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CampCar
Nr. 7 | 26.September 2013
Westfalia Club Joker
Anknüpfen an
die guten alten Zeiten
Westfalia bringt wieder einen Camper auf der Basis des Volkswagen T5.
Eine 60 Jahre alte Tradition wird damit fortgesetzt. Die Erwartungen sind
gross. Der Westfalia Club Joker kann sie teilweise erfüllen.
Den traditionellen Campingbus,
bereits 1951 von Westfalia
auf dem damaligen VW
Transporter erfunden, baut
der ambitiöse Volkswagenkonzern inzwischen
selber, und mit dem California
bewahrt man den Mythos. Dem ältesten
Ausbauer hat es schier das Genick gebrochen.
2010 übernahm der französische
Rapido-Konzern Westfalia, und nun
scheint es wieder aufwärts zu gehen. Also
erinnert man sich an die guten alten
Zeiten und versucht es erneut mit einem
Modell auf der Basis des VW-Transporters.
Neben der populären Markenmitgift
bringt dies weitere Vorteile; der VW
ist auch mit Doppelkupplungsgetriebe
und Automatikmodus sowie mit Allradantrieb
lieferbar, und dies sogar in Kombination.
Dazu ist der T5 nur 1,9 m breit,
statt zwei Meter wie z. B. der Ducato und
der Sprinter; somit darf man auf Autobahnbaustellen
die linke Spur nutzen.
Allrad und Automatik
André Gafner, der Westfalia-Vertreter in
Gwatt bei Thun, hat seinen ersten Club
Joker folgerichtig in der Spezifikation
DSG in Verbindung mit 4-Motion bestellt
und auch motorisch zugelangt; statt dem
(nicht empfehlenswerten) Basis-2,0 TDI
mit 84 PS und Fünfganggetriebe ist der
180 PS starke Turbodiesel installiert und
an das siebenstufige DSG angeflanscht.
Das verteuert das Ausgangsprodukt Club
Joker um 15700 Franken, macht aus ihm
aber technisch ein ziemlich exklusives
Automobil. Und so fährt er sich auch:
sehr souverän. Und dies, ohne im Verbrauch
zu enttäuschen. Rund zehn Liter
sind für ein 2,5 Tonnen schweres Auto
mit Hochdach und Schlafnase mehr als
bemerkenswert und dies keinesfalls zurückhaltend
herausgefahren. Zwei Abstriche:
Erstens fährt sich der Allrad-T5
nicht so vibrationsfrei wie der vorne angetriebene
Transporter, und zweitens ist
der Joker auch nicht ganz klapperfrei. Als
Geräuschquelle wurde das hinter der
Fondsitzbank verstaute Klappbett (optional)
ausgemacht.
Solider Westfalia-Standard
Sonst gibt sich der Club Joker qualitativ
so gediegen, wie man es von Westfalia
gewohnt ist. Die Materialauswahl und
die Passgenauigkeit sind mindestens
eine Stufe besser, als man es von den
meisten anderen Ausbauern kennt. Und
der Funktionsschliff ist es auch. Styling -
elemente entpuppen sich als praktische
Handtuchhalter, es gibt keine scharfen
Kanten oder bedrohliche Haken.
Aber noch ist nicht alles perfekt am
Nachfolger des einstigen California Exklusive,
welcher auf dem T5 mit langem
Radstand basiert und über ein festes
Hochdach – statt aufstellbarem Konstrukt
– verfügt. Die Bettstatt in der oberen
Etage lässt sich mit wenigen Handgriffen
einrichten, dies blitzschnell und
ohne Kraftanstrengung. Die Breite der
Liege beträgt fast 1,3 m, misst somit etwa
15 cm mehr als beim ehemaligen Exklusive.
Sie bietet kunststoffelastische Federelemente,
aber sie ist nicht ganz eben.
Den Aufstieg erleichtert eine Trittstufe
KURZBILANZ
PW-mässiges Fahrgefühl dank
kompakten Aussenmassen,
guter (optionaler) Leistung und
angenehmer Haptik. Wahlweise
mit Automatik und Allradantrieb.
Guter Funktionsschliff
des Ausbaus. Grosse Nutzlast.
Konzeptbedingt schmale
Schlafstelle, beengtes Ambiente.
Verwinkeltes Stauraumangebot.
Wenig Raum für Campingausrüstung,
hoher Grundpreis,
teure Optionen, unbefriedigende
Basismotorisierung.
etwas halbherzig. Die zahlreichen und
einfach zu reinigenden Stauräume und
Schubladen sind passgenau und imponieren
in ihrer Vielfalt; weniger wäre
vielleicht mehr. Der Kleiderschrank ist
schmal, zwei Kleiderhaken befinden sich
an der innenseitigen Heckwand, an die
man nur über die Heckschwingtüre herankommt.
Das Staufach für die Campingausrüstung
– ebenfalls von hinten
aussen erreichbar – ist knapp bemessen.
Da kommt mehr
Auch WC- und Duschabteil sind zwar clever
arrangiert, aber eng und umständlich
trennbar. André Gafner äussert sich noch
etwas zurückhaltend zum heutigen Club
Joker; Kunden, die sich so ein Fahrzeug
leisten können, sind meistens älter und
wollen nicht nach oben steigen. Dem
Basis fahrzeug für rund 65000 Franken
fehlt es an Ausstattung, die Optionen
sind teuer. Der Ansatz ist aber gut und
bietet Raum für «mehr Westfalia» auf
VW-Basis; der Verbesserungsprozess ist
in Gang, und man darf auf der wiederentdeckten
Plattform wohl noch einiges erwarten.
Jürg Wick
Die Küche hat eine respektable Arbeitsfläche.
Links: Die Vordersitze
sind schwierig
zu drehen.
Rechts: Das Bett
oben mit Kunststofffedern
ist im Nu
eingerichtet.

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Westfalia Club Joker
Auf einen Blick
GRUNDRISS 1133
Einfache Betteninstallation oben, aufwendiger
Bettenumbau unten. Die
Schlafkoje oben ist vollumfänglich
textil verkleidet. Während der Fahrt ist
es im Joker sehr geräumig. Sanitärzelle
und Küche sind konzeptionsbedingt
eng. Die Vordersitze sind umständlich
zu drehen. Die Staufächer sind teilweise
nicht mühelos zu erreichen.
VERARBEITUNG 1111
Gute Funktionalität mit hoher Passgenauigkeit
und narrensicheren Verriegelungen,
zum Teil vorerst nicht leicht
verständlich. Stilsichere, unempfindliche
Materialien. Westfalia steht auf
Campingplätzen für ein gutes Image.
Unscheinbare Eleganz des Westfalia Club Joker: Kleine Fensterflächen, über Lackierung «vergrössert».
AUSSTATTUNG 1133
Die automotive Ausstattung bestimmt
der Kunde, viele teure Optionen. Auch
Allradantrieb ist möglich (+4000 Fr.,
Automatik +2800 Fr.). Basisausstattung
sehr frugal.
Bilder Jürg Wick
STECKBRIEF
MESSWERTE:
Beschleunigung von null auf 80 km/h in ca. 10 sec.
Höchstgeschwindigkeit über 180 km/h; Verbrauch
10,1 l/100 km.
WOHNEN 1113
Mit mehr als zwei Personen wird es im
Club Joker eng. Man kann aber unten
immer noch aufrecht sitzen, wenn die
obere Bettstatt installiert ist. Begrenzte
Autarkie, aber der Ausbau ist winterfest.
Verstreutes und verwinkeltes Ablageangebot.
Wenig Fensterflächen;
grosse Karosserieflächen sind schwarz
lackiert und suggerieren dunkel gefärbtes
Glas. Die Liege oben ist bequem.
Das optional lieferbare Bett, vorne an
die Sitzbank integriert (+1060 Fr.), wirkt
etwas provisorisch. Dank Heckküche
kommen zwei Personen gut aneinander
vorbei. Bequeme und anatomisch
gut geformte Sitze.
MASSE UND GEWICHTE:
529190280 cm (LBH), Radstand 340 cm,
Stehhöhe min. 184 cm, Innenbreite ca. 172 cm,
Leergewicht 2400 kg, Gesamtgewicht 3200 kg.
ANTRIEB:
Turbodiesel-Motor, direkt eingespritzt, Common Rail,
4 Zyl. 1968 cm³ 132 kW (180 PS) bei 4000/min, 400 Nm
bei 1800–000/min, 7-Gang-DSG-Getriebe, Allradantrieb.
Tankinhalt 80 l.
AUSRÜSTUNG WOHNKABINE:
Check-Control-System, zusätzliche Batterie Blei/Gel
80 Ah; Gasflaschenbox 2,8 kg, 2-Flamm-Kocher,
Kompressor-Kühlschrank 50 l; Warmwasserboiler 10 l;
Frischwassertank 70 l, Abwassertank 70 l, Kassettentoilette.
Dieselbetriebene Warmwasserheizung.
PREIS:
Westfalia Club Joker/VW T5 180 PS/DSG/4-Motion,
2+2 Schlafstellen 89 508 Fr.
FAHRZEUGLIEFERANT:
Gafner Wohnmobile, 3404 Thun/Gwatt,
Tel. 03333511 44; www.gafner-wohnmobile.ch.
FAHREN 1111
Das Fahrgefühl liegt nahe am Personenwagen.
Die Nutzung als Erstfahrzeug
ist möglich. Laufruhiger, durchzugkräftiger
180 PS-Motor, die 140 PS-Motorisierung
(–4000 Fr.) würde genügen.
Sehr sparsamer Verbrauch. Wahlweise
DSG-Automatik und Allradantrieb mit
effizienter Funktion. Geringe Seitenwindempfindlichkeit.
Dank dem kompakten
Format kommt man überall hin.
Angenehmer Fahrkomfort, wenig
Nebengeräusche. Teurer Unterhalt.