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Zeitschrift Behinderung und Dritte Welt

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B ERICHTEter-Konzepte einigen, mit denen die Hindernisse beseitigtwerden können.“ Die Konferenz verständigtesich auf drei Länder in Afrika, Südamerika <strong>und</strong> Asien,in denen die Empfehlungen der Konferenz beispielhaftumgesetzt werden sollen.Gemeinsam mit den Partnerländern sollen politischeLeitlinien <strong>und</strong> Umsetzungsstrategien einer InklusivenBildung, die sich an alle Kinder <strong>und</strong> Jugendlicherichtet, entwickelt werden. Dabei müssendie unterschiedlichen Rahmenbedingungen der Länderberücksichtigt werden, um relevante <strong>und</strong> qualitativeBildungsangebote in allen Formen <strong>und</strong> auf allenBildungsstufen gewährleisten zu können.Die Peter Ustinov Stiftung, die sich bereits seitzehn Jahren für benachteiligte Kinder <strong>und</strong> bessereBildungschancen engagiert, hat zum Abschluss derinternationalen Konferenz zu Inklusiver Bildung dieAbsicht erklärt, erste Maßnahmen des vereinbartenAktionsplans umzusetzen. Drei Projekte an Musterschulenauf drei Kontinenten werden initiiert <strong>und</strong>unterstützt.Die Probleme vor Ort sind sehr vielfältig. Verschiedenartigefinanzielle Belastungen der Familien,welche durch den Schulbesuch der Kinder entstehen,sind beispielsweise ein wichtiger Hinderungsgr<strong>und</strong>beim Zugang zu Bildung: „40 Prozent derärmsten Familien in den Entwicklungsländern müssenzehn Prozent des Familieneinkommens für dieSchulbildung der Kinder aufbringen,“ erläuterteDina Craissati von UNICEF New York. Dabei sei esschwer, die tatsächlichen Kosten zu erfassen, denneine einheitliche Statistik gebe es nicht. Zu den Belastungengehören neben Schulgeld auch Kosten fürBücher, Schuluniformen oder die Teilnahme an bestimmtenSchulprogrammen. „In manchen Ländernmüssen sich die Eltern auch an der Bezahlung derLehrer beteiligen“, erläuterte Craissati. Sicher seinach entsprechenden Erfahrungen in Afrika, dassdie Zahl der Schüler sprunghaft ansteige, wenn dieKosten für Schule gesenkt oder abgeschafft werden.Wie unterschiedlich die Herausforderungen fürdie benachteiligten Gruppen in den verschiedenenTeilen der <strong>Welt</strong> sind, wurde in den Vorträgen deutlich.Matthias Brenzinger von der Universität Kölnerläuterte, dass es in Afrika im Schulalltag vor allemVerständigungsprobleme gebe. Auf dem afrikanischenKontinent seien 2000 Sprachen erfasst. Welchedavon im Unterricht benutzt werden, wie dieKinder aus anderen Sprachgruppen integriert werden<strong>und</strong> wie eine sprachliche Verarmung in Folgeder Einführung allgemeiner Bildung vermieden werdenkönne, sei vielfach noch ungeklärt. Zur Zielgruppeder Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen aus städtischenSlums erläuterte Alex Erich von AVEDIS Social DevelopmentConsultants, dass mehr als die Hälfte dieserGruppe in Asien lebe, vor allem in China, Indien<strong>und</strong> Pakistan. Die Slums wachsen nicht zuletzt, weildie Überlebenschancen in ländlichen Bereichennoch geringer sind. Es wurde darauf hingewiesen,dass Investitionen in die städtischen Gebiete dieProbleme verschärfen könnten, weil sie damit denZustrom in diese urbanen Randbereiche noch verstärkten.Ein mit städtischer Armut eng verknüpftesThema ist Kinderarbeit. Laut Patrick Quinn von derInternational Labour Organisation sind die Bildungslaufbahnenvon arbeitenden Kindern vor allemdurch einen späten Eintritt sowie frühem Ausscheidenaus dem Bildungssystem gekennzeichnet, dasich Arbeit <strong>und</strong> Schule meist nicht vereinbaren lassen.Um Kinderarbeit vorzubeugen <strong>und</strong> zu reduzieren,sei es deshalb entscheidend, Bildungsangebotezu schaffen, die kostenlos, verpflichtend <strong>und</strong> an dieMobilität der arbeitenden Kinder flexibel anpassbarsind.Von allgemeinbildenden Inklusiven Bildungssystemenprofitieren würden auch Kinder <strong>und</strong> Jugendlichemit <strong>Behinderung</strong>en. Jamie Gentile aus Südafrikaführte aus, dass 40 der 115 Millionen Kinder <strong>und</strong>Jugendlichen, die keine Schule besuchen, mit <strong>Behinderung</strong>enin unterschiedlicher Ausprägung leben.Wenngleich das oberste Ziel die bestmögliche Inklusionvon möglichst vielen dieser Kinder in das reguläreBildungssystem darstellt, so wird es jedoch nachAnsicht der Teilnehmer auch weiterhin für einigeKinder <strong>und</strong> Jugendliche mit sehr spezifischen Bedarfeneigene Bildungseinrichtungen geben müssen.Das Gr<strong>und</strong>modell der von der UNESCO empfohlenenInklusiven Bildung wird nicht allein in den Entwicklungs-<strong>und</strong> Schwellenländern umgesetzt. Es eignetsich auch, in wirtschaftlich hochentwickeltenStaaten mit ausgebauten Schulsystemen umgesetztzu werden <strong>und</strong> eine bessere Ausbildung für benachteiligteBevölkerungsgruppen zu erreichen. So informiertebeispielsweise Pirjo Koivula aus dem Schulministeriumin Helsinki, dass Finnland derzeit nachdem Ideal von Inklusiver Bildung die Schulgesetzgebungreformiere. Ziel dieser Reform sei, mit einemgerechten <strong>und</strong> effizienten Bildungssystem vor allemauch Kinder mit <strong>Behinderung</strong>en besser zu integrieren.Kristina Wendland44 <strong>Zeitschrift</strong> <strong>Behinderung</strong> <strong>und</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Welt</strong> 3/2009

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