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JESUS UND DER ISLAM

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pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong><br />

7-Teilige Dokumentationsreihe von Gérard Mordillat und Jérôme Prieur<br />

Dienstag, 8. dezember 2015 um 20.15 UHR<br />

Mittwoch, 9. dezember um 22.20 UHR<br />

Donnerstag, 10. dezember um 21.45 Uhr<br />

Kommentar zum Koran von Tabari, persisches Manuskript, 6. Jhd. der Hidschra (13. Jhd.)<br />

Foto: François Catonné © Archipel 33


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 1<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong><br />

EINE DOKUMENTATIONSREIHE VON<br />

Gérard Mordillat und Jérôme Prieur<br />

EINE Koproduktion vON ARTE France und ARCHIPEL 33<br />

Frankreich 2015, 7 x 52 MIN.<br />

Erstausstrahlung<br />

Es mag überraschen:<br />

Jesus, Gründerfigur des Christentums,<br />

ist im Koran eine herausragende Gestalt.<br />

Warum? Und wie?<br />

Diesen Fragen gehen die Autoren der Dokumentationsreihen<br />

«Corpus Christi » und «Die Geburt des Christentums», Gérard Mordillat<br />

und Jérôme Prieur, nach und analysieren mit Hilfe von 26 Wissenschaftlern<br />

aus der ganzen Welt die Entstehung des Islam.<br />

Sira von Ibn Hischam, Biographie des Propheten,<br />

Manuskript, 6. Jahrhundert der Hidschra (13. Jhd)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 2<br />

Vorwort<br />

der FILMEMACHER<br />

Die außergewöhnliche und umfangreiche<br />

Fersehdokumentation vereint<br />

zum ersten Mal die internationale<br />

Elite der Religionswissenschaftler,<br />

darunter eine Reihe renommierter<br />

Islamwissenschaftler. Gemeinsam mit<br />

ihnen untersuchen wir die Predigten<br />

Mohammeds im Koran und in den<br />

Schriften der Islamischen Literatur.<br />

Fast niemand - weder unter den<br />

Muslimen noch unter den Christen -<br />

weiß, welch bedeutende Stellung Jesus<br />

und Maria im Koran haben. Wie konnte<br />

aus dem Juden aus Galiläa, der zum<br />

Religionsgründer des Christentums wurde,<br />

Anfang des 7. Jahrhunderts unserer<br />

Zeitrechnung, «der Messias», «Sohn<br />

der Maria» im Koran und zum letzten<br />

Propheten vor Mohammed werden?<br />

Ausgehend von der minuziösen Analyse<br />

jedes einzelnen Wortes der Verse<br />

157 und 158 der Koransure 4, die von<br />

der «scheinbaren» Kreuzigung Jesu<br />

berichten, erörtert die Dokumentationsreihe<br />

nach und nach alle Fragen,<br />

die diese beiden Verse sowohl in<br />

theologischer, als auch in literarischer<br />

und historischer Hinsicht aufwerfen.<br />

Die Dokumentationsreihe arbeitet<br />

die Gemeinsamkeiten der drei großen<br />

monotheistischen Religionen heraus<br />

und zeigt die Kontinuität ihrer Entwicklung<br />

vom Judentum Moses’ über<br />

Kommentar zum Koran von Tabari,<br />

persisches Manuskript,<br />

6. Jahrhundert der Hidschra (13. Jhd.)


pressemappe<br />

pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 3<br />

das Christentum Jesu auf. Sie befasst<br />

sich mit der Entstehung des Islam in<br />

einer heidnischen Region, die seinerzeit<br />

stark von biblischen Einflüssen und<br />

den christlichen Gemeinden Syriens<br />

geprägt war.<br />

Wie auch in unseren vorherigen Dokumentationsreihen<br />

betrachten wir die<br />

Textquellen als einzig verlässliche<br />

Zeitzeugen. Dies ist der Grund,<br />

warum wir uns bei unserer Analyse<br />

ausschließlich auf diese stützen.<br />

Die kritische Auseinandersetzung mit<br />

den Schriften und mit der Geschichte<br />

verlangt vor allem den Wissenschaftlern<br />

Islamischer Tradition Mut ab, wenn<br />

es darum geht, Glaubensinhalte von<br />

historischen Fakten zu trennen. Wie<br />

die abendländischen Forscher mussten<br />

sie die Texte in einen größeren Kontext<br />

einordnen. Dazu mussten dogmatische<br />

Ansätze und falsche Gewissheiten über<br />

Bord geworfen werden. Denn wie<br />

bei der Bibelexegese gibt es auch hier<br />

keine definitiven Antworten, sondern<br />

lediglich Fragen, die den Reflexionsprozess<br />

vorantreiben. Manche Hypothesen<br />

führen zu einem Konsens, während<br />

andere kontrovers, manchmal sogar<br />

polemisch diskutiert werden. Denn<br />

zwischen den gängigen Vorstellungen<br />

über den Islam und den Erkenntnissen<br />

der Wissenschaft besteht manchmal eine<br />

tiefe Kluft.<br />

Gérard Mordillat - Jérôme Prieur<br />

Kommentar zum Koran von Tabari,<br />

persisches Manuskript,<br />

6. Jahrhundert der Hidschra (13. Jhd.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 4<br />

Dienstag, 8. Dezemberum<br />

Um 20.15 Uhr<br />

FOLGE 1<br />

DIE KREUZIGUNG<br />

IM KORAN<br />

Die Verse 157 und<br />

158 der Koransure<br />

4 handeln von der<br />

Kreuzigung Jesu,<br />

die hier jedoch ganz<br />

anders dargestellt<br />

wird als in der<br />

christlichen Tradition:<br />

Dem Text<br />

zufolge schien es<br />

allen Zeugen der<br />

Kreuzigung nur so,<br />

als sei Jesus getötet<br />

worden. Waren<br />

somit alle, die der<br />

Szene beiwohnten,<br />

einer Illusion erlegen?<br />

Wurde jemand<br />

anderes an Jesu<br />

Stelle gekreuzigt?<br />

Ist Jesus wirklich<br />

am Kreuz gestorben?<br />

FOLGE 2<br />

DIE LEUTE<br />

DES BUCHES<br />

In der 4. Sure des<br />

Koran erheben «die<br />

Leute des Buches»,<br />

wie in diesem Fall<br />

die Juden in Medina<br />

genannt werden,<br />

den Anspruch, für<br />

den Tod Jesu verantwortlich<br />

zu sein.<br />

Entgegen den<br />

historischen Tatsachen<br />

bezichtigen<br />

sie sich, den Messias<br />

gekreuzigt zu haben.<br />

Warum dieser<br />

Widerspruch, warum<br />

diese Selbstbeschuldigung?<br />

Warum<br />

ist der Koran<br />

der biblischen Überlieferung<br />

gegenüber<br />

einmal treu und an<br />

anderer Stelle polemisch?<br />

Folge 3<br />

<strong>DER</strong> SOHN<br />

MARIAS<br />

Der Koran gesteht<br />

Maria große Bedeutung<br />

zu: Sie ist die<br />

einzige Frau, die<br />

mit Namen genannt<br />

wird. Warum wird<br />

Jesus im Koran<br />

systematisch als<br />

«Sohn Marias»<br />

bezeichnet? Welche<br />

Folgen hat diese<br />

Bezeichnung, die<br />

die «gewaltige<br />

Verleumdung»<br />

abzulösen scheint,<br />

derer Maria Opfer<br />

wurde? Und warum<br />

wird Maria<br />

als Aarons und<br />

Moses’ Schwester<br />

angesehen, obwohl<br />

diese mehr als ein<br />

Jahrtausend vorher<br />

lebten?<br />

Sira von Ibn Hischam, Biographie des Propheten,<br />

Manuskript, 6. Jahrhundert der Hidschra (13. Jhd.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 5<br />

MITTwoch, 9. DezEMBEr<br />

Um 22.20 Uhr<br />

Donnerstag, 10. DezEMBER<br />

Um 21.45 Uhr<br />

FOLGE 4<br />

DAS eXIL<br />

DES PROPHETEN<br />

Der Koran geizt<br />

nicht mit Auskünften<br />

über Jesus, die<br />

Person Mohammeds<br />

hingegen bleibt<br />

schwer fassbar. Über<br />

Mohammed verliert<br />

der Koran erstaunlich<br />

wenig Worte.<br />

Welche Berichte<br />

über Mohammed<br />

sind historisch<br />

belegt? Erklären<br />

seine Aufrufe zum<br />

Monotheismus sowie<br />

seine Ankündigungen<br />

der Endzeit<br />

und des Jüngsten<br />

Gerichts, dass er von<br />

Mekka nach Medina<br />

zog? Warum markiert<br />

dieses Ereignis,<br />

die sogenannte<br />

Hidschra, den Beginn<br />

der Islamischen<br />

Zeitrechnung?<br />

Ermöglicht es<br />

die Unterscheidung<br />

zwischen mekkanischen<br />

Suren - denen,<br />

die in Mekka offenbart<br />

wurden - und<br />

medinesischen Suren<br />

- jenen, die in Medina<br />

offenbart wurden?<br />

Ist es möglich,<br />

die Entstehung und<br />

Abfolge der Koransuren<br />

chronologisch<br />

zu rekonstruieren?<br />

FOLGE 5<br />

MOHAMMED<br />

<strong>UND</strong> DIE BIBEL<br />

Der Koran nimmt<br />

vielfach Bezug auf<br />

den Tanach sowie<br />

auf christliche Schriften,<br />

insbesondere<br />

die apokryphen<br />

Evangelien. Woher<br />

bezog Mohammed<br />

dieses Wissen? Woher<br />

kamen seine Bibelkenntnisse?<br />

Hatte<br />

er möglicherweise<br />

einen oder mehrere<br />

Informanten, wie es<br />

der Koran nahelegt?<br />

Die muslimische Tradition<br />

betont, dass<br />

der Islam aus einem<br />

heidnischen Kontext<br />

hervorgegangen<br />

ist, doch deutet die<br />

Erwähnung Jesu im<br />

Koran nicht auch auf<br />

jüdisch-christliche<br />

Einflüsse hin?<br />

FOLGE 6<br />

DIE RELIGION<br />

ABRAHAMS<br />

Wollte Mohammed<br />

eine neue Religion<br />

gründen? Warum<br />

gilt der Islam als<br />

Religion Abrahams?<br />

Warum situiert sich<br />

Mohammed in der<br />

langen Reihe der<br />

Propheten gleich<br />

nach Jesus? Stehen<br />

die Namen von<br />

Mohammed und<br />

Jesus deshalb beide<br />

auf dem Felsendom<br />

in Jerusalem?<br />

Warum wurde der<br />

Islam als häretische<br />

Strömung<br />

des Christentums<br />

betrachtet?<br />

FOLGE 7<br />

DAS BUCH<br />

DES <strong>ISLAM</strong><br />

Im Koran wird<br />

Mohammed<br />

als Analphabet<br />

vorgestellt, als<br />

alleiniger Überbringer<br />

der unverfälschten,<br />

göttlichen<br />

Botschaft des<br />

Erzengels Gabriel.<br />

Wie aber wurde der<br />

Text dann verfasst?<br />

Wie vollzog sich<br />

der Schritt von der<br />

mündlichen Überlieferung<br />

zur schriftlichen<br />

Aufzeichnung?<br />

Wie kann<br />

Mohammed also<br />

als Autor des Koran<br />

betrachtet werden?<br />

Sira von Ibn Hischam, Biographie des Propheten,<br />

Manuskript, 6. Jahrhundert der Hidschra (13. Jhd.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 6<br />

Stabliste<br />

Buch und Regie .................. Gérard Mordillat und Jérôme Prieur<br />

Produzent ............................. Denis Freyd<br />

Eine Koproduktion ............. ARCHIPEL 33<br />

ARTE France<br />

Unité Société et Culture<br />

Martine Saada<br />

Beratung<br />

Bernard Comment<br />

Redakteur ARTE France<br />

Mark Edwards<br />

Redakteur ARTE G.E.I.E.<br />

Prof. Peter Gottschalk<br />

Kamera.................................... Paco Wiser, François Catonné a.f.c.<br />

Ton ........................................... Frédi Loth<br />

Manuela Morgaine<br />

Schnitt..................................... Sophie Rouffio<br />

Regieassistenz ..................... Roy Arida<br />

Schnittassistenz .................. Jérémie Rouffio<br />

Produktionsleitung ............ Aude Cathelin, Fatma Tarhouni<br />

Postproduktionsleitung ....... Véronique Troyas<br />

Mit den Stimmen von........ Nina Hoss und Hansi Jochmann<br />

Übersetzung.......................... Claudia Preuschoft<br />

Künstlerische Beratung..... Agnes Karow<br />

Wissenschaftliche<br />

Beratung................................. Dr. Ines Weinrich<br />

................................................... Prof. Holger Zellentin<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

des Centre national de la cinématographie et de l’image animée<br />

von Procirep und Angoa und<br />

der Bibliothèque nationale de France<br />

et de la Bibliothèque municipale de Lyon<br />

Koran, Manuskript,<br />

1. Jahrhundert der Hidschra (7.-8. Jhd.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 7<br />

DIE WISSENSCHAFTLER<br />

Aziz Al-Azmeh<br />

Central European University,<br />

Budapest, Ungarn<br />

Mohammad Ali Amir-Moezzi<br />

École Pratique des Hautes Études,<br />

Paris, Frankreich<br />

Mehdi Azaiez<br />

Theologische Fakultät und Institut für<br />

Religionswissenschaften, KU Leuven, Belgien<br />

Dominique Cerbelaud<br />

Abtei Boscodon, Frankreich<br />

Jacqueline Chabbi<br />

Université Paris VIII, France<br />

Abdelmajid Charfi<br />

Universität Manouba, Tunesien<br />

Patricia Crone<br />

Institute for Advanced Study, Princeton, USA<br />

François Déroche<br />

Collège de France, Paris<br />

Hichem Djaït<br />

Kunst- und Wissenschaftsakademie Beit al-<br />

Hikma,<br />

Karthago, Tunesien<br />

Guillaume Dye<br />

Freie Universität, Brüssel, Belgien<br />

Emran El-Badawi<br />

University of Houston, USA<br />

Claude Gilliot<br />

Université d’Aix-Marseille, Frankreich<br />

Sidney H. Griffith<br />

The Catholic University of America,<br />

Washington, USA<br />

Asma Hilali<br />

The Institute of Ismaili Studies, London, UK<br />

Frédéric Imbert<br />

Université d’Aix-Marseille, Frankreich<br />

David Kiltz<br />

Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />

Wissenschaften, Deutschland<br />

Yousef Kouriyhe<br />

Freie Universität Berlin, Deutschland<br />

Michael Marx<br />

Berlin-Brandenburgische Akademie der<br />

Wissenschaften, Deutschland<br />

Suleiman Ali Mourad<br />

Smith College, Northampton, USA<br />

Angelika Neuwirth<br />

Freie Universität Berlin, Deutschland<br />

François-Xavier Pons<br />

EEChO, Civilisations proches-orientales,<br />

Frankreich<br />

Gabriel Said Reynolds<br />

University of Notre Dame, USA<br />

Christian Julien Robin<br />

CNRS, Akademie der Inschriften und Literatur,<br />

Paris, Frankreich<br />

Guy Stroumsa<br />

Hebrew University of Jerusalem,<br />

Israel & University of Oxford, UK<br />

Shawkat M. Toorawa<br />

Cornell University, Ithaca, USA<br />

Holger Zellentin<br />

The University of Nottingham, UK<br />

Manuskript, 9. Jahrhundert der Hidschra, Iran (16. Jhd.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 8<br />

SURE IV<br />

Vers 157 und 158<br />

Ausgangspunkt der Untersuchung von Gérard Mordillat und Jérôme Prieur zur<br />

Entstehung des Islam sind die Verse 157 und 158 der Koransure 4. Sie werden immer<br />

wieder in arabischer Sprache zitiert. Zum besseren Verständnis finden Sie hier zwei<br />

Übersetzungsvarianten dieser beiden Verse:<br />

Hartmut Bobzin<br />

Der Koran. Aus dem Arabischen<br />

neu Übertragen von Hartmut<br />

Bobzin unter Mitarbeit von<br />

Katharina Bobzin<br />

(CH Beck 2010)<br />

(157) ...und weil sie sprachen: «Wir<br />

haben Christus Jesus, den Sohn Marias,<br />

den Gesandten Gottes, getötet!» Aber<br />

sie haben ihn nicht getötet und haben<br />

ihn auch nicht gekreuzigt. Sondern es<br />

kam ihnen nur so vor. Siehe, jene, die<br />

darüber uneins sind, sind wahrlich über<br />

ihn im Zweifel. Kein Wissen haben sie<br />

darüber, nur der Vermutung folgen sie.<br />

Sie haben ihn nicht getötet, mit Gewissheit<br />

nicht, (158) vielmehr hat Gott ihn<br />

hin zu sich erhoben. Gott ist mächtig,<br />

weise.<br />

RUDI PARET<br />

Der Koran<br />

(Kohlhammer 2007)<br />

(157) ...und (weil sie) sagten: «Wir haben<br />

Christus Jesus, den Sohn der Maria und<br />

Gesandten Gottes, getötet.» - Aber sie<br />

haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet<br />

und (auch) nicht gekreuzigt. Vielmehr<br />

erschien ihnen (ein anderer) ähnlich<br />

(so daß sie ihn mit Jesus verwechselten<br />

und töteten). Und diejenigen, die über<br />

ihn (oder: darüber) uneins sind, sind im<br />

Zweifel über ihn (oder: darüber). Sie<br />

haben kein Wissen über ihn (oder: darüber)<br />

gehen vielmehr Vermutungen nach. Und<br />

sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet<br />

(d.h. sie können nicht mit Gewißheit sagen,<br />

daß sie ihn getötet haben).<br />

(158) Nein, Gott hat ihn zu sich (in den<br />

Himmel) erhoben. Gott ist mächtig und<br />

weise.<br />

Koran, Manuskript, 8. Jahrhundert der Hidschra,<br />

Spanien oder Maghreb (15. Jh.)


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 9<br />

EIN GESPRÄCH mit<br />

GÉRARD MORDILLAT <strong>UND</strong> JERÔME PRIEUR<br />

ZU IHRER NEUEN DOKUMENTATIONSREIHE<br />

konkreten Fall um die Verse 157 und 158 der<br />

Koransure 4. Diese Aufgabe erfordert ganz<br />

spezielle Fähigkeiten. Und es musste eine<br />

gemeinsame Wellenlänge da sein. Das heißt<br />

nicht, dass man zwangsläufig der gleichen<br />

Meinung sein sollte, nein, aber man sollte<br />

während der Dreharbeiten gemeinsam diskutieren<br />

können.<br />

Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Projekt<br />

über Jesus und den Islam gekommen?<br />

G.M. : Wer sich eingehender mit dem Koran<br />

beschäftigt, wird zu seiner Überraschung<br />

feststellen, dass Jesus darin nicht nur<br />

erwähnt wird, wie die meisten von uns ja<br />

mehr oder weniger wissen, sondern einen<br />

sehr großen Raum einnimmt. Das war für uns<br />

eine Überraschung, als wir vor nunmehr fast<br />

vier Jahren mit den Vorbereitungen zu dieser<br />

Reihe begannen.<br />

J.P. : In den letzten Jahren wurden wir ständig<br />

gefragt: «Wann beschäftigt ihr euch mit<br />

dem Koran?» Und wieder gab uns die Figur<br />

Jesus den Anstoß. Sie war der Grund für uns,<br />

eingehender zu recherchieren. Und zwar<br />

nicht zum Islam selbst – die Reihe sollte sich<br />

ja nicht um die Vielfalt des Islam drehen, das<br />

wäre ein völlig übertriebenes Vorhaben<br />

gewesen – sondern zur Entstehung des Islam,<br />

wobei wir uns sehr eng an den Wortlaut<br />

des Koran hielten.<br />

Wie haben Sie Ihre Gesprächspartner ausgewählt?<br />

G.M. : Zunächst einmal haben wir sehr viel<br />

gelesen. Anschließend haben wir mit den<br />

Forschern persönlich gesprochen und dabei<br />

versucht, einzuschätzen, inwiefern unsere<br />

Gesprächspartner der höchst sensiblen<br />

Aufgabe gewachsen waren, laut zu denken.<br />

Sie sollten schließlich keine Vorlesung halten,<br />

sondern anhand einiger Worte, die wir den<br />

Forschern vorlegten, eigene Gedanken entwickeln<br />

und formulieren. Dabei ging es im<br />

J.P. : Heute stehen sich in der Koranwissenschaft<br />

zwei Gruppen fast unversöhnlich gegenüber:<br />

die Traditionalisten und die seltsamerweise<br />

sogenannten «Revisionisten». Mit<br />

diesem irreführenden Begriff werden vor allem<br />

Islamforscher der amerikanischen Schule<br />

bezeichnet, die der Auffassung sind, dass<br />

sich die Geschichte des Koran nicht<br />

ausschließlich aus indigener Perspektive<br />

verstehen lässt. Unter diesen Forschern findet<br />

man einige der intelligentesten Köpfe,<br />

die sich nicht mit populärwissenschaftlichen<br />

Erläuterungen zufrieden geben und die intellektuelle<br />

Debatte bereichern.<br />

G.M. : Es war uns wichtig, dass unsere Gesprächspartner<br />

aus der ganzen Welt stammen.<br />

Wir wollten damit verdeutlichen, dass<br />

die Islamwissenschaft nicht nur auf einem<br />

Kontinent, sondern überall auf der Welt betrieben<br />

wird. Diese Reichweite wiederum<br />

sollte und musste sich in unseren Augen in<br />

der Stimmenvielfalt widerspiegeln. Darauf<br />

haben wir großen Wert gelegt. Zumal sich<br />

durch die Gegenüberstellung von Sprachen<br />

viele interessante Aspekte ergeben. Deshalb<br />

war es auch beim Schnitt wichtig, das richtige<br />

Gleichgewicht zwischen den einzelnen Sprachen<br />

zu finden.<br />

J.P. : Anders als wir zunächst vermuteten -<br />

denn anfangs waren wir ja vergleichsweise<br />

unwissend - fanden wir uns vor vier Jahren,<br />

als wir mit dem Projekt begannen, in einer<br />

Art «Goldenem Zeitalter» wieder, was die<br />

Reflexion über den Koran und die Ursprünge<br />

des Islam angeht. Zur Zeit gibt es einige<br />

hochbegabte Senior-Wissenschaftler, die<br />

schon seit vielen Jahren tonangebend sind.<br />

Doch es gibt mittlerweile in der ganzen Welt<br />

auch eine Reihe junger Forscher, die sich<br />

dem Thema mit einer absolut faszinierenden<br />

intellektuellen Verve nähern. Unter ihnen<br />

gibt es - wenn man dies mit den Experten<br />

des Christentums vergleicht - viele Frauen.


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 10<br />

G. M.: Da ist eine ganze Generation junger<br />

Forscher und Historiker am Werk. Einige<br />

von ihnen kommen selbst aus der muslimischen<br />

Kultur, sind vielleicht sogar bekennende<br />

Muslime, das weiß ich nicht genau.<br />

Der Islam leidet sehr darunter, dass er<br />

sich ohne jede Kritik entwickelt und seine<br />

Perspektive deshalb nicht erweitert hat. Die<br />

textkritische oder historisch-kritische Arbeit<br />

– die im Übrigen nicht das Geringste mit<br />

Glaubensfragen zu tun hat – erfordert, dass<br />

man den Koran wie einen herkömmlichen<br />

Text liest und dann versucht die historischen<br />

Umstände zu erforschen und zu verstehen,<br />

die zur Entstehung dieses Textes geführt<br />

haben.<br />

Welcher dokumentarischen Hilfsmittel<br />

bedienen Sie sich?<br />

J. P.: Als wir vor 20 Jahren mit «Corpus<br />

Christi» unsere gemeinsame Arbeit über Religion<br />

begannen, beschlossen wir auf alles zu<br />

verzichten, was mit Illustrationen und bildhaften<br />

Darstellungen zu tun hat, und uns<br />

ausschließlich auf die Reflexion, das Wort<br />

und die Porträtierkunst zu beschränken. Wir<br />

interessieren uns beide sehr dafür, Forscher<br />

aus der ganzen Welt zu filmen und erschaffen<br />

so eine Art imaginäre Gemeinschaft, die<br />

nur in unseren Filmen existiert. Dabei gehen<br />

wir so vor, dass wir alle Forscher nach einem<br />

gemeinsam entwickelten, vorab festgelegten<br />

Raster befragen, um ein und dieselbe Fragestellung<br />

auf möglichst unterschiedliche<br />

Art und Weise und aus möglichst unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln beleuchten zu<br />

können.<br />

G. M.: Von dem Moment an, als wir die Verse<br />

157 und 158 der 4. Koransure als Forschungsobjekt<br />

festgelegt hatten, wurden die Dinge<br />

klarer. Wir analysierten jedes einzelne Wort<br />

und konnten so das Ganze steuern. So wird<br />

der Name Jesu in dieser Sure auf eine bestimmte<br />

Weise geschrieben, obwohl man<br />

meinen könnte, dass er ganz anders geschrieben<br />

werden müsse. Warum? Jedes einzelne<br />

Wort war wichtig und ermöglichte die<br />

Entwicklung eines neuen Gedankengangs.<br />

Und genau das haben wir mit den Forschern<br />

gemacht. Wir haben versucht, sie dazu zu<br />

bewegen, laut über den Text und nur über<br />

den Text nachzudenken, und zwar so ausführlich<br />

wie möglich. Wenn ich sage nur über<br />

den Text meine ich damit nicht nur den Koran,<br />

sondern auch andere Texte. Denn natürlich<br />

muss man die Spur zu späteren muslimischen<br />

Texten verfolgen bzw. in der christlichen Literatur<br />

und in den Apokryphen forschen, um<br />

Vergleichselemente zu finden, die helfen, die<br />

Entstehung des Ganzen besser zu verstehen.<br />

J. P.: Es ist immer faszinierend zu sehen, dass<br />

selbst bei einem vorgegebenen Gesprächsraster<br />

jeder Dreh eine gewisse Spannung in<br />

sich birgt, die den vorgegebenen Rahmen<br />

zwangsläufig sprengt. Dann nehmen die<br />

Dreharbeiten den Schnitt in gewisser Weise<br />

auch vorweg. Die Geschichte, die in jedem<br />

der Filme erzählt wird, entsteht buchstäblich<br />

im Verlauf der einzelnen Gespräche. Je nachdem,<br />

welche Antworten man erhält, kann<br />

man bei den Dreharbeiten sehr viel weiter<br />

gehen, als man zuvor gedacht hätte. «Wer<br />

ist der Verfasser des Koran?», ist beispielsweise<br />

eine Frage, die die Fachwelt entzweit.<br />

Unsere Vorgehensweise ermöglicht es, den<br />

sensationslüsternen Aspekt eines Gesprächs<br />

über dieses Thema auszuklammern. Denn es<br />

handelt sich nicht einfach nur um ein Frageund-Antwort-Spiel,<br />

sondern um eine wissenschaftliche<br />

Auseinandersetzung, die die<br />

einzelnen Forscher dazu bringt, weiter zu<br />

denken, als sie vielleicht zuvor bereit waren.<br />

Wir hätten nie eine Art TV-Debatte gewollt,<br />

bei der mehrere Personen sich gemeinsam<br />

über ein Thema streiten. Als ob die Summe<br />

unterschiedlicher Standpunkte eine absolute<br />

Wahrheit hervorbringen könnte. Das kann<br />

nicht funktionieren, denn meistens hat derjenige<br />

das Wort, der rhetorisch am stärksten<br />

ist. Trotzdem zeigen auch unsere Filme<br />

Debatten, Diskussionen und Streitgespräche.<br />

Doch jeder Forscher erhält die Zeit, die er<br />

braucht und wird getrennt von den anderen<br />

Forschern befragt. Für jedes Gespräch nehmen<br />

wir uns etwa einen Tag Zeit.<br />

Was ist an dem Thema „Entstehung des<br />

Islam» so besonders?<br />

G. M.: Mit dieser Reihe haben wir uns natürlich<br />

eines sehr heißen Eisens angenommen.<br />

Warum? Weil der Koran dogmatisch als «unnachahmlich»<br />

gilt, er kann nur kommentiert<br />

werden. Man darf ihn nur rezitieren, sodass<br />

aus theologischer – oder sagen wir politischtheologischer<br />

– Sicht das Lesen des Koran<br />

als herkömmlichen Text und der Versuch einer<br />

textkritischen Analyse, um zu verstehen,<br />

woher der Koran oder ein bestimmter Teil<br />

davon stammt, wie er aufgebaut ist und wie<br />

sich das Ganze darstellt, aus Sicht des muslimischen<br />

Dogmas zwangsläufig als Blasphemie<br />

gedeutet wird. Aus diesem Grund ist es<br />

natürlich ein brisantes Thema, doch zugleich<br />

glaube ich, dass wir auf diese Weise genau<br />

diese Mauer des Unwissens einreißen können,<br />

die von Fundamentalisten in aller Welt immer<br />

weiter verstärkt wird. Egal ob Muslime,<br />

Katholiken, Juden oder welche Glaubensgemeinschaft<br />

auch immer – man stellt es immer<br />

so dar, als sei Intelligenz der natürliche Feind<br />

des Glaubens.


pressemappe<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong> 11<br />

J. P.: Tatsächlich liegt heutzutage über dem<br />

Koran eine Art bleierner Mantel, der es<br />

erschwert, aus historischer Sicht darüber<br />

zu sprechen. Wir ergreifen mit unserer Arbeit<br />

weder Partei für noch gegen den Islam.<br />

Unser Ziel ist nicht apologetischer Natur. Es<br />

geht uns nur darum, über die Geschichte<br />

eines Textes nachzudenken, zu verstehen,<br />

welche Bedürfnisse er erfüllt, wie er genutzt<br />

wurde, welche Einflüsse sich darin niedergeschlagen<br />

haben. Man muss stets versuchen,<br />

den Text aus seiner jeweiligen Zeit heraus zu<br />

verstehen. Es liegt uns fern, irgendwelche<br />

Wahrheiten zu postulieren. In dieser Serie<br />

werden – wie in den vorangehenden Serien<br />

auch – deutlich mehr Fragen aufgeworfen<br />

und Hypothesen aufgestellt als Gewissheiten<br />

verkündet: Hypothesen, die es zu prüfen<br />

gilt, Arbeitshypothesen, einander widersprechende<br />

Hypothesen, denn die befragten<br />

Forscher kommen nicht nur aus unterschiedlichen<br />

Ländern und Religionsgemeinschaften,<br />

sondern auch aus unterschiedlichen wissenschaftlichen<br />

Disziplinen und Kulturen. In<br />

dieser Serie kommen Experten für islamische<br />

Frühgeschichte, Philologen, Experten für die<br />

Geschichte des rabbinischen Judentums, Experten<br />

für die Geschichte des östlich-orthodoxen<br />

Christentums, Epigraphisten, Koranhistoriker<br />

und viele andere zu Wort.<br />

Koran, persisches Manuskript,<br />

9. Jahrhundert der Hidschra (16. Jhd.)<br />

Dank ihrer Hilfe können wir zeigen, wie reich<br />

der Text des Koran ist und was er uns über<br />

das Leben im Arabien des 7. Jahrhunderts<br />

verrät. Dass wir Filmemacher geworden sind,<br />

liegt schließlich auch daran, dass wir uns so<br />

sehr für Texte interessieren.<br />

Das Interview führte Roy Arida<br />

DIE AUTOREN<br />

<strong>UND</strong> REGISSEURE<br />

Gérard Mordillat<br />

<strong>UND</strong> Jérôme Prieur<br />

haben gemeinsam mehrere<br />

Dokumentationen realisiert:<br />

› Die wahre Geschichte von Artaud<br />

le Mômo - 1993 - 170 Min.<br />

› Corpus Christi - 1997/98 - 12 x 52 Min.<br />

› Die Geburt des Christentums<br />

2003 – 10 x 52 Min.<br />

› Die Apokalypse - 2008 - 12 x 52 Min.<br />

Gérard Mordillat und Jérôme<br />

Prieur arbeiten jedoch nicht nur als<br />

Filmemacher, sondern sind auch die<br />

Autoren verschiedener Bücher:<br />

› Corpus Christi, enquête sur les<br />

évangiles, 1997, Mille et une nuits /<br />

ARTE éditions<br />

› Jésus contre Jésus, 1999, Seuil<br />

et Points Seuil<br />

› Jésus, illustre et inconnu, 2000,<br />

Desclée de Brouwer et Albin Michel<br />

› Jésus après Jésus, essai sur l’origine<br />

du christianisme, 2004, Seuil et<br />

Points Seuil<br />

› Jésus sans Jésus, la christianisation<br />

de l’Empire romain, 2008, Seuil /<br />

ARTE éditions et Points Seuil<br />

› Jésus selon Mahomet, in Arbeit<br />

Seuil / ARTE éditions


DIE DVD ZUR DOKU-REIHE ist ab dem<br />

2. DEZEMBER 2015 im Handel Erhältlich.<br />

<strong>JESUS</strong> <strong>UND</strong> <strong>DER</strong> <strong>ISLAM</strong><br />

Sprache: Französisch, Englisch, Deutsch<br />

Preis: ca. 40 Euro<br />

In Arbeit<br />

jésus selon mahomet<br />

Ein Buch in französischer Sprache von<br />

gérard mordillat und jérôme prieur<br />

coédition ARte éditions/ le seuil<br />

280 Seiten, ca. 21 EURO<br />

Mehr zum Thema finden Sie zeitgleich zur Ausstrahlung auf INFO.ARTE.TV. Neben Hintergrundinformationen<br />

und Videos zum Thema Christentum und Islam wird dort eine Auswahl<br />

der Werke von Gérard Mordillat und Jérôme Prieur aus ihren vorherigen Dokumenationsreihen<br />

«Corpus Christi», «Die Geburt des Christentums» sowie «Die Apokalypse» zum kostenlosen<br />

Streaming bereit gestellt.<br />

arte geie<br />

4 quai du chanoine winterer<br />

67000 strasbourg<br />

PRESSEKONTAKT:<br />

Vera BERGER<br />

Vera.Berger@ARTE.TV<br />

Tel. 0033 388 14 24 18

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