MPAe T1ex127-.45ex51275atigkeitsbericht 2002/2003 - Max-Planck ...
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108 III. ABTEILUNG ROSENBAUER/DEPARTMENT ROSENBAUER<br />
langen Rechnungen und Erörterungen entschied man<br />
sich für 67 P/Churyumov-Gerasimenko, der fast allen<br />
Forderungen zufriedenstellend entsprach, außer dass<br />
er sich als deutlich größer (und damit wahrscheinlich<br />
massereicher) herausstellte als Wirtanen.<br />
Wir mussten uns also auf den schlechtesten Fall, d.h.<br />
eine gegenüber einer Landung auf Wirtanen deutlich<br />
höhere Auftreffgeschwindigkeit, einzustellen versuchen.<br />
Zuerst wurde erwogen, die Rückprallgefahr durch<br />
Versteifung der Beine des Landegestells zu verringern.<br />
Dies stellte sich wegen der festgelegten Gesamtmasse<br />
und Massenverteilung des Landers als nicht<br />
sinnvoll machbar heraus. Wir versuchten deshalb, das<br />
an Bord befindliche Kaltgassystem (ADS) so umzubauen,<br />
dass die Auftreffgeschwindigkeit ferngesteuert<br />
verringert werden kann. Dieser ” Königsweg“, der<br />
die für den Wirtanen-Fall vorbereiteten und getesteten<br />
Landeverhältnisse weitgehend wiederhergestellt hätte,<br />
wurde uns von der ESA, wegen aus ihrer Sicht nicht<br />
mehr ausreichender Zeit zum Testen, untersagt.<br />
Wir waren deshalb auf kleine Korrekturen am Landegestell,<br />
nämlich eine teilweise Versteifung des<br />
Kardan-Gelenks und eine Reduktion des maximalen<br />
Kippwinkels auf 5 ◦ beschränkt. Damit wird aber auch<br />
die für die wissenschaftlichen Experimente wichtige<br />
Kippsicherheit des Landers reduziert. Ob diese, auf<br />
Anraten der Firma Astrium dann doch durchgeführten<br />
Änderungen aber tatsächlich einen nennenswerten<br />
positiven Effekt haben, konnte nur mehr mittels Simulationen<br />
und Tests mit dem Qualifikationsmodell ermittelt<br />
werden, da der Lander bereits am Satelliten integriert<br />
war.<br />
Wir müssen deshalb leider in Kauf nehmen, dass<br />
wahrscheinlich die Landung auf dem ” neuen“ Kometen<br />
riskanter ist als es eine Landung auf Wirtanen gewesen<br />
wäre, weil sowohl die Wahrscheinlichkeit des<br />
tiefen Einsinkens und des Rückpralls als auch die des<br />
Umkippens voraussichtlich höher sein werden als bei<br />
einer Landung mit kleinerer Geschwindigkeit, wie sie<br />
bei Wirtanen zu erwarten gewesen wäre.<br />
Experimente und Experimentbeteiligungen<br />
in unterschiedlichen Phasen der<br />
Durchführung<br />
COSAC<br />
Unser wichtigstes Experiment COSAC muss weiterhin<br />
sporadisch bezüglich seiner Einsatzfähigkeit überprüft<br />
werden. Es ist außerdem eines der wenigen<br />
Rosetta-Experimente, das, wenn das System nicht im<br />
” Schlafzustand“ ist, bereits vor der Landung nützliche<br />
Daten (über das umgebende Gas) liefern kann.<br />
(H. Rosenbauer, F. Goesmann, R. Roll, M. Hilchenbach,<br />
H. Böhnhardt)<br />
Beiträge zum Landegerät ” Beagle 2“ der<br />
Mars-Express-Mission<br />
Entsprechend unserem Interesse haben wir uns an<br />
dem Bodenanalysegerät (GAP = Gas Analysis Package)<br />
von Beagle 2 mit der Beistellung des sog. Sample<br />
Handling, Acquisition and Distribution System<br />
(SHADS), bestehend aus ” Karussell“, ” Tapping Stations“<br />
und 12 bis zu einer Temperatur von 800 ◦ C hochheizbaren<br />
” Öfen“ aus Platin beteiligt und uns damit<br />
die uneingeschränkte Mitwirkung bei der Datenanalyse<br />
erworben.<br />
Wie bekannt ist, ist aber die Landung von Beagle 2 leider<br />
misslungen bzw. eine Kommunikation zum Mars<br />
Express Orbiter oder anderen möglichen Empfangsstationen<br />
nicht zustande gekommen. Es ist ein kleiner<br />
Trost für uns, dass wir von den Kollegen der Open<br />
University eingeladen wurden, uns an Beagle 3 zu beteiligen,<br />
über dessen Realisierung zur Zeit diskutiert<br />
wird.<br />
(R. Roll, F. Goesmann, H. Böhnhardt).<br />
COSIMA<br />
Seit April <strong>2003</strong> ist unser Institut auch das neue Zuhause<br />
eines weiteren Rosetta-PI-Instrumentes, des kometaren<br />
Sekundärionen-Massenspektrometers COSI-<br />
MA. Dieses Instrument misst die Zusammensetzung<br />
des Kometenstaubes in der Umgebung des Kometenkernes<br />
auf dessen Weg zum Perihel. COSIMA wurde<br />
am <strong>Max</strong>-<strong>Planck</strong>-Institut für extraterrestrische Physik,<br />
Garching, mit dem Hauptkontraktor, der Firma<br />
von Hoerner und Sulger, Schwetzingen, unter der Leitung<br />
des COSIMA-PI Dr. Jochen Kissel gebaut. Jochen<br />
Kissel ist seit dem 1. April <strong>2003</strong> an unserem Institut,<br />
und hier werden in den kommenden Jahren zusammen<br />
mit den COSIMA-Wissenschaftlern auch die<br />
Kalibrationen mit dem Referenzmodell durchgeführt<br />
und das COSIMA-Flugmodell betreut werden.<br />
Die wissenschaftlichen Fragen, welche mit COSIMA<br />
untersucht werden sollen, sind:<br />
• Woraus bestehen die Staubteilchen, die vom Kometenkern<br />
kommen?<br />
• Welche Effekte bewirkt die Staubfreisetzung,<br />
und wie ändert sich der Staub auf seiner Flugbahn<br />
durch die Kometenkoma?