Praktische-Alchemie
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Das luftdichte Verschliessen alchemistischer Gerätschaften mittels eines Kittes. Solche<br />
Kitte wurden aus Leinsamenmehl, Thon, Eisenfeile, Schwefelblumen, Gummi, Leimwasser<br />
und Kalk, Topfenkäse, geronnener Milch, Gips etc. hergestellt, je nachdem sie grössere<br />
oder mindere Hitzegrade auszuhalten hatten, oder je nach den Materialien, aus welchen<br />
die zu verlutierenden Gerätschaften bestehen. (Gessmann 1899)<br />
Luftdichtes Verkitten alchimistischer Kolben, Retorten und Geräte. (Waltharius 1956)<br />
Verkitten und Verstreichen von Fugen an chemischen Apparaten. (Gregorius 1980)<br />
Die Apparaturen zur Destillation und für vergleichbare Zwecke abdichten. Früher wurde<br />
dazu der Lutum sapientae, der "Leim der Weisheit" benutzt, ein Sammelbegriff für<br />
spezielle klebrige Substanzen. Heute erübrigt sich dies, da man fast immer mit<br />
geschliffenen Komponenten arbeitet, die einen luftdichten Abschluss gewährleisten.<br />
(Hornfisher 1998)<br />
mazerieren , Mazeration<br />
Einen Körper bei gewöhnlicher Temperatur eine Zeitlang der Einwirkung irgend einer<br />
Flüssigkeit aussetzen. (Gessmann 1899)<br />
Die längere Zeit dauernde Einwirkung einer Flüssigkeit (Wasser, Alkohol u. a.) auf eine<br />
feste Substanz bei gewöhnlicher Temperatur. Die durch Mazerieren erhaltene Flüssigkeit<br />
heisst in der Pharmazie "kalter Aufguss". Mazerieren mit Erwärmung heisst digerieren.<br />
(Gregorius 1980)<br />
multiplizieren , Multiplicatio, Multiplikation<br />
Alchemistisch die qualitative Vermehrung, d.h. Umwandlung eines minderwertigen<br />
Stoffes in einen höheren. Mitunter auch im Sinne quantitativer Vermehrung gebraucht.<br />
(Gessmann 1899)<br />
Quantitative und qualitative Vermehrung des Lapis. (Waltharius 1956)<br />
"Vermehrung", die eintreten soll, wenn unedle Metalle durch den Lapis philosophorum<br />
(Augmentatio) in edle umgewandelt werden. Die Veredlungsprodukte sollen ihrerseits<br />
wieder weitere Mengen Edelmetalle herzustellen gestatten. (Schneider 1962)<br />
Multiplikation nannte man jenen Vorgang, durch den die Kraft des Steins so sehr<br />
vermehrt wurde, dass er das Hundert- und Tausendfache seines eigenen Gewichts an<br />
unedlem Metall transmutieren konnte, ohne jemals in seiner Kraft nachzulassen. Von<br />
daher ist auch das alchemistische Symbol des Pelikans für den Stein zu verstehen.<br />
Jahrhundertelang glaubten die Menschen nämlich, Pelikane fütterten ihre Jungen mit<br />
ihrem eigenen Blut - mit ihrer eigenen "Kraft", "aus sich selbst" also -, denn wenn die<br />
Pelikane das Futter aus ihren Futtersäcken hochwürgen, sieht es so aus, als würden sie<br />
sich die eigene Brust aufpicken. So war der Pelikan ein ideales Symbol für den Stein, der<br />
ebenfalls seine "Brut" aus seiner eigenen Substanz nährt. (Coudert 1992)<br />
Den Stein der Weisen an Menge und metallverwandelnder Kraft vermehren. (Hornfisher<br />
1998)<br />
Penetration<br />
Absolute Durchdringung des Stoffes durch einen anderen. (Waltharius)<br />
Phlegma<br />
Aqua insipida<br />
Ein unschmackhaftes Wasser. (Anonym 1755)<br />
Der Rückstand beim Destillieren. Auch was beim Destillieren zuerst in die Vorlage<br />
übergeht. (Waltharius 1956)<br />
Wässriges, oft geruch- und geschmackloses, manchmal aber auch riechendes<br />
Destillationsprodukt, das entweder vor oder nach dem übergehenden Spiritus erscheint,<br />
z. B. destilliert beim trocknen Erhitzen von Eisensulfaten zunächst ein Phlegma (aus<br />
Feuchtigkeit und Kristallwasser gebildet), ehe der Spiritus vitrioli folgt, bei der Destillation