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Bankenbarometer Too-big-to-fail und makroprudentielle Aufsicht

Bankenbarometer , Too-big-to-fail und ... - SwissBanking

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Es gilt das gesprochene Wort<br />

Medienkonferenz vom 5. September 2011<br />

<strong>Bankenbarometer</strong> , <strong>Too</strong>-<strong>big</strong>-<strong>to</strong>-<strong>fail</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>makroprudentielle</strong> <strong>Aufsicht</strong><br />

Claude-Alain Margelisch, CEO, Schweizerische Bankiervereinigung<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren<br />

Ich möchte Sie ebenfalls herzlich begrüssen <strong>und</strong> mich für Ihr Interesse bedanken. Als ich<br />

der Ernennung zum CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung vor knapp einem Jahr<br />

zustimmte, hatte ich mich zwar auf ein entsprechendes Arbeitspensum eingestellt – nicht<br />

jedoch im Traum daran gedacht, dass sich dadurch mein tägliches Schlafpensum derart<br />

verkürzen würde...<br />

Wir haben eine intensive Zeit hinter uns <strong>und</strong> mit Blick in die Zukunft bleibt zum Träumen<br />

auch kaum Zeit, wie Sie nach meiner Präsentation sehen werden. Zuerst kann ich Ihnen<br />

wie üblich die wichtigsten Erkenntnisse aus dem aktuellen <strong>Bankenbarometer</strong> vorstellen.<br />

Anschliessend werde ich noch ein paar Bemerkungen zur <strong>Too</strong>-<strong>big</strong>-<strong>to</strong>-<strong>fail</strong> Thematik machen<br />

sowie kurz auf das Thema <strong>makroprudentielle</strong> <strong>Aufsicht</strong> eingehen.<br />

<strong>Bankenbarometer</strong> 2011<br />

Hauptaussagen:<br />

• Banken profitierten 2010 vom positiven wirtschaftlichen Umfeld: Geschäftserfolg,<br />

Bilanzsumme, Hypothekarvolumen <strong>und</strong> Beschäftigung angestiegen.<br />

• Schweizer Banken spüren als Teil der Exportwirtschaft ebenfalls die Effekte des<br />

starken Frankens.<br />

Im Jahr 2010 erholte sich die Weltwirtschaft von der Rezession des Jahres 2009 <strong>und</strong><br />

wuchs mit einer Rate von 5,1%. In der Schweiz war das wirtschaftliche Umfeld der Banken<br />

im Jahr 2010 von der guten Konjunktur <strong>und</strong> dem nach wie vor sehr tiefen Zinsniveau<br />

Medienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung vom 5.9.2011 – Referat von Claude-Alain<br />

Margelisch 1


geprägt. Der Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz erhöhte sich um 13,4% auf CHF<br />

61,5 Mrd. Treibende Fak<strong>to</strong>ren waren die positive Entwicklung des Zinserfolg sowie das<br />

Handelsgeschäft. Die Bilanzsummen der Banken in der Schweiz wurden erstmals seit<br />

Ausbruch der Finanzkrise wieder erhöht <strong>und</strong> zwar um 1,7% auf insgesamt CHF 2`714,5<br />

Mrd.. Die Entwicklung der Aktiven wurde massgeblich beeinflusst durch den Anstieg der<br />

Hypothekardarlehen, welche aufgr<strong>und</strong> des positiven konjunkturellen Umfelds um 4,6%<br />

stiegen. Die gewährten Kreditlimiten für Hypotheken <strong>und</strong> andere Bankkredite stiegen um<br />

2,9%, wobei sich die benutzten Kredite um 2,1% auf CHF 898,0 Mrd. erhöhten.Wichtigste<br />

Kreditnachfrager waren nach wie vor die privaten Haushalte mit einem Anteil von 66,7%<br />

am inländischen Kreditvolumen. Dabei waren 2010 die Kan<strong>to</strong>nalbanken mit einem Anteil<br />

von 32,7% erstmals bedeutendste Kreditanbieter. Die gegenwärtige Preisentwicklung im<br />

Immobilienmarkt mit vereinzelten Hot Spots ist auf die tiefen Zinsen <strong>und</strong> eine steigende<br />

Nachfrage zurückzuführen. Die Banken sind mit der FINMA im Austausch um Lösungen<br />

zu erarbeiten, welche die bestehende Selbstregulierung bei der Kreditvergabe punktuell<br />

verstärken sollen. Entsprechend waren wir über das Vorgehen des B<strong>und</strong>esrates<br />

überrascht, die Eigenmittelunterlegung für das Hypothekargeschäft zu verschärfen. Wir<br />

bleiben skeptisch gegenüber quantitativen Regeln <strong>und</strong> erwarten vor allem, dass auch im<br />

Bereich der Exceptions-To-Policy die Eigenmittelunterlegung risikobasiert vorgenommen<br />

werden kann.<br />

Nach einem Rückgang der Beschäftigung im Jahr 2009 haben die Banken in der Schweiz<br />

2010 die Zahl ihrer Beschäftigten auf 108‘000 Mitarbeitende ausgebaut. Für das 1.<br />

Halbjahr 2011 verzeichneten die Banken einen leichten Anstieg der Beschäftigtenzahl.<br />

Das zweite Halbjahr ist bisher geprägt durch unerwartet heftige Verwerfungen an den<br />

Finanzmärkten. Dies veranlasst, die Banken in der Schweiz zu einer vorsichtigen<br />

Personalplanung. Für das zweite Semester 2011 wird deshalb gemäss einer Umfrage der<br />

SBVg eine stagnierende Beschäftigung erwartet.<br />

Die zunehmende Unsicherheit in der globalen wirtschaftlichen Entwicklung geht auch an<br />

der SchweizerWirtschaft nicht spurlos vorbei. So rechnen wir mit weiterhin tiefen Zinsen<br />

<strong>und</strong> einem nach wie vor starken Schweizer Franken, welcher – wie in den letzten Wochen<br />

gesehen – durch die starke Aussenhandelsorientierung der Schweiz zu steigenden<br />

konjunkturellen Risiken führt. Auch die Schweizer Banken bekommen den starken<br />

Franken zu spüren: Durch den Umrechnungseffekt sinken die in ausländischen<br />

Währungen gehaltenen Bilanzpositionen, die verwalteten Vermögen <strong>und</strong> andere<br />

ausserbilanzielle Geschäfte. Dies drückt auf die Ertragssituation der Banken. Der hohe<br />

Anteil der in Schweizer Franken anfallenden Kosten beeinträchtigt zudem die<br />

Gewinnentwicklung. Eine exzessive Bewertung über längere Zeit könnte insbesondere bei<br />

Medienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung vom 5.9.2011 – Referat von Claude-Alain<br />

Margelisch 2


den Krediten für Exportfirmen die Ausfallrisiken erhöhen. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stimmt<br />

mich zuversichtlich, dass die Massnahmen der Schweizerischen Nationalbank, unterstützt<br />

durch das klare Bekenntnis des B<strong>und</strong>esrats bereits Wirkung gezeigt haben. Im Interesse<br />

der SchweizerWirtschaft sind stete Anstrengungen zur Verbesserung der<br />

Rahmenbedingungen <strong>und</strong> der Ausrichtung an die globalen Entwicklungen unabdingbar.<br />

Auf der Anlegerseite machte sich die Marktunsicherheit in den ersten beiden Quartalen<br />

des Jahres 2011 ebenfalls mit eher schwachen <strong>und</strong> volatilen Aktienmärkten <strong>und</strong><br />

Wertschriftenumsätzen bemerkbar. Die Verschärfung der Staatschuldenkrisen <strong>und</strong> die<br />

verstärkte Unsicherheit an den Finanzmärkten deuten auf ein schwieriges<br />

Geschäftsumfeld für die Banken in der Schweiz hin.<br />

<strong>Too</strong>-<strong>big</strong>-<strong>to</strong>-<strong>fail</strong><br />

Hauptaussagen:<br />

• Einbau einer Review-Clause, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

sicherzustellen.<br />

• Eigenkapital-Erleichterungen für Banken, welche systemrelevante Funktionen der<br />

Bank im Bedarfsfall abtrennen können.<br />

Das Thema „<strong>Too</strong> <strong>big</strong> <strong>to</strong> <strong>fail</strong>“ (TBTF) <strong>und</strong> der Ruf nach strengerer Regulierung von<br />

systemrelevanten Banken bleibt in der Schweiz aktuell. Regulierung ist gut <strong>und</strong> richtig,<br />

muss aber angemessen sein, <strong>und</strong> zwar auch im internationalen Kontext. Den Schweizer<br />

Banken darf aufgr<strong>und</strong> einer möglichen strengeren Regulierung nicht ein<br />

unverhältnismässiger Wettbewerbsnachteil erwachsen. Deshalb ist es wichtig, dass in der<br />

Schweizer Regelung eine Review-Clause eingebaut wird, um gegebenenfalls auf die<br />

Entwicklungen der Regulierung im Ausland reagieren zu können. Die Politik in der<br />

Schweiz hat die internationale Interdependenz dieses Themas erkannt; jetzt muss sie<br />

auch die entsprechenden Vorkehrungen treffen. Weiter sollten diejenigen Banken mit<br />

Eigenkapital-Erleichterungen belohnt werden, welche organisa<strong>to</strong>risch so aufgestellt sind,<br />

dass sie im Notfall bzw. im Fall drohender Insolvenz die systemrelevanten Funktionen der<br />

Bank, wie beispielsweise Zahlungsverkehr <strong>und</strong> Teile des Einlagen- <strong>und</strong> Kreditgeschäfts, in<br />

geeigneter Weise abtrennen können.<br />

Die Schweizerische Bankiervereinigung unterstützt insgesamt die vorgesehenen<br />

Massnahmen im Bereich „<strong>Too</strong> <strong>big</strong> <strong>to</strong> <strong>fail</strong>“ <strong>und</strong> sieht der weiteren Behandlung der Vorlage<br />

durch das Parlament mit Zuversicht entgegen.<br />

Medienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung vom 5.9.2011 – Referat von Claude-Alain<br />

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Makroprudentielle <strong>Aufsicht</strong><br />

Hauptaussagen:<br />

• Klare Definition <strong>und</strong> Koordination der Schnittstelle zwischen <strong>makroprudentielle</strong>n<br />

Massnahmen <strong>und</strong> mikroprudentieller Regulierung.<br />

• Die institutionelle Ausgestaltung sowie mögliche <strong>makroprudentielle</strong> Instrumente<br />

müssen einer sorgfältigen Variantenprüfung unterzogen werden.<br />

• Einbezug der SBVg bei der Ausarbeitung der <strong>makroprudentielle</strong>n Massnahmen.<br />

Die <strong>makroprudentielle</strong> Politik in der Schweiz sollte dazu dienen, die Widerstandsfähigkeit<br />

des Finanzsystems zu stärken, volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Finanzkrise zu<br />

begrenzen sowie eine stabile Versorgung der Wirtschaft mit Bankdienstleistungen zu<br />

gewährleisten.<br />

Die Schweizerische Bankiervereinigung anerkennt den Bedarf, die Systemstabilität mit<br />

geeigneten Massnahmen zu bewahren <strong>und</strong> zu verbessern, möchte aber auf folgende<br />

Punkte aufmerksam machen:<br />

• Die aktuellen Bestrebungen zur Umsetzung einer <strong>makroprudentielle</strong>n Politik basieren<br />

auf limitierten wissenschaftlichen Erkenntnissen <strong>und</strong> Daten zu den<br />

Wirkungsmechanismen <strong>und</strong> zur Effektivität dieser Politik. Insbesondere bestehen<br />

grosse Unsicherheiten bezüglich der Interaktion zwischen Finanz- <strong>und</strong> Realwirtschaft<br />

sowie bezüglich des Zusammenspiels von stabilitäts- <strong>und</strong> geldpolitischen Zielen <strong>und</strong><br />

Massnahmen. Deshalb sind allfällige neue Schritte sorgfältig zu dosieren.<br />

• Die Schweiz ist international ein Pionier mit einem Massnahmenpaket, welches in<br />

hohem Masse vor Systemkrisen schützen sollte:<br />

o Die aktuelle TBTF-Vorlage begrenzt wirksam Systemrisiken.<br />

o Der antizyklische Puffer gemäss Basel III dient der Vermeidung von<br />

Stresssituationen.<br />

o Der Finanzsek<strong>to</strong>r wird durch das Moni<strong>to</strong>ring der SNB sowie Statistiken <strong>und</strong> den<br />

Bericht zur Finanzstabilität bereits genügend überwacht. Für die Einführung<br />

zusätzlicher Massnahmen bedürfte es deshalb eines klaren Nachweises von<br />

deren Notwendigkeit <strong>und</strong>Wirksamkeit.<br />

• Bei der institutionellen Ausgestaltung <strong>und</strong> Trägerschaft einer <strong>makroprudentielle</strong>n<br />

Politik sollte sichergestellt werden, dass Ziel- <strong>und</strong> Interessenkonflikte möglichst vermieden,<br />

vorhandene rechtliche Gr<strong>und</strong>lagen sowie Kompetenzen <strong>und</strong> Expertise genutzt <strong>und</strong><br />

Doppelspurigkeiten <strong>und</strong> Kosten bestmöglich begrenzt werden. Wir erwarten, dass die<br />

Medienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung vom 5.9.2011 – Referat von Claude-Alain<br />

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entsprechenden Zielsetzungen auf nationaler Ebene klar definiert <strong>und</strong> begrenzt werden.<br />

Davon ausgehend sind die notwendigen Massnahmen bzw. Instrumente zu bestimmen.<br />

Zudem gehen wir davon aus, in die Arbeiten des B<strong>und</strong>es im Bereich der<br />

<strong>makroprudentielle</strong>n Regulierung einbezogen zu werden. Die Schweizerische<br />

Bankiervereinigung ist bisher nicht zur Einsitznahme in der entsprechenden Arbeitsgruppe<br />

eingeladen worden, erwartet jedoch eine transparente Konsultation <strong>und</strong> die Gelegenheit<br />

zur Mitwirkung in geeigneter Form. Selbstverständlich sind wir zu einem konstruktiven<br />

Dialog bereit.<br />

Medienkonferenz der Schweizerischen Bankiervereinigung vom 5.9.2011 – Referat von Claude-Alain<br />

Margelisch 5

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