Praktische-Alchemie
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ausgetrieben, in einer Kühlvorrichtung kondensiert und in einer Vorlage (Receptaculum)<br />
aufgefangen. Wird nur ein bestimmter Teil abdestilliert, spricht man von Abstrahere,<br />
abziehen. (Schneider 1962)<br />
Destillation und Sublimation wurden von den Alchemisten bis ins 19. Jahrh. hinein immer<br />
wieder verwechselt. Wenn sie in ihren alchemistischen Gefässen Dämpfe aufsteigen,<br />
kondensieren und wieder verdampfen sahen, glaubten sie, Zeugen einer wunderbaren<br />
Umwandlung zu sein, worin die "Seele" der Materie sich von ihrem "Körper" trennt, sich<br />
auf einer höheren Ebene verfeinert und rein mit ihm wiedervereinigt.<br />
Destillation und Sublimation wurden auf alchemistischen Illustrationen manchmal durch<br />
den Uroboros - die Schlange, die sich in den Schwanz beisst - symbolisch dargestellt, um<br />
die kreisförmige Bewegung des Vorgangs zu verdeutlichen. Meist jedoch hat man sie<br />
durch himmelwärts fliegende Vögel oder den Flug der Seele aus dem Körper und ihre<br />
Rückkehr in ihn symbolisiert. (Coudert 1992)<br />
digerieren, Digeration, digere, Digestion<br />
Den Retorteninhalt eine entsprechende Zeit zwischen 30 Grad Wärme und seinem<br />
Siedepunkt mittels der Flüssigkeit erwärmen. Teiloperation der Sublimation (Waltharius<br />
1956)<br />
Langsames Ausziehen wirksamer Bestandteile aus Drogen mit Lösungsmitteln in<br />
geschlossenen Gefässen bei gleichbleibender Temperatur (Fimus equinus). (Schneider<br />
1962)<br />
evaporieren<br />
Flüssigkeiten unter vermindertem Druck (vacuum) behutsam eindampfen.<br />
exaltieren , Exaltation<br />
Erregung des Stoffes. (Waltharius 1956)<br />
Die Wirkung einer spagyrischen Arznei oder des Steins der Weisen erhöhen. (Hornfisher<br />
1998)<br />
Extrahieren, Extraktion<br />
Ausziehen bestimmter Substanzen mittels Lösungsmittel. (Waltharius 1956)<br />
Feces, Faeces<br />
Unreinheiten, Schwebestoffe, Ausfällungen, Überflüssiges<br />
Fermentation<br />
"Gärung".<br />
Die Fermentation besass zweifache Bedeutung. Sie bezog sich sowohl auf einen Vorgang<br />
während der Transmutation unedlen Metalls in Gold wie auch auf einen Prozess bei der<br />
Herstellung des Steins der Weisen. Im ersten Wortsinn nannte man den Stein oft "Ferment",<br />
weil er wie Hefe die Kraft hatte, Substanzen seiner eigenen Natur gemäss umzuwandeln. Im<br />
Laufe der Produktion des Steins jedoch war die Fermentation jener Vorgang, der dem Stein<br />
das gewisse Etwas verlieh. Petrus Bonus vermittelt uns das klarste Bild:<br />
"Im ersten Sinn ist unser Stein der Sauerteig aller anderen Steine und verleiht ihnen<br />
seine eigene Natur - ein kleines Stück Hefe säubert einen ganzen Klumpen. Wie<br />
Sauerteig, obwohl von derselben Art wie gewöhnlicher Teig, ihn nicht aufgehen lassen<br />
kann, bevor, weil er einfacher Teig ist, er nicht eine neue Eigenschaft gewinnt, die er<br />
vorher nicht besessen hat, so kann auch unser Stein Metalle nicht verändern, bevor er