Benjamin Hasselhorn Johannes Haller
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<strong>Benjamin</strong> <strong>Hasselhorn</strong>, <strong>Johannes</strong> <strong>Haller</strong><br />
16 Einleitung<br />
keit als »Populär historiker« in der Weimarer Zeit usw. – darstellt und an dessen<br />
Ende das Empfin den des Scheiterns stand.38 Damit verbunden ist die Frage<br />
nach Kontinuitäten und Brüchen in <strong>Haller</strong>s Entwicklung, wobei hier die Diskrepanz<br />
zwischen privaten und öffentlich geäußerten Auffassungen – etwa in<br />
der Beurteilung Preußens – ebenso untersucht wird wie die Frage, ob seine politische<br />
Entwicklung insgesamt eigentlich kontinuierlich bzw. »plausibel« verlief<br />
oder ob nicht vielmehr zwischen 1914 und 1918 ein deutlicher Bruch festzustellen<br />
ist. Und schließlich sollen auch die »Handlungsspielräume«39 rekonstruiert<br />
werden, in denen <strong>Haller</strong> agierte.<br />
Letzteres bedeutet im Wesentlichen, die quellengestützte Rekonstruktion<br />
der Entwicklungslinie von <strong>Haller</strong>s Leben und Werk in den allgemeineren historischen<br />
Zusammenhang einzuordnen, in dem sie verlief. Es wird dabei aber<br />
bewusst darauf verzichtet, jedes der Themen, die hier relevant sind, systematisch<br />
auszuführen. Die vorgenommenen Einordnungen sollen stattdessen lediglich<br />
Hinweise darauf geben, inwiefern der Werdegang <strong>Haller</strong>s den bisherigen<br />
Stand der Forschungsdiskussion bestätigt, ergänzt oder infrage stellt. Übergreifende<br />
Themen werden hier deshalb nicht oder nur knapp im eigentlichen Sinne<br />
bearbeitet, sondern lediglich – neben dem Verweis auf die jeweils einschlägige<br />
Literatur – in ihrem unmittelbaren Bezug auf <strong>Haller</strong> vorgestellt. Mit dieser Vorgehensweise<br />
ist den über diesen unmittelbaren Bezug hinaus relevanten Themen<br />
ohnehin am besten gedient, zumal die Alternative darin bestünde, breite<br />
Rekapitulationen und Kommentierungen der jeweiligen Forschungs literatur<br />
vorzunehmen, die die ganze Arbeit letztlich unnötig überfrachten würden.<br />
Selbstverständlich wird aber in dieser Arbeit an den entsprechenden Stellen<br />
eigens darauf verwiesen, wenn Ergebnisse nicht nur im Hinblick auf <strong>Haller</strong>,<br />
sondern auch grundsätzlich von Interesse sind.<br />
Ein Beispiel für Letzteres ist <strong>Haller</strong>s Deutung der Niederlage Deutschlands<br />
im Ersten Weltkrieg. In der bisherigen Forschung gilt <strong>Haller</strong> als einer der profiliertesten<br />
und klügsten Vertreter der sogenannten »Dolchstoßlegende«, nach<br />
der das »im Felde unbesiegte« deutsche Heer durch den »Verrat« der Revolutionäre<br />
im Inland zu Fall gebracht worden sei. Anstatt nun die Geschichte der<br />
»Dolchstoßlegende« erschöpfend darzustellen, wird an der betreffenden Stelle<br />
dieser Arbeit dazu nur das Nötigste gesagt, um <strong>Haller</strong> einordnen zu können,<br />
und dann wird <strong>Haller</strong>s Version der Dolchstoßthese ausführlich präsentiert.40<br />
Das Ergebnis dieser Analyse wiederum könnte auch für die Sichtweise des Komplexes<br />
»Dolchstoßlegende« insgesamt Folgen haben, da <strong>Haller</strong> keine platte, deutlich<br />
den historischen Tatsachen widersprechende, sondern eine klug und differenziert<br />
argumentierende Form der »Legende« vertrat. Auf diese Weise werden<br />
die Vernunft- und die Realitätsmomente eines politischen Schlagwortes von<br />
38 Vgl. dazu bes. Kapitel IX.<br />
39 Kraus, Geschichte als Lebensgeschichte, S. 329, mit Verweis auf Vierhaus, Handlungsspielräume,<br />
bes. S. 35.<br />
40 Vgl. dazu Kapitel VI.3.<br />
© 2015, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
ISBN Print: 9783525360842 — ISBN E-Book: 9783647360843