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Zwei neue Vorstandsfrauen und hoher politischer Besuch - SKF

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KOMMENTAR<br />

KIRCHENKRISE<br />

«Für alles gibt es eine Zeit. Zeit einzureissen<br />

<strong>und</strong> Zeit zu bauen.» Die Verse<br />

aus Kohelet stehen diese Tage in unserer<br />

Agenda. Prophetisch weisen die<br />

Macherinnen auf das, was in unserer<br />

Kirche geschieht <strong>und</strong> legen uns einen<br />

realistischen Blick ans Herz. Fassaden<br />

fallen, Mauern werden eingerissen,<br />

die Kirche von einer grossen Krise erschüttert.<br />

Angefangen hat es damit,<br />

dass die Zeit sich erfüllte <strong>und</strong> ein, zwei,<br />

drei Opfer sexualisierter Gewalt Worte<br />

fanden für das Schreckliche, dass ihnen<br />

getan wurde <strong>und</strong> dass die Worte<br />

geglaubt wurden, von einem Jesuiten<br />

in Berlin, von einem Abt <strong>und</strong> anderen<br />

mehr. Dieses Zuhören <strong>und</strong> Aufdecken<br />

brachte vieles ins Rollen. Das Vertuschen<br />

<strong>und</strong> Verschweigen, das Aussitzen<br />

<strong>und</strong> das reflexartige Verteidigen<br />

der Institution Kirche wurde uns zwar<br />

allenthalben vorgeführt, aber es verlor<br />

an Kraft. Dass Gewalt aufgedeckt<br />

<strong>und</strong> Täter zur Rechenschaft gezogen<br />

werden, ist für die Opfer wichtig <strong>und</strong><br />

befreiend. Die Reaktionen der KirchgängerInnen<br />

sind gemischt. Viele<br />

sind enttäuscht, aber bereit, sich der<br />

bitteren Wahrheit zu stellen. Andere<br />

sind froh, dass endlich öffentlich wird,<br />

was sie schon lange wissen: dass es<br />

zur Realität der Kirche gehört, dass<br />

sie auch ein Ort der Demütigung <strong>und</strong><br />

der Gewalt ist. Viele sind aufgr<strong>und</strong> der<br />

erfahrenen Heimatlosigkeit ausgezogen.<br />

Viele sind geblieben. Jenseits <strong>und</strong><br />

diesseits der Kirchenmauern aber wird<br />

gebaut an (<strong>neue</strong>n) Räumen, in denen<br />

Wertschätzung <strong>und</strong> Ermächtigung das<br />

Handeln leiten. Unzählige Frauen <strong>und</strong><br />

Männer «mühen sich» (Röm 16,6) seit<br />

den Anfängen der Kirche, damit das<br />

Reich Gottes wächst <strong>und</strong> «es anders ist<br />

<strong>und</strong> wird zwischen uns».<br />

ANGELA BÜCHEL SLADKOVIC,<br />

VERBANDSVORSTAND <strong>SKF</strong>, RESSORT<br />

KIRCHE-RELIGION-SPIRITUALITÄT<br />

8 Qu(elle) 2/10<br />

LISA WEILLER<br />

«Kein Kind ist illegal.»<br />

Der Verein «Für die Rechte illegalisierter Kinder» hat die gesamtschweizerische Kampagne<br />

«Kein Kind ist illegal.» lanciert. Teil dieser erfolgreichen Kampagne war ein Manifest zur Verbesserung<br />

der Lebenssituation von Sans-Papiers-Kindern <strong>und</strong> - Jugendlichen. Dieses wurde von<br />

über 10 900 Einzelpersonen <strong>und</strong> 81 Organisationen (darunter auch der <strong>SKF</strong>; s. Qu(elle) 2/09)<br />

im Kollektiv unterzeichnet <strong>und</strong> am 2. Juni 2010 den beiden zuständigen B<strong>und</strong>esrätinnen<br />

Eveline Widmer-Schlumpf <strong>und</strong> Doris Leuthard in Bern überreicht. Kampagnenkoordinatorin<br />

Lisa Weiller freut sich über diesen Erfolg, betont aber, dass es noch viel zu tun gibt.<br />

Franziska Schawalder (fs):<br />

Frau Weiller – welche zentralen<br />

Forderungen der Kampagne<br />

«Kein Kind ist illegal.» wurden<br />

bis jetzt erfüllt?<br />

Lisa Weiller (lw): Dank intensiver<br />

Öffentlichkeits- <strong>und</strong><br />

Lobbyarbeit wurden die Thematik<br />

der Sans-Papiers-Kinder<br />

<strong>und</strong> die Forderungen der Kampagne<br />

breit diskutiert <strong>und</strong> aufs<br />

politische Parkett gebracht<br />

– sowohl in den Kantonen als<br />

auch auf B<strong>und</strong>esebene. Damit<br />

die Berufslehre für jugendliche<br />

Sans-Papiers endlich legal wird,<br />

muss den beiden Motionen in<br />

der Junisession auch noch der<br />

Ständerat zustimmen. Im Kanton<br />

Basel-Stadt ist ein Stopp<br />

der Ausschaffungshaft für Minderjährige<br />

verfügt worden.<br />

fs: Welche Ereignisse der letzten<br />

beiden Jahre würden Sie persönlich<br />

als Highlights bezeichnen?<br />

lw: Privat: Die Geburt meiner<br />

Tochter. Für die Kampagne: Das<br />

Ja des Nationalrates zu den Motionen<br />

Barthassat <strong>und</strong> Hodgers<br />

sowie die Vernissage der Wanderausstellung<br />

«Kein Kind ist<br />

illegal.». Die Wanderausstellung<br />

zeigt über 50 Plakate die von<br />

Kindern mit <strong>und</strong> ohne Aufenthaltsbewilligung<br />

<strong>und</strong> von erwachsenen<br />

Kunstschaffenden<br />

gestaltet wurden.<br />

Siegerbild des Plakatwettbewerbs von<br />

Michael Allocca<br />

fs: Gegenfrage: Welche Forderungen<br />

wurden noch nicht erfüllt?<br />

lw: Noch ist nicht klar, ob auch<br />

der Ständerat Berufslehren für<br />

Sans-Papiers befürworten wird.<br />

Nach wie vor werden Minderjährige<br />

in vielen Kantonen in<br />

Ausschaffungshaft gesperrt<br />

– bis zu einem Jahr! Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche werden trotz<br />

guter Integration <strong>und</strong> langjährigem<br />

Aufenthalt aus der<br />

Schweiz ausgewiesen. Die UN-<br />

Kinderrechtskonvention wird<br />

zwar immer häufiger aber noch<br />

nicht immer beachtet. – Es gibt<br />

also noch viel zu tun!<br />

fs: Wie geht es weiter? Bleibt die<br />

Kampagne bestehen <strong>und</strong> was geschieht<br />

mit dem Verein für die<br />

Rechte illegalisierter Kinder?<br />

lw: Der Verein bleibt bestehen<br />

<strong>und</strong> führt die wichtige Arbeit<br />

weiter: Die Wanderausstellung,<br />

wird auch in Zukunft<br />

in verschiedenen Städten <strong>und</strong><br />

Dörfern zu sehen sein. Sie ist<br />

ein wichtiges Instrument, um<br />

die Öffentlichkeit für die Situation<br />

von Sans-Papiers-Kindern<br />

zu sensibilisieren. Zudem steht<br />

die Publikation einer Broschüre<br />

an, die Lehrpersonen über die<br />

rechtliche Situation von Sans-<br />

Papiers informiert <strong>und</strong> Handlungsempfehlungen<br />

für Schulen<br />

abgibt. Die Lobby-Arbeit wird<br />

gemeinsam mit der nationalen<br />

Sans-Papiers-Plattform weitergeführt.<br />

Vielen Dank für dieses Gespräch<br />

<strong>und</strong> alles Gute. ●<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeberin:<br />

Schweizerischer Katholischer<br />

Frauenb<strong>und</strong> <strong>SKF</strong><br />

Burgerstrasse 17<br />

Postfach 7854<br />

6000 Luzern 7<br />

Telefon 041 226 02 20<br />

info@frauenb<strong>und</strong>.ch<br />

www.frauenb<strong>und</strong>.ch<br />

Redaktion: Franziska Schawalder<br />

Kommunikationsbeauftragte <strong>SKF</strong><br />

franziska.schawalder@frauenb<strong>und</strong>.ch<br />

Gestaltung: hugrafik, Luzern<br />

Redaktionsschluss Qu(elle) 3/10:<br />

23. August 2010<br />

Erscheinungsdatum Qu(elle) 3/10:<br />

Ende September 2010

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