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Schwarzbuch-Helmut-Kohl

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Männer und Frauen, meint, die außerhalb des Kanzler-Bungalows<br />

leben) so vergeßlich oder so wenig informiert sind.<br />

In Wahrheit war von den Ereignissen in der DDR im Herbst<br />

1989 niemand so sehr überrascht worden wie die <strong>Kohl</strong>-Regierung,<br />

die dann allerdings die sich ihr so unverhofft bietende<br />

Chance eiligst ergriff. Innerhalb weniger Wochen waren die<br />

mutigen Frauen und Männer, die das Honecker-Regime gestürzt<br />

hatten, rücksichtslos vom Platz gedrängt und durch eine<br />

von Bonn aus an immer kürzerer Leine gehaltene Übergangsregierung<br />

ersetzt worden. Mit Versprechungen <strong>Kohl</strong>s, der DDR<br />

ein unverzügliches Wirtschaftswunder zu bescheren und ihr<br />

durch reichen DM-Segen den Einzug ins Paradies der freien<br />

Marktwirtschaft zur reinen Lustpartie werden zu lassen, wurden<br />

die Volkskammerwahlen vom 18. März 1990 zu einem<br />

Triumph jener Blockparteien, die vierzig Jahre lang von der<br />

SED ausgehalten worden waren und nun ihr Heil bei <strong>Kohl</strong><br />

& Co sahen.<br />

Damit war der Weg frei für den Einzug des Großen Geldes in<br />

die DDR und deren eilige Vereinnahmung. Aber der versprochene<br />

reiche und sofortige Segen blieb natürlich aus. Vielmehr<br />

mußte die Regierung <strong>Helmut</strong> <strong>Kohl</strong>s, so sehr sie dies auch zu<br />

vertuschen suchte, zunächst einmal für einen drastischen Sozialabbau<br />

sorgen, denn natürlich waren und sind die Herren<br />

des Großen Geldes vorrangig daran interessiert, Profit zu<br />

machen, und dabei ist all das, was sie »Sozialklimbim« zu nennen<br />

belieben, nur hinderlich.<br />

So mußte die Regierung <strong>Kohl</strong> jetzt eine wahre Sisyphusarbeit<br />

leisten - zum einen rasch alles beseitigen, was ihren Auftraggebern<br />

lästig ist, vom Kündigungsschutz über das Aussperrungsverbot<br />

und das bezahlte Babyjahrbis zum letzten betrieblichen<br />

Kinderhort; zum anderen ein immer schnelleres Tempo<br />

einschlagen, um Fakten zu schaffen, bevor sich diejenigen, die<br />

dabei auf der Strecke bleiben mußten, über die unvermeidlichen<br />

katastrophalen Folgen der hastigen Vereinnahmung klarwerden<br />

konnten.<br />

So hieß es denn für <strong>Helmut</strong> <strong>Kohl</strong> und seine Ministerriege:<br />

immer neue Ausreden erfinden und Beschwichtigungen verbreiten,<br />

beispielsweise behaupten, daß niemand im Lande zu<br />

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