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Dr. Anette Köger - Treib-Art

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Vernissage, 23. April 2011, 13.00 hin der Galerie KUNSTSCHRANK mit KUNSTWIESEN`,Lenningen, OT Unterlenningen,www.TREIB-ART.de Ingrid Wiche TREIB-ART@t-online.deSister II ART – Zwei Schwestern? Ja! Aber gleicheKunstwerke? Nein23.04.-20.07.2011Sehr verehrte Gäste, sehr geehrte Damen und Herren,liebe Friederun Friederichs und liebe Witha Lacuesta,liebe Frau Wiche!wir sind heute am Ostersamstag hier am Fuße der Schwäbischen Albzusammen gekommen, um die Werke (ca. 80 Friederichs, ca. 20Lacuesta), die die Künstlerinnen für uns ausgewählt haben und die dieGaleristin Ingrid Wiche mit ihnen aufgebaut und aufgehängt hat, kennenzu lernen. Und – ganz wichtig - sich daran zu erfreuen.Ich hatte das Vergnügen bereits mit Teilen der Ausstellung, um Ihnenheute meine Beobachtungen dazu mitteilen zu können. Vielen Dank fürdiese Ehre, die mir gleichzeitig eine große Freude ist.Bei zeitgenössischer Kunst ist eine direkte Begegnung zwischen Ihnen -den BetrachterInnen der Kunst - und ihren MacherInnen möglich.Friederun Friederichs (<strong>Dr</strong>. Friederun Hardt-Friederichs) und WithaLacuesta, leben für und mit der Kunst, zwar auf zwei verschiedenenKontinenten: Europa und Nordamerika, doch mit gleichem familiärem1


Hintergrund. Es sind zwei Schwestern, sie sind gebürtigeFrankfurterinnen.Dies ist der Anlass für die Galeristin Ingrid Wiche, die Werke der beidenhier in Unterlennigen aufeinander treffen zu lassen.Und wir werden zu Zeugen.Lassen Sie sich auf das Motto der Galerie ein: Kunst bewirktKommunikation.Begleiten Sie mich beim Entschlüsseln so mancher hintersinnigen unddoch charmant interpretierten Künstlerarbeit.Wir machen eine kleine Reise in 7 Etappen durch die Objektwelt vonFriederun Friederichs sowie durch die Bilderwelt von Witha Lacuesta.Schließlich haben die Werke und ihre Macherinnen ebenfalls Reisenabsolviert – einmal von Herrenberg und einmal von Florida - um hierheute bei uns zu sein.Bei unserer 7- Etappen - Werkreise ist es am besten, den roten Fadennicht aus den Augen zu verlieren.Erste Etappe der Reise: der FADENBeim Stichwort Faden sind wir mitten drin in Friederun FriederichsSchaffenswelt aus Künstlerbüchern und Künstlerbuchobjekten.Der Faden reicht zurück an die Wurzeln der Kultur. Kunst undMythologie zeigen ihn seit der Vorzeit. Ist es nicht Ariadnes Wollknäuel -Faden der ihrem Geliebten Theseus den Weg aus dem Labyrinth desMinotaurus weist?Friederun Friederichs „Labyrinth grün I und II, Mit dem Ariadnefadendurch das Labyrinth der (meiner )Kunst.“, Frankfurt 2004 (42


Unikatbücher in Variation + 1 Unikatfaltbuch) thematisiert diesanschaulich.Hängt auch in unserem Leben nicht manchmal Entscheidendes amseidenen Faden?Rote, weiße und goldene Fäden sind in die 3 Unikatbücher„Schicksalsgöttinnen“, Frankfurt 2005, von Friederun Friederichs inselbst geschöpftem Baumwollpapier eingeschöpft.Nach dem Mythos der drei Schicksalsgöttinnen wie sowohl von denGermanen (Nornen, 3 Schwestern: Urd, Verdandi, Skuld), den Griechen (Moiren:Klotho, Lachesis, Atropos) als auch den Römern (Parzen: Nona, Decima, Parca)überliefert, spinnen, bemessen und durchtrennen diese denSchicksalsfaden eines jeden Menschen.Der Faden als Symbol des Lebens webt sich ebenfalls durch „DieKarawane zieht weiter“, Frankfurt 2006,(Unikat in selbst gefertigter Mappe, selbst geschöpftes Baumwollpapier,Papierguß-Malerei mehrfarbig, individuelles Lesezeichen).Die Kamele zu zweit oder dritt auf einem Blatt sind an einem seidenenFaden, teils geklebt oder gemalt miteinander verbunden: Ein magischerZusammenhalt von niemand durch trennbar, mit dem Ziel weiterzuziehen wie schon seit Jahrtausenden.Zweite Etappe der Reise: KAMEL + SEIDEKamelkarawanen beförderten schwere Lasten von China nach Europaund umgekehrt seit der Han Kaiser Wudi ( 156-87 v. Chr.) dieSeidenstraße als Handelsroute initiierte.Das Kamel ist das Symbol der Seidenstraße. Bis zu tausend Kamele und<strong>Dr</strong>omedare zählten die Karawanen häufig. Nur sie vermochten die3


gewaltigen Entfernungen zu überwinden, den Klimaschwankungen undHöhenunterschieden sowie den großen Strapazen stand zu halten.Das Künstlerbuch-Objekt „Sand und Seide - Seidenstraße“, Frankfurt2006, thematisiert dies anschaulich und ideenreich.(10 Unikatbücher in Variation, in Rollenform in Kassette).Öffnen Sie die Kassette und Sie werden ins Staunen geraten: Welch’ einUniversum tut sich auf! Das Geheimnisvolle des ungeheureEntfernungen überwindenden Handelswegs ist in die Box eingewoben.Was sagt die Künstlerin selbst dazu?: “Das Künstlerbuch-Objekt „Sandund Seide“ visualisiert meine Vorstellung vom Mythos derSeidenstraße, der an seiner Faszination auch in der heutigen Zeit nichtseingebüßt hat. Mehrere Sinne werden beim Betrachten desBuchobjektes angesprochen: Sehen, Fühlen und Tasten, Riechen, sogardas Schmecken könnte – zumindest gedanklich- angesprochen sein.“Denn kleine Beutel aus Seide sind im Künstlerobjekt verstaut. Sie sindgefüllt mit Beispielen der Waren, die auf der Karawanenenstraße über8.000 km bis 10.000 km durch Zentralasien, Indien, Persien, denKaukasus, durch die Türkei, den Nahen Osten, Ägypten und schließlichbis nach Rom transportiert wurden.Es klingt ein Hauch von Luxus, von Tausend und einer Nacht sowie vonAbenteuer aber auch von Entbehrung, von Anstrengung und vonjahrelanger Ausdauer von Mensch und Tier mit.Zitat Friederun Friederichs. „[…]. [Das Kamel] steht für mich alsMetapher, trägt es doch die ganze Last des unendlich mühseligenWeges auf seinem Rücken. So erscheint es hier im Buchobjekt in4


verschiedenster Form und Gestaltung: […], tief eingeprägt weist es aufdie Spuren, die es in den weichen Sand drückt, und schließlich trägt esauf seinem Rücken Seide als eine „seidene Haut“.“Seide als exotische Kostbarkeit bedeutet Luxus und märchenhaftenReichtum. Sie ist das erste Mal in Rom im Jahr 150 v. Chrnachgewiesen.So trabt eine Kamelkarawane aus Krawattenseide im Künstlerbuch-Objekt das Papier entlang.<strong>Dr</strong>itte Etappe der Reise: PAPIER + BUCHSelbst das Geheimnis der Papierherstellung verdanken wir im Westen,dem Austausch von Ideen auf der Seidenstraße. Ebenso wie übrigensdie Kenntnisse über den Buchdruck oder die Destillation.Diese Hommage an die große Kulturstraße ist einer Künstlerin wieFriederun Friederichs würdig, die ihr künstlerisches Schaffen Themenrund um das Buch widmet.Das Buch als Wissensspeicher ist ein Kultur- und Ideenträger.Friederun Friedrichs hat sich diesem sowohl intellektuell akademisch alsauch handwerklich künstlerisch genähert. Es entstehen permanent neueWahrnehmungszusammenhänge, Texte, Erläuterungen und derenUmsetzung in Kunst.Dank überaus reizvoller Verbindungen von experimentellenMischtechniken beginnend beim Papierschöpfen über sämtliche<strong>Dr</strong>ucktechniken wie Radierung, Kaltnadel, Aquatinta und Strichätzungbis zur Malerei mit Acryl, Aquarell, Gouache auch in Kombination mit derCollage.5


Hinzu kommen diverse Buchbindetechniken mit dem Einsatz von Nadelund Faden – da ist er wieder – bis hin zur freien Objektgestaltung.Es gilt festzuhalten: Alle Techniken werden professionell beherrscht.So vielfältig die Materialien von der Künstlerin kombiniert werden soreichhaltig ist ihr inhaltlicher Ansatz.Vierte Etappe der Reise: MÄRCHEN[In der Schatztruhe Treasure Chest Sprichwörter / proverbes, (Unikatbücher, 2verschiedene Bände, Frankfurt 2006 /07) von 2006 werden englische und deutscheSprichwörter mit Aufklebebuchstaben zitiert. Sprichwörter sind ein überlieferter Schatz derVolksweisheit und können beim Betrachten zum Nachdenken anregen.}Einen Schatz der Volksweisheit stellen Märchen dar. Sie spielen einegroße Rolle im Oeuvre von Friederun Friederichs.Märchen bieten ein Rückzugsgebiet für die Seele an, in unserer hochtechnisierten Welt. Deren Gefahren uns derzeit mit schrecklicherGewissheit vor Augen geführt werden.Friederun Friederichs führt zum Märchen über die Maßlosigkeit„Vom Fischer un sin Frau – Märchen von den Gebrüdern Grimm“(6 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2007)zur Frage „Warum Märchen?“ eine ausführliche Erklärung an.Ich kann Ihnen deren Lektüre sehr empfehlen.Lassen Sie sich von den Märchenboxen zum Träumen verführen, hiernur eine kleine Auswahl:„Eitelkeit, Schneewittchen, Märchen von den GebrüdernGrimm“6


(2 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2007)„Hilfsbereitschaft, Schneeweißchen und Rosenrot, Märchenvon den Gebrüdern Grimm“(2 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2007)„Rache, Dornröschen, Märchen von den Gebrüdern Grimm“(5 Unikatbuchprojekte in Variation, Frankfurt 2007)Die schöne Lau – Die Arge LauEduard Mörike, Das Stuttgarter Hutzelmännlein, 1852(4 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2007)Fünfte Etappe der Reise: die NATURDoch auch die Natur und ihre bunte Vielfalt ziehen das Auge FriederunFriederichs an.Es gibt Monotypien von 2001 zu den „Blumen aus meinem Garten“ ,aus demselben Jahr „Schmetterlinge“ (in Frottage/Grattage Technikeines Max Ernst) wie bei „Meine kleine Stadt“ (Max Ernst Frottage,Baumeister, Gilgamesch)Im Darwinjahr 2009 wurden Kindheitserinnerungen wieder wach. Dieendlosen aufgespießten Insekten im Naturkundemuseum entsprachenund entsprechen nicht den Bemühungen der Künstlerin nur ja jedenSchmetterling, jeden Käfer und sonstige „ zarte bunte Luftvögelchen“ (F.Friederichs) leben zu lassen und sie nicht tot zu treten.Es entstanden zahlreiche Unikatbücher zum Thema Insekten, Käfer undDarwin-Finken7


Darwins (kleine) Welt: Insekten(10 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2009)zeigt faszinierende Insekten.Darwins (kleine) Welt: Sammlung Käfer(21 Unikatbuch-Objekte in Variation, Frankfurt 2009)Käferleben-KäfertodDarwins Welt: Finken - Feier(4 Unikatbücher in Variation, Frankfurt 2009) wo bunte Federn derbeiden Papageien von Galeristin Ingrid Wiche verarbeitet sind.Schmetterlinghaus(3 Künstlerbuch-Objekte in Variation, Frankfurt 2010, je 24 hängendeBlätter an Birkenholzstäbchen, Behälter aus Birkenholz,<strong>Dr</strong>ahtgeflecht, Plexiglas, individuelle Lesezeichen)Friederun Friederichs schreibt u.a. dazu: „[…] Schmetterlingeverkörpern die Metamorphose, um die sich viele Mythen ranken. DieWandlung von Raupe zum Schmetterling wird als Symbol für dieAuferstehung oder auch für Wiedergeburt und Unsterblichkeitgedeutet. Der Schmetterling gilt als Sinnbild der Seele, der Schönheitund der Vergänglichkeit, ja auch für Wankelmut durch ihr Flattern vonBlüte zu Blüte.“Sechste Etappe der Reise: die SCHWESTERIn „Flora und Fauna in Florida“, 2005(7 Unikatbücher in Variation, nach einer Reise durch die Everglades inFlorida/USA, 2005)8


findet sich die Verbindung zur ebenfalls künstlerisch schaffendenSchwester Witha Lacuesta.Sie lebt in ihrer Wahlheimat Florida und kann sich dort intensiv derNaturbeobachtung widmen, die Basis ihrer künstlerischen Arbeit.Witha Lacuesta ist für einige Tage nach Deutschland gekommen, umdie Ausstellung Sister II <strong>Art</strong> mit ihrer Schwester gemeinsam zugestalten.Sie hat dafür 21 Werke mit der Vogelwelt Floridas ausgewählt. DieFormate in 50 x 60 Rahmen passend, sind der Transport-Situationgeschuldet.Andere Schwerpunkte von Witha Lacuestas Kunst sind Stillleben,Landschaften, Abstraktionen sowie Menschendarstellungen.Ihre Lieblingstechnik ist das Aquarell. Das heißt die Farbpigmentewerden mit Wasser gelöst und dem Papier übereignet. Dann entstehtSpannendes, weil nicht 100% vorausberechenbar. Somit fordert dieseMal-Technik am meisten heraus. Auf die richtige Mischung kommt es an,um den Effekt zu erzielen, der am besten z.B. die schimmerndenFarbnuancen eines Federkleides im Sonnenlicht wiedergibt.Wesentlich ist dabei die Annäherung an das Motiv mit Farbe. Withaarbeitet sich farblich an die Form heran, um im strahlenden Weiß zukulminieren. Dieser Höhepunkt entsteht durch Weglassen der Farbe andieser bestimmten Stelle: es ist der weiße Untergrund des Papiers, derdann umso heller und klarer scheint.9


Das Aquarell kann die Farbschattierung immer wieder neu ausloten. Esentsteht eine Brillanz und Tiefenschichtung, die stets versucht dieSchönheit der Natur auf das Papier zu bannen.Es bleibt ein stetiges Experimentieren mit immer wieder überraschendenErgebnissen. Darauf muss die Künstlerin flexibel reagieren, sich aufNeues einrichten. Es ist zugleich Herausforderung sowie Chance.Die Künstlerin sagt dazu: „Ich lass es sich selbst entwickeln, das Mediummacht die Farbwirkung, wenn man weiß, was man tut.“Ölfarbe kann korrigiert werden, Aquarell zu korrigieren gilt als unmöglich.Witha Lacuesta hat eine Methode entwickelt, die ihr dies dennochermöglicht – zum Erstaunen ihrer SchülerInnen - wie sie mir am Telefonverraten hat.Warum ist die Leuchtkraft der Farbe so entscheidend? Witha Lacuesta,die „zeitlebens eine tiefe Verbundenheit mit der Natur, Flora und Faunagefühlt hat“ geht von ihrer eigenen Anschauung im Feuchtgebiet ihrerWohnumgebung aus. Sie beobachtet die Tiere aus nächster Nähetagsüber, in ihrer natürlichen Umgebung, erstellt Fotografien undkomponiert danach - meist n achts - ihr Erlebtes. Das direkte Erlebnis,das Emotionen auslöst, ist entscheidend für das Erfassen des Lichts, derSituation, der Tageszeit, der Temperatur oder der Geräusche undGerüche einer Naturszenerie.Vergangenen Mittwoch z.B., kurz vor dem Abflug nach Europa konntesie aus 20 m Entfernung das Nest eines Graureiher-Pärchens (großerFischreiher) beobachten. Schon seit 1 Woche brütet das Weibchen aufden Eiern sitzend, während das Männchen fleißig Ästchen und Zweige10


herbeischafft. Die Zweigchen übergibt er ihr, was sie mit Tönen undLauten kommentiert. Gefällt ein Ästchen nicht wird es von ihr einfachfallengelassen. Eine wunderbare Szene.Aus solchen naturschönen Erlebnissen entsteht die realistische MalereiWitha Lacuestas, basierend auf einer großen Kenntnis des Körperbausder Tiere oder des Federkleides sowie deren Funktionen.Zahlreiche ihrer Werke sind preisgekrönt.Die Künstlerin dazu selbst: „Über eine artspezifische Charakterisierungder Vögel hinaus interpretiere ich ihre Facettenreiche Individualität unterVermeidung einer vermenschlichten Sichtweise. Mir liegt an einerverdichteten Visualisierung der Schönheit der Natur“.Die Bildtitel nennen z.B. The Honorable Mr. Pelican, dies klingt soehrwürdig wie „the honorable Mr. President“.Auch snowy egret scheint ein pfiffiges Kerlchen zu sein. Dynamisch,wendig und unternehmungslustig.Die Gefährdung der Tiere und ihrer Lebensumwelt durch den Menschenwird nicht unmittelbar durch die Künstlerin dargestellt. Vielmehr zeigt dieLebendigkeit und die Schönheit der Aquarelle den Schatz einer Natur,die es zu bewahren gilt.Die Intention der Künstlerin liegt im Darstellen des wachen undprüfenden Auge des jeweiligen Vogels. Denn hierin erkennt WtihaLacuesta eine dem Vogel eigene Individualität. Gerade im Blick der Tiereblitzt dies in faszinierender Weise auf. „Diesen „Augenblick“ möchte icheinfangen.“ (W. Lacuesta)Die BetrachterInnnen ihrer Bilder sollen Ruhe und Harmonie zumSelbstreflektieren finden. Die friedvolle Stimmung der Bilder soll sichübertragen.11


Friederun Friederichs Künstlerbücher wie auch Künstlerbuch-Objektesind Kunstwerke, die als Buchobjekte zwischen Buch, Bildkunst undSkulptur stehen.Über die äußere Erscheinung gelangen die Betrachter durch Öffnen,Blättern, Auffalten und Aufstellen zum Inhalt. Erst beim Aufschließengelangen die Betrachter an die Aussage. Dies ist ein intimer Vorgang,der sich in Ruhe und vorsichtigem Handanlegen entwickelt. DieNeugierde treibt einen weiter das Objekt zu beschauen, zu betasten, zufühlen, zu blättern und zu lesen: zu begreifen. Erst dann kann sich dasGeheimnis des Kunstwerks erschließen, wenn es dies überhaupt tut.Manchmal auch erst nach mehrfachem berühren, lesen / berührt werden.Die Bilder von Witha Lacuesta hingegen sind zweidimensional, hängenan der Wand und lassen sich scheinbar auf den ersten Blick erfassen.Ein haptisches Annähern ist weder vorgesehen noch nötig.Für mich ist das Bild der beiden Jungvögel in „ Two tricolor teenies“fast ein Sinnbild der beiden Künstlerinnen-Schwestern. Die jugendlicheFeder-Flauschigkeit ist so erfasst, dass es gerade entzückend ist, sichvorzustellen, was diese beiden sich als nächstes aushecken werden. DieIdeen sprießen, wie die bezaubernd in alle Richtungen abstehendenKopffedern.Geschwister in trauter Zweisamkeit. Verständnis ohne viele Worte.Siebte Etappe der Reise: der VATERDie Künstler Schwestern Friederun und Witha wurden beide von ihremVater gefördert, künstlerisch tätig zu sein. <strong>Dr</strong>. Heinz F. Friederichs warpromovierter Biologe, Anthropologe und Genealoge und konnte auch12


wunderbar zeichnen und aquarellieren, wie mir seine Töchter verrieten.Mit über 1000 Veröffentlichungen war er aktiv wissenschaftlich undschriftstellerisch tätig.Und so landen wir am Ende unserer Reise wieder in Frankfurt am Main.Dem Geburtsort und Ausgangsort für die Kreativität von Vater undTöchtern. Bis heute wird die Mainmetropole stets als Entstehungsort derWerke von Friederun Friederichs angegeben.Auch für Witha Lacuesta ist die frühe Unterstützung durch den Vater,künstlerisch tätig zu sein entscheidend. Sie schreibt: in ihrem “artiststatement”: “I have to credit my father with my love of art“.Eine starke Bindung zum Ursprung ermöglicht eine assoziativekünstlerische Tätigkeit in Kreativität und Freiheit.So zeigt das Steindrahtbuch-Objekt für drinnen und draußen „long agoand far away“ Frankfurt 2010, (Künstlerbuch-Objekt) von FriederunFriederichs gespeicherte (persönliche?) Geschichte in Form von imWasser geschliffenen Glas und Kieselsteinen.Wie in der Tintenfass- Flaschenpost, Frankfurt 2010 (Künstlerbuch)entwickelte Friederun Friederichs für diese beiden Werk-Komplexe ihreersten eigenen erfundenen Geschichten.Haben diese autobiographische Züge? Werden Sie zum/r LeserIn undEntdeckerIn.Viel Spaß beim Lösen des Rätsels![Denken Sie an das Motto der Galerie (T)REIB-ART: „Kunst bewirkt Kommunikation! DennKunst soll hauptsächlich erst einmal unseren Geist anregen und natürlich auch Freudebereiten, und /oder zum Nachdenken und zur Kommunikation anregen.“ (Ingrid Wiche)]Danke für Ihre Aufmerksamkeit!13


C Annette Köger, Stuttgart 201114

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