Benjamin Hasselhorn Johannes Haller
1EEKEIG
1EEKEIG
- No tags were found...
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
<strong>Benjamin</strong> <strong>Hasselhorn</strong>, <strong>Johannes</strong> <strong>Haller</strong><br />
Einleitung<br />
11<br />
ginellen Forschungspositionen setzten sich zwar in der Regel nicht durch, wurden<br />
aber als ernstzunehmende und fruchtbare Diskussionsanstöße akzeptiert.10<br />
Nach 1918 wurde der Außenseiter zudem durch seine populärhistorischen Veröffentlichungen<br />
zum öffentlichen Aushängeschild seines Faches und war in den<br />
Augen des Publikums sogar dessen führender Vertreter.11 In der Frühphase<br />
seiner Karriere arbeitete er am Preußischen Historischen Institut in Rom, und<br />
zwar genau in den Jahren, in denen dieses zum Zentrum einer der bedeutendsten<br />
wissenschaftspolitischen Auseinandersetzungen der wilhelminischen Zeit<br />
wurde. <strong>Haller</strong> erlebte diese Auseinandersetzung nicht nur »hautnah« mit, sondern<br />
beteiligte sich auch aktiv an ihr.12 Wer sich daher für die Geschichte der<br />
Geschichtswissenschaft zwischen 1890 und 1945 interessiert, hat in Leben und<br />
Werk <strong>Haller</strong>s – der den akademischen Betrieb von innen kannte, aber zugleich<br />
so sehr Einzelgänger war, dass er nicht richtig dazugehörte – eine Quelle von<br />
hohem Wert.<br />
Was nun zweitens die – vor dem Hintergrund der in dieser Arbeit präsentierten<br />
Ergebnisse allerdings zu differenzierende – politische »Belastung« <strong>Haller</strong>s<br />
betrifft, so macht auch sie den Forschungsgegenstand <strong>Haller</strong> umso relevanter.<br />
Anhand der privat wie öffentlich geäußerten politischen Auffassungen<br />
<strong>Haller</strong>s unmittelbar vor und unmittelbar nach 1933 werden Nähe und Distanz<br />
eines deutschnationalen Konservativen zum Nationalsozialismus gerade besonders<br />
deutlich. Die politische Entwicklung <strong>Haller</strong>s insgesamt – der erst seit 1914<br />
bzw. 1918 tatsächlich »rechte«, d. h. konservativ-nationalistische Positionen vertrat<br />
– verspricht deshalb auch Rückschlüsse in Bezug auf Brüche, Kontinuitäten<br />
und »Wegbereitungen«, deren in der Vergangenheit manchmal recht eindimensionale<br />
Betrachtung nichts gegen die prinzipielle Berechtigung dieser<br />
Fragerichtung sagt.13 Die enorme Bedeutung gerade <strong>Haller</strong>s hierfür hängt nicht<br />
10 Vgl. dazu bes. Kapitel VIII.3.<br />
11 Vgl. dazu Kapitel VII.<br />
12 Vgl. dazu die Kapitel IV.6. und V.1.<br />
13 Insgesamt neigt die neuere Forschung in diesen Fragen zu erfreulich differenzierten Urteilen.<br />
Sehr überzeugend zu diesem Fragenkomplex ist etwa Cornelißen, Gerhard Ritter,<br />
S. 229: »Dahinter zeigt sich zuletzt eine Problematik, die auf die Quellenkritik klassischen<br />
Typs zurückverweist. Unter den Bedingungen politischer Zensur reichen Exzerpte der gedruckten<br />
Literatur nur bedingt, um die Intentionen von Autoren und die Reaktionen von<br />
Lesern zu bewerten. Die oft ungedruckt gebliebenen Pläne und die teilweise ebenfalls nicht<br />
gedruckten historiographischen Studien aus dem Umfeld der Forschungsgemeinschaften<br />
bedürfen einer überzeugenden Einbettung in die nationalsozialistische Volkstumspolitik,<br />
um ihren Stellenwert bewerten zu können. Wer sich mit der Geschichtswissenschaft in der<br />
Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt, muß sich auf ›Zwischentöne‹ einlassen. Damit<br />
ist, um dies hier ausdrücklich festzuhalten, keine Apologie der deutschen Historiker gemeint,<br />
sondern der Versuch umschrieben, ihr Denken und Handeln im Nationalsozialismus<br />
möglichst präzise zu erfassen.« Vgl. außerdem Schöttler, Deutsche Historiker auf vermintem<br />
Terrain, S. 15 f.: »Doch tatsächlich verwandeln sich fast alle zeitgeschichtlichen<br />
Sachdiskussionen noch immer – oder mehr denn je? – sehr schnell in Kontroversen oder<br />
polemische Konfrontationen. Meist fängt es schon bei der Sprache an, bei der Wortwahl: So<br />
© 2015, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525360842 — ISBN E-Book: 9783647360843