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Seite 4 www.kikerikizeitung.at<br />
Ausgabe Nov./Dez. <strong>2015</strong><br />
Meine Freunde<br />
Meine Freunde, die textlosen Gebete!<br />
Beten ist eines der Dinge, die man<br />
nicht lernen kann, denn entweder<br />
man kann`s oder eben nicht. Es gibt<br />
zwar etliche Anleitungen dazu und<br />
jede Menge schöne Worte und Zitate,<br />
aber es nützt alles nichts, wenn<br />
man in der Stille seines Herzens Gott<br />
nicht hören kann.<br />
Hand aufs Herz: wer von uns betet,<br />
oder besser gefragt: wer kann schon<br />
beten? Es ist ja ein Riesenunterschied, ob man etwas einfach<br />
gedankenlos herunterleiert oder aber sich mit den Gedanken<br />
des Gebetes so intensiv beschäftigt, dass man daraus eine<br />
innere Kraft schöpfen kann. So gesehen gibt es sicher nur<br />
wenige Menschen, die wirklich beten können!<br />
Und trotzdem bin ich der Meinung, dass sehr viele Menschen<br />
beten, ihnen das aber nicht bewusst ist. Das passiert<br />
immer dann, wenn wir vor einem Naturphänomen, vor einer<br />
wunderbaren Landschaft stehen und wir vor Ehrfurcht<br />
überwältigt werden, wo uns „der Mund offen bleibt“ und wir<br />
einfach sprachlos sind! Genau in diesem Moment, wenn wir<br />
uns von der Natur überwältigt fühlen, beten wir, denn da<br />
wird uns innerlich bewusst, dass nur ein „höheres Wesen“ so<br />
etwas Gewaltiges schaffen kann.<br />
Da verehren und preisen wir die Natur, die ja nichts anderes<br />
ist als Gott! Diese Bewunderung ist nichts anderes als ein<br />
textloses Gebet. Manches Mal überzieht uns bei diesen textlosen<br />
Gebeten eine „Ganserlhaut“ und manches Mal muss<br />
man sich vor lauter Demut niedersetzen. Man sagt dann ja<br />
dann auch „da setzt dich nieder!“ Für uns ist das deshalb<br />
schwer zugänglich, weil wir bei allem, was passiert, immer<br />
nach dem Zweck der Dinge fragen und wer immer nach dem<br />
Zweck der Dinge fragt, der wird ihre Schönheit nie entdecken!<br />
die Welt das Göttliche widerstandslos annimmt, denn sie<br />
verharrt in Sünde und Unwissenheit. Wie könnte sie da das<br />
Himmlische annehmen? Eine mögliche Antwort darauf weiß<br />
Hehaka Sapan (Black Elk), ein Lakota-Indianer: „Die Vögel<br />
verlassen die Erde mit ihren Flügeln. Auch die Menschen<br />
können die Erde verlassen, zwar nicht mit Flügeln, aber mit<br />
ihrem Geist.“ Genau das passiert, wenn wir Menschen „textlos<br />
beten“!<br />
Das „textlose Beten“ passiert uns auch, wenn wir von<br />
„Menschlichkeit“ überwältigt werden, wenn einem Gutes<br />
widerfährt. Auch dann verspüren wir diese „Ganserlhaut.“<br />
Das passiert in zwischenmenschlichen Beziehungen sehr<br />
häufig, aber auch, wenn wir von Menschen mit persönlicher<br />
Hochachtung behandelt werden oder wir selber vor Menschen<br />
stehen, die besondere Hochachtung verdienen. In diesen<br />
Momenten verspüren wir tiefe Demut.<br />
Im Buch „Der Mönch in mir“ von Heinz Nußbaumer ist über<br />
die Demut zu lesen: „Für die Mönche führt der Weg zum<br />
Licht über die Demut. Alles steht und fällt mit der Demut,<br />
doch der Kampf gegen den Dämon des Stolzes ist – gemeinsam<br />
mit dem Dämon des Gehorsams – der Dornenvollste.<br />
Demut setzt das Eingestehen der eigenen Grenzen, Schwächen<br />
und Schattenseiten voraus, also die freiwillige Entzauberung<br />
des Ichs. Sie erzwingt den Abschied vom Geltungsdrang,<br />
Überheblichkeit, Neid und Stolz!<br />
Franz Bergmann, Rohrbach/Lafnitz<br />
Bereits die alten Griechen erkannten, dass die Natur ein<br />
Brief Gottes an die Menschheit ist (Platon), aber gleichzeitig<br />
sollten wir in solchen Momenten auch die Predigt der<br />
Blumen, Bäume, der Kräuter, der Wasserfälle, der Sonne, ja<br />
der ganzen Natur vernehmen: sie predigen – allein durch ihr<br />
Dasein – von der Liebe Gottes!<br />
Wladimir Lermontow erkannte, dass das Göttliche nie ohne<br />
Schwierigkeiten zur Welt kommt. Es kommt nie vor, dass<br />
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Ausstellung<br />
ab 1. <strong>Dezember</strong> <strong>2015</strong><br />
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