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Zahlte die weltweit überaus erfolgreich agierende Siemens AG<br />
1992/93 noch 371 Millionen Mark Gewinnsteuern, bekam der<br />
Fiskus 1994/95 keine Mark mehr. Und das alles ganz legal<br />
unter der Obhut einer Regierung, die zwar ein immer lauteres<br />
Lamento über die leider so leeren Kassen des Staates anstimmt,<br />
aber nichts unternimmt, um die Überschuldung wenigstens<br />
in Grenzen zu halten. Im Gegenteil: Die Superreichen<br />
der Republik, die sich ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen<br />
immer häufiger und immer geschickter entziehen, werden<br />
hofiert und umworben, während ganze Bevölkerungsschichten<br />
sich in ihrer Existenz unmittelbar bedroht fühlen und der Mittelstand,<br />
jener oft unterschätzte Kitt einer demokratisch funktionierenden<br />
Gesellschaft, an akuter Schwindsucht leidet.<br />
All das geschieht unter Assistenz einer kleinen Klientelpartei<br />
namens F.D.P., die sich konsequent nach der Methode<br />
»Nehmt, was ihr kriegen könnt«, von einer Partei der Besserverdienenden<br />
zum Anwalt der Besserkassierenden entwickelt hat.<br />
Obwohl politisch seit geraumer Zeit nichts mehr geht, klammern<br />
sich die Regierungskoalitionäre mit der Verzweiflung<br />
angeschlagener Boxer an die verbliebene Macht, auf die Vergeßlichkeit<br />
und Resignation des müde gewordenen Wahlvolkes<br />
vertrauend.<br />
Bernt Engelmann hat das System <strong>Kohl</strong> schon früh präzise<br />
analysiert und in seinen Konsequenzen überzeugend dargestellt.<br />
Deshalb ist die Neuauflage seines anläßlich des Bundestagswahlkampfes<br />
1994 erschienenen Buches von bedrückender<br />
Aktualität. Mögen auch wenige Zahlen inzwischen überholt<br />
sein, so hat Engelmanns Beschreibung einer verhängnisvollen<br />
Politik der nun schon ganze 15 Jahre währenden Ära <strong>Kohl</strong><br />
nichts an Wirksamkeit eingebüßt. Andeutungen sind dagegen<br />
inzwischen zur Gewißheit geworden, Warnungen von der Wirklichkeit<br />
eingeholt.<br />
Engelmann weist in seinem <strong>Schwarzbuch</strong> nach, daß der<br />
Scherbenhaufen <strong>Kohl</strong>scher Politik nicht der in langen Amtsjahren<br />
schicksalhaften Häufung widriger Umstände geschuldet ist,<br />
sondern Folge einer systematisch betriebenen Interessenpolitik<br />
zugunsten der Reichen und zum Nachteil der immer größer<br />
werdenden Schar Armer und Bedürftiger. Als Ergebnis dieser<br />
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