Vortrag von Dr. Joachim Spangenberg [pdf-Datei 3 - Vamos eV
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Klima, Armut, Frieden: Herausforderungen und Handlungsansä<br />
Handlungsans ätze tze<br />
<strong>Vortrag</strong> bei Eine Welt Netzwerk & <strong>Vamos</strong> e.V.<br />
Münster, 18.9. 2007<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, SERI Deutschland e.V.<br />
Professeur invite, Université Versailles SaintQuentinenYvelines<br />
<strong>Joachim</strong>.<strong>Spangenberg</strong>@gmx.de; www.seri.de<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 1
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Inhalt<br />
1. Ressourcenkonsum<br />
2. Ressourcenvorrä<br />
Ressourcenvorr äte te<br />
3. Verteilungskonflikte & Optionen<br />
• Knappheit überwinden ü berwinden<br />
(Gerechtigkeitsnorm: Chancenbewahrung)<br />
• Privilegien sichern (Gerechtigkeitsnorm:<br />
„Grandfathering“)<br />
• Gerecht teilen (Gerechtigkeitsnormen:<br />
Gleichheit, oder historische Verantwortung,<br />
social & ecological debt):<br />
4. Kurswechsel<br />
5. Chancen<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
1. These: Unser Ressourcenkonsum…<br />
Ressourcenkonsum …<br />
ist nicht global verallgemeinerbar, weil<br />
ökologisch und/oder sozial nicht nachhaltig<br />
und damit friedensgefährdend.<br />
Das wird seit der UNCED in Rio 1992 immer<br />
deutlicher.<br />
Alternativen sind möglich. Sie bedürfen einer<br />
Integration <strong>von</strong> Ressourcenpolitik nach innen<br />
und Friedenspolitik nach außen.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Unser Konsum ist das Problem<br />
Es gibt auf der Erde zur Zeit ca. 6,8 Milliarden<br />
Menschen. Das entspricht<br />
• einer Gesamtmasse <strong>von</strong> ca. 500 Mio t Mensch.<br />
• und einem Volumen <strong>von</strong> ca. ½ km 3 Mensch.<br />
Das ist für unsere Erde gar nicht so viel. Aber:<br />
• Der durchschnittliche (!) Energieverbrauch<br />
entspricht 10 kg Holz /Kopf und Tag.<br />
• In einer Woche verbrauchen wir mehr als<br />
unser Eigengewicht in Biomasse.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
2. Begrenzte Tragfä Tragf ähigkeit: higkeit: Umweltkrisen<br />
• Global: Das Ozonloch besteht weiter, Wüsten-<br />
bildung und Bodenerosion schreiten voran, der<br />
Verlust biologischer Vielfalt nimmt nicht ab.<br />
• Verschmutzung durch Chemikalien ist weltweit,<br />
der globale Stickstoffhaushalt quillt über.<br />
• Regional: Ernährungsunsicherheit, u.a.<br />
Rückgang der Fischbestände, rückläufige<br />
Bodenfruchtbarkeit, Trinkwasser wird knapp.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
2. Begrenzte Vorrä Vorr äte: te: die Senkenkapazitä<br />
Senkenkapazit ät t<br />
• Die durch den Menschen ausgelöste Klima-<br />
änderung schreitet unerbittlich voran.<br />
• Die mittlere globale Erwärmung darf nicht<br />
mehr als 2°C über den Werten vor dem<br />
Industriezeitalter liegen, wenn unkontrol-<br />
lierbare Folgen für Mensch und Natur<br />
verhindert werden sollen.<br />
• Ein erheblicher Teil des technisch-sozial<br />
noch zu bewältigenden Toleranzbereichs ist<br />
bereits ausgeschöpft, und<br />
mehr ist fest programmiert.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Der Output des Wirtschaftssystems bedroht<br />
heute die Stabilitä Stabilit ät t der Lebensgrundlagen<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
2. Begrenzte Vorrä Vorr äte te : Das Ende der Öl Ö l und<br />
Gasvorrä Gasvorr äte te ist in Sicht<br />
• Gleichzeitig mit der steigenden Nachfrage schrumpfen<br />
die globalen Vorräte an leicht förderbarem Öl und Gas.<br />
Jährlich werden ca. 3,8 Mrd. Tonnen Öl und ca. 2,5<br />
Billionen Kubikmeter Erdgas gefördert, aber nur 1,3<br />
Mrd. Tonnen Erdöl neu gefunden.<br />
• Das Maximum der weltweiten Öl-/Gasförderung könnte<br />
um das Jahr 2010/2030 (± 10 Jahre) erreicht sein. Dann<br />
würde die Weltförderung an Öl und Gas erst stagnieren<br />
und dann langsam sinken. Die Erschließung neuer<br />
Quellen, und die weitergehende Ausschöpfung der alten,<br />
erfordern mehr Energieeinsatz und verursachen höhere<br />
Kosten: Ein dauerhafter Preisanstieg ist programmiert.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Begrenzte Vorrä Vorr äte, te, steigende Nachfrage<br />
• Der weltweite Energiebedarf wächst (in China &<br />
Indien um 20% p.a.); nach Angaben der IEA<br />
1997-2020 um 57% weltweit; die Schere zwischen<br />
Verbrauch und Vorräten klafft immer weiter<br />
auseinander.<br />
• „Peak Oil“ bedeutet bei steigender Nachfrage<br />
absolute, nicht relative Knappheit. Damit ist das<br />
Marktsystem überfordert. ü berfordert.<br />
• Es droht eine ausgedehnte Phase wirtschaftlicher<br />
Krisen und sozialer Härten. Diese geht zu Lasten<br />
der Ärmsten Ä rmsten in Afrika, Asien,<br />
Lateinamerika.<br />
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Mit absoluten Knappheiten ist nicht zu spaßen<br />
So werden Ölquellen zu Kriegsquellen<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Begrenzte Vorrä Vorr äte, te, steigende Nachfrage<br />
Ebenfalls knapp werden:<br />
• Essentielle Ressourcen wie Süßwasser und<br />
fruchtbarer Boden,<br />
• High-Tech-Metalle wie Platin, Molybdän und<br />
Niobium.<br />
• Mineralien und seltene Erden, die für die<br />
modernen, hoch spezialisierten Produktionsverfahren<br />
zumindest zur Zeit unerlässlich sind.<br />
Fü F ür r alle alle diese diese Gü G üter ter gibt gibt es es heute heute keine keine Substitute Substitute – –<br />
und und fü f ür r essentielle essentielle Gü G üter ter kann kann es es keine keine geben!<br />
geben!<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3. Folgen: Verteilungskonflikte<br />
3. Folgen: Verteilungskonflikte<br />
Wenn Wachstum an Grenzen stößt, stellt sich die Frage nach<br />
einer gerechten Verteilung neu. Handlungsoptionen:<br />
3.1 Knappheit überwinden<br />
(Gerechtigkeitsnorm: Chancenbewahrung)<br />
– a) ökonomisch durch freie Märkte,<br />
– b) technisch durch Substitution<br />
3.2 Privilegien sichern<br />
(Gerechtigkeitsnorm: „Grandfathering“)<br />
– a) ökonomisch durch Freihandel, auch mit Zertifikaten<br />
– b) militärisch durch Zugriff auf Ressourcen<br />
3.3 Gerecht teilen (Gerechtigkeitsnormen: Gleichheit – one<br />
man one ton, oder historische Verantwortung – social &<br />
ecological debt): Nachhaltigkeit<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.1.a Die ökonomische ö konomische Lö L ösung: sung:<br />
Vertrauen auf den Markt<br />
Der Optimismus gehört zur Ökonomik wie der<br />
Glaube zur Theologie. Er besagt:<br />
• Knappheiten Knappheiten fü f ühren hren zu zu steigenden steigenden Marktpreisen<br />
Marktpreisen<br />
• diese diese fü f ühren hren zur zur effizienteren effizienteren Verwendung Verwendung des des<br />
teuer teuer gewordenen gewordenen Gutes, Gutes , zur zur Reaktivierung Reaktivierung alter alter<br />
und und zur zur Erschließ Erschlie ßung ung neuer neuer Quellen Quellen (und (und zu zu<br />
Substitution).<br />
Substitution ).<br />
• So So macht macht der der Markt Markt absolute absolute Knappheiten<br />
Knappheiten<br />
unm unm öglich ö glich, , lö l öst st alle alle relativen relativen Knappheits-<br />
Knappheits -<br />
probleme probleme und und maximiert maximiert dabei dabei die die Wohlfahrt. Wohlfahrt .<br />
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3.1.b Die technische Lö L ösung: sung:<br />
Vertrauen auf Substitution<br />
Um Knappheitsprobleme zu lösen muß Substitution<br />
• rechtzeitig, rechtzeitig und schnell genug erfolgen,<br />
• quantitativ ausreichende Volumina erzeugen,<br />
• diese über ü ber Mä M ärkte rkte (nicht Kanonen) verteilen<br />
• und das alles ohne die Produktion neuer,<br />
nicht intendierter Risiken und<br />
• zu Kosten, Kosten die die Wirtschaft und den<br />
• sozialen Zusammenhalt nicht überfordern.<br />
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3.1 a & b Das Risiko: Risiko :<br />
wenn das Vertrauen enttä entt äuscht uscht wird<br />
Die massive Abhängigkeit der modernen Wirtschaften<br />
<strong>von</strong> fossilen Energien führt zu äußerst geringer<br />
Substitutionselastizität und bei Knappheit zu<br />
Wirtschaftskrisen. Damit sind das Marktsystem und<br />
die Wirtschaftstheorie überfordert (da sie absolute<br />
Knappheiten nicht kennen). Folge:<br />
• Die Theorie/Ideologie versagt, versagt , die Politik ist ratlos, ratlos ,<br />
• Umweltbelastungen und soziale Konflikte nehmen<br />
global zu, zu ,<br />
• Die Markt- Markt -Option Option scheitert. scheitert .<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Wenn aber der Optimismus trü tr ügt, gt,<br />
dann… dann …<br />
• kann das Angebot mit der Nachfrage nicht Schritt<br />
halten, die Preise explodieren.<br />
• Da<strong>von</strong> profitieren rohstoffexportierende Länder<br />
(nicht notwendig ihre Bevölkerung) und Firmen.<br />
• Steigende Rohstoffpreise treffen Schwellenländer<br />
besonders. Der höhere Anteil der Kapital- und<br />
Arbeitskosten sichert und vergrößert den Vor-<br />
sprung der Wohlstandsländer.<br />
• Knappheiten werden (temporär) absolut, auch für<br />
essenzielle Ressourcen (eccosystem services,<br />
Wasser) . Das trifft besonders die Ärmsten.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Umweltfolgen fü f ür r die Ärmsten Ä rmsten<br />
• Die Folgen des Klimawandels wie Fluten, Stürme,<br />
Dürre, Wasser- und Nahrungsmangel, Entwaldung<br />
und die Ausbreitung <strong>von</strong> Krankheiten treffen die<br />
ärmsten Länder überproportional.<br />
• Dies verschärft ihr besondere Verletzlichkeit, die<br />
einerseits bio-geographisch und wirtschafts-<br />
strukturell bedingt ist, andererseits auf mangelnde<br />
Ressourcen für effektive Vorsorge- und<br />
Anpassungspolitik zurückgeht<br />
• und durch die häufig anzutreffenden<br />
schwachen Institutionensysteme verstärkt wird.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Sozio Sozio ö ökonomische konomische Folgen<br />
• Der Ressourcenverbrauch steigt weiter rapide an,<br />
Knappheiten werden (temporär) absolut. Die Preise<br />
explodieren. Steigende Rohstoffpreise treffen die<br />
Anbieter <strong>von</strong> Billiggütern am stärksten, die NIC, und<br />
sichern so den Vorsprung der Wohlstandsländer.<br />
• Das Marktsystem ist überfordert. Umweltbelastungen<br />
und soziale Konflikte nehmen global zu.<br />
• Rohstoffexportierende Länder profitieren (nicht<br />
notwendig ihre Bevölkerung), aber ihre Wirtschaft wird<br />
auf Rohstoffexporte festgelegt (Chile deindustrialisiert<br />
im Kupfer- und Holzboom)…<br />
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Von Von In In und und<br />
Output Output<br />
unterschiedlich<br />
betroffen<br />
betroffen<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Wirtschaftliche & politische Folgen<br />
• Die Nicht-Rohstoffländer unter den Ärmsten leiden<br />
massiv, ökonomisch wie ökologisch (gerade die<br />
Subsistenzökonomien).<br />
•Geopolitik und wachsende soziale Spannungen tragen<br />
zur außenpolitischen Destabilisierung bei.<br />
•Innenpolitik und Bürgerrechte leiden unter einer<br />
Militarisierung der Außen- und Wirtschaftspolitik<br />
•Die Technologie-Entwicklung wird stimuliert, eine<br />
zeitweilige Entkopplung des Wachstums <strong>von</strong> Wirtschaft<br />
und Ressourcenverbrauch geling in den<br />
Wohlstandsländern.<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.2.a Privilegien sichern:<br />
ökonomisch ö konomisch durch Freihandel<br />
• Gerechtigkeitsnorm ist Bestandserhalt:<br />
„Grandfathering“<br />
• Quellen: Abbau <strong>von</strong> Zollschranken erhöht die<br />
Ressourcenverfügbarkeit für potente Käufer,<br />
verringert den Zugang der Ärmsten und erhöht nicht<br />
die verfügbaren Mengen.<br />
• Senken: Die reichsten Verschmutzter kaufen die<br />
billigsten Lösungen, den Ärmsten bleiben später die<br />
teuersten. Es werden Lösungen realisiert, die sonst<br />
unterblieben, aber das Potenzial bleibt gleich.<br />
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3.2.b Privilegien sichern<br />
militä milit ärisch risch durch Zugriff auf Ressourcen<br />
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3.2.b Privilegien sichern – Wenn, … dann… dann …<br />
• Wenn „die Fortführung unserer eigenen Lebensweise<br />
[…] nur möglich [ist], wenn sie auch in Zukunft<br />
einer privilegierten Minderheit [..] vorbehalten wird“<br />
(Kurt Biedenkopf, Ein deutsches Tagebuch, 2000),<br />
• dann „werden die [..] wohlhabenden Staaten gegen<br />
die Völker der armen Staaten und Regionen ihren<br />
Wohlstand verteidigen müssen. [...] Der Menschheit<br />
steht ein Jahrhundert des Mangels bevor. Um Dinge,<br />
die man einmal kaufen konnte, wird man Kriege<br />
führen.“ (R. Herden, Truppenpraxis/Wehraus-<br />
bildung 2/1996).<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 23
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.2.b Privilegien sichern: Militä Milit är r USA<br />
• 1991: „… der wahre Grund für den Krieg [ist]<br />
natürlich das Öl gewesen“ (Brent Scowcroft,<br />
nationaler Sicherheitsberater, FR 18.1.1996).<br />
• 2002: „Zugang zum Öl des persischen Golfes ist<br />
für die nationale Sicherheit der USA <strong>von</strong><br />
entscheidender Bedeutung. Falls erforderlich<br />
werden wir diese Interessen auch mit militärischer<br />
Gewalt verteidigen“ (US NSS, 17.9.2002).<br />
• 2003: „Wir [hatten] wirtschaftlich einfach keine<br />
Wahl im Irak [..]. Das Land schwimmt auf einem<br />
Meer <strong>von</strong> Öl.“ (Paul Wolfowitz, The Guardian<br />
4.6.2003).<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 24
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.2.b Privilegien sichern Militä Milit är r Deutschland<br />
• P. Struck: die „materiellen Interessen der<br />
Europäer [...] stehen gleichwertig neben ideellen<br />
Verpflichtungen. Zu [ihnen] […] gehören auch<br />
[...] der Schutz der Energie- Energie - und Rohstoff- Rohstoff -<br />
versorgung .“ . “<br />
�Nur � Nur zum Vergleich: „Der Übergang <strong>von</strong> der<br />
klassischen Machtpolitik zur sachlichen<br />
Friedenspolitik [...] muss als der Ziel- Ziel - und<br />
Methodenwechsel <strong>von</strong> der Durchsetzung zum<br />
Ausgleich der Interessen begriffen werden.“<br />
(Willy Willy Brandt, Nobelpreisrede).<br />
Nobelpreisrede<br />
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3.3 Gerecht teilen, Grenzen einhalten:<br />
leben im Umweltraum<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Social & ecological debt: debt :<br />
Wer bezahlt diese Schulden?<br />
Blickt zurü zur ück ck im Zorn!<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.3 Nachfrage senken: senken : Mehr als Effizienz<br />
�Notwendig ist eine absolute Entkoppelung <strong>von</strong><br />
Wirtschaftsentwicklung und Ressourcenverbrauch, nicht<br />
eine relative bei absolut steigenden Emissionen.<br />
�Rebound � Rebound- -Effekt: Effekt: Führt Ressourcen-Einsparung zu<br />
Minderausgaben (win-win-Lösungen), so wird dieses<br />
Geld wieder ausgegeben und damit erneut Ressourcen<br />
verbraucht.<br />
�Je<strong>von</strong>s � Je<strong>von</strong>s‘ ‘ Paradoxon: Paradoxon Effizienz senkt die Nutzungskosten<br />
und führt zu vermehrtem Einsatz. Falls nicht direkt, so<br />
sinkt durch Einsparungen die Nachfrage bei gleichem<br />
Produktionspotenzial, drückt das Überangebot die<br />
Preise, die Nachfrage steigt erst recht.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 28
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.3 Ohne Abschö Absch öpfungen pfungen drohen<br />
perverse Effekte<br />
∑ Möglichkeiten sind Konsumsteuern, Konsumsteuern die den<br />
Rebound Effekt auf und Ökosteuern Ö kosteuern, die die<br />
relative Verbilligung durch Effizienzsteigerung<br />
kompensieren (Je<strong>von</strong>s Paradoxon).<br />
∑ Beide stimulieren weitere Effizienzsteigerungen<br />
bei Produzenten und Konsumenten. Auf<br />
regressive regressive Effekte Effekte ist zu achten.<br />
∑ Sie finanzieren soziale Nachhaltigkeit (Grund-<br />
sicherung), auch global (Schuldentilgung,<br />
Entwicklungszusammenarbeit).<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 29
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
3.3 Nachfrage senken Substitution<br />
Substitution: aus den bekannten Gründen entfallen die Optionen<br />
Kohle und Atomenergie.<br />
Regenerative Energieträ Energietr äger ger (Wind, Solar, Biomasse, Erdwärme,<br />
Gezeiten,…) sind wie gesagt bei gegenwärtigem Verbrauchsniveau<br />
kein ausreichender Ersatz. Aber in Verbindung mit<br />
weitgehender Reduktion des Energieverbrauchs sind sie in der<br />
Lage, den Restbedarf zu decken.<br />
Eine „solare Vollversorgung“ ist auch in Industrieländern wie der<br />
Bundesrepublik oder Japan möglich. Dabei sind nicht<br />
großmaßstäbliche Lösungen zielführend, sondern ein<br />
Flickenteppich aus örtlich angepassten Technik-Kombinationen.<br />
Auswahlkriterium sind die Gegebenheiten des Standorts, in<br />
Verbindung mit Preisen und Umweltbelastungen<br />
durch Flächen- und Materialverbrauch sowie die<br />
Energieeffizienz.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 30
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Knappheiten bei regenerativen Energieträ<br />
Energietr ägern gern<br />
kö k önnen nnen kurzfristig in Übersch Ü berschü üsse sse umschlagen<br />
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Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
4. Ein Kurswechsel notwendig<br />
• Das Schrumpfen der Öl-, Gas- und Mineralvorräte<br />
ist unvermeidlich. Angebot und Nachfrage<br />
entwickeln sich gegenläufig und führen<br />
erst zu relativen, relativen dann (zumindest temporär)<br />
zu absoluten absoluten Knappheiten. Substitute stehen<br />
nicht rechtzeitig und ausreichend zur Verfügung.<br />
• Beide Knappheiten führen zu Verteilungskonflikten.<br />
Die USA, EU und die Bundesrepublik<br />
bereiten eine militärische Lösung dieser Konflikte<br />
vor. Krieg ist keine Lösung, sondern<br />
die ultimative Nicht- Nicht -Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 32
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
4. Fazit: Statt Konflikten<br />
Schadensbegrenzung vorbereiten<br />
• Unvermeidlich, irreversibel (in 2- 2 -3 3 Generationen),<br />
begrenzbar:<br />
Klimaänderung, Verlust Biodiversität, Wüstenbildung<br />
• Reversibel, grundsä grunds ätzliches tzliches Umdenken<br />
erforderlich:<br />
atomwaffenfreie Welt, ungerechte Verteilung in und<br />
zwischen den Völkern, Partizipationsrechte, Konsum,<br />
„das Ende <strong>von</strong> Öl, Wachstum und Frieden“<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 33
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
4. Ein Kurswechsel mö m öglich glich<br />
Alternativen sind möglich. Sie bedürfen einer<br />
Integration <strong>von</strong> Ressourcenpolitik nach<br />
innen (fossiler Primärenergieverbrauch<br />
langfristig nahe null) und Friedenspolitik<br />
nach außen.<br />
Dabei sind interessengeleitete Widerstände zu<br />
überwinden, innen- wie außenpolitisch.<br />
Entscheidend ist der<br />
politische Wille.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 34
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
4. Ressourcenpolitik<br />
• Energieeffizienz, erneuerbare Energien und solarer Umbau<br />
(„weniger und besser“, ) sind auch die angemessene, weil<br />
friedliche Antwort Europas auf die Falle <strong>von</strong> Konkurrenz,<br />
Gewalt und Kriege um die zur Neige gehenden Vorräte an Öl<br />
und Gas.<br />
• Langfristig sind Solarenergie, Rest-Biomasse, Geowärme,<br />
Wind und Wasser sowie Wasserstoff als Sekundärträger in<br />
der Lage, den gesamten Bedarf an Strom, Wärme und<br />
Kraftstoffen zu decken, wenn der Energieverschwendung<br />
Einhalt geboten wird.<br />
• Zudem ist eine solche Energiewende trotz erheblicher<br />
Umstellungskosten volkswirtschaftlich attraktiv: heute gibt<br />
die EU jährlich ca. 240 Milliarden € für Öl- und Gasimporte<br />
aus, das entspricht 6% der Gesamtimporte<br />
oder 1,2% des BIP (1999).<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 35
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
4. Friedenspolitik<br />
Statt Geopolitik, Ringen um Einflusssphären:<br />
• Globale Partnerschaft auf Basis Gleichberechtigung,<br />
Prävention <strong>von</strong> Konflikten & Interventionen, Kooperation<br />
„auf Augenhöhe“,<br />
• Vorreiterrolle bei Minen, Kleinwaffen, etc. auch ohne USA.<br />
• Block der Partnerschaften mit Brasilien, Russland, China,<br />
Südafrika, AKP, Med-Ländern etc. aufbauen,<br />
• UN stä st ärken, rken, z.B. durch Garantiefonds für Beitragsausfälle,<br />
• Konfliktprävention und Moderation statt Erzwingung,<br />
• Nachhaltigkeitsprü<br />
Nachhaltigkeitspr üfung fung der Außenund<br />
Handelspolitik.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 36
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Dazu die Brundtland<br />
Brundtland Kommission<br />
Kommission<br />
“Sustainable Sustainable development is development that meets<br />
the needs of the present without compromising the<br />
ability of future generations to meet their own needs. It<br />
contains within it two key concepts:<br />
- the concept of ‚needs‘, in particular the essential<br />
needs of the world‘s poor, to which overriding priority<br />
should be given, and<br />
- the idea of limitations imposed by the state of<br />
technology and social organization on the<br />
environment’s ability to meet present and future needs”<br />
Our Common Future (1987), S. 43<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 37
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
5. Chancen<br />
Übergangsstrategien: Ü bergangsstrategien: was<br />
• Effizienz (Technologie, Organisation) und<br />
Abschöpfung der Mittel (Vermeidung <strong>von</strong><br />
Rebound und Je<strong>von</strong>s‘ Paradox Effekten).<br />
• Förderung der ökologisch und ökonomisch<br />
verantwortlichen Einführung erneuerbarer<br />
Energien.<br />
• Förderung nachhaltiger Konsummuster.<br />
• Langfristige vertragliche Sicherung<br />
<strong>von</strong> Erdgaslieferungen: Partnerschaft<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 38
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
5. Chancen & Überg Ü bergä änge: nge: was<br />
Die EU als Friedens- und Handelsmacht kann Sphären<br />
partnerschaftlicher Kooperation schaffen:<br />
• Unter den alten und neuen Mitgliedern,<br />
• Mit den AKP-Staaten (statt als Vollstreckungsorgan <strong>von</strong> Weltbank,<br />
IWF und WTO aufzutreten)<br />
• In der strategischen Partnerschaft mit den Mahgreb-Staaten<br />
(Barcelona-Prozeß); dieser sollte Bestandteil der Nachbarschafts-<br />
politik werden.<br />
• Durch Ausbau der strategischen Energie-Kooperation mit<br />
Russland, Russland die Prodi anstrebte, erweitert auf andere Themen und<br />
geographisch auf die NIS, incl. Zentralasien. Auf EU/NIS-Ebene<br />
kann auch den Ängsten der neuen Mitgliedssaaten besser<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Alle Betroffenen können bei Kooperation mehr gewinnen<br />
als bei dem Versuch, als Sub-Imperatoren an der Seite<br />
der USA das „nationale Interesse“ zu verteidigen.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 39
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
5. Chancen & Überg Ü bergä änge: nge: mit wem<br />
• Vordringlich ist kurzfristig die Etablierung einer<br />
kohärenten Politik verlässlicher Partnerschaft mit<br />
Russland und Kasachstan, statt geopolitischer<br />
Machtspiele, Militarisierung der Außenwirtschaftspolitik.<br />
• Mittelfristig ist die Partnerschaft im Mahgreb mit<br />
Substanz zu füllen, die z.B. in den Bereichen<br />
Entwicklung, Bildung und Kulturaustausch (auch: Islam<br />
verstehen lernen!).<br />
• Ebenfalls mittelfristig sollte eine faire Kooperation mit<br />
den AKP-Staaten angestrebt werden – hier geht es um<br />
Agrar- und Mineralhandel.<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 40
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Statt Ineffizienz und Ungerechtigkeit…<br />
Ungerechtigkeit …<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 41
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
…brauchen … brauchen wir Innovation und Gerechtigkeit<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 42
Gerechtigkeit im Treibhaus<br />
Danke Danke fü f ür r Ihre Ihre Aufmerksamkeit.<br />
�Weitere Informationen und<br />
�Publikationen zum Herunterladen<br />
finden Sie auf der Homepage des<br />
Sustainable Europe Research Institute unter:<br />
www.seri.de<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Joachim</strong> H. <strong>Spangenberg</strong>, Münster, 18.9. 2007 Page 43