unserer auch kulturhistorisch bedeutsamen <strong>Knicks</strong> bei!<br />
⇒<strong>Knicks</strong> nur alle 10 bis 15 Jahre auf den Stock setzen<br />
(gesetzlich vorgeschriebene Frist: 01. Oktober bis 14. März,<br />
Schutz der Brutvögel).<br />
⇒Vitalität der Knickgehölze erhalten: an den Stubben glatte<br />
Schnittflächen erzeugen, die das Eindringen von Pilzen verhindern.<br />
Wenn mit der <strong>Knicks</strong>chere gearbeitet wird, ist es notwendig,<br />
mit der Motorsäge nachzuarbeiten.<br />
⇒Gehölze 20-50 cm über dem Boden oder dicht über dem<br />
Stockausschlag abschneiden.<br />
⇒Überhälter in 30 bis 50 m Abstand stehen lassen. Eichen,<br />
Obstgehölze wie Wildapfel und Kirschen sowie Efeu und<br />
Geißblatt bewachsene Bäume besonders fördern oder schonen.<br />
⇒Rechtzeitige Abstimmung zwischen Auftraggeber und Ausführendem,<br />
auf welche Knickbestandteile Rücksicht genommen<br />
werden soll. Gegebenenfalls vorherige Markierung z.B.<br />
von Obstgehölzen oder zukünftigen Überhältern.<br />
⇒Großräumigen „Kahlschlag“ vermeiden. Doppelseitige <strong>Knicks</strong><br />
(Redder) nicht beidseitig auf den Stock setzten.<br />
⇒Schnittholz vom Knickwall entfernen, um den Stockausschlag<br />
nicht zu unterdrücken.<br />
⇒Wenn keine anderweitige Verwertung möglich ist: Aufbrennen<br />
nur in ausreichendem Abstand, um Schäden an den verbleibenden<br />
Gehölzen zu vermeiden und zeitnah <strong>zur</strong> Knickarbeit, um<br />
zu verhindern, dass Vögel in den Strauchhaufen mit der Brut<br />
beginnen. Anmeldung (Amtsverwaltung / Ordnungsamt ) notwendig.<br />
⇒Baumstubben , Wall und Überhälter schonen.<br />
⇒Knickwall nicht anpflügen.<br />
⇒Bei Weidenutzung: den Knick in ausreichendem Abstand<br />
(ca. 1 Meter) abzäunen, um Tritt- und Fraßschäden zu verhindern.<br />
Zäune nicht an Knickgehölzen befestigen.<br />
Grundsätzlich sind alle Maßnahmen verboten, die zu einer<br />
erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung der <strong>Knicks</strong><br />
führen! Landesnaturschutzgesetz SH, 2003, § 15b<br />
<strong>Kreis</strong> <strong>Stormarn</strong><br />
Beirat <strong>für</strong> Naturschutz
WAS WÄRE SCHLESWIG-HOLSTEIN OHNE<br />
SEINE KNICKS?<br />
<strong>Knicks</strong> sind typisch <strong>für</strong> unser Land und nicht fortzudenken<br />
aus dem heimischen Landschaftsbild. Ihre Bedeutung<br />
<strong>für</strong> den Landschaftshaushalt ist ebenso groß: 7.000<br />
verschiedene Tierarten nutzen diesen Lebensraum. Ein<br />
einziger Knick im Östlichen Hügelland kann bis zu<br />
1.800 Tierarten beherbergen! So stellen die <strong>Knicks</strong> im<br />
waldarmen Schleswig-Holstein neben Bächen, Feldgehölzen<br />
und Kleingewässern wertvolle naturnahe<br />
Strukturen dar.<br />
Knicklandschaft bei Groß Barnitz<br />
Alle <strong>Knicks</strong> zusammen würden eine Länge von etwa<br />
45.000 Kilometer ergeben. Das klingt beeindruckend, ist<br />
aber im Vergleich <strong>zur</strong> Vergangenheit wenig: 1950 gab<br />
es noch etwa 87.000 Kilometer <strong>Knicks</strong>. Dieser dramatische<br />
Rückgang ist auch im <strong>Kreis</strong> <strong>Stormarn</strong> zu verzeichnen.<br />
Regionen mit relativ hoher Knickdichte finden sich<br />
heute z.B. noch in Fischbek, südlich des Bargteheider<br />
Moores oder östlich von Bad Oldesloe.<br />
Heute bringt die zunehmend technisierte Pflege der<br />
<strong>Knicks</strong> neue Belastungen mit sich, deren Folgen möglicherweise<br />
erst Jahre später zu Tage treten.<br />
VIELFALT FÖRDERN<br />
Eine Vielzahl von Pflanzen kommt in der Kulturlandschaft<br />
nur noch in und entlang der <strong>Knicks</strong> vor. Die<br />
Vielfalt wiederum macht <strong>Knicks</strong> <strong>für</strong> viele Tiere so<br />
attraktiv. Hier finden sie Nahrung, Deckung, Brut-<br />
und Aufzuchtmöglichkeiten.<br />
� In den schleswig-holsteinischen <strong>Knicks</strong> wachsen z. B.<br />
rund 30 Rosenarten und 100 (!) verschiedene Brombeerarten,<br />
von denen 10 weltweit nur hier vorkommen.<br />
� Auf 80 Hektar Knicklandschaft können bis zu 39 Brutvogelarten<br />
leben, von denen 28 aufgrund ihrer Lebensraumansprüche<br />
ohne die <strong>Knicks</strong> in der Agrarlandschaft<br />
keine Überlebensmöglichkeit hätten, wie z. B. Goldammern<br />
oder Heckenbraunellen<br />
� Rund 30 Vogelpaare brüten je Kilometer Knicklänge. In<br />
einem doppelseitigen Knick (Redder) kann die Dichte an<br />
Brutpaaren sogar bis auf das Sechsfache ansteigen.<br />
Von vielen dieser Arten profitiert auch die Landwirtschaft.<br />
Man kann sich leicht vorstellen, wie viele Insekten<br />
ein jedes Vogelpaar mit seinem Nachwuchs<br />
vertilgt!<br />
Ein Nebeneinander verschiedener Strukturen und<br />
Altersstufen gewährt eine hohe ökologische Vielfalt<br />
Daher:<br />
� Keinen großräumigen „Kahlschlag“ benachbarter<br />
<strong>Knicks</strong> durchführen. Das Mikroklima (Licht–, Schatten-<br />
und Windverhältnisse) ändert sich schlagartig. Kleinere<br />
Tiere mit geringem Aktionsradius haben kaum Möglichkeiten,<br />
zu bestehenden Kicks zu wechseln, wenn diese<br />
zu weit entfernt sind.<br />
� Doppelseitige <strong>Knicks</strong> (Redder) nicht beidseitig auf den<br />
Stock setzen. Nahrungs-, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten<br />
gehen sonst auf großer Fläche gleichzeitig<br />
verloren.<br />
OBSTBÄUME UND EICHEN ERHALTEN<br />
Bäume werden mit zunehmendem Alter immer wertvollere<br />
Bestandteile eines Lebensraumes, denn erst im<br />
Alter entwickeln sich viele <strong>für</strong> andere Organismen<br />
wichtige Strukturen. Deshalb sollten in einem Abstand<br />
von nicht weniger als 30 bis 50 Metern Überhälter<br />
stehen bleiben. Dies gilt besonders <strong>für</strong> Eichen aber<br />
auch <strong>für</strong> Obstbäume (Apfelbäume, Kirschen) und<br />
bis in die Krone mit Efeu oder Geißblatt<br />
bewachsene Bäume.<br />
� Obstbäume sind Frühblüher und dienen z. B. den Bienen<br />
im zeitigen Frühjahr als wichtige Nahrungsquelle.<br />
� Alte Eichen bieten mehr als 300 (!) verschiedenen<br />
heimischen Insektenarten Lebensraum.<br />
� Efeu und Geißblatt bieten Unterschlupf und Nahrung <strong>für</strong><br />
Vögel und Insekten, wie z. B. Nachtfalter, die wiederum<br />
Nahrungsgrundlage <strong>für</strong> Fledermäuse sind.<br />
Als Struktur an den Überhältern entwickeln sich borkige Rinde und<br />
Höhlen. Vögel wie z. B. Blau-, Kohl- und Weidenmeisen, Kleiber<br />
oder Baumläufer finden Nahrung (Insekten) und Unterschlupf (von<br />
links nach rechts: Apfel, Birne, Kirsche).<br />
DAS SEITLICHE AUFPUTZEN<br />
Das seitliche Aufputzen der <strong>Knicks</strong> ist auch außerhalb<br />
der gesetzlich vorgeschrieben Frist <strong>für</strong> die <strong>Knickpflege</strong><br />
(01. Oktober - 14. März) zulässig. Richtig ausgeführt,<br />
führt es nicht zu einer Beeinträchtigung der <strong>Knicks</strong>:<br />
das Abschneiden des Astwerkes darf deshalb nur senkrecht<br />
nach oben in einer Entfernung von 1 Meter zum<br />
Fuß des Knickwalles erfolgen.<br />
Häufige Praxis ist leider<br />
ein starker Schrägschnitt<br />
zum Knick hin, oft beidseitig ausgeführt (Fotos). In<br />
Verbindung mit dem nicht zulässigen Anpflügen des<br />
Knickwalles degenerieren <strong>Knicks</strong> zu schmalen, durchlässigen<br />
Schnitthecken. Oft zu beobachten sind zerfetzte,<br />
abgeschlagene Sträucher und Äste. Bessere Ergebnisse<br />
erzielt man mit scharfen Schneidwerkzeugen.<br />
Die Folgen eines falschen Aufputzens:<br />
� Die <strong>Knicks</strong> verlieren ihre Windschutzfunktion.<br />
� Vogelbruten sind in den dünnen Hecken den Klimaeinflüssen<br />
und ihren Feinden stärker ausgesetzt.<br />
� Ein wichtiger Teil der Herbst- und Winternahrung geht<br />
vor allem der Vogelwelt großflächig verloren, da die<br />
äußeren jungen Triebe auch die Blüten und in der Folge<br />
die Masse der Beeren tragen.<br />
Nicht zuletzt geht auch ein Teil der ländlichen Kultur<br />
verloren: wo es keine Holunderbeeren oder Schlehen<br />
mehr zu sammeln gibt, geraten auch alte Rezepte wie<br />
z.B. <strong>für</strong> Holunderbeersuppe in Vergessenheit.